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Pirouette No. 02/2020 Februar

Europameisterschaften in Graz Russland räumte zehn von insgesamt zwölf Medaillen ab bei den EM in Graz. Aber auch die „deutschen Berliner“ zeigten alle fünf gute Leistungen. Lesen Sie unseren umfassenden Hauptbericht von Klaus-Reinhold Kany mit vielen Fotos von Dave Carmichael und Hella Höppner. Synchronlauf in diesem Heft: Deutsche Jugend- und Synchronmeisterschaften und Leon Lurje Trophy. … Topthemen: · Europameisterschaften · Deutsche Meisterschaften Jugend und Synchron Weiteres aus dem Inhalt: · Interview: Rico Rex · Interview: Lisa Tuktamysheva · Interview: Dmitri Aliev · Diverse Wettbewerbe: Hevelius Cup Danzig, Britannia Cup, Zagreb Snowflakes Trophy, Koreanischer Meisterschaft, EduSport Trophy Otopeni, Skate Helena Belgrad · Dt. Synchron- und Jugendmeisterschaften · Olympische Winterjugendspiele · Mentor Cup in Torun · Synchron: Leon Lurje Trophy · Kanadische Meisterschaften · Europameisterschaften: Müller/Dieck auf Rang 13, Weltklasse von Boikova/Kozlovskii, Glanzleistung von Kostornaia, Großer Erfolg für Fentz · US-Meisterschaften: Chock/Bates Eistanzmeister · Winter World Master Games Titelbild: Die neue Europameisterin Alena Kostornaia, Foto: Dave Carmichael Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2020.html (Erscheinungstermin 11.2.2020)

Europameisterschaften in Graz

Russland räumte zehn von insgesamt zwölf Medaillen ab bei den EM in Graz. Aber auch die „deutschen Berliner“ zeigten alle fünf gute Leistungen. Lesen Sie unseren umfassenden Hauptbericht von Klaus-Reinhold Kany mit vielen Fotos von Dave Carmichael und Hella Höppner. Synchronlauf in diesem Heft: Deutsche Jugend- und Synchronmeisterschaften und Leon Lurje Trophy. …

Topthemen:
· Europameisterschaften
· Deutsche Meisterschaften Jugend und Synchron

Weiteres aus dem Inhalt:
· Interview: Rico Rex
· Interview: Lisa Tuktamysheva
· Interview: Dmitri Aliev
· Diverse Wettbewerbe: Hevelius Cup Danzig, Britannia Cup, Zagreb Snowflakes Trophy, Koreanischer Meisterschaft, EduSport Trophy Otopeni, Skate Helena Belgrad
· Dt. Synchron- und Jugendmeisterschaften
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· Synchron: Leon Lurje Trophy
· Kanadische Meisterschaften
· Europameisterschaften: Müller/Dieck auf Rang 13, Weltklasse von Boikova/Kozlovskii, Glanzleistung von Kostornaia, Großer Erfolg für Fentz
· US-Meisterschaften: Chock/Bates Eistanzmeister
· Winter World Master Games

Titelbild:
Die neue Europameisterin Alena Kostornaia, Foto: Dave Carmichael

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2020.html (Erscheinungstermin 11.2.2020)

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<strong>Pirouette</strong> Nr. 2 | <strong>Februar</strong> 2<strong>02</strong>0 Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 53. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

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Alena Kostornaia<br />

Europameisterschaften<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Jugend und Synchron


Foto: Flade<br />

Die Europasieger 2<strong>02</strong>0: Dmitri Aliev, Victoria Sinitsina / Nikita Katsalapov, Alena Kostornaia und Aleksandra Boikova / Dmitrii Kozlovskii<br />

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ts@oberstdorf-sport.de · www.eissportzentrum-oberstdorf.de


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

Webshop www.pirouette-online.de<br />

Facebook: www.facebook.com/pirouettemagazin<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert-René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Bestellungen im Webshop: www.pirouette-online.de<br />

Einzelheft: 6,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />

Jahresabonnement:<br />

Deutschland: 65 EUR, EU: 68 EUR inkl. Versand<br />

Probeabo: 33 EUR, EU: 35 EUR inkl. Versand<br />

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GLS Gemeinschaftsbank eG<br />

IBAN DE34430609677014380800,<br />

BIC GENODEM1GLS<br />

USt.-ID DE 178391062<br />

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Festpreis in unserer Preisliste, z.B. 1/8 Seite 105,- EUR.<br />

Download unter www.pirouette-online.de/info/<br />

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Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der Schriftform.<br />

Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />

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allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

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Dmitri Aliev im Interview auf Seite 6, Fotos: Flade<br />

Eiskunstlauf-Termine<br />

von Mitte <strong>Februar</strong> bis Mitte März<br />

12.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Sofia Trophy (Bulgarien)<br />

13.<strong>02</strong>. – 14.<strong>02</strong>. Art on Ice in Basel<br />

13.<strong>02</strong>. – 16.<strong>02</strong>. Tallink Hotels Cup in Tallinn<br />

(Estland)<br />

14.<strong>02</strong>. – 16.<strong>02</strong>. Jegvirag Cup in Miskolc<br />

(Ungarn)<br />

14.<strong>02</strong>. – 16.<strong>02</strong>. Kleiner Berliner Bär<br />

14.<strong>02</strong>. – 16.<strong>02</strong>. Heiko-Fischer-Pokal in<br />

Stuttgart<br />

15.<strong>02</strong>. – 16.<strong>02</strong>. Art on Ice in Davos<br />

(Schweiz)<br />

15.<strong>02</strong>. – 16.<strong>02</strong>. Ina-Bauer-Pokal in Krefeld<br />

20.<strong>02</strong>. – 23.<strong>02</strong>. Challenge Cup in Den Haag<br />

(Niederlande)<br />

21.<strong>02</strong>. – 23.<strong>02</strong>. Landesmeisterschaften NRW<br />

in Dortmund<br />

<strong>02</strong>.03. – 08.03. Junioren-WM in Tallinn<br />

(Estland)<br />

05.03. – 08.03. Deutschland-Pokal in<br />

Dortmund<br />

13.03. – 15.03. Coupe du Printemps in<br />

Kockelscheuer (Luxemburg)<br />

16.03. – 22.03. Weltmeisterschaften in<br />

Montreal (Kanada)<br />

20.03. – 22.03. Skate Adult in<br />

Berlin-Wedding<br />

Abgesagt wurde:<br />

Bellu Memorial vom 19. – 22.<strong>02</strong>. in Bukarest<br />

Synchronlauf-Termine<br />

von Mitte <strong>Februar</strong> bis Mitte März<br />

14.<strong>02</strong>. – 16.<strong>02</strong>. Spring Cup in Sesto San<br />

Giovanni (Italien)<br />

22.<strong>02</strong>. – 23.<strong>02</strong>. Cup of Dresden<br />

07.03. – 09.03. Steel City Trophy in Sheffield<br />

(Großbritannien)<br />

13.03. – 14.03. Junioren-WM in <strong>No</strong>ttingham<br />

(Großbritannien)<br />

Abgesagt wurde:<br />

Budapest Cup vom 27.<strong>02</strong>. – 01.03.<br />

Lisa Tuktamysheva im Interview auf Seite 5<br />

Inhalt<br />

Interview: Rico Rex 4<br />

Interview: Lisa Tuktamysheva 5<br />

Interview: Dmitri Aliev 6<br />

Diverse Wettbewerbe 9<br />

Dt. Synchron- und Jugendmeisterschaften 10<br />

Olympische Winterjugendspiele 14<br />

Mentor Cup in Torun 16<br />

Synchron: Leon Lurje Trophy 17<br />

Kanadische Meisterschaften 18<br />

Europameisterschaften19<br />

US-Meisterschaften28<br />

Winter World Master Games 30<br />

Titelbild: Alena Kostornaia<br />

Foto: Dave Carmichael<br />

Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

Die Ausgabe März erscheint am<br />

13.3.2<strong>02</strong>0


4<br />

Rico Rex<br />

Interview<br />

Der gebürtige Chemnitzer Rico<br />

Rex (42) ist seit 2019 Bundesnachwuchstrainer<br />

Paarlauf.<br />

Er trainiert in Berlin unter<br />

an derem das neue Paar Annika<br />

Hocke/Robert Kunkel. Rex<br />

gewann im Paarlauf mehrere<br />

Medaillen bei Deutschen Meisterschaften,<br />

am erfolgreichsten<br />

war er mit seiner letzten<br />

Partnerin Eva-Maria Fitze,<br />

mit der er 2003 Deutscher<br />

Meister wurde und 2006<br />

bei den Olympischen<br />

Winterspielen in Turin<br />

startete. Danach beendete<br />

er seine aktive Laufbahn.<br />

Rico Rex<br />

Riko Rex mit Annika Hocke und Robert Kunkel, Foto: Flade<br />

»Das Schöne am Trainerberuf ist es, jungen<br />

Menschen zu helfen und Werte zu vermitteln«<br />

<strong>Pirouette</strong>: Seit 2019 sind Sie der Bundesnachwuchstrainer<br />

für Paarlauf. Wie sehen Sie<br />

Ihre Entwicklung als Trainer?<br />

Rico: Erst einmal ist es schön, dass der Verband<br />

diese Stellen geschaffen hat. Das Paarlaufen lag<br />

mir schon immer am Herzen, weil ich selbst<br />

Paarläufer war. Es war mir bisher immer nur am<br />

Rande möglich, dies zu unterstützen, weil ich in<br />

Berlin ein ganz normaler Nachwuchstrainer für<br />

Einzelläufer war. Ich bin froh, dass ich mich<br />

jetzt hauptsächlich um das kümmern kann, was<br />

mir wichtig und wertvoll ist. Wir sind in Berlin<br />

wirklich ein gutes Team und das macht es,<br />

glaube ich, auch aus, dass wir jetzt auf dem<br />

richtigen Weg sind und vielleicht wieder in die<br />

Erfolgsspur kommen.<br />

Bei der DM und den Olympischen Jugendspielen<br />

haben Sie sich in Vertretung von Monika<br />

Scheibe um das Chemnitzer Juniorenpaar<br />

Letizia Roscher/Luis Schuster gekümmert. Wie<br />

ist sonst Ihre Verbindung zu Chemnitz?<br />

Als Nachwuchsbundestrainer hat man nicht nur<br />

die Aufgaben für den Standort wahrzunehmen,<br />

an dem man selbst als Trainer arbeitet, sondern<br />

man macht das für ganz Deutschland. Dabei<br />

muss man natürlich ein bisschen im Blick haben<br />

- wo gibt es denn die Möglichkeiten, Paarlaufen<br />

überhaupt zu betreiben? Wo sind Trainer, die<br />

das vielleicht machen können? Natürlich liegt<br />

mir Chemnitz persönlich sehr am Herzen, weil<br />

es meine Heimatstadt ist. Meine Familie lebt<br />

noch dort und dass ich jetzt den Chemnitzern<br />

helfen konnte, ist natürlich auch eine Herzensangelegenheit<br />

für mich.<br />

Wie sehen Sie die Entwicklung des Paarlaufens<br />

in Deutschland insgesamt?<br />

Es ist nicht ganz so einfach. Um wirklich erfolgreich<br />

im Paarlauf zu sein, brauchst du eigentlich<br />

die guten Einzelläufer und da fehlt uns in<br />

Deutschland insgesamt ein bisschen die Masse.<br />

Wenn ich die Guten alle zum Paarlauf nehme,<br />

dann gibt es niemanden mehr fürs Einzellaufen.<br />

Das ist problematisch, aber wir versuchen, das<br />

über eine gewisse Langfristigkeit (zu lösen). Im<br />

Juniorenbereich wird es schwierig, vordere Plät-<br />

ze einzufahren. Aber ich denke, über eine gewisse<br />

Langfristigkeit im Seniorenbereich ist das<br />

Paarlaufen auch mit seiner Tradition für<br />

Deutschland zu halten.<br />

Annika Hocke und Robert Kunkel haben erst<br />

im Frühjahr angefangen zusammen zu trainieren.<br />

Wie unerwartet war dieser Erfolg im<br />

Junioren Grand Prix?<br />

Ich habe mir aus der Erfahrung heraus gedacht,<br />

dass wir uns nicht ganz hinten anstellen müssen.<br />

Aber dass es dann direkt gleich mit so einem<br />

guten Einstieg funktioniert hat ... Dieses Juniorenfeld<br />

ist sehr sportlich, quirlig schnell und<br />

sie wirken eher wie ein Seniorenpaar. Daher habe<br />

ich gedacht, dass das in der Bewertung vielleicht<br />

ein Nachteil ist. Aber es ist wirklich gut<br />

angekommen und wir sind natürlich glücklich.<br />

Was ist jetzt der Plan für Annika und<br />

Robert?<br />

Am Anfang macht man immer einen Jahresplan.<br />

Wir haben erst einmal geschaut, wie läuft das<br />

jetzt an. Dann war das relativ erfolgreich und<br />

nimmt eine gewisse Dynamik auf, auch für die<br />

Sportler, die dann natürlich merken, es funktioniert.<br />

Sie wollen immer mehr. Als Trainer muss<br />

man trotzdem schauen, dass man den Bogen<br />

nicht gleich überspannt. Die Junioren-WM war<br />

von Anfang an das Hauptziel. Wenn sie sich gut<br />

präsentieren, ist locker ein Platz unter den ersten<br />

Zehn möglich. Dann wollen die Kinder noch<br />

zur Weltmeisterschaft fahren. Ich glaube, wir<br />

gehen Schritt für Schritt voran. Ich weiß noch<br />

nicht, ob das dann nicht vielleicht ein bisschen<br />

zu viel wird für das erste Jahr.<br />

In Berlin gibt es eine recht große Gruppe<br />

auch mit internationalen Paaren, zum Beispiel<br />

den Österreichern Miriam Ziegler/Severin<br />

Kiefer. Wie förderlich ist das?<br />

Es ist ein bisschen schwierig mit den Strukturen<br />

in Berlin. Auf der einen Seite ist es immer gut<br />

für den Sport und günstig für die Sportler. Auf<br />

der anderen Seite ist es schwierig, auch ausländische<br />

Teams nach Berlin zu holen. Aber daran<br />

arbeiten wir gerade, um vielleicht ein bisschen<br />

ein internationales Flair zu schaffen, um dann<br />

gemeinsam in dem Fahrwasser an alte Erfolge<br />

anzuknüpfen. Nichtdestotrotz müssen wir in<br />

unseren Nachwuchs investieren.<br />

War es immer Ihr Traum, Trainer zu werden?<br />

Ich habe, direkt nachdem ich nach den Olympischen<br />

Spielen aufgehört habe, erst einmal zwei<br />

Jahre komplett etwas anderes gemacht und war<br />

auch froh darüber. Ich habe einfach den Abstand<br />

gebraucht. Ich war in Dresden in einer<br />

Model- und Werbeagentur tätig - nicht als Model,<br />

sondern ich habe für regionale Firmen Marketing<br />

gemacht und habe auch Modenschauen<br />

organisiert. Das hat mir persönlich viel gebracht.<br />

Ich bin dann aus privaten Gründen nach<br />

Berlin gezogen und bin dann Schritt für Schritt<br />

wieder dem Eislaufen verfallen. Eigentlich haben<br />

die Kinder mich zurückgeholt. Ich liebe es,<br />

mit Kindern zu arbeiten und ich habe ein gutes<br />

Händchen dafür, es mit ihnen auf Augenhöhe zu<br />

tun und trotzdem einen respektvollen Umgang<br />

miteinander zu haben.<br />

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf?<br />

Das Schöne an unserem Beruf ist eigentlich<br />

wirklich, dass du beides verbinden kannst - das<br />

Sportliche, weil ich auch selbst Sportler war –<br />

ich kann diesen Ehrgeiz trotzdem noch weiterleben,<br />

denn auch als Trainer willst du nach vorn,<br />

du willst gewinnen, du willst dich verbessern.<br />

Das andere ist diese soziale Komponente, jungen<br />

Menschen zu helfen, Werte zu vermitteln,<br />

die heutzutage manchmal auf der Strecke bleiben<br />

- dieses Durchhalten, an seinen Zielen arbeiten,<br />

respektvoller Umgang.<br />

Was ist das Schwierigste am Trainerberuf?<br />

Das Schwierigste am Trainerberuf ist - es sind<br />

Menschen, vieles ist sehr emotional und es ist<br />

schwer abzuschalten. Du nimmst die Arbeit mit<br />

nach Hause, du bist immer im Kopf dabei.<br />

Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />

viel Erfolg.<br />

Mit Rico Rex sprach Tatjana Flade. <br />

• • •


Elizaveta (Lisa) Tuktamysheva (23) belegte<br />

bei der Russischen Meisterschaft – dem<br />

wohl zurzeit härtesten Damenwettbewerb<br />

der Welt - Platz vier.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Sie haben in dieser Saison mit<br />

zwei 3A in der Kür und dem erstmals riskierten<br />

4T noch einen draufgelegt.<br />

Lisa Tuktamysheva<br />

Lisa Tuktamysheva und ihr Trainer Alexei Mishin, Foto: Flade<br />

»Ich habe den vierfachen Toeloop in 10 Tagen gelernt«<br />

5<br />

Lisa Tuktamysheva<br />

Interview<br />

Lisa: Wenn du konkurrenzfähig bleiben willst,<br />

kannst du nicht stehen bleiben, du musst Fortschritte<br />

machen und den Schwierigkeitsgrad erhöhen.<br />

Daher musste ich die Flip-Toeloop Kombi<br />

im KP und zwei dreifache Axel in der Kür machen.<br />

Ich bin eine Sportlerin, die ihren Job ernst<br />

nimmt, und es würde keinen Sinn machen weiterzulaufen,<br />

wenn ich nicht konkurrenzfähig bin.<br />

Wir hatten schon früher über Vierfache und<br />

die mentale Barriere gesprochen, die es zu<br />

überwinden gilt. Was hat nun zu diesem<br />

Durchbruch geführt?<br />

Ich denke, dass ich mit den Jahren mehr an<br />

mich glaube. Ich habe erst den dreifachen Axel<br />

gemacht, dann zwei dreifache Axel und jetzt<br />

habe ich mit dem vierfachen Toeloop angefangen.<br />

Alexei Nikolaevitch (Mishin, Trainer) glaubt<br />

an mich und er sagt mir, dass ich es schaffen<br />

kann. Das hilft mir.<br />

Warum fällt es Ihnen so schwer, an Ihre<br />

Möglichkeiten zu glauben?<br />

Ich bin wohl einfach so ein Mensch. Ich sehe<br />

erst immer das Negative und dann, wenn etwas<br />

gut läuft, kann ich es genießen. Selbstvertrauen<br />

und übermäßige Selbstsicherheit liegen für<br />

mich nah beieinander.<br />

Sie sagten mir schon 2015 nach dem Gewinn<br />

der WM, dass Sie als nächstes den vierfachen<br />

Toeloop lernen wollen.<br />

Habe ich das? Ich weiß das gar nicht mehr. Ich<br />

habe den vierfachen Toeloop mal aus Spaß als<br />

Kind probiert. Er war zu 40 Prozent unterdreht<br />

und ich bin gestürzt. Ich war 13 Jahre alt, das<br />

war, als ich gerade mit dem Axel anfing. Jetzt<br />

aber war es die bewusste Entscheidung einer<br />

erwachsenen Frau, die verstanden hat: Du<br />

brauchst den Vierfachen.<br />

Wann haben Sie ernsthaft mit dem vierfachen<br />

Toeloop angefangen?<br />

Richtig ernsthaft, also dass ich jeden Tag daran<br />

gearbeitet habe, habe ich nach dem Grand Prix in<br />

China begonnen. Zehn Tage später habe ich den<br />

ersten sauber gestanden. Das war ein tolles Gefühl!<br />

Zuerst habe ich mir vorgestellt, wie es sein<br />

würde, und als ich es wirklich geschafft habe,<br />

bekam ich Gänsehaut. Ich bin unendlich glück-<br />

lich, weil ich ihn nicht ein oder zwei Jahre lang<br />

gelernt habe, sondern letztendlich innerhalb von<br />

zehn Tagen. Vielleicht ist meine Karriere deshalb<br />

so lang, weil ich mich Schritt für Schritt entwickle.<br />

Ich bin Alexei Nikolaevitch unendlich dankbar,<br />

weil er immer die richtigen Worte findet.<br />

Der Toeloop sah so locker und leicht aus im<br />

Training.<br />

Wenn du ihn trainierst und das richtige Gefühl<br />

erwischst, kostet er nicht mehr Kraft als der<br />

Axel. In gewisser Weise ist er sogar einfacher,<br />

weil er kontrollierter ist. Wenn du beim Axel<br />

falsch abspringst, war’s das, aber beim Toeloop<br />

kannst du noch ein wenig korrigieren. Bei der<br />

Russischen Meisterschaft hatte ich einfach zu<br />

wenig Zeit für die Vorbereitung, um mein Programm<br />

mit dreifachem Axel und vierfachem<br />

Toeloop durchzulaufen. Ich wusste, es war ein<br />

Spiel um Alles oder Nichts, aber ich bin froh,<br />

dass ich es probiert habe. Alexei Nikolaevitch<br />

hat es sehr gut gesagt – die Meisterschaft war<br />

eine „siegreiche Niederlage“. Für mich persönlich<br />

war es ein Sieg und ein Schritt nach vorn. Mein<br />

Ziel war es, einen Platz im Nationalkader zu erreichen<br />

und zu zeigen, dass ich kämpfen kann<br />

und dass ich mich weiterentwickle.<br />

Als die jüngeren Läuferinnen mit Vierfachen<br />

anfingen, sagten viele, mal sehen, ob sie das<br />

später auch noch können. Sie sind nun das<br />

lebende Beispiel, dass es auch geht, wenn<br />

man kein Teenager ist.<br />

Ja, sicher. Aber warum hat Alexei Nikolaevitch<br />

mich in seine Gruppe genommen? Weil ich<br />

springen kann. Und obwohl ich jetzt fraulich<br />

laufe, kann ich immer noch springen. Ich bin<br />

nicht die dünnste Läuferin, aber ich habe explosive<br />

Muskeln, die mir helfen. Ich bin klein. Ich<br />

habe weibliche Rundungen, aber die Körpergröße<br />

spielt eine Rolle.<br />

Woher kommt Ihrer Meinung nach die Welle<br />

von Vierfachen bei den Damen?<br />

Es ist der Wettbewerb. Jede will vorn und konkurrenzfähig<br />

sein. Und dafür musst du Vierfache<br />

machen. Jeder weiß, wenn eine tolle Läuferin<br />

mit Dreifachen läuft, wird die Läuferin mit zwei<br />

Vierfachen sie schlagen. Alina Zagitova könnte<br />

mithalten, aber es ist sehr schwer gegen die<br />

Vierfachen und dreifachen Axel.<br />

Glauben Sie, dass es bei den Damen bald so<br />

viele Vierfache geben wird wie bei den<br />

Herren?<br />

Nicht so schnell, aber letztendlich schon. Meiner<br />

Meinung nach sind Sascha Trusova und<br />

Anna Shcherbakova einzigartige Sportlerinnen,<br />

die drei, vier oder fünf Vierfache in einer Kür<br />

schaffen. Das ist für mich unmöglich, allein<br />

physisch. Ich weiß, wieviel Kraft es mich kostet,<br />

den vierfachen Toeloop und dreifachen Axel im<br />

Programm zu machen. Ich denke, die meisten<br />

Mädchen werden einen oder maximal zwei<br />

Vierfache machen.<br />

Sie bauen jedes Jahr neue Programme auf,<br />

aber kehren oft zu einem alten Programm<br />

zurück. Warum?<br />

Alexei Nikolaevitch sieht es als eine Entwicklung<br />

an, neue Programme zu machen. Wir haben die<br />

Kür gewechselt, weil ich mein altes Programm<br />

liebte und ich im letzten Jahr nicht so viele<br />

Wett bewerbe gelaufen bin. Jetzt werden wir<br />

neue Programme machen – wahrscheinlich nicht<br />

nur eines, sondern gleich mehrere. Sehr wahrscheinlich<br />

werde ich ein Programm mit Stéphane<br />

Lambiel aufbauen, aber ich weiß noch nicht welches.<br />

Ich würde auch gern mit Lori Nichol etwas<br />

machen, denn mir gefällt ihre Arbeit sehr, zum<br />

Beispiel die Kür „Schindlers Liste“, die sie für Satoko<br />

(Miyahara) choreographiert hat. Lori kann<br />

vielleicht etwas Neues in mir auftun. Ich liebe<br />

aber auch die Arbeit von Shae-Lynn Bourne.<br />

Werden Sie in Shows auftreten?<br />

Ich habe sogar am 9. März meine eigene Show,<br />

„Tuktamysheva’s Hot Ice”, in St. Petersburg. Ich<br />

bin in die Organisation eingebunden und werde<br />

die Teilnehmer einladen. Ich möchte, dass es<br />

eine Show in meinem Stil wird – cool, spaßig,<br />

mit guter Laune und modern.<br />

Als Ersatzläuferin müssen Sie sich fithalten.<br />

Ja, aber wenn du im Training stehst und an<br />

neuen Dingen arbeitest, verlierst du deine Form<br />

nicht, auch wenn du nicht so viele Programme<br />

durchläufst.<br />

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg.<br />

Mit Lisa Tuktamysheva sprach Tatjana Flade. • • •


6<br />

Dmitri Aliev<br />

Dmitri Aliev (20) gewann seinen<br />

ersten EM-Titel nach Silber in 2018.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Sie kommen aus einer Familie<br />

