Pirouette No. 08/2020 Oktober
Nebelhorn Trophy 2020 - Eine gelungene Veranstaltung Unsere Redakteure und Fotografen besuchten das Eissportzentrum Oberstorf und berichten vom einzigen internationalen Event des Septembers. Das Sichtungslaufen in Moskau war die erste „Live“- Eiskunstlaufveranstaltung mit Zuschauern in Russland (und in der Welt) seit März. Auch Tatjana Flade war dabei und konnte mit den Läufern sprechen. … Topthemen: · Nebelhorn Trophy · Russisches Sichtungslaufen Weiteres aus dem Inhalt: · Kommentar: Udo Dönsdorf zur Nebelhorn Trophy 2020. (Ein positives Resümee) · Interview: Evgeni Plushenko · Interview: Maria Kazakava & Georgy Reviya · Interview: Evgenia Medvedeva · Sommertraining: Brian Orsers Club in Toronto · Interview: Deniss Vasiljevs · Neues aus aller Welt · Eistanzlehrgang mit Madame Papadakis. (Stefano Caruso und Catherine Papadakis in Berlin) · Sommertraining: Bruno Marcotte in Oakville · Sichtungslaufen in Russland: Mikhail Kolyadas Comeback · Neues aus Russland: Sergei Voronov hört auf, Maria Sotskova droht lange Sperre, Neue Averbukhs IceAge-Staffel · DEU-Testwettbewerb in Mannheim · Nebelhorn Trophy: Vasiljevs erstmals mit Vierfachem, Rang vier für Maurizio Zandron, Gutes KP und schwache Kür von Fentz, Überraschungssiegerin Eva-Lotta Kiibus, Silber für Hocke/Kunkel, Neue Partnerin für Ruben Blommaert · ISU veröffentlicht Tanzregeln für 2021/22 · Wer startet wo beim Grand Prix? · Synchron: United Angels Kür-Choreografie übers Internet · Masters in Villard de Lans · Japan Open · Eislaufgeschichte: Ein Dank an Oberstdorf von Peter Grütter (Aus der Pirouette vom Oktober 1987) Titelbild: Deniss Vasiljevs, Herrensieger der Nebelhorntrophy 2020, Foto: Hella Höppner Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-8-oktober-2020.html (Erscheinungstermin 14.10.2020)
Nebelhorn Trophy 2020 - Eine gelungene Veranstaltung
Unsere Redakteure und Fotografen besuchten das Eissportzentrum Oberstorf und berichten vom einzigen internationalen Event des Septembers. Das Sichtungslaufen in Moskau war die erste „Live“- Eiskunstlaufveranstaltung mit Zuschauern in Russland (und in der Welt) seit März. Auch Tatjana Flade war dabei und konnte mit den Läufern sprechen. …
Topthemen:
· Nebelhorn Trophy
· Russisches Sichtungslaufen
Weiteres aus dem Inhalt:
· Kommentar: Udo Dönsdorf zur Nebelhorn Trophy 2020. (Ein positives Resümee)
· Interview: Evgeni Plushenko
· Interview: Maria Kazakava & Georgy Reviya
· Interview: Evgenia Medvedeva
· Sommertraining: Brian Orsers Club in Toronto
· Interview: Deniss Vasiljevs
· Neues aus aller Welt
· Eistanzlehrgang mit Madame Papadakis. (Stefano Caruso und Catherine Papadakis in Berlin)
· Sommertraining: Bruno Marcotte in Oakville
· Sichtungslaufen in Russland: Mikhail Kolyadas Comeback
· Neues aus Russland: Sergei Voronov hört auf, Maria Sotskova droht lange Sperre, Neue Averbukhs IceAge-Staffel
· DEU-Testwettbewerb in Mannheim
· Nebelhorn Trophy: Vasiljevs erstmals mit Vierfachem, Rang vier für Maurizio Zandron, Gutes KP und schwache Kür von Fentz, Überraschungssiegerin Eva-Lotta Kiibus, Silber für Hocke/Kunkel, Neue Partnerin für Ruben Blommaert
· ISU veröffentlicht Tanzregeln für 2021/22
· Wer startet wo beim Grand Prix?
· Synchron: United Angels Kür-Choreografie übers Internet
· Masters in Villard de Lans
· Japan Open
· Eislaufgeschichte: Ein Dank an Oberstdorf von Peter Grütter (Aus der Pirouette vom Oktober 1987)
Titelbild:
Deniss Vasiljevs, Herrensieger der Nebelhorntrophy 2020, Foto: Hella Höppner
Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-8-oktober-2020.html (Erscheinungstermin 14.10.2020)
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<strong>Pirouette</strong> Nr. 8 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 53. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />
Deniss Vasiljevs<br />
Nebelhorn Trophy<br />
Russisches Sichtungslaufen<br />
<strong>Pirouette</strong>-Online<br />
<strong>Pirouette</strong>-Facebook
Kommentar:<br />
Udo Dönsdorf<br />
zur Nebelhorn Trophy <strong>2020</strong><br />
Annicka Hocke und Robert Kunkel bei<br />
der Nebelhorn Trophy, „ihre <strong>Pirouette</strong>“<br />
präsntierend<br />
Foto: Tatjana Flade<br />
„In der ersten Hälfte des Wettkampfs war ich<br />
mehr als zufrieden, weil die Ergebnisse überragend<br />
waren. In der Gesamtbilanz war es<br />
dann etwas ernüchternder und vor allen Dingen<br />
konnte man deutlich sehen, dass noch<br />
eine Menge Arbeit anliegt. Da treten dann die<br />
Defizite zu Tage. Zum einen liegen sie im konditionellen<br />
Bereich, zum anderen fehlt eben<br />
auch die Routine. Insofern war es eine gemischte<br />
Bilanz. Bedauerlicherweise ist dann<br />
auch noch unser bestes Paar ausgefallen. Das<br />
zweite Paar konnte mit der Situation nicht<br />
fertigwerden, dass sie den Wettbewerb gewinnen<br />
hätten können. Das war auch eine Lehre.<br />
Auch bei dem Herren - immer wenn man Erster<br />
ist und Favorit wird, ist es ein mentales<br />
Problem, den zweiten Teil des Wettkampfs so<br />
zu absolvieren wie den ersten. Daran muss gearbeitet<br />
werden. Bei der Dame war es auch so<br />
- zweiter Platz im KP ist eine gute Eingruppierung<br />
gewesen, aber sie hat heute nicht zu ihrer<br />
Leistung gefunden. Das ist nicht ihr Anspruch<br />
von der Leistung her. Schade war natürlich,<br />
dass unser Eistanzpaar nicht antreten<br />
konnte. Sie waren bestens vorbereitet, weil ich<br />
selbst eine Überprüfung miterlebt habe und<br />
dachte, sie sind super im Rennen. Müller/Dieck<br />
haben wir extra noch nachgemeldet und es ist<br />
schwierig für ein Paar, das bei einer sehr arrivierten<br />
Trainerin wie Angelika Krylova trainiert,<br />
die einen anderen Fahrplan hat und sagte,<br />
es ist ihr lieber, ihr startet hier nicht. Dann<br />
dagegen zu halten würde ich als Sportler auch<br />
nicht machen. Wir wollten keine Verärgerung,<br />
wir mussten das respektieren<br />
Das Hygienekonzept hier in Oberstdorf ist voll<br />
aufgegangen, mit großer Konsequenz ist es bei<br />
allen Beteiligten, die hier verantwortlich sind,<br />
durchgeführt worden und mit großer Disziplin.<br />
Insofern ist es gelungen und ich kann nur sagen,<br />
das soll auch andere Verbände ermuntern<br />
zu sagen, wenn es die Situation in dem Land<br />
ergibt - man kann einen Eiskunstlaufwettbewerb<br />
unter diesen Bedingungen durchführen.<br />
Wir bieten sogar in Dortmund einen zweiten<br />
Wettbewerb an, weil wir auch sehen, dass andere<br />
sehr zögerlich sind. Wir sehen auch zu,<br />
dass wir eine gute Reputation haben. Es ist<br />
gut, dass Verbände wie die Deutsche Eislauf-<br />
Union vorpreschen.“<br />
krk<br />
Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />
Instagramm
Impressum<br />
Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />
STS·Verlag+Werbung<br />
Stefan Schulze<br />
Am Stutz 14<br />
97993 Creglingen<br />
Fon 07933-700-191<br />
Fax 07933-700-192<br />
E-Mail: info@pirouette-online.de<br />
Webshop www.pirouette-online.de<br />
Facebook: www.facebook.com/pirouettemagazin<br />
Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />
Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />
Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />
Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert-René Kolb<br />
(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />
Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />
Anzeigen: Stefan Schulze<br />
Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />
Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />
gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />
Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />
die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />
falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />
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Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />
Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />
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Einzelheft: 6,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />
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Probeabo: 33 EUR, EU: 35 EUR inkl. Versand<br />
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Festpreis in unserer Preisliste, z.B. 1/8 Seite<br />
105,- EUR. Download unter www.pirouette-online.de/<br />
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Eiskunstlauf-Termine<br />
von Mitte <strong>Oktober</strong> bis Ende <strong>No</strong>vember<br />
(unter Vorbehalt)<br />
15.10. – 17.10. Budapest Trophy (Ungarn)<br />
21.10. – 24.10. Crystal Skate in Bukarest<br />
(Rumänien), abgesagt<br />
22.10. – 25.10. Minsk Arena Ice Star<br />
(Weißrussland)<br />
23.10. – 25.10. Skate America in Las Vegas<br />
23.10. – 25.10. Zwingerpokal in Dresden<br />
29.10. – 31.10. Autumn Talents Cup in Kiew<br />
(Ukraine), abgesagt<br />
29.10. – 01.11. Tirnavia Cup in Trnava<br />
(Slowakei)<br />
29.10. – 01.11. Berliner Bär und Berliner<br />
Meisterschaften<br />
29.10. – 01.11. Denis Ten Memorial in<br />
Almaty (Kasachstan),<br />
abgesagt<br />
30.10. – 01.11. Skate Canada in Ottawa<br />
(Kanada)<br />
03.11. – <strong>08</strong>.11. Volvo Cup in Riga (Lettland)<br />
06.11. – <strong>08</strong>.11. Pavel Roman Memorial in<br />
Olomouc (Tschech. Rep),<br />
abgesagt<br />
06.11. – <strong>08</strong>.11. Prague Ice Cup in Prag<br />
(Tschech. Rep), abgesagt<br />
06.11. – <strong>08</strong>.11. Cup of China in Chongqing<br />
06.11. – <strong>08</strong>.11. Ice Lab Cup in Bergamo<br />
(Italien)<br />
10.11. – 15.11. Denkova-Staviski-Cup in<br />
Sofia (Bulgarien), neu<br />
12.11. – 15.11. Warschau Cup (Polen)<br />
13.11. – 15.11. Internationaux de France in<br />
Grenoble (Frankreich)<br />
19.11. – 22.11. Skate Celje in Celje<br />
(Slowenien)<br />
20.11. – 22.11. Rostelecom Cup in Moskau<br />
(Russland)<br />
23.11. – 29.11. Santa Claus Cup in Budapest<br />
(Ungarn)<br />
23.11. – 30.11. Inge Solar Trophy in<br />
Innsbruck (Österreich)<br />
26.11. – 29.11. NRW Autumn Trophy in<br />
Dortmund, neu<br />
27.11. – 29.11. NHK Trophy in Osaka (Japan)<br />
Interview mit Deniss Vasiljevs auf Seite 9, Foto: Flade<br />
Inhalt<br />
Kommentar: Udo Dönsdorf zur NHT <strong>2020</strong> 2<br />
Interview: Evgeni Plushenko 4<br />
Interview: Maria Kazakava & Georgy Reviya 6<br />
Interview: Evgenia Medvedeva 7<br />
Sommertraining: Brian Orsers Club in Toronto 8<br />
Interview: Deniss Vasiljevs 9<br />
Neues aus aller Welt 10<br />
Eistanzlehrgang mit Madame Papadakis 11<br />
Sommertraining: Bruno Marcotte in Oakville 12<br />
Sichtungslaufen in Russland 13<br />
Neues aus Russland 16<br />
DEU-Testwettbewerb in Mannheim 18<br />
3<br />
Inhalt & Termine<br />
Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />
Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />
nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />
Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />
Titelbild:<br />
Deniss Vasiljevs, Herrensieger der<br />
Nebelhorntrophy <strong>2020</strong><br />
Nebelhorn Trophy 19<br />
Wer startet wo beim Grand Prix? 28<br />
Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />
Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />
ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />
Schriftform.<br />
Foto: Hella Höppner<br />
Synchron: United Angels Kür-Choreografie 29<br />
Masters in Villard de Lans 30<br />
Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />
www.pirouette-online.de/info/<br />
allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />
Eislaufgeschichte: Dank an Oberstdorf 1987 31<br />
<strong>Pirouette</strong>-Online<br />
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<strong>Pirouette</strong> im Internet:<br />
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Erscheinungstermin<br />
der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />
17. <strong>No</strong>vember <strong>2020</strong>
4<br />
Evgeni Plushenko<br />
Evgeni Plushenko<br />
»Ich habe bei<br />
Null angefangen«<br />
Interview<br />
Evgeni Plushenko (37) ist einer der größten<br />
Eiskunstlaufstars der vergangenen<br />
zwei Jahrzehnte und dominierte den<br />
Sport lange. Er startete bei vier Olympischen<br />
Spielen und gewann jedes Mal<br />
eine Medaille: Gold 2016, Silber 2002<br />
und 2010 sowie Gold im Team 2014. Der<br />
sechsmalige Europameister produzierte<br />
große Eislaufshows, mit denen<br />
er in Russland und im Ausland<br />
auftrat. Nun will er sich zunehmend<br />
auf die Trainerarbeit<br />
konzentrieren und<br />
hat mit Alexandra Trusova<br />
und Alena Kostornaia<br />
zwei prominente Läuferinnen<br />
unter seine Fittiche<br />
genommen. Aus seiner<br />
Schule kommen aber auch<br />
Nachwuchstalente wie Sofia<br />
Titova (11), die im Frühjahr<br />
Russische Meisterin in ihrer<br />
Altersklasse wurde.<br />
Evgeni Plushenko mit seinem Sohn Alexander, Fotos: Flade<br />
Evgeni Plushenko als Trainer<br />
mit Alena Kostornaia und<br />
Sergei Rozanov<br />
<strong>Pirouette</strong>: Sie hatten mir schon als aktiver<br />
Läufer erzählt, dass es Ihr Traum sei, eine<br />
eigene Eislaufschule aufzubauen. Wie haben<br />
Sie das nun umgesetzt?<br />
Evgeni: Der erste Schritt war, dass ich ausprobiert<br />
habe, ob es mir gefällt, Kinder zu trainieren<br />
und ob ich das kann, denn das ist sehr<br />
schwierig. Da war die organisatorische Frage -<br />
ich musste ein Team, einen Trainerstab zusammenstellen,<br />
denn alles fing bei Null an. Ich habe<br />
keine staatliche Schule, niemand hat mir geholfen.<br />
Ich begann mit kleinen Kindern und mir hat<br />
es im Prinzip gefallen. Wir hatten nur eine kleine<br />
Eisfläche, aber für den Anfang war es nicht<br />
schlecht. Als mehr Kinder, mehr Sportler kamen,<br />
wurde mir klar, dass wir uns weiterentwickeln<br />
müssen und dass wir eine große Eisfläche brauchen.<br />
Seit anderthalb Jahren sind wir nun auf<br />
einer großen Eisbahn. Wir haben jetzt 120 Kinder<br />
in der Schule. Natürlich war es schwierig,<br />
ein Trainerteam zusammenzustellen. 17 Trainer<br />
wurden wieder entlassen. Viele Trainer waren<br />
verwöhnt und dachten, dass sie zu mir kommen,<br />
um vor allem Geld zu verdienen. Viele sind<br />
von selbst gegangen, weil sie diese Energie, diesen<br />
Drive nicht ausgehalten haben, der in unserem<br />
Kollektiv herrscht. Man muss hart arbeiten,<br />
um ein Resultat zu erzielen, insbesondere, weil<br />
alles von Null anfängt. Einige Trainer haben das<br />
Training versäumt, andere haben sich den Kindern<br />
gegenüber nicht sehr gut verhalten. Ich<br />
verbiete es zum Beispiel, die Hand gegen je-<br />
manden zu erheben. Das kommt in Russland vor,<br />
aber das ist verboten. Gott sei Dank hat sich das<br />
nun alles eingespielt und das Kollektiv ist klasse.<br />
Alle sind jung, energiegeladen, alle beherrschen<br />
einen guten Schlittschuh. Ich habe jetzt 20 Trainer<br />
und Choreographen. Ende <strong>No</strong>vember ziehen<br />
wir um, denn ich baue meine zwei eigenen Hallen.<br />
Die eine in Moskau und die zweite Halle<br />
baue ich im Umland, neben meinem Haus, auf<br />
meinem Grundstück. Dort wird es auch ein Hotel<br />
geben, ein Spa, ein Schwimmbad, Reha-Prozeduren,<br />
ein medizinisches Zentrum. Ich gehe dort<br />
professionell an die Sache heran, denn zu mieten<br />
ist sehr teuer, die Pandemie interessiert da keinen.<br />
Also habe ich die Entscheidung getroffen,<br />
selbst zu bauen und bei Erfolg wird sich das natürlich<br />
lohnen. Ich habe jetzt viele Anfragen von<br />
Ausländern aus verschiedenen Ländern - aus Japan,<br />
Italien, Frankreich, aus Deutschland leider<br />
nicht. Alle wollen jetzt kommen, aber die Grenze<br />
ist zu und wir warten noch. Viele Kids, die Talent<br />
und gute Ergebnisse zeigen, trainieren bei mir<br />
kostenlos. Viele unterstütze ich, zahle ihnen Stipendien<br />
oder einen Lohn oder finde Sponsoren.<br />
Ich habe Kinder aus kinderreichen Familien, die<br />
auch kostenlos laufen, ebenso Kinder mit Behinderungen.<br />
Ich möchte das für diese Kinder tun.<br />
Mit wem arbeiten Sie persönlich?<br />
Auf jeden Fall arbeite ich mit den zwei älteren<br />
Gruppen. In der einen ist Sasha Trusova, in der<br />
anderen Alena Kostornaia. Daneben gibt es noch<br />
Training mit<br />
Alexandra Trusova
(Veronika) Zhilina, (Sofia) Titova, dann Leonid<br />
Sviridenko aus St. Petersburg. Manchmal besuche<br />
ich die jüngere Gruppe, in der mein Sohn<br />
Alexander läuft. Ich habe nicht mal genug Zeit<br />
für meinen eigenen Sohn!<br />
Wie schwer ist es, den eigenen Sohn zu<br />
trainieren?<br />
Wir haben uns abgesprochen - zu Hause sind<br />
wir Vater und Sohn und beim Training sind wir<br />
Trainer und Sportler. Wenn wir das durchhalten,<br />
werden wir gute Arbeit leisten. Aber manchmal<br />
vermischt er es. Er hat gute Fortschritte gemacht.<br />
Ich übe keinen Druck aus. Ich möchte,<br />
dass er eine lange Karriere hat und nicht wie ein<br />
Streichholz nur kurz aufflammt und mit 15, 16<br />
Jahren aufhört. Ich habe es nicht eilig. Viele bei<br />
uns in Russland wollen, dass die Kinder immer<br />
schneller alles machen. Aber dann haben sie<br />
entweder Verletzungen oder haben die Nase voll.<br />
Inzwischen haben Sie auch Läuferinnen aus<br />
dem Nationalteam.<br />
Vorher hatte ich schon Serafima Sakhanovitch<br />
und Anastasia Tarakanova trainiert. Aber mir ist<br />
das nicht so wichtig - aus dem Nationalteam<br />
oder nicht. Natürlich ist das eine Verantwortung.<br />
Ich brauche ein Resultat, ich muss ein Resultat<br />
erbringen. Ich zähle darauf, Alexandra komplett<br />
zu verändern, ihr Eislaufen, ihr Gleiten, die Choreographie,<br />
ich will Charisma hinzufügen, die<br />
Vierfachen verbessern, damit sie schneller dreht.<br />
Sasha ist eine einzigartige Sportlerin. Vor zwei<br />
Jahren bekam ich einen Anruf von ihrem Vater<br />
und wir haben uns getroffen. Aber ich sagte, ich<br />
kann sie nicht nehmen, weil ich eine kleine Eisbahn<br />
und Showverträge hatte. Jetzt habe ich bis<br />
auf einen Vertrag keinen mehr unterschrieben,<br />
denn ich konzentriere mich auf die Trainerarbeit.<br />
Dann kam überraschend Alena Kostornaia<br />
zu Ihnen.<br />
Es war ihre eigene Entscheidung. Wenn es der<br />
Wunsch der Sportlerin ist, warum nicht. Ich habe<br />
die Möglichkeiten, ich bin bereit dazu. Wir brauchen<br />
nur noch etwas Zeit. Sie war noch nicht<br />
ganz für dieses Sichtungslaufen vorbereitet, wir<br />
trainieren erst seit einem Monat zusammen. Vorher<br />
hatte sie ihre ganze Form verloren, sie hat in<br />
ihrer alten Gruppe mehr als drei Wochen nicht<br />
mehr trainiert. Sie haben sie nicht gehen lassen,<br />
solche Momente gab es. So wurde viel Zeit verloren<br />
und wir mussten in einem Monat bis zum<br />
Sichtungslaufen ein Programm zusammenstellen,<br />
sie wieder in Form bringen. Sie hat viel Arbeit<br />
geleistet. Jetzt bringen wir den 3A zurück, bauen<br />
eine Kür, laufen das KP ein, nähen Kostüme.<br />
Als Sie anfingen, haben viele Sie nicht ernst<br />
genommen und gesagt, das wäre ein rein<br />
kommerzielles Projekt.<br />
Als wir mit der Schule anfingen, habe ich allen,<br />
die zu mir kamen, gleich gesagt, dass ich einen<br />
Trainerstab habe und ihr werdet mit den Trainern<br />
arbeiten. Ich kann mal zu der einen oder<br />
anderen Gruppe kommen, aber ich werde nicht<br />
jeden Tag am Trainingsprozess teilhaben. Jetzt<br />
bin ich jeden Tag ab<br />
sieben Uhr hier in der<br />
Schule und arbeite<br />
mit den Sportlern. Ich<br />
baue diese Schule auf<br />
und mit der Zeit wird<br />
sie die beste der Welt<br />
werden. Aber wir<br />
brauchen Zeit. Moskau<br />
wurde nicht an einem Tag erbaut. Wie irgendwer<br />
sich dazu verhalten hat, ist mir egal.<br />
Ich kann mir schon sehr lange vieles erlauben.<br />
Ich kann mir auch erlauben, irgendwelchen<br />
Ausfällen in meine Richtung keine Aufmerksamkeit<br />
zu schenken. Es gibt sie natürlich. Ich gefalle<br />
vielen Leuten nicht, aber vielen gefalle ich.<br />
Natürlich tue ich viel für meine Sportler, ich<br />
helfe ihnen.<br />
Werden Sie die Shows ganz aufgeben?<br />
Nein, wir haben in diesem Jahr die „Schneekönigin“<br />
geplant, in Moskau, mit dem Royal Circus.<br />
Wir machen ein einzigartiges Projekt, wir<br />
vereinbaren das Eis mit dem Zirkus. Ich zeige,<br />
dass man es besser als der Cirque du Soleil machen<br />
kann. Ich möchte etwas Tolles zeigen und<br />
hoffentlich macht die Pandemie es nicht zunichte.<br />
Wir haben ein großartiges Projekt in St.<br />
Petersburg, „Aschenputtel“, das wir im Vorjahr<br />
mit dem Bolshoi Theater in Moskau gemacht<br />
haben und das wir jetzt nach St. Petersburg<br />
bringen. Das widerspricht nicht unseren Wettbewerben.<br />
Das sind fünf Tage, zehn Shows, nach<br />
der Russischen Meisterschaft. Also es gibt<br />
Schaulaufen, aber nur sehr wenige und wenn,<br />
dann sind es vor allem meine eigenen Shows.<br />
Gefällt Ihnen die Trainerarbeit jetzt besser als<br />
die Auftritte in Shows?<br />
Das sind zwei verschiedene Jobs. Mir gefällt es,<br />
Trainer zu sein, ich gehe gern mit Kindern um. Sie<br />
sind schon wie meine eigenen. Mir gefällt es,<br />
wenn dem Sportler etwas gelingt, mir gefällt die<br />
Arbeit an den Programmen, die Technik gefällt<br />
mir natürlich, die mir Alexei Mishin mitgegeben<br />
hat. Ich habe mir auch schon etwas ausgedacht,<br />
eigene Übungen und etwas modernisiert.<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung des<br />
Eiskunstlaufs?<br />
Ich sehe eine eindeutige Entwicklung bei den<br />
Damen und sie sollen Vierfache (im KP) zeigen<br />
dürfen. Wenn Usain Bolt schneller als alle anderen<br />
läuft - soll man ihm etwa Gewichte anhängen?<br />
Warum sollte der Fraueneiskunstlauf zurückgehalten<br />
werden? Das ist schon den Frauen<br />
gegenüber nicht fair. Das ist Gleichberechtigung.<br />
Die Entwicklung treibt den Eiskunstlauf<br />
voran. Und wer es nicht kann - dann geht hin<br />
und trainiert. Die Kinder lernen Vierfache und<br />
den dreifachen Axel mit zehn, elf Jahren. Das ist<br />
eine neue Generation.<br />
Manche sagen, das führt zu Verletzungen,<br />
das ist für die Kinder zu schwer...<br />
Dann gebt die Kinder nicht in den Leistungssport.<br />
Dafür gibt es Breitensportgruppen, die<br />
habe ich auch. Jeder kann in diese Breitensportgruppe<br />
