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Liebevoll pflegen Leseprobe

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Liebevoll

pflegen

2

FEBRUAR 2021

Vertrauensvolle und gesundheitliche

Unterstützung für pflegende Angehörige

„Wieso isst er bloß so schlecht?“ –

8 Gründe für ein verändertes

Ess- und Trinkverhalten

von Anna Jannes

In Ihrer häuslichen Pflege spielt die Nahrungsaufnahme eine zentrale Rolle.

Sie ist nicht nur mitentscheidend für das Wohlbefinden Ihres Angehörigen,

sondern auch für Ihr eigenes gutes Gefühl.

S. 1–7

MEIN WOHLBEFINDEN

Finden Sie anhand von

2 Mustern heraus,

ob Ihr Angehöriger

ausreichend trinkt

S. 8–9

Um uns am Leben zu erhalten, benötigt

unser Körper jede Menge Energie. Diese

nehmen wir über unsere Ernährung auf.

Nimmt eine Person nur noch wenig Nahrung

zu sich, bestehen die Risiken für eine

Mangelernährung. Dies kann schwerwiegende

Folgen mit sich bringen. Die Organe

können nicht mehr in dem Maße

funktionieren, wie sie es normalerweise

täten, und Erkrankungen sind die Folge.

Wussten Sie, dass die Gewichtsabnahme

am überlebenswichtigen Organfett

beginnt? Die Organe benötigen diesen

Schutz und Halt, aber leider ist das Fett

in Notzeiten schnell abgebaut. Deswegen

ist Ihre Sorge begründet und nur zu gut

nachvollziehbar.

PRAXISBEISPIEL: „Mein Mann hat

früher immer große Portionen gegessen.

Seit seinem vor ca. einem Jahr erlittenen

Schlaganfall hat er eh schon weniger

gegessen, und seit ungefähr einem Monat

isst er sogar davon nur noch die Hälfte.

Davon kann er doch nicht statt werden. Ich

weiß nicht, was ich falsch mache!“

In Ihrem ohnehin schon anstrengenden

Alltag können Unsicherheit und

Selbstzweifel Sie stark belasten. Vielleicht

stellen Sie sich Fragen wie:

N „Versorge ich ihn nicht richtig?“

N „Schmeckt es ihm nicht?“

N „Was mache ich bloß falsch?“

Weiter auf Seite 2

MEIN PFLEGEWISSEN

Anhand dieser Übersicht

gelingt eine richtige und

wirksame Mund- und

Zahnpflege im Alter

S. 10–11

MEIN DURCHBLICK

7 Fragen und

Antworten zu

der Schutzimpfung

gegen das Coronavirus.

Alle Mustervorlagen, Checklisten und Übersichten der Ausgabe finden Sie

in unserem Downloadbereich unter https://premium.vnr.de/

1


MEIN WOHLBEFINDEN: KÖRPERLICH UND MENTAL FIT BLEIBEN

Muster-Trinkplan: So können Sie überprüfen,

ob Ihr Pflegebedürftiger ausreichend trinkt

von Anna Jannes

Ihr Angehöriger trinkt zu wenig? Das kann schnell zu gesundheitlichen Folgen wie Verstopfung,

Muskelkrämpfen oder Kreislaufproblemen führen. Lesen Sie im Folgenden, wie es Ihnen gelingt,

dass Ihr Pflegebedürftiger ausreichend trinkt.

Falsches Trinkverhalten kann

lebensbedrohliche Zustände

hervorrufen

Während eine Unterernährung erst

nach ein paar Wochen zu deutlichen

Störungen führt, kann eine

Dehy dratation (Flüssigkeitsverlust)

bereits nach wenigen Tagen akute

Verwirrtheit und lebensbedrohliche

Zustände erzeugen. Pflegebedürftige

sollten pro Tag ca. 1,3 bis

1,5 Liter trinken. Je weniger eine

Person isst, desto mehr muss der

fehlende Flüssigkeitsanteil aus der

festen Nahrung über Getränke ausgeglichen

werden.

