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Karg-Heft Nr. 7: Hochbegabten- förderung in der Sekundarstufe

Ergebnisse der PULSS-Studie zur Untersuchung der gymnasialen Begabtenklassen in Bayern und Baden-Württemberg

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3. Auswahlverfahren <strong>der</strong> gymnasialen Begabtenklassen<br />

39<br />

Die zusätzliche Berücksichtigung des allgeme<strong>in</strong>en Selbstkonzepts<br />

<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler führte zu e<strong>in</strong>er<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Prognoseleistung für die Zeugnisnoten,<br />

nicht aber für die standardisierten Leistungstestergebnisse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe. Durch die Komb<strong>in</strong>ation aus KFT-<br />

Ergebnissen, den Zeugnisnoten <strong>der</strong> 4. Jahrgangsstufe sowie<br />

des akademischen Selbstkonzepts konnte <strong>in</strong>sgesamt<br />

e<strong>in</strong> Anteil von 24 % <strong>der</strong> Varianz des Notendurchschnitts<br />

Mitte <strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe aufgeklärt werden.<br />

FAZIT UND EMPFEHLUNGEN<br />

nomischer gestaltet werden, ohne E<strong>in</strong>bußen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> diagnostischen Güte <strong>in</strong> Kauf nehmen zu müssen.<br />

Die Auswahlverfahren an fünf <strong>der</strong> acht Standorte<br />

könnten durch die Elim<strong>in</strong>ation des Probeunterrichts<br />

deutlich ökonomischer gestaltet<br />

werden, ohne E<strong>in</strong>bußen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> diagnostischen<br />

Güte <strong>in</strong> Kauf nehmen zu müssen.<br />

Die hier vorgestellten Ergebnisse ermöglichen e<strong>in</strong>e facettenreiche<br />

Reflexion <strong>der</strong> Auswahlstrategien <strong>der</strong> PULSS-<br />

Projektschulen für die Begabtenklassen. Die Darstellung<br />

spiegelt e<strong>in</strong>e große Variabilität <strong>der</strong> Auswahlverfahren über<br />

die acht Standorte h<strong>in</strong>weg wi<strong>der</strong>. Wir halten es für unabd<strong>in</strong>gbar,<br />

den Gymnasien e<strong>in</strong>en Gestaltungsspielraum für<br />

die Auswahlverfahren e<strong>in</strong>zuräumen, da auch die Kontextbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> Standorte stark variieren. Deutliche<br />

Unterschiede zeigen sich etwa im Verhältnis von Angebot<br />

zu Nachfrage an <strong>der</strong> jeweiligen Begabtenklasse o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

den konkreten Ausbildungs- und För<strong>der</strong>schwerpunkten<br />

<strong>der</strong> Schulen. Dies sollte sich auch <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Auswahlstrategien nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

Gleichwohl können aus unseren Befunden e<strong>in</strong>ige Anregungen<br />

zur weiteren Optimierung <strong>der</strong> Auswahlstrategien<br />

abgeleitet werden. Orientiert man sich an dem Ziel, leistungsstarke<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler zu rekrutieren, sollten<br />

sowohl die Intelligenztestergebnisse als auch die<br />

Zeugnisnoten <strong>der</strong> 4. Jahrgangsstufe <strong>in</strong> die Auswahlentscheidungen<br />

e<strong>in</strong>bezogen werden. Wie zuvor berichtet,<br />

f<strong>in</strong>den die Zeugnisnoten an e<strong>in</strong>igen Standorten bislang<br />

noch nicht explizit Berücksichtigung für die Aufnahmeentscheidungen.<br />

Der aufwendige Probeunterricht hat sich<br />

h<strong>in</strong>gegen nicht bewährt, um die Vorhersageleistung <strong>der</strong><br />

Auswahlverfahren weiter zu verbessern. Dies gilt zum<strong>in</strong>dest<br />

dann, wenn wir uns an standardisierten Leistungsmessungen<br />

<strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe orientieren. Insofern<br />

könnten die Auswahlverfahren an fünf <strong>der</strong> acht Standorte<br />

durch die Elim<strong>in</strong>ation des Probeunterrichts deutlich öko-<br />

Es sei daran er<strong>in</strong>nert, dass aus Gründen <strong>der</strong> Vergleichbarkeit<br />

die Regressionsanalysen ausschließlich mit den Daten<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> durchgeführt wurden, <strong>der</strong>en Intelligenzwert<br />

anhand des KFT gemessen worden war. Genau genommen<br />

s<strong>in</strong>d diese Ergebnisse auch nur für diese Fälle gültig. In<br />

diesem Zusammenhang sei e<strong>in</strong> weiterer Befund <strong>der</strong><br />

PULSS-Studie erwähnt, <strong>der</strong> hier nicht ausführlich vorgestellt<br />

worden ist. Wir untersuchten, <strong>in</strong>wiefern sich die <strong>in</strong><br />

den Auswahlverfahren e<strong>in</strong>gesetzten unterschiedlichen Intelligenztestverfahren<br />

(z. B. PSB, HAWIK-IV, AID-2) überhaupt<br />

für e<strong>in</strong>e Leistungsprognose eignen. Wenngleich<br />

hierzu weiterführende Analysen mit größeren Stichproben<br />

wünschenswert wären, so lassen diese Ergebnisse unserer<br />

Überzeugung nach zum<strong>in</strong>dest die Schlussfolgerung zu,<br />

dass sich <strong>der</strong> KFT sowie <strong>der</strong> HAWIK-IV gut für den E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>in</strong> den Auswahlverfahren eignen. E<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>heitlichung<br />

<strong>der</strong> Auswahlverfahren h<strong>in</strong>sichtlich des E<strong>in</strong>satzes e<strong>in</strong>es<br />

dieser beiden Testverfahren sche<strong>in</strong>t uns daher empfehlenswert<br />

zu se<strong>in</strong>.<br />

Erfreulicherweise konnte bestätigt werden, dass die Entscheidungen<br />

für die Aufnahme <strong>der</strong> vorgestellten Jungen<br />

und Mädchen <strong>in</strong> hohem Maße durch die vorliegenden<br />

Daten abgesichert werden konnten. Gute Noten im Fach<br />

Mathematik, hohe Intelligenzwerte sowie e<strong>in</strong> positives<br />

Leistungsverhalten im Probeunterricht erhöhten die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für die Aufnahme. In Kenntnis <strong>der</strong> hier<br />

vorgestellten Ergebnisse <strong>der</strong> PULSS-Studie könnten diese<br />

Orientierungsmarken für die Auswahlentscheidungen –<br />

wie zuvor ausgeführt – <strong>in</strong>haltlich modifiziert werden,<br />

sollten aber ihre Datenorientierung nicht e<strong>in</strong>büßen.

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