Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung
Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen
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<strong>Das</strong> <strong>Drehtürmodell</strong> aus Sicht von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
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men. Da ich me<strong>in</strong>e Schulleistungen zum Fach Mathematik<br />
zu diesem Zeitpunkt bereits erbracht hatte (Abiturprüfung),<br />
wurde mir diese Arbeit als zusätzliche Leistung im Fach Informatik<br />
anerkannt. Auf Seiten <strong>der</strong> Schule wurde die Arbeit<br />
von e<strong>in</strong>em Lehrer des kooperierenden Bergstadtgymnasiums<br />
betreut und mit 15 Punkten bewertet.<br />
Insgesamt hat die Komb<strong>in</strong>ation aus vorgezogenem Abitur<br />
und Schülerstudium dazu geführt, dass ich während me<strong>in</strong>es<br />
eigentlichen Studiums die schon absolvierten Vorlesungen<br />
nicht mehr belegen muss. Dadurch habe ich während<br />
des Studiums mehr Zeit für an<strong>der</strong>e D<strong>in</strong>ge. E<strong>in</strong>e Verkürzung<br />
me<strong>in</strong>er Studienzeit ergibt sich für mich jedoch nicht, da ich<br />
nun parallel zu Mathematik auch noch Informatik als weiteres<br />
Hauptfach studiere. So habe ich die Möglichkeit, me<strong>in</strong><br />
Studium mit zwei Bachelor-Titeln abzuschließen.<br />
Me<strong>in</strong>e Eltern haben mich während me<strong>in</strong>er ganzen Schulzeit,<br />
auch bei den vorgezogenen Abiturprüfungen im Fach<br />
Mathematik und dem Schülerstudium, motiviert und unterstützt.<br />
Bei dem vorgezogen Matheunterricht spielte vor<br />
allem me<strong>in</strong>e Mathematiklehrer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Rolle: Dabei<br />
g<strong>in</strong>g es nicht nur darum, mir fehlende Kenntnisse <strong>in</strong> Mathematik<br />
zu erklären, son<strong>der</strong>n auch, wie man am geschicktesten<br />
an e<strong>in</strong>e Oberstufenklausur herangeht. Überhaupt<br />
waren es die Fragen <strong>der</strong> Selbstorganisation, die für mich<br />
die größte Herausfor<strong>der</strong>ung darstellten. In <strong>der</strong> Endphase<br />
des Mathematikabiturs half mir e<strong>in</strong> Student, <strong>der</strong> gerade<br />
se<strong>in</strong>e Diplomarbeit schrieb, bei dieser Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Außerdem setzte sich me<strong>in</strong>e Schulleiter<strong>in</strong> sehr für mich<br />
e<strong>in</strong> und half bei Fragen weiter.<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR ANDERE<br />
KIM JOSHUA NIEMANN –<br />
ANNETTE-VON-DROSTE-HÜLSHOFF-<br />
GYMNASIUM MÜNSTER<br />
KIM JOSHUA NIEMANN, 18 Jahre, Abitur 2015, war Schüler am<br />
Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium, Münster und<br />
nahm am <strong>Drehtürmodell</strong> des Typs For<strong>der</strong>-För<strong>der</strong>-Projekt<br />
Advanced teil.<br />
Me<strong>in</strong> Name ist Kim Niemann, ich b<strong>in</strong> 18 Jahre alt und habe<br />
mehrfach am For<strong>der</strong>-För<strong>der</strong>-Projekt Advanced (FFPA) teilgenommen.<br />
In diesem Projekt arbeitete ich jeweils über e<strong>in</strong><br />
halbes Jahr an e<strong>in</strong>er von mir frei gewählten Fragestellung,<br />
schrieb e<strong>in</strong>e Facharbeit und entwickelte e<strong>in</strong>e Präsentation,<br />
die ich zum Abschluss im Schloss <strong>der</strong> Uni Münster vorstellte.<br />
Inhaltlich unterschieden sich die Themen von Projekt zu<br />
Projekt: Ich habe mich mit dem »SEK <strong>der</strong> Polizei«, <strong>der</strong> »Quadriga-Statue«<br />
auf dem Brandenburger Tor, »psychologischer<br />
Manipulation« und <strong>der</strong> »Europol-Behörde« beschäftigt.<br />