Diese 2 Punkte sollten Sie bei

der Flüssigkeitszufuhr beachten

1. Der Flüssigkeitsbedarf erhöht

sich unter bestimmten Voraussetzungen,

z. B. bei Hitze, Anstrengung,

Fieber, Durchfall, Erbrechen.

2. Bei bestimmten Erkrankungen

gibt der Arzt eine Höchsttrinkmenge

vor, z. B. bei Herzschwäche

oder Einschränkungen der

Nierenfunktion. Daher sollte stets

der Arzt nach der richtigen Trinkmenge

befragt werden.

Pflegebedürftige müssen vielfach

zum Trinken angeregt werden, da

sie häufig ein verringertes Durstempfinden

haben und deswegen

vergessen zu trinken. Geeignete Getränke,

um zum Trinken anzuregen,

sind:

N Trink-/Mineralwasser

N ungesüßte Kräuter- und Früchtetees

Tabelle: Formulierungen, um sich zuzuprosten

1. Stößchen!

2. Prösterchen!

3. Zum Wohl!

4. Auf uns!

5. Auf die Gesundheit!

6. Ein Hoch auf dich!

7. So jung trinken wir nie wieder zusammen!

8. Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren!

9. Auf dich!

10. Auf das Leben!

11. Auf die Liebe!

N Fruchtschorlen

N Kaffee (Hier sollten es jedoch

nicht mehr als 3–4 Tassen täglich

sein.)

Erfahren Sie nachfolgend, wie Sie

Ihren Pflegebedürftigen im Alltag

mit kleinen Tricks animieren, mehr

zu trinken.

Unterstützen Sie, indem Sie gemeinsam

miteinander anstoßen

Damit Sie Ihren Angehörigen zum

Trinken animieren, prosten Sie ihm

zu oder stoßen Sie gemeinsam an.

Ein fröhliches „Prost“ animiert zum

Trinken, schon allein deshalb, weil

man in Gesellschaft nicht unhöflich

sein möchte.

Zum Trinken einladen

Fragen Sie nicht zu oft, ob Ihr Angehöriger

etwas trinken möchte. Dies

wird er wahrscheinlich verneinen,

da er keinen Durst verspürt. Laden

Sie zum Trinken ein: „Das schmeckt

erfrischend! Probier doch mal!“ Stellen

Sie in verschiedenen Räumlichkeiten

Getränke in Gläsern oder

Bechern auf. Diese sollten auch im

Sitzen für Ihren Pflegebedürftigen

gut erreichbar sein. So wird Ihr Pflegebedürftiger

ans Trinken erinnert.

Sie können Ihren Angehörigen auch

motivieren, indem Sie ihm ein Glas/

einen Becher in die Hand geben, danach

einschenken und gemeinsam

anstoßen.

Führen Sie ein Trinkprotokoll

Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Angehöriger

immer noch nicht ausreichend

trinkt, oder wissen Sie eventuell

gar nicht, welche Trinkmenge

er zu sich nimmt, führen Sie ein

Trinkprotokoll. Tragen Sie im Trinkplan

die Mengen ein, die Ihr Angehöriger

zu sich genommen hat. So

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www.liebevoll-pflegen.org AUSGABE 2 | FEBRUAR 2021


MEIN WOHLBEFINDEN: KÖRPERLICH UND MENTAL FIT BLEIBEN

1. Muster: Fassungsvermögen Trinkgefäße und Teller

1 kleines Glas = ……. ml 1 Kaffeebecher = ……. ml 1 Kaffeetasse = …… ml 1 Suppenteller = …… ml

1 großes Glas = ……. ml 1 Weißweinglas = …… ml 1 Rotweinglas = …… ml 1 Suppenschale = …… ml

