Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung
Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen
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<strong>Das</strong> <strong>Drehtürmodell</strong> aus Sicht von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
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welche ich allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe durch Blocksem<strong>in</strong>are<br />
am Wochenende und am späten Nachmittag stattf<strong>in</strong>dende<br />
Lehrveranstaltungen umgangen habe. Auch <strong>der</strong> Mehraufwand<br />
vor allem während <strong>der</strong> Klausurphasen (sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Uni, als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule) ist nicht zu unterschätzen. Im<br />
Fach Geschichte musste ich mich daran gewöhnen, während<br />
<strong>der</strong> Schulferien, die sich mit <strong>der</strong> vorlesungsfreien Zeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Uni teilweise überlappen, me<strong>in</strong>e Sem<strong>in</strong>ararbeiten<br />
und Verschriftlichungen anzufertigen. Jedoch denke ich,<br />
wenn man wirklich von e<strong>in</strong>em Fachgebiet begeistert bzw.<br />
fasz<strong>in</strong>iert ist, dann nimmt man diesen Aufwand gerne <strong>in</strong><br />
Kauf.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Punkt, den ich nicht verschweigen möchte, war<br />
<strong>der</strong> wirklich enorme logistische Aufwand zwei o<strong>der</strong> mehrere<br />
Male <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche von Lüdenscheid nach Bochum zu<br />
fahren. Dies wäre ohne die großartige Unterstützung durch<br />
me<strong>in</strong>e gesamte Familie bei weitem nicht möglich gewesen.<br />
Im Rückblick auf die <strong>Drehtürmodell</strong>e ist für<br />
mich <strong>in</strong>sgesamt das Entscheidende letztlich die<br />
Motivation, die dadurch ausgelöst wurde: Seit jeher<br />
habe ich sehr große Freude am Ausprobieren<br />
und nehme gerne Herausfor<strong>der</strong>ungen an, aus<br />
welchen ich im Gegenzug auch neue Motivation<br />
für an<strong>der</strong>e Projekte schöpfe.<br />
Abschließend kann ich jedoch jedem, dem sich die Möglichkeit<br />
e<strong>in</strong>es Schülerstudiums bietet, nur empfehlen, diese<br />
unbed<strong>in</strong>gt wahrzunehmen. Denn je<strong>der</strong> kann aus dieser Zeit<br />
se<strong>in</strong>e ganz persönlichen Erfahrungen mitnehmen. Man<br />
wird dabei zu nichts gezwungen und hat unglaublich viele<br />
Möglichkeiten. Deshalb wird an <strong>der</strong> Ruhr-Uni immer gesagt,<br />
dass de<strong>in</strong> Schülerstudium das ist, was DU daraus machst.<br />
Im Rückblick auf die <strong>Drehtürmodell</strong>e ist für mich <strong>in</strong>sgesamt<br />
das Entscheidende letztlich die Motivation, die dadurch ausgelöst<br />
wurde: Seit jeher habe ich sehr große Freude am Ausprobieren<br />
und nehme gerne Herausfor<strong>der</strong>ungen an, aus<br />
welchen ich im Gegenzug auch neue Motivation für an<strong>der</strong>e<br />
Projekte schöpfe. Die <strong>Drehtürmodell</strong>e boten mir dieses Ausprobieren<br />
und Anreize durch Herausfor<strong>der</strong>ungen. Zugleich<br />
erlebte ich Belastungen, die mit <strong>der</strong> Motivation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waage<br />
zu halten waren, und lernte, mich zu organisieren.<br />
JONAS HALIDMANN –<br />
GESCHWISTER-SCHOLL-GYMNASIUM<br />
LÜDENSCHEID<br />
JONAS HALDIMANN, 19 Jahre, Abitur 2013, war Schüler am<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasium Lüdenscheid und ist zurzeit<br />
Student an <strong>der</strong> Universität Dortmund mit den Studiengängen<br />
Mathematik und Informatik. Jonas wurde vorzeitig e<strong>in</strong>geschult.<br />
