antriebstechnik 3/2020
antriebstechnik 3/2020
antriebstechnik 3/2020
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19174<br />
03 MÄRZ 2021<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
GEWINDETECHNIK<br />
Schmiermittelfreies Handling<br />
<strong>antriebstechnik</strong>.de
MULTIMEDIAL VERNETZT<br />
KUNDEN GEWINNEN!<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK<br />
FLUIDTECHNIK<br />
Profitieren Sie von unserem<br />
einmaligen Mediennetzwerk!<br />
Bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne!<br />
Carmen Nawrath<br />
Head of Sales<br />
Telefon: 0049/6131/992-245<br />
c.nawrath@vfmz.de
DEN ZUSTAND<br />
KENNEN<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
EDITORIAL<br />
| AT12-19G |<br />
: Schwebend,<br />
kontaktlos, intelligent!<br />
Freie 2D-Produktbewegung<br />
mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />
seit einigen Jahren haben Fitness-Gadgets<br />
Konjunktur. Fitnessarmbänder, Schlafapps,<br />
Ernährungssoftware sind nur einige Beispiele.<br />
Der Grund für den Erfolg dieser Erfindungen:<br />
Menschen wollen wissen wie es läuft, sie wollen<br />
den Zustand des eigenen Körpers so gut es geht<br />
erfassen und beurteilen. Man könnte fast von<br />
Condition Monitoring sprechen.<br />
Bei Maschinen ist Condition Monitoring längst<br />
angekommen. Sensoren, Frequenzumrichter und<br />
andere Geräte sammeln unablässig Daten, aus<br />
denen schlaue Software Alarmsignale herausdestillieren<br />
kann. Dadurch steigert sich nicht nur<br />
die Effektivität, sondern auch die Sicherheit.<br />
Vielleicht wäre so ein Condition Monitoring-<br />
System auch etwas für das soziale Leben. Wer<br />
würde nicht gerne über den Zustand seines<br />
Gegenübers genauer Bescheid wissen? Und im<br />
richtigen Moment mit einem kleinen Geschenk<br />
und warmen Worten größere Unglücke im<br />
privaten Bereich vermeiden? Wer weiß, vielleicht<br />
arbeitet gerade jemand an einer App ...<br />
Wir zeigen Ihnen in dieser Ausgabe zwei<br />
Beispiele für modernes Condition Monitoring in<br />
der Antriebstechnik. Weitere Themen sind unter<br />
anderem Gewindetriebe, Antriebsriemen,<br />
Schmiermittel und Werkstoffe.<br />
Wir monitoren sozusagen den aktuellen Zustand<br />
der Antriebstechnik.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Ihr Miles Meier<br />
m.meier@vfmz.de<br />
kg<br />
360°<br />
Schwebende<br />
Planarmover<br />
Skalierbare<br />
Nutzlast<br />
360°<br />
Rotation<br />
www.beckhoff.com/xplanar<br />
Kippen<br />
um bis zu 5°<br />
Heben<br />
um bis zu 5 mm<br />
Dynamisch<br />
mit bis zu 2 m/s<br />
XPlanar eröffnet neue Freiheitsgrade im Produkthandling: Frei schwebende<br />
Planarmover bewegen sich über individuell angeordneten Planarkacheln<br />
auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.<br />
Individueller 2D-Transport mit bis zu 2 m/s<br />
Bearbeitung mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />
Transport und Bearbeitung in einem System<br />
Verschleißfrei, hygienisch und leicht zu reinigen<br />
Beliebiger Systemaufbau durch freie Anordnung der Planarkacheln<br />
Multi-Mover-Control für paralleles und individuelles Produkthandling<br />
Voll integriert in das leistungsfähige PC-basierte Beckhoff-Steuerungssystem<br />
(TwinCAT, PLC IEC 61131, Motion, Measurement,<br />
Machine Learning, Vision, Communication, HMI)<br />
Branchenübergreifend einsetzbar: Montage, Lebensmittel, Pharma,<br />
Labor, Entertainment, …<br />
5°
20<br />
EDITORIAL<br />
SPECIAL<br />
ABB Automation<br />
Products GmbH,<br />
Ladenburg<br />
ANZEIGE<br />
03 Den Zustand kennen<br />
SOFTSTARTER<br />
06 „Zu viel an fest, führt zum Bruch“<br />
08 Menschen, Märkte, Unternehmen<br />
MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
LINEARTECHNIK<br />
10 TITEL Gewindetechnik ohne Öl und Fett<br />
RIEMEN- UND KETTENGETRIEBE<br />
14 Interview: Ob lang oder kurz,<br />
Zuverlässigkeit ist Pflicht<br />
16 Zuverlässig in Bewegung<br />
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
18 Alles, was die Industrie zum Backen braucht<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
20 Manöver in 600 Kilometern über der Erde<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
UMRICHTERTECHNIK<br />
24 Einsatzfeld erweitert<br />
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
26 Softwarebasierte Konfiguration individueller<br />
Schutzsysteme<br />
30<br />
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TITELBILD<br />
Igus GmbH, Köln<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
30 Auf die richtige Dosierung kommt es an<br />
32 Anpassungsfähige Dichtungswerkstoffe<br />
SPECIAL: CONDITION MONITORING<br />
34 INNENTITEL Smarte Sensoren:<br />
Sensibel und taff zugleich<br />
38 Sensorik: Eine Sache von Minuten<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
40 Strukturoptimierte Maschinenkomponenten mit<br />
hoher Dämpfung<br />
SERVICE<br />
43 Impressum<br />
MEIN TIPP<br />
Vier Kleinst-Satelliten von nur 4 kg Masse ziehen<br />
ihre Kreise in erdnaher Umlaufbahn. Sie sollen<br />
Techniken der Formation und Selbstorganisation<br />
testen. Die Manövrierfähigkeit erhalten die<br />
„NetSats“ des Würzburger Zentrums für Telematik<br />
durch Miniatur-Reaktionsräder. Wie das<br />
funktioniert, finden Sie auf Seite 20 heraus.<br />
Ivo Greuloch, Redakteur, i.greuloch@vfmz.de
SOFTSTARTER<br />
PRÜFSTANDTECHNIK FÜR FAHRRÄDER<br />
„ZU VIEL AN FEST,<br />
FÜHRT ZUM BRUCH“<br />
Seit der Erfindung des Laufrades<br />
im Jahre 1817 hat sich das<br />
Fahrrad zu einem anspruchsvollen<br />
Hightech-Gefährt entwickelt.<br />
Biker vertrauen auf die Funktion<br />
und Tüchtigkeit ihres Gefährts.<br />
Damit die Zuverlässigkeit des<br />
Materials sichergestellt werden<br />
kann, haben sich auf Seiten der<br />
Fahrrad-Hersteller zahlreiche<br />
Prüfungstechniken etabliert.<br />
Ein Blick in die Historie verrät, dass die Geburtsstunde des<br />
Fahrrads gar nicht so weit zurückliegt. Begonnen hat die Entwicklung<br />
1817 in Mannheim mit dem Karlsruher Karl Drais.<br />
Mit seiner Erfindung übertrug er das Zweiradprinzip auf ein<br />
Laufrad mit lenkbarem Vorderrad. Die von ihm so bezeichnete<br />
Laufmaschine wurde in der Öffentlichkeit – abgewandelt von seinem<br />
Namen – bald als Draisine bezeichnet. Dass seine patentierte Erfindung<br />
nach über zwei Jahrhunderten in zahlreichen Fällen zu technischen<br />
Wunderwerken mutiert ist, hätte sich Drais nicht träumen<br />
lassen. Schon bald nach der Erfindung erfreute sich das Laufrad<br />
öffentlicher Begeisterung.<br />
Mehr als zweihundert Jahre später zeugte der Internationale Tag<br />
des Fahrrads am 3. Juni <strong>2020</strong> von der inzwischen erlangten Bedeutung<br />
eines ebenso selbstverständlichen, wie umweltfreundlichen<br />
Verkehrsmittels. Deutschland befindet sich, von der Corona-Krise<br />
beflügelt, im „Fahrradrausch“, titelte das Magazin Stern an diesem Tag.<br />
Über die Anzahl der Verkehrsteilnehmer auf den wenigen Straßen<br />
und die Verkehrstüchtigkeit seines Laufrades hat sich Drais seinerzeit<br />
keine Gedanken machen müssen. Auch nicht um die technische<br />
Zuverlässigkeit der wenigen Bauteile seiner Erfindung. Das ist<br />
Dr. Dipl.-Ing., Dipl.-Betrw. Wolfgang Strecker, MBA ist Geschäftsführer von<br />
Dr. Strecker Ingenieurbüro GmbH & Co. KG in Essen und Gersfeld in der Rhön<br />
heute anders: Institutionen wie der TÜV Süd unterziehen zahlreiche<br />
Modelle diverser Hersteller einem umfangreichen Prüfprozedere.<br />
Die Ergebnisse werden für die CE-Konformität dokumentiert.<br />
BIS ZU 100 000 TESTZYKLEN BEI 1 300 N<br />
Die in der Handwerkersprache überlieferte Erkenntnis, dass „zu<br />
viel an fest, zum Bruch führen kann“, gilt uneingeschränkt für kraftgeregelte<br />
Ermüdungsversuche an sicherheitsrelevanten Bauteilen<br />
von Fahrrädern der Neuzeit.<br />
In Prüfmaschinen strapaziert man deswegen Fahrradteile, wie<br />
Rahmen, Gabel, Sattelstütze, Lenker mit Vorbau und Antriebe in<br />
dynamischen Versuchen mit wechselnden oder schwellenden<br />
Prüfkräften im Bereich von 100 bis 2200 N. Bei Festigkeitsversuchen<br />
unter statischen Bedingungen haben sich Kräfte bis 10 kN durchgesetzt.<br />
Prozeduren, die auf den ersten Blick noch recht einfach anmuten,<br />
offenbaren aber bei genauem Hinsehen einen komplexen<br />
Versuchsaufbau. Generell betrachtet, bestehen Prüfstände aus<br />
präzise gefertigten Maschinenteilen inklusive Pneumatik sowie<br />
Mess- und Regeltechnik. Das Zusammenspiel der verschiedenen<br />
Komponenten verdeutlicht die Mechatronik des Prüfungsprozederes.<br />
In dynamischen Versuchen werden über Pneumatikzylinder und<br />
Kraftmessdosen Pedalkräfte beim Fahrrad simuliert. Damit wird die<br />
Stabilität und Haltbarkeit des Tretlagers getestet. Diese Prüfung mit<br />
6 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
pedalierenden Kräften von max. 1 300 N umfasst 100 000 Zyklen. Wie<br />
im praktischen Betrieb werden abwechselnd das rechte und linke<br />
Pedal mit der Prüfkraft beaufschlagt. Nach etwa zwölf Stunden ist<br />
der Versuch abgeschlossen, sofern es nicht vorher schon zu einem<br />
Ausfall der geprüften Systeme gekommen ist. Die Lenkungsteile<br />
werden ebenfalls mit den von Kraftmessdosen geregelten Prüfkräften<br />
bis zu 1 300 N ausgesetzt. Das Prüfsystem wurde von der Firma EFBE<br />
entwickelt, auf der IFMA erstmals 1990 von ihr vorgestellt und gehört<br />
heute zu den international anerkannten Prüfstandards.<br />
GELENKKÖPFE ÜBERTRAGEN DIE KRAFT<br />
Für die Konstruktion einer Prüfmaschine braucht es eine Auswahl<br />
und Kombination formstabiler Bauteile. Beim Versuchsaufbau wird<br />
auf die notwendigen Freiheitsgrade beteiligter Komponenten geachtet.<br />
Verspannungen und schließlich Schäden an Gelenkteilen<br />
und Kraftmessdosen lassen sich dadurch vermeiden. Die Präzision<br />
der Teile wirkt sich auf den zielgenauen Kraftfluss aus und kann in<br />
Folge dessen das Prüfergebnis verfälschen.<br />
Exemplarisch betrachtet ist der Einsatz von Gelenkköpfen nach<br />
DIN ISO 12240-4 für die Kraftübertragung empfehlenswert. Sie bieten<br />
rotative Freiheitsgrade bei sehr geringer Reibung. So tolerieren die<br />
eingesetzten Gelenkköpfe bis zu einem definierten Grad die im Prüfprozess<br />
hervorgerufenen Lagerbewegungen, wie Kippen, Schwenken<br />
oder Rotieren. Sie sind daher an fast allen Stellen der Prüfeinrichtung<br />
in zwei Größen eingebaut. Da die Prüfkräfte mit 100 bis 2 200 N vorgegeben<br />
sind, fällt die Auslegung der Gelenkköpfe durch in Tabellenwerten<br />
ersichtliche maximale Tragzahlen leicht. Die versuchstypischen<br />
Schwenkbewegungen bis zu 7,5° bei einer Prüffrequenz<br />
von 2 bis max. 5 Hz verursachen keine Relativgeschwindigkeiten. So<br />
kann der Verschleiß der Gelenkköpfe verhindert werden.<br />
Für präzise Messergebnisse im Leichtbau sollte die bewegte Masse<br />
an den Prüfmaschinen so gering wie möglich ausfallen. Bekanntlich<br />
verursacht eine bewegte Masse auf der Prüflingsseite, die vor<br />
der Kraftmessdose sitzt, ihrer Trägheit wegen Kräfte. Diese Kräfte<br />
werden von der Steuerung aber nicht erfasst. Das Phänomen geringer<br />
Massen wird im Versuchsaufbau zur Stabilitätsprüfung der<br />
Sattelstütze verfolgt, wo der Prüfling eine dynamische Prüfung mit<br />
1 300 N bei 100 000 Schwingspielen standhalten muss.<br />
PRÜFSTAND-LAGERELEMENTE MIT<br />
WENIG LAGERLUFT<br />
Im Versuchsaufbau wird eine wichtige Stelle gelegentlich übersehen,<br />
und die steckt künftig im Lager der Gelenkköpfe. Die bei<br />
Prüfständen vorgegebenen Toleranzen erfordern eine Auswahl von<br />
exakten Lagerelementen mit kleiner Lagerluft. Zu den Lagerelementen<br />
eines Gelenkkopfes gehört der aus legiertem Vergütungsstahl<br />
mit der Werkstoffnummer 1.7225 (42CrMo4) gefertigte Innenring.<br />
Dieser ist gehärtet, geschliffen und gefinisht. Der Freiraum<br />
zwischen Innen- und Außenring des Lagers ist mit dem Festschmierstoff<br />
PTFE ausgekleidet. Die Kombination dieser Materialien<br />
ermöglicht den wartungsfreien Betrieb.<br />
Beim Einbau des Gelenkkopfes in die Prüfmaschine wird darauf<br />
geachtet, dass ein versagender Prüfling den maximalen Schwenkwinkel<br />
der Gelenkköpfe von 13° nicht überschreitet. Nicht nur der<br />
Gelenkkopf, sondern auch die Kraftmessdose könnte bei größerem<br />
Winkel beschädigt werden. Kollateralschäden, wie sie bei einem<br />
versagenden Bauteil auch an der Prüfmaschine auftreten könnten,<br />
sollen durch eine anschlagsfreie Rotationsbewegung ausgeschlossen<br />
werden.<br />
FAHRRÄDER SIND TECHNISCH<br />
ANSPRUCHSVOLLER GEWORDEN<br />
Fahrräder sind nicht mehr das einfache und mit reiner Muskelkraft<br />
betriebene Fortbewegungsmittel. Viele Fahrräder haben inzwischen<br />
das Niveau von „Hightech“ erreicht. Komponenten,<br />
Werkstoffe und Bauformen reichen von Einfachausführungen bis<br />
hin zu Hybriden. Letztere kommen für ihre technische Ausstattung<br />
und futuristisches Aussehen nicht mehr ohne synthetische<br />
Werkstoffe sowie elektronische Mess- und Regeltechnik aus. Der<br />
Elektromotor kommt als kraftvoller Energielieferant in vielen<br />
Fällen dazu.<br />
Wenngleich die Fahrradtypen unterschiedlich ausgestattet sind, ist<br />
ihnen doch gemeinsam, dass für alle Ausführungen die Ansprüche in<br />
Sicherheit und Qualität größer geworden sind. Geprüft werden daher<br />
von bedeutenden Herstellern alle sicherheitsrelevanten Bauteile an<br />
Fahrrädern. Der vorliegende Bericht will zeigen, dass man Bauteilprüfungen<br />
mit immerhin 100 000 Zyklen und großen Kräften in dynamischen<br />
oder statischen Versuchen sehr ernst nimmt. Im Anschluss<br />
an die Prüfungen erfolgen meist weitere Analysen, die Zustand, Verschleiß<br />
oder Schadensmerkmale der Bauteile untersuchen.<br />
Dahinter steckt die Absicht, Erkenntnisse für sinnvolle, konstruktive<br />
Änderungen bei der Werkstoffauswahl, der Verbindungstechnik<br />
und schließlich der Warmbehandlung zu gewinnen. Ergänzend<br />
zu konstruktiven Änderungen werden Methoden der FEM-Analyse<br />
bemüht. Prüfungen für sicherheitsrelevante Bauteile von Fahrrädern<br />
sind daher kein Luxus, sondern Pflicht. So gelingt die Produktion<br />
zukunftsträchtiger, nachhaltiger Erzeugnisse für eine umweltfreundliche<br />
und nachhaltige Mobilität.<br />
Fotos: Aufmacher: Gemeinfrei (Gemälde), Dr. W. Strecker;<br />
01-03: EFBE Prüftechnik GmbH<br />
www.strecker-technik.de<br />
01 02<br />
01 In Prüfmaschinen<br />
strapaziert man Fahrradteile,<br />
wie Rahmen, Gabel, Sattelstütze<br />
und Lenker mit Vorbau<br />
und Antriebe im Bereich von<br />
100 bis 2 200 N<br />
02 Pneumatikzylinder und<br />
Kraftmessdosen simulieren die<br />
Dynamik der Pedalkräfte beim<br />
Fahrradfahren. Damit wird die<br />
Stabilität und Haltbarkeit des<br />
Tretlagers getestet<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 7
SOFTSTARTER<br />
JÖRG THEIS WIRD NEUER GESCHÄFTSFÜHRER<br />
BEI B+R<br />
ABB hat Jörg Theis zum<br />
Leiter der Division<br />
Maschinenautomatisierung<br />
(B+R) ernannt.<br />
Er übernimmt ab dem<br />
1. April das Amt von<br />
Clemens Sager, der die<br />
Division seit Jahresbeginn<br />
übergangsweise<br />
leitete. Theis ist seit<br />
23 Jahren bei ABB. Er ist erfahren in der Prozess- und Fabrikautomatisierung<br />
mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung von<br />
digitalen Serviceangeboten, u. a. in den Bereichen Konsumgüter,<br />
Pharma, Nahrungs- und Genussmittel, Hybrid- und Automobilindustrie.<br />
