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Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung

Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen

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<strong>Das</strong> <strong>Drehtürmodell</strong> im Schulentwicklungsprozess <strong>der</strong> Begabtenför<strong>der</strong>ung<br />

31<br />

rend des regulären Unterrichts können Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler nach e<strong>in</strong>er Nom<strong>in</strong>ation aufgrund e<strong>in</strong>es mehrperspektivischen<br />

diagnostischen Verfahrens den Unterricht für<br />

e<strong>in</strong>e zuvor def<strong>in</strong>ierte Zeit verlassen und an Enrichmentmaßnahmen<br />

teilnehmen. Dazu gehen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en speziellen<br />

Ressourcenraum o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Lernort, wo<br />

ihnen Materialien und Medien zur Verfügung stehen. Im<br />

Enrichment ausgebildete Lehrkräfte betreuen sie bei ihrer<br />

Arbeit an selbstgewählten Themen. <strong>Das</strong> wenige Jahre später<br />

publizierte Schoolwide Enrichment Model (RENZULLI/REIS<br />

1985) stellt e<strong>in</strong>e umfangreiche Weiterentwicklung <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die theoretische, diagnostische und schulpraktische<br />

Ausweitung dar (GREITEN 2016B, 21).<br />

In <strong>der</strong> hier vorgestellten Studie stehen Fragen zur<br />

Klärung des Verständnisses des <strong>Drehtürmodell</strong>s<br />

aus Sicht <strong>der</strong> jeweiligen Schulen und <strong>der</strong>en Konzeptionen<br />

sowie die Differenzierung möglicher<br />

Typen und die Bedeutung des <strong>Drehtürmodell</strong>s<br />

im Schulentwicklungsprozess im Mittelpunkt.<br />

Obwohl das <strong>Drehtürmodell</strong> <strong>in</strong> NRW recht populär und die<br />

Schulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgestaltung kreativ s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det es sich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> deutschsprachigen schulpraktischen und forschungsbezogenen<br />

Literatur bislang kaum wie<strong>der</strong> (GREITEN 2016C, 21F.).<br />

Studien zum <strong>Drehtürmodell</strong> <strong>in</strong> Deutschland existierten<br />

bislang nicht. In <strong>der</strong> hier vorgestellten Studie stehen Fragen<br />

zur Klärung des Verständnisses des <strong>Drehtürmodell</strong>s<br />

aus Sicht <strong>der</strong> jeweiligen Schulen und <strong>der</strong>en Konzeptionen<br />

sowie die Differenzierung möglicher Typen und die Bedeutung<br />

des <strong>Drehtürmodell</strong>s im Schulentwicklungsprozess<br />

im Mittelpunkt.<br />

FORSCHUNGSDESIGN<br />

STICHPROBENWAHL<br />

Mit dem Ziel, zu m<strong>in</strong>destens 30 Schulen Daten erheben<br />

zu können, wurden als erste Kohorte zunächst 70 Schulen<br />

aus dem »Netzwerk Hochbegabtenför<strong>der</strong>ung NRW« 3 angeschrieben,<br />

da hier davon auszugehen war, dass e<strong>in</strong>ige<br />

von ihnen das <strong>Drehtürmodell</strong> auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>es Konzepts<br />

verwenden. Nach dem Rücklauf von 21 Fragebögen<br />

erhielten weitere 80 Schulen nach e<strong>in</strong>er Internetrecherche<br />

zu dem Stichwort »<strong>Drehtürmodell</strong> <strong>in</strong> Schulen« als<br />

zweite Kohorte den Fragebogen. Davon beteiligten sich 21<br />

Schulen. Beide Kohorten wurden zeitversetzt je zweimal<br />

kontaktiert, sofern auf den ersten Kontakt h<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Rückmeldung<br />

erfolgte. Insgesamt waren somit 150 Schulen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Auswahl. Die Rücklaufquote von 42 Schulen aus beiden<br />

Kohorten liegt bei 28 %.<br />

Die Stichprobe umfasst 32 Gymnasien, 3 Gesamtschulen<br />

und 7 Grundschulen. Zur Repräsentativität <strong>der</strong> Stichprobe<br />

(UHLENDORFF/PRENGEL 2011, 140) lassen sich kaum Aussagen machen,<br />

bis auf den e<strong>in</strong>en Punkt, dass die Anteile <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Schulformen <strong>in</strong> etwa den Verhältnissen <strong>der</strong> Schulformen<br />

<strong>in</strong> NRW, die laut Internetrecherche das <strong>Drehtürmodell</strong><br />

nutzen, entsprechen. Da bei <strong>der</strong> Stichprobenwahl über die<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Drehtürtypen noch zu wenige Informationen<br />

vorlagen und die Schulen zum Teil unterschiedliche Modelle<br />

praktizieren, lässt sich mit dieser Stichprobe ke<strong>in</strong>e Repräsentativität<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die Typen des <strong>Drehtürmodell</strong>s<br />

herstellen.<br />

DATENERHEBUNG UND -AUSWERTUNG<br />

Die Datenerhebung erfolgte zwischen November 2014<br />

und Mai 2015 durch e<strong>in</strong>en standardisierten Fragebogen.<br />

Dieser umfasste 32 Items mit offenen Antwortmöglichkeiten.<br />

Die Items fokussierten überwiegend auf die Beschreibung<br />

des jeweils praktizierten <strong>Drehtürmodell</strong>s, auf Schulentwicklungsprozesse,<br />

Schwierigkeiten und Gel<strong>in</strong>gensbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Der Fragebogen bot den Schulen e<strong>in</strong>en transparenten<br />

Aufbau nach thematischen Clustern, was gerade<br />

bei dem offenen Antwortformat e<strong>in</strong>e Hilfe darstellen sollte<br />

(PORST 2011, 64FF., 135). Die Items wurden zunächst <strong>in</strong> zwei<br />

leitfadengestützten Experten<strong>in</strong>terviews mit langjährig erfahrenen<br />

Personen aus <strong>der</strong> Begabtenför<strong>der</strong>ung und Kenntnissen<br />

zu Schulentwicklungsprozessen erprobt, anschließend<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Fragekonstruktion kritisch diskutiert<br />

und modifiziert. Dem folgte die Pilotierung mit zwei<br />

schriftlichen Befragungen und nochmaliger Anpassung.<br />

Die befragten Personen <strong>der</strong> Stichprobe benötigten nach<br />

eigenen Angaben e<strong>in</strong>e Bearbeitungszeit zwischen 30 und<br />

90 M<strong>in</strong>uten. E<strong>in</strong>ige Bögen geben sehr ausführlich Auskunft,<br />

<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en f<strong>in</strong>den sich tendenziell eher Kurzantworten.<br />

Die Auswertung richtete sich hauptsächlich gezielt<br />

nach Frageclustern. Zu e<strong>in</strong>igen Themen wurde auch<br />

<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Dieses Zitat f<strong>in</strong>det sich im Vorwort zu dem 1981 erschienen Buch<br />

von JOSEPH S. RENZULLI, SALLY M. REIS und LINDA H. SMITH: »The<br />

Revolv<strong>in</strong>g Door Identification Model« (1981).<br />

Der Kontext und die Forschungslage werden <strong>in</strong> den Beiträgen<br />

GREITEN 2016B (8–19) und GREITEN 2016C (21–29) <strong>in</strong> diesem <strong>Heft</strong><br />

ausführlicher dargestellt.<br />

www.zukunftsschulen-nrw.de/cms/front_content.php?idcat=342<br />

(Abruf 28.08.2015).

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