23.02.2021 Aufrufe

Pirouette No. 08/2020 Oktober

Nebelhorn Trophy 2020 - Eine gelungene Veranstaltung Unsere Redakteure und Fotografen besuchten das Eissportzentrum Oberstorf und berichten vom einzigen internationalen Event des Septembers. Das Sichtungslaufen in Moskau war die erste „Live“- Eiskunstlaufveranstaltung mit Zuschauern in Russland (und in der Welt) seit März. Auch Tatjana Flade war dabei und konnte mit den Läufern sprechen. … Topthemen: · Nebelhorn Trophy · Russisches Sichtungslaufen Weiteres aus dem Inhalt: · Kommentar: Udo Dönsdorf zur Nebelhorn Trophy 2020. (Ein positives Re­sü­mee) · Interview: Evgeni Plushenko · Interview: Maria Kazakava & Georgy Reviya · Interview: Evgenia Medvedeva · Sommertraining: Brian Orsers Club in Toronto · Interview: Deniss Vasiljevs · Neues aus aller Welt · Eistanzlehrgang mit Madame Papadakis. (Stefano Caruso und Catherine Papadakis in Berlin) · Sommertraining: Bruno Marcotte in Oakville · Sichtungslaufen in Russland: Mikhail Kolyadas Comeback · Neues aus Russland: Sergei Voronov hört auf, Maria Sotskova droht lange Sperre, Neue Averbukhs IceAge-Staffel · DEU-Testwettbewerb in Mannheim · Nebelhorn Trophy: Vasiljevs erstmals mit Vierfachem, Rang vier für Maurizio Zandron, Gutes KP und schwache Kür von Fentz, Überraschungssiegerin Eva-Lotta Kiibus, Silber für Hocke/Kunkel, Neue Partnerin für Ruben Blommaert · ISU veröffentlicht Tanzregeln für 2021/22 · Wer startet wo beim Grand Prix? · Synchron: United Angels Kür-Choreografie übers Internet · Masters in Villard de Lans · Japan Open · Eislaufgeschichte: Ein Dank an Oberstdorf von Peter Grütter (Aus der Pirouette vom Oktober 1987) Titelbild: Deniss Vasiljevs, Herrensieger der Nebelhorntrophy 2020, Foto: Hella Höppner Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-8-oktober-2020.html (Erscheinungstermin 14.10.2020)

Nebelhorn Trophy 2020 - Eine gelungene Veranstaltung

Unsere Redakteure und Fotografen besuchten das Eissportzentrum Oberstorf und berichten vom einzigen internationalen Event des Septembers. Das Sichtungslaufen in Moskau war die erste „Live“- Eiskunstlaufveranstaltung mit Zuschauern in Russland (und in der Welt) seit März. Auch Tatjana Flade war dabei und konnte mit den Läufern sprechen. …

Topthemen:
· Nebelhorn Trophy
· Russisches Sichtungslaufen

Weiteres aus dem Inhalt:
· Kommentar: Udo Dönsdorf zur Nebelhorn Trophy 2020. (Ein positives Re­sü­mee)
· Interview: Evgeni Plushenko
· Interview: Maria Kazakava & Georgy Reviya
· Interview: Evgenia Medvedeva
· Sommertraining: Brian Orsers Club in Toronto
· Interview: Deniss Vasiljevs
· Neues aus aller Welt
· Eistanzlehrgang mit Madame Papadakis. (Stefano Caruso und Catherine Papadakis in Berlin)
· Sommertraining: Bruno Marcotte in Oakville
· Sichtungslaufen in Russland: Mikhail Kolyadas Comeback
· Neues aus Russland: Sergei Voronov hört auf, Maria Sotskova droht lange Sperre, Neue Averbukhs IceAge-Staffel
· DEU-Testwettbewerb in Mannheim
· Nebelhorn Trophy: Vasiljevs erstmals mit Vierfachem, Rang vier für Maurizio Zandron, Gutes KP und schwache Kür von Fentz, Überraschungssiegerin Eva-Lotta Kiibus, Silber für Hocke/Kunkel, Neue Partnerin für Ruben Blommaert
· ISU veröffentlicht Tanzregeln für 2021/22
· Wer startet wo beim Grand Prix?
· Synchron: United Angels Kür-Choreografie übers Internet
· Masters in Villard de Lans
· Japan Open
· Eislaufgeschichte: Ein Dank an Oberstdorf von Peter Grütter (Aus der Pirouette vom Oktober 1987)

Titelbild:
Deniss Vasiljevs, Herrensieger der Nebelhorntrophy 2020, Foto: Hella Höppner

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-8-oktober-2020.html (Erscheinungstermin 14.10.2020)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Pirouette</strong> Nr. 8 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 53. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Deniss Vasiljevs<br />

Nebelhorn Trophy<br />

Russisches Sichtungslaufen<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

<strong>Pirouette</strong>-Facebook


Kommentar:<br />

Udo Dönsdorf<br />

zur Nebelhorn Trophy <strong>2020</strong><br />

Annicka Hocke und Robert Kunkel bei<br />

der Nebelhorn Trophy, „ihre <strong>Pirouette</strong>“<br />

präsntierend<br />

Foto: Tatjana Flade<br />

„In der ersten Hälfte des Wettkampfs war ich<br />

mehr als zufrieden, weil die Ergebnisse überragend<br />

waren. In der Gesamtbilanz war es<br />

dann etwas ernüchternder und vor allen Dingen<br />

konnte man deutlich sehen, dass noch<br />

eine Menge Arbeit anliegt. Da treten dann die<br />

Defizite zu Tage. Zum einen liegen sie im konditionellen<br />

Bereich, zum anderen fehlt eben<br />

auch die Routine. Insofern war es eine gemischte<br />

Bilanz. Bedauerlicherweise ist dann<br />

auch noch unser bestes Paar ausgefallen. Das<br />

zweite Paar konnte mit der Situation nicht<br />

fertigwerden, dass sie den Wettbewerb gewinnen<br />

hätten können. Das war auch eine Lehre.<br />

Auch bei dem Herren - immer wenn man Erster<br />

ist und Favorit wird, ist es ein mentales<br />

Problem, den zweiten Teil des Wettkampfs so<br />

zu absolvieren wie den ersten. Daran muss gearbeitet<br />

werden. Bei der Dame war es auch so<br />

- zweiter Platz im KP ist eine gute Eingruppierung<br />

gewesen, aber sie hat heute nicht zu ihrer<br />

Leistung gefunden. Das ist nicht ihr Anspruch<br />

von der Leistung her. Schade war natürlich,<br />

dass unser Eistanzpaar nicht antreten<br />

konnte. Sie waren bestens vorbereitet, weil ich<br />

selbst eine Überprüfung miterlebt habe und<br />

dachte, sie sind super im Rennen. Müller/Dieck<br />

haben wir extra noch nachgemeldet und es ist<br />

schwierig für ein Paar, das bei einer sehr arrivierten<br />

Trainerin wie Angelika Krylova trainiert,<br />

die einen anderen Fahrplan hat und sagte,<br />

es ist ihr lieber, ihr startet hier nicht. Dann<br />

dagegen zu halten würde ich als Sportler auch<br />

nicht machen. Wir wollten keine Verärgerung,<br />

wir mussten das respektieren<br />

Das Hygienekonzept hier in Oberstdorf ist voll<br />

aufgegangen, mit großer Konsequenz ist es bei<br />

allen Beteiligten, die hier verantwortlich sind,<br />

durchgeführt worden und mit großer Disziplin.<br />

Insofern ist es gelungen und ich kann nur sagen,<br />

das soll auch andere Verbände ermuntern<br />

zu sagen, wenn es die Situation in dem Land<br />

ergibt - man kann einen Eiskunstlaufwettbewerb<br />

unter diesen Bedingungen durchführen.<br />

Wir bieten sogar in Dortmund einen zweiten<br />

Wettbewerb an, weil wir auch sehen, dass andere<br />

sehr zögerlich sind. Wir sehen auch zu,<br />

dass wir eine gute Reputation haben. Es ist<br />

gut, dass Verbände wie die Deutsche Eislauf-<br />

Union vorpreschen.“<br />

krk<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

Instagramm


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

Webshop www.pirouette-online.de<br />

Facebook: www.facebook.com/pirouettemagazin<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert-René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Bestellungen im Webshop: www.pirouette-online.de<br />

Einzelheft: 6,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />

Jahresabonnement:<br />

Deutschland: 65 EUR, EU: 68 EUR inkl. Versand<br />

Probeabo: 33 EUR, EU: 35 EUR inkl. Versand<br />

Bankverbindungen:<br />

GLS Gemeinschaftsbank eG<br />

IBAN DE3443060967701438<strong>08</strong>00,<br />

BIC GENODEM1GLS<br />

USt.-ID DE 178391062<br />

Anzeigen: Standard-Formate zum vergünstigten<br />

Festpreis in unserer Preisliste, z.B. 1/8 Seite<br />

105,- EUR. Download unter www.pirouette-online.de/<br />

info/anzeigenpreise<br />

Eiskunstlauf-Termine<br />

von Mitte <strong>Oktober</strong> bis Ende <strong>No</strong>vember<br />

(unter Vorbehalt)<br />

15.10. – 17.10. Budapest Trophy (Ungarn)<br />

21.10. – 24.10. Crystal Skate in Bukarest<br />

(Rumänien), abgesagt<br />

22.10. – 25.10. Minsk Arena Ice Star<br />

(Weißrussland)<br />

23.10. – 25.10. Skate America in Las Vegas<br />

23.10. – 25.10. Zwingerpokal in Dresden<br />

29.10. – 31.10. Autumn Talents Cup in Kiew<br />

(Ukraine), abgesagt<br />

29.10. – 01.11. Tirnavia Cup in Trnava<br />

(Slowakei)<br />

29.10. – 01.11. Berliner Bär und Berliner<br />

Meisterschaften<br />

29.10. – 01.11. Denis Ten Memorial in<br />

Almaty (Kasachstan),<br />

abgesagt<br />

30.10. – 01.11. Skate Canada in Ottawa<br />

(Kanada)<br />

03.11. – <strong>08</strong>.11. Volvo Cup in Riga (Lettland)<br />

06.11. – <strong>08</strong>.11. Pavel Roman Memorial in<br />

Olomouc (Tschech. Rep),<br />

abgesagt<br />

06.11. – <strong>08</strong>.11. Prague Ice Cup in Prag<br />

(Tschech. Rep), abgesagt<br />

06.11. – <strong>08</strong>.11. Cup of China in Chongqing<br />

06.11. – <strong>08</strong>.11. Ice Lab Cup in Bergamo<br />

(Italien)<br />

10.11. – 15.11. Denkova-Staviski-Cup in<br />

Sofia (Bulgarien), neu<br />

12.11. – 15.11. Warschau Cup (Polen)<br />

13.11. – 15.11. Internationaux de France in<br />

Grenoble (Frankreich)<br />

19.11. – 22.11. Skate Celje in Celje<br />

(Slowenien)<br />

20.11. – 22.11. Rostelecom Cup in Moskau<br />

(Russland)<br />

23.11. – 29.11. Santa Claus Cup in Budapest<br />

(Ungarn)<br />

23.11. – 30.11. Inge Solar Trophy in<br />

Innsbruck (Österreich)<br />

26.11. – 29.11. NRW Autumn Trophy in<br />

Dortmund, neu<br />

27.11. – 29.11. NHK Trophy in Osaka (Japan)<br />

Interview mit Deniss Vasiljevs auf Seite 9, Foto: Flade<br />

Inhalt<br />

Kommentar: Udo Dönsdorf zur NHT <strong>2020</strong> 2<br />

Interview: Evgeni Plushenko 4<br />

Interview: Maria Kazakava & Georgy Reviya 6<br />

Interview: Evgenia Medvedeva 7<br />

Sommertraining: Brian Orsers Club in Toronto 8<br />

Interview: Deniss Vasiljevs 9<br />

Neues aus aller Welt 10<br />

Eistanzlehrgang mit Madame Papadakis 11<br />

Sommertraining: Bruno Marcotte in Oakville 12<br />

Sichtungslaufen in Russland 13<br />

Neues aus Russland 16<br />

DEU-Testwettbewerb in Mannheim 18<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Titelbild:<br />

Deniss Vasiljevs, Herrensieger der<br />

Nebelhorntrophy <strong>2020</strong><br />

Nebelhorn Trophy 19<br />

Wer startet wo beim Grand Prix? 28<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

Schriftform.<br />

Foto: Hella Höppner<br />

Synchron: United Angels Kür-Choreografie 29<br />

Masters in Villard de Lans 30<br />

Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />

www.pirouette-online.de/info/<br />

allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

Eislaufgeschichte: Dank an Oberstdorf 1987 31<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

Scan<br />

mich!<br />

Besuchen Sie die<br />

<strong>Pirouette</strong> im Internet:<br />

Unser Webshop<br />

Scan<br />

mich!<br />

Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

17. <strong>No</strong>vember <strong>2020</strong>


4<br />

Evgeni Plushenko<br />

Evgeni Plushenko<br />

»Ich habe bei<br />

Null angefangen«<br />

Interview<br />

Evgeni Plushenko (37) ist einer der größten<br />

Eiskunstlaufstars der vergangenen<br />

zwei Jahrzehnte und dominierte den<br />

Sport lange. Er startete bei vier Olympischen<br />

Spielen und gewann jedes Mal<br />

eine Medaille: Gold 2016, Silber 2002<br />

und 2010 sowie Gold im Team 2014. Der<br />

sechsmalige Europameister produzierte<br />

große Eislaufshows, mit denen<br />

er in Russland und im Ausland<br />

auftrat. Nun will er sich zunehmend<br />

auf die Trainerarbeit<br />

konzentrieren und<br />

hat mit Alexandra Trusova<br />

und Alena Kostornaia<br />

zwei prominente Läuferinnen<br />

unter seine Fittiche<br />

genommen. Aus seiner<br />

Schule kommen aber auch<br />

Nachwuchstalente wie Sofia<br />

Titova (11), die im Frühjahr<br />

Russische Meisterin in ihrer<br />

Altersklasse wurde.<br />

Evgeni Plushenko mit seinem Sohn Alexander, Fotos: Flade<br />

Evgeni Plushenko als Trainer<br />

mit Alena Kostornaia und<br />

Sergei Rozanov<br />

<strong>Pirouette</strong>: Sie hatten mir schon als aktiver<br />

Läufer erzählt, dass es Ihr Traum sei, eine<br />

eigene Eislaufschule aufzubauen. Wie haben<br />

Sie das nun umgesetzt?<br />

Evgeni: Der erste Schritt war, dass ich ausprobiert<br />

habe, ob es mir gefällt, Kinder zu trainieren<br />

und ob ich das kann, denn das ist sehr<br />

schwierig. Da war die organisatorische Frage -<br />

ich musste ein Team, einen Trainerstab zusammenstellen,<br />

denn alles fing bei Null an. Ich habe<br />

keine staatliche Schule, niemand hat mir geholfen.<br />

Ich begann mit kleinen Kindern und mir hat<br />

es im Prinzip gefallen. Wir hatten nur eine kleine<br />

Eisfläche, aber für den Anfang war es nicht<br />

schlecht. Als mehr Kinder, mehr Sportler kamen,<br />

wurde mir klar, dass wir uns weiterentwickeln<br />

müssen und dass wir eine große Eisfläche brauchen.<br />

Seit anderthalb Jahren sind wir nun auf<br />

einer großen Eisbahn. Wir haben jetzt 120 Kinder<br />

in der Schule. Natürlich war es schwierig,<br />

ein Trainerteam zusammenzustellen. 17 Trainer<br />

wurden wieder entlassen. Viele Trainer waren<br />

verwöhnt und dachten, dass sie zu mir kommen,<br />

um vor allem Geld zu verdienen. Viele sind<br />

von selbst gegangen, weil sie diese Energie, diesen<br />

Drive nicht ausgehalten haben, der in unserem<br />

Kollektiv herrscht. Man muss hart arbeiten,<br />

um ein Resultat zu erzielen, insbesondere, weil<br />

alles von Null anfängt. Einige Trainer haben das<br />

Training versäumt, andere haben sich den Kindern<br />

gegenüber nicht sehr gut verhalten. Ich<br />

verbiete es zum Beispiel, die Hand gegen je-<br />

manden zu erheben. Das kommt in Russland vor,<br />

aber das ist verboten. Gott sei Dank hat sich das<br />

nun alles eingespielt und das Kollektiv ist klasse.<br />

Alle sind jung, energiegeladen, alle beherrschen<br />

einen guten Schlittschuh. Ich habe jetzt 20 Trainer<br />

und Choreographen. Ende <strong>No</strong>vember ziehen<br />

wir um, denn ich baue meine zwei eigenen Hallen.<br />

Die eine in Moskau und die zweite Halle<br />

baue ich im Umland, neben meinem Haus, auf<br />

meinem Grundstück. Dort wird es auch ein Hotel<br />

geben, ein Spa, ein Schwimmbad, Reha-Prozeduren,<br />

ein medizinisches Zentrum. Ich gehe dort<br />

professionell an die Sache heran, denn zu mieten<br />

ist sehr teuer, die Pandemie interessiert da keinen.<br />

Also habe ich die Entscheidung getroffen,<br />

selbst zu bauen und bei Erfolg wird sich das natürlich<br />

lohnen. Ich habe jetzt viele Anfragen von<br />

Ausländern aus verschiedenen Ländern - aus Japan,<br />

Italien, Frankreich, aus Deutschland leider<br />

nicht. Alle wollen jetzt kommen, aber die Grenze<br />

ist zu und wir warten noch. Viele Kids, die Talent<br />

und gute Ergebnisse zeigen, trainieren bei mir<br />

kostenlos. Viele unterstütze ich, zahle ihnen Stipendien<br />

oder einen Lohn oder finde Sponsoren.<br />

Ich habe Kinder aus kinderreichen Familien, die<br />

auch kostenlos laufen, ebenso Kinder mit Behinderungen.<br />

Ich möchte das für diese Kinder tun.<br />

Mit wem arbeiten Sie persönlich?<br />

Auf jeden Fall arbeite ich mit den zwei älteren<br />

Gruppen. In der einen ist Sasha Trusova, in der<br />

anderen Alena Kostornaia. Daneben gibt es noch<br />

Training mit<br />

Alexandra Trusova


(Veronika) Zhilina, (Sofia) Titova, dann Leonid<br />

Sviridenko aus St. Petersburg. Manchmal besuche<br />

ich die jüngere Gruppe, in der mein Sohn<br />

Alexander läuft. Ich habe nicht mal genug Zeit<br />

für meinen eigenen Sohn!<br />

Wie schwer ist es, den eigenen Sohn zu<br />

trainieren?<br />

Wir haben uns abgesprochen - zu Hause sind<br />

wir Vater und Sohn und beim Training sind wir<br />

Trainer und Sportler. Wenn wir das durchhalten,<br />

werden wir gute Arbeit leisten. Aber manchmal<br />

vermischt er es. Er hat gute Fortschritte gemacht.<br />

Ich übe keinen Druck aus. Ich möchte,<br />

dass er eine lange Karriere hat und nicht wie ein<br />

Streichholz nur kurz aufflammt und mit 15, 16<br />

Jahren aufhört. Ich habe es nicht eilig. Viele bei<br />

uns in Russland wollen, dass die Kinder immer<br />

schneller alles machen. Aber dann haben sie<br />

entweder Verletzungen oder haben die Nase voll.<br />

Inzwischen haben Sie auch Läuferinnen aus<br />

dem Nationalteam.<br />

Vorher hatte ich schon Serafima Sakhanovitch<br />

und Anastasia Tarakanova trainiert. Aber mir ist<br />

das nicht so wichtig - aus dem Nationalteam<br />

oder nicht. Natürlich ist das eine Verantwortung.<br />

Ich brauche ein Resultat, ich muss ein Resultat<br />

erbringen. Ich zähle darauf, Alexandra komplett<br />

zu verändern, ihr Eislaufen, ihr Gleiten, die Choreographie,<br />

ich will Charisma hinzufügen, die<br />

Vierfachen verbessern, damit sie schneller dreht.<br />

Sasha ist eine einzigartige Sportlerin. Vor zwei<br />

Jahren bekam ich einen Anruf von ihrem Vater<br />

und wir haben uns getroffen. Aber ich sagte, ich<br />

kann sie nicht nehmen, weil ich eine kleine Eisbahn<br />

und Showverträge hatte. Jetzt habe ich bis<br />

auf einen Vertrag keinen mehr unterschrieben,<br />

denn ich konzentriere mich auf die Trainerarbeit.<br />

Dann kam überraschend Alena Kostornaia<br />

zu Ihnen.<br />

Es war ihre eigene Entscheidung. Wenn es der<br />

Wunsch der Sportlerin ist, warum nicht. Ich habe<br />

die Möglichkeiten, ich bin bereit dazu. Wir brauchen<br />

nur noch etwas Zeit. Sie war noch nicht<br />

ganz für dieses Sichtungslaufen vorbereitet, wir<br />

trainieren erst seit einem Monat zusammen. Vorher<br />

hatte sie ihre ganze Form verloren, sie hat in<br />

ihrer alten Gruppe mehr als drei Wochen nicht<br />

mehr trainiert. Sie haben sie nicht gehen lassen,<br />

solche Momente gab es. So wurde viel Zeit verloren<br />

und wir mussten in einem Monat bis zum<br />

Sichtungslaufen ein Programm zusammenstellen,<br />

sie wieder in Form bringen. Sie hat viel Arbeit<br />

geleistet. Jetzt bringen wir den 3A zurück, bauen<br />

eine Kür, laufen das KP ein, nähen Kostüme.<br />

Als Sie anfingen, haben viele Sie nicht ernst<br />

genommen und gesagt, das wäre ein rein<br />

kommerzielles Projekt.<br />

Als wir mit der Schule anfingen, habe ich allen,<br />

die zu mir kamen, gleich gesagt, dass ich einen<br />

Trainerstab habe und ihr werdet mit den Trainern<br />

arbeiten. Ich kann mal zu der einen oder<br />

anderen Gruppe kommen, aber ich werde nicht<br />

jeden Tag am Trainingsprozess teilhaben. Jetzt<br />

bin ich jeden Tag ab<br />

sieben Uhr hier in der<br />

Schule und arbeite<br />

mit den Sportlern. Ich<br />

baue diese Schule auf<br />

und mit der Zeit wird<br />

sie die beste der Welt<br />

werden. Aber wir<br />

brauchen Zeit. Moskau<br />

wurde nicht an einem Tag erbaut. Wie irgendwer<br />

sich dazu verhalten hat, ist mir egal.<br />

Ich kann mir schon sehr lange vieles erlauben.<br />

Ich kann mir auch erlauben, irgendwelchen<br />

Ausfällen in meine Richtung keine Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. Es gibt sie natürlich. Ich gefalle<br />

vielen Leuten nicht, aber vielen gefalle ich.<br />

Natürlich tue ich viel für meine Sportler, ich<br />

helfe ihnen.<br />

Werden Sie die Shows ganz aufgeben?<br />

Nein, wir haben in diesem Jahr die „Schneekönigin“<br />

geplant, in Moskau, mit dem Royal Circus.<br />

Wir machen ein einzigartiges Projekt, wir<br />

vereinbaren das Eis mit dem Zirkus. Ich zeige,<br />

dass man es besser als der Cirque du Soleil machen<br />

kann. Ich möchte etwas Tolles zeigen und<br />

hoffentlich macht die Pandemie es nicht zunichte.<br />

Wir haben ein großartiges Projekt in St.<br />

Petersburg, „Aschenputtel“, das wir im Vorjahr<br />

mit dem Bolshoi Theater in Moskau gemacht<br />

haben und das wir jetzt nach St. Petersburg<br />

bringen. Das widerspricht nicht unseren Wettbewerben.<br />

Das sind fünf Tage, zehn Shows, nach<br />

der Russischen Meisterschaft. Also es gibt<br />

Schaulaufen, aber nur sehr wenige und wenn,<br />

dann sind es vor allem meine eigenen Shows.<br />

Gefällt Ihnen die Trainerarbeit jetzt besser als<br />

die Auftritte in Shows?<br />

Das sind zwei verschiedene Jobs. Mir gefällt es,<br />

Trainer zu sein, ich gehe gern mit Kindern um. Sie<br />

sind schon wie meine eigenen. Mir gefällt es,<br />

wenn dem Sportler etwas gelingt, mir gefällt die<br />

Arbeit an den Programmen, die Technik gefällt<br />

mir natürlich, die mir Alexei Mishin mitgegeben<br />

hat. Ich habe mir auch schon etwas ausgedacht,<br />

eigene Übungen und etwas modernisiert.<br />

Wie sehen Sie die Entwicklung des<br />

Eiskunstlaufs?<br />

Ich sehe eine eindeutige Entwicklung bei den<br />

Damen und sie sollen Vierfache (im KP) zeigen<br />

dürfen. Wenn Usain Bolt schneller als alle anderen<br />

läuft - soll man ihm etwa Gewichte anhängen?<br />

Warum sollte der Fraueneiskunstlauf zurückgehalten<br />

werden? Das ist schon den Frauen<br />

gegenüber nicht fair. Das ist Gleichberechtigung.<br />

Die Entwicklung treibt den Eiskunstlauf<br />

voran. Und wer es nicht kann - dann geht hin<br />

und trainiert. Die Kinder lernen Vierfache und<br />

den dreifachen Axel mit zehn, elf Jahren. Das ist<br />

eine neue Generation.<br />

Manche sagen, das führt zu Verletzungen,<br />

das ist für die Kinder zu schwer...<br />

Dann gebt die Kinder nicht in den Leistungssport.<br />

Dafür gibt es Breitensportgruppen, die<br />

habe ich auch. Jeder kann in diese Breitensportgruppe<br />

gehen und dort Eislaufen lernen, mit<br />

Helm und Knieschonern. Aber wenn wir vom<br />

Hochleistungssport sprechen, dann heißt das<br />

hart arbeiten und nochmal hart arbeiten und<br />

natürlich wird es Verletzungen geben. Darauf<br />

muss man vorbereitet sein und wer das nicht<br />

ist, muss es nicht machen.<br />

Was denken Sie über die Erhöhung der<br />

Altersgrenzen?<br />

Anzeige<br />

Ehrlich gesagt, ich würde es auf 16 Jahre anheben.<br />

Man kann nicht vergleichen, wie man mit<br />

13 oder mit 17, 18 Jahren läuft. 16 Jahre wäre<br />

gut, dann bleiben sie länger im Sport. Ich schätze<br />

die Supersportler, die wenigstens zwei olympische<br />

Zyklen auf hohem Niveau gelaufen sind.<br />

Wie kann man die Popularität des Eiskunstlaufs<br />

weltweit fördern?<br />

Ich denke, man muss Pro-Am-Wettbewerbe machen,<br />

wie es sie früher gab. Auch die Teamwettbewerbe<br />

sind gut. Ich weiß, dass in den USA und<br />

Kanada die Popularität stark zurückgegangen ist.<br />

Man braucht doch die großen Namen und Erfolge.<br />

Wir brauchen viele Übertragungen, im Fernsehen<br />

und im Internet. Ich denke außerdem, dass<br />

die Länge der Kür nicht 4.10 sein kann. Sie verkürzen<br />

die Zeit, aber sie machen den Eiskunstlauf<br />

schwieriger. Wo ist da die Logik? In den <strong>Pirouette</strong>n<br />

braucht man viele Positionen, die man halten<br />

muss, dann die Schrittfolgen. Wenn wir eine<br />

klasse Choreographie sehen wollen, die dem Publikum<br />

nahegebracht wird, dann brauchen wir<br />

mehr Zeit. Sie sollten wenigstens zu 4.40 zurückkehren.<br />

Das wäre schon ein großes Plus.<br />

Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />

viel Erfolg.<br />

Mit Evgeni Plushenko sprach Tatjana Flade. •••<br />

Baby für Plushenko<br />

Evgeni Plushenko und seine Frau Jana Rudkovskaya<br />

freuen sich über die Geburt ihres zweiten<br />

Sohnes Arseni am 25.9. Er wurde von einer Leihmutter<br />

ausgetragen, wie Rudkovskaya bestätigte.<br />

Plushenko hat einen Sohn Alexander (7) sowie<br />

aus erster Ehe den Sohn Jegor (14). tat<br />

Patrick Chan hat geheiratet<br />

Der kanadische Einzelläufer Patrick Chan war von<br />

2011 bis 13 dreimal Weltmeister und gewann Silber<br />

bei Olympia 2014. Inzwischen arbeitet er als<br />

Trainer in Vancouver. Mitte September hat der<br />

29-jährige seine langjährige Lebensgefährtin und<br />

Ex-Paarläuferin Elizabeth Putnam geheiratet. krk<br />

5<br />

Interview Evgeni Plushenko


6<br />

Interview Maria Kazakava & Georgy Reviya<br />

Foto: Flade<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie sind Sie im Frühjahr 2017<br />

