Seite 6 HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS Was können wir tun – was müssen wir tun: Verbrannte Erde – nackte Berge Natur und Umweltschutz im Alpenverein Klagenfurt Die Welt ist voll von Vorstellungen, was an Klimaschutzmaßnahmen nötig wäre, Fachleute, Wissenschaftler, NGOs, Klimakonferenzen, politische Absichtserklärungen – meist höchst theoretisch, wenig verständlich, kaum konkrete Maßnahmen. Wie gehen wir damit um?
HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS Seite 7 Das Klima- Szenario Über einen längeren Zeitraum (jeweils 30 Jahre) werden Wetterdaten gesammelt und ausgewertet (Klima). Die Veränderung (Erderwärmung) wird gemessen bzw. dient den Beurteilungen und Prognosen (Computermodellen). Einflussgrößen sind neben Sonneneinstrahlung und Vulkanausbrüchen vor allem menschenverursachte Treibhausgase, die in der Lufthülle eingelagert sind und die Abstrahlung von Erdwärme verringern. Dieser Effekt verursacht eine rapide Zunahme von Wetter-Anomalien (Dürre, Überschwemmungen, Stürme), letztlich eine Gefährdung der Lebensgrundlagen der Menschheit. Derzeit werden doppelt so viele Treibhausgase freigesetzt als die Natur verarbeiten kann: die Folge erleben wir in unserer Umgebung, sozusagen hautnah. Beim derzeitigen Emissionsverlauf würden wir bis 2040 einen Temperatur-Unterschied von 3,5 Grad Celsius plus registrieren, um die Konzentration auf ein stabiles Maß von 1,5 Grad Celsius zu halten, müssen wir die nächsten 30 Jahre auf null zurückfahren. Klima-Szenario in Österreich besonders kritisch In Österreich bzw. im gesamten Alpenraum liegt die Erwärmung bereits bei 2,3 Grad, weil hier die dämpfende Wirkung der Ozeane fehlt und die Schneedecken bzw. Gletscherflächen als reflektierende Größen ständig abnehmen. Es ist daher davon auszugehen, dass hierorts die Erwärmung im doppelten Ausmaß zum Welt-Mittelwert für größere Veränderungen (Katastrophen und Naturzerstörung) sorgen wird. Der Kipp-Punkt Nach wissenschaftlicher Ansicht (Dr. Helga Kromp- Kolb) gibt es einen Art Kipp-Punkt, dieser bezeichnet jenen Zeitpunkt, an dem menschliche Maßnahmen keine positive Veränderung mehr herbeiführen können, da sich die Entwicklung verselbstständigt und sprunghaft zu einer Bedrohung nie gekannten Ausmaßes führen wird. Im Klimasystem sind zahlreiche selbstverstärkende Prozesse bekannt, die irreversibel werden: Schmelzen des arktischen Meereises, Schmelzen des grönländischen Eisschildes, Zusammenbruch des westantarktischen Eisschildes, Me- Die Umweltkatastrophen und die Art und Weise, wie wir von ihnen betroffen werden, sind der Widerschein unserer konfliktreichen und destruktiven Denkweise, die auf einem egoistischen Trachten nach Bequemlichkeit, Wohlstand und Profit beruhen. thanfreisetzung durch tausende Permafrost-Gebiete, Abtauen des tibetischen Hochlandes, Unterdrückung der atlantischen und arktischen Tiefenwasserbildung, antarktisches Ozonloch und Ozonloch am Nordpol, Austrocknung des amazonischen Regenwaldes … (unvollständige Aufzählung). Dieser Zeitpunkt, wann der Kipp-Punkt erreicht wird, wird unterschiedlich gesehen, Annahmen gehen vom Ende des derzeitigen Jahrzehnts aus (Jahr 2030), hier spricht man von einem Zeitfenster (5–7 Jahre), die für nachhaltige Maßnahmen verbleiben. Hat die Politik bis jetzt versagt? Wir alle kennen die weitgehende Erfolgslosigkeit der Welt-Klimakonferenzen, ergänzt durch innerstaatliches Unvermögen, vereinbarte Ziele ernst zu nehmen und umzusetzen. Recht einfach: es müssen tiefe Einschnitte in unser gewohntes Leben erfolgen, das ist wenig populär. Österreich ist aus dieser Sicht kein Vorbild, eher wenig engagiert und immer wieder von Mahnung betroffen. Die Instrumente liegen bereit, die politischen Maßnahmen werden ständig verschoben. Können wir uns darauf verlassen, dass unser Klima- Volksbegehren mit 380.000 Unterschriften im Verein mit dem Kodex der regierungsbeteiligten GRÜNEN die Wende bringen? Was würde das bedeuten? Erhebliche Umstellungen in den Bereichen Konsum, Ernährung, Mobilität, Wohnen – verbunden mit Verzicht und höheren Kosten. Sind wird dazu bereit? Nach allen Erkenntnissen gibt es keinen anderen Weg zur „Rettung der Welt“.