22.02.2021 Aufrufe

Pirouette No. 01/2021 Januar

Die Deutsche Meisterschaften Nationale Meisterschaften im Zeichen der Pandemie: Die Deutschen Meisterschaften 2021 standen unter keinem guten Stern. Kaum ein Oberstdorfer durfte kommen, weil fast alle entweder mit dem Virus infiziert oder in Quarantäne waren und nicht trainieren konnten. Am Abend vor dem Anreisetag zu den DM beschloss der Berliner Verband, seine Läufer von der Teilnahme wieder abzumelden. So fanden in Dortmund nur „Rumpf-Meisterschaften“ statt. … Topthemen: · Deutsche Meisterschaften · Russische Meisterschaften Weiteres aus dem Inhalt: · Corona: EM und andere Wettbewerbe abgesagt · Interview: Alexander Lakernik · Interview: Anna Shcherbakova · Neues aus aller Welt · Sperre für Russland: Internationale Sportgerichtshof hat Russland von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften ausgeschlossen · Pokalwettbewerb in Moskau · Diverse National-Meisterschaften: Offener Weißrussischer Meisterschaft, Drei-Länder-Meisterschaft Cieszyn, Ungarische Meisterschaft · Österreichische Meisterschaften: Juniorenmeisterin Dorotea Leitgeb, Maierhofer gegen Zandron · Deutsche Meisterschaften: Müller/Dieck nahe an Weltklasse, Hatakawa Deutsche Meisterin · Französische Ersatz-Meisterschaften · Kurz nachgefragt bei Nikita Starostin · Italienische Meisterschaften · Russische Meisterschaften: Dritter Titel für Kolyada, Shcherbakova siegt bei Vierfachspringerinnen, Tarasova/Morozov sind wieder da, Goldenes Comeback für Alexandra Stepanova/Ivan Bukin · Japanische Meisterschaften: Hanyu holt nationalen Titel zurück, Kihira meistert den 4S, Tim Koleto siegt als Takeru Komatsubara · Schweizer Paarlauf: Herbrikova & Roulet - Den Paarlauf leben · Kurz-Interview: Alexandra Herbrikova & Nicolas Roulet · Buchrezension: Nathalie Péchalat - Les bénéfices du doute · Eislaufgeschichte: Paul Kreckow - Der Erfinder des Harris-Tango Titelbild: Sie waren Nahe an Weltklasse bei den Deutschen Meisterschaften: Katharina Müller und Tim Dieck. Foto: Hella Höppner Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-1-januar-2021.html (Erscheinungstermin 13.1.2021)

Die Deutsche Meisterschaften

Nationale Meisterschaften im Zeichen der Pandemie: Die Deutschen Meisterschaften 2021 standen unter keinem guten Stern. Kaum ein Oberstdorfer durfte kommen, weil fast alle entweder mit dem Virus infiziert oder in Quarantäne waren und nicht trainieren konnten. Am Abend vor dem Anreisetag zu den DM beschloss der Berliner Verband, seine Läufer von der Teilnahme wieder abzumelden. So fanden in Dortmund nur „Rumpf-Meisterschaften“ statt. …

Topthemen:
· Deutsche Meisterschaften
· Russische Meisterschaften


Weiteres aus dem Inhalt:
· Corona: EM und andere Wettbewerbe abgesagt
· Interview: Alexander Lakernik
· Interview: Anna Shcherbakova
· Neues aus aller Welt
· Sperre für Russland: Internationale Sportgerichtshof hat Russland von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften ausgeschlossen
· Pokalwettbewerb in Moskau
· Diverse National-Meisterschaften: Offener Weißrussischer Meisterschaft, Drei-Länder-Meisterschaft Cieszyn, Ungarische Meisterschaft
· Österreichische Meisterschaften: Juniorenmeisterin Dorotea Leitgeb, Maierhofer gegen Zandron
· Deutsche Meisterschaften: Müller/Dieck nahe an Weltklasse, Hatakawa Deutsche Meisterin
· Französische Ersatz-Meisterschaften
· Kurz nachgefragt bei Nikita Starostin
· Italienische Meisterschaften
· Russische Meisterschaften: Dritter Titel für Kolyada, Shcherbakova siegt bei Vierfachspringerinnen, Tarasova/Morozov sind wieder da, Goldenes Comeback für Alexandra Stepanova/Ivan Bukin
· Japanische Meisterschaften: Hanyu holt nationalen Titel zurück, Kihira meistert den 4S, Tim Koleto siegt als Takeru Komatsubara
· Schweizer Paarlauf: Herbrikova & Roulet - Den Paarlauf leben
· Kurz-Interview: Alexandra Herbrikova & Nicolas Roulet
· Buchrezension: Nathalie Péchalat - Les bénéfices du doute
· Eislaufgeschichte: Paul Kreckow - Der Erfinder des Harris-Tango

Titelbild:
Sie waren Nahe an Weltklasse bei den Deutschen Meisterschaften: Katharina Müller und Tim Dieck. Foto: Hella Höppner

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-1-januar-2021.html (Erscheinungstermin 13.1.2021)

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<strong>Pirouette</strong><br />

Nr. 1 | <strong>Januar</strong> <strong>2021</strong><br />

Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 54. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Katharina Müller & Tim Dieck<br />

Deutsche<br />

Meisterschaften<br />

Russische<br />

Meisterschaften<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

<strong>Pirouette</strong>-Facebook


2<br />

Wettbewerbs-Absagen<br />

Corona<br />

EM und andere<br />

Wettbewerbe abgesagt<br />

Auf seinem Online-Meeting am 10. Dezember<br />

beschloss der ISU-Vorstand, die<br />

EM Ende <strong>Januar</strong> in Zagreb abzusagen,<br />

weil die Infektionszahlen in Kroatien zu<br />

hoch sind und Reisebeschränkungen einer<br />

Anreise aus vielen Ländern im Wege stehen.<br />

Die neue Arena steht weiterhin nicht<br />

zur Verfügung, weil sie als Krankenstation<br />

für Corona-Patienten dient. Die alte Halle<br />

muss wegen Erdbebenschäden geschlossen<br />

bleiben. Theoretisch könnte man eine<br />

EM auch noch im Frühjahr nachholen. Allerdings<br />

müsste sich zum einen jemand<br />

finden, der sie organisieren will und zum<br />

anderen müssten Läufer aus ganz Europa<br />

auch in dieses Land reisen dürfen. Beides<br />

ist sehr unwahrscheinlich. Abgesagt wurde<br />

auch die Junioren-WM für Synchronlaufen,<br />

die im März in Lyon geplant war.<br />

Das Grand Prix Finale, das zunächst nur<br />

verschoben werden sollte, ist nun definitiv<br />

abgesagt. Allerdings soll in der zukünftigen<br />

Olympiahalle in Peking irgendwann<br />

ein Testwettbewerb stattfinden.<br />

Polnische Preisrichterin<br />

gestorben<br />

Die frühere polnische Preisrichterin Maria Bialous-Zuchowicz<br />

ist am 24. <strong>No</strong>vember im Alter<br />

von 90 Jahren gestorben, wie erst im Dezember<br />

bekannt wurde. Jahrzehntelang war sie Schiedsund<br />

Preisrichterin bei ISU-Meisterschaften und<br />

Olympischen Winterspielen. Im Hauptberuf Anwältin,<br />

wirkte sie von 1998 bis 2004 als Chefin<br />

der ISU Berufungskommission (Appeals Commission)<br />

und erhielt auch in Polen mehrere<br />

hohe Auszeichnungen.<br />

Die WM in Stockholm war zum Redaktionsschuss<br />

dieses Heftes am 31. Dezember weiterhin<br />

geplant, steht aber aufgrund der hohen Infektionszahlen<br />

in Schweden und der Reisebeschränkungen<br />

ebenfalls auf der Kippe. Die nächste<br />

Vorstandssitzung der ISU ist für den 28. <strong>Januar</strong><br />

geplant; vermutlich wird dort über die WM entschieden.<br />

Die World Team Trophy ist weiterhin<br />

vom 15. bis 18. April im japanischen Osaka vorgesehen,<br />

auch dort wäre theoretisch eine WM<br />

oder eine Olympiaausscheidung möglich. Ob die<br />

Synchron-WM in Zagreb im April stattfinden<br />

kann, soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden<br />

werden. Sie ist aber unwahrscheinlich.<br />

Der ISU-Vorstand ließ schon einmal ins Protokoll<br />

aufnehmen, dass in manchen Ländern die<br />

Synchronteams gar nicht trainieren konnten<br />

und daher sicherlich nicht an einer WM teilnehmen<br />

können. Deshalb sollen alle Verbände mit<br />

qualifizierten Synchronteams im <strong>Januar</strong> befragt<br />

werden, ob sie überhaupt ein oder zwei Teams<br />

zu einer WM schicken wollen. Die meisten kleineren<br />

internationalen Wettbewerbe in Europa,<br />

die für Dezember, <strong>Januar</strong> und Februar geplant<br />

waren, wurden abgesagt oder verschoben, also<br />

Sarajevo, Torun, Bukarest, Reykjavik, die <strong>No</strong>rdischen<br />

Meisterschaften, die Dragon Trophy, der<br />

Jegvirag Cup und schon länger die Bavarian<br />

Open als internationaler Wettbewerb. Eventuell<br />

soll Ende <strong>Januar</strong> eine kleine bayrische Meisterschaft<br />

stattfinden. Weiterhin geplant waren die<br />

Egna Dance Trophy, die Sofia Trophy und die<br />

LuMi Dance Trophy in Odessa (siehe Termine<br />

Seite 3). Wenige Stunden nach dem Redaktionsschluss<br />

des Dezemberheftes der <strong>Pirouette</strong> beschloss<br />

die DEU, die Deutschen Nachwuchsmeisterschaften<br />

vom zweiten <strong>Januar</strong>wochenende<br />

in Dortmund auf unbestimmte Zeit zu verschieben.<br />

Aufgrund der Corona-Verordnungen<br />

war der angedachte Termin nicht mehr möglich.<br />

Ebenfalls abgesagt wurde der Synchronwettbewerb<br />

Mozart Cup in Salzburg.<br />

Endgültig beschlossen wurde, dass die Nebelhorn<br />

Trophy vom 22. bis 25. September <strong>2021</strong> wieder<br />

als Olympia-Nachqualifikation dienen soll. <strong>No</strong>ch<br />

nicht festgelegt wurde allerdings, was geschieht,<br />

wenn im März oder später im Frühjahr keine vorolympische<br />

WM abgehalten werden kann, bei<br />

der sonst immer drei Viertel der Länder-Startplätze<br />

für die Spiele 2022 festgelegt werden. Bei<br />

der WM soll es keine Zwischenauslosungen nach<br />

dem KP bzw. Rhythmustanz geben, sondern die<br />

Kür wird wie bei den Grand Prix in umgekehrter<br />

Reihenfolge des Ergebnisses des ersten Wettbewerbsteils<br />

gelaufen. Die Behandlung der Mindestpunktzahl<br />

für die WM soll flexibler gehandhabt<br />

werden, weil viele Läufer gar keine oder<br />

kaum Möglichkeit hatten, Wettbewerbe zu laufen,<br />

um diese Punktzahl zu erwerben. Dazu sollte<br />

es im <strong>Januar</strong> noch ein ISU-Kommuniqué geben.<br />

Die Zahl der akkreditierten Offiziellen, Trainer<br />

(zum Beispiel nur einer pro Paar) und freiwilligen<br />

Helfer bei der WM soll auf ein Minimum<br />

reduziert werden. Klaus-Reinhold Kany<br />

Anklage gegen Ciprès<br />

in den USA<br />

Die Tageszeitung USA Today, aber keine anderen<br />

US-Medien berichteten, dass die Staatsanwaltschaft<br />

von Florida Anklage gegen den Paarläufer<br />

Morgan Ciprès erhoben hat und einen Haftbefehl<br />

erlassen hat. Demnach sieht es die Staatsanwaltschaft<br />

als erwiesen an, dass er im Herbst 2<strong>01</strong>7<br />

an zwei damals 13 Jahre alte Mädchen zwei Fotos<br />

von seinem Penis geschickt habe. Die Zeitung<br />

beruft sich dabei auf Informationen eines beteiligten<br />

Anwalts. Sowohl die Staatsanwaltschaft<br />

als auch der Läufer wollten sich nicht zur Sache<br />

äußern. Ciprès droht nun eine Gefängnisstrafe,<br />

falls er in die USA einreisen sollte. Die<br />

Ermittlungen waren zwischenzeitlich eingestellt<br />

worden, weil die Eltern kein Interesse mehr an<br />

einer Verfolgung gehabt haben sollen. Ciprès<br />

und seine Eislaufpartnerin Vanessa James, deren<br />

größter Erfolg der EM-Titel 2<strong>01</strong>9 war, hatten<br />

schon wesentlich früher ihren Rücktritt erklärt.<br />

Im Facebook zeigte er stolz eine Urkunde,<br />

aus der hervorgeht, dass er in Frankreich eine<br />

Prüfung zum Immobilienmakler bestanden hat<br />

und ein neues Leben anfangen will.<br />

Quelle: Facebook<br />

Tomas Verner Vater<br />

Tomas Verner und Tammy<br />

Sutan mit Sohn Tomik<br />

Mitte <strong>No</strong>vember präsentierten der Tscheche Tomas<br />

Verner und seine Ehepartnerin Tammy Sutan<br />

ihren damals sieben Wochen alten Sohn Tomik<br />

der Öffentlichkeit. Verner war 2008 Europameister<br />

und 2<strong>01</strong>4 Elfter der Olympischen Spiele.<br />

Heute ist der inzwischen 34-Jährige Trainer in<br />

Prag und wurde auch von der DEU schon für<br />

Lehrgänge verpflichtet. Bis vor einem Jahr startete<br />

er gelegentlich noch selbst bei Shows, zum<br />

Beispiel in den Plushenko-Shows in Osteuropa.<br />

Die gebürtige US-Amerikanerin Sutan (32) startete<br />

international für Thailand unter anderem<br />

bei der WM und der Junioren-WM 2006.<br />

Kayne/O’Shea trennen sich<br />

Das US-Paar Tarah Kayne and Danny O‘Shea,<br />

das seit 2<strong>01</strong>3 zusammenlief, im Frühherbst seine<br />

langjährige Trainerin Dalilah Sappenfield verlassen<br />

musste und zuletzt provisorisch bei Jim<br />

Peterson in Canton, Michigan trainierte, hat seine<br />

gemeinsame Laufbahn einen Monat vor den<br />

US-Meisterschaften <strong>2021</strong> beendet. Nach dem<br />

üblichen Dank und den enthusiastischen Worten<br />

füreinander schrieb Kayne, sie wolle weiterhin<br />

bei Peterson und Co-Trainerin Amanda Evora<br />

trainieren und suche einen neuen Partner. Auch<br />

O’Shea will seine Karriere mit einer anderen<br />

Partnerin fortsetzen.<br />

krk<br />

Nationale Meisterschaften<br />

verschoben<br />

Die für 18. und 19. Dezember geplanten Finnischen<br />

Meisterschaften wurden auf unbestimmte<br />

Zeit verschoben, wie Verbandssprecherin<br />

Mila Kajas-Virtanen der <strong>Pirouette</strong> auf Anfrage<br />

mitteilte. Ebenso haben Estland und Südkorea<br />

ihre nationalen Meisterschaften verschoben<br />

und noch kein neues Datum genannt. tat


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

Webshop www.pirouette-online.de<br />

Facebook: www.facebook.com/pirouettemagazin<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert-René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

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Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

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Einzelheft: 6,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />

Jahresabonnement:<br />

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Anzeigen: Standard-Formate zum vergünstigten<br />

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105,- EUR. Download unter www.pirouette-online.de/<br />

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Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

Schriftform.<br />

Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />

www.pirouette-online.de/info/<br />

allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

Eiskunstlauf-Termine<br />

von Mitte <strong>Januar</strong> bis Mitte März<br />

(mit großem Vorbehalt)<br />

13.<strong>01</strong>. – 21.<strong>01</strong>. US-Meisterschaften<br />

in Las Vegas<br />

15.<strong>01</strong>. – 17.<strong>01</strong>. Große Sächsische<br />

Meisterschaften (abgesagt)<br />

25.<strong>01</strong>. – 31.<strong>01</strong>. Europameisterschaften<br />

(abgesagt)<br />

29.<strong>01</strong>. – 31.<strong>01</strong>. Bayerische Meisterschaften<br />

(nur regional) in Oberstdorf<br />

02.02. – 07.02. Egna Dance Trophy (Italien)<br />

02.02. – 07.02. Sofia Trophy (Bulgarien)<br />

03.02. – 07.02. <strong>No</strong>rdische Meisterschaften<br />

(abgesagt)<br />

04.02. – 07.02. Dragon Trophy (verschoben)<br />

05.02. – 07.02. Kleine Sächsische<br />

Meisterschaften (abgesagt)<br />

06.02. – 14.02. Kanadische Meisterschaften<br />

in Vancouver<br />

06.02. – 07.02. Baden-Württembergische<br />

Meisterschaften (abgesagt)<br />

08.02. – 14.02. Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaften (abgesagt)<br />

10.02. – 13.02. LuMi Dance Trophy in<br />

Odessa (Ukraine)<br />

12.02. – 14.02. NRW Landesmeisterschaften<br />

in Dortmund<br />

12.02. – 14.02. Jegvirag Cup (verschoben)<br />

17.02. – 20.02. Open Ice Mall Cup in Eilat<br />

(Israel)<br />

18.02. – 21.02. Tallink Hotels Cup in Tallinn<br />

(Estland)<br />

19.02. – 20.02. Schweizer Elitemeisterschaften<br />

in Luzern<br />

25.02. – 28.02. Bellu Memorial in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

25.02. – 28.02. Challenge Cup in Den Haag<br />

(Niederlande)<br />

25.02. – 28.02. Heiko-Fischer-Pokal in<br />

Stuttgart<br />

<strong>01</strong>.03. – 07.03. Junioren-WM (abgesagt)<br />

04.03. – 07.03. Deutschland-Pokal in Erfurt<br />

11.03. – 14.03. Tirnavia Cup in Trnava<br />

(Slowakei)<br />

12.03. – 14.03. Coupe de Printemps in<br />

Kockelscheuer (Luxemburg)<br />

18.03. – 21.03. Skate Celje (Slowenien)<br />

Synchronwettbewerbe:<br />

21.<strong>01</strong>. – 23.<strong>01</strong>. Mozart Cup (abgesagt)<br />

Alle anderen Synchronwettbewerbe wurden<br />

ebenfalls abgesagt.<br />

Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

Ende Februar <strong>2021</strong><br />

oder Anfang März<br />

Anna Shcherbakova über ihren Sieg bei den Russischen<br />

Meisterschaften im Interview auf Seite 5, Foto: Flade<br />

Inhalt<br />

Corona: Wettbewerbs-Absagen 2<br />

Interview: Alexander Lakernik 4<br />

Interview: Anna Shcherbakova 5<br />

Neues aus aller Welt 6<br />

Sperre für Russland 7<br />

Diverse National-Meisterschaften 8<br />

Österreichische Meisterschaften 9<br />

Deutsche Meisterschaften 12<br />

Französische Ersatz-Meisterschaften 17<br />

Italienische Meisterschaften 18<br />

Russische Meisterschaften 19<br />

Japanische Meisterschaften 24<br />

Schweizer Paarlauf: Herbrikova & Roulet 26<br />

Interview: Herbrikova & Roulet 27<br />

Buchrezension: Nathalie Péchalat 28<br />

Eislaufgeschichte: Paul Kreckow 30<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

Instagramm<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

Facebook<br />

Im <strong>Januar</strong> findet außer den<br />

US-Meister schaften weltweit kein größeres<br />

Eiskunstlauf-Event statt. Daher erscheint das<br />

Februarheft erst Ende Februar<br />

oder Anfang März.<br />

Titelbild:<br />

Sie waren Nahe an Weltklasse<br />

bei den Deutschen Meisterschaften:<br />

Katharina Müller und Tim Dieck<br />

Foto: Hella Höppner


4<br />

Alexander Lakernik<br />

Alexander<br />

Lakernik<br />

Interview<br />

»Die Situation verlangt<br />

unkonventionelle und<br />

schnelle Entscheidungen«<br />

ISU Vize-Präsident Alexander Lakernik<br />

sprach mit der <strong>Pirouette</strong> über die Situation<br />

im Eiskunstlauf in der Corona-Pandemie.<br />

ISU-Vizepräsident Alexander Lakernik<br />

beim Russland-Pokal in Moskau<br />

Foto: Flade<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wir befinden uns alle in einer sehr<br />

