Melange No17
Melange No17 - Das Magazin im Süden Bayerns
Melange No17 - Das Magazin im Süden Bayerns
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2<br />
1<br />
PAUL ADAMS<br />
„Music – what I<br />
was born to do“<br />
Titel: Paul Adams<br />
Foto: Florian Warnecke<br />
d a s m a g a z i n<br />
IM SÜDEN<br />
BAYERNS<br />
WALTER<br />
KRAFT<br />
Kunst als Passion<br />
FRANK<br />
PETRUSIAK<br />
Dentallabor<br />
KARL GABL<br />
Gipfelstürmer
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
Foto: Franz Windirsch<br />
L<br />
Lasst uns positiv nach vorne schauen, auch wenn<br />
die Welt sich gerade spürbar verändert.<br />
Sind acht Milliarden Menschen zu viel auf unserer<br />
einzigartigen Erdkugel? Ist Virologe der Beruf der Zukunft?<br />
Finden die Mediziner bald hinter jeder Tür einen Virus? Diese<br />
Fragen drängen sich mir immer öfter auf. Beim Spazierengehen<br />
am Staffelsee suche ich darauf Antworten. Dabei tun sich<br />
dann aber wieder viele andere und naheliegendere Fragen auf:<br />
Gibt es noch genügend junge Menschen mit Mut, die den<br />
elterlichen Einzelhandel, das Hotel, Restaurant oder einen<br />
Frisörladen übernehmen,<br />
vielleicht sogar<br />
ein Fitnessstudio eröffnen?<br />
Die Menschen brauchen<br />
Freude, wollen<br />
optimistisch und mit<br />
Genuss durchs Leben<br />
gehen. Dazu gehört<br />
Liebgewonnenes und<br />
Gewohntes: am Wochenende durch die Fußgängerzone<br />
schlendern, nach Besorgungen noch auf Kaffee und Kuchen<br />
oder ein Weißbier mit Weißwürsten und zwei Brezen einzukehren;<br />
Verabredungen am Abend, Treffen mit Freunden,<br />
schön zum Essen gehen und dazu ein kühles Glas Weißwein<br />
genießen. Und damit am Abend beim Essen das schlechte Gewissen<br />
nicht ganz so druckt, vorher am Nachmittag noch<br />
kurz um den See radeln …<br />
Das alles vermisse ich und damit geht es mir wie vielen anderen.<br />
Um dahin zurückkehren zu können, müssen wir durchhalten<br />
und zusammenstehen.<br />
Nutzen Sie bitte weiterhin die örtlichen Fachgeschäfte und<br />
Betriebe vor Ort.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünschen wie immer,<br />
Franz Windirsch und das Team <strong>Melange</strong><br />
Ihr Spezialist für gesunden Schlaf.<br />
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Di – Fr 14.00 – 18.00 Uhr<br />
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3
INHALT<br />
6 IMPRESSIONEN<br />
„Loisach“ von Florian Warnecke<br />
8 BOBSPORT Stefan und Christoph Gaisreiter<br />
Feuer für Eis<br />
14 THEATER Sepp Daser<br />
Theater bis an die Grenzen – und darüber hinaus …<br />
8<br />
Stefan und Christoph Gaisreiter<br />
Feuer für Eis<br />
18 PORTRAIT Karl Gabl<br />
Gipfelstürme – Ein erlebnisreiches Leben<br />
24 HANDWERK Andrea Fippl<br />
Fippakunst – Schluss mit alten Hüten<br />
28 MUSIK Paul Adams<br />
„Music – what I was born to do“<br />
32 DRACHENGESCHICHTEN Murni<br />
Vom furchteinflößenden Ungeheuer<br />
zum Schmusedrachen<br />
34 PORTRAIT Zahnarzt Michael Broll<br />
Die besonderen Schätze des Lebens<br />
14<br />
Sepp Daser<br />
Theater bis an die Grenzen<br />
40 GESUNDHEIT<br />
Praxis für Lebenspflege und traditionelle<br />
chinesische Medizin Christine Hansen<br />
YANG SHENG – Das Leben nähren<br />
43 BACKSTAGE Calvin Russell<br />
Living on the end of a gun<br />
44 GASTRONOMIE<br />
Uli Weisner und Michael Gilg<br />
GGG – Gemeinsam Gans viel Gutes tun:<br />
Federn lassen für den guten Zweck<br />
18<br />
Karl Gabl<br />
Gipfelstürmer<br />
48 ALLES WAS RECHT IST<br />
Rechtsanwalt Michael Huber<br />
Corona „befällt“ auch das Familien- und Mietrecht<br />
52 FORSCHEN, ENTWICKELN, ERPROBEN<br />
Das Institut für Biomechanik an der BG Unfallklinik Murnau<br />
4
INHALT<br />
60 KUNST Walter Kraft<br />
Kunst als Passion<br />
65 IMMOBILIEN EXPERTENTIPPS<br />
von Britta Kirstein-Zietz & Roger Zietz<br />
Immobilienverrentung – eine Möglichkeit<br />
zur Absicherung gegen Altersarmut?<br />
66 PORTRAIT Josef Holzmann<br />
Alles auf Anfang<br />
69 BASKETBALL ESV Staffelsee e.V.<br />
Neue Abteilung: Cheerleading!<br />
72 LIVE Dentalstudio Frank Pietrusiak<br />
Dental, Art & Rock ’n’ Roll<br />
77 NACHRUF Werner Gilg und Sepp Gramer<br />
78 WIRTSCHAFT + FINANZEN mit Dr. R. E. Schauer<br />
Überblick über zahlreiche aktuelle Steueränderungen<br />
80 MARKTPLATZ<br />
Cafés, Restaurants, Shopping, Tourismus und Gesundheit,<br />
Kunst, Handwerk, Immobilien und Dienstleistungen<br />
auf einen Blick<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Agentur <strong>Melange</strong>, Franz Windirsch, Stephanie Brandner,<br />
Postgasse 4, 82418 Murnau<br />
Autoren: Heribert Riesenhuber, Alexandra Sichart, Birgit Schwarzenberger,<br />
Andrea Fritsch, Christine Hansen, Frank Petrusiak, Michael Huber,<br />
Britta Kirstein-Zietz, Roger Zietz, Dr. Ralf Erich Schauer<br />
Art Direktion: Katrin Oppenrieder<br />
Fotografen: Florian Warnecke, Heribert Riesenhuber, Andrea Fritsch,<br />
Franz Windirsch, Michaela Gaisreiter, Stefanie Seyringer, Christian Podolski<br />
Bildbearbeitung: Richard Maier<br />
Lektorat: Petra Taint, Wortschatz [Ideen Konzepte Texte] München<br />
Media Reports und Eventmanager: Sebastian Windirsch<br />
28<br />
Paul Adams<br />
„Music – what I was born to do“<br />
34<br />
Zahnarzt Michael Broll<br />
Die besonderen Schätze des Lebens<br />
KUNDENBETREUUNG + ANZEIGEN<br />
Franz Windirsch, 0151.12050911<br />
Sebastian Windirsch<br />
info@agentur-melange.de<br />
VERTEILUNG<br />
Ammergauer Alpen, Blaues Land,<br />
Garmisch-Partenkirchen, Loisachtal,<br />
Penzberg, Weilheim, Peiting, Schongau,<br />
Ehrwald/Tirol<br />
60<br />
Walter Kraft<br />
Kunst als Passion<br />
5
Foto: Florian Warnecke – 15.1.2021 – 18:00 Uhr<br />
Loisach
IMPRESSIONEN<br />
Hotel am schönsten Fleck Bayerns<br />
www.alpenhof-murnau.com
Feuer für Eis<br />
Stefan und Christoph Gaisreiter
BOBSPORT<br />
Flammen, die im Herzen<br />
zu Lodern beginnen und<br />
dann ein großes Feuer<br />
entfachen. So groß,<br />
dass es auf andere und<br />
sogar auf die nächste<br />
Generation überspringt<br />
und dabei nicht abkühlt.<br />
Bei Stefan Gaisreiter<br />
sprang der Funke für den<br />
Bobsport schon als Kind<br />
über und auch sein Sohn<br />
Christoph Gaisreiter<br />
teilt diese Leidenschaft<br />
mit ihm.<br />
Foto: Michaela Gaisreiter<br />
9
Ohlstädter Eis<br />
Kann man sich eine Natureisbahn mitten in einem oberbayerischen<br />
Dorf vorstellen? Tatsächlich wurde das in Ohlstadt Wirklichkeit,<br />
nur ist es schon 70 Jahre her. Im Wintersport war noch nicht so<br />
viel los wie heute und daher musste man auf diesem Gebiet viel<br />
Kreativität entwickeln. Die Ohlstädter wollten eine eigene Bobeisbahn<br />
bauen, denn es gab einige Interessierte für diesen Sport.<br />
Also half man im Dorf zusammen und es wurden Eisschollen<br />
aus dem Sägewerk bei Schwaiganger transportiert. Zum Formen<br />
der Bobbahn wurde mit Eis und Schnee aufgefüllt. Die Winter<br />
waren in den 1950er Jahren deutlich kälter und so musste man<br />
keine Sorge haben, dass sich die Bahn schnell auflöst.<br />
Starkult<br />
Das große Idol im Bobsport war Franz Schelle. Der Ohlstädter<br />
holte 1951 den bayerischen Meistertitel und löste damit eine<br />
Welle der Begeisterung aus. Stefan Gaisreiter war damals noch<br />
ein kleiner Junge. Er verfolgte das Geschehen genau mit. Alle<br />
Zeitungsartikel wurden von ihm ausgeschnitten, in ein Heft geklebt<br />
und passende Überschriften selbst dazu erfunden.<br />
Auf nach Garmisch<br />
Viele teilten die Begeisterung für den Bobsport. Doch wenn<br />
sich Kinder etwas in den Kopf setzen, so nimmt dies manchmal<br />
ganz andere Formen an. Kinder können sehr hartnäckig sein,<br />
vor allem wenn sie etwas mit Leidenschaft machen. Und so<br />
kam es, dass Stefan Gaisreiter mit seinen gerade mal 11 Jahren<br />
zur Weltmeisterschaft 1958 nach Garmisch-Partenkirchen<br />
wollte. Beim Mittagessen war er so nervös, dass er sich sogar<br />
in den Finger schnitt. An der Garmischer Eisbobbahn stehend<br />
konnte er miterleben, wie Franz Schelle mit seinem Viererbob-Team<br />
auf Platz zwei kam.<br />
Der Funke war übergesprungen und die Flamme begann in<br />
ihm zu lodern. Ab sofort brannte er für den Bobsport. Nichts<br />
war mehr vor ihm sicher – alles wurde zum Basteln auf dem<br />
elterlichen Hof verwendet.<br />
Bei der Weltmeisterschaft 1962 in Garmisch-Partenkirchen<br />
war Stefan Gaisreiter wieder dabei. Selbstverständlich mit all<br />
seinen Freunden. Sie konnten Anteil nehmen, wie Franz Schelle<br />
den Titel nach Ohlstadt holte. Die Stimmung muss atemberaubend<br />
gewesen sein!<br />
10
BOBSPORT<br />
WM 1979 am Königsee: Stefan Gaisreiter, Heinz Busche,<br />
Hans Wagner und Dieter Gebhardt<br />
Illegal nach Insbruck<br />
Das Feuer für den Bobsport wurde immer größer und so fuhr<br />
Stefan Gaisreiter 1964 alleine mit dem Bus nach Innsbruck.<br />
Wohlwissend, dass er das eigentlich nicht durfte. Unter 18 Jahren<br />
war das damals nicht erlaubt. Der Busfahrer hatte es sofort gespannt:<br />
Stefan Gaisreiter war ertappt. Er rechtfertigte sich, er<br />
hatte vorgesorgt und immerhin den Ausweis seines älteren Bruders<br />
dabei. Sicherlich wurde auch dem Busfahrer sofort bewusst,<br />
wie wichtig es für ihn war nach Innsbruck zu fahren. Somit<br />
einigten sich die beiden auf einen Platz ganz hinten im Bus.<br />
Vom Bastler zum Weltmeister<br />
Scheinbar war das Jahr 1964 eh ein ganz besonderes für den<br />
Ohlstädter, denn er bekam von Hans Rösch einen alten Bob geschenkt.<br />
Nun wurde so richtig gebastelt. An dem Bob wurde<br />
vieles verändert und regelmäßig wurden die Kufen neu präpariert<br />
und genau getestet. Auf dem elterlichen Grundstück wurde<br />
sogar extra beeist, um alles besser und effizienter testen zu können.<br />
Aus der anfänglichen Bastelei entwickelten sich genaue<br />
Ausarbeitungen bis ins kleinste Detail.<br />
Im Jahr 1968 veränderte sich vieles. In Königsee wurde eine<br />
Kunsteisbahn errichtet, denn die Winter wurden wärmer und<br />
somit hatte die Natureisbahn in Ohlstadt ihre letzten Dienste<br />
getan. Auch ist es die Zeit für den ersten Weltmeister-Titel.<br />
Den holt sich das Viererbob-Team in den USA in Lake Placid.<br />
Zu dem Erfolgsteam gehören Wolfgang Zimmerer, Peter Utzschneider,<br />
Walter Steinbauer und Stefan Gaisreiter.<br />
Olympisches Gold<br />
Das war nicht der erste und auch nicht der letzte Erfolg dieses<br />
Teams: 1972 folgten die Olympischen Spiele. Dieses historische<br />
Ereignis dürfen die Vier mit ihrem Sport nun in Japan mitgestalten.<br />
Zimmerer, Utzschneider, Steinbauer und Gaisreiter<br />
holen 1972 Bronze im Viererbob. Im Zweierbob erkämpfen sich<br />
Zimmerer und Utzscheider sogar die Goldmedaille in Sapporo.<br />
Und der Aufstieg hatte noch kein Ende: 1976 in St. Moritz bei<br />
der Europameisterschaft gelang es dem neu gebildeten Gaisreiter-Ohlstädter-Bobteam<br />
Gold und Silber zu erringen.<br />
Auf dem Höhepunkt ereignet sich noch ein ganz persönlicher<br />
Erfolg für Stefan Gaisreiter. Im Jahr 1979 startete er gemeinsam<br />
mit seinem Team im Deutsch-Deutschen Duell und besiegte<br />
im dramatischen Verlauf das Team von Meinhard Nehmer, sodass<br />
es zum Weltmeisterschaftstitel reichte.<br />
Glück im Unglück<br />
Trägt man solch eine Flamme in sich, treibt dies zur Höchstleistung<br />
an. Das wilde Feuer im Eiskanal kontrollieren zu können<br />
muss ein gigantischer Adrenalinkick sein. Extreme Geschwindigkeit!<br />
Eng sitzend in einem Bob mit einer oder drei weiteren<br />
Personen. Jede kleinste Bewegung hat unmittelbaren Einfluss<br />
auf die Fahrt. Man kann sich vorstellen, wie der Puls rast und<br />
das Herz pocht. Adrenalin fließt durch den Körper. Endorphine,<br />
die so genannten Glückshormone, werden ebenfalls ausgeschüttet.<br />
Sie bereiten auf eventuelle Verletzungen vor, das Schmerzempfinden<br />
wird durch sie herabgesetzt. Und so verursacht die<br />
Kombination dieser beiden Hormone einen unglaublichen Kick<br />
aus Aufregung und Glücksgefühl.<br />
Doch leider gibt es auch Unfälle, vor denen dieser Hormoncocktail<br />
nicht schützen kann. So ereignete sich 1980 ein extrem gefährlicher<br />
Unfall für Stefan Gaisreiter, dem lange und schwierige<br />
Zeiten im Krankenhaus folgten. Seine Kämpfernatur hat ihn<br />
alles überleben lassen und er konnte sich trotz allem im gleichen<br />
Jahr an der Geburt seines Sohnes Christoph erfreuen.<br />
Stefan Gaisreiter zog sich zwar aus dem aktiven Bobsport zurück,<br />
war im Anschluss aber sehr erfolgreich als Trainer tätig<br />
und begleitetet den Bobsport weiterhin mit seinem langjährigen<br />
Wissen.<br />
11
BOBSPORT<br />
Foto: Michaela Gaisreiter<br />
Bobstart in Cortina auf einer der gefährlichsten Bobbahnen<br />
Junioren-WM 2005 in Winterberg: Stefan Gaisreiter übergibt seinem<br />
Sohn Christoph, dem Doppel-Junioren-Weltmeister, die Medaille<br />
Wie der Vater, so der Sohn<br />
Das Temperament wurde Christoph Gaisreiter ganz offensichtlich<br />
in die Wiege gelegt. Er wirkt bodenständig und ruhig, doch trägt<br />
er ein ähnliches Blitzen in den Augen<br />
wie sein Vater. Nun ist es keineswegs<br />
13
THEATER<br />
Manche Leute finden, Sepp Daser sehe aus wie Ludwig II.<br />
Jedenfalls, wenn er in dessen Kostüm schlüpft. Andererseits<br />
könnte man ihn auch für einen Rock 'n' Roller aus den 1950er<br />
Jahren halten. Wenn er im Gespräch davon erzählt, dass es in<br />
seiner Kindheit nur drei Fernsehsender gab und man, wenn<br />
man in den Bergen unterwegs war, fast nur alte Leute traf,<br />
überrascht das etwas. Dafür wirkt er eigentlich zu jung. Geboren<br />
wurde Sepp Daser in Schlehdorf, wo es in den 1960er Jahren<br />
noch ein Krankenhaus gab. Sein Vater arbeitete<br />
auf dem Bau und betrieb gemeinsam<br />
mit der Mutter im Nebenerwerb eine Landwirtschaft<br />
im kleinen Weiler Zell. Dort lebt<br />
Sepp Daser heute noch. Als Kind hat er Anfang<br />
der 1970er Jahre den Bau der Autobahn<br />
miterlebt und die großen Maschinen bestaunt,<br />
die damals zum Einsatz kamen. Gleich neben<br />
dem Haus steht eine kleine Kirche. Hier war<br />
er als Kind Messdiener. „Da kannst du als Mesnerbub nicht aus“,<br />
erklärt er. Seine Leidenschaft war – und ist – allerdings der<br />
Sport. Sepp Daser läuft die Berge hinauf – und wieder hinab.<br />
Im Winter ist er vor allem langlaufend unterwegs. „Seine“ Disziplinen<br />
waren lange Zeit Biathlon und Leichtathletik und er<br />
erwog sogar mal eine Karriere als Profisportler. Es hätte ihn<br />
schon sehr interessiert, die eigenen Grenzen auszureizen. Noch<br />
in der Bundeswehrzeit, die er in Murnau verbrachte, stand Sport<br />
für ihn im Mittelpunkt. Aber Profisportler ist Sepp dann doch<br />
nicht geworden. Und auch seine zweite große Leidenschaft, das<br />
Theater, betreibt er nicht hauptberuflich. Vielleicht ist das ja<br />
der Grund dafür, dass er beides auch heute noch so gerne macht.<br />
dann ging er das Theaterspielen „sportlich“ an: immer mit vollem<br />
Einsatz und mit dem Wunsch, sich weiterzuentwickeln.<br />
Fürs Theater muss man „brenna“, wie Sepp sagt. „Wenn du auf<br />
die Bühne gehst, mit dem Gedanken, dich heute Abend nicht zu<br />
verausgaben, nicht alles zu geben, dann kannst du es auch gleich<br />
bleiben lassen.“ Nicht zuletzt dieser Einstellung ist es zu verdanken,<br />
dass die Neuwirt-Bühne in Großweil, die für Sepp und<br />
viele andere zur zweiten Heimat geworden ist, heute die wohl<br />
„Wenn du auf die Bühne gehst,<br />
mit dem Gedanken, dich heute<br />
Abend nicht zu verausgaben,<br />
nicht alles zu geben, dann<br />
kannst du es auch gleich<br />
bleiben lassen.“<br />
bekannteste Volkstheaterbühne<br />
Oberbayerns<br />
ist. Und Sepp Daser,<br />
auch wenn er das nicht<br />
gerade herausstreicht,<br />
ist sicherlich ein Herzstück<br />
dieser Theatergruppe.<br />
Mehrere Stücke<br />
hat er selbst geschrieben<br />
und oft Regie geführt. Einmal schlüpfte er dabei in die<br />
Rolle König Ludwigs II. – und überzeugte sein Publikum. Wichtig<br />
war es ihm immer, Stücke mit einem gewissen „Tiefgang“<br />
auf die Bühne zu bringen. Natürlich ist es Volkstheater und<br />
natürlich sollen die Besucher gut unterhalten werden. Aber<br />
am besten ist es, wenn das Publikum etwas zu sehen bekommt,<br />
über das es nach der Vorstellung noch nachdenkt. In einem eigenen<br />
Stück, „Die Schwuhplattler“, spielte Sepp eine Figur, die<br />
nach ihrem Outing das Opfer von Ausgrenzung und Mobbing<br />
wurde. Das, so berichtet er, brachte ihn mitunter an die Grenzen<br />
der Schauspielkunst. Aber solche Erfahrungen sind ihm<br />
wichtig.<br />
BRENNENDE LEIDENSCHAFT<br />
Nach der Schule hat Sepp Daser eine Ausbildung zum Maurer<br />
