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statement - HfMDK Frankfurt

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44 GELD und KUNST<br />

<strong>Frankfurt</strong> in Takt 12/1<br />

Ausbildung kann nie alles abdecken<br />

Ingo Diehl ist neuer Professor für Zeitgenössische Tanzpädagogik<br />

Mit dem Beginn des Sommersemesters hat Ingo Diehl die Professur<br />

für Zeitgenössische Tanzpädagogik angetreten und damit die<br />

Leitung des Masterstudiengangs Zeitgenössische Tanzpädagogik/<br />

MAztp übernommen. Diehl bringt langjährige Erfahrungen als Tänzer<br />

und Trainingsleiter in den Studiengang mit: Er war u. a. beim<br />

Tanzforum Köln, Tanztheater Bremen, Island Ballett in Reykjavik und<br />

bei verschiedenen Festivals tätig. Als Projektleiter des Bereichs<br />

Ausbildung war er von 2005 bis 2010 für alle Bildungsfragen und<br />

die Gesamtkonzeption der Ausbildungsprojekte bei Tanzplan<br />

Deutschland verantwortlich. Im Interview mit <strong>Frankfurt</strong> in Takt<br />

spricht er über die neue Ausrichtung des Studienganges und dessen<br />

Verortung in der lebendigen <strong>Frankfurt</strong>er Tanzszene.<br />

<strong>Frankfurt</strong> in Takt Herr Diehl, soeben hat in <strong>Frankfurt</strong> mit großem<br />

Erfolg die 3. Biennale Tanzausbildung stattgefunden. Stimmt es,<br />

dass Sie der Initiator der Biennale sind?<br />

Prof. Ingo Diehl Das könnte man so sagen, ja. Aber eigentlich war es<br />

ein großer gemeinschaftlicher Prozess. Ich hatte als Projektleiter<br />

des Bereichs Ausbildung von „Tanzplan Deutschland“ die Möglichkeit<br />

und Mittel, die Ausbildungsinstitutionen für Tanz an einen Tisch<br />

zu laden. In diesen Gesprächen entwickelten wir die Idee, eine<br />

Biennale ins Leben zu rufen. Auf der Biennale treffen Institutionen<br />

mit Lehrenden, Studierenden und Fachexperten zusammen, um eine<br />

Woche miteinander intensiv zu arbeiten. In einer kreativen Atmosphäre<br />

entstehen neue Impulse für die Tanzausbildung. 2008 wurde<br />

diese Idee mit der 1. Biennale Tanzausbildung umgesetzt. Es<br />

freut mich riesig, dass die diesjährige Veranstaltung in <strong>Frankfurt</strong><br />

stattfinden konnte. Das war ein bisschen wie „Nach Hause-<br />

Kommen“.<br />

FiT Freuen Sie sich auf ihren Arbeitsbeginn in <strong>Frankfurt</strong>?<br />

Diehl Ich könnte mir für meine Arbeit im Moment keinen spannenderen<br />

Ort vorstellen. Die <strong>Frankfurt</strong>er Tanzszene ist sehr<br />

umtriebig und anspruchsvoll: The Forsythe Company, Motion Bank,<br />

Tanzlabor 21, Mousonturm, ID <strong>Frankfurt</strong> oder Stiftungen, die sich<br />

für die Sparte engagieren. So eine Bandbreite ist wirklich außergewöhnlich.<br />

Das wirkt sich auf den Studiengang aus. Auch in der<br />

Hochschule selbst gibt es eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten<br />

zu den anderen Fachbereichen. Hinzu kommt dann noch die<br />

städtische Kulturszene, die ebenfalls breit aufgestellt ist – und das<br />

auf hohem Niveau. Darüber hinaus freue ich mich auf die Zusammenarbeit<br />

mit Dieter Heitkamp, dem Ausbildungsdirektor für<br />

Zeitgenössischen und Klassischen Tanz (ZuKT) an der <strong>HfMDK</strong>. Denn<br />

es braucht starke Partner, um etwas Neues anzustoßen, und die<br />

Arbeit für den Studiengang gibt mir dafür einen guten Rahmen.<br />

FiT Welche Veränderungen wollen Sie im Studiengang anstoßen?<br />

Diehl Besonders wichtig ist mir, dass die Studierenden eine<br />

individuelle Begleitung bekommen, um sie für verschiedenste<br />

Vermittlungsbereiche im Tanz auszubilden. Es ist kein einfaches<br />

Unterfangen, Studierende auf so unterschiedliche Arbeitsfelder wie<br />

Trainingsleiter im professionellen Bereich, Dozent an Hochschulen<br />

oder für Bereiche wie Tanz in Schulen oder in Kindertagesstätten<br />

wie auch die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten für<br />

Erzieherinnen vorzubereiten. Ausbildung kann nie alles abdecken.<br />

Wir haben das bisherige Curriculum überarbeitet, damit die<br />

Studierenden auch auf aktuelle Strömungen reagieren können, die<br />

gerade in der Tanzszene erkennbar sind. Neu ist zum Beispiel ein<br />

Modul mit dem Schwerpunkt „Transfer“: Hier sollen verschiedene<br />

Disziplinen miteinander verknüpft werden, um daraus neue<br />

Unterrichtsformate zu entwickeln. Die insgesamt zehn Module sind<br />

klar definiert und überschaubar – dazu gehören Hospitationen,<br />

eigenes Training, Theorie, Methodik und Didaktik sowie Projektarbeit.<br />

Ich kann nur durch ein breites Angebot an Praxis und gleichzeitiger<br />

theoretischer Reflexion dafür sorgen, dass die Studierenden<br />

in der Lage sind, das erlernte Wissen mit ihren persönlichen<br />

Erfahrungen und Vorstellungen in Einklang zu bringen.<br />

FiT Was bedeutet Ihr Ansatz für das Verhältnis von Praxis und<br />

Theorie im Masterprogramm?<br />

Diehl Die Studierenden werden nicht nur ihre eigenen Vermittlungsprojekte<br />

durchführen, sondern Forschungsansätze aus dem Tanz heraus<br />

entwickeln. Es reicht heutzutage als Tänzer nicht aus, ein guter<br />

Praktiker zu sein, wenn ich nicht weiß, woraus diese Praxis<br />

gewachsen ist. Während der Arbeit an meinem Forschungsprojekt<br />

„Tanztechniken 2010 – Tanzplan Deutschland“ habe ich die<br />

Erfahrung gemacht, dass es sehr schwierig ist, Wissen aus der<br />

Tanzpraxis nutzbar und zugänglich zu machen. Dabei braucht das<br />

Tanzfeld dieses Wissen dringend. Nur mit diesem Wissen kann ein<br />

bewusster Umgang mit Tanz entstehen – und vermittelt werden. In<br />

diesem Sinne dient das Masterprogramm nicht nur den Studierenden<br />

selbst.

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