Zuletzt leitete er die Process Automation<br />
Division for Energy Industries von ABB in Singapur. Von dort<br />
wird er nun nach Eggelsberg (Österreich), dem Standort der<br />
Konzernzentrale von B+R umziehen. Theis hat ein Diplom in<br />
Chemieingenieurwesen der FH Aachen. „Mit seinen Branchenkenntnissen<br />
und seiner Erfolgsbilanz in der strategischen<br />
Geschäftsentwicklung ist er die ideale Besetzung, um den<br />
Wachstumskurs von B+R fortzusetzen“, sagt Sami Atiya, Leiter<br />
der Robotik und Fertigungsautomation von ABB.<br />
www.br-automation.com<br />
DIGITALISIERUNGSINDEX: GUTE WERTE FÜR<br />
MASCHINENBAU<br />
SERVICE-STELLE FÜR ALLE GETRIEBE IN<br />
AUSTRALIEN ERÖFFNET<br />
Flender, Anbieter für Service von industriellen Antrieben, hat<br />
eine hochmoderne Test- und Produktionsstätte nahe Perth<br />
(Australien) eröffnet. Damit weitet das Unternehmen seine<br />
Aktivitäten in Westaustralien aus. Die neue Betriebsstätte in<br />
der Gemeinde Bayswater vereint Vertrieb, Projektabwicklung,<br />
Engineering und Schulungen. Die neue Anlage ist eine der<br />
wenigen weltweit, an denen Services für Getriebe aller Marken<br />
und Typen durchgeführt werden kann. Darüber hinaus ist der<br />
neue Standort die einzige OEM-Anlage an der Westküste<br />
Australiens mit einem 1,5-MW-Prüfstand. Auf ihm können<br />
komplette Antriebssysteme bis zu einer Spannung von 6,6 KV<br />
getestet werden. Flender trägt damit der steigenden Nachfrage<br />
in der Region Rechnung, insbesondere im Windenergie- und<br />
Bergbausektor. Die neue Produktionsstätte wird so ausgelegt<br />
sein, dass sie das für die kommenden Jahrzehnte prognostizierte<br />
Wachstum für Windturbinen mit eingebautem Getriebe<br />
bedienen kann.<br />
www.flender.com<br />
Der Maschinenbau zeigt sich in Sachen Digitalisierung gut<br />
aufgestellt. Das ergab eine Studie des Institutes der deutschen<br />
Wirtschaft (IW). Gemeinsam mit der Branche Elektrotechnik<br />
erreichte der Maschinenbau eine Bewertung von 144,3 Indexpunkten.<br />
Der gewichtete Durchschnitt der Branchen wird auf<br />
den Wert 100 festgelegt. Das ist der dritte Platz hinter der<br />
Informations- und Kommunikationsbranche (273,0 Indexpunkte)<br />
und dem Fahrzeugbau (193,0 Indexpunkte). Am wenigsten<br />
digitalisiert zeigt sich das Sonstige Produzierende Gewerbe,<br />
wozu z. B. das Baugewerbe oder die Tourismusbranche zählt.<br />
Der Digitalisierungsindex bewertet Unternehmen, Bundesländer<br />
und Branchen nach unterschiedlichen Kategorien, wie<br />
Geschäftsmodelle, Innovationsaktivität oder Infrastruktur.<br />
Einen detaillierten Ergebnisbericht hat das Institut der deutschen<br />
Wirtschaft Anfang 2021 veröffentlicht, einsehbar auf der<br />
Webseite des Instituts .<br />
www.iwkoeln.de<br />
WEBSEITE ZUR ZENTRALEN DIGITALEN<br />
PLATTFORM AUSGEBAUT<br />
Nord Drivesystems<br />
hat seine<br />
Website www.<br />
nord.com<br />
überarbeitet. So<br />
wurde der Shop in<br />
die Webseite<br />
integriert und eng<br />
mit bestehenden<br />
Serviceangeboten<br />
verzahnt. Darüber<br />
hinaus hat es viele Detailverbesserungen gegeben. Neben der<br />
neuen Optik wurde die Webseite zur zentralen digitalen<br />
Plattform ausgebaut. So wurden das myNord-Kundenportal<br />
und der Webshop shop.nord.com mit der Webseite zu einer<br />
optischen und funktionalen Einheit verschmolzen. Der Website-Relaunch<br />
ist Teil des Programms „Nord Connect 360“, das<br />
sich zum Ziel gesetzt hat, den Einkaufs- und Beschaffungsprozess<br />
effizienter zu gestalten und ein ganzheitliches, kundenzentriertes<br />
Digitalisierungskonzept für das Industrie-4.0-Zeitalter<br />
zu schaffen. Es ermöglicht eine nahtlose Informationskette,<br />
harmonisierte Prozesse sowie die digitale Vernetzung interner<br />
und externe Akteure. Valide Informationen stehen den Kunden<br />
nun weltweit rund um die Uhr zur Verfügung.<br />
www.nord.com<br />
8 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
SPEZIALIST FÜR CONDITION<br />
MONITORING WECHSELT BESITZER<br />
NSK hat von Spectris den Spezialisten für<br />
Condition Monitoring-Systeme Brüel+ Kjær<br />
Vibro übernommen. Der Aufbau eines<br />
Geschäftsfelds Condition Monitoring-Systeme<br />
ist Teil der mittelfristigen Strategie von<br />
NSK. Damit will das Unternehmen die bereits<br />
genutzten CMS-Systeme zur Ausfallüberwachung<br />
und Lebensdauerdiagnose zu umfassenden<br />
Servicelösungen weiterentwickeln.<br />
Die Systeme nutzt NSK bereits u. a. für die<br />
kontinuierliche Überwachung von Wälzlagern<br />
für Windkraftanlagen und Schienenfahrzeuge.<br />
Zudem soll die Übernahme dazu beitragen,<br />
Lösungen für die aktuellen Industrie-<br />
Trends zu finden: flexible Automatisierung<br />
sowie Steigerung der Effizienz und Verfügbarkeit<br />
von Maschinen und Anlagen. Außerdem<br />
sind CMS-Systeme in vielen Unternehmen der<br />
erste Anwendungsfall für die Digitalisierung<br />
der Produktion. B&K Vibro wird als eigenständige<br />
Organisation unter der direkten Aufsicht<br />
des Präsidenten und CEO von NSK agieren.<br />
Der Kaufpreis betrug 169 Mio. Euro.<br />
www.nskeurope.de<br />
NEUES VORSTANDSMITGLIED UND NEUES RESSORT<br />
Sick hat seinen Vorstand erweitert: Feng Jiao (links) verantwortet ab sofort das<br />
Ressort Sales and Service. Sein Vorgänger in dieser Position Mats Gökstorp<br />
übernimmt das neu geschaffene Ressort Products and Marketing. Feng Jiao ist<br />
Ingenieur und Vertriebsspezialist mit langjähriger Erfahrung in Nordamerika und<br />
Asien. Seit 2014 leitet der 51-jährige Kanadier die Geschäftsaktivitäten des<br />
Konzerns in China. Bevor er bei Sick eintrat, war er in leitenden Vertriebspositionen<br />
bei Harting und Siemens tätig. Künftig verantwortet er den Vertrieb aller<br />
Märkte und Regionen des Konzerns und soll Wachstumspotenziale insbesondere<br />
in Amerika und Asien erschließen. Im neuen Ressort Products and Marketing werden<br />
alle Funktionen zusammengefasst, die für die Umsetzung der Digitalisierung<br />
erforderlich sind. Die Aufgabe des neuen Ressortleiters Mats Gökstorp, der seit<br />
2013 Vorstandsmitglied ist, wird es sein, das Unternehmen zu einem Komplettlösungsanbieter<br />
weiterzuentwickeln.<br />
www.sick.de<br />
Die Freiheitsstatue in den USA, der Heimat unseres<br />
Tochterunternehmens BRECOflex Co., L.L.C.<br />
BRECOFLEXmove BRECOprotect BRECOFLEXgreen BRECObasic<br />
f.steffen@breco.de<br />
www.breco.de
LINEARTECHNIK<br />
TITEL
TITEL<br />
LINEARTECHNIK<br />
REIBUNGSLOSE ALLROUNDER<br />
GEWINDETECHNIK<br />
OHNE ÖL UND FETT<br />
Mit einem Systembaukasten kann die<br />
Firma Gunda Automation eine vielfältige<br />
Auswahl an Automatisierungslösungen<br />
anbieten. Seine Eigenentwicklungen<br />
stattet das Unternehmen mit den<br />
schmiermittelfreien und verschleißarmen<br />
Gewindeantrieben und Gleitlagern<br />
von Igus aus.<br />
Thorben Hendricks ist Leiter des Geschäftsbereich<br />
dryspin-Gewindetechnik bei der igus GmbH in Köln<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 11
LINEARTECHNIK<br />
TITEL<br />
Kompakte Bauweise, innovative Lösungen und zukunftssichere<br />
Technik sind die treibenden Faktoren der Gunda<br />
Automation GmbH mit Sitz in Schlier in der Nähe von<br />
Ravensburg. Die Produktpalette, allen voran die Colibri-<br />
Baureihe, zeichnet sich durch Präzision, hohe Flexibilität und<br />
Effizienz aus. Überall dort, wo in automatisierten Anlagen etwas<br />
bewegt oder positioniert wird, wie bei der Teilebeschriftung,<br />
beim Abstapeln von Kartons oder Vereinzeln von Teilen, können<br />
Antriebe, Linearachsen und Systeme des Colibri-Systembaukastens<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Für den Anwender bedeutet dies eine einfache Integration in<br />
das Maschinendesign, die Einbindung in übergeordnete Steuerungen,<br />
eine schnelle Montage sowie eine problemlose Inbetriebnahme.<br />
Gunda Automation beliefert unterschiedliche Branchen,<br />
angefangen bei der Automobilindustrie über die Textil-, Verpackungs-<br />
und Pharmaindustrie bis hin zum Sondermaschinenbau.<br />
Die Produktpalette erstreckt sich von einzelnen Antriebskomponenten<br />
wie Schritt- oder Servomotoren über integrierte<br />
und intelligente Achssysteme, bestehend aus Achsen, Motor<br />
und Regler, bis hin zu individuellen Sondermaschinen zur Automatisierung<br />
von Produktionsprozessen.<br />
Manfred Müller, Geschäftsführer und Eigentümer der Gunda<br />
Automation, erklärt die flexible Ausrichtung am Beispiel des<br />
Colibri-Systembaukastens: „Mit diesem System können wir Linear-,<br />
Hub- und Schwenk- oder Drehbewegungen so kombinieren, dass<br />
damit problemlos anspruchsvolle Handlingsaufgaben gelöst werden<br />
können. Der Maschinenbauer kann unsere Komponenten leicht<br />
in sein Gesamtsystem integrierten und sich so auf seine zu lösenden<br />
Prozesse konzentrieren.“<br />
Das Portfolio setzt sich aus Eigenentwicklungen und ergänzenden<br />
Produkten zusammen. „Wir verfügen über eine eigene Entwicklungsabteilung<br />
für Elektronik, Software und mechanischen<br />
Konstruktionen, kaufen jedoch gewisse Teile, bei denen es Sinn<br />
macht, zu“, erklärt Müller. Dazu gehören z. B. die Gewindemuttern<br />
und Gewindespindeln von Igus, die Gunda in seine Colibri-<br />
Antriebe verbaut. Als kleines Entwicklungsteam könne man nicht<br />
alles selbst machen und vertraue daher auf die Erfahrung und<br />
Qualität des Lieferanten, so Geschäftsführer Müller.<br />
SCHMIERFREIE GEWINDETECHNIK MIT HOHER<br />
LEBENSDAUER<br />
Die eingesetzten Gewindespindeln und Spindelmuttern mit Dryspin-<br />
Technologie basieren auf dem Prinzip der schmiermittelfreien<br />
Lineartechnik. Für den absolut schmiermittelfreien Einsatz werden<br />
Gewindespindeln aus Edelstahl oder hartanodisiertem Aluminium<br />
mit Hochleistungspolymeren aus dem Iglidur-Programm<br />
kombiniert. Die von Igus entwickelte Dryspin-Technologie erreicht<br />
zum einen – durch die Asymmetrie der Gewindegänge –<br />
eine höhere Lebensdauer und zum anderen durch die flachen<br />
Flankenwinkel eine erhöhte Effizienz. Außerdem ist die Geometrie<br />
der zur Gewindestange passenden Gewindemutter selbst<br />
im Standard variabel.<br />
Reiner Nusser, technischer Verkaufsberater bei Igus, schildert<br />
die Details: „Durch den Verzicht von Ölen oder Fetten als<br />
Schmiermittel können wir mit unserer Gewindetechnik höchste<br />
Hygienebedingungen erfüllen. Darüber hinaus spart der Einsatz<br />
im Trockenlauf hohe Reinigungs- und Wartungskosten und der<br />
Verschleiß wird zudem deutlich reduziert. Mittlerweile dürfen<br />
wir bei der Gunda Automation mehr als acht Spindelgrößen inklusive<br />
der Sondermuttern liefern.“<br />
Die Schritt- und Servomotoren mit integrierter Steuerung von<br />
Gunda Automation sind mit allen Betriebsarten eines ausgewachsenen<br />
Positioniersystems ausgestattet. Durch ihre Vielseitigkeit<br />
mit Schnittstellen wie Profinet, Profibus, Ethercat oder<br />
Can-Bus sind sie an nahezu jedes Steuersystem adaptierbar. „Wir<br />
bieten neben den Schritt- und Servomotoren auch intelligente<br />
Positioniersysteme an. Unser Motordrehtisch zum Beispiel mit<br />
annähernd spielfreiem Schneckengetriebe eignet sich bestens für<br />
die exakte Drehpositionierung von Bauteilen wie Sensoren, Kameras,<br />
Laser, Endschalter und so weiter, genauso wie unser Positionierschlitten<br />
für Formatverstellungen oder zum Positionieren<br />
01
TITEL<br />
LINEARTECHNIK<br />
von Bauteilen, Werkstücken oder Bearbeitungstischen. Egal ob elektrischer Zylinder,<br />
Schrittmotor, Servomotor oder Planetengetriebe, wir können die Positioniersysteme<br />
und die Automatisierungswünsche unserer Kunden wirtschaftlich und flexibel nach<br />
deren individuellen Wünschen und Bedürfnissen realisieren“, ist Müller überzeugt.<br />
IM VERSUCHSLABOR WURDE DIE ANWENDUNG EINS ZU EINS<br />
NACHGEBAUT<br />
Je nach Aufgabenstellung werden bei der Gunda Automation neben der Gewindetechnik<br />
auch komplette Linearachsen oder Achssysteme von Igus eingesetzt. „Unsere Fertigung<br />
unterscheidet sich von der klassischen Serienproduktion, da wir sehr häufig<br />
Sonderanfertigungen und auf den Kunden individuell zugeschnittene Lösungen realisieren.<br />
Dies hebt uns deutlich von großen Herstellern ab. Bereits bei kleinen Stückzahlen<br />
ist eine Individuallösung realisierbar“, so Müller. Reiner Nusser erläutert: „Das ist auch<br />
ein USP von uns. Egal ob der Anwender ein oder 200 000 Stück bei uns bestellt, wir<br />
verrechnen nie einen Mindestbestellwert oder Mindermengenzuschlag.“<br />
In einem 3 800 m² großen Testlabor prüft und entwickelt Igus seine Produkte unter<br />
realen Bedingungen. Dies war auch für den Geschäftsführer der Gunda Automation<br />
das entscheidende Kriterium sich für Igus und deren Produkte zu entscheiden. „Ich<br />
war am Anfang ehrlich gesagt etwas skeptisch. Herr Nusser hat mich dann nach Köln<br />
eingeladen und die Techniker von Igus haben dort im Versuchslabor unsere Anwendung<br />
eins zu eins nachgebildet. So konnte ich mich vor Ort von der Qualität des<br />
Produktes überzeugen“, so Müller.<br />
Fotos: igus GmbH<br />
www.igus.de<br />
01 Gunda Automation legt besonderes Augenmerk auf Qualität; jeder Prozess<br />
durchläuft eine strenge interne Prüfung mit laufender Qualitätskontrolle<br />
02 In den kompakten Positioniersystemen arbeiten Gewindespindeln und<br />
Spindelmuttern nach dem Prinzip der schmiermittelfreien Lineartechnik<br />
03 Eine Partnerschaft auf Augenhöhe: Reiner Nusser von Igus (l.) und<br />
Manfred Müller von Gunda Automation<br />
DIE IDEE<br />
„Durch den Einsatz von Gleitlagern<br />
und der Gewindetechnik von Igus<br />
bekommen die Kunden von Gunda<br />
Automation eine wartungsarme und<br />
qualitativ hochwertige Automatisierungslösung<br />
‚made in Germany‘.<br />
Es ist schon beeindruckend, mit<br />
welchem Know-how und Einsatz<br />
uns Igus von Anfang an betreut und<br />
unterstützt hat. So ist, auch wenn<br />
wir kein Großkunde von Igus sind,<br />
eine vertrauensvolle Partnerschaft<br />
auf Augenhöhe entstanden.“<br />
Manfred Müller, Geschäftsführer<br />
und Eigentümer, Gunda<br />
Automation GmbH<br />
02<br />
03<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 13
INTERVIEW<br />
OB LANG ODER KURZ,<br />
ZUVERLÄSSIGKEIT IST PFLICHT<br />
Antriebsriemen sind Teil vieler Antriebssysteme.<br />
Die Entwicklungs trends Digitalisierung, Nachhaltigkeit und<br />
Spezialisierung, die Motoren, Getriebe und Kupplungen aktuell<br />
betreffen, gehen auch an den Antriebsriemen nicht vorbei.<br />
Wir sprachen mit Dr. Jürgen Vollbarth, dem Leiter Entwicklung<br />
und Vertrieb bei Breco, wie man sich dort zukunftsfähig<br />
aufgestellt hat.<br />
Breco-Produkte genießen einen guten Ruf. Was sind aktuell technische<br />
Highlights aus Ihrem Sortiment?<br />
Wir versuchen immer, alle unsere Produkte nahe ans Optimum heran zu führen<br />
und sehen daher eigentlich unser gesamtes Portfolio als Highlight an. Wir haben<br />
Riemen, die mit hoher Steifigkeit für Positionieraufgaben und Antriebe mit großen<br />
Trumlängen geeignet sind. Andere sind auf dynamisch ruhiges Laufverhalten und<br />
geringe Geräuschemission optimiert.<br />
Spezielle Produkte mit großem technischen Know-how sind zum Beispiel Brecoprotect.<br />
Diese eignen sich besonders für die Lebensmittelindustrie da sie im Wasser<br />
laufen können und Reinigungsmittel sowie aseptische Umgebungsbedingungen<br />
gut vertragen. Spannend ist auch unser Brecovacuum, der speziell für den<br />