schwierigen und neuen Situation in den Zeiten<br />

von Corona. Was tut die ISU, um den<br />

Eiskunstlauf am Leben zu erhalten?<br />

Lakernik: Ehrlich gesagt ist die Lage offensichtlich<br />

schwierig. Das Ende der vergangenen Saison<br />

wurde abgeschnitten, die ISU Weltmeisterschaften<br />

fanden nicht statt. Dann hatten die<br />

meisten Sportler eine lange Pause vom (Eis-)<br />

Training, von daher war die Vorbereitung auf<br />

die aktuelle Situation betroffen. Viele Wettbewerbe<br />

wurden gestrichen. Aber es ist, wie es ist<br />

und wir müssen versuchen, die Sportler in dieser<br />

Lage nicht zu verlieren. Das ist eine schwierige<br />

Aufgabe sowohl für die ISU als auch für<br />

die nationalen Verbände. Die ISU versucht, den<br />

Eiskunstlauf so gut wie möglich zu unterstützen.<br />

In erster Linie wurden die Programme der<br />

Entwicklungskommission nicht gekürzt. Wir<br />

versuchen, einige Wettbewerbe abzuhalten.<br />

Leider mussten wir die Vier-Kontinente-Meisterschaft<br />

absagen, weil es unter diesen Umständen<br />

nicht möglich ist, nach Australien zu<br />

reisen. Bedauerlicherweise mussten wir die Junioren-WM<br />

absagen, was besonders bedrohlich<br />

ist, da die jungen Sportler ihre Motivation fürs<br />

Training verlieren. Zuvor war bereits die Junioren-Grand-Prix-Serie<br />

gestrichen worden. Ein<br />

Sportler trainiert nicht nur, um etwas zu lernen,<br />

sondern er trainiert dafür, um das zu zeigen.<br />

Schließlich haben wir die Europameisterschaft<br />

absagen müssen, denn die Situation in der Welt<br />

hat sich weiter verschlechtert. Wir haben diese<br />

Entscheidung mit großen Bedauern getroffen.<br />

Die Grand Prix Wettbewerbe haben so gut es<br />

ging stattgefunden. Es war eine gute Idee, sie<br />

als nationale Veranstaltungen abzuhalten, so<br />

gab es weniger Reisebeschränkungen. Wir hatten<br />

die Grand Prix in den USA, China, Russland<br />

und Japan. Leider war es nicht möglich, die<br />

Wettbewerbe in Kanada und Frankreich aufgrund<br />

der Lage in diesen Ländern durchzuführen.<br />

Das war nicht die Entscheidung der ISU,<br />

sondern die Entscheidung der Länder. Es gab<br />

ein paar Challenger und internationale Wettbewerbe.<br />

Wir haben dabei so gut es ging geholfen.<br />

Wir haben einige Tests für Online-Wettbe-<br />

werbe. Meiner Meinung nach sind das aber keine<br />

echten Wettkämpfe, es fehlt diese Atmosphäre,<br />

wenn die Läufer aufeinandertreffen und<br />

gegeneinander laufen. Aber ein Online-Wettkampf<br />

ist immer noch besser als gar nichts. Daher<br />

forschen wir in dieser Richtung, weil das<br />

für Läufer aus verschiedenen Ländern die Chance<br />

ist, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Wir<br />

hoffen, dass wir die Weltmeisterschaft abhalten<br />

können. Die ISU tut alles, was möglich ist, damit<br />

sie stattfindet. Die Vorbereitungen auf die<br />

Olympischen Spiele laufen. Die Stadien sind so<br />

gut wie fertig. Ich war im <strong>No</strong>vember in China<br />

und sah die umgebaute Eishalle (für die Eiskunstlauf-Wettbewerbe).<br />

Sie ist quasi bereit für<br />

Wettbewerbe und in einem guten Zustand. Die<br />

aktuelle Situation verlangt unkonventionelle<br />

und schnelle Entscheidungen. Wer kann jetzt,<br />

im Dezember, sagen, was im Februar sein wird.<br />

Wir hoffen, dass es besser wird, aber es gibt<br />

keine Garantie. Wir müssen sehen und dann<br />

operativ reagieren.<br />

Ich möchte sagen, dass die Rolle der nationalen<br />

Verbände in dieser Situation sehr groß ist. Sie<br />

müssen mehr nationale Wettkämpfe organisieren,<br />

zu denen die Leute nicht von weit her anreisen<br />

müssen, innerhalb des Landes bleiben<br />

oder nur in ein Nachbarland. Es ist sinnvoll, nationale<br />

Veranstaltungen auszuweiten, wie das<br />

die Russische Eislauf-Föderation zum Beispiel<br />

mit ihrer Pokal-Serie und der verpflichtenden<br />

Teilnahme der Topläufer getan hat. Nicht alles<br />

hat vielleicht funktioniert, aber wenigstens haben<br />

die Läufer Wettbewerbe. Die Deutsche Eislauf-Union<br />

war dank ihres hohen organisatorischen<br />

Niveaus in der Lage, die Nebelhorn Trophy<br />

in Oberstdorf und den internationalen<br />

Wettbewerb in Dortmund, der zum Kalender<br />

dazukam, abzuhalten. Danke an die Deutsche<br />

Eislauf-Union, dass sie sich und der ISU sowie<br />

anderen Ländern hilft. Ungarn hat zwei Wettbewerbe<br />

gemacht und hat angeboten, noch etwas<br />

zu organisieren.<br />

Inwiefern tauscht sich die ISU mit anderen<br />

Sportverbänden aus, die vor ähnlichen Problemen<br />

stehen?<br />

Lakernik: Das Konzept der „Blase“, innerhalb<br />

derer eine Veranstaltung stattfindet, ist ziemlich<br />

klar: Die Teilnehmer reisen an, bleiben in<br />

der Blase und haben keinen Kontakt zu Menschen<br />

außerhalb davon. Allerdings müssen sie<br />

erst einmal dorthin kommen und wir müssen<br />

das Problem mit Quarantäne-Regeln lösen. Wir<br />

können auch nicht die Reise- und Visaprobleme<br />

lösen. Wenn ein Sportler für zwei Wochen in<br />

Quarantäne sitzen muss und nicht trainieren<br />

kann, ergibt der Wettbewerb keinen Sinn. Es<br />

finden jedoch Veranstaltungen statt und die<br />

Leute kommen zu internationalen Wettbewerben.<br />

Es ist viel schwieriger, aber es ist nicht unmöglich.<br />

Das ist die Situation, die wir jetzt haben<br />

und wir werden damit noch eine Weile leben<br />

müssen.<br />

Wie denken Sie, wird diese Krise den Eiskunstlauf<br />

verändern?<br />

Lakernik: Leider geht es nicht nur um den Eiskunstlauf,<br />

sondern um alle Sportarten und eigentlich<br />

um das ganze Leben. Aber wir reden<br />

über den Sport. Wenn das so weitergeht, kann<br />

der Sport sehr viel verlieren. In vielen Ländern<br />

dürfen nur die Mitglieder des Nationalteams<br />

trainieren, Kinder dagegen nicht. Wenn die Kinder<br />

eine zu lange Unterbrechung haben, werden<br />

viele aufhören. Oder wenn sie nicht aufhören,<br />

wenn sie ein Jahr nicht laufen können,<br />

verlieren sie sehr viel in ihrer Entwicklung und<br />

das ist sehr schwierig im Sport. Ich möchte<br />

wirklich hoffen, dass die Situation sich vielleicht<br />

mit den Impfungen verbessert. Viele<br />

Menschen sagen, dass wir einfach lernen müssen,<br />

damit zu leben und vielleicht können wir<br />

das, wenn die Situation nicht mehr so ernst ist.<br />

Wir leben auch mit der Grippe, die jedes Jahr<br />

zu Komplikationen führt und an der Menschen<br />

sterben. Wir haben gelernt, mit der Grippe zu<br />

leben und wir werden mit Covid leben lernen,<br />

es gibt keinen anderen Weg.<br />

Vielen Dank für das Interview.<br />

Mit Alexander Lakernik sprach Tatjana Flade. •••


Anna Shcherbakova<br />

»Ich habe mich darauf<br />

fokussiert, dass ich alles schaffen kann«<br />

Anna Shcherbakova (16) gewann ihren dritten nationalen Titel in Folge.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Sie haben trotz gerade überstandener<br />

Lungenentzündung Unglaubliches<br />

geschafft.<br />

Anna: Ich hatte schon Wettbewerbe, bei denen<br />

ich meine Fähigkeit, mich im richtigen Moment<br />

zusammenzureißen, gezeigt habe. Aber wahrscheinlich<br />

hatte ich es noch nie, dass ich ohne<br />

wirkliche Vorbereitung an den Start gegangen<br />

bin. Deswegen war ich nach der Kür von Emotionen<br />

überwältigt und mir schien, dass ich etwas<br />

Unmögliches geschafft habe, und ich wollte<br />

diese Freude mit allen teilen.<br />

Scherzhaft gefragt: Überlegen Sie vielleicht,<br />

nicht mehr so viel zu trainieren, es geht ja<br />

auch so?<br />

Ich glaube, mir haben meine Reserven geholfen<br />

und je länger ich so wenig trainiere, desto<br />

schlechter werden meine Resultate. Wenn ich<br />

meine Programme nicht durchlaufe, nimmt meine<br />

Ausdauer immer weiter ab. Natürlich ist es<br />

für mich überraschend, dass ich bei einer solchen<br />

Vorbereitung die Kür so laufen konnte.<br />

Wie war überhaupt die Vorbereitung?<br />

Ich wurde vor dem Grand Prix krank. Während<br />

des Rostelecom Cups (20. bis 22.11.) habe ich<br />

mich ein wenig ausgeruht. Dann bin ich ins Training<br />

zurückgekehrt und bis zu diesem Start hier<br />

war es leichtes Training. An mehreren Tagen hintereinander<br />

hatte ich nur eine Trainingseinheit<br />

und ich durfte oft früher nach Hause gehen.<br />

Meine Programme bin ich nicht durchgelaufen,<br />

damit sich mein Zustand nicht verschlechtert.<br />

Was hat Ihnen mehr geholfen, bei der Meisterschaft<br />

so gut zu laufen – Willenskraft<br />

oder mentale Stärke?<br />

Ich denke, die Einstellung hat eine Rolle gespielt.<br />

Ich habe mich darauf fokussiert, dass ich<br />

alles schaffen kann. Im Wettkampf erinnerte ich<br />

mich an das Beste, was ich machen kann, nahm<br />

das alles zusammen und ging dazu mit kühlem<br />

Kopf aufs Eis – ich war vor oder während der<br />

Kür nicht nervös. Ich durfte nicht abschalten –<br />

ich musste meine Kräfte einteilen. Ich habe<br />

nicht in jedem Moment das Maximum gegeben,<br />

und man kann bemängeln, dass ich bei einigen<br />

Sprüngen die nötigen Übergänge weggelassen<br />

habe, einfach, damit ich die Kür bis zum Ende<br />

durchhalte. Ich habe mich in jeder Sekunde<br />

kontrolliert, um keine kleinen Fehler zu machen,<br />

um ruhig zu atmen. Daher war ich während des<br />

ganzen Programms maximal konzentriert. Mir<br />

hat auch das Wettkampf-Adrenalin geholfen.<br />

Die Leute können sich gar nicht vorstellen, zu<br />

was sie in einer Stresssituation fähig sind.<br />

Welche Emotionen haben Sie während der<br />

Kür gespürt?<br />

Mir war alles bewusst, was passiert und ich<br />

habe versucht, meine Emotionen zu dämpfen.<br />

Natürlich habe ich mich sehr gefreut, als ich die<br />

zwei Vierfachen gestanden hatte, sogar schon<br />

nach dem ersten. Im Training ist es so, wenn ich<br />

den ersten Lutz stehe, dann läuft das Programm<br />

gut. Wenn er aber nicht klappt, brauche ich gar<br />

nicht weiterzulaufen. Wenn du stürzt und wieder<br />

aufstehst, verbrauchst du viel Kraft, verlierst<br />

Tempo und Selbstvertrauen. Also kann ich sagen,<br />

der erste Sprung hat den Ton für das Programm<br />

angegeben. Als er gelungen war, wurde<br />

ich ruhig. Dann musste ich mich auf den (vierfachen)<br />

Flip konzentrieren und als ich den gemacht<br />

hatte, kam die Freude. Aber das musste<br />

ich unterdrücken, denn ich wusste, dass der<br />

zweite Teil der Kür schwerer werden würde als<br />

diese Vierfachen am Anfang. In der zweiten<br />

Hälfte, besonders in der Schrittfolge, wollte ich<br />

trotzdem Emotionen zeigen und alles geben,<br />

obwohl ich keine Kraft mehr hatte.<br />

Sie sagten, dass Ihnen Ihre Eltern und die<br />

Trainer vorgeschlagen haben, nicht zu starten.<br />

Haben Sie vielleicht überlegt, Ihr Programm<br />

ohne Vierfache zu laufen?<br />

Die Kür nur mit Dreifachen zu laufen, ist für<br />

mich gar nicht viel leichter, weil die Dauer des<br />

Programms und die Anzahl der Sprünge dieselbe<br />

ist. Ich wollte aus Prinzip die Vierfachen nicht<br />

rausnehmen. Den Gedanken an einen Rückzug<br />

habe ich tatsächlich nicht zugelassen.<br />

Sie hatten Lungenentzündung, eine schwere<br />

Krankheit. Hatten Sie keine Angst vor Folgeschäden?<br />

Ich stand unter der Aufsicht von vielen Ärzten –<br />

sowohl die, die immer in unserer Halle sind als<br />

auch andere haben meinen Zustand beobachtet.<br />

Sie haben mir oft verboten, mit voller Kraft zu<br />

trainieren, um Folgen zu vermeiden. Viele Sportler<br />

müssen unter schwierigeren oder schlechteren<br />

Umständen an den Start gehen als ich. Deswegen<br />

will ich darauf nicht so viel Aufmerksamkeit<br />

richten. Jetzt werde ich ein wenig länger<br />

Pause machen als sonst. Wenn ich mich<br />

wieder ganz erholt habe, werde ich das Training<br />

wieder aufnehmen.<br />

Sie haben nach dem Sichtungslaufen den<br />

zweiten Teil Ihrer Kürmusik zu „Beethoven’s<br />

Five Secrets“ geändert. Warum?<br />

In der ersten Version war die Musik tragisch, lyrisch<br />

und nicht so stark zum Ende hin. Sie gefiel<br />

mir sehr und ich wäre sie gern so gelaufen, wie<br />

sie gelaufen werden muss. Doch am Anfang der<br />

Saison ist das Programm noch nicht so eingelaufen,<br />

ich wurde zum Ende hin sehr müde und<br />

konnte diese Musik nicht mit der nötigen Energie<br />

interpretieren. Jetzt habe ich eine Musik, die<br />

sich steigert, die am Ende mehr Akzente setzt<br />

und das unterstützt mich, gibt mir Kraft. Das<br />

sieht frischer und interessanter aus.<br />

Was ist die Geschichte hinter Ihren<br />

Programmen?<br />

Im KP geht es um den Verlust eines Nahestehenden,<br />

aber nicht um jemanden konkret. Ich<br />

habe meine Geschichte, aber ich bemühe mich<br />

darum, dass jeder, der dieses Programm sieht,<br />

seine eigene Emotionen durchlebt. Ich denke,<br />

jeder Mensch hat Verlust erfahren und kann<br />

diesen Zustand verstehen. Die Kür ist für mich<br />

die Geschichte der Überwindung. Am Ende ist<br />

eine siegreiche Musik und wenn ich dieses Programm<br />

laufe, dann überwältigen mich die Emotionen,<br />

ich laufe mit meiner ganzen Seele.<br />

Angesichts der unglaublichen Konkurrenz in<br />

Russland ist es schon eine Meisterleistung,<br />

dass Sie den nationalen Titel zum dritten Mal<br />

gewonnen haben. Dennoch stehen Sie ein<br />

wenig im Schatten der anderen Topläuferinnen,<br />

wenn man auf die Aufmerksamkeit der<br />

Medien schaut.<br />

Das stört mich nicht bei den Wettkämpfen und<br />

das ist die Hauptsache. Ich gehe jedes Mal an<br />

den Start und mache meinen Job. Das ist mir<br />

viel wichtiger als das, was in der Presse vorgeht.<br />

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg und<br />

vor allem Gesundheit!<br />

Das Interview führte Tatjana Flade. <br />

Anna Shcherbakova bei<br />

der Auslosung der<br />

Russischen Meisterschaft<br />

Foto: Flade<br />

•••<br />

5<br />

Anna Shcherbakova<br />

Interview


6<br />

News<br />

Foto: Höppner<br />

Martin Skotnicky<br />

geht in den Ruhestand<br />

Efimova noch nicht<br />

freigegeben<br />

Robert Dierking neuer<br />

Bundestrainer Einzellauf<br />

Der 33 Jahre alte US-Amerikaner Robert Dierking<br />

ist mit Wirkung zum 1. <strong>Januar</strong> <strong>2021</strong> endgültig<br />

zum neuen Bundestrainer Einzellauf und<br />

damit zum Nachfolger von Viola Striegler ernannt<br />

worden. Dierking hatte als 12-14-Jähriger<br />

dreimal Neulings- und Nachwuchsmeisterschaften<br />

in den USA gewonnen und startete<br />

einmal bei der slowenischen Triglav Trophy.<br />

Aber mit 14 Jahren brach er sich ein Bein und<br />

beendete seine Wettbewerbskarriere. Einige<br />

Jahre lang war er später als Showläufer und<br />

Organisator von Shows aktiv, lief in Europa bei<br />

Holiday on Ice und auf Karibikschiffen. Bei<br />

Holiday lernte er auch seine spätere Ehefrau<br />

kennen, die frühere Luxemburger Läuferin<br />

Anna Bernauer. Mit ihr besuchte er im schweizerischen<br />

Montreux eine höhere Managementschule.<br />

Beide hatten schon regelmäßigen Kontakt<br />

zu Lambiel, diskutierten über ideale Eishallen<br />

und traten zwischen 2<strong>01</strong>2 und 2<strong>01</strong>5<br />

auch bei Art on Ice und kleineren Shows in der<br />

Schweiz und weltweit auf.<br />

Als der Schweizer Weltmeister ganz in der<br />

Nähe von Montreux seine Eislaufschule gründete,<br />

gingen sie als Co-Trainer nach Champéry,<br />

nachdem Dierking langwierige Visaprobleme<br />

gelöst hatte. Inzwischen haben sie eine drei<br />

Jahre alte Tochter namens Layla-Kaye. Ab August<br />

2020 arbeitete Dierking als Honorartrainer<br />

(„zur Probe“) für die DEU, weil man ihn<br />

testen wollte. Nachdem Trainerkollegen und<br />

Läufer sich stets positiv über ihn äußerten, engagierte<br />

ihn die DEU endgültig. Er hat somit<br />

die schwere Aufgabe, den ziemlich darniederliegenden<br />

Einzellauf in Deutschland zusammen<br />

mit den Heimtrainern wieder aufzubauen. Sein<br />

Dienstsitz wird nicht in Berlin sein wie der von<br />

Striegler, sondern in Oberstdorf. Zum einen,<br />

weil er eng mit dem „Exzellenztrainer“ Michael<br />

Huth zusammenarbeiten soll, zum anderen,<br />

weil die DEU unzufrieden mit der Gesamtsitua<br />

tion in Berlin ist und dort schon die Paarlauf-Bundestrainer<br />

sitzen.<br />

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Schon mehrfach baten viele Eistänzer und die<br />

DEU Tanz-Bundestrainer Martin Skotnicky darum,<br />

seinen Ruhestand noch etwas zu verschieben.<br />

Aber mit jetzt 73 Jahren zog er einen<br />

Schlussstrich. Falls es im März eine WM gibt,<br />

wird er die deutschen Eistänzer noch bis dahin<br />

betreuen. Aber danach wird er seine Position<br />

als Bundestrainer endgültig aufgeben und will<br />

nur noch hier und da als bezahlter Berater tätig<br />

sein. Der gebürtige Slowake sagte der <strong>Pirouette</strong>,<br />

in den letzten Monaten habe er noch einmal<br />

intensiv mit zwei deutschen Meisterpaaren gearbeitet,<br />

insbesondere mit Katharina Müller<br />

und Tim Dieck, weil sie wegen der Reisebeschränkungen<br />

seit März nicht zu ihrer Haupttrainerin<br />

Angelika Krylova nach Moskau konnten.<br />

Er habe auch besonders viel an ihren Choreografien<br />

gearbeitet, was er schon lange nicht<br />

getan habe. Mit Jennifer Janse von Rensburg<br />

und Benjamin Steffan habe er ebenfalls viel<br />

trainiert, gerade zuletzt wieder, als ihr Haupttrainer<br />

Rostislav Sinicyn wegen seiner Corona-<br />

Erkrankung einen Tag im Krankenhaus war und<br />

bis Ende Dezember nicht arbeiten konnte.<br />

Nelli Zhiganshina<br />

und Florian Just<br />

Foto: Liam Cross<br />

Trainerhochzeit von<br />

Zhiganshina und Just<br />

Die Oberstdorfer Choreografen bzw. Trainer Nelli<br />

Zhiganshina und Florian Just haben am 11. <strong>No</strong>vember<br />

geheiratet. Zhiganshina (33) stammt<br />

aus Russland und trainierte dort mehrere Jahre<br />

mit Eistänzer Alexander Gazsi. Seit 2<strong>01</strong>4 lebt sie<br />

in Deutschland. Das Paar war zwischen 2<strong>01</strong>1<br />

und 2<strong>01</strong>5 fünfmal Deutsche Meister, 2<strong>01</strong>4 Elfte<br />

der Olympischen Spiele sowie 2<strong>01</strong>3 Sechste der<br />

EM und Zehnte der WM. Just (38) stammt aus<br />

Nürnberg und trainierte als Einzelläufer einige<br />

Jahre in München. Sein größter Erfolg aus dieser<br />

Zeit war das Erreichen des ISU Juniorenfinales<br />

im Jahr 2000, nachdem er einen Junioren<br />

Grand Prix in Zagreb gewonnen hatte. Damals<br />

waren mit ihm und Stefan Lindemann gleich<br />

zwei Deutsche im Juniorenfinale. Ab 2004 startete<br />

Just als Paarläufer mit Mari Vartmann. Ihre<br />

größten Erfolge waren zwei siebte Plätze bei<br />

den EM 2007 und 2008. 2<strong>01</strong>1 lief er kurz mit<br />

Katarina Gierok (Platz 11 bei der EM), dann begann<br />

er als Trainer zunächst in Dortmund und<br />

ist seit etwa zwei Jahren in Oberstdorf.<br />

Die russische Paarläuferin Alisa Efimova, die<br />

2<strong>01</strong>8 mit Alexander Korovin die Nebelhorn Trophy<br />

gewann, aber sich in Russland nicht durchsetzen<br />

konnte, hat Ende Dezember noch keine<br />

Freigabe für Deutschland erhalten. Daher kann<br />

sie noch nicht mit Ruben Blommaert bei Wettbewerben<br />

starten. Russland gibt Läufer im Nationalteam<br />

frühestens ein Jahr nach dem Ausscheiden<br />

aus diesem Team frei und sie war bis<br />

Mai 2020 Mitglied. Daher besteht ab Mai <strong>2021</strong><br />

Hoffnung auf Freigabe.<br />

krk<br />

Katarina Witt schrieb an<br />

Gesundheitsamt Potsdam<br />

Katarina Witt hat vor einem guten Jahr ein<br />

Fitnssstudio in Potsdam eröffnet. Weil dieses<br />

wegen Corona schon im Frühjahr und erneut seit<br />

<strong>No</strong>vember schließen musste, veröffentlichte sie<br />

ein Schreiben an das Gesundheitsamt Potsdam<br />

aus dem <strong>No</strong>vember später auch im Facebook.<br />

„Ich möchte, dass wir uns nicht mehr fühlen wie<br />

die bunten Blätter im launischen Herbstwind,<br />

die dahin tanzen, wohin der Wind sie bläst. Ich<br />

wünsch mir so sehr eine langfristigere planbarere<br />

Vision für eine schwierige Zeit. Aus diesem<br />

Grund möchte ich Auszüge aus einem Brief, den<br />

ich geschickt habe, mit Euch teilen.“<br />

„Ich möchte mich weiterhin für den gesamten<br />

Sport stark machen und die Wichtigkeit von<br />

koordiniertem Training verdeutlichen, so dass es<br />

auch Politiker wieder verstehen, die hoffentlich<br />

ebenfalls vor verschlossenen Fitnessräumen in<br />

den Regierungsgebäuden standen. „Nur Treppensteigen<br />

hilft nicht“ und „Die psychische Anspannung<br />

von Sitzungen beim Sport wieder abzuschütteln,<br />

beugt Stresssymptomen vor“, waren<br />

die Kommentare, als das Fitnessstudio des<br />

Bundestages 2<strong>01</strong>4 wegen Umbauten geschlossen<br />

blieb. Daher möchte ich an Sie appellieren,<br />

bitte belohnen Sie die Menschen, die sich an<br />

alle Hygieneregeln halten, an die AHA Formel<br />

und noch viel mehr! Die Menschen, die alles<br />

Mögliche tun, um gesund und fit zu bleiben.<br />

Die freiwillig, ohne Belastung für den Staat<br />

oder der Krankenversicherungen, Mitglied in<br />

Sport-, Fitness- und Gesundheits-Studios sind.<br />

Sie möchten kontrollierten und betreuten<br />

Sport!!! Und nur mit Unterstützung von professionellen<br />

Trainern können sie diesen erhalten.“<br />

„Ich habe am 1. <strong>No</strong>vember 2<strong>01</strong>9 hier in Potsdam<br />