von Skifahrern. Wie sind Sie zum Eislaufen<br />

gekommen und an was erinnern Sie sich?<br />

Dmitri Aliev<br />

»Wir schreiben unsere Programme<br />

wie ein Gedicht auf dem Eis«<br />

Interview<br />

Dmitri: Als ich sechs Jahre alt war, hat mich<br />

mein erster Trainer Viatcheslav Maximov im<br />

Winter auf dem Klettergerüst im Park bemerkt.<br />

Er sagte, dass ich sehr koordiniert sei<br />

und lud mich zum Training ein. Am nächsten<br />

Tag bin ich mit meinen Eltern zu meinem<br />

ersten Training gegangen. Mein erstes Training<br />

war auf einem See. Als wir dorthin kamen,<br />

war dort niemand und es war dunkel.<br />

Im Winter wird es in Ukhta schon um drei,<br />

vier Uhr nachmittags dunkel. Nach ein paar<br />

Minuten kamen Autos und parkten so, dass<br />

wir im Scheinwerferlicht trainieren konnten.<br />

Ich hatte keine Ahnung, was Eiskunstlauf<br />

war. Es gab auch eine Eishalle, aber sie war<br />

in so einem Hangar, ähnlich wie in Graz, aber<br />

hier ist es warm und dort war es gar nicht<br />

warm. Ich erinnere mich gut an mein erstes<br />

Training und bei der EM ist sogar jemand, der<br />

mit mir zusammen angefangen hat – Vladimir<br />

Litvintsev, der jetzt für Aserbaidschan<br />

startet. In meinem ersten Training konnte ich<br />

schon vorwärts übersetzen, ich machte nicht<br />

nur vorsichtig erste Schritte oder konnte<br />

mich kaum auf den Beinen halten. Mir gefiel<br />

es sofort und so fing alles an. Später lernte<br />

ich mit Videos und dem Internet, was wir damals<br />

hatten, mehr übers Eislaufen.<br />

Wer hat Sie damals beeindruckt?<br />

Ich habe lebhafte Erinnerungen an (Evgeni)<br />

Plushenko, (Alexei) Yagudin und Irina<br />

Slutskaya. Ich schaute Videos von ihnen und<br />

ich kannte ihre Musik. Ich habe manchmal<br />

den Computer eingeschaltet, den Ton laut<br />

gestellt und bin mit Plushenko oder Yagudin<br />

das Programm auf dem Boden im Zimmer<br />

mitgelaufen.<br />

Ihre Eltern und Ihr älterer Bruder sind Skilangläufer,<br />

auch Sie haben zuerst Skilanglauf<br />

gemacht. Wie lange haben Sie beides<br />

trainiert und warum haben Sie sich am<br />

Ende für den Eiskunstlauf entschieden?<br />

Ich fing mit dem Skifahren an, als ich drei<br />

war und mit Eislaufen, als ich sechs war.<br />

Sechs Jahre lang habe ich beides gemacht –<br />

jeden Morgen ging ich zur Schule, dann<br />

hatte ich Skitraining von vier bis halb sechs<br />

und dann bin ich im Winter mit dem<br />

Schneemobil über den See zur Eishalle gefahren.<br />

Der Eiskunstlauf war meine Wahl,<br />

aber es war mehr mein Schicksal, das mir<br />

ein Zeichen gab. Das war ein Anruf, als sie<br />

mich zum Probetraining bei Evgeni Vladimirovitch<br />

(Rukavitsin) einluden. Ich ging hin<br />

und ich dachte, sie nehmen mich sowieso<br />

nicht. Aber er sagte, du kannst bleiben.<br />

So hat das Schicksal mir den Eiskunstlauf<br />

geschenkt.<br />

Dmitri Aliev mit Eislaufkollege<br />

Morisi Kvitelashvili<br />

beim EM-Bankett in Graz<br />

Fotos: Flade<br />

Welche Qualitäten haben die Trainer in<br />

Ihnen gesehen und welche Qualitäten<br />

braucht ein guter Eiskunstläufer Ihrer<br />

Meinung nach?<br />

Ich denke, Evgeni Vladimirovitch hat gleich<br />

meine koordinativen Fähigkeiten gesehen. In<br />

unserem Sport muss man sich drehen und<br />

gleich nach Drehungen mobilisieren und die<br />

Balance finden. Ich war darin sehr gut entwickelt.<br />

Ehrlich gesagt, egal welchen Sport<br />

ich machte, es ging gut. Ich denke, ein Eisläufer<br />

sollte vielfältig und vielseitig sein,<br />

weil Eiskunstlauf Tanz ist, aber auch Sprünge<br />

hat. Du musst klug sein und mental stark.<br />

Die sind die vier wichtigsten Eigenschaften.<br />

Sie sagten mal, die Anfangszeit in<br />

St. Petersburg sei sehr schwierig für Sie<br />

gewesen.<br />

Ja. Ich kam in eine große Stadt, und ich<br />

wusste nicht, wie mir geschah. Ich schwänzte<br />

die Schule und das Training und saß nur<br />

bei McDonalds. Drei Monate ging das so. Ich<br />

fühlte mich wie ein Welpe, der in einen vollen<br />

Hundezwinger geworfen wird. Ich vermisste<br />

meinen Eltern sehr. Es war ein Wendepunkt<br />

in meinem Leben – ich war 13 Jahre<br />

alt und alles änderte sich.<br />

Was gefällt Ihnen an Ihrem Trainerteam?<br />

Alles. Evgeni Vladimirovitch und alle anderen<br />

im Team sind wie eine Familie. Ich habe nie<br />

daran gedacht, das Team zu verlassen. Wir<br />

kennen einander und verstehen uns. Wir sind<br />

gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen.<br />

Die Trainer ergänzen einander und sind<br />

einander nicht ähnlich.<br />

Welche Ihrer Konkurrenten inspirieren Sie?<br />

Hier bei der EM ist das Kevin Aymoz. Ich<br />

mag seine läuferischen Qualitäten und seine<br />

Programme in dieser Saison. Das ist ein neuer<br />

Stil, und das ist großartig. Die Zeit schreitet<br />

voran und es kommen neue Stile auf. Außerdem<br />

respektiere und mag ich Nathan<br />

Chen. Ich kenne ihn sehr gut und mir gefallen<br />

seine Sprünge, seine Weltanschauung<br />

und er ist ein netter Kerl.<br />

Wie sehen Sie Ihre Entwicklung in dieser<br />

Saison?<br />

Mit jedem Wettbewerb gefällt es mir mehr,<br />

aufzutreten, die Arena zu spüren, das Publikum,<br />

meine Programme darzustellen. Ich<br />

fühle mich wohler auf dem Eis. Das Wichtigste<br />

ist, dass ich es selbst genieße, mich<br />

mit meiner eigenen Energie auflade. Mir gefällt<br />

es zu zeigen, was wir im Training erarbeiten.<br />

Vielleicht werde ich für die WM noch<br />

einen Vierfachen dazu nehmen, entweder<br />

den Salchow oder den Rittberger, ich weiß es<br />

noch nicht. Aber dafür brauche ich noch ein<br />

wenig mehr Selbstvertrauen.<br />

Wie Sie sagten, haben Sie sich mit jedem<br />

Wettbewerb weiterentwickelt, aber beim<br />

Grand Prix Finale haben Sie in der Kür<br />

versagt. Wie haben Sie diesen Rückschlag<br />

überwunden?


7<br />

Nach meiner Rückkehr vom Grand Prix Finale<br />

habe ich versucht, das abzuhaken. Jeder<br />

Sport ler hat mal einen Aussetzer. Doch ich<br />

spürte selbst, dass es kein Problem war, sondern<br />

einfach ein kleiner Aussetzer, den ich<br />

nicht ernst nehmen muss. Natürlich wollte ich<br />

dort gut laufen, aber es hat nicht geklappt.<br />

Ich habe gehört, Sie hatten ein Problem<br />

mit Ihren Kufen.<br />

Ja, da war etwas, aber jetzt ist es sinnlos,<br />

sich daran zu erinnern. Ich habe mich danach<br />

einfach auf die Russische Meisterschaft<br />

Schritt für Schritt vorbereitet, egal<br />

was damals war. Ich bin vor der Meisterschaft<br />

krank geworden, habe mich erkältet,<br />

aber ich bin trotzdem zum Training gegangen,<br />

habe gearbeitet. Bis zur Meisterschaft<br />

bin ich wieder gesund geworden und hatte<br />

mehr Selbstvertrauen.<br />

Sie schreiben Gedichte.<br />

Es fällt mir leichter, Dinge zu verarbeiten,<br />

wenn ich sie auf ein Stück Papier niederschreibe.<br />

Das ist in meiner Seele. Wenn dir<br />

etwas wehtut, möchtest du mit jemanden<br />

darüber sprechen, du willst es herauslassen.<br />

Für mich ist das Gedichte schreiben und das<br />

beruhigt mich. Ich habe am Morgen des<br />

Kurzprogramms ein neues Gedicht geschrieben,<br />

ein Liebesgedicht. Gestern habe ich mir<br />

ein Lied ausgedacht. Das passiert öfters, ich<br />

singe und denke mir einen Text dazu aus und<br />

manchmal schreibe ich ihn auf und es wird<br />

ein Gedicht daraus. Unser Sport ist wie ein<br />

Lied oder ein Gedicht, und wir schreiben es<br />

(auf dem Eis). Wir schreiben unser Programm<br />

wie ein Gedicht.<br />

Wo schreiben Sie gerne?<br />

Ich denke mir oft Gedichte aus, wenn ich im<br />

Auto sitze. Ich komme nach Hause, bleibe<br />

für eine Stunde im Auto sitzen und gehe<br />

nicht nach oben und schreibe Gedichte. Ich<br />

bin allein auf engem Raum und nichts lenkt<br />

mich ab. Oder ich schreibe fast immer im<br />

Flugzeug. Ich sitze da, habe nichts zu tun<br />

und erinnere mich an Dinge und dann<br />

schreibe ich ein Gedicht darüber – was dort<br />

war, wie es war, wie ich mich fühlte.<br />

Wollen Sie Ihre Gedichte veröffentlichen?<br />

Bei dieser EM habe ich viele Interviews gegeben<br />

und zum ersten Mal meine Gedichte<br />

gezeigt. Aber es ist sehr persönlich. Wenn<br />

das meine Arbeit wäre, dann könnte ich sie<br />

zeigen. Aber warum schreibe ich Gedichte?<br />

Weil ich etwas verarbeiten will und das<br />

möchte ich nicht jedem zeigen. Ich habe<br />

gerne meine Gedichte bei der EM gezeigt,<br />

weil viele Leute sie sehen wollten, aber das<br />

ist nicht so einfach. Du öffnest dich und du<br />

wirst verwundbarer. Der andere kennt deinen<br />

Schwachpunkt und kann dich später genau<br />

dort treffen. Ich habe es Ihnen gerne gezeigt<br />

und mehr brauche ich nicht. Ich kenne Men-<br />

schen, denen meine Gedichte gefallen und<br />

ich mache das für sie. Ich habe auch einen<br />

Text angefangen, er heißt „Alles über sie“,<br />

das ist eine Art Geschichte. Das mache ich<br />

zum ersten Mal und ich weiß nicht, was dabei<br />

herauskommen wird. Die Geschichte entsteht<br />

beim Schreiben. Ich bin im Schreibfluss<br />

und meine Finger schreiben wie von selbst.<br />

Das ist sehr interessant und cool.<br />

Kennen sie dieses Mädchen, dem Sie die<br />

Texte widmen, schon länger?<br />

Ich kenne sie schon lange. Ich widme ihr<br />

viele meiner Gedichte und kann mit meinem<br />

ganzen Herzen und meiner Seele für sie<br />

schreiben.<br />

Ich hoffe, ihr gefallen die Gedichte.<br />

Ich kann sagen, dass ich mich aufrichtig darüber<br />

freue, dass die Gedichte angenommen<br />

werden. Früher hieß es oft, ‚das hat er irgendwo<br />

gefunden‘ oder einfach nur ‚danke‘,<br />

aber jetzt werden sie in besonderer Weise<br />

aufgenommen und das ist sehr wertvoll.<br />

Sie sind ein sehr feinfühliger Mensch.<br />

Inwiefern ist das ein Vor- oder auch ein<br />

Nachteil im Sport?<br />

Man muss es zu nutzen wissen. Eine Situation<br />

kann mich sehr beschäftigen und sitzt<br />

lange in mir drin. Aber bei den Wettbewerben<br />

versuche ich jetzt zu lernen, das loszulassen,<br />

ein wenig härter zu sein, sozusagen.<br />

Ich versuche mir, nichts Negatives zu Herzen<br />

zu nehmen, es von mir abzustoßen. Ich will<br />

nicht zulassen, dass meine Gefühle und<br />

Emotionen mich irgendwohin tragen. Bei der<br />

Russischen Meisterschaft zum Beispiel bin<br />

ich am Ende in der Kür in der Schrittfolge<br />

hingefallen. Ich wusste, dass ich die Sprünge<br />

ganz gut hinbekommen hatte mit der Ausnahme<br />

eines (vierfachen) Toeloops und ich<br />

wollte in der Schrittfolge einfach alles geben.<br />

Aber die Beine gaben nach, die Emotionen<br />

eilten voraus und ich kam nicht hinterher<br />

und kontrollierte mich nicht.<br />

Sie sagten einmal, dass Ihr Programm wie<br />

ein Fluss fließen soll. Wieso wählten Sie<br />

diesen Vergleich?<br />

Jeder Mensch hat seinen Weg im Leben und<br />

folgt seinem Pfad, egal, was er tut. Ein Fluss<br />

tut dasselbe, er fließt und fließt und stoppt<br />

nie. Er fließt durch die Berge und findet immer<br />

seinen Weg und ich denke, es ist dasselbe<br />

für jeden Menschen. Du musst deinen<br />

Weg finden, im richtigen Moment eine Entscheidung<br />

treffen. Im Programm willst du<br />

auch einen kleinen Teil deines Lebens zeigen.<br />

Deswegen hatte ich dieses Bild, dass ein Programm<br />

fließen soll, eines soll ins andere<br />

übergehen. Das ist vielleicht schwer zu verstehen,<br />

aber so stelle ich mir das vor. In der<br />

Kür bei der EM in Moskau war das so, hier<br />

war es anders. Ich kann keinen Vergleich finden,<br />

aber es war jedenfalls anders.<br />

Sie leben manchmal in einer eigenen<br />

Welt, vergessen oder verlieren Sachen wie<br />

Ihre Medaille und ihr Telefon, verschlafen<br />

das Training… Bei der Lombardia Trophy<br />

vor anderthalb Jahren haben Sie den Axel<br />

im Programm vergessen…<br />

Und bei der EM in Moskau (2018) habe ich<br />

auf dem Weg zum Training meine Schlittschuhe<br />

vergessen. Ja, vielleicht lebe ich in<br />

meiner eigenen Welt, aber mir gefällt das.<br />

Ich mache das nicht mit Absicht, diese Dinge<br />

passieren mir einfach. In Moskau hatte ich<br />

mich umgezogen und mit dem Aufwärmen<br />

begonnen und dann gemerkt, dass die<br />

Schlittschuhe nicht da waren. Aber am<br />

Abend bin ich eine gute Kür gelaufen. Vielleicht<br />

trägt mich der Fluss in mir in die richtige<br />

Richtung und zu dem, was das Beste für<br />

mich ist. Hier in Graz war ich auf dem Weg<br />

zum Training, wartete unten auf den Bus<br />

und merke plötzlich, dass ich meine Tasche<br />

mit den Klamotten vergessen hatte. Aber die<br />

Schlittschuhe hatte ich dabei. Ich habe<br />

schon oft meine Akkreditierung vergessen,<br />

mein Telefon wie hier im Bus. Aber solche<br />

Zwischenfälle lenken mich vom Stress ab. Es<br />

gab kein Fiasko. In Moskau lachte Evgeni<br />

Vladimirovitch und sagte, ‘du bist ein Clown’.<br />

Was sind nun Ihre Pläne nach der EM?<br />

Ich will für ein paar Tage Pause machen, in<br />

die Sauna gehen, Freunde treffen, mit meinen<br />

Freunden wie Makar (Ignatov) reden und<br />

meinen Sieg feiern. Ich möchte diese ganze<br />

Anspannung abwerfen, nach Hause zu meinem<br />

Hund fahren. Er ist bei Olga Germanovna<br />

(Glinka, Choreographin), sie schickt mir<br />

Fotos und ich vermisse ihn so sehr. Ich will<br />

mich ein wenig ausruhen und dann über<br />

meine WM-Vorbereitung nachdenken. Wir<br />

müssen einen Plan zusammenstellen, was<br />

wir tun wollen und wann.<br />

Vielen Dank für das Interview und alles<br />

Gute für den Rest der Saison.<br />

Mit Dmitri Aliev sprach Tatjana Flade.<br />

EM-Gold für<br />

Dmitri Aliev,<br />

hier mit Trainer<br />

Evgeni Rukavitsin<br />

• • •<br />

Dmitri Aliev<br />

Interview


8<br />

News<br />

Endgültig: Essen will EM 23<br />

Seit den gelungenen Deutschen Meisterschaften<br />

2016 in Essen besteht in dieser Stadt der<br />

Wunsch, mehr als 15 Jahre nach der WM in<br />

Dortmund wieder einmal eine große ISU-Meisterschaft<br />

auszurichten. Treibende Kräfte waren<br />

zu Beginn Landesverbandschef Frieder Dieck<br />

und der Essener Vereinschef Dr. Stefan Steinmetz.<br />

Ein Film über die Stadt Essen für die ISU<br />

wurde mit dem gebürtigen Essener Paarläufer<br />

Daniel Wende gedreht. Die DEU wird sich offiziell<br />

mit der vor einigen Jahren gründlich renovierten,<br />

aber trotzdem bezahlbaren Grugahalle<br />

und guten, aber keinen überteuerten Hotels für<br />

die EM 2<strong>02</strong>3 bewerben. Auch die Vertreter der<br />

Stadt (Oberbürgermeister, Marketingchef und<br />

andere) unterstützen die Bewerbung, gerade<br />

weil Essen keine reiche Boomstadt ist, aber sich<br />

zusammen mit anderen Städten im Ruhrgebiet<br />

um Olympische Sommerspiele bewerben will<br />

und sich über zusätzliche Einnahmen freut. Nicole<br />

Schott als zurzeit beste Essener Läuferin<br />

will bis 2<strong>02</strong>3 laufen, falls Essen die EM erhält.<br />

Der Flughafen Düsseldorf ist nur eine halbe Autostunde<br />

entfernt, so dass die Stadt aus aller<br />

Welt gut erreichbar ist. Entscheiden wird die<br />

ISU voraussichtlich auf ihrem kommenden Kongress<br />

im Juni in Phuket. <strong>No</strong>ch ist nicht bekannt,<br />

welche anderen Städte sich bewerben.<br />

ISU erhöhte Damen-Mindestpunktzahl<br />

für WM<br />

Zu Beginn jeder Saison werden Technische Mindestpunktzahlen<br />

für KP, Rhythmustanz und Küren<br />

festgelegt. Diese muss jeder Läufer und jedes<br />

Paar in der laufenden oder der direkt vorangegangenen<br />

Saison bei einem beliebigen internationalen<br />

Wettbewerb im ISU-Kalender mindestens<br />

erreicht haben, um an den ISU-Meisterschaften<br />

teilnehmen zu dürfen. Man behält sich<br />

stets vor, die Mindestpunktzahlen bis spätestens<br />

zwei Monate vor den Meisterschaften zu ändern,<br />

wenn man sieht, dass die Teilnehmerzahl<br />

zu hoch oder zu niedrig sein könnte. Bisher<br />

blieben diese Punktzahlen meistens während<br />

der ganzen Saison gleich oder wurden hier und<br />

da auch schon abgesenkt. Im Januar wurde die<br />

Punktzahl für Damen, die an der WM in Montreal<br />

teilnehmen wollen, erstmals angehoben,<br />

und zwar im KP von 29 auf 30 Technische<br />

Punkte und in der Kür von 49 auf 51. Dies ist<br />

zwar zulässig, stellt aber eine gewisse Härte für<br />

einzelne Läuferinnen dar, die schon glaubten,<br />

sich für die WM qualifiziert zu haben, aber dies<br />

nun noch doch nicht sind. Andererseits kann<br />

man argumentieren, wer die Grenze nicht<br />

schafft, ist eben für eine WM nicht gut genug.<br />

Ende Januar waren auf jeden Fall zwei Läuferinnen<br />

betroffen: Die Slowenin Dasa Grm hatte vor<br />

14 Monaten 50,88 Kürpunkte bei der Golden<br />

Spin geschafft, aber keine 51, und versuchte die<br />

neue Kür-Mindestpunktzahl bei der EM vergeblich<br />

zu knacken. Sie kann dies nun bei den <strong>Februar</strong>wettbewerben<br />

(Bavarian Open, Den Haag<br />

u.a.) wieder versuchen, aber solche ursprünglich<br />

nicht eingeplante Reisen sind natürlich mit Kosten<br />

verbunden. Die zweite Betroffene ist die<br />

neue kanadische Meisterin Emily Bausback, die<br />

beim Warschau Cup 2019 zwar 29,41, aber<br />

nicht 30 Technische Punkte im KP holte. Sie<br />

hatte bei den 4C-Meisterschaften in der zweiten<br />

Febuarwoche ihren nächsten Versuch, denn<br />

für diese Meisterschaften gelten wie für die EM<br />

niedrigere Werte. Im Fall des Misserfolges hat<br />

sie zwei Wochen später in Den Haag eine zweite<br />

Chance, wenn sie und der Verband wollen<br />

und die Finanzierung kein Problem darstellt.<br />

Showprogramm statt<br />

Kurzprogramm?<br />

In der ISU gibt es Überlegungen, ab der nacholympischen<br />

Saison 2<strong>02</strong>2/23 das bisherige Wettbewerbsformat<br />

aus Kurzprogramm bzw. Rhythmustanz<br />

und Kür durch eine Technische Kür und<br />

eine künstlerische Kür oder ein Showprogramm<br />

mit nur wenigen Sprüngen bzw. Tanzelementen<br />

zu ersetzen. ISU-Vizepräsident Alexander Lakernik<br />

hat in Interviews bereits über diese Pläne<br />

gesprochen. Das neue Format wird zurzeit in Anträge<br />

gefasst und soll eventuell voraussichtlich<br />

auf dem ISU-Kongress in diesem Juni beschlossen<br />

werden, damit zwei Jahre Zeit zur Planung<br />

und Vorbereitung bleibt. Ungeteilte Zustimmung<br />

dürfte das neue Format aber nicht finden, weil<br />

ein Showprogramm viel sehr schwerer objektiv<br />

zu bewerten ist als das bisherige bewährte Kurzprogramm.<br />

In Russland finden für kleinere Kinder<br />

schon länger solche Showwettbewerbe statt,<br />

die auch häufig in den sozialen Medien gepostet<br />

werden und bisher eher als spielerische Liebhabereien<br />

unter dem Motto „Ach wie süß diese<br />

Kinder laufen“ gehandelt werden. In Wirklichkeit<br />

lernen die Kinder aber schon intensiv, Showprogramme<br />

zu laufen. Falls das neue Format beschlossen<br />

wird, werden russische Kinder von Anfang<br />

an dem Rest der Welt überlegen sein, weil<br />

sie es schon jetzt trainieren. Falls nicht, ist es<br />

trotzdem eine gute Schule, denn ein bisschen<br />

Show brauchen Eisläufer auch in den klassischen<br />

Programmen und für Schaulaufen.<br />

Sasha Cohen Mutter<br />

Die amerikanische Einzelläuferin Sasha Cohen<br />

(35), die 2006 eine Olympische Silbermedaille<br />

gewann und zwischen 2000 und 2010 viele andere<br />

Erfolge erzielte, und ihr Verlobter Jeffrey<br />

Liberthal wurden Mitte Januar Eltern ihres ersten<br />

Kindes, eines Jungen namens Dashiell. krk<br />

Psychische Misshandlung<br />

von SynchronläuferInnen<br />

Einer der größten finnischen Nachrichtensender<br />

yle.fi berichtete am 17. Januar 2<strong>02</strong>0, dass eine<br />

bekannte finnische Trainerin von ihrem Eislaufverband<br />

wegen Misshandlungen für ein Jahr für<br />

Wettbewerbe gesperrt wurde und der Eislaufverein<br />

aufgefordert wurde, zu prüfen, ob es angemessen<br />

sei, wenn diese Trainerin weiter unterrichten<br />

dürfe. Die Zeitschrift Helsingin Sanomat<br />

(HS) nennt auch den Namen der Synchrontrainerin<br />

Mirijami Pentinen, die unter anderem<br />

das Weltmeisterteam von 2013, das Team<br />

Unique betreut. Unter anderem wird ihr laut Yle<br />

vorgeworfen, die Mitglieder der ihr anvertrauten<br />

Teams aufgefordert zu haben, einen Kreis um<br />

Läuferinnen, die einen Fehler gemacht haben,<br />

zu bilden und diese anzuschreien und zu demütigen.<br />

Dies sei über Jahre hinweg immer wieder<br />

geschehen. Zudem wird berichtet, Pentinen<br />

habe immer wieder über Privatangelegenheiten<br />

von Teammitgliedern vor der gesamten Mannschaft<br />

gesprochen, auch über das Gewicht der<br />

einzelnen Läuferinnen und habe dabei unrichtige<br />

Behauptungen aufgestellt. Die Sportlerinnen<br />

seien nach Gewicht in drei Gruppen (Blau, Grün<br />

und Rot) eingeordnet worden sein, wobei Rot<br />

eine „Problemgruppe“ war, die abnehmen musste.<br />

Die Trainerin habe das Gewicht der Läuferinnen<br />

aus dieser Gruppe kommentiert und diese<br />

dann als „fett“ bezeichnet.<br />

Nachdem die Anschuldigungen bekannt geworden<br />

waren, soll sich der Anwalt der Trainerin<br />

mit einer langen WhatsApp-Nachricht an die<br />

Eltern ihrer Sportlerinnen gewandt und sie aufgefordert<br />

haben, die Trainerin zu unterstützen<br />

und zu bestätigen, dass ihre Kinder in einem<br />

psychologisch sicheren Hobby aufgewachsen<br />

wären und keine Erfahrung mit ungeeigneten<br />

Coaching-Methoden hätten (HS vom<br />

21.01.2<strong>02</strong>0, bearbeitet am 22.01.2<strong>02</strong>0). Inzwischen<br />

