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Stadt, Kultur und Geschichte<br />
Seit den römischen Zeiten der Colonia Claudia Ara Agrippinensium,<br />
der einst größten römischen Stadt nördlich der Alpen, wird das Kölner<br />
Stadtleben auf der <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong> gestaltet, erinnert und vermittelt.<br />
Das geschichtliche Vermächtnis der Stadt wird hier sichtbar in<br />
Form freigelegter archäologischer Funde, historischer Bausubstanz<br />
und reicher Kunstarchive und -ausstellungen – und tritt in Kontext<br />
mit zeitgenössischer Politik, Kultur und Öffentlichkeit.<br />
Die <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong> formuliert somit nicht allein symbolische Werte<br />
der Erinnerung und Geschichtspflege, sondern ist Kölner Ausgangspunkt,<br />
an dem Stadtgeschichte Tag für Tag fortgeschrieben wird.<br />
Das Quartier offenbart an verschiedenen, mal markanten,<br />
mal versteckten Orten, das das Fundament bildende<br />
römische Köln, verbindet uns mit der fränkischen und<br />
jüdischen Vergangenheit des Ortes oder erinnert uns mit<br />
Blick auf Alt St. Alban an Zerstörung und Leid des Zweiten<br />
Weltkrieges. Die <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong> ist der Stadtraum in Köln,<br />
in dem sich die Kölner Stadtgesellschaft die eigene Geschichte<br />
bewusst macht.<br />
Die berühmten Museen und kulturvermittelnden Institutionen<br />
der <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong> bilden einen weiteren wichtigen<br />
Baustein. Die <strong>Via</strong> erfährt so eine starke kulturelle Ausrichtung<br />
(vgl. »culturalis« = kulturell), wenngleich sie im Vergleich<br />
zu Kulturquartieren wie dem Museumsufer Frankfurt<br />
oder dem Museumsquartier Wien funktionell breiter<br />
und historisch tiefer aufgestellt ist.<br />
Die sogenannten Kulturbausteine reihen sich wie Perlen an<br />
einer Schnur, insbesondere im Hinblick auf die baulich-kulturelle<br />
Entwicklung, die der <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong> in der nächsten<br />
Dekade bevorsteht: Mit dem Bau der Historischen Mitte<br />
auf dem Roncalliplatz, der Initiierung des MiQua sowie<br />
der Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums entstehen<br />
weitere Kulturbausteine, die einhergehen mit einer generellen<br />
Aufwertung des Quartiers durch das Engagement<br />
der Stadt im öffentlichen Raum sowie die private Immobilienwirtschaft.<br />
Die <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong> ist jener Ort, der wie kein anderer für<br />
die Stadt, ihre Kultur und Geschichte steht – ein Ort, der<br />
Bürgerinnen und Bürger wie Besucherinnen und Besucher<br />
an Köln und sein Wesen heranführt, dessen Herkunft, Mythos<br />
und Identität erfahrbar macht. Dennoch besteht<br />
noch kein Netzwerk, das diese Identität lebt und gestaltet<br />
– und für die Bürgerschaft und das Publikum der Stadt<br />
zugänglich macht. Selbst ihr Name, <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong> – eine<br />
Wortschöpfung des Architekten Oswald Mathias Ungers –,<br />
ist nahezu ausschließlicher Gegenstand von Fachdiskursen<br />
der Architektur und Stadtplanung. An diesem Punkt<br />
setzt die Analyse an und schafft die Basis für eine identitätsbildende<br />
Kommunikation, die den Namen inhaltlich<br />
auflädt und in die Breite trägt.<br />
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2 ANALYSE | 2.2 IDENTITÄT