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Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung

Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen

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<strong>Das</strong> <strong>Drehtürmodell</strong> aus Sicht von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

71<br />

JAN-PHILLIP GRAF –<br />

GESCHWISTER-SCHOLL-GYMNASIUM<br />

LÜDENSCHEID<br />

JAN-PHILLIP GRAF, 16 Jahre, Abitur 2015, wechselte nach<br />

dem ersten Halbjahr <strong>der</strong> vierten Klasse auf das Geschwister-Scholl-Gymnasium<br />

<strong>in</strong> Lüdenscheid <strong>in</strong> das zweite Halbjahr<br />

<strong>der</strong> fünften Klasse. Mit dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> sechsten Klasse<br />

waren für ihn drei Typen von <strong>Drehtürmodell</strong>en bedeutsam:<br />

zunächst das gleichzeitige Lernen <strong>der</strong> Fremdsprachen<br />

Late<strong>in</strong> und Französisch, dann die Teilnahme am Unterricht<br />

<strong>der</strong> nächsthöheren Klasse mit dem Ziel des sukzessiven<br />

Überspr<strong>in</strong>gens <strong>in</strong> den Jahrgang acht. Ab <strong>der</strong> neunten Klasse<br />

nahm er an dem <strong>Drehtürmodell</strong> Schüler-Uni teil, was er<br />

bis zum Abitur nutzte. Zu betonen ist, dass Jan-Phillips<br />

Schulbiografie unter G8-Bed<strong>in</strong>gungen, dem Abitur nach 12<br />

Jahren, gestaltet wurde.<br />

hatte ich viel zu tun. Ich würde an dieser Stelle allen künftigen<br />

Teilnehmern des <strong>Drehtürmodell</strong>s raten, sich wesentlich<br />

sorgsamer um die Vorbereitung auf Klassenarbeiten zu<br />

kümmern als ich dies teilweise getan habe, denn aus eigener<br />

Erfahrung weiß ich, dass dann wesentlich mehr von den<br />

gelernten Inhalten hängen bleibt.<br />

Mir s<strong>in</strong>d während <strong>der</strong> e<strong>in</strong>jährigen Teilnahme am <strong>Drehtürmodell</strong><br />

oft kritische Stimmen – nicht von me<strong>in</strong>en Mitschülern<br />

–, beson<strong>der</strong>s von an<strong>der</strong>en Eltern zu Ohren gekommen.<br />

Viele waren <strong>der</strong> Überzeugung, dass beide Sprachen<br />

unter dem parallelen Erlernen leiden würden, da ich ihrer<br />

Ansicht nach ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Sprachen komplett, son<strong>der</strong>n nur<br />

partiell lernen würde. Ich persönlich sehe das nicht so, denn<br />

obwohl ich Französisch <strong>in</strong> <strong>der</strong> siebten Klasse durch die Vorversetzung<br />

<strong>in</strong> die achte Klasse beendet habe, konnte ich<br />

ohne große Komplikationen das große Lat<strong>in</strong>um <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase,<br />

<strong>der</strong> Klasse 10, abschließen.<br />

DAS »DOPPELTE ERLERNEN VON ZWEI NEU<br />

EINSETZENDEN FREMDSPRACHEN«<br />

Nachdem ich zu Beg<strong>in</strong>n des zweiten Halbjahrs <strong>der</strong> vierten<br />

Klasse <strong>in</strong> die Jahrgangsstufe fünf des Geschwister-Scholl<br />

Gymnasiums <strong>in</strong> Lüdenscheid vorversetzt wurde, musste ich<br />

mich am Ende des Schuljahres zwischen den neu e<strong>in</strong>setzenden<br />

Fremdsprachen Late<strong>in</strong> und Französisch entscheiden,<br />

welche ab <strong>der</strong> sechsten Klasse unterrichtet werden.<br />

Aufgrund me<strong>in</strong>er großen Motivation wurde mir von me<strong>in</strong>er<br />

Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> für <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung nahegelegt, im<br />

<strong>Drehtürmodell</strong> beide Fremdsprachen parallel zu erlernen.<br />

Me<strong>in</strong>e Eltern und ich willigten e<strong>in</strong>, zumal je<strong>der</strong>zeit die<br />