gehen und dort Eislaufen lernen, mit<br />
Helm und Knieschonern. Aber wenn wir vom<br />
Hochleistungssport sprechen, dann heißt das<br />
hart arbeiten und nochmal hart arbeiten und<br />
natürlich wird es Verletzungen geben. Darauf<br />
muss man vorbereitet sein und wer das nicht<br />
ist, muss es nicht machen.<br />
Was denken Sie über die Erhöhung der<br />
Altersgrenzen?<br />
Anzeige<br />
Ehrlich gesagt, ich würde es auf 16 Jahre anheben.<br />
Man kann nicht vergleichen, wie man mit<br />
13 oder mit 17, 18 Jahren läuft. 16 Jahre wäre<br />
gut, dann bleiben sie länger im Sport. Ich schätze<br />
die Supersportler, die wenigstens zwei olympische<br />
Zyklen auf hohem Niveau gelaufen sind.<br />
Wie kann man die Popularität des Eiskunstlaufs<br />
weltweit fördern?<br />
Ich denke, man muss Pro-Am-Wettbewerbe machen,<br />
wie es sie früher gab. Auch die Teamwettbewerbe<br />
sind gut. Ich weiß, dass in den USA und<br />
Kanada die Popularität stark zurückgegangen ist.<br />
Man braucht doch die großen Namen und Erfolge.<br />
Wir brauchen viele Übertragungen, im Fernsehen<br />
und im Internet. Ich denke außerdem, dass<br />
die Länge der Kür nicht 4.10 sein kann. Sie verkürzen<br />
die Zeit, aber sie machen den Eiskunstlauf<br />
schwieriger. Wo ist da die Logik? In den <strong>Pirouette</strong>n<br />
braucht man viele Positionen, die man halten<br />
muss, dann die Schrittfolgen. Wenn wir eine<br />
klasse Choreographie sehen wollen, die dem Publikum<br />
nahegebracht wird, dann brauchen wir<br />
mehr Zeit. Sie sollten wenigstens zu 4.40 zurückkehren.<br />
Das wäre schon ein großes Plus.<br />
Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />
viel Erfolg.<br />
Mit Evgeni Plushenko sprach Tatjana Flade. •••<br />
Baby für Plushenko<br />
Evgeni Plushenko und seine Frau Jana Rudkovskaya<br />
freuen sich über die Geburt ihres zweiten<br />
Sohnes Arseni am 25.9. Er wurde von einer Leihmutter<br />
ausgetragen, wie Rudkovskaya bestätigte.<br />
Plushenko hat einen Sohn Alexander (7) sowie<br />
aus erster Ehe den Sohn Jegor (14). tat<br />
Patrick Chan hat geheiratet<br />
Der kanadische Einzelläufer Patrick Chan war von<br />
2011 bis 13 dreimal Weltmeister und gewann Silber<br />
bei Olympia 2014. Inzwischen arbeitet er als<br />
Trainer in Vancouver. Mitte September hat der<br />
29-jährige seine langjährige Lebensgefährtin und<br />
Ex-Paarläuferin Elizabeth Putnam geheiratet. krk<br />
5<br />
Interview Evgeni Plushenko
6<br />
Interview Maria Kazakava & Georgy Reviya<br />
Foto: Flade<br />
<strong>Pirouette</strong>: Wie sind Sie im Frühjahr 2017<br />
als Paar zusammengekommen?<br />
Georgy: Nach meiner ersten Junioren-WM für<br />
Georgien (2017) stand ich ohne Partnerin da,<br />
weil Eva Khatchaturian und ich uns trennten.<br />
Ich hockte hier in Balashikha, trainierte alleine,<br />
suchte ein Mädchen. Aber von Masha<br />
wusste ich nichts.<br />
Maria: Ich lief im Klub „Sokolniki“ mit Alexander<br />
Vaskovich und wir hatten uns getrennt. Eines<br />
schönes Abends, Anfang Mai, schrieb ich<br />
Gosha (Georgy) abend um halb neun und fünf<br />
Minuten später antwortete er mir ‚komm vorbei,<br />
morgen um 8 Uhr 30 auf dem Eis.‘ Ich war<br />
schockiert, dass es so einfach war. Am nächsten<br />
Tag kam ich hierher nach Balashikha.<br />
Georgy: Am nächsten Tag war ich auch schockiert,<br />
denn Masha ist 1,60 groß, nach Eva,<br />
die 1,70 war.<br />
Wie war es dann, als Sie anfingen?<br />
Maria: Es war am Anfang für ihn schwer, sich<br />
an meine Größe zu gewöhnen.<br />
Georgy: Dass sie klein ist, ist in den Hebungen<br />
sehr bequem und wegen des Größenunterschieds<br />
können wir vieles machen, was andere<br />
nicht machen. Aber ja, am Anfang war es<br />
schwer. Nach drei, vier Monaten wurde es<br />
leichter.<br />
Wie schwer fiel Ihnen die Entscheidung, für<br />
Georgien zu laufen? Das ist ein kleines Land<br />
im Eiskunstlauf.<br />
Georgy: Am Anfang hat mir das Angst gemacht.<br />
Maria: Ich bin sehr froh, dass ich zum richtigen<br />
Zeitpunkt am richtigen Ort war und Gosha<br />
kennengelernt habe, anfing für Georgien zu<br />
starten. Ich habe den ganzen georgischen Verband<br />
kennengelernt und habe gemerkt, dass<br />
dort so nette Leute sind, die in jeder Situation<br />
helfen. Ich bereue das nicht, sondern bin im<br />
Gegenteil dem Schicksal dankbar, dass es so<br />
gekommen ist.<br />
Georgy: Wir haben im Land keine Konkurrenten<br />
und wir wissen, dass wir uns für die Turniere<br />
qualifizieren. Manchmal bedeutet es aber auch<br />
Druck, dass wir die einzigen in unserem Land<br />
Maria Kazakova (19) und Georgy Reviya (21) sind die ersten Eiskunstläufer<br />
Georgiens, die mit Silber in diesem Jahr eine Medaille bei der Junioren-WM<br />
gewinnen konnten. Kazakova ist eine gebürtige Russin. Reviya ist ebenfalls<br />
in Russland geboren und aufgewachsen, aber er ist georgischer Abstammung.<br />
Das Tanzpaar trainiert im Moskauer Vorort Balashikha bei Denis Samokhin<br />
und Maria Borovikova.<br />
»Die Bedeutung der Medaille ist<br />
uns erst später bewusst geworden«<br />
Maria Kazakava & Georgy Reviya<br />
in dieser Disziplin sind. Die Vorbereitung ist zwar<br />
ruhiger, aber wir müssen unbedingt einen Erfolg<br />
in der internationalen Arena zeigen.<br />
In der vergangenen Saison gewannen Sie das<br />
Juniorenfinale und wurden knapp Zweite bei<br />
der JWM. Wie bewerten Sie diese Saison?<br />
Georgy: Sie war sehr interessant, unsere interessanteste<br />
bisher, weil mich (Vadym) Kolesnik (US-<br />
Eistänzer) angestachelt hat. Mir sagen alle, dass<br />
man mit seinem Konkurrenten nicht befreundet<br />
sein kann, aber man kann. Nach dem Wettbewerb<br />
setzen wir uns hin, schauen uns unsere<br />
Auftritte an und wer was wie gemacht hat.<br />
Was bedeutet es Ihnen, dass Sie die erste<br />
Medaille für Georgien bei der Junioren-WM<br />
geholt haben?<br />
Georgy: Die Bedeutung ist uns erst später bewusst<br />
geworden, wie auch beim Grand Prix Finale<br />
(der Junioren). Mit der Zeit kam das Bewusstsein,<br />
dass wir die ersten aus unserem Land sind,<br />
die das erreicht haben. Direkt nach dem Wettbewerb<br />
waren wir ein wenig enttäuscht, dass wir<br />
Zweite waren, aber wir sind nicht ganz ohne<br />
Fehler gelaufen, also waren wir selbst schuld.<br />
Danach wollten Sie zu Ihrer ersten WM, aber<br />
sie wurde abgesagt. Wie haben Sie die Quarantäne<br />
erlebt?<br />
Georgy: Die ersten zwei, drei Wochen war es<br />
sogar lustig. Ich habe jeden Tag mit Vadym per<br />
Video telefoniert, wir haben zusammen Computerspiele<br />
gemacht und viel geredet, als ob wir in<br />
einer Wohnung wohnen würden. Aber dann<br />
wurde es schwer. In der Quarantänezeit bin ich<br />
nur dreimal auf die Straße gegangen. Meine<br />
Mutter und ich hatten alle Lebensmittel vorher<br />
eingekauft. Nach einem Monat habe ich mir ein<br />
Laufband gekauft.<br />
Maria: Im ersten Monat habe ich Prüfungen an<br />
der Universität abgelegt. Danach hatte ich die<br />
Gelegenheit, ins Gebiet Tver auf die Datscha zu<br />
meinen Schwestern zu fahren. Dort habe ich die<br />
Zeit an der frischen Luft verbracht, bin Fahrrad<br />
gefahren und gelaufen. Wir konnten uns nicht<br />
treffen, aber an Goshas Geburtstag, am 3. April,<br />
habe ich eine Torte gebacken und bin mit der<br />
Torte und einem Geschenk zu ihm gefahren.<br />
Am 1. Juli konnten Sie wieder auf das Eis.<br />
Georgy: Ja, aber am ersten Tag, beim zweiten<br />
Training sind wir gestürzt. Der Schlittschuh<br />
blieb im Eis hängen, Mascha war oben und ich<br />
habe mich am Knie verletzt. Da war was kaputt,<br />
das wurde rausgeschnitten, jetzt geht es<br />
mir besser.<br />
Was können Sie über Ihre neue Kür zum Lied<br />
„Enemy“ von Tommee Profitt sagen?<br />
Georgy: In der Kür, ich weiß nicht wieso, bin ich<br />
der Gute. Sie ist mein Feind, mit dem ich ständig<br />
kämpfe.<br />
Maria: In der Kür ist Gosha ein normaler<br />
Mensch, rein, lieb und gut.<br />
Georgy: Was ich auch bin.<br />
Maria: Und ich stelle das Böse dar, das in Gosha<br />
steckt, alle seine Dämonen. Ich komme aus seinem<br />
Herzen heraus. Jeder Mensch hat seine Dämonen<br />
und in unserem Programm geht es darum,<br />
dass jeder Mensch mit ihnen kämpft. Am<br />
Ende wird er mit ihnen fertig. Einen neuen<br />
Rhythmustanz haben wir noch nicht.<br />
Sie heben sich von anderen Paaren mit originellen<br />
Elementen ab.<br />
Georgy: Im Trainingsprozess denken wir uns diese<br />
Dinge gemeinsam aus, vor allem der Trainer.<br />
Aber wir tragen auch etwas bei. Mir gefällt,<br />
dass wir nicht nur warten, bis der Trainer uns<br />
etwas vorschlägt. Ich mag meinen Gedankenflug,<br />
auch wenn er manchmal nicht in die richtige<br />
Richtung geht, dann holt der Trainer mich<br />
schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.<br />
Außerhalb vom Eis studieren Sie?<br />
Maria: Ich studiere am Sportinstitut für das<br />
Trainerdiplom im zweiten Jahr und in diesem<br />
Jahr habe ich mich dazu im Theaterinstitut für<br />
Eiskunstlaufchoreographie bei Elena Tchaikovskaia<br />
eingeschrieben. Das ist für mich sehr interessant.<br />
Ich möchte gerne Trainerin und Choreographin<br />
werden.<br />
Georgy: Masha ist bei uns für die Bildung verantwortlich<br />
und ich für den Flug der Fantasie.<br />
Ich bin auch am Sportinstitut, aber mit der<br />
Fachrichtung Organisationsmanagement. Meine<br />
großen Pläne sind, mal Wettbewerbe und<br />
Shows zu organisieren. Ich möchte gern meine
Die zweimalige Weltmeisterin<br />
Evgenia Medvedeva (20) trainierte<br />
monatelang online mit Brian Orser,<br />
weil sie nicht nach Kanada<br />
zurückkehren konnte. Kurz nach<br />
dem russischen Sichtungs laufen ging<br />
sie überraschend zu ihrer früheren<br />
Trainerin Eteri Tutberidze zurück.<br />
<strong>Pirouette</strong>: Wie kam dieser Trainerwechsel<br />
zustande?<br />
Evgenia: Nach dem Sichtungslaufen haben Eteri<br />
Georgievna (Tutberidze) und ich uns getroffen<br />
und miteinander gesprochen. Wir haben<br />
lange geredet, aber nicht über die Vergangenheit.<br />
Wir schauten auf die Gegenwart und<br />
letztendlich haben wir eine Zusammenarbeit<br />
vereinbart. Wir werden uns bemühen, arbeiten<br />
und setzen gute Resultate als Ziel. Ich habe am<br />
nächsten Tag mein erstes Training im „Kristall“<br />
(Name der Eishalle) absolviert. Alles ist positiv,<br />
auf einer guten Welle.<br />
Wie hat Brian Orser auf Ihre Entscheidung<br />
reagiert?<br />
Evgenia: Er hat sein vollstes Verständnis für die<br />
Veränderungen gezeigt und mich in meinen<br />
Plänen unterstützt. Wir haben weiterhin ein<br />
gutes Verhältnis, was bei einem Trainerwechsel<br />
wichtig ist.<br />
Wie war es für Sie, in die alte Halle zu den<br />
früheren Trainern zurückzukommen?<br />
Evgenia: Dort hat sich wenig verändert. Natürlich<br />
war ich in den ersten Minuten nervös, schließlich<br />
habe ich dort viele Jahre verbracht und viele Erinnerungen<br />
sind mit dem „Kristall“ verbunden.<br />
Aber ich habe mich schnell wieder eingewöhnt.<br />
Die Eishalle kenne ich so gut, dass ich mich mit<br />
geschlossenen Augen zurechtfinde und es war<br />
leicht für mich, wieder dort zu trainieren. Die<br />
Trainer haben sich gleich an die Arbeit gemacht.<br />
Sie saßen am Anfang der Pandemie wochenlang<br />
in Japan fest.<br />
Evgenia: Als in Kanada die Quarantäne ausgerufen<br />
wurde, war es in Japan, wohin ich zu einer<br />
Show fliegen sollte, noch ruhig. Ich beriet mich<br />
mit Brian und den Japanern und wir kamen zu<br />
dem Entschluss, dass es besser sei, wenn ich<br />
nach Japan fliege. Es gab zu diesem Zeitpunkt<br />
noch keine Quarantäne dort, aber ich habe freiwillig<br />
zwei Wochen zu Hause verbracht. Dann<br />
fing ich an, mich auf die Show vorzubereiten<br />
und eine Woche später wurde sie abgesagt. Am<br />
Ende saß ich mit meiner Mutter drei Monate<br />
Schule in Georgien eröffnen, um dort den Eiskunstlauf<br />
voranzubringen.<br />
Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />
viel Erfolg.<br />
Mit Maria Kazakova und Georgy Reviya sprach<br />
Tatjana Flade.<br />
•••<br />
lang in Japan fest. Ich liebe dieses Land und das<br />
Essen sehr, aber für Europäer ist es schwierig,<br />
wenn man dort sehr lange ist.<br />
Als die Hallen im Juli in Moskau wieder öffneten,<br />
konnten Sie bei ZSKA trainieren und<br />
haben online mit Brian Orser gearbeitet. Wie<br />
war das?<br />
Evgenia: Bei ZSKA haben mir Tatiana Anatolievna<br />
Tarasova, Elena Germanovna Buianova und<br />
Irina Anvarovna Tagaeva geholfen. Mit Brian<br />
war ich jeden Tag online in Kontakt, aber<br />
manchmal gab es Probleme mit der Internetverbindung.<br />
Es war aber besser als nichts. Wir haben<br />
unser Bestes versucht, aber es war trotzdem<br />
etwas seltsam. Und es war etwas seltsam und<br />
traurig, dass ich (beim Sichtungslaufen) allein<br />
aufs Eis gehen musste.<br />
Ihre Programme hatten Sie wenigstens schon.<br />
Evgenia: Ich hatte Glück, dass ich meine neuen<br />
Programme vor der Pandemie aufbauen konnte.<br />
Das KP hatte ich sogar schon angefangen, im<br />
Cricket Club mit Jeffrey Buttle einzulaufen, der<br />
das Programm gemacht hatte. Es ist eine russische<br />
Musik („Maskeraden Walzer“), ich bin eine<br />
russische Läuferin und man erwartet einen russischen<br />
Choreographen, aber er ist Kanadier. Er<br />
hat das toll gemacht und in Moskau hat mir Tatiana<br />
Tarasova geholfen. Die Kür habe ich mit<br />
Shae-Lynn Bourne in Amerika gemacht. Wir<br />
hatten eine Woche, in der wir jeden Tag drei<br />
Stunden am Stück gearbeitet haben. Wir hatten<br />
uns die Musik vorher angehört und hatten<br />
schon eine Vorstellung vom Programm, von der<br />
Farbe des Kostüms. Ich kam schon mit ein paar<br />
interessanten Sachen, die ich im Programm haben<br />
wollte, zu ihr. Diese Kür ist sehr ungewöhnlich<br />
für mich – die Musik und der Charakter –<br />
und das Kostüm wird noch ungewöhnlicher sein.<br />
Wie kamen Sie auf „Alegria“ aus dem Cirque<br />
du Soleil?<br />
Evgenia: Ich suchte nach einer Musik, zu der<br />
man gut laufen kann, die nicht zu populär ist,<br />
die aber jeder kennt. Alegria passt perfekt zu<br />
mir. Ich bin etwas überrascht, dass nur wenige<br />
Läufer Alegria bisher benutzt haben. Dabei<br />
klingt es toll, es sind viele interessante Stücke<br />
drin. Ich bin sicher, dass es dem Publikum sehr<br />
gut gefallen wird.<br />
Ihr Hobby ist Zeichnen und haben sogar auf<br />
Evgenia<br />
Medvedeva<br />
Foto: Flade<br />
»Die Trainer haben sich gleich<br />
an die Arbeit gemacht«<br />
Instagram das Konto “medoart<strong>2020</strong>” eröffnet.<br />
Wie entwickeln Sie Ihr künstlerisches Talent?<br />
Evgenia: Ich habe einen online-Kurs für Aquarellmalerei<br />
gebucht, aber jetzt bin ich sehr beschäftigt.<br />
Ich habe außerdem angefangen, Ukulele<br />
zu spielen. Um mich herum sind viele Musiker<br />
und mein bester Freund Kristian (Kostov) ist<br />
Sänger und spielt viele Instrumente. Ich habe<br />
seinetwegen mit dem Zeichnen begonnen. Ich<br />
zeigte ihm eines meiner Bilder auf Papier und es<br />
war wirklich schlecht. Aber er sagte, ‚du hast Potenzial<br />
und musst das weitermachen‘. Ich war<br />
immer eifersüchtig auf Menschen, die wunderbare<br />
Musik machen können und ich sagte mir<br />
‚eines Tages lerne ich das auch‘ und vor ein paar<br />
Wochen sagte ich mir ‚warum eines Tages? Ich<br />
will jetzt anfangen‘. An meinem freien Tag ging<br />
ich in ein Musikgeschäft und kaufte die Ukulele.<br />
Sie ist klein und handlich, sie hat nur vier Saiten.<br />
Und Sie haben eine eigene Modelinie.<br />
Evgenia: Um Gottes Willen, das klingt so, als ob<br />
ich so viele Dinge in meinem Leben mache! Ehrlich<br />
gesagt kümmere ich mich nicht selbst um<br />
die Modeartikel. Ich habe einen Agenten und<br />
Designer, die mir helfen. Wir haben eine Serie<br />
mit Bildern, die ich gemalt habe, nicht alle, einige<br />
sind von professionellen Designern. Ich bin<br />
sehr beschäftigt, aber ich gebe immer Rückmeldung,<br />
ob ich ein Design gut finde oder nicht.<br />
Wir haben gerade neue Sachen herausgebracht,<br />
wie einen Anhänger mit meinem Namen. Ich<br />
mag gerne strenges, klassisches Design und ich<br />
habe den Markennamen Evgenia Medvedeva mit<br />
einer interessanten Schrift gestaltet.<br />
Was erwarten Sie sich von dieser Saison?<br />
Evgenia: Vor allem, dass sie überhaupt stattfindet!<br />
Es ist richtig, dass es Wettbewerbe gibt und<br />
es ist auch richtig, dass einige Wettbewerbe<br />
ohne Zuschauer stattfinden. Aktuell versuchen<br />
die Verbände, einen Ausweg zu finden, einen<br />
Kompromiss und wir Sportler sollen sie darin<br />
unterstützen. Ich möchte vor allem, dass die<br />
Menschen gesund bleiben. Daher darf man nicht<br />
die Vorsichtsmaßnahmen außer Acht lassen,<br />
selbst wenn auf dem Eis dein Lieblingsläufer ist,<br />
für den du sehr nervös bist.<br />
Vielen Dank für das Interview und alles Gute<br />
für die Saison.<br />
Mit Evgenia Medvedeva sprach Tatjana Flade.•••<br />
7<br />
Evgenia Medvedeva<br />
Interview
8<br />
Brian Orsers Club in Toronto<br />
Sommertraining<br />
Brian Orsers Club<br />
Brian Orser mit Jason Brown und Tracy Wilson bei den Vier Kontinente Meisterschaften, Foto: Flade<br />
Der vornehme „Cricket, Skating and Curling Club“ in Toronto hatte unter dem<br />
Coronavirus offensichtlich auch nach der Wiederöffnung im Juni mehr zu leiden<br />
als viele andere Eishallen. Denn die Mehrzahl der internationalen Läufer trainiert<br />
seit März nicht mehr in dieser Halle, sondern musste im eigenen Land bleiben und<br />
darf seit dem Frühjahr nicht einmal mehr nach Kanada einreisen oder höchstens<br />
mit Quarantäne.<br />
Die Trainer im Club sind dieselben wie zuvor, aber<br />
sie haben weniger Arbeit. Tracy Wilson erzählte<br />
der <strong>Pirouette</strong>, dass die Halle nicht mehr morgens<br />
um 6 Uhr für älterre Erwachsene öffne, sondern<br />
erst um 9 oder 10 Uhr. Denn vor allem Hobbyläufer<br />
kommen nicht mehr gerne in die Halle, weil<br />
sie eine Ansteckung fürchten. Auch abends<br />
schließt die Halle jetzt drei Stunden früher. Sie<br />
und Brian Orser sind nach wie vor die Cheftrainer,<br />
dazu kommen die Choreografen David Wilson<br />
(nicht mit Tracy Wilson verwandt) und Jeffrey<br />
Buttle sowie die weiteren Trainer Andrew Hallam,<br />
Karen Preston, Joey Russell und der vor 16 Monaten<br />
aus Südafrika gekommenen Finne Oula Jääskeläinen.<br />
Nicht sehr viel halten die Trainer in Toronto<br />
von Online-Training, weil man damit nicht<br />
richtig und für den Läufer motivierende arbeiten<br />
könne, so sagte Tracy Wilson. Ein Trainer müsse<br />
seine Energie auf seine Schüler(innen) übertragen<br />
können und das sei online kaum möglich.<br />
Nicht in Toronto ist seit März Superstar Yuzuru<br />
Hanyu, der in Japan gelegentlich mit seinen<br />
Kindheitstrainern arbeitet, wenn er nicht gerade<br />
für Werbeaufnahmen unterwegs ist. Einer seiner<br />
Sponsoren ist und war schon 2019 ein großer<br />
japanischer Gesichtsmaskenhersteller. Schon im<br />
August hatte Hanyu angekündigt, vorläufig gar<br />
keine Wettbewerbe zu laufen, auch keine NHK<br />
Trophy im eigenen Land, weil er Asthma habe<br />
Junhwan Cha, Fotos: Carmichael<br />
Yuzuru Hanyu<br />
und daher ein Risikopatient. Sein Kontakt nach<br />
Toronto sei zurzeit nur sporadisch. Ob und wann<br />
er zurückkommt, war im Frühherbst völlig unklar.<br />
Im heimischen Südkorea musste Junhwan Cha<br />
bleiben, der sich intensiv, auch in der kanadischen<br />
Botschaft in der Hauptstadt Seoul bemühte,<br />
nach Kanada zurückzudürfen, aber zumindest<br />
bis Ende September blieb sein Wunsch unerfüllt,<br />
obwohl Südkorea nur sehr wenige Corona-Fälle<br />
hat. Mit David Wilson hat er online an einem<br />
neuen KP gearbeitet, die Kür zu „The Fire Within“<br />
wird er behalten. Zugute kommt ihm, dass er<br />
schon als Kind Unterricht in Ballett, im Singen<br />
und Schauspielen hatte. Im heimischen Moldawien<br />
blieb der 16-jährige Lilian Binzari, der im<br />
Sommer 2019 der <strong>Pirouette</strong> ziemlich großspurig<br />
von seinen Plänen für Olympia erzählt hatte.<br />
Aber bei seinen beiden Junioren Grand Prix im<br />
Herbst 2019 belegte er nur die Plätze 19 und 21<br />
und kam auch nicht zur Junioren-WM <strong>2020</strong>.<br />
Zur zweimaligen Weltmeisterin Evgenia Medvedeva<br />
in Russland hatte vor allem Orser regelmäßigen<br />
Kontakt, aber auch sie durfte nicht zurück<br />
nach Kanada und gab Mitte September bekannt,<br />
dass sie zurück zu Eteri Tutberidze gehen würde<br />
(siehe Interview Seite 7). Orser sagte in einem Interview<br />
mit dem US-Journalisten Phil Hersh,<br />
während des russischen Sichtungslaufens (siehe<br />
Seite 13) sei er mit ihr im Online-Kontakt gestanden<br />
und habe nicht gewusst, dass sie in<br />
Moskau bleiben wolle. Ohne Reisebeschränkungen<br />
hätte es den Wechsel nicht gegeben. „Wir<br />
haben über den Medienzirkus vor zwei Jahren<br />
gewitzelt, als ich beim Sichtungslaufen mit ihr in<br />
Moskau war. Da hat sie gesagt, sie hätte mehrere<br />
Optionen für die nahe Zukunft. Ich bin jetzt nicht<br />
sauer und überhaupt nicht bitter über den Wechsel.<br />
Dahinter steckt keine böse Strategie, sondern<br />
es ist eben geschehen.“ Eine Rückkehr aus Japan<br />
(wo sie wegen einer dann abgesagten Show war)<br />
nach Kanada wäre auch deshalb kompliziert gewesen,<br />
weil ihre Mutter womöglich nicht einmal<br />
mit Quarantäne hätte zurückkommen dürfen. Als<br />
sie ihm am Telefon sagte, sie überlege zurück zu<br />
Tutberidze zu gehen, habe er gesagt, aus der Ferne<br />
könne er nichts für sie tun. Der russische Verband<br />
sei involviert gewesen und der wolle ihr nur<br />
helfen, was völlig in Ordnung sei.<br />
Neben einer US-amerikanischen Juniorin ist Jason<br />
Brown der einzige Nicht-Kanadier, der zurzeit in<br />
Toronto trainiert. Er habe nach der Einreise aus<br />
den USA die zweiwöchige Quarantäne eingehalten<br />
und arbeite seitdem im Club. Das KP zum<br />
Gospel-Song „Sinnerman“ habe er noch in den<br />
USA mit Choreograf Rohene Ward einstudiert, die<br />
neue Kür zum Musical „Slaughter on 10th Avenue“<br />
mit David Wilson in Toronto. Ebenfalls im<br />
