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Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung

Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen

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<strong>Das</strong> <strong>Drehtürmodell</strong> aus Sicht von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

73<br />

welche ich allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe durch Blocksem<strong>in</strong>are<br />

am Wochenende und am späten Nachmittag stattf<strong>in</strong>dende<br />

Lehrveranstaltungen umgangen habe. Auch <strong>der</strong> Mehraufwand<br />

vor allem während <strong>der</strong> Klausurphasen (sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Uni, als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule) ist nicht zu unterschätzen. Im<br />

Fach Geschichte musste ich mich daran gewöhnen, während<br />

<strong>der</strong> Schulferien, die sich mit <strong>der</strong> vorlesungsfreien Zeit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Uni teilweise überlappen, me<strong>in</strong>e Sem<strong>in</strong>ararbeiten<br />

und Verschriftlichungen anzufertigen. Jedoch denke ich,<br />

wenn man wirklich von e<strong>in</strong>em Fachgebiet begeistert bzw.<br />

fasz<strong>in</strong>iert ist, dann nimmt man diesen Aufwand gerne <strong>in</strong><br />

Kauf.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Punkt, den ich nicht verschweigen möchte, war<br />

<strong>der</strong> wirklich enorme logistische Aufwand zwei o<strong>der</strong> mehrere<br />

Male <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche von Lüdenscheid nach Bochum zu<br />

fahren. Dies wäre ohne die großartige Unterstützung durch<br />

me<strong>in</strong>e gesamte Familie bei weitem nicht möglich gewesen.<br />

Im Rückblick auf die <strong>Drehtürmodell</strong>e ist für<br />

mich <strong>in</strong>sgesamt das Entscheidende letztlich die<br />

Motivation, die dadurch ausgelöst wurde: Seit jeher<br />

habe ich sehr große Freude am Ausprobieren<br />

und nehme gerne Herausfor<strong>der</strong>ungen an, aus<br />

welchen ich im Gegenzug auch neue Motivation<br />

für an<strong>der</strong>e Projekte schöpfe.<br />

Abschließend kann ich jedoch jedem, dem sich die Möglichkeit<br />

e<strong>in</strong>es Schülerstudiums bietet, nur empfehlen, diese<br />

unbed<strong>in</strong>gt wahrzunehmen. Denn je<strong>der</strong> kann aus dieser Zeit<br />

se<strong>in</strong>e ganz persönlichen Erfahrungen mitnehmen. Man<br />

wird dabei zu nichts gezwungen und hat unglaublich viele<br />

Möglichkeiten. Deshalb wird an <strong>der</strong> Ruhr-Uni immer gesagt,<br />

dass de<strong>in</strong> Schülerstudium das ist, was DU daraus machst.<br />

Im Rückblick auf die <strong>Drehtürmodell</strong>e ist für mich <strong>in</strong>sgesamt<br />

das Entscheidende letztlich die Motivation, die dadurch ausgelöst<br />

wurde: Seit jeher habe ich sehr große Freude am Ausprobieren<br />

und nehme gerne Herausfor<strong>der</strong>ungen an, aus<br />

welchen ich im Gegenzug auch neue Motivation für an<strong>der</strong>e<br />

Projekte schöpfe. Die <strong>Drehtürmodell</strong>e boten mir dieses Ausprobieren<br />

und Anreize durch Herausfor<strong>der</strong>ungen. Zugleich<br />

erlebte ich Belastungen, die mit <strong>der</strong> Motivation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waage<br />

zu halten waren, und lernte, mich zu organisieren.<br />

JONAS HALIDMANN –<br />

GESCHWISTER-SCHOLL-GYMNASIUM<br />

LÜDENSCHEID<br />

JONAS HALDIMANN, 19 Jahre, Abitur 2013, war Schüler am<br />

Geschwister-Scholl-Gymnasium Lüdenscheid und ist zurzeit<br />

Student an <strong>der</strong> Universität Dortmund mit den Studiengängen<br />

Mathematik und Informatik. Jonas wurde vorzeitig e<strong>in</strong>geschult.<br />

