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Karg-Heft Nr. 7: Hochbegabten- förderung in der Sekundarstufe

Ergebnisse der PULSS-Studie zur Untersuchung der gymnasialen Begabtenklassen in Bayern und Baden-Württemberg

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WOLFGANG SCHNEIDER, EVA STUMPF, FRANZIS PRECKEL<br />

Schulische För<strong>der</strong>ung<br />

von <strong>Hochbegabten</strong>:<br />

Ergebnisse nationaler und<br />

<strong>in</strong>ternationaler Studien<br />

Die Sicherstellung e<strong>in</strong>er angemessenen schulischen För<strong>der</strong>ung<br />

hochbegabter Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ist durchaus<br />

im Zusammenhang mit bildungspolitischen Diskussionen<br />

zur Realisierung von Chancengleichheit bzw.<br />

Chancengerechtigkeit zu sehen. Nach <strong>der</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es neuen, dynamischen Begabungsbegriffs <strong>in</strong> den sechziger<br />

Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts, den Debatten zu<br />

e<strong>in</strong>er »deutschen Bildungskatastrophe« und <strong>der</strong> Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

von Chancengleichheit im Schulsystem wurde <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> deutschen Bildungspolitik des späten vergangenen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts erstmals systematisch versucht, »Begabungsreserven«<br />

<strong>in</strong> den benachteiligten gesellschaftlichen<br />

Gruppen zu aktivieren. E<strong>in</strong>e wesentliche Aufgabe des<br />

Schulsystems wurde damals dar<strong>in</strong> gesehen, außer schulisch<br />

bed<strong>in</strong>gte Unterschiede <strong>in</strong> den Schülervoraussetzungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schule aufzufangen und auszugleichen.<br />

und Leistungsunter schiede zwischen den Empfängern<br />

weiter. Chancengleichheit steht damit im Wi<strong>der</strong>spruch zu<br />

Chancenausgleich. Wo immer man e<strong>in</strong>er Chancengleichheit<br />

näher kommen möchte, dürfen <strong>in</strong>dividuelle Unterschiede<br />

nicht e<strong>in</strong>fach übergangen werden.<br />

Chancengleichheit erfor<strong>der</strong>t nicht gleiche, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von den Voraussetzungen<br />

<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ungleiche Angebote,<br />

wie es Husén (1972) schon frühzeitig<br />

deutlich formulierte: »Every child should have<br />

equal opportunity to be treated unequally«.<br />

HECKHAUSEN (1974) machte <strong>in</strong> diesem Zusammenhang allerd<strong>in</strong>gs<br />

darauf aufmerksam, dass dieser Bildungs ansatz <strong>der</strong><br />

deutschen Schule e<strong>in</strong>ige Dilemmata schafft. Zum e<strong>in</strong>en<br />

muss Schule zwei wi<strong>der</strong>sprüchliche Aufgaben erfüllen,<br />

nämlich die des Chancenaus gleichs und die <strong>der</strong> auslesenden<br />

Differenzierung. Wie Heckhausen hervorhob, kommen<br />

die schon bei Schule<strong>in</strong>tritt vorf<strong>in</strong>d baren <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Leistungsunter schiede dem Differenzieren eher<br />

entgegen als dem Ausgleich. Zum an<strong>der</strong>en vergrößert<br />

Chancengleichheit, sobald man diese als Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Angebote nach <strong>in</strong>dividueller Passung und damit Optimalität<br />

für den Empfänger versteht, die Entwicklungs-<br />

Nach Auffassung von Bildungsforschern wie Fend, Heckhausen<br />

o<strong>der</strong> We<strong>in</strong>ert hängt <strong>der</strong> Erfolg des Bemühens um<br />

Chancengleichheit bzw. Chancengerechtigkeit davon ab,<br />

ob die Konzeption e<strong>in</strong>es Sockelniveaus an »Bildung für<br />

alle« <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit nach Leistung differenzieren<strong>der</strong><br />

und damit <strong>in</strong>dividuell passen<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung verwirklicht<br />

werden kann. Der Zielzustand <strong>der</strong> zu erreichenden Chancengerechtigkeit<br />

wurde allerd<strong>in</strong>gs meist nicht son<strong>der</strong>lich<br />

präzise formuliert. E<strong>in</strong>igkeit <strong>der</strong> Bildungsforscher bestand<br />

<strong>in</strong> den 70er- und 80er-Jahren lediglich dar<strong>in</strong>, dass die bestehende<br />

Ungerechtigkeit bei <strong>der</strong> Zuweisung von Bil-

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