Karg-Heft Nr. 8: Psychologische Beratung im Feld Hochbegabung
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ANDRÉ JACOB, CHRISTINE KOOP<br />
Vorwort der Herausgeber<br />
Parallel zum deutlich gestiegenen gesellschaftlichen Interesse<br />
für das Thema <strong>Hochbegabung</strong> wuchs in den letzten<br />
zehn bis fünfzehn Jahren auch die Nachfrage nach<br />
<strong>Beratung</strong>sangeboten für hochbegabte Kinder, Jugendliche<br />
und ihre Familien. Waren es anfangs vor allem spezialisierte<br />
<strong>Beratung</strong>sstellen (häufig an Universitäten angesiedelt),<br />
die diesen Bedarf an <strong>Beratung</strong> deckten, findet die<br />
Thematik der Diagnostik, Förderung und Erziehung von<br />
hochbegabten Kindern und Jugendlichen nun auch zunehmend<br />
Eingang in sozial- und schulrechtlich verankerte<br />
<strong>Beratung</strong>sstrukturen, z. B. in die Erziehungsberatung<br />
und Schulpsychologischen Dienste. Zudem gibt es ein<br />
weites <strong>Feld</strong> an freien <strong>Beratung</strong>sangeboten.<br />
Gegenwärtig fehlen sowohl in der Ausbildung von Psychologen<br />
als auch von Pädagogen noch vielfach Konzepte, die<br />
Fragen der <strong>Hochbegabung</strong> und damit verbundene Frageund<br />
Problemstellungen in <strong>Beratung</strong>skontexten hinreichend<br />
thematisieren bzw. sind solche auf die Standorte<br />
begrenzt, an denen es Professuren mit einem Forschungsschwerpunkt<br />
<strong>im</strong> <strong>Feld</strong> <strong>Hochbegabung</strong> gibt. Zudem sind<br />
<strong>Beratung</strong>skonzepte häufig entweder zu wenig auf <strong>Hochbegabung</strong>smodelle<br />
bezogen oder aber werden zu sehr auf<br />
die D<strong>im</strong>ension der Leistungsentfaltung fokussiert und<br />
vernachlässigen damit solche wichtigen Zugänge wie beispielsweise<br />
den der familiären Erziehung.<br />
Das <strong>Karg</strong> <strong>Heft</strong> 8 will deshalb Denkanstöße für eine Debatte<br />
um die weitere Professionalisierung der Hochbegabtenberatung<br />
geben. Daher erfolgt eine Konzentration auf<br />
sozial- und schulrechtlich gesicherte <strong>Beratung</strong>sangebote<br />
(EFB, Schulpsychologie, <strong>Beratung</strong>sstellen in ministerialer<br />
Trägerschaft) sowie auf die Erfahrungen aus spezialisierten<br />
universitären Einrichtungen. Professionalisierung bezieht<br />
sich nach unserem Verständnis nicht nur auf eine weitere<br />
Qualifikation der Beratenden in spezialisierten Institutionen,<br />
sondern auch als Initiierung, Verstetigung und<br />
Evaluation von interdisziplinären, verbindlich arbeitenden<br />
<strong>Beratung</strong>s- und Fördernetzwerken in den Sozialräumen, in<br />
denen Familien leben und ihre (nicht nur) hochbegabten<br />
Kinder heranwachsen. Wenn beide Anliegen gelingen, hat<br />
dieses <strong>Heft</strong> hoffentlich Impulse zu einem weiteren Aufund<br />
Ausbau von inklusiven Bildungs- und Erziehungslandschaften,<br />
die selbstverständlich auch durch <strong>Beratung</strong>sangebote<br />
mitgestaltet werden, gegeben – und bleibt in<br />
seiner Wirkung nicht nur auf das <strong>Feld</strong> der <strong>Hochbegabung</strong><br />
begrenzt.<br />
Im ersten Beitrag stellen Christine Koop und Franzis Preckel<br />
<strong>Beratung</strong>sanliegen und <strong>Beratung</strong>sschwerpunkte <strong>im</strong><br />
<strong>Feld</strong> der <strong>Hochbegabung</strong> vor. Insbesondere veröffentlichen<br />
sie erstmals Daten aus einer Studie, die von der <strong>Karg</strong>-<br />
Stiftung in Kooperation mit der Universität Trier jüngst<br />
fertig gestellt worden ist. Deutlich wird in der Betrachtung<br />
der Ergebnisse, dass den Ratsuchenden mit der bloßen<br />
Feststellung einer <strong>Hochbegabung</strong> und allgemeinen Förderhinweisen<br />
nicht hinreichend geholfen ist: Eine professionelle<br />
<strong>Beratung</strong> muss auf eine Vielzahl an Problemen