2. Muster: Trinkplan für einen Tag

Geplante Trinkmenge pro Tag: 1,3 Liter

Datum: 01.02.2021 Datum: 02.02.21

Uhr Art der Flüssigkeit ml Uhr Art der Flüssigkeit ml

08:15 Uhr Tasse Kaffee 150 ml

08:30 Uhr Glas Orangensaft 100 ml

12:30 Uhr Glas Apfelschorle 150 ml

12:30 Uhr Teller Suppe ca. 250 ml

15:00 Uhr Becher Kaffee 200 ml

16:00 Uhr Smoothie 150 ml

18:00 Uhr Tee 200 ml

Summe 1.200 ml Summe

können Sie überprüfen, in welchem

Umfang sie von den empfohlenen

1,3 bis 1,5 Litern abweichen. Isst Ihr

Pflegebedürftiger „normale“ Portionen,

nimmt er damit am Tag ca. 500

ml Flüssigkeit zu sich. Folglich sollte

er dann noch ca. 1 Liter trinken.

Um die Flüssigkeitsmengen möglichst

genau im Trinkplan notieren

zu können, sollten Sie im Vorfeld

messen, welches Fassungsvermögen

die von Ihnen verwendeten Trinkgefäße

und Teller haben. Im Folgenden

finden Sie dazu ein Muster,

um das Fassungsvermögen der

Trinkgefäße und Teller zu notieren,

sowie einen Muster-Trinkplan, um

die Trinkmengen einzutragen. Sollte

Ihr Pflegebedürftiger nicht die exakte

Trinkmenge von 1,3 bis 1,5 Litern

erreichen, ist das nicht besorgniserregend.

Allzu groß sollte die Differenz

hingegen nicht sein.

Der eine trinkt gern aus der Tasse,

der andere lieber aus einem schönen

Glas oder einem Becher. Es kann

auch sein, dass Ihr Angehöriger besonders

gern aus einem Weinglas

oder Bierkrug (Gewicht beachten)

trinkt, weil es dann für ihn etwas Besonderes

ist. Beachten Sie die Vorlieben

Ihres Pflegebedürftigen und

füllen Sie die Trinkgefäße nur zur

Hälfte. Ein volles Glas zu leeren ist

für manche Menschen eine Überforderung

und eine nicht zu bewältigende

Aufgabe. Schenken Sie lieber

noch einmal nach.

Bieten Sie Lieblingsgetränke

oder wasserreiche Speisen an

Wissen Sie, dass Ihr Pflegebedürftiger

ein Getränk besonders gern

mag, bieten Sie ihm dieses öfter

an. Fügen Sie Mineralwasser immer

einen Schuss Fruchtsaft hinzu.

So können Betroffene das Getränk

besser erkennen und sehen, dass etwas

im Glas ist. Zudem werden süße

Nahrungsmittel häufig besser angenommen,

weil sie schon in der Jugend

etwas Besonderes waren.

Um die gewünschte Trinkmenge zu

erreichen, können Sie Ihrem Angehörigen

auch wasserreiche Lebensmittel

wie z. B. Suppe, Melone,

Pfirsich, Mandarine, Tomate oder

Gurke anbieten. Ein Becher Brühe

kann Wunder bewirken, indem er

Erinnerungen an früher weckt.

FAZIT: JEDER SCHLUCK

ZÄHLT

Selbst wenn Ihr Pflegebedürftiger

nicht die empfohlene tägliche

Trinkmenge zu sich nimmt,

sollten Sie nicht resignieren. Mit

kleinen „Tricks“ schaffen Sie es,

dass Ihr Angehöriger mehr konsumiert.

Bitte bedenken Sie auch:

Bleiben Sie in Ihren Erwartungen

realistisch. Jemand, der schon immer

wenig getrunken hat, wird im

Alter nicht zum „Vieltrinker“. Hier

ist wichtig, darauf zu achten, dass

der Betroffene die ohnehin geringe

Trinkmenge nicht noch weiter

unterschreitet.

AUSGABE 2 | FEBRUAR 2021

Schreiben Sie Anna Jannes: redaktion@liebevoll-pflegen.org

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MEIN PFLEGEWISSEN: FACHLICH KORREKT HANDELN

So unterstützen Sie effizient bei der

Mund- und Zahnpflege

von Marcel Faißt

Gerade wenn Menschen körperlich auf Hilfe und Pflege angewiesen sind, wird oftmals die Mundund

Zahnpflege vernachlässigt. Das liegt vor allem daran, dass der Betroffene auch hier nicht mehr

in der Lage ist, die erforderliche Pflege allein zu bewältigen.