gemacht, arbeitet heute aber bei einem Fachhandel für Farben<br />
in Weilheim. Eher zufällig verschlug es ihn vor vielen Jahren<br />
auf die Bühne. Bei der Weihnachtsfeier des Fußballvereins<br />
sollte ein Einakter aufgeführt werden und da spielte er dann<br />
mit. Und er spielt heute noch. Nein, das Theater habe ihm<br />
nicht schon als Kind im Blut gelegen, gibt er zu. Er glaubt<br />
nicht einmal, dass er bei den ersten Versuchen in irgendeiner<br />
Weise besser war als andere. Aber begeistern ließ er sich und<br />
IMMER WEITERGEHEN<br />
Theater ist für Sepp Daser ein wichtiger Teil seines Lebens.<br />
Aber es ist nicht alles. Wenn nicht gespielt wird (oder nicht gespielt<br />
werden kann), wird es ihm auch nicht langweilig. Dann<br />
plant er neue Projekte. Demnächst möchte er in einem kleinen<br />
Stadl, der zu seinem Haus gehört, eine Bühne für ein Kindertheater<br />
einrichten. Das Stück, ,,Seppedoni aus dem Mondscheinfilz'',<br />
hat er bereits geschrieben. Doch bis es soweit ist,<br />
muss Sepp Daser noch einiges organisieren – und wird mit<br />
Sicherheit noch viel in der Natur unterwegs sein.<br />
Heribert Riesenhuber<br />
14
Foto: Heribert Riesenhuber<br />
SEPP DASER<br />
Theater bis an die Grenzen –<br />
und darüber hinaus …<br />
15
17
PORTRAIT<br />
Foto: Heribert Riesenhuber<br />
Man könnte ihn mit „Herr Hofrat<br />
Professor Dr. Karl Gabl“<br />
ansprechen. Aber das scheint<br />
völlig unpassend, wenn man<br />
dem freundlichen Herrn in die<br />
heiteren, leuchtenden Augen<br />
blickt. „Charly“ nennen ihn die<br />
Freunde aus aller Welt.<br />
Karl Gabl ist Meteorologe<br />
und lebt seit einigen Jahren<br />
hauptsächlich in Seehausen.<br />
Er ist, bei aller Bescheidenheit<br />
seines Auftretens, sicher eine<br />
der interessantesten Persönlichkeiten<br />
in der Region.<br />
„Ich habe ein erlebnisreiches<br />
Leben“, sagt der heute<br />
74-Jährige und das ist nicht<br />
übertrieben. Auf manche<br />
Erlebnisse hätte er allerdings<br />
auch verzichten können.<br />
DIE LIEBE IN SEEHAUSEN, TIROL IM HERZEN,<br />
DIE BERGE IM BLICK …<br />
... mit diesen Stichworten könnte man sich Karl Gabl annähern.<br />
Geboren wurde er in Sankt Anton, wo er an und mit den Bergen<br />
aufgewachsen ist. Die Natur, aber auch die Gefahr, hat er immer<br />
als Teil des Lebens empfunden. Einen Großteil seines Lebens<br />
hat er der Aufgabe gewidmet, das Bergsteigen sicherer zu machen.<br />
1978 wurde Gabl Leiter der „Regionalstelle Innsbruck der<br />
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik“. Sein „Spezialgebiet“<br />
als Meteorologe ist das Bergwetter, und 1987 initiierte<br />
er, gemeinsam mit anderen, den Alpenverein-Wetterdienst des<br />
Deutschen und des Österreichischen Alpenvereins.<br />
Jeder, der sich in die Berge begibt, egal ob Wanderer oder<br />
Hochalpinist, ist nicht nur von der eigenen Kondition und der<br />
Wegstrecke, sondern auch vom Wetter abhängig. Manch einer<br />
riskiert nur nasse Füße, wenn er ins falsche Wetter gerät – andere<br />
riskieren ihr Leben. Dessen ist sich Karl Gabl bewusst,<br />
wenn er Wetterprognosen für Bergexpeditionen erstellt. Seine<br />
Prognosen sind so gut, dass die erfolgreichsten Bergsteiger<br />
weltweit darauf vertrauen. Das liegt sicher auch daran, dass<br />
Karl Gabl eben nicht nur Meteorologe, sondern auch selbst<br />
leidenschaftlicher Bergsteiger ist.<br />
Viele Expeditionen hat er gemeinsam mit seiner Familie gemacht<br />
und war oft als Leiter von Auslandsexpeditionen unterwegs. „Ich<br />
habe mir diese Reisen geleistet, indem ich sie geführt habe“, erklärt<br />
er. „Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, meiner Frau zu sagen:<br />
So, das kostet jetzt wieder ein paar tausend Euro, und was kochst<br />
du mir, wenn ich wiederkomme?“ 1970 fuhr er mit einer Gruppe<br />
von Bergsteigern im VW-Bus von Tirol bis nach Afghanistan.<br />
Und nach dieser abenteuerlichen Reise waren sie noch lange<br />
nicht am Ziel. Sie bestiegen den 7.492 Meter hohen Noshaq und<br />
fuhren mit den Skiern wieder ab. Ein Rekord, der zehn Jahre<br />
lang nicht gebrochen wurde. Der Gedanke an die Menschen,<br />
die er liebt und die ihn lieben, war für ihn immer der wichtigste<br />
Grund, sich für den sicheren Weg zu entscheiden. Und solche<br />
„Entscheidungen“ gab es in seinem Leben.<br />
18
GIPFELSTÜRME<br />
EIN ERLEBNIS-<br />
REICHES LEBEN<br />
KARL GABL
PORTRAIT<br />
Foto: Heribert Riesenhuber<br />
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WO ES LEBENSGEFÄHRLICH IST?<br />
„Weil der Mensch die Herausforderungen sucht. Das liegt, glaube<br />
ich, in der Natur der Menschen. Ich mache es nicht für die anderen,<br />
sondern für mich selbst. Kurzer Urlaub, so viel Geld ausgeben – da<br />
muss man auf den Gipfel, denken die Leute oft. Die sind völlig<br />
fixiert auf den Gipfel und werden leichtsinnig. Sie müssen wissen,<br />
in der Höhe, bei geringem Sauerstoffgehalt, da denkt der Mensch<br />
nicht klar. Der denkt oft auch zu Hause nicht ganz klar, aber noch<br />
viel mehr in der Höhe. In der Höhe ist die Psyche stärker als die<br />
Physis. Dort geht man mit vollster Kraftanstrengung vielleicht hundert<br />
Höhenmeter in der Stunde. Deshalb muss man sich schon zu<br />
Hause ein klares Konzept vorbereiten: Wenn der und der Umstand<br />
eintritt, dann muss ich umdrehen. Für mich hat das immer gegolten,<br />
ich hatte ja Frau und Kinder zu Hause. Am Cho Oyu (Himalaya,<br />
8.188 m) bekam ich Erfrierungen an den Händen. Da musste ich<br />
halt 300 Meter unterm Gipfel umkehren und zurück zum Zelt gehen,<br />
um mir die Finger in lauwarmem Wasser wieder aufzuwärmen.“<br />
LEBENSBILDER VERGANGENER REISEN<br />
Doch 2019 ereignete sich auf einer Reise ein folgenschwerer Unfall.<br />
Gemeinsam mit seiner Frau war Gabl in Bolivien und befand<br />
sich auf der Anreise zum über 6.000 Meter hohen Parinacota<br />
(Kordilleren), als sie einen schweren Unfall hatten. Nicht auf dem<br />
Berg, sondern auf der Straße. Ein angetrunkener Fahrer fuhr<br />
mitten in der Wüste frontal in den Mietwagen, in dem das Ehepaar<br />
saß. Die Fotos, die nach dem Unfall entstanden sind, zeigen die<br />
völlig zerstörten Autos inmitten einer menschenleeren Gegend.<br />
Karl Gabl hatte es, mit damals 70 Jahren, schwer erwischt. Quetschungen,<br />
Brüche und innere Blutungen hat er davongetragen.<br />
Es war viel Glück im Spiel, dass er gerettet wurde. Und viele<br />
Menschen, die sich eingesetzt haben.<br />
„Ich bin nicht sehr gläubig, aber da bin ich‘s geworden“, sagt Karl<br />
Gabl heute. Dreieinhalb Stunden hat er im Straßengraben auf<br />
die Rettung gewartet. 30 Stunden hat es gedauert, bis er in einer<br />
kleinen Klinik in La Paz (3.700 m Höhe) angekommen war. „Ohne<br />
Flugzeug hätte ich die 600 km vom Unfallort dorthin nicht überlebt.“<br />
Im Krankenhaus erlitt er, zusätzlich zu den über 20 Knochenbrücken,<br />
einen Lungenkollaps und konnte zunächst nicht operiert<br />
werden. „Eines Abends ist meine Frau nach einem kurzen Besuch<br />
weggegangen und da habe ich geglaubt, in der nächsten Nacht<br />
müsse ich sterben“, erinnert er sich. Das war etwa sechs Tage<br />
20
Heribert Riesenhuber<br />
nach dem Unfall. „Ich habe das eigentlich relativ ruhig aufgefasst<br />
und habe in der Nacht halt darauf gewartet, dass ich aufhöre zu atmen.<br />
Aber das war nicht so. Man hört immer davon, dass man vor<br />
dem Tod so Lebensbilder hat. Und ich habe das gehabt. Das war<br />
ungeheuer. Da hatte ich in der Nacht Visionen und ich habe Musik<br />
gehört und eine Show wie in einer Disco. Alle die Bilder von meinen<br />
Reisen habe ich gesehen – aber ich habe mich nicht gefürchtet.“<br />
WETTERFÜHLIG?<br />
Mit einem Scherz auf den Lippen hat sich Karl Gabl am nächsten<br />
Morgen im Leben zurückgemeldet. Er ist überzeugt davon,<br />
dass auch die Liebe zu seiner Frau ihm damals den Willen gegeben<br />
hat, durchzuhalten. Und tatsächlich konnte Karl Gabl,<br />
gemeinsam mit seiner Frau Stefanie, fast auf den Tag genau<br />
ein Jahr nach dem Unfall, wieder einen Gipfel ersteigen. Den<br />
des Elbrus (im Kaukasus) auf 5.600 Meter Höhe. Dazwischen<br />
lag allerdings ein langer Weg, auf dem sich Karl Gabl Stück<br />
für Stück sein Leben zurückerobert hat – mit dem ihm eigenen<br />
Humor: Als ein Arzt in Innsbruck ihm den Verband eines Knochenbruchs<br />
entfernte, sagte dieser: „Da werden Sie vermutlich<br />
in Zukunft wetterfühlig werden“. „Das trifft sich ja gut“, antwortete<br />
darauf Karl Gabl, „ich bin eh Meteorologe.“<br />
WAS BEDEUTEN DIE REISEN IN ALLE WELT FÜR SIE?<br />
„Was mich gereizt hat, war das Interesse an anderen Kulturen<br />
und daran, wie die Berge anderswo aussehen. Es ist nicht die<br />
Flucht vor zu Hause, sondern eher das Gegenteil. Fernreisen zeigen<br />
mir die ungeheure Lebensqualität, die wir in Europa haben.<br />
Es stärkt die Zufriedenheit. Gerade die ersten Reisen nach Nepal<br />
brachten mir auch etwas mehr asiatische Gelassenheit, einfach<br />
nicht alles so ernst zu nehmen. Ich kenne kein freundlicheres<br />
Volk weltweit. Das war wichtig in meinem Leben.“<br />
DER MENSCH ALS GANZES<br />
Karl Gabl ist auch heute noch mit vielen Bergexpeditionen eng<br />
verknüpft – ob als Teilnehmer oder als Wetterratgeber am Telefon.<br />
Vielleicht war es der Blick von den Gipfeln, der ihn zu<br />
einem umsichtigen Menschen gemacht hat. Jemanden, der<br />
nicht alles selbstverständlich nimmt, und zu einem Menschen,<br />
der nachdenkt über die Welt, in der er lebt, und über die Menschen,<br />
mit denen er zusammenlebt. Und darüber, was im Leben<br />
wichtig ist. Die Kultur zum Beispiel. Er jedenfalls freue sich<br />
mehr über den Auftritt eines Musikers als über die siebente<br />
Fleecejacke, und in seinem Haus in Seehausen schmücken Gemälde<br />
die Wände. Meistens sind es Bergbilder.<br />
Heribert Riesenhuber
22
Untermarkt 45<br />
82418 Murnau<br />
Telefon: 08841-3328<br />
Telefax: 08841-3339<br />
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23
Fippakunst<br />
SCHLUSS MIT ALTEN HÜTEN<br />
Foto: Birgit Schwarzenberger<br />
24
HANDWERK<br />
ALLES UNTER EINEM HUT<br />
Es war einer dieser geschenkten herrlichen Spätsommertage,<br />
als ich Mitte September mit der Bahn nach Altenau fuhr und<br />
vor meinem Interview, vorbei am Alten Dorfwirt, durch den stillen<br />
Ort schlenderte. Ein paar Hühner gackerten in einem Garten<br />
um dann aufgeschreckt vor einer heranhüpfenden Ziege davonzuflattern.<br />
In Wurmansau angekommen, saßen Mutter, Bub und<br />
Katze im Gras rund um einen Hasenstall. Der melonenartige<br />
Hut auf dem Kopf der jungen Frau deutete darauf hin, dass ich<br />
wohl am Haus von ANDREA FIPPL angekommen war.<br />
Hier, am westlichen Fuße des vorderen Hörnle, ist die 31-<br />
jährige Hut- und Kostümgestalterin mit zwei Geschwistern<br />
aufgewachsen und als echter Bergmensch nach dem Studium<br />
in Dresden mit eigener Familie wieder zurückgekehrt. Während<br />
Andrea Fippl mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann im<br />
Haus des Uropas wohnt, grenzt das Elternhaus gleich an. Die<br />
Großeltern kümmern sich gerne um den einjährigen Bub und<br />
das sechsjährige Mädchen, wenn die junge Mutter mal ungestört<br />
arbeiten will. Diese ist sich ihrer segensreichen Lebenssituation<br />
durchaus bewusst: „Meine Kindheit war selbst sehr<br />
schön, mit dem großen Garten und den Bergen.”<br />
DIE HOSEN TIEF, DIE HUTSCHNUR HOCH<br />
Ihr eigenwilliger Style – heute zieren als Markenzeichen vier<br />
schwarze gemalte Punkte ihre Augenwinkel – passte allerdings<br />
noch nie so recht in die oberbayerische Bilderbuch-Landschaft.<br />
„Wir hatten schon immer einen anderen Klamottenstil als alle<br />
anderen – zum Leidwesen unseres Vaters", erzählt die zierliche<br />
Frau. Durch Hippie- und Baggy-Hosen mit tief hängendem<br />
Schritt setzten sie und ihre jüngere Schwester als Jugendliche<br />
gerne einen Gegenpol zum traditionellen, oftmals trachtengeprägten<br />
Elternhaus. Doch was anfangs wie eine rebellische<br />
Note erschien, entsprang wohl eher ihrer Berufung: „Ich habe<br />
damals schon mit Design geliebäugelt. So steht es auch im Jahrgangsbuch<br />
der Schule."<br />
Nach dem Realschulabschluss im St.-Irmengard-Gymnasium<br />
begann Andrea Fippl im Alter von 17 Jahren eine dreijährige<br />
Ausbildung zur Maßschneiderin in einem kleinen Familienbetrieb<br />
in München – in der Nähe hätte sie nur eine Trachtenschneiderlehre<br />
machen können. Danach hatte die ambitionierte<br />
junge Frau großes Glück: „Ich kam als Schneidergesellin zum<br />
Münchner Volkstheater. Meine Verwandte, die Schauspielerin Ursula<br />
Maria Burkhart, die seit Jahren fest im Ensemble des Münchner<br />
Volkstheaters spielte, wusste, dass die damalige Leiterin der<br />
Schneiderei wegen der Passion 2010 nach Oberammergau gehen<br />
sollte und damit eine Schneiderin fehlte."<br />
DEN HUT NEHMEN UND FREI GESTALTEN<br />
Neben dem Kostümschneidern hat Andrea Fippl von 2009 bis<br />
2013 am Münchner Volkstheater im Abenddienst Schauspieler<br />
betreut oder das Färben von Stoffen erlernt. „Dann habe ich<br />
gemerkt, dass ich die Kostüme selbstmachen und die Menschen<br />
ausmessen möchte und mich für eine vierjährige Weiterbildung<br />
als Kostümgestalterin an der Hochschule für Bildende Künste in<br />
Dresden entschieden", erzählt die Designerin. Durch das Zeichnen<br />
von Stilleben, Natur, Akt und Portrait wurde der Blick<br />
auf's Wesentliche geschult – ihre Tochter kam übrigens während<br />
des Studiums zur Welt.<br />
Die vier Jahre bescherten der kreativen Frau das Grundwissen<br />
im modernen und historischen Damen- und Herrenschnitt, ließen<br />
sie formbare Materialien entdecken und endeten in der Abschlussarbeit<br />
mit einem Bühnen- und Kostümbild zu einem<br />
„Kafka-Abend" in Landsberg am Lech unter der Regie von Wolfgang<br />
Nägele. Schneidertätigkeiten bei „Nabucco" und Gewandmeistertätigkeiten<br />
bei „Romeo und Julia" am Oberammergauer<br />
Passionstheater sowie ein Praktikum als Gewandmeisterin im<br />
Tiroler Landestheater Innsbruck rundeten die lehrreiche Zeit<br />
ab. Die Faszination zur Hutgestaltung kam während ihres Praktikums<br />
bei Hutkunst Japée in Dresden: „Jacqueline macht keine<br />
fünf gleichen Hüte. Sie geht ganz frei und künstlerisch an die<br />
Sache heran." Genauso frei zieht Andrea Fippl beim Hutmachen<br />
heute selbst die Krempe aus den Händen.<br />
UNIKATE WIE AUS DEM HUT GEZAUBERT<br />
Als sie sich 2018 in Wurmansau als freie Kostümbildnerin,<br />
Hut- und Kostümgestalterin selbstständig machte, konnten<br />
sich Freunde und Bekannte erst nicht so recht vorstellen, wie<br />
sie mit Hüten und Kunst Erfolg haben solle. Unbeirrt errichtete<br />
sie ihr kleines feines Atelier namens Fippa, in das man heute –<br />
vorbei an einer großen Puppenstube und vielen Spielsachen –
HANDWERK<br />
Fotos: Birgit Schwarzenberger<br />
HUTSTUPEN MIT GUMMIRING FIXIEREN<br />
HUTSTUPEN ÜBER DEN KOPF ZIEHEN<br />
KREMPE AUS DEN FINGERN ZIEHEN<br />
gelangt. Dort erinnern viele Hüte an die 20er Jahre, wenngleich<br />
alle Modelle jungen Leuten – „zwischen 15 und 50 Jahren" –<br />
zugedacht sind: „Sie sind für die Generation, die Hüte nicht<br />
mehr kennt."<br />
Die meisten Kopfbedeckungen sind alltagstauglich und können<br />
locker zu Jeans oder einem Kleid getragen werden. Neben der<br />
Melonenform findet man besondere Basecaps mit Holzschild,<br />
historische Kreissägen, Fantasiehüte aus Stroh oder klassische<br />
Filzhüte. Zwischen 125 und 250 Euro kosten ihre Kopfbedeckungen,<br />
nur ein Praliné mit verspielten Applikationen für festliche<br />
Anlässe ist teurer. Für die Bearbeitung der Hutstumpen<br />
verwendet die Designerin nur Holzköpfe, da sie ihr Abwechslung<br />
ermöglichen. Mit einigem Kraftaufwand zieht sie hierüber<br />
die Filzrohlinge, um sodann mit großem Geschick die Krempe<br />
zu gestalten – jeder Hut ist am Ende ein Einzelstück.<br />
HUT AB! NEUE HERAUSFORDERUNGEN WILLKOMMEN<br />
Andrea Fippl ist mit ihren Hüten gerne auf Kunstmärkten unterwegs.<br />
Man kann sich für eine Anprobe aber auch selbst auf<br />
den Weg nach Wurmansau begeben und sich bis dahin schon<br />
einmal auf der Homepage (www.fippa-design.de) inspirieren<br />
lassen. Um ihr Netzwerk zu erweitern, nutzt die Künstlerin<br />
seit Kurzem auch Instagram – über @fippakunst kann man so<br />
mit ihr unkompliziert in Kontakt treten.<br />
Die gestaltungsfreudige Künstlerin, die alleine für die verschobene<br />
Passion 2020 rund 300 Turbane gewickelt und gesteckt<br />
sowie zirka 20 Kappen und 40 Kippas für den Hohen Rat angefertigt<br />
hat, freut sich vor allem auf kommende Aufträge als<br />
Kostümbildnerin: „Mein Vorteil gegenüber anderen ist, dass ich<br />