hat der Verein Pentinen entlassen, aber<br />

72 Eltern fordern die sofortige Wiedereinsetzung<br />

der Trainerin, weil sie die geschilderten<br />

Vorwürfe nicht erlebt haben und sich die Entlassung<br />

nachteilig auf den Teamerfolg auswirken<br />

könne (MSN Sports vom 23.01.2<strong>02</strong>0). mb<br />

Stefanie Pesendorfer und Luc Maierhofer, Foto: Flade<br />

Theo Taler Sonderpreis an<br />

Stefanie Pesendorfer<br />

Stefanie Pesendorfer hat den Sonderpreis Österreich<br />

der Aktion „Theo Taler“ erhalten. Der<br />

Preis war mit 300 Euro dotiert. Das <strong>No</strong>minierungskomitee<br />

der Theo-Neuser-Medaille hatte<br />

beschlossen, anlässlich der EM in Graz<br />

auch eine Läuferin aus Österreich zu fördern.<br />

Ebenfalls nominiert waren Luc Maierhofer<br />

und Olga Mikutina, die ein Geschenk erhielten.<br />

Die EM-Organisatoren unterstützten die<br />

Benefizaktion tatkräftig. Am Theo-Taler-<br />

Stand in Graz konnten Fans und Interessierte<br />

wieder Souvenirs erwerben, der Erlös ist für<br />

die Theo-Neuser-Medaille 2<strong>02</strong>0 bestimmt. tat


9<br />

Junhwan Cha<br />

Foto: Carmichael<br />

You und Cha siegen<br />

bei Koreanischer Meisterschaft<br />

Bei der Koreanischen Meisterschaft Anfang Januar haben sich<br />

mit Young You und Junhwan Cha die Favoriten durchgesetzt.<br />

You lief ein sauberes KP mit 3A und in der Kür gelang<br />

ebenfalls alles, nur der 3A war etwas unsauber.<br />

Sie erzielte 220,20 Punkte und gewann klar<br />

vor Junioren-Finalistin Haein Lee, die auf 204,56<br />

Zähler kam. Lee beeindruckte ebenfalls mit fehlerfreien<br />

Programmen, riskierte aber keinen 3A oder gar einen<br />

Vierfachsprung. Bronze ging an Yelim Kim, die in der Kür bei<br />

einem 3T stürzte (199,31). Eunsoo Lim wurde nur Siebte, darf<br />

aber zur Vier-Kontinente-Meisterschaft fahren. You und Kim<br />

wurden für die WM nominiert und Lee für die Junioren-WM.<br />

Cha zeigte einen Aufwärtstrend und lieferte zwei<br />

fehlerfreie Programme inklusive 4S im KP und 4S<br />

sowie 4T in der Kür ab (278,54). Sihyeong Lee<br />

landete mit Abstand auf Platz zwei<br />

(231,04) und June Hyoung Lee<br />

holte Bronze mit 226,52<br />

Zählern. Yura Min und ihr<br />

neuer Partner Daniel Eaton gewannen<br />

den Eistanzwettbewerb<br />

im Alleingang. <br />

tat<br />

Hevelius Cup in Danzig<br />

In den ISU Kategorien nahmen am 4. Hevelius<br />

Cup auch Mannschaften aus Deutschland und<br />

der Schweiz teil. Dominierend waren aber die<br />

finnischen Teams. In der Meisterklasse siegte<br />

Team Unique (226,67 Punkte), gefolgt vom<br />

ebenfalls finnischen Team Helsinki Rockettes<br />

(218,37 Punkte). Zwei Läuferinnen stürzten<br />

beim Kreuzen im KP, was nicht nur zu den obligatorischen<br />

Sturzabzügen führte, sondern auch<br />

zu recht hohen Abzügen durch die Preisrichter.<br />

Mit einer gelungenen Kür (sehr gute Gruppenhebung,<br />

schönes Moves- und <strong>No</strong>-hold-Element)<br />

konnten die Skating Graces aus Chemnitz mit<br />

162,82 Punkten Bronze für sich verbuchen. Einen<br />

guten vierten Platz erreichte das Schweizer<br />

Team Starlight. Die Juniorenklasse gewann Team<br />

Mystique vor den Ice Steps und Team Reflection,<br />

alle aus Finnland. Bei den Advanced <strong>No</strong>vice<br />

belegten gleich fünf finnische Teams mit<br />

teilweise sehr hohen Punktzahlen die Plätze 1 -<br />

5, dahinter folgte Team Skating Graces <strong>No</strong>vice<br />

mit 49,57 Punkten. Ein Sturz im gewanderten<br />

Kreis und das nur mit Basis-Level gezeigte<br />

Twizzle-Element liess keine höhere Punktzahl<br />

zu. Das <strong>No</strong>-Hold-Element und der pivotierte<br />

Block gelangen hingegen gut. In der Kategorie<br />

Mixed Age holte Team Butterfl‘ICE aus Neuss<br />

Bronze mit einer gelungenen Kür.<br />

Diverse Wettbewerbe<br />

ONE sendete 25 Stunden<br />

Der Fernsehsender ONE, der in Deutschland<br />

im Fernsehen oder über sportschau.de im Internet<br />

kostenlos zu sehen ist, und der ORF in<br />

Österreich haben ausführlich von der EM in<br />

Graz gesendet, ONE sogar etwa 25 Stunden,<br />

so viel wie noch nie zuvor. In der Mediathek<br />

ist dies jetzt noch zu sehen. Auch von den<br />

Weltmeisterschaften in Kanada wird ONE<br />

wieder ausführlich senden, allerdings wegen<br />

der Zeitverschiebung nicht live mitten in der<br />

Nacht, sondern zu zuschauerfreundlichen<br />

Uhrzeiten. Genauere Zeiten veröffentlichen<br />

wir im Märzheft, das rechtzeitig vor der WM<br />

verschickt wird.<br />

Letzte News:<br />

Missbrauchsskandale<br />

in Frankreich<br />

Besuchen<br />

Sie die<br />

<strong>Pirouette</strong><br />

Scan<br />

mich!<br />

Die Sporttageszeitung L‘Equipe hat am 29. Januar Berichte von drei Läuferinnen aus den 1970er<br />

bis 1990er Jahren veröffentlicht, die jetzt erstmals öffentlich gesagt haben, dass sie damals von<br />

ihren Trainern Gilles Beyer, Jean-Rolland Racle und Michel Lotz belästigt oder missbraucht worden<br />

seien. In Eislaufkreisen sind diese Fälle bereits seit Jahrzehnten bekannt und es hat auch schon<br />

Gerichtsverfahren gegeben. Daraufhin hat auch die Paarläuferin Sarah Abitbol erstmals enthüllt,<br />

sie sei von Beyer damals missbraucht worden. Der Verbandspräsident wurde in das Sportministerium<br />

zitiert, um der Ministerin zu berichten. Weitere Informationen im nächsten Heft. krk<br />

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Britannia Cup<br />

Beim 4. Britannia Cup in <strong>No</strong>ttingham setzen<br />

sich die US-amerikanischen Teams in der<br />

Meisterklasse durch. Es gewann das Team<br />

Haydenettes mit 206,66 Punkten und fast allen<br />

Elementen im höchsten Level vor Team<br />

Adrian College Varsity mit 171,90 Punkten,<br />

etwas weniger starken Elementen und weniger<br />

Preisrichterpunkten und den italienischen<br />

Meistern Hot Shivers mit 157,94 Punkten<br />

und beispielsweise der großen Hebung „nur“<br />

mit Level 3. Auch in der Juniorenkonkurrenz<br />

belegten gleich drei US-Teams die Plätze 1-3:<br />

Skyliners (176,15), Starlights (168,67) und DC<br />

Edge (150,89). Die Advanced <strong>No</strong>vice Kategorie<br />

gewann Team Diamond Edges vor den<br />

Valley Bay Synchronics, beide aus Finnland<br />

und beide mit 74 Punkten, der Unterschied<br />

machte ein nur Zehntel aus. Den dritten Platz<br />

belegte Team Ice Dreams aus Großbritannien.<br />

Zagreb Snowflakes Trophy<br />

Bei der Zagreb Snowflakes Trophy siegte in der<br />

Meisterklasse das US-amerikanische Team Starlights<br />

mit starken 210,89 Punkten und fast allen<br />

Elementen im höchsten Level vor Team Adrian<br />

College, ebenfalls USA, das 13 Punkte<br />

mehr erhielt als noch eine Woche vorher beim<br />

Britannia Cup. Den dritten Platz belegte mit<br />

großem Abstand das tschechische Team Darlings.<br />

Team Fintastic aus Finnland holte Gold in<br />

der Juniorenkategorie, Silber die Lexettes und<br />

Bronze das Team Image (beide USA). Die <strong>No</strong>vettes<br />

aus Finnland siegten bei den Advanced<br />

<strong>No</strong>vice mit 72,76 Punkten, vor Team Together<br />

(Schweden) und dem finnischen Team Soleil<br />

mit 60,66 Punkten. <br />

mb


10<br />

Deutsche Synchron- und Jugendmeisterschaften<br />

Meisterklasse | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Team Berlin 1 BTSC 1 1 173.41<br />

2 Skating Graces USGC 2 2 161.06<br />

3 United Angels TUSS 3 3 133.07<br />

Junioren | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Team Berlin Juniors BTSC 1 1 99.43<br />

Nachwuchs | DM Synchron<br />

Club Kür Pkt<br />

1 Team Berlin <strong>No</strong>vice BTSC 1 60.32<br />

2 Skating Graces <strong>No</strong>vice CEC 2 55.72<br />

3 Ice Starlets TUSBA 3 40.37<br />

Basic <strong>No</strong>vice | DM Synchron<br />

Club Kür Pkt<br />

1 Saxony Ice Pearls <strong>No</strong>vice DREC 1 35.19<br />

2 Munich Destiny ERCM 2 25.25<br />

Juvenile | DM Synchron<br />

Club Kür Pkt<br />

1 Team Berlin Minis BTSC 1 21.01<br />

Mixed Age | DM Synchron<br />

Club Kür Pkt<br />

1 Saxony Ice Pearls Mixed Age DREC 1 64.<strong>02</strong><br />

2 Team Butterfl‘Ice NSK 2 57.67<br />

3 Munich Synergy ERCM 3 49.96<br />

4 Blue Unicorns ECN 4 46.60<br />

5 Silk City Stars Krefeld EVK 5 42.38<br />

6 Cool Sensation ESCE 6 40.77<br />

7 Moon Dancer BWEKV 7 35.21<br />

Adult | DM Synchron<br />

Club Kür Pkt<br />

1 Team Berlin Adult BTSC 1 27.68<br />

2 Skating Graces Adult USGC 2 23.88<br />

3 Red Sunshine ERCM 3 22.63<br />

4 Blue Sparkles ESCH 4 17.95<br />

Deutsche Synchron- und<br />

Die Kombination von Wettbewerben, von denen einer gar nichts mit den beiden<br />

anderen zu tun hatte, war sicherlich speziell. Doch dieses Konstrukt im Erika-<br />

Hess-Eisstadion war mit Hilfe von vielen ehrenamtlichen Helfern wirklich schön ausgerichtet<br />

und gut organisiert. Man hörte von den Zuschauern und den Aktiven nur<br />

Positives, alle waren sehr freundlich, aufmerksam und auch die Verpflegung stimmte.<br />

Berlin räumt im Synchronlaufen ab<br />

Drei Meisterklasseteams nahmen an der Deutschen<br />

Meisterschaft teil und Team Berlin 1<br />

holte sich souverän den 25. Titel in Folge. Bereits<br />

im KP begeisterten die Berlinerinnen die<br />

Zuschauer mit einem mitreißenden Hip Hop.<br />

Sie liefen absolut sicher und souverän, zeigten<br />

viel Ausdruck und blieben abzugsfrei. Die Kür<br />

zu „Aquaman“ gelang ähnlich gut und führte<br />

zu keinen Abzügen, bis auf einen Sturz beim<br />

Rittberger im Highlighting mit dem obligatorischen<br />

Punktabzug. Besonders gut gelangen das<br />

Whip-Kreuzen (also das Kreuzen von zwei Reihen,<br />

die entgegengesetzte Halbkreise bilden,<br />

sich rückwärts kreuzen und sich dabei um 360<br />

Grad durch die Lücken drehen), das <strong>No</strong>-Hold-<br />

Element und der artistische Kreis. Bemerkenswert<br />

waren auch das hohe Tempo, der Ausdruck<br />

und die kreative Umsetzung der Filmmusik.<br />

Den Skating Graces gelang (fast) ein kleines<br />

Wunder. Sie steigerten sich in nicht einmal<br />

vier Wochen um 14 Punkte im KP gegenüber<br />

dem Ergebnis des Lumiere Cup. Das KP zu „In<br />

the End“ von Linkin Park gelang den Chemnitzerinnen<br />

gut, sie liefen schwungvoll, ausdrucksstark<br />

und sicher. Abzüge gab es keine<br />

und ihr gewanderter Kreis gelang sehr schön.<br />

Außergewöhnlich ist ihr Kürthema: Formel 1,<br />

präsentiert in ziemlich authentisch wirkenden<br />

Rennanzügen. Das Programm lief leider nicht<br />

ganz so flüssig wie das KP. Im Whip-Kreuzen<br />

und im Moves-Element kam es zu insgesamt<br />

drei Stürzen. Die übrigen Elemente gelangen<br />

gut und das Zuschauen machte Spaß.<br />

Die United Angels aus Stuttgart haben sich seit<br />

der letzten Saison deutlich verbessert und laufen<br />

zu „Everybody Wants to Rule the World“<br />

von Cinematic Pop im KP und zu SuperHero Mix<br />

in der Kür. In beiden Programmen kam es aber<br />

zu Stürzen im <strong>No</strong>-Hold-Element, bei dem es immer<br />

schwieriger wird, einen höheren Level zu<br />

erreichen. Nicht ganz sauber gelangen auch das<br />

Whip-Kreuzen, die große Hebung und das Paar-<br />

Element. Die übrigen Elemente waren hingegen<br />

wirklich gut und es machte Freude zuzuschauen,<br />

da das Team mit viel Enthusiasmus läuft.<br />

Zur WM am 3. und 4. April in Lake Placid/USA<br />

reist auch in diesem Jahr Team Berlin 1. Vorher<br />

nehmen die Sportlerinnen noch an der Leon Lurije<br />

Trophy in Göteborg und dem Spring Cup in<br />

Mailand teil. Beide Wettbewerbe gehören zur<br />

neu eingeführten Challenger Serie. Besonders<br />

interessant sind sie, weil es dort Weltranglistenpunkte<br />

gibt, die zu einem besseren Startplatz<br />

bei der WM führen können.


Jugendmeisterschaften<br />

Weiterhin nur ein Juniorenteam<br />

Auch in dieser Saison läuft Team Berlin Juniors<br />

ohne Konkurrenz, was sehr schade ist, denn gerade<br />

im jungen Alter bedeutet Konkurrenz auch<br />

Motivation. Die Berliner Juniorinnen sind zweifellos<br />

talentiert und Gert Hofmann hat zwei sehr<br />

schöne Programme aufgebaut: das KP zu „Lone<br />

Digger“ von Caravan Palace und die Kür zur<br />

Filmmusik „Corpse Bride“. Allerdings gelangen<br />

die Elemente nicht ganz sauber, zudem kam es<br />

in beiden Programmen zu Stürzen. Bis zur Junioren-WM<br />

Mitte März bleibt ihren Trainern Marco<br />

Derpa und Deseree Graichen noch ein wenig<br />

Zeit, um an der Ausführung zu arbeiten. In <strong>No</strong>ttingham<br />

hätten die Berlinerinnen nämlich die<br />

reelle Chance, sich nach den nicht so optimalen<br />

Ergebnissen der beiden Vorjahre (16. und 15.<br />

Platz) wieder etwas weiter vorne zu platzieren.<br />

Die neuen Deutschen Nachwuchsmeister Team<br />

Berlin <strong>No</strong>vice konnten sich seit dem Lumiere<br />

Cup nochmals steigern und erreichten erstmals<br />

über 60 Punkte. Das Team lief temporeich, zeigte<br />

viel Ausdruck, der Vortrag war sehr leichtfüßig<br />

und die 15 Mädchen und der junge Mann<br />

strahlten. Am besten gelangen der pivotierte<br />

Block, das Moves-Element und der gewanderte<br />

Kreis. Die geschickt eingebauten Highlights in<br />

Form von Sprüngen oder <strong>Pirouette</strong>n gaben dem<br />

Programm zur Disney-Filmmusik „Dumbo“ noch<br />

einen besonderen Kick. Auch die Skating Graces<br />

<strong>No</strong>vice aus Chemnitz zeigten mit einem irischen<br />

Stepptanz eine gelungene Kür, die bis auf ein<br />

paar kleine Schwächen gut glückte: So stürzte<br />

am Anfang im Moves-Element eine Läuferin<br />

und andere konnten ihre Position nicht halten.<br />

Die Chemnitzerinnen ließen sich dadurch aber<br />

nicht entmutigen und zeigten danach ein schönes<br />

und souverän gelaufenes Programm. Als<br />

drittes Team starteten erstmals die Ice Starlets<br />

aus dem bayerischen Bad Aibling, die ebenfalls<br />

eine gute Kür zu „Le Filou“ zeigten, aber noch<br />

an der Technik und den Übergängen arbeiten<br />

müssen. Ursprünglich wollten sie als Basic <strong>No</strong>vice<br />

Team (<strong>No</strong>n-ISU) starten, entschieden sich<br />

aber im Dezember anders und mussten in den<br />

Weihnachtferien kurzfristig neue Läuferinnen<br />

und Elemente integrieren.<br />

Team Berlin 1 Manager Peter Fröhlich<br />

und Trainer Gert Hofmann (rechts)<br />

11<br />

Deutsche Synchron- und Jugendmeisterschaften<br />

Team Berlin <strong>No</strong>vice<br />

mit über 60 Punkten<br />

Team Berlin 1<br />

Fotos: Kraus<br />

Siegerehrung Mixed Age


12<br />

Deutsche Synchron- und Jugendmeisterschaften<br />

<strong>No</strong>n-ISU-Kategorien<br />

Erfreulicherweise waren in dieser Saison auch<br />

die Nicht-ISU-Kategorien als Deutschlandpokal<br />

mit dabei. In den Kategorien der jüngsten Pre-<br />

Juvenile, Juvenile und Basic <strong>No</strong>vice starteten<br />

nur ein bzw. zweimal zwei Teams. Gewonnen<br />

hat bei den Basic <strong>No</strong>vice das Team Saxony Ice<br />

Pearls <strong>No</strong>vice und in der Kategorie Pre-Juvenile<br />

die Kleinen Eisteufel, beide aus Dresden. Als<br />

einzige Starter gewann das Team Berlin Minis<br />

in der Kategorie Juvenile. Zahlreicher<br />

waren die Teilnehmer in den Kategorien<br />

Mixed Age, wo sich die Saxony<br />

Ice Pearls mit ihrer sehr originellen Aerobic-Kür<br />

bereits zum zweiten Mal den Titel holten. Silber<br />

gewann das NRW-Team Butterfl`Ice und Bronze<br />

das Team Munich Synergy. Bei den Erwachsenen<br />

setzte sich Team Berlin Adults, das mit viel<br />

Schwung unterwegs war, klar durch und bestätigte<br />

seine gute Form bei den Winter World<br />

Master Games in Innsbruck, wo das Team Bronze<br />

holte. Der zweite Platz ging an die Skating<br />

Graces Adult und die Bronzemedaille erlief sich<br />

Team Red Sunshine<br />

aus München.<br />

Deutsche Jugendmeisterschaften<br />

33 Läuferinnen zeigten bei der Jugendmeisterschaft<br />

ihre Programme. In dieser Sollbruchstelle<br />

zum Breitensport zeigten einige Läuferinnen<br />

schöne, saubere Programme, deren Highlights<br />

Doppelsprünge mit Kombination sowie sicher<br />

gedrehte <strong>Pirouette</strong>n waren. Besonders gut gelang<br />

die Kür der Siegerin Chiara Höhensteiger<br />

aus dem Stadtteil Pang von Rosenheim, die sich<br />

zur Filmmusik La La Land durch saubere Sprünge,<br />

schnelle <strong>Pirouette</strong>n und gute Schritte auszeichnete.<br />

Eine ähnlich gute Leistung zeigte<br />

auch Alexandra Alscher aus Bad Aibling. Michelle<br />

Ehemann versuchte sich an 3S und 3R, beide<br />

waren jedoch nicht klar rückwärts gelandet. Elena<br />

Papadopoulou probierte als einzige den 2A,<br />

landete ihn aber nicht rückwärts und machte<br />

insgesamt zu viele Fehler. Die hier erwähnten<br />

Läuferinnen kommen übrigens alle aus Bayern.<br />

Basic <strong>No</strong>vice: Munich Destiny<br />

Vincent Holzheuer<br />

Team Berlin Minis<br />

Team Berlin Juniors<br />

Saxony<br />

Ice Pearls<br />

<strong>No</strong>vice<br />

Damen | DM Jugend<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Chiara Höhensteiger SVP 2 1 105.73<br />

2 Michele Ehemann EVA 3 3 104.31<br />

3 Alexandra Alscher ERCBA 6 2 103.41<br />

4 Anna Matilda Fellinger EJE 1 6 103.01<br />

5 Sandra Gamböck ECO 5 4 100.59<br />

6 Lydia Meneikis SCC 4 5 99.26<br />

7 Victoria Maria Gronem BSV92 7 7 97.95<br />

8 Elena Papadopoulou ECO 8 9 95.91<br />

9 Mariella Wallner MEV 13 8 93.71<br />

10 Anna Schlesinger ESGE 9 12 92.61<br />

11 Annika Görler USGC 17 10 91.65<br />

12 Anna-Maria Kistner ESCE 15 11 91.26<br />

13 Fabienne Meve ESCW 10 16 90.46<br />

14 Sarah Fuchs EVA 14 14 89.50<br />

15 Louisa Tenter EJE 16 13 89.44<br />

16 Evelin Illenseer DREC 18 15 88.90<br />

17 Sofiya Kanevska ECO 12 18 85.63<br />

18 Lisa Oge EKVM 11 22 85.12<br />

19 Laura Paffen DEG 19 19 84.33<br />

20 Eva Daniels TECW 24 17 81.64<br />

21 Senta Böhlke CEC 20 21 81.34<br />

22 Olivia Sorg MEV 21 20 80.91<br />

23 Sabina Radovan TECW 22 25 79.61<br />

24 Laura Schmidbauer MEV 25 23 79.39<br />

25 Karina Vera Polemitis NSK 28 27 78.22<br />

26 Audrey Stoskus DEG 29 26 77.77<br />

27 Ronja Stiegler CEC 30 24 77.74<br />

28 Gillian Armstrong MERC 27 28 76.38<br />

29 Christine Reifschneider FREC 26 29 73.25<br />

30 <strong>No</strong>emi Dempfle EKVM 23 30 73.00<br />

31 Joelle Kötschneider ERCW 32 32 66.54<br />

32 Sophie Wacker FUN 34 31 65.52<br />

33 Lena Sommer LSCBN 33 33 61.90<br />

– Kiara Merkel USGC – – –<br />

– Julia Zenner USGC – – –


Herren | DM Jugend<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Roman Grigoriev WSVA 1 1 123.18<br />

