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Karg-Heft Nr. 7: Hochbegabten- förderung in der Sekundarstufe

Ergebnisse der PULSS-Studie zur Untersuchung der gymnasialen Begabtenklassen in Bayern und Baden-Württemberg

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FRANZIS PRECKEL, WOLFGANG SCHNEIDER, EVA STUMPF<br />

Schlussfolgerungen<br />

und Empfehlungen:<br />

Zur Bewertung <strong>der</strong> gymnasialen<br />

Begabtenklassen <strong>in</strong> Bayern<br />

und Baden-Württemberg<br />

Wie deutlich wurde, werden Maßnahmen <strong>der</strong> Fähigkeitsgruppierung<br />

Hochbegabter <strong>in</strong>tensiv und durchaus kontrovers<br />

diskutiert – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn sie als Vollzeit-Segregation<br />

organisiert s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> PULSS-Studie haben wir<br />

zentrale Fragestellungen wie die Entwicklung <strong>der</strong> Leistung<br />

o<strong>der</strong> sozio-emotionaler Merkmale <strong>der</strong> Schülerschaft als<br />

auch die Perspektive <strong>der</strong> Eltern und Lehrkräfte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

großen Stichprobe über mehrere Jahre h<strong>in</strong>weg untersucht.<br />

Damit stand uns e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Datengrundlage zur<br />

Verfügung und die Ergebnisse des Projekts s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> mehrfacher<br />

H<strong>in</strong>sicht wertvoll und aufschlussreich. Sie unterliegen<br />

jedoch auch e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>schränkungen, die wir aufzeigen<br />

möchten, sodass die späteren Schlussfolgerungen<br />

angemessen e<strong>in</strong>geordnet werden können.<br />

MÖGLICHE UND NICHT MÖGLICHE<br />

SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

Bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Befunde aus PULSS muss unbed<strong>in</strong>gt<br />

beachtet werden, dass sich die Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler <strong>der</strong> Regel- und <strong>der</strong> Begabtenklassen bereits vor<br />

dem Besuch <strong>der</strong> Gymnasialklassen systematisch unterschieden.<br />

E<strong>in</strong>ige dieser Unterschiede s<strong>in</strong>d uns bekannt<br />

(z. B. im mittleren Alter o<strong>der</strong> <strong>der</strong> sozialen Herkunft), viele<br />

haben wir <strong>in</strong> PULSS aber gar nicht erst erfasst (z. B. mögliche<br />

Unterschiede <strong>in</strong> den Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule).<br />

Damit müssen für die Erklärung unserer Befunde auch<br />

an<strong>der</strong>e Ursachen als <strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>es bestimmten Klassentyps<br />

<strong>in</strong> Betracht gezogen werden. Die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

PULSS-Studie lassen damit ke<strong>in</strong>en kausalen Rückschluss<br />

auf den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Begabtenklassen zu. Sie beschreiben<br />

vielmehr die jeweiligen Merkmalsausprägungen und -entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> Regel- und<br />

Begabtenklassen. Doch auch diese Beschreibung ermöglicht<br />

es, zentrale Fragen zu beantworten (z. B. Wie wohl<br />

fühlen sich Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> den Begabtenklassen?<br />

Entwickeln sie sich <strong>in</strong> ihrer Leistung positiv?).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus haben wir durch den Vergleich <strong>der</strong> ausschließlich<br />

überdurchschnittlich <strong>in</strong>telligenten Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler <strong>in</strong> beiden Klassentypen e<strong>in</strong>e nahe liegende<br />

Alternativerklärung unserer Befunde ausgeschlossen<br />

– nämlich dass lediglich die höhere Intelligenz <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler <strong>in</strong> den Begabtenklassen unsere Befunde<br />

erklärt. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Durch die sogenannte<br />

Parallelisierung nach Intelligenz haben wir für manche<br />

Bereiche aufzeigen können, dass sich vergleichbar <strong>in</strong>telligente<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> beiden Klassentypen<br />

unterschiedlich entwickeln (z. B. im Erleben sozialer Akzeptanz).<br />

Da Intelligenz im Lern- und Leistungskontext mit<br />

zahlreichen positiven Merkmalen zusammenhängt und<br />

auch Entwicklungsverläufe nachhaltig positiv bee<strong>in</strong>flusst<br />

(Z. B. PRECKEL/BRÜLL 2008; SCHNEIDER/NIKLAS/SCHMIEDELER 2014),<br />

ist die Kontrolle dieses Merkmals durch die Parallelisierung<br />

bereits e<strong>in</strong> wichtiger Schritt. In Folgeanalysen werden<br />

wir weitere Merkmale kontrollieren, die die Schülergruppen<br />

bei<strong>der</strong> Klassentypen unterscheiden, um noch stärkere<br />

Aussagen über den E<strong>in</strong>fluss des Klassentyps machen zu

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