Pirouette No. 10/2020 Dezember
Grand Prix: Diesmal alles anders mit Applaus vom Band Trotz Corona-Beschränkungen ein Highlight war der Rostelecom Cup. Die Pandemie eröffnete sogar neue Möglichkeiten: Internationale Journalisten nahmen an Online-Pressekonferenzen teil, die mit englischer Übersetzung geliefert wurden, technisch gab es keine Probleme. Die NHK Trophy war der letzte der vier verbliebenen Grand Prix der Saison. … Topthemen: · Rostelecom Cup · NHK Trophy · Cup of China · NRW Trophy Weiteres aus dem Inhalt: · Corona: Wettbewerbs-Vorschau 2020/21 · Interview: Lisa Tuktamysheva · Interview: Aleksandra Boikova und Dmitrii Kozlovskii · Portrait: Eva-Lotta Kiibus · Diverse Wettbewerbe: Nikolaus Trophy Budapest, Vierter Pokal-Wettbewerb Russland, Gran Premio Italia 2, Volvo Cup in Riga · Grand Prix Cup of China: Jin mit vierfach Lutz, Paarläufer Peng/Jin glänzen · Grand Prix Rostelecom Cup: „Kaiserin“ Tuktamysheva besteigt den Thron, Wichtiger Erfolg für Kolyada, Boikova/Kozlovskii wieder Spitze, Sinitsina/Katsalapov auf dem Weg zurück · Grand Prix NHK Trophy: Daisuke Takahashis viel beachtetes Eistanz-Debüt, Sakamato in Topform, Shooting-Star Yuma Kagiyama, Sieg für Komatsubara/Koleto · NRW Autumn Trophy: Hocke/Kunkel erstklassig, Überlegener Sieg von Müller/Dieck, Gurdzhi gewann dank gutem Stil · Ostjapanische Meisterschaft · Schweizer Eistanz in schwierigen Zeiten · Foto: Eistanz-Debüt von Daisuke Takahashi · Neues aus aller Welt Titelbild: Gold für Elizaveta Tuktamysheva beim Grand Prix in Moskau, Foto: Olga Timochova Auch als Printversion erhältlich (Erscheinungstermin 16.12.2020) unter: www.pirouette-online.de/nr-10-dezember-2020.html
Grand Prix: Diesmal alles anders mit Applaus vom Band
Trotz Corona-Beschränkungen ein Highlight war der Rostelecom Cup. Die Pandemie eröffnete sogar neue Möglichkeiten: Internationale Journalisten nahmen an Online-Pressekonferenzen teil, die mit englischer Übersetzung geliefert wurden, technisch gab es keine Probleme. Die NHK Trophy war der letzte der vier verbliebenen Grand Prix der Saison. …
Topthemen:
· Rostelecom Cup
· NHK Trophy
· Cup of China
· NRW Trophy
Weiteres aus dem Inhalt:
· Corona: Wettbewerbs-Vorschau 2020/21
· Interview: Lisa Tuktamysheva
· Interview: Aleksandra Boikova und Dmitrii Kozlovskii
· Portrait: Eva-Lotta Kiibus
· Diverse Wettbewerbe: Nikolaus Trophy Budapest, Vierter Pokal-Wettbewerb Russland, Gran Premio Italia 2, Volvo Cup in Riga
· Grand Prix Cup of China: Jin mit vierfach Lutz, Paarläufer Peng/Jin glänzen
· Grand Prix Rostelecom Cup: „Kaiserin“ Tuktamysheva besteigt den Thron, Wichtiger Erfolg für Kolyada, Boikova/Kozlovskii wieder Spitze, Sinitsina/Katsalapov auf dem Weg zurück
· Grand Prix NHK Trophy: Daisuke Takahashis viel beachtetes Eistanz-Debüt, Sakamato in Topform, Shooting-Star Yuma Kagiyama, Sieg für Komatsubara/Koleto
· NRW Autumn Trophy: Hocke/Kunkel erstklassig, Überlegener Sieg von Müller/Dieck, Gurdzhi gewann dank gutem Stil
· Ostjapanische Meisterschaft
· Schweizer Eistanz in schwierigen Zeiten
· Foto: Eistanz-Debüt von Daisuke Takahashi
· Neues aus aller Welt
Titelbild:
Gold für Elizaveta Tuktamysheva beim Grand Prix in Moskau, Foto: Olga Timochova
Auch als Printversion erhältlich (Erscheinungstermin 16.12.2020) unter: www.pirouette-online.de/nr-10-dezember-2020.html
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<strong>Pirouette</strong> Nr. <strong>10</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong> Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 53. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />
Elizaveta Tuktamysheva<br />
Rostelecom Cup<br />
NHK Trophy<br />
Cup of China<br />
NRW Trophy<br />
<strong>Pirouette</strong>-Online<br />
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2<br />
Wettbewerbs-Vorschau<br />
Corona<br />
Welche Wettbewerbe finden statt?<br />
Weltmeisterschaften<br />
Der schwedische Verband ließ über die ISU mitteilen,<br />
dass die WM im März 2021 weiterhin<br />
geplant sei. Natürlich werde die Gesundheit und<br />
Sicherheit aller Läufer, Trainer, Offiziellen und<br />
Besucher im Vordergrund stehen und dafür werde<br />
man Konzepte entwickeln, also vermutlich<br />
ähnliche wie in Oberstdorf, Dortmund und bei<br />
Skate America. Auch ein begrenzter Ticketverkauf<br />
sei in Planung. Jedermann solle sich auf<br />
die WM in der Ericsson Globe-Arena in Stockholm<br />
vorbereiten, in der schon die EM 2015 abgehalten<br />
worden war. Die WM 2021 ist besonders<br />
wichtig, weil dort über einen Großteil der<br />
Oympia-Starplätze entschieden wird.<br />
Der kanadische Sportdirektor Michael Slipchuk<br />
sagte in einem sehr seltsamen Interview mit<br />
der nationalen Nachrichtenagentur, es könnte<br />
sein, dass die kanadischen Läufer nicht an der<br />
WM teilnehmen, auch wenn sie stattfindet.<br />
Denn wegen der Corona-Krise hätten viele Kanadier<br />
monatelang nicht oder nicht gut trainieren<br />
können, seien außer Keegan Messing bis<br />
Ende <strong>No</strong>vember noch keine Wettbewerbe gelaufen<br />
und nicht so gut in Form wie in anderen<br />
Jahren. Gilt das denn nur für kanadische Läufer?<br />
Hat er noch nicht gehört, dass alle Läufer<br />
der Welt dieselben Probleme haben? Wenn Kanada<br />
nicht dabei ist, hat das Land zunächst gar<br />
keine olympischen Startplätze, sondern kann<br />
höchstens noch je einen pro Disziplin bei der<br />
Olympiaqualifikation (vermutlich vom 22. bis<br />
25. September 2021 in Oberstdorf) holen. Ob<br />
das die kanadischen Läufer ohne weiteres akzeptieren,<br />
die zu den Spielen wollen? Zwar sagte<br />
er, er habe das Thema mit den kanadischen<br />
Sportlern besprochen. Aber es ist bekannt, dass<br />
viele ihm von Angesicht zu Angesicht nicht zu<br />
widersprechen wagen.<br />
Europameisterschaften<br />
Die EM in Zagreb sind dagegen in großer Gefahr,<br />
weil die neue Arena Zagreb seit Ende <strong>No</strong>vember<br />
bis auf weiteres als Krankenstation für Corona-<br />
Patienten in einem Land dient, das, gemessen an<br />
der Bevölkerungszahl, wesentlich mehr Infizierte<br />
hat als Deutschland. Am <strong>10</strong>. <strong>Dezember</strong>, also nach<br />
Drucklegung dieses Heftes, will sich der ISU-Vorstand<br />
wieder online treffen und entscheiden, ob<br />
die EM abgesagt werden muss oder nicht. Die 50<br />
Jahre alte und schon oft für Eislaufveranstaltungen<br />
verwendete Dom Sportova-Halle war nach<br />
einem Erdbeben im März <strong>2020</strong> beschädigt und<br />
aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Es<br />
gibt Gerüchte, dass man die Halle jetzt doch für<br />
die EM nutzen will und hofft, dass sie trotz der<br />
hohen Vibrationswellen durch die laute Musik in<br />
der Halle und auch bei kleineren Nachbeben<br />
nicht einstürzt. Aber es wäre sehr verantwortungslos,<br />
diese Veranstaltung dort zu riskieren,<br />
auch wenn irgendwelche Baufachleute behaupten<br />
sollten, die Halle sei sicher. Denn wer weiß,<br />
ob sie die Wahrheit sagen dürfen. Was aus Sicherheitsgründen<br />
nicht als ruhige Krankenstation<br />
genutzt werden darf, darf auch nicht für eine<br />
EM mit lauter Musik verwendet werden.<br />
Junioren-WM<br />
Ganz abgesagt hat die ISU die Junioren-WM,<br />
die Anfang März im nordchinesischen Harbin<br />
geplant war. Zwar soll es in China fast keine<br />
Corona-Fälle mehr geben, aber um diesen Erfolg<br />
(wenn er der Wahrheit entspricht) nicht zu gefährden,<br />
dürfen nach wie vor so gut wie keine<br />
Ausländer nach China einreisen. Daher kann<br />
man auch keine Junioren-WM abhalten. Es ist<br />
verwunderlich, dass die ISU nicht sagt, ob man<br />
sich um einen Ersatz bemüht hat, sondern die<br />
Absage unkommentiert lässt. Denn die Junioren<br />
sind am härtesten von dem Ausfall von Wettbewerben<br />
betroffen, denn schon die gesamte Juniorenserie<br />
wurde gestrichen. Vielleicht hätte sich<br />
ein Land oder eine Stadt gemeldet, die diesen<br />
Wettbewerb ausrichten möchten. Allerdings gibt<br />
es in viele Länder Reiseprobleme, weil nur wenige<br />
Flugzeuge fliegen.<br />
Grand Prix<br />
Die Grand Prix in Kanada und dem französischen<br />
Grenoble fielen aus, so dass die besten<br />
kanadischen (außer Keegan Messing, der bei<br />
Skate America startete), französischen, deutschen<br />
und einige weitere gute Läufer in dieser<br />
Saison ohne Grand Prix blieben. Natürlich gibt<br />
es auch zurzeit kein Grand Prix Finale, obwohl<br />
das Finale als erstes Test-Event für die Olympischen<br />
Spiele dienen sollte. Ein Test-Event soll<br />
irgendwann nachgeholt werden.<br />
Verschiedene Wettbewerbe<br />
Abgesagt wurden in den letzten Wochen eine<br />
Reihe von weiteren internationalen Wettbewerben,<br />
darunter in Bukarest, Kiew, Trnava, Almaty,<br />
Olomouc, Prag, Bergamo, Sofia, Celje, Innsbruck,<br />
Turin, Zagreb, Sarajevo und Warschau. In der<br />
polnischen Hauptstadt wollte Mitte <strong>No</strong>vember<br />
eine größere Zahl von deutschen Läufern starten,<br />
deren Grand Prix in Grenoble ausgefallen<br />
war, darunter auch die wohl drei besten deutschen<br />
Tanzpaare. Ein paar Tage vorher wurde<br />
der Tanzwettbewerb gestrichen und am Tag vor<br />
der Anreise auch die Einzelkonkurrenzen. Die<br />
Bavarian Open, die für Ende Januar geplant waren,<br />
wurden ebenfalls gestrichen. Im Synchronlaufen<br />
sind wegen der Nähe der Läuferinnen<br />
zueinander sämtliche internationalen Wettbewerbe<br />
bis Mitte Januar abgesagt. Der erste, der<br />
zum Redaktionsschluss dieses Heftes am 4. <strong>Dezember</strong><br />
noch geplant war, ist der Mozart Cup in<br />
Salzburg vom 21. bis 23. Januar.<br />
Deutschland<br />
Auch Keegan Messing will<br />
2021 bei den WM starten.<br />
Foto: Ritoss<br />
Auch in Deutschland mussten mehrere kleinere<br />
nationale Wettbewerbe ausfallen oder verlegt<br />
werden, nicht nur der Berliner Bär. Die Deutschen<br />
Nachwuchsmeisterschaften wurden vom<br />
11. bis 13. <strong>Dezember</strong> auf den 8. bis <strong>10</strong>. Januar<br />
2021 in Dortmund verschoben. Die Deutschen<br />
Jugend- und Synchronmeisterschaften in Berlin,<br />
die gleichzeitig stattfinden sollten, fallen<br />
dagegen aus. Die Deutschen Meisterschaften,<br />
die am 18. und 19. <strong>Dezember</strong> in Hamburg geplant<br />
waren, wurden zum gleichen Zeitpunkt<br />
nach Dortmund (ohne Zuschauer) verlegt, falls<br />
die Behörden nicht in letzter Minute noch einen<br />
Strich durch die Rechnung machen. Denn<br />
entsprechend der Richtlinien der Hamburger<br />
Behörden war die höchstens erlaubte Zahl von<br />
Menschen in der Hamburger Halle auch ohne<br />
Zuschauer so gering, dass man keine Meisterschaften<br />
abhalten konnte. In Dortmund durften<br />
einige mehrmund durften einige mehr Personen<br />
in die Halle.<br />
Klaus-Reinhold Kany
Impressum<br />
Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />
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Am Stutz 14<br />
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3<br />
Inhalt & Termine<br />
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Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />
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Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />
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allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />
Scan<br />
mich!<br />
Interview mit Aleksandra Boikova<br />
und Dmitrii Kozlovskiiauf Seite 5, Foto: Flade<br />
Eiskunstlauf-Termine<br />
von Mitte <strong>Dezember</strong> bis Ende Januar<br />
(mit großem Vorbehalt)<br />
17.12. – 19.12. Französische Meisterschaften,<br />
abgesagt<br />
18.12. – 19.12. Deutsche Meisterschaften<br />
in Dortmund<br />
22.12. – 27.12. Russische Meisterschaften<br />
in Tcheljabinsk<br />
23.12. – 27.12. Japanische Meisterschaften<br />
in Nagano<br />
05.01. – <strong>10</strong>.01. Mentor Cup in Torun (Polen)<br />
08.01. – <strong>10</strong>.01. Deutsche Nachwuchsmeisterschaften<br />
in Dortmund<br />
08.01. – <strong>10</strong>.01. Deutsche Jugendmeisterschaften<br />
in Berlin<br />
(wurden abgesagt)<br />
11.01. – 21.01. US-Meisterschaften in<br />
Las Vegas (mit Junioren)<br />
25.01. – 31.01. Europameisterschaften in<br />
Zagreb (sehr fraglich)<br />
25.01. – 31.01. Bavarian Open, abgesagt<br />
29.01. – 31.01. Reykjavik International<br />
Games (Island)<br />
06.02. – 14.02. Kanadische Meisterschaften,<br />
von Januar verschoben<br />
19.02. – 20.02. Schweizer Elitemeisterschaften<br />
in Luzern<br />
(von <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
verschoben)<br />
Synchronwettbewerbe:<br />
08.01. – <strong>10</strong>.01. Deutsche Synchronmeisterschaften<br />
in Berlin<br />
(wurden abgesagt)<br />
21.01. – 23.01. Mozart Cup in Salzburg<br />
Titelbild:<br />
Gold für Elizaveta Tuktamysheva<br />
beim Grand Prix in Moskau<br />
Foto: Olga Timochova<br />
Erscheinungstermin<br />
der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />
18. Januar 2021<br />
Eva-Lotta Kiibus im Portrait auf Seite 6, Foto: Flade<br />
Inhalt<br />
Corona: Wettbewerbs-Vorschau 2<br />
Interview: Lisa Tuktamysheva 4<br />
Interview: Boikova & Kozlovskii 5<br />
Portrait: Eva-Lotta Kiibus 6<br />
Diverse Wettbewerbe 7<br />
Neues aus aller Welt 8<br />
Grand Prix: Cup of China <strong>10</strong><br />
Neues aus aller Welt 13<br />
Grand Prix: Rostelecom Cup 14<br />
Grand Prix: NHK Trophy 20<br />
NRW Autumn Trophy 24<br />
Ostjapanische Meisterschaft 29<br />
Schweizer Eistanz in schwierigen Zeiten 30<br />
Foto: Eistanz-Debüt von Daisuke Takahashi 31<br />
<strong>Pirouette</strong>-Online<br />
Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />
Instagramm
4<br />
Lisa Tuktamysheva<br />
Interview<br />
Lisa<br />
Tuktamysheva<br />
»Wenn du im Flow bist, kannst du tolle Sachen machen«<br />
Lisa Tuktamysheva (23) feierte einen überzeugenden Sieg beim Grand Prix in Moskau.<br />
Lisa mit Tatiana Prokofieva und Alexei Mishin, Foto: Flade<br />
<strong>Pirouette</strong>: Herzlichen Glückwunsch zu diesem<br />
Erfolg. Wie emotional war das für Sie?<br />
Lisa: Ich bin immer noch überwältigt von meinen<br />
Emotionen. Ich habe diesen Sieg noch nicht<br />
ganz realisiert. Ich bin einfach glücklich und<br />
versuche diesen Moment so gut es geht, in der<br />
Erinnerung festzuhalten.<br />
Nehmen Sie uns mit auf dem Weg durch Ihre<br />
Kür – was ging Ihnen durch den Kopf?<br />
Als ich aufs Eis ging, spürte ich den warmen<br />
Empfang der Zuschauer, daher war ich schon<br />
vor dem Start auf einem High, in Kampfstimmung<br />
und auf eine gute Leistung fokussiert. Ich<br />
war sehr auf die zwei 3A konzentriert, denn in<br />
dieser Saison hatte ich bisher noch nicht zwei<br />
in der Kür gemacht. Ich habe sie gestanden –<br />
der zweite war nicht ganz so gut, mit einem<br />
kleinen Fehler, aber ich wusste, er war gelungen.<br />
Dann dachte ich – so, jetzt musst du noch<br />
den Rest der Kür laufen, das sollte nicht so<br />
schwer sein. Ich wusste, dass ich die übrigen<br />
Elemente alle gut machen werde. Die Zuschauer<br />
haben buchstäblich während des ganzen Programms<br />
applaudiert und ich war gar nicht so<br />
müde wie sonst, weil es diesen Austausch von<br />
Energie zwischen mir und dem Publikum gab –<br />
ich gab ihnen Energie und sie mir. Das war richtig<br />
toll. Es kommt nicht so oft vor, dass du in so<br />
einem Flow bist. Wenn du im Flow bist, dann<br />
kannst du tolle Sachen machen. Manchmal<br />
läufst du sauber, aber du weißt, es war nur eine<br />
Arbeitsleistung, aber mir scheint, an diese Kür<br />
werde ich mich lange erinnern. Als die Zuschauer<br />
aufstanden, war ich sehr glücklich.<br />
Was haben Ihnen Ihre Trainer Alexei Mishin<br />
und Tatiana Prokofieva gesagt?<br />
Mir scheint, es waren gar keine Worte nötig. Wir<br />
haben uns nur umarmt, einander gratuliert. Ich<br />
sah einfach, dass ihre Augen voller Freude waren.<br />
Für Ihr Trainerteam unter Alexei Mishin war<br />
das ein sehr erfolgreicher Wettkampf.<br />
Ja, nicht ich war die Heldin am Samstag, sondern<br />
Alexei Nikolaevitch (Mishin). Er führte bei diesem<br />
Turnier drei seiner fünf Sportler auf das Podium.<br />
Natürlich ist dieser Erfolg auch das Verdienst von<br />
Tatiana Nikolaevna Prokofieva, die überall dabei<br />
ist, mit uns arbeitet und immer hilft. Gut, dass<br />
diese ganze Arbeit nicht umsonst war und wir<br />
uns gegenseitig ein Geschenk gemacht haben.<br />
Wie helfen Sie einander in der Trainingsgruppe?<br />
Schauen Sie auf die Jungs und ihre<br />
Vierfachsprünge?<br />
Wir haben eine sehr freundschaftliche Gruppe.<br />
Ich schaue auf die Jungs, die jetzt miteinander<br />
bei den Sprüngen wetteifern, wer mehr macht,<br />
wer den cooleren Vierfachen springt. Ich schaue<br />
mir das an und denke, warum soll ich nicht<br />
auch den vierfachen Toeloop machen? Das sieht<br />
gar nicht so schwierig aus. Anscheinend hilft es<br />
mir, dass wir jetzt in der Gruppe ein hohes Niveau<br />
bei den Elementen haben und ich möchte<br />
mich weiterentwickeln. Vielleicht versuche ich,<br />
den vierfachen Salchow zu lernen.<br />
Wir haben im Training Ihren vierfachen Toeloop<br />
gesehen. Wann wollen Sie ihn ins Programm<br />
einbauen?<br />
Wir bemühen uns, ihn zur Russischen Meisterschaft<br />
einzubauen, aber der Sprung muss reif<br />
sein, damit es keinen Patzer gibt wie bei der<br />
Meisterschaft im vergangenen Jahr. Ich möchte<br />
den vierfachen Toeloop ins Programm nehmen<br />
und mich mehr oder weniger sicher fühlen, weil<br />
ein Programm sich mit der Aufnahme eines<br />
neuen Sprungs verändert. Wenn wir ihn reinnehmen,<br />
wird er der erste Sprung sein, statt des<br />
ersten dreifachen Axels.<br />
Nach dem KP haben Sie sich besonders darüber<br />
gefreut, dass Sie einen Level 4 für die<br />
Himmelspirouette bekommen haben.<br />
Ja, ich habe mich sehr angestrengt und viel an<br />
den <strong>Pirouette</strong>n gearbeitet. Das war wohl das<br />
erste Mal oder eines der ersten Male, dass ich<br />
viele Pluspunkte für die <strong>Pirouette</strong>n bekommen<br />
habe. Wahrscheinlich war ich deshalb nicht so<br />
niedergeschlagen wegen der Kombi mit dem<br />
Flip im KP, weil ich wusste, dass ich alles andere<br />
gut gemacht hatte, wie die Schrittfolgen und<br />
<strong>Pirouette</strong>n, und die <strong>No</strong>ten waren gleich anders.<br />
Gut, dass wir die Arbeit, die wir reingesteckt<br />
haben, beim Wettbewerb zeigen konnten und<br />
sie geschätzt wurde.<br />
Wie motiviert Sie dieser Sieg?<br />
Nach guten Wettbewerben bist du inspiriert, du<br />
willst noch mehr arbeiten, mehr und mehr machen.<br />
Aber das Wichtigste ist es jetzt vor der<br />
Russischen Meisterschaft, auf die Gesundheit<br />
zu achten. Ich versuche, meine Programme<br />
schwieriger zu machen, aber in erster Linie<br />
muss ich wie alle anderen auf meine Gesundheit<br />
achten.<br />
Machen Sie sich Sorgen wegen der Pandemie?<br />
Ich hatte keine Angst davor, bis es einen mir<br />
nahestehenden Menschen betraf. Zum Glück ist<br />
alles in Ordnung, aber das, was passiert ist, gab<br />
mir zu verstehen, dass der Eiskunstlauf zwar<br />
wichtig und wertvoll ist, aber dass du das nicht<br />