mit Bedacht ein Qualitäts-Gesundheitsstudio<br />

mit dem inhaltlichen Ansatz eröffnet, Menschen<br />

Trainingsmöglichkeiten zu bieten, denen bewusst<br />

ist, wie wichtig das eigene Engagement ist, um<br />

ihre Gesundheit selbst zu erhalten! Qualitätsstudios<br />

in ganz Deutschland haben die Möglichkeit,<br />

einen Mehrwert zu bieten, wenn es um Immunsystem,<br />

Gesundheit & Vorsorge geht. Den Körper<br />

zu stärken, bedeutet weniger anfällig für Krankheiten,<br />

Viren und COVID-19 zu sein!“<br />

Mit hoffnungsvollen Grüßen, Katarina Witt


CAS sperrt Russland für zwei Jahre<br />

Der internationale Sportgerichtshof CAS<br />

hat Russland für zwei Jahre von Olympischen<br />

Spielen und Weltmeisterschaften<br />

ausgeschlossen. Russische Sportler können<br />

aber wie 2<strong>01</strong>8 als „neutrale Athleten“<br />

an diesen Wettbewerben teilnehmen.<br />

Der CAS halbierte damit die wegen des Dopingskandals<br />

ursprünglich von der Welt-Anti-<br />

Doping-Agentur WADA verhängte Strafe gegen<br />

Russland. Die russische Anti-Doping-Agentur<br />

RUSADA hatte dagegen vor dem CAS geklagt<br />

und einen Teilerfolg erzielt. Konkret bedeutet<br />

der Bann, dass bei Olympischen Spielen und<br />

Weltmeisterschaften die russische Fahne nicht<br />

gehisst und die Hymne im Falle eines Sieges<br />

nicht gespielt werden darf. Ebenso sind Politiker<br />

und andere Repräsentanten des Staates nicht<br />

willkommen, außer als Staatsgäste. Vertreter<br />

des Nationalen Olympischen Komitees sind zugelassen<br />

– de facto ist das also kaum eine Einschränkung.<br />

Anders als noch in PyeongChang<br />

dürfen Athleten und Betreuer Teamkleidung in<br />

den Landesfarben tragen, auf der sogar das<br />

Wort „Russland“ stehen darf, sofern der Begriff<br />

„Neutraler Athlet“ mindestens genauso groß<br />

und deutlich zu sehen ist. Es können nur russische<br />

Sportler teilnehmen, die in der Vergangenheit<br />

und Gegenwart nicht „von einer kompetenten<br />

Autorität“ (also von einem Verband wie der<br />

ISU oder von der WADA bzw. einer nationalen<br />

Anti-Doping-Agentur) gesperrt oder von einem<br />

Wettbewerb ausgeschlossen wurden. Das könnte<br />

kritisch für den Eistänzer Ivan Bukin werden,<br />

den die spezielle Kommission des IOC 2<strong>01</strong>8 aus<br />

nie veröffentlichten Gründen nicht zu den Spielen<br />

zugelassen hatte. Ob das nun als „Ausschluss“<br />

zählt oder nicht und ob derartige Fälle<br />

neu bewertet werden, bleibt abzuwarten. Die<br />

ISU hat ihn jedenfalls nie wegen Dopingvorwürfen<br />

gesperrt. Wie 2<strong>01</strong>6 und 2<strong>01</strong>8 sollen die<br />

Sportfachverbände und das IOC über die Zulassung<br />

der russischen Athleten entscheiden. Zuschauer<br />

können weiterhin russische Fahnen mit<br />

in die Stadien bringen und schwenken.<br />

Russland darf während des Banns keine Olympischen<br />

Spiele (sowieso nicht geplant) und Weltmeisterschaften<br />

ausrichten und sich auch nicht<br />

um deren Ausrichtung bewerben. Bereits vergebene<br />

Weltmeisterschaften wie die Volleyball-<br />

WM 2022 sollen entzogen werden, wenn dies<br />

nicht finanziell und logistisch unmöglich sein<br />

sollte. Von diesen Sanktionen nicht betroffen<br />

sind Europa- und Juniorenweltmeisterschaften,<br />

Grand Prix Wettbewerbe, Weltcups, die Universiade<br />

etc. Der CAS verurteilte die RUSADA außerdem<br />

zu einer Zahlung von 1,27 Millionen US<br />

Dollar an die WADA.<br />

Der Hintergrund des Verfahrens ist der Streit um<br />

die Aufklärung des russischen Doping-Skandals.<br />

Die RUSADA musste Daten aus ihrem Moskauer<br />

Labor an die WADA aushändigen, was eine Voraussetzung<br />

für die offizielle Wiederzulassung<br />

des Landes war. Diese Daten sollten das Ausmaß<br />

der Dopings belegen und individuelle Verfahren<br />

gegen Sportler ermöglichen. Allerdings erhielt<br />

die WADA ihren Angaben zufolge zum Teil manipulierte<br />

Daten und viele gar nicht, denn die<br />

seien gelöscht worden. Es soll um 145 Sportler<br />

gehen, die vermutlich gegen Anti-Doping-Regeln<br />

verstoßen haben.<br />

Nach dem aktuellen Urteil endet der Bann am<br />

16.12.2022, also nach den Olympischen Spielen<br />

in Tokio und Peking. Russische Kommentatoren<br />

nahmen die Entscheidung eher gelassen auf<br />

und betonten, dass die Strafen abgemildert<br />

wurden. Ilia Averbukh sagte der russischen<br />

Presse, es sei nun an der Zeit nach vorn zu<br />

schauen und die Fehler von früher nicht zu<br />

wiederholen. Die WADA zeigte sich zufrieden<br />

damit, dass der CAS die Schuld Russlands feststellte,<br />

war aber über die Verkürzung der Sperre<br />

enttäuscht. RUSADA und die WADA könnten<br />

beim Schweizer Bundesgerichtshof gegen das<br />

Urteil Revision einlegen, der wird aber normalerweise<br />

nur bei schweren Verfahrensfehlern<br />

aktiv. Der Sportsgerichtshof CAS ist nicht so<br />

unabhängig, wie man vielleicht meint, denn er<br />

wird vom IOC dominiert und finanziert. Ein<br />

kompletter Ausschluss russischer Sportler wäre<br />

einerseits nicht im Interesse des IOC und andererseits<br />

unverhältnismäßig, weil die große<br />

Mehrheit der Athleten nie im Zusammenhang<br />

mit Doping aufgefallen ist. <br />

tat<br />

7<br />

Sperre für Russland<br />

Samodelkina zeigt 4S beim Pokalwettbewerb in Moskau<br />

Auch außerhalb der Russischen Meisterschaft<br />

hat sich im Land im Dezember<br />

einiges getan. Anfang des Monats fand<br />

der fünfte und letzte Wettbewerb der<br />

Russland-Pokal-Serie statt, wieder in<br />

Moskau und ohne Zuschauer.<br />

Allerdings sagten viele bekannte Läufer aus gesundheitlichen<br />

Gründen ab: Alena Kostornaia<br />

und Lisa Tuktamysheva hatten einen positiven<br />

Corona-Test, Mikhail Kolyada war erkältet (und<br />

Trainer Alexei Mishin wollte nichts riskieren und<br />

mit ihm kurz vor der Russischen Meisterschaft<br />

nochmal nach Moskau fahren). Bei den Damen<br />

siegte Kamila Valieva mit 56 Punkten Vorsprung<br />

und zeigte im KP erstmals einen 3A, sogar mit<br />

den Armen über dem Kopf im „Rippon-Stil“ sowie<br />

zwei 4T in der Kür (254,86 Punkte). Petr<br />

Gumennik gewann ohne viel Konkurrenz trotz<br />

einiger Fehler, stand aber im KP erstmals einen<br />

4L (247,14). Anastasia Mishina/Alexander Galliamov<br />

lieferten zwei starke Programme ab<br />

(232,47) und im Eistanz waren Anastasia Skoptcova/Kirill<br />

Aleshin erfolgreich (204,98). Bei den<br />

Juniorinnen stand die 13 Jahre alte Sofia Samodelkina<br />

den 3A in KP und Kür sowie erstmals<br />

einen 4S (237,28). Plushenko-Schülerin Veronika<br />

Zhilina scheiterte am 4T. Andrei Kutovoi gewann<br />

ohne Vierfache, aber mit 3A und sehr guter Präsentation<br />

(231,24). Gute Leistungen kamen auch<br />

von den siegreichen Eistänzern Arina Ushakova/<br />

Sofia Samodelkina und Trainer Sergei Davydov<br />

Maxim Nekrasov (185,82) und Paarläufern<br />

Anastasia Mukhortova/Dmitri Evgeniev (176,11).<br />

In St. Petersburg nutzten einige dortige Läufer<br />

die Stadtmeisterschaft als letzten Test vor der<br />

Russischen Meisterschaft. Evgeni Semenenko<br />

zeigte 4R, 4S und 4T in der Kür (281,67 Punkte)<br />

und Sofia Samodurova tankte Selbstvertrauen<br />

(200,11). Anastasia Gubanova, die wegen Corona-Erkrankungen<br />

in ihrem Umfeld in längerer<br />

Quarantäne war und sich deshalb kaum auf<br />

Wettbewerbe vorbereiten konnte, startete erstmals<br />

in dieser Saison und zeigte solide Leistungen,<br />

unterdrehte allerdings einige Sprünge in<br />

der Kür (192,83). Im Paarlauf hinterließ das<br />

Evgeni Semenenko<br />

Fotos: Flade<br />

neue Duo Anastasia Metelkina/Daniil Parkman<br />

einen sehr guten Eindruck, aber sie traten außer<br />

Konkurrenz an, weil sie künftig für Georgien<br />

starten wollen. Die Paare der Velikov-Gruppe<br />

nahmen wegen Verletzungen bzw. Wehrdienstverpflichtungen<br />

nicht teil.<br />

tat


8<br />

Nationale Meisterschaften<br />

Aymoz siegt bei Offener Weißrussischer Meisterschaft<br />

Der Franzose Kevin Aymoz hat seinen ersten internationalen<br />

Wettbewerb in dieser Saison bestritten<br />

und die Offene Weißrussische Meisterschaft<br />

am zweiten Dezember-Wochenende gewonnen.<br />

Die ISU hatte den Weißrussen gestattet,<br />

ihre Meisterschaft als internationalen Wettbewerb<br />

abzuhalten, um Läufern eine Startgelegenheit<br />

zu bieten. In Frankreich waren zum Beispiel<br />

zuerst der Grand Prix und dann die nationale<br />

Meisterschaft abgesagt worden. Unter anderem<br />

kamen Teilnehmer aus Frankreich, der<br />

Ukraine, Litauen und der Türkei in die Minsk-<br />

Arena, die EM-Halle von 2<strong>01</strong>9. Aymoz verpatzte<br />

zunächst das KP mit einem 3T (statt 4T) und einem<br />

2S. In der Kür aber gelangen dem Dritten<br />

des Grand-Prix-Finales 2<strong>01</strong>9 zwei 4T und zwei<br />

3A, so dass er mit insgesamt 257,44 Punkten an<br />

dem Weißrussen Konstantin Miliukov vorbeizog.<br />

Aymoz war zur Vorjahreskür „Lighthouse“ von<br />

Patrick Watson zurückgekehrt. Miliukov zeigte<br />

im KP einen leicht unterdrehten 4S (q) und blieb<br />

ansonsten fehlerfrei. In der Kür riss der gebürtige<br />

Russe den Salchow zum doppelten auf, kam<br />

aber bis auf einen knappen 3A (q) gut durch<br />

und wurde somit klar Weißrussischer Meister<br />

(242,77). Platz drei ging an den bislang unbekannten<br />

Spanier Joly Arnau, dessen Höchstschwierigkeit<br />

3L-3T war. Der Niederländer Thomas<br />

Kennes landete auf Rang fünf (152,76).<br />

Drei-Länder-Meisterschaft<br />

in Cieszyn<br />

Polen, Tschechien und die Slowakei haben ihre<br />

seit einigen Jahren kombinierte Meisterschaft<br />

Mitte Dezember in der südschlesischen Grenzstadt<br />

Cieszyn (früherer deutscher Name Teschen)<br />

abgehalten. Diesmal war es eine Drei-<br />

Länder-Meisterschaft, da die Ungarn wegen der<br />

Corona-Pandemie zu Hause blieben und ihre Titelkämpfe<br />

separat ausrichteten. Bei den Herren<br />

gewann der Tscheche Jiri Belohradsky ohne 3Aoder<br />

Vierfachversuch mit 193,67 Punkten vor<br />

Kornel Witkowski aus Polen (169,60) und dessen<br />

Landsmann Lukasz Kedzierski (165,87). Der einzige<br />

Slowake und damit nationaler Meister war<br />

Marco Klepoch auf Rang sieben mit mageren<br />

113,57 Zählern. Die gebürtige Russin und jetzige<br />

Polin Ekaterina Kurakova setzte sich bei den Damen<br />

klar mit 178,54 Punkten vor den Tschechinnen<br />

Eliska Brezinova (146,84 Punkten) und<br />

Nikola Rychtarikova (138,25) durch. Kurakova<br />

stand fünf gute Dreifache in der Kür. Die fünftplatzierte<br />

Nicole Rajicova war die beste Slowakin,<br />

aber in der Kür gelang kein dreifacher<br />

Sprung sauber (124,85). Die Paarläufer Elizaveta<br />

Zhuk/Martin Bidar wurden im Alleingang Tschechische<br />

Meister (143,50) und lieferten eine fehlerreiche<br />

Kür ab. Das polnische Paar Anna Hernik/Michal<br />

Wozniak gab nach dem KP auf. Im<br />

Eistanz traten nur zwei Duos aus Polen an. Natalia<br />

Kaliszek/Maksym Spodyriev hatten keine<br />

Mühe, ihr Titelabo zu verlängern und siegten<br />

mit 181,98 zu 157,84 Punkten vor Anastasia<br />

Polibina/Pavel Golovishnikov. Bei den Juniorpaaren<br />

hatten Barbora Kucianova/Lukas Vochozka<br />

aus Tschechien mit 112,33 Punkten die Nase vor<br />

Viktoria Safonova gewann nach dem Ice Star<br />

Minsk auch den zweiten internationalen Wettbewerb<br />

zu Hause und ist die alte und neue<br />

Landesmeisterin. Die gebürtige Moskauerin<br />

zeigte zwei fehlerfreie Programme mit allen<br />

üblichen Dreifachsprüngen (194,35). NRW-Trophy-Siegerin<br />

Lindsay van Zundert aus den Niederlanden<br />

sicherte sich Silber, aber der Abstand<br />

war recht groß. Im KP stürzte sie beim 3L, in<br />

der Kür klappten vier gute Dreifache (159,83).<br />

Bronze ging an die Französin Maia Mazzara, die<br />

jedoch ein paarmal stürzte (148,65).<br />

Im Paarlauf gingen nur die Lokalmatadoren<br />

Bogdana Lukashevich/Alexander Stepanov an<br />

den Start. Im KP zeigten die aus Russland<br />

stammenden Läufer 3T und dreifachen Wurfrittberger,<br />

in der Kür schlichen sich bei den Solosprüngen<br />

und dem Wurfrittberger Fehler ein<br />

(157,59). Stärker besetzt war der Eistanz mit<br />

sieben Duos. Hier setzten sich die Ukrainer Daria<br />

Popova/Volodymyr Byelikov, Dritte der Nebelhorn<br />

Trophy, mit 174,03 Zählern vor Julia<br />

Wagret/Pierre Souquet-Basiège aus Frankreich<br />

(172,02) durch. Weißrussische Meister wurden<br />

Viktoria Semenjuk/Yuri Yukhimuk auf Rang drei<br />

mit 167,56 Punkten. Bei den Junioren traten<br />

ebenfalls Läufer aus anderen Ländern an.<br />

Margarete Muskova/Oliver Kubacak aus der<br />

Slowakei (97,10) vorn. Immerhin fünf Junioren-<br />

Tanzpaare aus Polen und Tschechien gingen an<br />

den Start, hier waren die Tschechen Denisa<br />

Cimlova/Vilem Hlavsa mit 148,93 Zählern erfolgreich.<br />

Die Einzelkonkurrenzen der Junioren<br />

halten die Länder wegen der höheren Teilnehmerzahlen<br />

getrennt ab.<br />

Ungarische Meisterschaft<br />

in Budapest<br />

Die Ungarische Meisterschaft in Budapest fand<br />

nur in der Meisterklasse und mit kleinen Teilnehmerfeldern<br />

am 18. und 19. Dezember statt.<br />

Die Paarläufer Ioulia Chtchetinina/Mark Magyar<br />

siegten im Alleingang mit 172,<strong>01</strong> Punkten. Das<br />

KP gelang ohne großen Fehler mit dreifachen<br />

Elementen. In der Kür kam das Paar bis auf unsaubere<br />

3T und dreifachem Wurfflip ebenfalls<br />

gut durch. Den Herren-Titel holte sich Andras<br />

Csernoch mit 182,05 Punkten und damit fast<br />

30 Zählern Vorsprung vor Mate Böröcz. Er zeigte<br />

Sprünge bis einschließlich 3L. Der Ex-Österreicher<br />

Moses Joszef Berei wurde Fünfter und<br />

Letzter. Julia Lang (162, 27) gewann den Wettbewerb<br />

der drei Damen vor Regina Schermann<br />

(156,71). Langs KP mit 3L und einer unsauberen<br />

3F-3T (q) Kombi war noch ganz gut, aber in der<br />

Kür häuften sich die Fehler. Die mehrmalige<br />

Meisterin Ivett Toth war nicht am Start.<br />

Besuchen Sie<br />

die <strong>Pirouette</strong><br />

auf Facebook<br />

Neues russisches Tanzpaar<br />

Es gibt ein neues russisches Eistanzpaar: Pavel<br />

Drozd, zweimaliger Medaillengewinner bei der<br />

Junioren-WM mit Alla Loboda, läuft nun mit Angelique<br />

Abachkina. Die gebürtige Russin war international<br />

mit Louis Thauron für Frankreich gestartet.<br />

Nach der Trennung von ihm 2<strong>01</strong>8 beendete<br />

sie ihre Karriere und arbeitete in der<br />

Schweiz als Trainerin. Drozd hatte nach der Trennung<br />

von Loboda seine Karriere mit Ksenia Konkina<br />

fortgesetzt, die aber im Herbst aus gesundheitlichen<br />

Gründen aufhören musste. Abachkina/<br />

Drozd trainieren bei Alexander Zhulin in Moskau.<br />

Drozd kommt an freien Tagen nach St. Petersburg<br />

und hilft dort beim Training junger Tanzpaare.<br />

Sotnikova veröffentlicht<br />

Autobiographie<br />

Adelina Sotnikova, die Olympiasiegerin von<br />

2<strong>01</strong>4, hat eine Autobiographie unter dem Titel<br />

„Das Herz des Eises. Für Eiskunstlauf-Verliebte“<br />

veröffentlicht. Darin erzählt sie von ihrer Karriere<br />

und gibt praktische Tipps für Nachwuchsläufer.<br />

Rezension folgt in der nächsten <strong>Pirouette</strong>.<br />

Baby-News und drei<br />

Hochzeiten<br />

Anna Pogorilaya, WM-Dritte 2<strong>01</strong>6, und ihr Ehemann,<br />

der frühere Eistänzer Andrei Nevski, freuen<br />

sich über die Geburt ihrer Tochter am 22. Dezember.<br />

Der ehemalige Einzelläufer Konstantin<br />

Menshov, Dritter bei der EM 2<strong>01</strong>4, hat am 7.<br />

<strong>No</strong>vember seine Verlobte Svetlana, eine Choreographin,<br />

geheiratet. Menshov arbeitet als Trainer<br />

in der Eislauf-Akademie in seiner Heimatstadt<br />

St. Petersburg mit Junioren und Nachwuchsläufern.<br />

Alexander Enbert, WM-Dritter im Paarlauf<br />

2<strong>01</strong>9 mit Natalia Zabiiako, hat am 4. Dezember<br />

seine langjährige Lebensgefährtin Alesia Danchuk<br />

geehelicht. Enbert, der aus gesundheitlichen<br />

Gründen vom Leistungssport zurücktreten<br />

musste, trat in Ilia Averbukhs TV Show „Ice Age“<br />

auf. Averbukh schloss am 20.12. den Bund fürs<br />

Leben mit der Schauspielerin Lisa Arzamasova.<br />

Der ehemalige Eistänzer und Zweiter der Olympischen<br />

Spiele 2002 war zuvor mit seiner Eispartnerin<br />

Irina Lobacheva verheiratet gewesen,<br />

ist aber schon lange von ihr geschieden.<br />

Paarläufer Enbert gewinnt<br />

TV-Show<br />

Der ehemalige Paarläufer Alexander Enbert hat<br />

mit Schauspielerin Olga Kuzmina den ersten Platz<br />

in Ilia Averbukhs TV-Show-Wettbewerb „Eiszeit“<br />

belegt. Über Monate hinweg traten Duos aus<br />

Prominenten und ehemaligen Top-Eiskunstläufern<br />

gegeneinander an. Jede Sendung hatte ein anderes<br />

Thema. Auf Rang zwei kamen Eistänzerin<br />

Jana Khokhlova mit Schauspieler Viatcheslav<br />

Tchepurtchenko vor Eistanz-Olympiasieger Roman<br />

Kostomarov mit Sängerin Regina Todorenko.<br />

Der Jury gehörten unter anderem Tatiana Tarasova,<br />

Alexei Mishin und die frühere Stabhochspringerin<br />

und Olympiasiegerin Elena Isinbaeva an. tat


Österreichische<br />

Meisterschaften<br />

im Zeichen der Pandemie<br />

Die österreichischen Meisterschaften<br />

wurden heuer vom 10. bis 12. Dezember<br />

in der Linzer Eissportarena ganz<br />

im Zeichen der Corona-Pandemie und<br />

der geltenden Restriktionen abgehalten.<br />

Zuschauer waren nicht erlaubt und für<br />

Läufer, Trainer und Funktionäre galten<br />

strenge Vorsichtsmaßnahmen, angefangen<br />

von einer verpflichtenden Vorabregistrierung,<br />

Temperatur-Kontrollen beim<br />

Einlass in der Halle, Covid-Tests, zugewiesenen<br />

Plätzen auf den Tribünen<br />

für jene Personen, die<br />

sich berechtigterweise in<br />

der Halle aufhielten<br />

sowie strikten<br />

Hygieneregeln. Zusätzlich wurde erstmals<br />

auch ein Livestream eingerichtet,<br />

damit all jene, die nicht vor Ort sein<br />

konnten, den Wettbewerb mitverfolgen<br />

konnten. Das funktionierte auch sehr<br />

gut, lediglich bei der Meisterklasse gab<br />

es ein paar Stotterer, aber dort wurde<br />

durch später online gestellte Videos<br />

nachgebessert. Ansonsten gilt Veranstaltern<br />

und Verband großes Lob für die<br />

Organisation und dafür, dass das Event<br />

während der Pandemie überhaupt<br />

möglich gemacht wurde. Es war<br />

sehr wichtig, den Sportlern, die<br />

auch im Trainingsablauf unter<br />

vielen Einschränkungen leiden,<br />

die Möglichkeit zu geben,<br />

die Ergebnisse ihrer<br />

kontinuierlichen harten<br />

Arbeit zu zeigen.<br />

Dorothea Leitgeb<br />

Foto: Luca Tonegutti<br />

In der Schülerklasse setzte<br />

sich bei den Mädchen Eles<br />

Namazalieva (36,11 Punkte) unter<br />

22 Teilnehmerinnen mit einer<br />

sowohl technisch als auch artistisch<br />

balancierten, schönen Kür durch. Bis<br />

auf einen nicht ganz rotierten Lutz waren<br />

alle Doppelsprünge sauber und sie<br />

zeigte auch sehr gute <strong>Pirouette</strong>n plus einen<br />

sehr flüssigen Laufstil. Zweite wurde Isabella<br />

Niederleitner (34,21) vor Sophie Schwartz<br />

(33,25 Punkte), der ein Sturz beim Doppellutz<br />

Silber kostete. Neben den Medaillengewinnerinnen<br />

fiel auch Sascha Sophie Erhardt auf<br />

Rang vier mit einer intensiven Kür zu „I’m a<br />

Survivor“ sehr positiv auf. Bei den Knaben<br />

gewann Michail Savenkov (42,05 Punkte) vor<br />

Leon Salzer (34,83 Punkte) vor allem dank<br />