Transport von flachen und dünnen Produkten gedacht ist.<br />
Dr.-Ing. Jürgen Vollbarth, Leiter Entwicklung und Vertrieb Breco, Porta Westfalica<br />
DIE IDEE<br />
„Antriebsriemen entwickeln sich<br />
stark weiter. Breco arbeitet an<br />
einem Breco-DataBelt mit integrierter<br />
Lebensdauerprognose. Auch<br />
Produkte mit Nachhaltigkeitsansatz<br />
sind im Portfolio. Für zahlreiche<br />
Anwendungen gibt es spezialisierte<br />
Riemen, etwa zum Transport flacher<br />
Produkte oder falls eine besonders<br />
hohe Laufruhe gefordert ist.“<br />
Dr.-Ing. Jürgen Vollbarth, Leiter<br />
Entwicklung und Vertrieb Breco<br />
14 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
RIEMEN- UND KETTENGETRIEBE<br />
01 Dieser Vakuumriemen wird im<br />
Extrusionsprozess hergestellt,<br />
wodurch Verzahnung, Saukanäle<br />
und Dichtleisten vereint sind; die<br />
Geometrie der Zahnscheiben-<br />
Einzelteile ist auf den Saugbereich<br />
des Riemens abgestimmt<br />
01<br />
02 Dieser Zahnriemen in<br />
lebensmittelblau ist für die<br />
Anwendung unter hohen Anforderungen<br />
im Kontakt mit Lebensmitteln<br />
und in Bereichen mit<br />
notwendigen Reinigungsprozessen<br />
entwickelt worden; die Ausführung<br />
ohne Wickelnasen verhindert<br />
versteckte oder schlecht lösbare<br />
Verschumutzungen<br />
02<br />
Wo wird der größte Breco-Zahnriemen eingesetzt? Wo der<br />
kleinste?<br />
Der längste mir bekannte unserer Zahnriemen wurde in<br />
einem Aluminiumpresswerk zur Stempelbewegung eingesetzt.<br />
Es war ein 150AT20 mit einer Länge von 345 m, also<br />
345 000 mm. Bei den kleinsten Zahnriemen ist es nicht so<br />
eindeutig, aber wahrscheinlich ist es ein Breco-Zahnriemen<br />
vom Typ AT3, der in der Leiterplattenherstellung als Transportriemen<br />
für bestückte Leiterplatten dient.<br />
Das Breco-Logo wird zahn- und rückenseitig eingeprägt.<br />
Ansonsten erkennt man einen echten Breco-Zahnriemen im<br />
Einsatz an seiner Präzision – hoher Lebensdauer, geringen<br />
Geräuschen, ruhigerem Lauf. Gleiches gilt für die zugehörigen<br />
Zahnscheiben. Alle Breco-Zahnscheiben werden mit<br />
einem gelaserten Logo versehen.<br />
Fotos: Breco<br />
www.breco.de<br />
Condition Monitoring und Predictive Maintenance sind<br />
Buzzwords, bei denen es auch um möglichst gute Abschätzung<br />
von Verschleiß geht. Auch viele Breco-Produkte sind<br />
Verschleißteile – wie kontrolliere ich die Lebensdauer?<br />
Aktuell gibt es keine Lebensdauergleichung, es ist kein eindeutiger<br />
und wirklich zuverlässiger Indikator für einen bevorstehenden<br />
Ausfall detektierbar. Ein Austausch erfolgt<br />
i.d.R. bei Schadensfall oder im Wartungsintervall. Aber wir<br />
arbeiten zurzeit an dem neuen Zahnriemen „Breco-Data-<br />
Belt“ mit implementierter Lebensdauerprognose. Das ist<br />
noch ein Entwicklungsprojekt, allerdings mit immensem<br />
Potenzial.<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind ebenfalls in aller<br />
Munde. Was haben Hersteller von Antriebsriemen hier zu<br />
bieten?<br />
Nun, es gibt verschiedene Ansätze, die Produkte aus umweltfreundlicheren<br />
Materialien herzustellen. Wir haben ein Produkt<br />
mit hohem Anteil an nachwachsenden Rohstoffen im<br />
Programm, es nennt sich Brecogreen. Digitalisierung findet<br />
sich sowieso allerorten. Bei Breco ist zum Beispiel eine 3D-<br />
Druckanlage für Profile in Betrieb. Damit ist eine durchgängig<br />
digitale Verarbeitung von den Konstruktionsdaten bis<br />
zum fertigen Produkt möglich.<br />
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Produkte mit hoher Qualität sind oft Opfer von weniger<br />
guten Imitaten, Fälschungen. Wie geht Breco damit um?<br />
Natürlich sind auch wir wie alle Hersteller hochwertiger<br />
Produkte von Fälschungen betroffen. Breco verhält sich da<br />
aber eher gelassen, da eine Verfolgung chinesischer Fälscher<br />
unmöglich ist. Wir kennzeichnen unsere Produkte sorgfältig.<br />
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RIEMEN- UND KETTENGETRIEBE<br />
ANTRIEBSRIEMEN<br />
ZUVERLÄSSIG IN BEWEGUNG<br />
Für den Celluveyor – ein neues Fördersystem für die Logistikbranche – begleitete<br />
Hilger u. Kern Industrietechnik das Bremer Unternehmen Cellumation bei der<br />
Auswahl des passenden Keilrippenriemens. Langjährige Erfahrung und breites<br />
Know-how führten zielgerichtet und schnell zur passenden Lösung.<br />
Christian Engelhorn ist<br />
Leiter Industrietechnik<br />
bei der Hilger u. Kern<br />
GmbH in Mannheim<br />
Die Logistik- und Produktionsbranche ist stets in Bewegung.<br />
Förderanlagen transportieren große Mengen an<br />
Objekten – in unterschiedlichen Formen, Größen, Materialien<br />
und Gewicht. Das bedeutet: Höchstleistung für<br />
das Fördersystem. Nur mit optimaler Kraftübertragung bleibt<br />
der Materialfluss konstant effizient und leistungsstark. Die Wahl<br />
des Antriebsriemens ist daher von großer Bedeutung und erfordert<br />
bei den hohen Anforderungen wie in der Logistik und Produktion<br />
technisches Wissen, verlässliche Kompetenz und jahrelange<br />
Erfahrung.<br />
ANTRIEBSRIEMEN ANWENDERSPEZIFISCH<br />
KONZIPIERT<br />
Flexibilität in der Bewegung steht bei Cellumation seit der<br />
Gründung im Jahre 2017 im Mittelpunkt. Das Unternehmen hat<br />
ein zellulares Fördersystem für die Produktions- und Logistikbranche<br />
entwickelt: den Celluveyor. Die Idee entstand am Forschungsinstitut<br />
BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik<br />
GmbH an der Universität Bremen und wurde bereits<br />
mehrfach ausgezeichnet.<br />
Die einzelnen identischen sechseckigen Zellen, aus denen der<br />
Celluveyor besteht, werden modular und flexibel in jeder beliebigen<br />
Form je Einsatzgebiet zu einer Förderanlage zusammen-<br />
gebaut – und deshalb von Cellumation auch als „Legosteine der<br />
Fördertechnik“ bezeichnet. Drei gesondert angeordnete, einzeln<br />
angetriebene Antriebsräder bringen das Fördergut frei und automatisch<br />
in die richtige Position. Der Antriebsriemen muss dabei<br />
hohe Anforderungen erfüllen.<br />
Bei der Auswahl des passenden Antriebsriemens fand das junge<br />
High-Tech-Unternehmen mit Hilger u. Kern Industrietechnik<br />
einen Partner, der die Bremer Ingenieure mit individueller Beratung<br />
durch das Projekt begleitete. In den fast 100 Jahren seines<br />
Bestehens hat Hilger u. Kern Industrietechnik aus Mannheim im<br />
Bereich Antriebsriemen viele Erfahrungswerte bei unterschiedlichen<br />
Projekten gesammelt. Bei Anfragen nehmen die Ingenieure<br />
und Techniker zunächst das Gesamtprodukt mit seinen Anforderungen<br />
für das Einsatzgebiet in den Blick.<br />
„Wir haben uns erst einmal den Hintergrund angeschaut. Dabei<br />
hat uns der Anwendungsbereich des Celluveyors und seine technischen<br />
Komponenten interessiert. Auf dieser Grundlage konnten<br />
wir dann gezielt beraten und unterstützen“, sagt Ralf Tunze, Maschinenbautechniker<br />
bei Hilger u. Kern Industrietechnik.<br />
LEISTUNGSSTARK UND ZUVERLÄSSIG<br />
Bei Materialflusssystemen gelten durch die hohe Dynamik besondere<br />
Anforderungen. Berücksichtigt werden müssen hierbei<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
RIEMEN- UND KETTENGETRIEBE<br />
02<br />
01<br />
01 Ein einzelnes Modul verfügt über drei einzelne<br />
Antriebe mit je einem elastischen Keilrippenriemen<br />
02 Der Keilrippenriemen behält trotz der Dehnbarkeit<br />
sowohl seine Flexibilität in der Länge als auch seine Spannung<br />
neben Drehmomenten und einwirkenden Kräften bei Beschleunigung und Reibung<br />
auch Umgebungseinflüsse von außen und die Positionierung bei der Montage.<br />
Deshalb hat Hilger u. Kern Industrietechnik für den effizienten Antrieb in den<br />
einzelnen zellularen Modulen einen elastischen und selbstspannenden Keilrippenriemen<br />
des Typs Flexonic von Hutchinson empfohlen.<br />
Für die leistungsstarke Kraftübertragung und einen zuverlässigen Antrieb sorgt<br />
der elastische Riemen bei gleichbleibender Spannung. Dabei ist er mit seiner<br />
selbstspannenden Eigenschaft einfach in der Montage. Trotz der Dehnbarkeit behält<br />
der Keilrippenriemen sowohl seine Flexibilität in der Länge als auch seine<br />
Spannung. Leistungsübertragung und Effizienz bleiben konstant und der Wirkungsgrad<br />
somit zuverlässig erhalten. Die Leistungsübertragung ist über die gesamte<br />
Lebensdauer konstant. Zusätzlich absorbiert der Riemen Vibrationen und<br />
arbeitet geräuschlos.<br />
ENGER AUSTAUSCH UND KURZE UMSETZUNGSZEIT<br />
Für Cellumation zeigte sich im Validierungsprozess, dass der Keilrippenriemen<br />
Flexonic in dieser Konfiguration als maßgefertigte Lösung für diese Produktpalette<br />
mit einer hohen Einschätzung gut für das Produkt ausgelegt war. Modifikationen<br />
gab es nur in einem geringen Maß. Das Know-how von Hilger u. Kern Industrietechnik<br />
mit langjährigen Erfahrungswerten war ausschlaggebend für die kurze<br />
Umsetzungszeit bei den komplexen Anforderungen. Der kontinuierliche Austausch<br />
und die persönliche Beratung haben eine effektive Lösung für diese Produktanfrage<br />
ermöglicht.<br />
„Mit der großen Erfahrung, dem technischem Verständnis und dem Interesse für<br />
uns und unser Produkt konnten wir in kurzer Zeit den Antriebsriemen mit diesen<br />
Eigenschaften für den Celluveyor auswählen“, betont Philipp Peter, Ingenieur bei<br />
Cellumation. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit entstanden. So wird auch in Zukunft<br />
das High-Tech-Unternehmen auf die Betreuung und das technische Knowhow<br />
der Mannheimer Spezialisten für Antriebstechnik vertrauen.<br />
Fotos: Cellumation, Hutchinson<br />
www.hilger-kern.de<br />
DIE IDEE<br />
„Das umfassende Verständnis war für<br />
uns der erste Schritt auf dem Weg<br />
zur Lösung. Uns haben der Anwendungsbereich<br />
des Fördersystems<br />
Celluveyor und seine technischen<br />
Komponenten interessiert. Auf<br />
dieser Grundlage konnten wir gezielt<br />
beraten und eine maßgefertigte<br />
Lösung empfehlen. Die Riemenauslegung,<br />
die Fertigung des Prototyps,<br />
die ersten Tests sowie die Serienfertigung<br />
wurden von uns individuell<br />
begleitet.“<br />
Christian Engelhorn, Leiter Industrietechnik,<br />
Hilger u. Kern GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 17
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
GETRIEBELÖSUNGEN<br />
ALLES WAS DIE INDUSTRIE<br />
ZUM BACKEN BRAUCHT<br />
DIE IDEE<br />
Antriebssysteme in der Backwarenproduktion<br />
müssen hygienefreundlich, korrosionsbeständig<br />
und robust sein. Nord Drivesystems stattet dafür<br />
eine ganze Produktreihe mit washdownoptimierten<br />
Aluminiumgehäusen aus.<br />
Für die Anforderungen an die Hygiene in der Backwarenindustrie<br />
hat Nord Drivesystems eine spezialisierte Produktserie<br />
mit unterschiedlichen Antriebskomponenten entworfen.<br />
Zum Einsatz kommt das korrosionsbeständige Sortiment<br />
aus Getrieben, Glattmotoren, Frequenzumrichtern und<br />
Motorstartern in Rührwerken, Fördersystemen sowie in Dosierund<br />
Abfüllanlagen.<br />
Die Umrichtertechnik des Antriebstechnik-Herstellers aus<br />
Bargteheide ist auf eine hohe Positioniergenauigkeit und die zuverlässige<br />
Umsetzung dynamischer Abläufe ausgelegt. Die Antriebe<br />
sind individuell regelbar, z. B. um Knet- und Fördergeschwindigkeiten<br />
zu kontrollieren, Aufstauungen zu vermeiden<br />
oder die Teigführung zu steuern. Durch ihre Modularität sind die<br />
Antriebe zudem service- und wartungsfreundlich.<br />
„Die Herstellung von Backwaren findet<br />
sowohl im traditionell handwerklichen<br />
als auch im industriellen Maßstab statt.<br />
Das erfordert eine Vielzahl individueller<br />
Antriebslösungen und Konzepte, die wir<br />
durch unsere Branchenerfahrung und<br />
das Nord-Baukastensystem optimal<br />
abdecken können. In der Backwarenproduktion<br />
herrscht generell eine hohe<br />
Beanspruchung der Antriebssysteme,<br />
beispielsweise durch hochviskose<br />
Teigmassen, Staub und Hitze sowie<br />
Arbeit unter Zeit- und Termindruck.<br />
Speziell für die Backbranche haben wir<br />
deshalb Lösungen wie eine verstärkte<br />
Wellenlagerung für Mixerantriebe oder<br />
hochdynamische und positionierende<br />
Bandantriebe im Portfolio.“<br />
Jörg Niermann ist Bereichsleiter Marketing<br />
der Nord Drivesystems Gruppe in Bargteheide<br />
Jörg Niermann, Bereichsleiter<br />
Marketing, Nord Drivesystems Gruppe<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Der Safomi-IEC-Adapter<br />
vereinigt die Funktionen<br />
eines Standard-IEC-<br />
Adapters und eines<br />
Ölausgleichsbehälters<br />
in einem Bauteil<br />
ALUMINIUMOBERFLÄCHE BEUGT<br />
KORROSION VOR<br />
Für die Backwarenproduktion bietet die Oberflächenveredelung<br />
nsd tupH eine Antikorrosionsbehandlung<br />
für Getriebe, Glattmotoren, Frequenzumrichter und<br />
Motorstarter im washdown-optimierten Aluminiumgussgehäuse.<br />
Nord präsentiert nsd tupH-Antriebe als Alternative<br />
zu lackierten Getriebemotoren und Antrieben<br />
aus Edelstahl. Eine entsprechende Veredelung ist für alle<br />
Nord-Produkte aus Aluminium verfügbar. DIN- und<br />
Normteile sowie die Abtriebswellen sind bei nsd tupH-<br />
Aluminiumantrieben aus Edelstahl ausgeführt. Die lüfterlosen<br />
Glattmotoren tragen nicht zur Verbreitung von<br />
Keimen bei und besitzen eine hohe Laufruhe.<br />
GROSSE KRÄFTE ZUM RÜHREN<br />
UND MISCHEN<br />
Die Industriegetriebereihe Maxxdrive von Nord Drivesystems<br />
richtet sich an den Betrieb in der Misch- und<br />
Rührtechnik. Sie bieten hohe Abtriebsdreh momente<br />
bis 282 kNm, haben einen geräuscharmen Lauf und<br />
besitzen eine lange Lebensdauer. Die Kombination aus<br />
Maxxdrive-Industriegetriebe, dem Safomi-IEC-Adapter<br />
und einem Nord-Elektromotor em pfiehlt der Antriebsausstatter<br />
aus Bargteheide für Mischer und Rührwerksanwendungen,<br />
um Verschleiß- und Anbauteile<br />
zu reduzieren.<br />
Der Safomi-IEC-Adapter vereinigt die Funktionen eines<br />
Standard-IEC-Adapters und eines Ölausgleichsbehälters<br />
in einem Bauteil. Sein Einsatz am Rührwerksantrieb<br />
trägt der Betriebssicherheit bei und soll Wartungsaufwand<br />
reduzieren. Auf Ölbehälter und -schläuche sowie<br />
den Wellendichtring zwischen Getriebe und IEC-Zylinder<br />
könne daher verzichtet werden. Im Programm des<br />
Herstellers ist der Safomi-Adapter für Stirnradgetriebe<br />
in den Baugrößen sieben bis elf und mit Abtriebsdrehmomenten<br />
von 25 bis 75 kNm.<br />
AUSSTATTUNGSOPTIONEN FÜR<br />
RADIAL- UND AXIALBELASTUNGEN<br />
Speziell für Pumpen, Rühr- und Mischeranwendungen<br />
mit prozessbedingt hohen Radial- und Axialbelastungen<br />
bietet Nord Drivesystems anwendungsspezifische<br />
Ausstattungsoptionen an. Dazu gehört unter anderem<br />
eine Rührwerksausführung (VL2-Lagerung) mit einem<br />
großen Lagerabstand und einer verstärkten Lagerung<br />
sowie eine Drywell-Ausführung (VL3-Lagerung) mit zusätzlicher<br />
Ölabtropfscheibe und Leckölanzeige oder Ölsensor.<br />
Der Abstand zwischen den Lagern wird bei den<br />
VL2- und VL3-Lagerungen durch Anbauteile vergrößert,<br />
während die Getriebegröße aber konstant bleibt.<br />
Darüber hinaus bietet Nord auch die Verwendung von<br />
sehr großen Lagern an. Diese wurden mit Hinblick auf<br />
Anwendungen wie Rührwerke in der Backwarenindustrie<br />
bewusst überdimensioniert.<br />
Fotos: Nord Drivesystems<br />
www.nord.com<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 19
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