damit vergleichen kannst, wenn ein nahestehender<br />
Mensch an Corona, einer doch unbekannten<br />
Krankheit, erkrankt. Ich hatte übrigens<br />
keinen direkten Kontakt zu ihm. Nachdem, was<br />
passiert ist, habe ich über mein Leben nachgedacht,<br />
aber das hat mich nicht gestört, gut in<br />
Moskau zu laufen, im Gegenteil, das hat mich<br />
irgendwie befreit.<br />
Kurz nach dem Grand Prix kommen noch der<br />
fünfte Russland-Pokal und dann die Russische<br />
Meisterschaft. Sind so viele Wettbewerbe<br />
nicht anstrengend?<br />
Nein, im Gegenteil, mir gefällt, dass nach dieser<br />
Pause viel Bewegung reingekommen ist. Für fast<br />
ein halbes Jahr war es sehr ruhig und für mich,<br />
die ständig irgendwas tut, war das ungewohnt.<br />
Jetzt bin ich wieder in der <strong>No</strong>rm.<br />
In der Tat machen Sie immer sehr viele Dinge<br />
und haben Ihre Modekollektion „Empress<br />
Wear“ herausgebracht. Wie war der Start?<br />
Die Reaktionen waren grundsätzlich positiv, ich<br />
habe keine negativen Kommentare gesehen. Für<br />
mich war dieses Projekt, das ich zusammen mit<br />
einer Freundin gestartet habe, sehr wichtig. Ich<br />
hatte Sorge, dass aus Mangel aus Erfahrung irgendwas<br />
schiefgehen könnte. Für mich war<br />
wichtig, dass ich diesen Prozess selbst gestaltet<br />
und mich mit allem auseinandergesetzt habe<br />
und dass nicht irgendwer alles macht. Vielleicht<br />
wird der Kreis der Leute, die sich mit dem Projekt<br />
befassen, in Zukunft größer sein, aber am<br />
Anfang musste ich selbst verstehen, wie das alles<br />
funktioniert. Sonst kann ich den Prozess<br />
nicht weiter kontrollieren. Schauen wir, wie es<br />
läuft. Ich weiß nicht, ob ich diese Tätigkeit ausweiten<br />
werde, aber ich denke, dass ich jetzt, so<br />
lange ich jung bin, die Möglichkeiten nutzen<br />
und Dinge ausprobieren muss.<br />
Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />
viel Erfolg!<br />
Mit Lisa Tuktamysheva sprach Tatjana Flade. •••
Aleksandra<br />
Boikova &<br />
Dmitrii<br />
Kozlovskii<br />
»Nichts kann<br />
einen Wettbewerb<br />
ersetzen«<br />
Die Paarlauf-Europameister Aleksandra<br />
Boikova (18) und Dmitrii Kozlovskii (20)<br />
gewannen zum zweiten Mal den Heim-<br />
Grand Prix in Moskau.<br />
<strong>Pirouette</strong>: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg<br />
und zu Ihren guten Leistungen. Wie analysieren<br />
Sie Ihren zweiten Saisonwettbewerb?<br />
Aleksandra: Wir sind recht zufrieden mit unseren<br />
Auftritten, weil wir uns in erster Linie ausprobieren<br />
konnten. Natürlich waren wir nervös<br />
und es gab Schwierigkeiten, aber wir haben unseren<br />
Job gemacht.<br />
Dmitrii: Mir gefiel, wie wir unsere Programme<br />
interpretiert haben, zusammengewirkt haben<br />
und wir sind wirklich einen guten Schlittschuh<br />
gelaufen. Die Elemente waren mit Tempo und<br />
Gefühl ausgeführt, mit einer positiven Energie.<br />
Ich bin sicher, dass das ein großer Verdienst des<br />
Saals war, der Atmosphäre. Denn endlich kehrt<br />
der Spitzeneiskunstlauf in die Arenen zurück.<br />
Ja, Sie sagten, wie wichtig es Ihnen sei, vor<br />
Publikum zu laufen.<br />
A: Natürlich ist die Unterstützung der Zuschauer,<br />
TV-Zuschauer und Fans sehr wichtig für uns. Wir<br />
bekommen viele Glückwünsche, wir lesen das<br />
immer gerne und versuchen, allen zu antworten.<br />
Aber nichts kann einen Wettbewerb ersetzen.<br />
Und als wir hier und in Kazan vor Zuschauern<br />
aufs Eis gingen, war das ein ganz anderes Gefühl.<br />
Nach acht Monaten Pause ist das schwerer,<br />
aber umso erfreulicher, wenn alles gelingt.<br />
D: Unter den aktuellen Umständen ist der Russland-Pokal<br />
einer der interessantesten Wettbewerbe.<br />
Aber trotzdem ist der Grand Prix ein internationales<br />
Turnier, er hat einen ganz anderen<br />
Status. Daher sind wir wahnsinnig froh, dass<br />
diese Wettbewerbe erhalten bleiben. Die Organisatoren<br />
bemühen sich und suchen Auswege,<br />
unseren Sport so zu erhalten, wie die meisten<br />
Fans ihn lieben – mit der Möglichkeit hinzugehen<br />
und die Lieblingsläufer live zu sehen.<br />
Sie haben in der Tat insbesondere ihr KP zu<br />
Musik aus dem Film „Der Stern des fesseln-<br />
den Glücks“ über das Schicksal der in Verbannung<br />
geschickten Kritiker des Zaren im<br />
19. Jahrhundert sehr gut interpretiert. Haben<br />
Sie diesen Film angeschaut?<br />
D: Ich habe ihn sogar mehr als einmal gesehen.<br />
A: Ich leider noch nicht. Aber wir haben sehr<br />
viel mit unserem Choreographen Alexander<br />
Stiopin insbesondere an der Zusammenarbeit im<br />
Paar gearbeitet, und daran, nicht zu vergessen,<br />
mit dem Saal und dem Preisgericht zu spielen.<br />
Wir haben auch viel an den Übergängen und<br />
läuferischen Fähigkeiten getan. Beim nächsten<br />
Mal werden wir noch mehr Aufmerksamkeit auf<br />
die technische Seite legen.<br />
D: Von Jahr zu Jahr versuchen wir, unseren Stil<br />
zu verändern. Und deswegen fangen wir faktisch<br />
jedes Mal von vorne an. Etwas bleibt erhalten,<br />
aber wenn Sie unsere KPs der vergangenen drei<br />
Saisons anschauen, stellen Sie fest, dass sie verschieden<br />
waren. Die Tiefe unserer Programme<br />
nimmt zu, macht Fortschritte. Wir fingen mit relativ<br />
einfachen Charakteren an, die nur eine gute<br />
Laune verlangen. Dann gingen wir zu etwas<br />
Schwierigerem über - zu Inspiration und Spiritualität.<br />
Und jetzt ist unser KP über die schwierigen<br />
Emotionen der Trennung. Dabei ist die Tragödie<br />
der Trennung mit der Hoffnung und dem Glauben<br />
an eine bessere Zukunft verknüpft. Das ist schwer<br />
in weniger als drei Minuten auf dem Eis wiederzugeben<br />
und parallel dazu noch schwierigste Elemente<br />
auszuführen. Wir wachsen, wir entwickeln<br />
uns in dieser Hinsicht. Wir und unsere Trainer<br />
bemühen uns darum, dass unsere Programme uns<br />
dabei helfen, uns zu entwickeln und uns auf ein<br />
neues Niveau unseres Eislaufens und in der Interpretation<br />
unserer Charaktere zu bewegen.<br />
Sie werden reifer, erwachsener. Vielleicht<br />
sogar schneller in dieser nicht einfachen Zeit.<br />
A: Ja, womöglich. Tatsächlich ist es jetzt für<br />
niemanden leicht, nicht nur für uns Sportler. Ich<br />
denke, das vereint die Menschen und dann ist<br />
es ein wenig leichter.<br />
D: Die Zeiten sind nicht einfach, sowohl psychologisch<br />
als auch ökonomisch. Menschenleben<br />
gehen verloren. Dennoch sind das nicht die<br />
schlimmsten Zeiten, die die Menschheit erlebt<br />
hat. Man muss sich nur an die 90er Jahre erinnern,<br />
als es viel schlechter war. Gar nicht zu reden<br />
vom Ersten und Zweiten Weltkrieg oder der<br />
Revolution (1917.Wir leben in keiner einfachen<br />
Zeit, aber dennoch ist in diesem Jahrhundert das<br />
Aleksandra Boikova und Dmitrii Kozlovskii und ihr Trainer Artur Minchuk, Foto: Flade<br />
Niveau der sozialen Absicherung, der Technologie,<br />
die das abmildert, sehr hoch. Ich bin sicher,<br />
dass wir alles überwinden.<br />
Anfang <strong>No</strong>vember ist der bekannte Trainer<br />
Igor Moskvin, der Ehemann Ihrer Trainerin<br />
Tamara Moskvina, verstorben. Welchen Input<br />
hatte er in Ihr Paar?<br />
A: Wahrscheinlich ist es richtig zu sagen, dass<br />
wir das letzte Paar waren, mit dem er gearbeitet<br />
hat, als wir gerade erst anfingen. Ich weiß noch,<br />
wie er uns die Würfe beigebracht hat.<br />
D: Und die parallelen Sprünge. Wahrscheinlich<br />
gibt es im weltweiten Eiskunstlauf nicht so viele<br />
echte Säulen, Spezialisten, die die echten Gründungsväter<br />
dieser Sportart sind. Igor Borisovitch<br />
(Moskvin) ist einer dieser Menschen. Als ich<br />
meinen Instagram-Post geschrieben habe, fiel es<br />
mir schwer, meine Gedanken und Gefühle in<br />
Buchstaben auszudrücken. Denn diese Nachricht<br />
kam absolut unerwartet. Wir kamen (in Kazan)<br />
gut gelaunt zum Training und dann sehen wir<br />
auf einmal die Nachricht, dass heute Igor Borisovitch<br />
Moskvin von uns gegangen ist. Ich hatte<br />
Tränen in den Augen, als mir das alles durch den<br />
Kopf gegangen ist und ich diese Worte geschrieben<br />
habe. Wir sind nur froh, dass wir wenigstens<br />
in diesem Moment bei Tamara Nikolaevna<br />
(Moskvina) waren, weil es ihr, so scheint es mir,<br />
diesen Verlust ein wenig leichter gemacht hat.<br />
Tamara Nikolaevna geht so in ihrer Arbeit auf,<br />
liebt diesen Sport mit ihrer ganzen Seele, hat<br />
ihm praktisch ihr ganzes Leben gewidmet. Und<br />
wir, ihre Sportler, sind die Produkte ihrer kolossalen<br />
Arbeit. Und sie war mit uns dort.<br />
Sie bereiten auch eine neue Kür vor. Wann<br />
wollen Sie sie zeigen?<br />
A: Das entscheiden die Trainer.<br />
D: Wir wollen kein halbfertiges Produkt zeigen.<br />
Wissen Sie, wenn man das macht, dann muss es<br />
gut sein. Aber wir haben nur begrenzt Zeit. Denn<br />
es gibt doch einige Wettbewerbe. Wenn wir die<br />
Zeit haben, das wirklich richtig einzulaufen, damit<br />
wir es würdig dem Publikum präsentieren<br />
können, dann machen wir das sehr gerne. Aber<br />
wir wollen ein fertiges, abgeschlossenes Produkt<br />
zeigen und nicht eine unvollendete Geschichte.<br />
Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!<br />
Mit Aleksandra Boikova und Dmitrii Kozlovskii<br />
sprach Tatjana Flade.<br />
•••<br />
5<br />
Aleksandra Boikova & Dmitrii Kozlovskii<br />
Interview
6<br />
Eva-Lotta Kiibus<br />
Portrait<br />
Portrait: Das neue Gesicht des estnischen Eiskunstlaufs<br />
Eva-Lotta Kiibus<br />
Das kleine Estland hat mit einer Bevölkerung<br />
von rund 1,3 Millionen<br />
weniger Einwohner als die drittgrößte<br />
deutsche Stadt München, aber immer<br />
wieder gute Eiskunstläufer hervorgebracht<br />
wie Elena Glebova. Jetzt macht<br />
Eva-Lotta Kiibus auf sich aufmerksam,<br />
die im September die Nebelhorn Trophy<br />
gewann. Bei ihrem EM-Debüt in Graz<br />
belegte die inzwischen 17-Jährige einen<br />
guten siebten Platz. Der Rostelecom Cup<br />
war Kiibus‘ erster Grand Prix in der<br />
Meisterklasse.<br />
In Moskau patzte die Estin im KP, aber rehabilitierte<br />
sich mit einer starken Kür und persönlicher<br />
Bestleistung (das sei gesagt, auch wenn<br />
die Punkte offiziell nicht für die ISU-Statistiken<br />
zählen). Sie belegte den sechsten Platz. „Am<br />
Ende der Kür hatte ich so viele Emotionen. Ich<br />
war glücklich, dass ich nach dem Kurzprogramm<br />
zurückkommen konnte. Ich spürte, dass das Publikum<br />
meine Darbietung und die Musik genoss“,<br />
kommentierte Kiibus. „Meine Trainerin<br />
(Anna Levandi) freute sich ebenfalls und war<br />
glücklich, dass ich gekämpft habe und dass ich<br />
nicht aufgegeben habe. Sie strahlte genauso<br />
viel wie ich.“ Der Grand Prix war ein wichtiger<br />
Wettbewerb für die Estnische Meisterin, gerade<br />
in dieser ungewöhnlichen Saison. „Der Wettbewerb<br />
war auf sehr hohem Niveau und dieses<br />
Jahr gibt es weniger Wettkämpfe, so dass jeder<br />
einzelne zählt. Ich habe ein wenig darüber gelernt,<br />
wie ich mit mir selbst klarkomme. Der<br />
Grand Prix motiviert mich sehr, er hat mir gezeigt,<br />
wozu ich fähig bin“, sagte sie.<br />
Anders als viele Läufer hat Kiibus zwei neue<br />
Programme, die sie mit dem französischen Top-<br />
Choreographen Benoît Richaud einstudiert hat.<br />
Im Sommer nahm sie in Courchevel an einem<br />
Trainingslager mit Richaud teil. Die Musiken haben<br />
Läuferin und Choreograph gemeinsam ausgesucht:<br />
“Sign of the Times” von Harry Styles<br />
für das KP und Sergei Rachmaninovs berühmtes<br />
Klavierkonzert <strong>No</strong>. 2 für die Kür. “Ich liebe Harry<br />
Styles. Ich höre seine Musik sehr gerne und gerade<br />
dieses Lied, denn es hat eine tiefe Bedeutung”,<br />
erklärte die Schülerin. In der Kür ist ihre<br />
Lieblingsstelle die Schrittfolge. “Das ist der Moment,<br />
in dem ich zeigen kann, wie sehr ich das<br />
Eislaufen liebe und ich lächle so viel ich kann“,<br />
verriet der Teenager. Ihr älterer Bruder ist übrigens<br />
unter seinem Künstlernamen „Nublu“ ein<br />
bekannter Rapper. Doch zu seiner Musik zu laufen,<br />
kann sich Kiibus nicht so recht vorstellen.<br />
„Ich mag seine Songs sehr gerne, aber ich denke,<br />
ich nehme Musik, die besser zum Eiskunstlauf<br />
passt. Zur Musik meines Bruders tanze ich<br />
nur auf dem Boden.“<br />
Der Eiskunstlauf kam in Eva-Lottas Leben, als<br />
sie vier Jahre alt war. Sie begann mit Rollkunstlauf<br />
zusammen mit ihrem Bruder, dann<br />
aber brachte ihre Mutter sie in eine Eishalle.<br />
Zwei Jahre später kam sie in die Trainingsgruppe<br />
von Levandi, die unter ihrem Mädchennahmen<br />
Kondrashova eine bekannte sowjetische<br />
Eiskunstläuferin war und in den 80er Jahren<br />
Medaillen bei EM und WM gewann. „Eva-Lotta<br />
ragte nicht durch ihr Talent heraus, aber sie<br />
war immer ein fröhliches und energiegeladenes<br />
Kind“, erinnerte sich die Trainerin. „Sie unterschied<br />
sich von den anderen Kindern mit ihrer<br />
ansteckenden Emotionalität und ihren tänzerischen<br />
Fähigkeiten.“ Am Anfang war Eislaufen<br />
einfach nur ein Hobby. „Als ich anfing, war es<br />
für mich kein Training oder harte Arbeit. Ich<br />
hatte einfach Spaß. Ich war nicht so gut wie<br />
die Kinder in dem Alter heute sind. Ich konnte<br />
nicht diese (schwierigen) Sprünge.“<br />
Später wurde es ernsthafter. Das Bewusstsein,<br />
dass sie etwas erreichen kann, kam, als sie<br />
zwölf oder 13 Jahre alt war, „als ich den ersten<br />
Doppelaxel stand und die ersten Dreifachen kamen<br />
und ich sah, dass das nicht jeder kann. Ich<br />
habe etwas in mir, dass mich antreibt, weiter zu<br />
kommen, mehr Dreifache, mehr und mehr zu<br />
machen. Ich sah, dass ich dafür mehr trainieren<br />
musste und das war der Moment, als mir klar<br />
wurde – ich will härter trainieren und ich will<br />
Erfolg haben“, sagte die 17-Jährige.<br />
Eva-Lotta Kiibus mit<br />
Trainerin Anna Levandi<br />
Foto: Flade
Die Läuferin denkt, dass ihr Charakter gut zu<br />
ihrem Sternzeichen Steinbock passt. „Ich bin<br />
stur und arbeite hart und ich bin sehr emotional.<br />
Ich neige dazu, sehr selbstkritisch zu<br />
sein.“ Levandi stimmt dieser Einschätzung zu<br />
und fügte hinzu, dass sie sehr gerne mit ihrer<br />
Schülerin arbeitet: „ Sie ist so ein Mensch,<br />
den man nicht zwingen kann. Wenn ich etwas<br />
von ihr will, muss ich es ihr erklären und dann<br />
wird sie pflichtbewusst an sich arbeiten. Sie<br />
ist sehr zielstrebig, diszipliniert, verlangt viel<br />
von sich selbst und sie arbeitet sehr hart.“<br />
Kiibus schaut zu vielen Läuferinnen auf, aber<br />
nennt insbesondere Carolina Kostner als ihr<br />
Vorbild. „Sie war nicht nur für zwei Jahre an<br />
der Spitze und dann weiß niemand mehr (wo<br />
sie ist). Ich möchte ein bisschen wie sie sein,<br />
so lange laufen, wie ich will. Ich bewundere<br />
auch meine Trainerin und ich schaue zu mir<br />
selbst auf, wenn ich etwas gut gemacht habe<br />
– dann bin ich stolz auf mich. Das gibt dir<br />
mehr Kraft als alles andere, zu begreifen,<br />
wow, ich habe das gemacht und das war gut“,<br />
sagte die Estin. Levandi nennt „Schönheit“ als<br />
eine Stärke ihrer Top-Läuferin. „Schönheit in<br />
allem“, betonte die Trainerin. “Wie sie aussieht,<br />
wie sie sich bewegt, wie sie spricht und<br />
wie sie sich ausdrückt ist reif für ihr Alter. Sie<br />
ist eine durch und durch intelligente Athletin.“<br />
Eine Schwäche nennt Levandi – Kiibus<br />
brauche relativ lange, um eine neues Element<br />
zu erlernen. „Vielleicht kommt das daher, dass<br />
sie zu viel nachdenkt. Wenn man das als eine<br />
Schwäche bezeichnen kann. Aber sobald sie<br />
ein Element gemeistert hat, weiß sie genau,<br />
was sie tun muss, damit es klappt.“ Die EM-<br />
Siebte hat sich das Ziel gesetzt, alle Aspekte<br />
ihres Eislaufens zu verbessern, nicht nur die<br />
Sprünge. „Dieses Jahr wurde es besonders<br />
deutlich, dass Eva-Lotta sich maximal darauf<br />
fokussiert, gute Ergebnisse zu erzielen“, stellte<br />
Levandi fest. „Sie lebt jetzt für den Eiskunstlauf<br />
und für die Schule und das hat sofort zu<br />
Resultaten geführt.“ Natürlich denken Trainerin<br />
und Läuferin daran, den Schwierigkeitsgrad<br />
zu steigern und arbeiten am dreifachen<br />
Axel und vierfachen Salchow, aber bisher mit<br />
der Longe, um Verletzungen zu vermeiden.<br />
Kiibus versucht, sich möglichst wenig<br />
von der unsicheren Situation in<br />
Corona-Zeiten beeinflussen zu<br />
lassen. „Es ist nichts, was ich<br />
oder wir ändern können. Ich<br />
trainiere also einfach weiter<br />
und hoffe, dass ich an<br />
Wettkämpfen teilnehmen<br />
kann.“ Sie kann<br />
normal in Tallinn trainieren<br />
und die Estnische<br />
Meisterschaft<br />
sollte im <strong>Dezember</strong><br />
wie geplant<br />
stattfinden.<br />
Tatjana Flade<br />
Nikolaus Trophy in Budapest<br />
Zum 14. Mal fand in Budapest die Nikolaus-Trophy<br />
(Santa Claus Cup) statt, diesmal gleichzeitig<br />
mit der NRW Trophy. Viele Läufer hatten in letzter<br />
Minute abgesagt.<br />
In der Meisterklasse Eistanzen blieben nur noch<br />
die beiden Oberstdorfer Paare übrig, die nicht<br />
nach Dortmund wollten. Jennifer Janse van<br />
Rensburg und Benjamin Steffan liefen ihren ersten<br />
Saisonwettbewerb und gewannen mit<br />
172,13 Punkten. Aber einen Vergleichsmaßstab<br />
gibt es nicht. Im Rhythmustanz wurden die fünf<br />
Elemente überwiegend mit +2 bewertet. Die Levels<br />
waren wie üblich: Hebung und Twizzles Level<br />
4 und die Schrittfolgen Level 2 und 3. Die<br />
Komponenten lagen bei 7,3 und sie erhielten<br />
70,12 Punkte. Die Level in der ebenfalls fehlerfreien<br />
Kür waren ähnlich, die Komponenten gingen<br />
auf 7,7. Lara Luft und Maximilian Pfisterer<br />
erzielten bei ihrem ersten gemeinsamen Wettbewerb<br />
140,23 Punkte. Ihre Levels im Rhythmustanz<br />
waren ähnlich wie die der Trainingskameraden,<br />
aber für die Ausführung erhielten sie<br />
viele +1 und einige 0. In der Kür leisteten sie<br />
sich bei der Serpentinenschrittfolge einen Sturz<br />
und die Twizzles waren unsauber, alle anderen<br />
Elemente gelangen. Ihre Komponenten lagen bei<br />
6,5 im Rhythmustanz und bei 6,3 in der Kür.<br />
Im Junioren Eistanz lagen vier französische Paare<br />
aus der Schule von Karine Arribert in Villard<br />
de Lans vorne. Am besten waren Marie Dupayage<br />
und Thomas Nabais mit 145 Zählern. Fünfte<br />
mit <strong>10</strong>4 Punkten wurden die Österreicher Corinna<br />
und Patrick Huber. Sieger beim Fortgeschrittenen<br />
Nachwuchs mit guten 114 Punkten wurden<br />
Darya Grimm und Michail Savitsky, ebenfalls<br />
Schüler von Rostislav Sinicyn in Oberstdorf.<br />
Bei den Damen gewann in der Meisterklasse die<br />
Ungarin Julia Lang mit 163 Punkten, die in der<br />
Kür alle vier Dreifachversuche mehr oder weniger<br />
unterdrehte. Herrensieger wurde in der<br />
Meisterklasse der Ungar András Csernoch mit<br />
183 Punkten mit knapper 3L-3T-Kombination<br />
im KP, aber guter in der Kür. Einen 3A versuchte<br />
er nicht. Bei den Junioren sicherte sich der Ungar<br />
und früher für Österreich startende Mozes<br />