Als pflegendem Angehörigen kommt

Ihnen somit auch die Aufgabe zu, die

Mund- und Zahnpflege zu unterstützen

oder gar ganz zu übernehmen.

Ansonsten kann es im Mundraum

des Pflegebedürftigen zu Pflegeproblemen

kommen, die oftmals weitere

Erkrankungen nach sich ziehen und

seinen Allgemeinzustand weiter verschlechtern.

Darum ist eine gute Mund- und

Zahnpflege so wichtig

Die Mundgesundheit ist für das allgemeine

Wohlbefinden eines Menschen

unerlässlich. Schließlich ermöglichen

ein gesunder Mundinnenraum

und gesunde Zähne,

ohne Probleme zu essen, zu trinken

und zu sprechen. Haben Menschen

schlechte Zähne, ist ihnen

dies oft unangenehm und peinlich.

Das kann dazu führen, dass sie sogar

vermeiden, zu lächeln oder zu

lachen. Deswegen spielen nicht nur

funktionale Aspekte für eine gute

Mund- und Zahnpflege eine wichtige

Rolle, sondern auch kosmetische.

Zur Mundgesundheit gehören

gesunde Zähne – oder ggf. eine gut

sitzende Zahnprothese –, gesundes

Zahnfleisch und eine intakte Mundschleimhaut.

Außerdem können bestimmte

Stoffwechselerkrankungen,

zu denen beispielsweise auch die

Zuckerkrankheit (Diabetes) gehört,

bakterielle Infektionen im Mundraum

begünstigen. Wenn diese Bakterien

dann vom Mund in den Kreislauf

gelangen, kann es zu weiteren

schweren Erkrankungen bis hin zu

Lungenentzündungen oder Herz-

Kreislauf-Erkrankungen kommen.

Sie sehen: Eine gute Mund- und

Zahnpflege ist unerlässlich für die

allgemeine Gesundheit auch Ihres

Angehörigen.

Diese 3 Mund- und Zahnprobleme

treten vor allem im Alter auf

Bei älteren und pflegebedürftigen

Menschen zeigen sich oftmals die

folgenden Probleme in der Mundund

Zahngesundheit.

1.

Zahnfleisch bildet sich

zurück

Mit zunehmendem Alter

bildet sich häufig das Zahnfleisch

zurück. Somit werden die Zahnhälse

freigelegt und sind dadurch anfällig

für eine Karieserkrankung. Außerdem

schmerzen freiliegende Zahnhälse

sehr, z. B. beim Genuss kalter

oder heißer Getränke oder von Süßem.

Außerdem besteht das Risiko,

dass Zähne ohne Halt ausfallen

könnten.

2.

Schlecht sitzende Zahnprothesen

Wenn durch den Rückgang

des Zahnfleisches die Zähne gar gelockert

oder womöglich sogar ausgefallen

sind, kann eine Zahnprothese

nicht mehr sicher eingesetzt

werden. Sie sitzt dann nicht fest

und führt wiederum zu Problemen

beim Essen, möglicherweise sogar

zu Druckstellen oder Entzündungen

im Mundraum. Bitte beachten Sie:

Der Sitz einer Zahnprothese sollte

mindestens alle 6 Monate von einem

Zahnarzt kontrolliert werden. Denn

bei Zahnlosigkeit bildet sich häufig

auch der Knochen zurück und die

Zahnprothese muss ggf. unterfüttert

werden.

3.

Trockener Mundraum

Oft haben pflegebedürftige

Menschen auch einen trockenen

Mund, da sie entweder zu

wenig trinken oder aufgrund der

Einnahme bestimmter Arzneien zu

wenig Speichel produzieren. Zu wenig

Speichel führt dann zu Problemen

beim Schlucken. Außerdem

führt eine trockene Zunge zu einer

Schwächung der Abwehrkräfte, zu

Mundgeruch und zu Störungen des

Geschmackssinns. Hier bilden sich

dann häufig Pilze oder andere Beläge,

die Schmerzen sowie weitere

Entzündungen verursachen können.

