statement - HfMDK Frankfurt

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Foto: Delphine Roche 38 GELD und KUNST S T A T E M E N T Andreas Voss ist Cellist, war 2007/2008 Studierender der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA). Zurzeit studiert er Historische Interpretationpraxis (HIP) an der HfMDK und arbeitet freiberuflich. Welche Rolle spielt(e) Geld in Ihrem Studium? Ich hatte immer das Gefühl, dass wir als Musiker privilegiert sind, weil wir sehr früh mit dem, was wir studieren, Geld verdienen können. Ich bin immer irgendwie über die Runden gekommen. Glück war dabei eine gewisse Anspruchslosig- keit. Mir haben auch meine Eltern geholfen und das evan- gelische Studienwerk Villigst. Wann und wie ist das Bewusst- sein gewachsen, finanziell von dem leben zu müssen, was Sie künstlerisch oder pädagogisch tun? Wenn der Studentenbonus wegfällt (z. B. bei der Krankenkasse) gibt es plötzlich den Moment, wo die Fixkosten steigen: Künstlersozialkasse, Steuern, Versicherungen etc. – das ist schwieriger als im Studium. Das Selbständig-Sein empfinde ich hauptsächlich als inspirierend. Viel Abwechslung, spannende Menschen Frankfurt in Takt 12/1 und Orte. Negativ: Unsicherheit auf der Einnahmenseite und eine gewisse Rastlosigkeit. Welche Kompromisse sind Sie bereit einzugehen, um sich existenziell abzusichern? Welche wären für Sie undenkbar? Generell steigt die Flexibilität mit der finanziellen Notwendigkeit. Und ich bin nicht besonders zimperlich (kalte Kirchen, Hintergrundmusik, Open Air...). Immer wichtiger wird mir, zu lernen, auch aus privaten Gründen etwas abzusagen, um nicht aus Angst um den finanziellen Engpass das restliche Leben auszutrocknen. Grundversorgung
Fragen an Claude Frochaux Claude Frochaux hat Violoncello mit Diplom und Konzertexamen an der HfMDK abgeschlossen und arbeitet jetzt als freischaffender Musiker. Mit seinem Klaviertrio „Trio Monte“ hat er an der Folkwang Hochschule Kammermusik studiert und belegt derzeit mit ihm an der „Reina Sofia Madrid“ ein weiteres Master-Studium. Wie sehr hat die finanzielle Motivation die Wahl Ihres Berufs und Berufsstandes beeinflusst? Mir war immer klar, dass ich finanziell irgendwie über die Runden kommen würde, auch ohne festes Einkommen. Neben meiner Arbeit mit dem „Trio Monte“ widme ich mich gern spannenden und ungewöhnlichen Projekten. Ich liebe die Kammermusik und mag die Idee, für verschiedenste Sachen offen zu sein. Ich arbeite auch als Aushilfe für Orchester wie die „Bamberger Sinfoniker“; die Tür für eine feste Stelle in einem Orchester habe ich für mich noch nicht für immer verschlossen. Auf der Suche nach alternativen Wegen bin ich darauf angewiesen, immer die Augen aufzuhalten, weil ich nicht erwarten kann, dass etwas vom Himmel fällt – diese Haltung reizt mich. Außerdem kommen so mehr neue Kontakte zustande. Fragen an Fabian Sennholz Fabian Sennholz ist Lehrbeauftragter für Improvisierte Liedbegleitung, Arrangieren und Ensemblearbeit an der HfMDK, Pianist bei Tim Bendzko und anderweitig freischaffend tätig. Wie sehr hat die finanzielle Motivation die Wahl Ihres Berufs und Ihres Berufsstandes beeinflusst? Die Frage nach finanzieller Sicherheit hat die Wahl meines Berufsstandes eigentlich nur insofern beeinflusst, dass ich diesen Berufsstand nur deshalb wählen konnte, weil ich neben dem Lehrauftrag an der HfMDK als Selbständiger noch etliche andere Einkünfte habe. Andernfalls könnte ich mich nicht finanzieren. Ich könnte mir nicht vorstellen, freischaffend tätig zu sein und dabei meine Familie und mich nicht ernähren zu können. Worin liegen aus Ihrer Sicht die Reize, Chancen, aber auch Gefahren in der Art Ihrer beruflichen Existenz? Worin liegen aus Ihrer Sicht die Reize, Chancen, aber auch Gefahren in der Art Ihrer beruflichen Existenz? Ich bin mir darüber im Klaren, dass ein gebrochener Arm bedeutet, unter Umständen eine Zeit lang kein Geld zu verdienen. Es gibt auch Monate, in denen man weniger verdient, als es gut ist. Dauerhaft muss man sich der Gefahr stellen, dass der persönliche Enthusiasmus am freischaffenden Dasein schwächer wird und mit zunehmendem Alter die Energien dafür weniger werden. Auch das Privatleben könnte unter der ständigen Geschäftigkeit leiden. Aber die Chancen überwiegen für mich: In diesem Jahr erfülle ich mir beispielsweise den Traum, ein eigenes Kammermusik-Festival auf Sylt gemeinsam mit meinem Trio auf die Beine zu stellen. Könnten Sie sich aus heutiger Sicht einen anderen Status vorstellen, wenn ja, unter welchen Voraussetzungen? Wenn ich eine Orchesterstelle hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht unglücklich und würde einige Vorteile genießen. Allerdings würde ich die Freiheit vermissen, viel reisen zu können und zu experimentieren. Die Frage, ob freischaffend oder fest engagiert, ist für mich übrigens keine Frage der Qualität – sie ist für mich eher Ausdruck gänzlich unterschiedlicher Lebenseinstellungen. 39 Der Reiz und die Chancen liegen ganz klar darin, dass man sich selbst aussuchen kann, welche Jobs man annimmt und welche nicht. Dadurch entsteht natürlich an sich eine sehr große künstlerische Freiheit. Allerdings kann diese dann auch ganz schnell durch finanzielle Nöte stark beschränkt werden, wenn man aus Geldnot doch Jobs annehmen muss, die einem weniger liegen. Meine Erfahrung ist jedoch bisher eine durchweg positive – ich habe ein sehr gutes Auskommen durch viele verschiedene und abwechslungsreiche Jobs, die ich alle bewusst (und zwar nicht vorrangig aus finanziellen Gründen) gewählt habe. Könnten Sie sich aus heutiger Sicht einen anderen Status vorstellen, wenn ja, unter welchen Voraussetzungen? Ich könnte mir mittelfristig gesehen durchaus eine Festanstellung vorstellen – allerdings nur unter der Bedingung, dass mir innerhalb des Beschäftigungsverhältnisses viele Freiräume bleiben und ich auch noch die (generelle und auch zeitliche) Möglichkeit habe, mich außerhalb dieser Festanstellung künstlerisch zu betätigen.
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