2 Vincent Holzheuer EKVM 2 2 105.65<br />

3 Korbinian Steinsailer ERCBA 3 4 90.50<br />

4 Marc Delbrouck ERSCO 4 5 86.01<br />

5 Tobiya Harms ECO 5 3 85.59<br />

6 Ralf Junglas TSVSA 6 6 66.57<br />

Bei den Herren traten dagegen nur sechs Läufer<br />

an, ebenfalls alle aus Bayern. Von diesen zeigte<br />

Roman Grigoriev aus Aschaffenburg in beiden<br />

Programmen die mit Abstand beste Leistung.<br />

Seine Sprünge einschließlich des 2A waren sicher,<br />

er war flott unterwegs. Seine <strong>Pirouette</strong>n<br />

waren die besten im Wettbewerb und er zeigte<br />

Ausdruck. An einem Dreifach-Sprung, dem<br />

3L, versuchte sich nur Tobiya Harms aus<br />

Oberstdorf. Dieser war allerdings<br />

nicht rückwärts gelandet und<br />

auch nicht sauber ausgeführt.<br />

Auch die meisten anderen<br />

Elemente gelangen nicht<br />

perfekt und sein Grundtempo<br />

war recht langsam. Sehr<br />

imponieren konnte hingegen der auf dem vierten<br />

Platz liegende Marc Delbrouck aus Ottobrunn<br />

bei München, dem eine Hand und ein<br />

Unterarm fehlen. Er hat sehr schöne Bewegungsabläufe,<br />

ist schnell, wendig und hat ein<br />

gutes Drehmoment. Bei ihm ist sicherlich<br />

Potenzial vorhanden. Manuela Buyny/krk<br />

13<br />

Deutsche Synchron- und Jugendmeisterschaften<br />

Michele Ehemann<br />

Chiara Höhensteiger<br />

Fotos: Höppner<br />

Roman Grigoriev<br />

Alexandra Alscher<br />

Anna Matilda Fellinger


14<br />

Olympische Winterjugendspiele<br />

Olympische Winterjugendspiele<br />

Zum dritten Mal nach Innsbruck 2012<br />

und Lillehammer bzw. Hamar 2016<br />

fanden Mitte Januar in Lausanne und<br />

anderen Schweizer Orten die Olympischen<br />

Winterjugendspiele in einer<br />

Vielzahl von Wintersportarten statt.<br />

Teilnehmen durften nur Jugendliche bestimmter<br />

Jahrgänge, beim Eiskunstlaufen<br />

sind das jüngere Junioren. Schaut<br />

man sich die Listen der Besten von 2012<br />

und 2016 an, sieht man, dass viele auch<br />

später Karriere gemacht haben.<br />

Letizia Roscher<br />

und Luis Schuster<br />

Foto: Höppner<br />

in Lausanne<br />

Die Eiskunstläufer und andere Sportler, die in<br />

Lausanne starten, wohnten in einem Olympischen<br />

Dorf, dessen Hochhäuser nach den Spielen<br />

als Studentenwohnheime genutzt werden.<br />

Einige prominente Sportler von früher wurden<br />

vom IOC eingeladen, ihre Nachfolger für Olympia<br />

zu motivieren. Für die Eisläufer war das der<br />

viermalige Weltmeister Patrick Chan aus Kanada.<br />

Viele Beobachter empfanden das Event als<br />

angenehmen Kontrast zu den gigantischen großen<br />

Olympischen Spielen, bei denen Korruption<br />

bei der Vergabe, Gigantismus bei den Sportstätten,<br />

Doping und die Vermarktung von Rechten<br />

mehr im Mittelpunkt stehen als die sportlichen<br />

Höchstleistungen. In Lausanne habe man noch<br />

Sport von unschuldigen Jugendlichen gesehen.<br />

Allerdings trübte ein schwerer Unfall am Tag vor<br />

dem Beginn die gute Stimmung. Denn laut IOC-<br />

Bericht sei eine 35 Jahre alte russische Eisläuferin,<br />

die in Deutschland lebe, bei Proben für eine<br />

Luftnummer der Eröffnungsfeier aus fünf Meter<br />

Höhe auf das Eis gestürzt und habe sich schwer<br />

verletzt. Ihr Name wurde nicht genannt, aber<br />

Nelli Zhiganshina ist es jedenfalls nicht.<br />

Ziel dieser fast zweiwöchigen Veranstaltung ist<br />

es, den Sportlern eine Vorstellung von<br />

Olympia zu geben und sie zu motivieren,<br />

weiterhin intensiv zu<br />

trainieren und einige Jahre<br />

später ihren Traum zu verwirklichen, bei den<br />

echten großen Olympischen Spielen zu starten<br />

und um Medaillen zu kämpfen. Bei den Eiskunstlaufwettbewerben<br />

war die Halle dank freien<br />

Eintritts und vieler Schulklassen teilweise mit<br />

mehr als 4.000 Zuschauern voll besetzt. Viele<br />

Läufer, auch die Schweizerin<br />

Anais Coraducci und die<br />

Chemnitzer Letizia Roscher/<br />

Luis Schuster, die sich als einzige deutsche Eiskunstläufer<br />

qualifizieren konnten und von der<br />

DEU erfreulicherweise auch nominiert wurden,<br />

erzählten, dass sie erstmals im Leben vor einer<br />

großen Kulisse gelaufen sind. Dies kann zunächst<br />

etwas einschüchternd wirken, gehört<br />

aber zum gerne erlebten Lernprozess jedes Leistungssportlers.<br />

Ähnliches hatten beim ISU Juniorenfinale<br />

im Dezember auch Paarläufer Robert<br />

Kunkel erfahren, während seine Partnerin Annika<br />

Hocke, von Natur aus showbegeistert, dies schon<br />

mit Ex-Partner Ruben Blommaert von ihren<br />

Wettbewerben 2017/18 einschließlich der Olympischen<br />

Spielen 2018 kannte. Außerdem war<br />

Hocke als Einzelläuferin bei den Winterjugendspielen<br />

2016 dabei (Platz 11).<br />

Dass die seit dem vergangenen Jahr erheblich<br />

gewachsene Roscher (15) und der fast 1,90 Meter<br />

große Schuster (18) in der Paarlaufkonkurrenz<br />

Achte und Letzte wurden, war nach dem<br />

Ergebnis der vergangenen Junioren-WM fast zu<br />

erwarten. Aber trotzdem haben sie diese „Prüfung“<br />

zumindest zufriedenstellend bestanden,<br />

denn immerhin holten sie mit 123 Punkten<br />

sieben bzw. 20 mehr als bei ihren beiden Junioren<br />

Grand Prix 2019. Im KP landete Roscher<br />

den dreifach gezeigten Twist (zwei Konkurrenten<br />

begnügten sich mit doppelten) mehr<br />

auf seiner Schulter statt in seinen Armen und<br />

anschließend sprang sie den Axel nur einfach,<br />

während er ihn doppelt, allerdings mit der Hand<br />

touchiert landete. Die anderen Elemente glückten<br />

mehr oder weniger sauber, das beste war<br />

die Axel-Lasso-Hebung. In der Kür glückte beiden<br />

der 2A knapp, aber Roscher stürzte beim<br />

dreifachen Wurfsalchow und der Twist war erneut<br />

nicht sauber. Auch hier erhielten die Hebungen<br />

die meisten Pluspunkte.<br />

Überlegene Sieger mit 199 Punkten wurden<br />

Apollinariia Panfilova und Dmitry Rylov aus dem<br />

russischen Perm, die im Dezember schon das<br />

ISU Juniorenfinale gewonnen hatten. Sie präsentierten<br />

nicht nur erstklassige Elemente, sondern<br />

haben auch für ihr Alter (17 und 18) bereits<br />

einen sehr eleganten Laufstil. Ihr Twist im<br />

KP erhielt zweimal +5 und die Rittberger-Hebung<br />

achtmal +4. So richtig erkannte die Jury<br />

ihre Stärke erst in der Kür, denn dort gab es<br />

neunmal +5 für den Twist, sechsmal +5 für<br />

den Wurfrittberger, einzelne +5 für drei weitere<br />

Elemente. Die Komponenten schnellten von<br />

7,4 auf etwa 8,1. Ihre einzige Schwäche ist,<br />

dass sie noch keinen parallelen Dreifachsprung<br />

im Repertoire haben. Diana Mukhametzianova<br />

und Ilya Mironov, Zweite beim Juniorenfinale<br />

und Moskauer Schüler von Vladislav Zhovnirski,<br />

gewannen auch in Lausanne Silber, diesmal mit<br />

175 Zählern. Ihr KP enthielt sechs gute Elemente,<br />

aber einen Sturz beim Wurfflip. Dieses Element<br />

gelang in der Kür ebenso gut wie eine<br />

3L-2T-2T-Kombination, nur der 3F ging diesmal<br />

daneben. Bronze mit 157 Punkten gewannen<br />

die für Georgien startenden Alina Butaeva und<br />

Luka Berulava, die beide in Russland geboren<br />

sind, wie die Sieger im russischen Perm trainieren<br />

und bei ihren Junioren Grand Prix 2019<br />

Achte und Sechste geworden waren.<br />

Einzelläufer aus Asien gewannen<br />

Siegerin der aus 16 Teilnehmerinnen bestehenden<br />

Mädchenkonkurrenz mit beeindruckenden<br />

214 Punkten wurde die Südkoreanerin Young<br />

You (15), die bei ihren Meisterklasse-Grand Prix<br />

2019 Dritte und Vierte geworden war. Im KP mit<br />

3L-3T, in dem kein 3A erlaubt ist, dominierten<br />

Elementebewertungen von +3 und +4. Die Kür<br />

begann sie mit einem guten 3A, gefolgt von<br />

sechs anderen Dreifachen. Auch stilistisch lief<br />

sie erstklassig und erhielt einige Komponenten<br />

von 9,0. Silber gewann Kseniia Sinitsyna aus<br />

Moskau mit 200 Punkten, sechs sehr guten Elementen<br />

im KP und einer etwas wackligen<br />

3L-3T-Kombination sowie einer Kür mit fünf<br />

sehr guten Tripelsprüngen (kein 3A), aber einem<br />

unterdrehten 3F und einem aufgerissenen Rittberger.<br />

Anna Frolova, ebenfalls aus Russland,<br />

gewann Bronze mit 187 Zählern. Die italieni-


Young You<br />

Fotos: Kolb<br />

4T und sechs Dreifachen, darunter einem zweiten<br />

3A in der letzten Minute. Silber wie beim<br />

Juniorenfinale, aber diesmal mit 237 Punkten<br />

gewann Andrei Mozalev aus St. Petersburg. Im<br />

KP war der 3R knapp, aber 3A und 3L-3T sowie<br />

die übrigen Elemente sehr gut. In der Kür meisterte<br />

auch er zwei sehr gute 4T, aber der erste<br />

3A ging daneben und zweite war unsauber.<br />

Bronze gewann (wie beim Juniorenfinale) sein<br />

Landsmann Daniil Samsonov aus der Tutberidze-<br />

Schule mit 215 Zählern. In der Kür versuchte er<br />

als einziger einen 4L, der allerdings unterdreht<br />

war. Aleksa Rakic aus Kanada wurde Vierter mit<br />

205 Punkten, Younghyun Cha aus Südkorea, der<br />

früher auch Seiltanz wettbewerbsmäßig betrieben<br />

hat, Fünfter mit 199 Punkten. Der Schweizer<br />

<strong>No</strong>ah Bodenstein kam mit 176 Zählern auf den<br />

siebten Rang. Sein KP gelang mit 3T-3T nahezu<br />

fehlerfrei, in der ebenfalls sturzfreien Kür waren<br />

sechs Dreifache sauber und ein 3R nicht<br />

ganz einwandfrei. Arlet Levandi aus Estland,<br />

14 Jahre alter Sohn der estnischen Trainerin<br />

Anna Levandi, die früher für die Sowjetunion<br />

unter dem Namen Anna Kondrashova Vizeweltmeisterin<br />

1984 geworden war, kam auf Rang 12<br />

mit 154 Punkten. Ilia Malinin, Trainersohn der<br />

früheren Usbekin und jetzigen Amerikanerin Tatiana<br />

Malinina aus den USA, musste kurzfristig<br />

aus gesundheitlichen Gründen absagen.<br />

15<br />

Olympische Winterjugendspiele<br />

Yuma Kagiyama<br />

sche Meisterin Alessia Tornaghi wurde Sechste<br />

mit 178 Zählern. Die französische Vizemeisterin<br />

Maia Mazzara, die früher für die Schweiz lief,<br />

kam auf Platz 9 mit 166 Punkten und die<br />

Schweizerin Anais Coraducci wurde Zehnte mit<br />

150 Punkten. Im KP war ihre Himmelspirouette<br />

bestes Element, aber sie stürzte beim zweiten<br />

3T der Kombination. In der Kür glückten sechs<br />

Dreifache, aber zwei weitere Sprünge nicht.<br />

Den Wettbewerb der männlichen Jugendlichen<br />

gewann relativ knapp der 16 Jahre alte Japaner<br />

Yuma Kagiyama mit 239 Punkten, der beim Juniorenfinale<br />

vor zwei Monaten Vierter geworden<br />

war. Der 16-Jährige wird von seinem Vater trainiert,<br />

der selbst bei den Olympischen Spielen<br />

1992 und 1994 gestartet war. Im KP musste<br />

Yuma nach 3R und 3A beim Toeloop nach dem<br />

3L zu Boden, alle anderen Elemente klappten<br />

ausgezeichnet. In der Kür brillierte er mit zwei<br />

In der Eistanzkonkurrenz zeigte sich am<br />

meisten, dass die Beschränkung auf jüngere<br />

Junioren keinen Top-Paaren einen Start ermöglichte.<br />

Die Sieger Irina Khavronina (15) und<br />

Dario Cirisano (18, italienischer Vater und russische<br />

Mutter, lebt seit dem sechsten Lebensjahr<br />

in Russland), konnten wegen Verletzung im Junioren<br />

Grand Prix nicht starten. Nun holten die<br />

Schüler von Alexei Gorshkov 164 Punkte in zwei<br />

fehlerlosen Programmen mit sehr guten Elementen<br />

und relativ hohen Levels. Sofya Tyutyunina<br />

(16) und Alexander Shustitskiy (17) aus der<br />

Moskauer Schule von Rubleva/Shefer gewannen<br />

Silber mit 159 Zählern. Sie waren immerhin<br />

Dritte und Zweite bei ihren Junioren Grand Prix<br />

2019. Bronze mit 152 Zählern ergatterten die<br />

Amerikaner Katarina Wolfkostin (15) und Jeffrey<br />

Chen (17), die bei Igor Shpilband trainieren und<br />

bei ihren Junioren Grand Prix 2019 die Plätze 5<br />

und 4 belegt hatten. Zwölfte und Letzte mit 96<br />

Punkten wurden die Schweizer Gina Zehnder<br />

und Beda Leon Sieber aus Küsnacht.<br />

Um vielen Läufern die Möglichkeit zu geben,<br />

ihre Kür noch ein zweites Mal zu zeigen, gab es<br />

nach den vier Individualwettbewerben einen<br />

Teamwettbewerb mit acht Mannschaften verschiedener<br />

Nationalität. Jedes Team bestand aus<br />

je einem nach einem Punktesystem ausgelosten<br />

Läufer bzw. Paar aller vier Kategorien. Letizia<br />

Roscher und Luis Schuster (8.) bildeten zusammen<br />

mit Maia Mazzara (4.) aus Frankreich, dem<br />

US-Amerikaner Liam Karpeikis (4.) und den kanadischen<br />

Eistänzern Miku Makita/Tyler Gunara<br />

(5.) das Team Hope und belegte den achten<br />

Platz. Gewonnen hat das Team Courage mit den<br />

Einzelläufern Arlet Levandi aus Estland (7.) und<br />

Ksenia Sinitsina aus Russland (1.), dem Sportpaar<br />

Alina Butaeva/Luka Berulava aus Georgien<br />

(3.) und den Eistänzern Utana Yoshida/Shingo<br />

Nishiyama aus Japan (1.). Klaus-Reinhold Kany<br />

Apollinariia Panfilova<br />

und Dmitry Rylov<br />

Irina Khavronina<br />

und Dario Cirisano


16<br />

Diverse Wettbewerbe<br />

Mentor Cup<br />

in Torun<br />

Der erste Wettbewerb des Jahres im<br />

ISU-Kalender war auch in diesem Jahr der<br />

Mentor Cup im polnischen Torun südlich<br />

von Danzig, in der städtischen Heimateishalle<br />

Tor-Tor des Trainerehepaares Siudek.<br />

Aber Paarlaufkonkurrenzen fanden auch<br />

2<strong>02</strong>0 nicht statt. In früheren Jahren war<br />

ein Kakaogetränk für Kinder Namenssponsor<br />

des Wettbewerbs, diesmal die polnische<br />

Filiale einer weltweit aktiven deutschen<br />

Baufirma. Bei der Schreibweise der Namen<br />

von Läufern und Jurymitgliedern gab es<br />

einige orthografische Schnitzer.<br />

Eistanzsieger wurden die Lokalmatadoren Natalia<br />

Kaliszek und Maksym Spodyriev mit 188<br />

Punkten. Im Rhythmustanz erhielten die diagonale<br />

und die Finnstep-Schrittfolge (mit kleinem<br />

Wackler von ihr) nur Level 1, daher lagen sie<br />

hier nur auf dem zweiten Rang. Aber in der Kür<br />

klappten sämtliche Elemente sehr gut. Die<br />

„Montrealer Chinesen“ Shiyue Wang und Xinyu<br />

Liu, Vierte und Fünfte bei ihren Grand Prix<br />

2019, gewannen den Rhythmustanz dank besserer<br />

Level knapp. Aber in der ebenfalls fehlerfreien<br />

Kür erhielten sie nur Komponenten von etwa<br />

8,1 statt 8,6 wie die Polen und fielen daher mit<br />

185 Punkten auf Platz zwei zurück. Bronze mit<br />

173 Punkten holten die für Armenien startenden<br />

Tina Garabedian und Simon Proulx Senecal,<br />

die in Montreal trainieren, Vierte wurden die<br />

Shpilband-Schüler Robynne Tweedale und Joseph<br />

Buckland aus Großbritannien mit 166 Zählern.<br />

Auf Rang 8 mit 149 Punkten kamen die<br />

Schweizer Victoria Manni und Carlo Röthlisberger<br />

nach zwei so gut wie fehlerlosen Programmen.<br />

147 Punkte ergaben für die zweiten<br />

Schweizer Arianna Wroblewska und Stéphane<br />

Walker (mehrfacher Schweizermeister im Einzellaufen)<br />

Platz 11. Die Caruso-Schüler Amanda<br />

Peterson und Maximilian Pfisterer belegten eine<br />

Woche nach Platz vier bei den Deutschen Meisterschaften<br />

Rang 13 mit 141 Zählern nach zwei<br />

Programmen ohne größere Fehler.<br />

Auch im Damenwettbewerb gab es Gold für Polen:<br />

Die aus Russland stammende Ekaterina Kurakova<br />

gewann mit überlegenen 181 Punkten.<br />

Im KP glückten 3L-3T, 3R, die Schrittfolge und<br />

die <strong>Pirouette</strong>n ausgezeichnet. In der Kür erhielten<br />

sechs Dreifache und zwei 2A Pluspunkte,<br />

nur der 3S ging daneben. Emily Zhang, Sechste<br />

der US-Juniorenmeisterschaften 2019 und<br />

Schülerin des Österreichers Viktor Pfeifer, holte<br />

Silber mit 153 Punkten. Im KP wäre sie fast<br />

beim 3S gestürzt und ihr 3F war nicht sauber,<br />

die <strong>Pirouette</strong>n jedoch sehr gut. In der Kür gelangen<br />

vier Dreifache, nur bei einem Flip war sie<br />

einem Sturz nahe. Bronze mit 139 Zählern ging<br />

an die gebürtige Russin und jetzt für Israel laufende<br />

Alina Iushchenkova, die bei der Nebelhorn<br />

Trophy 2019 Platz 20 belegt hatte.<br />

Als Herrensieger mit 207 Punkten konnte sich<br />

Vladimir Litvintsev aus Aserbaidschan feiern lassen.<br />

Im KP riss der gebürtige Russe den vierfach<br />

geplanten Toeloop auf und sein 3F wurde abgewertet,<br />

während der 3A glückte. Mit 4T-3T, 4T,<br />

zwei 3A (einer unterdreht) und drei sauberen<br />

weiteren Dreifachen sprang er vom sechsten<br />

Platz noch ganz nach vorne. Mark Kondratiuk<br />

aus Moskau gewann mit 204 Punkten Silber. Das<br />

KP gewann er mit unsauberem 3A, aber sonst<br />

guten Elementen. Seine sturzfreie Kür enthielt<br />

sieben Dreifache, darunter zwei 3A. Brendan<br />

Kerry aus Australien wurde Dritter mit 193 Zählern.<br />

Der Schweizer Nurullah Sahaka musste sich<br />

mit dem achten Rang und 172 Punkten begnügen.<br />

Nach dem KP mit 3S-3T und 3A, aber gestürztem<br />

3R lag er an zweiter Position. Aber in<br />

der Kür gingen vier Sprünge daneben.<br />

Juniorensieger mit 170 Punkten wurde der Brite<br />

Edward Appleby. Hier belegten die Schweizer<br />

Brüder Nico und Michal Steffen die Ränge 8<br />

und 11 mit 131 bzw. 118 Zählern. Die beste Juniorin<br />

war Maria Levushkina aus Bulgarien mit<br />

149 Punkten, Siebte und Neunte bei ihren beiden<br />

Junioren Grand Prix 2019. Am Start waren<br />

in dieser Konkurrenz auch drei Deutsche. Anastasia<br />

Steblyanka aus Mannheim kam auf den<br />

fünften Rang nach einem fehlerfreien KP mit 3R<br />

und 3S-2T sowie einer Kür mit drei sauberen<br />

und zwei knappen Dreifachen. Aya Hatakawa<br />

aus Oberstdorf wurde Sechste (132) und Dora<br />

Hus 13. (109 Punkte). Überlegenes Gold bei den<br />

Junioren im Eistanzen gewannen die Moskauer<br />

Arina Ushakova und Maxim Nekrasov, die im<br />

Herbst wegen einer Operation von ihm pausieren<br />

mussten. Anne Marie Wolf und Max Liebers<br />

aus Chemnitz kamen hier auf Rang 11 mit 127<br />

Zählern, Lea Enderlein und Malte Brandt aus<br />

Berlin auf 14 mit 122 Punkten und Lilia Schubert/Kieren<br />

Wagner aus Chemnitz auf 19 (119). <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

EduSport Trophy<br />

Siegerin der EduSport Trophy in Otopeni am<br />

Flughafen der rumänischen Hauptstadt Bukarest<br />

wurde Lucrezia Beccari aus Italien mit<br />

182 Punkten. Das KP glückte mit 3L-3T (unterdreht)<br />

und 3F fast fehlerfrei, in der Kür<br />

gelangen alle fünf versuchten Tripelsprünge.<br />

Auf Platz zwei mit 178 Zählern kam die Bulgarin<br />

Alexandra Feigin, auf drei die Schweizerin<br />

Jasmine Kimiko Yamada mit 163 Punkten.<br />

Vierte wurde die österreichische Meisterin<br />

Olga Mikutina mit 160 Punkten. Für alle<br />

vier war dies ein Test zehn Tage vor der EM.<br />

Auf Rang fünf platzierte sich die zweite Österreicherin<br />

Sophia Schaller mit 137 Zählern.<br />

Herrensieger mit 2<strong>02</strong> Punkten wurde der bis<br />

2018 für Aserbaidschan und jetzt für Bulgarien<br />

laufende Larry Loupolover. Im KP probierte<br />

er wieder einmal einen 4L, aber er<br />

wurde abgewertet. In der Kür konnte er bei<br />

sieben Dreifachen punkten (ohne 3A). Zweiter<br />

mit mäßigen 135 Punkten wurde Kwun<br />

Hung Leung aus Hongkong, weitere Läufer<br />

waren nicht am Start. Angetreten waren dagegen<br />

etwa 70 Kinder und eine größere Zahl<br />

von Hobbyläufern und Erwachsenen.<br />

Skate Helena<br />

Der Wettbewerb Skate Helena in der serbischen<br />

Hauptstadt Belgrad ist in erster Linie<br />

für kleinere Läufer und Teil des European<br />

Criterium. In der Meisterklasse (fünf Teilnehmerinnen)<br />

gewann die Bulgarin Kristina Grigorova<br />

mit 141 Punkten vor der Ungarin Julia<br />

Lang (139). Der ebenfalls ausgeschriebene<br />

Wettbewerb der Herren fand nicht statt, vermutlich<br />

weil kein Läufer gekommen war.<br />

Siegerin der 33 Juniorinnen wurde Sofia Baranova<br />

aus Russland mit 158 Zählern vor der<br />

Schweizerin Anna La Porta (156), die in der<br />

Kür sechs mehr oder weniger einwandfreie<br />

Dreifache zeigte. Bester Junior war Nika<br />

Egadze aus Georgien mit 189 Punkten. krk<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf Facebook:<br />

Scan<br />

mich!<br />

Natalia Kaliszek<br />

und Maksym Spodyriev<br />

Foto: Carmichael


Leon Lurje Trophy 2<strong>02</strong>0 erstmals<br />

als Challenger Wettbewerb<br />

Die ISU führte in dieser Saison eine Challenger Serie im Synchroneiskunstlaufen ein, zu<br />

der eigentlich fünf Wettbewerbe gehören sollten: einer in Hongkong (fiel aus), die California<br />

Trophy in den USA, die Leon Lurje Trophy in Schweden, der French Cup in Rouen<br />

sowie dem Spring Cup in Italien. Die Teilnahme an der Serie bringt bei einer Platzierung<br />

unter den ersten Acht mehr Weltranglistenpunkte als ein „normaler“ ISU-Wettbewerb.<br />

Diese Punkte führen zu einem besseren Startplatz bei der Synchron-WM.<br />

Alle waren gespannt auf diesen ersten Wettbewerb<br />

in Europa, denn der California Cup fand<br />

mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen<br />

statt, sprich ohne Livestream. In Schweden hatte<br />

sich ein großes Teilnehmerfeld angemeldet. Die<br />

Wertungen wirkten zum Teil sehr kreativ. Ein<br />

paar Teams wurden geradezu aus einem Füllhorn<br />

mit Punkten bedacht, die aber bei anderen - so<br />

schien es - wieder eingespart wurden.<br />

Auch beim Team Berlin 1 (Platz 10) wurde sehr<br />

gespart, obwohl es zwei gute Programme lief.<br />

Nur in der Kür zu Aquaman gab es einen Sturz<br />

im Paarelement (einer Todesspirale). Besonders<br />

interessant waren die Preisrichterwertungen für<br />

dieses Element, denn sie reichten von + 2 bis –<br />

4. Eine Erklärung für diese Diskrepanz wäre sicherlich<br />

interessant. Erst seit Sommer 2018<br />

liegt wieder mehr Macht bei den Preisrichtern,<br />

weil ihr Spielraum für die Bewertung der Ausführung<br />

der Elemente in der zweiten Saison<br />

zwischen +5 und -5 liegt. Das bedeutet, dass<br />

ein Element mit Basiswert 5 Punkten am Ende<br />

zwischen 2,5 und 7,5 Punkten bringen kann.<br />

Hart bestraft (wofür?) wurde das Team auch in<br />

den Komponenten, die auch von den Preisrichtern<br />

gegeben werden und in der Regel im KP<br />

um die 30 Punkte liegen, diesmal aber nur bei<br />

25. Interessant ist auch, dass sich das finnische<br />

Team Lumineers seit dem California Cup um<br />

satte 30 Punkte steigerte.<br />

Russland siegt in der Meisterklasse…<br />

Gewonnen hat einmal mehr Team Paradise mit<br />

231,85 Punkten, das im KP mit einem tollen<br />

klassischen Tango und in der Kür mit dem Bolero<br />

überzeugte. Die Darbietung war ein Genuss<br />

und daneben auch technisch vom Feinsten. Die<br />

meisten Elemente gelangen mit höchstem Level<br />

und mit Ausführungsgraden von +3 bis +5. So<br />

lag der technische Basiswert bei 52,50 Punkten.<br />

Mit den Pluspunkten bekam das Team aber allein<br />

für die Technik 74,08 Punkte. Den zweiten<br />

Platz belegte das gerade vom Skandal um ihre<br />

Trainerin (siehe Seite 8) gebeutelte Team Unique<br />

(227,61 Punkte) mit einem mitreißenden KP zu<br />

Grunge-Musik und der Kür zum Thema Verrat.<br />

Besonders stark waren das Whip-Kreuzen, eine<br />

Hebung, bei der die Gehobene in einer Arabeske<br />

ist, und eine Kreativ-Hebung mit einem aufgefangenen<br />

„Faller“, ähnlich wie beim Cheerleading.<br />

Dritter wurde Team Crystal Ice Senior<br />

mit 223,44 Punkten aus Russland, das sogar die<br />

zweitbeste Kür zu Bollywood-Musik zuerkannt<br />

bekam. Besonders gut gelangen eine Hebung<br />

und ein ganz besonderes Moves-Element (eine<br />

Art Spiralschrittfolge).<br />

… und bei den Junioren<br />

Gewonnen mit der Kür zu „Siege of Leningrad“<br />

hat Team Sunrise 1 aus Russland. Die Elemente<br />

gelangen mit höchstem Level und wurden nahezu<br />

perfekt dargeboten. Auch der zweite Platz<br />

ging mit 196,81 Punkten nach Russland, an das<br />

Team Crystal Ice Junior. Das Team zeigte eine<br />

technisch starke, aber geschmacklich umstrittene<br />

Kür zur Filmmusik Schindlers Liste. Das drittplatzierte<br />

Team Fintastic mit 193,35 Punkten läuft<br />

zum originellen Thema Anästhesie in der Kür, die<br />

mit tollen Elementen gespickt ist und die sie perfekt<br />

zur Musik liefen. Für Team Berlin Juniors<br />

(Platz 13, 108,51 Punkte) lief es besser als bei der<br />

Deutschen Meisterschaft. Die Berlinerinnen liefen<br />

mit mehr Schwung, flüssiger und die Übergänge<br />

gelangen besser. In der Kür zur Filmmusik „Die<br />

Leichenbraut“ gelangen der gewanderte Kreis<br />

und die Synchron-<strong>Pirouette</strong> mit höchstem Level.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Nach dem French Cup in Rouen wird der<br />