Jozsef Berei Platz eins mit 153 Zählern. Paarlaufwettbewerbe<br />
gab es nicht.<br />
Gran Premio Italia 2<br />
Der zweite Wettbewerb der inneritalienischen<br />
Serie in Turin musste wegen des Corona-Virus<br />
ausfallen, aber eine Woche später in Egna durfte<br />
gestartet werden. Herrensieger mit 270 Punkten<br />
wurde Daniel Grassl. Im KP war der 4L leicht unterdreht,<br />
alles andere gelang gut, auch 3A und<br />
3L-3T, die <strong>Pirouette</strong>n ausgezeichnet. In der Kür<br />
waren der 4L schief und erneut leicht unterdreht,<br />
der 4F knapp und der 4R gut, ebenso wie sechs<br />
Dreifache. Verbessert gegenüber der Nebelhorn<br />
Trophy lief Matteo Rizzo mit 250 Punkten, obwohl<br />
er im KP beim 4T beinahe gestürzt wäre.<br />
Dasselbe passierte ihm zu Beginn der Kür, aber<br />
alle acht folgenden Dreifachen klappten sehr gut,<br />
auch zwei 3A. Platz drei belegte der Nebelhorn-<br />
Zweite Gabriele Frangipani mit 226 Punkten. Alle<br />
drei trainieren bei Lorenzo Magri. Den Damenwettbewerb<br />
entschied Ginevra Negrello mit 176<br />
Punkten und vier gelungenen Dreifachen in der<br />
Kür sowie erstklassigen <strong>Pirouette</strong>n vor Lucrezia<br />
Beccari (168) und Elisabetta Leccardi (151) für<br />
sich. Im Paarlaufen gewannen Nicole Della Monica<br />
und Matteo Guarise mit 194 Zählern. Das KP<br />
mit gutem 3S und ebenfalls überzeugendem<br />
dreifachem Wurfrittberger blieb fehlerfrei. In der<br />
Kür waren der Wurfrittberger unsauber, der<br />
Wurfsalchow gestürzt und die Sprungkombination<br />
wurde nur doppelt-doppelt gewertet; alles<br />
andere glückte gut. Zweite mit 163 Punkten<br />
wurden Sara Conti und Niccolo Macii vor Rebecca<br />
Ghiladri und Filippo Ambrosini (161).<br />
Neues aus Russland:<br />
Vierter Pokal-Wettbewerb<br />
In Russland fand in der Woche vor dem Grand<br />
Prix der vierte Wettbewerb der nationalen Pokalserie<br />
in Kazan in der Teilrepublik Tartastan statt.<br />
Drei Spitzenpaare gaben ihr Wettkampfdebüt:<br />
Anastasia Mishina/Aleksandr Galliamov setzten<br />
sich vor Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov und<br />
den Europameistern Alexandra Boikova/ Dmitrii<br />
Kozlovskii durch. Letztere machte Fehler bei den<br />
Würfen in der Kür und waren nach Aussage von<br />
Trainerin Tamara Moskvina aufgrund des Trainingsrückstandes<br />
von Kozlovskiis Corona-Infektion<br />
noch nicht in Topform. Es gab noch weitere<br />
gute Paare zu sehen wie Iasmina Kadyrova/Ivan<br />
Balchenko. Alexandra Trusova holte sich den<br />
Sieg bei den Damen mit drei gelungenen Vierfachen<br />
vor Europameisterin Alena Kostornaia, die<br />
einige Sprünge knapp stand. Junioren-WM-Teilnehmerin<br />
Maia Khromykh belegte den dritten<br />
Platz. Für Furore sorgte mal wieder Junioren-<br />
Siegerin Sofia Akatieva, die als erste Läuferin<br />
zwei 4T und einen 3A in einer Kür stand. Bei den<br />
Herren gewann etwas überraschend Evgeni Semenenko<br />
aus der Mishin-Schule mit zwei sehr<br />
guten Programmen. Juniorenweltmeister Andrei<br />
Mozalev belegte Platz zwei, nachdem er im KP<br />
gepatzt hatte. Makar Ignatov wurde Dritter. Im<br />
dünn besetzten Eistanz-Wettbewerb hatten<br />
Anastasia Skoptcova/Kirill Aleshin die Nase vorn.<br />
Paarläuferin Tarasova soll nach dem Wettbewerb<br />
in Kazan an Lungenentzündung erkrankt<br />
sein. Ob es mit einer Corona-Infektion zusammenhing,<br />
war nicht klar. Corona griff allerdings<br />
unter den russischen Läufern weiter um sich,<br />
was sicher in einigen Fällen an eigener Unvorsichtigkeit<br />
gelegen haben dürfte. Nach dem<br />
Grand Prix erkrankten Lisa Tuktamysheva, Alena<br />
Kostornaia und Europameister Dmitrii Aliev, die<br />
beim fünften Pokalwettbewerb nicht starten<br />
konnten. Aliev soll zum Beispiel bei der Geburtstagsparty<br />
von Alena Leonova in St. Petersburg<br />
dabei gewesen sein. Bestätigt wurde inzwischen,<br />
dass Alexandra Stepanova/Ivan Bukin<br />
mit Covid-19 infiziert waren und deswegen weder<br />
beim Grand Prix noch beim Russlandpokal<br />
starten konnten. Nach dem Corona-Fall in<br />
Alexei Mishins Trainingsgruppe verzichteten<br />
außerdem Mikhail Kolyada und Anastasia Guliakova<br />
auf den fünften Pokalwettbewerb Anfang<br />
<strong>Dezember</strong>. Sie und die Trainer sollen sich laut<br />
Mishin jedoch nicht angesteckt haben. tat<br />
7<br />
Diverse Wettbewerbe
8<br />
News<br />
Vincent Restencourt mit<br />
Schülerin Lilly Luft<br />
Quelle: tus Stuttgart<br />
Prominenter Trainer<br />
in Stuttgart<br />
Der Großverein tus Stuttgart hat vor kurzem<br />
einen prominenten Trainer verpflichtet. Auf<br />
Vermittlung von Bundestrainer Alexander König<br />
kam der 39-jährige Franzose Vincent Restencourt<br />
auf die Eiswelt Waldau. Restencourt<br />
war einst zweimal Zweiter bei der Junioren-<br />
WM und mehrmaliger Teilnehmer bei Europaund<br />
Weltmeisterschaften. Mit Deutschland<br />
verbinden ihn besonders gute Erinnerungen,<br />
denn 2000 holte er in Oberstdorf hinter Stefan<br />
Lindemann die Silbermedaille bei der Junioren-WM.<br />
Restencourt war in seinem Heimatland der<br />
erste Franzose, der mit dem Toeloop einen<br />
Vierfachsprung landete. Nach seiner Karriere<br />
wurde er zunächst Trainer in Frankreich und<br />
anschließend über acht Jahre Coach in den<br />
USA. Dort betätigte er sich vor allem in Aston<br />
im Bundesstaat Pennsylvania, trainierte auch<br />
die gleichermaßen elegante wie exzentrische<br />
Ausnahmeläuferin Gracie Gold, überwarf sich<br />
zuletzt aber mit ihr. Das dürfte auch der<br />
Grund gewesen sein, weshalb er in Europa<br />
und nun speziell in Stuttgart eine neue Herausforderung<br />
suchte. Mit ihm gekommen ist<br />
seine ebenfalls als Trainerin tätige Ehefrau<br />
Polina, mit der er im Sommer Vater eines<br />
Sohnes wurde. Nun will Restencourt auf der<br />
Waldau neue Talente vor allem sprungtechnisch<br />
entwickeln. <br />
gd<br />
Erika-Hess-Stadion<br />
wird Impfstation<br />
Der Berliner Senat hat beschlossen, das Erika-<br />
Hess-Stadion für mindestens sechs Monate als<br />
Eishalle zu schließen, weil auf der Eisfläche<br />
eine von sechs Berliner Impfstationen mit 20<br />
– 30 Räumen für ärztliche Beratung und Corona-Impfungen<br />
eingerichtet wird, in diesem<br />
Fall für alle Bewohner der Berliner Bezirke<br />
Wedding und Mitte und vor der Halle auch ein<br />
größerer Parkplatz zur Verfügung steht. Sobald<br />
ein Impfstoff in großer Menge vorliegt, was<br />
für Januar geplant ist, können dort voraussichtlich<br />
täglich bis zu 3.000 Personen geimpft<br />
werden, insgesamt bis zu 500.000. Natürlich<br />
gab es sofort Petitionen von Egoisten, deren<br />
Kinder oder die selbst dort trainieren und meinen,<br />
das Training in Wedding (das im Breitensport<br />
ohnehin zurzeit nicht möglich ist) sei<br />
wichtiger als eine Impfung. Die Verantwortlichen<br />
der DEU und in Berlin kümmerten sich<br />
aber um Ersatz und erreichten, dass dem Eislauf<br />
viele Stunden zusätzlich in der nicht allzu<br />
weit entfernten und nicht voll ausgelasteten<br />
Halle P09 zur Verfügung gestellt werden, denn<br />
Eishockey-Jugendmannschaften und Breitensportler<br />
dürfen zurzeit gar nicht trainieren. Für<br />
einige Kinder liegt die Halle P09 sogar günstiger,<br />
weil sie in der Nähe zur Schule gehen.<br />
Andere müssen länger fahren, wenn Breitensporttraining<br />
überhaupt wieder erlaubt ist. <br />
Neues aus Frankreich<br />
Die Absage des Grand Prix in Grenoble war ein<br />
schwerer Schlag für den französischen Eiskunstlauf,<br />
zum einen für die Läufer (auch neun Deutsche,<br />
zwei Lambiel-Japaner und einige mehr),<br />
die keinen Grand Prix laufen konnten. Hart war<br />
dies auch für den Verband, der sich nach den<br />
Skandalen der Vergangenheit präsentieren und<br />
neue Sponsoren finden wollte. Im nächsten Jahr<br />
soll der Grand Prix wieder in Grenoble stattfinden,<br />
das genaue Datum ist noch offen.<br />
Ausfallen müssen auch die französischen Meisterschaften,<br />
die zuerst in Cergy-Pontoise im<br />
Großraum Paris stattfinden sollten und dann vom<br />
17. bis 19. <strong>Dezember</strong> in Vaujany in den französischen<br />
Alpen verlegt worden waren. Als diese Region<br />
ebenfalls Hotspot wurde und Frankreich einen<br />
wesentlich strengeren Lockdown im ganzen<br />
Land beschloss als Deutschland, fiel auch Vaujany<br />
ins Wasser. Am 4. und 5. <strong>Dezember</strong> durfte in<br />
Grenoble eine kleine Sichtung stattfinden, bei der<br />
die Läufer aus der Alpenregion ihre Programme<br />
vorliefen, um dem Verband eine Entscheidung zu<br />
ermöglichen, wer für die EM (falls sie stattfindet)<br />
und die WM nominiert werden soll. Die Junioren<br />
Synchron-WM am 12. und 13. März 2021 in<br />
Lyon bleibt im Plan.<br />
Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron kündigten<br />
an, in dieser Saison nur die WM laufen zu<br />
wollen. Ihre neue Kür zum Tango „Jalousie“ und<br />
zu einem Tango-Flamenco zeigten sie in der<br />
Trainingshalle in Montreal in drei Teilen in einem<br />
Video. Den Rhythmustanz zur Aerobic-Nummer<br />
(Filmmusik Fame) wollen sie beibehalten. Papadakis<br />
und Cizeron hatten sich im Juli mit dem<br />
Virus angesteckt. In einem Interview sagte Cizeron,<br />
er sei richtig krank mit Lungenentzündung<br />
gewesen, habe bis heute keinen Geschmackssinn<br />
und sei oft erschöpft und frustriert, deshalb wollen<br />
sie auch jetzt keine Wettbewerbe laufen. Einige<br />
andere französische Eisläufer aus der Alpenregion,<br />
darunter Kevin Aymoz, steckten sich<br />
Anfang <strong>No</strong>vember bei einer schon im <strong>No</strong>vemberheft<br />
der <strong>Pirouette</strong> kritisierten Halloween-Party<br />
an. Cizeron hat ein Dauervisum und besuchte<br />
Anfang <strong>No</strong>vember, als feststand, dass der Grand<br />
Prix ausfällt, seine Angehörigen, darunter seine<br />
Großeltern, in Frankreich. Nach seiner Rückkehr<br />
nach Kanada musste er wie alle Einreisenden<br />
zwei Wochen in Quarantäne. Papadakis hat seltsamerweise<br />
ein anderes Visum für Kanada und<br />
konnte das Land nicht verlassen, sonst hätte sie<br />
womöglich nicht mehr zurückgedurft. Sie konnte<br />
nicht einmal zur Beerdigung ihres Großvaters.<br />
Beiden fehlen die Einnahmen von Schaulaufen,<br />
aber zum Glück unterstützt sie der französische<br />
Staat großzügig.<br />
Präsidentin Nathalie Péchalat hat trotz der<br />
Widrigkeiten eine Reihe von Interviews gegeben,<br />
um im Gespräch zu bleiben und Zeichen<br />
für die Zukunft zu setzen. Sie schrieb einen offenen<br />
Brief an alle Clubpräsidenten, in dem sie<br />
um Verständnis für die Schließungen wirbt.<br />
Neue Sportdirektorin und damit Nachfolgerin<br />
von Katia Krier wurde die bisherige Trainerin Annick<br />
Dumont, die in Champigny bei Paris arbeitet<br />
und von 1986 bis 2005 mit Didier Gailhaguet<br />
verheiratet war, aber jetzt nicht mehr für seine<br />
Entscheidungen verantwortlich gemacht werden<br />
kann. Der breiteren Öffentlichkeit bekannt ist sie<br />
als Eiskunstlauf-Expertin vor der Kamera von<br />
France Télévision (zusammen mit Starkommentator<br />
Nelson Monfort). Vor 30 Jahren war sie<br />
auch mal Trainerin von Daniel Weiss. Die ehemaligen<br />
Läufer Agnès Gosselin und Jean-Christoph<br />
Simond kritisierten die Entscheidung des<br />
Ministeriums, denn im vergangenen Jahrhundert<br />
habe auch sie manches unter den Teppich gekehrt.<br />
Vor 1986 war sie kurze Zeit auch mit Gilles<br />
Beyer verheiratet, dem Sarah Abitbol in ihrem<br />
Buch und Andere die meisten und<br />
schlimmsten Misshandlungen vorgeworfen hatten.<br />
Aber in einem Interview im März <strong>2020</strong> hatte<br />
Dumont gesagt, sie habe zunächst keine Ahnung<br />
von seinen Missetaten gehabt. Als sie davon<br />
erfuhr, habe sie sich scheiden lassen.<br />
Negatives gibt es auch zu berichten. Die französische<br />
Nachrichtenagentur AFP und die Website<br />
Europe 1 berichten, dass Marc Mandina,<br />
ein Einzelläufer in den 1990er Jahren aus Nizza,<br />
der unter anderem in St. Gervais an den<br />
Start ging, später Frankreich plötzlich verließ<br />
und als Trainer in die USA ging. Auf seiner letzten<br />
Pressekonferenz vor seinem Rücktritt im<br />
Februar <strong>2020</strong> hatte Didier Gailhaguet ihn erwähnt.<br />
In den USA soll er eine 12-jährige Eisläuferin<br />
mit versteckter Kamera beim Umziehen<br />
in der Kabine und in der Dusche gefilmt haben.<br />
Er bekannte sich schuldig und kam im Jahr<br />
2011 für drei Jahre in den USA „unter die Kontrolle<br />
der Justiz“, wie die Agentur schreibt. Er<br />
wurde in den USA auf Lebenszeit aus Eishallen<br />
verbannt und dafür auf eine im Internet öffentlich<br />
zugängliche schwarze Liste gesetzt.<br />
2019 tauchte er wieder in Frankreich auf, allerdings<br />
als 50-jähriger Amerikaner unter dem falschem<br />
Namen Marco Vega, der sehr gutes Französisch<br />
spricht. Er wurde zunächst als Freiwilliger<br />
Helfer und dann als Assistenztrainer im Verein<br />
in Mulhouse im Elsass beschäftigt. Er war<br />
schnell fest befreundet mit der Jungtrainerin<br />
Candice Didier im Club, die ihm Türen öffnete<br />
und nun vor einer peinlichen Situation steht. Im<br />
Juni <strong>2020</strong> erhielt die Polizei von Mulhouse eine<br />
E-Mail von einer Person, die Mandina wohl aus<br />
der Halle und seinem Büro verbannt hatte. Er<br />
wurde verhaftet und die Polizei entdeckte bei<br />
ihm wieder Nacktfotos von kleinen Mädchen,<br />
dazu Drogen und die falschen Papiere. krk
Duhamel gewinnt bei<br />
Fernsehshow<br />
Die kanadische Paarläuferin Meagan Duhamel,<br />
die mit Eric Radford 2016 Weltmeisterin wurde,<br />
2018 eine Olympische Bronzemedaille errungen<br />
hat und jetzt Mutter und Teilzeittrainerin ist, gewann<br />
die mehrteilige Fernsehshow „Battle of the<br />
Blades“ (Kampf der Kufen) des kanadischen Senders<br />
CBC. Das Preisgeld für die Sieger betrug<br />
<strong>10</strong>0.000 kanadische Dollar, etwa 65.000 Euro,<br />
das sie an Wohltätigkeitsorganisationen für kranke<br />
und behinderte Kinder stifteten. In jeder Show<br />
musste eine bekannte Eiskunstläuferin mit einem<br />
mindestens so prominenten Eishockeystar (in<br />
zwei Fällen auch ein Eiskunstläufer mit einer Eishockeyspielerin)<br />
eine kleine Paarlaufkür zeigen.<br />
Jede Woche schied das von Publikum und Jury<br />
am schlechtesten bewertete Paar aus. Duhamel<br />
und ihr Eishockeypartner Wojtek Wolski, der für<br />
Kanada vor Jahren Olympische Bronze gewonnen<br />
hatte, konnten am meisten überzeugen. Im Finale<br />
zeigten sie sogar einen dreifachen Wurfsalchow.<br />
Trainer der beiden waren der ehemalige Paarlaufweltmeister<br />
(1984) Paul Martini und Choreograf<br />
Mark Pillay, der auch für deutsche Läufer schon<br />
Programme choreografiert hat. Ein dreifacher<br />
Wurfflip glückte der Französin Vanessa James<br />
und deren Eishockeypartner Akim Aliu, die aber<br />
nur auf Rang vier kamen. In früheren Jahren hatte<br />
noch nie ein Paar ein dreifaches Wurfelement<br />
gezeigt. Auf Platz zwei kamen der Eistänzer und<br />
Jungchoreograf Asher Hill und die Erstliga-Hockeyspielerin<br />
Carlotta Edwards. In der Jury saßen<br />
Eistänzer Scott Moir, Einzelläufer Elladj Baldé<br />
und eine Eishockeyspielerin. Weltmeister Kurt<br />
Browning trat als Experte auf, der die Elemente<br />
erklärte. Vorher ausgeschieden waren unter anderem<br />
Eric Radford und Kaitlyn Weaver.<br />
US-Meisterschaften nach<br />
Las Vegas verlegt<br />
Die US-Meisterschaften im Januar 2021 wurden<br />
wegen des Corona-Virus kurzfristig von San Jose<br />
in Kalifornien in die Orleans-Halle in Las Vegas<br />
verlegt. Denn in dieser Halle hatte man im Oktober<br />
Skate America erfolgreich und mit strengen<br />
Sicherheitsvorkehrungen abgehalten und plant<br />
dasselbe Konzept für den 11. bis 21. Januar (einschließlich<br />
Junioren). Anders als in San Jose liegt<br />
das Hotel in Las Vegas fast direkt neben der Halle,<br />
so dass man keinen Shuttle-Bus braucht. Einzelne<br />
Flügel des riesigen Hotels konnten systematisch<br />
vom Rest des Hotels und dem Kasino<br />
separiert werden, es gab sogar einen eigenen<br />
Aufzug. Zuschauer sind wieder nicht zugelassen.<br />
Als Trost erhielt San Jose die US-Meisterschaften<br />
im Jahr 2023.<br />
Kurzmeldungen USA<br />
Tara Modlin und Ehepartner Craig Maurizi, die<br />
als Trainer im Bundesstaat New Jersey nahe<br />
New York arbeiten, wurden am 11. <strong>No</strong>vember<br />
Eltern eines Sohnes namens Dylan Joel, schrieb<br />
Maurizi im Facebook. Die Einzelläuferin Polina<br />
Edmunds, Neunte bei den Olympischen Spielen<br />
2014 in Sotchi, hat offiziell ihren Rücktritt bekanntgegeben.<br />
In Wahrheit ist sie nach zweijähriger<br />
Verletzungspause 2015 und 2016 und einem<br />
misslungenen Comeback-Versuch im Jahr<br />
2017 keinen Wettbewerb mehr gelaufen.<br />
Verbindungen von<br />
Joe Biden zum Eislaufen<br />
Der zukünftige US-Präsident Joe Biden lebt seit<br />
Jahrzehnten in Wilmington im Bundestaat Delaware,<br />
einer Stadt mit 70.000 Einwohnern zwischen<br />
New York und Washington. In dieser<br />
Stadt gibt es auch einen Eislaufverein mit eigener<br />
Halle, die die <strong>Pirouette</strong> vor Jahren schon besucht<br />
hat. Der österreichische Trainer Viktor<br />
Pfeifer mit doppelter Staatsbürgerschaft zum<br />
Beispiel schrieb der <strong>Pirouette</strong>, Biden sei fast<br />
sein Nachbar, manchmal sehe er ihn. Er gehe<br />
zum selben Tierarzt und Pfeifer habe ihn auch<br />
im Supermarkt um die Ecke schon gesehen. Allerdings<br />
trainiert niemand aus Bidens Familie in<br />
der Eishalle. Die ehemals ukrainische Eistänzerin<br />
und jetzige Trainerin Irina Romanova schrieb,<br />
Bidens Kumpel Senator Coons habe als junger<br />
Mann bei ihrem Mann acht Wochen lang als Erwachsener<br />
trainiert und sie habe Coons Tochter<br />
Maggie kurz betreut. Außerdem habe Biden einige<br />
Projekte für die nahe Universität in Newark,<br />
Delaware geleitet, deren zwei Eishallen<br />
Rabbitt erklärte Rücktritt<br />
Seinen Rücktritt erklärt hat der kalifornische Einzelläufer Sean<br />
Rabbitt (30), der in den USA und in Japan häufig in Shows<br />
auftrat, selbst Lehrgänge abhielt und auch Japanisch spricht.<br />
Aber ohne 3A und Vierfachsprung konnte er technisch nicht<br />
mit den besten Amerikanern mithalten und war nie<br />
für Skate America nominiert. In Shows will er aber<br />
weiterhin auftreten und stehende Ovationen genießen,<br />
wenn es sie wieder gibt. Neunmal ist er bei US-Meisterschaften<br />
in der Meisterklasse gestartet und zwei<br />
achte Plätze 2017 und 2019 seien dabei seine<br />
größten Erfolge gewesen, schrieb er. Stolz ist er,<br />
dass er bei seiner einzigen internationalen<br />
Medaille auf demselben Siegerpodest wie der<br />
zweifache Olympiasieger Yuzuru Hanyu stand.<br />
Das war beim Autumn Classic in Kanada 2015,<br />
als Hanyu gewann und er Dritter wurde. krk<br />
Quelle: Instagram/seanrabbitt<br />
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die <strong>Pirouette</strong> in den Jahren 1997 bis etwa 20<strong>10</strong><br />