entwerfen und selbst umsetzen kann – ich kenne beide Seiten."<br />
Birgit Schwarzenberger<br />
26
Immobilien & Kunst im・Gelben Haus<br />
・<br />
KUNST-ATELIER<br />
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27
Foto: Florian Warnecke
MUSIK<br />
Paul Adams:<br />
„Music – what I was born to do“<br />
Musik im Herzen, Rhythmus im Blut und immer gut gelaunt –<br />
nur wenige in der Region kennen Paul Adams nicht. Wo er auftritt<br />
vermittelt er den Leuten seine Lebensfreude und macht<br />
Lust, selbst mitzusingen und zu tanzen.<br />
BBQ UND GOSPELCHOR<br />
Gebürtig in Kapstadt (Südafrika) begleitete ihn die Musik schon<br />
als Kind. „Meine Mutter war eine sehr religiöse Frau und der<br />
Gospelgesang ein fester Teil des Alltags. Bei uns beginnt man bereits<br />
als Kleinkind zu singen, es gibt für jede Altersstufe einen eigenen<br />
Chor. Aus Tradition singt man auch immer beim BBQ mit<br />
der gesamten Familie. Dies ist unglaublich berührend und so<br />
habe ich meine tiefe Liebe zur Musik entwickelt. Mit 14 Jahren<br />
begann ich dann, Gitarre zu lernen.“<br />
Zum ersten Mal wurde Paul im Alter von 18 Jahren selbst Teil<br />
einer renommierten Gospelband – „The Soul Seekers“ – welche<br />
sich ein Jahr später in die Band „Choice“ umbenannte, die er<br />
sieben Jahre lang begleitete.<br />
„Ich war in Kapstadt außerdem 10 Jahre lang Chorleiter und Lehrer<br />
für Englisch und Geschichte. Ich finde Kinderchöre sehr erfüllend<br />
und arbeite gerne mit jungen Menschen zusammen“, verrät<br />
Paul. „Musik ist die Leidenschaft und die Berufung in meinem<br />
Leben, das Unterrichten ist mein Beruf. Ich liebte es zu unterrichten,<br />
aber ich war dann zu viel unterwegs und habe mit dem<br />
Unterricht aufgehört, denn man muss mit den Kindern konsequent<br />
arbeiten, wenn sie etwas lernen sollen.“<br />
AFRIKANISCH-BAYERISCHE CONNECTION<br />
Bevor Paul 2003 seine internationale Karriere startet, tourt er<br />
durch bekannte Jazz-Clubs in Kapstadt. „Ich bin bei verschiedenen<br />
Bands in Asien und Europa als Frontman aufgetreten, bevor<br />
ich mich 2012 dazu entschloss, in Deutschland zu bleiben.“ Er<br />
gründet die Band „Afro-B“ („Afrikanisch-Bayerische-Connection“),<br />
die bei Konzerten und Festivals populäre Jazz-, Funkund<br />
afrikanische Rhythmen spielt. Weiterhin bildet er gemeinsam<br />
mit Iris Federau das Duo „A2B“ und leitet von 2012 bis<br />
2014 seine eigene Musikwerkstatt, in welcher er junge bayerische<br />
Talente unterrichtet.<br />
MURNAU IS MUSIC<br />
2013 gründet Paul Adams die Veranstaltung „Stars of Murnau”,<br />
die mittlerweile „Tag der Musik“ heißt und jedes Jahr im Murnauer<br />
Kulturpark stattfindet. „Ziel ist es, Menschen mit unterschiedlichen<br />
Hintergründen – egal ob Religion, Herkunft oder<br />
Kultur – zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit zu geben,<br />
sich auszutauschen und gemeinsam zu tanzen und zu singen.<br />
Meine Philosophie lautet: Egal, wer du bist und welchen Beruf<br />
du hast – wenn dich die Gemeinschaft unterstützt hat, dann<br />
musst du ihr etwas zurückgeben. Ich habe gelernt, dass man<br />
nichts ohne gute Freunde machen kann, sie helfen mir und sind<br />
meine Familie geworden, denn Freunde sind die Familie, die du<br />
dir selbst aussuchen kannst. Hierfür bin ich sehr dankbar.“<br />
Paul hört unter anderem selbst gerne Lieder von Stevie Wonder,<br />
Seal und Sting und erfreut sich auch heute noch an religiösen Titeln.<br />
„Einer meiner Lieblingssongs ist ‚Amazing Grace‘, weil es die<br />
Seele berührt. Meine Inspiration ist es, mein Publikum zu inspirieren.<br />
Ich möchte alles vertreiben, was negativ ist, zum Beispiel Rassismus<br />
und Hass. Ich selbst schreibe nicht so gerne romantische Lieder,<br />
aber diese kommen gut an“, schmunzelt er. Pauls Repertoire ist<br />
breit gefächert und umfasst Rock, Reggae und klassischen Jazz.<br />
29
MUSIK<br />
Foto: Florian Warnecke<br />
ALWAYS KEEP YOUR HEAD UP<br />
Zu den Kompositionen des Musikers zählen Werke wie „Looking<br />
to the Mirror“. „Das Lied handelt von Selbstliebe und der Kunst,<br />
sich so zu akzeptieren, wie man ist, egal wie man aussieht und wo<br />
man herkommt“, erzählt Paul. „Im Song ‚Keep your Head up‘ geht<br />
es darum, den Kopf nicht hängen zu lassen und stark zu bleiben,<br />
auch wenn alles schiefgeht. Mir ist es wichtig den Menschen Mut<br />
zu machen.“ Seine Liebe zur Musik beschreibt der Künstler in<br />
„Calling me“. Das Lied erzählt von einer Liebesbeziehung. Hier<br />
ist die Frau als Metapher für die Musik zu sehen – immer, wenn<br />
sie ruft, folgt er ihr – egal wohin.<br />
WORK TOGETHER –<br />
GEMEINSAM FÜR UNSERE ZUKUNFT<br />
Momentan arbeitet Paul Adams an verschiedenen Projekten.<br />
„Ich habe das Instrumental ‚Healing‘ geschrieben, denn die ganze<br />
Welt braucht in der aktuellen Situation Heilung, damit sie wieder<br />
so werden kann, wie sie früher war. Ich möchte das Lied 2021 veröffentlichen.<br />
Mit der Band ‚Flavours of Funk‘ probe ich in Murnau<br />
und arbeite mit Jens Gebel in Freiburg im Tonstudio an einem anderen<br />
Konzept. Mit weiteren Murnauer Künstlern möchte ich den<br />
Song ‚Work together‘ spielen. Er soll die Menschen verbinden, unabhängig<br />
von ihrer Herkunft und ihrer politischen Einstellung.<br />
Sie sollen alle zusammenhalten für eine neue Welt.“<br />
Wie alle Künstler leidet auch Paul unter der aktuellen Lage. „Ich<br />
hatte noch nie so viele Absagen wie 2020. Meine Leidenschaft, die<br />
Musik und die Auftritte vor Leuten, sind ‚what I was born to do‘ –<br />
meine Berufung. Ich lebe für die Musik und habe jetzt den Kontakt<br />
zu anderen verloren. Das macht mich traurig. Ich bin ein geduldiger<br />
Mensch, aber es soll nun normal weitergehen. Wenn plötzlich alles<br />
weg ist, was du hattest, dann vermisst du es und nimmst es nicht<br />
mehr selbstverständlich. Deswegen nutze ich auch selbst jede Gelegenheit,<br />
in der ich Musik hören oder andere Künstler unterstützen<br />
kann. Die Welt braucht die Kunst und die Kultur.“ Paul gibt einmal<br />
im Monat Onlinekonzerte, um sich wenigstens ein bisschen Normalität<br />
zu erhalten. „Ich gebe immer mein Bestes, auch wenn nur<br />
wenige Leute zusehen. Für mich ist es wichtig, weiterzumachen.“<br />
Die Informationen zu den Terminen veröffentlicht Paul Adams<br />
auf seiner Facebookseite „Paul Mark Adams Music“ und verschickt<br />
sie an seine Newsletter Abonnenten per E-Mail. Hoffentlich kann<br />
er seine Lebensfreude auch bald wieder live verbreiten!<br />
Thank you so much Paul and keep your head up!<br />
Alexandra Sichart<br />
Paul Adams + 49 152 341 52 357<br />
www.paul-adams-music.eu, info@paul-adams-music.eu<br />
Facebook: Paul Mark Adams Music, Instagram: itoimusic<br />
30
31
DRACHENGESCHICHTEN<br />
MURNI<br />
Vom furchteinflößenden Ungeheuer<br />
zum Schmusedrachen<br />
WÄHREND HEUTZUTAGE<br />
EIN HARTNÄCKIGER VIRUS<br />
DIE MENSCHEN IN ATEM<br />
HALTEN KANN, SORGTEN<br />
IN VERGANGENEN ZEITEN<br />
VIELERORTS DRACHEN UND<br />
ANDERE UNGEHEUER FÜR<br />
ANGST UND SCHRECKEN.<br />
AUCH IM BLAUEN LAND GAB<br />
ES EINEN GEFRÄSSIGEN<br />
LINDWURM, DER GANZ<br />
GERNE ZARTE JUNGFRAUEN<br />
VERSPEISTE.<br />
Die Sage zum Murnauer Wappen<br />
Ein listiger Schusterbub bereitete dem Treiben des Viechs allerdings bald ein Ende: Mit<br />
einem frischen Kalbsfell vom Metzger und ungelöschtem Kalk aus dem Brennofen machte<br />
er sich auf den Weg zur Behausung des Lindwurms. Dort stopfte er das Kalb mit dem Kalk<br />
aus, nähte alles sorgfältig zusammen und platzierte es als Attrappe auf einer Weide. Schon<br />
bald stieg dem Drachen der Geruch des frisch geschlachteten Tieres in die Nase, sodass er<br />
sofort heranrauschte und den Köder mit einem Bissen verschlang.<br />
Entsprechend durstig flog der Drache nach seiner Mahlzeit wie gewohnt zum Staffelsee und<br />
trank eine gewaltige Menge Wasser. Doch ehe er es sich versah, wurde der Kalk in Verbindung<br />
mit dem Wasser hitzig und begann zu quellen. Daraufhin zerriss es ihn in<br />
lauter Fetzen, die allesamt im See versanken und aus denen sich die heutigen<br />
sieben Inseln formten. Von dort an bis in alle Zeit sollte der Lindwurm<br />
das Wappentier von Murnau darstellen – so die Sage.<br />
Ein Drache für alle Fälle<br />
Im Corona-Jahr 2020 tauchte plötzlich wieder ein Drache im<br />
Staffelsee-Raum auf. Furchteinflößend erscheint dieser allerdings<br />
so gar nicht. Im Gegenteil: Dem kommunikativen Wesen liegt<br />
das Wohlergehen von Gästen und Bewohnern im Blauen Land<br />
sehr am Herzen. Murni, wie der fröhliche Kommunikator genannt<br />
wird, scheint immer gut gelaunt zu sein: Mal weist er freundlich<br />
an Engstellen auf Wanderwegen darauf hin, dass es doch besser<br />
sei, hier einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Oder er kennzeichnet<br />
im Rathaus und in der Tourist Information Wartepunkte,<br />
wenn mal viel los ist.<br />
Auch in den Sozialen Medien gibt er regelmäßig inspirierende<br />
Tipps: Im Wanderoutfit erklärt er aussichtsreiche Wege, berichtet<br />
als Trachtler Interessantes zur bayerischen Geschichte<br />
oder erinnert als Flugdrache an heimische Traditionen. Mal sieht<br />
man ihn auf dem Radl rund um den Staffelsee düsen oder trifft<br />
ihn tiefenentspannt mit einem Eis im Markt und selbst als Künstler<br />
kann man ihn manchmal auf dem Murnauer Moos an seiner<br />
Staffelei entdecken – im Winter allerdings zieht er sich auch schon<br />
mal ganz gerne mit einer heißen Tasse Tee in seine Höhle zurück.<br />
32
Illustrationen: Katrin Oppenrieder<br />
Treffen kann man den munteren Kerl, der<br />
schon eine richtige Fangemeinde hat, auf<br />
facebook unter @murnau.de oder auf<br />
instagram unter @murnau_am_staffelsee.<br />
Übrigens:<br />
Eine besonders flauschige Variante des<br />
grünen Gesellen kann man – ohne Maske –<br />
auch in der Tourist Information oder im<br />
Online-Shop auf<br />
www.murnauer-mitbringsl.de<br />
erwerben.<br />
Birgit Schwarzenberger<br />
33
Foto: Florian Warnecke
PORTRAIT<br />
Die besonderen<br />
Schätze des Lebens<br />
ZAHNARZT MICHAEL BROLL<br />
35
PORTRAIT<br />
Der Geruchsinn ist einer der Sinne, die uns leiten. Das Riechen<br />
dient in erster Linie der Identifizierung von Nahrung und<br />
dem Abwägen und Einschätzen von Gefahren. Der Mensch<br />
und die Tiere nehmen dadurch zum Beispiel wahr: Ist das<br />
Essen gut oder verdorben? Zugleich ist es eine Bereicherung,<br />
Dinge riechen zu können. Hat es im Frühjahr geregnet, so<br />
eröffnet sich eine Vielfalt von Gerüchen, die uns in der Tiefe<br />
berühren können.<br />
LEIDENSCHAFT RIECHEN<br />
Foto: Florian Warnecke<br />
Welche Gerüche wir mögen, ist von Mensch zu Mensch verschieden.<br />
Der Geruch von Lack ist einzigartig. Er ist mit nichts<br />
zu verwechseln. Die einen mögen ihn, die anderen empfinden<br />
ihn als penetrant oder störend. Ein Dazwischen scheint es<br />
nicht zu geben.<br />
Wenn man nun ein Haus betritt, das nicht neu gebaut wurde,<br />
liebevoll familiär eingerichtet ist und man riecht mitten im<br />
Wohnzimmer einen starken Lackgeruch, so ist das erst einmal<br />
verwunderlich.<br />
Vom Esstisch aus neben einem wunderschönen Kamin, fällt<br />
der Blick nun ins Wohnzimmer auf eine alte Harley. Sie steht<br />
zentral und doch fügt sie sich seltsamerweise in das gemütliche<br />
Ambiente ein. So wohnt wohl jemand, der beruflich mit<br />
Autos oder Motorrädern zu tun hat. Nicht ganz.<br />
DOPPELBELASTUNG<br />
Zahnarzt Michael Broll ist gebürtiger Wuppertaler. Bereits als<br />
Kind kam er gemeinsam mit seinen Eltern regelmäßig nach<br />
Bayern zum Skifahren. Sein Entschluss, nach Murnau zu ziehen,<br />
kam im Jahr 2000, als eine bestehende Zahnarztpraxis zur<br />
Übernahme frei wurde. Michael Broll übernahm die Praxis gemeinsam<br />
mit einem Kollegen und ließ sich mit seiner damaligen<br />
Frau und seinen zwei kleinen Söhnen in Seehausen nieder.<br />
Doch privat hielt das Glück nicht an. Und so kam es, dass Michael<br />
Broll alleinerziehender Vater seiner zwei Söhne wurde.<br />
Es galt über einen langen Zeitraum eine große Doppelbelastung<br />
zu stemmen. Die Kinder waren bei der Trennung 3 und 6 Jahre<br />
alt und haben ihren Papa natürlich sehr gebraucht. Zugleich<br />
gab es die Praxis. Ein Leben begann, in dem die Stunden immer<br />
zu kurz waren. Am Ende des Tages blieb das Gefühl, doch<br />
nicht alles geschafft und gegeben zu haben.<br />
ALTE LIEBE ROSTET NICHT<br />
Der einzige Ausgleich, den sich Michael Broll manchmal gönnte,<br />
war das Schrauben an Oldtimern. Bereits während seiner Ausbildung<br />
zum Zahntechniker und später, während seines Zahnmedizinstudiums,<br />
war dies seine große Leidenschaft. Auf der<br />
einen Seite die Passion, auf der anderen das Mittel, um sich<br />
sein Studium und sein Leben finanzieren zu können. Seine damalige<br />
Freundin Patricia, mit der er in Nordrhein-Westfalen zusammenlebte,<br />
unterstützte dieses Hobby, doch ihre Wege trennten<br />
sich. 2016 begegnete er seiner damaligen Liebe wieder. Sie<br />
war mittlerweile Mama von einem Mädchen und einem Jungen.<br />
Die Begeisterung und die alte Liebe waren nicht erloschen – im<br />
Gegenteil: Die gut 25 Jahre hatten diese Liebe nicht zum Erlöschen<br />
gebracht. Der Entschluss war gefasst, das Leben wieder<br />
gemeinsam bestreiten zu wollen. Einen Schatz zu finden<br />
ist selten, über ein Goldstück ein zweites Mal zu stolpern<br />
noch seltener.<br />
AUF DEN ZAHN FÜHLEN<br />
Oft merkt man im Leben erst wie kostbar Dinge sind, die wir als<br />
gegeben hinnehmen, wenn sie nicht mehr da sind. Wie muss es<br />
sein, kaum mehr Zähne zu haben oder Zähne in einem miserablen<br />
Zustand? Zahnarzt Michael Broll hat viele Patienten, für die<br />
die eigenen Zähne eine ganz besondere Rolle spielen. Gepflegte<br />
36
Zähne sind im sozialen Leben ein wichtiger Bestandteil. Menschen,<br />
die ein gepflegtes Erscheinungsbild haben, erfahren<br />
schneller unvoreingenommene Zuwendung. Ein Mensch mit ungepflegten,<br />
verfärbten oder sichtbar fehlenden Zähnen hat es da<br />
meist schwerer, denn Zähne werden oft als Spiegel des Lebens<br />
gesehen.<br />
KEIN MUT ZUR LÜCKE<br />
Denkt man an Personen die Goldzähne sichtbar in den vorderen<br />
Zahnreihen tragen, so fallen einem vielleicht Piraten wie Efraim<br />
Langstrumpf, der Schrecken der Meere und Papa von Pippi<br />
Langstrumpf ein. Vielleicht denkt man auch an den einen oder<br />
anderen internationalen Rapper oder Naturvölker, die ganzen<br />
Zahnreihen schmücken lassen.<br />
Sich bei Zahnverlust einen Zahn oder eine Brücke aus Gold<br />
leisten zu können, sprach lange Zeit für einen gewissen Wohlstand.<br />
Denn hatte man das Geld für den Zahnersatz nicht, so<br />
blieb eine oft sichtbare Lücke. Inzwischen bevorzugt man diesen<br />
funkelnden Zahnersatz aber nicht mehr. Es gibt viele medizinische<br />
Möglichkeiten zur Zahnpflege und -erhaltung und<br />
die jährliche professionelle Zahnreinigung ist für viele Patienten<br />
selbstverständlich. Sind der oder die Zähne trotz allem nicht<br />
zu retten, werden heutzutage Implantate eingesetzt und es sind<br />
immer weniger Brücken notwendig. Darüberhinaus können<br />
verlorene Zähne so gefertigt und ersetzt werden, dass man keinen<br />
Unterschied mehr erkennen kann. Die Farbgebung wird<br />
genau an die eigenen Zähne angepasst.<br />
Zahntechnik und Zahnchirurgie können solche Wünsche fast<br />
grenzenlos bedienen.<br />
Zahnmedizin auf höchstem Niveau bedeutet für uns eine Art<br />
der Reparatur oder Wiederherstellung als sei nie etwas gewesen.<br />
Wir streben das Makellose an. Und dafür wird unter Umständen<br />
auch tief in die Tasche gegriffen. Die Zuzahlungen der<br />
Krankenkassen finanzieren diesen Luxus der optimalen Wiederherstellung<br />
nicht.<br />
Unser vertragsfreies Autohaus<br />
bietet Ihnen perfekten Service.<br />
Autohaus Fischer GmbH<br />
Straßäcker 27, 82418 Murnau<br />
Telefon 08841 611 00<br />
mail@auto-fischer-murnau.de<br />
www.autohaus-fischer-murnau.de<br />
LÄCHELN SCHENKEN<br />
Michael Broll begleitet die Suchtklinik Ludwigsbad in Murnau<br />
seit etwa 15 Jahren. Die Anwohner bekommen somit die<br />
Möglichkeit zum Zahnarzt zu gehen und die Wichtigkeit von<br />
Zahnhygiene zu erfahren.<br />
37
Gasthof & Biergarten | alte Kastanien | regionale Produkte<br />
Brotzeit darf mitgebracht werden.<br />
Montag geschlossen, Dienstag bis Sonntag ab 11 Uhr geöffnet<br />
Es begrüßen Sie die neuen Wirtsleute<br />
Izabella & Florian Spiegelberger<br />
Gasthof Herzogin Anna<br />
Schwaiganger 1, 82441 Ohlstadt, Tel. 08841 6786260<br />
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www.instagram.com/gasthofschwaiganger<br />
38
PORTRAIT<br />
