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Karg-Heft Nr. 9: Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung

Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen

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12<br />

Schüler sollen sich <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- o<strong>der</strong> Gruppenarbeit, orientiert<br />

an ihren persönlichen Interessen, mit Themen, Ereignissen,<br />

Büchern o<strong>der</strong> Personen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, die im<br />

regulären Curriculum nicht vorkommen. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Hauptziele<br />

ist es, dass sich für Lehrpersonen und Teilnehmende,<br />

von <strong>der</strong> Beschäftigung mit den Themen ausgehend, H<strong>in</strong>weise<br />

auf mögliche Projekte für den Typ III ergeben. <strong>Das</strong><br />

zweite Ziel ist, über die Aktivitäten im nachfolgenden Typ<br />

II zu entscheiden und diese zu planen: Im Typ II Enrichment<br />

(RENZULLI/REIS/SMITH 1981, 165; RENZULLI/REIS/STEDTNITZ 2001,<br />

174) stehen Methoden, Materialien und Lern- und Arbeitstechniken<br />

im Fokus, die die Denkentwicklung unterstützen<br />

und e<strong>in</strong> Gefühl für Prozesse vermitteln sollen. Dazu<br />

werden Kreativität, wissenschaftliche Methoden und wissenschaftliches<br />

Vorgehen sowie kritisches Denken tra<strong>in</strong>iert.<br />

<strong>Das</strong> Ziel dieses Typs ist, die Teilnehmenden zu befähigen,<br />

sich wirksamer mit Inhalten zu befassen und Grundfertigkeiten<br />

des forschenden Arbeitens zu erlernen. <strong>Das</strong><br />

Typ III Enrichment (RENZULLI/REIS/SMITH 1981, 165; RENZULLI/REIS/<br />

STEDTNITZ 2001, 174) ist die Hauptstütze des Programms, um<br />

Hochbegabungen und Höchstleistungen zu unterstützen:<br />

Es besteht aus Tätigkeiten, <strong>in</strong> denen Teilnehmende sich<br />

mit realen Problemen, Themen o<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

durch den E<strong>in</strong>satz geeigneter Untersuchungsmethoden beschäftigen.<br />

Auf diesem Level kommt es darauf an, e<strong>in</strong>en<br />

allgeme<strong>in</strong>en Themenbereich zu f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> fortgeschrittenes<br />

Arbeiten möglich wird. E<strong>in</strong>e spezifische Frage<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Problem <strong>in</strong> diesem Bereich sollen entwickelt und<br />

weitere Ressourcen genutzt werden. Im S<strong>in</strong>ne des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens werden die Teilnehmenden beispielsweise<br />

befähigt, mit geeigneten Methoden Rohdaten<br />

zu ermitteln. Am Ende stehen e<strong>in</strong> ausgefeiltes durchdachtes<br />

Werkstück, e<strong>in</strong> Produkt o<strong>der</strong> Befunde, über die sich die<br />

Teilnehmenden mit entsprechenden Zielgruppen austauschen.<br />

In <strong>der</strong> ABB. 1 f<strong>in</strong>det sich dieses Modell unter theory<br />

and research skizziert.<br />

<br />

4<br />

Renzulli, Reis und Smith publizierten 1981 das Handbuch »The Revolv<strong>in</strong>g<br />

Door Identification Model«, das ausführlich die Entstehung<br />

des Drehtürkonzepts und alle Maßnahmen beschreibt. Es enthält<br />

e<strong>in</strong>e Fülle von Abbildungen und Dokumentvorlagen wie Frage- und<br />

Dokumentationsbögen und Arbeitsmaterialien, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Phasen e<strong>in</strong>gesetzt werden. <strong>Das</strong> Buch ist bislang nicht übersetzt worden,<br />

was nicht am Lesen h<strong>in</strong><strong>der</strong>n sollte. Die Erweiterung des Konzepts,<br />

das Schoolwide Enrichment Model, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutschsprachigen<br />

