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1.2 Die Idee der <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong><br />
Im März 1999 formuliert der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers textlich<br />
seine Ideen für einen Kulturpfad mit Namen <strong>Via</strong> <strong>Culturalis</strong> und beschreibt damit<br />
in Bezug auf die Entwicklungen dieses Stadtraums wegweisende <strong>Inhalt</strong>e.<br />
Im Folgenden ein Auszug:<br />
»Die Rasterstruktur der römischen Stadt Köln hat sich bis<br />
in die heutige Zeit in einigen Straßenzügen, wenn auch<br />
leicht verändert, im Wesentlichen erhalten. Der römische<br />
Cardo – die Nord-Süd-Verbindung – entspricht exakt dem<br />
Verlauf der Hohe Straße. Die römische Stadtkante zum<br />
Rhein hin, die aus drei Terrassenstufen bestand, ist im<br />
Stadtgrundriss deutlich ablesbar. Die untere Kante lief<br />
parallel zur Martinstraße.<br />
Der Vorschlag einer Kulturstraße entsteht aus dem historisch<br />
gewachsenen Zusammenhang von Kulturdenkmälern<br />
und öffentlichen Einrichtungen, die sich im Laufe<br />
der Zeit entlang einer Nord-Süd -Trasse vom Dom bis zu<br />
Maria im Kapitol entwickelt haben. Die sogenannte Kulturachse<br />
beginnt am Hauptbahnhof mit dem Bahnhofsvorplatz<br />
und setzt sich parallel zur Hohe Straße in einer<br />
Verbindung vom Nord- zum Südportal des Domes über<br />
den Roncalliplatz, Unter Goldschmied, Quatermarkt,<br />
Kleine Sandkaul bis zu Maria im Kapitol als südlichem<br />
Endpunkt fort. Entlang dieser Verbindung reihen sich wie<br />
an einer Perlenschnur größere und kleinere Plätze auf:<br />
Bahnhofsvorplatz – Roncalliplatz – Theo-Burauen-Platz -<br />
Laurenzplatz – Rathausplatz (Gülichplatz) – eventuell ein<br />
neu zu schaffendes Stefan -Lochner-Plätzchen statt der<br />
bestehenden Garagenausfahrt – Gürzenichplatz – und<br />
am Ende der Lichhof vor Maria im Kapitol.<br />
Ebenfalls wie Perlen an einer Schnur sind entlang dieser<br />
Verbindung kulturelle Einrichtungen und historische Ereignisse<br />
aufgereiht: Römisch-Germanisches Museum –<br />
Museum Ludwig – das Diözesanmuseum – der Eingang<br />
zum Praetorium – das historische Rathaus mit Renaissancelaube<br />
und Rathausturm – eventuell das neue Jüdische<br />
Museum – das neue Wallraf-Richartz-Museum – die<br />
Kirche St. Alban mit der Kolbe-Plastik – sowie der Gürzenich,<br />
das historische Festhaus Kölns.<br />
Wallraf-Richartz-Museum neu und alt) entlang einer<br />
Straße erleben zu können, ist wohl einmalig in der Welt<br />
und in keiner anderen Stadt derart konzentriert zu finden.<br />
Bisher bleibt diese Gelegenheit städtebaulich ungenutzt.<br />
Durch den Neubau des Wallraf- Richartz-Museums am Gürzenich<br />
schließt sich die Lücke in einem kontinuierlich von<br />
Norden nach Süden verlaufenden Kulturband. Diese Kulturachse<br />
gilt es deutlich hervorzuheben und als Teil einer<br />
Innenstadtstruktur zu begreifen. Vom Rhein aus gesehen<br />
entstehen damit der historischen Topografie entsprechend<br />
unterschiedliche parallel laufende städtische Zonen:<br />
• Die Erholungszone am Rheinufer.<br />
• Die Vergnügungszone (Tourismus) mit Altstadt,<br />
Heumarkt, Alter Markt und Heinrich-Böll-Platz.<br />
• Die Kulturzone vom Roncalliplatz zum Gürzenich.<br />
• Die Kommerzzone entlang der Hohe Straße.<br />
Kommerz, Vergnügen und Erholung habe ihre städtebauliche<br />
Identität entwickelt. Was in dem Akkord der<br />
unterschiedlichen <strong>Inhalt</strong>e fehlt, ist die Kultur. Hier liegen<br />
noch ungenutzte Möglichkeiten, die einer intensiven<br />
Entwicklung bedürfen und vor allem einmalige Chancen<br />
für das Image der Stadt Köln und die Identität der Stadt<br />
bieten. Deshalb sollte man darüber nachdenken, wie<br />
über einen längeren Zeit raum die Ressourcen aktiviert<br />
und das brachliegende kulturelle Potenzial erlebbar gemacht<br />
werden kann.«<br />
Eine solche Gelegenheit, Kultur von der Antike (Praetorium)<br />
über das hohe Mittelalter (Maria im Kapitol), die Gotik<br />
(der Dom, das größte gotische Bauwerk), die Renaissance<br />
(Rathauslaube) bis zur Moderne (Museum Ludwig,<br />
10 1 EINFÜHRUNG | 1.2 DIE IDEE DER VIA CULTURALIS