Trotz e<strong>in</strong>es hohen Begabungspotenzials lagen die<br />

Leistungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule nur im mittleren bis guten<br />

Bereich. Nach dem Wechsel <strong>in</strong> das Gymnasium nahm er an<br />

e<strong>in</strong>em För<strong>der</strong>programm für hochbegabte Un<strong>der</strong>achiever teil,<br />

da <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fächern die Leistungen <strong>in</strong> den ausreichenden<br />

bis befriedigenden Bereich absanken, <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Fächern<br />

erzielte er aber auch gute Leistungen. Seit dem fünften Jahrgang<br />

nutzte er das <strong>Drehtürmodell</strong> für die Arbeit an freien<br />

Themen und für gezielte För<strong>der</strong>module zu Lernstrategien <strong>in</strong><br />

Fremdsprachen und zum Schreiben von Texten. Am Ende<br />

des sechsten Jahrgangs zeigten sich überragende Fähigkeiten<br />

im Fach Mathematik, sodass Jonas im Rahmen des<br />

<strong>Drehtürmodell</strong>s das Fach Mathematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe und<br />

später Veranstaltungen <strong>der</strong> Schüler-Uni besuchte.<br />

Erfahrungen mit dem <strong>Drehtürmodell</strong> habe ich seit <strong>der</strong> fünften<br />

Klasse. Im Rahmen e<strong>in</strong>es För<strong>der</strong>programms für Un<strong>der</strong>achiever<br />

erhielt ich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung, die teilweise<br />

auch während <strong>der</strong> Unterrichtszeit im <strong>Drehtürmodell</strong><br />

stattfand. Ich konnte den Unterricht für För<strong>der</strong>angebote,<br />

Beratungen und Freiarbeitsphasen verlassen, <strong>in</strong> denen ich<br />

dann an eigenen Themen arbeiten durfte. Am Ende <strong>der</strong><br />

sechsten Klasse kam die Idee auf, den Matheunterricht <strong>in</strong><br />

höheren Klassen zu besuchen. Der Auslöser war e<strong>in</strong>e Klassenfahrt.<br />

Dort unterhielt ich mich mit me<strong>in</strong>er damaligen<br />

Klassenlehrer<strong>in</strong> über Mathematik, unter an<strong>der</strong>em zeichneten<br />

wir auch Formeln <strong>in</strong> den Strandsand. Kurze Zeit später<br />

schlugen mir me<strong>in</strong>e Lehrer und me<strong>in</strong>e Eltern vor, Mathekurse<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er höheren Klasse zu besuchen und so begann<br />

ich, an e<strong>in</strong>em Grundkurs <strong>der</strong> 11. Klasse teilzunehmen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Drehtürmodell</strong> an sich war recht e<strong>in</strong>fach organisiert:<br />

Immer wenn <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Mathekurs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe Unterricht<br />

stattfand, habe ich diesen statt me<strong>in</strong>es normalen Unterrichts<br />

besucht. Was ich währenddessen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em eigenen<br />

Unterricht verpasst habe, musste ich selbständig nachholen<br />

und auch die Klassenarbeiten mitschreiben. Aus den<br />

übersprungenen Klassen habe ich die Inhalte im ersten<br />

Halbjahr des <strong>Drehtürmodell</strong>s durch zusätzliche Mathestunden,<br />

die von <strong>der</strong> Schule organisiert wurden, nachgeholt. <strong>Das</strong><br />

Nachholen <strong>der</strong> Unterrichts<strong>in</strong>halte war für mich aber nicht<br />

beson<strong>der</strong>s aufwändig. Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung während<br />

<strong>der</strong> Drehtürstunden war die Beschaffung <strong>der</strong> notwendigen<br />

Informationen von Lehrern und Mitschülern zu den verpassten<br />

Unterrichtsstunden. In dem Oberstufenkurs schrieb<br />

ich auch die Klausuren mit. Dabei erreichte ich <strong>in</strong> allen<br />

Klausuren Noten im Zweier-Bereich.

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