als Paar zusammengekommen?<br />

Georgy: Nach meiner ersten Junioren-WM für<br />

Georgien (2017) stand ich ohne Partnerin da,<br />

weil Eva Khatchaturian und ich uns trennten.<br />

Ich hockte hier in Balashikha, trainierte alleine,<br />

suchte ein Mädchen. Aber von Masha<br />

wusste ich nichts.<br />

Maria: Ich lief im Klub „Sokolniki“ mit Alexander<br />

Vaskovich und wir hatten uns getrennt. Eines<br />

schönes Abends, Anfang Mai, schrieb ich<br />

Gosha (Georgy) abend um halb neun und fünf<br />

Minuten später antwortete er mir ‚komm vorbei,<br />

morgen um 8 Uhr 30 auf dem Eis.‘ Ich war<br />

schockiert, dass es so einfach war. Am nächsten<br />

Tag kam ich hierher nach Balashikha.<br />

Georgy: Am nächsten Tag war ich auch schockiert,<br />

denn Masha ist 1,60 groß, nach Eva,<br />

die 1,70 war.<br />

Wie war es dann, als Sie anfingen?<br />

Maria: Es war am Anfang für ihn schwer, sich<br />

an meine Größe zu gewöhnen.<br />

Georgy: Dass sie klein ist, ist in den Hebungen<br />

sehr bequem und wegen des Größenunterschieds<br />

können wir vieles machen, was andere<br />

nicht machen. Aber ja, am Anfang war es<br />

schwer. Nach drei, vier Monaten wurde es<br />

leichter.<br />

Wie schwer fiel Ihnen die Entscheidung, für<br />

Georgien zu laufen? Das ist ein kleines Land<br />

im Eiskunstlauf.<br />

Georgy: Am Anfang hat mir das Angst gemacht.<br />

Maria: Ich bin sehr froh, dass ich zum richtigen<br />

Zeitpunkt am richtigen Ort war und Gosha<br />

kennengelernt habe, anfing für Georgien zu<br />

starten. Ich habe den ganzen georgischen Verband<br />

kennengelernt und habe gemerkt, dass<br />

dort so nette Leute sind, die in jeder Situation<br />

helfen. Ich bereue das nicht, sondern bin im<br />

Gegenteil dem Schicksal dankbar, dass es so<br />

gekommen ist.<br />

Georgy: Wir haben im Land keine Konkurrenten<br />

und wir wissen, dass wir uns für die Turniere<br />

qualifizieren. Manchmal bedeutet es aber auch<br />

Druck, dass wir die einzigen in unserem Land<br />

Maria Kazakova (19) und Georgy Reviya (21) sind die ersten Eiskunstläufer<br />

Georgiens, die mit Silber in diesem Jahr eine Medaille bei der Junioren-WM<br />

gewinnen konnten. Kazakova ist eine gebürtige Russin. Reviya ist ebenfalls<br />

in Russland geboren und aufgewachsen, aber er ist georgischer Abstammung.<br />

Das Tanzpaar trainiert im Moskauer Vorort Balashikha bei Denis Samokhin<br />

und Maria Borovikova.<br />

»Die Bedeutung der Medaille ist<br />

uns erst später bewusst geworden«<br />

Maria Kazakava & Georgy Reviya<br />

in dieser Disziplin sind. Die Vorbereitung ist zwar<br />

ruhiger, aber wir müssen unbedingt einen Erfolg<br />

in der internationalen Arena zeigen.<br />

In der vergangenen Saison gewannen Sie das<br />

Juniorenfinale und wurden knapp Zweite bei<br />

der JWM. Wie bewerten Sie diese Saison?<br />

Georgy: Sie war sehr interessant, unsere interessanteste<br />

bisher, weil mich (Vadym) Kolesnik (US-<br />

Eistänzer) angestachelt hat. Mir sagen alle, dass<br />

man mit seinem Konkurrenten nicht befreundet<br />

sein kann, aber man kann. Nach dem Wettbewerb<br />

setzen wir uns hin, schauen uns unsere<br />

Auftritte an und wer was wie gemacht hat.<br />

Was bedeutet es Ihnen, dass Sie die erste<br />

Medaille für Georgien bei der Junioren-WM<br />

geholt haben?<br />

Georgy: Die Bedeutung ist uns erst später bewusst<br />

geworden, wie auch beim Grand Prix Finale<br />

(der Junioren). Mit der Zeit kam das Bewusstsein,<br />

dass wir die ersten aus unserem Land sind,<br />

die das erreicht haben. Direkt nach dem Wettbewerb<br />

waren wir ein wenig enttäuscht, dass wir<br />

Zweite waren, aber wir sind nicht ganz ohne<br />

Fehler gelaufen, also waren wir selbst schuld.<br />

Danach wollten Sie zu Ihrer ersten WM, aber<br />

sie wurde abgesagt. Wie haben Sie die Quarantäne<br />

erlebt?<br />

Georgy: Die ersten zwei, drei Wochen war es<br />

sogar lustig. Ich habe jeden Tag mit Vadym per<br />

Video telefoniert, wir haben zusammen Computerspiele<br />

gemacht und viel geredet, als ob wir in<br />

einer Wohnung wohnen würden. Aber dann<br />

wurde es schwer. In der Quarantänezeit bin ich<br />

nur dreimal auf die Straße gegangen. Meine<br />

Mutter und ich hatten alle Lebensmittel vorher<br />

eingekauft. Nach einem Monat habe ich mir ein<br />

Laufband gekauft.<br />

Maria: Im ersten Monat habe ich Prüfungen an<br />

der Universität abgelegt. Danach hatte ich die<br />

Gelegenheit, ins Gebiet Tver auf die Datscha zu<br />

meinen Schwestern zu fahren. Dort habe ich die<br />

Zeit an der frischen Luft verbracht, bin Fahrrad<br />

gefahren und gelaufen. Wir konnten uns nicht<br />

treffen, aber an Goshas Geburtstag, am 3. April,<br />

habe ich eine Torte gebacken und bin mit der<br />

Torte und einem Geschenk zu ihm gefahren.<br />

Am 1. Juli konnten Sie wieder auf das Eis.<br />

Georgy: Ja, aber am ersten Tag, beim zweiten<br />

Training sind wir gestürzt. Der Schlittschuh<br />

blieb im Eis hängen, Mascha war oben und ich<br />

habe mich am Knie verletzt. Da war was kaputt,<br />

das wurde rausgeschnitten, jetzt geht es<br />

mir besser.<br />

Was können Sie über Ihre neue Kür zum Lied<br />

„Enemy“ von Tommee Profitt sagen?<br />

Georgy: In der Kür, ich weiß nicht wieso, bin ich<br />

der Gute. Sie ist mein Feind, mit dem ich ständig<br />

kämpfe.<br />

Maria: In der Kür ist Gosha ein normaler<br />

Mensch, rein, lieb und gut.<br />

Georgy: Was ich auch bin.<br />

Maria: Und ich stelle das Böse dar, das in Gosha<br />

steckt, alle seine Dämonen. Ich komme aus seinem<br />

Herzen heraus. Jeder Mensch hat seine Dämonen<br />

und in unserem Programm geht es darum,<br />

dass jeder Mensch mit ihnen kämpft. Am<br />

Ende wird er mit ihnen fertig. Einen neuen<br />

Rhythmustanz haben wir noch nicht.<br />

Sie heben sich von anderen Paaren mit originellen<br />

Elementen ab.<br />

Georgy: Im Trainingsprozess denken wir uns diese<br />

Dinge gemeinsam aus, vor allem der Trainer.<br />

Aber wir tragen auch etwas bei. Mir gefällt,<br />

dass wir nicht nur warten, bis der Trainer uns<br />

etwas vorschlägt. Ich mag meinen Gedankenflug,<br />

auch wenn er manchmal nicht in die richtige<br />

Richtung geht, dann holt der Trainer mich<br />

schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.<br />

Außerhalb vom Eis studieren Sie?<br />

Maria: Ich studiere am Sportinstitut für das<br />

Trainerdiplom im zweiten Jahr und in diesem<br />

Jahr habe ich mich dazu im Theaterinstitut für<br />

Eiskunstlaufchoreographie bei Elena Tchaikovskaia<br />

eingeschrieben. Das ist für mich sehr interessant.<br />

Ich möchte gerne Trainerin und Choreographin<br />

werden.<br />

Georgy: Masha ist bei uns für die Bildung verantwortlich<br />

und ich für den Flug der Fantasie.<br />

Ich bin auch am Sportinstitut, aber mit der<br />

Fachrichtung Organisationsmanagement. Meine<br />

großen Pläne sind, mal Wettbewerbe und<br />

Shows zu organisieren. Ich möchte gern meine


Die zweimalige Weltmeisterin<br />

Evgenia Medvedeva (20) trainierte<br />

monatelang online mit Brian Orser,<br />

weil sie nicht nach Kanada<br />

zurückkehren konnte. Kurz nach<br />

dem russischen Sichtungs laufen ging<br />

sie überraschend zu ihrer früheren<br />

Trainerin Eteri Tutberidze zurück.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie kam dieser Trainerwechsel<br />

zustande?<br />

Evgenia: Nach dem Sichtungslaufen haben Eteri<br />

Georgievna (Tutberidze) und ich uns getroffen<br />

und miteinander gesprochen. Wir haben<br />

lange geredet, aber nicht über die Vergangenheit.<br />

Wir schauten auf die Gegenwart und<br />

letztendlich haben wir eine Zusammenarbeit<br />

vereinbart. Wir werden uns bemühen, arbeiten<br />

und setzen gute Resultate als Ziel. Ich habe am<br />

nächsten Tag mein erstes Training im „Kristall“<br />

(Name der Eishalle) absolviert. Alles ist positiv,<br />

auf einer guten Welle.<br />

Wie hat Brian Orser auf Ihre Entscheidung<br />

reagiert?<br />

Evgenia: Er hat sein vollstes Verständnis für die<br />

Veränderungen gezeigt und mich in meinen<br />

Plänen unterstützt. Wir haben weiterhin ein<br />

gutes Verhältnis, was bei einem Trainerwechsel<br />

wichtig ist.<br />

Wie war es für Sie, in die alte Halle zu den<br />

früheren Trainern zurückzukommen?<br />

Evgenia: Dort hat sich wenig verändert. Natürlich<br />

war ich in den ersten Minuten nervös, schließlich<br />

habe ich dort viele Jahre verbracht und viele Erinnerungen<br />

sind mit dem „Kristall“ verbunden.<br />

Aber ich habe mich schnell wieder eingewöhnt.<br />

Die Eishalle kenne ich so gut, dass ich mich mit<br />

geschlossenen Augen zurechtfinde und es war<br />

leicht für mich, wieder dort zu trainieren. Die<br />

Trainer haben sich gleich an die Arbeit gemacht.<br />

Sie saßen am Anfang der Pandemie wochenlang<br />

in Japan fest.<br />

Evgenia: Als in Kanada die Quarantäne ausgerufen<br />

wurde, war es in Japan, wohin ich zu einer<br />

Show fliegen sollte, noch ruhig. Ich beriet mich<br />

mit Brian und den Japanern und wir kamen zu<br />

dem Entschluss, dass es besser sei, wenn ich<br />

nach Japan fliege. Es gab zu diesem Zeitpunkt<br />

noch keine Quarantäne dort, aber ich habe freiwillig<br />

zwei Wochen zu Hause verbracht. Dann<br />

fing ich an, mich auf die Show vorzubereiten<br />

und eine Woche später wurde sie abgesagt. Am<br />

Ende saß ich mit meiner Mutter drei Monate<br />

Schule in Georgien eröffnen, um dort den Eiskunstlauf<br />

voranzubringen.<br />

Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />

viel Erfolg.<br />

Mit Maria Kazakova und Georgy Reviya sprach<br />

Tatjana Flade.<br />

•••<br />

lang in Japan fest. Ich liebe dieses Land und das<br />

Essen sehr, aber für Europäer ist es schwierig,<br />

wenn man dort sehr lange ist.<br />

Als die Hallen im Juli in Moskau wieder öffneten,<br />

konnten Sie bei ZSKA trainieren und<br />

haben online mit Brian Orser gearbeitet. Wie<br />

war das?<br />

Evgenia: Bei ZSKA haben mir Tatiana Anatolievna<br />

Tarasova, Elena Germanovna Buianova und<br />

Irina Anvarovna Tagaeva geholfen. Mit Brian<br />

war ich jeden Tag online in Kontakt, aber<br />

manchmal gab es Probleme mit der Internetverbindung.<br />

Es war aber besser als nichts. Wir haben<br />

unser Bestes versucht, aber es war trotzdem<br />

etwas seltsam. Und es war etwas seltsam und<br />

traurig, dass ich (beim Sichtungslaufen) allein<br />

aufs Eis gehen musste.<br />

Ihre Programme hatten Sie wenigstens schon.<br />

Evgenia: Ich hatte Glück, dass ich meine neuen<br />

Programme vor der Pandemie aufbauen konnte.<br />

Das KP hatte ich sogar schon angefangen, im<br />

Cricket Club mit Jeffrey Buttle einzulaufen, der<br />

das Programm gemacht hatte. Es ist eine russische<br />

Musik („Maskeraden Walzer“), ich bin eine<br />

russische Läuferin und man erwartet einen russischen<br />

Choreographen, aber er ist Kanadier. Er<br />

hat das toll gemacht und in Moskau hat mir Tatiana<br />

Tarasova geholfen. Die Kür habe ich mit<br />

Shae-Lynn Bourne in Amerika gemacht. Wir<br />

hatten eine Woche, in der wir jeden Tag drei<br />

Stunden am Stück gearbeitet haben. Wir hatten<br />

uns die Musik vorher angehört und hatten<br />

schon eine Vorstellung vom Programm, von der<br />

Farbe des Kostüms. Ich kam schon mit ein paar<br />

interessanten Sachen, die ich im Programm haben<br />

wollte, zu ihr. Diese Kür ist sehr ungewöhnlich<br />

für mich – die Musik und der Charakter –<br />

und das Kostüm wird noch ungewöhnlicher sein.<br />

Wie kamen Sie auf „Alegria“ aus dem Cirque<br />

du Soleil?<br />

Evgenia: Ich suchte nach einer Musik, zu der<br />

man gut laufen kann, die nicht zu populär ist,<br />

die aber jeder kennt. Alegria passt perfekt zu<br />

mir. Ich bin etwas überrascht, dass nur wenige<br />

Läufer Alegria bisher benutzt haben. Dabei<br />

klingt es toll, es sind viele interessante Stücke<br />

drin. Ich bin sicher, dass es dem Publikum sehr<br />

gut gefallen wird.<br />

Ihr Hobby ist Zeichnen und haben sogar auf<br />

Evgenia<br />

Medvedeva<br />

Foto: Flade<br />

»Die Trainer haben sich gleich<br />

an die Arbeit gemacht«<br />

Instagram das Konto “medoart<strong>2020</strong>” eröffnet.<br />

Wie entwickeln Sie Ihr künstlerisches Talent?<br />

Evgenia: Ich habe einen online-Kurs für Aquarellmalerei<br />

gebucht, aber jetzt bin ich sehr beschäftigt.<br />

Ich habe außerdem angefangen, Ukulele<br />

zu spielen. Um mich herum sind viele Musiker<br />

und mein bester Freund Kristian (Kostov) ist<br />

Sänger und spielt viele Instrumente. Ich habe<br />

seinetwegen mit dem Zeichnen begonnen. Ich<br />

zeigte ihm eines meiner Bilder auf Papier und es<br />

war wirklich schlecht. Aber er sagte, ‚du hast Potenzial<br />

und musst das weitermachen‘. Ich war<br />

immer eifersüchtig auf Menschen, die wunderbare<br />

Musik machen können und ich sagte mir<br />

‚eines Tages lerne ich das auch‘ und vor ein paar<br />

Wochen sagte ich mir ‚warum eines Tages? Ich<br />

will jetzt anfangen‘. An meinem freien Tag ging<br />

ich in ein Musikgeschäft und kaufte die Ukulele.<br />

Sie ist klein und handlich, sie hat nur vier Saiten.<br />

Und Sie haben eine eigene Modelinie.<br />

Evgenia: Um Gottes Willen, das klingt so, als ob<br />

ich so viele Dinge in meinem Leben mache! Ehrlich<br />

gesagt kümmere ich mich nicht selbst um<br />

die Modeartikel. Ich habe einen Agenten und<br />

Designer, die mir helfen. Wir haben eine Serie<br />

mit Bildern, die ich gemalt habe, nicht alle, einige<br />

sind von professionellen Designern. Ich bin<br />

sehr beschäftigt, aber ich gebe immer Rückmeldung,<br />

ob ich ein Design gut finde oder nicht.<br />

Wir haben gerade neue Sachen herausgebracht,<br />

wie einen Anhänger mit meinem Namen. Ich<br />

mag gerne strenges, klassisches Design und ich<br />

habe den Markennamen Evgenia Medvedeva mit<br />

einer interessanten Schrift gestaltet.<br />

Was erwarten Sie sich von dieser Saison?<br />

Evgenia: Vor allem, dass sie überhaupt stattfindet!<br />

Es ist richtig, dass es Wettbewerbe gibt und<br />

es ist auch richtig, dass einige Wettbewerbe<br />

ohne Zuschauer stattfinden. Aktuell versuchen<br />

die Verbände, einen Ausweg zu finden, einen<br />

Kompromiss und wir Sportler sollen sie darin<br />

unterstützen. Ich möchte vor allem, dass die<br />

Menschen gesund bleiben. Daher darf man nicht<br />

die Vorsichtsmaßnahmen außer Acht lassen,<br />

selbst wenn auf dem Eis dein Lieblingsläufer ist,<br />

für den du sehr nervös bist.<br />

Vielen Dank für das Interview und alles Gute<br />

für die Saison.<br />

Mit Evgenia Medvedeva sprach Tatjana Flade.•••<br />

7<br />

Evgenia Medvedeva<br />

Interview


8<br />

Brian Orsers Club in Toronto<br />

Sommertraining<br />

Brian Orsers Club<br />

Brian Orser mit Jason Brown und Tracy Wilson bei den Vier Kontinente Meisterschaften, Foto: Flade<br />

Der vornehme „Cricket, Skating and Curling Club“ in Toronto hatte unter dem<br />

Coronavirus offensichtlich auch nach der Wiederöffnung im Juni mehr zu leiden<br />

als viele andere Eishallen. Denn die Mehrzahl der internationalen Läufer trainiert<br />

seit März nicht mehr in dieser Halle, sondern musste im eigenen Land bleiben und<br />

darf seit dem Frühjahr nicht einmal mehr nach Kanada einreisen oder höchstens<br />

mit Quarantäne.<br />

Die Trainer im Club sind dieselben wie zuvor, aber<br />

sie haben weniger Arbeit. Tracy Wilson erzählte<br />

der <strong>Pirouette</strong>, dass die Halle nicht mehr morgens<br />

um 6 Uhr für älterre Erwachsene öffne, sondern<br />

erst um 9 oder 10 Uhr. Denn vor allem Hobbyläufer<br />

kommen nicht mehr gerne in die Halle, weil<br />

sie eine Ansteckung fürchten. Auch abends<br />

schließt die Halle jetzt drei Stunden früher. Sie<br />

und Brian Orser sind nach wie vor die Cheftrainer,<br />

dazu kommen die Choreografen David Wilson<br />

(nicht mit Tracy Wilson verwandt) und Jeffrey<br />

Buttle sowie die weiteren Trainer Andrew Hallam,<br />

Karen Preston, Joey Russell und der vor 16 Monaten<br />

aus Südafrika gekommenen Finne Oula Jääskeläinen.<br />

Nicht sehr viel halten die Trainer in Toronto<br />

von Online-Training, weil man damit nicht<br />

richtig und für den Läufer motivierende arbeiten<br />

könne, so sagte Tracy Wilson. Ein Trainer müsse<br />

seine Energie auf seine Schüler(innen) übertragen<br />

können und das sei online kaum möglich.<br />

Nicht in Toronto ist seit März Superstar Yuzuru<br />

Hanyu, der in Japan gelegentlich mit seinen<br />

Kindheitstrainern arbeitet, wenn er nicht gerade<br />

für Werbeaufnahmen unterwegs ist. Einer seiner<br />

Sponsoren ist und war schon 2019 ein großer<br />

japanischer Gesichtsmaskenhersteller. Schon im<br />

August hatte Hanyu angekündigt, vorläufig gar<br />

keine Wettbewerbe zu laufen, auch keine NHK<br />

Trophy im eigenen Land, weil er Asthma habe<br />

Junhwan Cha, Fotos: Carmichael<br />

Yuzuru Hanyu<br />

und daher ein Risikopatient. Sein Kontakt nach<br />

Toronto sei zurzeit nur sporadisch. Ob und wann<br />

er zurückkommt, war im Frühherbst völlig unklar.<br />

Im heimischen Südkorea musste Junhwan Cha<br />

bleiben, der sich intensiv, auch in der kanadischen<br />

Botschaft in der Hauptstadt Seoul bemühte,<br />

nach Kanada zurückzudürfen, aber zumindest<br />

bis Ende September blieb sein Wunsch unerfüllt,<br />

obwohl Südkorea nur sehr wenige Corona-Fälle<br />

hat. Mit David Wilson hat er online an einem<br />

neuen KP gearbeitet, die Kür zu „The Fire Within“<br />

wird er behalten. Zugute kommt ihm, dass er<br />

schon als Kind Unterricht in Ballett, im Singen<br />

und Schauspielen hatte. Im heimischen Moldawien<br />

blieb der 16-jährige Lilian Binzari, der im<br />

Sommer 2019 der <strong>Pirouette</strong> ziemlich großspurig<br />

von seinen Plänen für Olympia erzählt hatte.<br />

Aber bei seinen beiden Junioren Grand Prix im<br />

Herbst 2019 belegte er nur die Plätze 19 und 21<br />

und kam auch nicht zur Junioren-WM <strong>2020</strong>.<br />

Zur zweimaligen Weltmeisterin Evgenia Medvedeva<br />

in Russland hatte vor allem Orser regelmäßigen<br />

Kontakt, aber auch sie durfte nicht zurück<br />

nach Kanada und gab Mitte September bekannt,<br />

dass sie zurück zu Eteri Tutberidze gehen würde<br />

(siehe Interview Seite 7). Orser sagte in einem Interview<br />

mit dem US-Journalisten Phil Hersh,<br />

während des russischen Sichtungslaufens (siehe<br />

Seite 13) sei er mit ihr im Online-Kontakt gestanden<br />

und habe nicht gewusst, dass sie in<br />

Moskau bleiben wolle. Ohne Reisebeschränkungen<br />

hätte es den Wechsel nicht gegeben. „Wir<br />

haben über den Medienzirkus vor zwei Jahren<br />

gewitzelt, als ich beim Sichtungslaufen mit ihr in<br />

Moskau war. Da hat sie gesagt, sie hätte mehrere<br />

Optionen für die nahe Zukunft. Ich bin jetzt nicht<br />

sauer und überhaupt nicht bitter über den Wechsel.<br />

Dahinter steckt keine böse Strategie, sondern<br />

es ist eben geschehen.“ Eine Rückkehr aus Japan<br />

(wo sie wegen einer dann abgesagten Show war)<br />

nach Kanada wäre auch deshalb kompliziert gewesen,<br />

weil ihre Mutter womöglich nicht einmal<br />

mit Quarantäne hätte zurückkommen dürfen. Als<br />

sie ihm am Telefon sagte, sie überlege zurück zu<br />

Tutberidze zu gehen, habe er gesagt, aus der Ferne<br />

könne er nichts für sie tun. Der russische Verband<br />

sei involviert gewesen und der wolle ihr nur<br />

helfen, was völlig in Ordnung sei.<br />

Neben einer US-amerikanischen Juniorin ist Jason<br />

Brown der einzige Nicht-Kanadier, der zurzeit in<br />

Toronto trainiert. Er habe nach der Einreise aus<br />

den USA die zweiwöchige Quarantäne eingehalten<br />

und arbeite seitdem im Club. Das KP zum<br />

Gospel-Song „Sinnerman“ habe er noch in den<br />

USA mit Choreograf Rohene Ward einstudiert, die<br />

neue Kür zum Musical „Slaughter on 10th Avenue“<br />

mit David Wilson in Toronto. Ebenfalls im<br />

Club trainieren die beiden Kanadier Joseph Phan<br />

und Conrad Orzel. Diese drei Herren in Kanada<br />

wollen bei Skate Canada Ende <strong>Oktober</strong> in Ottawa<br />

an den Start gehen. Klaus-Reinhold Kany<br />

skate‘n roll<br />

Brigitte Platzer Design<br />

Anzeige<br />

Trainingsbekleidung · Kürkleider · Stoffe<br />

bplatzer@gmx.de · 040 / 7357292


Der Lette Deniss Vasiljevs (21) gewann die Nebelhorn Trophy.<br />

Deniss Vasiljevs<br />

Foto: Flade<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wir war es für Sie, bei Ihrem<br />