Auch eine Ohrspeichelentzündung

kann die Folge sein.

Dann ist Unterstützung bei der

Mundpflege erforderlich

Wenn Ihr pflegebedürftiger Angehöriger

nur noch teilweise oder gar

nicht mehr in der Lage ist, selbst die

Mundpflege durchzuführen, benötigt

er hierbei Unterstützung. Häufig

wird dies, gerade bei einer beginnenden

Pflegebedürftigkeit, gar

nicht als akutes Erfordernis wahrgenommen.

Da der Pflegebedürftige

zunehmend Probleme mit der

Mundpflege hat, dies aber nicht zugeben

möchte, lässt er diese einfach

„unter den Tisch fallen“.

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www.liebevoll-pflegen.org AUSGABE 2 | FEBRUAR 2021


MEIN PFLEGEWISSEN: FACHLICH KORREKT HANDELN

Seien Sie aufmerksam

Achten Sie auf verschiedene Anzeichen,

die einen Hinweis geben

können, dass Ihr Angehörige die

Mund- und Zahnpflege nicht mehr

selbstständig durchführen kann. Als

Verwandte erkennen Sie das dann

z. B. an einer permanent trockenen

Zahnbürste, die offensichtlich nicht

benutzt wird, oder eben an den oben

genannten Anzeichen wie Mundgeruch,

locker sitzenden Zahnprothesen

oder rissigen Lippen. Wenn Sie

feststellen, dass Ihr Angehöriger

Hilfe bei der Mund- und Zahnpflege

benötigt, ist dies häufig aus folgenden

Ursachen der Fall:

N Er kann das Waschbecken oder

die erforderlichen Gegenstände

wie Zahnbecher und -bürste

nicht mehr ohne Hilfe erreichen.

N Er ist nicht mehr in der Lage, die

Zahnbürste selbst zu führen.

N Er kann die Prothese oder auch

andere für die Zahn- und Mundpflege

relevanten Gegenstände

nicht mehr erkennen.

N Er ist nicht mehr in der Lage, die

Abläufe der Mundpflege sicher zu

koordinieren.

So können Sie bei der Zahn- und

Mundpflege unterstützen

Sie haben jetzt erfahren, warum eine

gute Mund- und Zahnpflege gerade

auch im Alter wichtig ist. Sie ist

nicht nur förderlich für die allgemeine

Gesundheit, sondern auch für

das Wohlbefinden und somit die Lebensqualität

Ihres Angehörigen. Im

Folgenden geben wir Ihnen 3 Praxistipps

an die Hand, wie Sie Ihren

Angehörigen bei der Mund- und

Zahnpflege unterstützen können.

1.

So helfen Sie beim Zähneputzen

Das Zähneputzen ist ein elementarer

Teil der Mundpflege. Deshalb

sollten die Zähne mindestens

2-mal am Tag geputzt werden. Worauf

Sie dabei achten sollten, entnehmen

Sie der folgenden Übersicht.

Übersicht: Tipps zur Unterstützung beim Zähneputzen

Stellen Sie die Utensilien bereit, die für das Zähneputzen erforderlich sind. Dazu

gehören Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnbecher sowie ein Handtuch, gegebenenfalls

ein Lippenpflegestift sowie Einmalhandschuhe.

Waschen Sie sich selbst die Hände, bevor Sie beim Zähneputzen unterstützen.

Auch Ihr Angehöriger sollte das tun.

Helfen Sie in den Bereichen, in denen Ihr Angehöriger an seine Grenzen stößt.

Gegebenenfalls müssen Sie nur den Tubendeckel abdrehen oder die Zahnbürste

zum Mund Ihres Angehörigen führen. Alles Weitere funktioniert dann noch,

da es ja ein über die ganze Lebenszeit eingespielter Vorgang ist.