MINIATURLAGER<br />
MANÖVER IN 600 KILOMETERN<br />
ÜBER DER ERDE<br />
Das Würzburger Zentrum für Telematik hat vier „NetSat“-Kleinst-Satelliten ins Weltall<br />
entsendet. Zu ihren zukünftigen Missionen zählt die verbesserte Erdbeobachtung<br />
bei der Erforschung des Klimas und des Klimawandels. Die Achsensteuerung der vier<br />
Satelliten wird von jeweils sechs Miniatur-Reaktionsrädern ausgeführt.<br />
Eine russische Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof „Kosmodrom<br />
Plessezk“ im Norden Russlands brachte die „NetSat“-<br />
Satelliten Ende September <strong>2020</strong> in das Weltall. Dort umrunden<br />
die gerade einmal 4 kg schweren und nur 10 × 10 × 30 cm<br />
„großen“ Kleinst-Satelliten die Erde auf ihrer Umlaufbahn in<br />
600 km Höhe. Ihre Aufgabe ist es, die Techniken für eine Selbstorganisation<br />
der Formation, also ihre gegenseitige Position und Anordnung,<br />
im Orbit zu erforschen. Die dadurch ermöglichten, neuartigen<br />
Erdbeobachtungsansätze sollen Klimavorhersagen verbessern.<br />
Gleichzeitig ist daran gedacht, mit dem Projekt die Grundlagen für<br />
innovative künftige Telekommunikationssysteme zu legen.<br />
Konstruiert und entwickelt wurden die „NetSat“-Kleinst-Satelliten<br />
vom Würzburger Zentrum für Telematik (ZFT). Mit an Bord der vier<br />
Objekte sind jeweils sechs Miniatur-Reaktionsräder, names Cyber<br />
Reaction Wheel 2 von Wittenstein Cyber Motor. Das ausgegründete<br />
Christoph Weis ist Produktmanager bei der<br />
Wittenstein cyber motor GmbH in Igersheim<br />
Start-up des ZFT S4 (Smart Small Satellite Systems GmbH) baute mithilfe<br />
den Reaktionsrädern ein 3-Achs-Lageregelungssystem. Das Achsensystem<br />
soll eine genaue Ausrichtung auf Beobachtungsziele erlauben,<br />
aber auch die Einstellung des Elektromotors auf die gewünschte<br />
Schubrichtung für Änderungen der Umlaufbahn steuern. So wird<br />
eine dreidimensionale Anordnung der vier Kleinst-Satelliten für optimale<br />
Beobachtungen ermöglicht und kontinuierlich nachgeführt.<br />
DREIDIMENSIONALE ERFASSUNG<br />
DER ERDOBERFLÄCHE<br />
Die bereits in Vorbereitung stehende nachfolgende Mission zur Erdbeobachtung<br />
TOM (Telematics earth Observation Mission) erklärt<br />
Prof. Dr. Klaus Schilling von der Universität Würzburg und zugleich<br />
Vorstand des Zentrums für Telematik: „Die drei TOM-Kleinst-Satelliten<br />
sollen die Erdoberfläche aus verschiedenen Richtungen dreidimensional<br />
erfassen, ohne tote Winkel und verdeckte Punkte auf<br />
den Bildern. Hierzu müssen die drei Satelliten sich selbst organisieren<br />
und in optimaler Formation zueinander positionieren. Ihre jeweiligen<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Bildinformationen werden zu einer ganzheitlichen 3D-Darstellung fusioniert, die die<br />
Erdoberfläche ohne perspektivbedingte Abschattungen darstellt.“<br />
Für den Datenaustausch sind alle Satelliten einer Formation mit einer Funkverbindung<br />
ausgestattet, über die sie ihre Relativ-Positionen und -Ausrichtungen untereinander austauschen.<br />
Damit werden die Manöver der Kleinst-Satelliten zum Formationsbetrieb des<br />
Multi-Satellitensystems per Funk koordiniert. Das redundante 3-Achs-Lageregelungssystem<br />
von S4, bestehend aus den jeweils sechs an Bord befindlichen, miniaturisierten<br />
Präzisions-Reaktionsräder.<br />
REAKTIONSRÄDER ERMÖGLICHEN BEWEGUNG IM ORBIT<br />
Erst die Reaktionsräder in ihrer 2 × 2 × 2 cm kleinen Würfelform machen die „NetSat“-<br />
Kleinst-Satelliten manövrierfähig. Sie drehen die Raumflugkörper im Weltall um ihre<br />
x-, y- und z-Richtung, damit sich die Objekte in der Erdumlaufbahn ausrichten können.<br />
Julian Scharnagel, Leiter Entwicklung beim Zentrum für Telematik, ist beeindruckt von<br />
der hohen Leistungsdichte der etwa 30 g „schweren“ Cyber Reaction Wheel 2: „0,1 mNm<br />
nominales Drehmoment und 19 000 rpm nominale Geschwindigkeit sind schon außergewöhnliche<br />
Werte.“ Hinzu kommt ein selbstkalibrierender Regelalgorithmus, der eine<br />
präzise Lageregelung sicherstellt.<br />
Für die Inbetriebnahme des Cyber Reaction Wheel 2 steht ein Starterkit zur Verfügung.<br />
Mit einem PC und der grafischen Benutzerschnittstelle MotionGUI 2 kann das Reaktionsrad<br />
innerhalb weniger Momente in Betrieb genommen werden. Außerdem lassen sich<br />
mit der Software zusätzlich zur Parametrisierungen auch Diagnosen und weitere Optimierungen<br />
durchführen.<br />
Die miniaturisierten Reaktionsräder wurden konsequent für den anspruchsvollen<br />
Dauereinsatz im All ausgelegt. So beträgt die Leistungsaufnahme nicht einmal 200 mW.<br />
Das ermöglicht energieeffiziente Regelungsmanöver über viele Jahre hinweg. Mechanik<br />
und Elektronik sind nicht nur auf kleinem Bauraum integriert, sondern auch an das raue<br />
Einsatzumfeld im Orbit angepasst. Dafür sorgt z.B. das vakuumtaugliche Lager, der Einsatz<br />
strahlungsresistenter Komponenten sowie eine hohe thermische Widerstandsfähigkeit<br />
für Temperaturen von - 40 bis + 100 °C.<br />
VERSCHIEDENE MISSIONEN GEPLANT<br />
Das Zentrum für Telematik wird die Ergebnisse und Erfahrungen des „NetSat“-Projekts für<br />
die nächsten „Kleinst“-Satelliten-Missionen nutzen. Geplant ist z. B. die internationale Telematics<br />
earth Observation Mission (TOM) zur 3D-Erdbeobachtung von Vulkanausbrüchen,<br />
Erdbeben und Schiffsbewegungen. Auch das Projekt CloudCT ist vorgesehen. Dabei werden<br />
mit Methoden der Computertomographie mittels zehn Kleinst-Satelliten das Innere von<br />
Wolken analysiert, um weitere oder verbesserte Parameter für Klimamodelle zu erhalten.<br />
Fotos: Aufmacher: Zentrum für Telematik, Würzburg; 01: Wittenstein se;<br />
02: Smart Small Satellite Systems GmbH<br />
www.wittenstein.de<br />
DIE IDEE<br />
„Der Cyber Reaction Wheel 2 stellt für<br />
Wittenstein Cyber Motors die erste<br />
Technologie für das Weltall dar. Mit<br />
ihrer Leichtbauweise und Robustheit<br />
haben die Reaktionsrädern Nano-<br />
Satelliten, wie NetSats, eine dynamische<br />
und statische Schwenksteuerung<br />
verliehen. Überdies halten wir<br />
auch eine Integration in die noch<br />
kleineren Pico-Satelliten (weniger als<br />
1 kg) für denkbar.“<br />
Christoph Weis, Produktmanager,<br />
Wittenstein cyber motor GmbH<br />
01 Im Innern der „NetSat“-Kleinst-<br />
Satelliten arbeiten die Miniatur-Reaktionsräder<br />
im 3-Achs-Lageregelungssystem.<br />
Die Elektronik befindet sich komplett im<br />
Inneren des Würfels<br />
02 Ein „NetSat“ beim Dynamik-Test auf<br />
dem Drehtisch in Würzburg; solche 4 kg<br />
schwere Kleinst-Satelliten sollen zukünftig<br />
dreidimensionale Bilder der Erde anfertigen<br />
02<br />
01<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 21
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TSN (Time<br />
Sensitive<br />
Networking), im<br />
Programm.<br />
Zudem bietet der<br />
FR-E800 eine Korrosionserkennungsfunktion, die als Standard<br />
integriert ist. Durch den Einsatz der KI-Diagnosetechnologie für<br />
Antriebe ermöglicht die Komponente erweiterte Predictive<br />
Maintanance und reduziert Ausfallzeiten. Die Umrichter<br />
erreichen eine Hochleistungssteuerung von Induktions- und<br />
Permanentmagnetmotoren auf Sicherheitsintegritätsniveau<br />
SIL 3. Die FR-E800-Serie ist mit allen wichtigen industriellen<br />
Ethernet-Netzwerken einschließlich CC-Link IE TSN kompatibel.<br />
Zwei Ethernet-Ports, die Linien-, Ring- und Sterntopologien<br />
unterstützen, erhöhen die Netzwerkflexibilität. Mit skalierbarer<br />
Leistung für Anwendungsvielfalt hat die FR-E800-Serie eine<br />
Leistung von 0,1 bis 7,5 kW.<br />
www.mitsubishielectric.com<br />
ROBUSTER, FLÜSSIGKEITSGEKÜHLTER<br />
KOMPAKTUMRICHTER<br />
Gefran ergänzt die luftgekühlten<br />
Frequenzumrichter ADV200<br />
um die vektorgeregelte<br />
Ausführung ADV200 LC. Diese<br />
eignet sich unter anderem als<br />
Hauptantrieb einer Extruder-<br />
Schnecke in der Kunststoffverarbeitung.<br />
LC steht für „liquid<br />
cooled“ und beschreibt ein<br />
Kühlsystem mit Wasser oder Öl<br />
für elektrische und mechanische<br />
Einheiten. Folge ist eine<br />
minimierte Baugröße. „Die flüssigkeitsgekühlte<br />
Variante<br />
bieten wir als integrierte<br />
Schaltschrankversion oder mit<br />
der Option zur Durchsteckmontage an“, so Gefran-Vertriebsleiter<br />
Giuseppe Savoca. Der Einsatz von Antikondensations-<br />
und Feuchtesensoren verhindere eine Betauung im<br />
Umrichter. ADV200 LC ist auf eine feldorientierte Regelung<br />
von 30 bis 400 KW ausgelegt und die Trennung von<br />
Elektronik und Wasserkühlung sorgt für Korrosionsschutz.<br />
Für Baugrößen bis 55 KW ist eine Montage des Bremswiderstandes<br />
direkt auf dem Kühlkörper möglich. Die Regelungsfunktion<br />
der Temperatur dient zur Steuerung eines externen<br />
Ventils für Antrieb und Motor.<br />
www.gefran.com<br />
VERLÄNGERTE LAUFZEIT DANK INTEGRIERTER<br />
INTELLIGENZ<br />
KBT Knapp<br />
bietet seine<br />
Wälzlager<br />
jetzt auch<br />
als smarte<br />
Variante für<br />
die vorbeugende<br />
Instandhaltung<br />
an. Die<br />
erforderliche<br />
Monitoring-<br />
Einheit VCM-3 steuert ein Partnerunternehmen bei.<br />
Mit dieser Einheit werden verschiedene Schwingungs- und<br />
Beschleunigungssensoren ausgewertet sowie Aussagen über<br />
das Verschleißverhalten der Wälzlager generiert. Folge des<br />
kontinuierlichen Monitorings ist eine erhöhte Lebensdauer der<br />
Maschinen. Ausfälle und Schäden werden verhindert und die<br />
Wartungsintervalle lassen sich an die Produktionsprozesse<br />
anpassen. Anfänglich sollen nur wenige Sensoren erforderlich<br />
sein. Je mehr Daten diese an der Maschine sammeln, desto<br />
schneller lernt das System hinzu. KBT Knapp Wälzlagertechnik<br />
liefert die präparierten Wälzlager auf Wunsch bereits mit<br />
Sensorik. Sämtliche Parameter werden dabei nach technischer<br />
Klärung anforderungsgerecht aufgebaut.<br />
www.knapp-waelzlagertechnik.de<br />
FORMBESTÄNDIG AUCH BEI<br />
PERMANENTBELASTUNG<br />
Um den Zeitund<br />
Arbeitsaufwand<br />
bei der<br />
Montage und<br />
Wartung zu<br />
verringern, hat<br />
das Unternehmen<br />
NSK seine<br />
Getriebelager<br />
für Schienenfahrzeuge<br />
überarbeitet. Erhöhte Zuverlässigkeit und<br />
Lebensdauer sind die Folge. Erreicht wird dies über die<br />
Lager für die Antriebswelle, wo eine Kombination aus<br />
Zylinderrollen- und Vierpunktlagern zum Einsatz kommt.<br />
Eine Einstellung des Axialspiels ist nicht erforderlich.<br />
Zudem werden die Lager mit voreingestelltem Lagerspiel<br />
ausgeliefert. Auf die permanenten Stoß- und Vibrationsbelastungen<br />
reagiert NSK mit einem neuen einteiligen Käfig<br />
samt Taschen mit R-förmigem Radius. Angaben zufolge<br />
reduziert eine derartige Konstruktion die Spannungen in<br />
der Käfigstruktur um rund 75 %. Ferner wurde der Innenring<br />
der Lager einer speziellen Wärmebehandlung unterzogen,<br />
die die Maßhaltigkeit auch bei längerem Einsatz unter<br />
hohen Temperaturen sicherstellt. Die Formbeständigkeit<br />
sorgt für geringen Schlupf und verhindert, dass sich das<br />
Lager auf der Welle mitdrehen kann.<br />
www.nskeurope.de<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
PASSENDE KUGELGEWINDETRIEBE FÜR<br />
KLEINSTANWENDUNGEN<br />
Die Entwicklung auf<br />
dem Gebiet der Life<br />
Tech stellt laufend<br />
neue Anforderungen<br />
an Antriebstechnik<br />
für lineare<br />
Bewegung in den<br />
Bereichen Bauraum,<br />
Dynamik im<br />
Dauereinsatz und<br />
präzise Positionierfähigkeit. Für intelligente Analyse- und<br />
Dosierverfahren oder Positionsscanner für die Zahnmedizin<br />
müssen filigranste Bewegungen hochpräzise ausgeführt<br />
werden. Der Getriebespezialist Eichenberger bedient diesen<br />
Anwendungsbereich mit Miniatur-Kugelgewindetrieben, die<br />
präzise, schnelle und belastbare Bewegungen auf kleinstem<br />
Bauraum ausführen. Die Modelle der Carry 4x1-Serie erfüllen<br />
diese Anforderungen auch abseits der gängigen Baunormen.<br />
Der Kugelgewindetrieb ist zudem kalt gerollt und stellt im<br />
Bereich Mini-Dimensionen eine Alternative zu geschliffenen<br />
Spindeln dar. Auch im Bereich der Fahrzeugtechnik sind die<br />
Anwendungsmöglichkeiten von Gewindetrieben vielfältig.<br />
Roll-, Gleit- und Rundbewegungen, ob bei automatischen<br />
Fahrzeugtürsystemen oder LKW-Kupplungen, nutzen lineare<br />
Bewegungen als Grundlage. Für die automatische Version einer<br />
LKW-Kupplung liefert Eichenberger z. B. eine kalt umgeformte<br />
Kugelgewindespindel aus Stahl, Durchmesser 12 mm, Steigung<br />
3 mm. Dadurch kann die Kupplung durch das Bedienen eines<br />
Schalters bereits bei niedrigen Drehzahlen vollständig einrücken.<br />
Die Kupplung weist während der Gangwechsel keinen<br />
Schlupf auf, d. h. die Geschwindigkeit der miteinander in<br />
Reibkontakt stehenden Mechanismen, weicht nicht ab. Sie<br />
dient also nur zum Trennen des Getriebes vom Motor. Diese<br />
Funktionen schützen die Kupplung und andere Antriebsstrang-<br />
Komponenten wirksam vor mechanischer Überbeanspruchung<br />
www.eichenberger.com<br />
POWER PANEL MIT GERINGER EINBAUTIEFE<br />
Mit seiner<br />
geringen<br />
Einbautiefe<br />
findet das<br />
Multitouch-Bediengerät<br />
C80<br />
auch in<br />
beengten<br />
Schaltschränken<br />
Platz. Der<br />
harddisk- und<br />
lüfterlose<br />
Betrieb macht<br />
es zudem wartungsarm. Durch Plug-and-play lässt sich das<br />
Power Panel C80 einfach und schnell in Betrieb nehmen. Alle<br />
notwendigen Software-Pakete sind vorinstalliert. I/Os, Achsen<br />
und Safety-Komponenten können direkt an das Panel angeschlossen<br />
werden. Zusätzliche Steuerungen sind nicht notwendig.<br />
Der Anwender muss das Power Panel C80 nur einschalten<br />
und seine Applikation übertragen. Auf dem Intel-Atom-Prozessor<br />
laufen parallel das B&R-Echtzeitbetriebssystem Automation<br />
Runtime und ein Embedded-Linux-Betriebssystem für die<br />
Visualisierung. Ermöglicht wird dies durch den Hypervisor von<br />
B&R, der die Ressourcen des Prozessors auf die beiden Betriebssysteme<br />
aufteilt, ohne dass diese sich gegenseitig beeinflussen.<br />
Das Power Panel C80 eignet sich z. B. für mapp-View-Visualisierungen.<br />
Das Software-Paket mapp View stellt die Möglichkeiten<br />
der Web-Technologie direkt in der Automatisierungssoftware<br />
zur Verfügung. Der projiziert-kapazitive Touchscreen reagiert<br />
auch bei der Bedienung mit dicken Lederhandschuhen präzise<br />
und zuverlässig. Die Front des Panels ist in Schutzart IP65<br />
ausgeführt, wodurch das Power Panel C80 auch in rauen<br />
Umgebungen optimal einsetzbar ist. Das Multitouchpanel ist<br />
mit klarer oder entspiegelter Glasoberfläche in vier unterschiedlichen<br />
Widescreen-Formaten (7.0, 10.1, 12.1 und 15.6")<br />
und einem 4:3-Format (5.7") verfügbar.<br />
www.br-automation.com<br />
Der Teamplayer<br />
SD2 – zertifizierte Sicherheit für sensorlose Systeme<br />
Die universelle Antriebslösung<br />
für Multiachs- und Hochgeschwindigkeitsanwendungen<br />
SFM<br />
SLOF<br />
Kundenspezifische<br />
Lösungen möglich<br />
STO<br />
www.sieb-meyer.de<br />
DU_Anz_SiebMeyer_SD2_<strong>antriebstechnik</strong>_185x90.indd 1 08.04.20 10:49<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 23
UMRICHTERTECHNIK<br />
FREQUENZUMRICHTER<br />
EINSATZFELD ERWEITERT<br />
Der Frequenzumrichter SD2B plus von Sieb & Meyer ist jetzt auch mit<br />
NRTL-Zulassung und als Hochstromversion verfügbar. Die NRTL-Zulassung<br />
erleichtert vertriebsseitig den Zugang zum US-amerikanischen Markt und<br />