Spring Cup in Mailand-Sesto San Giovanni<br />

für diese Saison der am stärksten besetzte<br />

Wettbewerb dieser Serie mit 23 Seniorenund<br />

15 Juniorenteams. Aus dem deutschsprachigen<br />

Raum nehmen in der Seniorenkategorie<br />

Team Berlin 1, die Skating Graces aus<br />

Deutschland, Sweet Mozart aus Österreich<br />

und Team Starlight aus der Schweiz teil, bei<br />

den Junioren Team Berlin Juniors und Team<br />

Starlight Junior. Manuela Buyny<br />

Team Paradise<br />

Team Berlin 1, Fotos: Kraus<br />

17<br />

Leon Lurje Trophy<br />

Synchron


18<br />

Kanadische Meisterschaften<br />

Drei neue Meister in Kanada<br />

Drei der vier Titelträger von 2019 waren<br />

bei der Kanadischen Meisterschaft<br />

in der Woche vor der EM in Mississauga<br />

(am Flughafen von Toronto) am<br />

Start, aber nur die Paarläufer Kirsten<br />

Moore-Towers/Michael Marinaro verteidigten<br />

am Ende ihren nationalen Titel.<br />

Moore-Towers/Marinaro führten im KP knapp<br />

vor Liubov Iliushechkina/Charlie Bilodeau, nachdem<br />

beide Duos mit dem 3T Probleme hatten.<br />

Evelyn Walsh/Trennt Michaud lagen mit einem<br />

sauberen Programm, aber niedrigeren Komponenten<br />

auf Rang drei. In der Kür riss Moore-Towers<br />

den Salchow auf, aber alle anderen Elemente<br />

inklusive 3T und dreifacher Würfe gelangen<br />

und die Grand-Prix-Finalisten siegten mit<br />

deutlichem Vorsprung (215,67 Punkte). Walsh/<br />

Michaud überholten mit solider Leistung und<br />

nur einem unterdrehten 3T Iliushechkina/Bilodeau,<br />

die bei den Einzelsprüngen und Würfen<br />

patzten (196,29 bzw. 186,71). „Meine Sprünge<br />

sind sehr sicher, daher waren das zwei komische<br />

Tage für mich. Ich bin stolz darauf, wie ich nach<br />

dem zweiten Element (1S) zurückgekommen bin,<br />

denn das ist nicht immer leicht“, sagte Moore-<br />

Towers. Die 36 Jahre alte Amerikanerin Deanna<br />

Stellato läuft jetzt mit Maxime Deschamps für<br />

Kanada und erreichte mit ihm Platz Sechs.<br />

Nicht ganz überraschend gewann Roman Sadovsky<br />

Gold bei den Herren und bestätigte seinen<br />

Aufwärtstrend von der NHK Trophy. Vor einem<br />

Jahr war er nur Siebter gewesen. Nach<br />

unterdrehtem und unsauberem 4S und einem<br />

unterdrehten Kombinations-3T war der 20-Jährige<br />

zunächst Dritter. Keegan Messing führte<br />

mit 4T-3T, stolperte aber beim 3L und Nam<br />

Nguyen war mit fehlerfreier Leistung und 4S-<br />

2T Zweiter. In der Kür verpatzten die zwei Favoriten<br />

jedoch mehrere Sprünge, insbesondere<br />

ihre Vierfachen. Sadovsky dagegen stand zwei<br />

4S und einen 3A, fehlerhaft waren der zweite<br />

3A und der 3R, aber es reichte für den ersten<br />

Titel in der Meisterklasse (260,57). Nguyen blieb<br />

auf Platz zwei (243,51) und Messing rutschte<br />

auf den Bronzerang ab (241,79). „Nach meiner<br />

Kür war ich nicht sicher, ob es genug sein würde,<br />

und ich bin einfach nur froh, dass es genug<br />

war. Wir hatten alle unsere Probleme, aber wir<br />

haben alle gut gekämpft“, kommentierte Sadovsky.<br />

„Ich kann nicht dem Druck die Schuld<br />

geben. Ich war mental und körperlich gut drauf,<br />

aber nach dem ersten Fehler fing alles an auseinanderzufallen“,<br />

erklärte Nguyen. Joseph Phan,<br />

Nicolas Nadeau und Conrad Orzel belegten die<br />

Plätze vier bis sechs. „Wunderkind“ Stephen Gogolev<br />

trat verletzungsbedingt nicht an.<br />

Piper Gilles/Paul Poirier waren in Abwesenheit<br />

der pausierenden (aber noch nicht offiziell zurückgetretenen)<br />

Kaitlyn Weaver/Andrew Poje die<br />

haushohen Favoriten und gewannen bei ihrer<br />

achten Meisterschaft den Titel mit rund 27 Zählern<br />

Vorsprung. Im Rhythmustanz hatten sie ein<br />

unangenehmes Missgeschick, als sich Gilles‘<br />

langes Haar in einem Kostümknopf von Poirier<br />

verfing. Aber das routinierte Duo ließ sich nicht<br />

beeindrucken und zeigte alle Elemente fehlerlos.<br />

Sie bekamen ausschließlich Level vier. Ob das<br />

auch international so sein wird, wird sich zeigen.<br />

In der Kür tanzten Gilles/Poirier konzentriert<br />

und sicher und wurden wieder mit Level 4<br />

für alle Elemente und insgesamt (national überhöhten)<br />

225,52 Punkten belohnt. „Als Führende<br />

in die Kür zu gehen sind wir nicht gewohnt,<br />

normalerweise sind wir die Jäger. Das war so<br />

ein Programm, das wir durchdenken mussten.<br />

Es gibt uns viel Selbstvertrauen für die letzten<br />

Wettbewerbe der Saison“, sagte Poirier.<br />

Silber ging an die Juniorenweltmeister Marjorie<br />

Lajoie/Zachary Lagha (198,92) aus Montreal vor<br />

ihren Trainingskameraden Carolane Soucisse/<br />

Shane Firus (190,29). „In der Kür wäre ich zweimal<br />

fast gestürzt, aber wir haben unser Programm<br />

weiterhin attackiert und darauf bin ich<br />

stolz. Wir hatten auf ein gutes Ergebnis gehofft,<br />

aber das nicht erwartet,“ meinte Lagha. Soucisse/Firus<br />

hatten einige niedrige Levels. Laurence<br />

Fournier-Beaudry/Nikolaj Sörensen fehlten wegen<br />

einer Knieoperation, der er sich im Dezember<br />

unterziehen musste. Der Kanadische Verband<br />

ließ den dritten Startplatz für die WM noch offen,<br />

falls das Paar, das im Grand Prix zweimal<br />

Bronze gewonnen hatte, rechtzeitig fit ist.<br />

Das Niveau bei den Damen war am schwächsten.<br />

Die international wenig bekannte, 17 Jahre<br />

alte Emily Bausback – im Vorjahr noch Zehnte -<br />

gewann mit 175,54 Punkten vor der gleichaltrigen<br />

Alison Schumacher (168,94) und Madeline<br />

Schizas (168,07). Bausback, die beim JGP in<br />

Lake Placid Platz sechs erreicht hatte, war trotz<br />

eines sauberen Programms mit 3F+3T wegen<br />

niedriger Komponenten Vierte im KP. In der Kür<br />

stand sie fünf gute Dreifache, riss aber einen<br />

Flip auf. Die neue Mindestpunktzahl im KP für<br />

die WM muss sie noch bei der Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaft oder anderswo holen. Schumacher<br />

kam vom sechsten Rang und hatte drei<br />

einwandfreie Dreifachsprünge zu bieten. Alicia<br />

Pineault gewann das KP, rutschte aber in der<br />

Kür auf den fünften Platz ab. Gabrielle Daleman<br />

ging kurz nach einer Lungenentzündung an den<br />

Start. Die WM-Dritte von 2017 war Dritte im KP<br />

mit Fehlern bei zwei Sprüngen, die Kür wurde<br />

mit drei Stürzen zum Desaster (8.). Der Verband<br />

wollte erst nach der Vier-Kontinente-Meisterschaft<br />

über die WM-Startplätze bei den Damen<br />

(zwei) und Herren (einer) sowie über den zweiten<br />

Platz im Paarlauf entscheiden.<br />

Bei den Junioren setzte sich Corey Circelli durch<br />

(203,13), der auch im Eistanz antrat und mit<br />

seiner Partnerin Olivia McIsaac Bronze holte.<br />

Ganz oben auf dem Treppchen standen Emmy<br />

Bronsard/Aissa Bouaraguia (166,69). Kaya Ruiter,<br />

Siegerin bei den Juniorinnen, hatte mit<br />

174,83 Punkten mehr auf dem Konto als die<br />

Zweitplatzierte der Meisterklasse. Im Paarlauf<br />

gewann Dalemans Bruder Zachary mit Patricia<br />

Andrew (148,28). <br />

Tatjana Flade<br />

Roman Sadovsky<br />

Emily Bausback, Fotos: Carmichael


EM: Russland gewann<br />

zehn Medaillen in Graz<br />

Plätze 5, 7 und 8 für Deutsche – Papadakis/Cizeron<br />

entthront · Ein Bericht von Klaus-Reinhold Kany<br />

Österreich hat wieder einmal gezeigt, dass man internationale Eiskunstlauf-<br />

Wettbewerbe organisieren kann, ob Junioren Grand Prix in Innsbruck, Linz oder<br />

Salzburg oder eine Europameisterschaft in Graz. Das bewies der mehrheitlich von<br />

Frauen dominierte Verband, der auch in Graz das Beste aus den nicht optimalen Bedingungen<br />

machte. Denn die Steiermarkhalle mit dem angrenzenden großen Messezentrum<br />

liegt gut 10 Kilometer südlich vom Zentrum der Stadt und ist mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln kaum zu erreichen. Die Trainingshalle im kleinen Ort Hart liegt<br />

etwa 15 Kilometer östlich. Russland gewann alle vier Goldmedaillen und insgesamt<br />

zehn der zwölf Medaillen. Die „deutschen Berliner“ zeigten alle fünf gute Leistungen,<br />

während die anderen Deutschen die Top Ten nicht erreichten.<br />

Die ursprünglich vorgesehene Halle in Graz-Liebenau<br />

war zwar vor wenigen Jahren gründlich<br />

renoviert worden, aber sie hatte der Eishockeyverein<br />

mit den stärkeren Ellbogen in Beschlag<br />

genommen. Rückblickend betrachtet, wäre sie<br />

auch zu klein gewesen, denn abzüglich der Plätze<br />

für Medien, Läufer, Trainer, Preisrichter, VIPs,<br />

freiwillige Helfer und andere Akkreditierte hätten<br />

wohl nur 2.500 bis 3.000 bezahlte Zuschauerplätze<br />

zur Verfügung gestanden. Das war aber<br />

zu wenig, denn dank einer erstklassigen professionellen<br />

Marketingagentur, auch mit Werbung<br />

in der <strong>Pirouette</strong>, kamen zumindest am Freitag,<br />

Samstag und Sonntag etwa 4.500 zahlende Zuschauer,<br />

darunter deutlich mehr als 1.000 aus<br />

Deutschland sowie viele aus Russland. Für sie<br />

und alle, die nicht mit dem Auto gekommen<br />

waren, brauchte man aufwendige Bustransporte<br />

in die Stadt mit mehreren Linien und viele Fahrten<br />

in Kleinbussen und PKWs. Außerdem gibt es<br />

in Graz kein ganz großes Hotel für alle Akkreditierten,<br />

sondern sie waren auf mehrere Hotels<br />

verteilt. Dass in einem Läuferhotel eine Zeitlang<br />

das Warmwasser ausfiel, ist nicht den Organisatoren<br />

anzulasten. An den ersten Tagen gab es<br />

Transportprobleme, weil man Busse mit Fahrern<br />

aus Wien holen musste, die sich nicht gut auskannten<br />

und nicht immer zuverlässig waren.<br />

Außerdem dürfen große Busse, in denen es<br />

Stehplätze gibt, in Österreich generell aus Sicherheitsgründen<br />

nicht über die Autobahn fahren,<br />

sondern mussten sich durch einige kleine<br />

Dörfer mit engen Straßen schlängeln. Den angekündigten<br />

Halt einer regelmäßigen Buslinie<br />

an einem der beiden Medienhotels hatte man<br />

ein paar Monate vorher gestrichen, aber nicht<br />

darüber informiert und brachte daher etwa ein<br />

Dutzend Personen mit Kleinbussen und Privatfahrzeugen<br />

von und zur Halle. Insgesamt hat<br />

man sich vorbildlich engagiert, was heutzutage<br />

nicht selbstverständlich ist.<br />

Völlig unberechtigt war die Kritik an der Halle<br />

selbst, vor allem von Leuten, die gar nicht vor<br />

Ort waren, sondern in das übliche Miesmachen<br />

im Netz einstimmten. Sie war freundlich und<br />

hell und das Eis lag schon einige Wochen, denn<br />

man hat es in den Weihnachtsferien für Publikumslauf<br />

benutzt und nebenbei Tickets verkauft<br />

– sehr clever. Natürlich ist es keine Luxushalle<br />

und zum Beispiel nicht mit der in Minsk vergleichbar,<br />

in der die EM 2019 stattgefunden<br />

hatte. Aber dort investiert der Staat in Vorzeigeobjekte,<br />

dafür ist ein Großteil der Bevölkerung<br />

sehr arm und könnte sich zum Beispiel<br />

niemals eine Reise ins Ausland zu einer EM Ieisten.<br />

Luxushallen in Westeuropa sind so teuer,<br />

dass die Eintrittspreise viel höher als in Graz<br />

wären, was auch wieder heftig kritisiert würde.<br />

Die Steiermarkhalle ist kein aufblasbares Zelt,<br />

sondern eine permanente Halle und hat ein mit<br />

festen Eisenstangen gesichertes Dach. Sie war<br />

gut beheizt und es gab ein warmes großes Vorhallenzelt<br />

mit Verkaufsständen (auch die <strong>Pirouette</strong><br />

wurde verkauft) und Imbissangebot für die<br />

Zuschauer. Jeden Nachmittag konnte man in<br />

den Pausen sogar in einem kleinen „Dorf“ draußen<br />

in der milden Wintersonne essen und trinken.<br />

Vorbildlich war eine ganze Reihe mit barrierefreien<br />

Sitzplätzen und Rampe für Rollstuhlfahrer.<br />

Die aus stabilem Stahlrohr gebauten<br />

Sitzreihen waren auf kurzem Wege zu erreichen,<br />

auch Toiletten waren vorhanden. <strong>No</strong>ch im<br />

<strong>Februar</strong> sollen hier wieder Daviscup-Spiele im<br />

Tennis stattfinden. Für VIPs, aber auch für die<br />

Medien und die Auslosungen stand eine sehr<br />

geräumige Fläche in der Messehalle zur Verfügung,<br />

die erstklassige Arbeitsbedingungen bot,<br />

viel besser als anderswo.<br />

Absurd waren die Vorwürfe, die die Starkommentatorin<br />

und frühere Trainerin Tatjana Tarasova<br />

erhob. Sie hatte in den russischen Medien<br />

behauptet, solch eine „Scheune“ könne man den<br />

russischen Läufer, die im eigenen Land große<br />

Stars sind, nicht zumuten. Man solle Meisterschaften<br />

lieber in Russland und Weißrussland<br />

ausrichten. Die Läufer waren allerdings zufrieden.<br />

Weil sie inzwischen stark gehbehindert ist,<br />

hatte sie sich außerdem beschwert, dass sie<br />

eine Treppe zum Kommentatorenplatz hochgehen<br />

muss. Aber sie sagte nicht, dass die Organisatoren<br />

dem russischen TV eine eigene Kommentator-Plattform<br />

direkt am Eis und ohne<br />

Treppen angeboten hat (so wie es früher auch<br />

die ARD hatte). Aber auch das russische Fernsehen<br />

muss sparen und hat diese teurere Plattform<br />

abgelehnt. Dann wollte Tarasova sogar einen<br />

eigenen Aufzug zu ihrem Platz. Das<br />

deutsch-österreichische Hallensprecherteam aus<br />

Alexandra Steiger und Thomas Biegler wirkte<br />

mit guten Stimmen auf Deutsch und Englisch<br />

und stets korrekt ausgesprochenen Namen sehr<br />

angenehm. Schmunzeln musste man immer<br />

wieder über die Pausenmusiken nach jedem<br />

Läufer, die Musikspezialist Biegler in vorheriger<br />

aufwendiger Recherche vorbereitet hatte, so<br />

wie schon bei früheren Wettbewerben in Österreich.<br />

Viele Läufer merkten dies gar nicht, weil<br />

sie mental noch mit ihrem gerade gelaufenen<br />

Programm beschäftigt waren, aber andere waren<br />

verblüfft. Das Bankett wurde ganz im traditionellen<br />

Landesstil mit Walzertanz und Folklore<br />

abgehalten, aber es gab auch eine Disco, was<br />

vielen Läufern gut gefiel.<br />

19<br />

Europameisterschaften<br />

Das russische Team beim Bankett, Foto: Flade


20<br />

Europameisterschaften<br />

Überraschung<br />

im Eistanz<br />

Das Gesamtniveau im europäischen<br />

Eistanzen war auch diesmal sehr<br />

hoch, denn es gibt viele erstklassige<br />

Paare. Fast jeder Beobachter hatte mit<br />

dem sechsten Eistanz-Titel des französischen<br />

Ausnahmepaares gerechnet, aber<br />

es kam anders.<br />

Schon im Rhythmustanz hatten Gabriella Papadakis<br />

und Guillaume Cizeron nur 0,05 Punkte<br />

Vorsprung. Nahm man ihnen vielleicht ein bisschen<br />

übel, dass sie in der ganzen Saison keine<br />

optimalen Levels hatten und leichtsinnig gesagt<br />

hatten, sie wollten sich mehr auf die Darbietung<br />

als auf die Technik konzentrieren? Die zweite<br />

Pflichttanz-Schrittfolge hatte für sie nur Level<br />

3, für ihn dagegen Level 4, die diagonale<br />

Schrittfolge wurde ebenfalls nur mit Level 3 bewertet.<br />

Nach außen hin wirkte das Aerobic-Programm<br />

aber annähernd so souverän, selbstironisch<br />

und routiniert wie sonst auch. In der Kür<br />

mit Passagen, in denen sie mehr zu einem Gedicht<br />

mit im Hintergrund unterlegter Musik<br />

tanzten, war ein kleiner Wackler von Papadakis<br />

bei der Schrittfolge auf einem Fuß. Dies drückte<br />

sich in einem Level 2 aus, während Cizeron Level<br />

3 erhielt. Ansonsten wirkte das Programm so<br />

extravagant wie im Herbst, aber eine Spur weniger<br />

frisch. Eine Minderheit von drei Juroren<br />

wollte einen Abzug wegen der Musik. Gefiel ihnen<br />

nicht, dass es nicht überall durchgängige<br />

musikalische Rhythmen gibt? Andere Beobachter<br />

priesen gerade deshalb die Genialität dieses<br />

Programms, weil mit der Interpretation eines<br />

Gedichtes etwas Neues gewagt wurde, so wie es<br />

das auch im modernen Parketttanz gibt.<br />

<strong>No</strong>ch mysteriöser schien die Wertung, weil es<br />

nach ihrer Kür fast acht Minuten dauerte, bis<br />

die Punkte veröffentlich wurden. Die Technische<br />

Jury ging zum Schiedsrichter. Niemand gab eine<br />

Erklärung und die Zuschauer ermahnten die Jury<br />

schon mit Anfeuerungsklatschen, zu einem Ergebnis<br />

zu kommen. Nur die Fernsehkommentatoren<br />

und die Fernseh- und Livestream-Zuschauer<br />

konnten die kleinen Punktetabelle am<br />

Victoria Sinitsina und Nikita Katsalapov<br />

Bildschirm sehen und ihr entnehmen, dass eine<br />

Schrittfolge zunächst null Punkte erhalten hatte<br />

und später aufgewertet wurde. Polemisch wurde<br />

spekuliert, dass die Jury womöglich so lange<br />

nach Fehlern gesucht habe, bis die Punktzahl<br />

der Franzosen unter die der Konkurrenten<br />

rutschte. Später erfuhr die <strong>Pirouette</strong> von einer<br />

unspektakulären Panne: Zunächst war versehentlich<br />

eine Schrittfolge aus dem Rhythmustanz<br />

eingegeben worden, die für die Kür natürlich<br />

null Punkte erhielt. Als man das bemerkte,<br />

informierte die Technische Jury sofort den<br />

Schiedsrichter und die für die technisch korrekte<br />

Wertung zuständige Firma Swiss Timing, bevor<br />

die Punkte nicht mehr geändert werden<br />

konnten. Es dauerte ein paar Minuten, bis die<br />

falsche Schrittfolge gelöscht und die richtige<br />

eingegeben war und die Preisrichter sie neu bewerten<br />

konnten. Damit gar nicht erst falsche<br />

Gerüchte aufkommen, könnte man in Zukunft<br />

bei solchen Verzögerungen dem Schiedsrichter<br />

am Mikrofon des Hallensprechers die Möglichkeit<br />

geben, mit ein paar einfachen Sätzen auf<br />

Lilah Fear und Lewis Gibson, Fotos: Flade<br />

Katharina Müller<br />

und Tim Dieck<br />

Fotos: Carmichael<br />

Englisch zu erklären, weshalb die Wertung länger<br />

dauerte. Bisher ist so etwas offiziell nicht<br />

vorgesehen.<br />

Ergebnis: Papadakis/Cizeron hatten zwei Zehntelpunkte<br />

weniger als Victoria Sinitsina und Nikita<br />

Katsalapov. Direkt nach dem Wettbewerb<br />

sagten die Franzosen nicht viel, aber am nächsten<br />

Tag schütteten sie der Reporterin der Sporttageszeitung<br />

L’Equipe ihr Herz aus. Schon im<br />

Dezember hatte Papadakis gesagt, dass sie<br />

mental überanstrengt sei und nicht immer so<br />

trainieren könne wie nötig, obwohl sie wollte.<br />

Damit sie keinen Burn-Out bekommt, hätten sie<br />

vor der EM etwas auf Sparflamme trainiert. Die<br />

Trainer hatten ihr sogar angeboten, die EM auszulassen<br />

und lieber mal in Urlaub zu fahren,<br />

aber das wollte sie nicht. Kleine Fehlerchen wegen<br />

zu wenig Trainings hätten eben auch die<br />

Preisrichter gesehen. Nach der EM wollten sie<br />

zwei Wochen Pause machen, länger als sonst,<br />

denn sie brauche jetzt nichts als Ruhe. Cizeron<br />

stimmte zu und erklärte, wie nervös seine Tanzpartnerin<br />

war, habe man daran gesehen, dass<br />

sie bei der Siegerehrung aus Versehen das<br />

oberste Treppchen besteigen wollten, weil sie<br />

das so gewöhnt sind. Papadakis ergänzte, über<br />

diesen kleinen Faux Pas habe sie herzlich lachen<br />

müssen, endlich einmal. Ganz wichtig seien ihnen<br />

nach fünf EM- und vier WM-Titel eigentlich<br />

nur noch die Olympischen Spiele 2<strong>02</strong>2.<br />

Victoria Sinitsina und Nikita Katsalapov erhielten<br />

für ihren Rhythmustanz zu „Singin‘ in the<br />

Rain“ eine ausgezeichnete Bewertung, sogar<br />

eine 10,0 von der eigenen Preisrichterin. Die Kür<br />

zu Musik von Einaudi und Dvorak ist eigentlich<br />

nicht ganz so stark wie die des Vorjahres. Aber<br />

nach der russischen Meisterschaft hatten sie<br />

noch einige Passagen verbessert. Sämtliche Ele-


Victoria Sinitsina und Nikita Katsalapov<br />

Eistanz | Europameisterschaften<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Victoria Sinitsina / Nikita Katsalapov<br />

