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Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung

Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen

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<strong>Das</strong> <strong>Drehtürmodell</strong> aus Sicht von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

75<br />

men. Da ich me<strong>in</strong>e Schulleistungen zum Fach Mathematik<br />

zu diesem Zeitpunkt bereits erbracht hatte (Abiturprüfung),<br />

wurde mir diese Arbeit als zusätzliche Leistung im Fach Informatik<br />

anerkannt. Auf Seiten <strong>der</strong> Schule wurde die Arbeit<br />

von e<strong>in</strong>em Lehrer des kooperierenden Bergstadtgymnasiums<br />

betreut und mit 15 Punkten bewertet.<br />

Insgesamt hat die Komb<strong>in</strong>ation aus vorgezogenem Abitur<br />

und Schülerstudium dazu geführt, dass ich während me<strong>in</strong>es<br />

eigentlichen Studiums die schon absolvierten Vorlesungen<br />

nicht mehr belegen muss. Dadurch habe ich während<br />

des Studiums mehr Zeit für an<strong>der</strong>e D<strong>in</strong>ge. E<strong>in</strong>e Verkürzung<br />

me<strong>in</strong>er Studienzeit ergibt sich für mich jedoch nicht, da ich<br />

nun parallel zu Mathematik auch noch Informatik als weiteres<br />

Hauptfach studiere. So habe ich die Möglichkeit, me<strong>in</strong><br />

Studium mit zwei Bachelor-Titeln abzuschließen.<br />

Me<strong>in</strong>e Eltern haben mich während me<strong>in</strong>er ganzen Schulzeit,<br />

auch bei den vorgezogenen Abiturprüfungen im Fach<br />

Mathematik und dem Schülerstudium, motiviert und unterstützt.<br />

Bei dem vorgezogen Matheunterricht spielte vor<br />

allem me<strong>in</strong>e Mathematiklehrer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Rolle: Dabei<br />

g<strong>in</strong>g es nicht nur darum, mir fehlende Kenntnisse <strong>in</strong> Mathematik<br />

zu erklären, son<strong>der</strong>n auch, wie man am geschicktesten<br />

an e<strong>in</strong>e Oberstufenklausur herangeht. Überhaupt<br />

waren es die Fragen <strong>der</strong> Selbstorganisation, die für mich<br />

die größte Herausfor<strong>der</strong>ung darstellten. In <strong>der</strong> Endphase<br />

des Mathematikabiturs half mir e<strong>in</strong> Student, <strong>der</strong> gerade<br />

se<strong>in</strong>e Diplomarbeit schrieb, bei dieser Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Außerdem setzte sich me<strong>in</strong>e Schulleiter<strong>in</strong> sehr für mich<br />

e<strong>in</strong> und half bei Fragen weiter.<br />

EMPFEHLUNGEN FÜR ANDERE<br />

KIM JOSHUA NIEMANN –<br />

ANNETTE-VON-DROSTE-HÜLSHOFF-<br />

GYMNASIUM MÜNSTER<br />

KIM JOSHUA NIEMANN, 18 Jahre, Abitur 2015, war Schüler am<br />

Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium, Münster und<br />

nahm am <strong>Drehtürmodell</strong> des Typs For<strong>der</strong>-För<strong>der</strong>-Projekt<br />

Advanced teil.<br />

Me<strong>in</strong> Name ist Kim Niemann, ich b<strong>in</strong> 18 Jahre alt und habe<br />

mehrfach am For<strong>der</strong>-För<strong>der</strong>-Projekt Advanced (FFPA) teilgenommen.<br />

In diesem Projekt arbeitete ich jeweils über e<strong>in</strong><br />

halbes Jahr an e<strong>in</strong>er von mir frei gewählten Fragestellung,<br />

schrieb e<strong>in</strong>e Facharbeit und entwickelte e<strong>in</strong>e Präsentation,<br />

die ich zum Abschluss im Schloss <strong>der</strong> Uni Münster vorstellte.<br />

Inhaltlich unterschieden sich die Themen von Projekt zu<br />

Projekt: Ich habe mich mit dem »SEK <strong>der</strong> Polizei«, <strong>der</strong> »Quadriga-Statue«<br />

auf dem Brandenburger Tor, »psychologischer<br />

Manipulation« und <strong>der</strong> »Europol-Behörde« beschäftigt.<br />

Alles hat im 4. Jahrgang me<strong>in</strong>er Grundschule angefangen.<br />

Hier nahm me<strong>in</strong>e gesamte Klasse an dem For<strong>der</strong>-För<strong>der</strong>-<br />