stärkerer Technik. Savenkov kann schon einen<br />

2A, der zu Beginn der Kür auch gut gelang.<br />

Nur zwei Teilnehmer waren am Start. Schülermeister<br />

im Paarlaufen wurden Anna Ruis/Daniel<br />

Ruis (23,29 Punkte) vor Raphaela Aschl/Jonathan<br />

Aschl (20,49 Punkte). Auch hier war der<br />

ausschlagegebende Faktor für den Sieg die stärkere<br />

Technik. Das Siegerpaar zeigte unter anderem<br />

einen 2S als Einzelsprung im Vergleich zu<br />

einem 1L der Zweitplatzierten, die dafür flüssiger<br />

und dynamischer am Eis auftraten.<br />

In der Jugendklasse holte Flora Marie Schaller<br />

(87,26 Punkte) mit bestem KP und bester Kür<br />

den Meistertitel bei den Mädchen unter neun<br />

Teilnehmerinnen. Der 2A und ein versuchter 3S<br />

in der Kür klappten zwar nicht wirklich, aber sie<br />

riskierte hier viel im Vergleich zur Konkurrenz.<br />

Alle anderen Elemente gelangen gut und sie bekam<br />

verdient hohe Komponenten. Sarah Höfer<br />

(78,75 Punkte) konnte sich mit zweitbester Kür<br />

um einen Rang verbessern und gewann<br />

mit hauchdünnem Vorsprung<br />

noch Silber vor Maxima<br />

Manzenreiter (78,63 Punkte).<br />

Manzenreiter war nach dem KP<br />

noch auf Rang zwei gelegen,<br />

aber Fehler wie eine Unsicherheit<br />

bei der<br />

Schrittfolge kosteten<br />

die entscheidenden<br />

Zehntelpunkte.<br />

Bei den Knaben war Daniel Ruis (87,98 Punkte),<br />

der auch im Paarlaufen gestartet war, verdienter<br />

Gewinner unter drei Teilnehmern in einem<br />

Wettbewerb, der insgesamt von sehr vielen Fehlern<br />

begleitet wurde. Hier hatten wohl alle Teilnehmer<br />

zu hoch gepokert und gerade erst gelernte<br />

noch unsichere Elemente eingebaut. Verlierer<br />

waren Ausdruck und Artistik. Ruis schnitt<br />

technisch aber noch am besten ab und gewann<br />

vor Tobias Öllerer (78,06) und Nikolaj<br />

Gromov (60,90).<br />

Im Eistanzen traten die Vorjahresmeister<br />

der Schülerkategorie, Elisabeth Havers/Leo<br />

Havers in der Jugendklasse<br />

ohne Konkurrenten an und gewannen<br />

83,98 Punkte. Bei den Pflichttänzen<br />

leisteten sie sich kleinere Unsicherheiten,<br />

die Kür zur Harry Potter-<br />

Filmmusik gelang jedoch sehr gut.<br />

Dorotea Leitgeb –<br />

Juniorenmeisterin<br />

mit beeindruckender<br />

Dominanz<br />

Neue Juniorenmeisterin wurde<br />

Dorotea Leitgeb (129,66 Punkte)<br />

mit bestem KP und bester Kür,<br />

obwohl sie zu Beginn der neuen<br />

Saison wegen einer Fußverletzung<br />

pausieren musste. In Linz präsentierte<br />

sie sich aber wieder gut in<br />

Form. In der Kür gelangen die ersten<br />

Sprungelemente mit 2A, 3T-<br />

1Eu-2S und 3S-2T sehr schön.<br />

Der zweite 3S und 2A<br />

klappten allerdings<br />

nicht mehr, was den<br />

guten Gesamteindruck<br />

ihrer tollen<br />

Kür zur Filmmusik<br />

„Aladdin“ jedoch nicht<br />

beeinträchtigte. Mit Res-<br />

9<br />

Österreichische Meisterschaften


10<br />

Österreichische Meisterschaften<br />

Flora Marie Schaller<br />

Fotos: Luca Tonegutti<br />

Daniel Ruis<br />

pektabstand Zweite wurde Jasmin Elsebaie<br />

(112,62 Punkte), die neben 2A auch bereits zwei<br />

Dreifachsprünge beherrscht (3S, 3T) und auch<br />

schöne <strong>Pirouette</strong>n zeigte. Bronze ging an Lina<br />

Salzer (93,93 Punkte).<br />

Bei den Damen in der Jugend- und Juniorenklasse<br />

fiel gerade heuer der Leistungsunterschied<br />

zwischen den Läuferinnen im vorderen<br />

und hinteren Ergebnisbereich besonders ins<br />

Auge. Das lag auch daran, dass Kaderläufer<br />

pandemiebedingt zwar ebenfalls Trainingseinschränkungen<br />

in Kauf nehmen mussten, dies jedoch<br />

in geringerem Ausmaß. Insgesamt waren<br />

heuer weniger Teilnehmer am Start.<br />

Bei den Herren gab es diesmal nur drei Starter<br />

und mit Alexander Charnagalov (113,64 Punkte)<br />

setzte sich auch hier der Sieger deutlich von der<br />

Konkurrenz ab. In der tänzerischen Kür (Tangound<br />

Rumba-Rhythmen) zeigte er 3T-2T, 3S und<br />

zwei 2A und auch läuferisch präsentierte er sich<br />

am stärksten. Silber ging an Patrick Huber<br />

(83,95 Punkte), der mit seiner Schwester auch<br />

im Eistanzen am Start war. In der Einzelkonkurrenz<br />

fehlte es für einen Kampf um Gold an technischen<br />

Schwierigkeiten und einige der Doppelsprünge<br />

waren nicht ganz rückwärts gelandet.<br />

Insbesondere fällt auf, dass er mit einer starken<br />

Hohlkreuzhaltung läuft, vielleicht weil er sonst<br />

gewohnt ist, mit einer Partnerin am Eis zu stehen.<br />

Dritter wurde Nuwan David Rondon (77,75<br />

Punkte). Nur diese drei Läufer waren am Start.<br />

Im Eistanzen gewannen Corinna Huber/<br />

Patrik Huber (115,96 Punkte). Die Twizzles<br />

klappten nicht ganz so souverän, wie sie<br />

es gerne gehabt hätten, aber insgesamt<br />

zeigten sie eine schöne Kür zu „Romeo<br />

und Julia“, auch wenn es zu Beginn ihres<br />

Programmes Probleme mit der Musik gab.<br />

Die Vorjahresmeister Marina Philippova/Vadym<br />

Kravtsov hatten sich getrennt.<br />

Spannendes Duell<br />

Maierhofer gegen Zandron<br />

Höhepunkt in der Meisterklasse der Herren war<br />

das Duell um den Titel zwischen Luc Maierhofer<br />

und Maurizio Zandron. Maierhofer ging mit einem<br />

klaren Nachteil an den Start: kein 3A. Das<br />

KP lief er mit 2A, 3F-3T und 3L fehlerfrei, während<br />

Zandron zum „Earth Song“ beim 3A aus<br />

dem Auslauf aussteigen musste. Leider war<br />

auch in Linz der so typische Vorgang zu beobachten,<br />

dass der technisch stärkere Läufer auch<br />

einen Bonus in den Komponenten erhält. Daher<br />

betrug der Vorsprung von Zandron nach dem KP<br />

zwar knapp vier Punkte, dieses aber auch dank<br />

höherer Komponenten. Sehr schade – denn beide<br />

Läufer sind sehr ausdrucksstark, elegant und<br />

musikalisch auf dem Eis unterwegs und man<br />

hätte das auch bei den Komponenten besser<br />

berücksichtigen können. In der Kür vergab Maierhofer<br />

seine Chancen auf den Sieg, die er mit<br />

schwächerer technischer Basis nur mit fehlerfreiem<br />

Programm hätten wahren können. Doch<br />

der zweite Lutz in der Kombi war doppelt und<br />

ein weiterer Dreifacher nicht ganz rotiert. Somit<br />

blieb nur Silber mit 202,60 Punkten. Zandron<br />

(216,26 Punkte) landete in der Kür zu Alice im<br />

Wunderland zu Beginn 3A-2T, war dann aber<br />

auch nicht ganz fehlerfrei und vergab Punkte<br />

bei weiteren Kombis. Insgesamt präsentierte er<br />

sich aber stärker und gewann<br />

verdient. Albert Mück<br />

(124,12 Punkte) wurde<br />

Dritter dank des Vorsprunges,<br />

den er sich<br />

bereits im KP gesichert<br />

hatte, obwohl in der<br />

Kür vieles schief ging.


11<br />

Platz vier belegte Valentin Eisenbauer (119,19<br />

Punkte) vor Manuel Drechsler (116,50 Punkte).<br />

Bei den Damen setzte sich Olga Mikutina<br />

(169,10 Punkte) im Kampf um den Titel in dominanter<br />

Weise durch. Hauptkonkurrentin Stefanie<br />

Pesendorfer war verletzungsbedingt nicht<br />

am Start. Bereits nach dem KP lag Mikutina<br />

trotz Fehler bei der 3F-3T-Kombi deutlich in<br />

Führung. Vor allem in der Kür zu Musik von Ludovico<br />

Einaudi war der Niveauunterschied zur<br />

Konkurrenz extrem deutlich, auch wenn einige<br />

der fünf Dreifachsprünge nicht ganz so sicher<br />

schienen wie im Vorjahr. Dafür hat sich Mikutina<br />

in der Artistik stark verbessert. Sie ist im<br />

Ausdruck gereift und läuft mit mehr Intensität<br />

und Leidenschaft. Sophia Schaller (139,88<br />

Punkte) lag schon nach dem KP auf Rang zwei<br />

und begann die Kür stark mit zwei guten Kombis.<br />

Doch dann häuften sich Fehler und am<br />

Schluss war ihr die Enttäuschung auch anzumerken.<br />

Denn nach der sehr guten Leistung im<br />

Vorjahr hatte sie bestimmt geplant, um den Titel<br />

mitzukämpfen. Dritte wurde Anita Kapferer<br />

(116,22 Punkte), auf dem vierten und letzten<br />

Platz landete Emilie Grosch (96,80 Punkte).<br />

Miriam Ziegler und Severin Kiefer gewannen in<br />

Linz ihren bereits sechsten Meistertitel im Paarlauf.<br />

Sie waren die einzigen Teilnehmer, da<br />

Chloe Choinard/Livio Mayr, die in Kanada trainieren,<br />

aufgrund der Corona-bedingten Reisebeschränkungen<br />

nicht anreisen konnten. Im KP<br />

zeigten Ziegler/Kiefer mehr als deutlich, warum<br />

sie auch international zu den Spitzenpaaren gehören.<br />

Hier gelang ihnen ein traumwandlerisch<br />

schönes Programm („All I Want“), in dem vom 3T<br />

bis zum Wurfflip jedes Element perfekt klappte.<br />

In der Kür („Another Love“) machten sie jedoch<br />

mehrere Fehler, stürzten beim 3S und<br />

beim Wurfsalchow. Sollte die WM im<br />

März stattfinden, bleibt den Beiden aber<br />

noch genug Zeit, an der Kür zu arbeiten.<br />

Alexander Charnagalov<br />

Österreichische Meisterschaften<br />

Luc Maierhofer<br />

(mit falscher<br />

Urkunde)<br />

Abschließend ist zu sagen, dass es allen<br />

Schwierigkeiten zum Trotz besondere Staatsmeisterschaften<br />

waren. Dafür ist Organisatoren,<br />

Verband und Funktionären großer Dank auszusprechen,<br />

aber vor allem Sportlern und Trainern,<br />

die unter den erschwerten Umständen weiter<br />

daran arbeiten, gute Leistungen zu bringen. <br />

<br />

Katrin Flaschka<br />

Patrick Huber<br />

Olga Mikutina und<br />

Maurizio Zandron mit<br />

ihren Trainerinnen<br />

Claudia Houdek (links)<br />

und Elena Romanova<br />

(rechts)<br />

Miriam Ziegler<br />

und Severin Kiefer


12<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Berlin und Oberstdorf verursachen<br />

Deutsche Rumpf-Meisterschaften<br />

In Dortmund dabei: Klaus-Reinhold Kany<br />

Die Deutschen Meisterschaften <strong>2021</strong> standen unter keinem guten Stern. Zuerst<br />

wurden sie von Hamburg nach Dortmund verlegt, weil sich dort mehr Menschen<br />

gleichzeitig in der Halle aufhalten durften und die DEU bereits ein fertiges Hygienekonzept<br />

hatte, das sich bei der NRW Autumn Trophy bewährt hatte. Preisrichter Jörn<br />

Lucas schrieb zum Beispiel nach der Deutschen, er habe sich absolut sicher und aufgehoben<br />

gefühlt. Als nächstes stellte sich heraus, dass kaum ein Oberstdorfer kommen<br />

durfte, weil fast alle entweder mit dem Virus infiziert oder in Quarantäne waren<br />

und nicht trainieren konnten (siehe Eistanz).<br />

»<br />

Landesobmann Dirk-Carsten von<br />

Loesch (Auszüge)<br />

Die DEU fragte zuvor die Kaderläufer,<br />

ob sie sich auf die Meisterschaften vorbereiten<br />

konnten. Nachdem die EM abgesagt<br />

wurde, wäre nicht unbedingt<br />

eine Qualifikation zum jetzigen Zeitpunkt<br />

erforderlich und man hätte das<br />

Event im Februar noch nachholen können.<br />

Aber es war und ist nicht zu erwarten,<br />

dass die Situation im Februar<br />

besser wird. Am Wochenende vor den<br />

Deutschen Meisterschaften fand sogar<br />

in Dortmund noch eine Sichtung statt,<br />

an der auch Berliner Läufer teilnahmen.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war schon bekannt,<br />

dass Deutschland am folgenden<br />

Mittwoch in einen zweiten Lockdown<br />

gehen würde. Daraufhin schloss die<br />

DEU nicht mehr kündbare Verträge zum<br />

Beispiel mit der Livestream-Firma und<br />

dem offiziellen Hotel in Eishallennähe<br />

ab. Die Offiziellen der DEU reisten an<br />

und bereiteten alles vor, es entstanden<br />

schon Kosten von etwa 20.000 Euro.<br />

Besondere Situationen erfordern eben<br />

besondere Maßnahmen.<br />

Am Abend vor dem Anreisetag beschloss<br />

der Berliner Verband, seine Läufer (darunter<br />

mehrere Nachwuchstanzpaare)<br />

von der Teilnahme wieder abzumelden<br />

und ihnen damit nicht zu erlauben,<br />

nach Dortmund zu fahren. Gefragt wurden<br />

sie nicht, auch der Nachwuchs-<br />

Tanzbundestrainer nicht. Man wollte sie<br />

nicht selbst entscheiden lassen, auch<br />

wenn sie gegen unterschriebene Athletenvereinbarungen<br />

oder gegen Bundeswehrbefehle<br />

verstoßen. Dass die Läufer<br />

der anderen Bundesländer anreisten,<br />

spielte auch keine Rolle, auch nicht die<br />

schon entstandenen Kosten, denn die<br />

musste ja Berlin nicht bezahlen.<br />

„Auf Grund der aktuellen sehr schwierigen<br />

Situation sowie dem ab Morgen geltenden<br />

bundesweiten Lockdown hat derBerliner Eissport-Verband<br />

e.V. (…) in enger Abstimmung<br />

mit den Berliner Eiskunstlaufvereinen beschlossen,<br />

die komplette Meldung des Berliner<br />

Eissport-Verband zur Deutschen Meisterschaft<br />

<strong>2021</strong> vollständig zurückzuziehen und<br />

keine SportlerInnen sowie keine Offiziellen<br />

nach Dortmund zu entsenden. Wir entziehen<br />

«<br />

allen Berliner SportlerInnen das Startrecht<br />

(…). Wir bedauern sehr diese Entscheidung<br />

treffen zu müssen, aber die uns obliegende<br />

Fürsorgepflicht für unsere SportlerInnen, ihre<br />

TrainerInnen, unsere Offiziellen und unsere<br />

gesamtgesellschaftliche Verantwortung haben<br />

uns keine andere Wahl gelassen als so<br />

zu entscheiden.“<br />

Damen | Meisterklasse<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Aya Hatakawa Bayern 2 1 162.87<br />

2 Nathalie Weinzierl Ba.-Wü . 1 2 159.73<br />

3 Dora Hus Ba.-Wü . 3 3 149.39<br />

4 Elisabeth Jäger Bayern 4 4 98.11<br />

– Nargiz Süleymanova NRW 5 – –<br />

Herren | Meisterklasse<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Denis Gurdzhi NRW 1 1 180.81<br />

2 Louis Weissert NRW 2 2 177.43<br />

3 Fabian Piontek Bayern 3 3 148.87<br />

Eistanz | Meisterklasse<br />

Land RT Kür Pkt<br />

1 Katharina Müller / Tim Dieck<br />

NRW 1 1 192.10<br />

Eistanz | Intermediate<br />

Land PT1 PT2 Kür Pkt<br />

1 Savenna Pache / Jonathan Hörmann<br />

Bayern 1 1 1 56.49<br />

»<br />

Die DEU nahm dazu Stellung<br />

(Auszüge)<br />

„Keine aktuelle Rechtsverordnung untersagt<br />

die Durchführung der Deutschen Eiskunstlauf-Meisterschaften,<br />

die von der Gesundheitsbehörde<br />

in Dortmund genehmigt wurde.<br />

Es gibt ein bereits bei der NRW Autumn Trophy<br />

erfolgreich erprobtes Sicherheits- und<br />

Hygienekonzept für das Eissportzentrum und<br />

das Hotel. Die Anreise der Teilnehmer kann<br />

im Kfz erfolgen. Fällt die Wahl auf öffentliche<br />

Verkehrsmittel, so sind dort wegen des<br />

Lockdowns wenige Fahrgäste zu erwarten.<br />

Nach unserer internen Umfrage haben sich<br />

mehr als 30 Sportler gezielt auf die Deutsche<br />

Meisterschaft vorbereitet und wollen starten.<br />

Acht davon kommen aus Berlin. Die pauschale<br />

Abmeldung des LEV Berlin, insbesondere<br />

ohne Rücksprache mit den betroffenen<br />

Sportler*innen und Trainer*innen, hat sich als<br />

fragwürdig erwiesen. Sie verstößt in mehreren<br />

Punkten gegen das Regelwerk und gegen<br />

Persönlichkeitsrechte. Eine Verschiebung der<br />

Deutschen Meisterschaften auf Ende Februar<br />

ist sportlich sinnvoll, kann aber finanziell<br />

nicht gestemmt werden.<br />

Wir halten es für richtig und wichtig, sich<br />

trotz der Pandemie einen Rest an <strong>No</strong>rmalität<br />

zu bewahren. Bei allem gebotenen Realitätssinn<br />

kann etwas Zuversicht in schwierigen<br />

Zeiten nicht schaden. Zur Austragung der<br />

NRW-Autumn Trophy gab es zahlreiche<br />

Rückmeldungen, die hervorhoben, wieviel<br />

Freude der Wettbewerb den Sportler*innen<br />

gemacht hat. Dies wurde auch international<br />

anerkannt, wie Alexander Lakernik,<br />

«<br />

Vizepräsident<br />

der ISU, in einem Interview (…) sehr<br />

deutlich zum Ausdruck brachte. Natürlich<br />

bedauern wir sehr, dass Titelanwärter*innen<br />

und andere Spitzensportler*innen durch eine<br />

Quarantäne an der DM nicht teilnehmen<br />

können. Dass insofern das Ergebnis der Meisterschaft<br />

relativiert werden muss, ist selbstverständlich.“<br />

Eistanz | Junioren<br />

Land RT Kür Pkt<br />

1 Anne-Marie Wolf / Max Liebers<br />

Sachsen 1 1 136.18<br />

2 Lilia Charlene Schubert / Kieren Wagner<br />

Sachsen 2 2 113.65<br />

Paare | Junioren<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Letizia Roscher / Luis Schuster<br />

Sachsen 1 1 126.98


Müller/Dieck nahe an Weltklasse<br />

Die einzigen Teilnehmer, die sich international<br />

hervorragend sehen lassen können, hoffentlich<br />

auch bei der WM im März, waren Katharina<br />

Müller und Tim Dieck. Im Vergleich zur NRW<br />

Autumn Trophy drei Wochen zuvor hatte ihr<br />

Lauffluss noch einmal deutlich an Dynamik gewonnen.<br />

Natürlich konnten sie ohne Konkurrenten<br />

befreit und ohne großen Stress auftreten,<br />

aber sie haben eben auch auf sich geachtet<br />

und in Oberstdorf und Dortmund professionell<br />

trainiert. Auch technisch liefen sie erstklassig.<br />

Im Rhythmustanz zu „Stepping Out<br />

With My Baby“ von Tony Bennett und „Puttin’on<br />

the Ritz“ von Irving Berlin erhielten die<br />

perfekt synchronen Twizzles +3 und +4,<br />

da hätte man auch eine +5 geben<br />

können. Auch die vier anderen<br />

Elemente gelangen sehr<br />

gut. Die Komponenten<br />

von durchschnittlich 8,1<br />

waren ebenfalls nicht national<br />

überhöht. Erstmals erhielten sie sogar<br />

eine 9,0 (für die Zusammenstellung).<br />

Auch in der Kür, die sie im Herbst bei Martin<br />

Skotnicky nochmals aktualisiert haben (sie<br />

spielen Coco Chanel und Karl Lagerfeld)<br />

unterlief ihnen außer einer winzigen Unsicherheit<br />

von Müller bei den Twizzles keine<br />

Fehler. Elementebewertungen von +3 dominierten<br />

und die Komponenten gingen sogar<br />

bis auf durchschnittlich 8,4.<br />

13<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Ihre Konkurrenten Jennifer Janse van Rensburg<br />

und Benjamin Steffan konnten nicht kommen,<br />

weil sie sich ebenso wie die beiden anderen<br />

Oberstdorfer Tanzpaare und Trainer Rostislav<br />

Sinicyn vermutlich auf der Reise nach Budapest<br />

mit dem Coronavirus infiziert hatten. Dort gab<br />

es kein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept.<br />

Fragwürdig und schon vorher von den beiden<br />

Sportdirektoren nicht gerne gesehen war ihr<br />

dortiger Start beim Nikolaus Cup, denn die DEU<br />

hatte gleichzeitig besonders für alle deutschen<br />

Läufer die NRW Autumn Trophy ins Leben gerufen<br />

und führte sie erfolgreich durch (keine<br />

einzige Ansteckung wurde bekannt). Aber die<br />

Oberstdorfer wollten nicht in der Heimatstadt<br />

ihrer Konkurrenten laufen und bestanden auf<br />

einem Start beim Nikolaus-Cup (siehe Dezember-<strong>Pirouette</strong>).<br />

Als der Bundestrainer nach der<br />

Rückkehr von der Infizierung der Tanzpaare und<br />

von Sinicyn erfuhr, soll er sehr geknickt gewesen<br />

sein und musste sich ebenfalls in Quarantäne<br />

begeben, blieb aber negativ. Janse von<br />

Rensburg alarmierte in ihrer Funktion als Aktivensprecherin<br />

den DOSB und bat ihn, die DEU<br />

zu einer Absage oder Verschiebung der Deutschen<br />

Meisterschaft zu bringen. Aber dieses<br />

Manöver war ziemlich durchsichtig. Zweieinhalb<br />

Wochen nach ihrer Rückkehr posteten<br />

Janse van Rensburg und Steffan, dass sie wieder<br />

fit seien und sich – wie so viele junge Infizierte<br />

- zumindest keine zu diesem Zeitpunkt<br />

sichtbare schwerere Erkrankung zugezogen haben.<br />

Wenigstens das ist erfreulich. Rostislav Sinicyn<br />

musste dagegen für einen Tag zur Sauerstofftherapie<br />

ins Krankenhaus und konnte zumindest<br />

bis Ende Dezember nicht arbeiten.<br />

Katharina Müller und Tim Dieck<br />

Foto: Hella Höppner


14<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Auch Sinicyns zweites Paar Lara Luft und Maximilian<br />