Club trainieren die beiden Kanadier Joseph Phan<br />
und Conrad Orzel. Diese drei Herren in Kanada<br />
wollen bei Skate Canada Ende <strong>Oktober</strong> in Ottawa<br />
an den Start gehen. Klaus-Reinhold Kany<br />
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Der Lette Deniss Vasiljevs (21) gewann die Nebelhorn Trophy.<br />
Deniss Vasiljevs<br />
Foto: Flade<br />
<strong>Pirouette</strong>: Wir war es für Sie, bei Ihrem<br />
ersten Wettbewerb seit Beginn der Pandemie<br />
zu laufen?<br />
Deniss: Ich habe versucht mir vorzustellen, dass<br />
ich von Menschen umgeben bin. Ich hatte das<br />
Bild von der Weltmeisterschaft in der Saitama<br />
Arena in Japan im Kopf. Es war voll und ich versuchte,<br />
mir diese Energie vorzustellen. Je mehr<br />
ich gebe, desto mehr bekomme ich zurück, und<br />
das gab mir Kraft. Ich wollte diese Erfahrung<br />
genießen. Jetzt nach der Quarantäne und nach<br />
all den Shows, die wir im Sommer verloren haben,<br />
fühle ich mich sehr glücklich, diese Wettkampferfahrung<br />
zu haben. Ich nenne es das Kolosseum,<br />
diese Energiequelle, diese Präsenz im<br />
Moment, alles das, was mir bis heute fehlt. Ich<br />
habe mir versucht vorzustellen, dass das Coronavirus<br />
nicht da ist und wir hätten nicht alle<br />
diese Einschränkungen, die unser Leben retten.<br />
Wie sicher haben Sie sich bei der Nebelhorn<br />
Trophy gefühlt?<br />
»Wir werden das Segel<br />
nach dem Wind ausrichten«<br />
genheit, dass wir hierherkommen und einen<br />
Wettbewerb laufen konnten. So ungern ich persönlich<br />
eine Maske trage, und so wenig ich diese<br />
ganzen Schutzmaßnahmen mag - sie scheinen<br />
mir ein bisschen zu viel - kann ich doch verstehen,<br />
dass es wichtig ist. Es war sehr gut organisiert<br />
und sehr gut durchdacht. Ich bin den Menschen<br />
sehr dankbar, die so viel investiert haben,<br />
um diesen Wettbewerb zu ermöglichen und uns<br />
die Gelegenheit gaben, zu laufen, aufzutreten,<br />
zu zeigen, was wir erarbeitet haben.<br />
Sie haben in der Kür erstmals einen sauberen<br />
vierfachen Salchow gezeigt.<br />
Die Quarantäne und die Zwangspause vom<br />
Eislaufen waren eine sehr starke Herausforderung.<br />
Das war die größte Pause, die ich<br />
je hatte. Zurückzukommen hatte seine eigenen<br />
Schwierigkeiten. Wenn du viele Sprünge<br />
machst, belastet das den Rücken und ich hatte<br />
Probleme mit Rückenschmerzen. Insgesamt<br />
lief meine Vorbereitung, um einen Vierfachen<br />
im Programm zu zeigen, nicht wirklich glatt.<br />
Es ging vor und zurück. Als ich zu diesem<br />
Wettbewerb kam, ging es mehr darum, ob<br />
ich mich traue, es zu machen. Nach dem<br />
Einlaufen fragte ich Steph (Stéphane<br />
Lambiel, Trainer), ob er denkt, ich<br />
habe die Eier, es zu machen. Ich<br />
hatte mir das Ziel gesetzt, dass ich<br />
es probieren will. Ich hatte keine Erwartung.<br />
Was geschehen soll, das geschieht.<br />
Das hatte ich im Kopf. Ich arbeite<br />
hart, ich investiere viel in meine<br />
Eiskunstlaufkarriere, aber dieser Vierfache<br />
kam doch irgendwie unerwartet.<br />
Ich war bereit dafür, ich wollte es tun,<br />
aber es war nicht meine Top-Priorität. Es ist<br />
passiert, ich bin superglücklich. Es zeigt mir,<br />
dass ich mehr kann, als ich selbst denke.<br />
Was können Sie uns über Ihre Programme<br />
sagen, „Romeo und Julia“ von Prokofiev in<br />
der Kür und „Le Grand Tango“ von Astor<br />
Piazzolla im KP?<br />
Dieses Jahr habe ich die Gelegenheit, mich von<br />
einer anderen Seite zu zeigen. Die Programme<br />
sind von den Emotionen her etwas anders. Ich<br />
habe mit einer Primaballerina aus Lausanne an<br />
der Kür gearbeitet. Das Kurzprogramm ist eine<br />
Interpretation eines lettischen Musikers, Gidon<br />
Kremer. Das erste Programm passt also sehr gut<br />
zu mir und das zweite ist in gewisser Weise patriotisch,<br />
denn es ist eine schwierige Komposition<br />
und hat lettische Wurzeln.<br />
Können Sie mir Ihr Kürkostüm erklären?<br />
Ich kam nur mit einem Teil von meinem aus vier<br />
Teilen bestehenden Kostümen hierher und das<br />
war das Oberteil vom KP. Der Rest ist noch in<br />
Arbeit, und ich freue mich auf das Ergebnis und<br />
Ich habe mich sehr sicher gefühlt. Ich respektiere<br />
die Regeln und ich bin dankbar für die Geledarauf,<br />
in meinen richtigen Kostümen zu laufen.<br />
Mein Ersatzkostüm war von Clair de Lune, einer<br />
Schaulaufnummer, die wir zusammen mit Steph<br />
laufen wollten. Meine Kür ist für mich modern,<br />
auch wenn es Prokofiev und sehr klassisch ist.<br />
Ich will dem Programm diesen Twist von moderner<br />
Dramatik geben. Insgesamt hatte ich das<br />
Gefühl, dass dieses Kostüm am besten geeignet<br />
ist, zumal die Hose auch zum KP passt. So war<br />
es eine schnelle Lösung.<br />
Wie geht es weiter für Sie?<br />
Wie jedes Team haben wir unsere Strategie zurechtgelegt,<br />
von der wir glauben, dass sie erfolgreich<br />
sein wird. Wir machen einfach weiter<br />
und der Trainer wird uns informieren. Wir werden<br />
uns anpassen und das Segel nach dem<br />
Wind ausrichten und stürmen den nächsten<br />
Monat, treiben voran, was für uns Priorität hat<br />
und wir werden Neues erreichen. Jeder von uns<br />
hat da seine eigenen Dinge. Für mich persönlich<br />
ist das, mehr Stabilität zu zeigen, wie ich in einen<br />
Sprung reingehe, damit der Fluss, die Dynamik<br />
des Musters von Absprung, Rotation und all<br />
diesen technischen Dingen mehr standardisiert<br />
sind. Anstelle immer von vorn mit einem Holzstück<br />
zu arbeiten, hätte ich bereits ein bereits<br />
bearbeitetes Stück, das ich weiterschnitzen<br />
kann, um es zu verbessern.<br />
Die Welt hat sich stark verändert. Wie wirkt<br />
sich das auf Sie aus?<br />
Die Welt hat sich wirtschaftlich sehr verändert<br />
und das betrifft den Eiskunstlauf sehr. Es ist<br />
sehr schlimm, dass es keine Eisshows gibt und<br />
viele Wettbewerbe abgesagt werden. Das ist<br />
schwer für mich, denn ich liebe es, vor großem<br />
Publikum aufzutreten. Ich vermisse auch viele<br />
meiner Kollegen, mit denen ich in Shows oder<br />
bei Wettkämpfen laufe. Ich möchte diese Atmosphäre<br />
wiederhaben! Das Telefon ist schön und<br />
gut, aber ich bin kein Freund von Telekommunikation.<br />
Ich möchte den Menschen sehen, mit<br />
ihm sprechen, sehen, wie er sich im Lauf der<br />
Kommunikation verändert. Ich möchte in dem<br />
Moment präsent sein. Mir macht es keinen großen<br />
Spaß, Nachrichten zu schreiben und ein<br />
paar Stunden auf eine Antwort zu warten. Aber<br />
ich bin froh, dass es wegen dieser Geschichte<br />
weniger Verschwendung gibt, weniger Energieverbrauch.<br />
Es gibt weniger unnütze Reisen, alles<br />
ist zielorientierter und besser organisiert. Ich<br />
habe gemerkt, dass es in diesem Jahr mehr Pollen<br />
gab und die Natur mehr blühte. Das gefiel<br />
mir. Ich habe viel Zeit draußen verbracht und<br />
das ist eine Welt, die die Menschen oft vergessen.<br />
Mir scheint, dass die Chance, dazu zurückzukehren,<br />
für jeden sehr wichtig ist.<br />
Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!<br />
Mit Deniss Vasiljevs sprach Tatjana Flade.<br />
•••<br />
9<br />
Deniss Vasiljevs<br />
Interview
10<br />
Neues aus aller Welt<br />
News<br />
Claudia Pfeifer wird<br />
DEU-Sportdirektorin<br />
Claudia Pfeifer aus dem rheinland-pfälzischen<br />
Diez, 30 Jahre alt und seit dem 01.07.<strong>2020</strong><br />
stellvertretende Sportdirektorin, wird die neue<br />
Sportdirektorin der DEU. Sie folgt damit Udo<br />
Dönsdorf nach, der zum Jahresende mit dann<br />
68 Jahren endgültig in den Ruhestand geht.<br />
Seit 2018 arbeitet Pfeifer in der Münchner Geschäftsstelle<br />
der DEU als Leistungssportreferentin.<br />
Als frühere Eis- und Rollkunstläuferin<br />
wurde sie im Jahr 2017 Weltmeisterin im Inline-Kunstlaufen<br />
und arbeitete neben ihrem<br />
Studium unter anderem als Trainerin und Choreografin.<br />
Als Absolventin eines Mentoring-<br />
Programms beim Deutschen Olympischen<br />
Sportbund und durch ihr Studium der Sozialwissenschaften<br />
des Sports an der Goethe-Universität<br />
Frankfurt bringt sie bereits Erfahrung<br />
sowohl im Eiskunstlaufen als auch in der<br />
Sportverbandsarbeit mit.<br />
Generationswechsel in<br />
Bayern<br />
Foto: privat<br />
Preisrichter Tobias Bayer wurde im Sommer<br />
neuer Obmann des bayerischen Landesverbandes<br />
und Nachfolger von Sissy Krick, die<br />
nicht mehr zur Wahl antrat. Zu seinem Stellvertreter<br />
wurde der Einzelläufer und jetzige<br />
junge Landshuter Jurist Eugen Larasser gewählt,<br />
der international als Technischer Spezialist<br />
aktiv ist und seit den ersten Jahren des jetzigen<br />
Wertungssystems als Dateneingeber tätig<br />
war, sogar schon bei Olympischen Spielen. Für<br />
den Eistanz in Bayern ist weiterhin die Münchner<br />
Pharmazeutin und Preisrichterin Ekaterina<br />
Zabolotnaja zuständig.<br />
DEU veranstaltet<br />
zusätzlichen Wettbewerb<br />
Viele internationale Wettbewerbe sind wegen<br />
Corona ausgefallen, ganz besonders für die Junioren.<br />
Daher beschloss die DEU, Ende <strong>No</strong>vember<br />
in Dortmund ein zusätzliches Event mit dem<br />
Namen NRW Autumn Trophy zu veranstalten,<br />
das auch ISU-Kalender steht. Sowohl für die<br />
Meisterklasse auch für die Junioren sollen vom<br />
26. bis 29. <strong>No</strong>vember Wettbewerbe in allen vier<br />
Kategorien abgehalten werden.<br />
Pamela Lechner<br />
Foto: Schott<br />
Neue DEU-Mitarbeiterin<br />
Seit 1. September arbeitet in der DEU-Geschäftsstelle<br />
eine neue Mitarbeiterin, die die<br />
Nachfolge von Ruben Rosic und Silke Köhler<br />
angetreten hat: Sie heißt Pamela Lechner, ist<br />
39 Jahre alt, und war früher unter dem Namen<br />
Pamela Ruprecht selbst eine Münchner<br />
Nachwuchsläuferin, die bei Karin Gaiser trainiert<br />
hat. Ihr größter Erfolg beim Eislaufen<br />
war der Titelgewinn einer „Deutschen Jugendmeisterin“<br />
im Jahr 1992, wie das damals<br />
genannt wurde. Auch beim Nachwuchswettbewerb<br />
des Heiko-Fischer-Pokal war sie im<br />
Jahr 1992 einmal Erste. Sie kennt also die<br />
Besonderheiten des Eiskunstlaufens, was ein<br />
Glücksfall für die DEU ist. In den letzten fünf<br />
Jahren hat sie beim Deutschen Leichtathletik-Verband<br />
in Darmstadt gearbeitet und war<br />
dort als Redakteurin für Online-Medien und<br />
Pressearbeit zuständig, hat also viel journalistische<br />
Erfahrung. Nun kehrt sie nach München<br />
zurück und soll für anspruchsvolle Aufgaben<br />
aller Art zuständig werden, etwa für<br />
Sporttechnik, die Webseite und Social Media.<br />
Berliner Eismärchen fällt aus<br />
Das traditionelle vorweihnachtliche Eismärchen<br />
in Berlin war bisher geplant, muss aber in diesem<br />
Jahr ausfallen, weil es nicht gelungen ist,<br />
ein geeignetes Corona-Konzept zu entwickeln.<br />
Außerdem macht ein Märchen ohne Zuschauer<br />
auch wenig Sinn, denn diese haben durch ihre<br />
Eintrittsgelder die hohen Kosten für Kostüme,<br />
Bauten und Hallenmiete getragen.<br />
DEU startet Olympisches<br />
Eliteprojekt in Oberstdorf<br />
Die DEU hat ein nationales Olympisches Eliteprojekt<br />
mit Michael Huth begründet. Oberstdorf hat<br />
bekanntlich von der ISU einen Elitestatus erhalten.<br />
Ziel dieses Förderprojekts ist es, unabhängig<br />
von bestehenden Leistungssportstrukturen ausgewählte<br />
Einzelläufer(innen) in Oberstdorf zu<br />
fördern, das bekanntlich kürzlich von der ISU einen<br />
Elitestatus als „Center of Excellence“ erhalten<br />
hat. Für dieses Projekt konnte vor allem Vizepräsident<br />
Florian Gerlach, der selbst ein früherer<br />
Huth-Schüler ist und stets gute Beziehungen zu<br />
ihm hatte, diesen Trainer als Honorartrainer gewinnen.<br />
Als Cheftrainer soll er gemeinsam mit<br />
einem internationalen Team ausgewählte deutsche<br />
Läufer(innen) mit einer ganzheitlichen Betreuung<br />
zu einer erheblichen Leistungssteigerung<br />
führen. Gemäß dem vom DOSB geforderten<br />
Strukturplan leistet die DEU damit einen wichtigen<br />
Beitrag zur strategischen Ausrichtung des<br />
Bundesstützpunkts als Nationales Zentrum für<br />
Einzellaufen. Neben Nicole Schott ist Kristina<br />
Isaev aus Mannheim die erste deutsche Läuferin,<br />
die gefördert werden soll und schon nach<br />
Oberstdorf wechselte. Nach dem Generationswechsel<br />
im bayerischen Verband sollte Huth auch<br />
wieder Läufer aus Bayern übernehmen können.<br />
Die Finanzierung des Projekts hat Sportdirektor<br />
Udo Dönsdorf mit dem DOSB ausgehandelt.<br />
Sven Kielmann Direktor<br />
beim Eisschnelllaufverband<br />
Sven Kielmann (50), der seit Jahren für verschiedene<br />
Firmen als Fachmann für Eisbahnen und<br />
Eismeister gearbeitet hatte, wird Technischer Direktor<br />
Infrastruktur beim Deutschen Eisschnelllaufverband.<br />
Damit wird er zuständig für die<br />
deutschen Bahnen von Inzell über Erfurt bis zu<br />
Krefeld und Berlin. Kielmann war Eiskunstläufer<br />
in Dortmund und ist der Bruder der ehemaligen<br />
Spitzenläuferin und jetzigen Trainerin Marina<br />
Kielmann. Privat ist er mit der ehemaligen Tennisspielerin<br />
und Saarbrücker Stadträtin Claudia<br />
Kohde-Kilsch liiert. „Meine Aufgabe sehe ich darin,<br />
die bestehenden Eissportstandorte zu betreuen<br />
und für den Leistungs- und Breitensport<br />
attraktiv, funktionell und sicher zu machen“, so<br />
sagte der gelernte Industriekaufmann.<br />
Grand Prix-Finale und<br />
Universiade verschoben<br />
Das Grand Prix Finale, das vom 10. bis 13. Dezember<br />
in der zukünftigen Olympiahalle in Peking<br />
stattfinden sollte, wurde auf das nächste<br />
Jahr verschoben, denn zum einen gibt es keine<br />
echten Grand Prix-Wettbewerbe, bei denen man<br />
sich für das Finale qualifizieren kann. Die Juniorenserie<br />
ist ganz ausgefallen. Zum anderen lässt<br />
China auch keine Läufer aus anderen Ländern<br />
ins Land, höchstens nach einer Quarantäne. Da<br />
aber kurz nach dem ursprünglich geplanten Finale<br />
viele nationalen Meisterschaften geplant<br />
sind, könnten viele Pekingteilnehmer dort wegen<br />
der Quarantäne bei der Rückkehr gar nicht<br />
starten. Eigentlich sollte das Finale auch ein<br />
erster Testwettbewerb für die Olympischen<br />
Spiele sein, deren Eiskunstlaufwettbewerbe in<br />
derselben gerade renovierten Halle stattfinden<br />
sollen. Hier muss China eine andere Lösung finden.<br />
Auf einen späteren Zeitpunkt verschoben<br />
wird auch die Winter-Universiade, die im Januar<br />
im schweizerischen Luzern geplant war.<br />
Patrick Chan hat geheiratet<br />
Der kanadische Einzelläufer Patrick Chan war<br />
von 2011 bis 2013 dreimal Weltmeister und gewann<br />
bei den Olympischen Spielen 2014 eine<br />
Silbermedaille. Inzwischen arbeitet er als Trainer<br />
in Vancouver. Mitte September hat der 29-jährige<br />
seine langjährige Lebensgefährtin und ex-<br />
Paarläuferin Elizabeth Putnam geheiratet. krk
Eistanzlehrgang mit Madame Papadakis<br />
Die Lehrgangsteilnehmer mit den Trainern Rostislav Sinicyn (links),<br />
Catherine Papadakis und Stefano Caruso (rechts). Foto: Höppner<br />
Vom 29. August bis 1. September organisierte Nachwuchsbundestrainer<br />
Stefano Caruso für vier deutsche Junioren- und sechs Nachwuchstanzpaare wie<br />
im Vorjahr in Berlin auf eigene Anregung einen Lehrgang mit der französischen<br />
Tanztrainerin Catherine Papadakis.<br />
Diese hatte die mehrmaligen Europa- und Weltmeister Gabriella Papadakis (ihre Tochter) und Guillaume<br />
Cizeron fast zehn Jahre lang aufgebaut und bis in die Meisterklasse geführt. Zweifellos ist<br />
Papadakis für die jungen Eistänzer sehr motivierend, denn sie legte die Basis für das Paar, das für<br />
viele Deutsche seit Jahren ein Vorbild ist. Ihre Schwerpunkte waren die Grundtechniken und das<br />
elegante Gleiten, das die Weltmeister so überragend beherrschen. Als Dozenten mit dabei waren<br />
der Oberstdorfer Trainer Rostislav Sinicyn und die britische aktive Läuferin Robynne Tweedale, die<br />
zurzeit nicht mit ihrem Partner Joseph Buckland trainieren kann, weil sie nicht in den USA darf, er<br />
aber dort lebt und nicht nach Europa darf. Diese Lehrgangsteile fanden komplett auf Englisch statt,<br />
was für die Tänzer als gute Schüler kein Problem darstellte.<br />
Als Parketttanz- und Schauspiellehrerin unterrichtete Alexandra Ben Karaa, wie man durch Ausdruck<br />
die Komponenten verbessern kann und wie man ein extrovertiertes Laufen lernen kann, das<br />
für Erfolge im Eistanzen unentbehrlich ist. Schwerpunkte des Lehrgangs auf und neben dem Eis<br />
waren ansonsten die Nachwuchs-Pflichttänze und die anderen Elemente einschließlich Hebungen<br />
(meist auf dem Trockenen) und Twizzles. Caruso: „Der Lehrgang hatte das Ziel, den Nachwuchs<br />
nach der Corona-Auszeit, wieder zusammenzuführen und das Teamgefühl zu stärken.“ Nicht dabei<br />
war das Juniorenpaar Viktoria Lopusova und Asaf Kazimov aus Dortmund, weil sie schon in der<br />
Vorwoche in Berlin mit Caruso gearbeitet hatten und die Schule rief. Falls die Corona-Einschränkungen<br />
es erlauben, wollen viele der Nachwuchs- und Junioreneistänzer ihr internationales Saisondebüt<br />
Mitte <strong>Oktober</strong> in Budapest geben. Zwar herrscht in diesem Land für Touristen ein teilweises<br />
Einreiseverbot, aber mit negativem Test will Ungarn eventuell für Leistungssportler eine<br />
Ausnahme machen. <br />
Klaus-Reinhold Kany<br />
Neues aus Frankreich<br />
In ganz Frankreich ist in der zweiten Septemberhälfte<br />
die Zahl der Infizierten und Opfer<br />
stark angestiegen und erreichte Ende September<br />
bei etwa 75 Prozent der Einwohnerzahl von<br />
Deutschland etwa die siebenfache Zahl an Infektionen.<br />
Einige Eishallen (Bordeaux, Paris u.a.)<br />
wurden deshalb ebenso wie andere Sportstätten<br />
wieder geschlossen. In Lyon hat die Stadtverwaltung<br />
seltsamerweise veröffentlicht, dass nur<br />
noch Schulkinder bis einschließlich 17 Jahren<br />
Sport betreiben dürfen, aber keine Erwachsenen<br />
ab 18 Jahren mehr in die Halle dürfen. Auch<br />
keine Lehrer und Trainer? Die Sportministerin<br />
hat in einem sehr unklaren Interview angedeutet,<br />
dass man über grundsätzlich andere Maßnahmen<br />
beim Sport nachdenke, aber nicht gesagt,<br />
was vorgesehen sei, und damit viel Volkszorn<br />
ausgelöst.<br />
Péchalat auf Titel der Klatschzeitischrift Public<br />
Der Eislaufverband wollte am letzten Septemberwochenende<br />
eine außerordentliche Online-<br />
Mitgliederversammlung abhalten, in der Statutenänderungen<br />
beschlossen werden sollte. Unter<br />
anderem hatte Präsidentin Nathalie Péchalat<br />
beantragt, dass kein Funktionär mehr als drei<br />
Amtsperioden im Amt sein darf. Damit wollte<br />
sie verhindern, dass Gailhaguet sich bei nächster<br />
Gelegenheit zur Wiederwahl stellt, denn er<br />
Elfriede Gref, geb. Beyer<br />
gestorben<br />
Das langjährige DEU-Vorstandsmitglied Elfriede<br />
Beyer, das zuletzt Elfriede Gref hieß,<br />
ist am 10. September im Alter von 84 Jahren<br />
gestorben. Von 1957 bis 2005 war die Frankfurterin<br />
Preisrichterin und wertete auch bei<br />
vielen Europa- und Weltmeisterschaften sowie<br />
Olympischen Spielen. Von 1976 bis 1996<br />
war sie Vorstandsmitglied der DEU und wurde<br />
nach ihrem Ausscheiden zum Ehrenmitglied<br />
ernannt. Hervorzuheben ist ihr stets<br />
ausgleichendes Wesen und das oft erfolgreiche<br />
Bemühen, Konflikte mit Kompromissen<br />
und ohne Polemik zu lösen.<br />
Rita Kwiet gestorben<br />
Am 7. September ist die langjährige Preisrichterin<br />
Rita Kwiet im Alter von 84 Jahren gestorben.<br />
Sie und ihr späterer Ehepartner<br />
Klaus-Dieter Kwiet waren Ende der 1950er<br />
und Anfang der 1960er Jahre sowohl im Eistanzen<br />
als auch im Paarlaufen und darüber hinaus<br />
auch im Rollkunstlaufen sportlich erfolgreich,<br />
was damals zeitlich noch möglich war.<br />
Im Eistanzen wurden sie von 1958 bis 1961<br />
viermal Deutsche Meister und waren zweimal<br />
Vierte der EM. Im Rolltanzen wurden sie 1959<br />
und 1961 sogar Weltmeister. Später führten<br />
sie in Homburg an der Saar eine Arztpraxis<br />
und Rita war lange Jahre Fachwartin und Präsidentin<br />
des Rheinland-pfälzischen Roll- und<br />
Eissportverbandes sowie Preisrichterin.<br />
EM Zagreb in neuer Halle<br />
Die Europameisterschaften 2021 finden nicht<br />
in der alten, gewohnten Halle Dom Sportova<br />
in Zagreb statt, weil diese bei einem Erdbeben<br />
im März <strong>2020</strong> erheblich beschädigt worden<br />
ist. Stattdessen, so zeigte die Mitte September<br />
veröffentlichte Ausschreibung, will man in die<br />
ganz moderne „Arena Zagreb“ im Südwesten<br />
der Stadt gehen, die erst vor knapp zehn Jahren<br />
fertiggestellt worden ist. Ein Vorteil dieser<br />
Halle ist, dass sie bis zu 15.000 Zuschauern<br />
Platz bietet und daher die vielleicht 2.000<br />
oder 3.000 Zuschauer, die tatsächlich kommen<br />
würden, mit größerem Abstand voneinander<br />
sitzen könnten. Ende September war allerdings<br />
noch nicht entschieden, ob überhaupt Zuschauer<br />
in die Halle dürfen. Der Vorverkauf der<br />
Eintrittskarten hatte noch nicht begonnen. krk<br />
war mehr als dreimal vier Jahre im Amt. Aber<br />
weniger als 50 Prozent der Delegiertenstimmen<br />
waren Online, so dass keine Beschlüsse gefasst<br />
werden konnten und am 10. und 11. <strong>Oktober</strong><br />
eine neue Versammlung abgehalten werden<br />
kann, bei der nur die Stimmen der Anwesenden<br />
zählen. Péchalat ist schwanger und dürfte noch<br />
in diesem Jahr ihr zweites Kind bekommen,<br />
daher kann sie nicht so reisen wie gewünscht.<br />
Außerdem soll ihre Mutter schwer an Krebs erkrankt<br />
sein und ringt mit dem Tod. Alles wird<br />
ein bisschen viel für die Präsidentin. krk<br />
11<br />
News
12<br />
Bruno Marcotte in Oakville<br />
Sommertraining<br />
Die Marcotte-Schule in Oakville<br />
Im Frühjahr 2019 hatten Paarlauftrainer Bruno Marcotte und seine Ehefrau Meagan<br />
Duhamel eine eigene Eislaufschule mit Schwerpunkt Paarlaufen in der mittelgroßen<br />
Stadt Oakville gegründet, etwa eine Autostunde südwestlich von Toronto. Die <strong>Pirouette</strong><br />
hatte diese Schule im Sommer 2019 besucht und im Sommer <strong>2020</strong> einen erneuten<br />