jeden Sommer besucht hatte. Ihr langjähriger<br />
Cheftrainer Ron Ludington ist vor einigen Monaten<br />
gestorben, ihn hat Biden sicherlich gekannt.<br />
Michelle Kwan war im Wahlkampfteam<br />
von Joe Biden als Redenschreiberin und Planerin<br />
und man wird sehen, ob sie mit einer wichtigen<br />
Tätigkeit belohnt wird.<br />
Sind Mohawk und Choctaw<br />
rassistisch?<br />
Der kanadische Verband und das gesamte Land<br />
bemühen sich stets, politisch ganz korrekt zu<br />
formulieren. Neuestes Beispiel ist die Idee, die<br />
beim Eistanzen und im Kunstlaufen bei Schrittfolgen<br />
verwendeten Begriffe Mohawk und<br />
Choctaw nicht mehr zu verwenden und durch<br />
andere Begriffe zu ersetzen. Denn diese Schritte<br />
sind vor 150 Jahren von Briten, die für Indianer<br />
schwärmten, nach Indianerstämmen so genannt<br />
wurden, weil sie Bewegungsmustern von indianischen<br />
Folkloretänzen mit „Mond“ (gespreizten<br />
Füßen) ähnlich sehen. Aber weil man damals die<br />
Indianer etwas abwertend als Exoten sah, will<br />
man jetzt alle Begriffe aus dieser Zeit tilgen.<br />
Es bleibt abzuwarten, ob die ISU dem Wunsch<br />
Kanadas folgt.<br />
krk<br />
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<strong>10</strong><br />
Cup of China<br />
Grand Prix<br />
Dünne Spitze beim Grand Prix<br />
Cup of China<br />
Klare Favoritensiege für Jin, Chen, Peng/Jin und Wang/Liu<br />
Wie im Vorjahr fand der Cup of<br />
China in der Millionenstadt<br />
Chongqing im Südwesten des Reichs der<br />
Mitte statt. Aber sonst war alles anders,<br />
wie überall in dieser Saison. Aufgrund<br />
der Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen<br />
konnten nur chinesische<br />
Sportler an dem Wettbewerb teilnehmen,<br />
denn anders als in den USA<br />
trainieren in China keine Ausländer, die<br />
man hätte einladen können. Zuschauer<br />
waren nicht zugelassen, der Applaus<br />
kam nur vom Band. Einige Medien waren<br />
vor Ort, aber der Zugang zur Mixed<br />
Zone und zu den Pressekonferenzen war<br />
limitiert. Der chinesische Verband übertrug<br />
die Pressekonferenzen per Zoom,<br />
zugeschaltete Medienvertreter konnten<br />
Fragen stellen und alles wurde ins Englische<br />
übersetzt. Man gab sich Mühe,<br />
den aus der Ferne arbeitenden Journalisten<br />
die besten Möglichkeiten zu bieten.<br />
In allen vier Kategorien gewannen<br />
die Favoriten haushoch, denn die „zweite<br />
Garde“ ist noch ein gutes Stück vom<br />
Spitzenniveau entfernt. Die Teilnehmerfelder<br />
waren klein: nur fünf Damen und<br />
Tanzpaare, sechs Herren und drei Paare<br />
gingen an den Start. Die zweimaligen<br />
Paarlaufweltmeister Wenjing Sui/Cong<br />
Han fehlten, weil er sich noch von einer<br />
Operation an der Hüfte erholt.<br />
Jin mit vierfach Lutz<br />
Der sprungstarke Boyang Jin zeigte sich in recht<br />
guter Form, obwohl er nach eigener Aussage<br />
erst vor zwei Wochen mit dem vollen Eistraining<br />
begonnen hatte. Anders die meisten hatte<br />
er sogar zwei neue Programme einstudiert. Im<br />
KP zu „Trio in D“ und „Mechanisms“ des jungen<br />
russischen Pianisten und Komponisten Kirill<br />
Richter zeigte Jin 4L, 4T-2T und einen guten 3A.<br />
„Dieses Programm ist eine Herausforderung für<br />
mich, es ist eine moderne, neue Musik. Diesen<br />
Stil habe ich noch nicht probiert“, sagte der<br />
zweimalige WM-Dritte. In der Kür begann er<br />
wieder mit einem guten 4L, 4T-2T und 3A-Euler-3S,<br />
aber danach schlichen sich Fehler ein,<br />
beim zweiten 4T fasste er mit der Hand nach<br />
und beim 3L-3T stürzte er. Die Interpretation<br />
und Choreographie zur Musik „House of the Rising<br />
Sun“ waren nicht sehr mitreißend, aber<br />
vielleicht liegt es daran, dass das<br />
Programm noch sehr neu war.<br />
„<strong>No</strong>rmalerweise habe ich im KP<br />
schnelle Musik und nicht in der<br />
Kür. Wir haben das Programm<br />
erst vor kurzem fertiggestellt und das<br />
war erst mein zweiter richtiger Durchlauf,“<br />
so Jin. Für die Zukunft nimmt er sich vor, weitere<br />
Vierfache einzubauen. „Das Programm war<br />
bei etwa 70 Prozent heute“, sagte er.<br />
Herren | GP Cup of China<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Boyang Jin – China 1 1 290.89<br />
2 Han Yan – China 2 2 264.81<br />
3 Yudong Chen – China 3 3 226.21<br />
4 He Zhang – China 4 4 209.74<br />
5 Zhiming Peng – China 5 5 196.28<br />
6 Juwen Xu – China 6 6 178.00<br />
Han Yan<br />
Wenjing Sui und Cong Han fehlten beim Cup of China<br />
Han Yan hatte vor einem Jahr sein Comeback<br />
beim Cup of China begonnen und die Silbermedaille<br />
gewonnen. Diesen Erfolg konnte der<br />
24-Jährige nun wiederholen. Er läuft seine Programme<br />
„A Thousand Years“ im KP und „La La<br />
Land“ in der Kür schon in der dritten Saison,<br />
anscheinend kann er sich nicht von ihnen trennen.<br />
Yan überzeugte mit schönem Stil und fehlerfreien<br />
Programmen, riskierte jedoch keine<br />
Vierfachen. „Mein Ziel war es, zwei saubere<br />
Programme zu laufen. Ich wollte zeigen, wie<br />
sehr ich den Eiskunstlauf liebe und wollte, dass<br />
die Zuschauer an meinen Programmen Freude<br />
haben“, sagte Yan. Er trainiere jedoch den 4S<br />
und 4T und hoffe, sie in der Zukunft in die Programme<br />
einbauen zu können. „Viele Menschen,<br />
die den Eiskunstlauf verfolgen, sind noch sehr<br />
jung und wissen vielleicht gar nicht, dass ich<br />
vierfache Sprünge beherrsche. In der Zukunft<br />
kann ich ihnen das hoffentlich beweisen.“<br />
Boyang Jin<br />
Alle Fotos: ©International<br />
Skating Union (ISU )
11<br />
Yudong Chen ist erst 16 Jahre alt und startete<br />
das erste Mal in der Meisterklasse. 2018 war er<br />
bei der Junioren-WM nur 25. geworden, aber er<br />
war schon damals wegen seiner läuferischen<br />
Qualitäten positiv aufgefallen. Inzwischen hat<br />
er den 3A gelernt. Im KP zum Lied „Canned<br />
Heat“ von Jamiroquai stolperte er noch dabei,<br />
aber 3F-3T und der 3L waren gut. In der fröhlichen<br />
Kür zu Musik aus dem französischen Film<br />
„Micmas a tire-larigot“ gelangen der 3A sowie<br />
sieben weitere Dreifache. Nur bei einem 2A am<br />
Ende schwächelte der Läufer und stieg um.<br />
Das Nachsehen hatte der wesentlich erfahrenere<br />
He Zhang, der sich zu viele Fehler erlaubte.<br />
Erstmals auf größere Bühne trat Zhiming Peng<br />
auf. Er präsentierte zwar den 4S in KP und Kür<br />
und versuchte den 4T (stürzte im KP, aufgerissen<br />
in der Kür), aber hinkt läuferisch noch hinterher.<br />
Ein weiterer Teenager, Juwen Xu, kann<br />
noch keinen 3A, was für einen Grand Prix, selbst<br />
in der aktuellen Lage, eigentlich zu wenig ist.<br />
Paarläufer Peng/Jin glänzen<br />
Cheng Peng/Yang Jin hatten so gut wie keine<br />
Konkurrenz, denn die zwei jungen anderen Paare<br />
sind weit von ihrem Niveau entfernt. So gingen<br />
die Dritten der Vier-Kontinente-Meisterschaft<br />
<strong>2020</strong> im KP klar in Führung, obwohl Peng beim<br />
3T stürzte. Beim Twist, Wurfrittberger, der Hebung<br />
und Todesspirale bewies das Duo jedoch,<br />
dass sie zur Weltspitze gehören. Das Programm<br />
zur romantischen Filmmusik „Somewhere in<br />
Time“ hatte sie mit Marie-France Dubreuil online<br />
choreographiert. „Wir haben das erste Mal mit<br />
Marie-France gearbeitet und sie hat uns sehr<br />
geholfen“, meinte Peng. „Am Anfang habe ich<br />
mich mit diesem Musikstil nicht so wohl gefühlt,<br />
aber sie hat uns ermutigt und jetzt habe ich kein<br />
Problem mehr damit“, ergänzte sie. Unzufrieden<br />
war Peng mit sich, weil sie den Toeloop verpatzt<br />
hatte. „Wir haben sehr viel an den Sprüngen gearbeitet<br />
und im Training ist das schon lange<br />
nicht mehr passiert.“ Aber Training und Wettbewerb<br />
sind eben zwei verschiedene Dinge. Auch<br />
in der Kür scheiterte die Läuferin an diesem<br />
Sprung und machte ihn nur doppelt. Dafür aber<br />
stand sie den 3S und auch die übrigen Elemente<br />
waren gut bis sehr gut. Das Paar hat die Kür zu<br />
Musik aus dem mystischen Film „Cloud Atlas“<br />
beibehalten. „Zum einen haben wir wegen der<br />
Pandemie nichts Neues einstudiert, zum anderen<br />
aber hatten wir das Gefühl, dass wir noch nicht<br />
das volle Potenzial dieses Programms ausgeschöpft<br />
haben“, erklärte Peng.<br />
Yuchen Wang/Yihang Huang waren Achte<br />
der vergangenen Junioren-WM und sind<br />
mit 15 bzw. 18 Jahren nach wie vor<br />
im Juniorenalter. Im KP beeindruckten<br />
sie insbesondere mit einem<br />
hohen dreifachen Twist. Beim<br />
3T stieg Wang um. In der<br />
Kür, größtenteils zu Filmmusik<br />
„The Lone Ranger“<br />
von Hans Zimmer,<br />
gelang ihr der<br />
Toeloop, aber<br />
sie ging<br />
beim 3S zu<br />
Cheng Peng und Yang Jin mit Trainer Hongbozhao,<br />
Foto aus dem Livestream: Kany<br />
Paare | GP Cup of China<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Cheng Peng / Yang Jin – China 1 1 223.90<br />
2 Yuchen Wang / Yihang Huang – China 2 2 175.40<br />
3 Daizifei Zhu / Yuhang Liu – China 3 3 140.37<br />
Boden, den er nur doppelt sprang. Auch der<br />
dreifache Wurfrittberger endete im Sturz. Insgesamt<br />
aber zeigte das Paar gute Ansätze. <strong>No</strong>ch<br />
wesentlich schwächer waren Daizifei Zhu/Yuhang<br />
Liu, die das erste Mal einen größeren<br />
Wettbewerb bestritten. Sie waren sozusagen<br />
das letzte Aufgebot, denn eigentlich erwartet<br />
man aus China mehr, wenn es um Paarlaufen<br />
geht. Zhu hatte große Mühe mit den Einzelsprüngen,<br />
aber auch der Twist und andere Elemente<br />
waren nicht optimal. Es war überraschend,<br />
dass China nur drei Paare auftreiben<br />
konnte. Nach Sui/Han und Peng/Jin kommt im<br />
Moment nicht viel nach, so wie es aussieht.<br />
Charlie Chaplin<br />
und der schwarze Schwan<br />
Die Eistänzer Shiyue Wang/Xinyu Liu haben sich<br />
stetig verbessert und insbesondere einen Sprung<br />
nach vorne gemacht, seit sie seit 2018 in Kanada<br />
in der Schule von Marie-France Dubreuil und<br />
Patrice Lauzon in Montreal trainieren. Allerdings<br />
sind sie wie die ebenfalls dorthin gewechselten<br />
Hong Chen/Zhuoming Sun seit Monaten<br />
in China und können nicht an ihren Trainingsort<br />
zurückkehren. „Wir arbeiten online mit unseren<br />
Trainern in Kanada, zweimal am Tag, wegen der<br />
Zeitverschiebung morgens und abends“, sagte<br />
Liu. Zwischen Peking und Montreal beträgt der<br />
Zeitunterschied genau zwölf Stunden.<br />
Die bisher besten<br />
Programme ihrer Karriere<br />
hatten Wang/Liu in<br />
der vergangenen Saison<br />
mit dem „Charlie Chaplin“<br />
Rhythmustanz und der Kür<br />
zur Musik aus „Black Swan“<br />
von Clint Mansell. Kein Wunder,<br />
dass sie angesichts der Umstände<br />
entschieden haben, beide Programme<br />
beizubehalten. Im RD<br />
überzeugten sie mit schnellen Twizzles und einem<br />
guten Finnstep. Der Pflichttanzteil sowie<br />
die Twizzles und die Rotationshebung wurden<br />
mit Level vier bewertet. „Technisch haben wir<br />
nicht viel am Programm verändert, aber wir haben<br />
das Gefühl, dass wir mehr Kontrolle über<br />
das Programm haben und wissen genau,<br />
an welchen Stellen<br />
Cheng Peng und Yang Jin<br />
Cup of China<br />
Grand Prix
12<br />
Cup of China<br />
Grand Prix<br />
wir mehr Ausdruck zeigen können“, kommentierte<br />
Wang. Als „schwarze Schwäne“ zeigten<br />
die Chinesischen Meister spektakuläre Hebungen<br />
und viel Dramatik. Für die Elemente gab es<br />
größtenteils einen Level vier. Man merkte ihnen<br />
nicht an, dass sie wegen einer Handverletzung<br />
von Liu Trainingsausfall hatten.<br />
Shiyue Wang und Xinyu Liu<br />
jahreskür zum Lied „I Will Wait For You” aus<br />
dem Film „Die Regenschirme von Cherbourg”.<br />
Die Levels waren etwas niedriger als bei den<br />
Siegern. „Wir haben dieselbe Musik wie im letzten<br />
Jahr benutzt, aber mit Online-Training haben<br />
wir quasi ein neues Programm mit unseren<br />
Trainern in Übersee aufgebaut. In Zukunft wollen<br />
wir noch mehr Emotionen in das Programm<br />
bringen“, sagte Sun.<br />
Wanqi Ning/Chao Wang gefielen besonders im<br />
spritzigen RD zu „Mary Poppins“. Für die Kür<br />
hatten sie „Mozart L’Opera Rock” ausgewählt<br />
und liefen ebenfalls fehlerfrei. „Ich denke, wir<br />
haben im Vergleich zum Vorjahr Fortschritte gemacht.<br />
Für den nächsten Wettbewerb wollen<br />
wir uns auf die Level konzentrieren und die holen,<br />
die wir hier noch nicht bekommen haben“,<br />
kommentierte Wang.<br />
Yuzhu Gao/Pengkun Zhao und die Junioren Yufei<br />
Lin/Zijian Gao zeigten ebenfalls ordentliche<br />
Programme ohne groben Fehler.<br />
Wenig Klasse bei den Damen<br />
Im Damenwettbewerb hatte nur die Gewinnerin<br />
Hongyi Chen Grand Prix Niveau. Die 18-Jährige<br />
setzte sich schon im KP zu „Cinema Paradiso“<br />
klar an die Spitze, obwohl die Kombi 3L-3T<br />
leicht unterdreht war (q). „Der Cup of China war<br />
dieses Mal ganz anders, ohne Zuschauer. Nach<br />
der langen Wettkampfpause war ich nervös und<br />
musste mich erst wieder an das Licht und die<br />
Atmosphäre gewöhnen“, stellte Chen fest. In der<br />
Kür zu dem chinesischen Lied „I Have the<br />
Strength to Fly“ punktete sie mit 3L-Euler-3S<br />
und vier weiteren dreifachen Sprüngen. Nur ei-<br />
Chen/Sun lieferten ebenfalls gute Leistungen ab.<br />
Im RD tanzten sie zu Swing und Foxtrott aus<br />
dem Film „The Greatest Showman”. Nur sein<br />
erster Twizzle war etwas verwackelt. In der Kür<br />
zeigten sie eine überarbeitete Version ihrer Vornen<br />
Axel riss sie auf und die geplante Kombi<br />
aus zwei dreifachen Toeloops wurde nur dreifach-doppelt.<br />
„Das ist ein neuer Stil für mich,<br />
den ich schon länger ausprobieren wollte. Lori<br />
Nichol (Choreographin) hat die Musik für<br />
mich ausgesucht“,<br />
sagte<br />
Chen. Sie hatte 38<br />
Punkte Vorsprung vor der zweitplatzierten<br />
Angel Li, die sich über<br />
die „einzigartige Gelegenheit, hier dabei<br />
zu sein“ freute. Li konnte immerhin eine<br />
Kombi aus 3L-2T präsentieren, aber in der Kür<br />
stürzte sie beim zweiten 3L. Minzhi Jin riskierte<br />
nur Toeloop und Salchow dreifach und<br />
patzte jeweils bei einem von beiden in KP und<br />
Kür. In der Kürwertung lag Siyang Zhang<br />
knapp vor ihr. Abgeschlagen Fünfte und Letzte<br />
wurde Lu Zheng, die auf insgesamt magere<br />
86,48 Punkte kam – das war weniger als z. B.<br />
Zhang in der Kür hatte. Tatjana Flade<br />
Eistanz | GP Cup of China<br />
RT Kür Pkt<br />
1 Shiyue Wang / Xinyu Liu – China 1 1 206.84<br />
2 Hong Chen / Zhuoming Sun – China 2 2 192.26<br />
3 Wanqi Ning / Chao Wang – China 3 3 171.90<br />
4 Yuzhu Guo / Pengkun Zhao – China 4 4 162.36<br />
5 Yufei Lin / Zijian Gao – China 5 5 142.33<br />
Damen | GP Cup of China<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Hongyi Chen – China 1 1 186.53<br />
2 Angel Li – China 2 2 148.33<br />
3 Minzhi Jin – China 3 4 135.43<br />
4 Siyang Zhang – China 4 3 128.20<br />
5 Lu Zheng – China 5 5 86.48<br />
Hongyi Chen
Trauer um Igor Moskvin<br />
Der russische Eiskunstlauf trauert um Igor Moskvin.<br />
Der langjährige Trainer und Ehemann von<br />
Tamara Moskinva starb am <strong>10</strong>. <strong>No</strong>vember im Alter<br />
von 91 Jahren. Moskvin ist einer der Gründungsväter<br />
des russischen Eiskunstlaufs und trug<br />
sehr viel zur Entwicklung der Sportart bei, vor<br />
allem im Paarlauf. Er war selbst Paarläufer und<br />
war mit seiner Partnerin Maia Belenkaia von<br />
1952 bis 1954 Meister der Sowjetunion. Mit ihr<br />
gehörte er zu dem ersten sowjetischen Eiskunstlaufteam<br />
bei einer EM im Jahr 1956. Nach dem<br />
Ende seiner Karriere wandte sich Moskvin dem<br />
Trainerberuf zu und setzte früh damals neue<br />
Methoden wie Videoaufnahmen ein. Seine bekanntesten<br />
Schüler waren die Olympiasieger Liudmila<br />
Belusova/Oleg Protopopov sowie die<br />
Weltmeister Maria Eltsova/Andrei Bushkov, die<br />
Europameister Igor Bobrin und Larisa Selezneva/<br />
Oleg Makarov sowie EM- bzw. WM-Medaillengewinner<br />
Tamara Moskvina/Alexei Mishin, Juri<br />
Ovchinnikov und Vladimir Kotin. <strong>No</strong>ch im hohen<br />
Alter kam Moskvin gern in die Eishalle und gab<br />
den Paaren seiner Ehefrau Tipps. „Wir hatten ein<br />
langes, glückliches gemeinsames Leben. Sein<br />
Beitrag für ein glückliches Familienleben und für<br />
den Eiskunstlauf ist unschätzbar hoch“, sagte<br />
Tamara Moskvina der <strong>Pirouette</strong>.<br />
„Das ist ein unersetzlicher Verlust. Mit dem Namen<br />
von Igor Borisovitch (Moskvin) ist sehr viel<br />
in der Geschichte unseres Eiskunstlaufs verbunden”,<br />
sagte Verbandspräsident Alexander Gorshkov<br />
der Nachrichtenagentur TASS. „Als ein Gründer<br />
nicht nur des sowjetischen und russischen,<br />
sondern des weltweiten Eiskunstlaufs wird er<br />
Millionen von Menschen als Legende in Erinne-<br />
Igor Moskvin, Quelle: Russischer Eislauf-Verband<br />
rung bleiben“, schrieb Paarlauf-Europameister<br />
Dmitrii Kozlvoskii auf Instagram. Tatjana Flade<br />
13<br />
News<br />
Javier Fernandez<br />
startet Eislaufkurse<br />
Der siebenmalige Europameister Javier<br />
Fernandez hat in Spanien seine eigene<br />
Eislauf-Akademie eröffnet, um den Sport<br />
in seinem Heimatland zu fördern. Dabei<br />
handelt sich aktuell um Kurse, die er in<br />
Madrid und anderen Städten Spaniens<br />
gibt. Bei den Kursen für Anfänger und<br />
Fortgeschrittene werden Corona-Regeln<br />
eingehalten, hieß es auf der Webseite<br />
www.javierfernandezskater.com/academy/.<br />
Die ersten Kurse am 7. und 8.12. in Madrid<br />
waren schnell ausgebucht.<br />
Quelle: Facebook<br />
Javier Fernandez<br />
bei der WM 2019<br />
Foto: Flade<br />
Baby für Reitmayerova<br />
und Magyar<br />
Der ungarische Paarläufer Mark Magyar<br />
und seine Verlobte, die ehemalige<br />
slowakische Einzelläuferin Ivana Reitmayerova,<br />
freuen sich über die Geburt<br />
ihres Sohnes. Mark Junior, genannt MJ,<br />
kam am 28. Oktober zur Welt, wie der<br />
stolze Vater der <strong>Pirouette</strong> bestätigte.<br />
Baby für Katarina Gerboldt<br />
Die ehemalige russische Paar- und Einzelläuferin Katarina Gerboldt wurde<br />
am 18. <strong>No</strong>vember Mutter eines Sohnes. Der Kleine habe 3,5 Kilogramm<br />
gewogen und sei 50 cm groß gewesen, schrieb Gerboldt auf Instagram.<br />
Den Namen ihres Kindes und den des Vaters nannte sie nicht.<br />
Die 31-Jährige trat als Einzelläuferin bei der EM 2009 an und belegte<br />
Platz sechs. Ein Jahr später wechselte sie zum Paarlauf und wurde mit<br />
Alexander Enbert EM-Vierte im Jahr 2011. Weitere Erfolge blieben jedoch<br />
aus. 2015 beendete sie ihre Karriere und arbeitet jetzt als Trainerin bei<br />
CSKA Moskau.<br />
tat<br />
Angelina Kuchvalska<br />
Foto: Höppner<br />
Volvo Cup in Riga<br />
Beim diesmal kleinen Volvo Cup<br />
in Riga am ersten <strong>No</strong>vember-<br />
Wochenende gewann in der<br />
Meister klasse der Damen die einheimische<br />
Angelina Kuchvalska<br />
mit relativ schwachen 134 Punkten<br />
vor ihrer Landsfrau Anete Lace<br />
(130). Bei den Juniorinnen hatte<br />
die Finnin Janna Pyrkinen die<br />
