Hochgefühle 01 2021
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Seite 8<br />
HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS<br />
Publikationen zum Thema:<br />
Helga Kromp-Kolb,<br />
Herbert Formayer: Warum sind<br />
2 Grad ein Problem?<br />
Em. Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb, eine Wissenschaftlerin,<br />
die sich seit über 30 Jahren intensiv mit<br />
der Klima-Thematik befasst und in ihrem neuen<br />
Buch (+2 Grad) die Szenarien beleuchtet.<br />
Die kleine Eiszeit<br />
(14.–19. Jhdt.)<br />
war nur um –0,5 bis –0,8 Grad kälter als die mittelalterliche<br />
Warmzeit, dennoch war es eine extrem<br />
schwierige Zeit für die Menschen. Durch den Vorstoß<br />
der Gletscher in den Alpen gab es weniger Lebensraum<br />
und in Irland herrschte von 1845–1852<br />
aufgrund der Kartoffelfäule eine Hungersnot mit<br />
1 Million Toten und starker Auswanderungsbewegung<br />
nach den USA. Die Ursache waren ein Sonnenfleckenminimum<br />
und eine erhöhte Vulkanaktivität,<br />
dagegen war der Mensch machtlos. Diesmal sind<br />
wir es aber nicht, weil für die aktuelle Erwärmung<br />
nach wissenschaftlichen Analysen der Mensch verantwortlich<br />
ist.<br />
Als Lösung anzudenken<br />
Es gibt drei Bereiche, in denen wir alle etwas tun<br />
können (Auflistung nach Relevanz).<br />
1. Minderung der Treibhausgas-Emissionen; z. B.<br />
Konsum, Ernährung, Mobilität, Wohnen …<br />
2. Klimawandel-Anpassung: z. B. Verschattung,<br />
Hochwasserschutz, Rot- statt Weißwein, Dämme,<br />
weiße Folien in den Alpen …<br />
3. Großtechnologische Lösungen (Geo-Engineering):<br />
z. B. Spiegel im Weltall, Carbon Capture<br />
(capture = einfangen) und Storage (= Speicherung)<br />
…“<br />
Ziele und Maßnahmen sind vor allem Aufgabe der<br />
Politik, die hier mehr als gefordert ist.<br />
Marcus Wadsak: Klimawandel:<br />
Fakten gegen Fake und Fiktion<br />
Neben der Wettervorhersage ist die Klimatologie<br />
sein zentrales Interessensgebiet, seit 2006 hält er<br />
Vorträge und hat im Vorjahr sein zweites Buch „Klimawandel:<br />
Fakten gegen Fake und Fiktion“ herausgegeben.<br />
Wadsak: Wir sind zu bequem<br />
„Bedingung ist, wir müssen unsere Gewohnheiten<br />
ändern, um gegen die Herausforderung des Klimawandels<br />
anzukommen. Und es gibt Menschen, die<br />
es einfach bequem finden, nichts ändern zu müssen.<br />
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere – wir<br />
wollen grundsätzlich unsere Gewohnheiten nicht<br />
ändern.<br />
Auto, Schnitzel & Schweinsbraten<br />
Ist ja praktisch, wir haben es uns so schön gemacht,<br />
haben vielleicht ein tolles Auto, mit dem wir gerne<br />
fahren. Wir heizen vielleicht auch mit Öl, was nicht<br />
schlau ist, aber es ist jetzt da. Und wir ernähren uns<br />
gerne von Schnitzel und Schweinsbraten, was auch<br />
nicht unbedingt das Beste ist. Das sind die Dinge im<br />
Kleinen, die wir ändern müssen.<br />
Das große Geld<br />
Im Großen ist es so, dass viele Menschen, Firmen,<br />
Politiker und Lobbys immer noch wahnsinnig viel<br />
Geld mit Dingen verdienen, die unser Klima schädigen<br />
und da wird es schwierig, weil die wollen ihre<br />
Einnahmequellen nicht verlieren und finden es auch<br />
nicht als angenehm, Alternativen zu finden.<br />
70.000 Hitzetote im Jahr 2003<br />
Im Jahr 2003 gab es einen Jahrhundertsommer,<br />
damals sind in Europa 70.000 Menschen an Hitze<br />
gestorben, im Jahr 2<strong>01</strong>5 gab es in Österreich<br />
1.000 Hitzetote, weil wir solche Temperaturen nicht<br />
gewöhnt sind. Wir bringen mit dem Klimawandel<br />
auch ferne Krankheiten zu uns, so hat das West-<br />
Nil-Virus 2008 in Oberitalien und Bayern zahlreiche<br />
Menschen getötet.<br />
Das Grusel-Szenario<br />
Das Wasser in vielen Regionen wird knapp, die<br />
Landwirtschaft verschwindet und mit dem Ansteigen<br />
des Meeresspiegels auch Landflächen. Insel- und<br />
Küstenregionen werden überflutet, die Menschen<br />
müssen dort weg, es kommt zu Fluchtbewegungen<br />
größeren Ausmaßes.<br />
Die große Herausforderung<br />
Wir stehen vor einer großen Herausforderung, aber<br />
es ist wirklich so, dass wir sie jetzt noch bewältigen<br />
können. Und wir sollten die Angst davor ablegen,<br />
dass uns die dafür notwendigen Änderungen schaden<br />
oder dass sie zu Einschränkungen und Verboten<br />
führen.