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Melange No17

Melange No17 - Das Magazin im Süden Bayerns

Melange No17 - Das Magazin im Süden Bayerns

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2<br />

1<br />

PAUL ADAMS<br />

„Music – what I<br />

was born to do“<br />

Titel: Paul Adams<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

d a s m a g a z i n<br />

IM SÜDEN<br />

BAYERNS<br />

WALTER<br />

KRAFT<br />

Kunst als Passion<br />

FRANK<br />

PETRUSIAK<br />

Dentallabor<br />

KARL GABL<br />

Gipfelstürmer


EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Foto: Franz Windirsch<br />

L<br />

Lasst uns positiv nach vorne schauen, auch wenn<br />

die Welt sich gerade spürbar verändert.<br />

Sind acht Milliarden Menschen zu viel auf unserer<br />

einzigartigen Erdkugel? Ist Virologe der Beruf der Zukunft?<br />

Finden die Mediziner bald hinter jeder Tür einen Virus? Diese<br />

Fragen drängen sich mir immer öfter auf. Beim Spazierengehen<br />

am Staffelsee suche ich darauf Antworten. Dabei tun sich<br />

dann aber wieder viele andere und naheliegendere Fragen auf:<br />

Gibt es noch genügend junge Menschen mit Mut, die den<br />

elterlichen Einzelhandel, das Hotel, Restaurant oder einen<br />

Frisörladen übernehmen,<br />

vielleicht sogar<br />

ein Fitnessstudio eröffnen?<br />

Die Menschen brauchen<br />

Freude, wollen<br />

optimistisch und mit<br />

Genuss durchs Leben<br />

gehen. Dazu gehört<br />

Liebgewonnenes und<br />

Gewohntes: am Wochenende durch die Fußgängerzone<br />

schlendern, nach Besorgungen noch auf Kaffee und Kuchen<br />

oder ein Weißbier mit Weißwürsten und zwei Brezen einzukehren;<br />

Verabredungen am Abend, Treffen mit Freunden,<br />

schön zum Essen gehen und dazu ein kühles Glas Weißwein<br />

genießen. Und damit am Abend beim Essen das schlechte Gewissen<br />

nicht ganz so druckt, vorher am Nachmittag noch<br />

kurz um den See radeln …<br />

Das alles vermisse ich und damit geht es mir wie vielen anderen.<br />

Um dahin zurückkehren zu können, müssen wir durchhalten<br />

und zusammenstehen.<br />

Nutzen Sie bitte weiterhin die örtlichen Fachgeschäfte und<br />

Betriebe vor Ort.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünschen wie immer,<br />

Franz Windirsch und das Team <strong>Melange</strong><br />

Ihr Spezialist für gesunden Schlaf.<br />

Besuchen Sie uns in unserem<br />

Fachgeschäft in Wielenbach!<br />

ÖFFNUGSZEITEN:<br />

Di – Fr 09.00 – 12.30 Uhr<br />

Di – Fr 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Montag und Samstag geschlossen<br />

gerne auch mit persönlicher Vereinbarung<br />

Primelstraße 2<br />

82407 Wielenbach<br />

Tel. 0881 33 92<br />

Fax 0881 40 859<br />

info@bettenmerk.de<br />

bettenmerk.de<br />

3


INHALT<br />

6 IMPRESSIONEN<br />

„Loisach“ von Florian Warnecke<br />

8 BOBSPORT Stefan und Christoph Gaisreiter<br />

Feuer für Eis<br />

14 THEATER Sepp Daser<br />

Theater bis an die Grenzen – und darüber hinaus …<br />

8<br />

Stefan und Christoph Gaisreiter<br />

Feuer für Eis<br />

18 PORTRAIT Karl Gabl<br />

Gipfelstürme – Ein erlebnisreiches Leben<br />

24 HANDWERK Andrea Fippl<br />

Fippakunst – Schluss mit alten Hüten<br />

28 MUSIK Paul Adams<br />

„Music – what I was born to do“<br />

32 DRACHENGESCHICHTEN Murni<br />

Vom furchteinflößenden Ungeheuer<br />

zum Schmusedrachen<br />

34 PORTRAIT Zahnarzt Michael Broll<br />

Die besonderen Schätze des Lebens<br />

14<br />

Sepp Daser<br />

Theater bis an die Grenzen<br />

40 GESUNDHEIT<br />

Praxis für Lebenspflege und traditionelle<br />

chinesische Medizin Christine Hansen<br />

YANG SHENG – Das Leben nähren<br />

43 BACKSTAGE Calvin Russell<br />

Living on the end of a gun<br />

44 GASTRONOMIE<br />

Uli Weisner und Michael Gilg<br />

GGG – Gemeinsam Gans viel Gutes tun:<br />

Federn lassen für den guten Zweck<br />

18<br />

Karl Gabl<br />

Gipfelstürmer<br />

48 ALLES WAS RECHT IST<br />

Rechtsanwalt Michael Huber<br />

Corona „befällt“ auch das Familien- und Mietrecht<br />

52 FORSCHEN, ENTWICKELN, ERPROBEN<br />

Das Institut für Biomechanik an der BG Unfallklinik Murnau<br />

4


INHALT<br />

60 KUNST Walter Kraft<br />

Kunst als Passion<br />

65 IMMOBILIEN EXPERTENTIPPS<br />

von Britta Kirstein-Zietz & Roger Zietz<br />

Immobilienverrentung – eine Möglichkeit<br />

zur Absicherung gegen Altersarmut?<br />

66 PORTRAIT Josef Holzmann<br />

Alles auf Anfang<br />

69 BASKETBALL ESV Staffelsee e.V.<br />

Neue Abteilung: Cheerleading!<br />

72 LIVE Dentalstudio Frank Pietrusiak<br />

Dental, Art & Rock ’n’ Roll<br />

77 NACHRUF Werner Gilg und Sepp Gramer<br />

78 WIRTSCHAFT + FINANZEN mit Dr. R. E. Schauer<br />

Überblick über zahlreiche aktuelle Steueränderungen<br />

80 MARKTPLATZ<br />

Cafés, Restaurants, Shopping, Tourismus und Gesundheit,<br />

Kunst, Handwerk, Immobilien und Dienstleistungen<br />

auf einen Blick<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Agentur <strong>Melange</strong>, Franz Windirsch, Stephanie Brandner,<br />

Postgasse 4, 82418 Murnau<br />

Autoren: Heribert Riesenhuber, Alexandra Sichart, Birgit Schwarzenberger,<br />

Andrea Fritsch, Christine Hansen, Frank Petrusiak, Michael Huber,<br />

Britta Kirstein-Zietz, Roger Zietz, Dr. Ralf Erich Schauer<br />

Art Direktion: Katrin Oppenrieder<br />

Fotografen: Florian Warnecke, Heribert Riesenhuber, Andrea Fritsch,<br />

Franz Windirsch, Michaela Gaisreiter, Stefanie Seyringer, Christian Podolski<br />

Bildbearbeitung: Richard Maier<br />

Lektorat: Petra Taint, Wortschatz [Ideen Konzepte Texte] München<br />

Media Reports und Eventmanager: Sebastian Windirsch<br />

28<br />

Paul Adams<br />

„Music – what I was born to do“<br />

34<br />

Zahnarzt Michael Broll<br />

Die besonderen Schätze des Lebens<br />

KUNDENBETREUUNG + ANZEIGEN<br />

Franz Windirsch, 0151.12050911<br />

Sebastian Windirsch<br />

info@agentur-melange.de<br />

VERTEILUNG<br />

Ammergauer Alpen, Blaues Land,<br />

Garmisch-Partenkirchen, Loisachtal,<br />

Penzberg, Weilheim, Peiting, Schongau,<br />

Ehrwald/Tirol<br />

60<br />

Walter Kraft<br />

Kunst als Passion<br />

5


Foto: Florian Warnecke – 15.1.2021 – 18:00 Uhr<br />

Loisach


IMPRESSIONEN<br />

Hotel am schönsten Fleck Bayerns<br />

www.alpenhof-murnau.com


Feuer für Eis<br />

Stefan und Christoph Gaisreiter


BOBSPORT<br />

Flammen, die im Herzen<br />

zu Lodern beginnen und<br />

dann ein großes Feuer<br />

entfachen. So groß,<br />

dass es auf andere und<br />

sogar auf die nächste<br />

Generation überspringt<br />

und dabei nicht abkühlt.<br />

Bei Stefan Gaisreiter<br />

sprang der Funke für den<br />

Bobsport schon als Kind<br />

über und auch sein Sohn<br />

Christoph Gaisreiter<br />

teilt diese Leidenschaft<br />

mit ihm.<br />

Foto: Michaela Gaisreiter<br />

9


Ohlstädter Eis<br />

Kann man sich eine Natureisbahn mitten in einem oberbayerischen<br />

Dorf vorstellen? Tatsächlich wurde das in Ohlstadt Wirklichkeit,<br />

nur ist es schon 70 Jahre her. Im Wintersport war noch nicht so<br />

viel los wie heute und daher musste man auf diesem Gebiet viel<br />

Kreativität entwickeln. Die Ohlstädter wollten eine eigene Bobeisbahn<br />

bauen, denn es gab einige Interessierte für diesen Sport.<br />

Also half man im Dorf zusammen und es wurden Eisschollen<br />

aus dem Sägewerk bei Schwaiganger transportiert. Zum Formen<br />

der Bobbahn wurde mit Eis und Schnee aufgefüllt. Die Winter<br />

waren in den 1950er Jahren deutlich kälter und so musste man<br />

keine Sorge haben, dass sich die Bahn schnell auflöst.<br />

Starkult<br />

Das große Idol im Bobsport war Franz Schelle. Der Ohlstädter<br />

holte 1951 den bayerischen Meistertitel und löste damit eine<br />

Welle der Begeisterung aus. Stefan Gaisreiter war damals noch<br />

ein kleiner Junge. Er verfolgte das Geschehen genau mit. Alle<br />

Zeitungsartikel wurden von ihm ausgeschnitten, in ein Heft geklebt<br />

und passende Überschriften selbst dazu erfunden.<br />

Auf nach Garmisch<br />

Viele teilten die Begeisterung für den Bobsport. Doch wenn<br />

sich Kinder etwas in den Kopf setzen, so nimmt dies manchmal<br />

ganz andere Formen an. Kinder können sehr hartnäckig sein,<br />

vor allem wenn sie etwas mit Leidenschaft machen. Und so<br />

kam es, dass Stefan Gaisreiter mit seinen gerade mal 11 Jahren<br />

zur Weltmeisterschaft 1958 nach Garmisch-Partenkirchen<br />

wollte. Beim Mittagessen war er so nervös, dass er sich sogar<br />

in den Finger schnitt. An der Garmischer Eisbobbahn stehend<br />

konnte er miterleben, wie Franz Schelle mit seinem Viererbob-Team<br />

auf Platz zwei kam.<br />

Der Funke war übergesprungen und die Flamme begann in<br />

ihm zu lodern. Ab sofort brannte er für den Bobsport. Nichts<br />

war mehr vor ihm sicher – alles wurde zum Basteln auf dem<br />

elterlichen Hof verwendet.<br />

Bei der Weltmeisterschaft 1962 in Garmisch-Partenkirchen<br />

war Stefan Gaisreiter wieder dabei. Selbstverständlich mit all<br />

seinen Freunden. Sie konnten Anteil nehmen, wie Franz Schelle<br />

den Titel nach Ohlstadt holte. Die Stimmung muss atemberaubend<br />

gewesen sein!<br />

10


BOBSPORT<br />

WM 1979 am Königsee: Stefan Gaisreiter, Heinz Busche,<br />

Hans Wagner und Dieter Gebhardt<br />

Illegal nach Insbruck<br />

Das Feuer für den Bobsport wurde immer größer und so fuhr<br />

Stefan Gaisreiter 1964 alleine mit dem Bus nach Innsbruck.<br />

Wohlwissend, dass er das eigentlich nicht durfte. Unter 18 Jahren<br />

war das damals nicht erlaubt. Der Busfahrer hatte es sofort gespannt:<br />

Stefan Gaisreiter war ertappt. Er rechtfertigte sich, er<br />

hatte vorgesorgt und immerhin den Ausweis seines älteren Bruders<br />

dabei. Sicherlich wurde auch dem Busfahrer sofort bewusst,<br />

wie wichtig es für ihn war nach Innsbruck zu fahren. Somit<br />

einigten sich die beiden auf einen Platz ganz hinten im Bus.<br />

Vom Bastler zum Weltmeister<br />

Scheinbar war das Jahr 1964 eh ein ganz besonderes für den<br />

Ohlstädter, denn er bekam von Hans Rösch einen alten Bob geschenkt.<br />

Nun wurde so richtig gebastelt. An dem Bob wurde<br />

vieles verändert und regelmäßig wurden die Kufen neu präpariert<br />

und genau getestet. Auf dem elterlichen Grundstück wurde<br />

sogar extra beeist, um alles besser und effizienter testen zu können.<br />

Aus der anfänglichen Bastelei entwickelten sich genaue<br />

Ausarbeitungen bis ins kleinste Detail.<br />

Im Jahr 1968 veränderte sich vieles. In Königsee wurde eine<br />

Kunsteisbahn errichtet, denn die Winter wurden wärmer und<br />

somit hatte die Natureisbahn in Ohlstadt ihre letzten Dienste<br />

getan. Auch ist es die Zeit für den ersten Weltmeister-Titel.<br />

Den holt sich das Viererbob-Team in den USA in Lake Placid.<br />

Zu dem Erfolgsteam gehören Wolfgang Zimmerer, Peter Utzschneider,<br />

Walter Steinbauer und Stefan Gaisreiter.<br />

Olympisches Gold<br />

Das war nicht der erste und auch nicht der letzte Erfolg dieses<br />

Teams: 1972 folgten die Olympischen Spiele. Dieses historische<br />

Ereignis dürfen die Vier mit ihrem Sport nun in Japan mitgestalten.<br />

Zimmerer, Utzschneider, Steinbauer und Gaisreiter<br />

holen 1972 Bronze im Viererbob. Im Zweierbob erkämpfen sich<br />

Zimmerer und Utzscheider sogar die Goldmedaille in Sapporo.<br />

Und der Aufstieg hatte noch kein Ende: 1976 in St. Moritz bei<br />

der Europameisterschaft gelang es dem neu gebildeten Gaisreiter-Ohlstädter-Bobteam<br />