Pfisterer (er hatte kein Corona, aber<br />

Grippe) war krank und konnte nicht nach Dortmund,<br />

ebenso wenig sein Nachwuchspaar Darya<br />

Grimm und Michail Savitsky. Vorsichtshalber<br />

für zwei Wochen in Quarantäne mussten<br />

weitere Oberstdorfer wie Nicole Schott und<br />

Kristina Isaev, die nicht trainieren konnten und<br />

daher in Dortmund fehlten. Aljona Savchenko<br />

und Karel Fajfr hatten sich ebenfalls angesteckt,<br />

aber es ist immer schwierig mit Sicherheit<br />

nachzuverfolgen, wer sich bei wem angesteckt<br />

hat. Denn auch Oberstdorfer Eismeister<br />

und Mitarbeiter des Sportamtes waren infiziert,<br />

zum Teil auch schon vor der Reise der Eistänzer<br />

nach Budapest.<br />

Hatakawa Deutsche Meisterin<br />

Ohne Nicole Schott war Nathalie Weinzierl Favoritin<br />

in der Damenkonkurrenz. Das dynamische<br />

KP zu Christina Aguileras Lied „Lady Marmalade“<br />

glückte auch halbwegs: eine 3T-3T-<br />

Kombination knapp, fünf weitere Elemente gut,<br />

Dora Hus<br />

aber beim 3L musste sie zu Boden.<br />

Danach sagte sie im Interview mit<br />

Sportdeutschland TV, sie freue<br />

sich, dass sie überhaupt<br />

Wettbewerbe laufen<br />

kann, und wolle vor allem<br />

Spaß haben. Aber der Spaß verging<br />

ihr in der Kür, denn nach dem 2A<br />

wurde die erste Kombination statt 3L-2T nur<br />

2L-1T, der Rittberger nur doppelt und sie<br />

stürzte nach gutem ersten 3T beim zweiten 3T.<br />

Der 3L und eine 3S-2S-Folge in der zweiten<br />

Hälfte sowie überzeugende weitere Elemente<br />

reichten nicht mehr, um den Vorsprung von<br />

knapp drei Punkten aus dem KP zu halten.<br />

Neue Meisterin wurde die elegante Aya Hatakawa,<br />

die in Oberstdorf bei dem Team Florian<br />

Just, Niko Ulanovsky und Aljona Savchenko<br />

trainiert, von der sie auch Kostüme trägt. Im<br />

KP zu „Organ Donor“ von DJ Shadow<br />

gelang eine 3L-2T-Kombination<br />

und fünf weitere Elemente,<br />

aber beim leicht unterdrehten<br />

3F (q) stieg sie um und touchierte<br />

mit der Hand. In der<br />

stilvollen Muse-Kür waren<br />

3L-2T und 3S-2T sauber,<br />

vier andere Dreifache allerdings<br />

leicht unterdreht.<br />

Beim 3R stürzte auch sie. Sie<br />

ist die erste DEU-Läuferin, die<br />

mit Benoit Richaud arbeitete:<br />

Für das KP war sie im Sommer<br />

mal in Egna und die Muse-Kür hat<br />

er online mit ihr gestaltet – und prompt<br />

gewann sie gleich einen Titel. Im Interview<br />

mit SportDeutschland TV sagte, sie arbeite<br />

auch am 3A und Savchenko sei schon immer<br />

ihr Vorbild gewesen.<br />

Die Mannheimerin Dora Hus scheint gut aus<br />

schwierigen Pubertätsjahren gekommen zu<br />

sein. Sie trainiert jetzt bei Adrian Schager und<br />

Nathalie Weinzierl<br />

Aya Hatakawa


präsentierte ein fehlerfreies KP mit 3F-2T und<br />

3L. Zu Beginn der Kür klappten immerhin vier<br />

Dreifache, aber später musste auch sie beim<br />

zweiten 3T zu Boden. Elisabeth Jäger aus München<br />

hat dagegen kein echtes Meisterklasse-Niveau.<br />

Nargiz Süleymanova ging trotz noch akuter<br />

Fußverletzungan den Start. Im KP riss sie sowohl<br />

den 3F als auch den 3L auf und gab später<br />

auf, diesmal auch offiziell abgemeldet. Im Facebook<br />

schrieb sie: „Nach einer Fußverletzung vor<br />

der Autumn Trophy und der anschließenden<br />

starken Erkältung konnte ich mehrere Wochen<br />

nicht trainieren. Aus Respekt vor dem Sport und<br />

weil ich das, was ich mache, liebe, wollte ich es<br />

trotzdem beim Kurzprogramm versuchen. Leider<br />

musste ich feststellen, dass ich immer noch<br />

nicht fit bin. Ich werde die kommende Zeit dafür<br />

nutzen, um vollständig gesund zu werden,<br />

damit ich noch stärker wieder zurückkomme.“<br />

Lea Johanna Dastich fehlte, weil sie nach ihrer<br />

langen Verletzungspause noch immer nicht in<br />

Form war, ebenso einige andere.<br />

Neuer Herrenmeister wurde in Abwesenheit der<br />

Berliner und des immer noch fußverletzten Jonathan<br />

Heß der Dortmunder Junior Denis Gurdzhi.<br />

Im KP glückten dem Schüler von Julia Gnilozoubova<br />

eine vorzügliche 3R-3T-Kombination,<br />

ein ebenso überzeugender 3S und gute <strong>Pirouette</strong>n,<br />

aber am Ende der Schrittfolge stürzte er<br />

kurz. Hier konnte er auch mit stilvollem Laufen<br />

zu „Caruso“ von Lara Fabian punkten. Aber in<br />

der Kür wirkte er etwas gehemmter und die<br />

Komponenten gingen hinunter, womöglich weil<br />

er um einen unerwarteten Deutschen Meistertitel<br />

kämpfte. Nach verstolpertem 2L glückten<br />

eine 3R-3S-Folge, eine etwas mickrige 3T-2T-,<br />

eine 3S-2T-Kombination und zwei 2A. Das ist<br />

für einen Deutschen Meister technisch viel zu<br />

wenig, aber bei 3L und 3F würden seine Bänder<br />

wieder reißen, sagt er immer wieder. Er ist also<br />

ein weiterer Läufer, der aus medizinischen<br />

Gründen nicht weiterkommt.<br />

Louis Weissert, Schüler von Martina Dieck, präsentierte<br />

im KP zu „Still Loving You“ von den<br />

Scorpions aus Hannover eine knappe 3T-3T-<br />

Kombination, einen unsicheren 3L und fünf<br />

solide andere Elemente. Die Kür zu „Blues for<br />

Klook“ von Eddy Louiss begann er mit knappem<br />

3L, Sturz beim 3R und umgestiegener 3S bei der<br />

3T-3S-Folge. Später gelangen<br />

noch ein 3T und fünf<br />

Doppelsprünge,<br />

aber international<br />

ist das nicht<br />

konkurrenzfähig.<br />

Fabian Piontek war<br />

noch nie im DEU-Kader, aber in Augsburg aufgewachsene<br />

Läufer trainiert trotz augenblicklichem<br />

Universitätsexamen in Medizin an der Uni<br />

Köln weiterhin bei Ibolya Rospert in Düsseldorf,<br />

wenn es seine Zeit erlaubt. In beiden Programmen<br />

zeigte er wieder sein Markenzeichen, eine<br />

Biellmann-<strong>Pirouette</strong>. 3T-2T und 3S beherrscht<br />

er, aber den 3F versuchte er jeweils vergeblich.<br />

Er freute sich über die erste Medaille bei einer<br />

Deutschen Meisterschaft, bleibt aber realistisch<br />

über seine tatsächliche Leistungsstärke.<br />

15<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Eine Paarlaufkonkurrenz hätte<br />

auch dann nicht stattgefunden,<br />

wenn den Berliner Läufern<br />

und Trainern das<br />

Startrecht nicht entzogen<br />

worden wäre. Denn Minerva<br />

Hase und <strong>No</strong>lan<br />

Seegert hatten in Oberstdorf<br />

mit Rostislav Sinicyn<br />

nach dessen Rückkehr aus<br />

Budapest gearbeitet, mussten<br />

daher nach ihrer Rückkehr in Berlin<br />

in Quarantäne und konnten fast<br />

zwei Wochen lang nicht trainieren. Annika<br />

Hocke litt an einer Ohrenentzündung<br />

mit Gleichgewichtsstörung und fiel ebenfalls<br />

aus. Es fällt immer wieder auf, wie oft deutsche<br />

Läufer aus gesundheitlichen Gründen gehandicapt<br />

sind. Kurz nach der NRW Trophy waren die<br />

beiden DEU Sportdirektoren und Geschäftsführer<br />

Alexander Wetzel in Berlin, um in einem Krisengespräch<br />

mit den Bundestrainern zu beraten,<br />

wie man den Paarlauf verbessern kann.<br />

Denn dort arbeiten zwei Paarlauf-Bundestrainer,<br />

aber sie haben kein einziges interessantes<br />

Juniorenpaar, denn alle haben sich nach verschiedenen<br />

Partnertausch-Experimenten<br />

wieder getrennt.<br />

Denis Gurdzhi<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Louis Weissert


16<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Junioren- und<br />

Nachwuchswettbewerbe<br />

In Abwesenheit von Berliner Duos wurden die<br />

Chemnitzer Letizia Roscher und Luis Schuster<br />

Juniorenmeister im Alleingang. Dortmund war<br />

ihr erster Wettbewerb nach zehn Monaten Pause<br />

wegen geschlossener Hallen und langwieriger<br />

Rückenproblemen von Schuster. Im KP zu „Shut<br />

it Down“ von Progressive State ging ihr 2A daneben,<br />

während Schuster den Sprung solide gelernt<br />

hat, außerdem stürzte sie beim ohnehin<br />

nur doppelten Wurfrittberger. Die anderen Elemente<br />

waren solide, der Twist zwar nur doppelt,<br />

aber elegant gelandet. Auch in der Kür probierten<br />

sie noch kein Element wieder dreifach, auch<br />

Twist, Salchow, Wurfsalchow und Wurfrittberger<br />

nicht. In der Sprungkombination war der 2A von<br />

beiden solide, aber der folgende 2T nicht.<br />

Keine Überraschung war, dass Anne-Marie Wolf<br />

und Max Liebers aus Chemnitz, in der vergangenen<br />

Saison sehr überzeugend, überlegene Juniorensieger<br />

im Eistanzen wurden. Ihnen sind in<br />

dieser Saison zwei Junioren Grand Prix und womöglich<br />

auch die Teilnahme an der Junioren-<br />

WM entgangen. Ihr Markenzeichen im Rhythmustanz<br />

zu „Hello Dolly“ von Betty Midler und<br />

„Puttin‘ on the Ritz“ ist eine Rotationshebung,<br />

bei der Liebers seine Partnerin während der Drehungen<br />

mehrmals fast in Schulterhöhe und<br />

dann wieder in Kniehöhe auf und ab hebt. Das<br />

sieht man sehr selten und wurde mit Level 4<br />

und +3 für die Ausführung belohnt. Bei den<br />

Letizia Roscher und Luis Schuster<br />

Twizzles wackelte Liebers etwas, alles andere<br />

gelang gut. In der Kür zu „<strong>No</strong> Time to Die“ von<br />

Billie Eilish war die Twizzle-Sequenz etwas disharmonisch,<br />

die anderen Elemente glückten gut.<br />

Lilia Charlene Schubert und Kieren Wagner wackelten<br />

im Rhythmustanz zu „All That Jazz“ aus<br />

dem Musical Chicago bei den Twizzles und<br />

Schubert wäre bei diesem Element in der Kür<br />

beinahe gestürzt. Alle andere war solide, aber<br />

nicht herausragend. <strong>No</strong>ch nicht wieder fit für<br />

die Meisterschaft waren Victoria Lopusova und<br />

Asaf Kazimov aus Dortmund, denn nach seiner<br />

Savenna Pache und Jonathan Hörmann<br />

Corona-Infektion im <strong>No</strong>vember musste das Paar<br />

einige Wochen lang pausieren und hatte gerade<br />

erst wieder mit dem Training begonnen.<br />

Die einzigen Intermediate Eistänzer, früher Neulinge<br />

genannt, waren die Münchner Savenna Pache<br />

und Jonathan Hörmann, die im zweiten Jahr<br />

zusammenlaufen. Sie liefen die Pflicht tänze Foxtrot<br />

und Europäischer Walzer zu selbstgewählten<br />

Stücken und die Kür zu „Get it On“ von Vanilla<br />

Ice. Auch bei ihnen war die Twizzle-Sequenz<br />

einziges nicht korrektes Element. •••<br />

Lilia Charlene Schubert und Kieren Wagner<br />

Anne-Marie Wolf und Max Liebers, Fotos: Hella Höppner


Französische Ersatz-<br />

Meisterschaften<br />

in Cergy-Pontoise<br />

Die französischen Meisterschaften wurden zuerst von Cergy-Pontoise<br />

im Großraum Pairs nach Vaujany verlegt und im <strong>No</strong>vember ganz<br />

abgesagt. Aber die wegen des strengen Lockdowns stark gesunkenen<br />

Infek tionszahlen im <strong>No</strong>vember erlaubten eine Lockerung Mitte Dezember.<br />

Daher durfte der Verband am letzten Wochenende vor Weihnachten zwar keine<br />

Meister schaft mit Zuschauern, aber immerhin einen echten Wettbewerb vieler<br />

Kader läufer und mit kompletter Jury veranstalten, den man Challenge nannte.<br />