Gegebenenfalls leiten Sie beim Zähneputzen an, wenn bei Ihrem Angehörigen

demenzielle Beeinträchtigungen bestehen. Geben Sie klare Anweisungen:

„Jetzt die Zahnbürste zum Mund führen, nun mit kreisenden Bewegungen die

Zähne bürsten etc.“

Achten Sie darauf, dass Ihr Angehöriger Zahnpasta und Spüllösung wieder ausspuckt

und nicht schluckt. Machen Sie deswegen kleine Pausen zwischendurch,

sodass Ihr zu Pflegender dazu die Möglichkeit hat.

Reichen Sie nach dem Zähneputzen ein Handtuch zum Abtrocknen.

Achten Sie darauf, dass alle verwendeten Utensilien wieder gereinigt werden.

2.

So reinigen Sie die

Zunge

Wenn die Zunge trocken

und rau ist, können sich auf der

Oberfläche Keime, Bakterien und

Pilze festsetzen. Deswegen ist es ratsam,

die Zunge ebenfalls 2-mal täglich

nach dem Zähneputzen mit einem

Zungenschaber zu reinigen.

Beachten Sie dabei folgende Tipps:

N Bewegen Sie den Zungenschaber

vorsichtig vom hinteren Teil der

Zunge bis zur Zungenspitze.

N Lassen Sie Ihren pflegebedürftigen

Angehörigen anschließend

den Mund mit warmem Wasser

spülen.

3.

Halten Sie die Lippen

geschmeidig

Wie bereits oben beschrieben,

sind auch die Lippen besonders

empfindlich. Wenn es hier zur Austrocknung

kommt, können schnell

Risse entstehen, die wiederum das

Essen und Trinken, aber auch das

Sprechen negativ beeinträchtigen

können. Halten Sie so die Lippen geschmeidig:

N Nutzen Sie für die Pflege der Lippen

nach dem Zähneputzen einen

Lippenpflegestift oder eine

fetthaltige Creme. Auch hier sind

Produkte, die Oliven- oder Mandelöl

enthalten, sehr geeignet.

Die Zahnärztekammer empfiehlt

ebenso Kokosfett, das Sie im Reformhaus

bekommen.

N Wenn bereits rissige Lippen bestehen,

tragen Sie in Rücksprache

mit dem Arzt mehrfach täglich

eine heilende Creme auf, wie z. B.

Panthenolsalbe.

FAZIT: ACHTEN SIE AUF EINE

GUTE MUND- UND ZAHN-

PFLEGE

Sie sehen: Mit einfachen Mitteln

können Sie dazu beitragen, dass

auch bei einer bestehenden Hilfe-

und Pflegebedürftigkeit ein

gesunder Mundraum erhalten

bleibt. Damit schaffen Sie eine

wichtige Grundlage dafür, dass Ihr

Angehöriger nach wie vor gern

isst und ohne Probleme sprechen

kann.

AUSGABE 2 | FEBRUAR 2021

Schreiben Sie Marcel Faißt: redaktion@liebevoll-pflegen.org

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MEIN DURCHBLICK: OPTIMAL ORGANISIEREN

Impfung gegen das Coronavirus – hier finden Sie

Antworten auf die 7 drängendsten Fragen

von Judith Barth

Das Coronavirus macht uns allen nach wie vor Sorgen: Die Angst, den Pflegebedürftigen anzustecken,

ist groß, und auch die Angst, selbst zu erkranken und als Pflege- und Bezugsperson auszufallen,

ist allgegenwärtig. Aber: Es gibt Hoffnung. Die Impfkampagne hat begonnen.

Das sind gute Nachrichten! Doch

der Impfstart wirft auch eine Vielzahl

von Fragen auf. Die 7 häufigsten

aus meiner Beratungspraxis habe ich

Ihnen hier zusammengestellt.

Frage 1: „Wer wird als Erstes geimpft?“

Antwort: Nach der Impfverordnung

des Bundes werden als Erstes die besonders

gefährdeten Personengruppen

geimpft. Hierzu gehören alle

Personen, die in einem Pflegeheim

leben, Pflegepersonal und alle Menschen

über 80 Jahre. In der Woche

nach Weihnachten wurde mit den

Impfungen der Bewohner der Alten-

und Pflegeheime begonnen.