Besuch geplant. Marcotte erzählte mir am Telefon, was es Neues gibt.<br />
Die Eishallen in der Provinz Ontario waren wegen<br />
der Pandemie länger geschlossen als in Europa.<br />
Ende Juni wurde das Zentrum in Oakville<br />
mit seinen vier Eisflächen wieder geöffnet, aber<br />
im ersten Monat durften sich nur zehn Personen<br />
einschließlich Trainer gleichzeitig auf einer Eisfläche<br />
aufhalten. Eine sehr hinderliche Einschränkung<br />
für das Paarlaufen war, dass ein<br />
Training der Läufer nur mit 1,5 Meter Abstand<br />
erlaubt war. Also waren – ähnlich wie in Oberstdorf<br />
- zunächst keine Paarlaufelemente möglich.<br />
Seit August sind diese wieder erlaubt, aber mehr<br />
als 14 Personen dürfen sich nach wie vor nicht<br />
auf oder an einer Eisfläche aufhalten. Und die<br />
Trainer durften auch Mitte September während<br />
eines Tages noch nicht von einer zur anderen<br />
Eisfläche wechseln, sondern mussten den ganzen<br />
Tag in derselben bleiben. Bis jetzt sei nur eingeschränktes<br />
Training möglich, erzählte Cheftrainer<br />
Marcotte. Er müsse jede Woche einen Trainingsplan<br />
machen, der „so kompliziert wie ein Puzzle“<br />
sei. Er sagte: „Ich habe das russische Sichtungslaufen<br />
in der Moskauer WM-Halle mit dem<br />
Kommentar von Ted Barton gesehen und bin<br />
ganz neidisch, dass die Russen das mit Zuschauern<br />
machen dürfen und wie gut die russischen<br />
Läufer schon waren. Da müssen wir noch viel<br />
Rückstand aufholen.“ (siehe Seite 13 bis 16)<br />
Kirsten Moore-Towers und Michael Marinaro<br />
beim Grand Prix Finale in Turin, Foto: Höppner<br />
Sämtliche Sommerwettbewerbe in Kanada seien<br />
gestrichen worden, so dass die kanadischen Läufer<br />
jetzt im September noch nicht fit für Wettbewerbe<br />
wären, auch nicht für die Nebelhorn<br />
Trophy. Er habe während der Sperre viel online<br />
mit seinen Läufern außerhalb des Eises gearbeitet,<br />
aber das sei bei weitem nicht so effizient. Er<br />
wohne ganz nahe bei einem seiner neu zusammengestellten<br />
Paare, durfte aber nicht einmal<br />
draußen vor deren Garageneinfahrt mit ihnen<br />
arbeiten. Außer ihm als Trainer in Teilzeit aktiv<br />
ist weiterhin seine Ehefrau Meagan Duhamel. Ab<br />
Ende September werde diese außerdem an der<br />
kanadischen TV-Show „Battle of the Blades“<br />
teilnehmen und dort jede Woche mit einem Eishockeyspieler<br />
als Partner auftreten. Michelle<br />
Leigh arbeite in Oakville mit Einzelläufern,<br />
Mitch Islam komme ebenfalls manchmal, Michael<br />
Hopfes dagegen zurzeit nicht, denn er<br />
sei an Barrie gebunden. Um Geld für den Trainingsbetrieb<br />
zu sammeln, zeigte die gesamte<br />
Schule (auch Einzelläufer und ein Tanzpaar)<br />
an einem Vormittag Teile ihrer Programme<br />
auf Instagram für diejenigen Fans, die dafür<br />
mindestens 15 kanadische Dollar (etwa 10<br />
Euro) zahlten. Marcotte filmte während der<br />
Programme auf dem Eis, folgte immer den<br />
Läufern und kommentierte ein bisschen - eine<br />
tolle Idee, bei der Marcotte vor Optimismus<br />
und Motivation sprühte. Michael Marinaro<br />
flachste am Ende, Marcotte sei mehr Kilometer<br />
gelaufen als in Jahren zuvor.<br />
Marcottes bestes Paar sind weiterhin Kirsten<br />
Moore-Towers und Michael Marinaro (erstmals<br />
mit Bart), die WM-Siebten von 2019 mit<br />
zwei neuen Programmen. Marcotte wusste<br />
die Musiktitel nicht (was nicht für den Trainer<br />
spricht), aber Moore-Towers facebookte mir,<br />
dass sie das KP zu „Gimme All Your Love“ von<br />
der US-amerikanischen Rockband „Alabama<br />
Shakes“ und die Kür zu „The Blower‘s Daughter“<br />
des irischen Sängers Damien Rice laufen.<br />
Im gefilmtem Morgentraining zeigten sie kleine<br />
Teile von beiden Programmen. Evelyn<br />
Walsh und Trennt Michaud, die WM-12. von<br />
2019, kamen bis März an einem Tag pro Woche<br />
zu Marcotte, blieben aber in diesem Sommer<br />
ganz in ihrer Haupttrainingshalle in<br />
Bradford bei Trainerin Alison Purkiss, weil eine<br />
behördliche Anmeldung in zwei verschiedenen<br />
Eishallen zu kompliziert sei. Der Österreicher<br />
Livio Mayr wechselte vor drei Monaten<br />
seine Partnerin und läuft jetzt mit der Kanadierin<br />
Chloe Choinard, die eine bessere Springerin<br />
ist als seine vorherige Partnerin und bis<br />
vor zwei Jahren mit Mathieu Ostiguy gestartet<br />
war. Sie zeigten im Morgentraining ihr KP<br />
zu „Dog Days Are Over“ von „Florence and the<br />
Machine“, bei dem ein<br />
Sturz von Mayr beim 3T<br />
der einzige Fehler war. Gut<br />
gelang dagegen der dreifache<br />
Wurfsalchow.<br />
Weiterhin bei Marcotte<br />
sind die japanischen<br />
Meister Riku Miura und<br />
Ryuichi Kihara, Achte der<br />
Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />
<strong>2020</strong>. Sie waren während<br />
der Pandemie in Kanada geblieben,<br />
konnten bis heute ihre Familien in Japan<br />
nicht live sehen und vor allem Miura leide<br />
etwas unter Heimweh, trotz Skype und anderer<br />
regelmäßiger Online-Kontakte. Marcotte<br />
sagte, er würde ihnen liebend gerne mal eine<br />
oder zwei Wochen freigeben, damit sie ihre Angehörigen<br />
in Japan erstmals seit Dezember besuchen<br />
könnten. Aber im Augenblick müssten sie<br />
bei der Ankunft zwei Wochen am Flughafen in<br />
Japan in Quarantäne und nach der Rückkehr<br />
noch einmal zwei Wochen in Kanada. Das sei ihnen<br />
nicht zuzumuten. Er habe im Frühjahr viel<br />
online mit ihnen gearbeitet. Er hoffe jetzt auf<br />
<strong>No</strong>vember und die NHK Trophy. Vor dem KP zu<br />
„Hallelujah“ von K.D. Lang zeigten sie eine innovative<br />
Hebung, bei der er vor dem Abgang wieder<br />
mit einem Knie das Eis berührte, eine halbe<br />
Drehung machte und seine Partnerin in dieser<br />
heiklen Position absetzte.<br />
Neue Paar sind Justine Brasseur/Zachary Daleman,<br />
die Nichte von Isabelle Brasseur und der<br />
jüngere Bruder von Gabrielle Daleman, sowie<br />
Chloé Panetta/Kieren Trasher. Letzteren konnte<br />
Marcotte vom Eishockey zum Kunstlauf lotsen<br />
und beim Trainings-Livestream zeigten sie schon<br />
ein paar Elemente. Außerdem gibt es drei weitere<br />
Juniorenduos, die bei dem Morgentraining<br />
ebenfalls gezeigt wurden.<br />
Die besten Einzelläufer in der Halle seien Bennet<br />
Toman und Catherine Carle (Platz 11 bei den<br />
Olympischen Winterjugendspielen), mit denen<br />
Marcotte auch arbeiten konnte. Andere Einzelläufer<br />
wie Chloe Ing und Yasmine Zeki habe er<br />
nicht gesehen, weil sie wohl immer in den Hallen<br />
trainierten, die er nicht betreten dürfe. Eistanztrainer<br />
Mark Bradshow habe ein paar Nachwuchsteams<br />
zusammengestellt, aber sie durften<br />
lange Zeit nicht zusammen trainieren, ebenso<br />
wenig wie die sieben Synchronteams in Oakville.<br />
Daher seien sie noch nicht wettbewerbsreif. Privat<br />
seien Marcotte und Duhamel weiterhin sehr<br />
glücklich und genössen ihre Zeit als Eltern ihrer<br />
Tochter, die demnächst ein Jahr alt wird. „Sie ist<br />
unser Engel, unser ganzes Glück und krabbelt<br />
schon fleißig in der Wohnung umher.“ <br />
<br />
Klaus-Reinhold Kany
Alexandra Trusova:<br />
»„Nach der langen Pause war<br />
«<br />
ich etwas nervös,<br />
aber ich bin gut damit klargekommen.<br />
Den dreifachen Axel wollte ich gerne zeigen,<br />
aber er ist noch nicht soweit. Ich denke, ich<br />
mache alles richtig. Ich bin gewachsen, aber<br />
ich weiß nicht, wie viel, denn ich messe<br />
mich nicht. Aber im Vorjahr war ich auch<br />
gewachsen. Ich habe nicht das Gefühl, dass<br />
das meine Sprünge beeinträchtigt.“<br />
»<br />
Alena Kostornaia:<br />
Alena Kostornaia<br />
Fotos: Flade<br />
Alexandra Trusova<br />
„Es gab einige Probleme. Ich denke, dass<br />
Athleten wie ich, Ania (Anna Shcherbakova),<br />
Kamila (Valieva) nicht zusammen mit Kindern<br />
Jahrgang 2010 zusammen (auf dem Eis) trainieren<br />
können. Selbst wenn sie es können,<br />
muss man ihnen erklären, dass die (älteren)<br />
Mädchen keine Rücksicht nehmen. Meine<br />
Vorschläge wurden nicht angenommen. Ich<br />
habe Sergei Alexandrovitch (Rozanov) angerufen<br />
und er sagte mir, ich solle es mir gut<br />
überlegen und dann half er mir,<br />
«<br />
den Wechsel<br />
zu organisieren. Mein KP (in der Tutberidze-<br />
Schule zusammengestellt) hat mir nicht gefallen<br />
und ich habe das nicht nur einmal<br />
gesagt. Das neue Programm finde ich sehr<br />
passend für mich, der Text entspricht dem,<br />
was in meinem Leben passiert. Jetzt fühle ich<br />
mich glücklich, zufrieden und bereit zu trainieren<br />
und für neue Siege und Ziele.“<br />
Erstes Highlight einer unvorhersehbaren Saison<br />
Sichtungslaufen<br />
in Russland<br />
Aus Moskau berichtet Tatjana Flade<br />
Das Sichtungslaufen in Russland ist traditionell ein erstes Highlight in der Saison,<br />
denn so viele Spitzenläufer in allen Disziplinen kann man sonst nirgendwo<br />
sehen. Die Sichtung war die erste „Live“- Eiskunstlaufveranstaltung mit Zuschauern<br />
in Russland (und in der Welt) seit März. Auch wenn einige Stars fehlten,<br />
war es hoch interessant. Mikhail Kolyada, Alexandra Trusova, Kamila Valieva und<br />
Anastasia Mishina/Alexander Galliamov ragten besonders heraus.<br />
Die Damen: Vierfache und mehr<br />
Die Damen standen wie immer in den vergangenen<br />
Jahren im Mittelpunkt. Im Frühjahr<br />
machte Alexandra Trusovas Wechsel von Eteri<br />
Tutberidze zu Evgeni Plushenko Schlagzeilen.<br />
Sechs Monate später zeigte sich die „Königin<br />
der Vierfachen“ deutlich verbessert – vielleicht<br />
war dieser Wechsel genau das, was sie brauchte.<br />
Sie hetzt nicht mehr so sehr von Sprung zu<br />
Sprung und hat mit Eistänzern gearbeitet, was<br />
man sieht. Im KP läuft sie zu „Appassionata“<br />
von Secret Garden, in der Kür zu verschiedenen<br />
„Romeo und Julia“-Stücken aus Filmen und<br />
Ballett. Die Sprünge hat sie nicht verlernt, obwohl<br />
sie gewachsen ist: In der Kür riskierte die<br />
16-Jährige vergeblich einen 4L (klappte im<br />
Training), dafür gelangen 4T-3T und alle Dreifachen.<br />
(siehe Kommentar linke Spalte)<br />
Juniorenweltmeisterin Kamila Valieva ist noch<br />
zu jung für die internationale Meisterklasse,<br />
durfte aber beim Sichtungslaufen der „Großen“<br />
dabei sein, um Erfahrung zu sammeln.<br />
Die 14-Jährige war nach eigener Aussage<br />
etwa fünf Zentimeter gewachsen – wie andere<br />
führte sie den Wachstumsschub auf die Quarantäne-Zeit<br />
zurück, in der die körperlichen<br />
Belastungen geringer waren. Ihr KP zum Titel<br />
„Storm“ des ehemaligen Paarläufers Eric Radford<br />
war fehlerfrei. In der Kür zu Ravels Bolero<br />
stürzte sie beim 4T zum Auftakt, wiederholte<br />
ihn jedoch erfolgreich und machte keine weiteren<br />
Fehler. Nach wie vor wirkt sie leicht wie<br />
eine kleine „Eisfee“. Der Bolero ist keine unumstrittene<br />
Wahl, aber sie kann diese rhythmische<br />
Musik gut umsetzen, obwohl sie einen<br />
weicheren Laufstil hat. „Im KP stelle ich einen<br />
Vogel dar und will diese Leichtigkeit herüberbringen.<br />
In der Kür will ich den Charakter der<br />
Musik klarer zeigen und sicherstellen, dass alle<br />
Bewegungen sehr exakt sind“, sagte Valieva<br />
und nannte den Bolero von Carolina Kostner<br />
als eines ihrer Vorbilder.<br />
Anna Shcherbakova lief zwei gute Programme<br />
und verpatzte nur den 4L in der Kür. Die zweimalige<br />
Russische Meisterin ist nach wie vor<br />
sehr leichtfüßig und bleibt ihrem lyrischen Stil<br />
mit dem KP „O doux printemps d’autrefois“ und<br />
der Kür (deren Musik sie eine Woche später änderte)<br />
treu. „Ich kann nicht sagen, dass ich<br />
komplett glücklich bin, aber ich spüre eine gewisse<br />
Zufriedenheit. In der Kür war es (der 4L)<br />
ein sehr guter Versuch und ich denke, es ist ein<br />
guter Anfang“, sagte die 16-Jährige. Elizaveta<br />
Tuktamysheva stand den 3A im Training und im<br />
Einlaufen, aber in beiden Programmen misslang<br />
er. Im KP zu „Spartakus“ wurde er nur einfach,<br />
in der japanisch inspirierten Kür „Chroniken ei-<br />
Kamila Valieva<br />
Foto: Timochova<br />
13<br />
Sichtungslaufen in Russland
14<br />
Sichtungslaufen in Russland<br />
nes schelmischen Vogels“ stürzte sie. Das KP<br />
kam nicht so gut an, so dass sie es vielleicht<br />
ändern wird. Die Kür dagegen ist sehr originell.<br />
„Ich denke, ich bin bei 65 Prozent. Nach der<br />
langen Pause musste ich viel arbeiten, um mich<br />
gut zu fühlen“, meinte Tuktamysheva. „Die Kür<br />
ist nicht einfach für mich und ich dachte zuerst,<br />
das liegt an der Pause. Dann merkte ich, dass es<br />
keinen langsamen Teil gibt und das Programm<br />
sich ständig steigert. Das ist eine Herausforderung.<br />
Wenn du so eine interessante Musik<br />
nimmst und mit so einem hochklassigen Choreographen<br />
wie Juri Smekalov arbeitest, musst<br />
du wissen, dass das nicht leicht wird.“<br />
Evgenia Medvedeva hatte keinen Trainer an ihrer<br />
Seite, denn Brian Orser konnte sie seit Monaten<br />
nur per Telefon coachen. Die zweimalige Weltmeisterin<br />
war noch weit von ihrer Topform entfernt<br />
und eine chronische Rückenverletzung<br />
machte ihr zusätzlich zu schaffen. Die Programme<br />
aber haben viel Potenzial – das KP zu Aram<br />
Khatchaturians „Maskeradenwalzer“ und die<br />
verspielte Kür zu „Alegria“ aus dem Cirque du<br />
Soleil. Drei Tage nach dem Sichtungslaufen<br />
kehrte Medvedeva zu ihrer Ex-Trainerin Eteri<br />
Tutberidze zurück, was in Russland natürlich<br />
eine Top-Nachricht war. Das Ferntraining<br />
funktionierte eben nur eine<br />
gewisse Zeit (siehe Interview S. 7).<br />
Europameisterin Alena Kostornaia<br />
trainierte nach<br />
ihrem überraschenden<br />
Wechsel von Tutberidze<br />
seit<br />
knapp zwei<br />
Monaten<br />
bei Evgeni Plushenko und Sergei Rozanov. Der<br />
3A war noch nicht vorzeigbar, andere Sprünge<br />
waren etwas knapp. Kostornaia und ihr neues<br />
Team wechselten beide Programme. Das KP<br />
läuft sie jetzt zum Lied „You Should See Me in a<br />
Crown“ von Billie Eilish. Die neue Kür zu Musiken<br />
von Abel Korzeniowski hat die 17-Jährige<br />
mit Shae-Lynn Bourne online choreographiert,<br />
aber das Programm war noch nicht ganz fertig<br />
und daher trat sie zur Kür nicht an. Erstmals<br />
sprach die Läuferin über ihren Trainerwechsel.<br />
(siehe Kommentar auf Seite 13)<br />
Sofia Samodurova präsentierte ein neues KP<br />
(„Der Mann mit der Mundharmonika“ von Ennio<br />
Morricone in der Überarbeitung von Apollo<br />
440), in dem sie eine Außerirdische darstellt –<br />
mit passendem Make Up und Haarfärbung. In<br />
der Kür startete die Europameisterin von 2019<br />
wegen einer Erkältung mit Fieber nicht. Olympiasiegerin<br />
Alina Zagitova unterschrieb einen<br />
Vertrag als Co-Moderatorin für Ilia Averbukhs<br />
Show und war deshalb nicht dabei. Das heizte<br />
erneut die Spekulationen an, dass die 18-Jähri-<br />
Mikhail Kolyada<br />
Foto: Timochova<br />
ge sich aus dem Wettkampfsport verabschiedet,<br />
zumal sie sich an einer Universität zum Journalistik-Studium<br />
einschrieb.<br />
Die Herren:<br />
Mikhail Kolyadas Comeback<br />
Mikhail Kolyada gilt schon lange als einer der<br />
talentiertesten russischen Herren überhaupt,<br />
aber er konnte sein Potenzial bisher nur selten<br />
ausschöpfen. Die vergangene Saison fiel er wegen<br />
seiner Sinusitis und Nasen-OP komplett<br />
aus. Im Juni dann kam der überraschende Trainerwechsel<br />
zu Alexei Mishin. Wie richtig diese<br />
Entscheidung war, sah jeder beim Sichtungslaufen,<br />
denn Kolyada überzeugte mit einen spritzigen,<br />
sauberen KP „Lets Get Loud“ mit 4T-3T, 3A<br />
und 3L. Schon da erhielt er Riesenapplaus, aber<br />
die Nurejew-Kür begeisterte noch mehr. In dem<br />
Programm zur Musik aus dem Film „Der weiße<br />
Rabe“ zeigte der WM-Dritte von 2018 seine<br />
ganze läuferische und künstlerische Klasse. Die<br />
Zuschauer hielt es schon vor Ende der Musik<br />
nicht mehr auf den Sitzen. 4T-3T, 3A-2T und die<br />
übrigen Elemente waren von hoher Qualität.<br />
Dass der zweite 3A verstolpert war, war Nebensache.<br />
Natürlich hat das Team vor, mehr als einen<br />
Vierfachen einzubauen, aber wie Mishin<br />
sagte – seine Erfahrung lehre ihn, dass man<br />
»<br />
nichts überstürzen solle.<br />
Mikhail Kolyada:<br />
„Wir haben sehr viel Arbeit geleistet und Sie<br />
haben hier das Ergebnis gesehen. Nach meinem<br />
Wechsel musste ich mich nicht verbiegen<br />
oder komplett verändern. Er (Mishin)<br />
stellt nicht meine Technik um, sondern korrigiert<br />
sie. In meiner neuen Trainingsgruppe<br />
fühle ich mich klasse. Es ist sehr gut, wenn<br />
neben dir noch andere sind, die einen mitziehen.<br />
Nicht umsonst gibt es des schöne<br />
Sprichwort ‚Einer allein im Feld ist kein Krieger‘.<br />
Die Musik für das KP hatte ich schon<br />
mal früher vorgeschlagen und Dascha (seine<br />
Ehefrau, T.F.) erinnerte mich an sie. Nach der<br />
Meinung von Tatiana Prokofieva<br />
«<br />
(Choreographin)<br />
ist das genau meine Musik, in ihr bin<br />
ich erkennbar. Die Kürmusik ist ganz anders<br />
als alles, was ich bisher gemacht habe, und<br />
sie kann einen Wow-Effekt auslösen. Ich<br />
habe mein inneres Verständnis von dieser<br />
Musik und ich möchte sie nicht den Zuschauern<br />
aufdrängen. Jeder soll sich selbst<br />
etwas dazu vorstellen.“
Kolyada überstrahlte die übrigen Herren locker,<br />
selbst ohne zahlreiche Vierfachsprünge. Einen<br />
sehr guten Eindruck hinterließ Juniorenweltmeister<br />
Andrei Mozalov. Der Teenager stand einen<br />
4F und 4T-3T im KP und zwei 4T in der Kür<br />
und blieb ohne Fehler. Die Sprünge sind aber<br />
manchmal etwas „klein“ und unterdreh-verdächtig.<br />
Mozalev erklärte, dass seine Programme<br />
miteinander verknüpft sind: „Das KP ist über<br />
den Marquis de Sade, der am Ende den Verstand<br />
verliert und in der Kür versinkt er tiefer im<br />
Wahnsinn.“ Die Musik dazu ist „Sadness“ von<br />
Enigma im KP und „Der Mann mit der Mundharmonika“<br />
in der Version von Apollo 440 in der<br />
Kür. Solide mit jeweils einem 4S lief der stark<br />
gewachsene Petr Gumennik. Alexander Samarin<br />
hatte zwei neue Programme, ein russisches<br />
Volkslied im KP „Wiesenland“ und eine Kür zum<br />
Lied „Keeping Me Alive“ von Jonathan Roy. In<br />
beiden Programmen leistete er sich mehrere<br />
Unsauberkeiten und wirkte steif. Makar Ignatov<br />
zeigte einen guten 4R im KP, stürzte aber beim<br />
3A. In der Kür ging er beim 4R hart zu Boden<br />
und lief mit Schmerzen weiter, so dass andere<br />
Sprünge wacklig waren und er beim 4T wieder<br />
stürzte. Sarkastisch könnte man sagen, dass die<br />
Musik „Je suis malade“ („Ich bin krank“) unfreiwillig<br />
passend war. Europameister Dmitri Aliev<br />
fiel aus, denn er flog für eine Behandlung von<br />
Rückenschmerzen kurz nach München. Der EM-<br />
Zweite Artur Danielian konnte wegen einer<br />
Knöchelverletzung nicht teilnehmen.<br />
Die Paare: Jung und stark<br />
Die jungen russischen Paare konnten überzeugen<br />
und machten kaum Fehler. Die Europameister<br />
Aleksandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii debütierten<br />
ihr neues KP zu romantischer Musik aus dem<br />
sowjetischen Film „Der Stern des fesselnden<br />
Glücks“ über das Schicksal der Dekabristen,<br />
die gegen den Zaren aufbegehrt hatten.<br />
Aktuell behalten sie die James-Bond-Kür,<br />
arbeiten parallel an einem neuen Programm.<br />
„Das wichtigste für uns war es, endlich wieder<br />
vor Publikum zu laufen. Wir haben dieses Gefühl<br />
sehr vermisst,“ sagte Kozlovskii.<br />
Anastasia Mishina/Alexander Galliamov haben<br />
sich nach ihrem Wechsel zu Tamara Moskvinas<br />
Gruppe läuferisch und im Ausdruck verbessert.<br />
Sie wirkten sehr frisch in ihrem KP zu Musik aus<br />
dem Ballett „Esmeralda“ und auch in der Kür<br />
zur „Bohemian Rhapsody“ von Queen. „Wir<br />
haben gewechselt, weil wir uns weiterentwickeln<br />
wollten“, meinte Mishina –<br />
das ist gelungen. Ohne Trainerwechsel<br />
haben Daria Pavliuchenko/Denis<br />
Khodykin sich gesteigert und<br />
glänzten im KP zu „Sing Sing<br />
Sing“ sowie in der dramatischen<br />
Kür „S.O.S. d’un terrien en<br />
détresse“, in der sie den<br />
3F zeigten.<br />
Juniorenweltmeister Apollinariia Panfilova/<br />
Dmitry Rylov sagten ab, weil er eine Mandeloperation<br />
hatte. Über die zweifachen Europameister<br />
Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov<br />
hieß es zunächst, sie wollten sich schonen,<br />
weil sie mit zwei Russland-Pokal-Starts und<br />
Skate America drei Wettbewerbe in kurzer Zeit<br />
hätten, aber dann kam heraus, dass Morozov<br />
sich mit dem Corona-Virus infiziert hatte. Er<br />
zeigte nur leichte Symptome.<br />
15<br />
Sichtungslaufen in Russland<br />
Eistanz: Neues und Altes<br />
Ohne die Spitzenpaare Victoria Sinitsina/Nikita<br />
Katsalapov (er war verletzt)<br />
und Alexandra Stepanova/Ivan Bukin<br />
(sie war ebenfalls wegen Rückenproblemen<br />
in München) war der Eistanz<br />
Anastasia Mishina und<br />
Alexander Galliamov<br />
Andrey Mozalev<br />
Fotos: Timochova<br />
Daria Pavliuchenko und Denis Khodykin mit Trainern Sergei Dobroskokov und Sergei Rosliakov, Foto: Flade
16<br />
Sichtungslaufen in Russland<br />
nicht so spannend. Tiffany Zagorski/Jonathan<br />
Guerreiro waren das Top-Paar und zeigten<br />
gute Leistungen, obwohl ihre Vorbereitungszeit<br />
eingeschränkt war, denn Zagorski<br />
hatte sich ebenfalls das Corona-Virus<br />
eingefangen und war leicht<br />
erkrankt. Sie haben ihre alten Programme<br />
„The Greatest Showman“<br />
(RT) und „Survivor“ (Kür) behalten,<br />
wollen aber eine neue Kür<br />
einstudieren.<br />
Tiffany Zagorski und Jonathan Guerreiro, Foto: Timochova<br />
Aufmerksamkeit erregte das neue Paar Elizaveta<br />
Khudaiberdieva/Egor Bazin, trotz eines Sturzes<br />
von ihm bei den Twizzlen in der Kür. Sie haben<br />
auf jeden Fall Potenzial. Dagegen stagnieren die<br />
Juniorenweltmeister 2018 Anastasia Skoptcova/<br />
Kirill Aleshin und die JWM-Dritten 2019 Sofia<br />
Shevchenko/Igor Eremenko eher. Annabel Morozov/Andrei<br />
Bagin haben ihre alte Kür „Terra<br />
Rossa“ überarbeitet.<br />