Trotz e<strong>in</strong>es hohen Begabungspotenzials lagen die<br />
Leistungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule nur im mittleren bis guten<br />
Bereich. Nach dem Wechsel <strong>in</strong> das Gymnasium nahm er an<br />
e<strong>in</strong>em För<strong>der</strong>programm für hochbegabte Un<strong>der</strong>achiever teil,<br />
da <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fächern die Leistungen <strong>in</strong> den ausreichenden<br />
bis befriedigenden Bereich absanken, <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Fächern<br />
erzielte er aber auch gute Leistungen. Seit dem fünften Jahrgang<br />
nutzte er das <strong>Drehtürmodell</strong> für die Arbeit an freien<br />
Themen und für gezielte För<strong>der</strong>module zu Lernstrategien <strong>in</strong><br />
Fremdsprachen und zum Schreiben von Texten. Am Ende<br />
des sechsten Jahrgangs zeigten sich überragende Fähigkeiten<br />
im Fach Mathematik, sodass Jonas im Rahmen des<br />
<strong>Drehtürmodell</strong>s das Fach Mathematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe und<br />
später Veranstaltungen <strong>der</strong> Schüler-Uni besuchte.<br />
Erfahrungen mit dem <strong>Drehtürmodell</strong> habe ich seit <strong>der</strong> fünften<br />
Klasse. Im Rahmen e<strong>in</strong>es För<strong>der</strong>programms für Un<strong>der</strong>achiever<br />
erhielt ich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung, die teilweise<br />
auch während <strong>der</strong> Unterrichtszeit im <strong>Drehtürmodell</strong><br />
stattfand. Ich konnte den Unterricht für För<strong>der</strong>angebote,<br />
Beratungen und Freiarbeitsphasen verlassen, <strong>in</strong> denen ich<br />
dann an eigenen Themen arbeiten durfte. Am Ende <strong>der</strong><br />
sechsten Klasse kam die Idee auf, den Matheunterricht <strong>in</strong><br />
höheren Klassen zu besuchen. Der Auslöser war e<strong>in</strong>e Klassenfahrt.<br />
Dort unterhielt ich mich mit me<strong>in</strong>er damaligen<br />
Klassenlehrer<strong>in</strong> über Mathematik, unter an<strong>der</strong>em zeichneten<br />
wir auch Formeln <strong>in</strong> den Strandsand. Kurze Zeit später<br />
schlugen mir me<strong>in</strong>e Lehrer und me<strong>in</strong>e Eltern vor, Mathekurse<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er höheren Klasse zu besuchen und so begann<br />
ich, an e<strong>in</strong>em Grundkurs <strong>der</strong> 11. Klasse teilzunehmen.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Drehtürmodell</strong> an sich war recht e<strong>in</strong>fach organisiert:<br />
Immer wenn <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Mathekurs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe Unterricht<br />
stattfand, habe ich diesen statt me<strong>in</strong>es normalen Unterrichts<br />
besucht. Was ich währenddessen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em eigenen<br />
Unterricht verpasst habe, musste ich selbständig nachholen<br />
und auch die Klassenarbeiten mitschreiben. Aus den<br />
übersprungenen Klassen habe ich die Inhalte im ersten<br />
Halbjahr des <strong>Drehtürmodell</strong>s durch zusätzliche Mathestunden,<br />
die von <strong>der</strong> Schule organisiert wurden, nachgeholt. <strong>Das</strong><br />
Nachholen <strong>der</strong> Unterrichts<strong>in</strong>halte war für mich aber nicht<br />
beson<strong>der</strong>s aufwändig. Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung während<br />
<strong>der</strong> Drehtürstunden war die Beschaffung <strong>der</strong> notwendigen<br />
Informationen von Lehrern und Mitschülern zu den verpassten<br />
Unterrichtsstunden. In dem Oberstufenkurs schrieb<br />
ich auch die Klausuren mit. Dabei erreichte ich <strong>in</strong> allen<br />
Klausuren Noten im Zweier-Bereich.