Nase mit 153 Punkten vorne. Vierte<br />
mit nur 1<strong>10</strong> Punkten wurde die<br />
Kölnerin Nargiz Süleymanova. Im<br />
KP ging die Kombination mit 3F<br />
daneben. Alle anderen Elemente,<br />
auch der 3L, klappten. In der Kür<br />
stürzte sie beim wieder versuchten,<br />
aber abgewerteten 4S und<br />
sauber war kein dreifacher Sprung.<br />
krk<br />
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14<br />
Rostelecom Cup<br />
Grand Prix<br />
Viele Highlights beim Grand Prix in Moskau<br />
Als die Kaiserin den Thron bestieg<br />
Gold-Comeback für Tuktamysheva und Kolyada<br />
Siege für Boikova/Kozlovskii, Sinitsina/Katsalapov<br />
Aus Moskau berichtet Tatjana Flade<br />
Der Grand Prix Rostelecom Cup in Moskau ist jedes<br />
Jahr ein Highlight, weil viele der besten russischen<br />
Läufer dort antreten, das Publikum toll und die Organisation<br />
erstklassig ist. Und trotz der Pandemiebeschränkungen<br />
war das auch in diesem Jahr so. Die Begeisterung<br />
war vielleicht noch größer als sonst, denn<br />
die Läufer waren dankbar, sich auf so großer Bühne<br />
präsentieren zu dürfen. Was früher für viele selbstverständlich<br />
war, ist nun eine Besonderheit geworden.<br />
Die Pandemie eröffnete sogar neue Möglichkeiten: Internationale<br />
Journalisten, die selbst ohne Reisebeschränkungen<br />
kaum nach Moskau gekommen wären,<br />
nahmen an den online Pressekonferenzen teil. Die<br />
wurden mit englischer Übersetzung geliefert, technisch<br />
gab es keine Probleme. Die russischen Läufer<br />
räumten bis auf eine alle Medaillen ab, was kein<br />
Wunder war, denn ihr Niveau ist sehr hoch und internationale<br />
Konkurrenz gab es kaum. Insofern war der<br />
Grand Prix eher eine russische Meisterschaft mit Gästen,<br />
von denen einige gebürtige Russen sind und im<br />
Land trainieren. Das gilt zum Beispiel für Morisi Kvitelashvili,<br />
der für Georgien die Silbermedaille gewann.<br />
Der russische Verband hatte aber auch „echte“ Ausländer<br />
eingeladen, die eine Sondergenehmigung für<br />
die Einreise erhielten und zwar die Estin Eva-Lotta<br />
Kiibus, die Litauer Allison Reed/Saulius Ambruvelicius,<br />
Alexandra Nazarova/Maxim Nikitin aus der Ukraine,<br />
die Ungarn Ioulia Chtchetinina/Mark Magyar sowie<br />
weißrussische Läufer. Die einzigen nicht-russischen<br />
Offiziellen waren der Niederländer Jeroen Prins als<br />
Technischer Kontrolleur im Paarlauf und der Technische<br />
Eistanz-Spezialist Sergei Baranov aus der Ukraine.<br />
„Es war enorm wichtig für den Sport, dass dieser<br />
Wettbewerb stattgefunden hat“, bestätigte Prins.<br />
Elizaveta Tuktamyshev<br />
Fotos: Olga Timochova<br />
Gemäß den aktuellen Verordnungen der Stadt Moskau durfte die<br />
Halle bis zu 25 Prozent mit Zuschauern gefüllt werden. Die hielten<br />
sich trotz entsprechender Ansagen leider nicht alle an die<br />
Maskenpflicht. Der US-Journalist Phil Hersh, der offenbar den Livestream<br />
verfolgte, warf den Russen Verstöße gegen Anti-Corona-Regeln<br />
vor, weil die Sportler und Trainer ohne Maske in der<br />
Tränenecke saßen und sich umarmten. Gut, die herzlichen Umarmungen<br />
hätten vielleicht nicht sein müssen, aber wenn die Leute,<br />
die ohnehin jeden Tag eng zusammenarbeiten, ein paar Minuten<br />
ohne Masken auf der Bank in der großen, luftigen Halle sitzen,<br />
ist das kein Skandal. Man habe sich an die Vorschriften der<br />
russischen Gesundheitsbehörden gehalten, die es unter anderem<br />
erlauben, ohne Maske in der Kiss & Cry zu sitzen, betonten russische<br />
Verbandsoffizielle. Maxim Trankov meinte zu Recht, dass es<br />
doch lächerlich sei, wenn wie bei Skate America ein Paar, das<br />
gerade noch zusammen auf dem Eis war, ohne Trainer in der Trä-
15<br />
nenecke mit Maske sitzen muss. Aber das sollte<br />
vielleicht vor allem Vorbildcharakter haben.<br />
Außerhalb vom Eis und bei den Pressekonferenzen<br />
trugen in Moskau alle brav ihre Maske,<br />
manche Trainer aber waren nachlässig und die<br />
Nase schaute heraus. Im Hotel hatten alle ein<br />
Einzelzimmer, in der Halle standen reichlich<br />
Desinfektionsmittelspender, die Bank in der Tränenecke<br />
sowie die Mikrofone in der Pressekonferenz<br />
und Mixed Zone wurden nach jedem<br />
Läufer desinfiziert. Aber das alles hatte Hersh<br />
eben nicht gesehen.<br />
Der erfolgreichste Trainer beim Rostelecom Cup<br />
war Alexei Mishin, dessen Schüler drei Medaillen<br />
gewannen und der insgesamt fünf im Rennen<br />
hatte. Das sonst so dominante Team von<br />
Eteri Tutberidze hatte dagegen mit Kvitelashvili<br />
nur einen Läufer am Start, dafür durften Alina<br />
Zagitova, Kamila Valieva und zwei talentierte<br />
Nachwuchsläufer aus der Schule im Schaulaufen<br />
auftreten. Anna Shcherbakova und Evgenia<br />
Medvedeva konnten aus gesundheitlichen<br />
Gründen nicht antreten. Shcherbakova war an<br />
Lungenentzündung erkrankt, aber anscheinend<br />
nicht aufgrund einer Corona-Infektion. Medvedeva<br />
hatte zunächst Rückenprobleme und litt<br />
nach eigenen Angaben unter einer schweren Erkältung.<br />
Unbestätigten Berichten zufolge soll<br />
sie sich mit Corona angesteckt und einen<br />
schweren Verlauf gehabt haben.<br />
„Kaiserin“ Tuktamysheva<br />
besteigt den Thron<br />
Seit sie vor mehr als fünf Jahren Weltmeisterin<br />
wurde, hat Elizaveta (Lisa) Tuktamysheva bei ihren<br />
Fans den Spitznamen „die Kaiserin“, denn damals<br />
gab es ein Fotoshooting von ihr in einem<br />
Abendkleid mit Krone vor entsprechender Kulisse<br />
in St. Petersburg. Aber einen wichtigen Titel<br />
konnte Tuktamysheva bis auf Skate Canada<br />
2018 seitdem nicht mehr gewinnen, was zum<br />
einen an der riesigen Konkurrenz in Russland<br />
und zum anderen an Leistungstiefs lag. In<br />
der Saison 2018/19 war sie erfolgreich im<br />
Grand Prix und schien sie auf dem Weg zu<br />
einem EM und WM-Startplatz, doch dann<br />
konnte sie wegen einer Lungenentzündung<br />
nicht bei der Russischen Meisterschaft<br />
starten und unterlag in einer<br />
knappen und umstrittenen Entscheidung<br />
Medvedeva bei der WM-Ausscheidung.<br />
In der vergangenen Saison<br />
kam sie aber wieder nah an die<br />
jüngeren Mädchen heran. Sie hat<br />
den 3A stabilisiert und der 4T<br />
klappt im Training, ist aber<br />
noch nicht sicher genug. In<br />
Moskau triumphierte Tuktamysheva<br />
zu Recht. Im<br />
KP zu „Spartakus“ glänzte<br />
sie mit einem lockeren 3A,<br />
aber sie stolperte beim 3F,<br />
der als Kombination geplant<br />
war. Immerhin hängte sie einen 2T<br />
an den 3L an. Ohne diesen Fehler<br />
wäre die Mishin-Schülerin wahrscheinlich<br />
in Führung gegangen, denn<br />
Alena Kostornaia ist zwar läuferisch besser,<br />
aber sie riskierte keinen 3A und ihre Sprünge sind<br />
aktuell manchmal knapp und unterdreh-verdächtig.<br />
In der japanisch inspirierten Kür bewies Tuktamysheva,<br />
was in ihr steckt. Die 23-Jährige begann<br />
mit 3A-2T und einem zweiten 3A, bei dem<br />
sie allerdings umstieg. Danach erlaubte sie sich<br />
keinen Fehler mehr, zeigte fünf saubere Dreifache<br />
und auch viel Dynamik und Ausdruck. Ihre <strong>Pirouette</strong>n<br />
haben sich ebenfalls verbessert, im KP erntete<br />
sie sogar einen Level 4 für die Himmelspirouette,<br />
was ihr früher fast nie gelungen war.<br />
Das Publikum feierte die Europameisterin von<br />
2015 mit stehenden Ovationen. Für die Läuferin<br />
war der Sieg eine angenehme Überraschung, der<br />
sie stark motiviert (siehe Interview S. 4).<br />
Europameisterin Kostornaia ist nach dem Trainerwechsel<br />
und etwas Wachstum noch nicht in<br />
Bestform. Der 3A ist nicht wettkampfreif, deswegen<br />
versuchte sie ihn gar nicht. Das moderne KP<br />
zu Songs von Billie Eilish passt optimal. Die Kür<br />
zur romantischen Musik aus „Romeo und Julia“<br />
und „W.E.“ von Abel Korzeniowski hatte sie im<br />
September mit Shae-Lynn Bourne online choreographiert.<br />
Auch dieses Programm hat viel Potenzial,<br />
aber es ist noch nicht ganz „eingelaufen“<br />
und es fehlt die Exaktheit und Aufmerksamkeit<br />
für Details, der Schliff eben, der Kostornaia normalerweise<br />
auszeichnet. <strong>No</strong>ch ist sie zu sehr darauf<br />
konzentriert, ihre Sprünge zu stehen. Ein 3L,<br />
3F und 3S waren unterdreht (der Lutz mit „q“).<br />
Weitere Punkte gingen bei der Schrittfolge und<br />
einer <strong>Pirouette</strong> verloren, die nur Level 2 erhielten.<br />
Die Komponenten lagen etwas höher als bei Tuktamysheva.<br />
(Kommentar siehe Kasten rechts)<br />
Anastasia Guliakova trainiert seit einigen Jahren<br />
in Mishins Schule und hat auch schon den 3A<br />
gestanden, den sie aber diesmal nicht versuchte.<br />
Sie ist eine Läuferin mit viel Power, hohen<br />
Sprüngen und innovativen <strong>Pirouette</strong>n, stand aber<br />
immer im Schatten anderer. Der Rostelecom Cup<br />
war ihr erster Grand Prix in der Meisterklasse<br />
und die 18-Jährige nutzte die Chance, die sich<br />
ihr bot. Sie blieb fehlerfrei in ihrem KP zu „Sheherazade“.<br />
Die freche, tänzerische Kür zu Songs<br />
von Lola Blanc kam gut an, aber insgesamt vier<br />
Sprünge waren unterdreht, so dass am Ende nur<br />
drei wirklich sauber waren. Alexandra Trusova<br />
Alena Kostornaia<br />
„schenkte“ ihr quasi die Medaille, zu der es ganz<br />
knapp reichte. „Das war mein erster Grand Prix<br />
und ich bin froh, dass ich eine Medaille gewinnen<br />
konnte und ordentlich gelaufen bin. Aber es<br />
gab noch Fehler“, kommentierte Guliakova.<br />
Trusova war nach dem Wettbewerb in Kazan<br />
eine gute Woche zuvor nicht in Topform. Wie<br />
die „<strong>Pirouette</strong>“ aus sicherer Quelle erfuhr, hatte<br />
die 16-Jährige Schmerzen im rechten Bein, über<br />
die sie aber nicht sprechen wollte. Genauso wenig<br />
wollte sie, ehrgeizig wie sie ist, ihr ambitioniertes<br />
Programm und die Vierfachsprünge reduzieren.<br />
Im KP ging sie den 3A an, aber sie<br />
stürzte und der Sprung wurde abgewertet. In<br />
der Kür versuchte sie vier Vierfache – Lutz, Salchow<br />
und zwei Toeloops, aber das ging schief.<br />
Damen | GP Rostelecom Cup<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Elizaveta Tuktamysheva – Russland 2 1 223.39<br />
2 Alena Kostornaia – Russland 1 2 220.78<br />
3 Anastasiia Guliakova – Russland 4 3 199.03<br />
4 Alexandra Trusova – Russland 3 4 198.93<br />
5 Elizaveta Nugumanova – Russland 5 6 191.52<br />
6 Eva-Lotta Kiibus – Estland 9 5 186.00<br />
7 Sofia Samodurova – Russland 6 8 184.81<br />
8 Viktoriia Safonova – Weißrussland 7 7 184.57<br />
9 Ekaterina Ryabova – Aserbaidschan 8 9 167.85<br />
<strong>10</strong> Alina Urushadze – Georgien <strong>10</strong> <strong>10</strong> 150.68<br />
– Anastasiya Galustyan – Armenien 11 – –<br />
»– Anna Shcherbakova – Russland – – –<br />
Alena Kostornaia:<br />
„Ich habe versucht, die ganze Choreographie<br />
(in der Kür) zu zeigen, aber es gab Momente,<br />
da habe ich das vergessen, aber das kommt<br />
noch. Ich möchte mit jedem Wettbewerb<br />
mein Laufen und meine Choreographie verbessern<br />
und am Ende zu der Variante kommen,<br />
wie die Kür aufgebaut wurde, um einen<br />
Wow-Effekt zu erzielen. Natürlich ist es<br />
mein Plan, schwierige Sprünge hinzuzufügen,<br />
Vierfache und den dreifachen Axel, damit<br />
ich auf hohem Niveau mithalten kann.<br />
Aktuell arbeiten wir am Axel. Ich<br />
«<br />
kämpfe<br />
momentan mit mir selbst. Mir fällt es<br />
schwer, mich zu motivieren, wenn ich weiß,<br />
es kann umsonst sein. Jeden Tag, wenn ich<br />
mich überwunden habe, denke ich: heute<br />
habe ich das geschafft, heute habe ich das<br />
gut gemacht. Und das motiviert mich, dass<br />
ich morgen wieder etwas mache, um genauso<br />
zufrieden und glücklich zu sein.“<br />
Rostelecom Cup<br />
Grand Prix
16<br />
Rostelecom Cup<br />
Grand Prix<br />
Elizaveta Nugumanova begeisterte bereits als<br />
kleines Mädchen in Shows von Daniel Weiss das<br />
Publikum. Inzwischen ist sie 18 Jahre alt und<br />
läuft nach wie vor sehr schön mit tollen <strong>Pirouette</strong>n.<br />
Allerdings bekommt sie die Sprünge nicht so<br />
recht in den Griff. Im KP unterdrehte sie einen<br />
Sprung in ihrer 3R-3R-Kombi, in der Kür war der<br />
3L unterdreht, ein 3R wurde abgewertet und ein<br />
Flip war doppelt. Die Schülerin von Evgeni Rukavitsin<br />
punktete mit Ausdruck zu „Die Fledermaus“<br />
und zur lyrischen Filmmusik „The Mountain Between<br />
Us“ (deutscher Titel: „Zwischen zwei Leben“)<br />
und freute sich über ihr Resultat bei ihrem<br />
ersten Grand Prix. Eine weitere Debütantin, die<br />
Estin Eva-Lotta Kiibus, verpatzte den 3L im KP,<br />
überzeugte aber in der bis auf einen umgestiegenen<br />
3S sauberen Kür (s. Portrait S. 6). Bei Sofia<br />
Samodurova geht es nach wie vor auf und ab. Im<br />
KP wirkte die Europameisterin von 2019 sicher,<br />
bekam nur ein „q“ für den 3T in der Kombi mit<br />
dem 3F. In der Kür aber machte sie Fehler bei drei<br />
Sprüngen. Immerhin bemühte sie sich, den Charakter<br />
ihrer modernen Tanzkür herüberzubringen.<br />
Wichtiger Erfolg für Kolyada<br />
Morisi Kvitelashvili glänzte insbesondere im KP<br />
mit 4S-3T und 4T und interpretierte den französischen<br />
Chanson „Port d‘Amsterdam“ geschickt.<br />
In der dramatischen Kür zu „Tosca“ gelangen<br />
ihm wieder diese zwei Vierfachen sowie ein 3A,<br />
aber er stürzte beim zweiten 4T und die Qualität<br />
seiner Elemente und sein Stil hat nicht die<br />
Klasse von Kolyada. „In der Kür hat nicht alles<br />
geklappt, das KP bin ich viel besser gelaufen.<br />
Wir werden weiterarbeiten und hoffentlich<br />
kann ich in der Zukunft bessere Resultate erzielen,“<br />
sagte der EM-Dritte von Graz. „Im KP bin<br />
ich ein Seemann, der nach einer<br />
langen Reise an Land<br />
ist und das Leben genießt.<br />
Alles das geschieht in<br />
Amsterdam.“ Im Schaulaufen<br />
schoss der Georgier<br />
als blau geschminkter<br />
Anastasiia Guliakova<br />
Sie stürzte bei dreien, der letzte 4T war wacklig<br />
und leicht unterdreht. Außerdem ging sie bei einem<br />
3L zu Boden. Sicher wäre es vernünftiger<br />
gewesen, das Programm zu vereinfachen, aber<br />
anscheinend konnten die Trainer Evgeni Plushenko<br />
und Dmitri Mikhailov die Läuferin nicht<br />
dazu bewegen. Die EM-Dritte bemühte sich, ihre<br />
Enttäuschung nicht vor den Kameras zu zeigen.<br />
Foto: Flade<br />
»„Ich kann noch nicht erklären, was<br />
«<br />
passiert<br />
Alexandra Trusova:<br />
ist. Ich muss die Situation mit meinen Trainern<br />
analysieren. Ich denke, dass zwischen<br />
dem Russlandpokal in Kazan und dem Grand<br />
Prix wenig Zeit war und ich es nicht geschafft<br />
habe, in Form zu kommen. Nach<br />
schlechten Programmen ist es schwerer, die<br />
gute Laune zu behalten, aber warum soll ich<br />
alle um mich herum mit meinem Anblick<br />
traurig machen?“<br />
Der Rostelecom Cup war eine wichtige Standortbestimmung<br />
für die russischen Herren, denn bis<br />
auf die nach Verletzungen noch nicht fitten Alexander<br />
Samarin (Rücken) und Artur Danielian<br />
(Knöchel) waren die aktuell besten Männer in<br />
Moskau dabei. Mikhail Kolyada bestätigte seine<br />
bisher guten Leistungen in der Saison, selbst<br />
wenn er sich ein paar Fehler erlaubte – wie auch<br />
die anderen. Im flotten KP wäre der WM-Dritte<br />
von 2018 fast beim 4T (q) gestürzt, aber die anderen<br />
Elemente inklusive eines 3A sowie die<br />
schnell eingebaute Kombi 3L-3T waren sehr gut.<br />
Mit der Nurejev-Kür begeisterte der 25-Jährige<br />
einmal mehr, konnte seine komplette künstlerische<br />
Bandbreite und sein läuferisches Können<br />
ausspielen. Dazu kamen exzellente <strong>Pirouette</strong>n,<br />
Schritte und Sprünge wie 4T-3T, 4T sowie zwei<br />
3A. Nur den ersten geplanten 3A riss er auf und<br />
ein Salchow in Kombination mit einem 3L sprang<br />
er doppelt. Für den St. Petersburger war es der<br />
»<br />
zweite Grand-Prix-Sieg seiner Karriere.<br />
Mikhail Kolyada:<br />
„Es ist was Ungewöhnliches passiert, als beim<br />
Training vor der Kür in der Mitte meiner Musik<br />
plötzlich eine andere Musik kam. Beim<br />
Wettbewerb muss man auf alles vorbereitet<br />
sein. Solche Zwischenfälle motivieren sogar<br />
noch mehr. Es gibt viele Faktoren, die einen<br />
aus dem Konzept bringen können, aber wenn<br />
man darauf angemessen reagiert, dann können<br />
sie sogar ein Plus werden. Mir hat das<br />
vielleicht ein bisschen geholfen. Ich war für<br />
eine Sekunde sauer auf mich (beim 1A). Aber<br />
dann habe ich gleich umgeschaltet<br />
«<br />
und weitergemacht,<br />
so wie ich soll. Wenn plötzlich<br />
im Wettbewerb was passiert, dann habe ich<br />
sofort verschiedene Varianten im Kopf und<br />
kann mich darauf einstellen. Die Unterstützung<br />
der Fans gibt mir Mut und Kraft, so dass<br />
sogar, wenn es schlecht läuft, du nicht denkst<br />
„Alles ist schlecht“, denn du weißt, dass hinter<br />
dir eine große Unterstützung steht.“<br />
„Flaschengeist“ zu Musik<br />
aus „Aladdin“ den Vogel ab.<br />
Petr Gumennik lieferte ein starkes<br />
KP inklusive 4S und 3L-3R zu einer<br />
modernen Version der „Mondscheinsonate“<br />
ab. Der Bronzemedaillengewinner der<br />
Junioren-WM <strong>2020</strong> konnte dieses Niveau in der<br />
Kür zum „Phantom der Oper“ nicht ganz halten,<br />
als er beim zweiten 4S sowie bei einem Zwischenschritt<br />
stürzte. Der erste 4S war jedoch<br />
Morisi Kvitelashvili
17<br />
Paare | GP Rostelecom Cup<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Aleksandra Boikova / Dmitrii Kozlovskii<br />
Russland 2 1 232.56<br />
2 Anastasia Mishina / Aleksandr Galliamov<br />
Russland 1 2 225.80<br />
3 Apollinariia Panfilova / Dmitry Rylov<br />
Russland 3 3 2<strong>10</strong>.07<br />
4 Iasmina Kadyrova / Ivan Balchenko<br />
Russland 4 4 204.67<br />
5 Iuliia Artemeva / Mikhail Nazarychev<br />
Russland 5 5 200.77<br />
6 Kseniia Akhanteva / Valerii Kolesov<br />
Russland 6 6 176.63<br />
7 Ioulia Chtchetinina / Mark Magyar<br />
Ungarn 7 7 163.77<br />
Rostelecom Cup<br />
Grand Prix<br />
sehr gut. „Vor dem KP hat meine Trainerin Veronika<br />
Daineko entschieden, den 4L rauszunehmen<br />
und ich war gleich weniger nervös, weil<br />
ich weiß, dass ich das Programm mit einem<br />
Vierfachen gut laufen kann,“ erzählte der<br />
18-Jährige. Juniorenweltmeister Andrei Mozalev<br />
debütierte wie Gumennik im Grand Prix. Im KP<br />
beeindruckte er mit einem erstklassigen 4F, aber<br />
er verpatzte die Kombi mit einem unsauberen,<br />
unterdrehten 4T-1T. In der Kür war der Flip nur<br />
doppelt, aber zwei 4T, zwei 3A und alles<br />
andere gelang ihm sehr<br />
gut. Europameister<br />
Dmitri<br />
Aliev war noch<br />
nicht in Form, wirkte<br />
etwas langsam und schwer.<br />
Er unterdrehte den 3A im KP und<br />
den 4L in der Kür. „Im KP hatte ich das<br />
Gefühl, dass der Tank leer war und das Auto<br />
nicht mehr weiterfuhr. Bei mir ist aber alles in<br />
Ordnung. Wir werden vor der Russischen<br />
Meisterschaft ein Trainingslager machen, um<br />
in Topform zu kommen“, kündigte der<br />
21-Jährige an. Ein beachtenswertes<br />