Die russischen Läufer demonstrierten insgesamt<br />
ein sehr hohes Niveau, trotz Corona-Pause und<br />
holten das Versäumte schnell wieder auf. „Es<br />
war nicht sehr leicht, sich in dieser Situation<br />
vorzubereiten und was wir gesehen haben, hat<br />
alle unsere Erwartungen übertroffen“, lobte Verbandspräsident<br />
Alexander Gorshkov. Die Veranstaltung<br />
war ein Test für Events mit Zuschauern.<br />
Am Samstag kamen 3 200 und am Sonntag<br />
4 000 in die Megasport-Arena, allerdings trugen<br />
viele keine Masken und saßen dicht beieinander,<br />
wie auch im russischen Alltag. „Viele Menschen<br />
lassen in ihrer Wachsamkeit nach. Ich bitte jeden<br />
darum, vorsichtig zu sein und Masken zu<br />
tragen“, mahnte Medvedeva.<br />
•••<br />
Erste Wettbewerbe<br />
und weitere Neuigkeiten aus Russland<br />
Russland ist außerhalb des Sichtungslaufens im September mit den ersten nationalen<br />
Wettbewerben in die Saison gestartet. Der Verband hat seine Läufer auf die<br />
einzelnen Etappen der nationalen Pokalserie verteilt, die mangels internationaler<br />
Wettbewerbe diesmal für alle als Qualifikation für die Russische Meisterschaft dient.<br />
Beim ersten Wettkampf der Serie in Syzran in<br />
der Nähe von Samara überzeugte Anna Shcherbakova,<br />
die in der Kür einen (allerdings unterdreh-verdächtigen)<br />
4F stand. Die Kürmusik „Forgiveness“<br />
war beim Sichtungslaufen nicht gut<br />
angekommen und so wechselte sie kurzerhand<br />
zu „Morning Passages“ von Philipp Glass und<br />
„Beethoven’s Five Secrets“, was stilistisch aber<br />
ähnlich ist. Silber ging an Anna Frolova von<br />
CSKA Moskau vor der Juniorin Maia Khromykh,<br />
die vergeblich den 4S riskierte. Bei den Herren<br />
gewann der Junior Artem Kovalev vor Roman<br />
Savosin und Makar Ignatov, die Leistungen aller<br />
waren durchwachsen. Bei den Juniorinnen siegte<br />
Sofia Akatieva aus der Tutberidze-Schule, die<br />
einen 3A und knappen 4T präsentierte. Nikolai<br />
Ugozhaev aus St. Petersburg glänzte bei den Junioren<br />
(ohne Vierfach-Versuche). Die Dritten der<br />
Junioren-WM, Julia Artemeva/Mikhail Nazarychev<br />
aus Perm, hatten im Paarlauf die Nase vor<br />
den Tallinn-Silbermedaillengewinnern Ksenia<br />
Akhanteva/Valeri Kolesov vorn. Im Eistanz setzte<br />
sich überraschend das neue Duo Elizaveta Khudaiberdieva/Egor<br />
Bazin vor den etablierteren<br />
Anabel Morozov/Andrei Bagin und Sofia Shevchenko/Igor<br />
Eremenko durch. In Syzran waren<br />
wie beim Sichtungslaufen Zuschauer zugelassen.<br />
Der Erste Kanal überträgt die gesamte Pokalserie<br />
live im Internet (im Ausland über den<br />
Youtube-Kanal des Senders abrufbar) und die<br />
Programme kann man sich auch noch später auf<br />
der Webseite anschauen.<br />
Bereits zuvor traten einige der besten Moskauer<br />
Junioren bei der Stadtmeisterschaft an, hier<br />
noch ohne Zuschauer. Kovalev aus Plushenkos<br />
Akademie feierte hier seinen ersten Saisonsieg<br />
mit einem 4S in der Kür, und auch Akatieva<br />
stand ganz oben auf dem Treppchen, der 4T<br />
wurde hier jedoch abgewertet und auch der 3A<br />
war nicht auf rückwärts. Artur Dmitriev sr. berichtete<br />
der <strong>Pirouette</strong> am Rande der Meisterschaft<br />
von seinem neuen Paar Maria Pavlova/<br />
Ilia Spiridonov, von dem er sich viel verspreche.<br />
Sein Sohn Artur Dmitriev Junior hatte Ende August<br />
die ehemalige Läuferin Ekaterina Ukolova<br />
geheiratet und vermutlich seine Sportlerkarriere<br />
beendet.<br />
Trainingsbesuche in Moskau<br />
Evgeni Plushenko zeigte der <strong>Pirouette</strong> gerne seine<br />
private Eislaufschule im Südwesten Moskaus<br />
(siehe Interview Seite 4). Die <strong>Pirouette</strong> traf Alexandra<br />
Trusova und Alena Kostornaia an, die<br />
zwei Tage nach dem Sichtungslaufen wieder<br />
fleißig trainierten: bei Trusova schliffen die Trainer<br />
am KP, Kostornaia übte den 3A an der Longe.<br />
Die beiden Spitzenläuferinnen sind jedoch<br />
auf Trusovas Wunsch nicht in einer Gruppe. Auf<br />
Von links: Betina Popova, Denis Khodykin und<br />
Daria Pavliuchenko, im Hintergrund Sergei Rosliakov
17<br />
dem Eis war außerdem Stanislava Konstantinova,<br />
die nach der Russischen Meisterschaft zu<br />
Alexander Volkov gewechselt war. Sie läuft nach<br />
wie vor sehr ausdrucksstark, aber die Sprünge<br />
sind nicht stabil. Plushenko arbeitete mit der<br />
Kindergruppe, in der auch sein Sohn Alexander<br />
trainiert, mit zwei älteren Gruppen und leitete<br />
das Aufwärmtraining für eine davon. Gerade zu<br />
ihm gekommen war der Petersburger Leonid<br />
Sviridenko. Mit Tutberidzes Club lieferten sich<br />
Plushenko und seine Frau Jana Rudkovskaya einen<br />
öffentlichen Schlagabtausch um angebliche<br />
Abwerbeversuche von Läuferinnen wie Zagitova.<br />
Die Zeit reichte auch noch für einen Besuch bei<br />
Tiffany Zagorski/Jonathan Guerreiro, die alleine<br />
auf dem Eis waren. Ihre Trainingskameraden<br />
mussten sich vorsorglich in Quarantäne begeben,<br />
weil sie direkten bzw. indirekten Kontakt zu<br />
einem Läufer aus der Schule hatten, der sich<br />
mit Corona angesteckt hatte. Die Paarläufer Daria<br />
Pavliuchenko/Denis Khodykin waren ebenfalls<br />
in der Halle, waren aber nicht von dem Corona-Fall<br />
betroffen. Ihnen hilft jetzt die ehemalige<br />
Eistänzerin Betina Popova, Khodykins Verlobte,<br />
bei der Choreographie.<br />
sie der Agentur RIA <strong>No</strong>vosti. Radionova gewann<br />
Silber bei der EM 2015 und 2016 und<br />
Bronze bei der WM 2015.<br />
Sotskova droht lange Sperre<br />
Maria Sotskova, die im Juni ihr Karriereende<br />
verkündet hatte (die <strong>Pirouette</strong> berichtete), ist<br />
in einen Dopingskandal verwickelt. Russische<br />
Medien berichten unter Berufung auf interne<br />
Quellen, dass die russische Anti-Dopingagentur<br />
RUSADA die Olympiateilnehmerin von<br />
2018 für bis zu zehn Jahre wegen Verstößen<br />
gegen die Anti-Dopingregeln sperren lassen<br />
will. Die 20-Jährige will zwar sowieso nicht<br />
mehr bei Wettkämpfen laufen, aber die Sperre<br />
könnte Auswirkungen auf eine eventuelle Tätigkeit<br />
als Trainerin haben. Die RUSADA hatte<br />
den Fall bis zum Redaktionsschluss noch nicht<br />
veröffentlicht, aber den Presseberichten zufolge<br />
war folgendes geschehen: Sotskova hörte<br />
de facto im <strong>No</strong>vember nach dem misslungenen<br />
Grand Prix in Grenoble auf, meldete sich<br />
Tatjana Volosozhar mit dem<br />
Schauspieler Evgeni Pronin<br />
aber nicht inaktiv. Deshalb war sie weiterhin im<br />
Pool der Sportler, die Dopingkontrollen unterliegen.<br />
Sie teilte ihren Aufenthaltsort nicht mehr<br />
mit und verpasste drei Anti-Doping-Tests. Beim<br />
vierten Mal trafen die Kontrolleure sie an und<br />
ordneten einen Test an, den sie nach anfänglicher<br />
Weigerung durchführte. Dabei wurde das<br />
auf der Liste verbotener Medikamente stehende<br />
Furosemid, ein Entwässerungsmittel, das den<br />
Gebrauch von Anabolika und Stereoiden verschleiert,<br />
gefunden.<br />
Eiskunstläuferinnen sind schon öfter mit Furosemid<br />
aufgefallen, sie nehmen es, um schnell<br />
Gewicht zu verlieren. Sotskova soll dann versucht<br />
haben, ein Attest zu bekommen, das ihr<br />
den Gebrauch des Medikaments aus medizinischen<br />
Gründen bescheinigt. Dies wiederum wertete<br />
die RUSADA als Täuschungsversuch. So kamen<br />
drei Tatbestände zusammen und damit<br />
droht eine langjährige Sperre. Die Ex-Läuferin<br />
kommentierte die Meldungen nicht und dankte<br />
nur kurz ihren Fans für ihre Unterstützung. Der<br />
russische Verband sagte, dass der Fall bisher<br />
noch nicht besprochen worden sei. Die RUSADA<br />
bedauerte in einem Statement, dass Informationen<br />
zu diesem laufenden Verfahren unrechtmäßig<br />
durchgesickert seien und dass die RUSADA<br />
daran keinen Anteil habe. Allerdings muss man<br />
sich fragen, wer außerhalb der Behörde von diesen<br />
Interna gewusst haben kann. Die RUSADA<br />
leitete nach eigenen Angaben ein Ermittlungsverfahren<br />
ein.<br />
Neues aus Russland<br />
Neue IceAge-Staffel<br />
Voronov hört auf<br />
Sergei Voronov<br />
Sergei Voronov, der am 3. <strong>Oktober</strong> seinen 33.<br />
Geburtstag feierte, erklärte seinen Rücktritt. Eigentlich<br />
hatte der zweimalige Russische Meister<br />
noch in dieser Saison beim Grand Prix starten<br />
und damit seine Karriere ausklingen lassen wollen.<br />
„Aber als ich erfuhr, dass es keinen richtigen<br />
Grand Prix geben wird, war mir klar, dass<br />
ich aufhöre,“ sagte er der <strong>Pirouette</strong>. „Ich hatte<br />
eine lange Karriere ohne ernsthafte Verletzungen<br />
und ich habe eigentlich alles erreicht, bis<br />
auf eine WM-Medaille und die Teilnahme bei<br />
Olympischen Spielen. Ich bin mit meiner Karriere<br />
sehr zufrieden und ich bereue absolut nichts.<br />
Ich würde nichts anders machen.“ Voronov<br />
möchte nun als Trainer seine langjährige Erfahrung<br />
an die nächste Generation weitergeben.<br />
Der zweimalige EM-Medaillengewinner sammelte<br />
als Choreograph erste Erfahrungen, was<br />
ihm ebenfalls gefallen hat. Ende September gab<br />
außerdem Elena Radionova offiziell ihr Karriereende<br />
bekannt. Die heute 21-Jährige war seit<br />
2018 nicht mehr gestartet. „Nach dem Sichtungslaufen<br />
2018 wusste ich, dass ich aufhöre.<br />
Ich hatte eine Hormonstörung, mit der ich nicht<br />
zurechtkam. Ich habe stark zugenommen und<br />
eine strenge Diät hätte nichts geholfen“, sagte<br />
Alena Zagitova und Alexei Yagudin<br />
moderierten die TV-Show „Ice Age“<br />
Fotos: Flade<br />
Ilia Averbukhs populäre TV-Show „IceAge“, in<br />
der ehemalige Spitzensportler mit Eislauf-unerfahrenen<br />
Prominenten auftreten, ging in die<br />
nächste Runde. Mit dabei sind unter anderem<br />
Tatiana Volosozhar (die mit dem Schauspieler<br />
Evgeni Pronin sogar einen einfachen Wurfsprung<br />
zeigte), Maria Petrova und Alexei Tikhonov,<br />
Margarita Drobiazko und Povilas Vanagas<br />
sowie Roman Kostomarov, Oksana Domnina, Tatiana<br />
Totmianina und Maxim Marinin. Alexei<br />
Yagudin moderiert mit Alina Zagitova, die aber<br />
noch sehr schüchtern wirkte. Zur Jury gehören<br />
Tatiana Tarasova, Alexei Mishin und andere wie<br />
die ehemalige Weltklasse-Stabhochspringerin<br />
Elena Isinbaeva. Die Sendung wird seit Anfang<br />
<strong>Oktober</strong> ausgestrahlt.<br />
Tatjana Flade
18<br />
DEU-Testwettbewerb in Mannheim<br />
DEU-Testwettbewerb in Mannheim<br />
Drei Wochen<br />
nach der ersten<br />
Sichtung in<br />
Berlin lud die DEU<br />
ihre besten Läufer<br />
am zweiten Septemberwochenende<br />
nach<br />
Mannheim-Herzogenried<br />
zu einem Test-<br />
Event ein, um ihnen<br />
zwei Wochen vor der<br />
Nebelhorn Trophy oder<br />
generell das Gefühl für<br />
Wettbewerbe wieder zu<br />
ermöglichen. Denn alle<br />
waren seit mindestens einem<br />
halben Jahr nicht mehr gestartet,<br />
einige hatten wegen Verletzungen<br />
noch viel länger pausiert. Eine regelrechte<br />
Punktewertung und Online-<br />
Resultate gab es nicht, aber Stützpunktleiter<br />
Stefan Lindemann stellte der<br />
<strong>Pirouette</strong> Kopien der geplanten Elemente<br />
zur Verfügung.<br />
Niemand war verpflichtet zu kommen. Die Paare,<br />
Nicole Schott und die Romy-Oesterreich-Schüler<br />
Paul Fentz und Kai Jagoda blieben auch zu Hause,<br />
aber neun bzw. zehn Läufer hatten sich angemeldet.<br />
Fentz schrieb der <strong>Pirouette</strong>, kurz vor<br />
der Nebelhorn Trophy passe ein Wettbewerb<br />
nicht in seine Trainingsplanung. Anders als in<br />
Berlin wurde diesmal erwartet, dass die Programme<br />
im Kostüm und mit allen geplanten Elementen<br />
gezeigt werden. Anett Pötzsch-Schülerin<br />
Nathalie Weinzierl lief ein so gut wie fehlerfreies<br />
KP mit 3L-2T, allerdings nur mit knappem 2R.<br />
Besonders gelungen waren die Schrittfolge und<br />
zwei <strong>Pirouette</strong>n. In der dynamischen und stilistisch<br />
gelungenen Kür gelangen erneut 3L-2T und<br />
zwei 3T, aber zwei Rittberger einmal mit Umsteigen<br />
und einmal nur doppelt und auch der<br />
Salchow war umgestiegen. Peter Sczypa-Schützling<br />
Kristina Isaev verpatzte nach knapper<br />
3T-3T-Kombination zwar den 3L im sonst guten<br />
orientalischen KP. Aber in der ersten Minute der<br />
Kür zu einem Flamenco-Walzer glückten ihr vier<br />
verschiedene Dreifache, auch ein 3L, später eine<br />
ausgesprochen rhythmische Schrittfolge und<br />
zwei 2A, nur der zweite 3T ging daneben - eine<br />
insgesamt sehr Nebelhorn-würdige Vorstellung.<br />
Nathalie Weinzierl<br />
Fotos: Höppner<br />
Lea Johanna Dastich patzte<br />
im KP beim zweiten 3T der<br />
Kombination und landete den 3R<br />
auf zwei Füßen. In der Kür waren<br />
nur zwei der vier versuchten Dreifachen<br />
einwandfrei. Ann-Christin Marold<br />
aus Linz war noch im Aufbau und durfte<br />
daher ihre Programme nur mit einfachen<br />
Sprüngen zeigen, sie war auch noch<br />
nicht für die Nebelhorn Trophy nominiert.<br />
Allerdings konnte man auch Konditionsprobleme<br />
beobachten und sie lief<br />
etwas wenig engagiert. Aya Hatakawa<br />
riss im KP den Lutz auf und stürzte<br />
beim 3F. In der Kür war der erste 3L<br />
tief gelandet, aber immerhin gestanden,<br />
später gab es noch einige Fehler.<br />
Nargiz Süleymanova landete im KP<br />
den 3T bei der immerhin versuchten<br />
Kombination nach dem 3F auf zwei<br />
Füßen und landete den 3L vorwärts<br />
mit Sturz. In der Kür versuchte sie<br />
als erste deutsche Läuferin einen<br />
4S, aber der war diesmal noch<br />
chancenlos. Zwei Dreifache endeten<br />
auf dem Hosenboden, die<br />
Kombination 3L-3T war knapp<br />
und der 3R solide. Fiona Wiens<br />
aus Koblenz, von Lindemann<br />
betreut, präsentierte ein<br />
fehlerfreies Junioren-KP<br />
mit 3T-2T und 2L, patzte<br />
allerdings bei drei Kürsprüngen.<br />
Marielen Hirling aus Stuttgart konnte kein KP<br />
laufen, weil sie am Freitagnachmittag noch<br />
Schulunterricht hatte. Die Kür begann sie mit<br />
guten 3T-2T und 3R, aber fünf weitere Sprünge<br />
gingen später daneben. Anastasia Steblyanka<br />
fiel bei beiden Dreifach-Versuchen im KP und<br />
zog sich im Morgentraining vor der Kür eine<br />
leichte Zerrung so, so dass sie diese am Nachmittag<br />
nicht laufen konnte. Einziger männlicher<br />
Läufer war Thomas Stoll, der in beiden Programmen<br />
beim immerhin versuchten 3A stürzte,<br />
im KP außerdem 3R, aber nur 2L-2T zeigte.<br />
Über die Kür sollte man den gnädigen Mantel<br />
des Schweigens breiten. Klaus-Reinhold Kany<br />
Kristina Isaev<br />
Fiona Wiens
19<br />
Gabriele Frangipani, Deniss Vasiljevs<br />
und Nikolaj Majorov, Foto: Höppner<br />
Nebelhorn Trophy<br />
Gelungene Nebelhorn Trophy<br />
Deutschland hatte wesentlich weniger Corona-<br />
Infektionsfälle als die meisten anderen Länder.<br />
Daher konnte die DEU den Wettbewerb auch im 52.<br />
Jahr abhalten. Die Nebelhorn Trophy war schon immer<br />
Experimentierfeld für Neues, diesmal war es ein<br />
zusammen mit dem Gesundheitsamt des Landkreises<br />
Oberallgäu, dem Sportamt und dem „Corona-Manager“<br />
Peter Krick entwickeltes Sicherheitskonzept. Es<br />
vermittelte den Läufern das sichere Gefühl, vor dem<br />
Virus gut geschützt zu sein. Zugleich erfüllte es ihren<br />
dringenden Wunsch nach einem echten Wettbewerb.<br />
Ein großes Lob geht daher trotz kleiner Mängel an<br />
alle, die mitorganisiert haben.<br />
Die Nebelhorn Trophy war das einzige tatsächliche<br />
internationale Event des gesamten Monats<br />
September – und der erste weltweit seit März.<br />
Alle anderen waren abgesagt worden oder liefen<br />
nur mit Online eingeschickten Videos von Programmen<br />
in den Trainingshallen. Insgesamt war<br />
der Wettbewerb ein voller Erfolg, der das Ansehen<br />
der DEU erheblich steigerte und den Ruf<br />
Deutschlands als Land der guten Organisation<br />
untermauerte. Die gesamte Eislaufwelt „spionierte“<br />
ein bisschen, sowohl die Mitglieder der<br />
Jury und Beobachter vor Ort als auch von der<br />
Ferne, wie die Deutschen das trotz des Coronavirus<br />
„schaffen“, denn alle wollen zu Hause später<br />
ebenfalls Wettbewerbe abhalten.<br />
Oberstdorf bietet ideale Bedingungen. Alle Läufer<br />
und Trainer konnten zu Fuß vom Hotel in die<br />
Halle kommen und brauchten keine Shuttle-Busse<br />
mit Infektionsrisiko. In der Halle waren Einbahnstraßen<br />
festgelegt, damit man sich möglichst<br />
wenig begegnete. Statt durch den Haupteingang<br />
kam man nur durch den Eingang zum<br />
Sportamt in die Halle. Dort kontrollierte ein Freiwilliger,<br />
ob man auch das bereitstehende Desinfektionsspray<br />
mit Papierhandtüchern nutzte, bevor<br />
man zur Akkreditierung hineingelangte. An<br />
mehreren anderen Stellen gab es ähnliche Desinfektions-Tische.<br />
Jeder musste ähnlich wie in<br />
Gaststätten ein Formular mit Telefonnummer und<br />
E-Mail-Adresse ausfüllen, damit er im Falle einer<br />
Infektion informiert werden konnte. In der Halle<br />
waren Masken (außer beim Essen und Trinken)<br />
und ein Abstand von 1,5 Metern obligatorisch,<br />
außer für die Läufer auf dem Eis und in der Tränenecke.<br />
Aufwärmen war nicht beim Joggen in<br />
den Hallen 1 und 3 erlaubt, sondern nur auf der<br />
eigenen Fläche in Halle 2. Die Wege zur Toilette<br />
waren durch die Einbahnstraßenregelung (nur<br />
unter Corona-Bedingungen<br />
Aus Oberstdorf berichten Klaus-Reinhold Kany<br />
und Tatjana Flade (Zitate der Läufer)<br />
links herum in der Halle 1) etwas<br />
lang, aber das war kein Problem.<br />
Durch die Lobby kam man nur<br />
beim Hinausgehen, denn der einzige<br />
Ausgang war der Hauptausgang<br />
an der Kasse vorbei.<br />
Für die Läufer hatte man in der<br />
Halle 2 zusätzliche Umkleidekabinen<br />
gebaut, so dass auch sie<br />
immer den Sicherheitsabstand einhalten konnten.<br />
In der Läuferlounge gab es bei Speisen und<br />
Getränken keine Selbstbedienung, sondern Helfer<br />
reichten mit Zange oder Handschuhen, was<br />
jeder wollte. Die Tische wurden nach jeder Benutzung<br />
desinfiziert. In der Tränenecke war nur<br />
ein Trainer pro Läufer oder Paar erlaubt. Bei der<br />
Siegerehrung gab es drei Podien mit Sicherheitsabstand<br />
voneinander, auch bei den Pressekonferenzen<br />
saßen die Läufer mit Maske weiter<br />
voneinander entfernt. Wer aus einem Risikogebiet<br />
wie der Türkei oder Paris anreiste, musste<br />
am Münchner Flughafen einen Test machen und<br />
durfte sich erst akkreditieren, wenn er das negative<br />
Testergebnis online vorzeigen konnte.<br />
Gut, dass es da keine Verzögerungen gab.<br />
Zuschauer durften nicht hinein. Nicole Schotts<br />
Eltern blieben daher zum Beispiel noch im Urlaub<br />
in Italien, denn der Livestream von Sportdeutschland.de<br />
funktionierte dort genauso gut<br />
wie in Deutschland. Die frühere Eistänzerin Ria<br />
Schwendinger aus Oberstdorf gab ihr Debüt als<br />
Livestream-Kommentatorin, und wurde von einigen,<br />
die den Stream verfolgt haben, gelobt. Vereinzelte<br />
Kritik kam, weil sie in Englisch kommentierte.<br />
Aber der Livestream ist für die ganze<br />
Welt und ein bisschen Englisch sollte Jeder im<br />
21. Jahrhundert verstehen. Insgesamt verfolgten<br />
bis zum folgenden Montagabend 29.000 Menschen<br />
den Livestream aus aller Welt, dazu werden<br />
noch spätere Zuschauer kommen, denn die<br />
Sendungen sollen über die Homepage der DEU<br />
auch nach Erscheinen dieses Heftes noch verfügbar<br />
sein. Krick hob hervor, dass die Zuschauer<br />
ungewöhnlich lange dabeiblieben. Dies spricht<br />
für die Qualität des Livestreams und das Interesse.<br />
Kritisiert wurde, dass das Endergebnis nicht<br />
eingeblendet war.<br />
Als Medienvertreter waren in erster Linie diejenigen<br />
akkreditiert, die regelmäßig kommen. Jeder<br />
hatte im Presseraum einen festen Tisch, der jeden<br />
Morgen desinfiziert wurde. Auch für sie waren<br />
Masken obligatorisch, bei Interviews in der Interview-Zone,<br />
den Pressekonferenzen und während<br />
der Wettbewerbe. Zu den Akkreditierten zählte<br />
erfreulicherweise auch das <strong>Pirouette</strong>-Team einschließlich<br />
der beiden Fotografen Hella Höppner<br />
und Jochen Krauter. Allerdings durften sie unverständlicherweise<br />
nicht auf die völlig leere Tribüne<br />
mit fast 400 Sitzplätzen hinter den Preisrichtern.<br />
Die Läufer machen jedoch bekanntlich viele Posen<br />
zur Jury. Daher beklagten sich die Fotografen,<br />
dass sie diesmal wenig gute Fotos mit dem Läufergesicht<br />
von vorne machen konnten.<br />
Zwischen die Preisrichter und die Mitglieder der<br />
Technischen Jury (letztere saßen diesmal unten,<br />
weil oben kein Mindestabstand eingehalten<br />
werden konnte) hatte man Plexiglasscheiben gebaut.<br />
Ihre Touch-Screen-Computer wurden nach<br />
jedem Teilwettbewerb gründlich desinfiziert. Bei<br />
der Auslosung durften die Läufer nur zuschauen,<br />
denn die Technischen Controller zogen die<br />
Startnummern. Nach dem KP gab es keine weitere<br />
Auslosung, sondern wie bei den Grand Prix<br />
liefen alle ihre Kür in umgekehrter Reihenfolge<br />
des Zwischenergebnisses. Preisrichterprüfungen<br />
gab es diesmal nicht. Kein einziger Vertreter der<br />
ISU ließ sich bei der Nebelhorn Trophy blicken,<br />
obwohl der ISU-Sitz Lausanne nur vier bis fünf<br />
Autostunden entfernt liegt. Aber die ganze ISU<br />
dürfte im Stillen dankbar sein, dass Oberstdorf<br />
diese Veranstaltung gut über die Bühne brachte<br />
und damit den Eiskunstlauf wieder ein bisschen<br />
ins Gespräch brachte. Denn die Sportwelt besteht<br />
nicht nur aus Fußball, Formel 1, Tennis<br />
und der Tour de France. Ohne den Ticketverkauf<br />
(200 zahlende Zuschauer hätten mindestens<br />
10.000 Euro gebracht), den ISU-Zuschuss für die<br />
Preisrichterprüfung und die Corona-Kosten<br />
machte die DEU ein Minus von 10 bis 15 Tausend<br />
Euro. Aber Schatzmeister Florian Gerlach<br />
ebenso wie Peter Krick sagten der <strong>Pirouette</strong>,<br />
dass man es für die Sportler getan habe. Die<br />
deutschen Läufer überzeugten allerdings nicht<br />
sonderlich, nur die Fritz-Geiger-Mannschaftstrophy<br />
konnten sie gewinnen.