Gold und Silber zu erringen.<br />

Auf dem Höhepunkt ereignet sich noch ein ganz persönlicher<br />

Erfolg für Stefan Gaisreiter. Im Jahr 1979 startete er gemeinsam<br />

mit seinem Team im Deutsch-Deutschen Duell und besiegte<br />

im dramatischen Verlauf das Team von Meinhard Nehmer, sodass<br />

es zum Weltmeisterschaftstitel reichte.<br />

Glück im Unglück<br />

Trägt man solch eine Flamme in sich, treibt dies zur Höchstleistung<br />

an. Das wilde Feuer im Eiskanal kontrollieren zu können<br />

muss ein gigantischer Adrenalinkick sein. Extreme Geschwindigkeit!<br />

Eng sitzend in einem Bob mit einer oder drei weiteren<br />

Personen. Jede kleinste Bewegung hat unmittelbaren Einfluss<br />

auf die Fahrt. Man kann sich vorstellen, wie der Puls rast und<br />

das Herz pocht. Adrenalin fließt durch den Körper. Endorphine,<br />

die so genannten Glückshormone, werden ebenfalls ausgeschüttet.<br />

Sie bereiten auf eventuelle Verletzungen vor, das Schmerzempfinden<br />

wird durch sie herabgesetzt. Und so verursacht die<br />

Kombination dieser beiden Hormone einen unglaublichen Kick<br />

aus Aufregung und Glücksgefühl.<br />

Doch leider gibt es auch Unfälle, vor denen dieser Hormoncocktail<br />

nicht schützen kann. So ereignete sich 1980 ein extrem gefährlicher<br />

Unfall für Stefan Gaisreiter, dem lange und schwierige<br />

Zeiten im Krankenhaus folgten. Seine Kämpfernatur hat ihn<br />

alles überleben lassen und er konnte sich trotz allem im gleichen<br />

Jahr an der Geburt seines Sohnes Christoph erfreuen.<br />

Stefan Gaisreiter zog sich zwar aus dem aktiven Bobsport zurück,<br />

war im Anschluss aber sehr erfolgreich als Trainer tätig<br />

und begleitetet den Bobsport weiterhin mit seinem langjährigen<br />

Wissen.<br />

11


BOBSPORT<br />

Foto: Michaela Gaisreiter<br />

Bobstart in Cortina auf einer der gefährlichsten Bobbahnen<br />

Junioren-WM 2005 in Winterberg: Stefan Gaisreiter übergibt seinem<br />

Sohn Christoph, dem Doppel-Junioren-Weltmeister, die Medaille<br />

Wie der Vater, so der Sohn<br />

Das Temperament wurde Christoph Gaisreiter ganz offensichtlich<br />

in die Wiege gelegt. Er wirkt bodenständig und ruhig, doch trägt<br />

er ein ähnliches Blitzen in den Augen<br />

wie sein Vater. Nun ist es keineswegs<br />


13


THEATER<br />

Manche Leute finden, Sepp Daser sehe aus wie Ludwig II.<br />

Jedenfalls, wenn er in dessen Kostüm schlüpft. Andererseits<br />

könnte man ihn auch für einen Rock 'n' Roller aus den 1950er<br />

Jahren halten. Wenn er im Gespräch davon erzählt, dass es in<br />

seiner Kindheit nur drei Fernsehsender gab und man, wenn<br />

man in den Bergen unterwegs war, fast nur alte Leute traf,<br />

überrascht das etwas. Dafür wirkt er eigentlich zu jung. Geboren<br />

wurde Sepp Daser in Schlehdorf, wo es in den 1960er Jahren<br />

noch ein Krankenhaus gab. Sein Vater arbeitete<br />

auf dem Bau und betrieb gemeinsam<br />

mit der Mutter im Nebenerwerb eine Landwirtschaft<br />

im kleinen Weiler Zell. Dort lebt<br />

Sepp Daser heute noch. Als Kind hat er Anfang<br />

der 1970er Jahre den Bau der Autobahn<br />

miterlebt und die großen Maschinen bestaunt,<br />

die damals zum Einsatz kamen. Gleich neben<br />

dem Haus steht eine kleine Kirche. Hier war<br />

er als Kind Messdiener. „Da kannst du als Mesnerbub nicht aus“,<br />

erklärt er. Seine Leidenschaft war – und ist – allerdings der<br />

Sport. Sepp Daser läuft die Berge hinauf – und wieder hinab.<br />

Im Winter ist er vor allem langlaufend unterwegs. „Seine“ Disziplinen<br />

waren lange Zeit Biathlon und Leichtathletik und er<br />

erwog sogar mal eine Karriere als Profisportler. Es hätte ihn<br />

schon sehr interessiert, die eigenen Grenzen auszureizen. Noch<br />

in der Bundeswehrzeit, die er in Murnau verbrachte, stand Sport<br />

für ihn im Mittelpunkt. Aber Profisportler ist Sepp dann doch<br />

nicht geworden. Und auch seine zweite große Leidenschaft, das<br />

Theater, betreibt er nicht hauptberuflich. Vielleicht ist das ja<br />

der Grund dafür, dass er beides auch heute noch so gerne macht.<br />

dann ging er das Theaterspielen „sportlich“ an: immer mit vollem<br />

Einsatz und mit dem Wunsch, sich weiterzuentwickeln.<br />

Fürs Theater muss man „brenna“, wie Sepp sagt. „Wenn du auf<br />

die Bühne gehst, mit dem Gedanken, dich heute Abend nicht zu<br />

verausgaben, nicht alles zu geben, dann kannst du es auch gleich<br />

bleiben lassen.“ Nicht zuletzt dieser Einstellung ist es zu verdanken,<br />

dass die Neuwirt-Bühne in Großweil, die für Sepp und<br />

viele andere zur zweiten Heimat geworden ist, heute die wohl<br />

„Wenn du auf die Bühne gehst,<br />

mit dem Gedanken, dich heute<br />

Abend nicht zu verausgaben,<br />

nicht alles zu geben, dann<br />

kannst du es auch gleich<br />

bleiben lassen.“<br />

bekannteste Volkstheaterbühne<br />

Oberbayerns<br />

ist. Und Sepp Daser,<br />

auch wenn er das nicht<br />

gerade herausstreicht,<br />

ist sicherlich ein Herzstück<br />

dieser Theatergruppe.<br />

Mehrere Stücke<br />

hat er selbst geschrieben<br />

und oft Regie geführt. Einmal schlüpfte er dabei in die<br />

Rolle König Ludwigs II. – und überzeugte sein Publikum. Wichtig<br />

war es ihm immer, Stücke mit einem gewissen „Tiefgang“<br />

auf die Bühne zu bringen. Natürlich ist es Volkstheater und<br />

natürlich sollen die Besucher gut unterhalten werden. Aber<br />

am besten ist es, wenn das Publikum etwas zu sehen bekommt,<br />

über das es nach der Vorstellung noch nachdenkt. In einem eigenen<br />

Stück, „Die Schwuhplattler“, spielte Sepp eine Figur, die<br />

nach ihrem Outing das Opfer von Ausgrenzung und Mobbing<br />

wurde. Das, so berichtet er, brachte ihn mitunter an die Grenzen<br />

der Schauspielkunst. Aber solche Erfahrungen sind ihm<br />

wichtig.<br />

BRENNENDE LEIDENSCHAFT<br />

Nach der Schule hat Sepp Daser eine Ausbildung zum Maurer<br />

gemacht, arbeitet heute aber bei einem Fachhandel für Farben<br />

in Weilheim. Eher zufällig verschlug es ihn vor vielen Jahren<br />

auf die Bühne. Bei der Weihnachtsfeier des Fußballvereins<br />

sollte ein Einakter aufgeführt werden und da spielte er dann<br />

mit. Und er spielt heute noch. Nein, das Theater habe ihm<br />

nicht schon als Kind im Blut gelegen, gibt er zu. Er glaubt<br />

nicht einmal, dass er bei den ersten Versuchen in irgendeiner<br />

Weise besser war als andere. Aber begeistern ließ er sich und<br />

IMMER WEITERGEHEN<br />

Theater ist für Sepp Daser ein wichtiger Teil seines Lebens.<br />

Aber es ist nicht alles. Wenn nicht gespielt wird (oder nicht gespielt<br />

werden kann), wird es ihm auch nicht langweilig. Dann<br />

plant er neue Projekte. Demnächst möchte er in einem kleinen<br />

Stadl, der zu seinem Haus gehört, eine Bühne für ein Kindertheater<br />

einrichten. Das Stück, ,,Seppedoni aus dem Mondscheinfilz'',<br />

hat er bereits geschrieben. Doch bis es soweit ist,<br />

muss Sepp Daser noch einiges organisieren – und wird mit<br />

Sicherheit noch viel in der Natur unterwegs sein.<br />

Heribert Riesenhuber<br />

14


Foto: Heribert Riesenhuber<br />

SEPP DASER<br />

Theater bis an die Grenzen –<br />

und darüber hinaus …<br />

15


17


PORTRAIT<br />

Foto: Heribert Riesenhuber<br />

Man könnte ihn mit „Herr Hofrat<br />

Professor Dr. Karl Gabl“<br />

ansprechen. Aber das scheint<br />

völlig unpassend, wenn man<br />

dem freundlichen Herrn in die<br />

heiteren, leuchtenden Augen<br />

blickt. „Charly“ nennen ihn die<br />

Freunde aus aller Welt.<br />

Karl Gabl ist Meteorologe<br />

und lebt seit einigen Jahren<br />

hauptsächlich in Seehausen.<br />

Er ist, bei aller Bescheidenheit<br />

seines Auftretens, sicher eine<br />

der interessantesten Persönlichkeiten<br />

in der Region.<br />

„Ich habe ein erlebnisreiches<br />

Leben“, sagt der heute<br />

74-Jährige und das ist nicht<br />

übertrieben. Auf manche<br />

Erlebnisse hätte er allerdings<br />

auch verzichten können.<br />

DIE LIEBE IN SEEHAUSEN, TIROL IM HERZEN,<br />

DIE BERGE IM BLICK …<br />

... mit diesen Stichworten könnte man sich Karl Gabl annähern.<br />

Geboren wurde er in Sankt Anton, wo er an und mit den Bergen<br />

aufgewachsen ist. Die Natur, aber auch die Gefahr, hat er immer<br />

als Teil des Lebens empfunden. Einen Großteil seines Lebens<br />

hat er der Aufgabe gewidmet, das Bergsteigen sicherer zu machen.<br />

1978 wurde Gabl Leiter der „Regionalstelle Innsbruck der<br />

Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik“. Sein „Spezialgebiet“<br />

als Meteorologe ist das Bergwetter, und 1987 initiierte<br />

er, gemeinsam mit anderen, den Alpenverein-Wetterdienst des<br />

Deutschen und des Österreichischen Alpenvereins.<br />

Jeder, der sich in die Berge begibt, egal ob Wanderer oder<br />

Hochalpinist, ist nicht nur von der eigenen Kondition und der<br />

Wegstrecke, sondern auch vom Wetter abhängig. Manch einer<br />

riskiert nur nasse Füße, wenn er ins falsche Wetter gerät – andere<br />

riskieren ihr Leben. Dessen ist sich Karl Gabl bewusst,<br />

wenn er Wetterprognosen für Bergexpeditionen erstellt. Seine<br />

Prognosen sind so gut, dass die erfolgreichsten Bergsteiger<br />

weltweit darauf vertrauen. Das liegt sicher auch daran, dass<br />

Karl Gabl eben nicht nur Meteorologe, sondern auch selbst<br />

leidenschaftlicher Bergsteiger ist.<br />

Viele Expeditionen hat er gemeinsam mit seiner Familie gemacht<br />

und war oft als Leiter von Auslandsexpeditionen unterwegs. „Ich<br />

habe mir diese Reisen geleistet, indem ich sie geführt habe“, erklärt<br />

er. „Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, meiner Frau zu sagen:<br />

So, das kostet jetzt wieder ein paar tausend Euro, und was kochst<br />

du mir, wenn ich wiederkomme?“ 1970 fuhr er mit einer Gruppe<br />

von Bergsteigern im VW-Bus von Tirol bis nach Afghanistan.<br />

Und nach dieser abenteuerlichen Reise waren sie noch lange<br />

nicht am Ziel. Sie bestiegen den 7.492 Meter hohen Noshaq und<br />

fuhren mit den Skiern wieder ab. Ein Rekord, der zehn Jahre<br />

lang nicht gebrochen wurde. Der Gedanke an die Menschen,<br />

die er liebt und die ihn lieben, war für ihn immer der wichtigste<br />

Grund, sich für den sicheren Weg zu entscheiden. Und solche<br />

„Entscheidungen“ gab es in seinem Leben.<br />

18


GIPFELSTÜRME<br />

EIN ERLEBNIS-<br />

REICHES LEBEN<br />

KARL GABL


PORTRAIT<br />

Foto: Heribert Riesenhuber<br />

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WO ES LEBENSGEFÄHRLICH IST?<br />