Grand-Prix-Debüt legte der 17 Jahre alte<br />
Evgeni Semenko hin, der eine saubere<br />
Kür mit 4S und 4T ablieferte und die<br />
drittbeste Kürwertung mit dem<br />
(knapp) höchsten technischen Wert<br />
erhielt, wie Trainer Mishin stolz<br />
bemerkte. Makar Ignatov stand<br />
seinen 4R zweimal sehr gut,<br />
aber ihm ging in der Kür wieder<br />
die Puste aus und die <strong>Pirouette</strong>n<br />
sind zu schwach.<br />
Ilia Yablokov fiel positiv in<br />
der Kür auf.<br />
Mikhail Kolyada<br />
Fotos: Timochova<br />
Herren | GP Rostelecom Cup<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Mikhail Kolyada – Russland 3 1 281.89<br />
2 Morisi Kvitelashvili – Georgien 1 4 275.80<br />
3 Petr Gumennik – Russland 2 6 268.47<br />
4 Andrei Mozalev – Russland 6 2 266.69<br />
5 Dmitri Aliev – Russland 5 5 265.11<br />
6 Evgeni Semenenko – Russland 7 3 260.78<br />
7 Makar Ignatov – Russland 4 7 260.78<br />
8 Roman Savosin – Russland 8 8 250.07<br />
9 Ilya Yablokov – Russland <strong>10</strong> 9 242.52<br />
<strong>10</strong> Vladimir Litvintsev – Aserbaidschan 9 <strong>10</strong> 239.79<br />
11 Artem Kovalev – Russland 11 11 212.50<br />
12 Alexander Lebedev – Weißrussland 12 12 182.30<br />
Boikova/Kozlovskii wieder Spitze<br />
Aleksandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii bewiesen,<br />
dass sie nicht umsonst Europameister sind. Im<br />
romantischen KP stolperte Boikova beim Wurfflip,<br />
aber in der coolen James-Bond-Kür gelangen<br />
nicht nur die Würfe, sondern auch die Solosprünge<br />
3S und 3T-2T-2T souverän. Das Duo<br />
hatte insbesondere an der Interpretation im KP<br />
gearbeitet und war wie Cheftrainerin Tamara<br />
Moskvina zufrieden mit seinen Fortschritten<br />
(siehe Interview Seite 5). Anastasia Mishina/Alexander<br />
Galliamov sind dicht an die Europameister<br />
herangerückt. Das KP gewannen sie knapp<br />
dank der technisch saubereren Leistung und<br />
auch in den Komponenten waren sie mit ihren<br />
Trainingskameraden fast gleichauf. In der Kür<br />
verloren sie jedoch jede Siegchance, nachdem<br />
Mishina den zweiten Salchow in der Dreifach-<br />
Dreifach-Kombination aufriss. „Auch eine<br />
schlechte Erfahrung ist eine Erfahrung. Wir<br />
wollten heute sehr gern sauber laufen, nicht mal<br />
so sehr wegen des Resultats, sondern damit wir<br />
mit uns selbst zufrieden sein können“, sagte sie.<br />
Anastasia Mishina und<br />
Aleksandr Galliamov
18<br />
Rostelecom Cup<br />
Grand Prix<br />
Aleksandra Boikova und<br />
Dmitrii Kozlovskii<br />
Sinitsina/Katsalapov auf dem<br />
Weg zurück<br />
Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov bestritten<br />
ihren ersten kompletten Wettkampf, nachdem<br />
er Rückenprobleme hatte und sie sich am Knie<br />
verletzt hatte. Im RD glänzten die Europameister<br />
mit ihrem beschwingten „Singin‘ in the<br />
Rain“ aus dem Vorjahr und bekamen einen Level<br />
vier für alle Elemente. In der neuen Kür zu<br />
„Smile“ und „Come Together“ in einer Interpretation<br />
von Michael Jackson merkte man ihnen<br />
den Trainingsrückstand noch an und die Rotationshebung<br />
missglückte. Die übrigen Levels waren<br />
wieder sehr hoch. Der erste Teil der Kür ist<br />
im ähnlich lyrischen Stil wie frühere Programme,<br />
während der zweite Teil einen<br />
positiven Kontrast setzt.<br />
Apollinariia Panfilova<br />
und Dmitry Rylov<br />
»<br />
Nikita: „Es ist toll, wieder aufzutreten.<br />
«<br />
Wir<br />
Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov:<br />
haben das sehr vermisst. Wir hatten gesundheitliche<br />
Probleme und konnten lange nicht<br />
laufen. Wir sind den Zuschauern dankbar, die<br />
gekommen sind, um uns zu unterstützen.“<br />
Victoria: „Technisch haben wir (im RD) nichts<br />
verändert, aber wir verbessern den emotionale<br />
Teil. In der Kür wollen wir uns von einer<br />
anderen Seite zeigen. Wir sind noch nicht zu<br />
<strong>10</strong>0 Prozent fit. Es ist sehr schwer, die Rehabilitation<br />
mit der Vorbereitung auf Wettbewerbe<br />
zu verbinden.“<br />
Die Juniorenweltmeister Apollinaria Panfilova/<br />
Dmitry Rylov aus Perm überzeugten wie gehabt<br />
mit exzellenten Paarlaufelementen wie hohen<br />
Würfen und tollen Hebungen. Im KP riskierten<br />
sie jedoch nur einen 2A und in der Kür ging<br />
Panfilova zwar den 3S an und stürzte, während<br />
Rylov kniff und doppelt sprang. „Wir freuen uns,<br />
dass wir bei unserem ersten Grand Prix eine<br />
Medaille gewinnen konnten. Und auch wenn<br />
der Versuch eines Dreifachen in der Kür danebenging,<br />
haben wir einen Schritt nach vorn gemacht,“<br />
meinte Panfilova. Iasmina Kadyrova/<br />
Ivan Balchenko, die ebenfalls in Perm trainieren,<br />
hinterließen einen guten Eindruck in ihrem ersten<br />
internationalen Wettbewerb und zeigten einen<br />
3F im KP. Die Juniorenpaare Iuliia Artemeva/Mikhail<br />
Nazarychev und Ksenia Akhanteva/<br />
Valeri Kolesov hatten zwar Probleme bei den<br />
Solosprüngen in der Kür, aber das Potenzial ist<br />
da. Die Schweizerin mit russischem und ungarischem<br />
Pass, Ioulia Chtchetinina, und der Ungar<br />
Mark Magyar waren die einzigen Ausländer. Bis<br />
auf Fehler bei den Einzelsprüngen kamen sie gut<br />
durch, obwohl sie bis Ende Oktober nur über die<br />
Ferne mit ihren russischen Trainern arbeiten<br />
konnten. Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov<br />
ließen den Grand Prix aus, weil sie den Russlandpokal<br />
mitgerechnet nicht drei Wettbewerbe<br />
hintereinander laufen wollten, ebenso fehlten<br />
Daria Pavliuchenko/Denis Khodykin und Alina<br />
Pepeleva/Roman Pleshkov wegen Erkältungen.<br />
Anastasia Skoptcova<br />
und Kirill Aleshin
19<br />
Tiffani Zagorski/Jonathan Guerreiro wirkten in<br />
beiden Programmen „The Greatest Showman“<br />
und „Survivor“ sehr dynamisch und rissen das<br />
Publikum mit. Bis auf jeweils eine Schrittfolge<br />
im RD und in der Kür gab die Jury ihnen durchgehend<br />
einen Level vier. „Unsere Kür ist in diesem<br />
Jahr sehr aktuell. Und genau dieses Image<br />
wollen wir den Zuschauern vermitteln. Wir sind<br />
zum Glück verletzungsfrei und können jetzt<br />
endlich das Programm so zeigen, wie es sein<br />
soll“, kommentierte Guerreiro.<br />
Die Paare auf den Rängen drei bis sechs lagen<br />
nah beieinander. Die Nase vorn hatten Anastasia<br />
Skotptcova/Kirill Aleshin dank der sehr guten<br />
Levels. Auch sie haben ihre Programme „Bonnie<br />
und Clyde“ sowie „50 Shades of Grey“ beibehalten,<br />
aber insbesondere den RD überarbeitet. Elizaveta<br />
Khudaiberdieva/Egor Bazin verschenkten<br />
im RD viele Punkte, weil der Finnstep einen Level<br />
1 bekam. In der Kür waren die Levels wesentlich<br />
besser und sie überholten Annabelle<br />
Morozov/Andrei Bagin, bei denen ein paar Levels<br />
niedriger waren. Alexandra Nazarova/Maxim<br />
Nikitin und Allison Reed/Saulius Ambruvelicius<br />
lieferten solide Programme ab.<br />
Alexandra Stepanova/Ivan Bukin nahmen nicht<br />
teil, weil es in ihrer Trainingsgruppe mehrere Corona-Fälle<br />
gab. Auch sie selbst waren betroffen,<br />
wie sich eine Woche später herausstellte. •••<br />
Rostelecom Cup<br />
Grand Prix<br />
Eistanz | GP Rostelecom Cup<br />
RT Kür Pkt<br />
1 Victoria Sinitsina / Nikita Katsalapov<br />
Russland 1 1 217.51<br />
2 Tiffani Zagorski / Jonathan Guerreiro<br />
Russland 2 2 206.91<br />
3 Anastasia Skoptcova / Kirill Aleshin<br />
Russland 3 3 199.25<br />
4 Elizaveta Khudaiberdieva / Egor Bazin<br />
Russland 5 4 193.18<br />
5 Annabelle Morozov / Andrei Bagin<br />
Russland 4 5 191.00<br />
6 Alexandra Nazarova / Maxim Nikitin<br />
Ukraine 6 6 188.25<br />
7 Allison Reed / Saulius Ambrulevicius<br />
Litauen 7 7 182.56<br />
8 Anna Yanovskaya / Adam Lukacs<br />
Ungarn 8 8 163.65<br />
9 Ekaterina Mironova / Evgenii Ustenko<br />
Russland 9 9 152.14<br />
<strong>10</strong> Viktoria Semenjuk / Ilya Yukhimuk<br />
Weißrussland <strong>10</strong> <strong>10</strong> 146.38<br />
Victoria Sinitsina<br />
und Nikita Katsalapov<br />
Fotos: Timochova<br />
Tiffani Zagorski und<br />
Jonathan Guerreiro
20<br />
NHK Trophy<br />
Grand Prix<br />
Glanzleistungen<br />
von Kagiyama und<br />
Sakamoto bei der<br />
NHK Trophy<br />
Daisuke Takahashis viel beachtetes<br />
Eistanz-Debüt<br />
Die NHK Trophy in Osaka war der letzte der vier<br />
verbliebenen Grand Prix in der Corona-Saison.<br />
Da in Japan keine Ausländer ständig trainieren, war<br />
die zeitweise mit der japanischen Trainerin Mie Hamada<br />
arbeitende Koreanerin Young You die einzige<br />
nicht für das Gastland startende Teilnehmerin. Einen<br />
Paarlaufwettbewerb gab es nicht. Japans einziges<br />
Paar Rika Miura/Ryuichi Kihara, Achte bei den Vier-<br />
Kontinente-Meisterschaften <strong>2020</strong>, trainiert zudem<br />
bei Bruno Marcotte in Kanada und will das Land vorläufig<br />
nicht verlassen. Die Einreise nach Japan ist<br />
momentan für Ausländer stark limitiert, dazu ist eine<br />
zweiwöchige Quarantäne vorgeschrieben. Deswegen<br />
waren die in der Schweiz bei Stéphane Lambiel trainierenden<br />
Rika Kihira, Shoma Uno und Koshiro Shimada<br />
nicht gekommen. Yuzuru Hanyu wiederum<br />
verzichtete auf den Start, weil er nicht reisen wollte<br />
und andererseits Bedenken hatte, dass seine Fans in<br />
großer Zahl nach Osaka kommen würden. Zuschauer<br />
waren zugelassen, etwa 3.000 durften in die Halle.<br />
Den Wettbewerb online verfolgt<br />
haben Tatjana Flade und<br />
Maria-Laura Brandmann Mitsuoka<br />
Fotos: Copyright International<br />
Skating Union (©ISU)<br />
Kaori Sakamoto, ©ISU<br />
Sakamato in Topform<br />
Kaori Sakamoto ist eine dynamische, kraftvolle<br />
Läuferin, der es jedoch an Stabilität fehlte. In der<br />
vergangenen Saison blieb sie oft unter ihren<br />
Möglichkeiten. In Osaka zeigte trat die Vier-Kontinente-Meisterin<br />
von 2018 selbstbewusst auf<br />
und glänzte mit zwei fehlerfreien Programmen.<br />
Sie hatte ein neues KP einstudiert, einen interessanten<br />
Mix aus dem „Konzert von Oboe und Orchester“<br />
von Alessandro Marcello in einer Bearbeitung<br />
von Johann Sebastian Bach und dem<br />
modernen Stück „Bach à la Jazz“. Erstmals seit<br />
fünf Jahren hatte Sakamoto nach eigener Aussage<br />
wieder den 3L im KP und die Kombi 3F-3T war<br />
in der zweiten Hälfte. Nur bei den anderen Elementen<br />
verschenkte die 20-Jährige ein paar<br />
Pünktchen, denn zwei <strong>Pirouette</strong>n und die Schrittfolge<br />
bekamen einen Level 3. Die wie das KP von<br />
Benoît Richaud choreographierte Kür zur Musik<br />
aus dem Science Fiction-Klassiker „Matrix“ hatte<br />
sie aus dem Vorjahr beibehalten. Das war<br />
eine gute Entscheidung, denn die WM-<br />
Fünfte von 2019 hatte bisher nicht das<br />
Potenzial dieses tollen Programms ausschöpfen<br />
können. Das gelang ihr nun mit sieben sehr guten<br />
Dreifachsprüngen und Level 4-<strong>Pirouette</strong>n und<br />
-Schritten. Dank der Fehler anderer fiel ihr Vorsprung<br />
mit fast 30 Punkten sehr deutlich aus.<br />
(siehe Kommentar nächste Seite)<br />
Die sprungstarke Wakaba Higuchi hat ebenfalls<br />
schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Bei der<br />
WM 2018 gewann sie Silber, konnte aber daran<br />
nicht so recht anknüpfen. Jetzt zeigt die Leistungskurve<br />
wieder nach oben. Im KP stürzte die<br />
Läuferin aus Tokio beim immerhin anerkannten<br />
3A, der ihr inklusive Sturzabzug drei Punkte einbrachte<br />
– rund 1,6 weniger als Sakamoto für einen<br />
sehr guten 2A erhielt. In der Flamenco-Kür<br />
aus dem Vorjahr gelang ihr der 3A leicht unterdreht<br />
– das war ihr bisher bester Versuch im<br />
Wettkampf.<br />
Vier gute Dreifache<br />
folgten, allerdings<br />
wurden ein Salchow und<br />
Lutz doppelt und ein<br />
Kombinations-3T war<br />
„q“. (siehe Kommentar<br />
nächste Seite)<br />
Rino Matsuike, die in Nagoya bei Midori Itos<br />
Trainerin Machiko Yamada und Mihoko Higuchi<br />
trainiert, hatte am Wochenende vor der NHK<br />
Trophy die japanische Juniorenmeisterschaft gewonnen<br />
und hinterließ bei ihrem Meisterklassen-Debüt<br />
einen sehr guten Eindruck. Im KP zu<br />
„The Color Purple“ (Die Farbe Lila) von Quincy<br />
Jones unterdrehte die vor einem Monat 16 Jahre<br />
alt gewordene Läuferin nur den 3F in der<br />
Kombination. In ihrer romantischen Kür zu „Perhaps<br />
Love“ von Jones Denver zeigte Matsuike<br />
sechs saubere Dreifache, darunter eine 3S-3T-
21<br />
»<br />
Kaori Sakamoto:<br />
„Das letzte Jahr war für mich sehr frustrierend<br />
und das wollte ich in diesem Jahr wettmachen.<br />
Seit der Quarantäne habe ich mir<br />
gedacht, dass ich keine weitere frustrierende<br />
Erfahrung machen möchte. Es war eine<br />
schwierige Zeit, aber ich möchte bei Wettbewerben<br />
lächeln können. Und das konnte ich<br />
heute, weswegen ich sehr glücklich bin. Dieses<br />
Mal sind kaum ausländische Athleten,<br />
sondern fast nur Japaner dabei (bei der NHK<br />
Trophy). Aber ich konnte eine gute Leistung<br />
erbringen und das macht mich sehr glücklich.<br />
Im letzten Jahr konnte ich die Kür nicht<br />
fehlerfrei zeigen, deshalb habe ich in dieser<br />
Saison eineinhalb Monate lang an meiner<br />
Ausdauer und Kraft gearbeitet. Die Quarantänezeit<br />
war also nicht umsonst. Ich<br />
«<br />
war von<br />
meinen Leistungen im letzten Jahr sehr frustriert.<br />
Ich konnte die Kür nicht einfach so<br />
stehen lassen. Ich denke, dass ich das<br />
(Sprünge wie den 3A oder einen Vierfachen)<br />
demnächst versuchen möchte, aber jetzt<br />
kann ich noch nichts sagen. Sobald ich die<br />
Sprünge beherrsche, werde ich sie in mein<br />
Programm einbringen.“<br />
Kombi ganz am Schluss. Minuspunkte gab es<br />
nur für einen umgestiegenen 3R und beim Flip<br />
muss sie auf die Kante achten. „Ich habe schon<br />
immer angestrebt, einmal bei der NHK Trophy<br />
starten zu können. Dass ich hierherkommen<br />
konnte und auf dem Podium bin, ist wie ein<br />
wahr gewordener Traum. Das ist etwas, was ich<br />
nie vergessen werde, und es gibt mir viel Selbstvertrauen“,<br />
kommentierte die Teenagerin.<br />
Mai Mihara verpasste eine Medaille um rund<br />
vier Punkte, aber sie begeisterte das Publikum<br />
Wakaba Higuchi, ©ISU<br />
»„Beim Wettbewerb war ich sehr glücklich,<br />
den 3A gestanden zu haben. Aber ich hatte<br />
dafür Fehler bei anderen Sprüngen, die mich<br />
frustriert haben. Im Kurzprogramm hatte ich<br />
Fehler, aber ich habe mich sehr bemüht und<br />
trotzdem eine gute Punktzahl bekommen.<br />
Deshalb war ich bei der Kür ganz ruhig. Bei<br />
meiner Landung (vom 3A) habe ich gemerkt,<br />
dass er nicht ganz sauber war. Die Geschwindigkeit<br />
und Richtung waren gut, aber am<br />
Ende verlor ich an Tempo und das<br />
«<br />
wirkte sich<br />
auch auf meinen Sprung aus. Mein 3A ist<br />
noch nicht perfekt und bis er perfekt wird,<br />
habe ich noch einen langen Weg vor mir,<br />
aber ich möchte auf jeden Fall den Übergang<br />
zu den anderen Sprüngen verbessern. NHK<br />
war für mich eine gute Erfahrung, weil viele<br />
Athleten dabei waren, die an der nationalen<br />
Meisterschaft teilnehmen werden.“<br />
Wakaba Higuchi:<br />
Damen | GP NHK Trophy<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Kaori Sakamoto – Japan 1 1 229.51<br />
2 Wakaba Higuchi – Japan 2 4 200.98<br />
3 Rino Matsuike – Japan 4 2 198.97<br />
4 Mai Mihara – Japan 7 3 194.73<br />
5 Mako Yamashita – Japan 3 7 186.13<br />
6 Mana Kawabe – Japan 6 6 185.70<br />
7 Young Youe – Japan 12 5 181.73<br />
8 Yuhana Yokoi – Japan 5 8 176.49<br />
9 Marin Honda – Japan 9 11 162.57<br />
<strong>10</strong> Tomoe Kawabata – Japan 8 12 162.24<br />
11 Nana Araki – Japan <strong>10</strong> <strong>10</strong> 162.15<br />
12 Chisato Uramatsu – Japan 11 9 162.14<br />
mit ihrem Comeback. Die ganze vergangene<br />
Saison hatte Mihara, die schon früher an Arthritis<br />
litt, wegen gesundheitlicher Probleme<br />
aussetzen müssen. Im KP war die 21-Jährige<br />
Siebte, weil die 3L-3T-Kombi unterdrehte und<br />
»„Nach dem letzten Sprung und der darauffolgenden<br />
<strong>Pirouette</strong> bekam ich großen Beifall, da<br />
war ich zu Tränen gerührt. Der Beifall des Publikums<br />
war lauter als die Musik. Es war keine<br />
perfekte Kür, aber die erste Dreifach-Dreifach-<br />
Kombination konnte ich bewältigen und das<br />
war gut. Meine Kraft reicht noch nicht für das<br />
gesamte Programm aus. Bis zur nationalen<br />
Meisterschaft möchte ich stärker und<br />
«<br />
dynamischer<br />
werden. Ich denke, dass meine Darbietung<br />
nah an das Ideal einer Fee rangekommen<br />
ist, auch wenn es noch nicht perfekt war.<br />
Ich möchte meinem Publikum ausrichten,<br />
dass ich wirklich sehr dankbar für die Unterstützung<br />
bin. Die Wärme, die vielen Banner<br />
und die Zuschauer, die aufgestanden sind, um<br />
mich anzufeuern, haben mich sehr berührt.“<br />
»<br />
Mai Mihara:<br />
Young You:<br />
„Ich war gestern (im KP) sehr schlecht, also<br />
wollte ich heute weniger aufgeregt sein und<br />
das hat geholfen. Ich habe nicht mein Bestes<br />
gegeben und war nicht so gut wie beim Training,<br />
aber es war besser als gestern. Ich hatte<br />
eine schwierige Zeit und alle anderen<br />
Athleten waren wegen Covid ebenfalls erschöpft,<br />
aber ich habe gelernt, mich an diese<br />
Lage anzupassen. Ich denke, dass ich wieder<br />
meine ursprünglichen Leistungen erbringen<br />
kann, sobald ich wieder öfter vor das Publikum<br />
trete. Ich habe manchmal Facetime mit<br />
ihr (Trainerin Mie Hamada) und sie gibt mir<br />
online ihre Meinung zu meinen Sprüngen,<br />
vor allem zum 3A. Nach der NHK Trophy<br />
gehe ich zurück nach Korea und bereite<br />
«<br />
mich<br />
für meine Nationalmeisterschaft vor. Wenn<br />
ich zurück nach Korea gehe, muss ich erst<br />
zwei Wochen lang in Quarantäne gehen, was<br />
sehr hart ist, da ich das in diesem Jahr schon<br />
zwei Mal tun musste. Ich bin aber trotzdem<br />
glücklich, an der NHK teilgenommen zu haben,<br />
weil die meisten anderen internationalen<br />
Veranstaltungen ausgefallen sind.“<br />
NHK Trophy<br />
Grand Prix<br />
die Schrittfolge ein Level 2 war, außerdem fielen<br />
die Komponenten ein wenig niedrig aus,<br />
obwohl sie das Lied „It’s Magic“ aus dem 40er-<br />
Jahre-Film „Romance of the High Seas“ („Zaubernächte<br />
in Rio“) leichtfüßig und mit Hingabe<br />
interpretierte. In der Kür schwebte die Vier-<br />
Kontinente-Meisterin von 2017 als „Waldfee“<br />
(so der Titel ihrer Musik) über das Eis und zauberte<br />
fünf einwandfreie Dreifache auf das Eis.<br />
Zwei weitere waren leicht unterdreht. Die Zuschauer<br />
feierten Mihara mit stehenden Ovationen<br />
und die Läuferin vergoss Freudentränen.<br />
(siehe Kommentar oben)<br />
Mako Yamashita war mit einem sicheren KP zu<br />
„Der Barbier von Sevilla“ zunächst Dritte. In der<br />
Kür zu dem Lied „A Thousand Years“ riskierte sie<br />
einen 4S, der aber abgewertet wurde. Weil sie<br />
außerdem bei einem 3L umstieg und einen Rittberger<br />
aufriss, fiel sie zwei Plätze zurück. Die<br />
Dritte der Junioren-WM 2018 bereute jedoch<br />
nicht, den Vierfachsprung gewagt zu haben.
