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Wilde Kaiserin Winter 2016/17

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Ein Sackgassenzeichen. Umwölkt von Nebelschwaden.<br />

„Weiterfahren?“, fragt mich<br />

unser Fotograf. Wir befinden uns auf einem<br />

Wiesen- und Waldweg und sind unterwegs<br />

zum Paisslberg in Söll. Es ist früh. Das Navi<br />

zeigt hilfreich „offroad“ an und der Nebel<br />

versperrt uns die Sicht. Rein nach unserem<br />

persönlichen Orientierungssinn sind<br />

wir schon lange am gesuchten Bauernhof<br />

vorbeigefahren. Trotzdem sage ich: „Ja,<br />

lass es uns versuchen.“ Wir kurven noch<br />

ein wenig durch die Landschaft, die Straße<br />

scheint immer enger zu werden – da steht<br />

er plötzlich vor uns: der Schösserhof der<br />

Familie Strasser.<br />

BEIM G'SCHÖSSER<br />

Hier lebt Christian Strasser. Vater, Großvater,<br />

Urgroßvater, Heumilchbauer, Schriftsteller<br />

und Holzkünstler. Er ist 92 Jahre alt,<br />

seine Kinder sind längst ausgezogen. Christian<br />

junior lebt mit seiner Familie im Haus<br />

über der Straße. Wie wir an der Tür des alten<br />

Bauernhauses klopfen, öffnet Strassers<br />

Enkelin Elisabeth die Tür. Gemeinsam mit<br />

ihrem Opa gibt sie uns Einblick in die Geschichte<br />

des alten Gemäuers.<br />

<strong>17</strong>04. Die Jahreszahl in einem Stück des<br />

alten Firstbaumes weist noch auf den<br />

Zeitpunkt der Erbauung des stattlichen<br />

Bauernhofes hin. Mittlerweile ist es Teil<br />

der Türschwelle der Tenne, da das Hausdach<br />

1920 erneuert wurde. Seit 1855 ist<br />

der Hof im Besitz der Familie Strasser. Der<br />

Urgroßvater des heutigen Hausherrn –<br />

der „Osl Christal“ – hat es damals „dem<br />

Mühlberger“ um 5600 Gulden abgekauft.<br />

„Von der vorhergehenden Behausung weiß<br />

man eigentlich nicht viel“, meint Christian<br />

Strasser. „Sicher war damals alles noch viel<br />

genügsamer und einfacher als in jetziger<br />

Zeit. Da genügte ein einfacher Tenn mit<br />

zwei eingebauten Kammern. Der Backofen<br />

und ein Raum zum Kochen standen wegen<br />

der Brandsicherheit ein Stück neben dem<br />

Haus. Futterstall und Heustadl waren ins<br />

Feld hinausgebaut.“ Und Elisabeth fügt<br />

hinzu: „Das äußere Erscheinungsbild hat<br />

sich am meisten verändert, als die kleinen<br />

‚Giggerl‘ (Gucklöcher) von damals echten,<br />

großen Fenstern gewichen sind.“ Sie zieht<br />

eine Zeichnung hervor, die sie nach den<br />

Erzählungen ihres Großvaters angefertigt<br />

hat und weiß zu erzählen: „Später wurden<br />

die Küche und das Bad ins Haus integriert<br />

12 <strong>Wilde</strong> <strong>Kaiserin</strong>

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