17<br />

Französische Ersatz-Meisterschaften<br />

Zugelassen waren auch drei schreibende Journalisten<br />

und zwei Fotografen, allerdings keine Interviews<br />

und Fernsehübertragungen. Seltsamerweise<br />

gab es auch keine veröffentlichten Platzierungen<br />

oder detaillierte Ergebnisse. Man ging<br />

wieder in die nur wenige Jahre alte, sehr schöne<br />

Halle von Cergy-Pontoise namens ArènIce, die<br />

von Paris aus mit der RER-Bahn (entspricht der<br />

S-Bahn in Deutschland) In Richtung <strong>No</strong>rdwesten<br />

erreichbar ist. Hier sollten die Meisterschaften<br />

ursprünglich stattfinden. Synchronlaufen und<br />

Eisballett, eine in Frankreich eigene Sportart,<br />

konnten allerdings wegen der Nähe von Sportlergruppen<br />

zueinander nicht stattfinden.<br />

Das Herren-KP der Meisterklasse gewann Amodio-Schüler<br />

Romain Ponsart, der sich zu „Fix You“<br />

von Coldplay in starker Form zeigte und 4T-3T, 3A<br />

und 3L fast fehlerfrei zeigte und dafür 86 Punkte<br />

erhielt. Zu Beginn der Kür mit etwas wenigen<br />

Übergangsschritten zu Elvis Presley-Rocksongs<br />

glückten je ein 4T und 3A erneut, aber später<br />

gingen der zweite 3A und beide 3L daneben. Er<br />

erhielt insgesamt 228 Punkte. Gesamtsieger mit<br />

255 Zählern wurde Kevin Aymoz, der wie schon<br />

zuvor in diesem Herbst das KP zu indianischer<br />

Musik verpatzte. Diesmal musste er in der Kombination<br />

4T-3T einen Zwischenschritt einlegen und<br />

stürzte beim Versuch des immerhin versuchten<br />

4S. Auch der 3A war misslungen. In der wieder<br />

hervorgekramten Kür zu „Lighthouse“ von Patrick<br />

Watson konnte er zwei 4T und zwei 3A stehen,<br />

auch weitere Dreifache. Die Schrittfolgen waren<br />

wieder herausragend, ein einziger Fehler trübte<br />

den sehr guten Gesamteindruck kaum. Dritter im<br />

Bunde mit 222 Punkten war Adam Siao Him Fa,<br />

der im KP zur Filmmusik „Krieg der Sterne“ lief.<br />

3L-3T und 3A brachten Pluspunkte, aber der geplante<br />

4S wurde nur doppelt und die <strong>Pirouette</strong>n<br />

hatten wenig Dynamik. In der Kür zu „Leave a<br />

Light On“ von Tom Wilker war der 4T leicht umgestiegen,<br />

der 4S gestürzt, alles andere aber gelungen.<br />

Adrien Tesson (ebenso wie Laurine Lecavelier)<br />

durften nicht trainieren, weil sie nicht im<br />

Nationalkader sind, und daher auch nicht starten.<br />

Im Eistanzen waren Gabriella Papadakis und<br />

Guillaume Cizeron wie erwartet nicht aus Kanada<br />

gekommen, denn sie wollen nur bei der WM<br />

starten, wenn überhaupt.<br />

Tanzsieger mit 189 Punkten wurden Adelina<br />

Galyavieva und Louis Thauron, die wie Katharina<br />

Müller und Tim Dieck seit März 2020 nicht<br />

nach Russland zu ihrer Haupttrainerin Angelika<br />

Krylova können und zurzeit bei Barbara Fusar<br />

Poli in Mailand trainieren. Im Rhythmustanz liefen<br />

sie mit viel Betonung auf dem Oberkörper<br />

zu Mamma Mia von Abba. In der Kür zu „Das<br />

Parfüm“ und am Schluss einem Orgelstück von<br />

César Franck glänzten sie mit vielen Emotionen.<br />

Auf Rang zwei mit 182 Punkten kamen Evgeniia<br />

Lopareva und Geoffrey Brissaud, die im kleineren<br />

der beiden Vereine in Lyon bei Roxane Pétetin<br />

und Fabian Bourzat trainieren. Der Rhythmustanz<br />

zu „Too Darn Hot“ von Cole Porter<br />

klappte ebenso wie die aus der Vorsaison beibehaltene<br />

Kür mit vielen Ballett-Posen zum „Adagio<br />

For Tron“ aus dem Film Tron – Legacy.<br />

Dritte mit 171 Punkten wurde das Ehepaar Marie-Jade<br />

Lauriault und Romain Le Gac, die aus<br />

Montreal gekommen waren, weil sie Weihnachten<br />

bei Le Gacs Familie in Frankreich verbringen<br />

wollten. Lauriault hat als Kanadierin<br />

keine Probleme, wieder nach Kanada einzureisen,<br />

und Le Gac als Ehepartner ebenfalls nicht.<br />

Die zweiwöchige Quarantäne bei der Wiedereinreise<br />

im <strong>Januar</strong> nehmen sie in Kauf, nachdem<br />

die EM ausfällt. Trainer Romain Haguenauer<br />

und sein Ehepartner Jamal Othman waren<br />

mitgekommen und besuchten anschließend<br />

ebenfalls ihre Familien in Lyon und Luzern.<br />

Erstmals zeigten Lauriault/Le Gac ihren neuen<br />

Rhythmustanz zu „When you‘re Too Good to<br />

Mama“ von Queen Latifah/Taye Diggs und „Roxie“<br />

von Renée Zellwegger. Allerdings machte<br />

Lauriault bei den Twizzles und einer Schrittfolge<br />

kleinere Fehler. Die neue Kür zu vier verschiedenen<br />

unbekannten Musikstücken gelang<br />

ebenfalls, aber ihre Komponenten waren niedriger<br />

als die der beiden besten Juniorenpaare, die<br />

in der kommenden Saison Konkurrenten werden.<br />

Auf Rang vier mit 156 Zählern kamen Julia<br />

Wagret und Pierre Souquet-Basiège aus<br />

Lyon mit 156 Punkten, die kürzlich mit John<br />

Kerr in Florida gearbeitet hatten. Im Rhythmustanz<br />

zu „Singin‘ in the Rain“ waren die Kanten<br />

etwas wenig ausgeprägt, aber insgesamt liefen<br />

sie bei etwas farblosem Ausdruck technisch<br />

überzeugend, auch in der Tango-Kür.<br />

Adelina Galyavieva<br />

und Louis Thauron<br />

Foto: Höppner<br />

Sämtliche sechs Junioren-Tanzpaare kommen<br />

aus der Schule von Karine Arribert in Villard de<br />

Lans (siehe September-<strong>Pirouette</strong> 2020, Seite 19),<br />

mindestens drei werden im Frühjahr aufsteigen<br />

und drängen nach vorne. Die besten sind Loicia<br />

Demougeot und Théo Le Mercier, in der vergangenen<br />

Saison Fünfte des Juniorenfinales und<br />

Sechste der Junioren-WM, die mit einer Hebung<br />

weniger als die Meisterklasse-Tänzer 165 Punkte<br />

erhielten. Ihre Kür zu „Papa, Can You Hear Me“<br />

aus dem Film Yentl war ungewöhnlich reif und<br />

ausdrucksstark. Auch Marie Dupayage und Thomas<br />

Nabais, die diesmal 156 Punkte erhielten,<br />

wird eine große Zukunft prophezeiht.<br />

In Abwesenheit der in den USA gebliebenen und<br />

verletzten vielfachen Meisterin Maé-Bérénice<br />

Méité gewann Maia Mazzara bei den Damen mit<br />

166 Punkten. Im KP gelangen 3L und 2A, aber in<br />

der Kombination war der zweite Sprung unterdreht.<br />

Trotz Stürzen beim 3L und 3F in der Kür<br />

blieb der Gesamteindruck passabel, nachdem sie<br />

zum Schluss noch 3T-Eu-3S zeigte. Léa Serna<br />

glückten im KP 3L-2T gut, der 2A mit touchiertem<br />

zweitem Fuß, patzte aber beim 3F und vielleicht<br />

wegen neuer Schlittschuhe auch bei mehreren<br />

Sprüngen in der Kür. Die EM-Neunten Cléo<br />

Hamon und Denys Strekalin liefen wie im Vorjahr<br />

ein gutes Rock’n Roll-KP zu „Kill of the Night“<br />

mit stabilen dreifachen Elementen (65 Punkte),<br />

gaben aber anschließend wegen einer Muskelverletzung<br />

von ihm auf. Einziges Paar waren somit<br />

die EM-Zehnten Coline Keriven und Läufersprecher<br />

<strong>No</strong>el-Antoine Pierre mit insgesamt 164<br />

Punkten. Im KP stürzte Keriven beim dreifachen<br />

Wurfrittberger, in der Kür gelangen 3T und Wurfsalchow,<br />

der Twist knapp und der Wurfrittberger<br />

auf zwei Füßen. Die Sprungkombination 2S-1A<br />

war allerdings zu einfach. Alle hofften, dass es<br />

eine WM geben wird. Klaus-Reinhold Kany


18<br />

Italienische Meisterschaften<br />

Kurz nachgefragt bei<br />

Nikita Starostin<br />

Nikita Starostin (18) erzählt, wie es ihm<br />

im abgelaufenen Jahr ergangen ist.<br />

„Ich war beim DEU-Pokal, den ich gewonnen<br />

habe und danach bin ich mit meinem Choreographen<br />

Adam Solya nach Luxemburg gefahren,<br />

aber der Wettbewerb wurde wegen Corona abgesagt.<br />

Wir sind nach Belgien zurückgefahren und<br />

dort fing der Lockdown an. Wir haben aber jeden<br />

Tag Tanz- und Stretchtraining gemacht. Ich bin<br />

im März jeden Tag gelaufen, insgesamt 200 Kilometer,<br />

und habe mich in Form gehalten. Da ich<br />

im Nationalteam bin, bekam ich die Chance, in<br />

Oberstdorf zu trainieren. Wir haben dort ein tolles<br />

KP aufgebaut, zu „Latch“ von Sam Smith. Wir<br />

haben auf dem Eis an einem neuen Slide gearbeitet,<br />

der klasse aussieht, aber dabei habe ich<br />

mich verletzt, an beiden Leisten. Ich war noch<br />

beim Lehrgang in Oberstdorf und habe versucht,<br />

was zu machen, aber ich hatte gleich Schmerzen<br />

und spürte, es geht nicht. Jetzt klappt der dreifache<br />

Axel wieder und ich fange mit Vierfachen an.<br />

Aber ich muss Schritt für Schritt vorgehen.<br />

Der Lehrgang in Oberstdorf war sehr schön, ich<br />

bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte,<br />

dort dabei zu sein. Ich habe mein Deutsch verbessert<br />

und das Zertifikat Start Deutsch 1 bekommen.<br />

Nach einem halben Jahr kehrte ich<br />

schließlich nach St. Petersburg zurück. Ich hatte<br />

noch zwei Monate mit der Verletzung zu tun,<br />

aber dann fand ich einen Arzt, der mir helfen<br />

konnte. Seit Mitte Oktober bereite ich mich nun<br />

auf nationale Wettbewerbe wie die Deutsche<br />

Juniorenmeisterschaft vor. Leider wurde sie verschoben.<br />

Auf die DM habe ich mich nicht vorbereitet,<br />

denn wenn ich teilnehme, will ich in<br />

bester Verfassung sein, mit dreifachem Axel und<br />

allen sauberen Sprüngen. Im Dezember war ich<br />

noch nicht so weit. In Kürze möchte ich wieder<br />

nach Belgien zu Adam fahren, aber jetzt ist erst<br />

einmal Lockdown.<br />

Ich bin der DEU sehr dankbar dafür, dass ich im<br />

Kader bleibe. Sie helfen mir sehr, sie geben mir<br />

Eis und Wettbewerbe. Ich danke auch meiner<br />

Trainerin Julia Kulibanova, die mir die Technik<br />

gibt und Adam Solya. Mit seiner Hilfe habe ich<br />

meine läuferischen Fähigkeiten enorm verbessert,<br />

und meine Emotionen. Ich bewege mich ganz<br />

anders. Die Leute werden begeistert sein.“ tat<br />

Nikita Starostin<br />

Foto: Glade<br />

Italienische<br />

Meisterschaften<br />

Eine Woche nach dem dritten nationalen Großen<br />

Preis in Trient fanden am 12. und 13. Dezember in<br />

der Würth Arena des nahen Südtiroler Ortes Egna die<br />

italienischen Meisterschaften statt.<br />

Charlène Guignard und Marco Fabbri gewannen<br />

erwartungsgemäß den Tanztitel überlegen<br />

mit 225 Punkten. Im Rhythmustanz, den sie<br />

wie in der vergangenen Saison zu Grease laufen,<br />

erhielten die fünf Elemente ausschließlich<br />

Level 4 und meist Bewertungen von +4 und<br />

+5. Die Komponenten lagen bei durchschnittlich<br />

9,4. Auch in der neuen Kür zu elegischer<br />

Musik von Dario Marianelli gab es fast nur Bewertungen<br />

von +4 und +5 sowie sehr gute Levels.<br />

Hier lagen die Komponenten bei etwa 9,6<br />

und ein Preisrichter gab für Zusammenstellung<br />

und Interpretation sogar je eine 10,0.<br />

Carolina Moscheni und Francesco Fioretti<br />

holten Silber mit 164 Punkten.<br />

Im Rhythmustanz lagen ihre Elementebewertungen<br />

überwiegend<br />

bei +1 und die Komponenten<br />

bei 7,0. Ihre Elemente in<br />

der Rachmaninov-Kür<br />

wurden meist mit +1<br />

und +2 bewertet. Auf<br />

Rang drei mit 153 Zählern<br />

kamen Chiara Calderone und Francesco<br />

Riva. Als Juniorenmeister gekürt wurden Carolina<br />

Portesi und Michael Chrastecky (152) vor<br />

Nicole Calderari (die früher Einzelläuferin in<br />

Oberstdorf war) und Marco Cilli (145).<br />

Herrenmeister wurde Lokalmatador Daniel<br />

Grassl zum dritten Mal in Folge, diesmal mit<br />

272 Punkten. Im KP war sein 4L eleganter<br />

ausgeführt als bisher und erhielt daher auch<br />

mehr Pluspunkte. 3A, 3L-3T, die drei <strong>Pirouette</strong>n<br />

und die Schrittfolge klappten ausgezeichnet<br />

und die Komponenten lagen bei etwa 8,4.<br />

Die Kür zu „Sunset in Ibiza“ mit Kostümwechsel<br />

nach drei Minuten begann er mit leicht<br />

unterdrehtem (q) 4L, gutem 4F und unterrotiertem<br />

4R. Sechs der sieben folgenden Dreifachen<br />

glückten, nur beim 3R nach dem knappen<br />

3L musste er umsteigen. Matteo Rizzo,<br />

seit Oktober Trainingskamerad von Grassl, kam<br />

auf den zweiten Rang mit 248 Punkten. Im KP<br />

stürzte er beim vierfach geplanten, aber in<br />

letzter Sekunde dreifach ausgeführten Toeloop.<br />

Der 3A glückte sehr überzeugend, der 3L<br />

nur knapp. Ganz fehlerfrei kam er durch die<br />

Kür zu „The Greatest Showman“, in der er<br />

erstmals nach langer Zeit wieder einen einwandfreien<br />

4T präsentierte, dazu zwei 3A und<br />

fünf weitere Dreifache. Gabriele Frangipani<br />

belegte Rang 3 mit 233 Zählern. Das KP gelang<br />

mit 4T, 3A und 3F-3T fehlerfrei, was ihm<br />

13 Punkte mehr als Rizzo einbrachte. Aber in<br />

der Kür patzte er beim 4T und beim 4S, auch<br />

zwei Kombinationen waren nicht einwandfrei,<br />

so dass er hier fast 29 Punkte weniger als<br />

Matteo Rizzo<br />

Foto: Krauter<br />

Rizzo erhielt und deutlich hinter ihn zurückfiel.<br />

Alessandro Fadini landete auf Platz vier mit<br />

182 Punkten vor Mattia Della Torre (162) und<br />

Alberto Vanz (149).<br />

Lara Naki Gutmann wurde in einem Feld von<br />

elf Läuferinnen Meisterin mit 178 Punkten. Im<br />

KP war die 3T-2T-Kombination unsauber, der<br />

2A sehr gut, der 3S solide sowie <strong>Pirouette</strong>n und<br />

Schrittfolge ausgezeichnet. In der Kür waren je<br />

ein 3S und 3T gelungen und einer misslungen,<br />

weitere Dreifache probierte sie nicht. Ginevra<br />

Negrello landete auf Rang 2 mit 171 Zählern<br />

vor Lucrezia Beccari (167), Alessia Tornaghi<br />

(162) und Roberta Rodeghiero (155). Nicole<br />

Della Monica und Matteo Guarise verteidigten<br />

wieder einmal ihren Paarlauftitel, diesmal mit<br />

187 Punkten. Im KP zu „Let it Be“-Bearbeitungen<br />

des Beatles-Songs unterliefen Della Monica<br />

allerdings Stürze beim 3S und beim Wurfrittberger.<br />

In der Kür zur schon im Vorjahr benutzten<br />

Musik „Pilgrims on a Long Journey“ von<br />

Coeur de Pirate und „Saturn“ von Sleeping at<br />

Last klappten der 3S, der parallele Toeloop bei<br />

ihr und erneut der Wurfrittberger dagegen<br />

nicht. Hinter ihnen platzierten sich die Nebelhorn-Sieger<br />

Rebecca Ghilardi und Filippo Ambrosini<br />

mit 161 Zählern, doppeltem Twist, 2A<br />

und Sturz beim dreifachen Wurflutz im KP. In<br />

der Kür misslangen die Einzelsprünge, während<br />

Wurfrittberger und Hebungen beeindruckten.<br />

Dritte wurden Sara Conti und Niccolo Macii<br />

mit 147 Punkten. Synchronmeisterschaften gab<br />

es diesmal nicht, weil die Teams wegen Corona<br />

nicht trainieren konnten. Klaus-Reinhold Kany


Stars und Newcomer<br />

glänzen bei den<br />

Russischen<br />

Meisterschaften<br />

19<br />

Russische Meisterschaften<br />

Dritter Titel für Shcherbakova,<br />

Kolyada, Tarasova/Morozov<br />

und erster für Stepanova/Bukin<br />

Aus Tcheljabinsk berichtet Tatjana Flade<br />

Die Russischen Meisterschaften sind aufgrund der Talentdichte<br />

in allen Disziplinen die hochkarätigsten nationalen<br />

der Welt und halbe Europameisterschaften – wenn man<br />

bedenkt, dass bei der EM 2020 zehn der zwölf Medaillen an<br />

Russland gingen und eine an einen dort aufgewachsen und<br />

lebenden Georgier. Das „Mutterland des Eiskunstlaufs“ bewies<br />

seine erdrückende Dominanz einmal mehr – bei einer EM<br />

wären die Einzel- und Paarlaufsieger mit diesen Leistungen<br />

sicher ebenso ganz vorne gelandet. In der Pandemie, in der so<br />

viele Wettbewerbe abgesagt werden mussten, zogen die Russen<br />

ihre Events durch, was sich positiv auf die Motivation und<br />

die Leistungsstärke auswirkte. Dazu ist die Konkurrenz im<br />

Land so stark, dass der Wegfall internationaler Begegnungen<br />

weniger ins Gewicht fällt. Es gab wie üblich einige Absagen,<br />

verletzungs- oder krankheitsbedingt, wobei die Ausfälle wegen<br />

Krankheit alle auf Corona-Infektionen zurückgingen.<br />

Das Hygienekonzept wurde gut umgesetzt. Neben den üblichen Desinfektionsspendern<br />

an jeder Ecke waren das Pressezentrum, die Skating Lounge<br />

und andere Räume mit Luftreinigungsgeräten ausgerüstet. Stolz erzählte<br />

die Leiterin des Pressezentrums der <strong>Pirouette</strong>, dass sie schon seit Sommer<br />

damit arbeiten und regelmäßig Eishockeyspiele ebenfalls mit bis zu 30<br />

Prozent der Zuschauer-Kapazität stattfinden, ohne dass es einen Corona-<br />

Ausbruch gegeben hätte, der mit der Traktor-Arena in Verbindung steht.<br />

Die meisten Teilnehmer hielten sich an die Maskenpflicht, einige Journalisten<br />

mussten aber immer wieder ermahnt werden. Hier hätte man konsequenter<br />

reagieren und ihnen spätestens nach der dritten Verwarnung<br />

die Akkreditierung entziehen können. Auch ein paar Trainer taten sich mit<br />

den Masken nach wie vor schwer. Alle Akkreditierten mussten einen negativen<br />

Corona-Test vorweisen. Die Organisation war hervorragend, die<br />

Gastfreundschaft überwältigend.<br />

Anna Shcherbakova<br />

Fotos: Olga Timochova


20<br />

Russische Meisterschaften<br />

Shcherbakova siegt in der Schlacht<br />

der Vierfachspringerinnen<br />

Anna Shcherbakova war kurz vor dem Grand Prix<br />

an einer Lungenentzündung erkrankt, die vermutlich<br />

auf eine Corona-Infektion zurückgeht.<br />

Zwar war der Test negativ, was aber nur heißt,<br />

dass die Viren im Rachen nicht mehr nachgewiesen<br />

werden konnten (weil sie bereits in der<br />

Lunge saßen). Wie dieses zierliche, aber so willensstarke<br />

Mädchen die physische und mentale<br />

Kraft aufbrachte, zwei fehlerfreie Programme<br />

mit Höchstschwierigkeiten zu zeigen, ist beeindruckend.<br />

Im KP zu „Oh doux printemps d’autrefois“<br />

ging die EM-Zweite knapp in Führung mit<br />

2A, 3F und 3L-3R, nur die eingesprungene Waagepirouette<br />

war verwackelt. In der Kür zu Musiken<br />

von Philipp Glass, Panu Aaltio und den Piano<br />

Guys klappten 4L, 4F und sieben Dreifache einschließlich<br />

drei dreifach-dreifach Kombis. Damit<br />

holte sie ihren dritten Titel in Folge, was angesichts<br />

der Konkurrenz in Russland eine Leistung<br />

für sich ist (siehe Interview Seite 5).<br />

Kamila Valieva überzeugte nicht weniger in ihrem<br />

Debüt bei der Russischen Meisterschaft. Im<br />

KP ging sie beim 3A zu Boden, der Rest war einwandfrei.<br />

In der Bolero-Kür zeigte die 14-Jährige<br />

4T, 4T-2T und fünf saubere dreifache Sprünge,<br />

nur ein 3F war leicht unterdreht (q). Ihre akrobatischen<br />

<strong>Pirouette</strong>n erhielten viele +5-Bewertungen.<br />

„Ich bin sehr froh, dass ich bei der<br />

Russischen Meisterschaft debütieren konnte und<br />

dass ich das erste Mal in dieser schwierigen<br />

Saison eine saubere Kür gelaufen bin. Ich habe<br />

versucht, ruhig zu bleiben und keine Zweifel zu<br />

haben, und deshalb hat alles geklappt“, kommentierte<br />

die Juniorenweltmeisterin.<br />

Alle waren gespannt, wie Alexandra Trusova<br />

sich von ihrer Niederlage beim Grand Prix erholt<br />

hatte. Die EM-Dritte bewies, dass sie aus ihren<br />

Fehlern gelernt hat und verzichtete darauf,<br />

möglichst viele verschiedene Vierfache zu riskieren,<br />

die sie momentan verletzungsbedingt<br />

nicht genug trainieren kann. Im KP begnügte sie<br />

sich aus demselben Grund mit dem 2A. Und so<br />

präsentierte sie zwei saubere Programme inklusive<br />

4L-3T und 4L in der Kür. Dass sie im KP nur<br />

Vierte war, war etwas fragwürdig, aber die<br />

Preisrichter gaben Daria Usacheva und Valieva<br />

»<br />

mehr für die Ausführung der Elemente.<br />

Alexandra Trusova<br />

„Ich weiß nicht mehr, wann ich das<br />

«<br />

letzte<br />

Mal zwei saubere Programme in einem<br />

Wettbewerb gelaufen bin. Zwei Vierfache in<br />

der Kür ist natürlich sehr wenig für mich<br />

und ich werde versuchen, mehr zu machen.<br />

Aber für heute war das der maximale<br />

Schwierigkeitsgrad, den ich zeigen konnte.<br />

Es stimmt, dass ich eine Verletzung habe,<br />

aber ich sage nicht, welche.“<br />

Usacheva (14) war wie Valieva eine Debütantin<br />

und kommt ebenfalls aus der Tutberidze-Schule.<br />

Sie läuft sehr elegant für ihr Alter und beherrscht<br />

die üblichen dreifachen Sprünge. Im KP<br />

zu „One Day I’ll Fly Away“ aus dem „Moulin<br />

Damen | Russische Meisterschaften<br />

Kamila Valieva<br />

Fotos: Timochova<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Anna Shcherbakova 1 1 264.10<br />

2 Kamila Valieva 2 2 254.<strong>01</strong><br />

3 Alexandra Trusova 4 3 246.37<br />

4 Daria Usacheva 3 4 230.56<br />

5 Maiia Khromykh 7 5 211.91<br />

6 Elizaveta Nugumanova 6 9 204.63<br />

7 Elizaveta Tuktamysheva 5 10 204.25<br />

8 Ksenia Tsibinova 9 6 203.56<br />

9 Maria Talalaikina 11 7 197.32<br />

10 Sofia Samodurova 10 11 196.28<br />

11 Anna Frolova 16 8 187.13<br />

12 Anastasiia Guliakova 8 14 185.75<br />

13 Stanislava Molchanova 12 12 184.64<br />

14 Anastasia Tarakanova 15 13 175.58<br />

15 Arina Onishchenko 14 15 169.17<br />

16 Stanislava Konstantinova 13 17 168.33<br />

17 Valeria Kostina 17 16 161.43<br />

Rouge“-Film rutschte sie allerdings in der<br />

Schrittfolge kurz aus. In der Kür interpretiert sie<br />

ausdrucksstark „Romeo und Julia“. Als letzte<br />

Läuferin bekam sie mit, wie gut die drei vor ihr<br />

liefen. „Ich habe noch nie gesehen, dass die<br />

Mädchen vor mir eine nach der anderen so hohe<br />

Punktzahlen hatten. Das Publikum war schockiert,<br />

es gab Ovationen und so viele Stofftiere<br />

flogen auf das Eis, fast als wäre der Wettbewerb<br />

vorbei, aber ich musste mich noch konzentrieren,“<br />

meinte die Zweite der Junioren-WM.<br />

Maia Khromykh ist eine weitere vielversprechende<br />

Tutberidze-Schülerin. Sie stürzte beim 4T in<br />

der Kür. Lisa Nugumanova aus St. Petersburg<br />

überraschte als Sechste. Im KP war endlich mal<br />

kein Sprung unterdreht, nicht einmal die Kombi<br />

3R-3R. In der Kür wurde allerdings ein Lutz nur<br />

doppelt. Nach ihrem Erfolg beim Rostelecom<br />

Cup wurde Lisa Tuktamysheva hoch gehandelt,<br />

doch die Corona-Infektion warf sie zurück und<br />

der Trainingsausfall war ihr anzumerken. Kein 3A<br />

war sauber und an den 4T war nicht zu denken.<br />

<strong>No</strong>ch mehrere andere Läuferinnen zeigten gute<br />

bis sehr gute Leistungen. Stanislava Konstantinova<br />

enttäuschte jedoch mit Fehlern in beiden<br />

Programmen. Alena Kostornaia sagte kurz vorher<br />

ab, weil sie nach ihrer Corona-Erkrankung<br />

nicht in Form war. Evgenia Medvedeva, die<br />

schwer an Corona erkrankt war, konnte ebenfalls<br />

nicht starten. Sie trainiert seit dem 8. Dezember<br />

wieder und trat im Schaulaufen auf. Die<br />

Top drei Damen sammelten übrigens in der Kür<br />

mehr Punkte in der Technik als der Herrensieger.<br />

Kolyadas vierter Streich<br />

Mikhail Kolyada feierte bereits seinen vierten Sieg<br />

in Folge nach Russland-Pokal in Sotchi, Minsk Ice<br />

Star und dem Grand Prix in Moskau. Damit widerlegte<br />

der 25-Jährige Zweifler, die nach seinem überzeugenden<br />

Auftritt beim Sichtungslaufen von einer<br />

Eintagsfliege raunten. Der talentierte Petersburger<br />

hat unter der Anleitung von Alexei Mishin seine<br />

Sprünge und damit seine Nerven viel besser unter<br />

Kontrolle bekommen. In Tcheljabinsk lief er trotz<br />

kleiner Fehler 30 Punkte Vorsprung heraus. Im KP<br />

gelangen alle Elemente inklusive 4T-3T einwandfrei,<br />

er stolperte nur kurz bei einem Zwischenschritt. Die<br />

Nurejev-Kür ist jetzt schon ein Klassiker und verzauberte<br />

das Publikum einmal mehr. Weil Kolyada<br />

nach dem Grand Prix wegen einer Erkältung (nein,<br />

kein Corona) nicht voll trainieren konnte, war der<br />

4S nicht stabil und er ließ ihn weg. Aber die insgesamt<br />

drei 4T waren exzellent und brachten viele<br />

Pluspunkte wie auch fast alle anderen Elemente.<br />

Einziger Fehler war ein umgestiegener 3A in der Kür.