durch die Hochstromversion wird ein 30 Prozent höherer Nenn- und<br />
Spitzenstrom bei unverändertem Bauvolumen erreicht.<br />
Das Unternehmen Sieb & Meyer hat den Frequenzumrichter<br />
SD2B plus entwickelt, der sich als hochdynamischer<br />
Servoverstärker für rotative sowie lineare Niedervolt-<br />
Servomotoren eignet. Der Umrichter ist ebenfalls einsetzbar<br />
für den optimierten Betrieb von hochdrehenden Niedervolt-Synchron-<br />
und Asynchronmotoren. Die Standardversion des<br />
SD2B plus bietet ein Optimum an Betriebsspannung und Nenn-/<br />
Spitzenstrom (80 VDC /10 A), um möglichst vielen Applikationen<br />
gerecht zu werden. Bei dem neuen Hochstrommodell hat das Unternehmen<br />
die Betriebsspannung auf 50 VDC reduziert, was den<br />
Torsten Blankenburg ist Vorstand Technik der Sieb & Meyer AG in Lüneburg<br />
Einsatz von Leistungshalbleitern erlaubt. Der höhere Ausgangsstrom<br />
von 13 A erweitert das Einsatzfeld des Geräts zusätzlich.<br />
ANWENDBAR IM HOCHGESCHWINDIGKEITS-<br />
BEREICH<br />
Im Hochgeschwindigkeitsbereich ermöglicht der SD2B plus als<br />
Frequenzumrichter zusätzlich zur sensorlosen Regelung eine<br />
sensorbehaftete Regelung auf Basis von TTL-Gebern. So lassen<br />
sich mehrere Hochgeschwindigkeitsmotoren im Master-/Slave-<br />
Betrieb winkelsynchron betreiben. Die robuste Drehzahlregelung<br />
erlaubt dabei hohe Massenträgheitsverhältnisse zwischen<br />
Motor und Werkzeug von bis zu 1:100.<br />
Der SD2B plus verfügt über ein kompaktes IP20-Gehäuse mit<br />
einer Bauhöhe von 25 mm. Das Gerät bietet die Sicherheitsfunktion<br />
STO und eine interne Logikspannungsversorgung. Neben<br />
zwei TTL-Encoder-Ein- und Ausgängen stehen jeweils fünf digitale<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
UMRICHTERTECHNIK<br />
01 02<br />
01 Der Frequenzumrichter SD2B plus ist nun auch<br />
mit NRTL-Zulassung sowie in einer Hochstromversion<br />
verfügbar<br />
02 Für Anwendungen in Turbo-Gebläsen<br />
und -Kompressoren wurde die Drei-Level-<br />
Umrichter-Baureihe SD2M erweitert<br />
DIE IDEE<br />
Ein-/Ausgänge sowie eine USB-Schnittstelle für eine einfache Parametrierung<br />
zur Verfügung. Die Servolink-Schnittstelle ermöglicht den Betrieb mit dem<br />
Sieb & Meyer Motion Controller MC2 sowie die Nutzung der Gateways für<br />
Profibus, Profinet und EtherCAT.<br />
FREQUENZUMRICHTER MIT DREI-LEVEL-TECHNOLOGIE<br />
Über die Jahre hat der Lüneburger Hersteller für Antriebs- und Steuerungselektronik<br />
auch die Umrichter-Baureihe SD2M kontinuierlich erweitert, zuletzt<br />
für Anwendungen in Hochgeschwindigkeits-Strömungsmaschinen. Aktuell<br />
stehen sieben verschiedene Ausführungen des SD2M im Bereich von 75<br />
bis 400 HP bzw. 165 bis 630 A Nennstrom zur Verfügung – darunter sowohl Modelle<br />
mit Wasser- als auch mit Luftkühlung.<br />
Allen gemeinsam ist die Drei-Level-Technologie, die in Kombination mit<br />
Schaltfrequenzen bis 16 kHz für eine gute Stromqualität sorgt. So wird eine<br />
übermäßige Rotor-Erwärmung verhindert und Lagerbelastung sowie Isolationsbeanspruchung<br />
lassen sich minimieren. Beim Einsatz des SD2M reduzieren<br />
sich laut Hersteller im direkten Vergleich zu alternativen Lösungen die<br />
umrichterbedingten Zusatzverluste im Rotor um bis zu 90 %. In den meisten<br />
Fällen reicht das aus, um komplett auf LC-Filter oder Motordrosseln zu verzichten.<br />
Durch die Drei-Level-Technologie werden anspruchsvolle Anwendungen<br />
mit hohen Drehzahlen und kompakten Bauräumen überhaupt erst<br />
realisierbar – weil die Wärme gar nicht erst entsteht.<br />
Fotos: Sieb & Meyer<br />
www.sieb-meyer.de<br />
„Unser Anspruch ist, dass die<br />
Frequenzumrichter von Sieb & Meyer<br />
den Anwendern einen signifikanten<br />
Mehrwert bieten. Der Frequenzumrichter<br />
SD2B plus bietet hohe<br />
Leistung auf kleinem Raum, während<br />
der Vorteil beim SD2M unter<br />
anderem in der innovativen Drei-<br />
Level-Technologie besteht. Alle<br />
unsere Geräte entwickeln wir<br />
kontinuierlich weiter, wobei wir<br />
jeweils auf konkrete Impulse aus<br />
dem Markt reagieren.“<br />
Torsten Blankenburg, Vorstand<br />
Technik, Sieb & Meyer AG, Lüneburg<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 25
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
SICHERHEITS-KLEINSTEUERUNGEN<br />
SOFTWAREBASIERTE KONFIGURATION<br />
INDIVIDUELLER SCHUTZSYSTEME<br />
Neben einer integrierten Lösung mit sicheren<br />
Antrieben und sicheren SPS bieten auch<br />
Sicherheits-Kleinsteuerungen wie die Protect<br />
PSC1 von Schmersal die Möglichkeit,<br />
antriebsbezogene Parameter wie Geschwindigkeit,<br />
Beschleunigung und Position sicherheitsgerichtet<br />
zu überwachen. Die Integration in die<br />
Steuerungs- und die Leitebene ist dabei mithilfe<br />
von Kommunikationsmodulen einfach möglich –<br />
auf Wunsch auch mit OPC UA-Anbindung.<br />
Dipl.-Ing. Christian Lumpe ist Produktmanager Steuerungen<br />
bei der K.A. Schmersal GmbH & Co. KG in Wuppertal<br />
Im Maschinenbau wachsen die einzelnen Teildisziplinen der<br />
Konstruktion immer stärker zusammen. Dieser Langzeittrend gilt<br />
in hohem Maße für die Antriebstechnik, die eng mit der Elektround<br />
Steuerungstechnik verbunden ist. Dies gilt nicht zuletzt<br />
auch für das Thema Maschinensicherheit, bei der immer mehr<br />
Funktionalitäten in die Software verlagert werden.<br />
ÜBERWACHT AUCH ANTRIEBSFUNKTIONEN<br />
Bei komplexeren Anlagen kann der Konstrukteur integrierte Gesamtlösungen<br />
nutzen, um die Antriebstechnik, zum Beispiel mit der Prozesstechnik<br />
und der Maschinensicherheit zu verknüpfen. Bei überschaubaren<br />
Anlagen ist das nicht effizient, vor allem auch im Hinblick<br />
auf den Aufwand für die softwareseitige Realisierung. Für diesen Einsatz<br />
sind Sicherheits-Kleinsteuerungen wie der Protect PSC1 aus dem<br />
Steuerungstechnik-Programm der Schmersal Gruppe konzipiert.<br />
Anwender dieser Sicherheitssteuerung – und zwar sowohl die<br />
Hersteller als auch die Betreiber der Maschinen – können von vielen<br />
Eigenschaften profitieren, z. B. im Hinblick auf die Skalierbarkeit<br />
der sicherheitsgerichteten Lösung auf die individuellen Applikation<br />
oder mit Blick auf die einfache Programmierung, die auch ohne<br />
spezielle Kenntnisse möglich ist.<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
01 Bei der „kleineren“<br />
Variante des Basismoduls<br />
wird die sichere<br />
Achsüberwachung über<br />
eine kompakte, integrierte<br />
Lösung realisiert<br />
<strong>antriebstechnik</strong><br />
WISSEN<br />
SCHAFFT<br />
IDEEN<br />
Newsletter<br />
Der E-Mail-Service<br />
für Anwender<br />
aus dem gesamten Umfeld<br />
mechanischer und<br />
elektrischer Antriebstechnik.<br />
Aktuelle Nachrichten<br />
rund um mechanische,<br />
thermische und elektrische<br />
Antriebstechnik,<br />
sowie deren Steuerungen<br />
und Regelungen.<br />
02 Für die Überwachung von bis zu zwölf Achsen eignet sich die<br />
Kombination des größeren Basismoduls PSC1-C-100 mit<br />
Erweiterungsmodulen, die es als Ein- und Zweiachsausführung gibt<br />
MODULAR AUFGEBAUTES SICHERHEITSMODUL<br />
Die Protect PSC1 ist als modulares System aufgebaut: Zwei verschiedene Grundmodule<br />
– frei programmierbare Kompaktsteuerungen – werden durch verschiedene<br />
IO-Erweiterungsmodule ergänzt und damit die Steuerungen an den Anwendungsfall<br />
angepasst. Insgesamt können Erweiterungsmodule mit bis zu 272 Ein-/Ausgängen an<br />
das Basismodul angeschlossen werden.<br />
Zu den Erweiterungsmodulen gehört auch ein universelles Kommunikationsmodul,<br />
über das die PSC1 in die übergeordnete Automatisierungsebene eingebunden<br />
werden kann. Mit nur einer Hardware stehen die gängigen Feldbussysteme zur<br />
Verfügung, dies spart letztlich Zeit und Kosten, da die Sicherheitslösung somit unabhängig<br />
von der Automatisierungslösung bleiben kann. Parallel erlaubt Ethernet<br />
SDDC eine sichere Remote-IO-Kommunikation und eine sichere Querkommunikation.<br />
In der neuesten Steuerungsversion ist zudem ein OPC UA-Server integriert.<br />
Jetzt<br />
kostenlos<br />
anmelden!<br />
IMMER<br />
AKTUELL<br />
INFORMIERT<br />
http://bit.ly/VFV_Newsletter
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
BIS ZU ZWÖLF ACHSEN SICHER ÜBERWACHEN<br />
Klassisches Aufgabenfeld einer Sicherheitssteuerung ist die Überwachung<br />
und Anschaltung der Sicherheitsschaltgeräte und -sensoren.<br />
Die programmierbare Steuerung bietet hier im Vergleich zu den<br />
Sicherheitsrelaisbausteinen u. a. eine bessere Anpassung an die<br />
individuellen Anforderungen und Bedingungen – mit dem Ziel, die<br />
Schutzeinrichtungen bestmöglich auf den Einsatzfall abzustimmen<br />
und ein optimales Maß an Produktivität und Sicherheit zu ermöglichen.<br />
Zum Beispiel können Sicherheitsfunktionen verknüpft und<br />
Sonderbetriebsarten wie Einrichtbetrieb oder Prozessbeobachtung<br />
komfortabel realisiert und individuell programmiert werden.<br />
Aus Sicht der Antriebstechnik ist hier die integrierte Funktion der<br />
sicheren Achsüberwachung interessant: Mit der Protect PSC1 kann<br />
der Anwender bis zu zwölf Achsen nach den Anforderungen der<br />
DIN EN 61800-5-2 sicherheitsgerichtet überwachen.<br />
Die Protect PSC1 bietet eine Vielzahl von Funktionen für die<br />
sichere Achsüberwachung. Das Spektrum reicht von mehreren Arten<br />
des sicheren Abschaltens und Stillsetzens (z. B. Safe Torque Off/<br />
STO, Safe Stop1 und 2/SS1 und SS2) über Bewegungsfunktionen<br />
wie Safely-limited Speed/ SLS bis zur sicherheitsgerichteten Überwachung<br />
von Positioniervorgängen. Jeweils ein oder zwei Encodersysteme<br />
(TTL, IN/COS, SSI, Resolver, HTL) stellen hierbei die<br />
Gebersignale bereit. Bei allen Funktionen werden die Anforderungen<br />
der DIN EN 61800-5-2 erfüllt. Damit kann der Maschinenhersteller<br />
Achsen, die aus Sicht der Maschinensicherheit gefahrbringende<br />
Bewegungen ausführen bzw. deren Geschwindigkeit begrenzt<br />
werden muss, auf einfache Weise – mit der Sicherheits-Kleinsteuerung<br />
– überwachen.<br />
ANWENDUNGSBEISPIEL: BUCHBINDEMASCHINE<br />
Welchen Nutzen die Verknüpfung von „klassischen“ steuerungstechnischen<br />
Aufgaben der Maschinensicherheit und einer sicheren<br />
Achsüberwachung hat, zeigt das Anwendungsbeispiel einer Protect<br />
PSC1 im Bereich der Druck- und Weiterverarbeitungsmaschinen.<br />
Ein Hersteller von Buchbindeanlagen fertigt Maschinen, deren<br />
Arbeitsraum bzw. Gefahrenbereich durch zwei Schutzhauben abgesichert<br />
ist. Das Einrichten der Maschine, d. h. die Anpassung an<br />
die jeweiligen Buchformate, erfolgt bei geöffneter Schutztür im<br />
Tippbetrieb. Dabei fordert die C-Norm DIN EN 1010 („Sicherheitsan<br />
forderungen an Konstruktion und Bau von Druck- und Papierverarbeitungsmaschinen“)<br />
eine Begrenzung der Laufgeschwindigkeit<br />
der gefahrbringenden Bewegung von (je nach Gefährdung)<br />
1 m/min oder 5 m/min.<br />
Die Geschwindigkeit wird in diesem Fall über die Drehzahlmessung<br />
von zwei Näherungsschaltern am Kettenrad des Antriebs<br />
erfasst. Die Protect PSC1 verarbeitet die Sensorsignale und sorgt für<br />
die sichere Überwachung der Achsgeschwindigkeit. Eine weitere<br />
Sicherheitsanforderung an die Achsen im Gefahrenbereich betrifft<br />
das Einfahren von Spannelementen, die zum Beispiel Papierrollen<br />
oder Niederhalter von Bögen fixieren. Die Spannelemente dürfen<br />
nur im Tippbetrieb bei einer Maximalgeschwindigkeit von 5 m/min<br />
betätigt werden. Auch diese Anforderung lässt sich mit der Protect<br />
PSC1 einfach und ohne eine zusätzliche sichere Signalauswertung<br />
erfüllen.<br />
VERSCHIEDENE BASISMODUL-VARIANTEN<br />
VERFÜGBAR<br />
Bei der „kleineren“ Variante des Basismoduls (PSC1-C-10) wird die<br />
sichere Achsüberwachung über eine kompakte, integrierte Lösung<br />
realisiert. Eine Steuerung kann dann wahlweise eine oder zwei<br />
Achsen mit jeweils einem Encoder-System sicher überwachen. Für<br />
die Überwachung von bis zu zwölf Achsen eignet sich die Kombination<br />
des größeren Basismoduls PSC1-C-100 mit Erweiterungsmodulen,<br />
die es als Ein- und Zweiachsausführung gibt. Dabei kann<br />
jede Achse mit einem oder zwei Encoder-Systemen sicher überwacht<br />
werden.<br />
Der hier erwähnte Hersteller der Buchbindemaschinen realisiert<br />
die sichere Achsüberwachung mit dem kompakten Basismodul. Er<br />
nutzt dabei die Funktionen Safely-limited Speed/SLS, Safe Direction/SDI<br />
und Safely-limited Increment/SLI. Selbstverständlich<br />
werden auch die „normalen“ Sicherheitsfunktionen wie Not-Aus<br />
und Schutztürüberwachung hier angeschlossen und verarbeitet.<br />
Damit lässt sich das komplette Sicherheitskonzept mit nur einer<br />
Baugruppe effizient und platzsparend realisieren.<br />
Fotos: K.A. Schmersal GmbH & Co. KG<br />
www.schmersal.com<br />
DIE IDEE<br />
„Es sind meist Bewegungen von<br />
Antrieben, die aus Sicht der Maschinensicherheit<br />
ein Risiko darstellen. Eine<br />
einfache Umhausung der Maschine,<br />
um das gewünschte Sicherheitsniveau<br />
zu erreichen, behindert oftmals die<br />
effiziente Durchführung von Einrichtund<br />
Wartungsarbeiten sowie die<br />
Behebung von Störungen. Die<br />
sicherheitsgerichtete Überwachung<br />
der (reduzierten) Bewegungsgeschwindigkeiten<br />
erhöht durch den<br />
nun möglichen sicheren Eingriff auf<br />
einfache Weise die Produktivität<br />
und Funktionalität der Maschine.“<br />
Christian Lumpe,<br />
Produktmanager Steuerungen,<br />
K.A. Schmersal GmbH & Co. KG<br />
28 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
VISUALISIEREN UND DIAGNOSTIZIEREN OHNE UNTERLASS<br />
Mit PMIvisu v807 und v812 stockt Pilz das Angebot an Bedienterminals für industrielle<br />
Anwendungen auf. Sie dienen der Visualisierung von Automatisierungsprozessen und<br />
sind mit Diagnosefunktionen bestückt. Die kapazitiven Bedienterminals der Serie<br />
PMIvisu v8 sind in einer 7-Zoll- sowie in einer 12,1-Zoll-Variante verfügbar und mit dem<br />
Betriebssystem Windows 10 ausgestattet. Ihre kratz- und stoßfesten Glas-Touchscreens<br />
lassen auch den Einsatz in rauer Arbeitsumgebung zu. Die webbasierte Visualisierungssoftware<br />
PASvisu ist bereits vorinstalliert und lizenziert. Der leistungsfähige Prozessor<br />
erlaubt eine schnelle und einfache Bedienung. Diagnosen werden in Form von Klartextmeldungen<br />
ausgegeben. PMI v8 verfügt über eine Ethernet-Schnittstelle und einen<br />
HDMI-Anschluss. Die UL-zugelassenen Geräte lassen sich mit dem Automatisierungssystem<br />
PSS 4000 oder der konfigurierbaren Kleinsteuerung PNOZmulti 2 kombinieren.<br />
Steuerungen mit OPC UA Server können ebenfalls angebunden werden.<br />
www.pilz.com<br />
GÜNSTIGE ÜBERLAST-<br />
KUPPLUNG FÜR<br />
DIREKTE ANTRIEBE<br />
Am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität Darmstadt ist ab<br />
01. Oktober 2022 oder später eine<br />
Universitätsprofessur (W3)<br />
Elektrische Antriebssysteme (EAS) (Kenn-Nr. 56)<br />
Eine wirtschaftliche Überlastkupplung<br />
für Direktantriebe<br />
bietet Enemac mit der Type<br />
ECUD an. Sie ist eine Kombination<br />
aus Sicherheitskupplung mit<br />
Passfedernutverbindung und<br />
einer Elastomerkupplung mit<br />
Klemmnabe. Durch die Passfedernutverbindung<br />
werden<br />
Schäden durch Kollisionen<br />
minimiert oder verhindert. Der<br />
Elastomerteil der Kupplung<br />
kompensiert Stöße und<br />
Vibrationen und wirkt elektrisch<br />
isolierend. Die Kupplung<br />
kann axialen Wellenversatz von<br />