ersten Wettbewerb seit Beginn der Pandemie<br />

zu laufen?<br />

Deniss: Ich habe versucht mir vorzustellen, dass<br />

ich von Menschen umgeben bin. Ich hatte das<br />

Bild von der Weltmeisterschaft in der Saitama<br />

Arena in Japan im Kopf. Es war voll und ich versuchte,<br />

mir diese Energie vorzustellen. Je mehr<br />

ich gebe, desto mehr bekomme ich zurück, und<br />

das gab mir Kraft. Ich wollte diese Erfahrung<br />

genießen. Jetzt nach der Quarantäne und nach<br />

all den Shows, die wir im Sommer verloren haben,<br />

fühle ich mich sehr glücklich, diese Wettkampferfahrung<br />

zu haben. Ich nenne es das Kolosseum,<br />

diese Energiequelle, diese Präsenz im<br />

Moment, alles das, was mir bis heute fehlt. Ich<br />

habe mir versucht vorzustellen, dass das Coronavirus<br />

nicht da ist und wir hätten nicht alle<br />

diese Einschränkungen, die unser Leben retten.<br />

Wie sicher haben Sie sich bei der Nebelhorn<br />

Trophy gefühlt?<br />

»Wir werden das Segel<br />

nach dem Wind ausrichten«<br />

genheit, dass wir hierherkommen und einen<br />

Wettbewerb laufen konnten. So ungern ich persönlich<br />

eine Maske trage, und so wenig ich diese<br />

ganzen Schutzmaßnahmen mag - sie scheinen<br />

mir ein bisschen zu viel - kann ich doch verstehen,<br />

dass es wichtig ist. Es war sehr gut organisiert<br />

und sehr gut durchdacht. Ich bin den Menschen<br />

sehr dankbar, die so viel investiert haben,<br />

um diesen Wettbewerb zu ermöglichen und uns<br />

die Gelegenheit gaben, zu laufen, aufzutreten,<br />

zu zeigen, was wir erarbeitet haben.<br />

Sie haben in der Kür erstmals einen sauberen<br />

vierfachen Salchow gezeigt.<br />

Die Quarantäne und die Zwangspause vom<br />

Eislaufen waren eine sehr starke Herausforderung.<br />

Das war die größte Pause, die ich<br />

je hatte. Zurückzukommen hatte seine eigenen<br />

Schwierigkeiten. Wenn du viele Sprünge<br />

machst, belastet das den Rücken und ich hatte<br />

Probleme mit Rückenschmerzen. Insgesamt<br />

lief meine Vorbereitung, um einen Vierfachen<br />

im Programm zu zeigen, nicht wirklich glatt.<br />

Es ging vor und zurück. Als ich zu diesem<br />

Wettbewerb kam, ging es mehr darum, ob<br />

ich mich traue, es zu machen. Nach dem<br />

Einlaufen fragte ich Steph (Stéphane<br />

Lambiel, Trainer), ob er denkt, ich<br />

habe die Eier, es zu machen. Ich<br />

hatte mir das Ziel gesetzt, dass ich<br />

es probieren will. Ich hatte keine Erwartung.<br />

Was geschehen soll, das geschieht.<br />

Das hatte ich im Kopf. Ich arbeite<br />

hart, ich investiere viel in meine<br />

Eiskunstlaufkarriere, aber dieser Vierfache<br />

kam doch irgendwie unerwartet.<br />

Ich war bereit dafür, ich wollte es tun,<br />

aber es war nicht meine Top-Priorität. Es ist<br />

passiert, ich bin superglücklich. Es zeigt mir,<br />

dass ich mehr kann, als ich selbst denke.<br />

Was können Sie uns über Ihre Programme<br />

sagen, „Romeo und Julia“ von Prokofiev in<br />

der Kür und „Le Grand Tango“ von Astor<br />

Piazzolla im KP?<br />

Dieses Jahr habe ich die Gelegenheit, mich von<br />

einer anderen Seite zu zeigen. Die Programme<br />

sind von den Emotionen her etwas anders. Ich<br />

habe mit einer Primaballerina aus Lausanne an<br />

der Kür gearbeitet. Das Kurzprogramm ist eine<br />

Interpretation eines lettischen Musikers, Gidon<br />

Kremer. Das erste Programm passt also sehr gut<br />

zu mir und das zweite ist in gewisser Weise patriotisch,<br />

denn es ist eine schwierige Komposition<br />

und hat lettische Wurzeln.<br />

Können Sie mir Ihr Kürkostüm erklären?<br />

Ich kam nur mit einem Teil von meinem aus vier<br />

Teilen bestehenden Kostümen hierher und das<br />

war das Oberteil vom KP. Der Rest ist noch in<br />

Arbeit, und ich freue mich auf das Ergebnis und<br />

Ich habe mich sehr sicher gefühlt. Ich respektiere<br />

die Regeln und ich bin dankbar für die Geledarauf,<br />

in meinen richtigen Kostümen zu laufen.<br />

Mein Ersatzkostüm war von Clair de Lune, einer<br />

Schaulaufnummer, die wir zusammen mit Steph<br />

laufen wollten. Meine Kür ist für mich modern,<br />

auch wenn es Prokofiev und sehr klassisch ist.<br />

Ich will dem Programm diesen Twist von moderner<br />

Dramatik geben. Insgesamt hatte ich das<br />

Gefühl, dass dieses Kostüm am besten geeignet<br />

ist, zumal die Hose auch zum KP passt. So war<br />

es eine schnelle Lösung.<br />

Wie geht es weiter für Sie?<br />

Wie jedes Team haben wir unsere Strategie zurechtgelegt,<br />

von der wir glauben, dass sie erfolgreich<br />

sein wird. Wir machen einfach weiter<br />

und der Trainer wird uns informieren. Wir werden<br />

uns anpassen und das Segel nach dem<br />

Wind ausrichten und stürmen den nächsten<br />

Monat, treiben voran, was für uns Priorität hat<br />

und wir werden Neues erreichen. Jeder von uns<br />

hat da seine eigenen Dinge. Für mich persönlich<br />

ist das, mehr Stabilität zu zeigen, wie ich in einen<br />

Sprung reingehe, damit der Fluss, die Dynamik<br />

des Musters von Absprung, Rotation und all<br />

diesen technischen Dingen mehr standardisiert<br />

sind. Anstelle immer von vorn mit einem Holzstück<br />

zu arbeiten, hätte ich bereits ein bereits<br />

bearbeitetes Stück, das ich weiterschnitzen<br />

kann, um es zu verbessern.<br />

Die Welt hat sich stark verändert. Wie wirkt<br />

sich das auf Sie aus?<br />

Die Welt hat sich wirtschaftlich sehr verändert<br />

und das betrifft den Eiskunstlauf sehr. Es ist<br />

sehr schlimm, dass es keine Eisshows gibt und<br />

viele Wettbewerbe abgesagt werden. Das ist<br />

schwer für mich, denn ich liebe es, vor großem<br />

Publikum aufzutreten. Ich vermisse auch viele<br />

meiner Kollegen, mit denen ich in Shows oder<br />

bei Wettkämpfen laufe. Ich möchte diese Atmosphäre<br />

wiederhaben! Das Telefon ist schön und<br />

gut, aber ich bin kein Freund von Telekommunikation.<br />

Ich möchte den Menschen sehen, mit<br />

ihm sprechen, sehen, wie er sich im Lauf der<br />

Kommunikation verändert. Ich möchte in dem<br />

Moment präsent sein. Mir macht es keinen großen<br />

Spaß, Nachrichten zu schreiben und ein<br />

paar Stunden auf eine Antwort zu warten. Aber<br />

ich bin froh, dass es wegen dieser Geschichte<br />

weniger Verschwendung gibt, weniger Energieverbrauch.<br />

Es gibt weniger unnütze Reisen, alles<br />

ist zielorientierter und besser organisiert. Ich<br />

habe gemerkt, dass es in diesem Jahr mehr Pollen<br />

gab und die Natur mehr blühte. Das gefiel<br />

mir. Ich habe viel Zeit draußen verbracht und<br />

das ist eine Welt, die die Menschen oft vergessen.<br />

Mir scheint, dass die Chance, dazu zurückzukehren,<br />

für jeden sehr wichtig ist.<br />

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!<br />

Mit Deniss Vasiljevs sprach Tatjana Flade.<br />

•••<br />

9<br />

Deniss Vasiljevs<br />

Interview


10<br />

Neues aus aller Welt<br />

News<br />

Claudia Pfeifer wird<br />

DEU-Sportdirektorin<br />

Claudia Pfeifer aus dem rheinland-pfälzischen<br />

Diez, 30 Jahre alt und seit dem 01.07.<strong>2020</strong><br />

stellvertretende Sportdirektorin, wird die neue<br />

Sportdirektorin der DEU. Sie folgt damit Udo<br />

Dönsdorf nach, der zum Jahresende mit dann<br />

68 Jahren endgültig in den Ruhestand geht.<br />

Seit 2018 arbeitet Pfeifer in der Münchner Geschäftsstelle<br />

der DEU als Leistungssportreferentin.<br />

Als frühere Eis- und Rollkunstläuferin<br />

wurde sie im Jahr 2017 Weltmeisterin im Inline-Kunstlaufen<br />

und arbeitete neben ihrem<br />

Studium unter anderem als Trainerin und Choreografin.<br />

Als Absolventin eines Mentoring-<br />

Programms beim Deutschen Olympischen<br />

Sportbund und durch ihr Studium der Sozialwissenschaften<br />

des Sports an der Goethe-Universität<br />

Frankfurt bringt sie bereits Erfahrung<br />

sowohl im Eiskunstlaufen als auch in der<br />

Sportverbandsarbeit mit.<br />

Generationswechsel in<br />

Bayern<br />

Foto: privat<br />

Preisrichter Tobias Bayer wurde im Sommer<br />

neuer Obmann des bayerischen Landesverbandes<br />

und Nachfolger von Sissy Krick, die<br />

nicht mehr zur Wahl antrat. Zu seinem Stellvertreter<br />

wurde der Einzelläufer und jetzige<br />

junge Landshuter Jurist Eugen Larasser gewählt,<br />

der international als Technischer Spezialist<br />

aktiv ist und seit den ersten Jahren des jetzigen<br />

Wertungssystems als Dateneingeber tätig<br />

war, sogar schon bei Olympischen Spielen. Für<br />

den Eistanz in Bayern ist weiterhin die Münchner<br />

Pharmazeutin und Preisrichterin Ekaterina<br />

Zabolotnaja zuständig.<br />

DEU veranstaltet<br />

zusätzlichen Wettbewerb<br />

Viele internationale Wettbewerbe sind wegen<br />

Corona ausgefallen, ganz besonders für die Junioren.<br />

Daher beschloss die DEU, Ende <strong>No</strong>vember<br />

in Dortmund ein zusätzliches Event mit dem<br />

Namen NRW Autumn Trophy zu veranstalten,<br />

das auch ISU-Kalender steht. Sowohl für die<br />

Meisterklasse auch für die Junioren sollen vom<br />

26. bis 29. <strong>No</strong>vember Wettbewerbe in allen vier<br />

Kategorien abgehalten werden.<br />

Pamela Lechner<br />

Foto: Schott<br />

Neue DEU-Mitarbeiterin<br />

Seit 1. September arbeitet in der DEU-Geschäftsstelle<br />

eine neue Mitarbeiterin, die die<br />

Nachfolge von Ruben Rosic und Silke Köhler<br />

angetreten hat: Sie heißt Pamela Lechner, ist<br />

39 Jahre alt, und war früher unter dem Namen<br />

Pamela Ruprecht selbst eine Münchner<br />

Nachwuchsläuferin, die bei Karin Gaiser trainiert<br />

hat. Ihr größter Erfolg beim Eislaufen<br />

war der Titelgewinn einer „Deutschen Jugendmeisterin“<br />

im Jahr 1992, wie das damals<br />

genannt wurde. Auch beim Nachwuchswettbewerb<br />

des Heiko-Fischer-Pokal war sie im<br />

Jahr 1992 einmal Erste. Sie kennt also die<br />

Besonderheiten des Eiskunstlaufens, was ein<br />

Glücksfall für die DEU ist. In den letzten fünf<br />

Jahren hat sie beim Deutschen Leichtathletik-Verband<br />

in Darmstadt gearbeitet und war<br />

dort als Redakteurin für Online-Medien und<br />

Pressearbeit zuständig, hat also viel journalistische<br />

Erfahrung. Nun kehrt sie nach München<br />

zurück und soll für anspruchsvolle Aufgaben<br />

aller Art zuständig werden, etwa für<br />

Sporttechnik, die Webseite und Social Media.<br />

Berliner Eismärchen fällt aus<br />

Das traditionelle vorweihnachtliche Eismärchen<br />

in Berlin war bisher geplant, muss aber in diesem<br />

Jahr ausfallen, weil es nicht gelungen ist,<br />

ein geeignetes Corona-Konzept zu entwickeln.<br />

Außerdem macht ein Märchen ohne Zuschauer<br />

auch wenig Sinn, denn diese haben durch ihre<br />

Eintrittsgelder die hohen Kosten für Kostüme,<br />

Bauten und Hallenmiete getragen.<br />

DEU startet Olympisches<br />

Eliteprojekt in Oberstdorf<br />

Die DEU hat ein nationales Olympisches Eliteprojekt<br />

mit Michael Huth begründet. Oberstdorf hat<br />

bekanntlich von der ISU einen Elitestatus erhalten.<br />

Ziel dieses Förderprojekts ist es, unabhängig<br />

von bestehenden Leistungssportstrukturen ausgewählte<br />

Einzelläufer(innen) in Oberstdorf zu<br />

fördern, das bekanntlich kürzlich von der ISU einen<br />

Elitestatus als „Center of Excellence“ erhalten<br />

hat. Für dieses Projekt konnte vor allem Vizepräsident<br />

Florian Gerlach, der selbst ein früherer<br />

Huth-Schüler ist und stets gute Beziehungen zu<br />

ihm hatte, diesen Trainer als Honorartrainer gewinnen.<br />

Als Cheftrainer soll er gemeinsam mit<br />

einem internationalen Team ausgewählte deutsche<br />

Läufer(innen) mit einer ganzheitlichen Betreuung<br />

zu einer erheblichen Leistungssteigerung<br />

führen. Gemäß dem vom DOSB geforderten<br />

Strukturplan leistet die DEU damit einen wichtigen<br />

Beitrag zur strategischen Ausrichtung des<br />

Bundesstützpunkts als Nationales Zentrum für<br />

Einzellaufen. Neben Nicole Schott ist Kristina<br />

Isaev aus Mannheim die erste deutsche Läuferin,<br />

die gefördert werden soll und schon nach<br />

Oberstdorf wechselte. Nach dem Generationswechsel<br />

im bayerischen Verband sollte Huth auch<br />

wieder Läufer aus Bayern übernehmen können.<br />

Die Finanzierung des Projekts hat Sportdirektor<br />

Udo Dönsdorf mit dem DOSB ausgehandelt.<br />

Sven Kielmann Direktor<br />

beim Eisschnelllaufverband<br />

Sven Kielmann (50), der seit Jahren für verschiedene<br />

Firmen als Fachmann für Eisbahnen und<br />

Eismeister gearbeitet hatte, wird Technischer Direktor<br />

Infrastruktur beim Deutschen Eisschnelllaufverband.<br />

Damit wird er zuständig für die<br />

deutschen Bahnen von Inzell über Erfurt bis zu<br />

Krefeld und Berlin. Kielmann war Eiskunstläufer<br />

in Dortmund und ist der Bruder der ehemaligen<br />

Spitzenläuferin und jetzigen Trainerin Marina<br />

Kielmann. Privat ist er mit der ehemaligen Tennisspielerin<br />

und Saarbrücker Stadträtin Claudia<br />

Kohde-Kilsch liiert. „Meine Aufgabe sehe ich darin,<br />

die bestehenden Eissportstandorte zu betreuen<br />

und für den Leistungs- und Breitensport<br />

attraktiv, funktionell und sicher zu machen“, so<br />

sagte der gelernte Industriekaufmann.<br />

Grand Prix-Finale und<br />

Universiade verschoben<br />

Das Grand Prix Finale, das vom 10. bis 13. Dezember<br />

in der zukünftigen Olympiahalle in Peking<br />

stattfinden sollte, wurde auf das nächste<br />

Jahr verschoben, denn zum einen gibt es keine<br />

echten Grand Prix-Wettbewerbe, bei denen man<br />

sich für das Finale qualifizieren kann. Die Juniorenserie<br />

ist ganz ausgefallen. Zum anderen lässt<br />

China auch keine Läufer aus anderen Ländern<br />

ins Land, höchstens nach einer Quarantäne. Da<br />

aber kurz nach dem ursprünglich geplanten Finale<br />

viele nationalen Meisterschaften geplant<br />

sind, könnten viele Pekingteilnehmer dort wegen<br />

der Quarantäne bei der Rückkehr gar nicht<br />

starten. Eigentlich sollte das Finale auch ein<br />

erster Testwettbewerb für die Olympischen<br />

Spiele sein, deren Eiskunstlaufwettbewerbe in<br />

derselben gerade renovierten Halle stattfinden<br />

sollen. Hier muss China eine andere Lösung finden.<br />

Auf einen späteren Zeitpunkt verschoben<br />

wird auch die Winter-Universiade, die im Januar<br />

im schweizerischen Luzern geplant war.<br />

Patrick Chan hat geheiratet<br />

Der kanadische Einzelläufer Patrick Chan war<br />

von 2011 bis 2013 dreimal Weltmeister und gewann<br />

bei den Olympischen Spielen 2014 eine<br />

Silbermedaille. Inzwischen arbeitet er als Trainer<br />

in Vancouver. Mitte September hat der 29-jährige<br />

seine langjährige Lebensgefährtin und ex-<br />

Paarläuferin Elizabeth Putnam geheiratet. krk


Eistanzlehrgang mit Madame Papadakis<br />

Die Lehrgangsteilnehmer mit den Trainern Rostislav Sinicyn (links),<br />

Catherine Papadakis und Stefano Caruso (rechts). Foto: Höppner<br />

Vom 29. August bis 1. September organisierte Nachwuchsbundestrainer<br />

Stefano Caruso für vier deutsche Junioren- und sechs Nachwuchstanzpaare wie<br />

im Vorjahr in Berlin auf eigene Anregung einen Lehrgang mit der französischen<br />

Tanztrainerin Catherine Papadakis.<br />

Diese hatte die mehrmaligen Europa- und Weltmeister Gabriella Papadakis (ihre Tochter) und Guillaume<br />

Cizeron fast zehn Jahre lang aufgebaut und bis in die Meisterklasse geführt. Zweifellos ist<br />

Papadakis für die jungen Eistänzer sehr motivierend, denn sie legte die Basis für das Paar, das für<br />

viele Deutsche seit Jahren ein Vorbild ist. Ihre Schwerpunkte waren die Grundtechniken und das<br />

elegante Gleiten, das die Weltmeister so überragend beherrschen. Als Dozenten mit dabei waren<br />

der Oberstdorfer Trainer Rostislav Sinicyn und die britische aktive Läuferin Robynne Tweedale, die<br />

zurzeit nicht mit ihrem Partner Joseph Buckland trainieren kann, weil sie nicht in den USA darf, er<br />

aber dort lebt und nicht nach Europa darf. Diese Lehrgangsteile fanden komplett auf Englisch statt,<br />

was für die Tänzer als gute Schüler kein Problem darstellte.<br />

Als Parketttanz- und Schauspiellehrerin unterrichtete Alexandra Ben Karaa, wie man durch Ausdruck<br />

die Komponenten verbessern kann und wie man ein extrovertiertes Laufen lernen kann, das<br />

für Erfolge im Eistanzen unentbehrlich ist. Schwerpunkte des Lehrgangs auf und neben dem Eis<br />

waren ansonsten die Nachwuchs-Pflichttänze und die anderen Elemente einschließlich Hebungen<br />

(meist auf dem Trockenen) und Twizzles. Caruso: „Der Lehrgang hatte das Ziel, den Nachwuchs<br />

nach der Corona-Auszeit, wieder zusammenzuführen und das Teamgefühl zu stärken.“ Nicht dabei<br />

war das Juniorenpaar Viktoria Lopusova und Asaf Kazimov aus Dortmund, weil sie schon in der<br />

Vorwoche in Berlin mit Caruso gearbeitet hatten und die Schule rief. Falls die Corona-Einschränkungen<br />

es erlauben, wollen viele der Nachwuchs- und Junioreneistänzer ihr internationales Saisondebüt<br />

Mitte <strong>Oktober</strong> in Budapest geben. Zwar herrscht in diesem Land für Touristen ein teilweises<br />

Einreiseverbot, aber mit negativem Test will Ungarn eventuell für Leistungssportler eine<br />

Ausnahme machen. <br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Neues aus Frankreich<br />

In ganz Frankreich ist in der zweiten Septemberhälfte<br />

die Zahl der Infizierten und Opfer<br />

stark angestiegen und erreichte Ende September<br />

bei etwa 75 Prozent der Einwohnerzahl von<br />

Deutschland etwa die siebenfache Zahl an Infektionen.<br />

Einige Eishallen (Bordeaux, Paris u.a.)<br />

wurden deshalb ebenso wie andere Sportstätten<br />

wieder geschlossen. In Lyon hat die Stadtverwaltung<br />

seltsamerweise veröffentlicht, dass nur<br />

noch Schulkinder bis einschließlich 17 Jahren<br />

Sport betreiben dürfen, aber keine Erwachsenen<br />

ab 18 Jahren mehr in die Halle dürfen. Auch<br />

keine Lehrer und Trainer? Die Sportministerin<br />

hat in einem sehr unklaren Interview angedeutet,<br />

dass man über grundsätzlich andere Maßnahmen<br />

beim Sport nachdenke, aber nicht gesagt,<br />

was vorgesehen sei, und damit viel Volkszorn<br />

ausgelöst.<br />

Péchalat auf Titel der Klatschzeitischrift Public<br />

Der Eislaufverband wollte am letzten Septemberwochenende<br />

eine außerordentliche Online-<br />

Mitgliederversammlung abhalten, in der Statutenänderungen<br />

beschlossen werden sollte. Unter<br />

anderem hatte Präsidentin Nathalie Péchalat<br />

beantragt, dass kein Funktionär mehr als drei<br />

Amtsperioden im Amt sein darf. Damit wollte<br />

sie verhindern, dass Gailhaguet sich bei nächster<br />

Gelegenheit zur Wiederwahl stellt, denn er<br />

Elfriede Gref, geb. Beyer<br />

gestorben<br />

Das langjährige DEU-Vorstandsmitglied Elfriede<br />

Beyer, das zuletzt Elfriede Gref hieß,<br />

ist am 10. September im Alter von 84 Jahren<br />

gestorben. Von 1957 bis 2005 war die Frankfurterin<br />

Preisrichterin und wertete auch bei<br />

vielen Europa- und Weltmeisterschaften sowie<br />

Olympischen Spielen. Von 1976 bis 1996<br />

war sie Vorstandsmitglied der DEU und wurde<br />

nach ihrem Ausscheiden zum Ehrenmitglied<br />

ernannt. Hervorzuheben ist ihr stets<br />

ausgleichendes Wesen und das oft erfolgreiche<br />

Bemühen, Konflikte mit Kompromissen<br />

und ohne Polemik zu lösen.<br />

Rita Kwiet gestorben<br />

Am 7. September ist die langjährige Preisrichterin<br />

Rita Kwiet im Alter von 84 Jahren gestorben.<br />

Sie und ihr späterer Ehepartner<br />

Klaus-Dieter Kwiet waren Ende der 1950er<br />

und Anfang der 1960er Jahre sowohl im Eistanzen<br />

als auch im Paarlaufen und darüber hinaus<br />

auch im Rollkunstlaufen sportlich erfolgreich,<br />

was damals zeitlich noch möglich war.<br />

Im Eistanzen wurden sie von 1958 bis 1961<br />

viermal Deutsche Meister und waren zweimal<br />

Vierte der EM. Im Rolltanzen wurden sie 1959<br />

und 1961 sogar Weltmeister. Später führten<br />

sie in Homburg an der Saar eine Arztpraxis<br />

und Rita war lange Jahre Fachwartin und Präsidentin<br />

des Rheinland-pfälzischen Roll- und<br />

Eissportverbandes sowie Preisrichterin.<br />

EM Zagreb in neuer Halle<br />

Die Europameisterschaften 2021 finden nicht<br />

in der alten, gewohnten Halle Dom Sportova<br />

in Zagreb statt, weil diese bei einem Erdbeben<br />

im März <strong>2020</strong> erheblich beschädigt worden<br />

ist. Stattdessen, so zeigte die Mitte September<br />

veröffentlichte Ausschreibung, will man in die<br />

ganz moderne „Arena Zagreb“ im Südwesten<br />

der Stadt gehen, die erst vor knapp zehn Jahren<br />

fertiggestellt worden ist. Ein Vorteil dieser<br />

Halle ist, dass sie bis zu 15.000 Zuschauern<br />

Platz bietet und daher die vielleicht 2.000<br />

oder 3.000 Zuschauer, die tatsächlich kommen<br />

würden, mit größerem Abstand voneinander<br />

sitzen könnten. Ende September war allerdings<br />

noch nicht entschieden, ob überhaupt Zuschauer<br />

in die Halle dürfen. Der Vorverkauf der<br />

Eintrittskarten hatte noch nicht begonnen. krk<br />

war mehr als dreimal vier Jahre im Amt. Aber<br />

weniger als 50 Prozent der Delegiertenstimmen<br />

waren Online, so dass keine Beschlüsse gefasst<br />

werden konnten und am 10. und 11. <strong>Oktober</strong><br />

eine neue Versammlung abgehalten werden<br />

kann, bei der nur die Stimmen der Anwesenden<br />

zählen. Péchalat ist schwanger und dürfte noch<br />

in diesem Jahr ihr zweites Kind bekommen,<br />

daher kann sie nicht so reisen wie gewünscht.<br />

Außerdem soll ihre Mutter schwer an Krebs erkrankt<br />

sein und ringt mit dem Tod. Alles wird<br />

ein bisschen viel für die Präsidentin. krk<br />

11<br />

News


12<br />

Bruno Marcotte in Oakville<br />

Sommertraining<br />

Die Marcotte-Schule in Oakville<br />

Im Frühjahr 2019 hatten Paarlauftrainer Bruno Marcotte und seine Ehefrau Meagan<br />

Duhamel eine eigene Eislaufschule mit Schwerpunkt Paarlaufen in der mittelgroßen<br />

Stadt Oakville gegründet, etwa eine Autostunde südwestlich von Toronto. Die <strong>Pirouette</strong><br />

hatte diese Schule im Sommer 2019 besucht und im Sommer <strong>2020</strong> einen erneuten<br />