„Weil der Mensch die Herausforderungen sucht. Das liegt, glaube<br />

ich, in der Natur der Menschen. Ich mache es nicht für die anderen,<br />

sondern für mich selbst. Kurzer Urlaub, so viel Geld ausgeben – da<br />

muss man auf den Gipfel, denken die Leute oft. Die sind völlig<br />

fixiert auf den Gipfel und werden leichtsinnig. Sie müssen wissen,<br />

in der Höhe, bei geringem Sauerstoffgehalt, da denkt der Mensch<br />

nicht klar. Der denkt oft auch zu Hause nicht ganz klar, aber noch<br />

viel mehr in der Höhe. In der Höhe ist die Psyche stärker als die<br />

Physis. Dort geht man mit vollster Kraftanstrengung vielleicht hundert<br />

Höhenmeter in der Stunde. Deshalb muss man sich schon zu<br />

Hause ein klares Konzept vorbereiten: Wenn der und der Umstand<br />

eintritt, dann muss ich umdrehen. Für mich hat das immer gegolten,<br />

ich hatte ja Frau und Kinder zu Hause. Am Cho Oyu (Himalaya,<br />

8.188 m) bekam ich Erfrierungen an den Händen. Da musste ich<br />

halt 300 Meter unterm Gipfel umkehren und zurück zum Zelt gehen,<br />

um mir die Finger in lauwarmem Wasser wieder aufzuwärmen.“<br />

LEBENSBILDER VERGANGENER REISEN<br />

Doch 2019 ereignete sich auf einer Reise ein folgenschwerer Unfall.<br />

Gemeinsam mit seiner Frau war Gabl in Bolivien und befand<br />

sich auf der Anreise zum über 6.000 Meter hohen Parinacota<br />

(Kordilleren), als sie einen schweren Unfall hatten. Nicht auf dem<br />

Berg, sondern auf der Straße. Ein angetrunkener Fahrer fuhr<br />

mitten in der Wüste frontal in den Mietwagen, in dem das Ehepaar<br />

saß. Die Fotos, die nach dem Unfall entstanden sind, zeigen die<br />

völlig zerstörten Autos inmitten einer menschenleeren Gegend.<br />

Karl Gabl hatte es, mit damals 70 Jahren, schwer erwischt. Quetschungen,<br />

Brüche und innere Blutungen hat er davongetragen.<br />

Es war viel Glück im Spiel, dass er gerettet wurde. Und viele<br />

Menschen, die sich eingesetzt haben.<br />

„Ich bin nicht sehr gläubig, aber da bin ich‘s geworden“, sagt Karl<br />

Gabl heute. Dreieinhalb Stunden hat er im Straßengraben auf<br />

die Rettung gewartet. 30 Stunden hat es gedauert, bis er in einer<br />

kleinen Klinik in La Paz (3.700 m Höhe) angekommen war. „Ohne<br />

Flugzeug hätte ich die 600 km vom Unfallort dorthin nicht überlebt.“<br />

Im Krankenhaus erlitt er, zusätzlich zu den über 20 Knochenbrücken,<br />

einen Lungenkollaps und konnte zunächst nicht operiert<br />

werden. „Eines Abends ist meine Frau nach einem kurzen Besuch<br />

weggegangen und da habe ich geglaubt, in der nächsten Nacht<br />

müsse ich sterben“, erinnert er sich. Das war etwa sechs Tage<br />

20


Heribert Riesenhuber<br />

nach dem Unfall. „Ich habe das eigentlich relativ ruhig aufgefasst<br />

und habe in der Nacht halt darauf gewartet, dass ich aufhöre zu atmen.<br />

Aber das war nicht so. Man hört immer davon, dass man vor<br />

dem Tod so Lebensbilder hat. Und ich habe das gehabt. Das war<br />

ungeheuer. Da hatte ich in der Nacht Visionen und ich habe Musik<br />

gehört und eine Show wie in einer Disco. Alle die Bilder von meinen<br />

Reisen habe ich gesehen – aber ich habe mich nicht gefürchtet.“<br />

WETTERFÜHLIG?<br />

Mit einem Scherz auf den Lippen hat sich Karl Gabl am nächsten<br />

Morgen im Leben zurückgemeldet. Er ist überzeugt davon,<br />

dass auch die Liebe zu seiner Frau ihm damals den Willen gegeben<br />

hat, durchzuhalten. Und tatsächlich konnte Karl Gabl,<br />

gemeinsam mit seiner Frau Stefanie, fast auf den Tag genau<br />

ein Jahr nach dem Unfall, wieder einen Gipfel ersteigen. Den<br />

des Elbrus (im Kaukasus) auf 5.600 Meter Höhe. Dazwischen<br />

lag allerdings ein langer Weg, auf dem sich Karl Gabl Stück<br />

für Stück sein Leben zurückerobert hat – mit dem ihm eigenen<br />

Humor: Als ein Arzt in Innsbruck ihm den Verband eines Knochenbruchs<br />

entfernte, sagte dieser: „Da werden Sie vermutlich<br />

in Zukunft wetterfühlig werden“. „Das trifft sich ja gut“, antwortete<br />

darauf Karl Gabl, „ich bin eh Meteorologe.“<br />

WAS BEDEUTEN DIE REISEN IN ALLE WELT FÜR SIE?<br />

„Was mich gereizt hat, war das Interesse an anderen Kulturen<br />

und daran, wie die Berge anderswo aussehen. Es ist nicht die<br />

Flucht vor zu Hause, sondern eher das Gegenteil. Fernreisen zeigen<br />

mir die ungeheure Lebensqualität, die wir in Europa haben.<br />

Es stärkt die Zufriedenheit. Gerade die ersten Reisen nach Nepal<br />

brachten mir auch etwas mehr asiatische Gelassenheit, einfach<br />

nicht alles so ernst zu nehmen. Ich kenne kein freundlicheres<br />

Volk weltweit. Das war wichtig in meinem Leben.“<br />

DER MENSCH ALS GANZES<br />

Karl Gabl ist auch heute noch mit vielen Bergexpeditionen eng<br />

verknüpft – ob als Teilnehmer oder als Wetterratgeber am Telefon.<br />

Vielleicht war es der Blick von den Gipfeln, der ihn zu<br />

einem umsichtigen Menschen gemacht hat. Jemanden, der<br />

nicht alles selbstverständlich nimmt, und zu einem Menschen,<br />

der nachdenkt über die Welt, in der er lebt, und über die Menschen,<br />

mit denen er zusammenlebt. Und darüber, was im Leben<br />

wichtig ist. Die Kultur zum Beispiel. Er jedenfalls freue sich<br />

mehr über den Auftritt eines Musikers als über die siebente<br />

Fleecejacke, und in seinem Haus in Seehausen schmücken Gemälde<br />

die Wände. Meistens sind es Bergbilder.<br />

Heribert Riesenhuber


22


Untermarkt 45<br />

82418 Murnau<br />

Telefon: 08841-3328<br />

Telefax: 08841-3339<br />

info@zahnarztpraxis-broll.de<br />

www.zahnarztpraxis-broll.de<br />

23


Fippakunst<br />

SCHLUSS MIT ALTEN HÜTEN<br />

Foto: Birgit Schwarzenberger<br />

24


HANDWERK<br />

ALLES UNTER EINEM HUT<br />

Es war einer dieser geschenkten herrlichen Spätsommertage,<br />

als ich Mitte September mit der Bahn nach Altenau fuhr und<br />

vor meinem Interview, vorbei am Alten Dorfwirt, durch den stillen<br />

Ort schlenderte. Ein paar Hühner gackerten in einem Garten<br />

um dann aufgeschreckt vor einer heranhüpfenden Ziege davonzuflattern.<br />

In Wurmansau angekommen, saßen Mutter, Bub und<br />

Katze im Gras rund um einen Hasenstall. Der melonenartige<br />

Hut auf dem Kopf der jungen Frau deutete darauf hin, dass ich<br />

wohl am Haus von ANDREA FIPPL angekommen war.<br />

Hier, am westlichen Fuße des vorderen Hörnle, ist die 31-<br />

jährige Hut- und Kostümgestalterin mit zwei Geschwistern<br />

aufgewachsen und als echter Bergmensch nach dem Studium<br />

in Dresden mit eigener Familie wieder zurückgekehrt. Während<br />

Andrea Fippl mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann im<br />

Haus des Uropas wohnt, grenzt das Elternhaus gleich an. Die<br />

Großeltern kümmern sich gerne um den einjährigen Bub und<br />

das sechsjährige Mädchen, wenn die junge Mutter mal ungestört<br />

arbeiten will. Diese ist sich ihrer segensreichen Lebenssituation<br />

durchaus bewusst: „Meine Kindheit war selbst sehr<br />

schön, mit dem großen Garten und den Bergen.”<br />

DIE HOSEN TIEF, DIE HUTSCHNUR HOCH<br />

Ihr eigenwilliger Style – heute zieren als Markenzeichen vier<br />

schwarze gemalte Punkte ihre Augenwinkel – passte allerdings<br />

noch nie so recht in die oberbayerische Bilderbuch-Landschaft.<br />

„Wir hatten schon immer einen anderen Klamottenstil als alle<br />

anderen – zum Leidwesen unseres Vaters", erzählt die zierliche<br />

Frau. Durch Hippie- und Baggy-Hosen mit tief hängendem<br />

Schritt setzten sie und ihre jüngere Schwester als Jugendliche<br />

gerne einen Gegenpol zum traditionellen, oftmals trachtengeprägten<br />

Elternhaus. Doch was anfangs wie eine rebellische<br />

Note erschien, entsprang wohl eher ihrer Berufung: „Ich habe<br />

damals schon mit Design geliebäugelt. So steht es auch im Jahrgangsbuch<br />

der Schule."<br />

Nach dem Realschulabschluss im St.-Irmengard-Gymnasium<br />

begann Andrea Fippl im Alter von 17 Jahren eine dreijährige<br />

Ausbildung zur Maßschneiderin in einem kleinen Familienbetrieb<br />

in München – in der Nähe hätte sie nur eine Trachtenschneiderlehre<br />

machen können. Danach hatte die ambitionierte<br />

junge Frau großes Glück: „Ich kam als Schneidergesellin zum<br />

Münchner Volkstheater. Meine Verwandte, die Schauspielerin Ursula<br />

Maria Burkhart, die seit Jahren fest im Ensemble des Münchner<br />

Volkstheaters spielte, wusste, dass die damalige Leiterin der<br />

Schneiderei wegen der Passion 2010 nach Oberammergau gehen<br />

sollte und damit eine Schneiderin fehlte."<br />

DEN HUT NEHMEN UND FREI GESTALTEN<br />

Neben dem Kostümschneidern hat Andrea Fippl von 2009 bis<br />

2013 am Münchner Volkstheater im Abenddienst Schauspieler<br />

betreut oder das Färben von Stoffen erlernt. „Dann habe ich<br />

gemerkt, dass ich die Kostüme selbstmachen und die Menschen<br />

ausmessen möchte und mich für eine vierjährige Weiterbildung<br />

als Kostümgestalterin an der Hochschule für Bildende Künste in<br />

Dresden entschieden", erzählt die Designerin. Durch das Zeichnen<br />

von Stilleben, Natur, Akt und Portrait wurde der Blick<br />

auf's Wesentliche geschult – ihre Tochter kam übrigens während<br />

des Studiums zur Welt.<br />

Die vier Jahre bescherten der kreativen Frau das Grundwissen<br />

im modernen und historischen Damen- und Herrenschnitt, ließen<br />

sie formbare Materialien entdecken und endeten in der Abschlussarbeit<br />

mit einem Bühnen- und Kostümbild zu einem<br />

„Kafka-Abend" in Landsberg am Lech unter der Regie von Wolfgang<br />

Nägele. Schneidertätigkeiten bei „Nabucco" und Gewandmeistertätigkeiten<br />

bei „Romeo und Julia" am Oberammergauer<br />

Passionstheater sowie ein Praktikum als Gewandmeisterin im<br />

Tiroler Landestheater Innsbruck rundeten die lehrreiche Zeit<br />

ab. Die Faszination zur Hutgestaltung kam während ihres Praktikums<br />

bei Hutkunst Japée in Dresden: „Jacqueline macht keine<br />

fünf gleichen Hüte. Sie geht ganz frei und künstlerisch an die<br />

Sache heran." Genauso frei zieht Andrea Fippl beim Hutmachen<br />

heute selbst die Krempe aus den Händen.<br />

UNIKATE WIE AUS DEM HUT GEZAUBERT<br />

Als sie sich 2018 in Wurmansau als freie Kostümbildnerin,<br />

Hut- und Kostümgestalterin selbstständig machte, konnten<br />

sich Freunde und Bekannte erst nicht so recht vorstellen, wie<br />

sie mit Hüten und Kunst Erfolg haben solle. Unbeirrt errichtete<br />

sie ihr kleines feines Atelier namens Fippa, in das man heute –<br />

vorbei an einer großen Puppenstube und vielen Spielsachen –


HANDWERK<br />

Fotos: Birgit Schwarzenberger<br />

HUTSTUPEN MIT GUMMIRING FIXIEREN<br />

HUTSTUPEN ÜBER DEN KOPF ZIEHEN<br />

KREMPE AUS DEN FINGERN ZIEHEN<br />

gelangt. Dort erinnern viele Hüte an die 20er Jahre, wenngleich<br />

alle Modelle jungen Leuten – „zwischen 15 und 50 Jahren" –<br />

zugedacht sind: „Sie sind für die Generation, die Hüte nicht<br />

mehr kennt."<br />

Die meisten Kopfbedeckungen sind alltagstauglich und können<br />

locker zu Jeans oder einem Kleid getragen werden. Neben der<br />

Melonenform findet man besondere Basecaps mit Holzschild,<br />

historische Kreissägen, Fantasiehüte aus Stroh oder klassische<br />

Filzhüte. Zwischen 125 und 250 Euro kosten ihre Kopfbedeckungen,<br />

nur ein Praliné mit verspielten Applikationen für festliche<br />

Anlässe ist teurer. Für die Bearbeitung der Hutstumpen<br />

verwendet die Designerin nur Holzköpfe, da sie ihr Abwechslung<br />

ermöglichen. Mit einigem Kraftaufwand zieht sie hierüber<br />

die Filzrohlinge, um sodann mit großem Geschick die Krempe<br />

zu gestalten – jeder Hut ist am Ende ein Einzelstück.<br />

HUT AB! NEUE HERAUSFORDERUNGEN WILLKOMMEN<br />

Andrea Fippl ist mit ihren Hüten gerne auf Kunstmärkten unterwegs.<br />

Man kann sich für eine Anprobe aber auch selbst auf<br />

den Weg nach Wurmansau begeben und sich bis dahin schon<br />

einmal auf der Homepage (www.fippa-design.de) inspirieren<br />

lassen. Um ihr Netzwerk zu erweitern, nutzt die Künstlerin<br />

seit Kurzem auch Instagram – über @fippakunst kann man so<br />

mit ihr unkompliziert in Kontakt treten.<br />

Die gestaltungsfreudige Künstlerin, die alleine für die verschobene<br />

Passion 2020 rund 300 Turbane gewickelt und gesteckt<br />

sowie zirka 20 Kappen und 40 Kippas für den Hohen Rat angefertigt<br />

hat, freut sich vor allem auf kommende Aufträge als<br />

Kostümbildnerin: „Mein Vorteil gegenüber anderen ist, dass ich<br />

entwerfen und selbst umsetzen kann – ich kenne beide Seiten."<br />

Birgit Schwarzenberger<br />

26


Immobilien & Kunst im・Gelben Haus<br />

・<br />

KUNST-ATELIER<br />

&<br />

MALKURSE<br />

KATJA STRODTKÖTTER<br />

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27


Foto: Florian Warnecke


MUSIK<br />

Paul Adams:<br />

„Music – what I was born to do“<br />

Musik im Herzen, Rhythmus im Blut und immer gut gelaunt –<br />

nur wenige in der Region kennen Paul Adams nicht. Wo er auftritt<br />

vermittelt er den Leuten seine Lebensfreude und macht<br />

Lust, selbst mitzusingen und zu tanzen.<br />

BBQ UND GOSPELCHOR<br />

Gebürtig in Kapstadt (Südafrika) begleitete ihn die Musik schon<br />

als Kind. „Meine Mutter war eine sehr religiöse Frau und der<br />

Gospelgesang ein fester Teil des Alltags. Bei uns beginnt man bereits<br />

als Kleinkind zu singen, es gibt für jede Altersstufe einen eigenen<br />

Chor. Aus Tradition singt man auch immer beim BBQ mit<br />

der gesamten Familie. Dies ist unglaublich berührend und so<br />

habe ich meine tiefe Liebe zur Musik entwickelt. Mit 14 Jahren<br />

begann ich dann, Gitarre zu lernen.“<br />

Zum ersten Mal wurde Paul im Alter von 18 Jahren selbst Teil<br />

einer renommierten Gospelband – „The Soul Seekers“ – welche<br />

sich ein Jahr später in die Band „Choice“ umbenannte, die er<br />

sieben Jahre lang begleitete.<br />

„Ich war in Kapstadt außerdem 10 Jahre lang Chorleiter und Lehrer<br />

für Englisch und Geschichte. Ich finde Kinderchöre sehr erfüllend<br />

und arbeite gerne mit jungen Menschen zusammen“, verrät<br />

Paul. „Musik ist die Leidenschaft und die Berufung in meinem<br />

Leben, das Unterrichten ist mein Beruf. Ich liebte es zu unterrichten,<br />

aber ich war dann zu viel unterwegs und habe mit dem<br />

Unterricht aufgehört, denn man muss mit den Kindern konsequent<br />

arbeiten, wenn sie etwas lernen sollen.“<br />

AFRIKANISCH-BAYERISCHE CONNECTION<br />

Bevor Paul 2003 seine internationale Karriere startet, tourt er<br />

durch bekannte Jazz-Clubs in Kapstadt. „Ich bin bei verschiedenen<br />

Bands in Asien und Europa als Frontman aufgetreten, bevor<br />

ich mich 2012 dazu entschloss, in Deutschland zu bleiben.“ Er<br />

gründet die Band „Afro-B“ („Afrikanisch-Bayerische-Connection“),<br />

die bei Konzerten und Festivals populäre Jazz-, Funkund<br />

afrikanische Rhythmen spielt. Weiterhin bildet er gemeinsam<br />

mit Iris Federau das Duo „A2B“ und leitet von 2012 bis<br />

2014 seine eigene Musikwerkstatt, in welcher er junge bayerische<br />

Talente unterrichtet.<br />

MURNAU IS MUSIC<br />

2013 gründet Paul Adams die Veranstaltung „Stars of Murnau”,<br />

die mittlerweile „Tag der Musik“ heißt und jedes Jahr im Murnauer<br />

Kulturpark stattfindet. „Ziel ist es, Menschen mit unterschiedlichen<br />

Hintergründen – egal ob Religion, Herkunft oder<br />

Kultur – zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit zu geben,<br />

sich auszutauschen und gemeinsam zu tanzen und zu singen.<br />

Meine Philosophie lautet: Egal, wer du bist und welchen Beruf<br />

du hast – wenn dich die Gemeinschaft unterstützt hat, dann<br />

musst du ihr etwas zurückgeben. Ich habe gelernt, dass man<br />

nichts ohne gute Freunde machen kann, sie helfen mir und sind<br />

meine Familie geworden, denn Freunde sind die Familie, die du<br />

dir selbst aussuchen kannst. Hierfür bin ich sehr dankbar.“<br />

Paul hört unter anderem selbst gerne Lieder von Stevie Wonder,<br />

Seal und Sting und erfreut sich auch heute noch an religiösen Titeln.<br />

„Einer meiner Lieblingssongs ist ‚Amazing Grace‘, weil es die<br />

Seele berührt. Meine Inspiration ist es, mein Publikum zu inspirieren.<br />

Ich möchte alles vertreiben, was negativ ist, zum Beispiel Rassismus<br />

und Hass. Ich selbst schreibe nicht so gerne romantische Lieder,<br />

aber diese kommen gut an“, schmunzelt er. Pauls Repertoire ist<br />

breit gefächert und umfasst Rock, Reggae und klassischen Jazz.<br />

29


MUSIK<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

ALWAYS KEEP YOUR HEAD UP<br />

Zu den Kompositionen des Musikers zählen Werke wie „Looking<br />

to the Mirror“. „Das Lied handelt von Selbstliebe und der Kunst,<br />

sich so zu akzeptieren, wie man ist, egal wie man aussieht und wo<br />

man herkommt“, erzählt Paul. „Im Song ‚Keep your Head up‘ geht<br />

es darum, den Kopf nicht hängen zu lassen und stark zu bleiben,<br />

auch wenn alles schiefgeht. Mir ist es wichtig den Menschen Mut<br />

zu machen.“ Seine Liebe zur Musik beschreibt der Künstler in<br />

„Calling me“. Das Lied erzählt von einer Liebesbeziehung. Hier<br />

ist die Frau als Metapher für die Musik zu sehen – immer, wenn<br />

sie ruft, folgt er ihr – egal wohin.<br />

WORK TOGETHER –<br />

GEMEINSAM FÜR UNSERE ZUKUNFT<br />

Momentan arbeitet Paul Adams an verschiedenen Projekten.<br />

„Ich habe das Instrumental ‚Healing‘ geschrieben, denn die ganze<br />

Welt braucht in der aktuellen Situation Heilung, damit sie wieder<br />

so werden kann, wie sie früher war. Ich möchte das Lied 2021 veröffentlichen.<br />

Mit der Band ‚Flavours of Funk‘ probe ich in Murnau<br />

und arbeite mit Jens Gebel in Freiburg im Tonstudio an einem anderen<br />

Konzept. Mit weiteren Murnauer Künstlern möchte ich den<br />

Song ‚Work together‘ spielen. Er soll die Menschen verbinden, unabhängig<br />

von ihrer Herkunft und ihrer politischen Einstellung.<br />

Sie sollen alle zusammenhalten für eine neue Welt.“<br />

Wie alle Künstler leidet auch Paul unter der aktuellen Lage. „Ich<br />

hatte noch nie so viele Absagen wie 2020. Meine Leidenschaft, die<br />

Musik und die Auftritte vor Leuten, sind ‚what I was born to do‘ –<br />

meine Berufung. Ich lebe für die Musik und habe jetzt den Kontakt<br />

zu anderen verloren. Das macht mich traurig. Ich bin ein geduldiger<br />

Mensch, aber es soll nun normal weitergehen. Wenn plötzlich alles<br />

weg ist, was du hattest, dann vermisst du es und nimmst es nicht<br />

mehr selbstverständlich. Deswegen nutze ich auch selbst jede Gelegenheit,<br />

in der ich Musik hören oder andere Künstler unterstützen<br />

kann. Die Welt braucht die Kunst und die Kultur.“ Paul gibt einmal<br />

im Monat Onlinekonzerte, um sich wenigstens ein bisschen Normalität<br />

zu erhalten. „Ich gebe immer mein Bestes, auch wenn nur<br />

wenige Leute zusehen. Für mich ist es wichtig, weiterzumachen.“<br />

Die Informationen zu den Terminen veröffentlicht Paul Adams<br />

auf seiner Facebookseite „Paul Mark Adams Music“ und verschickt<br />

sie an seine Newsletter Abonnenten per E-Mail. Hoffentlich kann<br />

er seine Lebensfreude auch bald wieder live verbreiten!<br />

Thank you so much Paul and keep your head up!<br />

Alexandra Sichart<br />

Paul Adams + 49 152 341 52 357<br />

www.paul-adams-music.eu, info@paul-adams-music.eu<br />

Facebook: Paul Mark Adams Music, Instagram: itoimusic<br />

30


31


DRACHENGESCHICHTEN<br />

MURNI<br />

Vom furchteinflößenden Ungeheuer<br />

zum Schmusedrachen<br />

WÄHREND HEUTZUTAGE<br />

EIN HARTNÄCKIGER VIRUS<br />

DIE MENSCHEN IN ATEM<br />

HALTEN KANN, SORGTEN<br />

IN VERGANGENEN ZEITEN<br />

VIELERORTS DRACHEN UND<br />

ANDERE UNGEHEUER FÜR<br />

ANGST UND SCHRECKEN.<br />

AUCH IM BLAUEN LAND GAB<br />

ES EINEN GEFRÄSSIGEN<br />

LINDWURM, DER GANZ<br />

GERNE ZARTE JUNGFRAUEN<br />

VERSPEISTE.<br />

Die Sage zum Murnauer Wappen<br />

Ein listiger Schusterbub bereitete dem Treiben des Viechs allerdings bald ein Ende: Mit<br />

einem frischen Kalbsfell vom Metzger und ungelöschtem Kalk aus dem Brennofen machte<br />

er sich auf den Weg zur Behausung des Lindwurms. Dort stopfte er das Kalb mit dem Kalk<br />

aus, nähte alles sorgfältig zusammen und platzierte es als Attrappe auf einer Weide. Schon<br />

bald stieg dem Drachen der Geruch des frisch geschlachteten Tieres in die Nase, sodass er<br />

sofort heranrauschte und den Köder mit einem Bissen verschlang.<br />

Entsprechend durstig flog der Drache nach seiner Mahlzeit wie gewohnt zum Staffelsee und<br />

trank eine gewaltige Menge Wasser. Doch ehe er es sich versah, wurde der Kalk in Verbindung<br />

mit dem Wasser hitzig und begann zu quellen. Daraufhin zerriss es ihn in<br />

lauter Fetzen, die allesamt im See versanken und aus denen sich die heutigen<br />

sieben Inseln formten. Von dort an bis in alle Zeit sollte der Lindwurm<br />

das Wappentier von Murnau darstellen – so die Sage.<br />

Ein Drache für alle Fälle<br />

Im Corona-Jahr 2020 tauchte plötzlich wieder ein Drache im<br />

Staffelsee-Raum auf. Furchteinflößend erscheint dieser allerdings<br />

so gar nicht. Im Gegenteil: Dem kommunikativen Wesen liegt<br />

das Wohlergehen von Gästen und Bewohnern im Blauen Land<br />

sehr am Herzen. Murni, wie der fröhliche Kommunikator genannt<br />

wird, scheint immer gut gelaunt zu sein: Mal weist er freundlich<br />

an Engstellen auf Wanderwegen darauf hin, dass es doch besser<br />

sei, hier einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Oder er kennzeichnet<br />

