Kunstbericht 2011 - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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<strong><strong>Kunst</strong>bericht</strong> <strong>2011</strong> 277<br />
<strong>Kultur</strong>politik In Westeuropa kann erst nach dem 2. Weltkrieg von einer systematischen, liberal-demokratisch<br />
orientierten staatlichen <strong>Kultur</strong>- bzw. <strong>Kunst</strong>förderungspolitik gesprochen<br />
werden. In den vergangenen Jahrzehnten lösten unterschiedliche kulturpolitische<br />
Praktiken einander mehrmals ab. <strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>förderung durch die öffentliche<br />
Hand blieb traditionell eine kontroverse <strong>und</strong> viel diskutierte Angelegenheit. Die Kritik<br />
richtete sich vor allem gegen die Ineffektivität des „Gießkannenprinzips“ <strong>und</strong> das<br />
fast ausschließlich nach sozialen Gesichtspunkten betriebene Förderungsmodell, das<br />
wenig <strong>für</strong> die künstlerische Weiterentwicklung leistet.<br />
Die Versuche, die früher häufig auf vielfältigen persönlichen Abhängigkeiten basierenden<br />
staatlichen <strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>förderungssysteme zu reformieren <strong>und</strong> transparenter<br />
zu gestalten, führten durch den vermehrten Einsatz von → Beiräten <strong>und</strong><br />
Jurys zunehmend zur Gremialisierung von Förderungsentscheidungen.<br />
Mit dem → B<strong>und</strong>es-<strong>Kunst</strong>förderungsgesetz als bis heute umfassendste <strong>und</strong> wichtigste<br />
kulturpolitische Kodifikation des B<strong>und</strong>es wurde die bis dahin geübte <strong>und</strong> in<br />
den „Rahmenrichtlinien <strong>für</strong> Förderungen aus Mitteln des B<strong>und</strong>es“, Verordnungsblatt<br />
1978, Nr. 158, kodifizierte <strong>Kunst</strong>förderungspraxis 1988 b<strong>und</strong>esgesetzlich verankert.<br />
<strong>Kultur</strong>vermittlung <strong>Kultur</strong>vermittlung baut lebendige Brücken zwischen künstlerischer Produktion <strong>und</strong><br />
Publikum, dem dadurch aktives Erleben ermöglicht wird. Diese Brücken haben oftmals<br />
selbst künstlerischen Eigenwert. Aus soziologischer Sicht handelt es sich bei<br />
<strong>Kultur</strong>vermittlung um die kulturelle Durchdringung von Bereichen des menschlichen<br />
Lebens. Gr<strong>und</strong>sätzlich kann <strong>Kultur</strong>vermittlung in sämtlichen Sparten der <strong>Kunst</strong> zur<br />
Anwendung kommen; ihre Zielgruppen sind Menschen aller Alterstufen <strong>und</strong> aller<br />
sozialen <strong>und</strong> kulturellen Schichten. Die wichtigsten Aufgaben der <strong>Kunst</strong>vermittlung<br />
sind:<br />
• neugierig machen<br />
• das Verständnis vertiefen<br />
• Diskurse fördern<br />
• neue, vor allem jüngere Publikumsschichten gewinnen<br />
Es gibt zwei Gr<strong>und</strong>typen der <strong>Kultur</strong>vermittlung: die allgemeine Veranstaltungstätigkeit<br />
der → <strong>Kultur</strong>initiativen <strong>und</strong> die konkreten Leistungen der in einem eigenen<br />
Fachstudium ausgebildeten <strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>vermittlerInnen. Deren Arbeit ist projektbezogen<br />
<strong>und</strong> richtet sich meist an bestimmte Bevölkerungsgruppen wie u.a. an<br />
Kinder, Lehrlinge oder alte Menschen.<br />
So initiieren <strong>und</strong> gestalten sie professionell eigeninitiativ oder auch auftragsorientiert<br />
etwa in Museen <strong>und</strong> Ausstellungen Kommunikationsprozesse mit BesucherInnen<br />
zu bestimmten Objekten oder Themen. Der Verein <strong>Kultur</strong>Kontakt Austria agiert im<br />
Bereich <strong>Kultur</strong>vermittlung als Schnittstelle zwischen Bildung <strong>und</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> deren<br />
Vermittlung. Mit Unterstützung des BMUKK werden an Schulen innovative Projekte,<br />
Initiativen <strong>und</strong> Methoden der partizipativen <strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>vermittlung mit SchülerInnen<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> in Kooperation mit <strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>schaffenden<br />
bzw. <strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>institutionen gefördert.<br />
<strong>Kunst</strong>ankäufe Der Ankauf von <strong>Kunst</strong>werken zeitgenössischer bildender KünstlerInnen stellt nach<br />
dem → B<strong>und</strong>es-<strong>Kunst</strong>förderungsgesetz eine Förderungsmaßnahme dar. Damit<br />
soll das Interesse des B<strong>und</strong>es an der aktuellen künstlerischen Produktion dokumentiert<br />
werden. Wirtschaftlich gesehen bedeutet der Werkankauf insbesondere<br />
<strong>für</strong> jüngere <strong>Kunst</strong>schaffende auch eine finanzielle Förderung. In Ergänzung zu den<br />
Sammlungen von Spitzenwerken in den österreichischen Museen <strong>und</strong> Ausstellungshäusern<br />
entstand in den letzten 50 Jahren eine Dokumentation zeitgenössischer<br />
<strong>Kunst</strong>produktion. Diese macht die Breite <strong>und</strong> Vielfalt österreichischen <strong>Kunst</strong>schaf-