Besuch geplant. Marcotte erzählte mir am Telefon, was es Neues gibt.<br />

Die Eishallen in der Provinz Ontario waren wegen<br />

der Pandemie länger geschlossen als in Europa.<br />

Ende Juni wurde das Zentrum in Oakville<br />

mit seinen vier Eisflächen wieder geöffnet, aber<br />

im ersten Monat durften sich nur zehn Personen<br />

einschließlich Trainer gleichzeitig auf einer Eisfläche<br />

aufhalten. Eine sehr hinderliche Einschränkung<br />

für das Paarlaufen war, dass ein<br />

Training der Läufer nur mit 1,5 Meter Abstand<br />

erlaubt war. Also waren – ähnlich wie in Oberstdorf<br />

- zunächst keine Paarlaufelemente möglich.<br />

Seit August sind diese wieder erlaubt, aber mehr<br />

als 14 Personen dürfen sich nach wie vor nicht<br />

auf oder an einer Eisfläche aufhalten. Und die<br />

Trainer durften auch Mitte September während<br />

eines Tages noch nicht von einer zur anderen<br />

Eisfläche wechseln, sondern mussten den ganzen<br />

Tag in derselben bleiben. Bis jetzt sei nur eingeschränktes<br />

Training möglich, erzählte Cheftrainer<br />

Marcotte. Er müsse jede Woche einen Trainingsplan<br />

machen, der „so kompliziert wie ein Puzzle“<br />

sei. Er sagte: „Ich habe das russische Sichtungslaufen<br />

in der Moskauer WM-Halle mit dem<br />

Kommentar von Ted Barton gesehen und bin<br />

ganz neidisch, dass die Russen das mit Zuschauern<br />

machen dürfen und wie gut die russischen<br />

Läufer schon waren. Da müssen wir noch viel<br />

Rückstand aufholen.“ (siehe Seite 13 bis 16)<br />

Kirsten Moore-Towers und Michael Marinaro<br />

beim Grand Prix Finale in Turin, Foto: Höppner<br />

Sämtliche Sommerwettbewerbe in Kanada seien<br />

gestrichen worden, so dass die kanadischen Läufer<br />

jetzt im September noch nicht fit für Wettbewerbe<br />

wären, auch nicht für die Nebelhorn<br />

Trophy. Er habe während der Sperre viel online<br />

mit seinen Läufern außerhalb des Eises gearbeitet,<br />

aber das sei bei weitem nicht so effizient. Er<br />

wohne ganz nahe bei einem seiner neu zusammengestellten<br />

Paare, durfte aber nicht einmal<br />

draußen vor deren Garageneinfahrt mit ihnen<br />

arbeiten. Außer ihm als Trainer in Teilzeit aktiv<br />

ist weiterhin seine Ehefrau Meagan Duhamel. Ab<br />

Ende September werde diese außerdem an der<br />

kanadischen TV-Show „Battle of the Blades“<br />

teilnehmen und dort jede Woche mit einem Eishockeyspieler<br />

als Partner auftreten. Michelle<br />

Leigh arbeite in Oakville mit Einzelläufern,<br />

Mitch Islam komme ebenfalls manchmal, Michael<br />

Hopfes dagegen zurzeit nicht, denn er<br />

sei an Barrie gebunden. Um Geld für den Trainingsbetrieb<br />

zu sammeln, zeigte die gesamte<br />

Schule (auch Einzelläufer und ein Tanzpaar)<br />

an einem Vormittag Teile ihrer Programme<br />

auf Instagram für diejenigen Fans, die dafür<br />

mindestens 15 kanadische Dollar (etwa 10<br />

Euro) zahlten. Marcotte filmte während der<br />

Programme auf dem Eis, folgte immer den<br />

Läufern und kommentierte ein bisschen - eine<br />

tolle Idee, bei der Marcotte vor Optimismus<br />

und Motivation sprühte. Michael Marinaro<br />

flachste am Ende, Marcotte sei mehr Kilometer<br />

gelaufen als in Jahren zuvor.<br />

Marcottes bestes Paar sind weiterhin Kirsten<br />

Moore-Towers und Michael Marinaro (erstmals<br />

mit Bart), die WM-Siebten von 2019 mit<br />

zwei neuen Programmen. Marcotte wusste<br />

die Musiktitel nicht (was nicht für den Trainer<br />

spricht), aber Moore-Towers facebookte mir,<br />

dass sie das KP zu „Gimme All Your Love“ von<br />

der US-amerikanischen Rockband „Alabama<br />

Shakes“ und die Kür zu „The Blower‘s Daughter“<br />

des irischen Sängers Damien Rice laufen.<br />

Im gefilmtem Morgentraining zeigten sie kleine<br />

Teile von beiden Programmen. Evelyn<br />

Walsh und Trennt Michaud, die WM-12. von<br />

2019, kamen bis März an einem Tag pro Woche<br />

zu Marcotte, blieben aber in diesem Sommer<br />

ganz in ihrer Haupttrainingshalle in<br />

Bradford bei Trainerin Alison Purkiss, weil eine<br />

behördliche Anmeldung in zwei verschiedenen<br />

Eishallen zu kompliziert sei. Der Österreicher<br />

Livio Mayr wechselte vor drei Monaten<br />

seine Partnerin und läuft jetzt mit der Kanadierin<br />

Chloe Choinard, die eine bessere Springerin<br />

ist als seine vorherige Partnerin und bis<br />

vor zwei Jahren mit Mathieu Ostiguy gestartet<br />

war. Sie zeigten im Morgentraining ihr KP<br />

zu „Dog Days Are Over“ von „Florence and the<br />

Machine“, bei dem ein<br />

Sturz von Mayr beim 3T<br />

der einzige Fehler war. Gut<br />

gelang dagegen der dreifache<br />

Wurfsalchow.<br />

Weiterhin bei Marcotte<br />

sind die japanischen<br />

Meister Riku Miura und<br />

Ryuichi Kihara, Achte der<br />

Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

<strong>2020</strong>. Sie waren während<br />

der Pandemie in Kanada geblieben,<br />

konnten bis heute ihre Familien in Japan<br />

nicht live sehen und vor allem Miura leide<br />

etwas unter Heimweh, trotz Skype und anderer<br />

regelmäßiger Online-Kontakte. Marcotte<br />

sagte, er würde ihnen liebend gerne mal eine<br />

oder zwei Wochen freigeben, damit sie ihre Angehörigen<br />

in Japan erstmals seit Dezember besuchen<br />

könnten. Aber im Augenblick müssten sie<br />

bei der Ankunft zwei Wochen am Flughafen in<br />

Japan in Quarantäne und nach der Rückkehr<br />

noch einmal zwei Wochen in Kanada. Das sei ihnen<br />

nicht zuzumuten. Er habe im Frühjahr viel<br />

online mit ihnen gearbeitet. Er hoffe jetzt auf<br />

<strong>No</strong>vember und die NHK Trophy. Vor dem KP zu<br />

„Hallelujah“ von K.D. Lang zeigten sie eine innovative<br />

Hebung, bei der er vor dem Abgang wieder<br />

mit einem Knie das Eis berührte, eine halbe<br />

Drehung machte und seine Partnerin in dieser<br />

heiklen Position absetzte.<br />

Neue Paar sind Justine Brasseur/Zachary Daleman,<br />

die Nichte von Isabelle Brasseur und der<br />

jüngere Bruder von Gabrielle Daleman, sowie<br />

Chloé Panetta/Kieren Trasher. Letzteren konnte<br />

Marcotte vom Eishockey zum Kunstlauf lotsen<br />

und beim Trainings-Livestream zeigten sie schon<br />

ein paar Elemente. Außerdem gibt es drei weitere<br />

Juniorenduos, die bei dem Morgentraining<br />

ebenfalls gezeigt wurden.<br />

Die besten Einzelläufer in der Halle seien Bennet<br />

Toman und Catherine Carle (Platz 11 bei den<br />

Olympischen Winterjugendspielen), mit denen<br />

Marcotte auch arbeiten konnte. Andere Einzelläufer<br />

wie Chloe Ing und Yasmine Zeki habe er<br />

nicht gesehen, weil sie wohl immer in den Hallen<br />

trainierten, die er nicht betreten dürfe. Eistanztrainer<br />

Mark Bradshow habe ein paar Nachwuchsteams<br />

zusammengestellt, aber sie durften<br />

lange Zeit nicht zusammen trainieren, ebenso<br />

wenig wie die sieben Synchronteams in Oakville.<br />

Daher seien sie noch nicht wettbewerbsreif. Privat<br />

seien Marcotte und Duhamel weiterhin sehr<br />

glücklich und genössen ihre Zeit als Eltern ihrer<br />

Tochter, die demnächst ein Jahr alt wird. „Sie ist<br />

unser Engel, unser ganzes Glück und krabbelt<br />

schon fleißig in der Wohnung umher.“ <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany


Alexandra Trusova:<br />

»„Nach der langen Pause war<br />

«<br />

ich etwas nervös,<br />

aber ich bin gut damit klargekommen.<br />

Den dreifachen Axel wollte ich gerne zeigen,<br />

aber er ist noch nicht soweit. Ich denke, ich<br />

mache alles richtig. Ich bin gewachsen, aber<br />

ich weiß nicht, wie viel, denn ich messe<br />

mich nicht. Aber im Vorjahr war ich auch<br />

gewachsen. Ich habe nicht das Gefühl, dass<br />

das meine Sprünge beeinträchtigt.“<br />

»<br />

Alena Kostornaia:<br />

Alena Kostornaia<br />

Fotos: Flade<br />

Alexandra Trusova<br />

„Es gab einige Probleme. Ich denke, dass<br />

Athleten wie ich, Ania (Anna Shcherbakova),<br />

Kamila (Valieva) nicht zusammen mit Kindern<br />

Jahrgang 2010 zusammen (auf dem Eis) trainieren<br />

können. Selbst wenn sie es können,<br />

muss man ihnen erklären, dass die (älteren)<br />

Mädchen keine Rücksicht nehmen. Meine<br />

Vorschläge wurden nicht angenommen. Ich<br />

habe Sergei Alexandrovitch (Rozanov) angerufen<br />

und er sagte mir, ich solle es mir gut<br />

überlegen und dann half er mir,<br />

«<br />

den Wechsel<br />

zu organisieren. Mein KP (in der Tutberidze-<br />

Schule zusammengestellt) hat mir nicht gefallen<br />

und ich habe das nicht nur einmal<br />

gesagt. Das neue Programm finde ich sehr<br />

passend für mich, der Text entspricht dem,<br />

was in meinem Leben passiert. Jetzt fühle ich<br />

mich glücklich, zufrieden und bereit zu trainieren<br />

und für neue Siege und Ziele.“<br />

Erstes Highlight einer unvorhersehbaren Saison<br />

Sichtungslaufen<br />

in Russland<br />

Aus Moskau berichtet Tatjana Flade<br />

Das Sichtungslaufen in Russland ist traditionell ein erstes Highlight in der Saison,<br />

denn so viele Spitzenläufer in allen Disziplinen kann man sonst nirgendwo<br />

sehen. Die Sichtung war die erste „Live“- Eiskunstlaufveranstaltung mit Zuschauern<br />

in Russland (und in der Welt) seit März. Auch wenn einige Stars fehlten,<br />

war es hoch interessant. Mikhail Kolyada, Alexandra Trusova, Kamila Valieva und<br />

Anastasia Mishina/Alexander Galliamov ragten besonders heraus.<br />

Die Damen: Vierfache und mehr<br />

Die Damen standen wie immer in den vergangenen<br />

Jahren im Mittelpunkt. Im Frühjahr<br />

machte Alexandra Trusovas Wechsel von Eteri<br />

Tutberidze zu Evgeni Plushenko Schlagzeilen.<br />

Sechs Monate später zeigte sich die „Königin<br />

der Vierfachen“ deutlich verbessert – vielleicht<br />

war dieser Wechsel genau das, was sie brauchte.<br />

Sie hetzt nicht mehr so sehr von Sprung zu<br />

Sprung und hat mit Eistänzern gearbeitet, was<br />

man sieht. Im KP läuft sie zu „Appassionata“<br />

von Secret Garden, in der Kür zu verschiedenen<br />

„Romeo und Julia“-Stücken aus Filmen und<br />

Ballett. Die Sprünge hat sie nicht verlernt, obwohl<br />

sie gewachsen ist: In der Kür riskierte die<br />

16-Jährige vergeblich einen 4L (klappte im<br />

Training), dafür gelangen 4T-3T und alle Dreifachen.<br />

(siehe Kommentar linke Spalte)<br />

Juniorenweltmeisterin Kamila Valieva ist noch<br />

zu jung für die internationale Meisterklasse,<br />

durfte aber beim Sichtungslaufen der „Großen“<br />

dabei sein, um Erfahrung zu sammeln.<br />

Die 14-Jährige war nach eigener Aussage<br />

etwa fünf Zentimeter gewachsen – wie andere<br />

führte sie den Wachstumsschub auf die Quarantäne-Zeit<br />

zurück, in der die körperlichen<br />

Belastungen geringer waren. Ihr KP zum Titel<br />

„Storm“ des ehemaligen Paarläufers Eric Radford<br />

war fehlerfrei. In der Kür zu Ravels Bolero<br />

stürzte sie beim 4T zum Auftakt, wiederholte<br />

ihn jedoch erfolgreich und machte keine weiteren<br />

Fehler. Nach wie vor wirkt sie leicht wie<br />

eine kleine „Eisfee“. Der Bolero ist keine unumstrittene<br />

Wahl, aber sie kann diese rhythmische<br />

Musik gut umsetzen, obwohl sie einen<br />

weicheren Laufstil hat. „Im KP stelle ich einen<br />

Vogel dar und will diese Leichtigkeit herüberbringen.<br />

In der Kür will ich den Charakter der<br />

Musik klarer zeigen und sicherstellen, dass alle<br />

Bewegungen sehr exakt sind“, sagte Valieva<br />

und nannte den Bolero von Carolina Kostner<br />

als eines ihrer Vorbilder.<br />

Anna Shcherbakova lief zwei gute Programme<br />

und verpatzte nur den 4L in der Kür. Die zweimalige<br />

Russische Meisterin ist nach wie vor<br />

sehr leichtfüßig und bleibt ihrem lyrischen Stil<br />

mit dem KP „O doux printemps d’autrefois“ und<br />

der Kür (deren Musik sie eine Woche später änderte)<br />

treu. „Ich kann nicht sagen, dass ich<br />

komplett glücklich bin, aber ich spüre eine gewisse<br />

Zufriedenheit. In der Kür war es (der 4L)<br />

ein sehr guter Versuch und ich denke, es ist ein<br />

guter Anfang“, sagte die 16-Jährige. Elizaveta<br />

Tuktamysheva stand den 3A im Training und im<br />

Einlaufen, aber in beiden Programmen misslang<br />

er. Im KP zu „Spartakus“ wurde er nur einfach,<br />

in der japanisch inspirierten Kür „Chroniken ei-<br />

Kamila Valieva<br />

Foto: Timochova<br />

13<br />

Sichtungslaufen in Russland


14<br />

Sichtungslaufen in Russland<br />

nes schelmischen Vogels“ stürzte sie. Das KP<br />

kam nicht so gut an, so dass sie es vielleicht<br />

ändern wird. Die Kür dagegen ist sehr originell.<br />

„Ich denke, ich bin bei 65 Prozent. Nach der<br />

langen Pause musste ich viel arbeiten, um mich<br />

gut zu fühlen“, meinte Tuktamysheva. „Die Kür<br />

ist nicht einfach für mich und ich dachte zuerst,<br />

das liegt an der Pause. Dann merkte ich, dass es<br />

keinen langsamen Teil gibt und das Programm<br />

sich ständig steigert. Das ist eine Herausforderung.<br />

Wenn du so eine interessante Musik<br />

nimmst und mit so einem hochklassigen Choreographen<br />

wie Juri Smekalov arbeitest, musst<br />

du wissen, dass das nicht leicht wird.“<br />

Evgenia Medvedeva hatte keinen Trainer an ihrer<br />

Seite, denn Brian Orser konnte sie seit Monaten<br />

nur per Telefon coachen. Die zweimalige Weltmeisterin<br />

war noch weit von ihrer Topform entfernt<br />

und eine chronische Rückenverletzung<br />

machte ihr zusätzlich zu schaffen. Die Programme<br />

aber haben viel Potenzial – das KP zu Aram<br />

Khatchaturians „Maskeradenwalzer“ und die<br />

verspielte Kür zu „Alegria“ aus dem Cirque du<br />

Soleil. Drei Tage nach dem Sichtungslaufen<br />

kehrte Medvedeva zu ihrer Ex-Trainerin Eteri<br />

Tutberidze zurück, was in Russland natürlich<br />

eine Top-Nachricht war. Das Ferntraining<br />

funktionierte eben nur eine<br />

gewisse Zeit (siehe Interview S. 7).<br />

Europameisterin Alena Kostornaia<br />

trainierte nach<br />

ihrem überraschenden<br />

Wechsel von Tutberidze<br />

seit<br />

knapp zwei<br />

Monaten<br />

bei Evgeni Plushenko und Sergei Rozanov. Der<br />

3A war noch nicht vorzeigbar, andere Sprünge<br />

waren etwas knapp. Kostornaia und ihr neues<br />

Team wechselten beide Programme. Das KP<br />

läuft sie jetzt zum Lied „You Should See Me in a<br />

Crown“ von Billie Eilish. Die neue Kür zu Musiken<br />

von Abel Korzeniowski hat die 17-Jährige<br />

mit Shae-Lynn Bourne online choreographiert,<br />

aber das Programm war noch nicht ganz fertig<br />

und daher trat sie zur Kür nicht an. Erstmals<br />

sprach die Läuferin über ihren Trainerwechsel.<br />

(siehe Kommentar auf Seite 13)<br />

Sofia Samodurova präsentierte ein neues KP<br />

(„Der Mann mit der Mundharmonika“ von Ennio<br />

Morricone in der Überarbeitung von Apollo<br />

440), in dem sie eine Außerirdische darstellt –<br />

mit passendem Make Up und Haarfärbung. In<br />

der Kür startete die Europameisterin von 2019<br />

wegen einer Erkältung mit Fieber nicht. Olympiasiegerin<br />

Alina Zagitova unterschrieb einen<br />

Vertrag als Co-Moderatorin für Ilia Averbukhs<br />

Show und war deshalb nicht dabei. Das heizte<br />

erneut die Spekulationen an, dass die 18-Jähri-<br />

Mikhail Kolyada<br />

Foto: Timochova<br />

ge sich aus dem Wettkampfsport verabschiedet,<br />

zumal sie sich an einer Universität zum Journalistik-Studium<br />

einschrieb.<br />

Die Herren:<br />

Mikhail Kolyadas Comeback<br />

Mikhail Kolyada gilt schon lange als einer der<br />

talentiertesten russischen Herren überhaupt,<br />

aber er konnte sein Potenzial bisher nur selten<br />

ausschöpfen. Die vergangene Saison fiel er wegen<br />

seiner Sinusitis und Nasen-OP komplett<br />

aus. Im Juni dann kam der überraschende Trainerwechsel<br />

zu Alexei Mishin. Wie richtig diese<br />

Entscheidung war, sah jeder beim Sichtungslaufen,<br />

denn Kolyada überzeugte mit einen spritzigen,<br />

sauberen KP „Lets Get Loud“ mit 4T-3T, 3A<br />

und 3L. Schon da erhielt er Riesenapplaus, aber<br />

die Nurejew-Kür begeisterte noch mehr. In dem<br />

Programm zur Musik aus dem Film „Der weiße<br />

Rabe“ zeigte der WM-Dritte von 2018 seine<br />

ganze läuferische und künstlerische Klasse. Die<br />

Zuschauer hielt es schon vor Ende der Musik<br />

nicht mehr auf den Sitzen. 4T-3T, 3A-2T und die<br />

übrigen Elemente waren von hoher Qualität.<br />

Dass der zweite 3A verstolpert war, war Nebensache.<br />

Natürlich hat das Team vor, mehr als einen<br />

Vierfachen einzubauen, aber wie Mishin<br />

sagte – seine Erfahrung lehre ihn, dass man<br />

»<br />

nichts überstürzen solle.<br />

Mikhail Kolyada:<br />

„Wir haben sehr viel Arbeit geleistet und Sie<br />

haben hier das Ergebnis gesehen. Nach meinem<br />

Wechsel musste ich mich nicht verbiegen<br />

oder komplett verändern. Er (Mishin)<br />

stellt nicht meine Technik um, sondern korrigiert<br />

sie. In meiner neuen Trainingsgruppe<br />

fühle ich mich klasse. Es ist sehr gut, wenn<br />

neben dir noch andere sind, die einen mitziehen.<br />

Nicht umsonst gibt es des schöne<br />

Sprichwort ‚Einer allein im Feld ist kein Krieger‘.<br />

Die Musik für das KP hatte ich schon<br />

mal früher vorgeschlagen und Dascha (seine<br />

Ehefrau, T.F.) erinnerte mich an sie. Nach der<br />

Meinung von Tatiana Prokofieva<br />

«<br />

(Choreographin)<br />

ist das genau meine Musik, in ihr bin<br />

ich erkennbar. Die Kürmusik ist ganz anders<br />

als alles, was ich bisher gemacht habe, und<br />

sie kann einen Wow-Effekt auslösen. Ich<br />

habe mein inneres Verständnis von dieser<br />

Musik und ich möchte sie nicht den Zuschauern<br />

aufdrängen. Jeder soll sich selbst<br />

etwas dazu vorstellen.“


Kolyada überstrahlte die übrigen Herren locker,<br />

selbst ohne zahlreiche Vierfachsprünge. Einen<br />

sehr guten Eindruck hinterließ Juniorenweltmeister<br />

Andrei Mozalov. Der Teenager stand einen<br />

4F und 4T-3T im KP und zwei 4T in der Kür<br />

und blieb ohne Fehler. Die Sprünge sind aber<br />

manchmal etwas „klein“ und unterdreh-verdächtig.<br />

Mozalev erklärte, dass seine Programme<br />

miteinander verknüpft sind: „Das KP ist über<br />

den Marquis de Sade, der am Ende den Verstand<br />

verliert und in der Kür versinkt er tiefer im<br />

Wahnsinn.“ Die Musik dazu ist „Sadness“ von<br />

Enigma im KP und „Der Mann mit der Mundharmonika“<br />

in der Version von Apollo 440 in der<br />

Kür. Solide mit jeweils einem 4S lief der stark<br />

gewachsene Petr Gumennik. Alexander Samarin<br />

hatte zwei neue Programme, ein russisches<br />

Volkslied im KP „Wiesenland“ und eine Kür zum<br />

Lied „Keeping Me Alive“ von Jonathan Roy. In<br />

beiden Programmen leistete er sich mehrere<br />

Unsauberkeiten und wirkte steif. Makar Ignatov<br />

zeigte einen guten 4R im KP, stürzte aber beim<br />

3A. In der Kür ging er beim 4R hart zu Boden<br />

und lief mit Schmerzen weiter, so dass andere<br />

Sprünge wacklig waren und er beim 4T wieder<br />

stürzte. Sarkastisch könnte man sagen, dass die<br />

Musik „Je suis malade“ („Ich bin krank“) unfreiwillig<br />

passend war. Europameister Dmitri Aliev<br />

fiel aus, denn er flog für eine Behandlung von<br />

Rückenschmerzen kurz nach München. Der EM-<br />

Zweite Artur Danielian konnte wegen einer<br />

Knöchelverletzung nicht teilnehmen.<br />

Die Paare: Jung und stark<br />

Die jungen russischen Paare konnten überzeugen<br />

und machten kaum Fehler. Die Europameister<br />

Aleksandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii debütierten<br />

ihr neues KP zu romantischer Musik aus dem<br />

sowjetischen Film „Der Stern des fesselnden<br />

Glücks“ über das Schicksal der Dekabristen,<br />

die gegen den Zaren aufbegehrt hatten.<br />

Aktuell behalten sie die James-Bond-Kür,<br />

arbeiten parallel an einem neuen Programm.<br />

„Das wichtigste für uns war es, endlich wieder<br />

vor Publikum zu laufen. Wir haben dieses Gefühl<br />

sehr vermisst,“ sagte Kozlovskii.<br />

Anastasia Mishina/Alexander Galliamov haben<br />

sich nach ihrem Wechsel zu Tamara Moskvinas<br />

Gruppe läuferisch und im Ausdruck verbessert.<br />

Sie wirkten sehr frisch in ihrem KP zu Musik aus<br />

dem Ballett „Esmeralda“ und auch in der Kür<br />

zur „Bohemian Rhapsody“ von Queen. „Wir<br />

haben gewechselt, weil wir uns weiterentwickeln<br />

wollten“, meinte Mishina –<br />

das ist gelungen. Ohne Trainerwechsel<br />

haben Daria Pavliuchenko/Denis<br />

Khodykin sich gesteigert und<br />

glänzten im KP zu „Sing Sing<br />

Sing“ sowie in der dramatischen<br />

Kür „S.O.S. d’un terrien en<br />

détresse“, in der sie den<br />

3F zeigten.<br />

Juniorenweltmeister Apollinariia Panfilova/<br />

Dmitry Rylov sagten ab, weil er eine Mandeloperation<br />

hatte. Über die zweifachen Europameister<br />

Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov<br />

hieß es zunächst, sie wollten sich schonen,<br />

weil sie mit zwei Russland-Pokal-Starts und<br />

Skate America drei Wettbewerbe in kurzer Zeit<br />

hätten, aber dann kam heraus, dass Morozov<br />

sich mit dem Corona-Virus infiziert hatte. Er<br />

zeigte nur leichte Symptome.<br />

15<br />

Sichtungslaufen in Russland<br />

Eistanz: Neues und Altes<br />

Ohne die Spitzenpaare Victoria Sinitsina/Nikita<br />

Katsalapov (er war verletzt)<br />

und Alexandra Stepanova/Ivan Bukin<br />

(sie war ebenfalls wegen Rückenproblemen<br />

in München) war der Eistanz<br />

Anastasia Mishina und<br />

Alexander Galliamov<br />

Andrey Mozalev<br />

Fotos: Timochova<br />

Daria Pavliuchenko und Denis Khodykin mit Trainern Sergei Dobroskokov und Sergei Rosliakov, Foto: Flade


16<br />

Sichtungslaufen in Russland<br />

nicht so spannend. Tiffany Zagorski/Jonathan<br />

Guerreiro waren das Top-Paar und zeigten<br />

gute Leistungen, obwohl ihre Vorbereitungszeit<br />

eingeschränkt war, denn Zagorski<br />

hatte sich ebenfalls das Corona-Virus<br />

eingefangen und war leicht<br />

erkrankt. Sie haben ihre alten Programme<br />

„The Greatest Showman“<br />

(RT) und „Survivor“ (Kür) behalten,<br />

wollen aber eine neue Kür<br />

einstudieren.<br />

Tiffany Zagorski und Jonathan Guerreiro, Foto: Timochova<br />

Aufmerksamkeit erregte das neue Paar Elizaveta<br />

Khudaiberdieva/Egor Bazin, trotz eines Sturzes<br />

von ihm bei den Twizzlen in der Kür. Sie haben<br />

auf jeden Fall Potenzial. Dagegen stagnieren die<br />

Juniorenweltmeister 2018 Anastasia Skoptcova/<br />

Kirill Aleshin und die JWM-Dritten 2019 Sofia<br />

Shevchenko/Igor Eremenko eher. Annabel Morozov/Andrei<br />

Bagin haben ihre alte Kür „Terra<br />

Rossa“ überarbeitet.<br />

Die russischen Läufer demonstrierten insgesamt<br />

ein sehr hohes Niveau, trotz Corona-Pause und<br />

holten das Versäumte schnell wieder auf. „Es<br />

war nicht sehr leicht, sich in dieser Situation<br />

vorzubereiten und was wir gesehen haben, hat<br />

alle unsere Erwartungen übertroffen“, lobte Verbandspräsident<br />

Alexander Gorshkov. Die Veranstaltung<br />

war ein Test für Events mit Zuschauern.<br />

Am Samstag kamen 3 200 und am Sonntag<br />

4 000 in die Megasport-Arena, allerdings trugen<br />

viele keine Masken und saßen dicht beieinander,<br />

wie auch im russischen Alltag. „Viele Menschen<br />

lassen in ihrer Wachsamkeit nach. Ich bitte jeden<br />

darum, vorsichtig zu sein und Masken zu<br />

tragen“, mahnte Medvedeva.<br />

•••<br />

Erste Wettbewerbe<br />

und weitere Neuigkeiten aus Russland<br />

Russland ist außerhalb des Sichtungslaufens im September mit den ersten nationalen<br />

Wettbewerben in die Saison gestartet. Der Verband hat seine Läufer auf die<br />

einzelnen Etappen der nationalen Pokalserie verteilt, die mangels internationaler<br />

Wettbewerbe diesmal für alle als Qualifikation für die Russische Meisterschaft dient.<br />

