Karg-Heft Nr. 7: Hochbegabten- förderung in der Sekundarstufe
Ergebnisse der PULSS-Studie zur Untersuchung der gymnasialen Begabtenklassen in Bayern und Baden-Württemberg
Ergebnisse der PULSS-Studie zur Untersuchung der gymnasialen Begabtenklassen in Bayern und Baden-Württemberg
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1. Schulische För<strong>der</strong>ung von <strong>Hochbegabten</strong><br />
17<br />
Ebenso weitgehend ungeklärt ist die Frage nach <strong>der</strong> geeigneten<br />
Auswahlstrategie für die Begabtenklassen. Während<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis mehrdimensionale Auswahlverfahren<br />
etabliert haben, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Verlauf neben e<strong>in</strong>er Intelligenztestung<br />
weitere diagnostische Verfahren (z. B. Elterngespräche,<br />
Probeunterricht) zum E<strong>in</strong>satz kommen, liegen<br />
bislang nur wenige und teilweise wi<strong>der</strong>sprüchliche Befunde<br />
zur Eignung dieser e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>e für die Auswahlentscheidung<br />
vor (Z. B. HANY 2004; LEHMANN/JÜLING 1999).<br />
Wenn nun Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler im Vorfeld<br />
ähnlich wie Eltern und Lehrkräfte separierende<br />
Maßnahmen negativer als <strong>in</strong>tegrierende<br />
Angebote bewerten, sche<strong>in</strong>t es wichtig, bei <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>führung von För<strong>der</strong>klassen für Hochbegabte<br />
allgeme<strong>in</strong>e Informations veranstal tungen<br />
durchzuführen und größtmögliche Transparenz<br />
herzustellen.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Der Überblick zur schulischen För<strong>der</strong>ung von <strong>Hochbegabten</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> hat deutlich gemacht, dass Akzelerationsmaßnahmen<br />
für e<strong>in</strong>zelne Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler und für gesamte Klassen mehrheitlich deutlich<br />
positive Effekte erbr<strong>in</strong>gen, und dass auch für komb<strong>in</strong>ierte<br />
Ansätze wie Fähigkeitsgruppierungen im S<strong>in</strong>ne von För<strong>der</strong>klassen<br />
für Hochbegabte sowohl im H<strong>in</strong>blick auf den<br />
Leistungsbereich als auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />
günstige Ergebnistrends berichtet werden. Im<br />
deutschsprachigen Raum hat die Grundsatzposition <strong>der</strong><br />
KULTUSMINISTERKONFERENZ (2009) zur »begabungsgerechten<br />
För<strong>der</strong>ung« im S<strong>in</strong>ne von Enrichment- und Akzelerationsprogrammen<br />
sowie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung spezieller Lerngruppen<br />
wie auch von Schulen mit beson<strong>der</strong>en Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
schon Früchte getragen. Mittlerweile lassen sich<br />
<strong>in</strong> allen Bundeslän<strong>der</strong>n Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung von<br />
<strong>Hochbegabten</strong> f<strong>in</strong>den, wenn auch <strong>in</strong> sehr unterschiedlicher<br />
Vielfalt, Reichweite und praktischer Umsetzung (UR-<br />
BAN 2014). Nach wie vor besucht jedoch die Mehrzahl <strong>der</strong><br />
hochbegabten Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler reguläre (altersentsprechende)<br />
Klassen, und nur e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit erhält<br />
spezifische Akzelerations- und/o<strong>der</strong> Enrichmentangebote.<br />
Gleichzeitig wird im deutschen Schulsystem gerade <strong>in</strong><br />
jüngerer Zeit wie<strong>der</strong> auf <strong>in</strong>tegrierte För<strong>der</strong>ung von Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern aller Fähigkeitsniveaus und auf<br />
damit verbundene Ansätze <strong>in</strong>nerer Differenzierung gesetzt.<br />
Angesichts des damit für die Lehrkräfte verbundenen<br />
zusätzlichen Aufwands bleibt jedoch fraglich, ob diese<br />
im Pr<strong>in</strong>zip auch für Hochbegabte s<strong>in</strong>nvollen organisatorischen<br />
Maßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis konsequent realisiert<br />
werden (PRECKEL/VOCK 2013).<br />
Die im Folgenden beschriebene PULSS-Studie wurde als<br />
wissenschaftliche Begleitstudie zur Frage <strong>der</strong> Bewährung<br />
von För<strong>der</strong>klassen für Hochbegabte an Gymnasien von<br />
den Kultusm<strong>in</strong>isterien Baden-Württembergs und Bayerns<br />
<strong>in</strong> Auftrag gegeben und seither auch von <strong>der</strong> <strong>Karg</strong>-Stiftung<br />
ideell und f<strong>in</strong>anziell unterstützt. Es sollte e<strong>in</strong>mal auf <strong>der</strong><br />
Basis e<strong>in</strong>er größeren und damit aussagekräftigen Stichprobe<br />
von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern aus För<strong>der</strong>klassen und<br />
Regelklassen H<strong>in</strong>weise darauf geben, ob sich die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen Studien berichteten positiven<br />
Effekte <strong>der</strong> Fähigkeitsgruppierung auch im deutschsprachigen<br />
Bereich wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den. Dabei wurde nicht nur <strong>der</strong><br />
Leistungsbereich, son<strong>der</strong>n auch die sozio-emotionale<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler genau betrachtet.<br />
Weiterh<strong>in</strong> stand auch <strong>der</strong> Vergleich bei<strong>der</strong> Klassentypen<br />
im Vor<strong>der</strong>grund: Wie entwickeln sich überdurchschnittlich<br />
<strong>in</strong>telligente K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> För<strong>der</strong>- und Regelklassen?<br />
Die umfangreich konzipierte Längsschnittstudie sollte also<br />
auch Aufschluss darüber br<strong>in</strong>gen, ob die segregierte versus<br />
<strong>in</strong>tegrierte Beschulung von <strong>Hochbegabten</strong> zu vergleichbaren<br />
Ergebnissen führt. Die nachfolgenden Kapitel s<strong>in</strong>d<br />
darauf angelegt, diese Fragen weitestmöglich zu klären.