Hochgefühle 01 2021
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Seite 10<br />
HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS<br />
Aufgaben der Sektion Klagenfurt<br />
Zwischen Wut und Wursteln<br />
Greta Thunberg ist die perfekte Ikone der Empörung. Der kollektive biblische Zorn verdeckt allerdings<br />
die Tatsache, dass die Ursachen unseres derzeit prominentesten ökologischen Problems bei uns selbst<br />
liegen.<br />
Macht kaputt, was uns kaputt macht<br />
„Ökologisches Bewusstsein ist wie die Menschenrechte zum verlässlichen Bestandteil des postmodernen<br />
Menschen geworden. Das Lebensgefühl der gebildeten linksliberalen geschichteten Mitte vieler europäischer<br />
Wohlstandsgesellschaften ist über gewisse Moden hinaus mit grünen Themen eng verbunden, vom<br />
nachhaltigen Tourismus über Gesundheitsprogramme, Biokost, Vegetarismus, postchristliche Spiritualität<br />
bis zum Feminismus und Regionalismus. Ein erstaunlich stabiler Lebensstil hat sich ausgebildet, der aus<br />
den immer noch wohlständigen Gesellschaften des westlichen Teiles Europas kaum wegzudenken ist. Mit<br />
Foucault lässt sich von der „Sorge um sich“ sprechen.<br />
Ökologisch bewirkte Veränderungen eindrucksvoll<br />
Nationalparks, nachhaltiger Tourismus, biologische Lebensmittelerzeugung, Fußgängerzonen, die ökologische<br />
Sanierung und der Umbau von Industrielandschaften zu Naherholungsgebieten, die Reduktion<br />
von Schadstoff-Ausstoß bei Autos und Industrieanlagen, Reduktion von Kohle, Maßnahmen zum Tier- und<br />
Pflanzenschutz …<br />
Und was hat sich nicht verändert?<br />
Der wachsende Personen- wie Lastwagenverkehr (vom protzigen SUV bis zu den Vieltonnern, die über<br />
unsere Straßen donnern), die Landflucht, der gigantische Energieverbrauch, der Massentourismus, der<br />
Verpackungswahn, ein ungehemmter Konsum, die Verschwendung des Brauchbaren und die Ablehnung<br />
jedweder Nachhaltigkeit.<br />
Du musst dein Leben ändern!<br />
Dass die Politiker dieser Welt über die Mentalität des jeweiligen Wahlvolkes und über die Selbstläufigkeit<br />
unseres Wirtschaftssystems Bescheid wissen, erklären ihre klammheimlichen Bremsversuche hinlänglich.<br />
Sie unterliegen dem Credo, dass sich unsere Produktionsweise kaum ändern lässt. Statt mit Benzin<br />
sollten wir hinfort mit Elektrik oder Wasserstoff fahren, die Lastwagen schicken wir durch Röhren und<br />
bauen ein wenig die U-Bahn, Bim und Eisenbahn aus, aber nur dort, wo es sich lohnt.<br />
Klimapolitik soll nicht und niemandem wehtun,<br />
nicht den Konzernen, schon gar nicht uns selbst. Eine radikale Politik, die temporäre Verstaatlichung, ökologische<br />
Preise einführe, müsste mit erbittertem Widerstand rechnen. Mit Fortwursteln ist zu rechnen. Die<br />
Kunst des Hinauszögerns ist nicht glanzvoll, kann aber wirksam sein. Sie löst zweifellos Wut, Unbehagen<br />
und Hilflosigkeit aus. Es ist kein Zufall, dass Eltern ihre Kinder zum Demonstrieren ermutigen, weil sie<br />
sich ihrer eigenen Untätigkeit schämen. Was verdeckt wird, ist das unerträgliche Gefühl der Ohnmacht,<br />
die auf die Politik projiziert wird.<br />
In jeder Sektion gibt es ein Vorstandsmitglied,<br />
das die Agenden<br />
des Natur- und Umweltschutzes<br />
sowie der Alpinen Raumordnung<br />
in der Sektion und in den Arbeitsgebieten<br />
wahrnimmt.<br />
• Er/Sie strebt abgestimmte Positionen<br />
sowie gemeinschaftliche Problemlösungen<br />
mit den Sachbereichen Hütten<br />
und Wege sowie Bergsport an.<br />
• Er/Sie wirkt mit bei der Integration<br />
von Natur- und Umweltschutzthemen<br />
in die Jugendausbildung der Sektion<br />
und kommuniziert Naturschutzthemen<br />
im Mitgliederkreis. Nach Möglichkeit<br />
richtet er/sie eine „Neigungsgruppe<br />
Naturschutz“ ein.<br />
• Er/Sie hält Kontakt mit der Standortgemeinde<br />
der Sektion, mit Naturschutzreferenten<br />
der Nachbarsektionen,<br />
mit Institutionen in den<br />
Arbeitsgebieten, mit dem Landesnaturschutzreferat,<br />
mit dem Referat<br />
Raumplanung-Naturschutz, insbesondere<br />
dann, wenn Themen die<br />
eigene Kapazität übersteigen.<br />
• Er/Sie bemüht sich um die regelmäßige<br />
Teilnahme an einschlägigen<br />
Fortbildungsveranstaltungen der Alpenvereinsakademie.<br />
Frei aus ZEICHEN DER ZEIT; Die Presse, Spectrum vom 1. Jänner <strong>2021</strong>, Autor Wolfgang Müller Funk<br />
Wir sind drauf und dran, die Erde zu zerstören<br />
In einer der jüngeren Ausgaben der SOS-Kinderdörfer wurde eine Umfrage veröffentlicht, die sich an die geäußerten<br />
Meinungen in krasser Form annähert:<br />
88 % der Kinder sind der Meinung, wir müssen jetzt beim Klima- und Umweltschutz handeln, sonst ist es zu spät<br />
85 % der Kinder und Jugendlichen finden, wir sind drauf und dran, unseren Planeten zu zerstören<br />
72 % der Kinder und Jugendlichen finden, die Jungen müssen die Fehler der Älteren beim Klima- und<br />
Umweltschutz ausbaden<br />
3 % der Kinder und Jugendlichen glauben nicht an den Klimawandel