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PINwand Nr. 320

Frisch eingetroffen! Weinmailing Ausgabe März 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

Frisch eingetroffen! Weinmailing Ausgabe März 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

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Boulay<br />

LOIRE FRANKREICH<br />

zwanzig Jahren Flaschenentwicklung entwickelt sich hier sogar<br />

ein Duft nach weißem Trüffel.<br />

Die dritte Lage befindet sich in der Côte d’Amigny, die auch als<br />

„La Grand Côte“ bezeichnet wird. Diese kühlste Einzellage des<br />

Weinguts ist ebenfalls von Kimmeridge-Kalk geprägt.<br />

Boulay besitzt zwölf Hektar Land, und mehr wollte er auch nie<br />

haben. So behält er die Übersicht über seine Weinberge, die<br />

er vier angestellten Arbeitern bewirtschaftet. Zwei Hektar sind<br />

dem Pinot Noir vorbehalten, neun dem Sauvignon Blanc. Der<br />

Pinot Noir steht außerhalb Chavignols, vor allem in den Ortschaften<br />

Bué und Crézancy auf den sogenannten caillottes mit<br />

einem eher lehmigen Boden mit Kalkschotter. Chavignol selbst<br />

ist vor allem durch die terres blanches geprägt, Böden mit Kimmeridge-Kalkmergel,<br />

der auch im Chablis und der südlichen<br />

Champagne zu finden ist.<br />

Boulays Reben sind mehr als 45 Jahre alt, was im Sancerre eine<br />

Seltenheit ist. Die letzten Rebanlagen hat die Familie im Jahr<br />

1972 gepflanzt und seit dieser Zeit nur einzelne Stöcke ersetzt.<br />

Die Pflanzdichte ist hoch und liegt bei rund 8.000 Stöcken pro<br />

Hektar. Gérard setzt auf kleine Hektarerträge, weshalb er von<br />

Beginn an stark beschneidet, statt später eine Grünlese durchzuführen,<br />

von der er nichts hält. Er verwendet weder Herbizide<br />

noch Pestizide, ist auch kein Fan von Kupfer im Weinberg,<br />

weshalb er lediglich bei Mehltaubefall synthetische Mittel<br />

einsetzt. Zur Unkrautbekämpfung setzt er auf Bodenbearbeitung<br />

und Pflügen, was sich in Weinbergen mit prallem Leben<br />

und einer hohen Biodiversität äußert. In manchen Jahreszeiten<br />

gleichen seine Parzellen Bergwiesen voller Kräuter und<br />

Blumen.<br />

riere hingelegt, und auch die bis<br />

heute kleinen Mengen an Pinot Noir werden immer begehrter<br />

– in roter wie in roséfarbener Form. Gérard Boulay hat<br />

sich mit seinen Weinen schnell einen Namen gemacht. Grund<br />

dafür dürfte neben der Ausprägung eines ganz eigenen Stils<br />

auch das Portfolio an exzellenten Lagen sein.<br />

Dazu gehören Parzellen in „Les Monts Damnés“, den „verfluchten<br />

Bergen“, die für Loire-Verhältnisse tatsächlich ungewöhnlich<br />

steil sind. Die Frucht aus diesen steilen Parzellen fließt in<br />

Gérards „Mont Damnés“ ein. Boulay besitzt jedoch zusätzlich<br />

noch als einer von nur drei Winzern 0,4 Hektar im Gewann „La<br />

Comtesse“, aus dem ein Parzellenwein gleichen Namens entsteht.<br />

Hinzu kommt das Prachtstück des eigenen umfriedeten<br />

Weinbergs, des „Clos de Beaujeu“ in Les Culs de Beaujeu. Dieser<br />

Weinberg ist ebenfalls steil und verfügt über eine Neigung<br />

von 70 % bei einer Ost-Südost-Ausrichtung, während die Parzelle<br />

in „Les Monts Damnés“, die die gleiche kalkhaltige Beschaffenheit<br />

des Bodens aufweist, nach Süden ausgerichtet ist.<br />

Die Ausrichtung nach Osten bringt eine seltene Eleganz und<br />

Feinheit in die Sauvignon-Trauben des Clos, die sich allerdings<br />

erst nach etwa fünf Jahren im Wein ausdrückt. Im Laufe von<br />

Im Keller arbeitet Gérard ausgesprochen zurückhaltend.<br />

Der Sauvignon Blanc wird sehr langsam mithilfe einer<br />

pneumatischen Presse bearbeitet, der Saft darf sich absetzen<br />

und wird komplett spontan vergoren. Der „Tradition“ wird im<br />

Edelstahl vergoren, die anderen Weine im Fuder. Ähnlich ist es<br />

beim Ausbau. Der Basiswein reift zu 90 % auf der Feinhefe und<br />

zu 10 % im alten Holz, die Lagenweine allesamt im neutralen<br />

Fuder und im Barrique auf den Hefen, werden dabei nie aufgerührt:<br />

In der Ruhe liegt bei den Boulays die Kraft. Eine leichte<br />

Schwefelzugabe vor der Füllung und eine noch leichtere Filtrierung<br />

(falls das Gérard notwendig erscheinen sollte) – c’est tout!<br />

Was uns an Gérards Weinen so gut gefällt, ist ihre Großzügigkeit<br />

und ihr einnehmendes, lebendiges und gleichsam heiteres<br />

Wesen. Gerade beim „Tradition“ zeigt sich das von Beginn an.<br />

Die Lagenweine sind immer konzentriert, dabei aber nie laut.<br />

Sie sind präzise und klar, erscheinen dabei so zurückhaltend der<br />

Winzer selbst. Umso ausgewogener jedoch und umso bleibender<br />

ihr Eindruck! Boulays Lagenweine gehören zum Größten,<br />

was es im Sancerre gibt, zudem besitzen sie eine exzellente<br />

Lagerungsfähigkeit. Im Alter nähern sie sich in ihrer Aromatik<br />

ebenso wie in Tiefe und Komplexität immer deutlicher den großen<br />

Chablis Grand Crus an. Es ist eben doch das Terroir, das<br />

zählt und sich letztendlich durchsetzt!<br />

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