»„Jeder Wettkampf ist schwierig auf seine<br />

«<br />

Luftsprung der Sieger, Foto: Flade<br />

Mikhail Kolyada<br />

Weise, besonders so einer wie die Russische<br />

Meisterschaft. Wenn ich diese Meisterschaft<br />

mit den anderen vergleiche, ist sie sicher einer<br />

der bedeutungsvollsten, weil es nach einer<br />

langen Pause immer sowohl interessant<br />

als auch schwer ist, wieder zurückzukommen.<br />

Mit jedem Wettbewerb wird es immer<br />

interessanter für mich, mich zu testen, die<br />

jeweiligen Schwierigkeiten zu überwinden. In<br />

Sotchi (beim Russland-Pokal) gab es gewisse<br />

Nuancen, hier wieder andere. Das ändert<br />

meine innere Herangehensweise an den<br />

Wettbewerb und dieser Prozess, die Programme<br />

und die Gefühle sind jedes Mal anders.<br />

Das macht es spannend.“<br />

Makar Ignatov aus St. Petersburg stand in beiden<br />

Wettbewerbsteilen einen schönen 4R, aber<br />

wackelte und stolperte vor allem in der Kür zu<br />

„Je suis malade“ bei mehreren anderen Sprüngen,<br />

so dass er viele Punkte verschenkte. Doch<br />

es reichte für Silber, seine erste Medaille bei der<br />

Russischen Meisterschaft.<br />

„Ich bin froh, dass ich es bis zum Ende der<br />

Kür geschafft habe und dass alles vorbei ist.<br />

Es ist mental schwierig, beim Wettkampf zu<br />

starten. Neben den eigenen Emotionen spürst<br />

du die Last der Verantwortung vor dir selbst,<br />

vor dem Trainer. Nach dem KP habe ich ver-<br />

»<br />

sucht, alle Gedanken daran,<br />

«<br />

was und wie ich<br />

Makar Ignatov<br />

es machen soll, zu verjagen. Ich habe mich<br />

an die Russische Meisterschaft im Vorjahr erinnert,<br />

als ich Erster nach dem KP war<br />

und wie hier als Letzter in der Kür lief<br />

und ich dachte daran, dass nicht dasselbe<br />

passiert wie damals (er wurde 4., T.F.).“<br />

gesamt drei 4S und drei 3A, aber stürzte bei einem<br />

3S. Sein KP läuft der Elftklässler zu einer<br />

modernen Adaption von „Summertime“, die Kür<br />

zu einer ungewöhnlichen Version von „Schwanensee“<br />

mit dem Titel „After the Nightmare“.<br />

Seinen Alptraum – die langjährigen Knieprobleme<br />

– hat er nun tatsächlich überwunden.<br />

Mark Kondratiuk<br />

»„Ich bin nicht ganz zufrieden mit<br />

«<br />

meiner Leistung,<br />

weil es einige Fehler gab, aber ich<br />

freue mich über das Ergebnis und die Bronzemedaille.<br />

Als ich meine Punktzahl sah, dachte<br />

ich ehrlich gesagt nicht, dass ich in den Top<br />

drei sein würde. In dem Moment, in dem ich<br />

es begriff, hatte ich gemischte Gefühle –<br />

Glück und eine gewisse Erleichterung.“<br />

Andrei Mozalev war ein Favorit für eine Medaille,<br />

doch der Juniorenweltmeister patzte im KP mit<br />

einem schmerzhaft aussehenden Bauchplatscher<br />

beim abgewerteten 4F-Versuch. Anders als bei<br />

den anderen Wettbewerben konnte er diesmal in<br />

der Kür nicht aufholen, denn der 4F gelang zwar,<br />

aber er stürzte bei einem 4T und einem 3A, einen<br />

anderen Axel riss er auf. Alexander Samarin hatte<br />

wegen einer Rückenverletzung und Corona-Erkrankung<br />

viel Trainingsausfall und seine Vierfach-Versuche<br />

waren chancenlos. Die Fehler in<br />

der Technik kann er nicht mit guten Komponenten<br />

ausgleichen. Anton Shulepov aus St. Petersburg,<br />

der Ehemann von Alena Leonova, zeigte<br />

zwei fehlerfreie, ausdrucksstarke Programme<br />

ohne Vierfache. Er wollte Gerüchte über seinen<br />

bevorstehenden Rücktritt nicht kommentieren.<br />

Petr Gumennik, Dritter beim Rostelecom Cup,<br />

Mark Kondratiuk<br />

Mikhail Kolyada<br />

Für die größte Überraschung der gesamten<br />

Meisterschaft sorgte Mark Kondratiuk aus Moskau,<br />

der es bisher nicht einmal zu einem Junioren<br />

Grand Prix geschafft hatte. Der heute<br />

17-Jährige hatte zwei Jahre lang fast komplett<br />

ausgesetzt, weil er unter der schmerzhaften<br />

Reizung der Kniescheibensehne (Osgood-Schlatter<br />

Syndrom) litt. Doch diese Saison ist er gut in<br />

Form gekommen und hat im Sommer den 4S<br />

und 4T erlernt. Den 3A beherrschte er schon als<br />

Elfjähriger. Die <strong>Pirouette</strong> hatte sogar damals ein<br />

Foto von ihm veröffentlicht, weil die Trainerinnen<br />

von ZSKA Moskau den Läufer als großes Talent<br />

vorstellten. In Tcheljabinsk stand Kondratiuk,<br />

der bei Svetlana Sokolovskaia trainiert, inswar<br />

von Rückenschmerzen beeinträchtigt und<br />

konnte nicht an die Leistung von Moskau anknüpfen.<br />

Ein weiteres Talent ist Artem Kovalev,<br />

der in Plushenkos Schule bei Alexander Volkov<br />

(Sohn von Sergei Volkov, dem ersten russischen<br />

Eiskunstlaufweltmeister von 1975) trainiert. Evgeni<br />

Semenenko, der bei der Petersburger Meisterschaft<br />

geglänzt hatte, scheiterte an seinen<br />

Nerven und stürzte dreimal in der Kür, nachdem<br />

er schon das KP verpatzt hatte.<br />

Europameister Dmitri Aliev versuchte nach seiner<br />

Corona-Erkrankung vergeblich, noch in<br />

Form zu kommen – aber fünf Tage im Trainingslager<br />

reichten nicht aus und er zog zurück.<br />

Wegen eines positiven Tests konnte Roman<br />

Savosin nicht starten und der Zweite der<br />

EM, Artur Danielian, hatte nach seiner Knöchelverletzung<br />

gerade erst wieder mit dem Eistraining<br />

begonnen.<br />

Herren | Russische Meisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Mikhail Kolyada 1 1 296.15<br />

2 Makar Ignatov 2 3 265.37<br />

3 Mark Kondratiuk 3 2 260.31<br />

4 Andrei Mozalev 4 5 252.92<br />

5 Alexander Samarin 5 6 251.38<br />

6 Anton Shulepov 9 4 249.89<br />

7 Petr Gumennik 8 7 247.47<br />

8 Artem Kovalev 6 9 247.17<br />

9 Egor Rukhin 12 8 240.17<br />

10 Artem Lezheev 10 11 232.98<br />

11 Evgeni Semenenko 11 12 228.47<br />

12 Artem Zotov 14 10 227.66<br />

13 Egor Murashov 7 13 226.14<br />

14 Ilya Yablokov 13 14 214.15<br />

15 Maxim Varakin 16 15 180.<strong>01</strong><br />

16 Vladislav Katichev 15 16 177.06<br />

17 Maxim Petrov 17 17 158.76<br />

21<br />

Russische Meisterschaften


22<br />

Russische Meisterschaften<br />

Tarasova/Morozov<br />

sind wieder da<br />

Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov hatten die<br />

vergangenen zwei Saisons mit Instabilität und<br />

fehlendem Selbstvertrauen zu kämpfen. Sie<br />

schienen auf dem absteigenden Ast, überholt von<br />

Jüngeren wie Aleksandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii.<br />

Doch nun bewiesen die zweimaligen Europameister,<br />

dass mit ihnen noch zu rechnen ist.<br />

Im KP holten sie trotz eines Punktabzugs für einen<br />

Spätstart die Führung mit einem schwungvollen,<br />

sicheren Vortrag zu Ravels „Bolero“ heraus.<br />

In der Kür zu einer modernen Version des<br />

„Adagio“ von Albinoni mit Gesang klappten alle<br />

Elemente bis auf den dreifachen Wurfsalchow.<br />

Sie erhielten leicht höhere Komponenten und<br />

hatten dank Vorsprungs aus dem KP die Nase mit<br />

rund dreieinhalb Punkten vorn. Dabei war Tarasova<br />

wegen einer Corona-bedingten Lungenentzündung<br />

im <strong>No</strong>vember zwei Wochen ausgefallen.<br />

Evgenia Tarasova und Vladimir Morozov<br />

Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov<br />

Evgenia: „Ich fühle mich hervorragend. Vor<br />

Kazan (Russland-Pokal) waren wir in sehr<br />

guter Form, von daher konnte ich sie halten<br />

und schnell wieder steigern. Wir hatten drei<br />

Wochen für die Vorbereitung und alles war<br />

ein bisschen extrem.“<br />

»<br />

Vladimir: „Unsere Gefühle über die<br />

«<br />

Kür sind<br />

gemischt, denn wir sind gut gelaufen, aber<br />

ein großer Fehler am Ende hat den Eindruck<br />

etwas verdorben. Als wir unsere <strong>No</strong>ten und<br />

Platzierung sahen, hat sich unsere Stimmung<br />

krass verändert und wir haben uns sehr gefreut.<br />

Insgesamt waren wir gut vorbereitet<br />

und man sah unsere Fortschritte.“<br />

Boikova/Kozlovskii hatten nur eine Woche vollwertiges<br />

Training vor der Meisterschaft, da sie<br />

länger erkältet war. Im KP waren der 3S und der<br />

Twist ausgezeichnet, doch beim Wurfflip stieg<br />

sie um. In der James-Bond-Kür machte sie den<br />

gleichen Fehler und der 3S war etwas knapp,<br />

doch die übrigen Elemente waren von sehr guter<br />

Qualität.<br />

»<br />

Aleksandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii<br />

«<br />

Dmitrii: „Natürlich wollten wir gewinnen.<br />

Heute haben wir gut gekämpft, für jedes<br />

Element, für jede Sekunde unseres Programms.<br />

Wir hatten keine echte Vorbereitung<br />

und ich bin stolz auf meine Partnerin,<br />

die sich trotz der schwierigen Umstände zusammenreißen<br />

konnte und mir half, mich<br />

zusammenzureißen, so dass wir eine gute<br />

Leistung zeigen konnten.“<br />

Paare | Russische Meisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Evgenia Tarasova / Vladimir Morozov<br />

1 1 228.23<br />

2 Aleksandra Boikova / Dmitrii Kozlovskii<br />

2 2 224.99<br />

3 Daria Pavliuchenko / Denis Khodykin<br />

3 3 221.39<br />

4 Anastasia Mishina / Aleksandr Galliamov<br />

5 4 211.95<br />

5 Apollinariia Panfilova / Dmitry Rylov<br />

4 5 207.03<br />

6 Iasmina Kadyrova / Ivan Balchenko<br />

6 7 196.04<br />

7 Karina Akopova / Nikita Rakhmanin<br />

8 6 194.77<br />

8 Iuliia Artemeva / Mikhail Nazarychev<br />

9 8 189.76<br />

9 Alina Pepeleva / Roman Pleshkov<br />

7 10 189.64<br />

10 Anastasia Balabanova / Alexei Sviatchenko<br />

10 9 188.91<br />

11 Diana Mukhametzianova / Ilya Mironov<br />

11 11 173.20<br />

Daria Pavliuchenko/Denis Khodykin entwickeln<br />

sich weiter sehr positiv und lieferten zwei überzeugende<br />

Vorstellungen ab. Sie gefallen durch<br />

originelle Hebungen und Übergänge. In der dramatischen<br />

Kür zu „S.O.S. d’un terrien en détresse”<br />

war nur der selten gesehene 3F unterdreht<br />

und der Wurfflip mit der Hand touchiert. „Wir<br />

sind vielleicht nicht mit allen Elementen zufrieden,<br />

aber wir waren in der Lage, unsere Geschichte<br />

herüberzubringen. Für uns ist das ein<br />

Sieg über uns selbst, denn wir konnten eine<br />

lange Serie schwacher Küren überwinden,“ sagte<br />

Khodykin, der im <strong>No</strong>vember von Knieproblemen<br />

und dann Corona geplagt wurde.<br />

Anastasia Mishina/Alexander Galliamov konnten<br />

ihr Potenzial nicht abrufen. Im KP riss er den<br />

Salchow auf, in der Kür passierte ihr das in der<br />

Sprungkombination, während er beim 3T stolperte<br />

und eine Hebung nur mit Müh und <strong>No</strong>t<br />

rettete. Eine richtige Erklärung hatten sie nicht,<br />

vielleicht war einfach nur der Druck zu groß.<br />

Die Juniorenweltmeister Apollinaria Panfilova/<br />

Dmitry Rylov glänzten im KP mit ihren Paarlauf-<br />

Elementen, begnügten sich aber mit dem 2A als<br />

Solo-Sprung. Der in der Kür riskierte 3S ging bei<br />

ihr daneben und wurde abgewertet, dazu stürzte<br />

sie bei einem Zwischenschritt.<br />

Jasmina Kadyrova/Ivan Balchenko, die ebenfalls<br />

aus Perm kommen, zeigten ein gutes KP<br />

mit 3F, aber in der Kür unterdrehte sie diesen<br />

Sprung und ging beim Wurfflip zu Boden. Wie<br />

Kozlovskii zu Recht anmerkte, waren alle Top-<br />

Paare am Start und das Niveau war insgesamt<br />

sehr hoch. Es fehlten nur die Zweiten der Junioren-WM<br />

Ksenia Akahanteva/Valeri Kolesov,<br />

da er am Fuß verletzt ist.<br />

Aleksandra Boikova<br />

und Dmitrii Kozlovskii


23<br />

Russische Meisterschaften<br />

Alexandra Stepanova<br />

und Ivan Bukin<br />

Tiffani Zagorski<br />

und Jonathan Guerreiro<br />

Goldenes Comeback für<br />

Alexandra Stepanova/Ivan Bukin<br />

Stepanova/Bukin bestritten ihren ersten Wettbewerb<br />

der Saison, nachdem sie zuerst Rückenprobleme<br />

hatte und dann beide nacheinander an<br />

Corona erkrankten. Doch die mehrmaligen EM-<br />

Medaillengewinner konnten ihre Routine ausspielen<br />

und sicherten sich ihren ersten nationalen<br />

Titel in der Corona-bedingten Abwesenheit<br />

von Viktoria Sinitsina/Nikita Katsalapov. Im teilweise<br />

neuen RD waren beide sehr nervös, denn<br />

es war ihr erster Auftritt vor Publikum seit der<br />

EM in Graz, aber sie kamen gut durch. In der Kür<br />

aus dem Vorjahr zu „Cry Me a River“ in einer Interpretation<br />

von Justin Timberlake glänzte das<br />

Duo mit sicheren Elementen und starkem Ausdruck.<br />

Sie bekamen für fast alles einen Level vier.<br />

»<br />

Alexandra Stepanova/Ivan Bukin<br />

Alexandra: „Für uns war es vor allem<br />

«<br />

wichtig<br />

zu zeigen, woran wir arbeiten konnten. Wir<br />

hatten nicht so viel Zeit für die Vorbereitung<br />

und wir waren nervös. Wir wollten auf keinen<br />

Fall schlechter laufen als im Vorjahr.“<br />

Ivan Bukin: „Wir konnten es kaum erwarten,<br />

bei der Russischen Meisterschaft zu starten.<br />

Wir haben die Nase voll von Krankheiten. Ich<br />

hoffe, von jetzt an können wir öfter auftreten.<br />

Nach einer Pause von elf Monaten fühlt<br />

es sich an, als wärest du zum ersten Mal bei<br />

einem Wettbewerb.“<br />

» «<br />

damit. Wir laufen es im zweiten Jahr und es<br />

Tiffani Zagorski/Jonathan Guerreiro<br />

Jonathan: „Tiffani und ich haben eine riesige<br />

Unterstützung gespürt. Diese Musik gibt uns<br />

Energie und auch dem Publikum und das<br />

wiederum gibt uns Energie zurück. Wir haben<br />

das Gefühl, dass unser Kür-Programm<br />

immer besser wird und wir fühlen uns wohl<br />

entwickelt sich weiter.“<br />

Tiffani Zagorski/Jonathan<br />

Guerreiro zeigten<br />

zwei energiegeladene<br />

Tänze („The Greatest<br />

Showman“ , „I’m a Survivor“)<br />

und erhielten<br />

ebenfalls sehr gute Levels.<br />

Bei ihnen war die<br />

Vorbereitung durch<br />

eine Erkältung<br />

von Guerreiro beeinträchtigt.<br />

Anastasia Skoptcova/Kirill Aleshin sind endgültig<br />

in der Meisterklasse angekommen. Die Juniorenweltmeister<br />

von 2<strong>01</strong>8 tanzten flüssig und erzielten<br />

sehr gute Levels. Einziger Minuspunkt war<br />

Skoptcovas Wackler beim Twizzle in der leidenschaftlichen<br />

Kür zu „Never Tear Us Apart” aus<br />

dem Film „Fifty Shades of Grey” („Gefährliche<br />

Liebe”). Sofia Shevchenko/Igor Eremenko zeigten<br />

ebenfalls gute Leistungen, wirkten aber im Vergleich<br />

zu den anderen Top-Paaren etwas blass.<br />

Das neue Duo Elizaveta Khudaiberdieva/Egor<br />

Bazin gefiel mit Ausdruck, aber sie stolperte bei<br />

einem Twizzle in der Kür. Annabelle Morozov/<br />

Andrei Bagin verloren alle Medaillenchancen,<br />

als sie im RD sie in der Schrittfolge stürzten.<br />

Dass sie um Bronze hätten kämpfen können,<br />

bewiesen sie in ihrer schwungvollen und<br />

schwierigen Kür zu „La Terra Rossa“ mit der<br />

drittbesten Wertung. Der Punkteabstand zu den<br />

Paaren hinter Platz sechs war groß und spiegelte<br />

das Leistungsniveau wieder.<br />

Eistanz | Russische Meisterschaften<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Alexandra Stepanova / Ivan Bukin<br />

1 1 220.16<br />

2 Tiffani Zagorski / Jonathan Guerreiro<br />

2 2 210.94<br />

3 Anastasia Skoptcova / Kirill Aleshin<br />

3 4 196.97<br />

4 Sofia Shevchenko / Igor Eremenko<br />

5 5 194.29<br />

5 Elizaveta Khudaiberdieva / Egor Bazin<br />

4 6 192.68<br />

6 Annabelle Morozov / Andrei Bagin<br />

7 3 182.86<br />

7 Svetlana Lizunova / Alexander Vakhnov<br />

6 7 165.48<br />

8 Ekaterina Mironova / Evgenii Ustenko<br />

8 8 160.71<br />

9 Sofia Kartashova / Ilya Karpov<br />

9 10 153.<strong>01</strong><br />

10 Vlada Pavlenina / Alexander Aleksanian<br />

10 9 152.44<br />

11 Julia Tultseva / Anatoliy Belovodchenko<br />

11 11 143.03<br />

12 Elizaveta Kirillova / Mark Chegodaev<br />

13 12 124.50<br />

13 Elizaveta Pasechnik / Egor Kolosovskii<br />

12 14 123.64<br />

14 Vlada Chashnikova / Zakhar Cherezov<br />

14 13 115.96<br />

WM-Selektion und weitere<br />

Wettbewerbe<br />

Der russische Verband beschloss auf seiner Vorstandssitzung,<br />

zunächst nur die neuen Meister<br />

für die WM fest zu nominieren. Der zweite und<br />

dritte Startplatz (nur bei den Herren gibt es keinen<br />

dritten) wird Ende Februar beim Russland-<br />

Pokalfinale vergeben. Valieva, Usacheva und<br />

Khromykh sind ohnehin zu jung für die WM.<br />

Darüber hinaus soll Anfang Februar ein russischer<br />

Teamwettbewerb als Ersatz für die EM<br />

stattfinden, um die Läufer zu motivieren. Für die<br />

Junioren plant der Verband außer der Juniorenmeisterschaft<br />

im Februar einen Wettkampf im<br />

März mit internationalen Teilnehmern. „Manche<br />

mögen uns kritisieren, aber wir tun alles, um<br />

den Eiskunstlauf gut durch diese schwere Zeit<br />

zu bringen“, sagte Generalsekretär Alexander<br />

Kogan. „Wenn man es wirklich will und richtig<br />

angeht, kann man Wettbewerbe auch unter diesen<br />

Bedingungen durchziehen.“<br />

Auf Youtube sowie auf der Webseite des Ersten<br />

Kanals (https://www.1tv.ru/sport/chempionatrossii-po-figurnomu-kataniyu-<strong>2021</strong>/vse-video)<br />

sind Videos aller Programme abrufbar. •••


24<br />

Japanische Meisterschaften<br />

Yuzuru<br />

Hanyu<br />

holt sich<br />

nationalen<br />

Titel<br />

zurück<br />

Der Eiskönig kehrt zurück<br />

Yuzuru Hanyu<br />

Foto: Carmichael<br />

Nach einer langen Zeit ohne Wettbewerbe nahmen viele Top-Athleten Japans wieder<br />

an der Nationalmeisterschaft teil. Unter ihnen waren Stars wie Yuzuru Hanyu,<br />

Shoma Uno und Rika Kihira. Nachdem die Corona-Pandemie viele im Ausland ansässige<br />

Athleten von ihren Coaches trennte und nur wenige regelmäßig auf dem Eis trainieren<br />

konnten, war die Nationalmeisterschaft für sie der Lichtblick des Jahres 2020.<br />