im Rathaus und in der Tourist Information Wartepunkte,<br />

wenn mal viel los ist.<br />

Auch in den Sozialen Medien gibt er regelmäßig inspirierende<br />

Tipps: Im Wanderoutfit erklärt er aussichtsreiche Wege, berichtet<br />

als Trachtler Interessantes zur bayerischen Geschichte<br />

oder erinnert als Flugdrache an heimische Traditionen. Mal sieht<br />

man ihn auf dem Radl rund um den Staffelsee düsen oder trifft<br />

ihn tiefenentspannt mit einem Eis im Markt und selbst als Künstler<br />

kann man ihn manchmal auf dem Murnauer Moos an seiner<br />

Staffelei entdecken – im Winter allerdings zieht er sich auch schon<br />

mal ganz gerne mit einer heißen Tasse Tee in seine Höhle zurück.<br />

32


Illustrationen: Katrin Oppenrieder<br />

Treffen kann man den munteren Kerl, der<br />

schon eine richtige Fangemeinde hat, auf<br />

facebook unter @murnau.de oder auf<br />

instagram unter @murnau_am_staffelsee.<br />

Übrigens:<br />

Eine besonders flauschige Variante des<br />

grünen Gesellen kann man – ohne Maske –<br />

auch in der Tourist Information oder im<br />

Online-Shop auf<br />

www.murnauer-mitbringsl.de<br />

erwerben.<br />

Birgit Schwarzenberger<br />

33


Foto: Florian Warnecke


PORTRAIT<br />

Die besonderen<br />

Schätze des Lebens<br />

ZAHNARZT MICHAEL BROLL<br />

35


PORTRAIT<br />

Der Geruchsinn ist einer der Sinne, die uns leiten. Das Riechen<br />

dient in erster Linie der Identifizierung von Nahrung und<br />

dem Abwägen und Einschätzen von Gefahren. Der Mensch<br />

und die Tiere nehmen dadurch zum Beispiel wahr: Ist das<br />

Essen gut oder verdorben? Zugleich ist es eine Bereicherung,<br />

Dinge riechen zu können. Hat es im Frühjahr geregnet, so<br />

eröffnet sich eine Vielfalt von Gerüchen, die uns in der Tiefe<br />

berühren können.<br />

LEIDENSCHAFT RIECHEN<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

Welche Gerüche wir mögen, ist von Mensch zu Mensch verschieden.<br />

Der Geruch von Lack ist einzigartig. Er ist mit nichts<br />

zu verwechseln. Die einen mögen ihn, die anderen empfinden<br />

ihn als penetrant oder störend. Ein Dazwischen scheint es<br />

nicht zu geben.<br />

Wenn man nun ein Haus betritt, das nicht neu gebaut wurde,<br />

liebevoll familiär eingerichtet ist und man riecht mitten im<br />

Wohnzimmer einen starken Lackgeruch, so ist das erst einmal<br />

verwunderlich.<br />

Vom Esstisch aus neben einem wunderschönen Kamin, fällt<br />

der Blick nun ins Wohnzimmer auf eine alte Harley. Sie steht<br />

zentral und doch fügt sie sich seltsamerweise in das gemütliche<br />

Ambiente ein. So wohnt wohl jemand, der beruflich mit<br />

Autos oder Motorrädern zu tun hat. Nicht ganz.<br />

DOPPELBELASTUNG<br />

Zahnarzt Michael Broll ist gebürtiger Wuppertaler. Bereits als<br />

Kind kam er gemeinsam mit seinen Eltern regelmäßig nach<br />

Bayern zum Skifahren. Sein Entschluss, nach Murnau zu ziehen,<br />

kam im Jahr 2000, als eine bestehende Zahnarztpraxis zur<br />

Übernahme frei wurde. Michael Broll übernahm die Praxis gemeinsam<br />

mit einem Kollegen und ließ sich mit seiner damaligen<br />

Frau und seinen zwei kleinen Söhnen in Seehausen nieder.<br />

Doch privat hielt das Glück nicht an. Und so kam es, dass Michael<br />

Broll alleinerziehender Vater seiner zwei Söhne wurde.<br />

Es galt über einen langen Zeitraum eine große Doppelbelastung<br />

zu stemmen. Die Kinder waren bei der Trennung 3 und 6 Jahre<br />

alt und haben ihren Papa natürlich sehr gebraucht. Zugleich<br />

gab es die Praxis. Ein Leben begann, in dem die Stunden immer<br />

zu kurz waren. Am Ende des Tages blieb das Gefühl, doch<br />

nicht alles geschafft und gegeben zu haben.<br />

ALTE LIEBE ROSTET NICHT<br />

Der einzige Ausgleich, den sich Michael Broll manchmal gönnte,<br />

war das Schrauben an Oldtimern. Bereits während seiner Ausbildung<br />

zum Zahntechniker und später, während seines Zahnmedizinstudiums,<br />

war dies seine große Leidenschaft. Auf der<br />

einen Seite die Passion, auf der anderen das Mittel, um sich<br />

sein Studium und sein Leben finanzieren zu können. Seine damalige<br />

Freundin Patricia, mit der er in Nordrhein-Westfalen zusammenlebte,<br />

unterstützte dieses Hobby, doch ihre Wege trennten<br />

sich. 2016 begegnete er seiner damaligen Liebe wieder. Sie<br />

war mittlerweile Mama von einem Mädchen und einem Jungen.<br />

Die Begeisterung und die alte Liebe waren nicht erloschen – im<br />

Gegenteil: Die gut 25 Jahre hatten diese Liebe nicht zum Erlöschen<br />

gebracht. Der Entschluss war gefasst, das Leben wieder<br />

gemeinsam bestreiten zu wollen. Einen Schatz zu finden<br />

ist selten, über ein Goldstück ein zweites Mal zu stolpern<br />

noch seltener.<br />

AUF DEN ZAHN FÜHLEN<br />

Oft merkt man im Leben erst wie kostbar Dinge sind, die wir als<br />

gegeben hinnehmen, wenn sie nicht mehr da sind. Wie muss es<br />

sein, kaum mehr Zähne zu haben oder Zähne in einem miserablen<br />

Zustand? Zahnarzt Michael Broll hat viele Patienten, für die<br />

die eigenen Zähne eine ganz besondere Rolle spielen. Gepflegte<br />

36


Zähne sind im sozialen Leben ein wichtiger Bestandteil. Menschen,<br />

die ein gepflegtes Erscheinungsbild haben, erfahren<br />

schneller unvoreingenommene Zuwendung. Ein Mensch mit ungepflegten,<br />

verfärbten oder sichtbar fehlenden Zähnen hat es da<br />

meist schwerer, denn Zähne werden oft als Spiegel des Lebens<br />

gesehen.<br />

KEIN MUT ZUR LÜCKE<br />

Denkt man an Personen die Goldzähne sichtbar in den vorderen<br />

Zahnreihen tragen, so fallen einem vielleicht Piraten wie Efraim<br />

Langstrumpf, der Schrecken der Meere und Papa von Pippi<br />

Langstrumpf ein. Vielleicht denkt man auch an den einen oder<br />

anderen internationalen Rapper oder Naturvölker, die ganzen<br />

Zahnreihen schmücken lassen.<br />

Sich bei Zahnverlust einen Zahn oder eine Brücke aus Gold<br />

leisten zu können, sprach lange Zeit für einen gewissen Wohlstand.<br />

Denn hatte man das Geld für den Zahnersatz nicht, so<br />

blieb eine oft sichtbare Lücke. Inzwischen bevorzugt man diesen<br />

funkelnden Zahnersatz aber nicht mehr. Es gibt viele medizinische<br />

Möglichkeiten zur Zahnpflege und -erhaltung und<br />

die jährliche professionelle Zahnreinigung ist für viele Patienten<br />

selbstverständlich. Sind der oder die Zähne trotz allem nicht<br />

zu retten, werden heutzutage Implantate eingesetzt und es sind<br />

immer weniger Brücken notwendig. Darüberhinaus können<br />

verlorene Zähne so gefertigt und ersetzt werden, dass man keinen<br />

Unterschied mehr erkennen kann. Die Farbgebung wird<br />

genau an die eigenen Zähne angepasst.<br />

Zahntechnik und Zahnchirurgie können solche Wünsche fast<br />

grenzenlos bedienen.<br />

Zahnmedizin auf höchstem Niveau bedeutet für uns eine Art<br />

der Reparatur oder Wiederherstellung als sei nie etwas gewesen.<br />

Wir streben das Makellose an. Und dafür wird unter Umständen<br />

auch tief in die Tasche gegriffen. Die Zuzahlungen der<br />

Krankenkassen finanzieren diesen Luxus der optimalen Wiederherstellung<br />

nicht.<br />

Unser vertragsfreies Autohaus<br />

bietet Ihnen perfekten Service.<br />

Autohaus Fischer GmbH<br />

Straßäcker 27, 82418 Murnau<br />

Telefon 08841 611 00<br />

mail@auto-fischer-murnau.de<br />

www.autohaus-fischer-murnau.de<br />

LÄCHELN SCHENKEN<br />

Michael Broll begleitet die Suchtklinik Ludwigsbad in Murnau<br />

seit etwa 15 Jahren. Die Anwohner bekommen somit die<br />

Möglichkeit zum Zahnarzt zu gehen und die Wichtigkeit von<br />

Zahnhygiene zu erfahren.<br />

37


Gasthof & Biergarten | alte Kastanien | regionale Produkte<br />

Brotzeit darf mitgebracht werden.<br />

Montag geschlossen, Dienstag bis Sonntag ab 11 Uhr geöffnet<br />

Es begrüßen Sie die neuen Wirtsleute<br />

Izabella & Florian Spiegelberger<br />

Gasthof Herzogin Anna<br />

Schwaiganger 1, 82441 Ohlstadt, Tel. 08841 6786260<br />

www.gasthofschwaiganger.de<br />

www.facebook.com/gasthofherzoginanna<br />

www.instagram.com/gasthofschwaiganger<br />

38


PORTRAIT<br />

„Der Zahnstatus der Patienten ist schon oft eine Katastrophe gewesen“,<br />

so Michael Broll im persönlichen Gespräch. Drogenkonsum<br />

über einen langen Zeitraum greift die Zähne massiv<br />

an. Der Wiederaufbau erfolgt auf einem anderen Niveau, als<br />

sich das der ein oder andere selbst leisten würde. Das, was die<br />

Krankenkassen bezahlen, soll sozialverträglich und funktionsgerecht<br />

sein. Eine genaue Farbanpassung ist da normalerweise<br />

nicht möglich. So werden Kronen auch manchmal das altbekannte<br />

Funkeln tragen. Michael Broll legt großen Wert auf<br />

eine gute und ästhetische Wiederherstellung der Zähne. Nach<br />

den Behandlungen und dem neuen Funkeln im Mund kommt<br />

auch das Strahlen in den Gesichtern zurück. „Die Dankbarkeit<br />

der Patienten, ihnen wieder ein Lächeln zu ermöglichen, ist<br />

unbezahlbar“, so Broll.<br />

Für den Zahnarzt ist die Zusammenarbeit mit den Bewohnern<br />

aus dem Ludwigsbad deshalb so schön, weil er hier sehen und<br />

spüren kann, wie notwendig und wirkungsvoll sein Beruf ist.<br />

Das Richten der Zähne kann einen sozialen Wiedereinstieg ermöglichen<br />

und bietet die Möglichkeit, in ein neues Leben zu<br />

starten. Das ist ein besonderer Schatz im Leben!<br />

INDIVIDUELLE LÖSUNGEN<br />

Michael Broll legt in seiner Praxis nicht nur Wert auf höchste<br />

Qualität, sondern auch auf Individualität. Jeder Patient soll<br />

gesehen werden: mit seinen Bedürfnissen, aber auch mit seinen<br />

Möglichkeiten. Mit Letzteren sind nicht nur die finanziellen<br />

gemeint, sondern auch die körperlichen. Ein Implantat ist für<br />

einige Patienten nicht machbar, weil der Knochenstatus es beispielsweise<br />

nicht zulässt. Außerdem muss die Bereitschaft da<br />

sein, die aufwendige Pflege leisten zu wollen und zu können.<br />

Besonders auf die Implantologie hat sich Michael Broll spezialisiert.<br />

In seiner Praxis hat er seit kurzem ein eigenes zahntechnisches<br />

Labor, dies ermöglicht kurze Wege und kleine Reparaturen<br />

sind sofort möglich. Ein Komfort für die Patienten, auf<br />

den Michael Broll stolz ist.<br />

NUR KEINE ANGST<br />

Der Patient wird als Individuum gesehen. Und so kommt es,<br />

dass Zahnarzt Michael Broll seit zirka einem halben Jahr immer<br />

mehr Angstpatienten behandelt. Nun muss man sich vor<br />

Augen führen, dass es sich hierbei oft um schlimme Angstzustände<br />

handelt, die nicht auf die Schnelle zu überwinden sind.<br />

Umso wichtiger ist die Atmosphäre, in der man behandelt wird.<br />

Damit sind nicht etwa schöne Wandfarben gemeint. Damit ist<br />

die zwischenmenschliche Atmosphäre gemeint. Werde ich als<br />

Patient angehört, gesehen, ernstgenommen und werde ich richtig<br />

beraten und behandelt? Mindestens genauso wichtig ist:<br />

die Stimmung im Team. Letztere muss wachsen und Michael<br />

Broll kann mit viel Zufriedenheit von seinem Team und der<br />

reibungslosen und harmonischen Zusammenarbeit berichten.<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

LACK UND LEIDENSCHAFT<br />

Die Momente, in denen Michael Broll an seinen Oldtimern<br />

schraubt, sind bedingt durch seine Liebe zu Familie und Beruf<br />

selten. Doch gemeinsam mit seinen Söhnen und seiner Lebensgefährtin<br />

hat er kürzlich eine bemerkenswerte Wandgestaltung<br />

in der Tiefgarage umgesetzt. Nun schmücken Erinnerungen<br />

an gemeinsame Erlebnisse in Form von Graffiti die<br />

Wände der Garage. Kurzzeitig schwebte dieser Geruch von<br />

Lack und Spray bis in die oberen Wohnräume.<br />

Andrea Fritsch<br />

Zahnarztpraxis Michael Broll<br />

Untermarkt 45, 82418 Murnau<br />

Tel. 08841/3328<br />

www.zahnarztpraxis-broll.de<br />

39


YANG SHENG<br />

Das Leben nähren<br />

WAS IST YANG SHENG UND<br />

WAS KÖNNEN WIR SELBST DAFÜR TUN?<br />

______<br />

Yang Sheng bedeutet Lebenspflege, das Leben nähren und<br />

stammt aus China. Aus der chinesischen Medizin, der philosophischen<br />

Tradition und der chinesischen Kultur und den Naturwissenschaften.<br />

Aus der Praxis für Lebenspflege und<br />

traditionelle chinesische Medizin<br />

Ziel des Yang Sheng ist es,<br />

DAS LEBEN SO ZU FÜHREN, um jetzt und AUCH IM ALTER<br />

GESUND UND VITAL ZU BLEIBEN.<br />

FÜNF SÄULEN FÜR DIE GESUNDHEIT<br />

______<br />

Die chinesische Medizin ist eine ganzheitliche Methode, die jedes<br />

einzelne Element nur in Relation zum Ganzen versteht.<br />

Ein Symptom wird daher immer als Teil einer Gesamtheit betrachtet.<br />

Eine Stärke der chinesischen Medizin besteht darin,<br />

dass sie nicht nur die Behandlung von Krankheiten umfasst,<br />

sondern auch präventiv der Gesunderhaltung des Menschen<br />

dient. Die fünf Säulen der chinesischen Medizin sind Akupunktur,<br />

Arzneimittel-Kräuter-Therapie, Ernährung, Bewegung und<br />

eine Massageform namens TuiNa.<br />

DER EINFACHE WEG ZU MEHR<br />

GESUNDHEIT UND GLÜCK<br />

______<br />

Wie können wir das Leben pflegen und nähren? Wie führt man<br />

ein gesundes Leben?<br />

Wichtig sind: Balance, Ausgeglichenheit von Körper, Seele und<br />

Emotionen sowie eine Art Harmonie in und mit der Natur und<br />

den Jahreszeiten.<br />

EMPFEHLUNGEN DES YANG SHENG,<br />

DAS LEBEN ZU NÄHREN UND ZU PFLEGEN:<br />

______<br />

• Kultivieren Sie Ihren Geist und Ihre Gedanken<br />

• Pflegen Sie Ihren Körper und gewähren Sie ihm<br />

Erholung und Bewegung<br />

• Achten Sie auf Ihre Emotionen<br />

• Achten Sie auf Ihre Ernährung und das, was Sie trinken<br />

• Sorgen Sie für genügend erholsamen Schlaf<br />

• Leben Sie mit und in der Natur und den Jahreszeiten<br />

• Sorgen Sie für Ausgewogenheit zwischen Arbeit<br />

und Entspannung<br />

• Verleihen Sie Ihrem Leben Regelmäßigkeiten,<br />

etwa einen Tagesrhythmus<br />

So gehen Sie Schritt für Schritt den Weg in ein gesünderes Leben.<br />

Bleiben Sie in Bewegung, vermeiden Sie Schädliches und stärken<br />

Sie Ihre Gesundheit mit natürlichen gesunden Lebensmitteln,<br />

Gewürzen und Kräutern.<br />

SÜSSES ODER SAURES –<br />

GEGEN ALLES IST EIN KRAUT GEWACHSEN<br />

______<br />

Die gute Qualität der Lebensmittel ist wichtig. Erst dann<br />

haben Gewürze und Heilkräuter eine gesundheitsfördernde<br />

und regulierende Wirkung.<br />

Der Einsatz von Kräutern, Heilkräutern und Gewürzen in<br />

der chinesischen Medizin basiert auf Jahrtausende langer Beobachtung,<br />

wie diese nach dem Verzehr im Körper wirken.<br />

Hier einige Beispiele: Cayennepfeffer wirkt heiß, die Pfefferminze<br />

kühlend, Zitronenmelisse kalt, Petersilie warm. Ist uns<br />

kalt hilft Warmes, Scharfes, Erhitzendes, z.B. Ingwertee.


GESUNDHEIT<br />

Salate wirken kalt und können die Verdauung verzögern.<br />

Die Wirkrichtung ergibt sich meist schon aus dem Geschmack<br />

des Krauts (Lebensmittels):<br />

Sauer ist adstringierend, leitet nach innen und bewahrt die Säfte.<br />

Bitter leitet nach unten und aus, regt die Umwandlung der<br />

Nahrung an und trocknet Feuchtigkeit wie z.B. Kurkuma und<br />

Bitterkräuter.<br />

Süß harmonisiert, verteilt in alle Richtungen, nährt, befeuchtet<br />

und verlangsamt, z.B. Vanille.<br />

Scharf zerstreut, leitet nach oben und außen, bewegt, löst Stagnationen,<br />

z.B. Ingwer.<br />

Salzig leitet in die Tiefe und auch aus, festigt die Knochen,<br />

löst Stagnation, z.B. Algen.<br />

Damit hat jedes Kraut, aber auch jedes Nahrungsmittel eine ganz<br />

spezifische Wirkung auf den Körper und so kann schon bei der<br />

Zubereitung der täglichen Mahlzeiten Positives bewirkt werden.<br />

Pfeffer ist beispielsweise aromatisch und scharf, in der Wirkung<br />

wärmt er und vertreibt Kälte, leitet Feuchtigkeit aus, bewegt<br />

das Qi, die Lebensenergie, und ist gut bei schwacher Verdauung.<br />

HEILKRÄUTER: NATÜRLICHER SCHUTZ<br />

GEGEN ERKÄLTUNG UND GRIPPE<br />

______<br />

Gerade im Winter, in der Erkältungs- und Grippezeit, bewähren<br />

sich Heilkräuter gegen Schnupfen- oder Grippeviren.<br />

Stellvertretend möchte ich hier zwei Kräuter nennen, die sehr<br />

hilfreich sein können:<br />

• Thymian (Thymus vulgaris) schmeckt würzig und herb und ist<br />

in seiner Energetik scharf, süß, warm und trocknend. In der chinesischen<br />

Medizin hat Thymian den Leitbahnbezug zu Lunge,<br />

Leber und Magen und wirkt gegen Erkältungskrankheiten. Er<br />

enthält ätherische Öle, Saponine, Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe.<br />

Thymian wirkt hustenstillend, löst Schleim und fördert<br />

Auswurf. Er entkrampft und beruhigt die Bronchien und ist entzündungshemmend.<br />