Projekt im Regelunterricht teil. Ebenso war es dann <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

5. Klasse. Ich hatte also schon im Voraus die Chance, die<br />

e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Erfahrung mit dem Projekt zu sammeln.<br />

Umso leichter fiel dann <strong>der</strong> Entschluss <strong>in</strong> <strong>der</strong> 8. Klasse,<br />

noch e<strong>in</strong>mal an dem Projekt teilzunehmen, als ich mich<br />

dafür entschied, dieses Mal dazu den regulären Unterricht<br />

zu verlassen. Ich weiß nicht, ob je<strong>der</strong> Schüler die Chance<br />

bekommen hätte, dies zu tun. Zu <strong>der</strong> Informationsveranstaltung<br />

waren, glaube ich, alle Schüler e<strong>in</strong>geladen und tatsächlich<br />

nutzten wohl nur die das FFPA, die es sich auch<br />

fachlich leisten konnten, e<strong>in</strong>e Stunde Late<strong>in</strong>unterricht zu<br />

verpassen.<br />

Voraussetzung für das <strong>Drehtürmodell</strong> ist natürlich, dass<br />

man den verpassten Unterricht selbst nachholen kann. Davon<br />

abgesehen: Wenn an<strong>der</strong>e Schüler die Möglichkeit haben,<br />

neben dem normalen Schulalltag etwas Interessantes<br />

o<strong>der</strong> Außergewöhnliches zu machen, kann ich ihnen das<br />

<strong>Drehtürmodell</strong> nur empfehlen. Die Schüler-Uni ist dafür<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Angebot. Dabei kann je<strong>der</strong> selbst entscheiden,<br />

wie viel Zeit und Aufwand er <strong>in</strong>vestiert. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

werden schlechte Leistungen, nicht bestandene o<strong>der</strong><br />

schlecht bestandene Klausuren e<strong>in</strong>em nicht als Nachteil<br />

angerechnet, während erfolgreich erbrachte Leistungen<br />

später für das Studium angerechnet werden können.<br />

Ich persönlich kam mit dem <strong>Drehtürmodell</strong> und dem vorgezogen<br />

Unterricht gut zurecht. Auch im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> b<strong>in</strong><br />

ich mit me<strong>in</strong>er Entscheidung noch zufrieden.<br />

Mir persönlich war es ganz recht, e<strong>in</strong>en Teil des recht e<strong>in</strong>tönigen<br />

Frontalunterrichts gegen e<strong>in</strong>e Arbeitszeit auszutauschen,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ich me<strong>in</strong>en eigenen Interessen folgend<br />

angenehm frei arbeiten konnte. Daher sah ich den »Drehtüraspekt«<br />

des FFPA immer als Bereicherung me<strong>in</strong>es<br />

Schulalltages an. Tatsächlich haben auch me<strong>in</strong>e Noten<br />

nicht son<strong>der</strong>lich darunter gelitten. Sie waren nicht besser<br />

o<strong>der</strong> schlechter als sonst auch. Vielleicht ist dies zum Teil<br />

auch dem Umstand geschuldet, dass sich die Lehrer an<br />

me<strong>in</strong>en zuvor erbrachten Leistungen orientiert haben.<br />

Re<strong>in</strong> objektiv muss ich, denke ich, zugeben, dass me<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeit im Unterricht wahrsche<strong>in</strong>lich qualitativ und<br />

quantitativ während <strong>der</strong> Teilnahme abgenommen hat. Ich<br />

konnte mich gerade zu Anfang <strong>der</strong> Stunden nicht melden,<br />

wenn an den Inhalt <strong>der</strong> letzten Stunde angeknüpft wurde,<br />

den ich, ehrlich gesagt, so gut wie nie nachgearbeitet habe.<br />

Um dennoch nicht abzusacken, musste ich dann <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

restlichen Zeit umso <strong>in</strong>tensiver mitarbeiten. Ich denke,<br />

dass die Lehrer zum großen Teil Verständnis für me<strong>in</strong>e Situation<br />

hatten und mich deswegen auch nicht schlechter

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