20<br />
Nebelhorn Trophy<br />
Herren | Nebelhorn Trophy<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Deniss Vasiljevs – Lettland 5 1 233.<strong>08</strong><br />
2 Gabriele Frangipani – Italien 2 2 231.65<br />
3 Nikolaj Majorov – Schweden 6 3 218.07<br />
4 Maurizio Zandron – Österreich 4 5 217.65<br />
5 Matteo Rizzo – Italien 3 7 214.14<br />
6 Paul Fentz – Deutschland 1 8 212.25<br />
7 Aleksandr Selevko – Estland 8 6 211.48<br />
8 Lukas Britschgi – Schweiz 11 4 210.16<br />
9 Mihhail Selevko – Estland 7 10 193.01<br />
10 Burak Demirboga – Türkei 10 9 189.16<br />
11 Kai Jagoda – Deutschland 12 12 181.49<br />
12 Ivan Shmuratko – Ukraine 9 13 179.38<br />
13 Valtter Virtanen – Finnland 15 11 174.91<br />
14 Graham Newberry – Großbritannien 13 14 172.61<br />
15 Nurullah Sahaka – Schweiz 14 15 167.28<br />
16 <strong>No</strong>ah Bodenstein – Schweiz 16 16 158.21<br />
17 Thomas Stoll – Deutschland 17 17 151.40<br />
Vasiljevs erstmals mit Vierfachem<br />
Zwar durften keine <strong>No</strong>rdamerikaner, Russen<br />
oder Asiaten kommen, aber trotzdem boten die<br />
Herren diesmal das höchste Niveau der vier Kategorien,<br />
denn immerhin acht Läufer holten<br />
mehr als 200 Punkte. Der lettische Sieger Deniss<br />
Vasiljevs (siehe Titelfoto und Interview Seite<br />
9) trainiert seit einigen Jahren bei Stéphane<br />
Lambiel im schweizerischen Champéry nahe<br />
Martigny. Sein Laufstil war schon immer erstklassig,<br />
aber bisher hatte er oft Probleme mit<br />
3A und Vierfachen. Auch diesmal versuchte er<br />
im KP zum Tango „Demons“ keinen Vierfachen,<br />
Der 3F war knapp durchgezogen, bei der Landung<br />
des 3A fehlte genau eine Vierteldrehung,<br />
so dass er ein „q“ und kleine Abzüge erhielt.<br />
Den 3L landete er mit Hand auf dem Eis und<br />
konnte auch hier keinen zweiten Sprung anhängen.<br />
<strong>Pirouette</strong>n und Schritte waren erstklassig,<br />
aber das Minimum für die WM verfehlte er um<br />
ein paar Zehntel. Mit der Kür zu fünf Stücken<br />
aus Prokofievs „Romeo und Julia“ konnte er von<br />
Zwischenrang fünf noch an die Spitze springen.<br />
Erstmals im Wettbewerb gelang ihm ein 4S,<br />
dazu zwei 3A und drei weitere Dreifache, nur<br />
den 3F riss er auf. Hier war die Mindestpunktzahl<br />
kein Problem. Lambiel wollte übrigens auch<br />
mit seinen japanischen Läufern, darunter Shoma<br />
Uno, zur Nebelhorn Trophy. Aber der japanische<br />
Verband hat es ihm mit der seltsamen Begründung<br />
nicht erlaubt, es sei ungerecht gegenüber<br />
den in Japan trainierenden Konkurrenten,<br />
die gleichzeitig keine Möglichkeit eines Wettbewerbs<br />
haben. Aber am 3. <strong>Oktober</strong> fanden die<br />
Japan Open als nationaler Wettbewerb statt,<br />
dort durften die Konkurrenten starten. War das<br />
nicht genauso ungerecht?<br />
Maurizio Zandron<br />
Nikolaj Majorov<br />
Gabriele Frangipani<br />
Fotos: Jochen Krauter<br />
Eine etwas unerwartete Silbermedaille gewann<br />
Gabriele Frangipani (18) aus der Schule von Lorenzo<br />
Magri in Egna. Der 13. der vergangenen<br />
EM ist seit kurzem wie schon andere italienische<br />
Eisläufer Mitarbeiter der Sportpolizei, die<br />
Sportler finanziert, so wie die Bundeswehr es<br />
mit deutsche Sportsoldaten tut. Zwar patzte<br />
er im KP beim 4T, aber die anderen sechs<br />
Elemente gelangen gut. In der Kür glückten<br />
ein 4T und vier Dreifache, beim<br />
zweiten 4T stieg er allerdings um und<br />
zwei Dreifache misslangen. Vor zwei Jahren<br />
lief er noch sehr bieder, aber Choreograf<br />
Benoit Richaud hat seinen Laufstil wesentlich<br />
ansprechender gemacht, wenngleich er noch
21<br />
immer kein großer Showläufer ist. Später sagte<br />
er: „In der Halle mit Maske herumzulaufen ist<br />
für mich nichts Ungewöhnliches, denn wir hatten<br />
in Italien sehr strenge Regeln und das tue<br />
sich schon monatelang.“ Der Schwede Nikolaj<br />
Majorov, der neun Jahre jüngere Bruder von<br />
Alexander Majorov, begann das KP zu „Writing<br />
on the Wall“ von Sam Smith mit sehr guter<br />
3L-3T-Kombination, aber der 3A war umgestiegen.<br />
In der Kür zu Samurai-Themen stieg er<br />
beim 4S um, aber sechs Dreifache gelangen gut.<br />
Rang vier für Zandron<br />
Maurizio Zandron aus Innsbruck glückte ein<br />
fast fehlerfreies KP zur Musik „Earth Song“ von<br />
Michael Jackson, nur der 3A war etwas schief<br />
gelandet. In der Kür zur Filmmusik „Alice im<br />
Wunderland“ von Danny Elfman waren sieben<br />
Dreifache ziemlich sauber, auch zwei Axel, nur<br />
ein 3S war verwackelt. In beiden Programmen<br />
schaffte er problemlos die Mindestpunktzahl<br />
für die WM. Matteo Rizzo aus Bergamo, der<br />
EM-Dritte von 2019 und EM-Fünfte von <strong>2020</strong>,<br />
war eigentlich der Favorit, aber er war noch<br />
nicht richtig in Form. Im KP versuchte er gar<br />
keinen Vierfachen. In seiner 3L-3R-Kombination<br />
war der Rittberger unterdreht und der 3A<br />
wackelig. In der Kür stieg er beim 4T um und<br />
der zweite 3A auf zwei Füßen gelandet, aber<br />
fünf Dreifache sicher.<br />
Gutes KP, schwache Kür von Fentz<br />
Paul Fentz lag nach einem selbstbewussten KP<br />
zur Musik „Wire to Wire“ von Razor Light mit<br />
sehr gutem 4T, überzeugendem 3A und einer<br />
3L-3T-Kombination mit umgestiegenem 3T in<br />
Führung, auch <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolge<br />
klappten. Aber er mag nicht, wenn er nach dem<br />
Einlaufen zur Kür als KP-Sieger lange warten<br />
muss und wenn er Favorit ist. Daher gelang in<br />
der Kür zur Musik „I’m Still Standing“ aus dem<br />
Film „Sing“ von Elton John Manches nicht nach<br />
Wunsch: Der 4T war umgestiegen und mit der<br />
Hand touchiert, nach solidem 3A wurde der<br />
Toeloop nur doppelt, beim zweiten 3A ging er<br />
zu Boden, der Flip in der Sprungfolge mit 3S<br />
und Euler wurde einfach und der Lutz zum<br />
Schluss doppelt. Pluspunkte gab es dagegen für<br />
eine 3L-2T-Kombination, den 3R, die <strong>Pirouette</strong>n<br />
und Schrittfolgen. Die Mindestpunktzahlen für<br />
diese Saison hatte er schon bei der EM problemlos<br />
geschafft und diesmal im KP auch schon<br />
für nächste Saison. Vermutlich wäre er besser<br />
gelaufen, wenn er zwei Wochen zuvor beim<br />
DEU-Testwettbewerb in Mannheim gestartet<br />
wäre, denn die zweite Kür in der Saison läuft in<br />
der Regel besser als die erste.<br />
»„Es ist vieles nicht nach Plan gelaufen. Ich<br />
habe mich nicht so gut gefühlt. Nach der<br />
Wechsel-Sitzpirouette bin ich zur falschen<br />
Richtung rausgegangen, weil beide Seiten<br />
identisch aussehen. Da musste ich umdenken,<br />
wie machst du es jetzt weiter und ich<br />
habe den Entschluss gefasst, den Axel auf<br />
der anderen Seite zu machen und in der<br />
Ecke zu bleiben. Als wichtige Erfahrung<br />
nehme ich die (vierfachen) Toeloops mit,<br />
den einen im KP und den im Einlaufen heute.<br />
In der Kür hat es nicht für einen schönen<br />
gereicht. Ich gehe mit 212 Punkten aus dem<br />
ersten Wettbewerb, das ist auch erst<br />
«<br />
einmal<br />
hinnehmbar. Ich wüsste auch gerne, wie es<br />
weitergeht. Ich werde nach Hause fahren<br />
und mein Training fortsetzen. Ich weiß, dass<br />
wir den Zwingerpokal laufen und wahrscheinlich<br />
den Wettbewerb in Dortmund. Ich<br />
versuche national jeden Wettkampf mitzunehmen,<br />
um dann, wenn die EM stattfinden<br />
sollte, auch wirklich vorbereitet zu sein.“<br />
Paul Fentz:<br />
Paul Fentz<br />
Kai Jagoda (20) aus Berlin begann sein KP zu „I<br />
love you“ von Woodkid mit seinem Markenzeichen,<br />
einem erstklassigen 3A. Der 3F war etwas<br />
knapp und bei der 3T-3T-Kombination musste er<br />
einen kleinen Zwischenschritt einlegen. Immerhin<br />
schaffte er im KP das WM-Minimum für<br />
diese und die nächste Saison. Man weiß ja nie,<br />
ob das einmal wichtig wird. In der Kür zu „Believer“<br />
und „Dream“ von der amerikanischen<br />
Rockband Imagine Dragons glückten beide 3A<br />
und drei weitere Dreifache. Bei zwei weiteren<br />
reduzierte er um eine Drehung. Das reichte<br />
nicht für das WM-Minimum, aber souverän für<br />
das für ihn wichtigere EM-Minimum, denn in<br />
Zagreb gibt es zwei deutsche Startplätze. Thomas<br />
Stoll verpatzte trotz Test in Mannheim drei<br />
Elemente im KP; nach solider erster Minute mit<br />
3L-2T, 2A und 3S-2T misslangen in der Kür später<br />
erneut drei Elemente und daher trug er in<br />
beiden Programmen die Rote Laterne. Alexandr<br />
Selevko aus Estland konnte seinen zwei Jahre<br />
jüngeren Bruder um zwei Plätze schlagen.<br />
Michael Huth-Schüler Lukas Britschgi war der<br />
beste der drei Schweizer. Im KP stürzte er beim<br />
4T und beim 3A, die 3L-3T-Kombination gelang<br />
dagegen. In der viertbesten Kür des Tages war<br />
der 4T zwar etwas schief, aber auf einem Fuß<br />
gelandet. Sechs Dreifache waren sauber und der<br />
Laufstil wieder recht leichtfüßig, nur beim zweiten<br />
3A musste er zu Boden. Huth war übrigens<br />
sehr beschäftigt und betreute nicht weniger als<br />
acht Läuferinnen und Läufer. Nurullah Sahaka,<br />
betreut von dem Franzosen Chafik Besseghier<br />
(wieder ein Franzose, der in der Schweiz arbeitet)<br />
wackelte dagegen bei den drei Sprungelementen<br />
im KP und patzte mehrfach in der Kür.<br />
<strong>No</strong>ah Bodenstein konnte immerhin im KP 2A<br />
gut und 3L knapp stehen. Aber in der Kür ging<br />
ebenfalls viel daneben. Eine der besten Küren<br />
der letzten Jahre lief der Finne Dr. Valtter Virtanen,<br />
der lange Jahre in Oberstdorf gelebt hatte,<br />
inzwischen als Arzt in Finnland arbeitet und sogar<br />
beim 4T nur umstieg, aber nicht stürzte (Interview<br />
im nächsten Heft).<br />
Freude über den Sieg:<br />
Deniss Vasiljevs und sein<br />
Trainer Stéphane Lambiel<br />
Foto: Flade<br />
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22<br />
Nebelhorn Trophy<br />
Überraschungssiegerin aus Tallinn<br />
Die EM-Siebte Eva-Lotta Kiibus (17) aus Estlands<br />
Hauptstadt Tallinn war die Überraschungssiegerin<br />
in der insgesamt mittelmäßigen<br />
Damenkonkurrenz vor allem dank der Komponenten.<br />
Im Sommer hatte die <strong>Pirouette</strong> sie in<br />
Courchevel getroffen (siehe Seite 17 im Septemberheft).<br />
Ihre dort mit Benoit Richaud erarbeiteten<br />
Programme gefielen den Preisrichtern<br />
offensichtlich gut, obwohl sie etwas wenig<br />
ex trovertiert läuft und mehrere Fehler bei den<br />
Sprüngen machte. Immer wieder werden Läufer<br />
schnell erfolgreich, die mit Richaud gearbeitet<br />
haben. Unklug, dass die Deutschen ihn noch<br />
immer links liegen lassen. Die Anna Levandi-<br />
Schülerin begann ihr KP zu „Sign of the<br />
Times“ von Harry Style mit einer sehr sauberen<br />
3T-3T-Kombination, gefolgt von einem<br />
umgestiegenen 3F. Alles andere gelang gut.<br />
Sie freute sich vor allem, dass es überhaupt<br />
einen Wettbewerb gab, bei dem sie starten<br />
konnte. In der Kür zu Rachmaninovs hundertmal<br />
gehörtem Zweiten Klavierkonzert<br />
wurde Kiibus etwas überbewertet, denn sie<br />
stieg bei vier Sprüngen um: beim 3T nach<br />
dem 2A, beim 3S nach dem 3F, beim 3L<br />
und beim zweiten 3F. Außerdem verpatzte<br />
sie den Eingang in eine <strong>Pirouette</strong>. Gut<br />
gelangen dagegen 3L-2T, 3R und 2A in<br />
der zweiten Hälfte, sehr überzeugend<br />
waren <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolgen.<br />
„Ich habe überhaupt nicht mit einem<br />
Sieg gerechnet“, sagte sie anschließend.<br />
„Aber das ist natürlich ein sehr<br />
guter Start in die Saison.“<br />
Eva-Lotta Kiibus<br />
Die Favoritin und EM-Vierte Alexia Paganini,<br />
seit Juni bei Stéphane Lambiel, dominierte<br />
im KP zum Song „Caught in the Rain“<br />
von Beth Hart nach einer guten Kombination<br />
3L-3T, aber einem unterdrehten 3R. Ihre<br />
Schrittfolge war dagegen erstklassig und sie erhielte<br />
in beiden Programmen die höchsten<br />
Komponenten. Der Anfang ihrer Tango-Kür<br />
misslang, denn sie patzte bei beiden 3L, was sie<br />
auf Nachwirkungen einer Verletzung zurückführte.<br />
Später ging auch noch der 2R einer<br />
Dreier-Kombination daneben, aber alles andere<br />
gelang mindestens gut. Huth-Schülerin Jenna<br />
Saarinens Sprünge sind ausgesprochen hoch,<br />
Damen | Nebelhorn Trophy<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Eva-Lotta Kiibus – Estland 3 1 173.53<br />
2 Alexia Paganini – Schweiz 1 3 168.85<br />
3 Jenni Saarinen – Finnland 4 2 163.87<br />
4 Nicole Schott – Deutschland 2 8 156.27<br />
5 Josefin Taljegard – Schweden 5 7 151.54<br />
6 Nathalie Weinzierl – Deutschland 9 5 143.01<br />
7 Lindsay Van Zundert – Niederlande 7 10 141.93<br />
8 Anna La Porta – Schweiz 10 9 139.96<br />
9 Eliska Brezinova – Tschechien 6 11 139.32<br />
10 Kristina Isaev – Deutschland 14 4 138.91<br />
11 Kristen Spours – Großbritannien 8 16 134.78<br />
12 Stefanie Pesendorfer – Österreich 20 6 131.91<br />
13 Olga Mikutina – Österreich 12 15 129.40<br />
14 Maia Sörensen – Dänemark 11 17 128.94<br />
15 Alexandra Michaela Filcova – Slowakei 16 13 126.77<br />
16 Aya Hatakawa – Deutschland 18 12 125.69<br />
17 Greta Morkyte – Litauen 17 14 124.90<br />
18 Cassandra Johansson – Schweden 13 18 124.11<br />
19 Natalie Klotz – Österreich 15 21 109.06<br />
20 Guzide Irmak Bayir – Türkei 19 19 1<strong>08</strong>.83<br />
21 Sinem Pekder – Türkei 22 20 104.<strong>08</strong><br />
– <strong>No</strong>emie Bodenstein – Schweiz 21 – –<br />
Alexia Paganini<br />
Fotos: Hella Höppner<br />
aber im KP zu Debussys „Clair de lune“ stürzte<br />
sie beim 3F und die 3T-3T-Kombination war etwas<br />
wackelig. In der Kür zu orientalischer Musik<br />
gelangen vier der sieben Sprungelemente und<br />
sie konnte vor allem stilistisch überzeugen.<br />
Nicole Schott wollte die Saison eigentlich später<br />
beginnen. Aber weil unsicher war, welche<br />
weiteren Wettbewerbe überhaupt stattfinden<br />
und sie nicht zu reisen brauchte, ging sie doch<br />
an den Start. Alle sieben Elemente des KP zu<br />
„What a Feeling“ (Flashdance) von Caroline<br />
Costa erhielten Pluspunkte, auch 3R und 3T-3T.<br />
Nach dem Wettbewerb kommentierte sie, einiges<br />
sei noch ein bisschen wackelig, aber im<br />
Großen und Ganzen sei sie zufrieden. Aber in<br />
der Vivaldi-Kür fiel sie aus den erhofften Medaillenrängen,<br />
weil nach einer 3F-2T-Kombination<br />
der zweite Flip und beide Rittberger nur<br />
doppelt wurden und der erste Axel nur einfach.<br />
Der 3S war auf beiden Füßen gelandet; der<br />
zweite 2A, <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolgen wirkten<br />
dagegen sehr überzeugend und sie kam ohne<br />
Sturz durch beide Programme. Vielleicht wäre<br />
die Kür noch besser gelungen, wenn sie an dem<br />
Testwettbewerb in Mannheim teilgenommen<br />
hätte, aber sie wollte nicht reisen.
23<br />
»„Ich weiß nicht, was los war, denn es hatte<br />
kein Konzept. Es war nicht so, als ob ich am<br />
Anfang alles gemacht hätte und mir zum<br />
Ende hin die Kraft gefehlt hätte, sondern ich<br />
stand überhaupt nicht über den Sprüngen.<br />
Manchmal ist es einfach so und es ist unerklärbar.<br />
Es ist auch eine Erfahrung, aber es<br />
war nicht mein Trainingsniveau. Wir werden<br />
uns auf Budapest vorbereiten. Ob der Wettkampf<br />
stattfindet, bezweifeln wir ehrlich<br />
gesagt. Aber wir werden uns normal<br />
«<br />
vorbereiten.<br />
Dann wäre eigentlich Frankreich (der<br />
Grand Prix in Grenoble), was man natürlich<br />
auch nicht weiß. Dann ist dieser Wettbewerb<br />
in Deutschland (Ende <strong>No</strong>vember in<br />
Dortmund). Für uns ist eigentlich Innsbruck<br />
geplant, aber Tirol ist jetzt Risikogebiet geworden.<br />
Man braucht für den Kopf, dass<br />
Wettkämpfe stattfinden.“<br />
Nicole Schott:<br />
Nathalie Weinzierl war im heimischen Mannheim<br />
gestartet, aber beim ersten internationalen<br />
Wettbewerb nach 18 Monaten Verletzungspause<br />
lief noch nicht alles rund. Sie begann das<br />
KP zu „Lady Marmelade“ von Christina Aguilera<br />
mit solider 3L-2T-Kombination, aber der Axel<br />
wurde nur einfach und der Rittberger nur doppelt,<br />
was zweimal null Punkte bedeutete. Mit<br />
der Kür kam sie noch etwas nach vorne, obwohl<br />
sie etwas wenig Wert auf den Ausdruck legte.<br />
Drei Dreifache gelangen, der Rittberger ging daneben,<br />
und in der zweiten Hälfte waren drei<br />
Sprünge nur doppelt. Zwei <strong>Pirouette</strong>n und die<br />
Schrittfolge erhielten Wertung bis +3.<br />
»<br />
Nathalie Weinzierl<br />
„Auch wenn ich Fehler gemacht habe, bin ich<br />
soweit ganz zufrieden, weil es doch ein Anfang<br />
war. Die erste Hälfte der Kür war ganz<br />
gut, hinten raus habe ich ein bisschen gezögert<br />
vor den Sprüngen. Als nächste Wettbewerbe<br />
hatten wir den Zwingerpokal, Berliner<br />
Bär überlegt, was erst einmal im Land ist.<br />
Oder vielleicht Bergamo, wenn sie dort die<br />
Meisterklasse hinzunehmen. Wir hatten an<br />
Innsbruck gedacht, aber das ist jetzt Risikogebiet.<br />
Man kann im Moment ganz schwierig<br />
planen. Ich habe ganz lange gezweifelt, dass<br />
die Nebelhorn Trophy stattfindet, weil alles<br />
andere abgesagt wurde. Ich bin sehr glücklich<br />
darüber, dass es stattgefunden hat. Für mich<br />
ist es wichtig, dass ich wieder die Wettbewerbsroutine<br />
bekomme. Es war eine seltsame<br />
Atmosphäre. Es sind hier nie viele Zuschauer<br />
und jetzt waren es noch weniger. Ich fand es<br />
gut, dass die Preisrichter ohne Maske<br />
«<br />
dasaßen,<br />
dass man auch die Mimik sieht. Ich habe<br />
keine Angst. Wir als Sportler passen sowieso<br />
auf. Wenn wir mitbekommen, dass jemand<br />
erkältet ist, gehe ich persönlich weg oder ich<br />
sage ‚komm mir nicht zu nahe, ich will nichts<br />
kriegen‘. Das ist unabhängig von der Situation<br />
mit Corona. Im Winter gehe ich nicht ins<br />
Kino und meide sowieso Menschenmengen.“<br />
Jenni Saarinen<br />
DEU-Sichtungen. Zwar ging im KP zur Musik<br />
„Grande Amore“ von Il Volo nach der 3T-3T-<br />
Kombination mit beidfüßiger Landung des zweiten<br />
3T der 3L daneben. Aber in der Kür ging sie<br />
fünf Dreifache an, von denen drei sauber waren<br />
und zwei leicht unterdreht. Alles andere war<br />
fehlerfrei, allerdings ein bisschen unspektakulär<br />
vorgetragen. Damit übertraf sie hier<br />
sogar die WM-<strong>No</strong>rm. Am 1. <strong>Oktober</strong><br />
wechselte sie von Peter Sczypa zu Michael<br />
Huth nach Oberstdorf im Rahmen des neuen<br />
Olympischen Eliteprojekts der DEU. Er ist genau<br />
der Richtige, um die läuferischen Defizite<br />
bei ihr zu beseitigen, denn sie hat<br />
eine ausbaufähige natürliche Eleganz. Aya<br />
Hatakawa verpatzte das KP komplett, was<br />
sie darauf zurückführte, dass ein ungewohntes<br />
Fernsehteam mit Mikrofon über<br />
ihrem Kopf sie in der Konzentration störte.<br />
Die Kür ohne Fernsehteam lief etwas besser,<br />
aber nur drei der sieben Sprungelemente<br />
waren einwandfrei.<br />
Josefin Taljegard aus Göteborg präsentierte ein<br />
fehlerfreies KP mit 3F und 3T-2T, in der Kür<br />
machte sie allerdings fünf Fehler. Lindsay van<br />
Zundert (15) schnitt bei ihrem Meisterklassedebüt<br />
recht gut ab, obwohl in der Kür fast alle<br />
Sprünge abgewertet wurden oder zumindest<br />
unterdreht waren. Aber sie erhielt relativ hohe<br />
Komponenten und war im Sommer bei wem zur<br />
Choreografie? Bei Benoit Richaud natürlich.<br />
Anna La Porta stammt aus Mailand, lebt aber in<br />
Basel und trainiert bei dem Franzosen Xavier<br />
Dias. Das KP war ansprechend, nur der Lutz<br />
aufgerissen. In der Kür glückten vier Dreifache,<br />
zwei aber nicht. Die dritte Schweizerin <strong>No</strong>emi<br />
Bodenstein hatte im KP mit beiden Dreifachen<br />
Probleme und konnte zur Kür wegen Verletzung<br />
nicht antreten. Eliska Brezinova, die Schwester<br />
von Michal Brezina, stieg im KP beim 2T nach<br />
dem 3L um und landete auf beiden Füßen, die<br />
anderen Elemente waren solide. In der Kür ging<br />
allerdings vieles daneben. Kristen Spours war<br />
mit Trainer Florent Amodio aus Vaujany gekommen.<br />
Das KP blieb so gut wie fehlerfrei mit 3F-<br />
2T und 3R, aber in der Kür klappte kein dreifacher<br />
Sprung.<br />
Beste der drei Österreicherinnen wurde Stefanie<br />
Pesendorfer aus Linz, obwohl sie im KP alle drei<br />
Sprünge verpatzte. Aber in der Kür konnte sie<br />
mit vier gelungenen Dreifachen noch acht Plätze<br />
aufholen und schaffte hier sogar die WM-<strong>No</strong>rm.<br />
Olga Mikutina aus Feldkirch stieg bei beiden<br />
Dreifachen im KP um, nur der 2A war sauber. Die<br />
Kür begann sie spektakulär mit guter 3L-3T-<br />
Kombination, aber der 3F war leicht unterdreht<br />
und der 3R gestürzt. Danach versuchte<br />
sie keinen Dreifachen mehr. Nathalie Klotz<br />
aus Innsbruck war früher für Mittenwald gestartet,<br />
weil sie im österreichischen Nachbarort<br />
Scharnitz wohnte. Diesmal riss sie<br />
den Flip im KP auf, die anderen Elemente<br />
waren gut. In der Kür<br />
glückte außer einem 3R und zwei<br />
2A nicht viel.<br />
Nebelhorn Trophy<br />
Kristina Isaev (19) kam von allen Deutschen ihrem<br />
persönlichen Leistungsoptimum vor allem<br />
in der Kür am nächsten. Sie war bei beiden<br />
Nicole Schott
24<br />
Natalie Taschlerova und Filip Taschler<br />
Nebelhorn Trophy<br />
In der Eistanzkonkurrenz gingen nur sieben Paare<br />
an den Start, denn mehrere andere hatten einige<br />
Tage zuvor ihren Start noch zurückgezogen.<br />
Die ISU hatte im Frühsommer entschieden,<br />
dass wegen der eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten<br />
im Rhythmustanz kein neuer Pflichtes<br />
doch zu versuchen, und ließen sich auslosen.<br />
Nach dem letzten Training vor dem Rhythmustanz<br />
verschlimmerten sich die Beschwerden, so<br />
dass sie dann doch nicht an den Start gingen.<br />
Mit voller Leistung hätten sie zweifellos gute<br />
Chancen auf einen Sieg gehabt, denn es war<br />
kein wirklich erstklassiges Paar am Start.<br />
Auch die offiziell als Ersatzpaar gemeldeten<br />
Dortmunder Katharina Müller und Tim Dieck<br />
nutzten die Gunst der Stunde und die Siegeschance<br />
nicht, obwohl sie sich in Oberstdorf aufhielten<br />
und auf demselben Eis wie ihre deutschen<br />
Konkurrenten trainierten. Die DEU-Tanzkommission<br />
hatte ihnen bei der Sichtung im<br />
August in Dortmund gesagt, die Choreografie<br />
im Rhythmustanz von Matteo Zanni sei zu einfach.<br />
Daraufhin fuhren sie in telefonischer Absprache<br />
mit ihrer Moskauer Haupttrainerin Angelika<br />
Krylova zu Bundestrainer Martin Skotnicky<br />
nach Oberstdorf und erarbeiteten mit ihm<br />
eine anspruchsvollere Choreografie. Aber bei der<br />
Nebelhorn Trophy wollten sie nach Telefonberatung<br />
mit Krylova noch nicht starten, weil sie<br />
meinten, die Vorbereitung sei nicht ausreichend.<br />