Das Gewürzkraut wirkt antibakteriell, antiviral<br />

und antimykotisch, ist also wirksam gegen Bakterien, Viren<br />

und Pilze. Nach der chinesischen Medizin harmonisiert Thymian<br />

die Mitte (Magen und Verdauung), löst Nahrungsstagnation und<br />

entwässert, ist somit verdauungsfördernd. Thymian kann als Tee<br />

aber auch äußerlich, z.B. als Kompresse oder als Inhalation, angewendet<br />

werden. Erhältlich ist Thymian meist in Reformhäusern<br />

oder in Apotheken als Tee. In der Küche schmeckt Thymian gut<br />

zu Gemüsegerichten aber auch zu Fleisch, Fisch und Wild.<br />

• Die chinesische Tragantwurzel (Astragali Radix) oder Huang<br />

Qi schmeckt süß und leicht warm und hat den Bezug zu Milz<br />

und Lunge. Ihre therapeutische Wirkung in der chinesischen Medizin<br />

ist stärkend, sie tonisiert das Qi (die Lebensenergie), wirkt<br />

bei Lungen- und Milz-Qi-Mangel (Energiemangel) und hilft bei<br />

eingeschränkten Verdauungsfunktionen wie Völlegefühl und<br />

Durchfall. Die Tragantwurzel stärkt die Abwehrfunktion und tonisiert<br />

das Wei-Qi, die Immunabwehr. Sie beugt Infektionen der<br />

oberen Atemwege vor, wie etwa Husten, Schnupfen, und ist prophylaktisch<br />

bei Asthma einsetzbar. Die Wurzel stärkt und nährt<br />

auch bei Schwäche- und Mangelzuständen und Erschöpfung.<br />

Die pharmakologische Wirkung 1 der Astragali Radix ist immunstimulierend.<br />

Sie wirkt vorbeugend gegen Erkältung, Influenza,<br />

Grippe, bei Atemwegserkrankungen, Schnupfen, Husten<br />

und Asthma.<br />

Die Wurzel wirkt antiviral, antibakteriell und schmerzlindernd.<br />

Astragali Radix (Pulver) kann als Tee getrunken werden und<br />

ist in Apotheken, die TCM-Kräuter führen, erhältlich.<br />

Ich habe das Pulver schon oft und auch erfolgreich eingesetzt:<br />

vorbeugend, zur Stärkung und bei Mangel-oder Erschöpfungszuständen.<br />

Der Name der Wurzel, Huang Qi, bedeutet große<br />

Lebenskraft!<br />

Es ist an uns, was wir, in welcher Menge und Qualität, zu uns<br />

nehmen. Wir sind für uns und unser Wohlergehen selbst verantwortlich.<br />

Und damit sind wir bei einem wichtigen Bestandteil<br />

der chinesischen Medizin angelangt: Der Selbstverantwortung.<br />

Sie ist es, die uns das Yang Sheng der Lebenspflege nahelegt.<br />

1<br />

Aus: Chinesische Pharmakologie, John K. Chen, Tina T. Chen<br />

Praxis für Lebenspflege und<br />

traditionelle chinesische Medizin<br />

Christine Hansen<br />

Master of Medicine /<br />

Universität Guangxi<br />

Murnau, Neu Egling 2<br />

www.naturheilpraxis-hansen.eu<br />

Tel. 08841/623 741


PRAXIS FÜR PHYSIOTHERAPIE<br />

UND OSTEOPATHIE<br />

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Tel: 08171/ 380 197<br />

Fax: 08171/ 380 416<br />

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42


BACKSTAGE<br />

LIVING ON THE END OF A GUN<br />

umschreibt das Leben von CALVIN RUSSELL<br />

am besten. Geboren im November 1948, die Eltern arbeiten in<br />

der Kneipe „Sho Nuff Cafe“ und genau hinter diesem Tresen<br />

wächst Calvin auf.<br />

VON DER STRASSE AUF DIE BÜHNE<br />

Seinen acht Geschwistern ergeht es nicht anders in Austin,<br />

Texas. Als Zwölfjähriger fängt er an Gitarre zu spielen. Nach<br />

ersten Jugendstrafen wegen Rauschgifthandels und Raubüberfällen<br />

folgt das Überleben als Musiker auf der Straße. Während<br />

eines weiteren Gefängnisaufenthalts schreibt er 1985 seine<br />

ersten eigenen Songs, doch wegen der starken Musikerkonkurrenz<br />

bleibt bei Russell der Erfolg aus. Die Mischung aus<br />

eindrucksvollem Bluesrock, Country und Singer Songwriter-<br />

Stil, der auch oft mit der Band Steppenwolf verglichen wird,<br />

bekam dann 1988 in Deutschland noch einmal bei LINE Label<br />

eine Chance. Doch er floppte, bis Russell in Frankreich 1990<br />

seine Karriere endlich mit dem Label New Rose erfolgreich<br />

startete.<br />

HINTER DER FASSADE<br />

Ich kann mich noch genau an das Konzert erinnern: im März<br />

1995, in einem kleinen verrauchten Club im westfälischen Detmold,<br />

mit meinen Freunden Emil und Michi, erste Reihe.<br />

Er betrat die Bühne: ein zerfurchtes wirklich verlebtes Gesicht,<br />

eine hagere, schmächtige Figur und das irgendwie passende<br />

Outfit – ein zu klein geratener Schlapphut, Prollklamotten und<br />

Schlangenlederstiefel. Wer Calvin Russell das erste Mal gegenübertritt,<br />

glaubt einen heruntergekommenen Straßensänger<br />

vor sich zu haben. Doch hinter dieser „Loser“-Fassade verbirgt<br />

sich, zwar ein spät berufenes, aber ein ungemein potentes<br />

Songwriter-Talent mit einer rauen, kehligen, ausdrucksstarken<br />

Stimme. Living on the End of a Gun, der Opener, noch heute<br />

läuft mir ein Schauer über den Rücken! Rats and Roaches<br />

kommt direkt aus der Gosse, um dann anschließend mit Baby<br />

I love you eine der schönsten Liebesballaden anzustimmen.<br />

Mit Right on Time geht es an den Schmuddeltresen und es<br />

stellt sich nicht die Frage, ob die Story stimmt. Seine Band:<br />

schnörkellos, auf den Punkt. Aber sein größtes Alleinstellungsmerkmal<br />

ist die grenzenlose Authentizität – Crack in Time und<br />

Crossroads lassen einem den Atem stocken. Lieder abseits der<br />

etablierten Schichten, den Hochglanzseiten, auf der Suche<br />

nach etwas Wohlstand und Würde.<br />

RETTUNGSLOS<br />

Ich hatte das Glück, Calvin Russell nach diesem Konzert in<br />

seinem Wohnwagen hinter dem „Hunky Dory“-Club zu treffen.<br />

Wie selbstverständlich holte er seine Jack Daniels-Flasche,<br />

schenkte uns einen Drink ein und bedankte sich für unser<br />

Kommen. Den Zug an seinem Joint, den er sich in der Zwischenzeit<br />

gedreht hatte, verneinte ich aber dann doch.<br />

Er selber sagte später in einem Interview: „Ich bin durch alle<br />

Höllen dieser Erde gegangen und diesen Schmerz kann man<br />

auch nicht durch Erfolg verwinden.“ Er trägt sein Herz auf<br />

der Zunge. Ich selber habe gespürt, dass jeder Winkel seiner<br />

großen Seele für Musikfans erkennbar ist.<br />

Calvin Russell stirbt am 3. April 2011, bestimmt nicht überraschend,<br />

an Leberkrebs. „Nothin’ can save me from myself.“<br />

Der Charles Bukowski der Musik, wie er sehr oft genannt<br />

wurde, hinterlässt uns 17 Musikalben.<br />

Für Interessenten empfehle ich die CDs<br />

Crack in Time, Sounds from the Fourth<br />

World, Soldier, A Man in full und das<br />

geniale Live-Album Le Voyageur.<br />

Frank Petrusiak


Fotos: Andrea Fritsch<br />

GGG<br />

Gemeinsam Gans viel Gutes tun:<br />

Federn lassen für den guten Zweck<br />

Essen und damit Gutes tun! Geht das? Genau das war<br />

die Herausforderung für die beiden befreundeten<br />

Gastronomen ULI WEISNER und MICHAEL GILG.<br />

Stade Zeit ganz anders<br />

Die „stade Zeit“ ist für die meisten mit eine der schönsten<br />

Zeiten im Jahr. Zeit mit der Familie verbringen und das Jahr<br />

langsam und entspannt ausklingen lassen. Für die Vollblutgastronomen<br />

Uli Weisner und Michael Gilg sieht diese Zeit<br />

schon immer etwas anders aus. Ab November geht es in dem<br />

Restaurant Auszeit und dem Griesbräu in Murnau so richtig<br />

rund. Viele Weihnachtsfeiern begleiten die Gastronomie in dieser<br />

Zeit. Im Griesbräu beginnt für viele Familien der Heilige Abend<br />

mit dem bekannten Weißwurstfrühstück.<br />

Doch dieses Jahr ist für alle alles anders. Corona verändert<br />

unser Leben, unser Zusammensein in den Familien und die<br />

gepflegten Traditionen sehr. Vielfach hören und lesen wir von<br />

den zahlreichen Betrieben und Gaststätten, die aufgrund von<br />

Corona Federn lassen. Doch Uli Weisner und Michael Gilg<br />

wollten den Blickwinkel besonders in solchen Zeiten ändern<br />

und nicht nur auf sich und den eigenen Betrieb schauen.<br />

Kunterbuntes Federvieh<br />

So haben die beiden die Tradition, dass die Wirte in guten Geschäftsjahren<br />

eine Spende an andere geben, die es gut gebrauchen<br />

können, beibehalten und neu interpretiert.<br />

„Federn lassen“ für andere – egal ob Enten- oder Gänsefedern.<br />

Die Idee „Gemeinsam Gans viel Gutes tun“ ist entstanden.<br />

Der klassische Gänsebraten sollte trotz der geschlossenen<br />

Restaurants bei den Familien auf der gedeckten Tafel seinen<br />

Platz finden können. Doch damit nicht genug. Der Erlös ging<br />

bis auf den tatsächlichen Wareneinsatz an Kunterbunt e.V.<br />

Bärbel und Christian Balzer organisieren mit ihrem Verein<br />

Reisen für Menschen mit Behinderungen. Wie sehr die Reise-<br />

44


GASTRONOMIE<br />

branche von Corona betroffen ist, muss hier sicherlich nicht<br />

explizit erwähnt werden.<br />

Somit stand für Uli Weisner und Michael Gilg fest, dass sie<br />

diesen Murnauer Verein unbedingt tatkräftig unterstützen<br />

möchten. Die beiden Gastronomen haben tagelang Gänse und<br />

Enten vorbereitet, Maroni karamellisiert, Blaukraut gekocht<br />

und an die 800 Kartoffelknödel gedreht.<br />

Nach vorheriger telefonischer Anmeldung konnte man vom<br />

20.12 bis 23.12.2020 das bestellte Weihnachtsessen in eigenen<br />

mitgebrachten Töpfen abholen. Hierbei galt es lediglich den<br />

Wareneinsatz zu zahlen und alles darüber hinaus war eine freiwillige<br />

und direkte Spende für Kunterbunt e.V.<br />

Danke: 400 Essen – 4.185 Euro<br />

An dieser Stelle gilt Uli Weisner und Michael Gilg ein ganz besonderer<br />

Dank für die Idee, die Umsetzung und das Kochen<br />

von vorzüglichen 400 Essen – und das alles unentgeltlich!<br />

Ein weiterer Dank ist an ganz viele Murnauer auszusprechen,<br />

die diese Aktion tatkräftig unterstützt und sehr großzügig gespendet<br />

haben.<br />

Somit konnten Bärbel und Christian Balzer von Kunterbunt e.V.<br />

eine Spende von 4.185 Euro entgegennehmen.<br />

Andrea Fritsch<br />

45


46


Wohnen auf kleinstem Raum -<br />

ein aktueller Traum<br />

Alles aus einer Hand:<br />

Tischlerwerkstatt Bernd Klöpper<br />

Weniger ist meist mehr:<br />

Small is beautiful!<br />

Unseren Tiny Wohntraum haben wir nun wirklich<br />

umgesetzt, nicht nur für uns, sondern auch für<br />

Euch! Reduziert, hochwertig, praktisch, übersichtlich,<br />

preiswert, modern, mobil und sehr schick<br />

präsentiert sich unser Tiny House für die unterschiedlichsten<br />

Einsatzbereiche, z.B. als Feriendomizil,<br />

flexibles Wohnhäuschen, Sauna, Jugendtreff,<br />

Büro, Werkstatt, Café etc. – Kreativität und<br />

Fantasie können sich grenzenlos entfalten.<br />

Manuela Schädle<br />

Dipl. Betriebswirtin FH<br />

Rossanger 4, D-82497 Unterammergau<br />

Tel. +49 8822 94101, Mob. +49 171 6229710<br />

Mail: info@tiny-wohn-t-raum.de<br />

www.tiny-wohn-t-raum.de<br />

47


ALLES WAS RECHT IST<br />

Corona „befällt“ auch das<br />

Familien- und Mietrecht –<br />

folgende Fragen stellen<br />

sich in diesen Zeiten:<br />

1. Umgangsrecht<br />

• Es besteht eine wechselseitige Informationspflicht der Eltern,<br />

wenn das Kind, ein Elternteil oder ein weiteres Mitglied des<br />

Haushalts positiv getestet oder Quarantäne angeordnet wurde.<br />

• Die Pandemie allein reicht noch nicht dazu aus, den Umgang<br />

auszusetzen. Dies kommt nur in Betracht bei rechtlichen oder<br />

sachlichen Hindernissen, etwa wegen Quarantäne, Ausgangssperre,<br />

Coronainfektion usw.<br />

• Ansonsten muss immer eine Güterabwägung im jeweiligen<br />

Einzelfall zwischen dem Recht auf Umgang gegen die konkrete<br />

Gesundheitsgefahr stattfinden. Dies kann dazu führen, dass<br />

wenn es keine konkreten Ansteckungsgefahren und keine<br />

Haushaltsangehörigen gibt, die Risikogruppen angehören, eine<br />

Umgangsaussetzung unzulässig ist.<br />

• Ausgefallene Umgangstermine sollten aber entsprechend nachgeholt<br />

und eine sonstige umfangreiche Kontaktaufnahme mit<br />

dem umgangsberechtigten Elternteil ermöglicht werden (z.B.<br />

durch Skypen o.ä.).<br />

2. Scheidung ohne persönliche Anhörung?<br />

• Es ist nach wie vor auch in Zeiten von Corona die persönliche<br />

Anhörung der Parteien in einem Termin vor Gericht vorgesehen.<br />

Die Justiz verfügt weitestgehend noch nicht über entsprechende<br />

technische Einrichtungen, die eine Gerichtsverhandlung<br />

per Videochat durchführen lassen könnten. Zudem ist die<br />

Rechtslage hierzu noch relativ unklar.<br />

• Eine persönliche Anhörung könnte u.U. in Ausnahmefällen unterbleiben,<br />

wenn der Sachverhalt klar und unstreitig und eine<br />

Aussöhnung aussichtslos ist. So etwa bei einer unstreitigen<br />

Scheidung, bei der eine 3-jährige Trennungszeit vorliegt und<br />

keine streitigen Folgesachen anhängig sind.<br />

3. Lohneinbußen und Unterhalt<br />

• Sollte eine einvernehmliche Lösung mit dem Unterhaltsberechtigten<br />

nicht möglich sein, besteht im Falle des Vorliegens eines Unterhaltstitels<br />

nur die Möglichkeit einer gerichtlichen Abänderung.<br />

• Eine aktuelle gesicherte Rechtsprechung zu den Erfolgsaussichten<br />

bei coronabedingten Lohneinbußen liegt diesbezüglich<br />

noch nicht vor.<br />

• Eine erfolgreiche Abänderung hängt aber grundsätzlich von<br />

einem tatsächlich nicht unwe-sentlich niedrigeren Einkommen<br />

und davon ab, ob dieses auch nachhaltig im Hinblick auf eine<br />

Zukunftsprognose ist. Letzteres kann im Allgemeinen im Hinblick<br />

auf Corona derzeit aber nur schwer prognostiziert werden.<br />

Eine bloße Veränderung von ein paar Monaten dürfte<br />

jedenfalls noch nicht für eine Abänderung ausreichen.<br />

• Eine Unterhaltszahlung unter „Vorbehalt“ kann später im Regel-<br />

48


fall nicht zurückgefordert werden. Hierfür bedarf es weiterer<br />

Erklärungen.<br />

• Der betreuende Elternteil könnte andererseits nun einen Anspruch<br />

auf Betreuungsunterhalt erhalten, wenn coronabedingt<br />

Fremdbetreuungseinrichtungen geschlossen werden und daher<br />

das gemeinsame Kind wieder selbst betreut werden muss.<br />

4. Elternunterhalt<br />

• Die Einkommensgrenze beim Elternunterhalt wurde bereits<br />

vor Corona auf 100.000 Euro jährlich festgelegt.<br />

• Sollte diese Einkommensgrenze nunmehr coronabedingt unterschritten<br />

werden, besteht spontan die Möglichkeit, durch<br />

Einstellung der Zahlung kurzfristige Liquiditätsengpässe zu<br />

überbrücken. Dies ist gefahrlos aber nur möglich, wenn kein<br />

Unterhaltstitel vorliegt. Ein solcher ist in den meisten Fällen<br />

aber gerade nicht gegeben. Jedenfalls sollte man aber zugleich<br />

auch mit der jeweiligen Behörde in Verbindung treten, um<br />

eine einvernehmliche Lösung zu finden. Sollte doch ein Unterhaltstitel<br />

vorliegen – der bloße Bescheid einer Behörde stellt<br />

in der Regel keinen Unterhaltstitel dar – kommt im Zweifel<br />

ebenfalls nur ein gerichtliches Abänderungsverfahren in Betracht.<br />

5. Vertragsanpassung im Gewerberaummietverhältnis<br />

• Bislang haben Gerichte weitestgehend Mietminderungen wegen<br />

coronabedingter Einschränkungen in Gewerberaummietverhältnissen<br />

verneint.<br />

• Nunmehr hat der Gesetzgeber mit Wirkung zum 01.01.2021 in Artikel<br />

270 § 7 EGBGB geregelt, dass eine gesetzlich vermutete Störung<br />

der Geschäftsgrundlage von Gewerbe-Mietverhältnissen<br />

aufgrund staatlicher Corona-Maßnahmen besteht und der Mieter<br />

vom Vermieter eine Anpassung der Miete verlangen können soll,<br />

wenn die wirtschaftlichen Folgen für den Mieter unzumutbar sind.<br />

• Ob und in welcher Höhe eine Anpassung aufgrund einer vermuteten<br />

Störung der Geschäftsgrundlage vorgenommen werden<br />

kann, hängt weiterhin von den Umständen des Einzelfalls<br />

ab. Maßgebliche Faktoren bleiben:<br />

– die konkrete wirtschaftliche Situation<br />

– der Umfang der erlittenen Umsatzeinbußen<br />

– Höhe und Zeitpunkt staatlicher Hilfe<br />

• Nachdem eine Anpassung wohl nur für die Zukunft geltend gemacht<br />

werden kann, kann im Einzelfall ein schnelles Handeln<br />

erforderlich sein.<br />

Michael Huber, Rechtsanwalt<br />

49


Ihre Steuerkanzlei<br />

in Murnau und<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Murnau am Staffelsee<br />

Petersgasse 15<br />

Tel. 08841 627 11 20<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Ludwigstraße 60<br />

Tel. 08821 1098<br />

Email: info@hilleprandt.de<br />

www.hilleprandt.de<br />

v.l.: Johannes Zolk, Stephanie Deutinger,<br />

Florian Gilg, Martin Hilleprandt,<br />

Annemarie Kastl und Florian Hilleprandt<br />

50


51


FORSCHEN, ENTWICKELN, ERPROBEN –<br />

DAS INSTITUT FÜR BIOMECHANIK<br />

AN DER BG UNFALLKLINIK MURNAU<br />

„An der BG Unfallklinik Murnau wird Forschung betrieben?“ Diese Frage hört Professor Peter<br />

Augat, Leiter des Instituts für Biomechanik an der BG Unfallklinik Murnau häufig, wenn er<br />

von seiner Arbeit erzählt: „Als Klinik der gesetzlichen Unfallversicherung ist es unser Auftrag,<br />

Patientinnen und Patienten nach einem Arbeitsunfall oder mit einer Berufskrankheit medizinisch<br />

mit allen geeigneten Mitteln zu behandeln und ihnen eine bestmögliche Rückkehr<br />

ins Leben zu ermöglichen. Dies ist nur möglich, wenn wir uns auch an der Erforschung<br />

dieser bestmöglichen Therapien beteiligen“, so der Institutsleiter.<br />

Denn bevor in den BG Kliniken neue Verfahren zur Akutversorgung,<br />

Pflege und Therapie eingesetzt werden, muss ihre Wirksamkeit<br />

wissenschaftlich eindeutig belegt sein. Qualifizierte Forschung nimmt<br />

daher in Murnau einen besonderen Stellenwert ein. Um die hohe<br />

Innovationskraft und Behandlungsqualität zu gewährleisten und auch<br />

in Zukunft aufrecht zu erhalten, betreibt das Murnauer Traumazentrum<br />

mit dem Institut für Biomechanik ein eigenes Forschungszentrum.<br />

Diese interdisziplinäre Abteilung bildet den Mittelpunkt der Forschung<br />

an unfallchirurgischen und orthopädischen Fragestellungen mit<br />

direkter klinischer Relevanz. In Zusammenarbeit mit Kolleginnen und<br />

Kollegen aus beinahe allen Fachbereichen werden innovative<br />

Behandlungsmöglichkeiten entwickelt und dabei wissenschaftlich<br />

gewissenhaft begleitet. Hier steht die Klinik in ständigem Dialog mit<br />

nationalen und internationalen universitären Partnern, aber auch mit<br />

den anderen Kliniken des Klinikkonzerns. Im Mittelpunkt dieser Aktivitäten<br />

stehen dabei immer die Patientinnen und Patienten, für die die<br />

am besten geeignete Behandlungsmethode gesucht wird, um ihre<br />

Gesundheit und Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen.<br />

Wie es der Name schon verrät, konzentriert sich die Forschung des<br />

Murnauer Instituts auf die Biomechanik. Dabei handelt es sich um<br />

die Wissenschaft der Beschreibung der mechanischen Funktion des<br />

Bewegungsapparates und dessen Wiederherstellung. Ein vielschichtiger<br />

und umfassender Bereich, bedenkt man, dass der Bewegungsapparat<br />

aus den Knochen, die das Skelett bilden sowie Muskeln,<br />

Sehnen, Bändern, Gelenken, Knorpeln und anderem Bindegewebe<br />

besteht. Er gibt dem menschlichen Körper Form und Halt und ermöglicht<br />

ihm seine Beweglichkeit. Forscher und Forscherinnen der<br />

Sportwissenschaft, Physik, Biologie, des Ingenieurwesens und der<br />

Medizin arbeiten Hand in Hand, um Methoden zu entwickeln, dieses<br />

komplexe Zusammenspiel nach einer Verletzung bestmöglich wiederherzustellen.<br />

Dies beginnt bereits bei der Erstbehandlung, bei der<br />

darauf geachtet werden muss, den verletzten Bewegungsapparat so<br />

zu stabilisieren, dass die Rehabilitationsbehandlung sofort und<br />

erfolgsversprechend eingeleitet werden kann. Während dieser darf<br />

der Bewegungsapparat mechanisch nicht überfordert, sondern sollte<br />

gleichzeitig in seiner Heilung bestmöglich unterstützt werden.<br />

BG Unfallklinik Murnau


Der Spaß an der Arbeit steht für Peter Augat und sein Team am Institut für Biomechanik immer im Vordergrund – © Bild privat<br />

„Forschung macht vor allem eines: Spaß.<br />

Die Arbeit bei uns ist viel weniger Zwängen unterworfen<br />

als der klinische Alltag. Dies gibt Raum für Kreativität<br />

und eigene Ideen. Dadurch wird der Beruf<br />

des Forschers zum Traumjob.“<br />

SCHWÄRMT PROF. PETER AUGAT.<br />

53


INNOVATIVE FORSCHUNG<br />

IM KLINIKKONZERN<br />

Mit allen geeigneten Mitteln das bestmögliche Ergebnis erzielen.<br />

Das ist der gesetzliche Auftrag der BG Kliniken, dem sie auch<br />

in der Forschung verpflichtet sind. Die BG Kliniken entwickeln,<br />

fördern und fordern innovative Diagnostik und Therapie. Alle<br />

beteiligten Berufsgruppen und Standorte arbeiten dabei interdisziplinär<br />

zusammen und verfolgen ein Ziel: die bestmögliche<br />

Versorgung für ihre Patienten sicherzustellen.<br />

Mit ihrem Wissenschaftsmagazin «Forschung kompakt» stellen<br />

die BG Kliniken regelmäßig wissenschaftliche Fachartikel vor und<br />

informieren über aktuelle Studienergebnisse der BG Kliniken und<br />

ihrer Partner. Auch im Rahmen der Coronapandemie unterstützen<br />

die Forscher der BG Kliniken: Sie bereiten regelmäßig aktuelle<br />

Forschungsergebnisse zur Lungenerkrankung COVID-19 auf.<br />

Mehr dazu online unter:<br />

www.bg-kliniken.de/forschung<br />

Die Entwicklung von mechanischen<br />

Implantaten<br />

Erleiden Patientinnen und Patienten beispielsweise einen Bruch des<br />

Unterschenkels, so muss dieser oft mit einem metallischen Implantat<br />

stabilisiert werden. Das Implantat muss den alltäglichen Belastungen<br />

im menschlichen Körper standhalten und das Gewicht des Menschen<br />

tragen, bis der Knochen verheilt ist. „Die Implantate für die Knochenbruchbehandlung<br />

werden von uns in Zusammenarbeit und im Auftrag<br />

der Implantatehersteller laufend weiterentwickelt und ihre<br />

mechanischen Eigenschaften verbessert. An unseren mechanischen<br />

Prüfmaschinen kontrollieren wir jede technische Entwicklung<br />

auf ihre Zuverlässigkeit und ihre sichere Anwendung“, erklärt Sabrina<br />

Sandriesser, die sich am Institut um die mechanische Prüfung von<br />

Implantaten der Medizinproduktehersteller kümmert. Aus den<br />

Murnauer Forschungsräumen sind daher schon zahlreiche Neuentwicklungen<br />

von Platten, Schrauben und Nägeln für die Knochenbruchbehandlung<br />

hervorgegangen und werden inzwischen nicht<br />

nur vor Ort, sondern weltweit eingesetzt.<br />

54


Die Gang- und Bewegungsanalyse<br />

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des Instituts für Biomechanik ist<br />

die Gang- und Bewegungsanalyse. Das hierfür notwendige Ganglabor<br />

wurde im März 2012 eingerichtet und wird von einem Team<br />

aus Sportwissenschaftlern und Physiotherapeuten betreut. Ziel der<br />

Gang- und Bewegungsanalyse ist es, das Gangbild einer Patientin<br />

oder eines Patienten mit technischen Hilfsmitteln und nicht nur mit<br />

dem bloßen Auge zu analysieren. Durch diese Methode können<br />

Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit durch verminderte Kraft,<br />

Koordination oder Beweglichkeit erkannt werden. Individuelle Probleme<br />

von Patientinnen und Patienten können zielgerichtet behandelt<br />

und möglichen Verschlechterungen der Bewegungsfähigkeit frühzeitig<br />

entgegengewirkt werden. Die Bewegungsanalyse ist eine<br />

Methode, von der viele Murnauer Fachbereiche stark profitieren,<br />

wie zum Beispiel das Zentrum für Rückenmarkverletzte, die Endoprothetik,<br />

die Fußchirurgie, die Kindertraumatologie und Kinderorthopädie,<br />

das Rehabilitationszentrum, die technische Orthopädie<br />

oder die Neurologie.<br />

Von der Theorie in die Praxis<br />

Für die Durchführung einer Bewegungsmessung werden kleine,<br />

reflektierende Kugeln mittels eines hautfreundlichen Klebebandes<br />

am Probanden angebracht. Spezielle Infrarotkameras nehmen im<br />

Anschluss daran die Bewegung dieser Kugeln auf und rekonstruieren<br />

sowie quantifizieren daraus die Bewegung des ganzen Körpers:<br />

„Mit der Bewegungsanalyse können wir Unterschiede des<br />

Bewegungsumfangs der Gelenke von weniger als einem Winkelgrad<br />

erkennen und so im Seitenvergleich zwischen links und<br />

rechts, oder im Vergleich zu Daten gesunder Menschen feststellen,<br />

ob die Gelenkbewegungen Auffälligkeiten zeigen,“ erläutert Frau<br />

Dr. Klöpfer-Krämer vom Team des Ganglabors der BG Unfallklinik<br />

Murnau die Methodik.<br />

BG Unfallklinik Murnau


FORSCHUNG AN DER BG UNFALLKLINIK<br />

MURNAU AUSGEZEICHNET<br />

Jedes Jahr im Juli ehrt die Paracelsus Medizinische Privatuniversität<br />

(PMU Salzburg) ihre erfolgreichen Forscher mit<br />

Auszeichnungen für ihre wissenschaftlichen Tätigkeiten.<br />

Wiederholt wurden auch 2020 Mitarbeiter der BG Unfallklinik<br />

Murnau für ihre Publikationen mit dem Wissenschaftspreis<br />

der PMU Salzburg ausgezeichnet.<br />

„Das Schöne hier im Institut der<br />

Biomechanik ist, dass meine Arbeit,<br />

meine Forschung und meine Ergebnisse<br />

direkt in der Klinik ankommen –<br />

mein Tun kommt also den Patientinnen<br />

und Patienten zu Gute,“<br />

FREUT SICH DR. MARIANNE HOLLENSTEINER,<br />

STELLVERTRETENDE INSTITUTSLEITERIN.<br />

Für die Bewertung der wissenschaftlichen Leistungen werden<br />

die im Vorjahr eingereichten Veröffentlichungen in wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschriften herangezogen. Bei der Bewertung<br />

wird auf Quantität (Anzahl der Veröffentlichungen) geachtet,<br />

das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Qualität<br />

der veröffentlichten Beiträge. So werden nur Veröffentlichungen<br />

in angesehenen Fachzeitschriften berücksichtigt, die<br />

sich einem standardisierten Begutachtungsverfahren zur<br />

Qualitätssicherung (peer review) unterziehen müssen.<br />

Der Preis wird jährlich in den Kategorien Platin, Gold, Silber<br />

und Bronze verliehen. Zudem werden noch die am besten<br />

publizierenden Lehrkrankenhäuser mit einer Auszeichnung<br />

geehrt. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen im letzten<br />

Jahr erhielten insgesamt 12 Mitarbeiter des Instituts für<br />

Biomechanik der BG Unfallklinik Murnau eine Auszeichnung.<br />

„Die Begeisterung für Forschung in den verschiedensten<br />

Fachbereichen unserer Klinik legt den Grundstein für die Patientenversorgung<br />

von morgen“, freut sich Professor Peter<br />

Augat, Leiter des Institutes für Biomechanik über die Auszeichnungen<br />

der Preisträger.<br />

Die wissenschaftliche Forschung an der BG Unfallklinik<br />

Murnau hat zwei wichtige Ziele stets im Blick: Zum einen die<br />

Ausrichtung im Sinne des Versorgungsauftrages der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung am Nutzen für die behandelten<br />