1 mm sowie lateralen Versatz<br />
bis 0,15 mm ausgleichen.<br />
Erhältlich für Ausrückmomente<br />
zwischen 1,8 und 2 000 Nm in<br />
15 Baugrößen, ist die extrem<br />
kurze Kupplung vielseitig<br />
einsetzbar. Die Naben können<br />
Bohrungen zwischen 6 und<br />
90 mm fassen. Die Sicherheitskupplung<br />
bietet eine hohe<br />
Torsionssteife und ist verschleiß-<br />
und wartungsfrei. Die<br />
einseitig angebrachte Klemmnabe<br />
verbindet Welle und<br />
Kupplung spielfrei und kraftschlüssig.<br />
www.enemac.de<br />
zu besetzen.<br />
Wir suchen eine erfahrene Wissenschaftlerin bzw.<br />
einen erfahrenen Wissenschaftler mit herausragendem<br />
wissenschaftlichem Ruf und internationaler Sichtbarkeit<br />
in mehreren der folgenden Forschungs gebiete:<br />
• Energieeffiziente elektrische Antriebe<br />
• Systemeffekte durch schnellschaltende Umrichter:<br />
Bestimmung, Simu lation und Kompensation. Hierbei<br />
mit besonderem Augenmerk auf:<br />
– Wicklungsschädigung durch hohes du/dt<br />
– Lagerströme durch Gleichtaktspannungen<br />
• Neue Fertigungsverfahren für elektrische Maschinen<br />
(additive Fertigung, optimierte Entwürfe für automatisierte<br />
Fertigung, Faserverbundwerkstoffe, verbesserte<br />
Recyclingfähigkeit)<br />
• Antriebe für höchste Drehzahlen; magnetische Lagerung<br />
• Zustandsüberwachung und vorbeugende Wartung<br />
• Multiphysikalische Simulations- und Modellreduktionsverfahren<br />
sowie computergestützte Entwurfsprozesse<br />
für die entwurfs begleitende Simulation<br />
• Digitaler Zwilling im Rahmen von Industrie 4.0<br />
Die Bereitschaft zu interdisziplinärer Zusammenarbeit<br />
mit anderen Fachgebieten, Fachbereichen und Forschungsclustern<br />
der TU Darmstadt sowie mit außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen und mit Industriekooperationen<br />
wird erwartet.<br />
Einstellungsvoraussetzungen sind eine herausragende<br />
Promotion, pädagogische und didaktische Eignung und<br />
zusätzliche wissenschaft liche Leistungen, die durch<br />
Habilitation oder gleichwertige wissenschaftliche Leistungen<br />
nachgewiesen werden. Wir erwarten die aktive<br />
Mitarbeit bei Lehrveranstaltungen im Bachelor- und<br />
Masterstudium (deutsch und englisch).<br />
Die Einstellung erfolgt im Beamtenverhältnis oder in<br />
einem außer tariflichen Angestelltenverhältnis mit einer<br />
qualifikationsabhängigen Besoldung/Vergütung entsprechend<br />
der W-Besoldung. Diese wird zwischen Be -<br />
werberin bzw. Bewerber und Hochschulleitung verhandelt.<br />
Es gelten ferner die Einstellungsvoraussetzungen<br />
der §§ 61 und 62 des Hessischen Hochschulgesetzes.<br />
Die Technische Universität Darmstadt ist eine autonome<br />
Universität mit breiter Forschungsexzellenz, interdisziplinärem<br />
Profil und klaren Schwerpunkten in den<br />
Ingenieurwissenschaften. Der Fachbereich Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik ist einer der drei größten<br />
Fachbereiche der Universität und in Forschung und<br />
Lehre und in einschlägigen bundesweiten Rankings<br />
regelmäßig in der Spitzengruppe zu finden.<br />
Die Technische Universität Darmstadt strebt eine<br />
Erhöhung des Anteils der Frauen am Personal an und<br />
fordert deshalb besonders Frauen auf, sich zu bewerben.<br />
Bewerberinnen und Bewerber mit einem Grad der<br />
Behinderung von mindestens 50 oder diesen Gleich -<br />
gestellte werden bei gleicher Eignung bevorzugt. Die<br />
Technische Universität Darmstadt ist als familien -<br />
gerechte Hochschule zertifiziert und verfügt über ein<br />
Dual Career Programm.<br />
Mit dem Absenden Ihrer Bewerbung willigen Sie ein,<br />
dass Ihre Daten zum Zwecke des Stellenbesetzungs -<br />
verfahrens gespeichert und ver arbeitet werden.<br />
Unsere Datenschutzerklärung finden Sie unter:<br />
www.tu-darmstadt.de/datenschutzerklaerung.de.jsp<br />
Bei inhaltlichen Rückfragen wenden Sie sich bitte an<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerd Griepentrog (Telefon: +49 170<br />
5623619; gerd.griepentrog@lea.tu-darmstadt.de).<br />
Bewerbungen senden Sie mit den üblichen Unterlagen<br />
(Aussagekräftiges Anschreiben, CV inkl. wissenschaft -<br />
lichem Werdegang, einer Skizze der geplanten Lehrund<br />
Forschungsaktivitäten, Publikationsverzeichnis,<br />
Kopien der relevanten Zeugnisse und Urkunden, Übersicht<br />
über die bisherige Lehrtätigkeit einschl. Lehr -<br />
evaluationen) bitte in englischer Sprache in elektronischer<br />
Form (als eine PDF-Datei) an die E-Mailadresse:<br />
dekanat@etit.tu-darmstadt.de mit dem Betreff „Bewerbung<br />
W3-Professur Elektrische Antriebssysteme Kenn-<br />
Nr. 56“ oder per Post an die folgende Adresse:<br />
Technische Universität Darmstadt, Dekanat Fach -<br />
bereich Elektrotechnik und Informationstechnik, Kenn-<br />
Nr. 56, Fraunhoferstraße 4, D-64283 Darmstadt.<br />
Bewerbungsfrist: 10. Mai 2021<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 29
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
SCHMIERSYSTEME<br />
AUF DIE RICHTIGE DOSIERUNG<br />
KOMMT ES AN<br />
Egal ob Lüfter, Pumpen oder Bandanlagen: Kaum eine Maschinenkomponente<br />
arbeitet ohne Elektromotor. Eine optimale Schmierung erhöht die Anlagensicherheit<br />
sowie deren Lebensdauer und damit die Produktivität. Das Unternehmen<br />
Perma-Tec hat das elektromechanische Schmiersystem Perma Star Vario entwickelt,<br />
welches für die exakt auf die Schmierstelle abgestimmte Dosierung sorgt.<br />
Häufig befinden sich Elektromotoren an schwer zugänglichen<br />
Anlagenteilen oder sogar in Gefahrenbereichen.<br />
Deswegen werden die notwendigen<br />
Schmierstellen an Labyrinthdichtungen sowie Antriebs-<br />
und Nichtantriebsseite oft nur unregelmäßig geschmiert.<br />
Durch Nichteinhaltung der Herstellerangaben<br />
führt eine Überschmierung oder Mangelschmierung der<br />
Lager zu Schäden und Ausfällen.<br />
SICHERE UND KONSTANTE SCHMIERUNG<br />
Das elektromechanische Schmiersystem Perma Star Vario<br />
von Perma-Tec sorgt für eine exakt auf die Schmierstelle ab-<br />
gestimmte Dosierung. Somit kommt es weder zu einer Mangel-,<br />
noch zu einer Überschmierung und einer eventuell damit<br />
verbundenen Verunreinigung durch abtropfenden<br />
Schmierstoff. Das Unternehmen hat für vielzählige Anwendungen<br />
geeignete Schmierstoffe im Produktportfolio.<br />
Die Montage des Schmiersystems kann wahlweise direkt auf<br />
dem Motor oder mittels Schlauchleitung entfernt erfolgen.<br />
Bei der entfernten Montage wird der Perma Star Vario außerhalb<br />
von Gefahrenbereichen montiert, so dass die<br />
Schmierstelle durch Zuleitungen versorgt wird. Das erhöht<br />
die Arbeitssicherheit.<br />
Die Perma Schmiersysteme spenden kontinuierlich<br />
Schmiermittel – auch bei laufender Anlage. Wechselinterval-<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Die App unterstützt<br />
den Instandhalter vor<br />
Ort und dokumentiert<br />
Wartungsarbeiten<br />
sowie durchgeführte<br />
Wechsel von<br />
Schmiersystemen<br />
le können geplant werden, womit der Personalaufwand reduziert wird. Durch<br />
die präzise, auf den Motor abgestimmte Schmiermenge verringert sich der<br />
Schmierstoffbedarf, was die Umwelt schont. Zum Wechsel der Schmiersysteme<br />
wird keinerlei Werkzeug benötigt.<br />
DIGITALE SCHMIERSTELLEN-DATENBANK<br />
Damit die individuelle Schmierstellen-Datenbank zentral verwaltet werden<br />
kann, hat das Unternehmen Perma-Tec die Webanwendung Perma MLP (Maintenance<br />
Lubrication Program) entwickelt. Die Perma MLP App unterstützt den<br />
Instandhalter vor Ort und dokumentiert Wartungsarbeiten sowie durchgeführte<br />
Wechsel von Perma Schmiersystemen. Dazu kann einfach ein auf den<br />
Perma Produkten angebrachter QR-Code gescannt werden. Durch das<br />
Abscannen wird die Schmierstelle erkannt und alle Informationen automatisch<br />
geladen und angezeigt. Eine Schnittstelle zwischen beiden Systemen ermöglicht<br />
den Datenaustausch. Voraussetzung zur Nutzung der App ist die<br />
Perma MLP Webanwendung.<br />
Die Webanwendung unterstützt bei administrativen Aufgaben. Eine Erinnerungsfunktion<br />
zeigt fällige Wartungsarbeiten frühzeitig an. Dazu lassen sich<br />
passende Bestellvorschläge generieren, die Schmiersysteme und alle notwendigen<br />
Zubehörteile enthalten. In der Perma MLP Webanwendung lassen sich<br />
individuelle Aufgabenlisten erstellen. Diese sind nach Synchronisation in der<br />
App für den Verantwortlichen vor Ort sichtbar, der die Wartungsarbeiten durchführt.<br />
Eine eindeutige Identifikation der Schmierstelle erfolgt durch Scannen<br />
der auf den Schmiersystemen aufgebrachten QR-Codes. Nach Durchführung<br />
der Wartungs- und Wechselarbeiten vor Ort erfolgt die Rückmeldung der aktualisierten<br />
Daten an die Webanwendung.<br />
ALLE SCHMIERSTELLEN IMMER IM BLICK<br />
Mit der Perma MLP Webanwendung und der Perma MLP App sind alle Schmierstellen<br />
immer auf dem aktuellen Stand. Wartungsarbeiten lassen sich damit koordinieren.<br />
Beide Anwendungen sind frei verfügbar. Die Webanwendung kann<br />
auf jedem Endgerät mit Internetanbindung und Browser (PC, Tablet oder Smartphone)<br />
ausgeführt werden. Die App ist für Android und iOS erhältlich und kann<br />
in den entsprechenden App-Stores heruntergeladen werden.<br />
Fotos: Perma-Tec<br />
www.perma-tec.com<br />
DIE IDEE<br />
Die Digitalisierung in der Instandhaltung<br />
spiegelt sich in neuen Perma<br />
Produkten wider. Damit einhergehend<br />
muss der Service neu überdacht<br />
werden, um für den Anwender<br />
weiterhin die Kosteneffizienz zu<br />
erhöhen und die Arbeitsbelastung zu<br />
reduzieren. Hierfür wurden anwenderorientierte<br />
Apps entwickelt, wie<br />
die Perma MLP App. Mit dieser App<br />
werden Wartungsarbeiten digitalisiert,<br />
übersichtlich koordiniert und<br />
automatisch dokumentiert.<br />
Gerhard Keßler, Anwendungstechnik,<br />
Perma-Tec GmbH & Co. KG, Würzburg<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 31
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
THERMISCHE BESTÄNDIGKEIT<br />
ANPASSUNGSFÄHIGE<br />
DICHTUNGSWERKSTOFFE<br />
Der Einzug neuer Getriebekonstruktionen hat die<br />
Anforderungen an spezialisierte Dichtungssysteme spürbar<br />
verändert. Für praxisübliche Flanschunebenheiten und geringe<br />
Flächenpressung braucht es Dichtungswerkstoffe mit hoher<br />
Anpassungsfähigkeit und thermischer Robustheit.<br />
Dipl.-Ing. Peter Übelmesser ist<br />
International Product Manager &<br />
New Business Development bei der<br />
Donit Tesnit GmbH in Stuttgart<br />
Unter der Prämisse Leichtbau und Energieeffizienz<br />
finden auch im Getriebebau zunehmend neue Werkstoffe<br />
Einzug. Es liegt auf der Hand, dass Gehäuseverformungen<br />
in unterschiedlicher Intensität auftreten,<br />
je nachdem ob Gusseisen oder Aluminium- oder<br />
Aluminium-Magnesiumlegierungen o. ä. für die Gehäuse<br />
verwendet werden. Diesen unterschiedlichen Eigenschaften<br />
wird bereits konstruktiv durch entsprechende Verrippung<br />
und Versteifung Rechnung getragen.<br />
BESONDERE ANFORDERUNGEN AN<br />
DICHTSYSTEME<br />
Trotz dieser konstruktiv erfolgten Anpassungen bleiben die<br />
Anforderungen an das Dichtsystem im Bereich der Deckeldichtungen<br />
ausgesprochen hoch. Sie lassen sich auf die folgenden<br />
Kategorien eingrenzen:<br />
■ Deckel und Gehäuse weisen eine geringe Steifigkeit auf.<br />
■ Bei komplexen Geometrien treten zwischen den Verschraubungen<br />
große Abstände auf.<br />
■ Zuletzt verfügen Deckeldichtungen nur über eine niedrige<br />
Schraubenkraft.<br />
Alle drei Kategorien führen zu einer ungleichmäßigen und<br />
unzureichenden Flächenpressung auf die Dichtung. Das verursacht<br />
zwangsläufig Leckagen, entweder bei der Montage<br />
oder spätestens im Betrieb.<br />
Wo und welche Deformationen bereits bei einem Standardflansch<br />
im Bereich des Rohrleitungsbaus auftreten können,<br />
zeigt eine FEM Analyse des Verspannungszustandes an<br />
einem Standard-Stahlflansch. Das gezeigte Prinzip lässt sich<br />
auch auf andere Geometrien und Werkstoffe übertragen. Je<br />
nach Auslegung und Design eines Getriebes kann die Verformung<br />
einen vielfachen Wert erreichen. Ein hochentwickelter,<br />
hochanpassungsfähiger Dichtungswerkstoff soll in<br />
der Lage sein darauf zu reagieren und eine sichere Abdichtung<br />
zu ermöglichen.<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
02<br />
01<br />
01 Die FEM-Analyse zeigt den Verspannungszustand eines<br />
Stahlflansches samt den Auswirkungen auf die Dichtverbindung<br />
02 Der Vergleich zeigt, dass sich allein durch die Änderung des<br />
Dichtungswerkstoffes bei ansonsten gleichen Montagebedingungen<br />
eine funktionsfähige Dichtverbindung trotz geringer Stegbreiten<br />
erzielen lässt<br />
WERKSTOFF ERZIELT HOHE DICHTHEIT<br />
Bei Faserweichstoffdichtungen tritt der weitaus dominierende Anteil der Leckage<br />
als Oberflächenleckage an der Grenzfläche zwischen Deckel/Gehäuse und Dichtung<br />
auf. Eine Querschnittsleckage durch den Dichtungswerkstoff kann im<br />
Wesentlichen nur bei nicht zureichender Medienstabilität des Dichtungswerkstoffes<br />
beobachtet werden.<br />
Für den Bereich der Deckeldichtung bei Getrieben stellt Donit mit Tesnit BA-Soft<br />
einen Dichtungswerkstoff zur Verfügung, der speziell auf die Herausforderungen im<br />
modernen Getriebebau abgestimmt und optimiert ist. BA-Soft besteht unter anderem<br />
aus synthetischen Fasern und Spezialfüllstoffen. Dadurch bietet das Material<br />
eine ca. vierfach höhere Anpassungsfähigkeit an die Oberflächen von Deckel und<br />
Gehäuse. Das reduziert die Gefahr der Oberflächenleckage bei gleicher Schraubenkraft<br />
und damit gleicher Flächenpressung.<br />
Da der Dichtungswerkstoff bereits bei einer um 30 % niedrigeren Flächenpressung<br />
die Dichtheit von klassischen Faserweichstoffdichtungen erreicht, können somit<br />
auch dort dichte Verbindungen realisiert werden, wo klassische Dichtungen<br />
Leckage zeigen. In einem Vergleich, der die auftretende Flächenpressung optisch<br />
sichtbar macht, wird klar, dass mit klassischen, harten Faserweichstoffdichtungen<br />
im inneren Bereich der Dichtung keine, oder nahezu keine Flächenpressung<br />
erzielt werden kann. Allein die Änderung des Dichtungswerkstoffes durch BA-<br />
Soft bewirkt bei ansonsten gleichen Montagebedingungen eine funk tionsfähige<br />
Dichtverbindung trotz geringer Stegbreiten. Das Risiko einer Leckage wird damit<br />
spürbar eingedämmt.<br />
GERINGE STEGBREITEN ERFORDERN GUTES<br />
THERMOMECHANISCHES VERHALTEN<br />
Um bei geringen Stegbreiten und unter Betriebstemperatur eine dauerhafte, sicher<br />
funktionierende Dichtverbindung zu erhalten, darf die Anpassungsfähigkeit keinesfalls<br />
zu Lasten der thermo-mechanischen Stabilität erzielt werden. Erstmalig gelingt<br />
das mit der Werkstoffentwicklung BA-Soft.<br />
In einem hot-compression Test (HCT) zeigt der Hersteller eindrücklich, dass der<br />
Werkstoff über einen weiten Temperaturbereich ohne weitergehende Verformung<br />
und Dickenabnahme stabil bleibt. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Gefahr<br />
abfallender Schraubenkräfte und die damit verbundene Reduzierung der Flächenpressung<br />
im Betriebszustand minimiert wird. Somit reduziert BA-Soft das Risiko<br />
eines Dichtungsversagens im Betrieb.<br />
Fotos: Donit Tesnit d.o.o.<br />
www.donit.eu<br />
DIE IDEE<br />
„Donit stellt mit Tesnit BA-Soft eine<br />
Dichtungslösung für modernes<br />
Maschinen- und Anlagendesign zur<br />
