Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung
Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen
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Wie es zu dieser Studie kam<br />
7<br />
<strong>Das</strong>s die Kernidee des <strong>Drehtürmodell</strong>s irgendwie mit Renzullis<br />
Enrichmentmodell zusammenhängen musste, war<br />
klar. <strong>Das</strong>s sich se<strong>in</strong>e Grundidee aber offensichtlich verselbstständigt<br />
hatte und durch Fortbildungen, Hospitationen,<br />
Netzwerkarbeit und vor allem durch Schulentwicklungsprozesse<br />
im Kontext <strong>der</strong> Begabtenför<strong>der</strong>ung auf <strong>der</strong><br />
Basis <strong>der</strong> jeweiligen Schulgegebenheiten zu <strong>in</strong>dividuellen<br />
Konzepten führte, gab Anlass für die hier vorgestellte Studie.<br />
Spannend wurde es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, als sich herausstellte,<br />
dass sich <strong>Drehtürmodell</strong>e als Konzepte <strong>der</strong> Begabungsund<br />
Begabtenför<strong>der</strong>ung vielfältig <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen,<br />
aber kaum o<strong>der</strong> gar nicht <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n etabliert<br />
hatten. Zudem zeigte sich, dass sich das <strong>Drehtürmodell</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschsprachigen Forschungs- und Schulpraxisliteratur<br />
wenig wie<strong>der</strong>fand, h<strong>in</strong>gegen durch Homepages<br />
und <strong>in</strong> Konzeptbeschreibungen von Schulen gut belegt ist<br />
und wie selbstverständlich wirkt. Auch fiel auf, dass im Vergleich<br />
zur amerikanischen Tradition <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
vermutlich mehr Variationen existieren und das <strong>in</strong> den<br />
Staaten bekanntere, als Weiterentwicklung des <strong>Drehtürmodell</strong>s<br />
geltende, Schoolwide Enrichment Model selten thematisiert<br />
wird – und wenn, dann nur <strong>in</strong> Ansätzen. Um dieses<br />
Themenfeld zu untersuchen, bot sich e<strong>in</strong>e qualitativ-empirische<br />
Studie an, die Beschreibungen von praktizierten Modellen<br />
sowie <strong>der</strong>en Schulentwicklungsprozessen anvisierte<br />
und den Spuren des <strong>Drehtürmodell</strong>s folgte.<br />
Dieses <strong>Heft</strong> bietet e<strong>in</strong>en ersten Überblick über die Entwicklung<br />
des <strong>Drehtürmodell</strong>s und se<strong>in</strong>er Variationen <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n wird dabei auf das Ursprungsmodell nach<br />
Renzulli fokussiert, auf dessen theoretische Verortung und<br />
Konzeptionselemente. Befunde <strong>der</strong> diesem <strong>Heft</strong> zugrunde<br />
liegenden Studie beleuchten dann verschiedene Perspektiven<br />
auf das <strong>Drehtürmodell</strong>: Typen, wie sie aus den Daten<br />
rekonstruiert wurden, Faktoren von Schulentwicklungsprozessen<br />
<strong>der</strong> beteiligten Schulen, Porträts e<strong>in</strong>iger Schulen,<br />
Erfahrungsberichte von teilnehmenden Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schülern und die Entwicklung des <strong>Drehtürmodell</strong>s <strong>in</strong> NRW,<br />
nachgezeichnet durch e<strong>in</strong> Experten<strong>in</strong>terview. Zum Schluss<br />
f<strong>in</strong>den sich Empfehlungen zur E<strong>in</strong>führung des <strong>Drehtürmodell</strong>s,<br />
die sich aus den Erfahrungen <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Studie Beteiligten<br />
ableiten lassen.<br />
E<strong>in</strong> Dank für die Unterstützung des Projektes gilt <strong>der</strong> <strong>Karg</strong>-<br />
Stiftung, Dr. Ingmar Ahl, aber vor allem Dr. Olaf Steenbuck,<br />
<strong>der</strong> die Konzeption <strong>der</strong> Studie <strong>in</strong>haltlich begleitete und die<br />
Kontaktaufnahme zu Schulen erleichterte. Zusammen mit<br />
ihm und Dr. Claudia Pauly gewannen die Ideen zu diesem<br />
<strong>Heft</strong> durch die redaktionelle Betreuung an Profil. E<strong>in</strong> großer<br />
Dank gilt den 42 beteiligten Schulen, die ihre Erfahrungen<br />
und Beschreibungen zum <strong>Drehtürmodell</strong> zur Verfügung<br />
stellten. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Dank richtet sich an die Koord<strong>in</strong>atoren<br />
und Schulleitungen, die durch Porträts ihrer<br />
Konzepte Ideen zur Gestaltung <strong>der</strong> Drehtür anreichern.<br />
Den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, die durch Gespräche und<br />
Erfahrungsberichte e<strong>in</strong>en Perspektivwechsel aus Sicht <strong>der</strong><br />
Lernenden ermöglichen, gilt e<strong>in</strong> herzlicher Dank, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Hoffnung, dass sie manche Lehrpersonen e<strong>in</strong> wenig mutiger<br />
machen, wenn es darum geht, Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
zur Teilnahme an <strong>Drehtürmodell</strong>en zu motivieren. Dem<br />
Enrichmentgedanken folgend sollten dies nicht nur die<br />
Leistungsstarken se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n auch hochbegabte Un<strong>der</strong>achiever,<br />
<strong>der</strong>en Potenziale durch die Möglichkeiten, die das<br />
<strong>Drehtürmodell</strong> bietet, entdeckt und entfaltet werden können.<br />
E<strong>in</strong>e neue Variante des <strong>Drehtürmodell</strong>s zeichnet sich<br />
für den <strong>in</strong>klusiven Unterricht ab. E<strong>in</strong> Augenmerk darauf zu<br />
haben, wird sich vermutlich lohnen.<br />
DIE AUTORIN <br />
DR. SILVIA GREITEN ist ausgebildete Lehrer<strong>in</strong> für Biologie,<br />
Pädagogik, Katholische Religionslehre, Psychologie und<br />
Musik und seit 2011 an die Universität Siegen im Department<br />
Erziehungswissenschaft-Psychologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fakultät II<br />
mit dem Schwerpunkt <strong>der</strong> Schulpädagogik <strong>der</strong> Sekundarstufen<br />
abgeordnet. Ihre Schwerpunkte <strong>in</strong> Forschung und<br />
Lehre erstrecken sich über die Schul- und Unterrichtsentwicklung<br />
im Kontext von <strong>in</strong>dividueller För<strong>der</strong>ung, Hochbegabung<br />
und Inklusion sowie <strong>der</strong> Professionalisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lehrerbildung.<br />
Zudem arbeitet sie am Geschwister-Scholl-Gymnasium <strong>in</strong><br />
Lüdenscheid mit den Schwerpunkten <strong>der</strong> Hochbegabtenför<strong>der</strong>ung<br />
und Konzepten <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen För<strong>der</strong>ung. Von<br />
2002 bis 2008 koord<strong>in</strong>ierte sie dort den Schulversuch »So-<br />
Beg« (Son<strong>der</strong>pädagogische Begabtenför<strong>der</strong>ung, Modellversuch<br />
zur För<strong>der</strong>ung hochbegabter Un<strong>der</strong>achiever). Seit<br />
2006 ist sie auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerfortbildung tätig.