Hochgefühle 01 2021
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HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS Seite 7<br />
Das<br />
Klima-<br />
Szenario<br />
Über einen längeren Zeitraum (jeweils 30 Jahre) werden<br />
Wetterdaten gesammelt und ausgewertet (Klima).<br />
Die Veränderung (Erderwärmung) wird gemessen<br />
bzw. dient den Beurteilungen und Prognosen (Computermodellen).<br />
Einflussgrößen sind neben Sonneneinstrahlung<br />
und Vulkanausbrüchen vor allem menschenverursachte<br />
Treibhausgase, die in der Lufthülle<br />
eingelagert sind und die Abstrahlung von Erdwärme<br />
verringern. Dieser Effekt verursacht eine rapide Zunahme<br />
von Wetter-Anomalien (Dürre, Überschwemmungen,<br />
Stürme), letztlich eine Gefährdung der<br />
Lebensgrundlagen der Menschheit. Derzeit werden<br />
doppelt so viele Treibhausgase freigesetzt als die Natur<br />
verarbeiten kann: die Folge erleben wir in unserer<br />
Umgebung, sozusagen hautnah.<br />
Beim derzeitigen Emissionsverlauf würden wir bis<br />
2040 einen Temperatur-Unterschied von 3,5 Grad<br />
Celsius plus registrieren, um die Konzentration auf ein<br />
stabiles Maß von 1,5 Grad Celsius zu halten, müssen<br />
wir die nächsten 30 Jahre auf null zurückfahren.<br />
Klima-Szenario in Österreich<br />
besonders kritisch<br />
In Österreich bzw. im gesamten Alpenraum liegt die<br />
Erwärmung bereits bei 2,3 Grad, weil hier die dämpfende<br />
Wirkung der Ozeane fehlt und die Schneedecken<br />
bzw. Gletscherflächen als reflektierende Größen<br />
ständig abnehmen. Es ist daher davon auszugehen,<br />
dass hierorts die Erwärmung im doppelten Ausmaß<br />
zum Welt-Mittelwert für größere Veränderungen (Katastrophen<br />
und Naturzerstörung) sorgen wird.<br />
Der Kipp-Punkt<br />
Nach wissenschaftlicher Ansicht (Dr. Helga Kromp-<br />
Kolb) gibt es einen Art Kipp-Punkt, dieser bezeichnet<br />
jenen Zeitpunkt, an dem menschliche Maßnahmen<br />
keine positive Veränderung mehr herbeiführen können,<br />
da sich die Entwicklung verselbstständigt und<br />
sprunghaft zu einer Bedrohung nie gekannten Ausmaßes<br />
führen wird. Im Klimasystem sind zahlreiche<br />
selbstverstärkende Prozesse bekannt, die irreversibel<br />
werden: Schmelzen des arktischen Meereises,<br />
Schmelzen des grönländischen Eisschildes, Zusammenbruch<br />
des westantarktischen Eisschildes, Me-<br />
Die Umweltkatastrophen und die Art und Weise, wie wir von ihnen betroffen werden,<br />
sind der Widerschein unserer konfliktreichen und destruktiven Denkweise, die auf<br />
einem egoistischen Trachten nach Bequemlichkeit, Wohlstand und Profit beruhen.<br />
thanfreisetzung durch tausende Permafrost-Gebiete,<br />
Abtauen des tibetischen Hochlandes, Unterdrückung<br />
der atlantischen und arktischen Tiefenwasserbildung,<br />
antarktisches Ozonloch und Ozonloch am Nordpol,<br />
Austrocknung des amazonischen Regenwaldes …<br />
(unvollständige Aufzählung).<br />
Dieser Zeitpunkt, wann der Kipp-Punkt erreicht wird,<br />
wird unterschiedlich gesehen, Annahmen gehen vom<br />
Ende des derzeitigen Jahrzehnts aus (Jahr 2030),<br />
hier spricht man von einem Zeitfenster (5–7 Jahre),<br />
die für nachhaltige Maßnahmen verbleiben.<br />
Hat die Politik bis jetzt versagt?<br />
Wir alle kennen die weitgehende Erfolgslosigkeit der<br />
Welt-Klimakonferenzen, ergänzt durch innerstaatliches<br />
Unvermögen, vereinbarte Ziele ernst zu nehmen<br />
und umzusetzen. Recht einfach: es müssen tiefe<br />
Einschnitte in unser gewohntes Leben erfolgen, das<br />
ist wenig populär. Österreich ist aus dieser Sicht kein<br />
Vorbild, eher wenig engagiert und immer wieder von<br />
Mahnung betroffen. Die Instrumente liegen bereit, die<br />
politischen Maßnahmen werden ständig verschoben.<br />
Können wir uns darauf verlassen, dass unser Klima-<br />
Volksbegehren mit 380.000 Unterschriften im Verein<br />
mit dem Kodex der regierungsbeteiligten GRÜNEN die<br />
Wende bringen? Was würde das bedeuten? Erhebliche<br />
Umstellungen in den Bereichen Konsum, Ernährung,<br />
Mobilität, Wohnen – verbunden mit Verzicht und<br />
höheren Kosten. Sind wird dazu bereit? Nach allen<br />
Erkenntnissen gibt es keinen anderen Weg zur „Rettung<br />
der Welt“.