Patienten. Zum anderen die systematische Zusammenführung<br />

von interdisziplinärer Expertise vieler Spezialisten. Als akademisches<br />

Lehrkrankenhaus der PMU Salzburg schafft die<br />

Klinik eine weitere Verbindung, nämlich die von praxisbezogener<br />

Forschung und Anwendung zur praxisnahen Lehre.<br />

Weiterhin lassen sich im Ganglabor die Kräfte während des Stehens,<br />

Gehens und Laufens mit Hilfe von Computermodellen messen.<br />

Daraus können Fehbelastungen abgelesen und eine passende<br />

Therapie zu deren Behandlung eingeleitet werden. „Neben muskulären<br />

Defiziten und knöchernen Fehlstellungen kann auch eine falsche<br />

Bewegungskoordination zu Überlastungen und Schmerzen<br />

führen“ erläutert der Sportwissenschaftler Dr. Andreas Brand. Für<br />

die Therapie solcher Fehlbelastungen können orthopädische<br />

Schuhe und Einlagen, Bandagen oder Orthesen individuell angepasst<br />

werden. In extremen Fällen ist ein operativer Eingriff wie beispielsweise<br />

eine Gelenkversteifung notwendig. Eine genaue Betrachtung<br />

mit Hilfe der Bewegungsanalyse erleichtert oftmals die<br />

Entscheidung, ob ein operativer Eingriff durchgeführt werden muss.<br />

Auch zur Dokumentation des Behandlungserfolgs in der Zeit der<br />

Nachsorge und der Rehabilitation kommt die Bewegungsmessung<br />

erneut zum Einsatz, um dann hoffentlich die korrekte Belastung<br />

aller Gelenke festzustellen. Auch Patientinnen und Patienten mit inkompletter<br />

Querschnittlähmung, die noch Restfunktionen in den<br />

Beinen haben, profitieren sehr stark von einer Bewegungsanalyse.<br />

„Unsere inkomplett querschnittgelähmten Patientinnen und Patienten<br />

benötigen individuell angepasste Hilfsmittel, um ihre Mobilität<br />

zu verbessern. Zusammen mit unseren Orthopädietechnikern finden<br />

wir im Ganglabor die richtigen Orthesen und können Sie optimal<br />

auf die Patientinnen und Patienten einstellen“ freut sich Inga Kröger<br />

über die individuell angepasste Versorgung.<br />

BG Unfallklinik Murnau


ERGONOMIE AM ARBEITSPLATZ<br />

Partner und Kooperationen<br />

Um in der Forschung erfolgreich bestehen zu können, ist es unentbehrlich<br />

mit anderen Forschergruppen an anderen Universitäten<br />

und auch mit der Industrie zusammenzuarbeiten. Dadurch wird das<br />

jeweilige Fachwissen der Forschungspartner erweitert und der<br />

Zugang zu vielfältigen Methoden und Techniken ermöglicht. Auch<br />

das Institut für Biomechanik arbeitet mit vielen anderen Forscherinnen<br />

und Forschern im In- und auch Ausland zusammen. Besonders<br />

zu erwähnen ist die Zusammenarbeit der BG Unfallklinik<br />

Murnau mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU)<br />

in Salzburg und der Technischen Universität (TU) in München.<br />

„Als Forschungsinstitut der PMU profitieren wir von den vielfältigen<br />

akademischen Möglichkeiten einer großen und erfolgreichen Medizinuniversität.<br />

Wir haben Zugang zu ausgezeichnet ausgestatteten<br />

Forschungslaboren mit modernster Technologie und erstklassigem<br />

Know-how,“ schwärmt der Institutsleiter Professor Augat von seinem<br />

akademischen Stammsitz an der Salzburger Universität. Durch die<br />

enge Zusammenarbeit profitieren beide Standorte von einem intensiven<br />

Austausch unter Ärzten und Wissenschaftlern. Medizinstudenten<br />

aus Salzburg nutzen die Murnauer Expertise der Behandlung<br />

von Unfallpatienten und das breite Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten,<br />

welches in der Murnauer Unfallklinik vorgehalten<br />

wird. Die Wissenschaftler nutzen im Gegenzug die Möglichkeiten<br />

der Weiterbildung an der PMU in Salzburg. So gibt es etliche<br />

Kolleginnen und Kollegen von Professor Augat, die sich in Salzburg<br />

ihre wissenschaftlichen Meriten erworben haben und jetzt den Titel<br />

eines Doktors oder Professors tragen dürfen.<br />

Ausstaffiert mit Talar<br />

und Doktorhut erhält<br />

Dr. Andreas Brand<br />

seine Promotionsurkunde<br />

bei einer<br />

feierlichen Zeremonie<br />

an der PMU in<br />

Salzburg.<br />

© Bild privat<br />

Die intensive Zusammenarbeit mit der TU München konzentriert<br />

sich auf das Forschungsgebiet der Paraplegiologie. Mit dem Ziel,<br />

die Behandlung und Heilung von Patienten, die unter den Folgen<br />

einer Querschnittlähmung leiden, kontinuierlich zu verbessern.<br />

Heutige Arbeitsplätze zwingen Menschen oft zu Zwangshaltungen<br />

oder sich ständig wiederholenden Bewegungen, und das<br />

über lange Zeiträume. Dies kann über die Jahre zu wachsenden<br />

Beschwerden und sogar Krankheiten führen. Insbesondere<br />

Rückenbeschwerden, Durchblutungsstörungen und stressbedingte<br />

Symptome nehmen in der Bevölkerung auf Grund<br />

schlechter Arbeitsplatzergonomie zu. Die Ergonomie, die Wissenschaft<br />

von der Optimierung der Arbeitsbedingungen, setzt<br />

sich zum Ziel, eine optimale Synthese zwischen Arbeitsbeanspruchung<br />

und Arbeitsproduktivität zu verwirklichen. „Zusammen<br />

mit der Technischen Universität Hamburg entwickeln wir eine<br />

neue Form der Ergonomieanalyse“ beschreibt Sportwissenschaftler<br />

und Human Factors Engineer Hannes Wackerle vom<br />

Institut für Biomechanik an der BG Unfallklinik Murnau sein Forschungsprojekt.<br />

„Wir wollen die Anforderungen des Arbeitsplatzes<br />

und die Fähigkeiten der Mitarbeiter vergleichen und die auftretenden<br />

körperlichen Belastungen für einzelne Mitarbeiter ermitteln.<br />

Ziel ist es, Arbeitsplätze ergonomisch zu verbessern und<br />

an den Mitarbeiter anzupassen, um muskuloskelettale Belastungen<br />

zu reduzieren und damit Beschwerden zu vermeiden.“<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf dem Einsatz der Robotertechnologie,<br />

um die Bewegungsfähigkeit von Patienten mit einer Lähmung zu<br />

verbessern. Aber auch das Pflegepersonal soll bei der teilweise<br />

schweren körperlichen Arbeit durch Roboter unterstützt werden. Für<br />

die Entwicklung dieser Assistenzsysteme spielt auch die Zusammenarbeit<br />

mit dem Geriatronik Forschungszentrum in Garmisch-<br />

Partenkirchen eine wichtige Rolle.<br />

Um auch in Zukunft erfolgreich forschen zu können, baut Prof.<br />

Augat weiterhin auf ein Team von engagierten Mitarbeitern, die mit<br />

vielen tollen Ideen und dem Drang, Neues zu entwickeln die Forschungsprojekte<br />

an der BG Unfallklinik vorantreiben. Innovationen<br />

in die Praxis umzusetzen, um künftig Patientinnen und Patienten<br />

noch besser zu behandeln, bleibt das vorrangige Ziel aller Forschungsaktivitäten<br />

des Institutes für Biomechanik.<br />

BG Unfallklinik Murnau<br />

Prof.-Küntscher-Straße 8, 82418 Murnau,<br />

Tel. 08841 48-0, Fax 08841 48-2600,<br />

E-Mail: info@bgu-murnau.de, www.bgu-murnau.de<br />

Interview und Redaktion: Lisa Schwede, Carola Krumbacher;<br />

Fotos: BG Unfallklinik Murnau (Alle abgebildeten Bilder wurden<br />

vor der Coronapandemie aufgenommen.)<br />

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59


Foto: Florian Warnecke


KUNST<br />

Walter Kraft<br />

Kunst als Passion<br />

Ein bestehendes Kunstwerk, welches sich mit wenigen Handgriffen<br />

ständig verändern lässt. Muster und Farbverläufe, die<br />

neue Bilder entstehen lassen. Walter Kraft hat mit seiner Methode,<br />

Kunstwerke aus drehbaren Farbtäfelchen zu kreieren,<br />

eine interessante Technik geschaffen, die jeden Tag neue Bilder<br />

entstehen lässt.<br />

Die Idee hierzu ist eher zufällig vor 20 Jahren entstanden. „Wir<br />

haben damals einen Messestand mit Würfeln gestaltet, auf deren<br />

Oberflächen kleine farbige Alutafeln befestigt waren. Mir kam<br />

die Überlegung, diese abzumontieren und neu zu justieren“, grinst<br />

Kraft.<br />

Die 832 Seiten der Passion<br />

Sein aktuellstes Werk „Die Passion“ ist ein imposantes Zusammenspiel<br />

aus 52 Tafeln, die ein Kreuz ergeben. „Ich habe im<br />

Februar begonnen und ein Vierteljahr daran gearbeitet. Ursprünglich<br />

war das Bild für die Passionsspiele 2020 in Oberammergau<br />

gedacht, die dann leider aufgrund von Corona verschoben werden<br />

mussten.“<br />

Die Betrachtung erfordert Zeit – man muss „Die Passion“ auf<br />

sich wirken lassen. „Jedes der Täfelchen ist anders gestaltet und<br />

besteht aus jeweils 20 bis 28 Farbfolien in Form von Vierecken,<br />

Kreisen und Dreiecken, die ich mit dem Computer geschnitten<br />

und händisch aufgeklebt habe. Insgesamt gibt es über 1.000 Farbflächen,<br />

die von oben nach unten dunkler werden. Das Bild ist<br />

sehr wandelbar, denn man hat 52 Mal die Möglichkeit jede der<br />

Tafeln vier Mal bei 45 Grad zu drehen. In meiner Ausstellungsserie<br />

habe ich aus dem Kreuz elf aus 20 verschiedenen Mustern entstehen<br />

lassen – für die elf Stationen der Passion. Ich hätte mir<br />

selbst nicht gedacht, dass sich so viele Variationen ergeben“,<br />

verrät Walter Kraft.<br />

Meisterkünstler<br />

Kraft, der 1941 in Hohenbrunn bei München geboren wurde,<br />

machte von 1955 bis 1958 eine Ausbildung in der Werbetechnik<br />

und Grafik und belegte Zeichenkurse bei den Professoren Engstler<br />

und Treptau in München. 1960 bis 1962 absolvierte er eine<br />

Ausbildung im fototechnischen Siebdruck und legte 1966 seine<br />

Meisterprüfung im Schilder- und Lichtreklameherstellerhandwerk/Siebdruck<br />

ab. „In der Typografie musste man damals Setzer<br />

oder Schriftenmaler lernen, um Grafiker zu werden. Wir haben<br />

alles gemacht – von der Theatermalerei bis zu Filmplakaten. Sogar<br />

die Gemeindeurkunden haben wir per Hand geschrieben. Entwürfe<br />

von Werbeanlagen durften von Grafikern aufgrund der Handwerksordnung<br />

nicht selbst ausgeführt werden, dazu musste man<br />

einen Meisterbrief vorlegen. Ich war der jüngste Meister Bayerns“,<br />

schmunzelt er.<br />

Werbekünstler<br />

Der Typograf machte sich im Anschluss 1966 in der Werbetechnik<br />

selbstständig. „Bei mir arbeiteten bis zu 15 Leute im Betrieb,<br />

für die ich sehr dankbar war. Wir haben alles erstellt, was<br />

mit Schildern und Lichtobjekten für Reklame zu tun hatte, mit<br />

unserem eigenen Messesystem wurde Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

kreiert – sogar für den Bayerischen Landtag.<br />

Wir haben Messestände gestaltet und waren europaweit unterwegs.<br />

Nach 39 betriebsamen Jahren hatten wir zirka 2.000 Kunden<br />

bedient. 2004 habe ich meinen Betrieb verkauft. Er wird bis<br />

heute noch teilweise weitergeführt. Seit 16 Jahren arbeite ich<br />

nun in meinem Atelier in Murnau, Burggraben 11.“<br />

61


KUNST<br />

Den Dingen auf den Grund gehen<br />

Krafts Arbeiten sind unglaublich vielseitig. Ein zentraler Punkt<br />

sind die „&“- und „et“-Zeichen, die er seit Jahrzehnten erforscht.<br />

In 700 Schriftfamilien hat er rund 5.000 verschiedene dieser<br />

Zeichen entdeckt und „spielt“ hier mit den Linien und Kontrasten<br />

in unterschiedlichsten Werken. Neben Siebdrucken und<br />

Radierungen arbeitet er mit diversen Materialien und lässt beispielsweise<br />

manche seiner Objekte mit Blattsilber bewusst oxidieren,<br />

damit sie sich verändern. „Ich finde diesen Entwicklungsprozess<br />

sehr spannend, denn man weiß nie, wie das Ergebnis<br />

am Ende sein wird. Weiterhin gestalte ich Bilder gerne aus den<br />

Grundformen – Dreieck, Viereck und Kreis –, die Bestandteil aller<br />

Formen sind. Im Laufe der Zeit ändern sich diese Dinge immer<br />

wieder – das macht meine Arbeit so abwechslungsreich und mir<br />

sehr viel Freude. Meine Inspirationen erhalte ich oft durch Zufälle<br />

oder aktuelle Geschehnisse.“<br />

Zahlreiche Ausstellungen und Teilnahmen an internationalen<br />

Projekten bestätigen den Erfolg des Malers und Typografen,<br />

der auch Mitglied in der Künstlervereinigung Murnau e.V.,<br />

Tusculum, und bei den Werdenfelser Künstler e.V. in Garmisch-<br />

Partenkirchen ist.<br />

„Kreuz“ Titel:<br />

IV. Passion,<br />

150/60 cm,<br />

52 teilig<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

Kunst als Leihobjekt<br />

Übrigens verkauft der Künstler seine Werke<br />

nicht nur – er verleiht sie auch. Eine schöne<br />

Variante für Leute, die gerne etwas mehr<br />

Abwechslung wünschen. „Wer möchte, kann<br />

Objekte für ein halbes Jahr leihen. Wenn man<br />

sie im Anschluss kauft, wird die bezahlte<br />

Leihgebühr vom Kaufpreis abgezogen.“<br />

Walter Kraft ist sehr dankbar hier zu sein.<br />

„Ich wohne nun seit 46 Jahren im Oberland,<br />

davon die ersten 30 Jahre in Seehausen und<br />

seit 16 Jahren in Murnau. Ich finde es toll,<br />

mein eigenes Atelier zu haben und die Möglichkeit<br />

unabhängig von anderen etwas Neues<br />

zu kreieren. Hier bin ich täglich von 18.00–<br />

19.30 Uhr anzutreffen. Es ist Schaffens- und<br />

Rückzugsort zugleich“, erzählt er.<br />

Walter Kraft, Maler und Typograf<br />

Atelier Burggraben 11, 82418 Murnau<br />

Tel. 08841/3740<br />

info@kraft-undmalerei.de<br />

www.kraft-undmalerei.de<br />

Alexandra Sichart<br />

62


Wir freuen<br />

uns auf Ihren<br />

Besuch!<br />

„Irgendwas Schönes findet man immer ...“<br />

Die flatternden, bunten Fahnen signalisieren schon von weitem: Hier befindet<br />

sich der Weltladen – unweit des Zentrums von Murnau! Drinnen gibt<br />

es ein vielfältiges Angebot von fair gehandelten Lebensmitteln, nachhaltig<br />

produziertem Handwerk, Schmuck und Kosmetik – ein farbenfrohes<br />

Sortiment aus der ganzen Welt, überwiegend jedoch aus dem<br />

globalen Süden, also Ländern wie Brasilien, Peru, Chile, Südafrika,<br />

Indien und Nepal. Von dort kommen auch die bunten Gebetsfahnen,<br />

die am Eingang des Ladens flattern und in ihrem Heimatland auf<br />

Berggipfeln, Tempeln und oft auch an den Wohnhäusern aufgehängt<br />

werden. Bis zu ihrer vollständigen Verwitterung sollen sie dem Wind<br />

ihre Gebete und Wünsche für das Glück von Mensch und Tier mitgeben.<br />

Diese positive Stimmung ist wohl auch der Grund, warum viele Menschen<br />

in den Weltladen kommen, um sich anregen und auch erfreuen zu lassen.<br />

„Irgendwas Schönes findet man immer“, meinte eine Dame kürzlich, die<br />

eigentlich nur Bananen aus dem fairen Handel kaufen wollte. Es wurde dann doch<br />

mehr ... in ihrer Tasche trug sie auch die Gebetsfahnen aus dem Himalaya nach Hause.<br />

Wenn Sie mögen, kommen Sie doch einfach mal vorbei und stöbern Sie nach ein wenig Glück.<br />

Hier finden Sie uns:<br />

Weltladen Murnau<br />

Bahnhofstraße 8<br />

82418 Murnau<br />

Tel. 08841 687 99 97<br />

weltladen.murnau@web.de<br />

www.weltladen-murnau.de<br />

Ihre Einkaufszeiten:<br />

Mo. - Fr. 10:00 - 18:00 Uhr<br />

Samstag 9:30 - 13:00 Uhr<br />

64


Immobilienverrentung – eine Möglichkeit<br />

zur Absicherung gegen Altersarmut?<br />

Die Angst vor Altersarmut ist ein allgegenwärtiges<br />

Thema in der deutschen Gesellschaft. Für viele<br />

Senioren ist deswegen die finanzielle Absicherung<br />

im Alter ein besonders wichtiges Bedürfnis.<br />

IMMOBILIEN - EXPERTENTIPPS<br />

Reicht die normale Rente für den Lebensunterhalt nicht mehr aus, werden weitere Einkünfte<br />

gebraucht. Die Immobilienverrentung könnte vor diesem Hintergrund zunehmend<br />

an Wichtigkeit gewinnen.<br />

Eine Studie der Gesellschaft für Immobilienverrentung zeigt: ein Großteil aller Senioren<br />

möchte bevorzugt in der eigenen Immobilie bleiben und im Alter nicht mehr umziehen.<br />

Aber: das Eigenheim stellt oftmals einen besonders werthaltigen Vermögenswert dar, dessen<br />