22<br />
NHK Trophy<br />
Grand Prix<br />
Mana Kawabe stürzte beim 3A im KP und auch<br />
in der Kür war der Sprung sehr unsauber. Die<br />
hochtalentierte Young You erwischte einen<br />
schwarzen Tag im KP zu orientalischen Motiven,<br />
als sie beim 3A und 3L stürzte. Da lag die Medaillenkandidatin<br />
nur auf dem zwölften und letzten<br />
Platz. In der ebenfalls neuen Kür zu „Der Herr<br />
der Ringe“ konnte die Zweite der Vier-Kontinente-Meisterschaft<br />
<strong>2020</strong> Boden gut machen. Der<br />
3A klappte ebenso wie vier weitere Dreifachsprünge.<br />
Drei weitere Dreifache waren allerdings<br />
unterdreht. (siehe Kommentar Seite 21)<br />
Yuma Kagiyama, ©ISU<br />
Die beliebte Marin Honda gefiel mit ihrem<br />
schönen Stil, aber der Schwierigkeitsgrad ihrer<br />
Programme reichte nicht für eine bessere Platzierung<br />
aus.<br />
Shooting-Star Yuma Kagiyama<br />
Japans neuer Shooting-Star Yuma Kagiyama<br />
setzte seinen Höhenflug fort und gewann mit<br />
dem Riesenvorsprung von fast 50 Punkten. Allerdings<br />
war das Niveau des Herrenwettbewerbs<br />
insgesamt nicht so hoch. Der Zweite der Junioren-WM<br />
kam mit zwei neuen Programmen nach<br />
Osaka. Im KP überzeugte er mit 4S-3T und 4T zu<br />
dem dynamischen Stück „Vocussion“, doch den<br />
Axel riss er auf. In seiner Kür zu Filmmusik aus<br />
„Avatar“ gelang der Axel gleich zweimal ebenso<br />
wie 4S, 4T-3T und 4T in sehr guter Qualität. Einziger<br />
Lapsus war ein 1R in Kombination mit dem<br />
»<br />
3L. Kagiyama ist auch läuferisch sehr stark.<br />
Yuma Kagiyama:<br />
„Ich bin sehr glücklich, da das mein erster<br />
Grand Prix ist. Es fühlt sich gut an, ganz oben<br />
auf dem Podium zu stehen. Mein Trainer und<br />
Vater sagte mir, dass ich den Wettbewerb wie<br />
mein Training angehen solle. ‘Du bist ein Herausforderer,<br />
also mach es bis zum Ende, wie<br />
du es immer tust’. Ich bin besser gesprungen<br />
als beim Training, aber ich bin trotzdem<br />
überrascht, so eine gute Bewertung bekommen<br />
zu haben. Ich denke, ich konnte meine<br />
Sprünge und Schritte gut mit meinem Ausdruck<br />
verbinden. In der zweiten Hälfte ist die<br />
Lutz-Rittberger-Kombination sehr schwierig.<br />
Das muss ich auf jeden Fall üben!<br />
«<br />
Bei der<br />
Nationalmeisterschaft möchte ich ein fehlerfreies<br />
Kurzprogramm zeigen und den ersten<br />
Platz machen. Erstmal muss ich das Niveau<br />
von Uno und Hanyu erreichen, meine Vierfachen<br />
verbessern und an meinem Ausdruck<br />
arbeiten. Es gibt viel zu tun, aber wenn ich<br />
gut trainiere, werde ich gegen sie bei der Nationalmeisterschaft<br />
antreten können.“<br />
Kazuki Tomono überdrehte den 4T in der Kombi<br />
mit 2T im KP, aber der 4S war gut. In der Vorjahreskür<br />
zu „Moulin Rouge“ waren 4S-2T und ein<br />
3A die Highlights, aber andere Sprünge waren<br />
nur doppelt, ein Axel einfach und er stieg beim<br />
Solo-4S um. Der Juniorenmeister Lucas Tsuyoshi<br />
Herren | GP NHK Trophy<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Yuma Kagiyama – Japan 1 1 275.87<br />
2 Kazuki Tomono – Japan 2 3 226.62<br />
3 Lucas Tsuyoshi Honda – Japan 3 6 217.56<br />
4 Keiji Tanaka – Japan 4 5 215.52<br />
5 Shun Sato – Japan 7 4 214.75<br />
6 Kao Miura – Japan 8 2 2<strong>10</strong>.53<br />
7 Yuto Kishina – Japan 5 8 199.34<br />
8 Sota Yamamoto – Japan 9 7 190.19<br />
9 Sena Miyake – Japan 6 9 185.50<br />
<strong>10</strong> <strong>No</strong>zomu Yoshioka – Japan <strong>10</strong> <strong>10</strong> 164.70<br />
Ausgeschieden:<br />
- Mitsuki Sumoto – Japan - - -<br />
Kazuki Tomono, ©ISU
Misato Komatsubara<br />
und Tim Koleto, ©ISU<br />
Rikako Fukase and Eichu Cho, ©ISU<br />
Honda riskierte keinen Vierfachen, aber bis auf<br />
einen 1A und 2R in der Kür machte er keinen<br />
Fehler und war mehr als zufrieden mit seinem<br />
Meisterklasse-Debüt. Leer ging Keiji Tanaka aus,<br />
der mal wieder bei einigen Sprüngen eine oder<br />
zwei Drehungen „vergaß“. In der Kür wollte ihm<br />
der 3A nicht gelingen, aber immerhin stand er<br />
einen 4S. Licht und Schatten gab es auch bei<br />
Shun Sato und Kao Miura, die aber gute Ansätze<br />
zeigten. Sota Yamamato enttäuschte.<br />
Sieg für Komatsubara/Koleto<br />
Immerhin waren drei Tanzpaare am Start, die<br />
zwar normalerweise in Montréal bzw. in Florida<br />
trainieren, sich aber nun im länger im Land aufhielten.<br />
Die favorisierten Misato Komatsubara/<br />
Tim Koleto spielten ihre Erfahrung aus und gewannen<br />
verdient deutlich mit „Dreamgirls“ im RD<br />
und „Love Story“ in der Kür. Die Levels waren solide,<br />
nur bei den Schrittfolgen kamen sie über Level<br />
zwei bzw. drei nicht hinaus. Für das Ehepaar<br />
waren der Sieg und der Wettbewerb besonders<br />
emotional, denn Koleto hatte eine Woche zuvor<br />
die japanische Staatsbürgerschaft erhalten – und<br />
die wurde ihm nicht nachgeworfen. Bei der Pressekonferenz<br />
sprach er fließend Japanisch. „Im<br />
Einlaufen sagten sie, dass ich die Staatsbürgerschaft<br />
erhalten habe. Es hat mich sehr berührt,<br />
dass ich diesen Moment mit den Zuschauern teilen<br />
konnte,“ sagte der gebürtige US-Amerikaner.<br />
Rika Fukase und ihr chinesisch-kanadischer Partner<br />
Eichu Cho konnten in der Kür knapp Kana<br />
Muramoto/Daisuke Takahashi (Foto siehe Seite<br />
31) überholen. Das Eistanz-Debüt des Weltmeisters<br />
von 20<strong>10</strong> erregte viel Aufsehen und seine<br />
Leistung verdient Respekt, auch wenn es noch<br />
bei weitem nicht perfekt war. Marina Zuevas Assistent<br />
Oleg Epstein war als Trainer dabei. In der<br />
Kür zu „Bayaderka“ stolperte Takahashi bei einem<br />
Twizzle und die Hebungen wirkten zögerlich. Im<br />
RD „The Mask“ stimmte der Ausdruck, die Levels<br />
waren jedoch niedrig. Aber man darf nicht vergessen,<br />
dass der Olympia-Dritte von 20<strong>10</strong> vor<br />
weniger als einem Jahr mit dem Eistanz-Training<br />
angefangen hat und das im für Leistungssportler<br />
fortgeschrittenen Alter von 34 Jahren. Dazu waren<br />
die Trainingsmöglichkeiten wegen der Pandemie<br />
eingeschränkt. „Alles im Eistanz ist schwierig.<br />
Ich musste von vorne anfangen, weil es ganz<br />
anders als der Einzellauf ist. Ich habe einen Einblick<br />
in diese Disziplin bekommen und bewundere<br />
Eistänzer“, meinte Takahashi. „Heute war ich<br />
sehr frustriert, weil ich Fehler gemacht habe, die<br />
ich sonst nie mache. Aber ich bin trotzdem sehr<br />
dankbar, vor allen aufgetreten zu sein,“ fügte er<br />
hinzu. „Wir wussten nicht, wie wir bewertet würden,<br />
aber jetzt wissen wir, woran wir arbeiten<br />
müssen. Das hat unsere Motivation gesteigert“,<br />
sagte Muramoto. Die drei Paare wollten sich gezwungenermaßen<br />
in Japan auf die nationale<br />
Meisterschaft vorbereiten und hoffen danach auf<br />
eine Rückkehr nach Kanada und die USA. •••<br />
23<br />
NHK Trophy<br />
Grand Prix<br />
Eistanz | GP NHK Trophy<br />
RT Kür Pkt<br />
1 Misato Komatsubara / Tim Koleto<br />
Japan 1 1 179.05<br />
2 Rikako Fukase / Eichu Cho<br />
Japan 3 2 157.89<br />
3 Kana Muramoto / Daisuke Takahashi<br />
Japan 2 3 157.25
24<br />
NRW Autumn Trophy<br />
Wenig überzeugende Einzelläufer bei der<br />
NRW Autumn Trophy<br />
Den Wettbewerb in Dortmund besuchte Klaus-Reinhold Kany<br />
Damit die deutschen Eiskunstläufer<br />
trotz Corona noch genügend Wettbewerbsmöglichkeiten<br />
haben, hat die DEU<br />
zuerst die Nebelhorn Trophy trotz mancher<br />
Bedenken abgehalten. Diese wurde<br />
organisatorisch ein voller Erfolg. Vor allem<br />
NRW-Chef Dieck und seinem Team<br />
ist es zu verdanken, dass im Oktober der<br />
Westfalen-Cup größer als sonst abgehalten<br />
wurde und dort gerade viele Nachwuchsläufer<br />
eine Startmöglichkeit hatten.<br />
<strong>No</strong>ch mehr Verdienste erwarb sich<br />
das Team Dieck und in gewissem Umfang<br />
auch die DEU, weil sie Ende <strong>No</strong>vember die<br />
zunächst gar nicht geplante NRW Herbst<br />
Trophy auf die Beine stellten.<br />
Diese konnte mit den üblichen Hygieneregeln<br />
und ohne Zuschauer, aber mit Livestream<br />
stattfinden und bot erneut vielen deutschen<br />
und ausländischen Läufern Gelegenheit für einen<br />
Wettbewerb. Dies ist ein vorbildlicher<br />
Kampf gegen die negativen Auswirkungen der<br />
Krise und die damit verbundenen Motivationsprobleme.<br />
Am Eingang in Dortmund wurden<br />
alle Hereinkommenden registriert und ihre<br />
Stirntemperatur gemessen. Einziger Ausgang<br />
war an der Glasseite der Halle, wo sich jeder<br />
mit Uhrzeit austrug und durch ein Gebüsch<br />
entlang der Halle zur Straße kam. NRW bewies<br />
wieder einmal, dass man Wettbewerbe organisieren<br />
kann und viel ehrenamtliche und damit<br />
unbezahlte Tätigkeit auf sich nimmt. Vielleicht<br />
wird dies einmal berücksichtigt, wenn die ISU-<br />
Meisterschaften für 2024 vergeben werden. Es<br />
ist zu hoffen, dass sich Essen trotz der Enttäuschung<br />
über die Nicht-<strong>No</strong>minierung wieder<br />
bewirbt. Auch Südkorea hat die Olympischen<br />
Spiele 2018 erst nach zwei nicht erfolgreichen<br />
Bewerbungen für 20<strong>10</strong> und 2014 bekommen.<br />
Bei kleineren Wettbewerben sagen viele Läufer<br />
in letzter Minute ab, so dass die Zeitpläne stets<br />
Makulatur werden. Aber Sportdeutschland TV<br />
wollte für den Livestream laut DEU definitive<br />
Zeiten für den Beginn der Wettbewerbe und<br />
angeblich soll das auch nach den Absagen<br />
nicht mehr zu ändern gewesen sein. Daher gab<br />
es zwischen den Segmenten viele Pausen von<br />
einer Stunde oder länger. In dieser Zeit schalteten<br />
viele Livestream-Zuschauer ab und kamen<br />
nicht wieder, vor allem wenn die auch am<br />
Bildschirm hörbare Hallensprecherin nicht sagte,<br />
dass und wann der Wettbewerb noch am<br />
selben Tag fortgesetzt wird. Das ist suboptimal,<br />
wie man in politisch korrektem Deutsch sagen<br />
könnte. Die deutschen Einzelläufer konnten<br />
überwiegend wieder einmal nicht überzeugen.<br />
Fast nur im Tanzen und beim Paarlaufen gab es<br />
einige wenige erfreuliche Leistungen.<br />
Hocke/Kunkel erstklassig<br />
Überlegene Sieger in der Meisterklasse Paarlaufen<br />
und die besten Läufer der gesamten Veranstaltung<br />
waren Annika Hocke und Robert Kunkel.<br />
Schon das KP blieb ganz fehlerfrei. Bestes<br />
Element war hier der sehr parallele 3S und sie<br />
lagen gerade fünf Hundertstel Punkte hinter ihren<br />
Berliner Konkurrenten. Auch die Kür zur<br />
Musik „The Other Side“ von Ruelle blieb ohne<br />
einen einzigen echten Patzer. Die beiden Würfe<br />
landete Hocke nicht auffällig auf zwei Füßen,<br />
höchstens leicht touchiert. Bei der EM <strong>2020</strong><br />
wären sie mit dieser Leistung vielleicht auf<br />
Rang vier gelandet. Minerva Hase und <strong>No</strong>lan<br />
Seegert zeigten ein zufriedenstellendes KP, in<br />
dem die Hebung allerdings wacklig war. In der<br />
Kür zu „People Help the People“ von der britischen<br />
Popsängerin Birdy baute Seegert allerdings<br />
ebenso ab wie schon bei der Sichtung im<br />
Oktober und auch oft im Training, wie Trainerin<br />
Romy Oesterreich bestätigte. Zwei der drei Hebungen<br />
brach er vor dem Aufgang ab, beide<br />
dreifachen Sprünge misslangen ihm und Hase<br />
stürzte beim dreifachen Wurftrittberger. Seegert<br />
wirkte nicht gesund. Oesterreich sagte, er wolle<br />
aber nicht sagen, worin sein Problem besteht.<br />
Dieses muss dringend für alle Seiten gelöst werden,<br />
denn schließlich will und soll er spätestens<br />
für die WM in Topform sein, wenn es um die<br />
Olympiastartplätze geht. Nach der NRW-Trophy<br />
war ein Trainingslager in Oberstdorf geplant, um<br />
aus Berlin herauszukommen.<br />
Die „Berliner Niederländer“ Daria Danilova und<br />
Michel Tsiba zeigten zwar im KP zum Tango<br />
„Bad Guy“ und „I’ll Be There For You“ des US-<br />
Duos „The Rembrandts“ einen dreifachen Twist,<br />
aber der 3S misslang Beiden und sie stieg auch<br />
beim 2A um. In der Kür erhielten sie für neun<br />
der elf Elemente Minuspunkte, allerdings konnten<br />
sie wegen der Reisebeschränkungen für die<br />
aus Russland stammende Danilova erst kurze<br />
Zeit trainieren. Die eigentlich in den USA lebenden<br />
schwedischen Geschwister Greta und John<br />
Crafoord zeigten ein ansprechendes KP außer<br />
einem Sturz von ihm beim 2A. In der Kür gingen<br />
Paare | Meisterklasse<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Annika Hocke / Robert Kunkel<br />
Deutschland 2 1 180.48<br />
2 Minerva Hase / <strong>No</strong>lan Seegert<br />
Deutschland 1 2 155.95<br />
3 Daria Danilova / Michel Tsiba<br />
Niederlande 3 4 114.74<br />
4 Greta Crafoord / John Crafoord<br />
Schweden 4 3 112.91<br />
Paare | Junioren<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Daniela Muntean / Artem Rotar<br />
Deutschland 1 1 91.31<br />
Annika Hocke<br />
und Robert Kunkel<br />
Fotos: Hella Höppner
Das Juniorenpaar<br />
Daniela Muntean<br />
und Artem Rotar<br />
drei Elemente daneben, aber einiges klappte<br />
auch ganz passabel. Seit dem Frühjahr leben sie<br />
wieder in Schweden, weil es ihnen in den USA<br />
zu unsicher war. Online arbeiten sie weiterhin<br />
mit Dalilah Sappenfield zusammen. Diese Trainerin<br />
habe zwar amerikanische Kaderpaare abgeben<br />
müssen, weil sie es versäumt hatte, einen<br />
sexuellen Missbrauch von einem Schüler an die<br />
Agentur SafeSport zu melden. Aber mit anderen<br />
Paaren darf sie weiterhin in der Kleinstadt Monument<br />
nahe Colorado Springs arbeiten. Das<br />
einzige Juniorenpaar Daniela Muntean und Artem<br />
Rotar aus Berlin konnte mit nur 33 Punkten<br />
im KP und nur 58 Kürzählern nicht überzeugen,<br />
weil sie viele Paarlaufelemente noch nicht richtig<br />
beherrschen.<br />
25<br />
NRW Autumn Trophy<br />
Minerva Hase und<br />
<strong>No</strong>lan Seegert<br />
Daria Danilova<br />
und Michel Tsiba<br />
Überlegener Sieg von Müller/Dieck<br />
Das Eistanzfeld schrumpfte von etwa zehn auf<br />
drei Paare, zuletzt insbesondere weil die beiden<br />
Oberstdorfer Duos kurzfristig beschlossen, auf<br />
das Angebot der DEU zu pfeifen und lieber<br />
gleichzeitig in Budapest zu starten (siehe Seite<br />
7), damit sie nicht auf die Dortmunder treffen.<br />
Katharina Müller und Tim Dieck hatten daher<br />
keine echte Konkurrenz und überzeugten mit<br />
zwei fehlerfreien und souveränen Programmen<br />
zu „Stepping Out With My Baby“ von Tony Bennett<br />
im Rhythmustanz und mit der Kür, in der<br />
sie Coco Chanel und Karl Lagerfeld spielen. Bewertungen<br />
von +2 und +3 dominierten. „Insgesamt<br />
waren wir ziemlich zufrieden, vor allem<br />
mit dem Rhythmustanz, auch unsere Trainer haben<br />
sich so geäußert“, sagte Dieck der <strong>Pirouette</strong>.<br />
„Unsere Haupttrainerin Angelika Krylova<br />
konnte unsere Programme nicht live sehen, da<br />
der Stream in Russland gesperrt war. Aber wir<br />
konnten ihr die Programme gleich nach dem<br />
Wettbewerb zuschicken. Wir wissen aber, dass<br />
es noch einiges zu arbeiten gibt, zuerst mal bis<br />
zu den Deutschen Meisterschaften.“ Überwiegend<br />
trainierten sie in letzter Zeit bei Bundestrainer<br />
Martin Skotnicky in Oberstdorf.<br />
Fiona Pernas lief vor einem Jahr noch mit Cyrille<br />
Vandestoke und war Dritte der Schweizer Juniorenmeisterschaft<br />
geworden. Jetzt gab sie mit<br />
dem Russen German Shamraev, der früher mit<br />
Sofia Polishuk lief, ihr internationales Debüt für<br />
die Schweiz. Im Rhythmustanz zu „Moulin<br />
Rouge“ und „Diamonds Are the Girls Best<br />
Friends“ in der Moulin Rouge-Version schafften<br />
sie auch ohne Anerkennung einer Schlüsselstelle<br />
beim Finnstep sogar die EM-<strong>No</strong>rm von 28 Technischen<br />
Punkten, weil Hebung und Twizzles gut<br />
klappten. Aber in der Woodkid-Kür fehlten drei<br />
Zähler zur EM-<strong>No</strong>rm, weil sie fast keine Pluspunkte<br />
und ihre Choreo-Schritte gar keine<br />
Punkte erhielten. Chelsea Verhaegh und Sherim<br />
van Geffen, eines von zwei niederländischen<br />
Tanzpaaren, hatten recht wenig Tempo und wackelten<br />
bei der weiteren Schrittfolge im Rhythmustanz<br />
zu „Diamonds Are Girls Best Friends“ in<br />
der Fassung von Marilyn Monroe. Die Kür zu<br />
zwei Musikstücken von Ruelle gelang annähernd<br />
fehlerfrei, aber die Levels blieben relativ<br />
niedrig und sie erreichten in beiden Programmen<br />
keine EM-<strong>No</strong>rm.
26<br />
NRW Autumn Trophy<br />
Bei den Junioren waren die Caruso-Schüler Lea<br />
Enderlein und Malte Brandt aus Berlin vor allem<br />
siegreich, weil sie sehr gute Levels erhielten, sowohl<br />
im Rhythmustanz zum Musical „Aristocats“<br />
als auch in der Kür zur Filmmusik „The<br />
Greatest Showman“. Anne Marie Wolf und Max<br />
Liebers aus Chemnitz konnten im Sommer wegen<br />
geschlossener Halle weniger trainieren als<br />
die Berliner und überzeugten daher noch nicht<br />
ganz so wie im Vorjahr. Im Rhythmustanz war<br />
zwar die Hebung erstklassig, aber die Schrittfolgen<br />
noch nicht. Highlight ihrer Kür waren die<br />
Hebungen. Ihre Trainingskameraden Lilia Schubert<br />
und Kieren Wagner (in den Online-Ergebnistabellen<br />
war sein Vorname falsch geschrieben)<br />
tanzten im Rhythmustanz zu „All That<br />
Jazz“ und in der Kür zu „Crates of Books“. Die<br />
beiden tschechischen Paare trainieren in Prag<br />
und werden dort von Matej <strong>No</strong>vak betreut. Victoria<br />
Lopusova und Asaf Kazimov aus Dortmund,<br />
die gute Siegchancen gehabt hätten, konnten<br />
nicht starten, weil Kazimov sich mit dem Corona-Virus<br />
infiziert hatte und zu Hause in Quarantäne<br />
bleiben musste.<br />
Eistanz | Meisterklasse<br />
RT Kür Pkt<br />
1 Katharina Müller / Tim Dieck<br />
Deutschland 1 1 185.16<br />
2 Fiona Pernas / German Shamraev<br />
Schweiz 2 3 122.72<br />
3 Chelsea Verhaegh / Sherim Van Geffen<br />
Niederlande 3 2 120.84<br />
Eistanz | Junioren<br />
RT Kür Pkt<br />
1 Lea Enderlein / Malte Brandt<br />
Deutschland 1 1 135.23<br />
2 Anne Marie Wolf / Max Liebers<br />
Deutschland 2 2 129.32<br />
3 Lilia Schubert / Kieren Wagner<br />
Deutschland 3 4 117.86<br />
4 Karla Maria Karl / Kai Hoferichter<br />
Deutschland 4 3 114.79<br />
5 Adela Pejchova / Filip Mencl<br />
Tschechien 5 6 96.36<br />
6 Barbora Zelena / Jachym <strong>No</strong>vak<br />
Tschechien 6 5 91.92<br />
Katharina Müller und Tim Dieck<br />
Fotos: Hella Höppner<br />
Niederländerin siegreich<br />
Nach dem KP der Damen führte erwartungsgemäß<br />
Nicole Schott mit sieben Punkten Vorsprung.<br />
Alle sieben Elemente zeigte sie in sehr<br />
guter Qualität, die Kombination allerdings war<br />
allerdings nur eine mickrige mit 3T-2T. Die<br />
Komponenten lagen bei etwa 7,4, Am folgenden<br />
Tag trat sie überraschend für alle nicht zur Kür<br />
an. Michael Huth sagte, sie habe in der Vorwoche<br />
eine Naseninfektion gehabt, wolle sich<br />
nicht überanstrengen und lieber demnächst fit<br />
sein. Ein vorsichtshalber absolvierter Corona-<br />
Test sei zum Glück negativ gewesen, obwohl<br />
mehrere Oberstdorfer Hallen- und Sportamtsmitarbeiter<br />
und auch Huths Kinder in der Schule<br />
bzw. Kindertagesstätte sich infiziert hatten.<br />
Daher war auch der Trainer in Quarantäne und<br />
konnte nicht immer in der Eishalle arbeiten.<br />
Platz Eins für Lea Enderlein und<br />
Malte Brandt bei den Junioren<br />
Die bisher größten Erfolge der niederländischen<br />
Überraschungssiegerin Lindsay van Zundert war<br />
Platz 29 bei der Junioren-WM <strong>2020</strong> und Rang<br />
sieben bei der Nebelhorn Trophy <strong>2020</strong>. Im Dort-
27<br />
munder KP war der 3R gelungen,<br />
der Lutz der 3L-2T-Kombination<br />
leicht unterdreht<br />
und alles andere gut. Die mit<br />
Abstand beste Kür enthielt<br />
vier korrekte Dreifache,<br />
während 3L und 3F leicht<br />
unterdreht waren. Die drei <strong>Pirouette</strong>n<br />
waren exzellent und erhielten auch einige<br />
+4. Silbermedaillengewinnerin Josefin Taljegard<br />
aus dem schwedischen Göteborg, schon wieder<br />
eine gut gewordene Richaud-Schülerin, begann<br />
das KP mit unterdrehten 3F und 2T nach dem<br />
3T. Die anderen Elemente präsentierte sie mindestens<br />
gut. In der Kür waren nicht weniger als<br />
sechs Sprünge etwas oder klar unterdreht, nur<br />
ein aufgerissener Salchow war es nicht. Jenni<br />
Saarinen trainiert oft bei Michael Huth und<br />
stürzte im KP zu Debussys „Claire de Lune“<br />
beim abgewerteten 3F und beim zweiten 3T der<br />
Kombination, die anderen fünf Elemente waren<br />
erstklassig. In der Kür gelang nur ein einziger<br />
Dreifacher (T), vier weitere gingen mehr oder<br />
weniger daneben. Nathalie Weinzierl blieb trotz<br />
fehlerreicher Programme aller Anderen knapp<br />
ohne Edelmetall, weil sie im KP nur eine 3T-2T-<br />
Damen | Meisterklasse<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Lindsay Van Zundert – Niederlande 4 1 166.92<br />
2 Josefin Taljegard – Schweden 2 2 152.13<br />
3 Jenni Saarinen – Finnland 6 3 147.95<br />
4 Nathalie Weinzierl – Deutschland 3 4 147.24<br />
5 Matilda Algotsson – Schweden 5 6 143.16<br />
6 Greta Morkyte – Litauen 7 8 138.62<br />
7 Kristina Isaev – Deutschland 9 5 137.77<br />
8 Anete Lace – Lettland 8 7 136.79<br />
9 Maia Sorensen – Dänemark <strong>10</strong> 9 132.08<br />
<strong>10</strong> Yasmine Kimiko Yamada – Schweiz 11 <strong>10</strong> 121.98<br />
Ausgeschieden:<br />
- Nicole Schott – Deutschland 1 - -<br />
Damen | Junioren<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Kimmy Vivienne Répond – Schweiz 1 1 169.62<br />
2 Aya Hatakawa – Deutschland 2 2 150.07<br />
3 Carmen Wolf – Deutschland 3 3 143.72<br />
4 Marielen Hirling – Deutschland 5 4 128.31<br />
5 Dora Hus – Deutschland 4 5 128.17<br />
6 Dani Loonstra – Niederlande 11 6 116.82<br />
7 Sophia Gienger – Deutschland 7 8 114.17<br />
8 Hannah Dempfle – Deutschland 6 12 <strong>10</strong>8.31<br />
9 Selina Wilhelm – Deutschland <strong>10</strong> 9 <strong>10</strong>7.49<br />
<strong>10</strong> Hanna Pfaffenrot – Deutschland 13 7 <strong>10</strong>7.03<br />