„Der Zahnstatus der Patienten ist schon oft eine Katastrophe gewesen“,<br />
so Michael Broll im persönlichen Gespräch. Drogenkonsum<br />
über einen langen Zeitraum greift die Zähne massiv<br />
an. Der Wiederaufbau erfolgt auf einem anderen Niveau, als<br />
sich das der ein oder andere selbst leisten würde. Das, was die<br />
Krankenkassen bezahlen, soll sozialverträglich und funktionsgerecht<br />
sein. Eine genaue Farbanpassung ist da normalerweise<br />
nicht möglich. So werden Kronen auch manchmal das altbekannte<br />
Funkeln tragen. Michael Broll legt großen Wert auf<br />
eine gute und ästhetische Wiederherstellung der Zähne. Nach<br />
den Behandlungen und dem neuen Funkeln im Mund kommt<br />
auch das Strahlen in den Gesichtern zurück. „Die Dankbarkeit<br />
der Patienten, ihnen wieder ein Lächeln zu ermöglichen, ist<br />
unbezahlbar“, so Broll.<br />
Für den Zahnarzt ist die Zusammenarbeit mit den Bewohnern<br />
aus dem Ludwigsbad deshalb so schön, weil er hier sehen und<br />
spüren kann, wie notwendig und wirkungsvoll sein Beruf ist.<br />
Das Richten der Zähne kann einen sozialen Wiedereinstieg ermöglichen<br />
und bietet die Möglichkeit, in ein neues Leben zu<br />
starten. Das ist ein besonderer Schatz im Leben!<br />
INDIVIDUELLE LÖSUNGEN<br />
Michael Broll legt in seiner Praxis nicht nur Wert auf höchste<br />
Qualität, sondern auch auf Individualität. Jeder Patient soll<br />
gesehen werden: mit seinen Bedürfnissen, aber auch mit seinen<br />
Möglichkeiten. Mit Letzteren sind nicht nur die finanziellen<br />
gemeint, sondern auch die körperlichen. Ein Implantat ist für<br />
einige Patienten nicht machbar, weil der Knochenstatus es beispielsweise<br />
nicht zulässt. Außerdem muss die Bereitschaft da<br />
sein, die aufwendige Pflege leisten zu wollen und zu können.<br />
Besonders auf die Implantologie hat sich Michael Broll spezialisiert.<br />
In seiner Praxis hat er seit kurzem ein eigenes zahntechnisches<br />
Labor, dies ermöglicht kurze Wege und kleine Reparaturen<br />
sind sofort möglich. Ein Komfort für die Patienten, auf<br />
den Michael Broll stolz ist.<br />
NUR KEINE ANGST<br />
Der Patient wird als Individuum gesehen. Und so kommt es,<br />
dass Zahnarzt Michael Broll seit zirka einem halben Jahr immer<br />
mehr Angstpatienten behandelt. Nun muss man sich vor<br />
Augen führen, dass es sich hierbei oft um schlimme Angstzustände<br />
handelt, die nicht auf die Schnelle zu überwinden sind.<br />
Umso wichtiger ist die Atmosphäre, in der man behandelt wird.<br />
Damit sind nicht etwa schöne Wandfarben gemeint. Damit ist<br />
die zwischenmenschliche Atmosphäre gemeint. Werde ich als<br />
Patient angehört, gesehen, ernstgenommen und werde ich richtig<br />
beraten und behandelt? Mindestens genauso wichtig ist:<br />
die Stimmung im Team. Letztere muss wachsen und Michael<br />
Broll kann mit viel Zufriedenheit von seinem Team und der<br />
reibungslosen und harmonischen Zusammenarbeit berichten.<br />
Foto: Florian Warnecke<br />
LACK UND LEIDENSCHAFT<br />
Die Momente, in denen Michael Broll an seinen Oldtimern<br />
schraubt, sind bedingt durch seine Liebe zu Familie und Beruf<br />
selten. Doch gemeinsam mit seinen Söhnen und seiner Lebensgefährtin<br />
hat er kürzlich eine bemerkenswerte Wandgestaltung<br />
in der Tiefgarage umgesetzt. Nun schmücken Erinnerungen<br />
an gemeinsame Erlebnisse in Form von Graffiti die<br />
Wände der Garage. Kurzzeitig schwebte dieser Geruch von<br />
Lack und Spray bis in die oberen Wohnräume.<br />
Andrea Fritsch<br />
Zahnarztpraxis Michael Broll<br />
Untermarkt 45, 82418 Murnau<br />
Tel. 08841/3328<br />
www.zahnarztpraxis-broll.de<br />
39
YANG SHENG<br />
Das Leben nähren<br />
WAS IST YANG SHENG UND<br />
WAS KÖNNEN WIR SELBST DAFÜR TUN?<br />
______<br />
Yang Sheng bedeutet Lebenspflege, das Leben nähren und<br />
stammt aus China. Aus der chinesischen Medizin, der philosophischen<br />
Tradition und der chinesischen Kultur und den Naturwissenschaften.<br />
Aus der Praxis für Lebenspflege und<br />
traditionelle chinesische Medizin<br />
Ziel des Yang Sheng ist es,<br />
DAS LEBEN SO ZU FÜHREN, um jetzt und AUCH IM ALTER<br />
GESUND UND VITAL ZU BLEIBEN.<br />
FÜNF SÄULEN FÜR DIE GESUNDHEIT<br />
______<br />
Die chinesische Medizin ist eine ganzheitliche Methode, die jedes<br />
einzelne Element nur in Relation zum Ganzen versteht.<br />
Ein Symptom wird daher immer als Teil einer Gesamtheit betrachtet.<br />
Eine Stärke der chinesischen Medizin besteht darin,<br />
dass sie nicht nur die Behandlung von Krankheiten umfasst,<br />
sondern auch präventiv der Gesunderhaltung des Menschen<br />
dient. Die fünf Säulen der chinesischen Medizin sind Akupunktur,<br />
Arzneimittel-Kräuter-Therapie, Ernährung, Bewegung und<br />
eine Massageform namens TuiNa.<br />
DER EINFACHE WEG ZU MEHR<br />
GESUNDHEIT UND GLÜCK<br />
______<br />
Wie können wir das Leben pflegen und nähren? Wie führt man<br />
ein gesundes Leben?<br />
Wichtig sind: Balance, Ausgeglichenheit von Körper, Seele und<br />
Emotionen sowie eine Art Harmonie in und mit der Natur und<br />
den Jahreszeiten.<br />
EMPFEHLUNGEN DES YANG SHENG,<br />
DAS LEBEN ZU NÄHREN UND ZU PFLEGEN:<br />
______<br />
• Kultivieren Sie Ihren Geist und Ihre Gedanken<br />
• Pflegen Sie Ihren Körper und gewähren Sie ihm<br />
Erholung und Bewegung<br />
• Achten Sie auf Ihre Emotionen<br />
• Achten Sie auf Ihre Ernährung und das, was Sie trinken<br />
• Sorgen Sie für genügend erholsamen Schlaf<br />
• Leben Sie mit und in der Natur und den Jahreszeiten<br />
• Sorgen Sie für Ausgewogenheit zwischen Arbeit<br />
und Entspannung<br />
• Verleihen Sie Ihrem Leben Regelmäßigkeiten,<br />
etwa einen Tagesrhythmus<br />
So gehen Sie Schritt für Schritt den Weg in ein gesünderes Leben.<br />
Bleiben Sie in Bewegung, vermeiden Sie Schädliches und stärken<br />
Sie Ihre Gesundheit mit natürlichen gesunden Lebensmitteln,<br />
Gewürzen und Kräutern.<br />
SÜSSES ODER SAURES –<br />
GEGEN ALLES IST EIN KRAUT GEWACHSEN<br />
______<br />
Die gute Qualität der Lebensmittel ist wichtig. Erst dann<br />
haben Gewürze und Heilkräuter eine gesundheitsfördernde<br />
und regulierende Wirkung.<br />
Der Einsatz von Kräutern, Heilkräutern und Gewürzen in<br />
der chinesischen Medizin basiert auf Jahrtausende langer Beobachtung,<br />
wie diese nach dem Verzehr im Körper wirken.<br />
Hier einige Beispiele: Cayennepfeffer wirkt heiß, die Pfefferminze<br />
kühlend, Zitronenmelisse kalt, Petersilie warm. Ist uns<br />
kalt hilft Warmes, Scharfes, Erhitzendes, z.B. Ingwertee.
GESUNDHEIT<br />
Salate wirken kalt und können die Verdauung verzögern.<br />
Die Wirkrichtung ergibt sich meist schon aus dem Geschmack<br />
des Krauts (Lebensmittels):<br />
Sauer ist adstringierend, leitet nach innen und bewahrt die Säfte.<br />
Bitter leitet nach unten und aus, regt die Umwandlung der<br />
Nahrung an und trocknet Feuchtigkeit wie z.B. Kurkuma und<br />
Bitterkräuter.<br />
Süß harmonisiert, verteilt in alle Richtungen, nährt, befeuchtet<br />
und verlangsamt, z.B. Vanille.<br />
Scharf zerstreut, leitet nach oben und außen, bewegt, löst Stagnationen,<br />
z.B. Ingwer.<br />
Salzig leitet in die Tiefe und auch aus, festigt die Knochen,<br />
löst Stagnation, z.B. Algen.<br />
Damit hat jedes Kraut, aber auch jedes Nahrungsmittel eine ganz<br />
spezifische Wirkung auf den Körper und so kann schon bei der<br />
Zubereitung der täglichen Mahlzeiten Positives bewirkt werden.<br />
Pfeffer ist beispielsweise aromatisch und scharf, in der Wirkung<br />
wärmt er und vertreibt Kälte, leitet Feuchtigkeit aus, bewegt<br />
das Qi, die Lebensenergie, und ist gut bei schwacher Verdauung.<br />
HEILKRÄUTER: NATÜRLICHER SCHUTZ<br />
GEGEN ERKÄLTUNG UND GRIPPE<br />
______<br />
Gerade im Winter, in der Erkältungs- und Grippezeit, bewähren<br />
sich Heilkräuter gegen Schnupfen- oder Grippeviren.<br />
Stellvertretend möchte ich hier zwei Kräuter nennen, die sehr<br />
hilfreich sein können:<br />
• Thymian (Thymus vulgaris) schmeckt würzig und herb und ist<br />
in seiner Energetik scharf, süß, warm und trocknend. In der chinesischen<br />
Medizin hat Thymian den Leitbahnbezug zu Lunge,<br />
Leber und Magen und wirkt gegen Erkältungskrankheiten. Er<br />
enthält ätherische Öle, Saponine, Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe.<br />
Thymian wirkt hustenstillend, löst Schleim und fördert<br />
Auswurf. Er entkrampft und beruhigt die Bronchien und ist entzündungshemmend.<br />
Das Gewürzkraut wirkt antibakteriell, antiviral<br />
und antimykotisch, ist also wirksam gegen Bakterien, Viren<br />
und Pilze. Nach der chinesischen Medizin harmonisiert Thymian<br />
die Mitte (Magen und Verdauung), löst Nahrungsstagnation und<br />
entwässert, ist somit verdauungsfördernd. Thymian kann als Tee<br />
aber auch äußerlich, z.B. als Kompresse oder als Inhalation, angewendet<br />
werden. Erhältlich ist Thymian meist in Reformhäusern<br />
oder in Apotheken als Tee. In der Küche schmeckt Thymian gut<br />
zu Gemüsegerichten aber auch zu Fleisch, Fisch und Wild.<br />
• Die chinesische Tragantwurzel (Astragali Radix) oder Huang<br />
Qi schmeckt süß und leicht warm und hat den Bezug zu Milz<br />
und Lunge. Ihre therapeutische Wirkung in der chinesischen Medizin<br />
ist stärkend, sie tonisiert das Qi (die Lebensenergie), wirkt<br />
bei Lungen- und Milz-Qi-Mangel (Energiemangel) und hilft bei<br />
eingeschränkten Verdauungsfunktionen wie Völlegefühl und<br />
Durchfall. Die Tragantwurzel stärkt die Abwehrfunktion und tonisiert<br />
das Wei-Qi, die Immunabwehr. Sie beugt Infektionen der<br />
oberen Atemwege vor, wie etwa Husten, Schnupfen, und ist prophylaktisch<br />
bei Asthma einsetzbar. Die Wurzel stärkt und nährt<br />
auch bei Schwäche- und Mangelzuständen und Erschöpfung.<br />
Die pharmakologische Wirkung 1 der Astragali Radix ist immunstimulierend.<br />
Sie wirkt vorbeugend gegen Erkältung, Influenza,<br />
Grippe, bei Atemwegserkrankungen, Schnupfen, Husten<br />
und Asthma.<br />
Die Wurzel wirkt antiviral, antibakteriell und schmerzlindernd.<br />
Astragali Radix (Pulver) kann als Tee getrunken werden und<br />
ist in Apotheken, die TCM-Kräuter führen, erhältlich.<br />
Ich habe das Pulver schon oft und auch erfolgreich eingesetzt:<br />
vorbeugend, zur Stärkung und bei Mangel-oder Erschöpfungszuständen.<br />
Der Name der Wurzel, Huang Qi, bedeutet große<br />
Lebenskraft!<br />
Es ist an uns, was wir, in welcher Menge und Qualität, zu uns<br />
nehmen. Wir sind für uns und unser Wohlergehen selbst verantwortlich.<br />
Und damit sind wir bei einem wichtigen Bestandteil<br />
der chinesischen Medizin angelangt: Der Selbstverantwortung.<br />
Sie ist es, die uns das Yang Sheng der Lebenspflege nahelegt.<br />
1<br />
Aus: Chinesische Pharmakologie, John K. Chen, Tina T. Chen<br />
Praxis für Lebenspflege und<br />
traditionelle chinesische Medizin<br />
Christine Hansen<br />
Master of Medicine /<br />
Universität Guangxi<br />
Murnau, Neu Egling 2<br />
www.naturheilpraxis-hansen.eu<br />
Tel. 08841/623 741
PRAXIS FÜR PHYSIOTHERAPIE<br />
UND OSTEOPATHIE<br />
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Tel: 08171/ 380 197<br />
Fax: 08171/ 380 416<br />
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www.fürmetz-kamin.de<br />
42
BACKSTAGE<br />
LIVING ON THE END OF A GUN<br />
umschreibt das Leben von CALVIN RUSSELL<br />
am besten. Geboren im November 1948, die Eltern arbeiten in<br />
der Kneipe „Sho Nuff Cafe“ und genau hinter diesem Tresen<br />
wächst Calvin auf.<br />
VON DER STRASSE AUF DIE BÜHNE<br />
Seinen acht Geschwistern ergeht es nicht anders in Austin,<br />
Texas. Als Zwölfjähriger fängt er an Gitarre zu spielen. Nach<br />
ersten Jugendstrafen wegen Rauschgifthandels und Raubüberfällen<br />
folgt das Überleben als Musiker auf der Straße. Während<br />
eines weiteren Gefängnisaufenthalts schreibt er 1985 seine<br />
ersten eigenen Songs, doch wegen der starken Musikerkonkurrenz<br />
bleibt bei Russell der Erfolg aus. Die Mischung aus<br />
eindrucksvollem Bluesrock, Country und Singer Songwriter-<br />
Stil, der auch oft mit der Band Steppenwolf verglichen wird,<br />
bekam dann 1988 in Deutschland noch einmal bei LINE Label<br />
eine Chance. Doch er floppte, bis Russell in Frankreich 1990<br />
seine Karriere endlich mit dem Label New Rose erfolgreich<br />
startete.<br />
HINTER DER FASSADE<br />
Ich kann mich noch genau an das Konzert erinnern: im März<br />
1995, in einem kleinen verrauchten Club im westfälischen Detmold,<br />
mit meinen Freunden Emil und Michi, erste Reihe.<br />
Er betrat die Bühne: ein zerfurchtes wirklich verlebtes Gesicht,<br />
eine hagere, schmächtige Figur und das irgendwie passende<br />
Outfit – ein zu klein geratener Schlapphut, Prollklamotten und<br />
Schlangenlederstiefel. Wer Calvin Russell das erste Mal gegenübertritt,<br />
glaubt einen heruntergekommenen Straßensänger<br />
vor sich zu haben. Doch hinter dieser „Loser“-Fassade verbirgt<br />
sich, zwar ein spät berufenes, aber ein ungemein potentes<br />
Songwriter-Talent mit einer rauen, kehligen, ausdrucksstarken<br />
Stimme. Living on the End of a Gun, der Opener, noch heute<br />
läuft mir ein Schauer über den Rücken! Rats and Roaches<br />
kommt direkt aus der Gosse, um dann anschließend mit Baby<br />
I love you eine der schönsten Liebesballaden anzustimmen.<br />
Mit Right on Time geht es an den Schmuddeltresen und es<br />
stellt sich nicht die Frage, ob die Story stimmt. Seine Band:<br />
schnörkellos, auf den Punkt. Aber sein größtes Alleinstellungsmerkmal<br />
ist die grenzenlose Authentizität – Crack in Time und<br />
Crossroads lassen einem den Atem stocken. Lieder abseits der<br />
etablierten Schichten, den Hochglanzseiten, auf der Suche<br />
nach etwas Wohlstand und Würde.<br />
RETTUNGSLOS<br />
Ich hatte das Glück, Calvin Russell nach diesem Konzert in<br />
seinem Wohnwagen hinter dem „Hunky Dory“-Club zu treffen.<br />
Wie selbstverständlich holte er seine Jack Daniels-Flasche,<br />
schenkte uns einen Drink ein und bedankte sich für unser<br />
Kommen. Den Zug an seinem Joint, den er sich in der Zwischenzeit<br />
gedreht hatte, verneinte ich aber dann doch.<br />
Er selber sagte später in einem Interview: „Ich bin durch alle<br />
Höllen dieser Erde gegangen und diesen Schmerz kann man<br />
auch nicht durch Erfolg verwinden.“ Er trägt sein Herz auf<br />
der Zunge. Ich selber habe gespürt, dass jeder Winkel seiner<br />
großen Seele für Musikfans erkennbar ist.<br />
Calvin Russell stirbt am 3. April 2011, bestimmt nicht überraschend,<br />
an Leberkrebs. „Nothin’ can save me from myself.“<br />
Der Charles Bukowski der Musik, wie er sehr oft genannt<br />
wurde, hinterlässt uns 17 Musikalben.<br />
Für Interessenten empfehle ich die CDs<br />
Crack in Time, Sounds from the Fourth<br />
World, Soldier, A Man in full und das<br />
geniale Live-Album Le Voyageur.<br />
Frank Petrusiak
Fotos: Andrea Fritsch<br />
GGG<br />
Gemeinsam Gans viel Gutes tun:<br />
Federn lassen für den guten Zweck<br />
Essen und damit Gutes tun! Geht das? Genau das war<br />
die Herausforderung für die beiden befreundeten<br />
Gastronomen ULI WEISNER und MICHAEL GILG.<br />
Stade Zeit ganz anders<br />
Die „stade Zeit“ ist für die meisten mit eine der schönsten<br />
Zeiten im Jahr. Zeit mit der Familie verbringen und das Jahr<br />
langsam und entspannt ausklingen lassen. Für die Vollblutgastronomen<br />
Uli Weisner und Michael Gilg sieht diese Zeit<br />
schon immer etwas anders aus. Ab November geht es in dem<br />
Restaurant Auszeit und dem Griesbräu in Murnau so richtig<br />
rund. Viele Weihnachtsfeiern begleiten die Gastronomie in dieser<br />
Zeit. Im Griesbräu beginnt für viele Familien der Heilige Abend<br />
mit dem bekannten Weißwurstfrühstück.<br />
Doch dieses Jahr ist für alle alles anders. Corona verändert<br />
unser Leben, unser Zusammensein in den Familien und die<br />
gepflegten Traditionen sehr. Vielfach hören und lesen wir von<br />
den zahlreichen Betrieben und Gaststätten, die aufgrund von<br />
Corona Federn lassen. Doch Uli Weisner und Michael Gilg<br />
wollten den Blickwinkel besonders in solchen Zeiten ändern<br />
und nicht nur auf sich und den eigenen Betrieb schauen.<br />
Kunterbuntes Federvieh<br />
So haben die beiden die Tradition, dass die Wirte in guten Geschäftsjahren<br />
eine Spende an andere geben, die es gut gebrauchen<br />
können, beibehalten und neu interpretiert.<br />
„Federn lassen“ für andere – egal ob Enten- oder Gänsefedern.<br />
Die Idee „Gemeinsam Gans viel Gutes tun“ ist entstanden.<br />
Der klassische Gänsebraten sollte trotz der geschlossenen<br />
Restaurants bei den Familien auf der gedeckten Tafel seinen<br />
Platz finden können. Doch damit nicht genug. Der Erlös ging<br />
bis auf den tatsächlichen Wareneinsatz an Kunterbunt e.V.<br />
Bärbel und Christian Balzer organisieren mit ihrem Verein<br />