Somit bleiben die Geschwister Antonia<br />
und Ferdinand Becherer das letzte deutsche<br />
Tanzpaar, das die Nebelhorn Trophy (im<br />
Jahr 1986) gewinnen konnte.<br />
Tschechen gewinnen Tanzwettbewerb<br />
tanzteil vorgeschrieben wird, sondern dieselben<br />
wie in der vergangenen Saison und somit die<br />
Paare ihre Programme beibehalten können. Für<br />
Oberstdorf gemeldet waren auch die Lokalmatadoren<br />
Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin<br />
Steffan, aber Steffan litt schon länger unter<br />
einer Knochenhautentzündung im Fuß. Sie<br />
planten abzusagen, entschieden sich aber dann,<br />
Die tschechischen Geschwister Natalie<br />
Taschlerova (18) und Filip Taschler (21),<br />
die in der vergangenen Saison 19. der<br />
EM und 16. der Junioren-WM waren,<br />
kamen daraufhin zu einem klaren und verdienten<br />
Sieg. Sie trainieren ganzjährig bei<br />
demselben Matteo Zanni in Egna<br />
(siehe Juli-<strong>Pirouette</strong> Seite 17).<br />
Ihre Programme waren etwas<br />
anspruchsvoller als die der Konkurrenz<br />
und vor allem in hohem<br />
Tempo vorgetragen, was die Komponenten<br />
in die Höhe gehen ließ. Taschler<br />
erzählte, wie sie eine erstklassige Kondition<br />
erworben haben: Sobald sie nach dem<br />
in Italien sehr strengen Hausarrest ihre Wohnung<br />
wieder verlassen durften, haben sie viele<br />
anstrengende Dauerläufe in den Südtiroler Bergen<br />
rauf und runter gemacht. Das könnten die<br />
Deutschen in Oberstdorf auch. Im Swing-Rhythmustanz<br />
zu Musik der Jersey Boys erhielten vier<br />
Elemente Pluspunkte und gute Levels, nur die<br />
Hebung war recht unsicher und sie mussten sie<br />
abrupt beenden (Level 1 und Elementebewertungen<br />
von -2). Die Komponenten lagen bei etwa<br />
7,2. In der rasanten Tango-Kür machten sie keinen<br />
Fehler, sondern erhielten gute Levels und<br />
Komponenten von etwa 7,3. Dass sie als Geschwister<br />
einen Tango interpretieren mussten,<br />
bei dem es um Frau-Mann-Beziehungen geht,<br />
machte ihnen nichts aus, sagten sie später, dafür<br />
sei ein bisschen Schauspiel nötig.<br />
Silber für Montrealer Briten<br />
Sasha Fear ist die jüngere Schwester von Lilah<br />
Fear, die in Montreal mit Partner Lewis Gibson<br />
trainiert. Auch Sasha (18) und ihr Partner<br />
George Waddell (21) sind in der Ice Academy of<br />
Montreal. Gleich bei ihrem Meisterklasse-Debüt<br />
gewannen sie Silber. Als britische Staatsbürger
25<br />
Sasha Fear und George Waddell, Fotos: Hella Höppner<br />
Nebelhorn Trophy<br />
durften sie direkt von Kanada ohne Test nach<br />
Deutschland fliegen, müssen aber nach einem<br />
Besuch ihrer Familien in Großbritannien bei der<br />
Rückkehr nach Montreal zwei Wochen in Quarantäne,<br />
was sie in Kauf nehmen. Im Rhythmustanz<br />
zu „Singin‘ in the Rain“ erhielten vier Elemente<br />
gute Level, der Finnstep allerdings nur<br />
den Basislevel, weil keine der vier Schüsselstellen<br />
anerkannt wurde. In der Kür zur Gershwins<br />
„Ein Amerikaner in Paris“ spielen sie die übliche<br />
Liebesgeschichte und konnten die Ukrainer dank<br />
guter Levels noch überholen. Darya Popova (19)<br />
und Volodymyr Byelikov (21) trainieren in Kharkiv<br />
im Osten der Ukraine und liefen den Rhythmustanz<br />
zu „Grease“ mit ansprechenden Levels.<br />
Auch die Kür zu „Believer“ war sauber, allerdings<br />
erhielten sie für ein Choreo-Element keine<br />
Punkte, weil es nicht regelgerecht war.<br />
Natacha Lagouge und Arnaud Caffa kommen<br />
aus Lyon und trainieren bei Olivier Schoenfelder.<br />
Im Rhythmustanz interpretierten sie Swing und<br />
Foxtrott aus dem neuen indischen Bollywood-<br />
Darya Popova und<br />
Volodymyr Byelikov<br />
Film „Dream Girl“ mit vier guten Elementen,<br />
aber im Finnstep wurde keine Schlüsselstelle<br />
anerkannt. Die Vivaldi-Kür war fehlerfrei, aber<br />
die Levels relativ niedrig und eine Hebung zu<br />
lange. Schoenfelder erzählte, inzwischen seien<br />
die Bestimmungen, um in die Halle in Lyon zu<br />
gelangen, gegenüber dem Sommer noch einmal<br />
verschärft worden, als der Autor der <strong>Pirouette</strong><br />
vergeblich zum Training wollte. Denn die Region<br />
Rhone-Alpes, zu der Lyon und Grenoble gehören,<br />
ist inzwischen Risikogebiet geworden.<br />
Die Polin Arianna Wroblewska (26) und der<br />
Schweizer Stéphane Walker (29) sind beide erst<br />
seit kurzer Zeit Eistänzer und waren zuvor Einzelläufer.<br />
Wroblewska war nur national gestartet,<br />
aber Walker fünfmal Schweizer Meister<br />
und hat an vier Welt- und sieben Europameisterschaften<br />
teilgenommen. Sie trainieren bei<br />
Barbara Fusar Poli in Mailand. Die Levels im<br />
Rhythmustanz zu den Songs „Hot Stuff“ und<br />
„Last Dance“ von Donna Summer waren gemischt<br />
und auch bei ihnen wurde keine Schlüsselstelle<br />
im Finnstep anerkannt. In der fehlerfreien<br />
Kür zu zwei Stücken von den „Imagine<br />
Dragons“ waren die Levels recht gut, aber es<br />
fehlte ein bisschen Tempo.<br />
Hanna Jakucs (20) and Alessio Galli (23) trainieren<br />
ebenfalls bei Fusar Poli. Sie stammt aus<br />
Ungarn und studiert im niederländischen Eindhoven,<br />
er kommt aus Italien und beide hatten<br />
schon andere Partner. Sie wollten weg aus Ungarn<br />
und eigentlich für Belgien laufen, weil der<br />
Belgier Adam Solya ihre Choreografie gemacht<br />
hat. Aber dann haben sie entschieden, für die<br />
Niederlande zu starten, weil das Land anders<br />
als Belgien einen ISU-Tanzpreisrichter (Jeroen<br />
Prins) und eine Technische Spezialistin für Eistanzen<br />
hat. Sie machten keine größeren Fehler,<br />
aber ihren Programmen fehlte etwas Dynamik,<br />
sowohl dem Rhythmustanz zum Musical „Nine<br />
to Five“ als auch der Kür zu drei Stücken der<br />
US-Sängerin Billie Eilish. Die Tschechen und die<br />
Ukrainer haben die WM-<strong>No</strong>rm im Rhythmustanz<br />
(33 Punkte) geschafft und alle außer den<br />
Niederländern die EM-<strong>No</strong>rm von 28 Punkten. In<br />
der Kür übertrafen die Mindestpunktzahlen für<br />
die WM (47 Punkte) die Tschechen, Briten und<br />
Franzosen, die EM-<strong>No</strong>rm von 44 Punkten alle<br />
sechs Paare.<br />
ISU veröffentlicht Tanzregeln<br />
für 2021/22<br />
Anfang September hat die ISU im Communiqué<br />
2346 die vorläufigen Regeln für den Rhythmustanz<br />
in der olympischen Saison 2021/22 veröffentlicht.<br />
Sowohl die Junioren als auch die<br />
Meisterklassetänzer müssen mindestens zwei<br />
Musikstücke mit folgenden „Street Dance“-<br />
Rhythmen“ auswählen: Hip-hop, Disco, Swing,<br />
Funk, Krump, Popping, Jazz, Reggae oder Blues.<br />
Eigens erwähnt ist, dass die gesungenen Texte<br />
keine beleidigende oder aggressive und sicher<br />
damit auch keine rassistischen Passagen enthalten<br />
dürfen, also zum Beispiel kein „Fuck you,<br />
Baby“ oder ähnliches. Das Pflichtelement enthält<br />
die Tanzschritte des Midnight Blues. In der<br />
Meisterklasse ist außerdem eine Pattern Dance<br />
Type Step Sequence (wie in dieser Saison) vorgesehen,<br />
bei den Junioren zwei Midnight Blues-<br />
Teile. Hinzu kommen wie üblich eine Twizzle-<br />
Sequenz, eine kurze Hebung und eine Längsoder<br />
diagonale Schrittfolge, die zu einem anderen<br />
Rhythmus als dem Midnight Blues gelaufen<br />
werden muss.<br />
Eistanz | Nebelhorn Trophy<br />
RT Kür Pkt<br />
1 Natalie Taschlerova / Filip Taschler<br />
Tschechien 1 1 163.62<br />
2 Sasha Fear / George Waddell<br />
Großbritannien 3 2 151.43<br />
3 Darya Popova / Volodymyr Byelikov<br />
Ukraine 2 3 148.60<br />
4 Natacha Lagouge / Arnaud Caffa<br />
Frankreich 4 4 143.29<br />
5 Arianna Wroblewska / Stéphane Walker<br />
Schweiz 5 5 134.18<br />
6 Hanna Jakucs / Alessio Galli<br />
Niederlande 6 6 124.98
26<br />
Nebelhorn Trophy<br />
Silber für Hocke/Kunkel<br />
Die kleine Paarlaufkonkurrenz hatte ein schwaches<br />
Niveau, denn alle Duos machten vor allem<br />
in der Kür mehrere Fehler. Minerva Fabienne<br />
Hase und <strong>No</strong>lan Seegert führten nach einem so<br />
gut wie fehlerfreien KP zum Vorjahresprogramm<br />
„Open Hands“ von Ingrid Michaelson mit gutem<br />
3T, erstklassigem Wurfsalchow und guter Schrittfolge<br />
mit Level 4, 63,97 Punkten und drei Punkten<br />
Vorsprung. Aber im Morgentraining knick te<br />
Hase nach einer Wurflandung mit dem Fuß um<br />
und zog sich wohl eine Bänderdehnung zu, so<br />
konnten sie nicht starten. Eine gute Gelegenheit<br />
für Annika Hocke und Robert Kunkel, ihren ersten<br />
internationalen Wettbewerb zu gewinnen.<br />
Das KP zu „Shout (Tears for Fears Cover)“ des<br />
US-Musikers Zayde Wolf lief noch recht gut und<br />
erhielt 60 Punkte. Hier klappte der 3S, auch ihre<br />
Schrittfolge hatte Level 4, die Hebung war souverän,<br />
nur beim Wurfrittberger stieg Hocke um.<br />
Aber in der Kür sprangen die Schüler von Rico<br />
Rex nach sauberem dreifachem Twist die beiden<br />
Toeloops der Kombination nur doppelt und Hocke<br />
dann den Salchow nur einfach. Sie stieg<br />
beim weggeworfenen Wurflutz um und die beiden<br />
mussten die zweite Hebung nach misslungenem<br />
Aufgang abbrechen. Fünf weitere leichtere<br />
Elemente gelangen, aber die Paarlaufpirouette<br />
am Ende erhielt nur den Basislevel und beinahe<br />
wären sie auch noch bei der Schlusspose gestürzt.<br />
Alles zusammen ergaben ein paar Zehntelpunkte<br />
zu viele Abzüge, um noch zu gewinnen,<br />
aber sie holten immerhin Silber. Vielleicht<br />
wären sie besser gelaufen, wenn sie ihre erste<br />
Saisonkür zwei Wochen vorher beim von der<br />
DEU eigens angebotenen Testwettbewerb in<br />
Mannheim absolviert hätten. Weder das Paar<br />
noch Fentz oder Schott wussten, warum sie in<br />
den Küren eingebrochen sind, aber die <strong>Pirouette</strong><br />
vermutet es und die beiden Mannheimerinnen<br />
bewiesen es. (Kommentare siehe rechts unten)<br />
Irgendjemand musste aber gewinnen und das<br />
waren mit Glück die ebenfalls alles andere als<br />
perfekten Rebecca Ghilardi und Filippo Ambrosini<br />
aus Bergamo, die 19. der WM 2019. Im KP<br />
zu „Bring me to Life“ der US-Rock-Band Evanescence<br />
war ihr dreifacher Twist nicht klar in seinen<br />
Armen gelandet (in der Kür auch nicht), der<br />
2A und die anderen Elemente dagegen gut, aber<br />
man vermisste einen dreifachen Sprung. Die<br />
Schüler von Franca Bianconi laufen außerdem<br />
ein bisschen unelegant. In der Kür stürzte er<br />
beim 3S, auch sie mussten die zweite Hebung<br />
abbrechen, während die beiden anderen glückten.<br />
Sein 2A war so verwackelt, dass er keinen<br />
zweiten Sprung anhängen konnte, die beiden<br />
Würfe dagegen sicher. Ihre stärkeren nationalen<br />
Konkurrenten Nicole Della Monica und Matteo<br />
Guarise waren nicht zur Trophy gekommen, weil<br />
sie am selben Wochenende an einem Schaulaufen<br />
in Parma teilnahmen, bei dem auch Carolina<br />
Kostner wieder einmal auftrat.<br />
»<br />
Annika Hocke/Robert Kunkel:<br />
Hocke: „Wir haben uns eigentlich sehr gut<br />
gefühlt und wir waren super vorbereitet. Wir<br />
haben die letzten Monate hart trainiert, viel<br />
verbessert. Es ist schade, dass wir das nicht<br />
zeigen konnten, vor allem, weil wir uns wirklich<br />
darauf gefreut haben, unsere neuen Programme<br />
präsentieren zu können und wieder<br />
das Wettkampfgefühl zu haben. Wir haben<br />
uns wirklich alle sehr wohl und sicher gefühlt.<br />
Es wurde das Beste rausgeholt und wir<br />
sind dankbar, dass das Event überhaupt<br />
stattfinden konnte. Ich glaube, wir sind alle<br />
in dieser schwierigen Zeit trotzdem<br />
«<br />
vom Gefühl<br />
her noch dichter zusammengewachsen,<br />
weil alle in der gleichen Situation waren und<br />
sich darüber austauschen konnten.“<br />
Kunkel: „Es ist schade, denn das war nicht<br />
ansatzweise unsere Trainingsleistung. Wir waren<br />
so gut vorbereitet wie noch nie, egal ob<br />
das die Elemente betrifft oder konditionell.“<br />
Annika Hocke und Robert Kunkel<br />
Fotos: Jochen Krauter
27<br />
Rebecca Ghilardi und<br />
Filippo Ambrosini<br />
Cléo Hamon und Denys Strekalin aus Frankreich<br />
konnten in diesem Sommer anders als<br />
2019 nicht zu John Zimmerman in die USA.<br />
Damals hatte die <strong>Pirouette</strong> sie in Florida angetroffen.<br />
Stattdessen haben sie bei Claude<br />
Péri trainiert und mussten bei der Ankunft im<br />
Münchner Flughafen aus dem Risikogebiet Paris<br />
ebenso wie das andere französische Paar<br />
einen Corona-Test machen und das negative<br />
Ergebnis bei der Akkreditierung vorzeigen.<br />
Im KP zu „Kill of the<br />
Night“ von Gin Wigmore<br />
sprang Hamon den Toeloop<br />
nur doppelt und<br />
landete den Wurfrittberger<br />
auf zwei Füßen, alles<br />
andere<br />
gelang<br />
solide,<br />
auch der<br />
dreifache<br />
Twist. In der<br />
Kür interpretierten<br />
sie die Filmmusik<br />
„The Fifth Element“,<br />
begannen<br />
mit einem guten dreifachen<br />
Twist, aber dann<br />
stürzte sie beim 3T und<br />
dem dreifachen Wurfrittberger.<br />
Ihre Trainingshalle<br />
in Paris-Bercy<br />
musste während ihrer<br />
Abwesenheit schließen.<br />
Sie freuten sich, dass sie<br />
überhaupt einen Wettbewerb laufen konnten<br />
und dankten Oberstdorf dafür.<br />
Elizaveta Zhuk und Martin Bidar aus der<br />
Tschechischen Republik begannen das KP zu<br />
Leonard Bernsteins West Side Story mit einem<br />
etwas knappen dreifachen Twist und einem<br />
etwas unsauberen 3T von ihr. Beim dreifachen<br />
weggeworfenen Wurflutz ging sie zu Boden,<br />
der Rest war solide. In ihrer Kür zu einem Arrangement<br />
von Franz Schuberts Ave Maria<br />
machten sie vier größere Fehler und kein<br />
Schlüsselelement war einwandfrei. Das zweite<br />
französische Paar Coline Keriven und <strong>No</strong>el-<br />
Antoine Pierre (der als Läufersprecher und<br />
Nachfolger von Morgan Ciprès im Verbandsrat<br />
sitzt), konnte ebenfalls nicht überzeugen. Ihr<br />
Twist war nur doppelt und sie machten im KP<br />
drei Fehler. Durch die Kür kamen sie ohne<br />
Sturz, allerdings zeigten sie als Einzelsprünge<br />
nur 2T und eine Kombination 2S-1A.<br />
Ruben Blommaert, Foto: Flade<br />
Neue Partnerin für Ruben Blommaert<br />
Am Rande der Nebelhorn Trophy stellte sich<br />
Ruben Blommaert der DEU mit seiner neuen<br />
Partnerin Alisa Efimova vor. Die Trennung von<br />
seiner bisherigen Partnerin Elena Pavlova soll<br />
einvernehmlich erfolgt sein, weil diese nicht<br />
nach Deutschland und er nicht nach Russland<br />
reisen konnte. Efimova durfte dagegen aus<br />
Russland nach Oberstdorf reisen, weil sie auch<br />
die finnische Staatsbürgerschaft hat. Sie hatte<br />
2018 mit Alexander Korovin die Nebelhorn Trophy<br />
gewonnen und war noch 2019 bei den<br />
Grand Prix in China und Japan gestartet, aber<br />
nach Platz 9 bei der russischen Meisterschaft<br />
trennte sich das Paar und wollte man sie im<br />
Club von Tamara Moskvina nicht mehr haben<br />
(siehe <strong>Pirouette</strong> 3/20, Seite 27). Die DEU hofft<br />
nun auf eine baldige Freigabe des russischen<br />
Verbandes, damit sie spätestens bei der EM mit<br />
Blommaert an den Start gehen kann, denn<br />
Deutschland hat dort drei Startplätze. Efimova<br />
ist schon die fünfte Partnerin von Blommaert.<br />
Das neue Paar soll hauptsächlich bei Florian<br />
Just in Oberstdorf trainieren, aber Bundestrainer<br />
Alexander König will etwa einmal pro Monat<br />
nach Oberstdorf kommen. <br />
•••<br />
Nebelhorn Trophy<br />
Paare | Nebelhorn Trophy<br />
Cleo Hamon und Denys Strekalin<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Rebecca Ghilardi / Filippo Ambrosini<br />
Italien 3 1 154.61<br />
2 Annika Hocke / Robert Kunkel<br />
Deutschland 2 2 154.26<br />
3 Cléo Hamon / Denys Strekalin<br />
Frankreich 4 3 144.06<br />
4 Elizaveta Zhuk / Martin Bidar<br />
Tschechien 5 4 143.03<br />
5 Coline Keriven / <strong>No</strong>el-Antoine Pierre<br />
Frankreich 6 5 130.27<br />
– Minerva Fabienne Hase / <strong>No</strong>lan Seegert<br />
Deutschland 1 – –
28<br />
Wer startet wo beim Grand Prix?<br />
Wer startet wo beim Grand Prix?<br />
Am 1. <strong>Oktober</strong> hat die ISU bekanntgegeben,<br />
wer zu den Pseudo-Grand<br />
Prix-Wettbewerben eingeladen wurde,<br />
die an diesem Tag noch alle sechs stattfinden<br />
sollten: Die Eingeladenen sind<br />
wegen der weltweiten Reisebeschränkungen<br />
meistens nur Läufer, die in dem<br />
Land oder der Region (wie der Europäischen<br />
Union) des Wettbewerbs leben<br />
und trainieren. Daher starten zum Beispiel<br />
Michal Brezina in den USA und die<br />
Deutschen in Grenoble. Nicht eingeladen<br />
wurden Katharina Müller und Tim<br />
Dieck zum Cup of Russia, obwohl sie darum<br />
gebeten hatten und auf diese Weise<br />
hofften, endlich wieder nach Russland<br />
einreisen zu dürfen. Wie erwartet sind<br />
die beiden deutschen Kunstlaufpaare,<br />
Nicole Schott und Janse van Rensburg/<br />
Steffan für Grenoble vorgesehen, allerdings<br />
fehlt Paul Fentz. Jeder Läufer kann<br />
nur bei einem Wettbewerb starten.<br />
Es gibt Preisgeld von 12.000, 7.000, 3.500, 1.500<br />
und 1.000 Dollar, falls mindestens eine volle<br />
Gruppe tatsächlich startet, ansonsten weniger.<br />
Weltranglistenpunkte werden nicht vergeben und<br />
man kann sich auch nicht für ein Finale qualifizieren.<br />
Die erzielten Technischen Punkte zählen<br />
unverständlicherweise nicht für die zu erreichenden<br />
Mindestpunktzahlen für große Meisterschaften,<br />
vielleicht weil viele Preisrichter aus demselben<br />
Land werten. Skate America und Skate Canada<br />
soll ohne Zuschauer stattfinden, andere Wett-<br />
Damen<br />
USA (Las Vegas): Lin, Andrews, Bell, Karen<br />
Chen, Glenn, Gold, Inthisone, Izzo, Kalyan,<br />
Shin, Tennell, Wang<br />
Kanada (Ottawa): Bausback, Pineault, Schizas,<br />
Schumacher, Zhu, Miyahara, Kurakova<br />
China (Chongqing): Hongyi Chen und fünf<br />
weitere Chinesinnen<br />
Frankreich (Grenoble): Kiibus, Peltonen,<br />
Saarinen, Mazzara, Méité, Serna, Schott,<br />
Gutmann, Tornaghi, Kihira, Paganini und<br />
eine weitere Läuferin<br />
Russland (Moskau): Ryabova, Safonova,<br />
Urushadze, Guliakova, Kostornaia, Medvedeva,<br />
Samodurova, Shcherbakova, Trusova,<br />
Tuktamasheva und zwei weitere Russinnen<br />
Japan (Osaka): Araki, Higuchi, Honda,<br />
Kawabata, Kawabe, Matsuike, Mihara,<br />
Sakamoto, Uramatsu, Yamashita, Yokoi und<br />
eine weitere Läuferin<br />
bewerbe sind noch offen. Der Wettbewerb in<br />
Grenoble ist wegen der hohen Infektionszahlen<br />
grundsätzlich in Gefahr. Einige Startplätze bleiben<br />
frei, weil es in dem Land des Grand Prix nicht<br />
genügend geeignete Läufer gibt und auch keine<br />
anderen dort trainieren, zum Beispiel bei den Damen<br />
in Kanada. Bei der NHK Trophy ist kein Paarlaufwettbewerb<br />
vorgesehen, weil das einzige japanische<br />
Paar in Kanada trainiert. Sämtliche<br />
Wettbewerbe sollen in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz per Livestream sichtbar sein. krk<br />
Herren<br />
USA: Gogolev (soll verletzt sein), Messing,<br />
Brezina, Bychenko, Nathan Chen, Hiwatashi,<br />
Krasnozhon, Ma, Malinin, Naumov, Pulkinen,<br />
Zhou<br />
Kanada: Nadeau, Nguyen, Orzel, Phan,<br />
Sadovsky, Gorodnitsky, Cha, Brown<br />
China: Yudong Chen, Jin, Yan, Zhang und<br />
zwei weitere Chinesen<br />
Frankreich: Kerry, Aymoz, Ponsart, Siao Him<br />
Fa, Tesson, Warren, Grassl, Rizzo, Shimada,<br />
Uno, Vassiljevs, Majorov<br />
Russland: Litvintsev, Kvitelashvili, Maysuradze,<br />
Aliev, Danielian, Gummenik, Ignatov,<br />
Kolyada, Mozalev, Samarin, Savosin und ein<br />
weiterer Läufer<br />
Japan: Honda, Kagiyama, Kishina, Miura,<br />
Miyake, Sato, Sumoto, Tanaka, Tomono,<br />
Yamamoto, Yoshioka<br />
Kunstlaufpaare<br />
USA: Tarasova/Morozov (mit Fragezeichen),<br />
Cain-Gribble/LeDuc, Calalang/Johnson,<br />
Kayne/O’Shea, Lu/Mitrofanov, Scimeca<br />
Knierim/Frazier, Serafini/Tran und ein weiteres<br />
Paar<br />
Kanada: Matte/Ferland, Moore-Towers/<br />
Marinaro, Purich/Chudak, Ruest/Wolfe,<br />
Walsh/Michaud, Miura/Kihara<br />
China: Peng/Jin, Sui/Han, Tang/Yang,<br />
Wang/Huan<br />
Frankreich: Ziegler/Kiefer, Hamon/Strekalin,<br />
Keriven/Pierre, Kovalev/Kovalev, Hase/Seegert,<br />
Hocke/Kunkel, Della Monica/Guarise,<br />
Ghilardi/Ambrosini<br />
Russland: Chtchetinina/Magyar,<br />
Vernikov/Krasnopolski, Boikova/Kozlovskii,<br />
Mishina/Galliamov, Panfilova/Rylov,<br />
Pavliuchenko/Khodykin, Pepeleva/Pleshkov<br />
und ein weiteres Paar<br />
Japan: kein Paarlaufwettbewerb<br />
Eistanzpaare<br />
USA: Carreira/Ponomarenko, Cesanek/Yehorov,<br />
Chock/Bates, Green/Parsons, Hawayek/Baker,<br />
Hubbell/Donohue, McNamara/Spiridonov,<br />
Pate/Bye, Shilling/Petrov, ein weiteres Paar<br />
Kanada: Harris/Chan, Fournier Beaudry/<br />
Sörensen, Fabbri/Ayer, Gilles/Poirier,<br />
Lajoie/Lagha, Lanaghan/Razgulajevs,<br />
Sales/Wamsteeker, Soucisse/Firus, Fear/<br />
Gibson, Smart/Diaz<br />
China: Chen/Sun, Guo/Zhao, Ning/Wang,<br />
Wang/Liu, ein weiteres chinesisches Paar<br />
Frankreich: Orihara/Pirinen, Galyavieva/<br />
Thauron, Lauriault/Le Gac, Lopareva/<br />
Brissaud, Papadakis/Cizeron, Wagret/<br />
Souquet-Basiège, Janse van Rensburg/<br />
Steffan, Guignard/Fabbri, Reed/Ambrulevicius<br />
und ein weiteres Paar<br />
Russland: Kazakova/Reviya, Khudaiberdieva/<br />
Bazin, Konkina/Drozd, Morozov/Bagin,<br />
Shevchenko/Eremenko, Skoptcova/Aleshin,<br />
Sinitsina/Katsalapov, Stepanova/Bukin,<br />
Zagorski/Guerreiro, Nazarova/Nikitin<br />
Japan: Fukase/Cho, Komatsubara/Koleto,<br />
Muramoto/Takahashi<br />
Neues aus aller Welt<br />
James/Ciprès<br />
beenden Karriere<br />
Vanessa James und Morgan Ciprès haben am<br />
28. September offiziell ihren Rücktritt bekannt<br />
gegeben. Das kam wenig überraschend,<br />
denn James (33) nimmt im <strong>Oktober</strong> und <strong>No</strong>vember<br />
an der mehrwöchigen kanadischen<br />
Fernehshow „Battle of the Blades“ teil. Sie<br />
hätte also keine Zeit, mit Ciprès (29) zu trainieren.<br />
Morgan Ciprès hat sich nach seinem<br />
Freispruch durch die französische Disziplinkommission<br />
nicht öffentlich geäußert. Die<br />
beiden Mädchen, denen er Nacktfotos geschickt<br />
hatte, wollten bis jetzt nicht aussagen,<br />
sondern offenbar die Sache auf sich beruhen<br />
lassen. Die größten Erfolge der Franzosen<br />
waren der Gewinn des Grand Prix Finales<br />
im Dezember 2018, der Europameistertitel im<br />
Jahr 2019 und WM-Bronze 2018. Vor allem<br />
von 2017 bis 2019 haben sie durch innovative<br />
und moderne Programme viel für den<br />
Paarlauf geleistet. Ihr letzter Wettbewerb war<br />
die WM 2019, bei der sie Rang fünf belegten.<br />
James soll jetzt mit Rehabilitationsgeräten<br />
arbeiten, Ciprès macht angeblich in Frankreich<br />
eine Ausbildung zum Immobilienmakler.