Beim ersten Wettkampf der Serie in Syzran in<br />

der Nähe von Samara überzeugte Anna Shcherbakova,<br />

die in der Kür einen (allerdings unterdreh-verdächtigen)<br />

4F stand. Die Kürmusik „Forgiveness“<br />

war beim Sichtungslaufen nicht gut<br />

angekommen und so wechselte sie kurzerhand<br />

zu „Morning Passages“ von Philipp Glass und<br />

„Beethoven’s Five Secrets“, was stilistisch aber<br />

ähnlich ist. Silber ging an Anna Frolova von<br />

CSKA Moskau vor der Juniorin Maia Khromykh,<br />

die vergeblich den 4S riskierte. Bei den Herren<br />

gewann der Junior Artem Kovalev vor Roman<br />

Savosin und Makar Ignatov, die Leistungen aller<br />

waren durchwachsen. Bei den Juniorinnen siegte<br />

Sofia Akatieva aus der Tutberidze-Schule, die<br />

einen 3A und knappen 4T präsentierte. Nikolai<br />

Ugozhaev aus St. Petersburg glänzte bei den Junioren<br />

(ohne Vierfach-Versuche). Die Dritten der<br />

Junioren-WM, Julia Artemeva/Mikhail Nazarychev<br />

aus Perm, hatten im Paarlauf die Nase vor<br />

den Tallinn-Silbermedaillengewinnern Ksenia<br />

Akhanteva/Valeri Kolesov vorn. Im Eistanz setzte<br />

sich überraschend das neue Duo Elizaveta Khudaiberdieva/Egor<br />

Bazin vor den etablierteren<br />

Anabel Morozov/Andrei Bagin und Sofia Shevchenko/Igor<br />

Eremenko durch. In Syzran waren<br />

wie beim Sichtungslaufen Zuschauer zugelassen.<br />

Der Erste Kanal überträgt die gesamte Pokalserie<br />

live im Internet (im Ausland über den<br />

Youtube-Kanal des Senders abrufbar) und die<br />

Programme kann man sich auch noch später auf<br />

der Webseite anschauen.<br />

Bereits zuvor traten einige der besten Moskauer<br />

Junioren bei der Stadtmeisterschaft an, hier<br />

noch ohne Zuschauer. Kovalev aus Plushenkos<br />

Akademie feierte hier seinen ersten Saisonsieg<br />

mit einem 4S in der Kür, und auch Akatieva<br />

stand ganz oben auf dem Treppchen, der 4T<br />

wurde hier jedoch abgewertet und auch der 3A<br />

war nicht auf rückwärts. Artur Dmitriev sr. berichtete<br />

der <strong>Pirouette</strong> am Rande der Meisterschaft<br />

von seinem neuen Paar Maria Pavlova/<br />

Ilia Spiridonov, von dem er sich viel verspreche.<br />

Sein Sohn Artur Dmitriev Junior hatte Ende August<br />

die ehemalige Läuferin Ekaterina Ukolova<br />

geheiratet und vermutlich seine Sportlerkarriere<br />

beendet.<br />

Trainingsbesuche in Moskau<br />

Evgeni Plushenko zeigte der <strong>Pirouette</strong> gerne seine<br />

private Eislaufschule im Südwesten Moskaus<br />

(siehe Interview Seite 4). Die <strong>Pirouette</strong> traf Alexandra<br />

Trusova und Alena Kostornaia an, die<br />

zwei Tage nach dem Sichtungslaufen wieder<br />

fleißig trainierten: bei Trusova schliffen die Trainer<br />

am KP, Kostornaia übte den 3A an der Longe.<br />

Die beiden Spitzenläuferinnen sind jedoch<br />

auf Trusovas Wunsch nicht in einer Gruppe. Auf<br />

Von links: Betina Popova, Denis Khodykin und<br />

Daria Pavliuchenko, im Hintergrund Sergei Rosliakov


17<br />

dem Eis war außerdem Stanislava Konstantinova,<br />

die nach der Russischen Meisterschaft zu<br />

Alexander Volkov gewechselt war. Sie läuft nach<br />

wie vor sehr ausdrucksstark, aber die Sprünge<br />

sind nicht stabil. Plushenko arbeitete mit der<br />

Kindergruppe, in der auch sein Sohn Alexander<br />

trainiert, mit zwei älteren Gruppen und leitete<br />

das Aufwärmtraining für eine davon. Gerade zu<br />

ihm gekommen war der Petersburger Leonid<br />

Sviridenko. Mit Tutberidzes Club lieferten sich<br />

Plushenko und seine Frau Jana Rudkovskaya einen<br />

öffentlichen Schlagabtausch um angebliche<br />

Abwerbeversuche von Läuferinnen wie Zagitova.<br />

Die Zeit reichte auch noch für einen Besuch bei<br />

Tiffany Zagorski/Jonathan Guerreiro, die alleine<br />

auf dem Eis waren. Ihre Trainingskameraden<br />

mussten sich vorsorglich in Quarantäne begeben,<br />

weil sie direkten bzw. indirekten Kontakt zu<br />

einem Läufer aus der Schule hatten, der sich<br />

mit Corona angesteckt hatte. Die Paarläufer Daria<br />

Pavliuchenko/Denis Khodykin waren ebenfalls<br />

in der Halle, waren aber nicht von dem Corona-Fall<br />

betroffen. Ihnen hilft jetzt die ehemalige<br />

Eistänzerin Betina Popova, Khodykins Verlobte,<br />

bei der Choreographie.<br />

sie der Agentur RIA <strong>No</strong>vosti. Radionova gewann<br />

Silber bei der EM 2015 und 2016 und<br />

Bronze bei der WM 2015.<br />

Sotskova droht lange Sperre<br />

Maria Sotskova, die im Juni ihr Karriereende<br />

verkündet hatte (die <strong>Pirouette</strong> berichtete), ist<br />

in einen Dopingskandal verwickelt. Russische<br />

Medien berichten unter Berufung auf interne<br />

Quellen, dass die russische Anti-Dopingagentur<br />

RUSADA die Olympiateilnehmerin von<br />

2018 für bis zu zehn Jahre wegen Verstößen<br />

gegen die Anti-Dopingregeln sperren lassen<br />

will. Die 20-Jährige will zwar sowieso nicht<br />

mehr bei Wettkämpfen laufen, aber die Sperre<br />

könnte Auswirkungen auf eine eventuelle Tätigkeit<br />

als Trainerin haben. Die RUSADA hatte<br />

den Fall bis zum Redaktionsschluss noch nicht<br />

veröffentlicht, aber den Presseberichten zufolge<br />

war folgendes geschehen: Sotskova hörte<br />

de facto im <strong>No</strong>vember nach dem misslungenen<br />

Grand Prix in Grenoble auf, meldete sich<br />

Tatjana Volosozhar mit dem<br />

Schauspieler Evgeni Pronin<br />

aber nicht inaktiv. Deshalb war sie weiterhin im<br />

Pool der Sportler, die Dopingkontrollen unterliegen.<br />

Sie teilte ihren Aufenthaltsort nicht mehr<br />

mit und verpasste drei Anti-Doping-Tests. Beim<br />

vierten Mal trafen die Kontrolleure sie an und<br />

ordneten einen Test an, den sie nach anfänglicher<br />

Weigerung durchführte. Dabei wurde das<br />

auf der Liste verbotener Medikamente stehende<br />

Furosemid, ein Entwässerungsmittel, das den<br />

Gebrauch von Anabolika und Stereoiden verschleiert,<br />

gefunden.<br />

Eiskunstläuferinnen sind schon öfter mit Furosemid<br />

aufgefallen, sie nehmen es, um schnell<br />

Gewicht zu verlieren. Sotskova soll dann versucht<br />

haben, ein Attest zu bekommen, das ihr<br />

den Gebrauch des Medikaments aus medizinischen<br />

Gründen bescheinigt. Dies wiederum wertete<br />

die RUSADA als Täuschungsversuch. So kamen<br />

drei Tatbestände zusammen und damit<br />

droht eine langjährige Sperre. Die Ex-Läuferin<br />

kommentierte die Meldungen nicht und dankte<br />

nur kurz ihren Fans für ihre Unterstützung. Der<br />

russische Verband sagte, dass der Fall bisher<br />

noch nicht besprochen worden sei. Die RUSADA<br />

bedauerte in einem Statement, dass Informationen<br />

zu diesem laufenden Verfahren unrechtmäßig<br />

durchgesickert seien und dass die RUSADA<br />

daran keinen Anteil habe. Allerdings muss man<br />

sich fragen, wer außerhalb der Behörde von diesen<br />

Interna gewusst haben kann. Die RUSADA<br />

leitete nach eigenen Angaben ein Ermittlungsverfahren<br />

ein.<br />

Neues aus Russland<br />

Neue IceAge-Staffel<br />

Voronov hört auf<br />

Sergei Voronov<br />

Sergei Voronov, der am 3. <strong>Oktober</strong> seinen 33.<br />

Geburtstag feierte, erklärte seinen Rücktritt. Eigentlich<br />

hatte der zweimalige Russische Meister<br />

noch in dieser Saison beim Grand Prix starten<br />

und damit seine Karriere ausklingen lassen wollen.<br />

„Aber als ich erfuhr, dass es keinen richtigen<br />

Grand Prix geben wird, war mir klar, dass<br />

ich aufhöre,“ sagte er der <strong>Pirouette</strong>. „Ich hatte<br />

eine lange Karriere ohne ernsthafte Verletzungen<br />

und ich habe eigentlich alles erreicht, bis<br />

auf eine WM-Medaille und die Teilnahme bei<br />

Olympischen Spielen. Ich bin mit meiner Karriere<br />

sehr zufrieden und ich bereue absolut nichts.<br />

Ich würde nichts anders machen.“ Voronov<br />

möchte nun als Trainer seine langjährige Erfahrung<br />

an die nächste Generation weitergeben.<br />

Der zweimalige EM-Medaillengewinner sammelte<br />

als Choreograph erste Erfahrungen, was<br />

ihm ebenfalls gefallen hat. Ende September gab<br />

außerdem Elena Radionova offiziell ihr Karriereende<br />

bekannt. Die heute 21-Jährige war seit<br />

2018 nicht mehr gestartet. „Nach dem Sichtungslaufen<br />

2018 wusste ich, dass ich aufhöre.<br />

Ich hatte eine Hormonstörung, mit der ich nicht<br />

zurechtkam. Ich habe stark zugenommen und<br />

eine strenge Diät hätte nichts geholfen“, sagte<br />

Alena Zagitova und Alexei Yagudin<br />

moderierten die TV-Show „Ice Age“<br />

Fotos: Flade<br />

Ilia Averbukhs populäre TV-Show „IceAge“, in<br />

der ehemalige Spitzensportler mit Eislauf-unerfahrenen<br />

Prominenten auftreten, ging in die<br />

nächste Runde. Mit dabei sind unter anderem<br />

Tatiana Volosozhar (die mit dem Schauspieler<br />

Evgeni Pronin sogar einen einfachen Wurfsprung<br />

zeigte), Maria Petrova und Alexei Tikhonov,<br />

Margarita Drobiazko und Povilas Vanagas<br />

sowie Roman Kostomarov, Oksana Domnina, Tatiana<br />

Totmianina und Maxim Marinin. Alexei<br />

Yagudin moderiert mit Alina Zagitova, die aber<br />

noch sehr schüchtern wirkte. Zur Jury gehören<br />

Tatiana Tarasova, Alexei Mishin und andere wie<br />

die ehemalige Weltklasse-Stabhochspringerin<br />

Elena Isinbaeva. Die Sendung wird seit Anfang<br />

<strong>Oktober</strong> ausgestrahlt.<br />

Tatjana Flade


18<br />

DEU-Testwettbewerb in Mannheim<br />

DEU-Testwettbewerb in Mannheim<br />

Drei Wochen<br />

nach der ersten<br />

Sichtung in<br />

Berlin lud die DEU<br />

ihre besten Läufer<br />

am zweiten Septemberwochenende<br />

nach<br />

Mannheim-Herzogenried<br />

zu einem Test-<br />

Event ein, um ihnen<br />

zwei Wochen vor der<br />

Nebelhorn Trophy oder<br />

generell das Gefühl für<br />

Wettbewerbe wieder zu<br />

ermöglichen. Denn alle<br />

waren seit mindestens einem<br />

halben Jahr nicht mehr gestartet,<br />

einige hatten wegen Verletzungen<br />

noch viel länger pausiert. Eine regelrechte<br />

Punktewertung und Online-<br />

Resultate gab es nicht, aber Stützpunktleiter<br />

Stefan Lindemann stellte der<br />

<strong>Pirouette</strong> Kopien der geplanten Elemente<br />

zur Verfügung.<br />

Niemand war verpflichtet zu kommen. Die Paare,<br />

Nicole Schott und die Romy-Oesterreich-Schüler<br />

Paul Fentz und Kai Jagoda blieben auch zu Hause,<br />

aber neun bzw. zehn Läufer hatten sich angemeldet.<br />

Fentz schrieb der <strong>Pirouette</strong>, kurz vor<br />

der Nebelhorn Trophy passe ein Wettbewerb<br />

nicht in seine Trainingsplanung. Anders als in<br />

Berlin wurde diesmal erwartet, dass die Programme<br />

im Kostüm und mit allen geplanten Elementen<br />

gezeigt werden. Anett Pötzsch-Schülerin<br />

Nathalie Weinzierl lief ein so gut wie fehlerfreies<br />

KP mit 3L-2T, allerdings nur mit knappem 2R.<br />

Besonders gelungen waren die Schrittfolge und<br />

zwei <strong>Pirouette</strong>n. In der dynamischen und stilistisch<br />

gelungenen Kür gelangen erneut 3L-2T und<br />

zwei 3T, aber zwei Rittberger einmal mit Umsteigen<br />

und einmal nur doppelt und auch der<br />

Salchow war umgestiegen. Peter Sczypa-Schützling<br />

Kristina Isaev verpatzte nach knapper<br />

3T-3T-Kombination zwar den 3L im sonst guten<br />

orientalischen KP. Aber in der ersten Minute der<br />

Kür zu einem Flamenco-Walzer glückten ihr vier<br />

verschiedene Dreifache, auch ein 3L, später eine<br />

ausgesprochen rhythmische Schrittfolge und<br />

zwei 2A, nur der zweite 3T ging daneben - eine<br />

insgesamt sehr Nebelhorn-würdige Vorstellung.<br />

Nathalie Weinzierl<br />

Fotos: Höppner<br />

Lea Johanna Dastich patzte<br />

im KP beim zweiten 3T der<br />

Kombination und landete den 3R<br />

auf zwei Füßen. In der Kür waren<br />

nur zwei der vier versuchten Dreifachen<br />

einwandfrei. Ann-Christin Marold<br />

aus Linz war noch im Aufbau und durfte<br />

daher ihre Programme nur mit einfachen<br />

Sprüngen zeigen, sie war auch noch<br />

nicht für die Nebelhorn Trophy nominiert.<br />

Allerdings konnte man auch Konditionsprobleme<br />

beobachten und sie lief<br />

etwas wenig engagiert. Aya Hatakawa<br />

riss im KP den Lutz auf und stürzte<br />

beim 3F. In der Kür war der erste 3L<br />

tief gelandet, aber immerhin gestanden,<br />

später gab es noch einige Fehler.<br />

Nargiz Süleymanova landete im KP<br />

den 3T bei der immerhin versuchten<br />

Kombination nach dem 3F auf zwei<br />

Füßen und landete den 3L vorwärts<br />

mit Sturz. In der Kür versuchte sie<br />

als erste deutsche Läuferin einen<br />

4S, aber der war diesmal noch<br />

chancenlos. Zwei Dreifache endeten<br />

auf dem Hosenboden, die<br />

Kombination 3L-3T war knapp<br />

und der 3R solide. Fiona Wiens<br />

aus Koblenz, von Lindemann<br />

betreut, präsentierte ein<br />

fehlerfreies Junioren-KP<br />

mit 3T-2T und 2L, patzte<br />

allerdings bei drei Kürsprüngen.<br />

Marielen Hirling aus Stuttgart konnte kein KP<br />

laufen, weil sie am Freitagnachmittag noch<br />

Schulunterricht hatte. Die Kür begann sie mit<br />

guten 3T-2T und 3R, aber fünf weitere Sprünge<br />

gingen später daneben. Anastasia Steblyanka<br />

fiel bei beiden Dreifach-Versuchen im KP und<br />

zog sich im Morgentraining vor der Kür eine<br />

leichte Zerrung so, so dass sie diese am Nachmittag<br />

nicht laufen konnte. Einziger männlicher<br />

Läufer war Thomas Stoll, der in beiden Programmen<br />

beim immerhin versuchten 3A stürzte,<br />

im KP außerdem 3R, aber nur 2L-2T zeigte.<br />

Über die Kür sollte man den gnädigen Mantel<br />

des Schweigens breiten. Klaus-Reinhold Kany<br />

Kristina Isaev<br />

Fiona Wiens


19<br />

Gabriele Frangipani, Deniss Vasiljevs<br />

und Nikolaj Majorov, Foto: Höppner<br />

Nebelhorn Trophy<br />

Gelungene Nebelhorn Trophy<br />

Deutschland hatte wesentlich weniger Corona-<br />

Infektionsfälle als die meisten anderen Länder.<br />

Daher konnte die DEU den Wettbewerb auch im 52.<br />

Jahr abhalten. Die Nebelhorn Trophy war schon immer<br />

Experimentierfeld für Neues, diesmal war es ein<br />

zusammen mit dem Gesundheitsamt des Landkreises<br />

Oberallgäu, dem Sportamt und dem „Corona-Manager“<br />

Peter Krick entwickeltes Sicherheitskonzept. Es<br />

vermittelte den Läufern das sichere Gefühl, vor dem<br />

Virus gut geschützt zu sein. Zugleich erfüllte es ihren<br />

dringenden Wunsch nach einem echten Wettbewerb.<br />

Ein großes Lob geht daher trotz kleiner Mängel an<br />

alle, die mitorganisiert haben.<br />

Die Nebelhorn Trophy war das einzige tatsächliche<br />

internationale Event des gesamten Monats<br />

September – und der erste weltweit seit März.<br />

Alle anderen waren abgesagt worden oder liefen<br />

nur mit Online eingeschickten Videos von Programmen<br />

in den Trainingshallen. Insgesamt war<br />

der Wettbewerb ein voller Erfolg, der das Ansehen<br />

der DEU erheblich steigerte und den Ruf<br />

Deutschlands als Land der guten Organisation<br />

untermauerte. Die gesamte Eislaufwelt „spionierte“<br />

ein bisschen, sowohl die Mitglieder der<br />

Jury und Beobachter vor Ort als auch von der<br />

Ferne, wie die Deutschen das trotz des Coronavirus<br />

„schaffen“, denn alle wollen zu Hause später<br />

ebenfalls Wettbewerbe abhalten.<br />

Oberstdorf bietet ideale Bedingungen. Alle Läufer<br />

und Trainer konnten zu Fuß vom Hotel in die<br />

Halle kommen und brauchten keine Shuttle-Busse<br />

mit Infektionsrisiko. In der Halle waren Einbahnstraßen<br />

festgelegt, damit man sich möglichst<br />

wenig begegnete. Statt durch den Haupteingang<br />

kam man nur durch den Eingang zum<br />

Sportamt in die Halle. Dort kontrollierte ein Freiwilliger,<br />

ob man auch das bereitstehende Desinfektionsspray<br />

mit Papierhandtüchern nutzte, bevor<br />

man zur Akkreditierung hineingelangte. An<br />

mehreren anderen Stellen gab es ähnliche Desinfektions-Tische.<br />

Jeder musste ähnlich wie in<br />

Gaststätten ein Formular mit Telefonnummer und<br />

E-Mail-Adresse ausfüllen, damit er im Falle einer<br />

Infektion informiert werden konnte. In der Halle<br />

waren Masken (außer beim Essen und Trinken)<br />

und ein Abstand von 1,5 Metern obligatorisch,<br />

außer für die Läufer auf dem Eis und in der Tränenecke.<br />

Aufwärmen war nicht beim Joggen in<br />

den Hallen 1 und 3 erlaubt, sondern nur auf der<br />

eigenen Fläche in Halle 2. Die Wege zur Toilette<br />

waren durch die Einbahnstraßenregelung (nur<br />

unter Corona-Bedingungen<br />

Aus Oberstdorf berichten Klaus-Reinhold Kany<br />

und Tatjana Flade (Zitate der Läufer)<br />

links herum in der Halle 1) etwas<br />

lang, aber das war kein Problem.<br />

Durch die Lobby kam man nur<br />

beim Hinausgehen, denn der einzige<br />

Ausgang war der Hauptausgang<br />

an der Kasse vorbei.<br />

Für die Läufer hatte man in der<br />

Halle 2 zusätzliche Umkleidekabinen<br />

gebaut, so dass auch sie<br />

immer den Sicherheitsabstand einhalten konnten.<br />

In der Läuferlounge gab es bei Speisen und<br />

Getränken keine Selbstbedienung, sondern Helfer<br />

reichten mit Zange oder Handschuhen, was<br />

jeder wollte. Die Tische wurden nach jeder Benutzung<br />

desinfiziert. In der Tränenecke war nur<br />

ein Trainer pro Läufer oder Paar erlaubt. Bei der<br />

Siegerehrung gab es drei Podien mit Sicherheitsabstand<br />

voneinander, auch bei den Pressekonferenzen<br />

saßen die Läufer mit Maske weiter<br />

voneinander entfernt. Wer aus einem Risikogebiet<br />

wie der Türkei oder Paris anreiste, musste<br />

am Münchner Flughafen einen Test machen und<br />

durfte sich erst akkreditieren, wenn er das negative<br />

Testergebnis online vorzeigen konnte.<br />

Gut, dass es da keine Verzögerungen gab.<br />

Zuschauer durften nicht hinein. Nicole Schotts<br />

Eltern blieben daher zum Beispiel noch im Urlaub<br />

in Italien, denn der Livestream von Sportdeutschland.de<br />

funktionierte dort genauso gut<br />

wie in Deutschland. Die frühere Eistänzerin Ria<br />

Schwendinger aus Oberstdorf gab ihr Debüt als<br />

Livestream-Kommentatorin, und wurde von einigen,<br />

die den Stream verfolgt haben, gelobt. Vereinzelte<br />

Kritik kam, weil sie in Englisch kommentierte.<br />

Aber der Livestream ist für die ganze<br />

Welt und ein bisschen Englisch sollte Jeder im<br />

21. Jahrhundert verstehen. Insgesamt verfolgten<br />

bis zum folgenden Montagabend 29.000 Menschen<br />

den Livestream aus aller Welt, dazu werden<br />

noch spätere Zuschauer kommen, denn die<br />

Sendungen sollen über die Homepage der DEU<br />

auch nach Erscheinen dieses Heftes noch verfügbar<br />

sein. Krick hob hervor, dass die Zuschauer<br />

ungewöhnlich lange dabeiblieben. Dies spricht<br />

für die Qualität des Livestreams und das Interesse.<br />

Kritisiert wurde, dass das Endergebnis nicht<br />

eingeblendet war.<br />

Als Medienvertreter waren in erster Linie diejenigen<br />

akkreditiert, die regelmäßig kommen. Jeder<br />

hatte im Presseraum einen festen Tisch, der jeden<br />

Morgen desinfiziert wurde. Auch für sie waren<br />

Masken obligatorisch, bei Interviews in der Interview-Zone,<br />

den Pressekonferenzen und während<br />

der Wettbewerbe. Zu den Akkreditierten zählte<br />

erfreulicherweise auch das <strong>Pirouette</strong>-Team einschließlich<br />

der beiden Fotografen Hella Höppner<br />

und Jochen Krauter. Allerdings durften sie unverständlicherweise<br />

nicht auf die völlig leere Tribüne<br />

mit fast 400 Sitzplätzen hinter den Preisrichtern.<br />

Die Läufer machen jedoch bekanntlich viele Posen<br />

zur Jury. Daher beklagten sich die Fotografen,<br />

dass sie diesmal wenig gute Fotos mit dem Läufergesicht<br />

von vorne machen konnten.<br />

Zwischen die Preisrichter und die Mitglieder der<br />

Technischen Jury (letztere saßen diesmal unten,<br />

weil oben kein Mindestabstand eingehalten<br />

werden konnte) hatte man Plexiglasscheiben gebaut.<br />

Ihre Touch-Screen-Computer wurden nach<br />

jedem Teilwettbewerb gründlich desinfiziert. Bei<br />

der Auslosung durften die Läufer nur zuschauen,<br />

denn die Technischen Controller zogen die<br />

Startnummern. Nach dem KP gab es keine weitere<br />

Auslosung, sondern wie bei den Grand Prix<br />

liefen alle ihre Kür in umgekehrter Reihenfolge<br />

des Zwischenergebnisses. Preisrichterprüfungen<br />

gab es diesmal nicht. Kein einziger Vertreter der<br />

ISU ließ sich bei der Nebelhorn Trophy blicken,<br />

obwohl der ISU-Sitz Lausanne nur vier bis fünf<br />

Autostunden entfernt liegt. Aber die ganze ISU<br />

dürfte im Stillen dankbar sein, dass Oberstdorf<br />

diese Veranstaltung gut über die Bühne brachte<br />

und damit den Eiskunstlauf wieder ein bisschen<br />

ins Gespräch brachte. Denn die Sportwelt besteht<br />

nicht nur aus Fußball, Formel 1, Tennis<br />

und der Tour de France. Ohne den Ticketverkauf<br />

(200 zahlende Zuschauer hätten mindestens<br />

10.000 Euro gebracht), den ISU-Zuschuss für die<br />

Preisrichterprüfung und die Corona-Kosten<br />

machte die DEU ein Minus von 10 bis 15 Tausend<br />

Euro. Aber Schatzmeister Florian Gerlach<br />

ebenso wie Peter Krick sagten der <strong>Pirouette</strong>,<br />

dass man es für die Sportler getan habe. Die<br />

deutschen Läufer überzeugten allerdings nicht<br />

sonderlich, nur die Fritz-Geiger-Mannschaftstrophy<br />

konnten sie gewinnen.


20<br />

Nebelhorn Trophy<br />

Herren | Nebelhorn Trophy<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Deniss Vasiljevs – Lettland 5 1 233.<strong>08</strong><br />

2 Gabriele Frangipani – Italien 2 2 231.65<br />

3 Nikolaj Majorov – Schweden 6 3 218.07<br />

4 Maurizio Zandron – Österreich 4 5 217.65<br />

5 Matteo Rizzo – Italien 3 7 214.14<br />

6 Paul Fentz – Deutschland 1 8 212.25<br />

7 Aleksandr Selevko – Estland 8 6 211.48<br />

8 Lukas Britschgi – Schweiz 11 4 210.16<br />

9 Mihhail Selevko – Estland 7 10 193.01<br />

10 Burak Demirboga – Türkei 10 9 189.16<br />

11 Kai Jagoda – Deutschland 12 12 181.49<br />

12 Ivan Shmuratko – Ukraine 9 13 179.38<br />

13 Valtter Virtanen – Finnland 15 11 174.91<br />

14 Graham Newberry – Großbritannien 13 14 172.61<br />

15 Nurullah Sahaka – Schweiz 14 15 167.28<br />

16 <strong>No</strong>ah Bodenstein – Schweiz 16 16 158.21<br />

17 Thomas Stoll – Deutschland 17 17 151.40<br />

Vasiljevs erstmals mit Vierfachem<br />

Zwar durften keine <strong>No</strong>rdamerikaner, Russen<br />

oder Asiaten kommen, aber trotzdem boten die<br />

Herren diesmal das höchste Niveau der vier Kategorien,<br />

denn immerhin acht Läufer holten<br />

mehr als 200 Punkte. Der lettische Sieger Deniss<br />

Vasiljevs (siehe Titelfoto und Interview Seite<br />

9) trainiert seit einigen Jahren bei Stéphane<br />

Lambiel im schweizerischen Champéry nahe<br />

Martigny. Sein Laufstil war schon immer erstklassig,<br />

aber bisher hatte er oft Probleme mit<br />

3A und Vierfachen. Auch diesmal versuchte er<br />

im KP zum Tango „Demons“ keinen Vierfachen,<br />

Der 3F war knapp durchgezogen, bei der Landung<br />

des 3A fehlte genau eine Vierteldrehung,<br />

so dass er ein „q“ und kleine Abzüge erhielt.<br />

Den 3L landete er mit Hand auf dem Eis und<br />

konnte auch hier keinen zweiten Sprung anhängen.<br />

<strong>Pirouette</strong>n und Schritte waren erstklassig,<br />

aber das Minimum für die WM verfehlte er um<br />

ein paar Zehntel. Mit der Kür zu fünf Stücken<br />

aus Prokofievs „Romeo und Julia“ konnte er von<br />

Zwischenrang fünf noch an die Spitze springen.<br />

Erstmals im Wettbewerb gelang ihm ein 4S,<br />

dazu zwei 3A und drei weitere Dreifache, nur<br />

den 3F riss er auf. Hier war die Mindestpunktzahl<br />

kein Problem. Lambiel wollte übrigens auch<br />

mit seinen japanischen Läufern, darunter Shoma<br />

Uno, zur Nebelhorn Trophy. Aber der japanische<br />

Verband hat es ihm mit der seltsamen Begründung<br />

nicht erlaubt, es sei ungerecht gegenüber<br />

den in Japan trainierenden Konkurrenten,<br />

die gleichzeitig keine Möglichkeit eines Wettbewerbs<br />

haben. Aber am 3. <strong>Oktober</strong> fanden die<br />

Japan Open als nationaler Wettbewerb statt,<br />

dort durften die Konkurrenten starten. War das<br />

nicht genauso ungerecht?<br />

Maurizio Zandron<br />

Nikolaj Majorov<br />

Gabriele Frangipani<br />

Fotos: Jochen Krauter<br />

Eine etwas unerwartete Silbermedaille gewann<br />

Gabriele Frangipani (18) aus der Schule von Lorenzo<br />

Magri in Egna. Der 13. der vergangenen<br />

EM ist seit kurzem wie schon andere italienische<br />

Eisläufer Mitarbeiter der Sportpolizei, die<br />

Sportler finanziert, so wie die Bundeswehr es<br />

mit deutsche Sportsoldaten tut. Zwar patzte<br />

er im KP beim 4T, aber die anderen sechs<br />

Elemente gelangen gut. In der Kür glückten<br />

ein 4T und vier Dreifache, beim<br />

zweiten 4T stieg er allerdings um und<br />

zwei Dreifache misslangen. Vor zwei Jahren<br />

lief er noch sehr bieder, aber Choreograf<br />

Benoit Richaud hat seinen Laufstil wesentlich<br />

ansprechender gemacht, wenngleich er noch


21<br />

immer kein großer Showläufer ist. Später sagte<br />

er: „In der Halle mit Maske herumzulaufen ist<br />

für mich nichts Ungewöhnliches, denn wir hatten<br />

in Italien sehr strenge Regeln und das tue<br />

sich schon monatelang.“ Der Schwede Nikolaj<br />

Majorov, der neun Jahre jüngere Bruder von<br />

Alexander Majorov, begann das KP zu „Writing<br />

on the Wall“ von Sam Smith mit sehr guter<br />

3L-3T-Kombination, aber der 3A war umgestiegen.<br />

In der Kür zu Samurai-Themen stieg er<br />

beim 4S um, aber sechs Dreifache gelangen gut.<br />

Rang vier für Zandron<br />

Maurizio Zandron aus Innsbruck glückte ein<br />

fast fehlerfreies KP zur Musik „Earth Song“ von<br />

Michael Jackson, nur der 3A war etwas schief<br />

gelandet. In der Kür zur Filmmusik „Alice im<br />

Wunderland“ von Danny Elfman waren sieben<br />

Dreifache ziemlich sauber, auch zwei Axel, nur<br />

ein 3S war verwackelt. In beiden Programmen<br />

schaffte er problemlos die Mindestpunktzahl<br />

für die WM. Matteo Rizzo aus Bergamo, der<br />

EM-Dritte von 2019 und EM-Fünfte von <strong>2020</strong>,<br />

war eigentlich der Favorit, aber er war noch<br />

nicht richtig in Form. Im KP versuchte er gar<br />

keinen Vierfachen. In seiner 3L-3R-Kombination<br />

war der Rittberger unterdreht und der 3A<br />

wackelig. In der Kür stieg er beim 4T um und<br />

der zweite 3A auf zwei Füßen gelandet, aber<br />

fünf Dreifache sicher.<br />

Gutes KP, schwache Kür von Fentz<br />

Paul Fentz lag nach einem selbstbewussten KP<br />

zur Musik „Wire to Wire“ von Razor Light mit<br />

sehr gutem 4T, überzeugendem 3A und einer<br />

3L-3T-Kombination mit umgestiegenem 3T in<br />

Führung, auch <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolge<br />

klappten. Aber er mag nicht, wenn er nach dem<br />

Einlaufen zur Kür als KP-Sieger lange warten<br />

muss und wenn er Favorit ist. Daher gelang in<br />

der Kür zur Musik „I’m Still Standing“ aus dem<br />

Film „Sing“ von Elton John Manches nicht nach<br />

Wunsch: Der 4T war umgestiegen und mit der<br />

Hand touchiert, nach solidem 3A wurde der<br />

Toeloop nur doppelt, beim zweiten 3A ging er<br />

zu Boden, der Flip in der Sprungfolge mit 3S<br />

und Euler wurde einfach und der Lutz zum<br />

Schluss doppelt. Pluspunkte gab es dagegen für<br />

eine 3L-2T-Kombination, den 3R, die <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Schrittfolgen. Die Mindestpunktzahlen für<br />

