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Karg-Heft Nr. 7: Hochbegabten- förderung in der Sekundarstufe

Ergebnisse der PULSS-Studie zur Untersuchung der gymnasialen Begabtenklassen in Bayern und Baden-Württemberg

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meisten Schulen <strong>der</strong> Kognitive Fähigkeitstest für 4. bis 12.<br />

Klassen (KFT 4–12+ R) (HELLER/PERLETH 2000) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lango<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Kurzform zum E<strong>in</strong>satz ( TAB. 2). E<strong>in</strong> Gymnasium<br />

griff h<strong>in</strong>gegen für die Auswahl auf das Prüfsystem für die<br />

Schul- und Bildungsberatung (PSB-R 4–6) (HORN ET AL. 2002)<br />

und den Zahlen-Verb<strong>in</strong>dungs-Test (ZVT) (OSWALD/ROTH 1987)<br />

zurück. An den baden-württembergischen Gymnasien<br />

wurde darüber h<strong>in</strong>aus auch e<strong>in</strong>e Intelligenzdiagnostik<br />

mithilfe des Adaptiven Intelligenzdiagnostikums (AID 2)<br />

(KUBINGER 2009) akzeptiert, die von e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe <strong>der</strong><br />

Universität Tüb<strong>in</strong>gen durchgeführt wurde. In e<strong>in</strong>igen Fällen<br />

wurden zudem Ergebnisse an<strong>der</strong>er Intelligenztests aus<br />

externer Diagnostik von den Schulen anerkannt. Daher<br />

lagen von e<strong>in</strong>igen Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern mehrere<br />

Intelligenztestergebnisse aus unterschiedlichen Testverfahren<br />

und -situationen vor. Tabelle 2 ( TAB. 2) stellt dar,<br />

wie häufig die e<strong>in</strong>zelnen Test<strong>in</strong>strumente <strong>in</strong> den Auswahlverfahren<br />

berücksichtigt wurden.<br />

Als Schwellenwert im Intelligenztest des Auswahlverfahrens<br />

( TAB. 1), ab dem e<strong>in</strong> Schüler bzw. e<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong> für<br />

die weiteren Bauste<strong>in</strong>e des Auswahlverfahrens zugelassen<br />

wurde, wurden von den Ansprechpartnern <strong>der</strong> badenwürttembergischen<br />

Schulen e<strong>in</strong>heitlich 130 IQ-Punkte<br />

angegeben. Es existierte allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> gewisser Spielraum<br />

nach unten, wenn die Ergebnisse im Rahmen e<strong>in</strong>er Gruppentestung<br />

e<strong>in</strong>er schulpsychologischen Beratungsstelle<br />

gewonnen wurden. In Bayern herrschte e<strong>in</strong>e größere Variabilität<br />

bezüglich dieser Grenze; die Schwellen lagen hier<br />

im Bereich zwischen 120 und 130 IQ-Punkten und konnten<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen ebenfalls unterschritten werden ( TAB. 1).<br />

An e<strong>in</strong>er Schule wurde zudem e<strong>in</strong> Gesamtwert aus allen<br />

Bestandteilen des Auswahlverfahrens errechnet, nach welchem<br />

die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler für die Begabtenklassen<br />

ausgewählt wurden. Es wurden pro Ergebnis <strong>in</strong> den<br />

Bestandteilen des Auswahlverfahrens Punkte vergeben<br />

(jeweils 0–130 Punkte), die nach e<strong>in</strong>er anschließenden Gewichtung<br />

addiert wurden und somit e<strong>in</strong> Rank<strong>in</strong>g ergaben.<br />

Gespräch mit den Bewerber<strong>in</strong>nen und Bewerbern bzw.<br />

mit ihren Eltern geführt.<br />

Zwei <strong>der</strong> acht an PULSS teilnehmenden Schulen<br />

orientieren sich an e<strong>in</strong>em Hochbegabungsmodell:<br />

Je e<strong>in</strong>e Schule orientierte sich am Drei-<br />

R<strong>in</strong>ge-Modell von Renzulli (1978) bzw. am Münchener<br />

Hochbegabungsmodell nach Heller und<br />

Hany (1986).<br />

Konkrete Gründe für den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Bestandteile <strong>der</strong> Auswahlverfahren wurden von ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong><br />