Über 80-Jährige, die zu Hause leben,

können sich in Impfzentren impfen

lassen. Die Impfungen sind für Ihren

Angehörigen kostenlos. Die

Impfungen werden von den Bundesländern

organisiert. Wie Sie einen

Impftermin vereinbaren können, sehen

Sie in der Übersicht auf Seite 11.

Frage 2: „Besteht eine Impfpflicht?“

Antwort: Nein. Eine Impfpflicht besteht

nicht. Es handelt sich um ein

Angebot und perspektivisch soll sich

jeder, der sich impfen lassen möchte,

auch impfen lassen können.

Allerdings sollten Sie und Ihr Angehöriger

gut überlegen, ob Sie das

Impfangebot ausschlagen. Gerade

bei älteren Menschen ist die Gefahr,

dass eine Erkrankung mit CO-

VID-19 einen schweren oder tödlichen

Verlauf nimmt, groß. Die

Gefahr ist, mit Blick auf die mutierten

Viren, die z. B. aus England und

Südafrika nach Deutschland kommen,

noch größer geworden.

Die Risiken, die mit der Impfung

einhergehen, sind nach den derzeitigen

Erkenntnissen der wissenschaftlichen

Studien hingegen eher gering.

Sind Sie sich unsicher, nehmen Sie

doch Kontakt zum Hausarzt Ihres

pflegebedürftigen Angehörigen auf

und bitten Sie um eine Impfberatung.

Auf dieser Basis können Sie

dann gemeinsam eine faktenbasierte

Entscheidung treffen.

Frage 3: „Bekommt mein

Angehöriger automatisch einen

Impftermin?“

Antwort: Das kommt darauf an, in

welchem Bundesland Ihr Angehöriger

lebt. Denn die Vergabe der Impftermine

ist sehr unterschiedlich organisiert.

So müssen Sie sich z. B.

in Rheinland-Pfalz selbst um einen

Impftermin kümmern. In Berlin bekommen

Sie bzw. Ihr impfberechtigter

Angehöriger eine Einladung vom

Senat.

Frage 4: „Mein Angehöriger ist

bettlägerig. Kann er auch zu

Hause geimpft werden?“

Antwort: Das ist problematisch,

denn der Impfstoff, der derzeit auf

dem Markt ist, bedarf einer besonderen

Kühlung, und aus einem Impfstoff-Fläschchen

müssen mehrere

Impfdosen gewonnen werden. Daher

ist ein Impfen per Hausbesuch –

durch mobile Impfteams oder durch

den Hausarzt – noch nicht möglich.

Aber dies wird sich wohl hoffentlich

in naher Zukunft ändern, denn der

3. Impfstoff, der kurz vor der Zulassung

in der EU steht, wird wohl

auch im häuslichen Umfeld zur Anwendung

kommen. Da heißt es jetzt

Geduld haben und noch für einen

Moment warten.

Frage 5: „Habe ich Anspruch

darauf, vorrangig geimpft zu

werden?“

Antwort: Nein, leider nicht. Sie werden

als pflegende Angehörige allerdings

in der 2. Gruppe der vorrangig

zu impfenden Personen berücksichtigt.

Das heißt: Wenn die 1. Gruppe

geimpft ist, sind Sie an der Reihe.

Wann das sein wird, ist allerdings

noch nicht absehbar. Bis dahin gilt:

Vorsichtig und umsichtig sein und

unbedingt die AHA+L-Regeln einhalten.

Frage 6: „Werden die Taxikosten

für die Fahrt zum Impfen von der

Krankenkasse übernommen?“

Antwort: Das ist in den einzelnen

Bundesländern unterschiedlich organisiert.

In Berlin z. B. erhält man

mit der Einladung zur Impfung auch

die Berechtigung für die Taxifahrt.

In anderen Bundesländern, z. B. in

Baden-Württemberg, müssen Sie

die Fahrt zum Impfzentrum selbst

organisieren – und wohl auch selbst

bezahlen.

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