diese Saison hatte er schon bei der EM problemlos<br />

geschafft und diesmal im KP auch schon<br />

für nächste Saison. Vermutlich wäre er besser<br />

gelaufen, wenn er zwei Wochen zuvor beim<br />

DEU-Testwettbewerb in Mannheim gestartet<br />

wäre, denn die zweite Kür in der Saison läuft in<br />

der Regel besser als die erste.<br />

»„Es ist vieles nicht nach Plan gelaufen. Ich<br />

habe mich nicht so gut gefühlt. Nach der<br />

Wechsel-Sitzpirouette bin ich zur falschen<br />

Richtung rausgegangen, weil beide Seiten<br />

identisch aussehen. Da musste ich umdenken,<br />

wie machst du es jetzt weiter und ich<br />

habe den Entschluss gefasst, den Axel auf<br />

der anderen Seite zu machen und in der<br />

Ecke zu bleiben. Als wichtige Erfahrung<br />

nehme ich die (vierfachen) Toeloops mit,<br />

den einen im KP und den im Einlaufen heute.<br />

In der Kür hat es nicht für einen schönen<br />

gereicht. Ich gehe mit 212 Punkten aus dem<br />

ersten Wettbewerb, das ist auch erst<br />

«<br />

einmal<br />

hinnehmbar. Ich wüsste auch gerne, wie es<br />

weitergeht. Ich werde nach Hause fahren<br />

und mein Training fortsetzen. Ich weiß, dass<br />

wir den Zwingerpokal laufen und wahrscheinlich<br />

den Wettbewerb in Dortmund. Ich<br />

versuche national jeden Wettkampf mitzunehmen,<br />

um dann, wenn die EM stattfinden<br />

sollte, auch wirklich vorbereitet zu sein.“<br />

Paul Fentz:<br />

Paul Fentz<br />

Kai Jagoda (20) aus Berlin begann sein KP zu „I<br />

love you“ von Woodkid mit seinem Markenzeichen,<br />

einem erstklassigen 3A. Der 3F war etwas<br />

knapp und bei der 3T-3T-Kombination musste er<br />

einen kleinen Zwischenschritt einlegen. Immerhin<br />

schaffte er im KP das WM-Minimum für<br />

diese und die nächste Saison. Man weiß ja nie,<br />

ob das einmal wichtig wird. In der Kür zu „Believer“<br />

und „Dream“ von der amerikanischen<br />

Rockband Imagine Dragons glückten beide 3A<br />

und drei weitere Dreifache. Bei zwei weiteren<br />

reduzierte er um eine Drehung. Das reichte<br />

nicht für das WM-Minimum, aber souverän für<br />

das für ihn wichtigere EM-Minimum, denn in<br />

Zagreb gibt es zwei deutsche Startplätze. Thomas<br />

Stoll verpatzte trotz Test in Mannheim drei<br />

Elemente im KP; nach solider erster Minute mit<br />

3L-2T, 2A und 3S-2T misslangen in der Kür später<br />

erneut drei Elemente und daher trug er in<br />

beiden Programmen die Rote Laterne. Alexandr<br />

Selevko aus Estland konnte seinen zwei Jahre<br />

jüngeren Bruder um zwei Plätze schlagen.<br />

Michael Huth-Schüler Lukas Britschgi war der<br />

beste der drei Schweizer. Im KP stürzte er beim<br />

4T und beim 3A, die 3L-3T-Kombination gelang<br />

dagegen. In der viertbesten Kür des Tages war<br />

der 4T zwar etwas schief, aber auf einem Fuß<br />

gelandet. Sechs Dreifache waren sauber und der<br />

Laufstil wieder recht leichtfüßig, nur beim zweiten<br />

3A musste er zu Boden. Huth war übrigens<br />

sehr beschäftigt und betreute nicht weniger als<br />

acht Läuferinnen und Läufer. Nurullah Sahaka,<br />

betreut von dem Franzosen Chafik Besseghier<br />

(wieder ein Franzose, der in der Schweiz arbeitet)<br />

wackelte dagegen bei den drei Sprungelementen<br />

im KP und patzte mehrfach in der Kür.<br />

<strong>No</strong>ah Bodenstein konnte immerhin im KP 2A<br />

gut und 3L knapp stehen. Aber in der Kür ging<br />

ebenfalls viel daneben. Eine der besten Küren<br />

der letzten Jahre lief der Finne Dr. Valtter Virtanen,<br />

der lange Jahre in Oberstdorf gelebt hatte,<br />

inzwischen als Arzt in Finnland arbeitet und sogar<br />

beim 4T nur umstieg, aber nicht stürzte (Interview<br />

im nächsten Heft).<br />

Freude über den Sieg:<br />

Deniss Vasiljevs und sein<br />

Trainer Stéphane Lambiel<br />

Foto: Flade<br />

Nebelhorn Trophy<br />

Pole Harness / Angel<br />

Reduziert effektiv die Lernzeit für Doppel-, Dreifach- und Vierfachsprünge<br />

Komplettes Angelsystem · Anpassbares Gurtsystem · für Eistraining / Trockentraining<br />

harness jumper@gmail.com · https://www.iceshows.info/harness-jumper<br />

Anzeige


22<br />

Nebelhorn Trophy<br />

Überraschungssiegerin aus Tallinn<br />

Die EM-Siebte Eva-Lotta Kiibus (17) aus Estlands<br />

Hauptstadt Tallinn war die Überraschungssiegerin<br />

in der insgesamt mittelmäßigen<br />

Damenkonkurrenz vor allem dank der Komponenten.<br />

Im Sommer hatte die <strong>Pirouette</strong> sie in<br />

Courchevel getroffen (siehe Seite 17 im Septemberheft).<br />

Ihre dort mit Benoit Richaud erarbeiteten<br />

Programme gefielen den Preisrichtern<br />

offensichtlich gut, obwohl sie etwas wenig<br />

ex trovertiert läuft und mehrere Fehler bei den<br />

Sprüngen machte. Immer wieder werden Läufer<br />

schnell erfolgreich, die mit Richaud gearbeitet<br />

haben. Unklug, dass die Deutschen ihn noch<br />

immer links liegen lassen. Die Anna Levandi-<br />

Schülerin begann ihr KP zu „Sign of the<br />

Times“ von Harry Style mit einer sehr sauberen<br />

3T-3T-Kombination, gefolgt von einem<br />

umgestiegenen 3F. Alles andere gelang gut.<br />

Sie freute sich vor allem, dass es überhaupt<br />

einen Wettbewerb gab, bei dem sie starten<br />

konnte. In der Kür zu Rachmaninovs hundertmal<br />

gehörtem Zweiten Klavierkonzert<br />

wurde Kiibus etwas überbewertet, denn sie<br />

stieg bei vier Sprüngen um: beim 3T nach<br />

dem 2A, beim 3S nach dem 3F, beim 3L<br />

und beim zweiten 3F. Außerdem verpatzte<br />

sie den Eingang in eine <strong>Pirouette</strong>. Gut<br />

gelangen dagegen 3L-2T, 3R und 2A in<br />

der zweiten Hälfte, sehr überzeugend<br />

waren <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolgen.<br />

„Ich habe überhaupt nicht mit einem<br />

Sieg gerechnet“, sagte sie anschließend.<br />

„Aber das ist natürlich ein sehr<br />

guter Start in die Saison.“<br />

Eva-Lotta Kiibus<br />

Die Favoritin und EM-Vierte Alexia Paganini,<br />

seit Juni bei Stéphane Lambiel, dominierte<br />

im KP zum Song „Caught in the Rain“<br />

von Beth Hart nach einer guten Kombination<br />

3L-3T, aber einem unterdrehten 3R. Ihre<br />

Schrittfolge war dagegen erstklassig und sie erhielte<br />

in beiden Programmen die höchsten<br />

Komponenten. Der Anfang ihrer Tango-Kür<br />

misslang, denn sie patzte bei beiden 3L, was sie<br />

auf Nachwirkungen einer Verletzung zurückführte.<br />

Später ging auch noch der 2R einer<br />

Dreier-Kombination daneben, aber alles andere<br />

gelang mindestens gut. Huth-Schülerin Jenna<br />

Saarinens Sprünge sind ausgesprochen hoch,<br />

Damen | Nebelhorn Trophy<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Eva-Lotta Kiibus – Estland 3 1 173.53<br />

2 Alexia Paganini – Schweiz 1 3 168.85<br />

3 Jenni Saarinen – Finnland 4 2 163.87<br />

4 Nicole Schott – Deutschland 2 8 156.27<br />

5 Josefin Taljegard – Schweden 5 7 151.54<br />

6 Nathalie Weinzierl – Deutschland 9 5 143.01<br />

7 Lindsay Van Zundert – Niederlande 7 10 141.93<br />

8 Anna La Porta – Schweiz 10 9 139.96<br />

9 Eliska Brezinova – Tschechien 6 11 139.32<br />

10 Kristina Isaev – Deutschland 14 4 138.91<br />

11 Kristen Spours – Großbritannien 8 16 134.78<br />

12 Stefanie Pesendorfer – Österreich 20 6 131.91<br />

13 Olga Mikutina – Österreich 12 15 129.40<br />

14 Maia Sörensen – Dänemark 11 17 128.94<br />

15 Alexandra Michaela Filcova – Slowakei 16 13 126.77<br />

16 Aya Hatakawa – Deutschland 18 12 125.69<br />

17 Greta Morkyte – Litauen 17 14 124.90<br />

18 Cassandra Johansson – Schweden 13 18 124.11<br />

19 Natalie Klotz – Österreich 15 21 109.06<br />

20 Guzide Irmak Bayir – Türkei 19 19 1<strong>08</strong>.83<br />

21 Sinem Pekder – Türkei 22 20 104.<strong>08</strong><br />

– <strong>No</strong>emie Bodenstein – Schweiz 21 – –<br />

Alexia Paganini<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

aber im KP zu Debussys „Clair de lune“ stürzte<br />

sie beim 3F und die 3T-3T-Kombination war etwas<br />

wackelig. In der Kür zu orientalischer Musik<br />

gelangen vier der sieben Sprungelemente und<br />

sie konnte vor allem stilistisch überzeugen.<br />

Nicole Schott wollte die Saison eigentlich später<br />

beginnen. Aber weil unsicher war, welche<br />

weiteren Wettbewerbe überhaupt stattfinden<br />

und sie nicht zu reisen brauchte, ging sie doch<br />

an den Start. Alle sieben Elemente des KP zu<br />

„What a Feeling“ (Flashdance) von Caroline<br />

Costa erhielten Pluspunkte, auch 3R und 3T-3T.<br />

Nach dem Wettbewerb kommentierte sie, einiges<br />

sei noch ein bisschen wackelig, aber im<br />

Großen und Ganzen sei sie zufrieden. Aber in<br />

der Vivaldi-Kür fiel sie aus den erhofften Medaillenrängen,<br />

weil nach einer 3F-2T-Kombination<br />

der zweite Flip und beide Rittberger nur<br />

doppelt wurden und der erste Axel nur einfach.<br />

Der 3S war auf beiden Füßen gelandet; der<br />

zweite 2A, <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolgen wirkten<br />

dagegen sehr überzeugend und sie kam ohne<br />

Sturz durch beide Programme. Vielleicht wäre<br />

die Kür noch besser gelungen, wenn sie an dem<br />

Testwettbewerb in Mannheim teilgenommen<br />

hätte, aber sie wollte nicht reisen.