Reisen für Menschen mit Behinderungen. Wie sehr die Reise-<br />
44
GASTRONOMIE<br />
branche von Corona betroffen ist, muss hier sicherlich nicht<br />
explizit erwähnt werden.<br />
Somit stand für Uli Weisner und Michael Gilg fest, dass sie<br />
diesen Murnauer Verein unbedingt tatkräftig unterstützen<br />
möchten. Die beiden Gastronomen haben tagelang Gänse und<br />
Enten vorbereitet, Maroni karamellisiert, Blaukraut gekocht<br />
und an die 800 Kartoffelknödel gedreht.<br />
Nach vorheriger telefonischer Anmeldung konnte man vom<br />
20.12 bis 23.12.2020 das bestellte Weihnachtsessen in eigenen<br />
mitgebrachten Töpfen abholen. Hierbei galt es lediglich den<br />
Wareneinsatz zu zahlen und alles darüber hinaus war eine freiwillige<br />
und direkte Spende für Kunterbunt e.V.<br />
Danke: 400 Essen – 4.185 Euro<br />
An dieser Stelle gilt Uli Weisner und Michael Gilg ein ganz besonderer<br />
Dank für die Idee, die Umsetzung und das Kochen<br />
von vorzüglichen 400 Essen – und das alles unentgeltlich!<br />
Ein weiterer Dank ist an ganz viele Murnauer auszusprechen,<br />
die diese Aktion tatkräftig unterstützt und sehr großzügig gespendet<br />
haben.<br />
Somit konnten Bärbel und Christian Balzer von Kunterbunt e.V.<br />
eine Spende von 4.185 Euro entgegennehmen.<br />
Andrea Fritsch<br />
45
46
Wohnen auf kleinstem Raum -<br />
ein aktueller Traum<br />
Alles aus einer Hand:<br />
Tischlerwerkstatt Bernd Klöpper<br />
Weniger ist meist mehr:<br />
Small is beautiful!<br />
Unseren Tiny Wohntraum haben wir nun wirklich<br />
umgesetzt, nicht nur für uns, sondern auch für<br />
Euch! Reduziert, hochwertig, praktisch, übersichtlich,<br />
preiswert, modern, mobil und sehr schick<br />
präsentiert sich unser Tiny House für die unterschiedlichsten<br />
Einsatzbereiche, z.B. als Feriendomizil,<br />
flexibles Wohnhäuschen, Sauna, Jugendtreff,<br />
Büro, Werkstatt, Café etc. – Kreativität und<br />
Fantasie können sich grenzenlos entfalten.<br />
Manuela Schädle<br />
Dipl. Betriebswirtin FH<br />
Rossanger 4, D-82497 Unterammergau<br />
Tel. +49 8822 94101, Mob. +49 171 6229710<br />
Mail: info@tiny-wohn-t-raum.de<br />
www.tiny-wohn-t-raum.de<br />
47
ALLES WAS RECHT IST<br />
Corona „befällt“ auch das<br />
Familien- und Mietrecht –<br />
folgende Fragen stellen<br />
sich in diesen Zeiten:<br />
1. Umgangsrecht<br />
• Es besteht eine wechselseitige Informationspflicht der Eltern,<br />
wenn das Kind, ein Elternteil oder ein weiteres Mitglied des<br />
Haushalts positiv getestet oder Quarantäne angeordnet wurde.<br />
• Die Pandemie allein reicht noch nicht dazu aus, den Umgang<br />
auszusetzen. Dies kommt nur in Betracht bei rechtlichen oder<br />
sachlichen Hindernissen, etwa wegen Quarantäne, Ausgangssperre,<br />
Coronainfektion usw.<br />
• Ansonsten muss immer eine Güterabwägung im jeweiligen<br />
Einzelfall zwischen dem Recht auf Umgang gegen die konkrete<br />
Gesundheitsgefahr stattfinden. Dies kann dazu führen, dass<br />
wenn es keine konkreten Ansteckungsgefahren und keine<br />
Haushaltsangehörigen gibt, die Risikogruppen angehören, eine<br />
Umgangsaussetzung unzulässig ist.<br />
• Ausgefallene Umgangstermine sollten aber entsprechend nachgeholt<br />
und eine sonstige umfangreiche Kontaktaufnahme mit<br />
dem umgangsberechtigten Elternteil ermöglicht werden (z.B.<br />
durch Skypen o.ä.).<br />
2. Scheidung ohne persönliche Anhörung?<br />
• Es ist nach wie vor auch in Zeiten von Corona die persönliche<br />
Anhörung der Parteien in einem Termin vor Gericht vorgesehen.<br />
Die Justiz verfügt weitestgehend noch nicht über entsprechende<br />
technische Einrichtungen, die eine Gerichtsverhandlung<br />
per Videochat durchführen lassen könnten. Zudem ist die<br />
Rechtslage hierzu noch relativ unklar.<br />
• Eine persönliche Anhörung könnte u.U. in Ausnahmefällen unterbleiben,<br />
wenn der Sachverhalt klar und unstreitig und eine<br />
Aussöhnung aussichtslos ist. So etwa bei einer unstreitigen<br />
Scheidung, bei der eine 3-jährige Trennungszeit vorliegt und<br />
keine streitigen Folgesachen anhängig sind.<br />
3. Lohneinbußen und Unterhalt<br />
• Sollte eine einvernehmliche Lösung mit dem Unterhaltsberechtigten<br />
nicht möglich sein, besteht im Falle des Vorliegens eines Unterhaltstitels<br />
nur die Möglichkeit einer gerichtlichen Abänderung.<br />
• Eine aktuelle gesicherte Rechtsprechung zu den Erfolgsaussichten<br />
bei coronabedingten Lohneinbußen liegt diesbezüglich<br />
noch nicht vor.<br />
• Eine erfolgreiche Abänderung hängt aber grundsätzlich von<br />
einem tatsächlich nicht unwe-sentlich niedrigeren Einkommen<br />
und davon ab, ob dieses auch nachhaltig im Hinblick auf eine<br />
Zukunftsprognose ist. Letzteres kann im Allgemeinen im Hinblick<br />
auf Corona derzeit aber nur schwer prognostiziert werden.<br />
Eine bloße Veränderung von ein paar Monaten dürfte<br />
jedenfalls noch nicht für eine Abänderung ausreichen.<br />
• Eine Unterhaltszahlung unter „Vorbehalt“ kann später im Regel-<br />
48
fall nicht zurückgefordert werden. Hierfür bedarf es weiterer<br />
Erklärungen.<br />
• Der betreuende Elternteil könnte andererseits nun einen Anspruch<br />
auf Betreuungsunterhalt erhalten, wenn coronabedingt<br />
Fremdbetreuungseinrichtungen geschlossen werden und daher<br />
das gemeinsame Kind wieder selbst betreut werden muss.<br />
4. Elternunterhalt<br />
• Die Einkommensgrenze beim Elternunterhalt wurde bereits<br />
vor Corona auf 100.000 Euro jährlich festgelegt.<br />
• Sollte diese Einkommensgrenze nunmehr coronabedingt unterschritten<br />
werden, besteht spontan die Möglichkeit, durch<br />
Einstellung der Zahlung kurzfristige Liquiditätsengpässe zu<br />
überbrücken. Dies ist gefahrlos aber nur möglich, wenn kein<br />
Unterhaltstitel vorliegt. Ein solcher ist in den meisten Fällen<br />
aber gerade nicht gegeben. Jedenfalls sollte man aber zugleich<br />
auch mit der jeweiligen Behörde in Verbindung treten, um<br />
eine einvernehmliche Lösung zu finden. Sollte doch ein Unterhaltstitel<br />
vorliegen – der bloße Bescheid einer Behörde stellt<br />
in der Regel keinen Unterhaltstitel dar – kommt im Zweifel<br />
ebenfalls nur ein gerichtliches Abänderungsverfahren in Betracht.<br />
5. Vertragsanpassung im Gewerberaummietverhältnis<br />
• Bislang haben Gerichte weitestgehend Mietminderungen wegen<br />
coronabedingter Einschränkungen in Gewerberaummietverhältnissen<br />
verneint.<br />
• Nunmehr hat der Gesetzgeber mit Wirkung zum 01.01.2021 in Artikel<br />
270 § 7 EGBGB geregelt, dass eine gesetzlich vermutete Störung<br />
der Geschäftsgrundlage von Gewerbe-Mietverhältnissen<br />
aufgrund staatlicher Corona-Maßnahmen besteht und der Mieter<br />
vom Vermieter eine Anpassung der Miete verlangen können soll,<br />
wenn die wirtschaftlichen Folgen für den Mieter unzumutbar sind.<br />
• Ob und in welcher Höhe eine Anpassung aufgrund einer vermuteten<br />
Störung der Geschäftsgrundlage vorgenommen werden<br />
kann, hängt weiterhin von den Umständen des Einzelfalls<br />
ab. Maßgebliche Faktoren bleiben:<br />
– die konkrete wirtschaftliche Situation<br />
– der Umfang der erlittenen Umsatzeinbußen<br />
– Höhe und Zeitpunkt staatlicher Hilfe<br />
• Nachdem eine Anpassung wohl nur für die Zukunft geltend gemacht<br />
werden kann, kann im Einzelfall ein schnelles Handeln<br />
erforderlich sein.<br />
Michael Huber, Rechtsanwalt<br />
49
Ihre Steuerkanzlei<br />
in Murnau und<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
Murnau am Staffelsee<br />
Petersgasse 15<br />
Tel. 08841 627 11 20<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
Ludwigstraße 60<br />
Tel. 08821 1098<br />
Email: info@hilleprandt.de<br />
www.hilleprandt.de<br />
v.l.: Johannes Zolk, Stephanie Deutinger,<br />
Florian Gilg, Martin Hilleprandt,<br />
Annemarie Kastl und Florian Hilleprandt<br />
50
51
FORSCHEN, ENTWICKELN, ERPROBEN –<br />
DAS INSTITUT FÜR BIOMECHANIK<br />
AN DER BG UNFALLKLINIK MURNAU<br />
„An der BG Unfallklinik Murnau wird Forschung betrieben?“ Diese Frage hört Professor Peter<br />
Augat, Leiter des Instituts für Biomechanik an der BG Unfallklinik Murnau häufig, wenn er<br />
von seiner Arbeit erzählt: „Als Klinik der gesetzlichen Unfallversicherung ist es unser Auftrag,<br />
Patientinnen und Patienten nach einem Arbeitsunfall oder mit einer Berufskrankheit medizinisch<br />
mit allen geeigneten Mitteln zu behandeln und ihnen eine bestmögliche Rückkehr<br />
ins Leben zu ermöglichen. Dies ist nur möglich, wenn wir uns auch an der Erforschung<br />
dieser bestmöglichen Therapien beteiligen“, so der Institutsleiter.<br />
Denn bevor in den BG Kliniken neue Verfahren zur Akutversorgung,<br />
Pflege und Therapie eingesetzt werden, muss ihre Wirksamkeit<br />
wissenschaftlich eindeutig belegt sein. Qualifizierte Forschung nimmt<br />
daher in Murnau einen besonderen Stellenwert ein. Um die hohe<br />
Innovationskraft und Behandlungsqualität zu gewährleisten und auch<br />
in Zukunft aufrecht zu erhalten, betreibt das Murnauer Traumazentrum<br />
mit dem Institut für Biomechanik ein eigenes Forschungszentrum.<br />
Diese interdisziplinäre Abteilung bildet den Mittelpunkt der Forschung<br />
an unfallchirurgischen und orthopädischen Fragestellungen mit<br />
direkter klinischer Relevanz. In Zusammenarbeit mit Kolleginnen und<br />
Kollegen aus beinahe allen Fachbereichen werden innovative<br />
Behandlungsmöglichkeiten entwickelt und dabei wissenschaftlich<br />
gewissenhaft begleitet. Hier steht die Klinik in ständigem Dialog mit<br />
nationalen und internationalen universitären Partnern, aber auch mit<br />
den anderen Kliniken des Klinikkonzerns. Im Mittelpunkt dieser Aktivitäten<br />
stehen dabei immer die Patientinnen und Patienten, für die die<br />
am besten geeignete Behandlungsmethode gesucht wird, um ihre<br />
Gesundheit und Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen.<br />
Wie es der Name schon verrät, konzentriert sich die Forschung des<br />
Murnauer Instituts auf die Biomechanik. Dabei handelt es sich um<br />
die Wissenschaft der Beschreibung der mechanischen Funktion des<br />
Bewegungsapparates und dessen Wiederherstellung. Ein vielschichtiger<br />
und umfassender Bereich, bedenkt man, dass der Bewegungsapparat<br />
aus den Knochen, die das Skelett bilden sowie Muskeln,<br />
Sehnen, Bändern, Gelenken, Knorpeln und anderem Bindegewebe<br />
besteht. Er gibt dem menschlichen Körper Form und Halt und ermöglicht<br />
ihm seine Beweglichkeit. Forscher und Forscherinnen der<br />
Sportwissenschaft, Physik, Biologie, des Ingenieurwesens und der<br />
Medizin arbeiten Hand in Hand, um Methoden zu entwickeln, dieses<br />
komplexe Zusammenspiel nach einer Verletzung bestmöglich wiederherzustellen.<br />
Dies beginnt bereits bei der Erstbehandlung, bei der<br />
darauf geachtet werden muss, den verletzten Bewegungsapparat so<br />
zu stabilisieren, dass die Rehabilitationsbehandlung sofort und<br />
erfolgsversprechend eingeleitet werden kann. Während dieser darf<br />
der Bewegungsapparat mechanisch nicht überfordert, sondern sollte<br />
gleichzeitig in seiner Heilung bestmöglich unterstützt werden.<br />
BG Unfallklinik Murnau
Der Spaß an der Arbeit steht für Peter Augat und sein Team am Institut für Biomechanik immer im Vordergrund – © Bild privat<br />
„Forschung macht vor allem eines: Spaß.<br />
Die Arbeit bei uns ist viel weniger Zwängen unterworfen<br />
als der klinische Alltag. Dies gibt Raum für Kreativität<br />
und eigene Ideen. Dadurch wird der Beruf<br />
des Forschers zum Traumjob.“<br />
SCHWÄRMT PROF. PETER AUGAT.<br />
53
INNOVATIVE FORSCHUNG<br />
IM KLINIKKONZERN<br />
Mit allen geeigneten Mitteln das bestmögliche Ergebnis erzielen.<br />
Das ist der gesetzliche Auftrag der BG Kliniken, dem sie auch<br />
in der Forschung verpflichtet sind. Die BG Kliniken entwickeln,<br />
fördern und fordern innovative Diagnostik und Therapie. Alle<br />
beteiligten Berufsgruppen und Standorte arbeiten dabei interdisziplinär<br />
zusammen und verfolgen ein Ziel: die bestmögliche<br />
Versorgung für ihre Patienten sicherzustellen.<br />
Mit ihrem Wissenschaftsmagazin «Forschung kompakt» stellen<br />
die BG Kliniken regelmäßig wissenschaftliche Fachartikel vor und<br />
informieren über aktuelle Studienergebnisse der BG Kliniken und<br />
ihrer Partner. Auch im Rahmen der Coronapandemie unterstützen<br />
die Forscher der BG Kliniken: Sie bereiten regelmäßig aktuelle<br />
Forschungsergebnisse zur Lungenerkrankung COVID-19 auf.<br />
Mehr dazu online unter:<br />
www.bg-kliniken.de/forschung<br />
Die Entwicklung von mechanischen<br />
Implantaten<br />
Erleiden Patientinnen und Patienten beispielsweise einen Bruch des<br />
Unterschenkels, so muss dieser oft mit einem metallischen Implantat<br />
stabilisiert werden. Das Implantat muss den alltäglichen Belastungen<br />
im menschlichen Körper standhalten und das Gewicht des Menschen<br />
tragen, bis der Knochen verheilt ist. „Die Implantate für die Knochenbruchbehandlung<br />
werden von uns in Zusammenarbeit und im Auftrag<br />
der Implantatehersteller laufend weiterentwickelt und ihre<br />
mechanischen Eigenschaften verbessert. An unseren mechanischen<br />
Prüfmaschinen kontrollieren wir jede technische Entwicklung<br />
auf ihre Zuverlässigkeit und ihre sichere Anwendung“, erklärt Sabrina<br />
Sandriesser, die sich am Institut um die mechanische Prüfung von<br />
Implantaten der Medizinproduktehersteller kümmert. Aus den<br />
Murnauer Forschungsräumen sind daher schon zahlreiche Neuentwicklungen<br />
von Platten, Schrauben und Nägeln für die Knochenbruchbehandlung<br />
hervorgegangen und werden inzwischen nicht<br />
nur vor Ort, sondern weltweit eingesetzt.<br />
54
Die Gang- und Bewegungsanalyse<br />
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des Instituts für Biomechanik ist<br />
die Gang- und Bewegungsanalyse. Das hierfür notwendige Ganglabor<br />
wurde im März 2012 eingerichtet und wird von einem Team<br />
aus Sportwissenschaftlern und Physiotherapeuten betreut. Ziel der<br />
Gang- und Bewegungsanalyse ist es, das Gangbild einer Patientin<br />
oder eines Patienten mit technischen Hilfsmitteln und nicht nur mit<br />
dem bloßen Auge zu analysieren. Durch diese Methode können<br />
Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit durch verminderte Kraft,<br />
Koordination oder Beweglichkeit erkannt werden. Individuelle Probleme<br />
von Patientinnen und Patienten können zielgerichtet behandelt<br />
und möglichen Verschlechterungen der Bewegungsfähigkeit frühzeitig<br />
entgegengewirkt werden. Die Bewegungsanalyse ist eine<br />
Methode, von der viele Murnauer Fachbereiche stark profitieren,<br />
wie zum Beispiel das Zentrum für Rückenmarkverletzte, die Endoprothetik,<br />
die Fußchirurgie, die Kindertraumatologie und Kinderorthopädie,<br />
das Rehabilitationszentrum, die technische Orthopädie<br />
oder die Neurologie.<br />
Von der Theorie in die Praxis<br />
Für die Durchführung einer Bewegungsmessung werden kleine,<br />
reflektierende Kugeln mittels eines hautfreundlichen Klebebandes<br />
am Probanden angebracht. Spezielle Infrarotkameras nehmen im<br />
Anschluss daran die Bewegung dieser Kugeln auf und rekonstruieren<br />
sowie quantifizieren daraus die Bewegung des ganzen Körpers:<br />
„Mit der Bewegungsanalyse können wir Unterschiede des<br />
Bewegungsumfangs der Gelenke von weniger als einem Winkelgrad<br />
erkennen und so im Seitenvergleich zwischen links und<br />
rechts, oder im Vergleich zu Daten gesunder Menschen feststellen,<br />
ob die Gelenkbewegungen Auffälligkeiten zeigen,“ erläutert Frau<br />
Dr. Klöpfer-Krämer vom Team des Ganglabors der BG Unfallklinik<br />
Murnau die Methodik.<br />
BG Unfallklinik Murnau
FORSCHUNG AN DER BG UNFALLKLINIK<br />
MURNAU AUSGEZEICHNET<br />
Jedes Jahr im Juli ehrt die Paracelsus Medizinische Privatuniversität<br />
(PMU Salzburg) ihre erfolgreichen Forscher mit<br />
Auszeichnungen für ihre wissenschaftlichen Tätigkeiten.<br />
Wiederholt wurden auch 2020 Mitarbeiter der BG Unfallklinik<br />
Murnau für ihre Publikationen mit dem Wissenschaftspreis<br />
der PMU Salzburg ausgezeichnet.<br />
„Das Schöne hier im Institut der<br />
Biomechanik ist, dass meine Arbeit,<br />
meine Forschung und meine Ergebnisse<br />
direkt in der Klinik ankommen –<br />
mein Tun kommt also den Patientinnen<br />
und Patienten zu Gute,“<br />
FREUT SICH DR. MARIANNE HOLLENSTEINER,<br />
STELLVERTRETENDE INSTITUTSLEITERIN.<br />
Für die Bewertung der wissenschaftlichen Leistungen werden<br />
die im Vorjahr eingereichten Veröffentlichungen in wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschriften herangezogen. Bei der Bewertung<br />
wird auf Quantität (Anzahl der Veröffentlichungen) geachtet,<br />
das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Qualität<br />
