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Karg-Heft Nr. 8: Psychologische Beratung im Feld Hochbegabung

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Information der Klienten<br />

Die hohe Popu larität des Themas <strong>Hochbegabung</strong> führte<br />

zu einer Fülle von Publikationen, deren Inhalte nicht <strong>im</strong>mer<br />

wis sen schaftlichen Standards entsprechen und in<br />

einigen Fällen un begründete Sorgen oder über zo gene<br />

Forderungen auslösen. In solchen <strong>Beratung</strong>ssituationen<br />

kann eine fachlich fun dierte In formationsvermittlung für<br />

Abhilfe sorgen.<br />

Klärung von Erwartungen<br />

Einen wichtigen Eckpunkt des in diesem Artikel dargestellten<br />

<strong>Beratung</strong>skonzeptes n<strong>im</strong>mt auch die Klä rung der<br />

Erwartungen von Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen<br />

des Kindes in Be zug auf dessen Hoch begabung<br />

ein. Sind beispielsweise hohe Leistungserwartungen festzu<br />

stellen, die ein Kind trotz seines weit überdurchschnittlichen<br />

intellektuellen Potenzials über fordern kön nen?<br />

Besteht möglicherweise die Hoffnung, dass ein Kind den<br />

Studienabschluss oder die berufliche Position erreicht, die<br />

einem Elternteil verwehrt blieb? Wenn derartige Punkte<br />

in einem <strong>Beratung</strong>sgespräch bearbeitet werden sollen, ist<br />

der Aufbau eines tragfähigen Rapports <strong>im</strong> Vorfeld unabdingbar.<br />

An dieser Stelle könnte sich die Notwendigkeit struktureller<br />

Inter ventionen ergeben (bei spielsweise: Wie kann die<br />

Elternrolle so verdeutlicht werden, dass sie für hochbegabte<br />

Kinder sichtbar und akzeptierbar ist?). Zugleich<br />

könnte es in manchen Fa milien angezeigt sein, die Rolle<br />

weiterer Geschwister zu stärken, um die Ausgewogenheit<br />

in nerhalb des Geschwistersubystems (wieder) herzustellen.<br />

Damit Eltern innerhalb ihrer Fa mi lie in dieser Weise agieren<br />

können, ist es möglicherweise erforderlich, sie in ihrem<br />

Selbst ver ständnis zu bestärken und bestehende Unsicherheiten<br />

aufzugreifen und zu klären.<br />

Kooperation mit spezialisierten<br />

<strong>Beratung</strong>sstellen<br />

Eine Kooperation mit spezialisierten <strong>Beratung</strong>sstellen<br />

könnte dann angezeigt sein, wenn es um spezifische Fragestellungen<br />

bezüglich der Schullaufbahn (beispielsweise<br />

vor zei ti ge Einschulung, das Überspringen einer Klasse<br />

oder der Wechsel in eine spezielle Hochbegabtenförderklasse)<br />

geht, sofern hierfür noch keine oder wenig Erfahrungen<br />

vorliegen. Wenn eine solche Zusammenarbeit<br />

nicht möglich ist, könnten Fortbildungen durch erfahrene<br />

Fach kräfte oder entsprechende Fach literatur (BSPW. WITT-<br />

MANN/HOLLING 2004) für Ab hilfe sor gen.<br />

Rollenklärungen in der Familie<br />

Für manche Eltern hochbegabter Kinder scheint es schwierig<br />

zu sein, übliche Rollenverteilun gen umzusetzen. Neben<br />

der Klärung, welchen Part Eltern und Kinder <strong>im</strong> Familiensystem<br />

ein nehmen, ist in manchen Fällen die Rolle der<br />

<strong>Hochbegabung</strong> zu explorieren. Auch wenn die ser Aspekt<br />

be<strong>im</strong> Lesen Schmunzeln auslösen mag, hat er in manchen<br />

Familien einen erns ten Hintergrund. Wenn der <strong>Hochbegabung</strong><br />

die Rolle eines eigenständigen Familienmitglieds<br />

zu geschrieben wird, kann es in <strong>Beratung</strong>en angezeigt sein,<br />

dessen Beziehung zu den übrigen Fami lienmitgliedern zu<br />

untersuchen (Wo gibt es beispielsweise »Koalitionen« mit<br />

der <strong>Hochbegabung</strong>?).<br />

Eine Kooperation mit spezialisierten <strong>Beratung</strong>sstellen<br />

könnte dann angezeigt sein, wenn es<br />

um spezifische Fragestellungen bezüglich der<br />

Schullaufbahn (beispielsweise vor zei ti ge Einschulung,<br />

das Überspringen einer Klasse oder<br />

der Wechsel in eine spezielle Hochbegabtenförderklasse)<br />

geht.<br />

Erfahrungen aus dem Berliner Projekt<br />

(VGL. AUCH MORCHE/JACOB 2010)<br />

Der Berliner Arbeitskreis »Erziehungsberatung bei Familien<br />

mit hochbegabten Kindern« wur de Anfang 2008 mit<br />

dem Ziel gegründet, ein landesweit qualitativ hochwertiges<br />

und stabiles Be ratungsangebot zu etablieren, indem<br />

mindestens ein Mitarbeiter der kommunalen oder frei en<br />

Erziehungsberatungsstellen pro Berliner Bezirk gewonnen<br />

wurde, sich fachlich zu qualifizieren sowie sich mit den<br />

bezirklichen und überbezirklichen Ange boten und Institutionen<br />

zu vernetzen. Das Projekt wurde in den Jahren<br />

2009 bis 2010 finanziell und logistisch maßgeblich durch<br />

die <strong>Karg</strong>-Stiftung gefördert und durch die zu ständige Senatsverwaltung<br />

für Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />

unterstützt.<br />

Die Qualifizierung der Mitglieder des Arbeitskreises erfolgte<br />

durch acht ganztägige Fortbildungen <strong>im</strong> Rahmen<br />

eines abgest<strong>im</strong>mten spezifischen Curriculums zu hochbega<br />

bungsspezifischen Themen. Des Weiteren wurden in<br />

dem Arbeitskreis, der sich dre<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Jahr neben den<br />

Fortbildungstagen zu je dreistündigen Arbeitstreffen verabredete,<br />

Qualitäts- und Verfahrensstandards zur Befunderhebung<br />

diskutiert, entwickelt und etabliert.

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