Russland 2 1 220.42<br />

2 Gabriella Papadakis / Guillaume Cizeron<br />

Frankreich 1 2 220.28<br />

3 Alexandra Stepanova / Ivan Bukin<br />

Russland 4 3 211.29<br />

4 Charlène Guignard / Marco Fabbri<br />

Italien 3 4 205.58<br />

5 Lilah Fear / Lewis Gibson<br />

Großbritannien 6 5 192.34<br />

6 Tiffani Zagorski / Jonathan Guerreiro<br />

Russland 5 6 188.03<br />

7 Sara Hurtado / Kirill Khaliavin<br />

Spanien 7 7 185.84<br />

8 Olivia Smart / Adrian Diaz<br />

Spanien 9 8 183.12<br />

9 Natalia Kaliszek / Maksym Spodyriev<br />

Polen 10 10 180.26<br />

10 Alexandra Nazarova / Maxim Nikitin<br />

Ukraine 11 9 179.94<br />

11 Allison Reed / Saulius Ambrulevicius<br />

Litauen 8 13 174.24<br />

12 Adelina Galyavieva / Louis Thauron<br />

Frankreich 13 12 172.15<br />

13 Katharina Müller / Tim Dieck<br />

Deutschland 18 11 167.44<br />

14 Maria Kazakova / Georgy Reviya<br />

Georgien 12 14 167.22<br />

15 Evgeniia Lopareva / Geoffrey Brissaud<br />

Frankreich 15 15 165.22<br />

16 Jasmine Tessari / Francesco Fioretti<br />

Italien 14 16 163.61<br />

17 Tina Garabedian / Simon Proulx Senecal<br />

Armenien 19 17 156.64<br />

18 Yuka Orihara / Juho Pirinen<br />

Finnland 16 19 156.08<br />

19 Natalie Taschlerova / Filip Taschler<br />

Tschechien 17 18 154.30<br />

20 Victoria Manni / Carlo Röthlisberger<br />

Schweiz 20 20 145.23<br />

Ausgeschieden:<br />

– Robynne Tweedale / Joseph Buckland<br />

Großbritannien 21 – 59.25<br />

– Justyna Plutowska / Jeremie Flemin<br />

Polen 22 – 58.49<br />

– Emiliya Kalehanova / Uladzislau Palkhouski<br />

Weißrussland 23 – 51.10<br />

– Emily Monaghan / Ilias Fourati<br />

Ungarn 24 – 50.22<br />

– Mina Zdravkova / Christopher M. Davis<br />

Bulgarien 25 – 48.25<br />

– Nicole Kelly / Berk Akalin<br />

Türkei 26 – 46.70<br />

– Aurelija Ipolito / J. T. Michel<br />

Lettland 27 – 45.62<br />

21<br />

Europameisterschaften<br />

mente gelangen souverän, so dass das Endergebnis<br />

vertretbar, wenn auch etwas fragwürdig<br />

ist. Alexandra Stepanova und Ivan Bukin lagen<br />

wegen schwächerer Bewertung bei der Finnstep-Schrittfolge<br />

einen Punkt hinter Charlène<br />

Guignard und Marco Fabbri. Aber in der Kür<br />

verhalfen mehr Pluspunkte für die Elemente und<br />

höhere Komponenten den Russen zu Recht noch<br />

zu Bronze. Fabbri sagte, dass seine rechte Hand<br />

längst wieder voll gebrauchsfähig ist und sie<br />

deshalb einige Passagen ihrer Kür nach ihren<br />

Grand Prix wieder umgestellt hätten.<br />

Lilah Fear und Lewis Gibson konnten wegen ihrer<br />

unterhaltsamen und showbetonten Programme<br />

weiter nach oben klettern, auch wenn<br />

die Levels nicht optimal waren. Sie betonten,<br />

dass sie die Freude am Tanzen zeigen wollen, so<br />

wie es das Regelwerk der ISU vorsieht. Tiffani<br />

Zagorski und Jonathan Guerreiro liefen insgesamt<br />

überzeugend, aber zur absoluten Spitze<br />

fehlten ihnen Elementebewertungen von +4<br />

und +5. Sara Hurtado und Kirill Khaliavin wurden<br />

ganz knapp das bessere der beiden spanischen<br />

Paare. Im Rhythmustanz bekamen sie keinen<br />

Abzug wegen einer zu langen Hebung (wie<br />

Olivia Smart und Adrian Diaz) und in der Kür,<br />

weil ihre Komponenten etwa zwei Zehntel höher<br />

lagen. Die Oberstdorfer Litauer Allison Reed<br />

und Saulius Ambrulevicius haben sich gegenüber<br />

dem Herbst noch einmal verbessert und<br />

wirkten sehr leichtfüßig.<br />

Müller/Dieck auf Rang 13<br />

Katharina Müller und Tim Dieck schnitten um<br />

zwei Plätze besser ab als Shari Koch und Christian<br />

Nüchtern in der vergangenen Saison. Im<br />

Rhythmustanz leistete sich Dieck in der weiteren<br />

Pflicht-Schrittfolge einen kleinen Sturz, der<br />

etwa vier Punkte kostete. Aber nach zwei bis<br />

drei Sekunden liefen sie wieder im Takt und erhielten<br />

sogar noch Level 3. Alles andere gelang<br />

hier ebenso gut wie in der stilvollen Kür, der<br />

bisher besten in ihrer Laufbahn. Hier waren sie<br />

sogar das einzige Paar, das für alle Level-Elemente<br />

Level 4 erhielt, denn das schaffte nicht<br />

einmal einer der Medaillengewinner. Ohne den<br />

Sturz wären sie wohl Zwölfte oder Elfte geworden<br />

und damit laut DEU-Richtlinien schon fest<br />

für die WM nominiert worden. Aber zum insgeheim<br />

erhofften zehnten Platz hätte es nicht gereicht,<br />

denn die dort auch dank spektakulärer<br />

Hebungen liegenden Ukrainer haben 12 Punkte<br />

mehr. Entsprechend der DEU-Richtlinien sollten<br />

sie Anfang <strong>Februar</strong> ebenso wie Jennifer Janse<br />

van Rensburg und Benjamin Steffan bei der<br />

Tanztrophy in Egna (Südtirol), also auf neutralem<br />

Boden, starten. Die dort erreichten Punkte<br />

werden zu den bisher im Herbst erzielten hinzugezählt.<br />

Das punktbessere Paar wird für die<br />

WM nominiert.<br />

Victoria Manni und Carlo Röthlisberger erreichten<br />

bei ihrer vierten EM erstmals knapp das Finale,<br />

weil Manni im Rhythmustanz zweimal höhere<br />

Levels erhielt als die Britin Robynne<br />

Tweedale. Dies ist auch ein Verdienst ihres neuen<br />

Trainers Alexander Gazsi. In der Kür, die sie<br />

überwiegend zur Filmmusik von „Slumdog Millionaire“<br />

liefen, waren allerdings zwei Hebungen<br />

zu lang. Generelles Thema des Rhythmustanzes<br />

in der kommenden Saison sollen Folkloretänze<br />

werden, so wie 2008 und 2010 schon zweimal.<br />

Welche Rhythmen dazu möglich sein sollen,<br />

wurde im Anschluss an den Wettbewerb in einem<br />

Meeting des ISU Tanzkomitees mit den<br />

Trainern diskutiert.


22<br />

Europameisterschaften<br />

Weltklasse von<br />

Boikova/Kozlovskii<br />

Mit 19 Paaren erreichten diese Europameisterschaften einen neuen Rekord bei<br />

der Teilnehmerzahl. Die Bemühungen der ISU, mit Paarlauf-Lehrgängen und<br />

anderen Programmen diese Disziplin besonders zu fördern, tragen also<br />

Früchte. Das generelle Niveau der Paarlaufkonkurrenz war allerdings<br />

nicht sehr berauschend, denn fast alle Paare machten mehr als<br />

einen Fehler.<br />

Paare | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Aleksandra Boikova / Dmitrii Kozlovskii<br />

Russland 1 1 234.58<br />

2 Evgenia Tarasova / Vladimir Morozov<br />

Russland 3 2 208.64<br />

3 Daria Pavliuchenko / Denis Khodykin<br />

Russland 2 3 206.53<br />

4 Nicole Della Monica / Matteo Guarise<br />

Italien 4 4 194.44<br />

5 Minerva Fabienne Hase / <strong>No</strong>lan Seegert<br />

Deutschland 5 5 186.39<br />

6 Miriam Ziegler / Severin Kiefer<br />

Österreich 6 6 177.41<br />

7 Annika Hocke / Robert Kunkel<br />

Deutschland 7 7 166.10<br />

8 Rebecca Ghilardi / Filippo Ambrosini<br />

Italien 8 10 156.74<br />

9 Cléo Hamon / Denys Strekalin<br />

Frankreich 12 8 153.49<br />

10 Ioulia Chtchetinina / Mark Magyar<br />

Ungarn 10 9 151.50<br />

11 Coline Keriven / <strong>No</strong>el-Antoine Pierre<br />

Frankreich 9 11 150.10<br />

12 Zoe Jones / Christopher Boyadji<br />

Großbritannien 11 12 147.94<br />

13 Anna Vernikov / Evgeni Krasnopolski<br />

Israel 13 13 145.35<br />

14 Laura Barquero / Ton Consul<br />

Spanien 15 14 135.68<br />

15 Lana Petranovic / Antonio Souza Kordeiru<br />

Kroatien 14 15 134.57<br />

16 Daria Danilova / Michel Tsiba<br />

Niederlande 16 16 116.30<br />

Ausgeschieden:<br />

– Dorota Broda / Pedro Betegon Martin<br />

Spanien 17 – 45.54<br />

– Alexandra Herbrikova / Nicolas Roulet<br />

Schweiz 18 – 42.16<br />

– Sofiia Nesterova / Artem Darenskyi<br />

Ukraine 19 – 39.28<br />

Eine Ausnahme bildeten die überlegenen neuen<br />

Europameister Aleksandra Boikova und<br />

Dmitrii Kozlovskii. Schon das KP gewannen sie<br />

mit mehr als sieben Punkten Vorsprung, weil<br />

sie alle sieben Elemente in hervorragender<br />

Qualität präsentieren konnten, am besten den<br />

Wurfflip, der fünfmal mit +5 bewertet wurde.<br />

Auch die erstklassige Interpretation der innovativen<br />

Musik, eine von André Rieu romantisch<br />

eingespielte Orchesterversion von Frank<br />

Sinatras Evergreen „My Way“, trug zum Erfolg<br />

bei und wurde mit Komponenten bis 9,50 belohnt.<br />

Denn eine bekannte Melodie, die nicht<br />

zu häufig im Eislaufen benutzt wurde, kommt<br />

bei der Mehrheit der Preisrichter und Zuschauer<br />

immer gut an. Auch in der James-<br />

Bond-Kür, für die sie als einziges Paar stehende<br />

Ovationen erhielten, klappten zehn Elemente<br />

erstklassig. Einen kleinen Wackler von<br />

ihm beim dritten Sprung der 3T-2T-2T-Kombination<br />

kann man vernachlässigen. Dass sie in<br />

der Mitte der Kür kurz das Programm vergaß,<br />

hat kein Zuschauer oder Preisrichter gemerkt.<br />

Ihr Trainerduo mit dem jungen Arthur Minchuk<br />

und der legendären Tamara Moskvina hat<br />

innerhalb weniger Jahre ein Weltklassepaar geformt,<br />

das bei den Olympischen Spielen 2<strong>02</strong>2<br />

die größten Konkurrenten der Chinesen um Gold<br />

sein könnte, wenn nichts dazwischenkommt.<br />

Alexandra Boikova<br />

und Dmitrii Kozlovskii<br />

Foto: Carmichael<br />

Evgenia Tarasova und Vladimir Morozov erreichten<br />

auch in Graz nicht die Stabilität, die schon<br />

im Herbst nötig gewesen wäre, um sich für das<br />

Grand Prix Finale zu qualifizieren. Diesmal geriet<br />

Morozov im KP in ein Loch im Eis und<br />

musste die Hebung abbrechen. Die anderen Elemente<br />

gelangen mindestens gut, der Twist und<br />

der Wurfrittberger wieder mit gewohntem<br />

Weltklasseniveau. In der Kür sprang Tarasova<br />

den Salchow nur doppelt und verwackelt und<br />

stürzte beim 3T, auch er musste beim Toeloop<br />

die Hand zu Hilfe nehmen. Alles andere gelang,<br />

wenn auch nicht immer brillant. Stilistisch haben<br />

sie bei Marina Zueva in Florida etwas hinzugewonnen.<br />

Daria Pavliuchenko und Denis<br />

Khodykin liefen ein fehlerfreies KP und eine relativ<br />

gute Kür, allerdings mit spätem Sturz beim<br />

Wurfflip fast eine Sekunde nach der Landung


23<br />

erhielt (in beiden Programmen) nur den Basislevel,<br />

die anderen Elemente gelangen im KP gut.<br />

Aber in der Kür stürzte Kiefer beim 3S, Ziegler<br />

sprang einen Toeloop der Kombination nur einfach<br />

und musste beim Wurfsalchow zu Boden.<br />

De meisten Pluspunkte erhielten der Wurfflip<br />

und die Todesspirale. Rebecca Ghilardi und Filippo<br />

Ambrosini lagen punktemäßig weit hinter<br />

den drei deutschsprachigen Paaren, weil sie in<br />

der Kür mehrere gravierende Fehler machten.<br />

Europameisterschaften<br />

Miriam Ziegler<br />

und Severin Kiefer<br />

Foto: Höppner<br />

Annika Hocke<br />

und Robert Kunkel<br />

Fotos: Carmichael<br />

und einem unsauberen 3F, den kein anderes<br />

Paar im Programm hatte. Sie laufen etwas<br />

schwerfällig, vor allem Khodykin, und ihnen<br />

fehlt die Aura des Außergewöhnlichen, das die<br />

beiden anderen russischen Paare auszeichnet.<br />

Auf die Dauer werden sie vermutlich nicht das<br />

drittbeste russische Paar bleiben, denn es gibt<br />

starke Konkurrenz im eigenen Land. Nicole Della<br />

Monica und Matteo Guarise liefen flüssig und<br />

halbwegs solide, mit guten Hebungen, aber<br />

beidfüßiger Landung beim Wurfrittberger im KP<br />

und drei Fehlern in der Kür. Besser als die Deutschen<br />

Meister waren sie aber eigentlich nicht.<br />

Drei DEU-Startplätze für 2<strong>02</strong>1<br />

Die beiden deutschen Paare konnten für die<br />

DEU einen dritten Paarlauf-Startplatz für die<br />

Nicole Della Monica und Matteo Guarise, Foto: Flade<br />

nächste EM in Zagreb erkämpfen, weil sie gemeinsam<br />

5 + 7 =12 Platzpunkte und damit<br />

nicht mehr als 13 hatten. Das ist der erste große<br />

Erfolg und beweist, dass das Paarlaufniveau<br />

in Deutschland auch ohne Aljona Savchenko mit<br />

ihren Partnern auf einem guten Niveau ist. Mit<br />

einem guten fünften Platz von Minerva Fabienne<br />

Hase und <strong>No</strong>lan Seegert konnte man nach<br />

ihren Grand Prix-Leistungen rechnen. Großen<br />

Grund zur Freude hatten sie nach dem KP, denn<br />

erstmals im Leben übersprangen sie hier die<br />

Schallmauer von 70 Punkten. Alle sieben Elemente<br />

gelangen und die Komponenten gingen<br />

bis auf 8,50. Die Kür war dagegen nicht optimal,<br />

denn Seegert stürzte beim 3S und Hase landete<br />

beide weggeworfenen Sprünge unsauber. Sehr<br />

gut glückten dagegen der Twist, die Hebungen<br />

und die 3T-2T-Kombination.<br />

Auch der siebte Platz von Annika Hocke und<br />

Robert Kunkel konnte nach dem Erreichen des<br />

Juniorenfinales erwartet werden. Denn sie haben<br />

schon in ihrer ersten gemeinsamen Saison<br />

ein gutes Grundniveau, über das die hintere<br />

Hälfte des EM-Feldes nicht verfügt. Mit den 58<br />

Punkten im annährend fehlerfreien KP waren sie<br />

nicht ganz zufrieden, weil sie bei den Juniorenwettbewerben<br />

mehr Punkte erzielt hatten. Aber<br />

in der Meisterklasse erwartet man noch mehr<br />

Präsentation, an der sie zurzeit arbeiten. Auch<br />

durch die Kür kamen sie ohne Sturz, allerdings<br />

waren die beiden Einzelsprünge und der Wurfrittberger<br />

nicht einwandfrei. Fest nominiert sind<br />

Hocke und Kunkel für die Junioren-WM Anfang<br />

März in Tallinn. Ob sie auch bei der großen WM<br />

in Montreal starten, will die DEU Ende <strong>Februar</strong><br />

nach dem Challenge Cup in Den Haag entscheiden.<br />

Denn dort sollen Elena Pavlova und Ruben<br />

Blommaert laufen, wenn Pavlova wieder gesund,<br />

fit und austrainiert ist. Bundestrainer Alexander<br />

König will bewusst alle drei Paare fördern und<br />

fordern, aber kein Paar überfordern. Deshalb<br />

laufen Hocke und Kunkel kurz vor der Junioren-<br />

WM auch nicht in Den Haag.<br />

Miriam Ziegler und Severin Kiefer hatten sich<br />

bei ihrer Heim-EM etwas mehr als den sechsten<br />

Platz erhofft. Die österreichischen Medien hatten<br />

sogar über eine Medaille spekuliert. Das<br />

hat zwar die Halle in Graz gefüllt, war aber<br />

eine zusätzliche nervliche Belastung. Im KP<br />

waren sie schon im Dezember zur Musik<br />

„Sunshine on Leith“ aus der Olympiasaison<br />

2017/18 zurückgekehrt. Der Twist<br />

Das Duell der beiden französischen Paare gewannen<br />

die bei Juniorenwettbewerben schon<br />

einige Jahre gestarteten Cléo Hamon und Denys<br />

Strekalin. Hamon riss zwar im KP den Toeloop<br />

auf, aber durch die Kür kamen sie mit nur einem<br />

größeren Fehler. Einigermaßen solide liefen<br />

auch die früher für die Schweiz gestartete Ioulia<br />

Chtchetinina und ihr ungarischer Partner<br />

Mark Magyar. Bewundernswert ist die im Januar<br />

40 Jahre alt gewordene Britin Zoe Jones, die<br />

mit Christopher Boyadji immerhin sieben Paare<br />

schlagen konnte. Sie trainieren vormittags,<br />

wenn Jones’ drei Kinder in der Schule sind und<br />

unterrichten ab 6 Uhr, um sich das Geld für ihre<br />

Karriere zu verdienen. Jones‘ Ehepartner kümmert<br />

sich morgens um die Kinder, bevor er<br />

selbst zur Arbeit fährt. Alle drei Kinder laufen<br />

ebenfalls Eis. <strong>No</strong>ch große Mühe in der Kür hatten<br />

bei ihrem EM-Debüt die überwiegend in<br />

Russland und manchmal in Berlin bei Knut<br />

Schubert trainierenden Niederländer Daria Danilova<br />

und Michel Tsiba. Sie freuten sich, dass<br />

sie drei Paare im KP geschlagen und mit gelungenem<br />

2A das Finale erreicht hatten, aber das<br />

KP-Minimum für die WM verfehlten sie um einen<br />

Punkt und laufen deshalb im <strong>Februar</strong> noch<br />

in Oberstdorf und/oder Den Haag. Dasselbe gilt<br />

für die Schweizer Alexandra Herbrikova und Nicolas<br />

Roulet, die meistens alleine trainieren und<br />

ab und zu bei den Wendes in Oberstdorf. Sie<br />

holten nach Sturz von<br />

Roulet beim 2A und<br />

beidfüßiger<br />

Landung von<br />

Herbrikova<br />

beim Wurfsalchow<br />

vier<br />

Punkte zu<br />

wenig,<br />

um das<br />

Finale zu<br />

erreichen.<br />

Minerva Fabienne Hase und <strong>No</strong>lan Seegert


24<br />

Europameisterschaften<br />

Glanzleistung<br />

von Kostornaia<br />

Die neue Europameisterin Alena Kostornaia<br />

widerlegte wie schon beim<br />

gewonnenen Grand Prix Finale das Vorurteil,<br />

die Tutberidze-Schülerinnen seien in<br />

erster Linie seelenlose Roboter oder<br />

Sprungmaschinen. Die 16-Jährige gewann,<br />

obwohl sie keinen Vierfachen im<br />

Repertoire hat.<br />

Gelungen waren insgesamt drei 3A und diese<br />

ebenso wie die anderen Sprünge in besonders<br />

guter Qualität und mit eleganten Ausläufen.<br />

Daher erhält sie auch überwiegend Bewertungen<br />

von +4 und hier und da sogar +5. Nur der<br />

3L, der letzte Sprung in der Kür, ging daneben.<br />

Außerdem verfügt sie über einen eleganten und<br />

charmanten Laufstil, kann Musik gut interpretieren<br />

und erhielt daher Komponenten bis 9,5.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass sie auf Dauer in der<br />

Weltspitze mitmischt, damit der Dameneiskunstlauf<br />

ein Gesicht und eine Persönlichkeit<br />

zur Identifikation bekommt, die sich längerfristig<br />

einprägen. Denn unrecht haben die Kritiker<br />

nicht, die fürchten, dass die Sportart in der großen<br />

Öffentlichkeit weiter an Bedeutung verliert,<br />

wenn alle ein bis zwei Jahre neue Teenager auftauchen,<br />

die die ebenfalls noch jungen aktuellen<br />

Spitzenläuferinnen schon wieder verdrängen. Im<br />

Rückblick fällt auf, dass junge Olympiasiegerinnen<br />

mit frühem Karriereende wie Oksana Baiul,<br />

Damen | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Alena Kostornaia – Russland 1 2 240.81<br />

2 Anna Shcherbakova – Russland 2 1 237.76<br />

3 Alexandra Trusova – Russland 3 3 225.34<br />

4 Alexia Paganini – Schweiz 4 4 192.88<br />

5 Emmi Peltonen – Finnland 5 7 181.79<br />

6 Ekaterina Ryabova – Aserbaidschan 6 6 181.49<br />

7 Eva-Lotta Kiibus – Estland 11 5 181.24<br />

8 Alessia Tornaghi – Italien 7 11 172.17<br />

9 Maé Bérénice Méité – Frankreich 8 10 172.08<br />

10 Ekaterina Kurakova – Polen 13 9 170.24<br />

11 Maia Mazzara – Frankreich 16 8 170.06<br />

12 Linnea Ceder – Finnland 15 12 166.16<br />

13 Nicole Schott – Deutschland 14 14 162.26<br />

14 Viktoriia Safonova – Weißrussland 20 13 159.91<br />

15 Alina Urushadze – Georgien 12 18 154.81<br />

16 Lea Serna – Frankreich 10 19 154.73<br />

17 Alexandra Feigin – Bulgarien 18 16 154.43<br />

18 Anita Ostlund – Schweden 9 21 152.91<br />

19 Yasmine Kimiko Yamada – Schweiz 24 15 152.62<br />

20 Dasa Grm – Slowenien 17 20 150.90<br />

21 Ivett Toth – Ungarn 22 17 150.36<br />

22 Eliska Brezinova – Tschechien 19 22 145.35<br />

23 Natasha Mckay – Großbritannien 23 23 142.14<br />

24 Olga Mikutina – Österreich 21 24 130.15<br />

Ausgeschieden:<br />

– Nelli Ioffe – Israel 25 – 51.70<br />

– Aleksandra Golovkina – Litauen 26 – 50.88<br />

– Anastasiya Galustyan – Armenien 27 – 50.08<br />

– Valentina Matos – Spanien 28 – 49.<strong>02</strong><br />

– Ema Doboszova – Slowakei 29 – 46.27<br />

– Angelina Kuchvalska – Lettland 30 – 45.09<br />

– Antonina Dubinina – Serbien 31 – 43.62<br />

– Sinem Kuyucu – Türkei 32 – 43.16<br />

– Jenni Saarinen – Finnland 33 – 42.61<br />

– Anastasia Gozhva – Ukraine 34 – 40.49<br />

– Niki Wories – Niederlande 35 – 38.19<br />

– Klara Stepanova – Tschechien 36 – 37.83<br />

– Hana Cvijanovic – Kroatien 37 – 36.22<br />

Anna Shcherbakova<br />

Fotos: Höppner<br />

Tara Lipinski, Sarah<br />

Hughes oder Adelina<br />

Sotnikova schnell<br />

wieder vergessen<br />

sind. Spitzenläuferinnen<br />

mit langer<br />

Karriere wie Katarina<br />

Witt, Michelle<br />

Kwan oder Carolina<br />

Kostner bleiben<br />

dagegen auch<br />

später noch Idole<br />

und in guter Erinnerung.<br />

Mit sehr ansprechendem<br />

Laufstil<br />

konnte auch Anna<br />

Shcherbakova glänzen<br />

und diesmal Silber<br />

gewinnen. Das KP<br />

mit 2A gelang erstklassig.<br />

Die Kür begann<br />

sie mit exzellenter 4L-3T-<br />

Kombination (19,31 Punkte),<br />

gefolgt von einem unterdrehten<br />

4F. Den zweiten 4L landete sie<br />

vorwärts, stürzte und erhielt gerade<br />

noch 1,95 Punkte. Später folgten vier<br />

sehr gute und ein unterdrehter Dreifacher<br />

sowie sehr gelungene <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Schrittfolgen. Auch Alexandra<br />

Trusova und ihre Trainer haben<br />

erkannt, dass Springen allein zu wenig ist<br />

und haben mit gewissem Erfolg intensiv an einem<br />

ansprechenderen Laufstil gearbeitet. Allerdings<br />

vermurkste sie im KP den Axel etwas, den<br />

sie wohl dreifach springen wollte, aber in letzter<br />

Sekunde doch nur doppelt landete. In der<br />

Kür gingen zwei der drei Vierfachversuche daneben,<br />

was den Gesamteindruck mindert. Aber<br />

eine 4T-3T-Kombination und fünf weitere Dreifache<br />

gelangen in sehr guter Qualität.<br />

Vorzüglich schnitt die 18-jährige Schweizerin<br />

Alexia Paganini als beste nicht-russische Läuferin<br />

ab. Ihr Vater kommt aus dem Hochgebirgstal<br />

Bergell nahe St. Moritz und war schon vor ihrer<br />

Geburt mit seiner aus den Niederlanden stammenden<br />

Ehepartnerin aus beruflichen Gründen<br />

nach New York gezogen. Daher hat sie die<br />

Schweizer ebenso wie die amerikanische<br />

Staatsbürgerschaft. Sie trainiert bei Igor Krokavec<br />

in Hackensack nahe New York. Das KP blieb<br />

mit 3L-3T, 3R, Elementebewertungen von überwiegend<br />

+2 und +3 sowie Komponenten von<br />

etwa 7,7 ganz fehlerfrei. In der Kür glückten<br />

fünf Dreifache, darunter dieselbe Kombination<br />

wie im KP, nur beim zweiten (unterdrehten)<br />

3L stürzte sie. Sie freute sich besonders,<br />

dass diesmal nach dem Fehler alles andere<br />

wieder gut gelang. Im Dezember war<br />

sie in der Kür zur Filmmusik La La<br />

Land aus dem Vorjahr zurückgekehrt.