Ein Erlebnisbericht von Lisa Vogel und Sarah Zimmermann<br />
Nach dem abrupten Ende der Saison 2019/<strong>2020</strong> mit der<br />
Rückkehr von der Steel City Trophy in Sheffield haben wir<br />
zunächst online und eigenständig gearbeitet. Nachdem die<br />
ersten Corona-Maßnahmen wieder gelockert wurden, konnten<br />
wir schrittweise wieder annähernd normal trainieren.<br />
United Angels mit<br />
Kür-Choreografie aus 6.000 Kilometer Entfernung<br />
Als Start in die neue Saison sollte es für uns<br />
ein besonderes Highlight geben: Marilyn Langlois,<br />
die Haupttrainerin unserer Vorbilder „Les<br />
Suprêmes“ aus Kanada, hatte sich bereits Anfang<br />
März dazu bereiterklärt, nach Deutschland<br />
zu reisen und unsere neue Kür zu choreographieren.<br />
Die Pandemie machte uns jedoch einen<br />
Strich durch die Rechnung. Tag für Tag hofften<br />
wir, dass sich die Reisebeschränkungen zu unseren<br />
Gunsten ändern würden. Aber leider<br />
stand zwei Tage vor dem Choreo-Camp fest,<br />
dass es Langlois nicht möglich war, nach<br />
Deutschland zu kommen.<br />
Unsere Haupttrainerin Christina Calmbacher und<br />
Marilyn, mit der wir trotzdem zusammenarbeiten<br />
wollten, hielten jedoch bereits Plan B in der Hinterhand.<br />
Als wir erstmals davon hörten, waren<br />
wir ziemlich überrascht, denn er lautete: Marilyn<br />
würde das komplette Programm per Zoom-Meeting,<br />
also aus 5.953 km Entfernung einstudieren.<br />
Kein anderes Team hatte so etwas je zuvor gemacht,<br />
doch wir waren bereit, diese Herausforderung<br />
anzunehmen. Im Grunde genommen waren<br />
es gleich mehrere Herausforderungen:<br />
Valentina Marchei<br />
beendet Laufbahn<br />
Die italienische Einzel- und Paarläuferin Valentina<br />
Marchei (34) ist schon seit 2018<br />
nicht mehr bei Wettbewerben gelaufen. Mit<br />
zwei Jahren Verspätung hat sie jetzt offiziell<br />
ihren Rücktritt erklärt. Ihre größten Erfolge<br />
als Einzelläuferin waren Platz vier bei der EM<br />
2013 und Rang 11 bei den Olympischen Spielen<br />
2014. Ein bisschen litt sie darunter, dass<br />
sie in Italien stets nur die Nummer zwei hinter<br />
Carolina Kostner war. Im Sommer 2014,<br />
also mit 28 Jahren, begann sie als Paarläuferin<br />
mit Ondrej Hotarek und erreichte von<br />
2015 bis 2018 sehr schnell die erweiterte europäische<br />
Spitze. Viermal war sie unter den<br />
besten sechs bei Europameisterschaften und<br />
krönte ihre Karriere mit Platz fünf bei den<br />
Olympischen Spielen 2018. Im September<br />
2018 sagte sie noch der <strong>Pirouette</strong> am Rande<br />
der Lombardia Trophy, dass sie einen neuen<br />
Partner suche, aber aufgetreten ist danach<br />
nur noch in Shows. In einem ausführlichen<br />
Beitrag in den sozialen Medien dankt sie allen,<br />
die sie in 28 Jahren Eislaufkarriere unterstützt<br />
haben.<br />
krk<br />
- Wir kannten Marylin und ihre Arbeitsweise<br />
nicht.<br />
- Marylin kannte das Team sowie die einzelnen<br />
Läuferinnen nicht.<br />
- Und da es zu diesem digitalen Vorgehen keine<br />
Erfahrungswerte gab, wusste niemand, wie<br />
gut dies überhaupt funktionieren konnte.<br />
An einem Donnerstagmittag machten wir uns<br />
voller Tatendrang auf den Weg nach Oberstdorf,<br />
mit dem Ziel, nach drei Tagen und sieben Trainingseinheiten<br />
mit einem fertigen Programm<br />
wieder nach Hause zu fahren. Das erste Zoom-<br />
Meeting, noch vor der ersten Trainingseinheit<br />
auf dem Eis, verlief leider nicht ganz reibungslos.<br />
Zuerst funktionierte die Technik nicht, danach<br />
musste man für die leise Akustik des Tablets<br />
eine Lösung finden und im Anschluss war<br />
die Zeit zu knapp, um überhaupt vor Eisbeginn<br />
die ersten Aufstellungen so zu besprechen, dass<br />
jeder die Vorstellungen von Marylin hätte umsetzen<br />
können. Auf dem Eis stellten wir uns jedoch<br />
schnell aufeinander ein und man merkte<br />
von Minute zu Minute, dass wir immer besser<br />
vorankamen.<br />
Marylin erklärte uns ruhig und geduldig anhand<br />
ihrer auf Papier gefertigten Skizzen ihre Ideen<br />
und Aufstellungen. Im Anschluss erhielten die<br />
einzelnen Linien in Kleingruppen ihre Schritte<br />
und die genauen Laufwege. Schritt für Schritt<br />
setzten sie sich zu einem Gesamtbild zusammen.<br />
Am Ende der ersten zweistündigen Trainingseinheit<br />
konnten wir nicht fassen, was wir<br />
bereits geschafft hatten. Die Skepsis vom Anfang<br />
war verflogen. Glücklich ließen wir den<br />
Abend gemeinsam im Hostel ausklingen und<br />
konnten nun auch unseren zwei zurückgeblie-<br />
Das Team Berlin 1 hatte sich intensiv auf die<br />
WM in Lake Placid vorbereitet, aber - wie bekannt<br />
- wurde sie abgesagt. Trainer Gert Hofmann<br />
sagte der <strong>Pirouette</strong>, auch in den Berliner<br />
Hallen gab es länger keinerlei Möglichkeit, auf<br />
dem Eis zu trainieren. Das Team versuchte zunächst<br />
ein individuelles Online-Fitnesstraining.<br />
Ab Juni war dann wieder Training außerhalb des<br />
Eises in Kleingruppen von bis zu zehn Läuferinnen<br />
möglich. Aber bis August hatten die verschiedenen<br />
Synchronteams keinerlei Eiszeiten,<br />
nur Athletiktraining gemäß den Regeln des Berliner<br />
Senats. Für 10 Tage fuhren die Läuferinnen<br />
Bei der Online-Choreografie in Oberstdorf, Foto: privat<br />
benen Teammitgliedern berichten, wie der Tag<br />
verlaufen war. Sie konnten aufgrund eines ausstehenden<br />
Covid-Tests leider nicht am Trainingslager<br />
teilnehmen.<br />
In den folgenden beiden Tagen tauschten sich<br />
unsere Trainerinnen mit Marylin vor dem Training<br />
über die Elemente aus. Diese wussten nun<br />
vorab genau, was sich Marilyn vorstellte, so dass<br />
sie dem Team genaue Anweisungen vor Ort auf<br />
dem Eis geben konnten. Marylin war dabei immer<br />
per Live-Übertragung auf dem Tablet dabei.<br />
Teilweise war es in Kanada noch mitten in der<br />
Nacht. Immer wieder zeigte sie uns dabei aus<br />
ihrem Arbeitszimmer heraus die Schritte und wir<br />
liefen sie dann auf dem Eis. Durch die Live-<br />
Übertragung konnte sie alles mitverfolgen und<br />
ihre Änderungs- und Verbesserungswünsche<br />
zeitgleich an das Team und die Trainer weitergeben.<br />
So setzte sich das Programm Element für<br />
Element zusammen. Die Vorbereitungen von Marylin<br />
begeisterten uns und hätten nicht besser<br />
sein können. Alle Schritte, Laufwege und Aufstellungen<br />
waren bis ins Detail geplant und ließen<br />
sich 1:1 aus ihrem Arbeitszimmer in Kanada<br />
auf das Eis in Oberstdorf übertragen. Durch ihre<br />
liebe und humorvolle Art haben wir die räumliche<br />
Entfernung oft fast vergessen. Wir sind sehr<br />
glücklich, diese Erfahrungen gemacht zu haben,<br />
und möchten uns hiermit noch einmal herzlich<br />
bei Marylin und unseren Trainerinnen für ihren<br />
unermüdlichen Einsatz bedanken.<br />
Ergänzung der Redaktion: Die United Angels<br />
werden ihr KP der vergangenen Saison zu<br />
„Every body Wants to Rule the World“ beibehalten.<br />
Die neu choreografierte Kür laufen sie<br />
zu einem Medley aus drei Musikstücken zum<br />
Thema Casino.<br />
Team Berlin 1 wieder auf Kurs<br />
zum alljährlichen Sommertraining in die tschechische<br />
Kleinstadt Tachov nahe der bayrischen<br />
Grenze. In der sonst leeren Eishalle haben sie zu<br />
Berliner Hygienevorschriften auch das neue KP<br />
einstudiert, das sie zu „Ich bin ein Berliner“ von<br />
The Wyld (Musik des Friedrichstadt-Palastes)<br />
laufen. Die Kür zu „Aquaman“ bleibt in verbesserter<br />
Form wie im Vorjahr. Seit August ist wieder<br />
reguläres Training möglich, aber eingeschränkt<br />
auf Kleingruppen von 10 Läuferinnen.<br />
Beim Berliner Bären Ende <strong>Oktober</strong> will man beide<br />
Programme erstmals vorstellen. krk<br />
29<br />
Team Berlin 1 und United Angels<br />
Synchron-News
30<br />
Masters<br />
Masters Wettbewerb<br />
Der französische Masters Wettbewerb<br />
konnte vom 1. bis 3. <strong>Oktober</strong> mit einer<br />
größeren Zahl von Zuschauern in<br />
Villard de Lans nahe Grenoble stattfinden.<br />
Verbandspräsidentin Nathalie Péchalat<br />
war aus dem etwa 650 Kilometer<br />
entfernten Paris trotz vielerlei Problemen<br />
gekommen.<br />
Kevin Aymoz gewann die Herrenkonkurrenz mit<br />
255 Punkten. Zunächst enthüllte er sein neues<br />
KP zur Musik „Indigène“ (Eingeborener) von<br />
Maxime Rodriguez. Die 4T-3T-Kombination gelang<br />
gut, der erstmals gezeigte 4S war unterdreht,<br />
der Axel nur einfach und er ahmte extravagante<br />
Tänze von Eingeborenen nach. In der<br />
Kür waren 4T und 4S unterdreht und unsauber<br />
und nur vier der sechs Dreifachen einwandfrei.<br />
Zweiter mit 220 Punkten wurde Landry Le May<br />
(21), der einen Leistungssprung gemacht hat,<br />
bei Brian Joubert innerhalb kurzer Zeit 3A und<br />
4T lernte und sie in beiden Programmen in guter<br />
Qualität zeigte. Platz drei mit 216 Punkten<br />
und zwei 4T belegte der australische Gastläufer<br />
Brendan Kerry, der immer noch kein Visum für<br />
Russland hat und mit Wertung mitlaufen durfte.<br />
Drittbester Franzose war Romain Ponsart<br />
Neues aus aller Welt<br />
Essen bleibt EM-Kandidat<br />
Die ISU hat im September die Liste der Städte<br />
veröffentlicht, die sich endgültig für die ISU-<br />
Meisterschaften 2023 beworben haben. Zu ihnen<br />
behört bekanntlich auch die Ruhrmetropole<br />
Essen. Bei der nächsten Vorstandssitzung Mitte<br />
<strong>Oktober</strong> soll voraussichtlich entschieden werden,<br />
wer die verschiedenen ISU-Meisterschaften<br />
2023 erhält. Außer Essen haben sich auch<br />
Eriwan (Armenien), Minsk (Weißrussland), Sofia<br />
(Bulgarien), Ostrava (Tschechische Republik),<br />
Helsinki (Finnland), Budapest (Ungarn) und Turin<br />
(Italien) beworben. Für die WM 2023 haben<br />
sich ebenfalls Minsk und Budapest, außerdem<br />
Saitama (Japan) beworben.<br />
Battle of the Blades<br />
Ohne Zuschauer in der Halle findet auch in diesem<br />
Jahr im kanadischen Fernsehsender CBC<br />
von Mitte <strong>Oktober</strong> bis Ende <strong>No</strong>vember das traditionelle<br />
mehrwöchige Spektakel „Battle of the<br />
Blades“ (Kampf der Kufen) statt. Bekannte Eiskunstläufer<br />
oder Eiskunstläuferinnen laufen mit<br />
bekannten Hockeyspielern(innen). Jede Woche<br />
scheidet ein Paar aus und am Ende gibt es ein<br />
Siegerpaar, das viel Geld verdienen kann. Vom<br />
Eiskunstlaufen sind diesmal folgende Läufer dabei:<br />
Violetta Afanasieva, Andrew Poje, Eric Radford,<br />
Asher Hill, Meagan Duhamel, Vanessa<br />
James und Kaitlyn Weaver. In der Jury sitzen<br />
unter anderem Scott Moir und Elladj Baldé. Kurt<br />
Browning spielt den Experten.<br />
mit den bekannten Sprungschwächen im KP,<br />
aber einem guten 4T in der Kür. Daher gab es<br />
bei der Siegerehrung zwei dritte Plätze. 197<br />
Punkte erhielt der viertplatzierte Dumont-<br />
Schüler Adrien Tesson, gefolgt von Philip Warren.<br />
Nur Neunter mit schwachen 145 Punkten<br />
wurde der Monegasse Davide Lewton Brain.<br />
Adam Siao Him Fa fehlte.<br />
Damensiegerin wurde Lea Serna mit 162 Punkten.<br />
Im KP war der 3T nach dem 3L nicht einwandfrei,<br />
aber 3F und alles andere glückten. In<br />
der Kür gelangen drei der fünf versuchten Dreifachen.<br />
Alizée Crozet wurde Zweite mit 136 Punkten,<br />
Julie Froetscher Dritte mit 131 Zählern.<br />
Maé-Bérénice Méité schickte aus den USA Videos<br />
ihrer Programme, die auf der Anzeigentafel und<br />
im Livestream gezeigt wurden, aber es gab keine<br />
Wertung. Eistanzsieger wurden Evgenia Lopareva<br />
und Geoffry Brissaud mit 181 Punkten vor den<br />
Nebelhorn-Vierten Natacha Lagouge und Arnaud<br />
Caffa (142 Zähler). Arnaud Caffa kündigte an, er<br />
werde Ende <strong>No</strong>vember an einer Wahl der Region<br />
Rhone-Alpen zum Mister Frankreich teilnehmen.<br />
Marie-Jade Lauriault und Romain Le Gac schickten<br />
ebenso ein nicht bewertetes Video aus Montreal<br />
wie Julia Wagret und Pierre Souquet-Basiège<br />
aus Florida. Den Rhythmustanz mit 76 Punkten<br />
gewannen Adelina Galavieva und Louis Thauron,<br />
Hat Richard Gauthier vor<br />
35 Jahren belästigt?<br />
Ähnlich wie die US-amerikanischen Sportinstitutionen<br />
schon vor drei Jahren, wurde vor<br />
kurzem auch in Kanada eine Organisation namens<br />
Safe Sport gegründet, an die man sich<br />
wenden kann, wenn man beim Sport schlecht<br />
behandelt, sexuell belästigt oder anderweitig<br />
misshandelt worden ist. Daraufhin meldete<br />
sich ein Mann, der seinen Namen nicht nennen<br />
wollte, nur seine Initialen P. D. hat die<br />
kanadische Nachrichtenagentur herausgefunden.<br />
Er behauptet, sein damaliger Trainer Richard<br />
Gauthier (58), seit Jahrzehnten ein erfolgreicher<br />
Paarlauftrainer in Montreal-St.<br />
Léonard (unter anderem Salé/Pelletier und<br />
Duhamel/Radford) habe ihn vor 35 bis 37<br />
Jahren belästigt, als er noch minderjährig war<br />
und Gauthier sein Trainer. Damals war Gauthier<br />
zwischen 21 und 23 Jahre alt. Ein zweiter<br />
Fall habe sich zwischen 1981 und 1983<br />
abgespielt, als Gauthier zwischen 19 und 21<br />
Jahre alt war. Der kanadische Verband hat<br />
daraufhin Gauthier sofort fristlos suspendiert<br />
und dieser muss im <strong>Oktober</strong> vor einer Jury zu<br />
den Vorwürfen Stellung nehmen. Ist eine<br />
Suspendierung nach so langer Zeit gerechtfertigt,<br />
weil man dem anonymen Ankläger<br />
glaubt? Die Direktorin des Verbandes von<br />
Quebec sagte, man nehme die Sache sehr<br />
ernst, aber bisher habe es nie Klagen gegen<br />
Gauthier gegeben. <br />
krk<br />
aber vor der Kür gaben sie wegen Verletzung auf.<br />
Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron<br />
schickten dagegen keine Videos.<br />
Das beste Paarlaufpaar waren Cléo Hamon und<br />
Denys Strekalin mit 158 Punkten, in der Woche<br />
zuvor noch Dritte der Nebelhorn Trophy. In beiden<br />
Programmen waren die Toeloops nur doppelt,<br />
alles andere mehr oder weniger sauber. In<br />
der Kür gelangen mehrere Elemente nicht einwandfrei.<br />
156 Punkte erreichten die Nebelhorn-<br />
Fünften Coline Kériven und <strong>No</strong>el-Antoine<br />
Pierre, anders als in Oberstdorf diesmal mit<br />
dreifachem Twist in beiden Programmen und<br />
der etwas besseren Kür. Ziemlich fehlerreich<br />
dagegen das dritte Paar Camille und Pavel Kovalev<br />
mit 132 Zählern. Die Zoulous aus Lyon<br />
starteten im Alleingang bei den Meisterklasse<br />
Synchronteams. Sophie Sprung gewann die Juniorenkonkurrenz<br />
der Damen, Amodio-Schüler<br />
Francois Pitot die der Junioren Herren und die<br />
Lokalmatadoren Loicia Demougeot/Theo Lemercier<br />
überlegen die im Eistanzen. Brian Joubert<br />
moderierte das Schaulaufen auf dem Eis.<br />
<br />
Klaus-Reinhold Kany<br />
Japan Open ohne Stars<br />
Die 15. Auflage des Teamwettbewerbs Japan<br />
Open am 3. <strong>Oktober</strong> hätte eher „Japan Closed“<br />
heißen müssen, denn aufgrund der Abschottung<br />
des Landes in der Pandemie konnten nur Einheimische<br />
teilnehmen. In den zwei Teams „Rot“ und<br />
„Blau“ waren nicht einmal die bekanntesten Japaner<br />
am Start. Denn einige trainieren im Ausland<br />
wie Rika Kihira, Satoko Miyahara oder Shoma<br />
Uno (sie hätten sich bei Einreise in eine<br />
zweiwöchige Quarantäne begeben müssen) und<br />
andere wie Kaori Sakamoto und Yuma Kagiyama<br />
mussten just an diesem Wochenende bei ihrem<br />
Regionalwettbewerb, der als Qualifikation zur<br />
Japanischen Meisterschaft dient, laufen. Yuzuru<br />
Hanyu wiederum nimmt in diesem Herbst nicht<br />
an Wettkämpfen teil. Die prominenteste Starterin<br />
war die WM-Zweite von 2018, Wakaba Higuchi,<br />
der zum Flamenco „Poeta“ sogar ein überdrehter<br />
3A gelang. Aber später riss sie zwei<br />
Sprünge auf und war mit 123,01 Punkten Zweite<br />
in der Wertung hinter Mako Yamashita, die ohne<br />
3A- oder Vierfachversuch sauber lief (126,94).<br />
Dritte wurde Tomoe Kawabata, die bei einem 3S<br />
stürzte und einen 3T und 2A unterdrehte. Lucas<br />
Tsuyoshi Honda hatte bei den Herren die Nase<br />
vorn mit zwei 3A aber ohne Vierfachsprung<br />
(137,99 Punkte). Dafür riskierte Sota Yamamoto<br />
gleich drei Vierfache, von denen allerdings keiner<br />
sauber war (137,97). Ryuju Hino machte noch<br />
mehr Fehler und belegte den dritten Platz<br />
(120,37). Am Ende gewann Team „Blau“, zu dem<br />
unter anderem Yamamoto und Higuchi gehörten,<br />
den reinen Kürwettbewerb mit vier Zählern Vorsprung.<br />
Es waren insgesamt sechs Damen und<br />
vier Herren am Start. Nathan Chen wurde als<br />
Gast per Video eingespielt und präsentiert sich<br />
stark im neuen Flamenco-KP „Desperado“ mit 4F,<br />
3A und 4T-3T – ein gelungener Test vor Skate<br />
America. Er lief mit Kostüm in der leeren Halle<br />
in Kalifornien. Die riesige WM-Halle von Saitama<br />
mit 16.500 Plätzen war dagegen nicht ganz<br />
leer, immerhin 1.292 Fans hatten Zutritt. tat
Eislaufgeschichte: Ausschnitte aus dem <strong>Pirouette</strong>-Heft<br />
<strong>Oktober</strong> 1987, zusammengestellt von Klaus-Reinhold Kany<br />
Seit der Fertigstellung des Bundesleistungszentrum Oberstdorf in den Jahren 1979-<br />
81 und schon vorher in der 1958 eröffneten und noch offenen Halle kommt der<br />
Genfer Trainer Peter Grütter jeden Sommer ins Allgäu, um dort mit seinen Schweizer<br />
und einigen anderen Läufern zu trainieren. Sein erfolgreichster Schüler war Stéphane<br />
Lambiel. Auch im Sommer <strong>2020</strong> verbrachte der inzwischen 78 Jahre alte Grütter wieder<br />
einen Monat in dieser Halle. Schon im <strong>Pirouette</strong>-<strong>Oktober</strong>heft von 1987 schrieb er<br />
einen Dank für die ausgezeichneten Trainingsbedingungen.<br />
Ein Dank an Oberstdorf<br />
Hier der damalige Text, ergänzt um neue Rechtschreibung und einige kurze Bemerkungen<br />
(in kursiver Schrift in eckigen Klammern), die etwas aus heutiger Sicht ergänzen:<br />
Was DEU und Sporthilfe mit Hilfe der Gemeinde<br />
Oberstdorf den Eiskunstläufern und Eistänzern<br />
im Sportzentrum Oberstdorf bieten, darf man<br />
wohl einmalig auf diesem Kontinent bezeichnen.<br />
Die Trainingsbedingungen sind in jeder<br />
Hinsicht einzigartig. Das von den erfahrenen<br />
Eismeistern, den Herren Appler, Berktold, Hindelang,<br />
Kiss, Stahl etc. jede Stunde präparierte Eis<br />
ist immer in tadellosem Zustand. Der nicht immer<br />
leicht zusammenstellbare Stundenplan für<br />
die drei Pisten wird von Herrn Sportdirektor<br />
Kreiselmeyer [verstorben im Jahr 2001] und seinem<br />
Assistenten Speiser [ist noch heute Chef<br />
der Eisplanung] mit großer Sorgfalt jeden Tag<br />
neu zusammengestellt und gewährt immer einen<br />
reibungslosen und gerechten Ablauf des<br />
Trainings, von morgens 5:00 Uhr bis spät in den<br />
Abend hinein, manchmal bis 24:00 Uhr.<br />
Ausschnitt aus demselben Heft von 1987 über den Grand Prix in St. Gervais:<br />
St. Gervais ohne UdSSR-Läufer<br />
Die Gastgeber hatten die Visa für die Mannschaft<br />
der UdSSR erst ab dem Tag des Wettkampfbeginns<br />
beantragt. In der Sowjetunion<br />
hatte wohl auch keine entscheidende Stelle<br />
diese Tatsache bemerkt. Bis dann die Papiere<br />
vormittags endlich ausgestellt waren, hatte das<br />
Flugzeug Moskau bereits verlassen. Das gesamte<br />
Team musste zornig und mit gepackten Koffern<br />
zu Hause bleiben. Ein Armutszeugnis ohnegleichen<br />
für die Bürokraten in Ost und West,<br />
ein Ärgernis für Veranstalter, Zuschauer und<br />
Hoteliers. (…)<br />
Erhebliche Aufsehen erregte die erst 13-jährige<br />
farbige Französin Surya Bonaly, die von der Insel<br />
La Réunion im indischen Ozean stammt<br />
[Jahre später stellte sich heraus, dass das eine<br />
Erfindung zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades<br />
war. Stattdessen ist sie in Nizza geboren] und<br />
bei (…) Didier Gailhaguet trainiert. Sie hat es im<br />
Tumbling, einer nicht-olympischen Art des Salto-Bodenturnens,<br />
bereits zur Juniorenweltmeisterin<br />
gebracht und läuft erst seit kurzem Eis. In<br />
der Kür reihte sie Sprung an Sprung, darunter<br />
auch eine Kombination von zwei dreifachen<br />
Toeloops. Ihre Musikinterpretation lässt jedoch<br />
noch zu wünschen übrig. Im Schaulaufen zeigte<br />
sie auch Saltos ohne und mit Schraube, einen<br />
Salto mit sofort anschließendem dreifachen<br />
Toeloop und artistische Elemente aus dem<br />
Kraftsport.<br />
Klaus-Reinhold Kany<br />
Eislauftrainerin Surya Bonaly mit Haley Jostes<br />
bei den Deuteschen Jugendmeisterschaften 2019,<br />
Foto: Höppner<br />
Peter Grütter im Jahr 2018<br />
Foto: Kolb<br />
Die Läufer im sehr gut organisierten Sportinternat<br />
bekommen schon ab 4:30 Uhr ein reichhaltiges<br />
Frühstück und werden auch sonst in jeder<br />
Weise verwöhnt. Dass dies alles klappt, dafür ist<br />
Frau Hofmann [inzwischen verstorben] verantwortlich.<br />
Sie macht dies seit Jahren mit bewundernswerter<br />
Hingabe und wird dabei von vielen<br />
Mitarbeitern bestens unterstützt. Dass die Muskeln<br />
der Athleten immer wieder aufs Neue<br />
durchgeknetet werden, dafür zeichnet Masseur<br />
Henry Singer [inzwischen verstorben] verantwortlich.<br />
Er macht dies mit einer nimmer endenden<br />
Energie und spielt dabei zuweilen Seelsorger.<br />
Wenn Verletzungen auftauchen, so geht<br />
man zu Dr. Rohde [inzwischen im Ruhestand],<br />
einem erfahrenen Sportarzt, und wenn’s mit den<br />
Schlittschuhen nicht mehr klappt, kommt ein<br />
Mann zum Zuge, den ich mit gutem Gewissen<br />
als den größten Schlittschuhfachmann der Welt<br />
bezeichnen kann. Wer kennt ihn nicht in der<br />
„Skating World“, den gebürtigen Wiener Heinrich<br />
Podhaisky [noch heute aktiv]?<br />
So ist es denn nicht verwunderlich, dass die Atmosphäre<br />
unter den Läufern und Trainern ausgezeichnet<br />
ist. Erlauben Sie mit hiermit einmal,<br />
allen meinen sehr hochgeschätzten Kollegen<br />
für die fruchtbare Zusammenarbeit und den interessanten<br />
Gedankenaustausch von Herzen zu<br />
danken. Ich richte mich persönlich an Herrn<br />
und Frau Mensching, Frau Kreiselmeyer und<br />
Herrn Jonas sowie an den neuen Bundestrainer<br />
Herrn Divin, mit seinen tschechischen Landsleuten<br />
Herrn Fajfr und Herrn Skotnicky. Die<br />
charmante <strong>No</strong>te wird gegeben durch die Damen<br />
Doherty, Gaiser und gelegentlich auch<br />
Claudia Press-Schramm. Aus den benachbarten<br />
Ländern kamen in diesem Sommer [1987] unter<br />
anderem Herr und Frau Slater (Großbritannien),<br />
Frau Gaia und Frau Monopoli, Frau Senra (Spanien),<br />
Mme Le Bihan (Frankreich), Frau Prohaska<br />
und Herr Dümler (Düsseldorf), Frau Bühlmann,<br />
Frau Wengeler sowie Herr Wirz<br />
(Schweiz) und Herr Langer (Kassel).<br />
Über 100 Läufer aus allen Ländern durften sich<br />
wieder gegenseitig stimulieren. Um hier nur die<br />
wichtigsten zu nennen, fange ich mit den besten<br />
Eistänzern aller Zeiten an: Wer könnte es anders<br />
sein als Torvill/Dean. Wie kaum jemand schätzen<br />
Jayne und Chris die hervorragenden Möglichkeiten<br />
im Allgäu. In ihre Fußstapfen wollen die<br />
französischen Meister Isabelle und Paul Duchesnay<br />
treten, gefolgt von ihren Landsleuten Sarech/Debernis.<br />
Aus Finnland kamen Rahkamo/<br />
Kokko, aus München Zietemann/Ullmann sowie<br />
Zietemann/Ladd-Oshiro und die Geschwister<br />
Dehne. Dass es fast wie bei einer Deutschen<br />
Meisterschaft zuging, dafür sorgten die Herren<br />
Schramm, Fischer, Zander, Wieser, Dechert,<br />
Weiss, Vogt und Svec. Für das Paarlaufen zuständig<br />
waren Sonja Adalbert und Daniele Caprano.<br />
An dieser Stelle also nochmals der Dank<br />
an Herrn Kreiselmeyer und an die DEU – und auf<br />
ein Wiedersehen 1988! Peter Grütter/Genf<br />
31<br />
Dank an Oberstdorf 1987<br />
Eislaufgeschichte
ICE SPORT ARENA TELFS<br />
GANZJÄHRIG GANZTÄGIG<br />
EISKUNSTLAUFPATCHTRAINING<br />
daily figureskating all year from<br />
8am until 6pm<br />
03/2019<br />
ICEART bietet in Kooperation mit dem Tiroler<br />
Eislaufverband in der ICE SPORT ARENA<br />
in Telfs im Herzen von Tirol für Eiskunstlaufvereine,<br />
Trainer und Sportler ideale Trainingsmöglichkeiten.<br />
Eispläne, Onlinebuchung und Reservierung<br />
unter: www.icearttirol.at. Further details:<br />
www.icearttirol.at, phone: +436765343759<br />
Für den Tiroler Eislaufverband: Dr. Georg Ganner, Präsident<br />
Frühjahr und Sommertraining:<br />
Täglich laut Plan www.icearttirol.at, Patcheis<br />
Dieses Virus infiziert<br />
auch die Pressefreiheit<br />
Im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie wird die Pressefreiheit in vielen Ländern<br />
massiv eingeschränkt. Regierungen erhalten Sondervollmachten, <strong>No</strong>tstandsgesetze<br />
erschweren die Berichterstattung und es drohen hohe Strafen für angebliche<br />
Falschnachrichten. Damit Menschen sich und andere effektiv vor der Verbreitung des<br />
Virus schützen können, brauchen sie umfassende und unabhängige Informationen.<br />
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