23<br />

»„Ich weiß nicht, was los war, denn es hatte<br />

kein Konzept. Es war nicht so, als ob ich am<br />

Anfang alles gemacht hätte und mir zum<br />

Ende hin die Kraft gefehlt hätte, sondern ich<br />

stand überhaupt nicht über den Sprüngen.<br />

Manchmal ist es einfach so und es ist unerklärbar.<br />

Es ist auch eine Erfahrung, aber es<br />

war nicht mein Trainingsniveau. Wir werden<br />

uns auf Budapest vorbereiten. Ob der Wettkampf<br />

stattfindet, bezweifeln wir ehrlich<br />

gesagt. Aber wir werden uns normal<br />

«<br />

vorbereiten.<br />

Dann wäre eigentlich Frankreich (der<br />

Grand Prix in Grenoble), was man natürlich<br />

auch nicht weiß. Dann ist dieser Wettbewerb<br />

in Deutschland (Ende <strong>No</strong>vember in<br />

Dortmund). Für uns ist eigentlich Innsbruck<br />

geplant, aber Tirol ist jetzt Risikogebiet geworden.<br />

Man braucht für den Kopf, dass<br />

Wettkämpfe stattfinden.“<br />

Nicole Schott:<br />

Nathalie Weinzierl war im heimischen Mannheim<br />

gestartet, aber beim ersten internationalen<br />

Wettbewerb nach 18 Monaten Verletzungspause<br />

lief noch nicht alles rund. Sie begann das<br />

KP zu „Lady Marmelade“ von Christina Aguilera<br />

mit solider 3L-2T-Kombination, aber der Axel<br />

wurde nur einfach und der Rittberger nur doppelt,<br />

was zweimal null Punkte bedeutete. Mit<br />

der Kür kam sie noch etwas nach vorne, obwohl<br />

sie etwas wenig Wert auf den Ausdruck legte.<br />

Drei Dreifache gelangen, der Rittberger ging daneben,<br />

und in der zweiten Hälfte waren drei<br />

Sprünge nur doppelt. Zwei <strong>Pirouette</strong>n und die<br />

Schrittfolge erhielten Wertung bis +3.<br />

»<br />

Nathalie Weinzierl<br />

„Auch wenn ich Fehler gemacht habe, bin ich<br />

soweit ganz zufrieden, weil es doch ein Anfang<br />

war. Die erste Hälfte der Kür war ganz<br />

gut, hinten raus habe ich ein bisschen gezögert<br />

vor den Sprüngen. Als nächste Wettbewerbe<br />

hatten wir den Zwingerpokal, Berliner<br />

Bär überlegt, was erst einmal im Land ist.<br />

Oder vielleicht Bergamo, wenn sie dort die<br />

Meisterklasse hinzunehmen. Wir hatten an<br />

Innsbruck gedacht, aber das ist jetzt Risikogebiet.<br />

Man kann im Moment ganz schwierig<br />

planen. Ich habe ganz lange gezweifelt, dass<br />

die Nebelhorn Trophy stattfindet, weil alles<br />

andere abgesagt wurde. Ich bin sehr glücklich<br />

darüber, dass es stattgefunden hat. Für mich<br />

ist es wichtig, dass ich wieder die Wettbewerbsroutine<br />

bekomme. Es war eine seltsame<br />

Atmosphäre. Es sind hier nie viele Zuschauer<br />

und jetzt waren es noch weniger. Ich fand es<br />

gut, dass die Preisrichter ohne Maske<br />

«<br />

dasaßen,<br />

dass man auch die Mimik sieht. Ich habe<br />

keine Angst. Wir als Sportler passen sowieso<br />

auf. Wenn wir mitbekommen, dass jemand<br />

erkältet ist, gehe ich persönlich weg oder ich<br />

sage ‚komm mir nicht zu nahe, ich will nichts<br />

kriegen‘. Das ist unabhängig von der Situation<br />

mit Corona. Im Winter gehe ich nicht ins<br />

Kino und meide sowieso Menschenmengen.“<br />

Jenni Saarinen<br />

DEU-Sichtungen. Zwar ging im KP zur Musik<br />

„Grande Amore“ von Il Volo nach der 3T-3T-<br />

Kombination mit beidfüßiger Landung des zweiten<br />

3T der 3L daneben. Aber in der Kür ging sie<br />

fünf Dreifache an, von denen drei sauber waren<br />

und zwei leicht unterdreht. Alles andere war<br />

fehlerfrei, allerdings ein bisschen unspektakulär<br />

vorgetragen. Damit übertraf sie hier<br />

sogar die WM-<strong>No</strong>rm. Am 1. <strong>Oktober</strong><br />

wechselte sie von Peter Sczypa zu Michael<br />

Huth nach Oberstdorf im Rahmen des neuen<br />

Olympischen Eliteprojekts der DEU. Er ist genau<br />

der Richtige, um die läuferischen Defizite<br />

bei ihr zu beseitigen, denn sie hat<br />

eine ausbaufähige natürliche Eleganz. Aya<br />

Hatakawa verpatzte das KP komplett, was<br />

sie darauf zurückführte, dass ein ungewohntes<br />

Fernsehteam mit Mikrofon über<br />

ihrem Kopf sie in der Konzentration störte.<br />

Die Kür ohne Fernsehteam lief etwas besser,<br />

aber nur drei der sieben Sprungelemente<br />

waren einwandfrei.<br />

Josefin Taljegard aus Göteborg präsentierte ein<br />

fehlerfreies KP mit 3F und 3T-2T, in der Kür<br />

machte sie allerdings fünf Fehler. Lindsay van<br />

Zundert (15) schnitt bei ihrem Meisterklassedebüt<br />

recht gut ab, obwohl in der Kür fast alle<br />

Sprünge abgewertet wurden oder zumindest<br />

unterdreht waren. Aber sie erhielt relativ hohe<br />

Komponenten und war im Sommer bei wem zur<br />

Choreografie? Bei Benoit Richaud natürlich.<br />

Anna La Porta stammt aus Mailand, lebt aber in<br />

Basel und trainiert bei dem Franzosen Xavier<br />

Dias. Das KP war ansprechend, nur der Lutz<br />

aufgerissen. In der Kür glückten vier Dreifache,<br />

zwei aber nicht. Die dritte Schweizerin <strong>No</strong>emi<br />

Bodenstein hatte im KP mit beiden Dreifachen<br />

Probleme und konnte zur Kür wegen Verletzung<br />

nicht antreten. Eliska Brezinova, die Schwester<br />

von Michal Brezina, stieg im KP beim 2T nach<br />

dem 3L um und landete auf beiden Füßen, die<br />

anderen Elemente waren solide. In der Kür ging<br />

allerdings vieles daneben. Kristen Spours war<br />

mit Trainer Florent Amodio aus Vaujany gekommen.<br />

Das KP blieb so gut wie fehlerfrei mit 3F-<br />

2T und 3R, aber in der Kür klappte kein dreifacher<br />

Sprung.<br />

Beste der drei Österreicherinnen wurde Stefanie<br />

Pesendorfer aus Linz, obwohl sie im KP alle drei<br />

Sprünge verpatzte. Aber in der Kür konnte sie<br />

mit vier gelungenen Dreifachen noch acht Plätze<br />

aufholen und schaffte hier sogar die WM-<strong>No</strong>rm.<br />

Olga Mikutina aus Feldkirch stieg bei beiden<br />

Dreifachen im KP um, nur der 2A war sauber. Die<br />

Kür begann sie spektakulär mit guter 3L-3T-<br />

Kombination, aber der 3F war leicht unterdreht<br />

und der 3R gestürzt. Danach versuchte<br />

sie keinen Dreifachen mehr. Nathalie Klotz<br />

aus Innsbruck war früher für Mittenwald gestartet,<br />

weil sie im österreichischen Nachbarort<br />

Scharnitz wohnte. Diesmal riss sie<br />

den Flip im KP auf, die anderen Elemente<br />

waren gut. In der Kür<br />

glückte außer einem 3R und zwei<br />

2A nicht viel.<br />

Nebelhorn Trophy<br />

Kristina Isaev (19) kam von allen Deutschen ihrem<br />

persönlichen Leistungsoptimum vor allem<br />

in der Kür am nächsten. Sie war bei beiden<br />

Nicole Schott


24<br />

Natalie Taschlerova und Filip Taschler<br />

Nebelhorn Trophy<br />

In der Eistanzkonkurrenz gingen nur sieben Paare<br />

an den Start, denn mehrere andere hatten einige<br />

Tage zuvor ihren Start noch zurückgezogen.<br />

Die ISU hatte im Frühsommer entschieden,<br />

dass wegen der eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten<br />

im Rhythmustanz kein neuer Pflichtes<br />

doch zu versuchen, und ließen sich auslosen.<br />

Nach dem letzten Training vor dem Rhythmustanz<br />

verschlimmerten sich die Beschwerden, so<br />

dass sie dann doch nicht an den Start gingen.<br />

Mit voller Leistung hätten sie zweifellos gute<br />

Chancen auf einen Sieg gehabt, denn es war<br />

kein wirklich erstklassiges Paar am Start.<br />

Auch die offiziell als Ersatzpaar gemeldeten<br />

Dortmunder Katharina Müller und Tim Dieck<br />

nutzten die Gunst der Stunde und die Siegeschance<br />

nicht, obwohl sie sich in Oberstdorf aufhielten<br />

und auf demselben Eis wie ihre deutschen<br />

Konkurrenten trainierten. Die DEU-Tanzkommission<br />

hatte ihnen bei der Sichtung im<br />

August in Dortmund gesagt, die Choreografie<br />

im Rhythmustanz von Matteo Zanni sei zu einfach.<br />

Daraufhin fuhren sie in telefonischer Absprache<br />

mit ihrer Moskauer Haupttrainerin Angelika<br />

Krylova zu Bundestrainer Martin Skotnicky<br />

nach Oberstdorf und erarbeiteten mit ihm<br />

eine anspruchsvollere Choreografie. Aber bei der<br />

Nebelhorn Trophy wollten sie nach Telefonberatung<br />

mit Krylova noch nicht starten, weil sie<br />

meinten, die Vorbereitung sei nicht ausreichend.<br />

Somit bleiben die Geschwister Antonia<br />

und Ferdinand Becherer das letzte deutsche<br />

Tanzpaar, das die Nebelhorn Trophy (im<br />

Jahr 1986) gewinnen konnte.<br />

Tschechen gewinnen Tanzwettbewerb<br />

tanzteil vorgeschrieben wird, sondern dieselben<br />

wie in der vergangenen Saison und somit die<br />

Paare ihre Programme beibehalten können. Für<br />

Oberstdorf gemeldet waren auch die Lokalmatadoren<br />

Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin<br />

Steffan, aber Steffan litt schon länger unter<br />

einer Knochenhautentzündung im Fuß. Sie<br />

planten abzusagen, entschieden sich aber dann,<br />

Die tschechischen Geschwister Natalie<br />

Taschlerova (18) und Filip Taschler (21),<br />

die in der vergangenen Saison 19. der<br />

EM und 16. der Junioren-WM waren,<br />

kamen daraufhin zu einem klaren und verdienten<br />

Sieg. Sie trainieren ganzjährig bei<br />

demselben Matteo Zanni in Egna<br />

(siehe Juli-<strong>Pirouette</strong> Seite 17).<br />

Ihre Programme waren etwas<br />

anspruchsvoller als die der Konkurrenz<br />

und vor allem in hohem<br />

Tempo vorgetragen, was die Komponenten<br />

in die Höhe gehen ließ. Taschler<br />

erzählte, wie sie eine erstklassige Kondition<br />

erworben haben: Sobald sie nach dem<br />

in Italien sehr strengen Hausarrest ihre Wohnung<br />

wieder verlassen durften, haben sie viele<br />

anstrengende Dauerläufe in den Südtiroler Bergen<br />

rauf und runter gemacht. Das könnten die<br />

Deutschen in Oberstdorf auch. Im Swing-Rhythmustanz<br />

zu Musik der Jersey Boys erhielten vier<br />

Elemente Pluspunkte und gute Levels, nur die<br />

Hebung war recht unsicher und sie mussten sie<br />

abrupt beenden (Level 1 und Elementebewertungen<br />

von -2). Die Komponenten lagen bei etwa<br />

7,2. In der rasanten Tango-Kür machten sie keinen<br />

Fehler, sondern erhielten gute Levels und<br />

Komponenten von etwa 7,3. Dass sie als Geschwister<br />

einen Tango interpretieren mussten,<br />

bei dem es um Frau-Mann-Beziehungen geht,<br />

machte ihnen nichts aus, sagten sie später, dafür<br />

sei ein bisschen Schauspiel nötig.<br />

Silber für Montrealer Briten<br />

Sasha Fear ist die jüngere Schwester von Lilah<br />

Fear, die in Montreal mit Partner Lewis Gibson<br />

trainiert. Auch Sasha (18) und ihr Partner<br />

George Waddell (21) sind in der Ice Academy of<br />

Montreal. Gleich bei ihrem Meisterklasse-Debüt<br />

gewannen sie Silber. Als britische Staatsbürger


25<br />

Sasha Fear und George Waddell, Fotos: Hella Höppner<br />

Nebelhorn Trophy<br />

durften sie direkt von Kanada ohne Test nach<br />

Deutschland fliegen, müssen aber nach einem<br />

Besuch ihrer Familien in Großbritannien bei der<br />

Rückkehr nach Montreal zwei Wochen in Quarantäne,<br />

was sie in Kauf nehmen. Im Rhythmustanz<br />

zu „Singin‘ in the Rain“ erhielten vier Elemente<br />

gute Level, der Finnstep allerdings nur<br />

den Basislevel, weil keine der vier Schüsselstellen<br />

anerkannt wurde. In der Kür zur Gershwins<br />

„Ein Amerikaner in Paris“ spielen sie die übliche<br />

Liebesgeschichte und konnten die Ukrainer dank<br />

guter Levels noch überholen. Darya Popova (19)<br />

und Volodymyr Byelikov (21) trainieren in Kharkiv<br />

im Osten der Ukraine und liefen den Rhythmustanz<br />

zu „Grease“ mit ansprechenden Levels.<br />

Auch die Kür zu „Believer“ war sauber, allerdings<br />

erhielten sie für ein Choreo-Element keine<br />

Punkte, weil es nicht regelgerecht war.<br />

Natacha Lagouge und Arnaud Caffa kommen<br />

aus Lyon und trainieren bei Olivier Schoenfelder.<br />

Im Rhythmustanz interpretierten sie Swing und<br />

Foxtrott aus dem neuen indischen Bollywood-<br />

Darya Popova und<br />

Volodymyr Byelikov<br />

Film „Dream Girl“ mit vier guten Elementen,<br />

aber im Finnstep wurde keine Schlüsselstelle<br />

anerkannt. Die Vivaldi-Kür war fehlerfrei, aber<br />

die Levels relativ niedrig und eine Hebung zu<br />

lange. Schoenfelder erzählte, inzwischen seien<br />

die Bestimmungen, um in die Halle in Lyon zu<br />

gelangen, gegenüber dem Sommer noch einmal<br />

verschärft worden, als der Autor der <strong>Pirouette</strong><br />

vergeblich zum Training wollte. Denn die Region<br />

Rhone-Alpes, zu der Lyon und Grenoble gehören,<br />

ist inzwischen Risikogebiet geworden.<br />

Die Polin Arianna Wroblewska (26) und der<br />

Schweizer Stéphane Walker (29) sind beide erst<br />

seit kurzer Zeit Eistänzer und waren zuvor Einzelläufer.<br />

Wroblewska war nur national gestartet,<br />

aber Walker fünfmal Schweizer Meister<br />

und hat an vier Welt- und sieben Europameisterschaften<br />

teilgenommen. Sie trainieren bei<br />

Barbara Fusar Poli in Mailand. Die Levels im<br />

Rhythmustanz zu den Songs „Hot Stuff“ und<br />

„Last Dance“ von Donna Summer waren gemischt<br />

und auch bei ihnen wurde keine Schlüsselstelle<br />

im Finnstep anerkannt. In der fehlerfreien<br />

Kür zu zwei Stücken von den „Imagine<br />

Dragons“ waren die Levels recht gut, aber es<br />

fehlte ein bisschen Tempo.<br />

Hanna Jakucs (20) and Alessio Galli (23) trainieren<br />

ebenfalls bei Fusar Poli. Sie stammt aus<br />

Ungarn und studiert im niederländischen Eindhoven,<br />

er kommt aus Italien und beide hatten<br />

schon andere Partner. Sie wollten weg aus Ungarn<br />

und eigentlich für Belgien laufen, weil der<br />

Belgier Adam Solya ihre Choreografie gemacht<br />

hat. Aber dann haben sie entschieden, für die<br />

Niederlande zu starten, weil das Land anders<br />

als Belgien einen ISU-Tanzpreisrichter (Jeroen<br />

Prins) und eine Technische Spezialistin für Eistanzen<br />

hat. Sie machten keine größeren Fehler,<br />

aber ihren Programmen fehlte etwas Dynamik,<br />

sowohl dem Rhythmustanz zum Musical „Nine<br />

to Five“ als auch der Kür zu drei Stücken der<br />

US-Sängerin Billie Eilish. Die Tschechen und die<br />

Ukrainer haben die WM-<strong>No</strong>rm im Rhythmustanz<br />

(33 Punkte) geschafft und alle außer den<br />

Niederländern die EM-<strong>No</strong>rm von 28 Punkten. In<br />

der Kür übertrafen die Mindestpunktzahlen für<br />

die WM (47 Punkte) die Tschechen, Briten und<br />

Franzosen, die EM-<strong>No</strong>rm von 44 Punkten alle<br />

sechs Paare.<br />

ISU veröffentlicht Tanzregeln<br />

für 2021/22<br />

Anfang September hat die ISU im Communiqué<br />

2346 die vorläufigen Regeln für den Rhythmustanz<br />

in der olympischen Saison 2021/22 veröffentlicht.<br />

Sowohl die Junioren als auch die<br />

Meisterklassetänzer müssen mindestens zwei<br />

Musikstücke mit folgenden „Street Dance“-<br />

Rhythmen“ auswählen: Hip-hop, Disco, Swing,<br />

Funk, Krump, Popping, Jazz, Reggae oder Blues.<br />

Eigens erwähnt ist, dass die gesungenen Texte<br />

keine beleidigende oder aggressive und sicher<br />

damit auch keine rassistischen Passagen enthalten<br />

dürfen, also zum Beispiel kein „Fuck you,<br />

Baby“ oder ähnliches. Das Pflichtelement enthält<br />

die Tanzschritte des Midnight Blues. In der<br />

Meisterklasse ist außerdem eine Pattern Dance<br />

Type Step Sequence (wie in dieser Saison) vorgesehen,<br />

bei den Junioren zwei Midnight Blues-<br />

Teile. Hinzu kommen wie üblich eine Twizzle-<br />

Sequenz, eine kurze Hebung und eine Längsoder<br />

diagonale Schrittfolge, die zu einem anderen<br />

Rhythmus als dem Midnight Blues gelaufen<br />

werden muss.<br />

Eistanz | Nebelhorn Trophy<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Natalie Taschlerova / Filip Taschler<br />

Tschechien 1 1 163.62<br />

2 Sasha Fear / George Waddell<br />

Großbritannien 3 2 151.43<br />

3 Darya Popova / Volodymyr Byelikov<br />

Ukraine 2 3 148.60<br />

4 Natacha Lagouge / Arnaud Caffa<br />

Frankreich 4 4 143.29<br />

5 Arianna Wroblewska / Stéphane Walker<br />

Schweiz 5 5 134.18<br />

6 Hanna Jakucs / Alessio Galli<br />

Niederlande 6 6 124.98


26<br />

Nebelhorn Trophy<br />

Silber für Hocke/Kunkel<br />

Die kleine Paarlaufkonkurrenz hatte ein schwaches<br />

Niveau, denn alle Duos machten vor allem<br />

in der Kür mehrere Fehler. Minerva Fabienne<br />

Hase und <strong>No</strong>lan Seegert führten nach einem so<br />

gut wie fehlerfreien KP zum Vorjahresprogramm<br />

„Open Hands“ von Ingrid Michaelson mit gutem<br />

3T, erstklassigem Wurfsalchow und guter Schrittfolge<br />

mit Level 4, 63,97 Punkten und drei Punkten<br />

Vorsprung. Aber im Morgentraining knick te<br />

Hase nach einer Wurflandung mit dem Fuß um<br />

und zog sich wohl eine Bänderdehnung zu, so<br />

konnten sie nicht starten. Eine gute Gelegenheit<br />

für Annika Hocke und Robert Kunkel, ihren ersten<br />

internationalen Wettbewerb zu gewinnen.<br />

Das KP zu „Shout (Tears for Fears Cover)“ des<br />

US-Musikers Zayde Wolf lief noch recht gut und<br />

erhielt 60 Punkte. Hier klappte der 3S, auch ihre<br />

Schrittfolge hatte Level 4, die Hebung war souverän,<br />

nur beim Wurfrittberger stieg Hocke um.<br />

Aber in der Kür sprangen die Schüler von Rico<br />

Rex nach sauberem dreifachem Twist die beiden<br />

Toeloops der Kombination nur doppelt und Hocke<br />

dann den Salchow nur einfach. Sie stieg<br />

beim weggeworfenen Wurflutz um und die beiden<br />

mussten die zweite Hebung nach misslungenem<br />

Aufgang abbrechen. Fünf weitere leichtere<br />

Elemente gelangen, aber die Paarlaufpirouette<br />

am Ende erhielt nur den Basislevel und beinahe<br />

wären sie auch noch bei der Schlusspose gestürzt.<br />

Alles zusammen ergaben ein paar Zehntelpunkte<br />

zu viele Abzüge, um noch zu gewinnen,<br />

aber sie holten immerhin Silber. Vielleicht<br />

wären sie besser gelaufen, wenn sie ihre erste<br />

Saisonkür zwei Wochen vorher beim von der<br />

DEU eigens angebotenen Testwettbewerb in<br />

Mannheim absolviert hätten. Weder das Paar<br />

noch Fentz oder Schott wussten, warum sie in<br />

den Küren eingebrochen sind, aber die <strong>Pirouette</strong><br />

vermutet es und die beiden Mannheimerinnen<br />

bewiesen es. (Kommentare siehe rechts unten)<br />

Irgendjemand musste aber gewinnen und das<br />

waren mit Glück die ebenfalls alles andere als<br />

perfekten Rebecca Ghilardi und Filippo Ambrosini<br />

aus Bergamo, die 19. der WM 2019. Im KP<br />

zu „Bring me to Life“ der US-Rock-Band Evanescence<br />

war ihr dreifacher Twist nicht klar in seinen<br />

Armen gelandet (in der Kür auch nicht), der<br />

2A und die anderen Elemente dagegen gut, aber<br />

man vermisste einen dreifachen Sprung. Die<br />

Schüler von Franca Bianconi laufen außerdem<br />

ein bisschen unelegant. In der Kür stürzte er<br />

beim 3S, auch sie mussten die zweite Hebung<br />

abbrechen, während die beiden anderen glückten.<br />

Sein 2A war so verwackelt, dass er keinen<br />

zweiten Sprung anhängen konnte, die beiden<br />

Würfe dagegen sicher. Ihre stärkeren nationalen<br />

Konkurrenten Nicole Della Monica und Matteo<br />

Guarise waren nicht zur Trophy gekommen, weil<br />

sie am selben Wochenende an einem Schaulaufen<br />

in Parma teilnahmen, bei dem auch Carolina<br />

Kostner wieder einmal auftrat.<br />

»<br />

Annika Hocke/Robert Kunkel:<br />

Hocke: „Wir haben uns eigentlich sehr gut<br />

gefühlt und wir waren super vorbereitet. Wir<br />

haben die letzten Monate hart trainiert, viel<br />

verbessert. Es ist schade, dass wir das nicht<br />

zeigen konnten, vor allem, weil wir uns wirklich<br />

darauf gefreut haben, unsere neuen Programme<br />

präsentieren zu können und wieder<br />

das Wettkampfgefühl zu haben. Wir haben<br />

uns wirklich alle sehr wohl und sicher gefühlt.<br />

Es wurde das Beste rausgeholt und wir<br />

sind dankbar, dass das Event überhaupt<br />

stattfinden konnte. Ich glaube, wir sind alle<br />

in dieser schwierigen Zeit trotzdem<br />

«<br />

vom Gefühl<br />

her noch dichter zusammengewachsen,<br />

weil alle in der gleichen Situation waren und<br />

sich darüber austauschen konnten.“<br />

Kunkel: „Es ist schade, denn das war nicht<br />

ansatzweise unsere Trainingsleistung. Wir waren<br />

so gut vorbereitet wie noch nie, egal ob<br />

das die Elemente betrifft oder konditionell.“<br />

Annika Hocke und Robert Kunkel<br />

Fotos: Jochen Krauter


27<br />

Rebecca Ghilardi und<br />

Filippo Ambrosini<br />

Cléo Hamon und Denys Strekalin aus Frankreich<br />

konnten in diesem Sommer anders als<br />

2019 nicht zu John Zimmerman in die USA.<br />

Damals hatte die <strong>Pirouette</strong> sie in Florida angetroffen.<br />

Stattdessen haben sie bei Claude<br />

Péri trainiert und mussten bei der Ankunft im<br />

Münchner Flughafen aus dem Risikogebiet Paris<br />

ebenso wie das andere französische Paar<br />

einen Corona-Test machen und das negative<br />

Ergebnis bei der Akkreditierung vorzeigen.<br />

Im KP zu „Kill of the<br />

Night“ von Gin Wigmore<br />

sprang Hamon den Toeloop<br />

nur doppelt und<br />

landete den Wurfrittberger<br />

auf zwei Füßen, alles<br />

andere<br />

gelang<br />

solide,<br />

auch der<br />

dreifache<br />

Twist. In der<br />

Kür interpretierten<br />

sie die Filmmusik<br />

„The Fifth Element“,<br />

begannen<br />

mit einem guten dreifachen<br />

Twist, aber dann<br />

stürzte sie beim 3T und<br />

dem dreifachen Wurfrittberger.<br />

Ihre Trainingshalle<br />

in Paris-Bercy<br />

musste während ihrer<br />

Abwesenheit schließen.<br />

Sie freuten sich, dass sie<br />

überhaupt einen Wettbewerb laufen konnten<br />

und dankten Oberstdorf dafür.<br />

Elizaveta Zhuk und Martin Bidar aus der<br />

Tschechischen Republik begannen das KP zu<br />

Leonard Bernsteins West Side Story mit einem<br />

etwas knappen dreifachen Twist und einem<br />

etwas unsauberen 3T von ihr. Beim dreifachen<br />

weggeworfenen Wurflutz ging sie zu Boden,<br />

der Rest war solide. In ihrer Kür zu einem Arrangement<br />

von Franz Schuberts Ave Maria<br />

machten sie vier größere Fehler und kein<br />

Schlüsselelement war einwandfrei. Das zweite<br />

französische Paar Coline Keriven und <strong>No</strong>el-<br />

Antoine Pierre (der als Läufersprecher und<br />

Nachfolger von Morgan Ciprès im Verbandsrat<br />

sitzt), konnte ebenfalls nicht überzeugen. Ihr<br />

Twist war nur doppelt und sie machten im KP<br />

drei Fehler. Durch die Kür kamen sie ohne<br />

Sturz, allerdings zeigten sie als Einzelsprünge<br />

nur 2T und eine Kombination 2S-1A.<br />

Ruben Blommaert, Foto: Flade<br />

Neue Partnerin für Ruben Blommaert<br />

Am Rande der Nebelhorn Trophy stellte sich<br />

Ruben Blommaert der DEU mit seiner neuen<br />

Partnerin Alisa Efimova vor. Die Trennung von<br />

seiner bisherigen Partnerin Elena Pavlova soll<br />

einvernehmlich erfolgt sein, weil diese nicht<br />

nach Deutschland und er nicht nach Russland<br />

reisen konnte. Efimova durfte dagegen aus<br />

Russland nach Oberstdorf reisen, weil sie auch<br />

die finnische Staatsbürgerschaft hat. Sie hatte<br />

2018 mit Alexander Korovin die Nebelhorn Trophy<br />

gewonnen und war noch 2019 bei den<br />

Grand Prix in China und Japan gestartet, aber<br />

nach Platz 9 bei der russischen Meisterschaft<br />

trennte sich das Paar und wollte man sie im<br />

Club von Tamara Moskvina nicht mehr haben<br />

(siehe <strong>Pirouette</strong> 3/20, Seite 27). Die DEU hofft<br />

nun auf eine baldige Freigabe des russischen<br />

Verbandes, damit sie spätestens bei der EM mit<br />

Blommaert an den Start gehen kann, denn<br />

Deutschland hat dort drei Startplätze. Efimova<br />

ist schon die fünfte Partnerin von Blommaert.<br />

Das neue Paar soll hauptsächlich bei Florian<br />

Just in Oberstdorf trainieren, aber Bundestrainer<br />

Alexander König will etwa einmal pro Monat<br />

nach Oberstdorf kommen. <br />

•••<br />

Nebelhorn Trophy<br />

Paare | Nebelhorn Trophy<br />

Cleo Hamon und Denys Strekalin<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Rebecca Ghilardi / Filippo Ambrosini<br />

Italien 3 1 154.61<br />

2 Annika Hocke / Robert Kunkel<br />

Deutschland 2 2 154.26<br />

3 Cléo Hamon / Denys Strekalin<br />

Frankreich 4 3 144.06<br />

4 Elizaveta Zhuk / Martin Bidar<br />

Tschechien 5 4 143.03<br />

5 Coline Keriven / <strong>No</strong>el-Antoine Pierre<br />

Frankreich 6 5 130.27<br />

– Minerva Fabienne Hase / <strong>No</strong>lan Seegert<br />

Deutschland 1 – –


28<br />

Wer startet wo beim Grand Prix?<br />

Wer startet wo beim Grand Prix?<br />

Am 1. <strong>Oktober</strong> hat die ISU bekanntgegeben,<br />

wer zu den Pseudo-Grand<br />

Prix-Wettbewerben eingeladen wurde,<br />

die an diesem Tag noch alle sechs stattfinden<br />

sollten: Die Eingeladenen sind<br />

wegen der weltweiten Reisebeschränkungen<br />

meistens nur Läufer, die in dem<br />

Land oder der Region (wie der Europäischen<br />

Union) des Wettbewerbs leben<br />

und trainieren. Daher starten zum Beispiel<br />

Michal Brezina in den USA und die<br />

Deutschen in Grenoble. Nicht eingeladen<br />

wurden Katharina Müller und Tim<br />

Dieck zum Cup of Russia, obwohl sie darum<br />

gebeten hatten und auf diese Weise<br />

hofften, endlich wieder nach Russland<br />

einreisen zu dürfen. Wie erwartet sind<br />

die beiden deutschen Kunstlaufpaare,<br />

Nicole Schott und Janse van Rensburg/<br />

Steffan für Grenoble vorgesehen, allerdings<br />

fehlt Paul Fentz. Jeder Läufer kann<br />

nur bei einem Wettbewerb starten.<br />

Es gibt Preisgeld von 12.000, 7.000, 3.500, 1.500<br />

und 1.000 Dollar, falls mindestens eine volle<br />

Gruppe tatsächlich startet, ansonsten weniger.<br />

Weltranglistenpunkte werden nicht vergeben und<br />

man kann sich auch nicht für ein Finale qualifizieren.<br />

Die erzielten Technischen Punkte zählen<br />

unverständlicherweise nicht für die zu erreichenden<br />

Mindestpunktzahlen für große Meisterschaften,<br />

vielleicht weil viele Preisrichter aus demselben<br />

Land werten. Skate America und Skate Canada<br />

soll ohne Zuschauer stattfinden, andere Wett-<br />

Damen<br />

USA (Las Vegas): Lin, Andrews, Bell, Karen<br />

Chen, Glenn, Gold, Inthisone, Izzo, Kalyan,<br />

Shin, Tennell, Wang<br />

Kanada (Ottawa): Bausback, Pineault, Schizas,<br />

Schumacher, Zhu, Miyahara, Kurakova<br />

China (Chongqing): Hongyi Chen und fünf<br />

weitere Chinesinnen<br />

Frankreich (Grenoble): Kiibus, Peltonen,<br />

Saarinen, Mazzara, Méité, Serna, Schott,<br />

Gutmann, Tornaghi, Kihira, Paganini und<br />

eine weitere Läuferin<br />

Russland (Moskau): Ryabova, Safonova,<br />

Urushadze, Guliakova, Kostornaia, Medvedeva,<br />

Samodurova, Shcherbakova, Trusova,<br />

Tuktamasheva und zwei weitere Russinnen<br />

Japan (Osaka): Araki, Higuchi, Honda,<br />

Kawabata, Kawabe, Matsuike, Mihara,<br />

Sakamoto, Uramatsu, Yamashita, Yokoi und<br />

eine weitere Läuferin<br />

bewerbe sind noch offen. Der Wettbewerb in<br />

Grenoble ist wegen der hohen Infektionszahlen<br />

grundsätzlich in Gefahr. Einige Startplätze bleiben<br />

frei, weil es in dem Land des Grand Prix nicht<br />

genügend geeignete Läufer gibt und auch keine<br />

anderen dort trainieren, zum Beispiel bei den Damen<br />

in Kanada. Bei der NHK Trophy ist kein Paarlaufwettbewerb<br />

vorgesehen, weil das einzige japanische<br />

Paar in Kanada trainiert. Sämtliche<br />

Wettbewerbe sollen in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz per Livestream sichtbar sein. krk<br />

Herren<br />

USA: Gogolev (soll verletzt sein), Messing,<br />

Brezina, Bychenko, Nathan Chen, Hiwatashi,<br />

Krasnozhon, Ma, Malinin, Naumov, Pulkinen,<br />

Zhou<br />

Kanada: Nadeau, Nguyen, Orzel, Phan,<br />

Sadovsky, Gorodnitsky, Cha, Brown<br />

China: Yudong Chen, Jin, Yan, Zhang und<br />

zwei weitere Chinesen<br />

Frankreich: Kerry, Aymoz, Ponsart, Siao Him<br />

Fa, Tesson, Warren, Grassl, Rizzo, Shimada,<br />

Uno, Vassiljevs, Majorov<br />

Russland: Litvintsev, Kvitelashvili, Maysuradze,<br />

Aliev, Danielian, Gummenik, Ignatov,<br />

Kolyada, Mozalev, Samarin, Savosin und ein<br />

weiterer Läufer<br />

Japan: Honda, Kagiyama, Kishina, Miura,<br />

Miyake, Sato, Sumoto, Tanaka, Tomono,<br />

Yamamoto, Yoshioka<br />

Kunstlaufpaare<br />

USA: Tarasova/Morozov (mit Fragezeichen),<br />

Cain-Gribble/LeDuc, Calalang/Johnson,<br />

Kayne/O’Shea, Lu/Mitrofanov, Scimeca<br />

Knierim/Frazier, Serafini/Tran und ein weiteres<br />

Paar<br />

Kanada: Matte/Ferland, Moore-Towers/<br />

Marinaro, Purich/Chudak, Ruest/Wolfe,<br />

Walsh/Michaud, Miura/Kihara<br />

China: Peng/Jin, Sui/Han, Tang/Yang,<br />

Wang/Huan<br />

Frankreich: Ziegler/Kiefer, Hamon/Strekalin,<br />

Keriven/Pierre, Kovalev/Kovalev, Hase/Seegert,<br />

Hocke/Kunkel, Della Monica/Guarise,<br />

Ghilardi/Ambrosini<br />

Russland: Chtchetinina/Magyar,<br />

Vernikov/Krasnopolski, Boikova/Kozlovskii,<br />

Mishina/Galliamov, Panfilova/Rylov,<br />

Pavliuchenko/Khodykin, Pepeleva/Pleshkov<br />

und ein weiteres Paar<br />

Japan: kein Paarlaufwettbewerb<br />

Eistanzpaare<br />

USA: Carreira/Ponomarenko, Cesanek/Yehorov,<br />

Chock/Bates, Green/Parsons, Hawayek/Baker,<br />

Hubbell/Donohue, McNamara/Spiridonov,<br />

Pate/Bye, Shilling/Petrov, ein weiteres Paar<br />

Kanada: Harris/Chan, Fournier Beaudry/<br />

Sörensen, Fabbri/Ayer, Gilles/Poirier,<br />

Lajoie/Lagha, Lanaghan/Razgulajevs,<br />

Sales/Wamsteeker, Soucisse/Firus, Fear/<br />

Gibson, Smart/Diaz<br />

China: Chen/Sun, Guo/Zhao, Ning/Wang,<br />

Wang/Liu, ein weiteres chinesisches Paar<br />

Frankreich: Orihara/Pirinen, Galyavieva/<br />

Thauron, Lauriault/Le Gac, Lopareva/<br />

Brissaud, Papadakis/Cizeron, Wagret/<br />

Souquet-Basiège, Janse van Rensburg/<br />

Steffan, Guignard/Fabbri, Reed/Ambrulevicius<br />

und ein weiteres Paar<br />

Russland: Kazakova/Reviya, Khudaiberdieva/<br />

Bazin, Konkina/Drozd, Morozov/Bagin,<br />

Shevchenko/Eremenko, Skoptcova/Aleshin,<br />

Sinitsina/Katsalapov, Stepanova/Bukin,<br />

Zagorski/Guerreiro, Nazarova/Nikitin<br />

Japan: Fukase/Cho, Komatsubara/Koleto,<br />

Muramoto/Takahashi<br />

Neues aus aller Welt<br />

James/Ciprès<br />

beenden Karriere<br />

Vanessa James und Morgan Ciprès haben am<br />

28. September offiziell ihren Rücktritt bekannt<br />

gegeben. Das kam wenig überraschend,<br />

denn James (33) nimmt im <strong>Oktober</strong> und <strong>No</strong>vember<br />

an der mehrwöchigen kanadischen<br />

Fernehshow „Battle of the Blades“ teil. Sie<br />

hätte also keine Zeit, mit Ciprès (29) zu trainieren.<br />

Morgan Ciprès hat sich nach seinem<br />

Freispruch durch die französische Disziplinkommission<br />

nicht öffentlich geäußert. Die<br />

beiden Mädchen, denen er Nacktfotos geschickt<br />

hatte, wollten bis jetzt nicht aussagen,<br />

sondern offenbar die Sache auf sich beruhen<br />

lassen. Die größten Erfolge der Franzosen<br />

waren der Gewinn des Grand Prix Finales<br />

im Dezember 2018, der Europameistertitel im<br />

Jahr 2019 und WM-Bronze 2018. Vor allem<br />

von 2017 bis 2019 haben sie durch innovative<br />

und moderne Programme viel für den<br />

Paarlauf geleistet. Ihr letzter Wettbewerb war<br />

die WM 2019, bei der sie Rang fünf belegten.<br />

James soll jetzt mit Rehabilitationsgeräten<br />

arbeiten, Ciprès macht angeblich in Frankreich<br />

eine Ausbildung zum Immobilienmakler.