der veröffentlichten Beiträge. So werden nur Veröffentlichungen<br />
in angesehenen Fachzeitschriften berücksichtigt, die<br />
sich einem standardisierten Begutachtungsverfahren zur<br />
Qualitätssicherung (peer review) unterziehen müssen.<br />
Der Preis wird jährlich in den Kategorien Platin, Gold, Silber<br />
und Bronze verliehen. Zudem werden noch die am besten<br />
publizierenden Lehrkrankenhäuser mit einer Auszeichnung<br />
geehrt. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen im letzten<br />
Jahr erhielten insgesamt 12 Mitarbeiter des Instituts für<br />
Biomechanik der BG Unfallklinik Murnau eine Auszeichnung.<br />
„Die Begeisterung für Forschung in den verschiedensten<br />
Fachbereichen unserer Klinik legt den Grundstein für die Patientenversorgung<br />
von morgen“, freut sich Professor Peter<br />
Augat, Leiter des Institutes für Biomechanik über die Auszeichnungen<br />
der Preisträger.<br />
Die wissenschaftliche Forschung an der BG Unfallklinik<br />
Murnau hat zwei wichtige Ziele stets im Blick: Zum einen die<br />
Ausrichtung im Sinne des Versorgungsauftrages der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung am Nutzen für die behandelten<br />
Patienten. Zum anderen die systematische Zusammenführung<br />
von interdisziplinärer Expertise vieler Spezialisten. Als akademisches<br />
Lehrkrankenhaus der PMU Salzburg schafft die<br />
Klinik eine weitere Verbindung, nämlich die von praxisbezogener<br />
Forschung und Anwendung zur praxisnahen Lehre.<br />
Weiterhin lassen sich im Ganglabor die Kräfte während des Stehens,<br />
Gehens und Laufens mit Hilfe von Computermodellen messen.<br />
Daraus können Fehbelastungen abgelesen und eine passende<br />
Therapie zu deren Behandlung eingeleitet werden. „Neben muskulären<br />
Defiziten und knöchernen Fehlstellungen kann auch eine falsche<br />
Bewegungskoordination zu Überlastungen und Schmerzen<br />
führen“ erläutert der Sportwissenschaftler Dr. Andreas Brand. Für<br />
die Therapie solcher Fehlbelastungen können orthopädische<br />
Schuhe und Einlagen, Bandagen oder Orthesen individuell angepasst<br />
werden. In extremen Fällen ist ein operativer Eingriff wie beispielsweise<br />
eine Gelenkversteifung notwendig. Eine genaue Betrachtung<br />
mit Hilfe der Bewegungsanalyse erleichtert oftmals die<br />
Entscheidung, ob ein operativer Eingriff durchgeführt werden muss.<br />
Auch zur Dokumentation des Behandlungserfolgs in der Zeit der<br />
Nachsorge und der Rehabilitation kommt die Bewegungsmessung<br />
erneut zum Einsatz, um dann hoffentlich die korrekte Belastung<br />
aller Gelenke festzustellen. Auch Patientinnen und Patienten mit inkompletter<br />
Querschnittlähmung, die noch Restfunktionen in den<br />
Beinen haben, profitieren sehr stark von einer Bewegungsanalyse.<br />
„Unsere inkomplett querschnittgelähmten Patientinnen und Patienten<br />
benötigen individuell angepasste Hilfsmittel, um ihre Mobilität<br />
zu verbessern. Zusammen mit unseren Orthopädietechnikern finden<br />
wir im Ganglabor die richtigen Orthesen und können Sie optimal<br />
auf die Patientinnen und Patienten einstellen“ freut sich Inga Kröger<br />
über die individuell angepasste Versorgung.<br />
BG Unfallklinik Murnau
ERGONOMIE AM ARBEITSPLATZ<br />
Partner und Kooperationen<br />
Um in der Forschung erfolgreich bestehen zu können, ist es unentbehrlich<br />
mit anderen Forschergruppen an anderen Universitäten<br />
und auch mit der Industrie zusammenzuarbeiten. Dadurch wird das<br />
jeweilige Fachwissen der Forschungspartner erweitert und der<br />
Zugang zu vielfältigen Methoden und Techniken ermöglicht. Auch<br />
das Institut für Biomechanik arbeitet mit vielen anderen Forscherinnen<br />
und Forschern im In- und auch Ausland zusammen. Besonders<br />
zu erwähnen ist die Zusammenarbeit der BG Unfallklinik<br />
Murnau mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU)<br />
in Salzburg und der Technischen Universität (TU) in München.<br />
„Als Forschungsinstitut der PMU profitieren wir von den vielfältigen<br />
akademischen Möglichkeiten einer großen und erfolgreichen Medizinuniversität.<br />
Wir haben Zugang zu ausgezeichnet ausgestatteten<br />
Forschungslaboren mit modernster Technologie und erstklassigem<br />
Know-how,“ schwärmt der Institutsleiter Professor Augat von seinem<br />
akademischen Stammsitz an der Salzburger Universität. Durch die<br />
enge Zusammenarbeit profitieren beide Standorte von einem intensiven<br />
Austausch unter Ärzten und Wissenschaftlern. Medizinstudenten<br />
aus Salzburg nutzen die Murnauer Expertise der Behandlung<br />
von Unfallpatienten und das breite Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten,<br />
welches in der Murnauer Unfallklinik vorgehalten<br />
wird. Die Wissenschaftler nutzen im Gegenzug die Möglichkeiten<br />
der Weiterbildung an der PMU in Salzburg. So gibt es etliche<br />
Kolleginnen und Kollegen von Professor Augat, die sich in Salzburg<br />
ihre wissenschaftlichen Meriten erworben haben und jetzt den Titel<br />
eines Doktors oder Professors tragen dürfen.<br />
Ausstaffiert mit Talar<br />
und Doktorhut erhält<br />
Dr. Andreas Brand<br />
seine Promotionsurkunde<br />
bei einer<br />
feierlichen Zeremonie<br />
an der PMU in<br />
Salzburg.<br />
© Bild privat<br />
Die intensive Zusammenarbeit mit der TU München konzentriert<br />
sich auf das Forschungsgebiet der Paraplegiologie. Mit dem Ziel,<br />
die Behandlung und Heilung von Patienten, die unter den Folgen<br />
einer Querschnittlähmung leiden, kontinuierlich zu verbessern.<br />
Heutige Arbeitsplätze zwingen Menschen oft zu Zwangshaltungen<br />
oder sich ständig wiederholenden Bewegungen, und das<br />
über lange Zeiträume. Dies kann über die Jahre zu wachsenden<br />
Beschwerden und sogar Krankheiten führen. Insbesondere<br />
Rückenbeschwerden, Durchblutungsstörungen und stressbedingte<br />
Symptome nehmen in der Bevölkerung auf Grund<br />
schlechter Arbeitsplatzergonomie zu. Die Ergonomie, die Wissenschaft<br />
von der Optimierung der Arbeitsbedingungen, setzt<br />
sich zum Ziel, eine optimale Synthese zwischen Arbeitsbeanspruchung<br />
und Arbeitsproduktivität zu verwirklichen. „Zusammen<br />
mit der Technischen Universität Hamburg entwickeln wir eine<br />
neue Form der Ergonomieanalyse“ beschreibt Sportwissenschaftler<br />
und Human Factors Engineer Hannes Wackerle vom<br />
Institut für Biomechanik an der BG Unfallklinik Murnau sein Forschungsprojekt.<br />
„Wir wollen die Anforderungen des Arbeitsplatzes<br />
und die Fähigkeiten der Mitarbeiter vergleichen und die auftretenden<br />
körperlichen Belastungen für einzelne Mitarbeiter ermitteln.<br />
Ziel ist es, Arbeitsplätze ergonomisch zu verbessern und<br />
an den Mitarbeiter anzupassen, um muskuloskelettale Belastungen<br />
zu reduzieren und damit Beschwerden zu vermeiden.“<br />
Schwerpunkt liegt dabei auf dem Einsatz der Robotertechnologie,<br />
um die Bewegungsfähigkeit von Patienten mit einer Lähmung zu<br />
verbessern. Aber auch das Pflegepersonal soll bei der teilweise<br />
schweren körperlichen Arbeit durch Roboter unterstützt werden. Für<br />
die Entwicklung dieser Assistenzsysteme spielt auch die Zusammenarbeit<br />
mit dem Geriatronik Forschungszentrum in Garmisch-<br />
Partenkirchen eine wichtige Rolle.<br />
Um auch in Zukunft erfolgreich forschen zu können, baut Prof.<br />
Augat weiterhin auf ein Team von engagierten Mitarbeitern, die mit<br />
vielen tollen Ideen und dem Drang, Neues zu entwickeln die Forschungsprojekte<br />
an der BG Unfallklinik vorantreiben. Innovationen<br />
in die Praxis umzusetzen, um künftig Patientinnen und Patienten<br />
noch besser zu behandeln, bleibt das vorrangige Ziel aller Forschungsaktivitäten<br />
des Institutes für Biomechanik.<br />
BG Unfallklinik Murnau<br />
Prof.-Küntscher-Straße 8, 82418 Murnau,<br />
Tel. 08841 48-0, Fax 08841 48-2600,<br />
E-Mail: info@bgu-murnau.de, www.bgu-murnau.de<br />
Interview und Redaktion: Lisa Schwede, Carola Krumbacher;<br />
Fotos: BG Unfallklinik Murnau (Alle abgebildeten Bilder wurden<br />
vor der Coronapandemie aufgenommen.)<br />
57
58
59
Foto: Florian Warnecke
KUNST<br />
Walter Kraft<br />
Kunst als Passion<br />
Ein bestehendes Kunstwerk, welches sich mit wenigen Handgriffen<br />
ständig verändern lässt. Muster und Farbverläufe, die<br />
neue Bilder entstehen lassen. Walter Kraft hat mit seiner Methode,<br />
Kunstwerke aus drehbaren Farbtäfelchen zu kreieren,<br />
eine interessante Technik geschaffen, die jeden Tag neue Bilder<br />
entstehen lässt.<br />
Die Idee hierzu ist eher zufällig vor 20 Jahren entstanden. „Wir<br />
haben damals einen Messestand mit Würfeln gestaltet, auf deren<br />
Oberflächen kleine farbige Alutafeln befestigt waren. Mir kam<br />
die Überlegung, diese abzumontieren und neu zu justieren“, grinst<br />
Kraft.<br />
Die 832 Seiten der Passion<br />
Sein aktuellstes Werk „Die Passion“ ist ein imposantes Zusammenspiel<br />
aus 52 Tafeln, die ein Kreuz ergeben. „Ich habe im<br />
Februar begonnen und ein Vierteljahr daran gearbeitet. Ursprünglich<br />
war das Bild für die Passionsspiele 2020 in Oberammergau<br />
gedacht, die dann leider aufgrund von Corona verschoben werden<br />
mussten.“<br />
Die Betrachtung erfordert Zeit – man muss „Die Passion“ auf<br />
sich wirken lassen. „Jedes der Täfelchen ist anders gestaltet und<br />
besteht aus jeweils 20 bis 28 Farbfolien in Form von Vierecken,<br />
Kreisen und Dreiecken, die ich mit dem Computer geschnitten<br />
und händisch aufgeklebt habe. Insgesamt gibt es über 1.000 Farbflächen,<br />
die von oben nach unten dunkler werden. Das Bild ist<br />
sehr wandelbar, denn man hat 52 Mal die Möglichkeit jede der<br />
Tafeln vier Mal bei 45 Grad zu drehen. In meiner Ausstellungsserie<br />
habe ich aus dem Kreuz elf aus 20 verschiedenen Mustern entstehen<br />
lassen – für die elf Stationen der Passion. Ich hätte mir<br />
selbst nicht gedacht, dass sich so viele Variationen ergeben“,<br />
verrät Walter Kraft.<br />
Meisterkünstler<br />
Kraft, der 1941 in Hohenbrunn bei München geboren wurde,<br />
machte von 1955 bis 1958 eine Ausbildung in der Werbetechnik<br />
und Grafik und belegte Zeichenkurse bei den Professoren Engstler<br />
und Treptau in München. 1960 bis 1962 absolvierte er eine<br />
Ausbildung im fototechnischen Siebdruck und legte 1966 seine<br />
Meisterprüfung im Schilder- und Lichtreklameherstellerhandwerk/Siebdruck<br />
ab. „In der Typografie musste man damals Setzer<br />
oder Schriftenmaler lernen, um Grafiker zu werden. Wir haben<br />
alles gemacht – von der Theatermalerei bis zu Filmplakaten. Sogar<br />
die Gemeindeurkunden haben wir per Hand geschrieben. Entwürfe<br />
von Werbeanlagen durften von Grafikern aufgrund der Handwerksordnung<br />
nicht selbst ausgeführt werden, dazu musste man<br />
einen Meisterbrief vorlegen. Ich war der jüngste Meister Bayerns“,<br />
schmunzelt er.<br />
Werbekünstler<br />
Der Typograf machte sich im Anschluss 1966 in der Werbetechnik<br />
selbstständig. „Bei mir arbeiteten bis zu 15 Leute im Betrieb,<br />
für die ich sehr dankbar war. Wir haben alles erstellt, was<br />
mit Schildern und Lichtobjekten für Reklame zu tun hatte, mit<br />
unserem eigenen Messesystem wurde Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
kreiert – sogar für den Bayerischen Landtag.<br />
Wir haben Messestände gestaltet und waren europaweit unterwegs.<br />
Nach 39 betriebsamen Jahren hatten wir zirka 2.000 Kunden<br />
bedient. 2004 habe ich meinen Betrieb verkauft. Er wird bis<br />
heute noch teilweise weitergeführt. Seit 16 Jahren arbeite ich<br />
nun in meinem Atelier in Murnau, Burggraben 11.“<br />
61
KUNST<br />
Den Dingen auf den Grund gehen<br />
Krafts Arbeiten sind unglaublich vielseitig. Ein zentraler Punkt<br />
sind die „&“- und „et“-Zeichen, die er seit Jahrzehnten erforscht.<br />
In 700 Schriftfamilien hat er rund 5.000 verschiedene dieser<br />
Zeichen entdeckt und „spielt“ hier mit den Linien und Kontrasten<br />
in unterschiedlichsten Werken. Neben Siebdrucken und<br />
Radierungen arbeitet er mit diversen Materialien und lässt beispielsweise<br />
manche seiner Objekte mit Blattsilber bewusst oxidieren,<br />
damit sie sich verändern. „Ich finde diesen Entwicklungsprozess<br />
sehr spannend, denn man weiß nie, wie das Ergebnis<br />
am Ende sein wird. Weiterhin gestalte ich Bilder gerne aus den<br />
Grundformen – Dreieck, Viereck und Kreis –, die Bestandteil aller<br />
Formen sind. Im Laufe der Zeit ändern sich diese Dinge immer<br />
wieder – das macht meine Arbeit so abwechslungsreich und mir<br />
sehr viel Freude. Meine Inspirationen erhalte ich oft durch Zufälle<br />
oder aktuelle Geschehnisse.“<br />
Zahlreiche Ausstellungen und Teilnahmen an internationalen<br />
Projekten bestätigen den Erfolg des Malers und Typografen,<br />
der auch Mitglied in der Künstlervereinigung Murnau e.V.,<br />
Tusculum, und bei den Werdenfelser Künstler e.V. in Garmisch-<br />
Partenkirchen ist.<br />
„Kreuz“ Titel:<br />
IV. Passion,<br />
150/60 cm,<br />
52 teilig<br />
Foto: Florian Warnecke<br />
Kunst als Leihobjekt<br />
Übrigens verkauft der Künstler seine Werke<br />
nicht nur – er verleiht sie auch. Eine schöne<br />
Variante für Leute, die gerne etwas mehr<br />
Abwechslung wünschen. „Wer möchte, kann<br />
Objekte für ein halbes Jahr leihen. Wenn man<br />
sie im Anschluss kauft, wird die bezahlte<br />
Leihgebühr vom Kaufpreis abgezogen.“<br />
Walter Kraft ist sehr dankbar hier zu sein.<br />
„Ich wohne nun seit 46 Jahren im Oberland,<br />
davon die ersten 30 Jahre in Seehausen und<br />
seit 16 Jahren in Murnau. Ich finde es toll,<br />
mein eigenes Atelier zu haben und die Möglichkeit<br />
unabhängig von anderen etwas Neues<br />
zu kreieren. Hier bin ich täglich von 18.00–<br />
19.30 Uhr anzutreffen. Es ist Schaffens- und<br />
Rückzugsort zugleich“, erzählt er.<br />
Walter Kraft, Maler und Typograf<br />
Atelier Burggraben 11, 82418 Murnau<br />
Tel. 08841/3740<br />
info@kraft-undmalerei.de<br />
www.kraft-undmalerei.de<br />
Alexandra Sichart<br />
62
Wir freuen<br />
uns auf Ihren<br />
Besuch!<br />
„Irgendwas Schönes findet man immer ...“<br />
Die flatternden, bunten Fahnen signalisieren schon von weitem: Hier befindet<br />
sich der Weltladen – unweit des Zentrums von Murnau! Drinnen gibt<br />
es ein vielfältiges Angebot von fair gehandelten Lebensmitteln, nachhaltig<br />
produziertem Handwerk, Schmuck und Kosmetik – ein farbenfrohes<br />
Sortiment aus der ganzen Welt, überwiegend jedoch aus dem<br />
globalen Süden, also Ländern wie Brasilien, Peru, Chile, Südafrika,<br />
Indien und Nepal. Von dort kommen auch die bunten Gebetsfahnen,<br />
die am Eingang des Ladens flattern und in ihrem Heimatland auf<br />
Berggipfeln, Tempeln und oft auch an den Wohnhäusern aufgehängt<br />
werden. Bis zu ihrer vollständigen Verwitterung sollen sie dem Wind<br />
ihre Gebete und Wünsche für das Glück von Mensch und Tier mitgeben.<br />
Diese positive Stimmung ist wohl auch der Grund, warum viele Menschen<br />
in den Weltladen kommen, um sich anregen und auch erfreuen zu lassen.<br />
„Irgendwas Schönes findet man immer“, meinte eine Dame kürzlich, die<br />
eigentlich nur Bananen aus dem fairen Handel kaufen wollte. Es wurde dann doch<br />
mehr ... in ihrer Tasche trug sie auch die Gebetsfahnen aus dem Himalaya nach Hause.<br />
Wenn Sie mögen, kommen Sie doch einfach mal vorbei und stöbern Sie nach ein wenig Glück.<br />
Hier finden Sie uns:<br />
Weltladen Murnau<br />
Bahnhofstraße 8<br />
82418 Murnau<br />
Tel. 08841 687 99 97<br />
weltladen.murnau@web.de<br />
www.weltladen-murnau.de<br />
Ihre Einkaufszeiten:<br />
Mo. - Fr. 10:00 - 18:00 Uhr<br />
Samstag 9:30 - 13:00 Uhr<br />
64
Immobilienverrentung – eine Möglichkeit<br />
zur Absicherung gegen Altersarmut?<br />
Die Angst vor Altersarmut ist ein allgegenwärtiges<br />
Thema in der deutschen Gesellschaft. Für viele<br />
Senioren ist deswegen die finanzielle Absicherung<br />
im Alter ein besonders wichtiges Bedürfnis.<br />
IMMOBILIEN - EXPERTENTIPPS<br />
Reicht die normale Rente für den Lebensunterhalt nicht mehr aus, werden weitere Einkünfte<br />
gebraucht. Die Immobilienverrentung könnte vor diesem Hintergrund zunehmend<br />
an Wichtigkeit gewinnen.<br />
Eine Studie der Gesellschaft für Immobilienverrentung zeigt: ein Großteil aller Senioren<br />
möchte bevorzugt in der eigenen Immobilie bleiben und im Alter nicht mehr umziehen.<br />
Aber: das Eigenheim stellt oftmals einen besonders werthaltigen Vermögenswert dar, dessen<br />
Verkauf wichtige Einnahmen generieren könnte. Die Immobilienverrentung ermöglicht<br />
es, beide Sachverhalte zu kombinieren.<br />
Britta Kirstein-Zietz und Roger Zietz,<br />
ZIETZ Immobilien in Murnau<br />
Haus verkaufen und trotzdem wohnen bleiben<br />
Bei der Immobilienverrentung verkaufen Senioren ihre Häuser<br />