Alles hat im 4. Jahrgang me<strong>in</strong>er Grundschule angefangen.<br />
Hier nahm me<strong>in</strong>e gesamte Klasse an dem For<strong>der</strong>-För<strong>der</strong>-<br />
Projekt im Regelunterricht teil. Ebenso war es dann <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
5. Klasse. Ich hatte also schon im Voraus die Chance, die<br />
e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Erfahrung mit dem Projekt zu sammeln.<br />
Umso leichter fiel dann <strong>der</strong> Entschluss <strong>in</strong> <strong>der</strong> 8. Klasse,<br />
noch e<strong>in</strong>mal an dem Projekt teilzunehmen, als ich mich<br />
dafür entschied, dieses Mal dazu den regulären Unterricht<br />
zu verlassen. Ich weiß nicht, ob je<strong>der</strong> Schüler die Chance<br />
bekommen hätte, dies zu tun. Zu <strong>der</strong> Informationsveranstaltung<br />
waren, glaube ich, alle Schüler e<strong>in</strong>geladen und tatsächlich<br />
nutzten wohl nur die das FFPA, die es sich auch<br />
fachlich leisten konnten, e<strong>in</strong>e Stunde Late<strong>in</strong>unterricht zu<br />
verpassen.<br />
Voraussetzung für das <strong>Drehtürmodell</strong> ist natürlich, dass<br />
man den verpassten Unterricht selbst nachholen kann. Davon<br />
abgesehen: Wenn an<strong>der</strong>e Schüler die Möglichkeit haben,<br />
neben dem normalen Schulalltag etwas Interessantes<br />
o<strong>der</strong> Außergewöhnliches zu machen, kann ich ihnen das<br />
<strong>Drehtürmodell</strong> nur empfehlen. Die Schüler-Uni ist dafür<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Angebot. Dabei kann je<strong>der</strong> selbst entscheiden,<br />
wie viel Zeit und Aufwand er <strong>in</strong>vestiert. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
werden schlechte Leistungen, nicht bestandene o<strong>der</strong><br />
schlecht bestandene Klausuren e<strong>in</strong>em nicht als Nachteil<br />
angerechnet, während erfolgreich erbrachte Leistungen<br />
später für das Studium angerechnet werden können.<br />
Ich persönlich kam mit dem <strong>Drehtürmodell</strong> und dem vorgezogen<br />
Unterricht gut zurecht. Auch im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> b<strong>in</strong><br />
ich mit me<strong>in</strong>er Entscheidung noch zufrieden.<br />
Mir persönlich war es ganz recht, e<strong>in</strong>en Teil des recht e<strong>in</strong>tönigen<br />
Frontalunterrichts gegen e<strong>in</strong>e Arbeitszeit auszutauschen,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> ich me<strong>in</strong>en eigenen Interessen folgend<br />
angenehm frei arbeiten konnte. Daher sah ich den »Drehtüraspekt«<br />
des FFPA immer als Bereicherung me<strong>in</strong>es<br />
Schulalltages an. Tatsächlich haben auch me<strong>in</strong>e Noten<br />
nicht son<strong>der</strong>lich darunter gelitten. Sie waren nicht besser<br />
o<strong>der</strong> schlechter als sonst auch. Vielleicht ist dies zum Teil<br />
auch dem Umstand geschuldet, dass sich die Lehrer an<br />
me<strong>in</strong>en zuvor erbrachten Leistungen orientiert haben.<br />
Re<strong>in</strong> objektiv muss ich, denke ich, zugeben, dass me<strong>in</strong>e<br />
Mitarbeit im Unterricht wahrsche<strong>in</strong>lich qualitativ und<br />
quantitativ während <strong>der</strong> Teilnahme abgenommen hat. Ich<br />
konnte mich gerade zu Anfang <strong>der</strong> Stunden nicht melden,<br />
wenn an den Inhalt <strong>der</strong> letzten Stunde angeknüpft wurde,<br />
den ich, ehrlich gesagt, so gut wie nie nachgearbeitet habe.<br />
Um dennoch nicht abzusacken, musste ich dann <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
restlichen Zeit umso <strong>in</strong>tensiver mitarbeiten. Ich denke,<br />
dass die Lehrer zum großen Teil Verständnis für me<strong>in</strong>e Situation<br />
hatten und mich deswegen auch nicht schlechter