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Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung

Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen

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von entsprechend ausgebildeten Studierenden e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nähe bef<strong>in</strong>dlichen Universität begleitet. Im Typ 5b übernehmen<br />

Lehrpersonen o<strong>der</strong> ältere Lernpaten diese Rolle.<br />

Im Typ 5a und 5b ist die Vermittlung von Lernstrategien<br />

e<strong>in</strong> zentraler Bauste<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Variation (Typ 5c) sieht<br />

nur e<strong>in</strong>e Rahmenunterstützung <strong>in</strong> Form von Zeitfenstern,<br />

Arbeitsräumen und e<strong>in</strong>em eher freiwilligen Kontakt zu<br />

Lehrpersonen als Ansprechpartner vor. Lernstrategien werden<br />

hier nicht systematisch vermittelt. Den Untertypen<br />

s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>teressengesteuerte Wahl und Arbeitsweise im<br />

Projekt, e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierter Verlaufsplan, meist auch e<strong>in</strong>e Zeitleiste<br />

und die Erstellung e<strong>in</strong>es Produktes geme<strong>in</strong>. Die jeweiligen<br />

Lerngruppenbestimmungen gestalten sich <strong>in</strong>dividuell.<br />

Der Organisationsaufwand hängt vor allem von <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Mentoren und weiteren <strong>in</strong>ner- und außer<strong>schulischen</strong><br />

Bed<strong>in</strong>gungen ab, die stark divergieren. Dieser<br />

Typ zeichnet sich beson<strong>der</strong>s durch den Ansatz des forschenden<br />

Lernens aus. Die teilnehmenden Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler wählen e<strong>in</strong> Thema und können je nach Vorkenntnissen<br />

und nach Begleitung e<strong>in</strong>fache bis komplexe<br />

und anspruchsvolle Themen bearbeiten.<br />

TYP 6 – FREIE WAHL<br />

Dieser letzte Typ umfasst Formen, die, wie die Schulen<br />

meist explizit darlegen, <strong>in</strong>dividuell und ohne steuernde<br />

Konzeptstrukturen organisiert werden. <strong>Das</strong> Spektrum <strong>der</strong><br />

Aktivitäten reicht von Freiarbeitsmappen, freier Themenbearbeitung<br />

bis h<strong>in</strong> zu außer<strong>schulischen</strong> Lernorten. Bestimmend<br />

für diesen Typ ist, dass die teilnehmenden<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ke<strong>in</strong> vorbestimmtes Programm<br />

durchlaufen, Unterstützungssysteme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong>dividuell<br />

geregelt werden, zum Teil bis auf die Bereitstellung<br />

e<strong>in</strong>es Arbeitsraumes und des Zeitfensters ke<strong>in</strong>e weitere<br />

Betreuung erfolgt und es ke<strong>in</strong>e Form e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />

Präsentation e<strong>in</strong>es Produktes gibt.<br />

Bestimmend für diesen Typ ist, dass die teilnehmenden<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ke<strong>in</strong> vorbestimmtes<br />

Programm durchlaufen, Unterstützungssysteme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong>dividuell geregelt<br />

werden.<br />

DISKUSSION<br />

Ursprünglich war das Revolv<strong>in</strong>g Door-Konzept als Enrichmentprogramm<br />

zur Identifikation beson<strong>der</strong>er Begabungen<br />

und als Zugang zu För<strong>der</strong>maßnahmen gedacht. Die<br />

vielfältige Diagnostik, wie Renzulli sie eng mit dem Revolv<strong>in</strong>g<br />

Door Model, dem Triad Enrichment Model und dem<br />

Schoolwide Enrichment Model verband, ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulpraxis<br />

<strong>in</strong> NRW zum Großteil verloren gegangen. An vielen<br />

Schulen f<strong>in</strong>den sich diagnostische Ansätze <strong>in</strong> Form von<br />

Beobachtungen und Leistungsbeschreibungen, die auch<br />

<strong>der</strong> Nom<strong>in</strong>ation von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern dienen,<br />

werden aber für die Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Teilnehmenden später kaum e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

In <strong>der</strong> Entwicklung des beschriebenen ersten Wegs zum<br />

<strong>Drehtürmodell</strong> <strong>in</strong> NRW zeigt sich bereits e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Abweichung vom Revolv<strong>in</strong>g Door Model, weil e<strong>in</strong>ige Schulen<br />

beispielsweise nur Teile umsetzen konnten, das Modell<br />

nur wenige Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler nutzten und<br />

sich auch die Konzeptionen von Enrichment und Akzeleration<br />

vermischten. Es g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> dieser Phase vorrangig um<br />

die e<strong>in</strong>zelfallorientierte Beratung und För<strong>der</strong>ung und vor<br />

allem um die För<strong>der</strong>ung von hochbegabten Un<strong>der</strong>achievern.<br />

Erst später breitete sich das Konzept für die Begabtenför<strong>der</strong>ung<br />

aus, sodass die Schulen eigene Konzepte<br />

und Strukturen mit großer Vielfalt und adaptiert an die<br />

jeweiligen systemischen Bed<strong>in</strong>gungen entwickelten. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> Genese des Modells irritiert es, dass aktuell die<br />

meisten Typen des <strong>Drehtürmodell</strong>s explizit an <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

Leistungsstarker und/o<strong>der</strong> Hochbegabter ausgerichtet<br />

s<strong>in</strong>d (GREITEN 2016A, 40), obwohl sich die Konzepte auch<br />

für die För<strong>der</strong>ung von Un<strong>der</strong>achievern eignen.<br />

Modelle, die sich über den zweiten Weg modifizierten, tragen<br />

das forschende Lernen im Kern und s<strong>in</strong>d teilweise<br />

auch stärker mit diagnostischen Elementen verknüpft. Im<br />

dritten Weg zeigt sich nun die Vielfalt und die Kreativität:<br />

Konzepte, die über die ersten beiden Wege entstanden,<br />

werden ausgebaut, bis dah<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>ige Schulen völlig eigene<br />

Konzepte entwickeln. E<strong>in</strong> schulweites Enrichmentprogramm,<br />

wie Renzulli es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er jetzigen Darstellung beschreibt,<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stichprobe nicht.

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