25<br />

Ebenfalls überzeugen konnte Emmi Peltonen aus<br />

Helsinki mit einem dynamischen und makellosen<br />

KP mit 3T-3T und 3R. In der Kür gingen dagegen<br />

zwei Sprünge daneben und der Flip wurde nur<br />

doppelt. Annähernd fehlerlos im KP blieb auch<br />

Ekaterina Ryabova und auch in der Kür gelang<br />

alles außer einem umgestiegenen 2R statt eines<br />

3R, aber sie lief stilistisch weniger stark.<br />

Eva Lotta Kiibus aus Tallinn patzte beim 2A im<br />

ansonsten guten KP. Die Kür verlief für die Schülerin<br />

von Anna Levandi exakt wie geplant, mit<br />

der maximal möglichen Zahl von sieben Dreifachen<br />

(wenn man keinen 3A im Repertoire hat).<br />

Alessia Tornaghi blieb im KP fast fehlerfrei, aber<br />

in der Kür klappten drei Sprünge nicht nach<br />

Wunsch. Maé-Bérénice Méité erhielt für ihr lateinamerikanisches<br />

KP stehende Ovationen, denn<br />

die feurige Musik, das Copacabana-Kostüm in<br />

den brasilianischen Farben, ihre Hautfarbe und<br />

gute Elemente (sieht man von einem unterdrehten<br />

3T nach dem 3F ab) bildeten eine gelungene<br />

Einheit. In die Kür schlichen sich allerdings einige<br />

unsaubere Sprünge ein. Ekaterina Kurakova<br />

stammt aus Russland und musste ein Jahr Wartezeit<br />

überwiegend ohne Trainer überbrücken.<br />

Sie trainiert jetzt bei Brian Orser, der auch mitgekommen<br />

war. Aber ganz so stark wie ihr Ruf<br />

ist, lief sie diesmal vor allem stilistisch nicht.<br />

waren solide, aber drei andere unsauber. Das fest<br />

anvisierte Ziel der Top Ten erreichte sie daher<br />

nicht, das sie in guter Form dank ihres eleganten<br />

Laufstils mühelos geschafft hätte.<br />

Trainer Michael Huth:<br />

Nicole Schott mit Michael Huth<br />

Foto: Flade<br />

Europameisterschaften<br />

Nicole Schott<br />

Nicole Schott kam mit einer kleinen Leistenverletzung<br />

nach Graz, die sie sich zwei Wochen zuvor<br />

beim Training zugezogen hatte. Sie war zuversichtlich,<br />

dass sie das Problem mit Hilfe der<br />

mitgekommenen DEU-Physiotherapeutin Marianne<br />

Martin in den Griff bekommen werde und<br />

sagte, sie habe beim Laufen und Springen auch<br />

keine Schmerzen. Aber mental beeinflusste sie<br />

offensichtlich doch, dass sie in den zwei Wochen<br />

vor der EM nicht so intensiv trainieren konnte<br />

wie üblich. Im KP, das sie in der besten Gruppe<br />

laufen konnte, fehlte ein bisschen Feuer, außerdem<br />

stieg sie beim zweiten 3T der Kombination<br />

um, obwohl er rückwärts gelandet war, und der<br />

3R war unterdreht. Auch die Kür war durchwachsen,<br />

aber immerhin sturzfrei: Drei Dreifache<br />

»„Ich kenne Nicole ja jetzt schon ein<br />

«<br />

paar<br />

Jahre. Sie ist ein Typ, den gute eigene Trainingsleistungen<br />

stark beflügeln. Auch kleinere<br />

Probleme beeinflussen sie stark und sie<br />

lässt sich alles genau durch den Kopf gehen.<br />

Aber diese Sensibilität ist auch positiv, die<br />

braucht man für künstlerisch anspruchsvolle<br />

Programme.“<br />

Dasa Grm aus Slowenien verfehlte die neue<br />

Kür-Mindestpunktzahl für die WM um einen<br />

Punkt und muss diese daher bei den Bavarian<br />

Open, in Den Haag oder anderswo holen, wenn<br />

sie in Montreal starten will. Die zweite Schweizerin<br />

Yasmine Kimiko Yamada erreichte trotz<br />

dreier unterdrehter Sprünge und einem mit der<br />

Hand touchierten 3T mit 0,07 Punkten Vorsprung<br />

ganz knapp das Finale. Dort konnte sie<br />

trotz zwei Patzen noch Boden gutmachen. Olga<br />

Mikutina aus Vorarlberg war offensichtlich<br />

durch das große Medieninteresse in der Kür verunsichert.<br />

Das KP gelang mit zwei unterdrehten<br />

Sprüngen einigermaßen, aber die Kür ging<br />

ziemlich daneben.<br />

Sylwia <strong>No</strong>wak, Ekaterina Kurakova und Brian Orser<br />

skate‘n roll<br />

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Alexia Paganini<br />

Alena Kostornaia, Anna Shcherbakova und Alexandra Trusova bei der Auslsoung zum Kurzprogramm, Fotos: Flade


26<br />

Europameisterschaften<br />

Würdiger<br />

Europameister<br />

Das Gesamtniveau der Herrenkonkurrenz<br />

war wieder einmal ziemlich<br />

durchwachsen, denn man sah viele Fehler<br />

bei Elementen, die im Training in aller Regel<br />

kein Problem sind. Die Technische Jury<br />

mit der belgischen Spezialistin Annemie<br />

de Preter und ihrer Stuttgarter Assistentin<br />

Claudia Unger war relativ streng und<br />

stufte mehr Sprünge als sonst bei den<br />

Herren üblich als unterdreht ein, aber das<br />

traf alle gleichmäßig.<br />

Hochverdienter neuer Europameister wurde der<br />

St. Petersburger Dmitri Aliev. Nach einer verkorksten<br />

vorigen Saison, in der er sich nicht<br />

einmal für die EM und WM qualifizieren konnte,<br />

ist der 20-Jährige nun wieder oben angekommen.<br />

Sein KP gelang einigermaßen mit etwas<br />

knappem 4L-3T, gutem 4T und mit der<br />

Hand touchiertem 3A, allerdings waren der 4L<br />

und der 3A unterdreht. Wirklich europameisterlich<br />

war seine Kür zum „Sound of Silence“, ursprünglich<br />

ein Evergreen aus der 1968er Zeit<br />

von dem Gesangsduo Simon and Garfunkel,<br />

aber jetzt in neuer Version von der US-Band<br />

Disturbed. 4T-3T, zweiter 4T und sechs Dreifache<br />

waren ganz sauber, ein 4L leicht unterdreht,<br />

<strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolgen sehr überzeugend.<br />

Punkten konnte er außerdem mit gefühlvollem<br />

Laufstil, was ihm Komponenten bis 9,25 einbrachte.<br />

Seine persönliche Schwäche bleibt seine<br />

Zerstreutheit: Diesmal ließ er seine Medaille<br />

Herren | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Dmitri Aliev – Russland 2 1 272.89<br />

2 Artur Danielian – Russland 3 4 246.74<br />

3 Morisi Kvitelashvili – Georgien 4 3 246.71<br />

4 Daniel Grassl – Italien 11 2 244.88<br />

5 Matteo Rizzo – Italien 7 5 237.01<br />

6 Deniss Vasiljevs – Lettland 5 7 232.67<br />

7 Michal Brezina – Tschechien 1 11 231.25<br />

8 Paul Fentz – Deutschland 6 9 230.01<br />

9 Vladimir Litvintsev – Aserbaidschan 17 8 221.09<br />

10 Alexander Samarin – Russland 13 10 220.43<br />

11 Adam Siao Him Fa – Frankreich 24 6 219.89<br />

12 Alexei Bychenko – Israel 8 13 219.03<br />

13 Gabriele Frangipani – Italien 10 12 218.00<br />

14 Irakli Maysuradze – Georgien 15 14 214.47<br />

15 Nikolaj Majorov – Schweden 14 15 212.57<br />

16 Aleksandr Selevko – Estland 9 16 210.68<br />

17 Mark Gorodnitsky – Israel 12 17 206.83<br />

18 Slavik Hayrapetyan – Armenien 20 18 194.61<br />

19 Lukas Britschgi – Schweiz 22 19 190.75<br />

20 Matyas Belohradsky – Tschechien 18 20 190.54<br />

21 Sondre Oddvoll Boe – <strong>No</strong>rwegen 19 21 189.25<br />

22 Alexander Lebedev – Weißrussland 21 22 188.00<br />

23 Larry Loupolover – Bulgarien 16 24 177.26<br />

24 Burak Demirboga – Türkei 23 23 173.31<br />

Ausgeschieden:<br />

– Illya Solomin – Schweden 25 – 64.91<br />

– Kevin Aymoz – Frankreich 26 – 64.40<br />

– Peter James Hallam – Großbritannien 27 – 64.17<br />

– Maurizio Zandron – Österreich 28 – 62.45<br />

– Davide Lewton Brain – Monaco 29 – 61.35<br />

– Andrey Kokura – Ukraine 30 – 58.65<br />

– Roman Galay – Finnland 31 – 56.10<br />

– Michael Neuman – Slowakei 32 – 53.08<br />

– Thomas Kennes – Niederlande 33 – 52.56<br />

– Conor Stakelum – Irland 34 – 48.28<br />

– Andras Csernoch – Ungarn 35 – 47.30<br />

Dmitri Aliev<br />

Foto: Höppner<br />

im Dopingkontrollraum liegen, vergaß sein Handy<br />

im Bus zum Hotel (beides erhielt er zurück)<br />

und verschlief das obligatorische Schaulauftraining<br />

am Sonntag früh (siehe Interview Seite 6).<br />

Selbst sein eigener russischer Verband hatte<br />

nicht erwartet, dass der im Dezember 16 Jahre<br />

alt gewordene und noch sehr juniorenmäßig<br />

wirkende Artur Danielian Silber gewann. Aber<br />

sein 4S im KP und fünf weitere Elemente waren<br />

gut, nur der 3A umgestiegen. Auch in der Kür<br />

glückten dem Zweiten der nationalen Meisterschaften<br />

die beiden 4S, allerdings zwei andere<br />

Sprünge nicht. Aber er hat sehr viel Potenzial.<br />

Der Georgier Morisi Kvitelashvili aus der Tutberidze-Schule<br />

holte seine erste EM-Medaille für<br />

sein Land dank eines guten Vierfachen im KP<br />

und zweier in der Kür, auch wenn er andere<br />

Fehler machte und noch immer ein bisschen<br />

farblos wirkt. Daniel Grassl konnte im KP einen<br />

(unterdrehten) 4R landen, stürzte aber beim 4L.<br />

Für seine zweitbeste Kür des Tages erhielt er<br />

von den Kennern der Sprünge nach relativ sauber<br />

gestandenen 4L, 4F und 4R stehende Ovationen,<br />

denn er ist der einzige Läufer der Welt,<br />

der je in einem Programm diese drei schwierigeren<br />

Vierfachen gezeigt hat. Den 4R kann<br />

nicht einmal Nathan Chen. Aber einige<br />

Sprünge waren auch unterdreht.<br />

Matteo Rizzo lief nicht wirklich überzeugend<br />

und konnte in der Kür trotz vieler<br />

sauberer Elemente erneut nicht das Feuer<br />

erwecken, das ein Flamenco haben<br />

muss. Aber zusammen mit Grassl sicherte<br />

er Italien zum zweiten Mal<br />

drei Startplätze für die nächste Europameisterschaft.<br />

Deniss Vasiljevs<br />

überzeugte mit Stil und Dynamik,<br />

aber beim 3A im KP wäre er beinahe<br />

gestürzt und einen Vierfachen hat<br />

er noch immer nicht im Repertoire,<br />

allerdings war er auch leicht am<br />

Knöchel verletzt. Michal Brezina hatte<br />

etwas überraschend das KP mit sieben<br />

sehr guten Elementen gewonnen, darunter<br />

4S-2T. Aber genau dieser Salchow ging zu<br />

Beginn der Kür zweimal daneben und<br />

auch der statt eines 3A noch improvisierte<br />

dritte Versuch ging schief. Aber<br />

er nahm das Ergebnis gelassen, denn<br />

schließlich sei dies schon seine 13. Europameisterschaft.<br />

In letzter Zeit hat<br />

der Tscheche auch mit Choreografin<br />

Shae-Lynn Bourne gearbeitet hat, die<br />

nach einem Jahr an der Ostküste der<br />

USA nach Irvine in Kalifornien gezogen<br />

ist. Am nächsten Morgen flog er sofort<br />

zurück nach Irvine, denn Ehefrau<br />

Danielle stand kurz vor der<br />

Geburt ihres ersten Kindes.<br />

Großer Erfolg für Fentz<br />

Der achte Rang ist für<br />

Paul Fentz der bisher<br />

größte Erfolg seiner<br />

gesamten Karriere,<br />

nachdem er schon<br />

bei der Deutschen<br />

Meisterschaft seine<br />

Qualitäten beweisen konnte und die DEU ihn<br />

wieder in den Perspektivkader aufnahm. Das KP<br />

gelang ohne einen einzigen Minuspunkt auch<br />

nur eines Preisrichters. Der 4T wirkte souverän,<br />

der 3A ebenfalls, nur in der Kombination wurde<br />

der Toeloop nach dem 3L nur doppelt. Die Komponenten<br />

gingen bis auf 7,75, so dass er erstmals<br />

bei einem größeren Wettbewerb mehr als<br />

80 Punkte holte. Das brachte ihn sogar in die<br />

beste Kürgruppe. Dort war der Auftakt- 4T erneut<br />

erstklassig und eine nicht-deutsche Preisrichterin<br />

gab ihm für diesen Sprung sogar eine<br />

+5. Sechs Dreifache gelangen, nur den zweiten<br />

3A riss er auf. Diesmal gingen die Komponenten<br />

sogar bis 8,5 und 230 Punkte hatte er noch nie<br />

zuvor geschafft.


27<br />

Foto: Flade<br />

»„Mein persönliches Ziel war der zehnte Platz,<br />

jetzt ist es sogar der achte geworden. Ich bin<br />

mit meiner Leistung sehr zufrieden, auch<br />

wenn ich in der Kür einen Fehler gemacht<br />

habe. Mit dem sechsten Platz im Kurzprogramm<br />

habe ich einige Leute überrascht, die<br />

das nicht für möglich gehalten hatten. Ich<br />

habe im Nachhinein gut mit der Situation<br />

umgehen können, zum ersten Mal in meiner<br />

Karriere bei einer großen Meisterschaft in<br />

der Gruppe der besten Sechs starten zu dürfen.<br />

Es war eine neue und sehr schöne Erfahrung.<br />

Ich war aber auch gut vorbereitet.<br />

Es zeigt sich, dass sich harte Arbeit auszahlt,<br />

nicht immer sofort, aber irgendwann<br />

«<br />

bald.<br />

Ich habe in letzter Zeit oft allein auf dem Eis<br />

trainiert, weil in Berlin kein Einzelläufer<br />

mehr von meinem Leistungsniveau trainiert.<br />

Ich habe mich hier unterstützt gefühlt von<br />

unglaublich vielen Fans hier aus Österreich<br />

und natürlich aus Deutschland. Ich will jetzt<br />

im Rhythmus bleiben und daher vor der WM<br />

noch einen Wettbewerb in Den Haag laufen.“<br />

Paul Fentz<br />

Brian Joubert-Schüler Adam Siao Him Fa hatte<br />

das KP verpatzt und nur ganz knapp das Finale<br />

erreicht. In der Kür kämpfte er wie ein Löwe,<br />

um von Platz 24 noch so weit nach vorne zu<br />

kommen, dass Frankreich auch 2<strong>02</strong>1 wieder<br />

zwei Startplätze erhält. Aber ein Platz fehlte<br />

am Ende. Drei Vierfache waren einigermaßen<br />

sauber, aber generell erhalten seine Sprünge zu<br />

Recht nur wenige Pluspunkte. Alexander Samarin,<br />

der im Vorjahr als EM-Zweiter beinahe Javier<br />

Fernandez geschlagen hätte, konnte in<br />

Graz ebenso wenig überzeugen wie bei fast allen<br />

Wettbewerben dieser Saison. Im KP gingen<br />

beide Vierfache daneben, in der Kür gelang immerhin<br />

der 4L, aber er machte andere Fehler.<br />

Mit etwas resignierendem Unterton rätselte er,<br />

warum er so häufig patzt. Nikolaj Majorov, der<br />

neun Jahre jüngere Bruder von Alexander, hat<br />

erheblich an Dynamik und Format hinzugewonnen.<br />

Nach einem fehlerfreien KP mit vier Dreifachen<br />

musste er seine Kür allerdings mit etwas<br />

Nasenbluten laufen. Aber anschließend<br />

sagte er, dank dieses Problems habe er sich wenigstens<br />

keine Sorgen wegen seiner Sprünge<br />

gemacht. Der Schweizer Meister Lukas Britschgi<br />

erreichte bei seiner zweiten EM erstmals das<br />

Finale, weil alle drei Sprungelemente, auch der<br />

3A, zwar nicht sauber, aber halbwegs gestanden<br />

waren und er auch stilistisch überzeugen<br />

konnte. In der Kür gelangen sogar beide 3A<br />

einwandfrei.<br />

Ein unerwartetes Desaster war das Ausscheiden<br />

des Mitfavoriten Kevin Aymoz nach dem KP. Offensichtlich<br />

konnten seine Nerven dem Erwartungsdruck<br />

nicht standhalten. Zuerst stürzte er<br />

beim unterdrehten 4T, dann riss er den Lutz auf,<br />

der der erste Sprung der Kombination werden<br />

sollte. In der zweiten Hälfte ging er auch noch<br />

beim unterdrehten 3A zu Boden. Da nützte auch<br />

die Weltklasse-Präsentation zur Musik von<br />

Prince nichts und ihm fehlte ein Punkt, um die<br />

Kür zu erreichen. Weil er erstklassige Showprogramme<br />

im Repertoire hat und Publikumsliebling<br />

ist, haben die ISU und die Organisatoren<br />

ihn richtigerweise trotzdem zum Schaulaufen<br />

eingeladen. Damit gaben sie ihm zu erkennen,<br />

dass man weiterhin auf ihn setzt. Der Österreichische<br />

Meister Maurizio Zandron landete den<br />

3A überdreht und etwas schief und ging beim<br />

3R zu Boden. Das genügte trotz guter 3L-3T-<br />

Kombination nicht für das Finale. Ob nun er<br />

oder Luc Maierhofer für die WM nominiert werden<br />

oder sie noch bei einem Ausscheidungswettbewerb<br />

starten, stand bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht fest.<br />