Verfügung in der zunehmend auch<br />
Leichtbauwerkstoffe zum Einsatz<br />
kommen. Durch seine anpassungsfähigen<br />
und praxistauglichen Eigenschaften<br />
ist BA-Soft toleranter<br />
gegenüber Montagefehlern und<br />
ungünstigen Konstruktionen, als es<br />
bisherige, harte Dichtungswerk stoffe<br />
waren. Konstrukteuren bieten sich<br />
damit mehr Freiheitsgrade für das<br />
Getriebedesign.“<br />
Dipl.-Ing. Peter Übelmesser,<br />
International Product Manager & New<br />
Business Development,<br />
Donit Tesnit GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 33
SPECIAL<br />
CONDITION MONITORING<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: CONDITION MONITORING<br />
SMARTE SENSOREN<br />
SENSIBEL UND<br />
TAFF ZUGLEICH<br />
Anlagenbetreiber können jetzt auch den<br />
Zustand und die Leistung von Motoren<br />
überwachen, die in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen eingesetzt werden. Die verwendeten<br />
Sensoren müssen dafür ebenso sensibel<br />
wie widerstandsfähig sein. Sie erkennen<br />
potenzielle Störungen, bevor sie die<br />
Zuverlässigkeit, Produktivität und Sicherheit<br />
beeinträchtigen.<br />
Intelligente drahtlose Sensoren für Motoren und Pumpen<br />
sind mittlerweile in Tausenden von Anlagen weltweit im Einsatz.<br />
Bisher fehlte jedoch eine kostengünstige und leicht zu<br />
installierende Lösung für Produkte in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen, in denen brennbare Gase spezielle Vorkehrungen<br />
zur Vermeidung von Unfällen erfordern. Ohne solche Sensoren<br />
konnten nur besonders kritische Anwendungen fernüberwacht<br />
werden. Aufschlussreiche Daten über den Zustand und die<br />
Leistung von Motoren in Anwendungen wie Pumpen, Lüftern<br />
oder Kompressoren waren folglich lediglich in begrenztem Umfang<br />
verfügbar. Ein weiterer Nachteil war das erhöhte Sicherheitsrisiko<br />
für die Betreiber, da die Zustandsüberwachung der<br />
Anlagen nur vor Ort durchgeführt werden konnte.<br />
Esther Escribano ist Product Manager Digital Innovation bei<br />
ABB Automation Products GmbH in Ladenburg<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 35
SPECIAL: CONDITION MONITORING<br />
01 Anlagen aus der<br />
Chemie-, Öl- und<br />
Gas industrie können<br />
mit dem Smart Sensor<br />
sicher aus der Ferne<br />
überwacht werden<br />
02 Der Smart Sensor<br />
kommt in zahlreichen<br />
Anwendungen zum Einsatz<br />
und sorgt für ein problemloses<br />
Condition Monitoring<br />
01<br />
Dies hat sich mit der Entwicklung einer neuen Generation von<br />
smarten Sensoren, die speziell auf explosionsgefährdete Bereiche<br />
ausgelegt sind, grundlegend geändert. Durch den ABB Ability<br />
Smart Sensor profitieren Betreiber aus Branchen wie der<br />
Chemie-, Öl- oder Gasindustrie jetzt in zahlreichen anspruchsvollen<br />
Anwendungen von einem kostengünstigen Condition<br />
Monitoring.<br />
DETAILLIERTE INFORMATIONEN<br />
Intelligente Sensoren für explosionsgefährdete Bereiche überwachen<br />
wichtige Parameter, um detaillierte Informationen<br />
über die Leistung und den Zustand von Komponenten wie<br />
Motoren und Pumpen zu liefern. Unter anderen werden Parameter<br />
wie die Drehzahl, Vibration oder Temperatur des Motors<br />
ermittelt, wodurch ein besserer Einblick in die Motorperformance<br />
gewonnen wird und sich Energiesparpotenziale für den<br />
Betrieb ermitteln lassen. Außerdem weisen die Sensoren auf<br />
notwendige Wartungsarbeiten hin, beispielsweise das Nachschmieren<br />
eines Lagers.<br />
Die von den Sensoren gesammelten Daten unterstützen die<br />
Vorhersage potenzieller Störungen, so dass frühzeitig vorbeugende<br />
Maßnahmen ergriffen werden können. Auf diese Weise<br />
können unerwartete Ausfallzeiten verhindert und Kosten reduziert<br />
werden, da eine vorbeugende Wartung wesentlich günstiger<br />
und weniger störend ist als die reaktive Wartung. Anlagen in<br />
schwer zugänglichen oder gefährlichen Bereichen können mit<br />
den Sensoren sicher aus der Ferne überwacht werden. Mitarbeiter<br />
müssen kritische Standorte also seltener betreten, was zu<br />
ihrer Sicherheit beiträgt.<br />
Die neue Generation des smarten Sensors von ABB wurde<br />
mit einer besseren internen Sensorik ausgestattet, die genauer<br />
und leistungsfähiger ist als die der Vorgängerversionen. Er verfügt<br />
zudem über einen größeren Ringspeicher für die Messungen<br />
und besitzt eine bis zu dreimal längere Batterielebensdauer als<br />
die meisten vergleichbaren Produkte. Der Sensor kommuniziert<br />
über Bluetooth 5.0, Bluetooth Low Energy oder Wireless-<br />
HART-Technologie mit Smartphones, Tablets, PCs und Gateways<br />
von Anlagen. Dank eines neuen Antennendesigns ist auch<br />
bei Entfernungen von mehreren hundert Metern (Sichtverbindung)<br />
eine zuverlässige Kommunikation möglich. Zusätzlich<br />
zeichnet sich der Sensor durch eine hochfrequente Vibrationsmessung<br />
aus, wodurch frühzeitig Lagerschäden erkannt werden<br />
können.<br />
AUSGELEGT FÜR EXPLOSIONSGEFÄHRDETE<br />
BEREICHE<br />
Beim Design von Sensoren für explosionsgefährdete Bereiche<br />
sind verschiedene Herausforderungen zu berücksichtigen: Die<br />
Geräte müssen hoch- und niederfrequente Vibrationen messen,<br />
robust genug für raue und explosive Umgebungsbedingungen<br />
sein und eine lange Lebensdauer besitzen. Während<br />
die meisten vergleichbaren Sensoren nur Vibrationen und die<br />
Temperatur messen, misst der ABB Ability Smart Sensor zusätzlich<br />
Vibrationen, Magnetfeld, Temperatur und Geräusche.<br />
Das erlaubt eine sehr genaue Messung der Drehgeschwindigkeit<br />
von Motoren.<br />
Um für explosionsgefährdete Bereiche zertifiziert zu werden,<br />
muss ein Sensor spezifische Design-Anforderungen erfüllen<br />
und mehreren Normen entsprechen. Beispielsweise muss gewährleistet<br />
sein, dass ein interner Kurzschluss in der Batterie<br />
nicht zu einer Erwärmung führt, die Gas entzünden könnte.<br />
Wenn batteriebetriebene Sensoren während der Tests kurzgeschlossen<br />
werden, darf die entstehende Temperatur nicht<br />
über 135 °C liegen (normierter Höchstwert für die Temperaturklasse<br />
T4).<br />
Die interne Hardware darf außerdem keine Wärme oder<br />
Funken erzeugen, die Gas entzünden könnten. Die Sensoren<br />
müssen daher mit leitfähigem Material gefüllt sein, damit bei<br />
einer Beschädigung des Gehäuses keine Wärme oder Funken<br />
entstehen. Des Weiteren muss der Sensor den aus seiner Umgebung<br />
resultierenden Belastungen standhalten können. Für<br />
den Sensor war ein Temperaturbereich von -40 bis +85 °C vorgesehen,<br />
wie er für die meisten elektronischen Bauteile typisch ist.<br />
Tatsächlich kann er jedoch Temperaturen von -70 °C bis +130 °C<br />
standhalten, wie die HALT-Versuche (Highly Accelerated Life<br />
Tests) gezeigt haben. Dabei wurde der Sensor Zyklen mit hohen<br />
und niedrigen Temperaturen und einer Kombination aus starken<br />
Vibrationen und extremen Temperaturen ausgesetzt.<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: CONDITION MONITORING<br />
02<br />
LANGE LEBENSDAUER<br />
Der Sensor wird für die gesamte Lebensdauer versiegelt (Schutzart IP66/67)<br />
und kann in wenigen Minuten mit einer einfachen Halterung direkt an der<br />
Anlage angebracht werden. Genutzt werden langlebige Primärbatterien, da<br />
bei austauschbaren Batterien die Gefahr besteht, dass durch falsches Öffnen<br />
des Sensors oder falsches Einsetzen neuer Batterien der Schutz gegen<br />
das Eindringen von Staub, Wasser und Gas beeinträchtigt und die Zertifizierung<br />
gefährdet wird.<br />
Der von ABB entwickelte Sensor erfüllt alle diese Anforderungen. Die Batterie<br />
und die Lötstellen sind in einem eigenen Batteriehalter untergebracht,<br />
der durch einen Luftspalt von den primären Wärmequellen getrennt ist. Der<br />
Sensor überwacht den Kriechstrom durch Messung der Batterietemperatur<br />
im laufenden Betrieb und den Vergleich dieser Temperatur mit bestehenden<br />
Modellen. Wird der Sensor nicht benutzt, wird er in einen Ruhezustand<br />
versetzt und verbraucht dann nur sehr wenig Energie. Der Sensor erfasst die<br />
Dauer der einzelnen Verbrauchsvorgänge, berechnet die verbrauchte Ladung<br />
und zieht diese von der anfänglichen Batteriekapazität ab. So lässt sich<br />
die verbleibende Lebensdauer der Batterie präzise schätzen.<br />
ZUKUNFTSSICHERES DESIGN<br />
Bei der Konzeption des Sensors wurde auf Aufwärtskompatibilität geachtet.<br />
Die Firmware lässt sich dank einer flexiblen Softwarearchitektur, die einzelne<br />
Komponenten von der Hardware-/Betriebssystemplattform entkoppelt,<br />
problemlos an neue Anforderungen anpassen. Insgesamt ist die Firmware<br />
als Softwareprodukt ausgelegt. Das macht sie zukunftssicher und ermöglicht<br />
die Entwicklung neuer Sensorvarianten auf der Grundlage derselben<br />
Plattform.<br />
Der neue Smart Sensor stellt mit seiner größeren Empfindlichkeit für geringfügige<br />
Veränderungen des Anlagenzustands einen großen technischen<br />
Fortschritt dar. Dank modernster integrierter Elektronik, die hoch entwickelte<br />
Algorithmen umfasst, kann er ein viel breites Datenspektrum generieren.<br />
Dadurch erhalten Anlagenbetreiber und Wartungsteams aufschlussreiche<br />
Informationen, um potenzielle Störungen im Vorfeld zu erkennen und einzugreifen,<br />
bevor es zu einem Ausfall kommt.<br />
Bilder: ABB<br />
www.abb.de<br />
DIE IDEE<br />
„Der drahtlose Smart Sensor für<br />
explosionsgefährdete Bereiche<br />
überwacht wichtige Parameter,<br />
um wertvolle Informationen über<br />
die Leistung und den Zustand von<br />
Komponenten wie Motoren und<br />
Pumpen zu liefern. Anlagen in<br />
schwer zugänglichen oder gefährlichen<br />
Bereichen können so sicher<br />
aus der Ferne überwacht werden.<br />
Dank der Kombination von Konnektivität<br />
und Datenanalysen können<br />
Betreiber ihre Wartungsaktivitäten<br />
im Vorfeld planen, Ausfallzeiten<br />
reduzieren und die Lebensdauer<br />
von Anlagen erhöhen.“<br />
Esther Escribano, Product Manager<br />
Digital Innovation, ABB Automation<br />
Products GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 37
DIE IDEE<br />
SENSORIK UND ANALYSE-APP<br />
EINE SACHE VON<br />
MINUTEN<br />
Flächendeckende Zustandsüberwachung ohne<br />
Installationsaufwand? Eine automatisierte Condition-<br />
Monitoring-Lösung verspricht eine unkomplizierte<br />
Integration für unterschiedliche Produktions- und<br />
Prozessanlagen. Mit zunehmender Anwendungsdauer<br />
ermittelt der selbstlernende Algorithmus zudem<br />
immer präzisere Analysen.<br />
Der Ausfall von vergleichsweise einfachen Aggregaten wie Pumpen,<br />
Elektromotoren oder Lüftern kann zu ungeplanten Stillständen ganzer<br />
Produktionslinien führen. Besonders in der anlagenintensiven<br />
Verfahrenstechnik der Prozessindustrie, z. B. bei der Rohstoffgewinnung,<br />
in Zementwerken sowie in der Papierindustrie haben die jährlichen<br />
Stillstandszeiten entscheidenden Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen.<br />
Condition Monitoring Systeme (CMS) auf Basis der Schwingungsüberwachung<br />
sind ein bewährtes Mittel, um die Verfügbarkeit von Produktions- und<br />
Prozessanlagen zu optimieren. Ziel der CMS ist es, die reaktive Instandhaltung<br />
in eine zustandsorientierte Instandhaltung mit einer ausreichenden Vorwarnzeit<br />
zu überführen. Betreiber bemängeln jedoch häufig hohe Kosten,<br />
verursacht durch aufwendige Installation und Konfiguration, schwer kalkulierbare<br />
Zusatzkosten für manuelle Datenanalysen sowie die Qualität und<br />
Aussagekraft der Analytik.<br />
„Wir wollten eine Condition-Monitoring-Lösung<br />
entwickeln, die so<br />
wirtschaftlich und einfach zu nutzen<br />
ist, dass sich endlich auch die Überwachung<br />
von einfachen und weniger<br />
kritischen Maschinen rechnet.<br />
Schaeffler entwickelt seit Jahrzehnten<br />
Wälzlagerungen für rotierende<br />
Maschinen. Dieses Expertenwissen<br />
haben wir in die Analytik und die<br />
Systemkonfiguration gebracht, beides<br />
ist bei Optime vollständig automatisiert.<br />
Zusammen mit den derzeit<br />
modernsten IT-Technologien haben<br />
wir eine Gesamtlösung geschaffen,<br />
bei der die Überwachung eines<br />
Messpunktes äußerst kostengünstig<br />
ist und bei der ein Messpunkt in<br />
weniger als vier Minuten installiert<br />
ist – Plug. Play. Predict.“<br />
Dr. Philipp Jussen,<br />
Director Product Lifecycle Management<br />
Industrie 4.0 Service Solutions,<br />
Schaeffler Monitoring Services GmbH<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: CONDITION MONITORING<br />
Die Condition-Monitoring-Lösung setzt sich aus den Sensoreinheiten,<br />
einem Gateway mit SIM-Karte, einer Analyse-Software auf dem<br />
IoT-Hub (Cloud-Plattform) sowie einer App zur Visualisierung der<br />
Analyseergebnisse zusammen<br />
INNOVATIVE ALGORITHMEN UND LEISTUNGS-<br />
STARKE SENSOREN<br />
Der Ansatz von Schaeffler ist es, mit innovativen Algorithmen, einer<br />
minimalen Anzahl an physikalischen Größen und mit Expertenwissen<br />
auf dem Gebiet der Schwingungsanalyse und der Wälzlagerung,<br />
eine praktische und gleichzeitig performante Überwachungslösung<br />
für den Massenmarkt industrieller Antriebskomponenten anzubieten.<br />
Hierfür verfügt das Condition Monitoring System Optime über<br />
aktuelle Technologien, wie Machine-Learning-Algorithmen, Analyse<br />
in der Cloud, Wireless-Mesh-Netzwerk sowie über einen 3- bzw.<br />
5-kHz-Sensor für ein weites Anwendungsfeld. Viele batteriebetriebene<br />
Systeme am Markt sind mit einem 1-kHz-Sensor ausgerüstet<br />
und können so diverse Schwingungssignale erst gar nicht erfassen.<br />
SCHNELLE INSTALLATION UND KONFIGURATION<br />
Die Montage und Inbetriebnahme eines Optime-Sensors erfolgen<br />
in weniger als vier Minuten: Der Monteur wählt die Maschine aus,<br />
an der ein neuer Messpunkt eingerichtet werden soll und startet die<br />
App Optime. Anschließend hält er den Sensor in die Nähe seines<br />
Smartphones. Per NFC (Near Field Communcation) wird der Sensor<br />
mit seiner ID eindeutig erkannt.<br />
Die Konfiguration erfordert nur ein Mindestmaß an Informationen.<br />
Dazu zählen die Auswahl des Maschinentyps: Kompressor,<br />
Elektromotor, Lüfter, Zahnradgetriebe, Riemengetriebe, Pumpe,<br />
Rolle, Welle, Wasserturbine, Säge und Sonstige, optional die ISO-<br />
Klasse. Darüber hinaus ist anzugeben, ob es sich um einen Antrieb<br />
mit einer (konstanten) Nenndrehzahl handelt oder einer variablen<br />
Drehzahl mit Angabe der Ober- oder Untergrenze. Abhängig vom<br />
gewählten Maschinentyp führt die App den Nutzer durch einfache<br />
Abfragen. Bei Elektromotoren ist z. B. zwischen „starrer“ und „elastischer“<br />
Befestigung zu wählen. Nachträglich Sensoren hinzuzufügen<br />
oder zu entfernen ist jederzeit möglich.<br />
Damit der Nutzer auch bei Hunderten von Sensoren nicht den<br />
Überblick verliert, können in der App die Sensoren oder Maschinen<br />
individuell benannt und hierarchisch in mehreren Ebenen organisiert<br />
werden, z. B. Fertigungssegment X, Maschinenverbund Y,<br />
Maschine Z. In Pilotprojekten haben Kunden die Struktur und die<br />
bestehende Benennung z. B. aus ihrem Instandhaltungsplanungssystem<br />
oder Asset Management System für die App übernommen.<br />
Nach der Aktivierung und Integration des stabförmigen Sensors<br />
erfolgt die Montage am Aggregat mittels M6-Schraubverbindung.<br />
Eine Verkabelung ist nicht notwendig, da die Sensoren mit Batterien<br />