11 Katja Fink – Deutschland 8 11 <strong>10</strong>6.12<br />
12 Nathalie Grund – Deutschland 12 <strong>10</strong> <strong>10</strong>1.90<br />
13 Fiona Wiens – Deutschland 14 14 96.32<br />
14 Jasmin Wiertz – Deutschland 15 13 96.27<br />
15 Karina Razlaw – Deutschland 16 15 88.18<br />
Ausgeschieden:<br />
- Nargiz Süleymanova – Deutschland 9 - -<br />
- Jade Hovine – Belgien - - -<br />
schen Misere, aber sie erhielt sechsmal Minuspunkte<br />
wegen nicht rückwärts gelandeter<br />
Sprünge. Ein weiterer Trainer im Oberstdorfer<br />
Team ist übrigens der Dortmunder Niko Ulanovsky.<br />
Carmen Wolf, wie Hatakawa aus dem<br />
Allgäu, hat einen frischen Laufstil und beherrscht<br />
einen guten 3L. Bei den meisten Anderen<br />
sind die Dreifachsprünge Glückssache und<br />
die niedrigen Punktzahlen zeigen, wo sie international<br />
stehen. Nargiz Süleymanova schien<br />
sich beim KP nach zwei Stürzen etwas verletzt<br />
zu haben. Zur Kür trat sie nicht an, ohne dass<br />
der Hallensprecher das wusste, so dass eine<br />
peinliche Minute gewartet werden musste.<br />
NRW Autumn Trophy<br />
Fiona Pernas und German Shamraev<br />
Kombination zeigte und beim 3L stürzte. In der<br />
Kür stand sie nur einen einzigen sauberen Dreifachen<br />
(T), ging aber bei beiden 3L zu Boden<br />
und präsentierte Rittberger, Salchow und den<br />
zweiten Toeloop nur doppelt. Die Mannheimerin<br />
Kristina Isaev arbeitet seit Anfang Oktober mit<br />
Michael Huth, der der <strong>Pirouette</strong> sagte, er habe<br />
inzwischen erkannt, dass viel Potenzial in ihr<br />
steckt und er noch viel mit ihr vorhat. Aber<br />
diesmal gingen im KP die beiden Dreifachen daneben<br />
und in der Kür zu „Una noche mas“ waren<br />
nicht weniger als sechs Sprünge unterdreht.<br />
Yasmine Kimiko Yamada aus Zürich war ziemlich<br />
außer Form. Die Schweizerin verpatzte im<br />
KP die beiden Dreifachen und in der Kür noch<br />
einiges mehr.<br />
Kimmy Vivienne Répond<br />
Die Junioreneistänzer<br />
Anne Marie Wolf<br />
und Max Liebers<br />
Bei den Junioren Damen gingen 14 Deutsche<br />
und zwei Nicht-Deutsche an den Start, aber bezeichnend<br />
für die Schwäche der Deutschen war,<br />
dass eine Schweizerin haushoch gewann. Kimmy<br />
Répond gilt schon lange als Wunderkind,<br />
weil sie schon mit zehn Jahren alle Dreifachen<br />
außer dem Axel beherrschte. Jetzt ist die<br />
13-Jährige endlich alt genug für Junioren Grand<br />
Prix, aber die Serie wurde abgesagt. Sie trainiert<br />
bei dem Franzosen Xavier Dias in Basel. Weil sie<br />
extrem schlank ist, hat sie ein phänomenales<br />
Drehmoment und die Dreifachen sehen locker<br />
und mühelos aus. Allerdings hatte sie erstmals<br />
mit Unterdrehungen und Kantenfehlern zu<br />
kämpfen, in beiden Programmen zusammen immerhin<br />
fünfmal. Aber sieben Dreifache zeigte<br />
sonst niemand in der Kür zur Musik der Olympiakür<br />
von Savchenko und Massot. Weil sie so<br />
viel in der Luft springt, passt der deutsche Musiktitel<br />
„Die Erde, vom Himmel aus gesehen“<br />
recht gut zu ihrem Programm. Aya Hatakawa<br />
lief besser als bisher in der Saison und ist einer<br />
von wenigen kleinen Lichtblicken in der deut-<br />
Aya Hatakawa
28<br />
NRW Autumn Trophy<br />
Damensiegerin<br />
Lindsay Van Zundert<br />
Paul Fentz sagte, er habe zuletzt gut trainiert.<br />
Aber im KP ging er beim (leicht unterdrehten) 4T<br />
zu Boden und der Axel war stark umgestiegen.<br />
Sauber war dagegen die 3L-3T-<br />
Kombination, die Schrittfolge sogar exzellent.<br />
Das reichte für Zwischenrang eins<br />
mit 70 Punkten. Aber in der Kür zu „I’m Still<br />
Standing“ ging zuerst wieder der 4T daneben,<br />
dann wieder der 3A und dann auch noch der 3R.<br />
Das ergibt vier Punkte Sturzabzug, denn in der<br />
Meisterklasse werden zwei Punkte pro Sturz ab<br />
dem dritten Mal abgezogen. Drei Dreifache erhielten<br />
Pluspunkte, der Lutz war knapp und die<br />
weiteren Elemente ohne Probleme. Summa summarum<br />
ergaben das drei Zehntel weniger, als<br />
Kessler erhielt. Michael Huth-Schüler Lukas<br />
Britschgi aus Schaffhausen glänzte im KP bei der<br />
Kombinationspirouette und der Schrittfolge. Der<br />
3F ging in Ordnung, aber<br />
3A und 3L waren komplett<br />
oder beinahe gestürzt. In<br />
der Kür stieg er nach sehr<br />
gutem 3F bei 3A, 3L und<br />
3A um und riss den Rittberger<br />
auf. Mit zwei weiteren<br />
Dreifachen, <strong>Pirouette</strong>n<br />
und Schrittfolgen holte<br />
er trotzdem so viele Pluspunkte, dass er hier ein<br />
paar Zehntelpunkte mehr als Fentz erhielt. Nicola<br />
Todeschini trainiert bei Lorenzo Magri in Egna<br />
und präsentierte eine 2L-3T-Kombination mit<br />
beidfüßiger Landung des 3T im KP. Der 3A war<br />
solide, der 3R überdreht. In der Kür zu „Who<br />
Wants To Live Forever“ von Queen gelangen drei<br />
Dreifache überzeugend, drei weitere Sprünge<br />
Denis Gurdzhi<br />
Jari Kessler besiegte Paul Fentz<br />
Herren-Überraschungssieger Jari Kessler ist<br />
Südtiroler und trainiert in Egna. Seit Sommer<br />
läuft er für Kroatien (siehe September-<strong>Pirouette</strong><br />
Seite 17), weil er als fünft- oder sechsbester<br />
Italiener keine Chance sah, für sein Heimatland<br />
bei EM und WM zu starten. Irgendwelche kroatische<br />
Verwandte hat er nicht, aber der kleine<br />
Verband hat keinen vorzeigbaren Herren, so<br />
dass man ihn sofort annahm. Der im Prinzip<br />
stilistisch nicht erstklassige Läufer arbeitete mit<br />
Choreograf Benoît Richaud, was seine Komponenten<br />
von 5 auf 7 gehen ließ. Und prompt hat<br />
Richaud nach Eva-Lotta Kiibus‘ Nebelhorn-Gold<br />
schon wieder einen Sieger, auch wenn Kessler<br />
keinen 3A oder Vierfachen beherrscht. Die EM-<br />
<strong>No</strong>rmen schaffte er spielend, die WM-Mindestpunkte<br />
wird er allerdings nur knacken, wenn er<br />
den 3A noch lernt. Im KP waren eine 3T-3T-<br />
Kombination und der 2A solide, aber den 3R<br />
verstolperte er. In der Kür zu „Creep“ von Sheldon<br />
Riley waren 3L und 3R gut, aber vier weitere<br />
Dreifache nicht einwandfrei. Punkte sammelte<br />
er mit guten <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolgen.<br />
Sein Kommentar: „Dass ich hier gewinne,<br />
und das auch noch an meinem Geburtstag,<br />
hätte ich mir nie träumen lassen, denn hier<br />
starten ja mehrere EM- und WM-Teilnehmer.“<br />
aber nicht. Valtter Virtanen brachte nicht die<br />
gute Leistung von der Nebelhorn Trophy. Thomas<br />
Stoll reduzierte nach verpatztem KP in der Kür<br />
den Schwierigkeitsgrad und konnte bei fünf<br />
misslungenen Sprüngen wenigstens 2A und 3T<br />
einwandfrei stehen. Aber EM-reif war das nicht.<br />
Bundestrainerin Viola Striegler sagte, Kai Jagoda<br />
Jari Kessler, Fotos: Hella Höppner
fehle, weil er sich einer Operation an der Nahtstelle<br />
zwischen Oberschenkel und Hüfte unterziehen<br />
müsse. Und Jonathan Heß sei nicht da,<br />
weil er auch ein halbes Jahr nach seinem Fußbruch<br />
noch einen stark geschwollenen Fuß<br />
habe, so dass er nicht einmal in die Schlittschuhe<br />
steigen und trainieren könne.<br />
Gurdzhi gewann dank gutem Stil<br />
Der Dortmunder Junior Denis Gurdzhi war der<br />
einzige deutsche Sieger im Einzellaufen. Im KP<br />
glückte eine vorzügliche 3R-3T-Kombination,<br />
ein guter 2A und eine sehr gute eingesprungene<br />
<strong>Pirouette</strong> (die sogar eine +4 erhielt), aber der<br />
Lutz war planmäßig nur doppelt. In der Kür zu<br />
„Per Te“ (Für Dich) von Josh Groban gelangen<br />
eine 3R-3S-Folge und ein 3T, aber der zweite 3S<br />
war unterdreht, der zweite 2A auf zwei Füßen<br />
gelandet und den Lutz riss er auf. Sein Laufstil<br />
ist eine Klasse besser als der der anderen deutschen<br />
Junioren. Später sagte er der <strong>Pirouette</strong>, er<br />
habe wieder bei jedem Lutz und Flip Schmerzen<br />
im Fuß und konnte nicht durchgehend trainieren,<br />
weil ein Klassenkamerad positiv getestet<br />
wurde, die Klasse zwei Wochen in Quarantäne<br />
mussten und er anschließend bei einem Lutz-<br />
Versuch wieder umknickte.<br />
Louis Weissert aus Dortmund patzte zwar bei<br />
drei Elementen im KP, aber in der besten Kür<br />
der Konkurrenz zum bekannten „Blues for<br />
Klook“ ging er immerhin fünf Dreifache an, von<br />
denen drei einwandfrei waren. Der Regensburger<br />
Leon Kraiczyk gefiel im dynamischen Rock<br />
n’ Roll-KP mit 3T-3T und in der Kür mit vier<br />
Dreifachen, die allerdings recht unelegant gelandet<br />
waren. Arthur Mai aus Berlin verpatzte<br />
im KP zwei Sprungelemente und der immerhin<br />
versuchte 3L war überdreht. In der Yello-Kür<br />
waren fünf Dreifache mehr oder weniger sauber.<br />
Weil „sein“ Erika-Hess-Stadion in Wedding geschlossen<br />
wurde und künftig für längere Zeit als<br />
Impfzentrum dienen soll, musste er in die Halle<br />
P09 ausweichen. Sein Kommentar: „Die ist viel<br />
besser, weil es zwei Eisflächen statt einer gibt.<br />
Außerdem liegt die Halle ganz nahe an meiner<br />
Schule, in die viele Eisläufer gehen, die nicht in<br />
Hohenschönhausen trainieren.“<br />
•••<br />
Herren | Meisterklasse<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Jari Kessler – Kroatien 3 1 190.23<br />
2 Paul Fentz – Deutschland 1 3 189.96<br />
3 Lukas Britschgi – Schweiz 5 2 184.23<br />
4 Nicola Todeschini – Schweiz 4 4 178.17<br />
5 Valtter Virtanen – Finnland 2 5 170.53<br />
6 Thomas Stoll – Deutschland 6 6 154.95<br />
Nicht angetreten:<br />
- Thomas Kennes – Niederlande - - -<br />
Herren | Junioren<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Denis Gurdzhi – Deutschland 1 2 159.71<br />
2 Louis Weissert – Deutschland 5 1 150.43<br />
3 Leon Kraiczyk – Deutschland 4 4 148.17<br />
4 Arthur Mai – Deutschland 7 3 143.22<br />
5 Florian Paschke – Deutschland 2 7 140.39<br />
6 Naoki Rossi – Schweiz 3 8 137.84<br />
7 Davide Calderari – Deutschland 6 5 136.18<br />
8 <strong>No</strong>ah Bodenstein – Schweiz 8 6 131.50<br />
9 Loris Kraiczyk – Deutschland 9 9 115.65<br />
<strong>10</strong> Linus Mager – Deutschland <strong>10</strong> <strong>10</strong> 113.56<br />
Große Enttäuschung für Yuma Kagiyama bei der<br />
Ostjapanischen Meisterschaft<br />
Zwischen dem 29. Oktober und 7. <strong>No</strong>vember. fanden die 46. West- und Ostjapanmeisterschaften<br />
in Kyoto und Yamagata statt. Für viele Athleten waren die Ergebnisse<br />
überraschend, für einige auch enttäuschend.<br />
Yuma Kagiyama hatte seine Regionalmeisterschaft<br />
gewonnen, aber bei der Ostjapan-Meisterschaft<br />
in Yamagata belegte er mit insgesamt<br />
212,32 Punkten nur den zweiten Platz und lag<br />
16,86 Zähler hinter seinem Konkurrenten Shun<br />
Sato. Kagiyama punktete im Kurzprogramm<br />
immer zwar mit beträchtlich einer 4S-2T-Kombination, ist. Albert bekam René allerdings<br />
Abzüge für einen geplanten 4T, der nur<br />
Kolb<br />
doppelt ausfiel und landete den darauffolgenden<br />
3A unsauber. Auch die Kür brachte nicht<br />
die erwarteten Ergebnisse. Nachdem er die<br />
4S-3T-Kombination sowie darauffolgende 4T<br />
und 3F sauber landete, missglückten ihm in der<br />
zweiten Hälfte insgesamt vier Sprünge.<br />
Shun Sato war mit seinen Leistungen dagegen<br />
soweit zufrieden. Seine 4T-3T Kombination und<br />
ein sauberer 3A brachten ihm für sein KP viele<br />
Pluspunkte ein, so dass auch der Sturz nach<br />
dem 4L ihn nicht allzu sehr erschüttern konnte.<br />
In seiner Kür stürzte er nach einem gelungenen<br />
4L zweimal, konnte anschließend aber mit einer<br />
sauberen, zweiten Programmhälfte abschließen.<br />
Bei den Damen belegte Wakaba Higuchi mit<br />
203,34 Punkten den ersten Platz. Sie wagte sich<br />
gleich zu Beginn ihrer Kür an einen 3A und landete<br />
diesen ohne Sturz.<br />
Bei der Westjapanischen Meisterschaft in Kyoto<br />
glänzten Kaori Sakamoto und Mai Mihara mit<br />
guten Darbietungen. Sakamoto belegte mit insgesamt<br />
200,23 Punkten den ersten Platz und<br />
landete im Kurzprogramm den 2A und die darauffolgende<br />
3F-3T-Kombination sehr sauber. Allerdings<br />
beeinflussten viele kleinere Fehler den<br />
weiteren Verlauf ihres Programms. Einige<br />
Schritte wurden ausgelassen, zudem war der 3R<br />
nicht ganz überzeugend. Nachdem sie in ihrer<br />
Kür einen sehr sauberen 2A sowie eine gelungene<br />
3F-3T-Kombination lieferte, fiel die zweite<br />
Hälfte des Programms nicht mehr ganz so fehlerfrei<br />
aus. Drei gescheiterte Sprünge brachten<br />
ihr Punktabzüge ein.<br />
Mai Mihara, die in der letzten Saison aus gesundheitlichen<br />
Gründen pausieren musste, belegte<br />
mit 194,87 den zweiten Platz. Im Kurzprogramm<br />
überzeugte sie mit einem sauberen 2A<br />
und einem einwandfreien 3F. Gravierende Fehler<br />
hatten sich nicht bei ihr eingeschlichen. Auch<br />
ihre Kür verlief zum großen Teil fehlerfrei. Sie<br />
stand viele Sprünge sehr sauber und überzeugte<br />
mit einer guten 3L–3T-Kombination sowie einem<br />
2A, 3F und 3S. Lediglich die geplante<br />
2A-3T-Kombination fiel nur einfach aus. Dennoch<br />
konnte sie in der Kürwertung die erstplatzierte<br />
Sakamoto schlagen.<br />
Bei den Herren holte sich Sota Yamamoto mit<br />
insgesamt 221,22 Punkten den ersten Platz. Obwohl<br />
er in seiner Kür zwei Male stürzte und<br />
nicht jeder Sprung sauber war, überzeugte<br />
er die Jury mit schwierigen Kombinationen.<br />
Keiji Tanaka, der Sieger der Kyushu-Regionalmeisterschaft,<br />
erreichte dieses Mal nur den<br />
dritten Platz.<br />
Bei der Japanischen Juniorenmeisterschaft Ende<br />
<strong>No</strong>vember in Hachinohe siegten Lucas Tsuyoshi<br />
Honda und Rino Matsuike. Honda riskierte keinen<br />
Vierfachsprung. Silbermedaillengewinner<br />
Kao Miura stand einen 4T und 4S, machte aber<br />
auch Fehler. Bei den Damen zeigte die zweitplatzierte<br />
Hana Yoshida einen 3A.<br />
<br />
Maria-Laura Brandmann Mitsuoka<br />
Shun Sato, hier bei der<br />
JWM im Frühjahr <strong>2020</strong><br />
Foto: Höppner<br />
Die <strong>Pirouette</strong> auf Facebook<br />
29<br />
Ostjapanische Meisterschaft
30<br />
Schweizer Eistanz in schwierigen Zeiten<br />
Aufschwung im Schweizer Eistanz<br />
in schwierigen Zeiten<br />
Der Schweizer Eistanz will künftig wieder mehr auf sich aufmerksam<br />
machen. Der Anstoß hierzu erfolgte von privater<br />
Seite. Ein schwieriges Projekt kam gut in die Gänge und hat nun<br />
auch mit den Nachteilen der Covid-19-Pandemie zu kämpfen.<br />
Wettbewerbe abgesagt sind. Wir haben realisiert, dass im Moment Planungen<br />
aufgrund der Pandemie sehr problematisch sind. Vieles ändert sich<br />
dauernd. So haben wir entschieden, statt Stress und gefühlte Unsicherheiten<br />
zu haben, Zukunftsentscheide bis zum nächsten März aufzuschieben“,<br />
erklärte Manni zur aktuellen Ausgangslage. Victoria Manni, die Tochter der<br />
Trainerin Franca Bianconi, ist für die Schweiz startberechtigt, benötigt<br />
aber für eine eventuelle Olympiateilnahme im kommenden Jahr als Italienerin<br />
noch den eidgenössischen Pass.<br />
Auch das zweifache Vizemeisterpaar Arianna Wroblewska/Stéphane Walker<br />
kämpft mit Trainingseinschränkungen, aber nicht nur „coronabedingt“.<br />
Walker absolviert im <strong>Dezember</strong> Prüfungen zum Master in Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Universität Luzern, während Wroblewska zeitweise<br />
am Wochenende als Trainerin in Bellinzona arbeitet. Im Sommer folgte<br />
der Wechsel zu Trainerin Barbara Fusar Poli ins Milanofiori Forum in Assago/Mailand.<br />
„Wir wollen die Qualifikation für die Olympischen Spiele<br />
erreichen“, meinte die Eistanz-Weltmeisterin von 2001 (in Vancouver<br />
mit Maurizio Margaglio) zu den Zielen des<br />
Paares. Dazu ergänzte Walker: „Die Qualifikation für<br />
Olympia ist sicher ein großes Ziel, jedoch extrem ehrgeizig, da die Konkurrenz<br />
im Eistanz sehr, sehr groß ist. Aber wir wollen Schweizermeister<br />
werden und an der EM und WM starten, wenn denn diese Wettkämpfe<br />
stattfinden. Wir trainieren von Montag bis Freitag jeweils in Mailand.“<br />
Für einen Olympiastart benötigt Wroblewska zudem noch den Schweizer<br />
Pass, den sie bereits beantragte. Da die gebürtige Polin in der Schweiz<br />
aufgewachsen ist, sollte dies kein allzu großes Problem darstellen. Allerdings<br />
bestehen im Einbürgerungsverfahren Fristen nebst dem ganzen zu<br />
bewältigenden Formularkrieg. Wroblewska/Walker starteten an der diesjährigen<br />
Nebelhorn Trophy in Oberstdorf, belegten mit 134,18 Punkten<br />
den 5. Rang und präsentierten sich in allen Bereichen verbessert. So<br />
wirkte das Paar harmonischer, und Walker strahlte bei den Hebefiguren<br />
mehr Sicherheit aus.<br />
Es tut sich was im Schweizer Eistanz<br />
Arianna Wroblewska<br />
und Stéphane Walker<br />
Roland Wehinger, Ehrenpräsident von Swiss Ice Skating, versuchte nach seinem<br />
Rücktritt als Präsident 2013 dem Eistanz in der Schweiz neuen<br />
Im vergangenen März wurde die Welt innerhalb weniger Tagen aufgrund<br />
der Covid-19-Pandemie „geschlossen“. Das öffentliche Leben kam<br />
beinahe zum Stillstand – ein Vorgang, den es in dieser Form in der<br />
Schweiz noch nie, nicht einmal zu Zeiten der beiden Weltkriege, gegeben<br />
hat. Der Eiskunstlauf kam insofern noch glimpflich über die Runden,<br />
als bis auf die WM im März <strong>2020</strong> in Montreal, die Synchron-WM,<br />
einigen Frühjahrswettbewerben sowie vielen kleineren Schaulaufen von<br />
Vereinen die Saison 2019/<strong>2020</strong> durchgeführt werden konnte. Anders in<br />
der laufenden Saison: Die anhaltend hohen Infektionszahlen der „zweiten<br />
Welle“ brachten eine Flut von Annullierungen und Verschiebungen,<br />
national und international. Der Trainingsbetrieb gestaltet sich je nach<br />
Land und Region unterschiedlich, meist aber mit Einschränkungen. Die<br />
Schweizer Elitemeisterschaften wurden zum Beispiel vorläufig vom <strong>Dezember</strong><br />
auf Februar verschoben.<br />
Victoria Manni und<br />
Carlo Röthlisberger<br />
Fotos: Kolb<br />
Alle Bereiche betroffen, auch der Eistanz<br />
Das viermalige Schweizermeisterpaar im Eistanz, Victoria Manni/Carlo<br />
Röthlisberger, trainiert seit längerem in eingeschränktem Umfang. Das<br />
Paar zog vom Trainingsstandort Zürich ins Tessin um, hat sich aber<br />
noch nicht für einen neuen Trainer entschieden und legt das Augenmerk<br />
auf den beruflichen Werdegang.<br />
Röthlisberger hat seinen Bachelor abgeschlossen, während Manni als<br />
Jurastudentin eingeschrieben ist. Die EM-20. von Graz <strong>2020</strong> bieten<br />
auch Eislaufkurse an. „Es gibt viel weniger Sponsoreneinnahmen, da die
Schwung zu verleihen. „Ich sagte mir, es muss<br />
an der Basis angesetzt werden. Es muss neue<br />
Paare geben. Und ich habe mir diesen Auftrag<br />
2017 sozusagen selber gegeben, hier Impulse<br />
zu setzen. Ich hatte ja Zeit und wusste, wie es<br />
gehen sollte.“ Wehinger, dreifacher Schweizermeister<br />
im Eistanzen mit Rosmarie Lerf in den<br />
Jahren 1964, 1966 und 1967, langjähriger internationaler<br />
Preisrichter im Eistanz und innerhalb<br />
der ISU hervorragend vernetzt, brachte<br />
mit Sicherheit die Voraussetzungen mit, in diesem<br />
Bereich den nötigen Einfluss zu nehmen.<br />
„Ich redete mit allen. Aktiven, Trainerinnen und<br />
Trainern, aber auch mit Eltern und Verbandsund<br />
Clubverantwortlichen. Besuchte deren<br />
Trainings, stand mit Rat und Tat zur Seite“, erklärte<br />
Wehinger sein Vorgehen. „So haben sich<br />
dann nach und nach die Voraussetzungen ergeben,<br />
dass sich Läuferinnen und Läufer zu<br />
neuen Eistanz-Paaren gefunden haben.“<br />
NHK Trophy<br />
Kana Muramoto und<br />
Daisuke Takahashi<br />
Den Bericht über Daisuke Takahashis viel beachtetes Eistanz-Debüt finden Sie auf Seite 20.<br />
Nachdem in den Zeiten um die Jahrtausendwende<br />
und eine längere Zeitperiode danach<br />
meist nur je ein Schweizer Eistanzpaar für<br />
ein paar Jahre die nationale Szene dominierte<br />
und dann mehrmals zu internationalen Einsätzen<br />
gelangte (mit Ramona Elsener/Florian<br />
Roost, Leonie Krail/Oscar Peter und Eliane<br />
Hugentobler/Daniel Hugentobler), standen bei<br />
den Schweizermeisterschaften <strong>2020</strong> in Biel-<br />
Bienne zwei Elitepaare, vier Juniorenpaare<br />
sowie drei Jugendpaare am Start, so viele wie<br />
schon lange nicht mehr. Darauf kann nun<br />
aufgebaut werden, wobei man sich bewusst<br />
sein muss, dass der eingeschlagene Weg noch<br />
ein langer sein dürfte. „Paare können sich<br />
auch wieder trennen. Zudem spielen die berufliche<br />
Ausbildung, Trainingsmöglichkeiten<br />
und die Kosten eine wesentliche Rolle“, gab<br />
Wehinger zu bedenken. In der Zwischenzeit<br />
hat der langjährige Funktionär die Aufgabe<br />
der Förderung dieser Disziplin abgegeben. „Es<br />
sind vom Verband neue Posten ins Leben gerufen<br />
und hierfür neue Leute ernannt worden.<br />
Ich kann mich auch wieder zurücknehmen,<br />
damit habe ich kein Problem“, erklärte Wehinger.<br />
Neu sind für die Belange des Eistanzens<br />
bei Swiss Ice Skating der Chef Leistungssport<br />
Laurent Alvarez und Nationaltrainer<br />
Eistanz Cédric Pernet zuständig.<br />
Stetig steigendes Niveau im Eistanz<br />
Der Eistanz hat sich mittlerweile beim Publikum<br />
in der Welt des Eiskunstlaufs zur populärsten<br />
der vier Disziplinen nebst Paarlauf sowie<br />
Einzellauf der Damen und Herren entwickelt,<br />
was in früheren Jahrzehnten nicht für<br />
möglich gehalten wurde. Konnte man vor Jahren<br />
bei EM und WM noch des Öfteren ausverkaufte<br />
Häuser sehen, fanden in der Regel in<br />
jüngerer Vergangenheit nur noch das Schaulaufen<br />
und der Eistanz vor vollen Rängen<br />
statt. Daher stieg das Niveau im Eistanz in einem<br />
nie für möglich gehaltenen Ausmaß, sei<br />
es bezüglich Ausdrucksvermögen, Choreografien,<br />
Kondition oder Technik. Für die Schweizer<br />
Paare bedeutet dies, dass sie sich zwar<br />
laufend verbessern, aber gleichzeitig der<br />
Punkterückstand auf die stärksten Paare noch<br />
immer beträchtlich ist. Albert René Kolb<br />
Foto: Copyright International Skating Union (©ISU)
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