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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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wenn hier eine Schwellung vorhanden ist, die der hinteren Körperhälfte dieses

Tieres gleichen soll.

4

Um schnelles und schmerzloses Zahnen bei Kindern zu erwirken, ist der

Unterkiefer eines, wenn möglich noch jungen Wolfes, an welchem noch alle

Knochen und möglichst viele Zähne sind, zu tragen. (Fig. 7 n.)

Die Farben der verschiedenen Steine werden so gewählt, daß sie mit dem

Hauptsymptom der Krankheit übereinstimmen

schwarze Perlen für Melancholie (soda

rote Korallen 2 zum Stillen der Blutungen bei Frauenkrankheiten,

weiße Perlen 3 zur Vermehrung der Milch einer Stillenden,

Blutstein

gegen Nasenbutungen,

Bernstein"’ für Gelbsucht, und in ähnlicher Weise weiter (Tafel II, Fig. 2).

c) Es ist ein alter Glaube, daß alles, was den Göttern, Halbgöttern,

Heiligen und den Dämonen gehört, in sich eine übernatürliche Kraft

berge. Deshalb werden von altersher solche Gegenstände als zauberbrechend

und heilbringend angewandt. Dieser Glaube war unter allen Orientalen verbreitet.

Auch jetzt noch werden Gegenstände, die entweder von einem heiligen

Orte herrühren (Moschee, Grab eines ueli oder eines Heiligen, hl. Baum) oder

von Reliquien (Christi Kreuz, kischrit el-cliamis etc.) genommen sind oder von

einem solchen Orte stammen, der durch den langen Aufenthalt der Seele eines

verstorbenen heiligen (frommen) Menschen geheiligt wurde, als fromme Andenken

und Amulette gebraucht. Einige Beispiele sind;

1. Die indschäsa (wörtlich übersetzt die Birne) ist eine aus dem Kehricht

der Moschee in Medina oder auch aus Erde von der Nähe dieses Heiligtums

und aus heiligem Wasser hergestellte, bimförmige Pyramide, welche in das Blut

eines der vielen Opfer eingetaucht wird. Sie ist doppelt heilig, einmal da sie

von dem größten Heiligtum, dem Grabe des Propheten herkommt, und dann,

weil das Opferblut an ihr haften soll. Die Pilger bringen diese Birne von Medina

als Andenken heim, von der zugleich ein segensreicher Einfluß und heilende Kraft

erwartet wird. Sie wird gewöhnlich über das Kopfende des Kranken gehängt. 0

2. Heilig ist auch das Brot von „seijdna esch-schSch Abu Madian 7

(Maghrebinische zäuie ),

’,

welches aus Weizen vom wakf (Kirchengut) dieses Heiligen

1

„suda“ ist für Melancholie gebraucht, von „ asuad “ schwarz, da der Kranke sich die Welt, sein

Leben etc. schwarz (trübe) vorstellt.

2 murdschrtn.

3

4

5

6

cliarzet halib genannt.

hadschar dämm.

kärib.

Die Bezeichnung „turdbe“ (s. Palästinajahrhuch VIII, 143 „Gebräuche bei den moslemischen

Heiligtümern in Palästina“ von Lic. Dr. P. Kahle) muß sehr wenig gebraucht sein, da alle

Mohammedaner, die ich darüber befragte, dieselbe nicht kannten. Diese „indschäsa hängt nur

selten in Heiligtümern, und daß man sie nur „in Heiligtümern, die von einem Kuppelbau überdacht

sind“, findet, ist fraglich. Fast jeder schlichte, fromme Mohammedaner hat eine oder

mehrere in seinem Haus. Nur eine verschwindend kleine Zahl dieser „Birnen“ werden erst in

ein Heiligtum gelegt, um dann ins eigene Haus getragen zu werden.

,.Abü Madian“ ist der Marokkaner Schu eb Abu Madian

,

einer der berühmtesten Gelehrten und

„Frommen“ der Mohammedaner. Während seines Besuches in Jerusalem errichtete er die maghrebinische

„zäuie“ (= Ecke d. h. Kloster) und soll hier ein Grab gebaut haben, wo er seine letzte Ruhe-

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