Hochgefühle 01 2021

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HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS
Der Jahrhundertpulver
Gedanken zum Zauber des Hochwinters
Diese Schriftzeichen vom Falkert
sprechen wohl für sich!
Laut Statistiken brachte das Jahr 2020 einen neuerlichen Jahrestemperaturanstieg,
auch ohne die inzwischen bereits zur gefürchteten Erscheinung
gewordenen Tropentage. Auch ließen die über die Monate
verteilten kräftigen Regenmengen und verfrühter Wintereinbruch einen
darauffolgenden trockenen bis milden Winter erwarten.
Überraschend stellte sich aber vor und nach Weihnachten
Schnee ein, mehr als intensiv im Westen und
Süden, bescheidener im Osten. Man könnte meinen,
diese Fakten strafen den Klimawandel Lügen. Jedenfalls
ist`s schon einige Jahre her, dass es so winterlich
war. Dazu auch entsprechend kräftige Minusgrade im
Jänner. Dass der Schnee großteils bei Windstille fiel,
ließ das Land im märchenhaften Weiß prangen. Was
gibt`s Schöneres, als die vor Helligkeit gleißende Natur.
Alles dick verklebt, selbst Klagenfurt bekam vorübergehend
einen kräftigen „Zuckerüberguss“, wie
schon lange nicht mehr.
Schneefall weckt kindliche
Freuden bei Jung und Alt
Schneefall ist wohl eines der bewegendsten Naturschauspiele.
Die Wahrnehmung des sanften, geräuschlosen
Schwebens der weißen Flocken macht
allein schon froh. Wenn dem auch nicht alle beipflichten
werden, weil die Folgen arbeitsintensiv sein
mögen oder auch Schäden anrichten können, es
weckt einfach kindliche Freuden bei Jung und Alt.
Wenn sich schließlich infolge der Kälte ein Teppich
von Raureifkristallen aufbaut, die das Sonnenlicht reflektieren,
kann man sich der Erbauung über diese
Pracht schwer entziehen.
Das alles und mehr sind unwiderstehliche Verlockungen
für Aktivitäten in der Natur, für Jung und Alt.
Als Turbo gibt’s derzeit dazu Corona und Lockdown,
Sport und Bewegung im Freien wird ja empfohlen.
Neben diversen anderen Aktivitäten boomt die Sparte
Skitouren direkt beängstigend, auch die Schneeschuhwanderer
mehren sich immer noch, die „unberührten“
Flächen locken. Mit Rücksichtnahme auf
den Risikofaktor Lawine ziehen die Aufstiegsspuren
der Tourengeher auch in bisher kaum bis gar nicht
besuchte Gebiete, Gräben oder Gipfel. Die Karawanken
oder das Nockgebiet haben quasi Hochbetrieb,
der Jahrhundertpulverschnee lockt. Keine Windverfrachtung,
bis ganz hinauf! Das gab’s selten.
Des einen Freud, des andern Leid
Jäger und Förster beklagen den massiven Zuwachs
an Tourengehern. Wildtiere, die unter den extrem winterlichen
Bedingungen leiden, sind über die Massen
gefährdet. Der Reiz des Abenteuers, die Freude am
Erlebnis, die Anmut der winterlichen Natur, besonders
in den Bergen, haben eben breitere Bevölkerungsschichten
als bisher erreicht und begeistert. Abseits
des Trubels der technisierten Skigebiete unterwegs zu
sein, „seinen“ Weg zu finden oder „seine“ Schwünge
ins makellose Weiß zu ziehen, das begeistert, ja es
kann dich in einen Rausch versetzen. Einen Punkt
„ganz oben“ erreicht zu haben, und sei`s auch nur im
Waldbereich, von dem man dann hinunterschwebt,
schwerelos, geräuschlos oder auch atemlos, bewegt
und verzaubert.
Dass die Ziele in relativ geringer Entfernung von daheim
liegen, verdanken wir einem gütigen Schicksal,
welches uns die Gnade zuteil werden ließ, in diesem
schönen Winkel der Erde leben zu dürfen. Bleibt die
Hoffnung, das kräftige Lebenszeichen des Winters
2020/21 ist keine Eintagsfliege!
Bericht und Fotos: Sepp Weiß
Klagenfurter Altstadt im Winterkleid- leider eine Rarität