betrieben werden und die Daten drahtlos übertragen.<br />
AUTOMATISIERTE ANALYSE LERNT UND<br />
OPTIMIERT SICH SELBSTÄNDIG<br />
Über das Gateway gelangen die Daten der Optime-Sensoren in<br />
die IoT-Plattform. Die applizierten Sensoren verbinden sich dafür<br />
automatisch zu einem Mesh-Netzwerk. Für die Datenübertragung<br />
wird automatisch der günstigste Weg mit dem niedrigsten Energieverbrauch<br />
gewählt. Sollte einmal ein Sensor ausfallen oder die<br />
Batterie erschöpft sein, erfolgt eine Umleitung des Datentransfers<br />
auf andere intakte Sensoren.<br />
Die Schwingungsanalyse läuft bei Optime vollautomatisiert ab.<br />
Nachdem aus den gemessenen Schwingungs- und Temperatursignalen<br />
die relevanten Kennwerte (KPI) ermittelt sind, übertragen die<br />
Sensoren diese sechsmal täglich sowie einmal täglich ein Zeitsignal<br />
mithilfe des Gateways in den Schaeffler IoT-Hub. Dort sind Algorithmen<br />
implementiert, die auf Basis der übertragenen Daten Zustandsinformationen<br />
sowie Entscheidungs- und Handlungsempfehlungen<br />
an das mobile Endgerät oder die Leitwarte übertragen.<br />
Die Algorithmen wurden unter Praxisbedingungen mit Sensorik in<br />
Produktionsanlagen von Schaeffler – zum Teil über Jahre – entwickelt<br />
und optimiert.<br />
Mit zunehmender Betriebsdauer lernt die Software die spezifischen<br />
Eigenschaften der jeweiligen Maschine noch besser kennen.<br />
Die Analyse basiert auf einer Kombination aus automatisierten<br />
Funktionen, z. B. die Generierung dynamischer Schwellenwerte,<br />
Algorithmen für spezifische Schadenstypen und auch Machine-<br />
Learning-Funktionen. Ein Auszug aus möglichen Schäden, die erkannt<br />
werden: Wälzlagerschäden, Unwuchten, Fehlausrichtung, Kavitation<br />
bei Pumpen, Getriebeschäden und Schmierungsprobleme.<br />
Da die Datenanalyse in der Cloud erfolgt, können die ständig<br />
weiterentwickelten Analysealgorithmen und auch neue Funktionen<br />
automatisiert implementiert werden. Der Nutzer muss keinerlei<br />
Systemupdates installieren, er nutzt automatisch immer den neuesten<br />
Stand der Technologie. Eine Besonderheit besteht darin, dass<br />
die Analyse ohne zusätzlichen Drehzahlsensor realisiert wurde.<br />
Hierdurch lassen sich die Installations- und Hardwarekosten so<br />
weit reduzieren, dass das System auch für eine große Anzahl an<br />
Messpunkten rentabel bleibt. Bei einer Umstellung von einer monatlichen,<br />
manuellen, routenbasierten Messung (Offline-Messung)<br />
auf das CMS Optime sinken die Kosten deutlich unter 50 Prozent,<br />
während gleichzeitig die Anzahl der Messungen pro Messpunkt um<br />
ein Vielfaches steigt.<br />
APP VISUALISIERT ALLE RELEVANTEN DATEN<br />
AUF EINEM BLICK<br />
Auf der obersten Ebene zeigt die App Optime eine aggregierte Sicht<br />
auf die Analyse-Ergebnisse für alle überwachten Maschinen mit<br />
Statusinformationen in den drei Stufen Suspect, Warning und Severe.<br />
Darunter finden sich mehrere Detaillierungsebenen bis zum einzelnen<br />
Messpunkt. Der User sieht auf einen Blick, wie es um die<br />
Maschinen in seiner Produktion steht: Wo muss welches Aggregat<br />
dringend überprüft werden? An welchen Maschinen gibt es beginnende<br />
Auffälligkeiten? Um welche Schäden und Auffälligkeiten<br />
mit welcher Kritikalität für die Produktion handelt es sich? Mit diesen<br />
sehr konkreten Informationen können Instandhalter rechtzeitig<br />
und effizient Maßnahmen ergreifen, um einem ungeplanten Stillstand<br />
vorzubeugen.<br />
Fotos: Schaeffler Technologies AG & Co. KG<br />
www.schaeffler.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 39
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
BAUTEIL-TOPOLOGIE<br />
STRUKTUROPTIMIERTE<br />
MASCHINENKOMPONENTEN MIT<br />
HOHER DÄMPFUNG<br />
Die Leistung von Werkzeugmaschinen wird maßgeblich durch die mechanischen<br />
Eigenschaften der verbauten Komponenten bestimmt. Mithilfe des<br />
Layer-Laminated-Manufacturing-Verfahren (LLM) können Bauteile gefertigt<br />
werden, die weniger bewegte Masse unter Erhalt der notwendigen Steifigkeit<br />
oder eine erhöhte Dämpfung vorweisen. Die praxisnahe Forschung am ISW der<br />
Universität Stuttgart präsentiert hierzu ihre Ergebnisse.<br />
01 Schematischer Ablauf der TopGen II Strukturierungsalgorithmik<br />
BELASTUNGSGERECHTE BAUTEILE DURCH<br />
TOPOLOGIEOPTIMIERUNG<br />
Die heutige Produktion stellt zunehmend hohe Anforderungen<br />
an die Dynamik und Genauigkeit, gleichzeitig aber auch an die<br />
Energie- und Ressourceneffizienz von Werkzeugmaschinen und<br />
deren Vorschubantrieben. Die Performanz der Maschinen wird<br />
maßgeblich durch die mechanischen Eigenschaften der verbauten<br />
Komponenten bestimmt. Geringe bewegte Massen für eine<br />
hohe Dynamik sowie sehr steife Konstruktionen für hohe Genauigkeit<br />
stellen einen Zielkonflikt für Konstrukteure dar. Weiterhin<br />
wird an dynamisch angeregten Stellen eine hohe Dämpfung zur<br />
Schwingungsminderung benötigt, während die Energiedissipation<br />
der Maschine allgemein sehr gering ausfallen sollte, um eine hohe<br />
Energieeffizienz zu gewährleisten.<br />
Die anwendungsgerechte Bauteiloptimierung ist daher essenzieller<br />
Bestandteil innovativer Produktentwicklung. Dazu bietet<br />
die Topologieoptimierung (TO) Ingenieuren ein mächtiges Werkzeug.<br />
Die TO berechnet die bestmögliche Materialverteilung innerhalb<br />
des Design-Raums für genau einen Anwendungsfall. Die<br />
dazu eingesetzten Optimierungsverfahren berechnen kontinuierlich<br />
verlaufende Dichteverteilungen, die in dieser Form nicht<br />
40 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
herstellbar sind. In der Praxis wird daher meist bereits der Optimierungsprozess<br />
beeinflusst, um nicht herstellbare, kontinuierliche<br />
Dichteverteilungen in diskrete zu überführen. Dabei entfernt<br />
sich allerdings auch die Lösungsgüte vom globalen Optimum für<br />
den gegebenen Anwendungsfall. Außerdem müssen die optimierten<br />
Geometrien meist manuell aufbereitet und geglättet<br />
werden, um sie fertigen zu können.<br />
DAS PROJEKT TOPGEN II – TOPOLOGIE<br />
OPTIMIERUNG & GENERATIVE FERTIGUNG<br />
In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten<br />
Projekt TopGen II (Projektnummer 246665445) wird ein<br />
alternativer, neuartiger Ansatz verfolgt. Anstatt die Zwischendichten<br />
in der Optimierung zu vermeiden, werden sie durch innere<br />
Hohlräume im Bauteil imitiert. Im Bauteil werden also an<br />
Stellen niedriger Belastung innere Hohlräume modelliert, um<br />
Material einzusparen. Dazu werden die Gestaltungsfreiheiten des<br />
LLM-Verfahrens genutzt, welches durch das Fügen zusammenhängender<br />
Schichten gekennzeichnet ist. Die einzelnen Schichten<br />
können vorab individuell strukturiert werden, was große Gestaltungsfreiheiten<br />
wie Funktionsintegration und innere Hohlräume<br />
ermöglicht. Über eine am ISW entwickelte Strukturierungsalgorithmik<br />
(Bild 01) werden die herstellbaren LLM-Schichten automatisch<br />
auf Basis der Optimierungsergebnisse modelliert. Für<br />
die Fertigung metallischer Bauteile, was vor allem im Bereich der<br />
Maschinen- und Antriebstechnik von besonderem Interesse ist,<br />
bieten sich das Verkleben sowie das Verschweißen als Fügeverfahren<br />
an.<br />
EXPERIMENTELLE VALIDIERUNG VERKLEBTER<br />
LLM-BAUTEILE<br />
Als praktisches Beispiel wird ein Lagerbock betrachtet, der an<br />
einem Kugelgewindetrieb-Prüfstand als Festlager eingesetzt wird.<br />
Dieser wurde hinsichtlich der auftretenden Belastungen topologisch<br />
optimiert. Mit Hilfe der Strukturierungsalgorithmik wurden<br />
herstellbare Bauteilschichten mit individueller Strukturierung<br />
modelliert. Diese wurden subtraktiv gefertigt und anschließend<br />
mit einem hochfesten 2K-Strukturklebstoff auf Epoxidbasis verklebt.<br />
Außerdem wurde ein Lagerbock mit identischer Geometrie<br />
im deutlich kostenintensiveren SLM-Verfahren additiv gefertigt<br />
und als zusätzliche Referenz für den LLM-Lagerbock genutzt.<br />
Die hergestellten Lagerböcke werden derzeit experimentell validiert.<br />
Die erzielbare Massenreduktion ist stark abhängig von<br />
den Fertigungsparametern der Strukturierungsalgorithmik, die je<br />
nach verwendetem Fertigungsverfahren vom Nutzer variiert werden<br />
können. Mit Hilfe einer simulativen Parameterstudie wurden die<br />
bestmöglichen Kombinationen an Fertigungsparametern ermittelt.<br />
Die Massenreduktion schwankt dabei zwischen 15 – 45 %. Für<br />
den dargestellten LLM-Lagerbock, der aus 5 mm starken Blechen<br />
aufgebaut ist, beträgt die Massenreduktion rund 36 % gegenüber<br />
dem Lagerbock aus Vollmaterial.<br />
Die komplexe innere Struktur sowie die Klebeschichten zwischen<br />
den Blechen verändern die Steifigkeit sowie die dynamischen<br />
Eigenschaften (zum Beispiel Eigenfrequenzen, Eigenmoden,<br />
Dämpfung) des Lagerbockes. Im Rahmen einer experimentellen<br />
Modalanalyse wurde das Bauteil durch Gummiseile frei gelagert<br />
und mit einem Impulshammer entsprechend Bild 02 angeregt.<br />
Die dominante Eigenfrequenz bei rund 2734 Hz liegt deutlich<br />
unter denen der anderen Lagerböcke (Tabelle 1). Die begrenzende<br />
Eigenfrequenz für die KGT-Dynamik liegt jedoch mit rund<br />
60 Hz deutlich tiefer, wie im Mechanik-Frequenzgang in Bild 03<br />
zu sehen ist. Über die Abklingkurven im Zeitbereich der gemessenen<br />
Schwingungsverläufe wurde jeweils das Dämpfungsmaß<br />
bestimmt und anschließend über alle Messungen gemittelt. Die<br />
enorme Steigerung um rund Faktor 10 für den LLM-Lagerbock<br />
ist auf die Materialdämpfung des Epoxidharzes sowie die vielen<br />
Fügestellen aufgrund der komplexen inneren Struktur zurückzuführen.<br />
VALIDIERUNG IN REALER EINBAUSITUATION<br />
Um die Einsetzbarkeit verklebter LLM-Bauteile für industrielle<br />
Anwendungen zu validieren, wurden die Lagerböcke am KGT-<br />
Prüfstand in ihrer realen Einbausituation untersucht. Das dynamische<br />
Verhalten der Vorschubachse wurde hierbei unter möglichst<br />
identischen Randbedingungen aufgezeichnet. In Bild 03<br />
STUTTGARTER LAGEREGELSEMINAR<br />
Das ISW Uni Stuttgart veranstaltet im Herbst 2021 das<br />
Stuttgarter Lageregelseminar (LRS). Dort werden industrienahe<br />
Forschungsthemen des ISW im Bereich Antriebsund<br />
Maschinentechnik sowie Industrierobotik vorgestellt.<br />
Auch Vertreter aus der Industrie laden zu Vorträgen ein.<br />
Mehr Informationen dazu finden Sie unter:<br />
https://www.lageregelseminar-stuttgart.de/<br />
Tabelle 01: Vergleich der Bauteileigenschaften<br />
Bauteil Vollmaterial LLM SLM<br />
Masse [g] 5450 3480 3946<br />
Veränderung -36,1 % -27,6 %<br />
Lagerbock Eigenfrequenz [Hz] 4771 2734 3618<br />
Veränderung -42,8 % -24,2 %<br />
Lagerbock Dämpfungsmaß D [%] 0,091 1,02 0,32<br />
Veränderung +1020 % +252 %<br />
KGT-Prüfstand Eigenfrequenz [Hz] 60,9 57,3 60,8<br />
Veränderung -5,9 % -0,2 %<br />
VIDEO<br />
Mehr zu diesem Projekt, den<br />
erzielten Ergebnissen sowie weiteren<br />
Projekten aus dem Gebiet der<br />
Antriebs- und Maschinentechnik<br />
finden Sie im ISW-Youtube-Kanal:<br />
https://bit.ly/3joQunn<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 41
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
02 Versuchsaufbau und Ergebnisse der experimentellen Modalanalyse des topologieoptimierten<br />
LLM-Lagerbockes mit freier Lagerung<br />
03 Mechanik-Frequenzgang: Vergleich zwischen nicht optimiertem (blau)<br />
und topologieoptimierten LLM-Lagerbock (orange)<br />
sind die eingebauten Lagerböcke sowie die jeweils am Prüfstand<br />
aufgezeichneten Mechanik-Frequenzgänge abgebildet.<br />
Der Mechanik-Frequenzgang beschreibt das Übertragungsverhalten<br />
der mechanischen Komponenten der<br />
Vorschubachse. Die Verläufe in Bild 03 weisen keine wesentlichen<br />
Unterschiede auf. Die Eigenfrequenz bei Verwendung<br />
des LLM-Lagerbockes liegt mit 57,3 Hz lediglich<br />
3,6 Hz unter den übrigen beiden, die nahezu identisch verlaufen.<br />
Das dynamische Verhalten wird demnach durch die<br />
reduzierte Steifigkeit beim LLM-Lagerbock nicht signifikant<br />
negativ beeinflusst, was dessen prinzipielle Eignung für den<br />
industriellen Einsatz bestätigt.<br />
FAZIT<br />
Der hybride LLM-Herstellprozess bietet großes Potential<br />
für die „innere Optimierung“ von Bauteilen durch die Herstellbarkeit<br />
innerer Hohlräume. Außerdem sind die Kosten<br />
und die Herstelldauer deutlich geringer als bei rein additiven<br />
Verfahren wie dem SLM-Verfahren. Der bislang niedrige<br />
42 <strong>antriebstechnik</strong> 2021/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Automatisierungsgrad und die Unsicherheiten bezüglich der Prozessparameter<br />
(Dicke der Klebeschicht, Druck, Aushärtedauer,<br />
etc.) sind noch als Herausforderungen von LLM zu nennen, die<br />
es durch weiterführende, systematische Untersuchungen zu verbessern<br />
gilt. Den nachteiligen Auswirkungen auf die Steifigkeit<br />
der Komponenten könnte durch alternative Fügeverfahren wie<br />
dem Diffusionsschweißen begegnet werden.<br />
Die grundsätzliche Eignung der TopGen II Methodik zur<br />
Herstellung topologieoptimierter Bauteile konnte anhand des<br />
Beispiels Lagerbock gezeigt werden. Die Masse konnte signifikant<br />
reduziert werden (36 % gegenüber Vollmaterial), während<br />
die reduzierte Steifigkeit das Systemverhalten nur geringfügig<br />
beeinträchtigt. Im Falle eines bewegten Bauteils kann die<br />
Reduktion der Masse direkt zur Steigerung der erzielbaren Dynamik<br />
genutzt werden. Die deutlich erhöhte Dämpfung der<br />
LLM-Bauteile gegenüber Vollmaterial kann durch gezielten Einsatz<br />
zur Verbesserung des Schwingungsverhalten von Maschinen<br />
genutzt werden.<br />
Fotos: ISW der Universität Stuttgart<br />
www.isw.uni-stuttgart.de<br />
DIE AUTOREN<br />
Nico Helfesrieder, M.Sc., Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institut für<br />
Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen<br />
und Fertigungs einrichtungen<br />
(ISW) an der Universität Stuttgart<br />
Dr.-Ing. Armin Lechler, Stellvertretender<br />
Leiter des Institutes für Steuerungstechnik<br />
der Werkzeugmaschinen und<br />
Fertigungs einrichtungen (ISW)<br />
an der Universität Stuttgart<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl, Leiter des<br />
Institutes für Steuerungs technik der<br />
Werkzeugmaschinen und Fertigungs <br />
ein richtungen (ISW)<br />
an der Universität Stuttgart<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint 2021 im 60. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />
REDAKTION<br />
Redakteure: Miles Meier (mm), Tel.: 06131/992-208,<br />
E-Mail: m.meier@vfmz.de<br />
(verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV)<br />
Ivo Greuloch (Vol.) (ig), Tel.: 06131/992-353,<br />
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Vanessa Weingärtner (Vol.) (wv), Tel.: 06131/992-352,<br />
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Redaktionsassistenz:<br />
Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />
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Ulla Winter, Tel.: 06131/992-347,<br />
E-Mail: redaktionsassistenz_vfv@vfmz.de,<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
GESTALTUNG<br />
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SALES<br />
Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />
E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />
Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />
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