Verkauf wichtige Einnahmen generieren könnte. Die Immobilienverrentung ermöglicht<br />

es, beide Sachverhalte zu kombinieren.<br />

Britta Kirstein-Zietz und Roger Zietz,<br />

ZIETZ Immobilien in Murnau<br />

Haus verkaufen und trotzdem wohnen bleiben<br />

Bei der Immobilienverrentung verkaufen Senioren ihre Häuser<br />

günstig an Dritte und erhalten im Gegenzug eine lebenslange Zusicherung,<br />

im Haus bleiben zu dürfen. Der Kaufbetrag beläuft sich<br />

dabei häufig auf 40 bis 50 Prozent des Verkehrswerts und wird als<br />

Einmalzahlung oder als monatliche Rente ausgezahlt. Die Wohnrechtsvereinbarung<br />

kann grundlegend auf zwei Arten erfolgen. Entweder<br />

räumt der Käufer dem Verkäufer ein lebenslanges Wohnrecht<br />

ein oder die Vertragsparteien nutzen die Regelung des Nießbrauchs.<br />

Bei beiden Varianten ist es jedoch wichtig, dass sich der Pensionär<br />

das Wohnrecht nicht nur im notariellen Kaufvertrag, sondern auch<br />

im Grundbuch als Grundschuld eintragen lässt. Auf diese Weise ist<br />

er bei einem Eigentümerwechsel des Gebäudes abgesichert. Außerdem<br />

ist eine Rückfallklausel sinnvoll. Im Falle einer Insolvenz des<br />

Käufers erhielte der Verkäufer die Immobilie so wieder zurück.<br />

Lebenslanges Wohnrecht vs. Nießbrauch<br />

Im Zuge eines lebenslangen Wohnrechts wird den Senioren ein<br />

Verbleib in der Immobilie zugesichert. Der Berechtigte muss jedoch<br />

per Gesetz die Kosten für Reparaturen, Instandhaltungen, Wärme<br />

und Strom tragen. Eine abweichende Regelung kann im Vertrag<br />

vereinbart werden. Kommt es zu dem Fall, dass die Senioren nicht<br />

mehr für sich selbst sorgen können und in ein Heim umziehen<br />

müssen, besitzt das Wohnrecht keinen weiteren Nutzen mehr für sie.<br />

Der Nießbrauch bietet hier einen entscheidenden Vorteil. Die<br />

Senioren werden zum wirtschaftlichen Eigentümer der Immobilie<br />

und dürfen, bei einem lebenslangen Übereinkommen, bis zu ihrem<br />

Tod auch den wirtschaftlichen Nutzen aus der Wohnung ziehen.<br />

Somit ist es ihnen nach dem Umzug in ein Altenheim erlaubt, das<br />

Haus weiterzuvermieten und die entsprechenden Einnahmen zu<br />

behalten.<br />

Für wen lohnt sich die Immobilienverrentung?<br />

Unsere Empfehlung: eine Immobilienverrentung sollte gut überlegt<br />

sein. Das Konzept lohnt sich für Senioren, die eine geringe Rente<br />

beziehen und ihr Haus nicht vererben möchten. Die Verkäufer erhalten<br />

eine lebenslange zusätzliche<br />

Rente, deren Höhe<br />

abhängt vom vereinbarten<br />

Kaufpreis. Alternativ wäre es<br />

denkbar, das Haus selbst zum<br />

Verkehrswert zu veräußern<br />

und eine langfristige Mietvereinbarung<br />

mit dem Erwerber<br />

abzuschließen. Beide<br />

Möglichkeiten sind auf jeden<br />

Fall genau gegenzurechnen,<br />

um die finanziell lukrativere<br />

Variante zu finden.<br />

65


Foto: Heribert Riesenhuber<br />

JOSEF HOLZMANN:<br />

ALLES AUF ANFANG


Die Schulzeit ist unter anderem dadurch gekennzeichnet,<br />

dass man immer wieder von vorne anfängt. Am<br />

ersten Schultag sowieso. Aber kaum kennt man sich aus und<br />

gehört zu den Großen im Schulhof, da wechselt man die Schule<br />

und steht wieder am Anfang. Jedes Schuljahr beginnt so und<br />

selbst, wenn man die Schule dann endlich abgeschlossen hat,<br />

steht man am Anfang. Man könnte an Sisyphos aus der griechischen<br />

Mythologie denken, der den Stein immer wieder auf<br />

den Berg rollen muss – von wo er dann wieder hinabrollt. Wer<br />

es liebt, immer wieder anzufangen, ist entweder ein Fan von<br />

Hermann Hesse (von dem der Satz „Allem Anfang liegt ein Zauber<br />

inne“ stammt) oder Lehrer, wie Josef Holzmann. Der hat<br />

nun, als Schulleiter am Murnauer Gymnasium, tatsächlich das<br />

Ende seiner Schulzeit erreicht. Viele Jahre ist es her, dass er als<br />

der Seppi, Bauernbub aus Eglfing, seinen ersten Schultag erlebt<br />

hat. Vielleicht eine Gelegenheit zurückzublicken?<br />

DORFSCHULIDYLL<br />

Josef Holzmann kam in Schwabsoien zur Welt. Seine Eltern<br />

hatten dort einen Bauernhof und zwei größere Brüder gab es<br />

auch schon. Als er fünf Jahre alt war, übernahm die Familie<br />

einen Bauernhof mitten im Dorf Eglfing. Genauer gesagt in<br />

Untereglfing. Denn so klein der Ort ist, besteht er doch aus<br />

drei Ortsteilen, erklärt Holzmann. Hier, in der kleinen Dorfschule,<br />

begann seine Schulkarriere. Dorfschullehrer Ingomar<br />

Igler, unterrichtete damals, in den 1950er Jahren, die Klassen<br />

1 bis 4 zusammen im gleichen Klassenzimmer. Koedukation<br />

würde man das heute vielleicht nennen. Diese Zeit hat Josef<br />

Holzmann als überaus glücklichen Start ins Schulleben in Erinnerung.<br />

AUS ALT WIRD NEU<br />

Bei einem Besuch in der alten Schule zeigt Holzmann, wo er<br />

als Kind gesessen hat. Heute sind hier allerdings das Rathaus<br />

und der Kindergarten untergebracht. Und, was ganz wichtig<br />

ist, das Archiv. Josef Holzmann gefällt es zu sehen, wie vielseitig<br />

und sinnvoll das schöne Gebäude heute genutzt wird. Und er<br />

freut sich auch, wenn er kleine Details wie die alten Fenster<br />

oder die Holztreppe, die zur Lehrerwohnung führte, wiederentdeckt.<br />

Diese Freude am Neuen wie am Alten ist etwas, was<br />

ein bisschen seiner Persönlichkeit entspricht: Holzmann akzeptiert<br />

und begrüßt die Veränderung und den Wandel, gibt<br />

dem Neuen eine Chance, ohne das Alte zu verwerfen. Und das<br />

ist vielleicht auch das Geheimnis des Lehrerberufes, den Holzmann<br />

mit so viel Leidenschaft ausgefüllt hat.<br />

VON DER SCHULE IN DIE WELT<br />

PORTRAIT<br />

Als Holzmann nach Weilheim aufs Gymnasium kam, hatte er<br />

durchaus zu kämpfen. Das lag zum einen am weiten Schulweg:<br />

von Eglfing mit dem Fahrrad zum Bahnhof nach Uffing und<br />

dann mit der Bahn nach Weilheim. Wer das mal gefahren ist<br />

(besonders den ersten Teil) weiß, wie schweißtreibend der Anstieg<br />

ist. „Oft bin ich im Winter völlig durchnässt in der Schule<br />

angekommen“, erinnert sich Holzmann. Zum anderen ging es<br />

in der neuen Schule ganz anders zu. Nach der Behaglichkeit einer<br />

kleinen Dorfschule wirkte das Gymnasium zunächst einschüchternd.<br />

Außerdem stammt Holzmann, wie er sagt, aus einer<br />

„bildungsfernen“ Schicht. Bücher gab es zu Hause kaum<br />

und auch die Zeit zum Lernen musste er sich erkämpfen. Dass<br />

der Seppi überhaupt aufs Gymnasium ging, verdankte er seinen<br />

guten Noten, aber auch seinem Volksschullehrer, der eines Tages<br />

zu den Eltern ging und ihnen dies nahelegte. Mit den guten<br />

Noten sah es auf dem Gymnasium schnell anders aus. „Ich bekam<br />

auf einmal Noten, die ich vorher überhaupt nicht gekannt<br />

hatte“, sagt Holzmann. „Besonders in Mathematik ist es mir<br />

schwergefallen.“ Aber Josef Holzmann konnte sich in der neuen<br />

Umgebung eingewöhnen und der Spaß am Lernen, die Faszination<br />

neuer Lektüre halfen ihm dabei. Auch die ersten Reisen<br />

machte Josef Holzmann in dieser Zeit. „Vorher war ich vielleicht<br />

ein- bis zweimal im Sommer zum Schwimmen an den Staffelsee<br />

gekommen, wenn Feriengäste mich mitgenommen haben.“ Mit<br />

der Schule ging es nach Österreich zum Wintersport oder zum<br />

Schüleraustausch nach Frankreich. Das wurde zu einer großen<br />

Bereicherung für ihn und führte zu einer Freundschaft, die<br />

viele Jahre andauerte.<br />

STUDENTENLEBEN IN SCHWABING<br />

Damals, in den aufregenden 60er Jahren, erlebte Josef Holzmann<br />

auch die Schülerproteste der „Großen“. Ein Rebell wurde<br />

er nicht. In der Blaskapelle spielte er schon mit 11 Jahren Tenorhorn<br />

(später, in der 80er/90er Jahren auch in der Stadtkapelle<br />

Weilheim), und beim Fußball war er Libero.<br />

67


Fotos: Heribert Riesenhuber<br />

PORTRAIT<br />

mit dem Schulbuch arbeitete.“ Als Lehrer muss man sich immer<br />

wieder auf Veränderungen einlassen – ob sie nun gesellschaftlicher<br />

oder technischer Natur sind. Für Josef Holzmann bedeutet das<br />

nicht, dass man immer wieder alles über Bord werfen muss. „Das<br />

Schöne an unserem Beruf ist ja, dass uns eine Fülle von Methoden<br />

und Herangehensweisen zur Verfügung steht“, sagt er.<br />

Vor der Grundschule in Eglfing, dem<br />

Ursprung seiner Schulkarriere<br />

Hier saß Josef (Seppi) Holzmann<br />

in der Grundschulzeit<br />

Die 15 Monate Bundeswehr, die auf die Schulzeit folgten, waren<br />

für Josef Holzmann eine Pause, die ihm erlaubte, über die eigene<br />

Zukunft nachzudenken. Er begann zu lesen, was ihm in die Finger<br />

kam, und entschloss sich zu studieren. 1975 schrieb er sich<br />

für die Fächer Englisch, Politische Wissenschaften und Soziologie<br />

an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ein. Er<br />

wohnte nun mitten im Studentenviertel, in einem Hinterhofgebäude<br />

in der legendären Schellingstraße – und stand wieder einmal<br />

am Anfang einer Schullaufbahn. Diesmal für das Lehramt.<br />

LEHREN – VON DER PIKE AUF<br />

Bevor Josef Holzmann 2015 als Schulleiter nach Murnau kam,<br />

hat er andere Schulen kennengelernt, sah Trends, Ideen und Methoden<br />

kommen und manchmal auch wieder gehen. In den ersten<br />

Jahren als Lehrer gab es weder Kopien noch Overhead-Projektoren.<br />

Arbeitsblätter wurden mit der mechanischen Schreibmaschine<br />

auf eine Matrize getippt und anschließend dem Hausmeister<br />

zur Vervielfältigung übergeben. Wenn man einen Fehler<br />

machte, musste man die Matrize neu schreiben. „Da hat man<br />

sich gut überlegt, ob man Arbeitsblätter machte oder nicht doch<br />

SCHULLEITER MIT LEIB UND SEELE<br />

Als sich die Möglichkeit bot, Schulleiter in Murnau zu werden,<br />

hat Josef Holzmann nicht lange gezögert. Es war für ihn, so<br />

erzählt er, wie ein Heimkommen. Aus der Kindheit war er vertraut<br />

mit der Region und den Menschen. Nur die Tatsache, dass er in<br />

diesem letzten Berufsabschnitt wohl nicht mehr unterrichten<br />

werde, bedauerte er. Als Schulleiter in Murnau konnte Josef Holzmann<br />

allerdings viele andere Facetten seiner Persönlichkeit und<br />

seine Erfahrung einbringen. Das respektvolle Miteinander, die<br />

Kooperation und die Arbeit im Team waren ihm wichtig. Darum<br />

hat er das Motto „Schule gemeinsam machen“, das aus dem Kürzel<br />

SGM (für Staffelsee-Gymnasium Murnau) abgeleitet ist, auch<br />

freudig angenommen und mit Leben und Inhalt gefüllt. Wenn<br />

man mit Lehrern oder Schülern der Schule über den scheidenden<br />

Direktor spricht, spürt man rasch, dass Holzmann zu vielen von<br />

ihnen eine sehr persönliche Beziehung gelungen ist. „Als Herr<br />

Holzmann unser Direktor wurde, ging er in jedes Klassenzimmer,<br />

um sich vorzustellen. Diese Geste zeigt schon, wie hilfsbereit und<br />

zuvorkommend er den Schülern gegenüber ist“, erinnert sich<br />

Elena Kustner aus der 12. Jahrgangsstufe. Anna Finke aus der 7.<br />

Klasse berichtet, dass Josef Holzmann ihnen morgens immer das<br />

Klassenzimmer aufgeschlossen habe. Ihm ist es gelungen, zu motivieren,<br />

zu trösten und zu unterstützen. Für die Anliegen der<br />

Schülerinnen und Schüler hatte er immer Verständnis. Denn in<br />

vielem war es ihm als Kind nicht anders ergangen. Das stellte<br />

sich nicht zuletzt auch bei unserem Besuch in der Dorfschule heraus:<br />

Im schon erwähnten Archiv lagen noch die Klassenlisten<br />

aus der eigenen Schulzeit. So konnte Josef Holzmann die Behauptung,<br />

er habe in der Volksschulzeit immer gute Noten gehabt,<br />

sogar belegen. Tatsächlich standen da nur Einser und Zweier in<br />

seinen Zeugnissen. Aber auch die Bemerkung: „Ein sehr begabter<br />

u. aufgeweckter Schüler, der sich aber ab u. zu eine Hausaufgabe<br />

schenkt.“ (3. Klasse Volksschule, 1963)<br />

Heribert Riesenhuber<br />

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69


70


Agenturinhaber<br />

Kaufmann für Versicherungen und Finanzen (IHK)<br />

Obere Stadt 45, 82362 Weilheim<br />

Tel.: 0881 / 92 79 87 78<br />

Fax: 0881 / 92 79 87 79<br />

info@k-fischer.lvm.de<br />

https://k-fischer.lvm.de/agenturhomepage/<br />

https://www.facebook.com/lvmkevinfischer/<br />

https://www.instagram.com/lvm.kevin.fischer/<br />

71


„I was born in a<br />

Crossfire Hurricane“<br />

FRANK PETRUSIAK<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

72


Dental, Art & Rock ’n’ Roll<br />

Dentalstudio Frank Pietrusiak<br />

LIVE<br />

„I was born in a Crossfire Hurricane“ – mit dem Text dieses<br />

bekannten Songs der Rolling Stones beschreibt Frank Pietrusiak<br />

sein Leben, welches geprägt ist durch Höhen, Tiefen und die<br />

Musik. Während unseres Interviews führt er mich durch sein<br />

Labor und verbindet auf seine humorvolle Art die spannende<br />

Welt der Zahntechnik mit der aufregenden Welt der Musik.<br />

Bereits der Eingangsbereich zum Dentalstudio ist außergewöhnlich.<br />

Ein überdachter Steg umgeben von Wasser führt<br />

die Patienten in das Foyer, von hier aus begibt man sich in den<br />

ersten Stock. Die großzügigen, lichtdurchfluteten Räume verbreiten<br />

eine angenehme Wohlfühlatmosphäre. Den Flur zieren<br />

farbintensive abstrakte Darstellungen von Zähnen.<br />

Trinkgeld – nein danke<br />

Frank Pietrusiak, der von 1970 bis 1974 seine Ausbildung zum<br />

Zahntechniker in Bünde absolvierte, fand eher zufällig zu seinem<br />

Beruf. „Ich wollte immer etwas Kreatives machen, zum Beispiel<br />

Redakteur werden. Meine Devise lautete schon damals, dass nur<br />

tote Fische mit dem Strom schwimmen. Als Jugendlicher habe<br />

ich Kurzgeschichten geschrieben, aber meine Mutter wollte, dass<br />

ich zur Sparkasse gehe oder Masseur werde, weil sie meinte, dort<br />

würde man viel Trinkgeld bekommen. Ein Freund meines Vaters<br />

betrieb ein Dentallabor, in welchem ich dann schließlich meine<br />

Ausbildung gemacht habe. Die Lehrzeit war hart. Im ersten Jahr<br />

habe ich nur 70 Mark verdient und musste mich so durchschlagen,<br />

während meine Freunde in anderen Berufen wesentlich mehr Geld<br />

erhalten haben. Dennoch zieht sich die Zahntechnik wie ein roter<br />

Faden durch mein Leben und sie finanziert mir mein größtes<br />

Hobby, die Musik.“<br />

Zahnkunst<br />

Der Beruf des Zahntechnikers ist ein Bindeglied zwischen Technik,<br />

Mensch und Medizin. „Als Dienstleister im Gesundheitswesen tragen<br />

wir eine besondere Verantwortung, denn die Bandbreite zwischen<br />

manueller Tätigkeit und Hightech sowie zwischen filigraner Handarbeit<br />

und computergestützter Fertigung ist enorm. Kreativität gepaart<br />

mit innovativem Denken und die enge Zusammenarbeit mit dem<br />

Zahnarzt ermöglichen die perfekte Zahntechnik“, berichtet Frank<br />

Pietrusiak. „Zähne sind unsere Visitenkarte und Billigzähne aus<br />

Asien sind die schlechteste Wahl, denn nur modernste Geräte, effektive<br />

Technologien und hochwertige Materialien sind Garanten für höchste<br />

Qualität. Von der Krone bis zum Implantat ist bei uns jedes Einzelstück<br />

ein ausgefeiltes Kunstwerk, welches individuell zum Menschen<br />

passt und komplett in unserem Hause hergestellt wird.“<br />

Qualität, Know-how und Menschlichkeit<br />

Zum Team des Dentallabors gehört ebenso Christian Janzen, der<br />

2020 seine Meisterprüfung mit Bestnoten bei der Handwerkskammer<br />

in München absolviert hat: „Ich bin Spezialist in digitaler<br />

CAD/CAM-Technik (ein computergestütztes Hightech-Verfahren, welches<br />

für das Designen und Herstellen von Basisteilen in der Zahntechnik<br />

verwendet wird) sowie in der Fräs- und Geschiebetechnik.<br />

Mir gefällt der künstlerische Teil meiner Arbeit und ich liebe den<br />

Umgang mit verschiedenen Produkten und Materialien. Wir haben<br />

ein tolles Arbeitsklima und dürfen bei vielen Dingen, wie zum Bespiel<br />

der Einrichtung, mitentscheiden.“<br />

Eine weitere Mitarbeiterin ist Eva Schaller. „Sie ergänzt uns auf<br />

besondere Weise, denn Frau Schaller besitzt eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung als Zahnarzthelferin und Zahntechnikerin. Neben<br />

der Herstellung von Keramikkronen und Inlays ist sie spezialisiert<br />

auf die Anfertigung von Schienen zur Behandlung von schlafbezogenen<br />

Atemstörungen. Zähne können Auswirkungen auf den ganzen<br />

Körper haben und zu Kopfschmerzen und Verspannungen führen,<br />

Frau Schaller konnte schon einigen Patienten helfen, ihre Beschwerden<br />

zu lindern“, erklärt Frank Pietrusiak. „Stolz sind wir außerdem<br />

auf Frau und Herrn Grundschock, die sich gemeinsam um die<br />

Logistik, die Instandhaltung und Wartung der Laborgeräte und um<br />

die Aufrechterhaltung des Hygienekonzepts kümmern. Meine Frau<br />

unterstützt mich tatkräftig in der Planung sowie im Büro – somit<br />

ist unser Team komplett. Ich habe meinen Leuten sehr viel zu verdanken,<br />

denn ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Ich<br />

fühle mich sehr geehrt mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen.<br />

73


Christian Janzen und Eva Schaller<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