Ansprechpartner im Fragebogen angegeben. E<strong>in</strong>e gute<br />

Passung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>e des Auswahlverfahrens<br />

mit e<strong>in</strong>em konkreten För<strong>der</strong>modell wurde ebenfalls nicht<br />

explizit berücksichtigt. Verschiedene Autor<strong>in</strong>nen und Autoren<br />

weisen jedoch darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Erfolg e<strong>in</strong>er <strong>Hochbegabten</strong>för<strong>der</strong>maßnahme<br />

entscheidend von e<strong>in</strong>er guten<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den Voraussetzungen und den<br />

Bedürfnissen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

und dem Angebot <strong>der</strong> Schule auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite abhängt<br />

(PRECKEL 2008; STUMPF 2012; VOCK/GAUCK/VOGL 2010). Dabei<br />

ist es wichtig, dass Identifikationsmaßnahmen auch<br />

mit dem betreffenden Hochbegabungsmodell vere<strong>in</strong>bar<br />

s<strong>in</strong>d (HELLER 2008). Unseren Befragungen zufolge orientierten<br />

sich jedoch lediglich zwei <strong>der</strong> acht an PULSS teilnehmenden<br />

Schulen an e<strong>in</strong>em Hochbegabungsmodell: Je e<strong>in</strong>e<br />

Schule orientierte sich am Drei-R<strong>in</strong>ge-Modell von<br />

RENZULLI (1978) bzw. am Münchener Hochbegabungsmodell<br />

nach HELLER UND HANY (1986) für die Begabten<strong>för<strong>der</strong>ung</strong>.<br />

ZIELE DER AUSWAHLVERFAHREN<br />

Die Zeugnisnoten aus <strong>der</strong> vierten Jahrgangsstufe (Zwischen-<br />

bzw. Übertrittszeugnis) <strong>in</strong> den Fächern Deutsch,<br />

Mathematik und Heimat- und Sachunterricht (HSU, nur <strong>in</strong><br />

Bayern) bzw. Mensch, Natur und Kultur (MNK, nur <strong>in</strong> Baden-Württemberg)<br />

wurden von allen bayerischen sowie<br />

e<strong>in</strong>er baden-württembergischen Schule während des Auswahlverfahrens<br />

berücksichtigt. Zudem wurde an fünf<br />

Gymnasien e<strong>in</strong> Probeunterricht durchgeführt, wobei vor<br />

allem das Leistungs- sowie das Arbeits- und das Sozialverhalten<br />

<strong>der</strong> vorgestellten K<strong>in</strong><strong>der</strong> beobachtet und bewertet<br />

wurden. An e<strong>in</strong>igen Schulen enthielten die Auswahlverfahren<br />

weitere Bauste<strong>in</strong>e: So wurden beispielsweise<br />

vere<strong>in</strong>zelt die Skalen zur Erfassung <strong>der</strong> Lern- und Leistungsmotivation<br />

(SPINATH ET AL. 2002) sowie die Skalen zur<br />

Erfassung des schulischen Selbstkonzeptes (SCHÖNE ET AL.<br />

2002) verwendet. An sechs Gymnasien wurde zudem e<strong>in</strong><br />

Im selben Fragebogen gaben die Ansprechpartner <strong>der</strong><br />

teilnehmenden Gymnasien weiterh<strong>in</strong> die Ziele an, die mit<br />

dem Auswahlverfahren erreicht werden sollen. Drei Antworten<br />

wurden bereits vorgeschlagen (gute Schulleistungen,<br />

homogene Klassenzusammensetzung, Integration<br />

von Schülern, die es <strong>in</strong> normalen Klassen schwer haben)<br />

und e<strong>in</strong>ige Platzhalter für das E<strong>in</strong>tragen weiterer Ziele<br />

e<strong>in</strong>gefügt. Es zeigte sich, dass alle Schulen mehrere Ziele<br />

(zwischen zwei und sieben) verfolgten. Interessant ist, dass<br />

alle acht Schulen offenbar das Ziel verfolgten, Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler, die es <strong>in</strong> Regelklassen schwer haben,<br />

aufzunehmen (acht Nennungen). Das »Erreichen guter<br />

Schulleistungen« (fünf Nennungen) und e<strong>in</strong>e »homogene<br />

Klassenzusammensetzung« (vier Nennungen) erschienen<br />

den Schulen ebenfalls als wichtig.

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