günstig an Dritte und erhalten im Gegenzug eine lebenslange Zusicherung,<br />
im Haus bleiben zu dürfen. Der Kaufbetrag beläuft sich<br />
dabei häufig auf 40 bis 50 Prozent des Verkehrswerts und wird als<br />
Einmalzahlung oder als monatliche Rente ausgezahlt. Die Wohnrechtsvereinbarung<br />
kann grundlegend auf zwei Arten erfolgen. Entweder<br />
räumt der Käufer dem Verkäufer ein lebenslanges Wohnrecht<br />
ein oder die Vertragsparteien nutzen die Regelung des Nießbrauchs.<br />
Bei beiden Varianten ist es jedoch wichtig, dass sich der Pensionär<br />
das Wohnrecht nicht nur im notariellen Kaufvertrag, sondern auch<br />
im Grundbuch als Grundschuld eintragen lässt. Auf diese Weise ist<br />
er bei einem Eigentümerwechsel des Gebäudes abgesichert. Außerdem<br />
ist eine Rückfallklausel sinnvoll. Im Falle einer Insolvenz des<br />
Käufers erhielte der Verkäufer die Immobilie so wieder zurück.<br />
Lebenslanges Wohnrecht vs. Nießbrauch<br />
Im Zuge eines lebenslangen Wohnrechts wird den Senioren ein<br />
Verbleib in der Immobilie zugesichert. Der Berechtigte muss jedoch<br />
per Gesetz die Kosten für Reparaturen, Instandhaltungen, Wärme<br />
und Strom tragen. Eine abweichende Regelung kann im Vertrag<br />
vereinbart werden. Kommt es zu dem Fall, dass die Senioren nicht<br />
mehr für sich selbst sorgen können und in ein Heim umziehen<br />
müssen, besitzt das Wohnrecht keinen weiteren Nutzen mehr für sie.<br />
Der Nießbrauch bietet hier einen entscheidenden Vorteil. Die<br />
Senioren werden zum wirtschaftlichen Eigentümer der Immobilie<br />
und dürfen, bei einem lebenslangen Übereinkommen, bis zu ihrem<br />
Tod auch den wirtschaftlichen Nutzen aus der Wohnung ziehen.<br />
Somit ist es ihnen nach dem Umzug in ein Altenheim erlaubt, das<br />
Haus weiterzuvermieten und die entsprechenden Einnahmen zu<br />
behalten.<br />
Für wen lohnt sich die Immobilienverrentung?<br />
Unsere Empfehlung: eine Immobilienverrentung sollte gut überlegt<br />
sein. Das Konzept lohnt sich für Senioren, die eine geringe Rente<br />
beziehen und ihr Haus nicht vererben möchten. Die Verkäufer erhalten<br />
eine lebenslange zusätzliche<br />
Rente, deren Höhe<br />
abhängt vom vereinbarten<br />
Kaufpreis. Alternativ wäre es<br />
denkbar, das Haus selbst zum<br />
Verkehrswert zu veräußern<br />
und eine langfristige Mietvereinbarung<br />
mit dem Erwerber<br />
abzuschließen. Beide<br />
Möglichkeiten sind auf jeden<br />
Fall genau gegenzurechnen,<br />
um die finanziell lukrativere<br />
Variante zu finden.<br />
65
Foto: Heribert Riesenhuber<br />
JOSEF HOLZMANN:<br />
ALLES AUF ANFANG
Die Schulzeit ist unter anderem dadurch gekennzeichnet,<br />
dass man immer wieder von vorne anfängt. Am<br />
ersten Schultag sowieso. Aber kaum kennt man sich aus und<br />
gehört zu den Großen im Schulhof, da wechselt man die Schule<br />
und steht wieder am Anfang. Jedes Schuljahr beginnt so und<br />
selbst, wenn man die Schule dann endlich abgeschlossen hat,<br />
steht man am Anfang. Man könnte an Sisyphos aus der griechischen<br />
Mythologie denken, der den Stein immer wieder auf<br />
den Berg rollen muss – von wo er dann wieder hinabrollt. Wer<br />
es liebt, immer wieder anzufangen, ist entweder ein Fan von<br />
Hermann Hesse (von dem der Satz „Allem Anfang liegt ein Zauber<br />
inne“ stammt) oder Lehrer, wie Josef Holzmann. Der hat<br />
nun, als Schulleiter am Murnauer Gymnasium, tatsächlich das<br />
Ende seiner Schulzeit erreicht. Viele Jahre ist es her, dass er als<br />
der Seppi, Bauernbub aus Eglfing, seinen ersten Schultag erlebt<br />
hat. Vielleicht eine Gelegenheit zurückzublicken?<br />
DORFSCHULIDYLL<br />
Josef Holzmann kam in Schwabsoien zur Welt. Seine Eltern<br />
hatten dort einen Bauernhof und zwei größere Brüder gab es<br />
auch schon. Als er fünf Jahre alt war, übernahm die Familie<br />
einen Bauernhof mitten im Dorf Eglfing. Genauer gesagt in<br />
Untereglfing. Denn so klein der Ort ist, besteht er doch aus<br />
drei Ortsteilen, erklärt Holzmann. Hier, in der kleinen Dorfschule,<br />
begann seine Schulkarriere. Dorfschullehrer Ingomar<br />
Igler, unterrichtete damals, in den 1950er Jahren, die Klassen<br />
1 bis 4 zusammen im gleichen Klassenzimmer. Koedukation<br />
würde man das heute vielleicht nennen. Diese Zeit hat Josef<br />
Holzmann als überaus glücklichen Start ins Schulleben in Erinnerung.<br />
AUS ALT WIRD NEU<br />
Bei einem Besuch in der alten Schule zeigt Holzmann, wo er<br />
als Kind gesessen hat. Heute sind hier allerdings das Rathaus<br />
und der Kindergarten untergebracht. Und, was ganz wichtig<br />
ist, das Archiv. Josef Holzmann gefällt es zu sehen, wie vielseitig<br />
und sinnvoll das schöne Gebäude heute genutzt wird. Und er<br />
freut sich auch, wenn er kleine Details wie die alten Fenster<br />
oder die Holztreppe, die zur Lehrerwohnung führte, wiederentdeckt.<br />
Diese Freude am Neuen wie am Alten ist etwas, was<br />
ein bisschen seiner Persönlichkeit entspricht: Holzmann akzeptiert<br />
und begrüßt die Veränderung und den Wandel, gibt<br />
dem Neuen eine Chance, ohne das Alte zu verwerfen. Und das<br />
ist vielleicht auch das Geheimnis des Lehrerberufes, den Holzmann<br />
mit so viel Leidenschaft ausgefüllt hat.<br />
VON DER SCHULE IN DIE WELT<br />
PORTRAIT<br />
Als Holzmann nach Weilheim aufs Gymnasium kam, hatte er<br />
durchaus zu kämpfen. Das lag zum einen am weiten Schulweg:<br />
von Eglfing mit dem Fahrrad zum Bahnhof nach Uffing und<br />
dann mit der Bahn nach Weilheim. Wer das mal gefahren ist<br />
(besonders den ersten Teil) weiß, wie schweißtreibend der Anstieg<br />
ist. „Oft bin ich im Winter völlig durchnässt in der Schule<br />
angekommen“, erinnert sich Holzmann. Zum anderen ging es<br />
in der neuen Schule ganz anders zu. Nach der Behaglichkeit einer<br />
kleinen Dorfschule wirkte das Gymnasium zunächst einschüchternd.<br />
Außerdem stammt Holzmann, wie er sagt, aus einer<br />
„bildungsfernen“ Schicht. Bücher gab es zu Hause kaum<br />
und auch die Zeit zum Lernen musste er sich erkämpfen. Dass<br />
der Seppi überhaupt aufs Gymnasium ging, verdankte er seinen<br />
guten Noten, aber auch seinem Volksschullehrer, der eines Tages<br />
zu den Eltern ging und ihnen dies nahelegte. Mit den guten<br />
Noten sah es auf dem Gymnasium schnell anders aus. „Ich bekam<br />
auf einmal Noten, die ich vorher überhaupt nicht gekannt<br />
hatte“, sagt Holzmann. „Besonders in Mathematik ist es mir<br />
schwergefallen.“ Aber Josef Holzmann konnte sich in der neuen<br />
Umgebung eingewöhnen und der Spaß am Lernen, die Faszination<br />
neuer Lektüre halfen ihm dabei. Auch die ersten Reisen<br />
machte Josef Holzmann in dieser Zeit. „Vorher war ich vielleicht<br />
ein- bis zweimal im Sommer zum Schwimmen an den Staffelsee<br />
gekommen, wenn Feriengäste mich mitgenommen haben.“ Mit<br />
der Schule ging es nach Österreich zum Wintersport oder zum<br />
Schüleraustausch nach Frankreich. Das wurde zu einer großen<br />
Bereicherung für ihn und führte zu einer Freundschaft, die<br />
viele Jahre andauerte.<br />
STUDENTENLEBEN IN SCHWABING<br />
Damals, in den aufregenden 60er Jahren, erlebte Josef Holzmann<br />
auch die Schülerproteste der „Großen“. Ein Rebell wurde<br />
er nicht. In der Blaskapelle spielte er schon mit 11 Jahren Tenorhorn<br />
(später, in der 80er/90er Jahren auch in der Stadtkapelle<br />
Weilheim), und beim Fußball war er Libero.<br />
67
Fotos: Heribert Riesenhuber<br />
PORTRAIT<br />
mit dem Schulbuch arbeitete.“ Als Lehrer muss man sich immer<br />
wieder auf Veränderungen einlassen – ob sie nun gesellschaftlicher<br />
oder technischer Natur sind. Für Josef Holzmann bedeutet das<br />
nicht, dass man immer wieder alles über Bord werfen muss. „Das<br />
Schöne an unserem Beruf ist ja, dass uns eine Fülle von Methoden<br />
und Herangehensweisen zur Verfügung steht“, sagt er.<br />
Vor der Grundschule in Eglfing, dem<br />
Ursprung seiner Schulkarriere<br />
Hier saß Josef (Seppi) Holzmann<br />
in der Grundschulzeit<br />
Die 15 Monate Bundeswehr, die auf die Schulzeit folgten, waren<br />
für Josef Holzmann eine Pause, die ihm erlaubte, über die eigene<br />
Zukunft nachzudenken. Er begann zu lesen, was ihm in die Finger<br />
kam, und entschloss sich zu studieren. 1975 schrieb er sich<br />
für die Fächer Englisch, Politische Wissenschaften und Soziologie<br />
an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ein. Er<br />
wohnte nun mitten im Studentenviertel, in einem Hinterhofgebäude<br />
in der legendären Schellingstraße – und stand wieder einmal<br />
am Anfang einer Schullaufbahn. Diesmal für das Lehramt.<br />
LEHREN – VON DER PIKE AUF<br />
Bevor Josef Holzmann 2015 als Schulleiter nach Murnau kam,<br />
hat er andere Schulen kennengelernt, sah Trends, Ideen und Methoden<br />
kommen und manchmal auch wieder gehen. In den ersten<br />
Jahren als Lehrer gab es weder Kopien noch Overhead-Projektoren.<br />
Arbeitsblätter wurden mit der mechanischen Schreibmaschine<br />
auf eine Matrize getippt und anschließend dem Hausmeister<br />
zur Vervielfältigung übergeben. Wenn man einen Fehler<br />
machte, musste man die Matrize neu schreiben. „Da hat man<br />
sich gut überlegt, ob man Arbeitsblätter machte oder nicht doch<br />
SCHULLEITER MIT LEIB UND SEELE<br />
Als sich die Möglichkeit bot, Schulleiter in Murnau zu werden,<br />
hat Josef Holzmann nicht lange gezögert. Es war für ihn, so<br />
erzählt er, wie ein Heimkommen. Aus der Kindheit war er vertraut<br />
mit der Region und den Menschen. Nur die Tatsache, dass er in<br />
diesem letzten Berufsabschnitt wohl nicht mehr unterrichten<br />
werde, bedauerte er. Als Schulleiter in Murnau konnte Josef Holzmann<br />
allerdings viele andere Facetten seiner Persönlichkeit und<br />
seine Erfahrung einbringen. Das respektvolle Miteinander, die<br />
Kooperation und die Arbeit im Team waren ihm wichtig. Darum<br />
hat er das Motto „Schule gemeinsam machen“, das aus dem Kürzel<br />
SGM (für Staffelsee-Gymnasium Murnau) abgeleitet ist, auch<br />
freudig angenommen und mit Leben und Inhalt gefüllt. Wenn<br />
man mit Lehrern oder Schülern der Schule über den scheidenden<br />
Direktor spricht, spürt man rasch, dass Holzmann zu vielen von<br />
ihnen eine sehr persönliche Beziehung gelungen ist. „Als Herr<br />
Holzmann unser Direktor wurde, ging er in jedes Klassenzimmer,<br />
um sich vorzustellen. Diese Geste zeigt schon, wie hilfsbereit und<br />
zuvorkommend er den Schülern gegenüber ist“, erinnert sich<br />
Elena Kustner aus der 12. Jahrgangsstufe. Anna Finke aus der 7.<br />
Klasse berichtet, dass Josef Holzmann ihnen morgens immer das<br />
Klassenzimmer aufgeschlossen habe. Ihm ist es gelungen, zu motivieren,<br />
zu trösten und zu unterstützen. Für die Anliegen der<br />
Schülerinnen und Schüler hatte er immer Verständnis. Denn in<br />
vielem war es ihm als Kind nicht anders ergangen. Das stellte<br />
sich nicht zuletzt auch bei unserem Besuch in der Dorfschule heraus:<br />
Im schon erwähnten Archiv lagen noch die Klassenlisten<br />
aus der eigenen Schulzeit. So konnte Josef Holzmann die Behauptung,<br />
er habe in der Volksschulzeit immer gute Noten gehabt,<br />
sogar belegen. Tatsächlich standen da nur Einser und Zweier in<br />
seinen Zeugnissen. Aber auch die Bemerkung: „Ein sehr begabter<br />
u. aufgeweckter Schüler, der sich aber ab u. zu eine Hausaufgabe<br />
schenkt.“ (3. Klasse Volksschule, 1963)<br />
Heribert Riesenhuber<br />
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69
70
Agenturinhaber<br />
Kaufmann für Versicherungen und Finanzen (IHK)<br />
Obere Stadt 45, 82362 Weilheim<br />
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71
„I was born in a<br />
Crossfire Hurricane“<br />
FRANK PETRUSIAK<br />
Foto: Florian Warnecke<br />
72
Dental, Art & Rock ’n’ Roll<br />
Dentalstudio Frank Pietrusiak<br />
LIVE<br />
„I was born in a Crossfire Hurricane“ – mit dem Text dieses<br />
bekannten Songs der Rolling Stones beschreibt Frank Pietrusiak<br />
sein Leben, welches geprägt ist durch Höhen, Tiefen und die<br />
Musik. Während unseres Interviews führt er mich durch sein<br />
Labor und verbindet auf seine humorvolle Art die spannende<br />
Welt der Zahntechnik mit der aufregenden Welt der Musik.<br />
Bereits der Eingangsbereich zum Dentalstudio ist außergewöhnlich.<br />
Ein überdachter Steg umgeben von Wasser führt<br />
die Patienten in das Foyer, von hier aus begibt man sich in den<br />
ersten Stock. Die großzügigen, lichtdurchfluteten Räume verbreiten<br />
eine angenehme Wohlfühlatmosphäre. Den Flur zieren<br />
farbintensive abstrakte Darstellungen von Zähnen.<br />
Trinkgeld – nein danke<br />
Frank Pietrusiak, der von 1970 bis 1974 seine Ausbildung zum<br />
Zahntechniker in Bünde absolvierte, fand eher zufällig zu seinem<br />
Beruf. „Ich wollte immer etwas Kreatives machen, zum Beispiel<br />
Redakteur werden. Meine Devise lautete schon damals, dass nur<br />
tote Fische mit dem Strom schwimmen. Als Jugendlicher habe<br />
ich Kurzgeschichten geschrieben, aber meine Mutter wollte, dass<br />
ich zur Sparkasse gehe oder Masseur werde, weil sie meinte, dort<br />
würde man viel Trinkgeld bekommen. Ein Freund meines Vaters<br />
betrieb ein Dentallabor, in welchem ich dann schließlich meine<br />
Ausbildung gemacht habe. Die Lehrzeit war hart. Im ersten Jahr<br />
habe ich nur 70 Mark verdient und musste mich so durchschlagen,<br />
während meine Freunde in anderen Berufen wesentlich mehr Geld<br />
erhalten haben. Dennoch zieht sich die Zahntechnik wie ein roter<br />
Faden durch mein Leben und sie finanziert mir mein größtes<br />
Hobby, die Musik.“<br />
Zahnkunst<br />
Der Beruf des Zahntechnikers ist ein Bindeglied zwischen Technik,<br />
Mensch und Medizin. „Als Dienstleister im Gesundheitswesen tragen<br />
wir eine besondere Verantwortung, denn die Bandbreite zwischen<br />
manueller Tätigkeit und Hightech sowie zwischen filigraner Handarbeit<br />
und computergestützter Fertigung ist enorm. Kreativität gepaart<br />
mit innovativem Denken und die enge Zusammenarbeit mit dem<br />
Zahnarzt ermöglichen die perfekte Zahntechnik“, berichtet Frank<br />
Pietrusiak. „Zähne sind unsere Visitenkarte und Billigzähne aus<br />
Asien sind die schlechteste Wahl, denn nur modernste Geräte, effektive<br />
Technologien und hochwertige Materialien sind Garanten für höchste<br />
Qualität. Von der Krone bis zum Implantat ist bei uns jedes Einzelstück<br />
ein ausgefeiltes Kunstwerk, welches individuell zum Menschen<br />
passt und komplett in unserem Hause hergestellt wird.“<br />
Qualität, Know-how und Menschlichkeit<br />
Zum Team des Dentallabors gehört ebenso Christian Janzen, der<br />
2020 seine Meisterprüfung mit Bestnoten bei der Handwerkskammer<br />
in München absolviert hat: „Ich bin Spezialist in digitaler<br />
CAD/CAM-Technik (ein computergestütztes Hightech-Verfahren, welches<br />
für das Designen und Herstellen von Basisteilen in der Zahntechnik<br />
verwendet wird) sowie in der Fräs- und Geschiebetechnik.<br />
Mir gefällt der künstlerische Teil meiner Arbeit und ich liebe den<br />
Umgang mit verschiedenen Produkten und Materialien. Wir haben<br />
ein tolles Arbeitsklima und dürfen bei vielen Dingen, wie zum Bespiel<br />
der Einrichtung, mitentscheiden.“<br />
Eine weitere Mitarbeiterin ist Eva Schaller. „Sie ergänzt uns auf<br />
besondere Weise, denn Frau Schaller besitzt eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung als Zahnarzthelferin und Zahntechnikerin. Neben<br />
der Herstellung von Keramikkronen und Inlays ist sie spezialisiert<br />
auf die Anfertigung von Schienen zur Behandlung von schlafbezogenen<br />
Atemstörungen. Zähne können Auswirkungen auf den ganzen<br />
Körper haben und zu Kopfschmerzen und Verspannungen führen,<br />
Frau Schaller konnte schon einigen Patienten helfen, ihre Beschwerden<br />
zu lindern“, erklärt Frank Pietrusiak. „Stolz sind wir außerdem<br />
auf Frau und Herrn Grundschock, die sich gemeinsam um die<br />
Logistik, die Instandhaltung und Wartung der Laborgeräte und um<br />
die Aufrechterhaltung des Hygienekonzepts kümmern. Meine Frau<br />
unterstützt mich tatkräftig in der Planung sowie im Büro – somit<br />
ist unser Team komplett. Ich habe meinen Leuten sehr viel zu verdanken,<br />
denn ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Ich<br />
fühle mich sehr geehrt mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen.<br />
73
Christian Janzen und Eva Schaller<br />
Foto: Florian Warnecke<br />
Musik für alle<br />
Eine feste Morgenroutine gibt es auch, denn alle im Labor sind<br />
große Musikfans. „Wir haben hier zwei Tageskalender hängen –<br />
einen mit Heavy Metal für Christian und einen mit Rock und Pop<br />
für die anderen. Jedes Kalenderblatt enthält einen Song, den wir<br />
gleich in der Früh anhören, das ist unser Ritual“, schmunzelt<br />