Musik für alle<br />

Eine feste Morgenroutine gibt es auch, denn alle im Labor sind<br />

große Musikfans. „Wir haben hier zwei Tageskalender hängen –<br />

einen mit Heavy Metal für Christian und einen mit Rock und Pop<br />

für die anderen. Jedes Kalenderblatt enthält einen Song, den wir<br />

gleich in der Früh anhören, das ist unser Ritual“, schmunzelt<br />

Frank Pietrusiak. Die gemeinsame Liebe zur Musik zeigt sich<br />

auch bei der Gestaltung aller Räume. An den Wänden hängen<br />

Bilder und Zeichnungen bekannter Musiker, einzigartige Gitarren,<br />

die mit ihrem besonderen Aussehen die Blicke auf sich ziehen,<br />

sowie CDs und Schallplatten, die als Sammlerstücke gelten.<br />

Besonders häufig vertreten sind die „Rolling Stones“. „Alle im<br />

Team sind Fans. Ich selbst fühle mich auch wie ein rollender Stein<br />

im Flussbett, ich setze kein Moos an, weil ich ständig in Bewegung<br />

bin – wie es schon Muddy Waters gesungen hat.“<br />

An einer der Türen prangt das Schild der Abbey Road Studios –<br />

dem Tonstudio, welches insbesondere durch die Beatles weltberühmt<br />

geworden ist. „Wir haben letztes Jahr unseren Betriebsausflug<br />

nach London gemacht und waren mit dem ‚Magic Bus‘<br />

auf den Spuren musikalischer Persönlichkeiten unterwegs. Natürlich<br />

sind wir auch alle über den bekanntesten Zebrastreifen gelaufen.<br />

Das war wirklich ein Highlight und wir sind in viele Ecken<br />

gekommen, die man sonst nicht sieht. Ein unvergessliches UFO-<br />

Konzert in einem alten englischen ‚Ballroom‘ in London rundete<br />

den Ausflug perfekt ab“, schwärmt Pietrusiak.<br />

Berühmte Zähne<br />

Der sympathische Zahntechniker, der selbst erst mit 20 Jahren begonnen<br />

hat, Gitarre zu spielen, kann einen großen beruflichen Erfahrungsschatz<br />

vorweisen: „Ich hatte bereits Anstellungen in leitenden<br />

Positionen in Kliniken und im Labor und habe zahlreiche Fortbildungen<br />

in allen Gebieten der Zahntechnik im In- und Ausland besucht.<br />

Spezialisiert bin ich auf implantatgestützte Vollrestaurationen und<br />

hochästhetischen High-End-Zahnersatz. Ich habe ebenso einige Restaurationen<br />

für Persönlichkeiten aus Film, Fernsehen, Politik, Literatur<br />

und Sport vornehmen dürfen und interessante Erfahrungen gemacht.“<br />

Ein rollender Stein<br />

Frank Pietrusiak besucht bereits in den 70ern viele Konzerte<br />

von AC/DC, The Who, Led Zeppelin, Lynyrd Skynyrd, ZZ Top,<br />

Stevie Ray Vaughn und selbstverständlich den Rolling Stones.<br />

Vielleicht können sich ja einige Leser auch an die langen Rockpalast-Nächte<br />

im WDR erinnern? Nachdem es in Deutschland<br />

in den frühen Tagen der CD-Herstellung nur ein Presswerk gibt,<br />

fährt Frank regelmäßig nach Amsterdam, um dort größere Mengen<br />

Import-CDs der neuesten Tonträger aus Japan und USA zu<br />

erwerben und vertreibt diese über seine Firma Boss Music an<br />

Videotheken und Endkunden. Eine beleuchtete Rolling Stones-<br />

Flipperscheibe dieser Zeit, aus der Rockdisco „Paradiso“ in Amsterdam,<br />

ziert die Wand in der Keramikabteilung seines Dentallabors.<br />

Mit dem Plattenlabel „Interplanet“ wurden Radio und<br />

Promotiontermine sowie Konzerte von kanadischen Rockbands<br />

in Belgien und den Niederlanden organisiert.<br />

Murnau-Lanzarote und zurück<br />

Nach Murnau führt Frank sein Weg 2000, als er in einer Fachzeitschrift<br />

die Annonce eines Labors liest: „Warum nicht dort arbeiten,<br />

wo andere Urlaub machen?“ „Das hat mir gefallen und ich habe<br />

mich beworben – und den Job bekommen. Ich habe die netten Kollegen<br />

dieses Labors und ihren tollen Chef immer noch in guter Erinnerung.<br />

Eines Tages haben sie dann gefragt, wer Lust hätte, vier Wochen<br />

in einem Dentallabor auf Lanzarote einen speziellen Zahnersatz anzufertigen.<br />

Das wollte ich unbedingt machen. Auf Lanzarote waren<br />

damals die Arbeitsbedingungen ganz anders als in Deutschland, denn<br />

zu dieser Zeit musste ständig improvisiert werden. Wenn man dort<br />

arbeiten kann, kommt man überall zurecht. Der Laboreigentümer<br />

auf Lanzarote hat mich gebeten zu bleiben und wir sind nach Spanien<br />

ausgewandert. Wir haben zehn Jahre in Costa Teguise gelebt – direkt<br />

74


am Strand. Das Leben in Spanien fühlt sich immer etwas nach<br />

Urlaub an, man trifft sich nach der Arbeit mit Freunden, verbringt<br />

die Abende zusammen und hat Spaß.“<br />

Devils Dinner<br />

Auf Lanzarote gründet Frank Pietrusiak mit einem Bassisten<br />

und einem Schlagzeuger seine eigene Band. „Mein<br />

Traum war es stets, selbst ein Stück zu verfassen, von der Idee<br />

bis hin zum Verkauf. Der Proberaum, den wir gefunden haben,<br />

war wirklich ekelhaft, schimmlig und verdreckt – so stelle ich<br />

mir die Anfänge aller großen Bands vor, bevor sie bekannt wurden.“<br />

Doch Frank glaubt fest an seinen Traum und gibt nicht<br />

auf. „‚It's only Rock 'n' Roll but I like it‘, sang schon Mick<br />

Jagger und dieser Proberaum und seine Umgebung im Reeperbahnstyle<br />

waren auf gewisse Art auch eine Inspiration.<br />

Ich mag es in meinen Songs Themen anzupacken,<br />

die alltäglich sind und den Leuten einen<br />

Spiegel vor das Gesicht zu halten.“<br />

2017 ist es soweit, das Album „Devils Dinner“ erscheint<br />

und enthält Titel, die rockig und etwas<br />

verrucht sind. Wer nun Lust bekommen hat,<br />

reinzuhören und sich selbst von den außergewöhnlichen<br />

Stücken inspirieren zu lassen: Zu<br />

finden sind einige Lieder des Albums unter<br />

anderem auf Spotify. Der gemeinsame Wunsch<br />

nach einem harmonischen und räumlich nahen<br />

Familienumfeld beendet schließlich die Zeit auf der Vulkaninsel.<br />

Das Wohlfühlstudio<br />

Das Dentalstudio von Frank Pietrusiak ist modern und hochinteressant.<br />

Patienten fühlen sich sofort wohl. „Unsere Philosophie<br />

basiert auf Kommunikation und Offenheit, wir möchten<br />

wissen, was den Patienten am wichtigsten ist, was ihnen am<br />

meisten Sorgen bereitet und was zu ihren Möglichkeiten passt.<br />

Wir lieben es mit Menschen zu arbeiten, ihre Bedürfnisse zu erkennen<br />

und ihnen Lebensqualität zu schenken. Unsere Tür steht<br />

immer offen, deswegen beraten wir auch direkt im Labor, unverbindlich<br />

und kostenfrei – denn wir wissen, was sich unsere Kunden<br />

wünschen, auch wenn wir sie noch nicht kennen: Sie wollen<br />

lachen, sprechen, singen, beißen, essen, küssen – und das<br />

mit schönen und funktionellen Zähnen.“<br />

Übrigens: Wer nun Lust bekommen hat, in die<br />

kreative Welt der Zahntechnik einzutauchen und<br />

mit einem tollen Team zusammenzuarbeiten:<br />

Das Dentalstudio von Frank Pietrusiak sucht einen<br />

Azubi. Schnell bewerben lohnt sich!<br />

Alexandra Sichart<br />

Dentalstudio Frank Pietrusiak<br />

Auwiese 22, 82386 Huglfing<br />

Tel. 08802/913 856 6, Mobil 0175/454 954 1<br />

dentalstudio.pietrusiak@yahoo.com<br />

75


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76


NACHRUF<br />

Werner Gilg – Staffelseewirt<br />

Gastgeber und Genussmensch – das war Werner Gilg.<br />

Schon von Kindesbeinen an lernte er die Gastronomie<br />

kennen. Als einer von drei Buben wuchs er im elterlichen<br />

Betrieb, dem Griesbräu auf. Nachdem er einige<br />

Jahre im Ausland verbracht hatte, um die schulische<br />

Laufbahn zu beenden und viele wertvolle berufliche<br />

und persönliche Erfahrungen zu sammeln, kam er<br />

wieder nach Murnau, um seine Familie zu unterstützen.<br />

Bald erwarb er die damals kleine Weinstube<br />

* 20.5.1941 – † 12.1.2021<br />

Burgklause, welche er zusammen mit seiner damaligen<br />

Frau sehr erfolgreich führte, immer weiter ausbaute und vergrößerte.<br />

Fünfzig Jahre lang arbeitet Werner Gilg in und an diesem – seinem Betrieb.<br />

Durch Fleiß, Gastfreundschaft und viel Können erschuf er einen Vorzeigebetrieb,<br />

welcher weit über die Murnauer Grenzen hinaus zu einem Begriff<br />

wurde. Seine beiden Töchter waren sein ganzer Stolz und er schaffte es trotz<br />

seiner arbeitsreichen Aufgabe, möglichst viel Zeit mit beiden in den Bergen<br />

oder an seinem geliebten Badeplatz am Staffelsee zu verbringen. Auch das<br />

Reisen und den Sport liebte er und nahm sich immer wieder Freiräume, um<br />

dies genießen zu können. Werner Gilg konnte mit leuchtenden Augen viele<br />

Geschichten von seinem Erlebten erzählen und teilte diese Erfahrungen gerne<br />

mit anderen. Genauso euphorisch war er als Wirt und Hotelier und so prägte<br />

er das touristische Bild Murnaus mit. Er war Mitbegründer und jahrelang aktives<br />

Mitglied der Staffelseewirte. In der zweiten Lebenshälfte lernte er seine<br />

spätere Ehefrau Diane kennen. Gemeinsam führten sie das Hotel Klausenhof<br />

mit Burgklause, bis Werner den Betrieb an seinen Neffen Michael Gilg übergab<br />

und sich nach einem arbeitsreichen Leben zur Ruhe setzte. Nun hat uns<br />

Werner Gilg leider am 12. Januar für immer verlassen.<br />

Sepp Gramer –<br />

Original und Charmeur<br />

Anzeigenbuchungen unter:<br />

anzeigen@agentur-melange.de<br />

Wenn sich in Murnau etwas rührte, war der Gramer<br />

Sepp nicht weit! So kannte man das Murnauer Original<br />

– mal Kasperl – mal Charmeur. Immer einen lockeren<br />

Spruch auf den Lippen. Seine Herzensaufgabe war jedoch<br />

stets sein Engagement für seine Mitmenschen<br />

und sein Murnau. Egal ob er einer Gruppe stolz die<br />

versteckten Orte und Sehenswürdigkeiten präsentierte<br />

* 1.12.1949 – † 13.1.2021<br />

oder ob er bei seinen Pferdekutschenfahrten Murnau<br />

aus einer anderen Perspektive zeigte. Es war immer mit Witz, Verstand und<br />

seiner ihm eigenen liebenswerten Art. Beim traditionellen Politikerdableckn<br />

oder als Kasper bei den Schafflern: Überall war er engagiert und federführend<br />

mit dabei. Unglaublich wie vielen Vereinen er ehrenamtlich zur Verfügung<br />

stand. Chapeau lieber Sepp! Politisch hatte er seine Standpunkte, für die er<br />

stets einstand. Seine Zuverlässigkeit wurde von allen sehr geschätzt. Auf der<br />

Theaterbühne konnte er seine kreative Ader ausleben und hatte sichtlich Spaß<br />

dabei. Sepp Gramer konnte einen mit dieser leidenschaftlichen Art mitreißen.<br />

Tragisch war sein Unfall, der Murnaus Bevölkerung tief erschütterte. Lange<br />

kämpfte Sepp Gramer gemeinsam mit seiner Familie um sein Leben. Leider<br />

verlor er dieses im Alter von 71 Jahren am 13. Januar 2021. Wir trauern um<br />

seinen Verlust und wissen, dass er eine tiefe Lücke hinterlassen wird.<br />

77


Am 01.01.2021 sind zahlreiche Steueränderungen in Kraft getreten.<br />

Wir verschaffen Ihnen einen schnellen Überblick über alle Änderungen,<br />

die Sie jetzt kennen sollten.<br />

Corona steuerfreie Prämie bis Juni 2021 verlängert<br />

Eine Gewährung dieser steuer- und sozialabgabenfreien Sonderzahlung<br />

war im vergangenen Jahr bis einschließlich 31. Dezember 2020<br />

und bei Vorliegen der weiteren Voraussetzungen möglich. Im Rahmen<br />

des Jahressteuergesetzes 2020 hat das Bundesfinanzministerium u.<br />

a. die Frist zur Auszahlung der Corona-Sonderzahlung an Arbeitnehmer<br />

bis zum 30. Juni 2021 verlängert. Der Steuerfreibetrag von max.<br />

1.500 Euro bleibt dabei unverändert. Die Fristverlängerung führt auch<br />

nicht dazu, dass im ersten Halbjahr 2021 nochmals 1.500 Euro steuerfrei<br />

ausgezahlt werden könnten, wenn bereits in 2020 der Betrag voll<br />

ausgeschöpft wurde.<br />

Hervorzuheben sind insbesondere folgende Aspekte:<br />

• Auszahlung bis zum 30. Juni 2021: Steuer- und sozialabgabenfrei<br />

kann die Corona-Prämie in der Zeit vom 1. März 2020 bis zum<br />

30. Juni 2021 als Zuschuss oder Sachbezug gezahlt werden. Frühere<br />

oder spätere Zahlungen sind hingegen voll steuer- und sozialabgabenpflichtig.<br />

WIRTSCHAFT & FINANZEN<br />

DR.RALF<br />

ERICH<br />

SCHAUER<br />

• Vertragliche Vereinbarung: Für die Steuerfreiheit ist nach Angaben<br />

des BMF eine vertragliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer erforderlich. Aus ihr muss hervorgehen, „dass es<br />

sich um steuerfreie Beihilfen und Unterstützungen zur Abmilderung<br />

der zusätzlichen Belastung durch die Corona-Krise handelt“.<br />

• Genaue Lohnabrechnung: Um Probleme mit dem Finanzamt zu<br />

vermeiden, sollte in der Lohnabrechnung dokumentiert werden,<br />

dass es sich um eine steuerfreie Beihilfe zur Abmilderung der zusätzlichen<br />

Belastung durch die Corona-Krise gemäß § 3 Nr. 11 a<br />

Einkommensteuergesetz handelt.<br />

Foto Archiv: Angela und Lutz Stoess Fotografie<br />

• Corona-Prämie für alle Mitarbeiter möglich: Die Prämie kann allen<br />

Mitarbeitern gezahlt werden, unabhängig davon, ob sie in Vollzeit,<br />

Teilzeit oder als Minijobber im Betrieb arbeiten. Auch Mitarbeiter<br />

in Kurzarbeit können die Prämie erhalten.<br />

• Freibetrag: Die Corona-Prämie bleibt bis zu einer Höhe von 1.500<br />

Euro steuer- und sozialabgabenfrei.<br />

• Die Sonderzahlung muss zusätzlich zum ohnehin geschuldeten<br />

Arbeitslohn erfolgen.<br />

• Vereinbarte Leistungsprämien und/oder sonstige Sonderzahlungen<br />

(z.B. Weihnachtsgeld) können grundsätzlich nicht in eine steuerfreie<br />

Beihilfe umgewandelt werden, da sie in der Regel auf bestehenden<br />

Vereinbarungen beruhen.<br />

Mehr Kosten bei Investitionsabzugsbeträgen<br />

begünstigt<br />

Sehr interessante Neuregelungen für Unternehmen sind bei den Investitionsabzugsbeträgen<br />

nach § 7g EStG geplant.<br />

• Künftig sollen 50 statt 40 Prozent der Investitionskosten begünstigt<br />

werden.<br />

• Als Voraussetzung für eine Inanspruchnahme von Investitionsabzugsbeträgen<br />

soll eine einheitliche Gewinngrenze in Höhe von<br />

200.000 Euro für alle Einkunftsarten einheitlich gelten.<br />

• Auch vermietete Wirtschaftsgüter sollen nach § 7g EStG begünstigt<br />

werden. Nach der bisherigen Regelung sind nur Wirtschaftsgüter<br />

des Anlagevermögens begünstigt, die im Jahr der Investition und<br />

im Folgejahr ausschließlich oder fast ausschließlich, das heißt zu<br />

mindestens 90 Prozent, im Betrieb genutzt werden. Die Verwendung<br />

der Wirtschaftsgüter soll jedoch mit dieser Änderung flexibilisiert<br />

werden. Auch längerfristige Vermietungen sollen sich dann<br />

nicht mehr schädlich in Bezug auf § 7g EStG auswirken.<br />

• In einem neuen Satz 2 zu § 7g Absatz 2 wird eine Regelung zur<br />

nachträglichen Beantragung von Investitionsabzugsbeträgen geplant,<br />

die ungewollte Gestaltungen vermeiden soll.<br />

Die Neuregelungen sollen bereits erstmals für Investitionsabzugsbeträge<br />

und Sonderabschreibungen angewandt werden, die in nach dem<br />

31. Dezember 2019 endenden Wirtschaftsjahren in Anspruch genommen<br />

werden.<br />

Kindergeld und Kinderfreibetrag<br />

Das sogenannte zweite Familienentlastungsgesetz tritt zum 1. Januar<br />

2021 in Kraft. Das Gesetz sieht eine Kindergelderhöhung vor: Für<br />

jedes Kind gibt es dann 15 Euro mehr Kindergeld.<br />

ab 1.7.2019 ab 1.1.2021<br />

Erstes Kind 204 Euro 219 Euro<br />

Zweites Kind 204 Euro 219 Euro<br />

Drittes Kind 210 Euro 225 Euro<br />

Jedes weiteres Kind 235 Euro 250 Euro<br />

Dementsprechend erhöht sich auch der Kinderfreibetrag. Diesen bekommen<br />

Eltern anstatt des Kindergelds steuerlich angerechnet, wenn<br />

78


das für sie günstiger ist. Für jeden Elternteil steigt er 2021 von 2.586<br />

auf 2.730 Euro. Gleiches gilt für den Betreuungsfreibetrag – er steigt von<br />

1.320 auf 1.464 Euro pro Elternteil. Insgesamt steigen die Freibeträge<br />

also um 576 Euro auf 8.388 Euro für jedes berücksichtigungsfähige Kind.<br />

Grundfreibetrag<br />

Der sogenannte Grundfreibetrag dient dazu, das verfassungsrechtlich<br />

garantierte Existenzminimum steuerfrei zu stellen. Ab 2021 steigt der<br />

Grundfreibetrag in zwei Schritten:<br />

Jahr 2020 2021 2022<br />

Grundfreibetrag 9.408 Euro 9.744 Euro 9.984 Euro<br />

Erhöhung gegenüber<br />

Vorjahr 240 Euro 336 Euro 288 Euro<br />

Solidaritätszuschlag<br />

Ab 1. Januar 2021 fällt der Solidaritätszuschlag für rund 90 Prozent<br />

der Arbeitnehmer weg. Für 90 Prozent der Zahler fällt der sogenannte<br />

Soli mit dem neuen Jahr komplett weg, für weitere 6,5 Prozent zumindest<br />

zum Teil – nach Einkommen gestaffelt. Nur die Top-Verdiener<br />

müssen in voller Höhe weiterzahlen. Der Soli-Zuschlag beträgt bislang<br />

5,5 Prozent der Körperschaft- oder Einkommensteuer.<br />

Behindertenpauschale<br />

Menschen mit Behin derung werden jetzt wesentlich stärker entlastet.<br />

Für sie verdoppeln sich nach 45 Jahren die Behindertenpausch beträge,<br />

die sie anstelle ihrer tatsäch lichen Kosten steuerlich geltend machen<br />

können. Die genannten Änderungen wurden schon von Bundes tag<br />

und Bundes rat verabschiedet.<br />

Pendlerpauschale<br />

So sollen Berufs tätige ab dem 21. Kilo meter des einfachen Weges zur<br />

Arbeit statt 30 Cent nun 35 Cent absetzen können. Manche Experten<br />

fordern: Das sollte für alle ab dem ersten Kilo meter gelten, weil auch<br />

die Kosten im Nahverkehr steigen.<br />

Homeoffice-Pauschale<br />

Zudem gibt es 2021 eine neue Home office-Pauschale von maximal 600<br />

Euro im Jahr für alle, die keine Kosten für ein separates Arbeits zimmer<br />

daheim geltend machen. Je Arbeits tag im Home office zählen 5 Euro<br />

pauschal als Werbungs kosten oder Betriebs ausgaben – maximal für<br />

120 Tage im Jahr. Das gilt auch rück wirkend für das Jahr 2020.<br />

Dr. Ralf Erich Schauer, Steuerberater<br />

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79


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