Handbuch »<strong>Das</strong> Schulische Enrichment Modell SEM«<br />

(Renzulli/Reis/Stedtnitz 2001) beschrieben; dieses enthält hilfreiche<br />

Beschreibungen und auch e<strong>in</strong>ige Dokumentvorlagen.<br />

DAS DREHTÜRMODELL –<br />

THE »REVOLVING DOOR«<br />

Den <strong>in</strong>haltlichen Ideen zu dem Triad Enrichment Model<br />

fügte Renzulli später das Bild »Revolv<strong>in</strong>g Door« – Drehtür –<br />

h<strong>in</strong>zu. Er wählt dieses Bild, um die Organisationskomponente<br />

zu beschreiben, mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb des regulären<br />

Schulsystems e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>konzept implementiert werden<br />

kann (RENZULLI/REIS/SMITH 1981; RENZULLI/REIS 1985, 45). Joseph<br />

Renzulli, Sally Reis und L<strong>in</strong>da Smith konzipierten, erprobten<br />

und evaluierten unter diesem Label e<strong>in</strong> Modell, das<br />

dazu dienen sollte, diejenigen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

zu identifizieren, die e<strong>in</strong> spezielles Programm für Hochbegabte<br />

und Talentierte besuchen können, das Revolv<strong>in</strong>g<br />

Door Identification Model<br />

4<br />

(RDIM). Sie beschreiben das<br />

RDIM wie folgt: »In essence, RDIM provides the mechanism<br />

for students to come <strong>in</strong>to and out of advanced levels<br />

of task-specific enrichment as the need arises. It is an<br />

approach designed to <strong>in</strong>crease substantially the number<br />

of students <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> special services, m<strong>in</strong>imize concerns<br />

about elitism by do<strong>in</strong>g away with the you-have-it or<br />

you-don’t-have-it concept, and most importantly, provide<br />

supplementary services have the highest potential for do<strong>in</strong>g<br />

the most good for a particular Youngster« (RENZULLI/<br />

REIS/SMITH 1981, 5).<br />

Dem »Group<strong>in</strong>g« auf Zeit, wie es das Drehtürkonzept<br />

<strong>in</strong>tendiert, kommt dabei e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung zu.<br />

Die Aktivitäten <strong>in</strong>nerhalb des Drehtürprogramms s<strong>in</strong>d<br />

nach den Typen des Triad Enrichment Models organisiert.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler verlassen den regulären Unterricht,<br />

um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ressourcenraum, <strong>in</strong> dem sowohl Lehrer<br />

als auch Materialien zur Verfügung stehen und Anleitungen<br />

durch Lehrpersonen erfolgen, im S<strong>in</strong>ne des Enrichments<br />

an Themen arbeiten zu können. Lehrkräfte, die<br />

für die Arbeit im Ressourcenraum speziell geschult s<strong>in</strong>d,<br />

unterstützen die jeweiligen Arbeiten mit denjenigen Methoden,<br />

die jeweils für die Enrichmenttypen I–III vorgesehen<br />

s<strong>in</strong>d. Dazu gibt es e<strong>in</strong>en Wochenplan, <strong>der</strong> die verschiedenen<br />

Zeitfenster und die dort stattf<strong>in</strong>denden Unterstützungsangebote<br />

gemäß <strong>der</strong> drei Enrichmenttypen<br />

und weiter ausdifferenzierten Graden des Typs III erfasst<br />

(RENZULLI/REIS/SMITH 1981, 48F.). Diese Organisationsform ermöglicht<br />

e<strong>in</strong> flexibles System, <strong>in</strong> dem Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler während <strong>der</strong> Woche <strong>in</strong> unterschiedlichen Zeitfenstern,<br />

Enrichmentgraden und flexiblen Gruppierungen<br />

o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>zeln arbeiten können. Dem »Group<strong>in</strong>g« auf<br />

Zeit, wie es das Drehtürkonzept <strong>in</strong>tendiert, kommt dabei<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. E<strong>in</strong>e anregungsreiche Aus-

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