Frank Pietrusiak. Die gemeinsame Liebe zur Musik zeigt sich<br />
auch bei der Gestaltung aller Räume. An den Wänden hängen<br />
Bilder und Zeichnungen bekannter Musiker, einzigartige Gitarren,<br />
die mit ihrem besonderen Aussehen die Blicke auf sich ziehen,<br />
sowie CDs und Schallplatten, die als Sammlerstücke gelten.<br />
Besonders häufig vertreten sind die „Rolling Stones“. „Alle im<br />
Team sind Fans. Ich selbst fühle mich auch wie ein rollender Stein<br />
im Flussbett, ich setze kein Moos an, weil ich ständig in Bewegung<br />
bin – wie es schon Muddy Waters gesungen hat.“<br />
An einer der Türen prangt das Schild der Abbey Road Studios –<br />
dem Tonstudio, welches insbesondere durch die Beatles weltberühmt<br />
geworden ist. „Wir haben letztes Jahr unseren Betriebsausflug<br />
nach London gemacht und waren mit dem ‚Magic Bus‘<br />
auf den Spuren musikalischer Persönlichkeiten unterwegs. Natürlich<br />
sind wir auch alle über den bekanntesten Zebrastreifen gelaufen.<br />
Das war wirklich ein Highlight und wir sind in viele Ecken<br />
gekommen, die man sonst nicht sieht. Ein unvergessliches UFO-<br />
Konzert in einem alten englischen ‚Ballroom‘ in London rundete<br />
den Ausflug perfekt ab“, schwärmt Pietrusiak.<br />
Berühmte Zähne<br />
Der sympathische Zahntechniker, der selbst erst mit 20 Jahren begonnen<br />
hat, Gitarre zu spielen, kann einen großen beruflichen Erfahrungsschatz<br />
vorweisen: „Ich hatte bereits Anstellungen in leitenden<br />
Positionen in Kliniken und im Labor und habe zahlreiche Fortbildungen<br />
in allen Gebieten der Zahntechnik im In- und Ausland besucht.<br />
Spezialisiert bin ich auf implantatgestützte Vollrestaurationen und<br />
hochästhetischen High-End-Zahnersatz. Ich habe ebenso einige Restaurationen<br />
für Persönlichkeiten aus Film, Fernsehen, Politik, Literatur<br />
und Sport vornehmen dürfen und interessante Erfahrungen gemacht.“<br />
Ein rollender Stein<br />
Frank Pietrusiak besucht bereits in den 70ern viele Konzerte<br />
von AC/DC, The Who, Led Zeppelin, Lynyrd Skynyrd, ZZ Top,<br />
Stevie Ray Vaughn und selbstverständlich den Rolling Stones.<br />
Vielleicht können sich ja einige Leser auch an die langen Rockpalast-Nächte<br />
im WDR erinnern? Nachdem es in Deutschland<br />
in den frühen Tagen der CD-Herstellung nur ein Presswerk gibt,<br />
fährt Frank regelmäßig nach Amsterdam, um dort größere Mengen<br />
Import-CDs der neuesten Tonträger aus Japan und USA zu<br />
erwerben und vertreibt diese über seine Firma Boss Music an<br />
Videotheken und Endkunden. Eine beleuchtete Rolling Stones-<br />
Flipperscheibe dieser Zeit, aus der Rockdisco „Paradiso“ in Amsterdam,<br />
ziert die Wand in der Keramikabteilung seines Dentallabors.<br />
Mit dem Plattenlabel „Interplanet“ wurden Radio und<br />
Promotiontermine sowie Konzerte von kanadischen Rockbands<br />
in Belgien und den Niederlanden organisiert.<br />
Murnau-Lanzarote und zurück<br />
Nach Murnau führt Frank sein Weg 2000, als er in einer Fachzeitschrift<br />
die Annonce eines Labors liest: „Warum nicht dort arbeiten,<br />
wo andere Urlaub machen?“ „Das hat mir gefallen und ich habe<br />
mich beworben – und den Job bekommen. Ich habe die netten Kollegen<br />
dieses Labors und ihren tollen Chef immer noch in guter Erinnerung.<br />
Eines Tages haben sie dann gefragt, wer Lust hätte, vier Wochen<br />
in einem Dentallabor auf Lanzarote einen speziellen Zahnersatz anzufertigen.<br />
Das wollte ich unbedingt machen. Auf Lanzarote waren<br />
damals die Arbeitsbedingungen ganz anders als in Deutschland, denn<br />
zu dieser Zeit musste ständig improvisiert werden. Wenn man dort<br />
arbeiten kann, kommt man überall zurecht. Der Laboreigentümer<br />
auf Lanzarote hat mich gebeten zu bleiben und wir sind nach Spanien<br />
ausgewandert. Wir haben zehn Jahre in Costa Teguise gelebt – direkt<br />
74
am Strand. Das Leben in Spanien fühlt sich immer etwas nach<br />
Urlaub an, man trifft sich nach der Arbeit mit Freunden, verbringt<br />
die Abende zusammen und hat Spaß.“<br />
Devils Dinner<br />
Auf Lanzarote gründet Frank Pietrusiak mit einem Bassisten<br />
und einem Schlagzeuger seine eigene Band. „Mein<br />
Traum war es stets, selbst ein Stück zu verfassen, von der Idee<br />
bis hin zum Verkauf. Der Proberaum, den wir gefunden haben,<br />
war wirklich ekelhaft, schimmlig und verdreckt – so stelle ich<br />
mir die Anfänge aller großen Bands vor, bevor sie bekannt wurden.“<br />
Doch Frank glaubt fest an seinen Traum und gibt nicht<br />
auf. „‚It's only Rock 'n' Roll but I like it‘, sang schon Mick<br />
Jagger und dieser Proberaum und seine Umgebung im Reeperbahnstyle<br />
waren auf gewisse Art auch eine Inspiration.<br />
Ich mag es in meinen Songs Themen anzupacken,<br />
die alltäglich sind und den Leuten einen<br />
Spiegel vor das Gesicht zu halten.“<br />
2017 ist es soweit, das Album „Devils Dinner“ erscheint<br />
und enthält Titel, die rockig und etwas<br />
verrucht sind. Wer nun Lust bekommen hat,<br />
reinzuhören und sich selbst von den außergewöhnlichen<br />
Stücken inspirieren zu lassen: Zu<br />
finden sind einige Lieder des Albums unter<br />
anderem auf Spotify. Der gemeinsame Wunsch<br />
nach einem harmonischen und räumlich nahen<br />
Familienumfeld beendet schließlich die Zeit auf der Vulkaninsel.<br />
Das Wohlfühlstudio<br />
Das Dentalstudio von Frank Pietrusiak ist modern und hochinteressant.<br />
Patienten fühlen sich sofort wohl. „Unsere Philosophie<br />
basiert auf Kommunikation und Offenheit, wir möchten<br />
wissen, was den Patienten am wichtigsten ist, was ihnen am<br />
meisten Sorgen bereitet und was zu ihren Möglichkeiten passt.<br />
Wir lieben es mit Menschen zu arbeiten, ihre Bedürfnisse zu erkennen<br />
und ihnen Lebensqualität zu schenken. Unsere Tür steht<br />
immer offen, deswegen beraten wir auch direkt im Labor, unverbindlich<br />
und kostenfrei – denn wir wissen, was sich unsere Kunden<br />
wünschen, auch wenn wir sie noch nicht kennen: Sie wollen<br />
lachen, sprechen, singen, beißen, essen, küssen – und das<br />
mit schönen und funktionellen Zähnen.“<br />
Übrigens: Wer nun Lust bekommen hat, in die<br />
kreative Welt der Zahntechnik einzutauchen und<br />
mit einem tollen Team zusammenzuarbeiten:<br />
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76
NACHRUF<br />
Werner Gilg – Staffelseewirt<br />
Gastgeber und Genussmensch – das war Werner Gilg.<br />
Schon von Kindesbeinen an lernte er die Gastronomie<br />
kennen. Als einer von drei Buben wuchs er im elterlichen<br />
Betrieb, dem Griesbräu auf. Nachdem er einige<br />
Jahre im Ausland verbracht hatte, um die schulische<br />
Laufbahn zu beenden und viele wertvolle berufliche<br />
und persönliche Erfahrungen zu sammeln, kam er<br />
wieder nach Murnau, um seine Familie zu unterstützen.<br />
Bald erwarb er die damals kleine Weinstube<br />
* 20.5.1941 – † 12.1.2021<br />
Burgklause, welche er zusammen mit seiner damaligen<br />
Frau sehr erfolgreich führte, immer weiter ausbaute und vergrößerte.<br />
Fünfzig Jahre lang arbeitet Werner Gilg in und an diesem – seinem Betrieb.<br />
Durch Fleiß, Gastfreundschaft und viel Können erschuf er einen Vorzeigebetrieb,<br />
welcher weit über die Murnauer Grenzen hinaus zu einem Begriff<br />
wurde. Seine beiden Töchter waren sein ganzer Stolz und er schaffte es trotz<br />
seiner arbeitsreichen Aufgabe, möglichst viel Zeit mit beiden in den Bergen<br />
oder an seinem geliebten Badeplatz am Staffelsee zu verbringen. Auch das<br />
Reisen und den Sport liebte er und nahm sich immer wieder Freiräume, um<br />
dies genießen zu können. Werner Gilg konnte mit leuchtenden Augen viele<br />
Geschichten von seinem Erlebten erzählen und teilte diese Erfahrungen gerne<br />
mit anderen. Genauso euphorisch war er als Wirt und Hotelier und so prägte<br />
er das touristische Bild Murnaus mit. Er war Mitbegründer und jahrelang aktives<br />
Mitglied der Staffelseewirte. In der zweiten Lebenshälfte lernte er seine<br />
spätere Ehefrau Diane kennen. Gemeinsam führten sie das Hotel Klausenhof<br />
mit Burgklause, bis Werner den Betrieb an seinen Neffen Michael Gilg übergab<br />
und sich nach einem arbeitsreichen Leben zur Ruhe setzte. Nun hat uns<br />
Werner Gilg leider am 12. Januar für immer verlassen.<br />
Sepp Gramer –<br />
Original und Charmeur<br />
Anzeigenbuchungen unter:<br />
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Wenn sich in Murnau etwas rührte, war der Gramer<br />
Sepp nicht weit! So kannte man das Murnauer Original<br />
– mal Kasperl – mal Charmeur. Immer einen lockeren<br />
Spruch auf den Lippen. Seine Herzensaufgabe war jedoch<br />
stets sein Engagement für seine Mitmenschen<br />
und sein Murnau. Egal ob er einer Gruppe stolz die<br />
versteckten Orte und Sehenswürdigkeiten präsentierte<br />
* 1.12.1949 – † 13.1.2021<br />
oder ob er bei seinen Pferdekutschenfahrten Murnau<br />
aus einer anderen Perspektive zeigte. Es war immer mit Witz, Verstand und<br />
seiner ihm eigenen liebenswerten Art. Beim traditionellen Politikerdableckn<br />
oder als Kasper bei den Schafflern: Überall war er engagiert und federführend<br />
mit dabei. Unglaublich wie vielen Vereinen er ehrenamtlich zur Verfügung<br />
stand. Chapeau lieber Sepp! Politisch hatte er seine Standpunkte, für die er<br />
stets einstand. Seine Zuverlässigkeit wurde von allen sehr geschätzt. Auf der<br />
Theaterbühne konnte er seine kreative Ader ausleben und hatte sichtlich Spaß<br />
dabei. Sepp Gramer konnte einen mit dieser leidenschaftlichen Art mitreißen.<br />
Tragisch war sein Unfall, der Murnaus Bevölkerung tief erschütterte. Lange<br />
kämpfte Sepp Gramer gemeinsam mit seiner Familie um sein Leben. Leider<br />
verlor er dieses im Alter von 71 Jahren am 13. Januar 2021. Wir trauern um<br />
seinen Verlust und wissen, dass er eine tiefe Lücke hinterlassen wird.<br />
77
Am 01.01.2021 sind zahlreiche Steueränderungen in Kraft getreten.<br />
Wir verschaffen Ihnen einen schnellen Überblick über alle Änderungen,<br />
die Sie jetzt kennen sollten.<br />
Corona steuerfreie Prämie bis Juni 2021 verlängert<br />
Eine Gewährung dieser steuer- und sozialabgabenfreien Sonderzahlung<br />
war im vergangenen Jahr bis einschließlich 31. Dezember 2020<br />
und bei Vorliegen der weiteren Voraussetzungen möglich. Im Rahmen<br />
des Jahressteuergesetzes 2020 hat das Bundesfinanzministerium u.<br />
a. die Frist zur Auszahlung der Corona-Sonderzahlung an Arbeitnehmer<br />
bis zum 30. Juni 2021 verlängert. Der Steuerfreibetrag von max.<br />
1.500 Euro bleibt dabei unverändert. Die Fristverlängerung führt auch<br />
nicht dazu, dass im ersten Halbjahr 2021 nochmals 1.500 Euro steuerfrei<br />
ausgezahlt werden könnten, wenn bereits in 2020 der Betrag voll<br />
ausgeschöpft wurde.<br />
Hervorzuheben sind insbesondere folgende Aspekte:<br />
• Auszahlung bis zum 30. Juni 2021: Steuer- und sozialabgabenfrei<br />
kann die Corona-Prämie in der Zeit vom 1. März 2020 bis zum<br />
30. Juni 2021 als Zuschuss oder Sachbezug gezahlt werden. Frühere<br />
oder spätere Zahlungen sind hingegen voll steuer- und sozialabgabenpflichtig.<br />
WIRTSCHAFT & FINANZEN<br />
DR.RALF<br />
ERICH<br />
SCHAUER<br />
• Vertragliche Vereinbarung: Für die Steuerfreiheit ist nach Angaben<br />
des BMF eine vertragliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer erforderlich. Aus ihr muss hervorgehen, „dass es<br />
sich um steuerfreie Beihilfen und Unterstützungen zur Abmilderung<br />
der zusätzlichen Belastung durch die Corona-Krise handelt“.<br />
• Genaue Lohnabrechnung: Um Probleme mit dem Finanzamt zu<br />
vermeiden, sollte in der Lohnabrechnung dokumentiert werden,<br />
dass es sich um eine steuerfreie Beihilfe zur Abmilderung der zusätzlichen<br />
Belastung durch die Corona-Krise gemäß § 3 Nr. 11 a<br />
Einkommensteuergesetz handelt.<br />
Foto Archiv: Angela und Lutz Stoess Fotografie<br />
• Corona-Prämie für alle Mitarbeiter möglich: Die Prämie kann allen<br />
Mitarbeitern gezahlt werden, unabhängig davon, ob sie in Vollzeit,<br />
Teilzeit oder als Minijobber im Betrieb arbeiten. Auch Mitarbeiter<br />
in Kurzarbeit können die Prämie erhalten.<br />
• Freibetrag: Die Corona-Prämie bleibt bis zu einer Höhe von 1.500<br />
Euro steuer- und sozialabgabenfrei.<br />
• Die Sonderzahlung muss zusätzlich zum ohnehin geschuldeten<br />
Arbeitslohn erfolgen.<br />
• Vereinbarte Leistungsprämien und/oder sonstige Sonderzahlungen<br />
(z.B. Weihnachtsgeld) können grundsätzlich nicht in eine steuerfreie<br />
Beihilfe umgewandelt werden, da sie in der Regel auf bestehenden<br />
Vereinbarungen beruhen.<br />
Mehr Kosten bei Investitionsabzugsbeträgen<br />
begünstigt<br />
Sehr interessante Neuregelungen für Unternehmen sind bei den Investitionsabzugsbeträgen<br />
nach § 7g EStG geplant.<br />
• Künftig sollen 50 statt 40 Prozent der Investitionskosten begünstigt<br />
werden.<br />
• Als Voraussetzung für eine Inanspruchnahme von Investitionsabzugsbeträgen<br />
soll eine einheitliche Gewinngrenze in Höhe von<br />
200.000 Euro für alle Einkunftsarten einheitlich gelten.<br />
• Auch vermietete Wirtschaftsgüter sollen nach § 7g EStG begünstigt<br />
werden. Nach der bisherigen Regelung sind nur Wirtschaftsgüter<br />
des Anlagevermögens begünstigt, die im Jahr der Investition und<br />
im Folgejahr ausschließlich oder fast ausschließlich, das heißt zu<br />
mindestens 90 Prozent, im Betrieb genutzt werden. Die Verwendung<br />
der Wirtschaftsgüter soll jedoch mit dieser Änderung flexibilisiert<br />
werden. Auch längerfristige Vermietungen sollen sich dann<br />
nicht mehr schädlich in Bezug auf § 7g EStG auswirken.<br />
• In einem neuen Satz 2 zu § 7g Absatz 2 wird eine Regelung zur<br />
nachträglichen Beantragung von Investitionsabzugsbeträgen geplant,<br />
die ungewollte Gestaltungen vermeiden soll.<br />
Die Neuregelungen sollen bereits erstmals für Investitionsabzugsbeträge<br />
und Sonderabschreibungen angewandt werden, die in nach dem<br />
31. Dezember 2019 endenden Wirtschaftsjahren in Anspruch genommen<br />
werden.<br />
Kindergeld und Kinderfreibetrag<br />
Das sogenannte zweite Familienentlastungsgesetz tritt zum 1. Januar<br />
2021 in Kraft. Das Gesetz sieht eine Kindergelderhöhung vor: Für<br />
jedes Kind gibt es dann 15 Euro mehr Kindergeld.<br />
ab 1.7.2019 ab 1.1.2021<br />
Erstes Kind 204 Euro 219 Euro<br />
Zweites Kind 204 Euro 219 Euro<br />
Drittes Kind 210 Euro 225 Euro<br />
Jedes weiteres Kind 235 Euro 250 Euro<br />
Dementsprechend erhöht sich auch der Kinderfreibetrag. Diesen bekommen<br />
Eltern anstatt des Kindergelds steuerlich angerechnet, wenn<br />
78
das für sie günstiger ist. Für jeden Elternteil steigt er 2021 von 2.586<br />
auf 2.730 Euro. Gleiches gilt für den Betreuungsfreibetrag – er steigt von<br />
1.320 auf 1.464 Euro pro Elternteil. Insgesamt steigen die Freibeträge<br />
also um 576 Euro auf 8.388 Euro für jedes berücksichtigungsfähige Kind.<br />
Grundfreibetrag<br />
Der sogenannte Grundfreibetrag dient dazu, das verfassungsrechtlich<br />
garantierte Existenzminimum steuerfrei zu stellen. Ab 2021 steigt der<br />
Grundfreibetrag in zwei Schritten:<br />
Jahr 2020 2021 2022<br />
Grundfreibetrag 9.408 Euro 9.744 Euro 9.984 Euro<br />
Erhöhung gegenüber<br />
Vorjahr 240 Euro 336 Euro 288 Euro<br />
Solidaritätszuschlag<br />
Ab 1. Januar 2021 fällt der Solidaritätszuschlag für rund 90 Prozent<br />
der Arbeitnehmer weg. Für 90 Prozent der Zahler fällt der sogenannte<br />
Soli mit dem neuen Jahr komplett weg, für weitere 6,5 Prozent zumindest<br />
zum Teil – nach Einkommen gestaffelt. Nur die Top-Verdiener<br />
müssen in voller Höhe weiterzahlen. Der Soli-Zuschlag beträgt bislang<br />
5,5 Prozent der Körperschaft- oder Einkommensteuer.<br />
Behindertenpauschale<br />
Menschen mit Behin derung werden jetzt wesentlich stärker entlastet.<br />
Für sie verdoppeln sich nach 45 Jahren die Behindertenpausch beträge,<br />
die sie anstelle ihrer tatsäch lichen Kosten steuerlich geltend machen<br />
können. Die genannten Änderungen wurden schon von Bundes tag<br />
und Bundes rat verabschiedet.<br />
Pendlerpauschale<br />
So sollen Berufs tätige ab dem 21. Kilo meter des einfachen Weges zur<br />
Arbeit statt 30 Cent nun 35 Cent absetzen können. Manche Experten<br />
fordern: Das sollte für alle ab dem ersten Kilo meter gelten, weil auch<br />
die Kosten im Nahverkehr steigen.<br />
Homeoffice-Pauschale<br />
Zudem gibt es 2021 eine neue Home office-Pauschale von maximal 600<br />
Euro im Jahr für alle, die keine Kosten für ein separates Arbeits zimmer<br />
daheim geltend machen. Je Arbeits tag im Home office zählen 5 Euro<br />
pauschal als Werbungs kosten oder Betriebs ausgaben – maximal für<br />
120 Tage im Jahr. Das gilt auch rück wirkend für das Jahr 2020.<br />
Dr. Ralf Erich Schauer, Steuerberater<br />
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