Ein Erlebnisbericht von Lisa Vogel und Sarah Zimmermann<br />

Nach dem abrupten Ende der Saison 2019/<strong>2020</strong> mit der<br />

Rückkehr von der Steel City Trophy in Sheffield haben wir<br />

zunächst online und eigenständig gearbeitet. Nachdem die<br />

ersten Corona-Maßnahmen wieder gelockert wurden, konnten<br />

wir schrittweise wieder annähernd normal trainieren.<br />

United Angels mit<br />

Kür-Choreografie aus 6.000 Kilometer Entfernung<br />

Als Start in die neue Saison sollte es für uns<br />

ein besonderes Highlight geben: Marilyn Langlois,<br />

die Haupttrainerin unserer Vorbilder „Les<br />

Suprêmes“ aus Kanada, hatte sich bereits Anfang<br />

März dazu bereiterklärt, nach Deutschland<br />

zu reisen und unsere neue Kür zu choreographieren.<br />

Die Pandemie machte uns jedoch einen<br />

Strich durch die Rechnung. Tag für Tag hofften<br />

wir, dass sich die Reisebeschränkungen zu unseren<br />

Gunsten ändern würden. Aber leider<br />

stand zwei Tage vor dem Choreo-Camp fest,<br />

dass es Langlois nicht möglich war, nach<br />

Deutschland zu kommen.<br />

Unsere Haupttrainerin Christina Calmbacher und<br />

Marilyn, mit der wir trotzdem zusammenarbeiten<br />

wollten, hielten jedoch bereits Plan B in der Hinterhand.<br />

Als wir erstmals davon hörten, waren<br />

wir ziemlich überrascht, denn er lautete: Marilyn<br />

würde das komplette Programm per Zoom-Meeting,<br />

also aus 5.953 km Entfernung einstudieren.<br />

Kein anderes Team hatte so etwas je zuvor gemacht,<br />

doch wir waren bereit, diese Herausforderung<br />

anzunehmen. Im Grunde genommen waren<br />

es gleich mehrere Herausforderungen:<br />

Valentina Marchei<br />

beendet Laufbahn<br />

Die italienische Einzel- und Paarläuferin Valentina<br />

Marchei (34) ist schon seit 2018<br />

nicht mehr bei Wettbewerben gelaufen. Mit<br />

zwei Jahren Verspätung hat sie jetzt offiziell<br />

ihren Rücktritt erklärt. Ihre größten Erfolge<br />

als Einzelläuferin waren Platz vier bei der EM<br />

2013 und Rang 11 bei den Olympischen Spielen<br />

2014. Ein bisschen litt sie darunter, dass<br />

sie in Italien stets nur die Nummer zwei hinter<br />

Carolina Kostner war. Im Sommer 2014,<br />

also mit 28 Jahren, begann sie als Paarläuferin<br />

mit Ondrej Hotarek und erreichte von<br />

2015 bis 2018 sehr schnell die erweiterte europäische<br />

Spitze. Viermal war sie unter den<br />

besten sechs bei Europameisterschaften und<br />

krönte ihre Karriere mit Platz fünf bei den<br />

Olympischen Spielen 2018. Im September<br />

2018 sagte sie noch der <strong>Pirouette</strong> am Rande<br />

der Lombardia Trophy, dass sie einen neuen<br />

Partner suche, aber aufgetreten ist danach<br />

nur noch in Shows. In einem ausführlichen<br />

Beitrag in den sozialen Medien dankt sie allen,<br />

die sie in 28 Jahren Eislaufkarriere unterstützt<br />

haben.<br />

krk<br />

- Wir kannten Marylin und ihre Arbeitsweise<br />

nicht.<br />

- Marylin kannte das Team sowie die einzelnen<br />

Läuferinnen nicht.<br />

- Und da es zu diesem digitalen Vorgehen keine<br />

Erfahrungswerte gab, wusste niemand, wie<br />

gut dies überhaupt funktionieren konnte.<br />

An einem Donnerstagmittag machten wir uns<br />

voller Tatendrang auf den Weg nach Oberstdorf,<br />

mit dem Ziel, nach drei Tagen und sieben Trainingseinheiten<br />

mit einem fertigen Programm<br />

wieder nach Hause zu fahren. Das erste Zoom-<br />

Meeting, noch vor der ersten Trainingseinheit<br />

auf dem Eis, verlief leider nicht ganz reibungslos.<br />

Zuerst funktionierte die Technik nicht, danach<br />

musste man für die leise Akustik des Tablets<br />

eine Lösung finden und im Anschluss war<br />

die Zeit zu knapp, um überhaupt vor Eisbeginn<br />

die ersten Aufstellungen so zu besprechen, dass<br />

jeder die Vorstellungen von Marylin hätte umsetzen<br />

können. Auf dem Eis stellten wir uns jedoch<br />

schnell aufeinander ein und man merkte<br />

von Minute zu Minute, dass wir immer besser<br />

vorankamen.<br />

Marylin erklärte uns ruhig und geduldig anhand<br />

ihrer auf Papier gefertigten Skizzen ihre Ideen<br />

und Aufstellungen. Im Anschluss erhielten die<br />

einzelnen Linien in Kleingruppen ihre Schritte<br />

und die genauen Laufwege. Schritt für Schritt<br />

setzten sie sich zu einem Gesamtbild zusammen.<br />

Am Ende der ersten zweistündigen Trainingseinheit<br />

konnten wir nicht fassen, was wir<br />

bereits geschafft hatten. Die Skepsis vom Anfang<br />

war verflogen. Glücklich ließen wir den<br />

Abend gemeinsam im Hostel ausklingen und<br />

konnten nun auch unseren zwei zurückgeblie-<br />

Das Team Berlin 1 hatte sich intensiv auf die<br />

WM in Lake Placid vorbereitet, aber - wie bekannt<br />

- wurde sie abgesagt. Trainer Gert Hofmann<br />

sagte der <strong>Pirouette</strong>, auch in den Berliner<br />

Hallen gab es länger keinerlei Möglichkeit, auf<br />

dem Eis zu trainieren. Das Team versuchte zunächst<br />

ein individuelles Online-Fitnesstraining.<br />

Ab Juni war dann wieder Training außerhalb des<br />

Eises in Kleingruppen von bis zu zehn Läuferinnen<br />

möglich. Aber bis August hatten die verschiedenen<br />

Synchronteams keinerlei Eiszeiten,<br />

nur Athletiktraining gemäß den Regeln des Berliner<br />

Senats. Für 10 Tage fuhren die Läuferinnen<br />

Bei der Online-Choreografie in Oberstdorf, Foto: privat<br />

benen Teammitgliedern berichten, wie der Tag<br />

verlaufen war. Sie konnten aufgrund eines ausstehenden<br />

Covid-Tests leider nicht am Trainingslager<br />

teilnehmen.<br />

In den folgenden beiden Tagen tauschten sich<br />

unsere Trainerinnen mit Marylin vor dem Training<br />

über die Elemente aus. Diese wussten nun<br />

vorab genau, was sich Marilyn vorstellte, so dass<br />

sie dem Team genaue Anweisungen vor Ort auf<br />

dem Eis geben konnten. Marylin war dabei immer<br />

per Live-Übertragung auf dem Tablet dabei.<br />

Teilweise war es in Kanada noch mitten in der<br />

Nacht. Immer wieder zeigte sie uns dabei aus<br />

ihrem Arbeitszimmer heraus die Schritte und wir<br />

liefen sie dann auf dem Eis. Durch die Live-<br />

Übertragung konnte sie alles mitverfolgen und<br />

ihre Änderungs- und Verbesserungswünsche<br />

zeitgleich an das Team und die Trainer weitergeben.<br />

So setzte sich das Programm Element für<br />

Element zusammen. Die Vorbereitungen von Marylin<br />

begeisterten uns und hätten nicht besser<br />

sein können. Alle Schritte, Laufwege und Aufstellungen<br />

waren bis ins Detail geplant und ließen<br />

sich 1:1 aus ihrem Arbeitszimmer in Kanada<br />

auf das Eis in Oberstdorf übertragen. Durch ihre<br />

liebe und humorvolle Art haben wir die räumliche<br />

Entfernung oft fast vergessen. Wir sind sehr<br />

glücklich, diese Erfahrungen gemacht zu haben,<br />

und möchten uns hiermit noch einmal herzlich<br />

bei Marylin und unseren Trainerinnen für ihren<br />

unermüdlichen Einsatz bedanken.<br />

Ergänzung der Redaktion: Die United Angels<br />

werden ihr KP der vergangenen Saison zu<br />

„Every body Wants to Rule the World“ beibehalten.<br />

Die neu choreografierte Kür laufen sie<br />

zu einem Medley aus drei Musikstücken zum<br />

Thema Casino.<br />

Team Berlin 1 wieder auf Kurs<br />

zum alljährlichen Sommertraining in die tschechische<br />

Kleinstadt Tachov nahe der bayrischen<br />

Grenze. In der sonst leeren Eishalle haben sie zu<br />

Berliner Hygienevorschriften auch das neue KP<br />

einstudiert, das sie zu „Ich bin ein Berliner“ von<br />

The Wyld (Musik des Friedrichstadt-Palastes)<br />

laufen. Die Kür zu „Aquaman“ bleibt in verbesserter<br />

Form wie im Vorjahr. Seit August ist wieder<br />

reguläres Training möglich, aber eingeschränkt<br />

auf Kleingruppen von 10 Läuferinnen.<br />

Beim Berliner Bären Ende <strong>Oktober</strong> will man beide<br />

Programme erstmals vorstellen. krk<br />

29<br />

Team Berlin 1 und United Angels<br />

Synchron-News


30<br />

Masters<br />

Masters Wettbewerb<br />

Der französische Masters Wettbewerb<br />

konnte vom 1. bis 3. <strong>Oktober</strong> mit einer<br />

größeren Zahl von Zuschauern in<br />

Villard de Lans nahe Grenoble stattfinden.<br />

Verbandspräsidentin Nathalie Péchalat<br />

war aus dem etwa 650 Kilometer<br />

entfernten Paris trotz vielerlei Problemen<br />

gekommen.<br />

Kevin Aymoz gewann die Herrenkonkurrenz mit<br />

255 Punkten. Zunächst enthüllte er sein neues<br />

KP zur Musik „Indigène“ (Eingeborener) von<br />

Maxime Rodriguez. Die 4T-3T-Kombination gelang<br />

gut, der erstmals gezeigte 4S war unterdreht,<br />

der Axel nur einfach und er ahmte extravagante<br />

Tänze von Eingeborenen nach. In der<br />

Kür waren 4T und 4S unterdreht und unsauber<br />

und nur vier der sechs Dreifachen einwandfrei.<br />

Zweiter mit 220 Punkten wurde Landry Le May<br />

(21), der einen Leistungssprung gemacht hat,<br />

bei Brian Joubert innerhalb kurzer Zeit 3A und<br />

4T lernte und sie in beiden Programmen in guter<br />

Qualität zeigte. Platz drei mit 216 Punkten<br />

und zwei 4T belegte der australische Gastläufer<br />

Brendan Kerry, der immer noch kein Visum für<br />

Russland hat und mit Wertung mitlaufen durfte.<br />

Drittbester Franzose war Romain Ponsart<br />

Neues aus aller Welt<br />

Essen bleibt EM-Kandidat<br />

Die ISU hat im September die Liste der Städte<br />

veröffentlicht, die sich endgültig für die ISU-<br />

Meisterschaften 2023 beworben haben. Zu ihnen<br />

behört bekanntlich auch die Ruhrmetropole<br />

Essen. Bei der nächsten Vorstandssitzung Mitte<br />

<strong>Oktober</strong> soll voraussichtlich entschieden werden,<br />

wer die verschiedenen ISU-Meisterschaften<br />

2023 erhält. Außer Essen haben sich auch<br />

Eriwan (Armenien), Minsk (Weißrussland), Sofia<br />

(Bulgarien), Ostrava (Tschechische Republik),<br />

Helsinki (Finnland), Budapest (Ungarn) und Turin<br />

(Italien) beworben. Für die WM 2023 haben<br />

sich ebenfalls Minsk und Budapest, außerdem<br />

Saitama (Japan) beworben.<br />

Battle of the Blades<br />

Ohne Zuschauer in der Halle findet auch in diesem<br />

Jahr im kanadischen Fernsehsender CBC<br />

von Mitte <strong>Oktober</strong> bis Ende <strong>No</strong>vember das traditionelle<br />

mehrwöchige Spektakel „Battle of the<br />

Blades“ (Kampf der Kufen) statt. Bekannte Eiskunstläufer<br />

oder Eiskunstläuferinnen laufen mit<br />

bekannten Hockeyspielern(innen). Jede Woche<br />

scheidet ein Paar aus und am Ende gibt es ein<br />

Siegerpaar, das viel Geld verdienen kann. Vom<br />

Eiskunstlaufen sind diesmal folgende Läufer dabei:<br />

Violetta Afanasieva, Andrew Poje, Eric Radford,<br />

Asher Hill, Meagan Duhamel, Vanessa<br />

James und Kaitlyn Weaver. In der Jury sitzen<br />

unter anderem Scott Moir und Elladj Baldé. Kurt<br />

Browning spielt den Experten.<br />

mit den bekannten Sprungschwächen im KP,<br />

aber einem guten 4T in der Kür. Daher gab es<br />

bei der Siegerehrung zwei dritte Plätze. 197<br />

Punkte erhielt der viertplatzierte Dumont-<br />

Schüler Adrien Tesson, gefolgt von Philip Warren.<br />

Nur Neunter mit schwachen 145 Punkten<br />

wurde der Monegasse Davide Lewton Brain.<br />

Adam Siao Him Fa fehlte.<br />

Damensiegerin wurde Lea Serna mit 162 Punkten.<br />

Im KP war der 3T nach dem 3L nicht einwandfrei,<br />

aber 3F und alles andere glückten. In<br />

der Kür gelangen drei der fünf versuchten Dreifachen.<br />

Alizée Crozet wurde Zweite mit 136 Punkten,<br />

Julie Froetscher Dritte mit 131 Zählern.<br />

Maé-Bérénice Méité schickte aus den USA Videos<br />

ihrer Programme, die auf der Anzeigentafel und<br />

im Livestream gezeigt wurden, aber es gab keine<br />

Wertung. Eistanzsieger wurden Evgenia Lopareva<br />

und Geoffry Brissaud mit 181 Punkten vor den<br />

Nebelhorn-Vierten Natacha Lagouge und Arnaud<br />

Caffa (142 Zähler). Arnaud Caffa kündigte an, er<br />

werde Ende <strong>No</strong>vember an einer Wahl der Region<br />

Rhone-Alpen zum Mister Frankreich teilnehmen.<br />

Marie-Jade Lauriault und Romain Le Gac schickten<br />

ebenso ein nicht bewertetes Video aus Montreal<br />

wie Julia Wagret und Pierre Souquet-Basiège<br />

aus Florida. Den Rhythmustanz mit 76 Punkten<br />

gewannen Adelina Galavieva und Louis Thauron,<br />

Hat Richard Gauthier vor<br />

35 Jahren belästigt?<br />

Ähnlich wie die US-amerikanischen Sportinstitutionen<br />

schon vor drei Jahren, wurde vor<br />

kurzem auch in Kanada eine Organisation namens<br />

Safe Sport gegründet, an die man sich<br />

wenden kann, wenn man beim Sport schlecht<br />

behandelt, sexuell belästigt oder anderweitig<br />

misshandelt worden ist. Daraufhin meldete<br />

sich ein Mann, der seinen Namen nicht nennen<br />

wollte, nur seine Initialen P. D. hat die<br />

kanadische Nachrichtenagentur herausgefunden.<br />

Er behauptet, sein damaliger Trainer Richard<br />

Gauthier (58), seit Jahrzehnten ein erfolgreicher<br />

Paarlauftrainer in Montreal-St.<br />

Léonard (unter anderem Salé/Pelletier und<br />

Duhamel/Radford) habe ihn vor 35 bis 37<br />

Jahren belästigt, als er noch minderjährig war<br />

und Gauthier sein Trainer. Damals war Gauthier<br />

zwischen 21 und 23 Jahre alt. Ein zweiter<br />

Fall habe sich zwischen 1981 und 1983<br />

abgespielt, als Gauthier zwischen 19 und 21<br />

Jahre alt war. Der kanadische Verband hat<br />

daraufhin Gauthier sofort fristlos suspendiert<br />

und dieser muss im <strong>Oktober</strong> vor einer Jury zu<br />

den Vorwürfen Stellung nehmen. Ist eine<br />

Suspendierung nach so langer Zeit gerechtfertigt,<br />

weil man dem anonymen Ankläger<br />

glaubt? Die Direktorin des Verbandes von<br />

Quebec sagte, man nehme die Sache sehr<br />

ernst, aber bisher habe es nie Klagen gegen<br />

Gauthier gegeben. <br />

krk<br />

aber vor der Kür gaben sie wegen Verletzung auf.<br />

Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron<br />

schickten dagegen keine Videos.<br />

Das beste Paarlaufpaar waren Cléo Hamon und<br />

Denys Strekalin mit 158 Punkten, in der Woche<br />

zuvor noch Dritte der Nebelhorn Trophy. In beiden<br />

Programmen waren die Toeloops nur doppelt,<br />

alles andere mehr oder weniger sauber. In<br />

der Kür gelangen mehrere Elemente nicht einwandfrei.<br />

156 Punkte erreichten die Nebelhorn-<br />

Fünften Coline Kériven und <strong>No</strong>el-Antoine<br />

Pierre, anders als in Oberstdorf diesmal mit<br />

dreifachem Twist in beiden Programmen und<br />

der etwas besseren Kür. Ziemlich fehlerreich<br />

dagegen das dritte Paar Camille und Pavel Kovalev<br />

mit 132 Zählern. Die Zoulous aus Lyon<br />

starteten im Alleingang bei den Meisterklasse<br />

Synchronteams. Sophie Sprung gewann die Juniorenkonkurrenz<br />

der Damen, Amodio-Schüler<br />

Francois Pitot die der Junioren Herren und die<br />

Lokalmatadoren Loicia Demougeot/Theo Lemercier<br />

überlegen die im Eistanzen. Brian Joubert<br />

moderierte das Schaulaufen auf dem Eis.<br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Japan Open ohne Stars<br />

Die 15. Auflage des Teamwettbewerbs Japan<br />

Open am 3. <strong>Oktober</strong> hätte eher „Japan Closed“<br />

heißen müssen, denn aufgrund der Abschottung<br />

des Landes in der Pandemie konnten nur Einheimische<br />

teilnehmen. In den zwei Teams „Rot“ und<br />

„Blau“ waren nicht einmal die bekanntesten Japaner<br />

am Start. Denn einige trainieren im Ausland<br />

wie Rika Kihira, Satoko Miyahara oder Shoma<br />

Uno (sie hätten sich bei Einreise in eine<br />

zweiwöchige Quarantäne begeben müssen) und<br />

andere wie Kaori Sakamoto und Yuma Kagiyama<br />

mussten just an diesem Wochenende bei ihrem<br />

Regionalwettbewerb, der als Qualifikation zur<br />

Japanischen Meisterschaft dient, laufen. Yuzuru<br />

Hanyu wiederum nimmt in diesem Herbst nicht<br />

an Wettkämpfen teil. Die prominenteste Starterin<br />

war die WM-Zweite von 2018, Wakaba Higuchi,<br />

der zum Flamenco „Poeta“ sogar ein überdrehter<br />

3A gelang. Aber später riss sie zwei<br />

Sprünge auf und war mit 123,01 Punkten Zweite<br />

in der Wertung hinter Mako Yamashita, die ohne<br />

3A- oder Vierfachversuch sauber lief (126,94).<br />

Dritte wurde Tomoe Kawabata, die bei einem 3S<br />

stürzte und einen 3T und 2A unterdrehte. Lucas<br />

Tsuyoshi Honda hatte bei den Herren die Nase<br />

vorn mit zwei 3A aber ohne Vierfachsprung<br />

(137,99 Punkte). Dafür riskierte Sota Yamamoto<br />

gleich drei Vierfache, von denen allerdings keiner<br />

sauber war (137,97). Ryuju Hino machte noch<br />

mehr Fehler und belegte den dritten Platz<br />

(120,37). Am Ende gewann Team „Blau“, zu dem<br />

unter anderem Yamamoto und Higuchi gehörten,<br />

den reinen Kürwettbewerb mit vier Zählern Vorsprung.<br />

Es waren insgesamt sechs Damen und<br />

vier Herren am Start. Nathan Chen wurde als<br />

Gast per Video eingespielt und präsentiert sich<br />

stark im neuen Flamenco-KP „Desperado“ mit 4F,<br />

3A und 4T-3T – ein gelungener Test vor Skate<br />

America. Er lief mit Kostüm in der leeren Halle<br />

in Kalifornien. Die riesige WM-Halle von Saitama<br />

mit 16.500 Plätzen war dagegen nicht ganz<br />

leer, immerhin 1.292 Fans hatten Zutritt. tat


Eislaufgeschichte: Ausschnitte aus dem <strong>Pirouette</strong>-Heft<br />

<strong>Oktober</strong> 1987, zusammengestellt von Klaus-Reinhold Kany<br />

Seit der Fertigstellung des Bundesleistungszentrum Oberstdorf in den Jahren 1979-<br />

81 und schon vorher in der 1958 eröffneten und noch offenen Halle kommt der<br />

Genfer Trainer Peter Grütter jeden Sommer ins Allgäu, um dort mit seinen Schweizer<br />

und einigen anderen Läufern zu trainieren. Sein erfolgreichster Schüler war Stéphane<br />

Lambiel. Auch im Sommer <strong>2020</strong> verbrachte der inzwischen 78 Jahre alte Grütter wieder<br />

einen Monat in dieser Halle. Schon im <strong>Pirouette</strong>-<strong>Oktober</strong>heft von 1987 schrieb er<br />

einen Dank für die ausgezeichneten Trainingsbedingungen.<br />

Ein Dank an Oberstdorf<br />

Hier der damalige Text, ergänzt um neue Rechtschreibung und einige kurze Bemerkungen<br />

(in kursiver Schrift in eckigen Klammern), die etwas aus heutiger Sicht ergänzen:<br />

Was DEU und Sporthilfe mit Hilfe der Gemeinde<br />

Oberstdorf den Eiskunstläufern und Eistänzern<br />

im Sportzentrum Oberstdorf bieten, darf man<br />

wohl einmalig auf diesem Kontinent bezeichnen.<br />

Die Trainingsbedingungen sind in jeder<br />

Hinsicht einzigartig. Das von den erfahrenen<br />

Eismeistern, den Herren Appler, Berktold, Hindelang,<br />

Kiss, Stahl etc. jede Stunde präparierte Eis<br />

ist immer in tadellosem Zustand. Der nicht immer<br />

leicht zusammenstellbare Stundenplan für<br />

die drei Pisten wird von Herrn Sportdirektor<br />

Kreiselmeyer [verstorben im Jahr 2001] und seinem<br />

Assistenten Speiser [ist noch heute Chef<br />

der Eisplanung] mit großer Sorgfalt jeden Tag<br />

neu zusammengestellt und gewährt immer einen<br />

reibungslosen und gerechten Ablauf des<br />

Trainings, von morgens 5:00 Uhr bis spät in den<br />

Abend hinein, manchmal bis 24:00 Uhr.<br />

Ausschnitt aus demselben Heft von 1987 über den Grand Prix in St. Gervais:<br />

St. Gervais ohne UdSSR-Läufer<br />

Die Gastgeber hatten die Visa für die Mannschaft<br />

der UdSSR erst ab dem Tag des Wettkampfbeginns<br />

beantragt. In der Sowjetunion<br />

hatte wohl auch keine entscheidende Stelle<br />

diese Tatsache bemerkt. Bis dann die Papiere<br />

vormittags endlich ausgestellt waren, hatte das<br />

Flugzeug Moskau bereits verlassen. Das gesamte<br />

Team musste zornig und mit gepackten Koffern<br />

zu Hause bleiben. Ein Armutszeugnis ohnegleichen<br />

für die Bürokraten in Ost und West,<br />

ein Ärgernis für Veranstalter, Zuschauer und<br />

Hoteliers. (…)<br />

Erhebliche Aufsehen erregte die erst 13-jährige<br />

farbige Französin Surya Bonaly, die von der Insel<br />

La Réunion im indischen Ozean stammt<br />

[Jahre später stellte sich heraus, dass das eine<br />

Erfindung zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades<br />

war. Stattdessen ist sie in Nizza geboren] und<br />

bei (…) Didier Gailhaguet trainiert. Sie hat es im<br />

Tumbling, einer nicht-olympischen Art des Salto-Bodenturnens,<br />

bereits zur Juniorenweltmeisterin<br />

gebracht und läuft erst seit kurzem Eis. In<br />

der Kür reihte sie Sprung an Sprung, darunter<br />

auch eine Kombination von zwei dreifachen<br />

Toeloops. Ihre Musikinterpretation lässt jedoch<br />

noch zu wünschen übrig. Im Schaulaufen zeigte<br />

sie auch Saltos ohne und mit Schraube, einen<br />

Salto mit sofort anschließendem dreifachen<br />

Toeloop und artistische Elemente aus dem<br />

Kraftsport.<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Eislauftrainerin Surya Bonaly mit Haley Jostes<br />

bei den Deuteschen Jugendmeisterschaften 2019,<br />

Foto: Höppner<br />

Peter Grütter im Jahr 2018<br />

Foto: Kolb<br />

Die Läufer im sehr gut organisierten Sportinternat<br />

bekommen schon ab 4:30 Uhr ein reichhaltiges<br />

Frühstück und werden auch sonst in jeder<br />

Weise verwöhnt. Dass dies alles klappt, dafür ist<br />

Frau Hofmann [inzwischen verstorben] verantwortlich.<br />

Sie macht dies seit Jahren mit bewundernswerter<br />

Hingabe und wird dabei von vielen<br />

Mitarbeitern bestens unterstützt. Dass die Muskeln<br />

der Athleten immer wieder aufs Neue<br />

durchgeknetet werden, dafür zeichnet Masseur<br />

Henry Singer [inzwischen verstorben] verantwortlich.<br />

Er macht dies mit einer nimmer endenden<br />

Energie und spielt dabei zuweilen Seelsorger.<br />

Wenn Verletzungen auftauchen, so geht<br />

man zu Dr. Rohde [inzwischen im Ruhestand],<br />

einem erfahrenen Sportarzt, und wenn’s mit den<br />

Schlittschuhen nicht mehr klappt, kommt ein<br />

Mann zum Zuge, den ich mit gutem Gewissen<br />

als den größten Schlittschuhfachmann der Welt<br />

bezeichnen kann. Wer kennt ihn nicht in der<br />

„Skating World“, den gebürtigen Wiener Heinrich<br />

Podhaisky [noch heute aktiv]?<br />

So ist es denn nicht verwunderlich, dass die Atmosphäre<br />

unter den Läufern und Trainern ausgezeichnet<br />

ist. Erlauben Sie mit hiermit einmal,<br />

allen meinen sehr hochgeschätzten Kollegen<br />

für die fruchtbare Zusammenarbeit und den interessanten<br />

Gedankenaustausch von Herzen zu<br />

danken. Ich richte mich persönlich an Herrn<br />

und Frau Mensching, Frau Kreiselmeyer und<br />

Herrn Jonas sowie an den neuen Bundestrainer<br />

Herrn Divin, mit seinen tschechischen Landsleuten<br />

Herrn Fajfr und Herrn Skotnicky. Die<br />

charmante <strong>No</strong>te wird gegeben durch die Damen<br />

Doherty, Gaiser und gelegentlich auch<br />

Claudia Press-Schramm. Aus den benachbarten<br />

Ländern kamen in diesem Sommer [1987] unter<br />

anderem Herr und Frau Slater (Großbritannien),<br />

Frau Gaia und Frau Monopoli, Frau Senra (Spanien),<br />

Mme Le Bihan (Frankreich), Frau Prohaska<br />

und Herr Dümler (Düsseldorf), Frau Bühlmann,<br />

Frau Wengeler sowie Herr Wirz<br />

(Schweiz) und Herr Langer (Kassel).<br />

Über 100 Läufer aus allen Ländern durften sich<br />

wieder gegenseitig stimulieren. Um hier nur die<br />

wichtigsten zu nennen, fange ich mit den besten<br />

Eistänzern aller Zeiten an: Wer könnte es anders<br />

sein als Torvill/Dean. Wie kaum jemand schätzen<br />

Jayne und Chris die hervorragenden Möglichkeiten<br />

im Allgäu. In ihre Fußstapfen wollen die<br />

französischen Meister Isabelle und Paul Duchesnay<br />

treten, gefolgt von ihren Landsleuten Sarech/Debernis.<br />

Aus Finnland kamen Rahkamo/<br />

Kokko, aus München Zietemann/Ullmann sowie<br />

Zietemann/Ladd-Oshiro und die Geschwister<br />

Dehne. Dass es fast wie bei einer Deutschen<br />

Meisterschaft zuging, dafür sorgten die Herren<br />

Schramm, Fischer, Zander, Wieser, Dechert,<br />

Weiss, Vogt und Svec. Für das Paarlaufen zuständig<br />

waren Sonja Adalbert und Daniele Caprano.<br />

An dieser Stelle also nochmals der Dank<br />

an Herrn Kreiselmeyer und an die DEU – und auf<br />

ein Wiedersehen 1988! Peter Grütter/Genf<br />

31<br />

Dank an Oberstdorf 1987<br />

Eislaufgeschichte


ICE SPORT ARENA TELFS<br />

GANZJÄHRIG GANZTÄGIG<br />

EISKUNSTLAUFPATCHTRAINING<br />

daily figureskating all year from<br />

8am until 6pm<br />

03/2019<br />

ICEART bietet in Kooperation mit dem Tiroler<br />

Eislaufverband in der ICE SPORT ARENA<br />

in Telfs im Herzen von Tirol für Eiskunstlaufvereine,<br />

Trainer und Sportler ideale Trainingsmöglichkeiten.<br />

Eispläne, Onlinebuchung und Reservierung<br />

unter: www.iceart­tirol.at. Further details:<br />

www.iceart­tirol.at, phone: +43­6765343759<br />

Für den Tiroler Eislaufverband: Dr. Georg Ganner, Präsident<br />

Frühjahr­ und Sommertraining:<br />

Täglich laut Plan www.iceart­tirol.at, Patcheis<br />

Dieses Virus infiziert<br />

auch die Pressefreiheit<br />

Im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie wird die Pressefreiheit in vielen Ländern<br />

massiv eingeschränkt. Regierungen erhalten Sondervollmachten, <strong>No</strong>tstandsgesetze<br />

erschweren die Berichterstattung und es drohen hohe Strafen für angebliche<br />

Falschnachrichten. Damit Menschen sich und andere effektiv vor der Verbreitung des<br />

Virus schützen können, brauchen sie umfassende und unabhängige Informationen.<br />

Erfahre mehr unter reporter-ohne-grenzen.de/corona

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!