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statement - HfMDK Frankfurt

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4 GELD und KUNST <strong>Frankfurt</strong> in Takt 12/1<br />

Kunst, Geld und der Wert der Kreativität<br />

Von Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates<br />

Kunst und Geld, das ist ein spannendes Verhältnis ja nach Standort<br />

des Betrachters, des Betrachtungswinkels. Zunächst einmal: Kunst<br />

kostet Geld. Kunst ist nicht zum Nulltarif zu haben. Künstler haben<br />

wie andere Teilnehmer des Wirtschaftslebens auch das Recht auf<br />

eine angemessene Vergütung ihrer Leistungen. Niemand kann für<br />

umsonst arbeiten. Jeder muss seinen Kühlschrank füllen und seine<br />

Miete bezahlen, von den sogenannten Produktionsmitteln wie<br />

Noten, Instrumenten, Texten, Kostümen und so weiter ganz zu<br />

schweigen. Insofern ist es richtig und wichtig, dass Künstler für<br />

eine angemessene Vergütung eintreten und Einspruch erheben,<br />

wenn erwartet wird, Künstler müssten ihre Leistung speziell im<br />

Internet kostenlos zur Verfügung stellen.<br />

Darum ist eine der großen Herausforderungen in den kommenden<br />

Jahren mit Blick auf das Verhältnis von Kunst und Geld angesichts<br />

der Digitalisierung, Vergütungsmodelle zu entwickeln, die Künstlern<br />

eine adäquate Vergütung für ihre Leistungen im Netz erlauben.<br />

Die bestehenden Modelle sind hierfür erst der Anfang und längst<br />

noch nicht ausgereizt. Erst am Anfang stehen auch Debatten über<br />

eine Kulturflatrate oder eine Kulturwertmark, auch wenn sie in<br />

einigen Kreisen bereits als Lösungsmodell diskutiert werden. Weder<br />

wurde bislang ausgeführt, wie hoch eine solche Vergütung sein soll,<br />

wer sie einziehen noch wie sie verteilt werden soll. Die bisher nur<br />

skizzierten Modelle lassen einen großen bürokratischen Aufwand<br />

und nur einen kleinen Ertrag vermuten. Dennoch, ich bin fest davon<br />

überzeugt, dass sich die Debatte über neue Vergütungsmodelle<br />

im Netz lohnt – auch wenn es bislang noch nicht die großen für alle<br />

künstlerischen Bereiche geltenden Lösungsansätze gibt. Der<br />

Kulturbereich tut gut daran, den Dialog zu suchen. Die sogenannte<br />

Netzgemeinde sollte ebenso anerkennen, dass die vermeintliche<br />

Kostenfreiheit im Netz nur eine vermeintliche ist. Der Nutzer im<br />

Internet zahlt immer, sei es mit seinem Geld oder mit seinen Daten.<br />

Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Fragestellungen rund<br />

um die Auswirkungen der Digitalisierung im Kulturbereich hat der<br />

Deutsche Kulturrat in diesem Jahr seinen Aktionstag „Kultur gut<br />

stärken“ am 21.05.2012 unter das Motto „Wert der Kreativität“<br />

gestellt. Im gesamten Bundesgebiet finden Veranstaltungen und<br />

Diskussionen statt, bei denen das Thema „Wert der Kreativität“ im<br />

Zentrum steht.<br />

„Wert der Kreativität“ bedeutet künstlerische Arbeit wertzuschätzen,<br />

hinsichtlich der materiellen Dimension, darum müssen Vergütungs-<br />

lösungen für Nutzungen im Netz gefunden werden wie auch mit<br />

Blick auf die Wertschätzung künstlerischer Arbeit, die eben kein<br />

Steinbruch für jedermann sind, sondern eine eigenständige Leistung<br />

darstellen, die Wertschätzung erfahren muss. Gerade letzterer<br />

Aspekt scheint in meinen Augen vielfach unterbeleuchtet zu sein.<br />

Selbstverständlich muss die Debatte um das Urheberrecht der<br />

wirtschaftlichen Dimension dieses Rechts einen wichtigen Stellen-<br />

wert geben. Das Urheberpersönlichkeitsrecht, d. h. die Verbindung<br />

von Werk und Künstler darf aber nicht unterschätzt werden. Sie ist<br />

letztlich auch der Schlüssel, um für Vergütungen einzutreten. Wenn<br />

jeder alles aus einem künstlerischen Werk frei benutzen und daraus<br />

etwas zusammenbasteln kann, stellt sich die Frage, wer überhaupt<br />

noch eine Vergütung wofür bekommen soll. Kunst und Geld ist also,<br />

allein was diesen Bereich angeht, weder trivial noch einfach zu<br />

lösen. Das gilt in gleichem Maße für das Verhältnis von Kunst und<br />

Geld in der analogen Welt. Wenn es etwa um die Finanzierung von<br />

öffentlichen Kultureinrichtungen, um innovative Projekte wie auch<br />

die Sicherung und Weiterentwicklung der kulturellen Infrastruktur in<br />

Deutschland geht. Der demografische Wandel, der eine veränderte<br />

Bevölkerungszusammensetzung zur Folge hat, die nur unzureichend<br />

in den drei Schlagworten weniger, älter, bunter abgebildet ist,<br />

verlangt von den kulturpolitisch Verantwortlichen jetzt Ideen für die<br />

kulturelle Infrastruktur in den Jahren, wenn nicht Jahrzehnten zu<br />

entwickeln. Hierfür gibt es in den verschiedenen Ländern und auf<br />

kommunaler Ebene Ansätze, wie dieser herausforderungsvolle<br />

Prozess gemeistert werden kann. Auch hier scheint mir der Dialog<br />

der in Politik und Verwaltung Verantwortlichen mit der organisierten<br />

Zivilgesellschaft und den Betroffenen der richtige Weg zu sein.<br />

Letztlich geht es bei beiden Themen, der Digitalisierung und dem<br />

demografischen Wandel, im Kern um die gesellschaftspolitische<br />

Frage, welchen Wert Kunst, Kultur und Kreativität in der Zukunft<br />

haben sollen, materiell und ideell.

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