Europameisterschaften<br />

Michal Brezina mit Vater und Co-Trainer Rudolf Brezina<br />

Daniel Grassl<br />

Artur Danielian<br />

Fotos: Höppner


28<br />

US-Meisterschaften<br />

Favoriten gewinnen<br />

US-Meisterschaften<br />

Zum dritten Mal nach 2011 und<br />

2015 fanden die US-Meisterschaften<br />

in der etwas provinziellen Stadt<br />

Greensboro (290.000 Einwohner) im<br />

Ostküstenstaat <strong>No</strong>rth Carolina statt.<br />

Diesmal wurden nur Wettbewerbe für<br />

die Meisterklasse und die Junioren<br />

ausgetragen, so dass die Veranstaltung<br />

auf sechs Tage reduziert wurde. Für die<br />

Nachwuchsläufer gibt es nach dem<br />

neuen Konzept gar keine landesweiten<br />

Meisterschaften mehr, sondern die<br />

170 besten Nachwuchsläufer der Regionen<br />

kamen zu einem viertägigen<br />

Lehrgang zusammen und die dort<br />

wiederum als Beste ausgewählten<br />

starten dann ab sofort<br />

bei den Junioren.<br />

Größter Star<br />

der Veranstaltung<br />

war der<br />

zweifache Weltmeister Nathan Chen, der allerdings<br />

zuvor eine hartnäckige Grippe mit Fieber<br />

gehabt hatte. Trainer Rafael Arutunian erzählte<br />

dem Star-Journalisten Phil Hersh, nach jedem<br />

Training habe Chen in der Umkleidekabine auf<br />

einer Luftmatratze am Boden erschöpft geschlafen.<br />

Er habe ihn schlafen lassen, bis er<br />

von alleine wieder aufwachte, sich kurz<br />

warmmachte und zum nächsten Training<br />

auf das Eis kam. Erst zehn Tage vor der<br />

Meisterschaft flog Chen wieder zur<br />

mehr als 4.500 Kilometer von seinem<br />

Trainer entfernten Yale-Universität.<br />

Arutunian habe Mühe gehabt,<br />

mit Chen jeden Tag einen<br />

Trainingsplan telefonisch<br />

abzusprechen, damit<br />

er rechtzeitig zur<br />

Meisterschaft wieder<br />

fit war. Gesund<br />

ist solch<br />

ein Leben sicher<br />

nicht,<br />

aber Arutunian<br />

sagte später,<br />

er bewundere Chen, der zum vierten Mal in<br />

Folge Meister wurde, diesmal mit (national<br />

überhöhten) 330 Punkten. Die sieben Elemente<br />

im KP gelangen erstklassig, auch 4F und die<br />

4T-3T-Kombination. Hierfür erhielt er 114 Punkte,<br />

darunter elf von 45 möglichen Komponenten<br />

von 10 und keine unter 9,25. Die Kür begann er<br />

mit sehr guter 4F-3T-Kombination, gefolgt von<br />

4S und zwei 4T. Einziger Tribut an seine noch<br />

nicht perfekte Form war, dass er keinen 4L probierte.<br />

Chen: „Ich habe inzwischen viel Erfahrung<br />

darin, mit unterschiedlichen Situationen<br />

Nathan Chen<br />

fertig zu werden. Das half mir, trotz gerade<br />

überstandener Grippe gut zu laufen. Daher<br />

bin ich mit meiner Leistung absolut zufrieden.“<br />

Zu den Vier-Kontinente-Meisterschaften in<br />

Südkorea wollte er wegen seines Studiums<br />

nicht, sondern nur zur WM.<br />

Eine sehr überzeugende Vorstellung gab auch<br />

der wieder von Tracy Wilson betreute Jason<br />

Brown, der Rang zwei mit 292 Punkte belegte<br />

und ebenfalls für Montreal nominiert wurde. Im<br />

KP erhielt er auch ohne Vierfachversuch 100<br />

Punkte, weil alle sieben Elemente herausragend<br />

gelangen. 13 Komponenten von 10,0 gab es<br />

auch für ihn. In der Kür zu Schindlers Liste brillierte<br />

er mit acht sauberen Dreifachen, Weltklasse-<strong>Pirouette</strong>n<br />

und -Schrittfolgen und einer<br />

hingebungsvollen Interpretation. Er erhielt für<br />

seine Elemente sogar mehr Pluspunkte als Chen.<br />

Einziger Fehler war ein beidfüßig und vorwärts<br />

gelandeter und daher abgewerteter 4T. Er jubelte:<br />

„Das war hundert Prozent heute, vielleicht<br />

die beste Kür, die ich je gelaufen bin. Natürlich<br />

muss ich mich technisch noch sehr verbessern.“<br />

Damit meinte er die Vierfachsprünge, aber es ist<br />

zu bezweifeln, dass er sie noch sauber lernt.<br />

Bronze gewann etwas unerwartet der aktuelle<br />

Juniorenweltmeister Tomoki Hiwatashi aus<br />

Colorado Springs. Sein KP enthielt 4T, 3L-3T und<br />

3A, alles in guter Qualität. Fehlerlos war auch<br />

die Kür mit zwei 4T und acht Dreifachen. Er<br />

wurde für die 4C-Meisterschaft nominiert.<br />

Für die WM griff man als dritten Amerikaner<br />

auf den Viertplatzierten Vincent Zhou (275<br />

Punkte) zurück, obwohl er in dieser Saison seine<br />

Grand Prix-<strong>No</strong>minierungen abgesagt hatte<br />

und seit September keinen Wettbewerb gelaufen<br />

war, weil er sich auf sein Studium konzentrierte.<br />

Aber den Ausschlag gab, dass er vor<br />

einem Jahr WM-Dritter geworden war und damit<br />

sein Können auf internationaler Ebene unter<br />

Beweis gestellt habe. Nachdem er an der<br />

Brown-Universität immer wieder um Eisstunden<br />

kämpfen und sich von den Eishockeytrainern<br />

regelmäßig Klagen wegen der beim<br />

Einhaken verursachten Löcher anhören musste,<br />

forcierte er das Studium und trainierte zwei<br />

Monate lang gar nicht.<br />

Mitte Dezember wechselte er von Colorado<br />

Springs nach Toronto und wird nun von Lee Barkell<br />

betreut. Dieser war im vergangenen Sommer<br />

von Orsers Cricket Club in den Konkurrenzverein<br />

Granite Club als Cheftrainer gewechselt und<br />

hatte einige Läufer (Daleman, Miyahara) mitgenommen.<br />

Ein weiterer Grund für Zhous Wechsel<br />

nach Toronto war, dass er nun regelmäßig mit<br />

der dort ansässigen Choreografin Lori Nichol arbeiten<br />

kann, denn er weiß, dass er auf diesem<br />

Gebiet noch Defizite hat. Zhou hat sich nun von<br />

der Universität bis nach den Olympischen Spielen<br />

von 2<strong>02</strong>2 beurlauben lassen, um sich wieder<br />

auf den Eislauf zu konzentrieren. Im KP in<br />

Greensboro waren der 4S und die 3L-3T-Kombination<br />

sehr überzeugend und der 3A etwas<br />

knapp. Auch in der Kür war der Salchow der einzige<br />

Vierfache, aber bis zur WM sollen die im<br />

vergangenen Jahr beherrschten anderen Vierfachen<br />

wieder hinzukommen. Auf den fünften<br />

Platz mit 260 Punkten kam der schon lange als<br />

Riesentalent geltende, aber manchmal nervenschwache<br />

Andrew Torgashev, der endlich einmal<br />

ein fehlerfreies KP mit 4T präsentierte. Dieser<br />

Sprung gelang auch einmal in der Kür, aber beim<br />

4S und dem 3A musste er zu Boden und beim<br />

zweiten 4T stieg er um. Alexei Krasnozhon wurde<br />

Sechster mit 240 Zählern, Camden Pulkinen,<br />

endlich mit 4T, wurde Siebter mit 236 Punkten.<br />

Nur auf Platz 10 mit 209 Punkten kam der bisher<br />

für die Ukraine laufende, aber schon viele<br />

Jahre in den USA lebende Jaroslav Paniot.<br />

Alysa Liu verteidigt Titel<br />

Wie im Vorjahr gewann die für internationale<br />

Meisterklassenwettbewerbe noch zu junge Vierfachspringerin<br />

Alysa Liu aus Oakland nahe San<br />

Francisco den Damentitel, diesmal mit 235<br />

Punkten. Die Zweite des ISU Juniorenfinales<br />

steckte den Druck, erstmals<br />

als Favoritin starten<br />

zu müssen, gelassen weg.<br />

Nach dem Turiner Juniorenfinale<br />

war die 14-Jährige


29<br />

noch in Italien geblieben und hatte durch Vermittlung<br />

von Choreografin Lori Nichol in Rom<br />

mit Carolina Kostner, einem ihrer Idole gearbeitet,<br />

denn stilistisch hat sie noch viel Nachholbedarf.<br />

Für beide war das eine faszinierende<br />

neue Erfahrung. Zuvor hatte sie zu Hause außer<br />

mit Haupttrainerin Laura Lipetsky auch mit<br />

Massimo Scali trainiert, der aus privaten Gründen<br />

seit dem vergangenen Jahr in Oakland lebt.<br />

Viele Chancen also, sich zu verbessern. Der alleinerziehende<br />

Vater Arthur Liu, ein Anwalt chinesischer<br />

Herkunft, schätzte, dass ihn die Karriere<br />

seiner Tochter in diesem Jahr zwischen<br />

150.000 und 200.000 Dollar kosten werde. Im<br />

KP war der 3A verwackelt, aber alle anderen<br />

Elemente überzeugend. Vor allem in der Kür erhielt<br />

sie mit etwa 8,5 deutlich höhere Komponenten<br />

als früher. Zwei 3A und sechs andere<br />

Dreifache gelangen gut, der 4L war unterdreht,<br />

aber nicht gestürzt. Die <strong>Pirouette</strong>n sind schon<br />

länger erstklassig.<br />

Auf den zweiten Platz kam die Arutunian-Schülerin<br />

Mariah Bell mit 225 Punkten. 2A, 3F-3T<br />

und 3L gelangen gut, aber sie stürzte bei der<br />

Schrittfolge. In der Hallelujah-Kür erhielt sie die<br />

höchsten Komponenten des Feldes, sogar fünfmal<br />

(übertriebene) 10,0. Sechs dreifache Sprünge<br />

glückten sauber. Himmelspirouette und Choreo-<br />

Schrittfolge erhielten von allen neun Preisrichtern<br />

+5, was zu wohlwollend war. Bradie Tennell<br />

hatte in der Woche vor den US-Meisterschaften<br />

wieder einmal mit Benoit Richaud gearbeitet<br />

und das KP nach sieben mit überwiegend +4<br />

und +5 bewerteten Elementen, darunter 3L-3T,<br />

und Komponenten von etwa 9,0 gewonnen. In<br />

der Kür waren fünf Dreifache überzeugend, aber<br />

der Flip unterdreht und der Rittberger gestürzt,<br />

so dass sie sich mit Rang drei (220 Punkte) begnügen<br />

musste. Bell und Tennell wurden für die<br />

Alysa Liu, Fotos: Carmichael<br />

beiden WM-Startplätze nominiert. Rang vier mit<br />

193 Punkten ging an die lange Zeit verletzte<br />

und außer Form befindliche Karen Chen, die ein<br />

kleines Comeback feiern konnte. Fünfte wurde<br />

Amber Glenn mit 185 Zählern und Sechste Starr<br />

Andrews (181). Gracie Gold erhielt zwar wegen<br />

ihres Comebacks nach den langwierigen Essstörungen<br />

und anderer Probleme riesigen Beifall<br />

und es auch anerkennenswert, dass sie es bis zur<br />

erneuten Teilnahme an den US-Meisterschaften<br />

brachte. Aber nach unsauberer 3L-2T-Kombination<br />

und aufgerissenem Rittberger sowie weitaus<br />

weniger Dynamik im KP als früher und nur<br />

drei sauberen Dreifachsprüngen in der Kür landete<br />

sie auf dem 12. Platz, also weitab von ihrem<br />

früheren Niveau.<br />

Chock/Bates Eistanzmeister<br />

Madison Chock<br />

und Evan Bates<br />

Im Rennen der zwei Spitzenpaare um<br />

den Eistanztitel hatten Madison<br />

Chock und Evan Bates wenig überraschend<br />

die Nase mit 221 Punkten<br />

vorne. Im Rhythmustanz erhielten sie höhere<br />

Level und in der erstklassigen orientalischen<br />

Schlangentanz-Kür gab es nicht weniger als 13<br />

Komponenten von 10,0. Den Vizemeistern Madison<br />

Hubbell und Zachary Donohue (217 Zähler)<br />

passierte in der Kür ein seltenes Missgeschick.<br />

Nach dem ersten Element, der Tanzpirouette,<br />

liefen sie in die falsche Richtung und<br />

mussten bei den folgenden drei Elementen improvisieren,<br />

bis sie wieder in der richtigen Spur<br />

waren. Vielleicht haben es viele Beobachter gar<br />

nicht gemerkt, aber am Ende erhielten sie nur<br />

zweimal 10,0. Als Dritte (201 Punkte) ebenfalls<br />

für die WM nominiert wurden wie im Vorjahr<br />

Kaitlin Hawayek und Jean-Luc Baker, die sich<br />

wieder einmal wunderten, dass ihre etwas eigenartige<br />

Kürmischung aus Flamenco, Beethoven<br />

und Rachmaninov viel weniger Beifall erhielt<br />

als ihr Rhythmustanz zum Saturday Night<br />

Fever. Christina Carreira und Anthony Ponomarenko<br />

kamen mit 194 Zählern auf den vierten<br />

Rang, sie müssen sich noch etwas gedulden, bis<br />

sie bei den großen Meisterschaften starten dürfen.<br />

Auf die US-Staatsbürgerschaft wartet die<br />

Kanadierin Carreira auch sechs Jahre nach dem<br />

Umzug in die USA trotz anwaltlicher Bemühungen<br />

noch immer. Rang fünf (180) ging<br />

an das erst in dieser Saison zusammen<br />

trainierende Duo Caroline Green und Michael<br />

Parsons vor den Trainingskameraden<br />

Lorraine McNamara und Quinn Carpenter (173).<br />

Eine Überraschung gab es an der Spitze der<br />

Paarlaufkonkurrenz. Alexa und Ehepartner Chris<br />

Knierim, Schüler von Jenni Meno, Todd Sand<br />

und gelegentlich auch Robin Szolkowy in Irvine,<br />

Kalifornien, holten sich nach Rang sieben im<br />

Vorjahr erneut den 2015 und 2018 schon zweimal<br />

gewonnenen Titel, diesmal mit 216 Zählern.<br />

Dieses Ziel hatten sie schon im Sommer im Interview<br />

mit der <strong>Pirouette</strong> angekündigt. Stilistisch<br />

sind sie schon lange das beste Paar. Im KP<br />

gelang ihnen endlich einmal auch der 3T, alles<br />

andere ist ohnehin sehr gut. In der Kür ging<br />

zwar dieser Sprung bei ihm wieder daneben,<br />

aber Würfe, Hebungen, Laufstil und alles andere<br />

hatte Stil und Format, so dass sie einen der<br />

zwei WM-Startplätze erhielten. Auf Platz zwei<br />

mit 213 Punkten und der besten Kür kamen<br />

recht unerwartet ihre Trainingskameraden Jessica<br />

Calalang und Brian Johnson, die ebenfalls<br />

mit Szolkowy gearbeitet haben. Zwar hatten sie<br />

im <strong>No</strong>vember beim Warschau Cup sehr positiv<br />

auf sich aufmerksam gemacht, aber das ging<br />

etwas unter. Im KP vermasselte er den 3S, aber<br />

in der Kür gelangen sämtliche Elemente, die<br />

spektakulären Hebungen sogar mit vielen +5.<br />

Aber wegen der schwächeren Grand Prix wurden<br />

sie nicht für die WM nominiert.<br />

Das schafften wegen gutem Rang 9 bei der WM<br />

vor einem Jahr stattdessen Ashley Cain-Gribble<br />

und Timothy LeDuc, obwohl sie nach zwei Fehlern<br />

im KP und drei Unsicherheiten in der Kür<br />

mit 197 Punkten nur Vierte wurden. Bronze mit<br />

204 Punkten ging an Tarah Kayne und Danny<br />

O’Shea, und nur Fünfte (186) wurden Haven<br />

Denney und Brandon Frazier aus Florida nach<br />

mehreren Fehlern. Sie wussten zuletzt nicht, ob<br />

ihre Trainer Silvia Fontana und John Zimmerman<br />

weiterhin mit ihnen arbeiten dürfen oder<br />

womöglich gesperrt werden. Denn sie sollen angeblich<br />

das Mädchen, der Morgan Ciprès ein<br />

Nacktfoto von sich geschickt hatte, gebeten haben,<br />

darüber Stillschweigen zu bewahren, damit<br />

sich das französische Paar in Ruhe auf Olympia<br />

2018 vorbereiten kann. Irgendeine Entscheidung<br />

in dieser Sache ist noch nicht getroffen worden.<br />

Die Zeitung USA Today griff das Thema mehrfach<br />

auf, aber die meisten anderen Medien<br />

nicht. Audrey Lu und Misha Mitrofonov wurden<br />

Sechste (181).<br />

Juniorenmeisterin wurde Lindsey Thomson aus<br />

Hackensack vor Isabeau Levito. Die beiden besten<br />

Junioren Herren waren Trainersohn Maxim<br />

Naumov und Eric Sjoberg. Beim Eistanzen dominierten<br />

Avonley Nguyen und Vadym Kolesnik<br />

überlegen vor Katarina Wolfkostin und Jeffrey<br />

Chen. Im Paarlaufen vorne lagen Kate Finster<br />

und Balazs Nagy vor Anastasia Smirnova und<br />

Danil Siianytsia. Klaus-Reinhold Kany<br />

US-Meisterschaften


30<br />

Winter World Master Games<br />

Zum dritten Mal nach 2010 in Bled und 2015 in Quebec fanden<br />

Winter World Master Games statt, quasi die Olympischen<br />

Spiele für Hobbysportler. Gastgeber war in diesem Jahr Innsbruck<br />

gemeinsam mit Seefeld und Kitzbühel. Mit mehr als 3.000 Sportlern<br />

aus 56 Nationen von Algerien bis Usbekistan wurde die Teilnehmerzahl<br />

der vergangenen Olympischen Winterspiele übertrof-<br />

fen. Ausgetragen wurden 12 verschiedene Sportarten von Curling<br />

über Eishockey und <strong>No</strong>rdische Kombination bis Ski Orientierungslauf.<br />

Vor allem das Skispringen konnte mit bekannten Namen<br />

aufwarten, so starteten unter anderem Skiflug-Weltmeister Andi<br />

Goldberger, Team Olympiasieger Andreas Widhölzl und der Olympiasieger<br />

in der <strong>No</strong>rdischen Kombination Bill Demong.<br />

Winter World Master Games 2<strong>02</strong>0<br />

(28,99/48,01) vor ihren Landsleuten Monika<br />

Szubert und Mateusz Kokosinski (25,91/43,20).<br />

Stehende Ovationen gab es für die älteste Teilnehmerin<br />

im Eiskunstlaufen, Patricia <strong>No</strong>dden. Die<br />

81jährige, die sich kurz zuvor noch verletzt hatte,<br />

zeichnete sich durch schöne Gesten aus. Da sie<br />

weder Sprung noch <strong>Pirouette</strong> zeigte, bekam sie<br />

zwei Punkte Abzug und erhielt gerade einmal<br />

1,31 Punkte. Natalie Shaby zeigte bis auf Axel<br />

und Rittberger alle Sprünge doppelt und siegte in<br />

der Master Elite-Kategorie klar mit 70,72 Punkten.<br />

In der jüngeren Altersklasse gewann die<br />

Oberstdorferin Eva Gerlach mit fünf Doppelsprüngen<br />

(64,79) knapp vor der Schwedin Josefine<br />

Mansson (64,70) mit sieben Doppelsprüngen,<br />

aber deutlich schwächeren Komponenten.<br />

Midori Ito mit dem ehemaligen<br />

britischen Vizemeister Leigh Yip<br />

Fotos: Tonegutti<br />

Im Alleingang gewann die Berlinerin Birgit Keil<br />

mit Musik von „Drehz“ (60,22). Im Artistikteil<br />

siegte sie mit einer eindrucksvollen Elvis-Parodie<br />

(28,59) vor der Slowenin Mateja Avbreth<br />

(27,41). Eine Altersklasse darunter siegte die<br />

Slowakin Bibiana Srebecka (30,42) knapp vor<br />

der Berlinerin Irene Heyroth (30,33) mit einem<br />

gefühlvollen Lauf zu „Evita“. In der Kür zu „Natural“<br />

konnte die Slowakin mit sechs Doppelsprüngen<br />

und einer Level 4-<strong>Pirouette</strong> sich klar<br />

mit 72,39 Punkten gegen Selina Tombs aus Kanada<br />

(58,68) und Cherry Lau aus Australien<br />

(57,88) durchsetzen.<br />

Im Eiskunstlaufen kamen die Teilnehmenden aus<br />

fast 30 Nationen. Das Training fand teilweise in<br />

Telfs statt, wo auch Stephane Lambiel unter anderem<br />

mit Shoma Uno trainierte. Die große kanadische<br />

Mannschaft gewann über 40 Medaillen,<br />

davon 13 goldene, aber auch das deutsche<br />

Team brauchte sich mit zwölfmal Gold nicht zu<br />

verstecken. Das gastgebende österreichische<br />

Team war nur sehr klein, ebenso wie das<br />

schweizerische. Beide Länder waren mehr in den<br />

alpinen Sportarten vertreten.<br />

Midori Ito als Paarläuferin<br />

Bekannteste Teilnehmerin war die japanische<br />

Weltmeisterin Midori Ito, die schon mehrfach<br />

beim Erwachsenenwettbewerb in Oberstdorf an<br />

den Start gegangen war. Hier startete sie aber<br />

nicht im Einzel-, sondern im Paarlauf. Ihr Partner<br />

war der ehemalige britische Vizemeister<br />

Leigh Yip (1991, hinter Steven Cousins). Allerdings<br />

liefen sie in der Kategorie Master Elite Artistik<br />

nur gegen sich selbst. Zur Musik vom<br />

„Phantom der Oper“ zeigten sie einen Rittberger<br />

und alle Elemente wurden bejubelt.<br />

Eine Klasse darunter liefen die Berliner Irene<br />

Heyroth und Robert Niemann ein gefühlvolles<br />

Programm zu „Tosca“ (23,67) und besiegten ihre<br />

Konkurrenz, die Amerikaner Elaine Jurun/Zdenek<br />

Krajc (22,34) zu „Seven Nations Army“ und die<br />

Mexikaner Saks Burgos/David Campos zu „Pink<br />

Panther“ (21,50). Robert Niemann hatte zuvor<br />

bereits sein Artistik-Programm gewonnen<br />

(26,08), war aber im Einlaufen zur Kür gestürzt<br />

und musste behandelt werden.<br />

Die Kür gewannen die Amerikaner Judy Mata/<br />

Vladimir Levchenkov (54,<strong>02</strong>) vor den Mexikanern<br />

Buros/Campos, die hier ihren Größenunterschied<br />

ausnutzen konnten (34,32). Dritte wurden<br />

hier Jurun/Krajc, die zwar doppelt, aber unsauber<br />

sprangen (28,71). Matas Ehemann Paul<br />

zeigte mit Susan Bai eine schwache Leistung<br />

und erhielt für die Elemente nur 0 oder negative<br />

Wertungen (25,92). Die Matas starteten noch<br />

gemeinsam im Pflichttanz der Silberkategorie,<br />

wo sie unter vier Paaren den dritten Platz belegten.<br />

In der Intermediate Kategorie gab es jeweils<br />

einen polnischen Doppelsieg. Es gewannen<br />

Monika Breitkopf und Krzystof Sadowski<br />

Gary Beacom zeigte im Alleingang wieder phantastische<br />

<strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolgen. Im Artistikprogramm<br />

zu „Song of Songs“ verlor er seine<br />

Kappe, hob sie aber wieder auf. Trotzdem bekam<br />

er natürlich einen Kostümabzug. Seine letzte <strong>Pirouette</strong><br />

schien ewig zu dauern. In der Kür zu<br />

Peer Gynt zeigte er 2A, 2S und eine 2F-2T-Kombination.<br />

Er erhielt nur eine +1, sonst bewegten<br />

sich die Bewertungen zwischen +2 und +5. Die<br />

ukrainische Preisrichterin Makarova belohnte<br />

ihn mit dreimal 10,0. Insgesamt erhielt er für<br />

das Programm 94,04 Punkte nach 40,20 Punkten<br />

für die Artistik.<br />

Eine Altersklasse unter ihm zeigte Shung Lai<br />

Sunny Man aus Hongkong ein schwungvolles<br />

Artistikprogramm mit zu „Hit the Road Jack“. Er<br />

lief zu einem Salto an, der er aber dann doch<br />

nicht zeigte, da er auch hier nicht erlaubt ist<br />

(18,65 Punkte). Bei seinem Gegner Leigh Yip fiel<br />

die Musik aus und die Pause dauerte so lange,<br />

dass er sich mit der nachfolgenden Gruppe neu<br />

einlaufen durfte. Zu „Fiddler on the Roof“ erhielt<br />

er verdientermaßen die deutlich besseren<br />

Komponenten (31,50). In der Kür zur „Fledermaus“.<br />

die begeistert vom Publikum aufgenom-


men wurde, zeigte er sechs Doppelsprünge und<br />

erhielt nur positive Wertungen (74,78).<br />

In der Meisterklasse I zeigte der Berliner Christian<br />

Franz zu „Live as One“ und „All of you“ einen<br />

schönen 2A und 3R. Obwohl nur 7 Elemente gewertet<br />

wurden, kam er dank hoher Komponen-<br />

Bibiana Srbecka<br />

ten in seiner Kür auf 71,97 Punkte. Der Belgier<br />

Javier Barral Cepeda landete zu „Love is a bitch“<br />

seinen Axel auf zwei Füßen und zeigt keinen<br />

Dreifachen, da halfen auch drei Elemente mehr<br />

nichts (58,14). Der Schwede Marcin Zamojski<br />

vollendete zu „A Little Party“ keine Sprünge und<br />

stürzte bei Flip und Rittberger (40,11).<br />

Im Eistanz der Kategorie Meisterklasse siegte der<br />

ehemalige ukrainische Meister Oleg Voyko mit<br />

seiner amerikanischen Partnerin Jennifer Freedman<br />

mit sehr schönen Elementen deutlich, nur<br />

die Twizzles waren schwach. Kimberley Wilczak<br />

und Alexander Ho, ebenfalls aus den USA, erhielten<br />

für alle Elemente nur den Basis Level und ihre<br />

Paarpirouette fiel auseinander (34,12), auch im<br />

Rhythmustanz. In der Masters-Klasse siegte in<br />

den Pflichttänzen und im Rhythmustanz das britische<br />

Ehepaar Arnold (35,72/49,64) vor den Tschechen<br />

Pokorna/Pokorny (31,98/40,33) beziehungsweise<br />

Barkley/Squires aus Kanada (31,04/48,25).<br />

Gleich am ersten Tag fand der Synchronwettbewerb<br />

statt. In der Masters-Kategorie zeigte das<br />

tschechische Team Avalanche saubere Elemente<br />

(54,75), während das finnische Team „Chaotique“<br />

sich einige Unsauberkeiten und einen Sturz leistete<br />

(52,11). In der Adult-Klasse zeigte das finnische<br />

„Antique“ sehr saubere Elemente. Trotz eines<br />

Sturzes gingen sie klar in Führung (40,96).<br />

Das Berliner Team Adult zeigte exakte Elemente,<br />

obwohl sie nur zwölf Läuferinnen waren, und belegten<br />

den dritten Platz (30,72). Leider gab es<br />

immer wieder Probleme mit der Musik, sie fiel<br />

entweder aus oder sprang. Am letzten Wettkampftag<br />

wurden bereits die Garderoben abgebaut,<br />

was es für die Läufer ungemütlich machte<br />

und das Gefühl vermittelte, nicht willkommen zu<br />

sein. Die Freiwilligen Helfer waren aber sehr nett<br />

und hilfsbereit und der Wettbewerb ließ Manche<br />

mal über den Tellerrand schauen und Kontakt zu<br />

anderen Sportarten aufbauen, wie zum Beispiel<br />

zum Ski Alpin.<br />

Sabine Rechtziegler<br />

Leserbriefe<br />

Sehr geehrte Damen und Herren<br />

Ich bin seit 1996 Abonnent Ihrer Zeitschrift und<br />

fühle mich einmal mehr aufgefordert, Ihnen zu<br />

schreiben. Die Berichterstattung über Morgan<br />

Ciprès halte ich für äußerst fragwürdig. Wie<br />

kann bitte Ihrerseits das Verhalten dieses erwachsenen<br />

Mannes in dieser Form relativiert<br />

werden?! Die Bewertung ist verstörend, verharmlosend,<br />

die möglichen psychischen Folgeschäden<br />

bei einer 13-jährigen werden außer<br />

Acht gelassen. Es ist dem guten dem Ruf Ihres<br />

Blattes nicht entsprechend.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Julia Schulze<br />

Redaktion: Wir haben von einer „karrieregefährdenden<br />

Dummheit“ von Ciprès geschrieben, „der<br />

im Alter von 26 Jahren die Gesetze seines Landes<br />

kennen und sich im Griff haben muss. So etwas<br />

tut man einfach nicht.“ Mit „Jux und Tollerei“<br />

wollen wir nichts verharmlosen, sondern nehmen<br />

Bezug auf die Zeitung USA Today, die schrieb, der<br />

mitbeteiligte Trainer Dispenza habe den Mädchen<br />

wohl aus Jux und Tollerei eine Pizza versprochen,<br />

wenn sie Ciprès bitten, ihnen solch ein<br />

Foto zu schicken.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren<br />

Als begeisterte Leser Ihrer Zeitschrift ist es uns<br />

ein Bedürfnis, Ihnen unsere Eindrücke von der EM<br />

2<strong>02</strong>0 in Graz, die wir vor Ort verfolgten, mitzuteilen.<br />

Wer hat es zugelassen, dass so ein renommiertes<br />

Eislauf-Event in der Steiermarkhalle<br />

Premstätten stattfinden darf? Diese Halle ist einer<br />

EM nicht würdig: Klein, kalt, primitiv, größtenteils<br />

ungesichert - ein Wunder, dass (offensichtlich)<br />

keine Unfälle seitens der Zuschauer passierten.<br />

Hervorzuheben sind einzig die kulinarische Versorgung<br />

sowie die reichlich vorhandenen Toiletten.<br />

Ansonsten machte die Halle, die eher ein Zelt<br />

war, nichts her und war für die Sportler und das<br />

Publikum gleichermaßen eine Zumutung. Dabei<br />

verfügt Graz laut Wikipedia über eine der modernsten<br />

Veranstaltungshallen Europas (Stadthalle).<br />

Ist eine EM im Eiskunstlauf für diesen Ort<br />

nicht würdig genug? Zu erwähnen ist auch unbedingt<br />

die lange Anfahrt im (kostenfreien) Shuttle-<br />

Bus, die zweifellos optimal organisiert war, aber<br />

ab Hauptbahnhof - je nach Verkehrslage - 45 bis<br />

60 Minuten dauerte. Für die Zuschauer waren die<br />

Randbedingungen für dieses lang ersehnte und<br />

teuer erkaufte Event wahrlich kein Genuss, aber<br />

die sportlichen Darbietungen und die mitreißende<br />

Stimmung werden unvergesslich bleiben.<br />

31<br />

Leserbriefe<br />

Mit freundlichen Grüßen, Ulrike und Sabine Nebe<br />

Team Berlin Adult<br />

Redaktion: Die Stadthalle war Ende Januar 2<strong>02</strong>0<br />

leider schon mit einer anderen Veranstaltung<br />

belegt, als der Eishockeyverein im März 2019<br />

forderte, seine ursprünglich zugesagte Halle in<br />

Graz-Liebenau benutzen zu können, weil er<br />

unerwartet in die Europaliga aufstiegen war<br />

(siehe Seite 19). Viele Sportler wurden befragt<br />

und keiner hat sich über die Halle beklagt.


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