Möglichkeit bestand, aus dem <strong>Drehtürmodell</strong> wie<strong>der</strong> auszusteigen<br />

und nur noch den Unterricht für e<strong>in</strong>e Sprache zu<br />

besuchen. Dabei stand von Beg<strong>in</strong>n an für mich fest, dass<br />

ich als Kernsprache Late<strong>in</strong> lernen möchte, da ich diese für<br />

me<strong>in</strong>e berufliche Zukunft als s<strong>in</strong>nvoller erachtete.<br />

Ich möchte allen motivierten, sprachbegeisterten o<strong>der</strong> probierfreudigen<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern raten, dieses Angebot,<br />

sofern IHR es möchtet, <strong>in</strong> eurer Schule wahrzunehmen.<br />

Wenn ihr den Willen und die Motivation habt, könnt<br />

ihr sehr davon profitieren.<br />

SUKZESSIVES DREHTÜRMODELL ZUM<br />

ÜBERSPRINGEN DER JAHRGANGSSTUFE<br />

Im Laufe des ersten Halbjahres <strong>der</strong> siebten Klasse stellte<br />

sich bei mir e<strong>in</strong>e Unterfor<strong>der</strong>ungssituation e<strong>in</strong>, welche sich<br />

im abnehmenden Interesse am Unterricht zeigte. Sowohl<br />

me<strong>in</strong>e Fachlehrkräfte als auch me<strong>in</strong>e Eltern erkannten dies<br />

frühzeitig, und um e<strong>in</strong>en geeigneten Ausweg aus dieser<br />

Misere zu f<strong>in</strong>den, trat ich noch vor Ende des ersten Halbjahres<br />

abermals an die Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> für <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung<br />

am GSG heran.<br />

Kurz nach dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> sechsten Klasse durfte ich am<br />

Unterricht <strong>der</strong> beiden Fächer teilnehmen. Begonnen habe<br />

ich mit Late<strong>in</strong>, was ich auch bis zum Abschluss des großen<br />

Lat<strong>in</strong>ums <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase weitergeführt habe.<br />

Beim Französischunterricht g<strong>in</strong>g es nicht zentral um die<br />

zusätzliche Leistung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Note, son<strong>der</strong>n um die<br />

Möglichkeit, e<strong>in</strong>e weitere Sprache, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den<br />

Grundzügen, zu erlernen. Wichtig war dabei, dass ich auf<br />

dem Zeugnis auch nur e<strong>in</strong>e Note, nämlich eben die für<br />

Late<strong>in</strong>, bekam. Die Teilnahme am Fach Französisch wurde<br />

auf dem Zeugnis lediglich vermerkt.<br />

Neben dem Spaß, welchen mir die parallele Teilnahme an<br />

zwei Unterrichtsfächern machte, war es e<strong>in</strong>e große Belastung,<br />

beide Fächer auch sorgsam vor- und nachzubereiten.<br />

Vor allem vor Klassenarbeiten, welche ich zwar versetzt aber<br />

doch zeitlich relativ nahe beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong> schreiben musste,<br />

Ich wollte mehr lernen und hoffte auf bessere<br />

soziale Kontakte <strong>in</strong> dem höheren Jahrgang, obwohl<br />

mit bewusst war, dass ich dann zwei Jahre<br />

jünger se<strong>in</strong> würde als me<strong>in</strong>e Mitschüler.<br />

Da ich seit dem ersten Überspr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>der</strong> vierten Klasse<br />

sehr <strong>in</strong>dividuell von <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> betreut wurde und<br />

sie durch mehrere Projekte im Rahmen <strong>der</strong> Begabtenför<strong>der</strong>ung<br />

gut kannte, hatte ich ke<strong>in</strong>e Hemmung, me<strong>in</strong>e Probleme<br />

und Wünsche zu besprechen: Neben <strong>der</strong> Unterfor<strong>der</strong>ung<br />

fühlte ich mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> siebten Klasse nicht richtig<br />

<strong>in</strong> die Klassengeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>gebunden und war dort

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