Mit einer Punktzahl von 319,36 lag Hanyu mit<br />

Abstand ganz vorn, Shoma Uno belegte mit<br />

34,55 Punkten weniger den zweiten Platz. Der<br />

dritte im Bunde war Yuma Kagiyama, der in diesem<br />

Jahr zum ersten Mal als Senior das Eis der<br />

Nationalmeisterschaft betrat. Mit seinem KP „Let<br />

Me Entertain You” kletterte Hanyu an die Spitze<br />

und überzeugte die Jury mit einer rockigen,<br />

selbst erarbeiteten Choreographie. Er startete<br />

mit einem schönen 4S, darauf folgte eine 4T-3T<br />

Kombination. Insgesamt meisterte er alle Sprünge<br />

mit Bravour und bekam für seine Schrittsequenzen<br />

eine Level 4-Bewertung. Sein Wechselsitzpirouette<br />

wurde allerdings nicht gewertet,<br />

weil er sie abbrach und neu ansetzte.<br />

In seiner Kür „Ten to chi to” (Himmel und<br />

Erde) legte Hanyu viel Wert darauf, die japanische<br />

Seele durch die Musik und sein Kostüm<br />

auszudrücken und entführte das Publikum in<br />

die Zeit der Samurai. Er präsentierte eine fehlerfreie<br />

Kür mit 4R, 4S und zwei 4T und erhielt<br />

für seine Sprungkombinationen sowie einen<br />

3A viele Pluspunkte. Die <strong>Pirouette</strong>n wurden<br />

mit Level 4 bewertet, in der Schrittsequenz<br />

war allerdings noch Luft nach oben. Nach seiner<br />

Niederlage im Vorjahr war Hanyu sehr<br />

glücklich, den Titel zurückgewonnen zu haben.<br />

Anzeige „Ich habe lange<br />

ohne Coach trainiert<br />

und es gab<br />

Tage, an denen ich<br />

zu zweifeln begann<br />

und meine Beine<br />

vom vielen Training<br />

schmerzten. Zwar<br />

habe ich das Programm<br />

hauptsächlich allein vorbereitet, aber ich<br />

denke, dass ich daran wachsen konnte. Entsprechend<br />

bin ich sehr glücklich über das Ergebnis.”<br />

Uno belegte mit 284,81 Punkten insgesamt den<br />

zweiten Platz, lag im KP „Great Spirit” allerdings<br />

hinter Kagiyama. Er startete sein KP mit<br />

einem sauberen 4F, stürzte allerdings bei seinem<br />

4T und konnte so die geplante 4T-3T-Kombination<br />

nicht mehr ausführen. Dennoch fing er<br />

sich schnell wieder und punktete mit einem<br />

schönen 3A. Für alle <strong>Pirouette</strong>n erhielt er Level<br />

4, so dass er seine Leistung trotz Sturz noch<br />

retten konnte. Als Grund für den Fehler gab Uno<br />

seine Nervosität an.<br />

In seiner Kür trat er zum Lied „Dancing on My<br />

Own” auf und begann stark. Allerdings verlief<br />

nicht alles nach Plan, denn aus der 4T-2T-Kombination<br />

wurde nur ein 3T. Den Toeloop versuchte<br />

er in der zweiten Hälfte erneut einzubauen,<br />

konnte allerdings nur eine unterrotierte<br />

4T-1T-Kombi einbringen. Auch der darauffolgende<br />

3A war bei der Landung nicht sauber.<br />

Dies vergrößerte den Abstand zu Hanyu. „Mein<br />

Auftritt war gut, aber als ich Hanyus Programm<br />

gesehen habe, ist mir bewusst geworden,<br />

dass noch Welten zwischen uns liegen.”<br />

Kagiyama erreichte eine Gesamtpunktzahl<br />

von 278,79 und war trotz einiger<br />

Fehler sehr glücklich darüber,<br />

wieder unter die besten drei<br />

Athleten gekommen<br />

zu sein. Mit seinem<br />

KP „Vocussion”<br />

konnte er sogar<br />

Uno in den<br />

Schatten stellen<br />

und näherte<br />

sich seinem Traum,<br />

sich mit seinen Vorbildern messen zu können.<br />

Zwar wurde aus seiner geplanten 4S-3T-Kombination<br />

nur ein 4S-2T, doch die Sprünge waren<br />

perfekt umgesetzt, er erhielt Pluspunkte für seinen<br />

3A und überzeugte auch mit Level 4-<strong>Pirouette</strong>n.<br />

Mit seiner Kür „Avatar” konnte er sich<br />

gegen Uno allerdings nicht behaupten und<br />

rutschte auf den dritten Platz. Der erste 4S war<br />

überzeugend, beim 4T haperte es allerdings an<br />

der Landung und auch der darauffolgende 3F<br />

endete unsauber. Ebenso bekam er für die<br />

3A+1Eu+2S-Kombination Punktabzüge, da diese<br />

unterrotiert war. Im Vergleich zum Vortag war<br />

ihm die Enttäuschung sichtlich anzusehen. „Ich<br />

bin noch sehr weit von Hanyu und Uno entfernt,<br />

denn ich hätte nicht einmal gewonnen,<br />

wenn meine Kür perfekt gewesen wäre. Sie sind<br />

beide mein größtes Ziel und ich möchte im<br />

nächsten Jahr sehen, wie sehr ich mich ihnen<br />

nähern kann.”<br />

Kihira meistert den 4S<br />

Bei den Damen leuchtete Rika Kihira mit 234,24<br />

Punkten als hellster Stern am Himmel. Sie startete<br />

ihr KP „The Fire Within” mit einem gelungenen<br />

3A, bekam nach ihrem 3F-3T zwar Minuspunkte<br />

für das Umsteigen, erntete dafür<br />

aber Ruhm für ihren 3L und ihre Level<br />

4-Schrittfolge. Doch besonders viel Anerken-


25<br />

Rika Kihira<br />

Foto: Carmichael<br />

nung erlangte sie durch ihre Kür „God Bless<br />

You”. Zum ersten Mal meisterte sie gleich zu<br />

Beginn einen 4S und konnte durch diese Leistung<br />

den unterrotierten 3A kompensieren.<br />

Da Kihira insgesamt vier Monate wegen der<br />

Quarantäne erst in Japan und dann in der<br />

Schweiz nicht auf dem Eis trainieren konnte,<br />

war dieser Sieg nicht nur für sie, sondern auch<br />

für die Coaches Stéphane Lambiel und Mie Hamada<br />

sehr erfreulich. Für die im März stattfindende<br />

WM möchte sie wieder in die Schweiz<br />

zurückkehren. „Ich mag das Umfeld und auch<br />

die Eisbahn, außerdem ist die Natur sehr schön<br />

und ich kann mich dort gut entspannen. Stéphane,<br />

die anderen Coaches und Athleten gehen<br />

das Training sehr ernst an. Das finde ich gut,<br />

weil es mich anspornt, weiterzumachen, auch<br />

wenn ich manchmal die Motivation verliere.”<br />

Mit 222,17 Punkten folgte Kaori Sakamoto auf<br />

dem zweiten Platz. Nachdem die letzte Saison<br />

mehr als frustrierend war, konnte sie sich in<br />

diesem Jahr wieder aufrappeln. Im KP „Bach à<br />

la Jazz” landete sie ihren 2A, 3L und 3F sauber,<br />

bekam aber Punktabzüge, da der auf den 3F folgende<br />

3T zu einem 2T wurde. Abgesehen von<br />

diesem kleinen Missgeschick machte sie aber<br />

keine weiteren Fehler und verdiente sich für alle<br />

<strong>Pirouette</strong>n einen Level 4. Ihre Kür zur Filmmusik<br />

„Matrix” startete ebenfalls mit einem sauberen<br />

2A, einer sehr schön umgesetzten 3F-3T-Kombination,<br />

sowie einem gelungenen 3S. Der Absprung<br />

beim Lutz war allerdings fehlerbehaftet<br />

und auch der 3T ihrer 2A-3T-Kombination endete<br />

unsauber. Sie erhielt dennoch für alle Schrittsequenzen<br />

sowie <strong>Pirouette</strong>n einen Level 4. Als<br />

Sakamoto sah, wie Kihira den 4S stand, staunte<br />

sie: „Je nach Wettkampf variieren die Bewertungskriterien,<br />

aber als ich gesehen habe, wie<br />

Rika den 4S und 3A gesprungen ist, war mir sofort<br />

klar, dass sie besser ist als ich. In dieser<br />

Saison habe ich bei der NHK-Trophy in beiden<br />

Programmen fast keine Fehler gemacht und<br />

eine hohe Punktzahl erzielen können. Wenn ich<br />

eine bessere Bewertung erreichen möchte, muss<br />

ich vierfache Sprünge einbauen.”<br />

Die Drittplatzierte Satoko Miyahara nahm nach<br />

ihrem Aufenthalt in Kanada ebenfalls zum ersten<br />

Mal nach langer Zeit wieder an einem<br />

Wettbewerb teil. Nachdem ihr KP „Gnossienne<br />

<strong>No</strong>. 1” nur für den sechsten Platz reichte, holte<br />

sie mit einer gelungenen Kür wieder auf und<br />

konnte mit einer Punktzahl von 209,75 aufs Podest<br />

klettern. In ihrem KP erhielt sie zwar gute<br />

Bewertungen für die <strong>Pirouette</strong>n, büßte aber bei<br />

den Sprüngen viele Punkte ein. Der 3L war unterdreht<br />

und der geplante 3R wurde zu einem<br />

2R, der null Punkte erhielt. Mit ihrer Kür „Tosca”<br />

stellte sie die am Vortag drittplatzierte Mai<br />

Mihara in den Schatten. Die erste Hälfte ihrs<br />

Programms verlief fehlerfrei, allerdings wurde<br />

die zweite Hälfte ziemlich unsauber. Der 2R am<br />

Ende ihrer Dreier-Kombination war unterdreht<br />

und sie stürzte bei ihrem letzten Sprung. Dennoch<br />

reichte ihr Ergebnis aus, um sich für die<br />

WM zu qualifizieren. In der kommenden Saison<br />

möchte sie weiterhin an diesem Programm arbeiten<br />

und es perfektionieren. Für Mihara, die in<br />

den Blockmeisterschaften und dem GP sehr zufriedenstellende<br />

Ergebnisse erzielen konnte, endete<br />

die Nationalmeisterschaft enttäuschend.<br />

„In diesem Wettbewerb konnte ich nicht mein<br />

Bestes geben und das zeigt, wie schwach ich<br />

noch bin. Ich muss unbedingt meine Gefühle<br />

besser zu kontrollieren lernen, denn momentan<br />

bin ich mental noch nicht auf dem Level einer<br />

guten Athletin.”<br />

Tim Koleto siegt als Takeru<br />

Komatsubara<br />

Im Eistanz belegten Misato Komatsubara/Tim<br />

Koleto mit insgesamt 175,23 Punkten den ersten<br />

Platz. Mit dem Stück „Dream Girls” als musikalische<br />

Untermalung zu ihrem Rhythmustanz<br />

punkteten sie durch saubere Elemente und zeigten<br />

eine ausdrucksstarke Leistung. Auch ihre Kür<br />

zur Filmmusik von „Love Story” konnte trotz eines<br />

Punktabzuges wegen Zeitüberschreitung<br />

überzeugen. Der Sieg war vor allem für Takeru<br />

Komatsubara (so nennt sich der eingebürgerte<br />

Tim Koleto jetzt auf Japanisch) sehr bewegend,<br />

da er zum ersten Mal als japanischer Athlet an<br />

der Nationalmeisterschaft teilnehmen konnte. In<br />

Hinblick auf das Ziel, bei den Olympischen Spielen<br />

starten zu wollen, erklärte Misato Komatsubara:<br />

„Für die kommende Saison haben wir schon<br />

ein neues Stück ausgesucht, dessen Genre sehr<br />

gut zu uns passt. Wir wollen den Rhythmustanz<br />

auf jeden Fall so gut wie möglich verbessern. “<br />

Kana Muramoto und Daisuke Takahashi konnten<br />

trotz eines Trainingsunfalls von Muramoto<br />

mit 151,86 Punkten den zweiten Platz für sich<br />

beanspruchen. Seit ihrer Teilnahme an der NHK<br />

Trophy verbesserten sie vor allem ihren RD zur<br />

Filmmusik „Die Maske” und traten überzeugend<br />

auf. In ihre Kür, die auf dem Ballett „La Bayadère”<br />

beruht, schlichen sich nach einem Sturz<br />

allerdings viele Fehler ein, die dem Team zeigten,<br />

wo Verbesserungsbedarf besteht. „Wir<br />

müssen noch an sehr vielen Elementen arbeiten.<br />

Nicht nur jeder einzeln, sondern vor allem<br />

als Team. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass<br />

wir unsere Geschwindigkeit aneinander anpassen”,<br />

erklärte Muramoto.<br />

Japanische Meisterschaften<br />

Misato Komatsubara<br />

und Tim Koleto<br />

Quelle: © ISU<br />

Den dritten Platz belegten Rikako Fukase/Eichu<br />

Cho mit 145,18 Punkten. Während sie in ihrem<br />

RD zu „La La Land” eine mitreißende Vorstellung<br />

boten, war die Kür zu „My Funny Valentine” und<br />

„Feeling Good” wegen mehrerer Fehler durchwachsen.<br />

Sie wollen künftig wieder in Kanada<br />

trainieren, um sich zu verbessern.<br />

Ein Paarlaufwettbewerb fand nicht statt, da das<br />

einzige Duo Riku Miura/Ryuichi Kihara nicht aus<br />

Kanada anreisen wollte, weil ihnen die Rückkehr<br />

versperrt sein könnte.<br />

<br />

Maria Laura Brandmann Mitsuoka


26<br />

Alexandra Herbrikova & Nicolas Roulet<br />

Schweizer Paarlauf<br />

Der Paarlauf stellt das größte Sorgenkind im<br />

Schweizer Eiskunstlauf dar. Um die Jahrtausendwende<br />

waren zwölf Jahre lang<br />

überhaupt keine Paare am Start, danach meistens<br />

jeweils nur eines. Mit Ioulia Chtchetinina<br />

wechselte 2<strong>01</strong>9 die letzte WM-Teilnehmerin für<br />

die Schweiz nach dem Rücktritt ihrer Partner<br />

mangels ebensolcher nach Ungarn. Sie erlangte<br />

jüngst die ungarische Staatsbürgerschaft und<br />

läuft künftig mit Mark Magyar bei EM, WM und<br />

eventuell Olympischen Spielen für Ungarn.<br />

Fahne der Schweiz aufrecht halten<br />

Im Nationalteam der Schweiz ist derzeit ein<br />

Paarlaufpaar aufgeführt - Alexandra Herbrikova<br />

und Nicolas Roulet laufen seit sieben Jahren<br />

zusammen. „Ich bin in der Slowakei geboren<br />

und in Tschechien aufgewachsen, aber für einen<br />

Schweizer Pass bin ich noch zu wenig lang<br />

hier“, erklärte Herbrikova. Ein Olympiastart für<br />

die Schweiz wäre so für die 28-Jährige nicht<br />

möglich. Roulet, 26 Jahre alt, stammt aus La<br />

Chaux-de-Fonds. Beide wohnen in Hauterive<br />

(Kanton Fribourg), trainieren in Neuchâtel und<br />

starten seit 2<strong>01</strong>4 international für die Schweiz<br />

im Paarlauf.<br />

Ein Virus bringt Einschränkungen<br />

Den<br />

Paarlauf<br />

leben<br />

Die Schweiz ist mit Alexandra<br />

Herbrikova/Nicolas Roulet auf nationaler<br />

und internationaler Ebene im<br />

Paarlauf vertreten, mit einem Paar,<br />

das trotz schwieriger Bedingungen<br />

die Motivation zum Weitermachen<br />

nicht verliert.<br />

Auch das viermalige Schweizermeisterpaar ist<br />

mit den Nachteilen der Covid-19-Pandemie<br />

konfrontiert. „Die Bedingungen sind nicht optimal,<br />

da im Kanton Neuchâtel private Meetings<br />

auf fünf Personen reduziert sind. So dürfen nur<br />

vier Eisläufer und ein Coach gleichzeitig auf das<br />

Eis. Wir haben insofern noch Glück, als unser<br />

„Club des Patineurs de Neuchâtel-Sports“ zusätzliches<br />

Eis reservierte. So können wir zuweilen<br />

gar alleine auf dem Eis trainieren. Diesbezüglich<br />

ist es für uns fast besser als vorher. Wir<br />

trainieren sehr früh am Morgen oder später am<br />

Abend, da wir am Nachmittag arbeiten“, erklärte<br />

Herbrikova zur aktuellen Trainingssituation.<br />

Die derzeitigen Umstände der Covid-19-Pandemie<br />

geben auch die Zielrichtung vor. „Um ehrlich<br />

zu sein, es ist in jüngster Vergangenheit ziemlich<br />

schwierig gewesen bei dieser seltsamen Pandemie-Situation.<br />

Man weiß nicht, ob Wettkämpfe<br />

stattfinden. So kann man eine Saison nicht wirklich<br />

planen. Man fokussiert sich auf bestimmte<br />

Ziele. Zudem sind wir nicht mehr die jüngsten<br />

Eislaufenden und haben an sich keine Zeit zu<br />

verschwenden. Wir entschieden uns, die Zeit so<br />

gut wie möglich zu nutzen und unsere Technik<br />

zu verbessern. Vor allem jene Punkte, für die wir<br />

während der üblichen Wettkampfsaison keine<br />

Zeit haben. Wir werden sehen, was geschehen<br />

wird“, erklärten Herbrikova/Roulet zur aktuellen<br />

Situation und fügten an: „Wir arbeiten daran,<br />

zwei dreifache Wurfsprünge einzubauen und einen<br />

Dreifachsprung, den Toeloop oder den Salchow.“<br />

Das Ziel von Herbrikova/Roulet in dieser<br />

Saison ist trotz aller Umstände eindeutig: „Wir<br />

wollen uns für die Weltmeisterschaft qualifizieren,<br />

die wir 2<strong>01</strong>9 knapp verpassten.“<br />

Frühere Trainer von Herbrikova/Roulet waren<br />

erst Maylin Wende und Daniel Wende. Es folgte<br />

der Wechsel zu Jean-François Ballester. Nach<br />

dem unerwarteten frühen Tod von Ballester<br />

werden sie seit Mitte vergangener Saison von<br />

Ondrej Hotarek betreut. „Ondrej macht die Trainingspläne<br />

für uns und coacht uns mit Videos,<br />

da er in Bergamo arbeitet“, erklärte Herbrikova<br />

und räumte ein: „Auf diese Weise ist es nicht so<br />

einfach. Und wir würden gerne einzelne Aufenthalte<br />

in Bergamo machen. Aber die jetzige Pandemiewelle<br />

erlaubt es uns nicht zu reisen.“ Dies<br />

hindert das Paar auch daran, weitere Elemente<br />

zu verbessern, etwa den dreifachen Twist „Wir<br />

haben bereits am dreifachen Twist gearbeitet,<br />

aber dieser ist ein herausforderndes Element für<br />

uns. Mit Ondrej zusammen verbesserten wir die<br />

Technik, um in der Lage zu sein, dreifache Drehungen<br />

auszuführen. Es benötigt aber viel Zeit<br />

und Geduld, um etwas zu ändern, was wir während<br />

vieler Jahre getan haben. Zudem ist es<br />

auch gefährlich für uns, den Twist ohne einen<br />

uns die ganze Zeit überwachenden Coach zu<br />

trainieren. So haben wir beschlossen, auf sicher<br />

zu gehen und uns für den Moment auf den<br />

doppelten zu konzentrieren, um Level 4 jedes<br />

Mal zu erreichen.“ Für die laufende Saison werden<br />

die EM-18. (2020) und -16. (2<strong>01</strong>6) ein neues<br />

KP zur Musik aus dem Musical „Chicago – All<br />

That Jazz“ präsentieren. „Wir sind richtig ungeduldig,<br />

es zu zeigen.“ Die Kürmusiken bleiben<br />

wie im Vorjahr mit Anpassungen: die Filmmusik<br />

The Mummy, etwas vom Cirque du Soleil und<br />

ägyptische Musik.<br />

Alle Rückschläge immer aufgefangen<br />

Während der bisherigen Karriere sind Herbrikova/Roulet<br />

vor Rückschlägen nicht verschont geblieben.<br />

So fiel Roulet die gesamte Saison<br />

2<strong>01</strong>7/18 wegen einer Rückenverletzung aus.<br />

Und auch Herbrikova verletzte sich im vergangenen<br />

Jahr nach einem Sturz am Kopf. Beide<br />

haben aber alle Verletzungen überstanden und<br />

immer wieder neue Motivation gefunden: „Wir<br />

sind glücklich, wieder Schlittschuhlaufen zu<br />

können.“ Dafür gehen beide einer Arbeit nach,<br />

teils in der Coachingszene, um überhaupt das<br />

Paarlaufen finanzieren zu können. Herbrikova<br />

schloss ihr Studium über Sportmanagement ab,<br />

während Roulet hierfür sein Geschichtsstudium<br />

unterbrochen hat.<br />

Ihre Stärke – Harmonie<br />

Beim Training im Dezembert 2020<br />

in Neuchâtel<br />

Fotos: Albert René Kolb<br />

Weltklassepaare faszinieren im Paarlauf mit stupender<br />

Sicherheit, hohem Tempo und mühelosem<br />

Präsentieren der Elemente. Gerade so, als<br />

könnte jede Frau und jeder Mann Gleiches prob-


lemlos nachmachen. Und das Publikum zeigt<br />

sich ausnahmslos begeistert. Wie schwer und<br />

anforderungsreich Paarlauf auszuführen ist,<br />

scheint für die Zuschauer allerdings fast besser<br />

bei den in der Rangliste weiter hinten klassierten<br />

Paaren erkennbar zu sein. Da passieren mehr<br />

Fehler. Und es kommt nicht von ungefähr, dass<br />

das Publikum ihnen genauso fasziniert zuschaut<br />

und bei auftretenden Fehlern oder Problemen<br />

sofort mit aufmunterndem Applaus zu Hilfe eilt,<br />

länderübergreifend. Das Publikum schenkt auch<br />

diesen Paaren sofort seine Empathie. Denn ein<br />

wenig scheinen sie die Zuschauer an den eigenen<br />

Alltag als Paare mit Sorgen und Nöten zu<br />

erinnern. Und dies schafft bei der Präsentation<br />

sofort immer wieder eine Bindung zwischen dem<br />

Eislaufpaar und dem Publikum. Letzteres verkörpern<br />

Herbrikova/Roulet. Das Paar strahlt Harmonie<br />

aus. Das Publikum spürt, da läuft ein Paar,<br />

das mit den Schwierigkeiten der Elemente auf<br />

dem Eis kämpft, und es fiebert mit.<br />

Todesspirale auf Weltklasseniveau<br />

Das Markenzeichen von Herbrikova/Roulet ist<br />

die Todesspirale – ausgeführt auf Weltklasseniveau<br />

und eine Augenweide par excellence. Darauf<br />

angesprochen, meinen beide: „Zuerst einmal<br />

vielen Dank für das Kompliment. Diese Saison<br />

präsentieren wir im Kurzprogramm die klassische<br />

vorwärts-einwärts Todesspirale, da diese<br />

für alle Elitepaare obligatorisch ist. In der Kür<br />

werden wir eine rückwärts-auswärts ausgeführte<br />

Todesspirale zeigen. Wir arbeiten hart daran,<br />

neue und schwierigere Eingänge und Ausgänge<br />

zu zeigen und mehr Drehungen hinzuzufügen.“<br />

Allein in der Halle<br />

„Heute haben wir nur eine Stunde Eis über Mittag<br />

zur Verfügung“, erklärte Herbrikova an einem<br />

Donnerstag im vergangenen Dezember. Mit<br />

ihrem Partner trainierte sie allein in der altehrwürdigen<br />

Patinoire du Littoral, idyllisch zwischen<br />

dem Neuenburgersee und dem Fussballstadion<br />

in Neuchâtel gelegen. Zuweilen tauchten<br />

junge Läuferinnen an den Fenstern der Gänge<br />

auf, ansonsten warfen nur die Eismeister für<br />

Momente einen Blick auf das Geschehen. Vieles<br />

wirkte wie ausgestorben. Überall hingen Zettel<br />

mit französischsprachigen Hinweisen wie „geschlossen“,<br />

„abgesagt“ oder „außer Betrieb“, äußere<br />

Zeichen der Pandemie. Herbrikova/Roulet<br />

trainierten mehrere Elemente, begleitet zu<br />

Weihnachtsmusik, dann Teile ihres Kurzprogrammes,<br />

dann jene der Kür. So wie dies Paare<br />

überall tun. Vor dem Eistraining übten sie beim<br />

Off-Ice im Wesentlichen Hebefiguren. „Wir<br />

müssen dies aufgrund der Anweisungen draußen<br />

neben der Halle machen“, erklärte Herbrikova.<br />

Auch bei Minusgraden, auf Betonboden.<br />

„Und bei Regen unter irgendeinem Vordach“, ergänzte<br />

Roulet. Am Ende der Session verneigten<br />

sich selbst die Eismeister. Und dann sagte Herbrikova:<br />

„Wir treten erst zurück, wenn wir den<br />

dreifachen Twist gezeigt haben.“ Darauf haben<br />

wir gewartet. Stimmt so. Albert René Kolb<br />

Kurz nachgefragt bei<br />

Alexandra Herbrikova<br />

& Nicolas Roulet<br />

<strong>Pirouette</strong>: Haben Sie ein Vorbild<br />

im Paarlauf?<br />

Aljona Savchenko/Robin Szolkovy. Mit ihnen<br />

sind wir sozusagen aufgewachsen.<br />

Zu welchen Paaren haben Sie den meisten<br />

Kontakt?<br />

Sara Conti/Niccolò Macii (Italien), Laura<br />

Barquero/Marco Zandron und Dorota Broda/<br />

Pedro Betegon Martin (beide Spanien).<br />

Welche Schlittschuhe benützen Sie?<br />

Edea.<br />

Und? Ist dies mit einem Werbevertrag<br />

von 10.000 USD verbunden?<br />

Nein (beide lachen), aber wir erhalten die<br />

Schlittschuhe zur Verfügung gestellt. Die<br />

Leute von der Firma Edea sind sehr interessiert<br />

und fragen immer nach, wie die Schuhe<br />

passen.<br />

Wo möchten Sie gerne mal starten?<br />

In Japan. Wir verpassten die WM 2<strong>01</strong>9<br />

in Saitama.<br />

Was würden Sie im Eiskunstlauf gerne<br />

ändern?<br />

Nicolas: Wenn man von einem kleinen Land<br />

kommt, hat man Nachteile.<br />

Alexandra: Bei höheren Punktzahlen für die<br />

technischen Elemente sind jene für den<br />

Ausdruck oft auch hoch, obwohl dies nicht<br />

immer stimmt.<br />

Was war das bisher beste Erlebnis in Ihrer<br />

Karriere?<br />

Alexandra: Der beste Moment war, als mir die<br />

Chefin der neurochirurgischen Abteilung vom<br />

Insel-Spital in Bern mitteilte, dass ich wieder<br />

Eislaufen könne. Ohne Operation. Das war<br />

etwa drei Wochen vor der EM. Es ging dann<br />

direkt zur Golden Spin nach Zagreb, wo wir<br />

uns für die EM 2020 qualifizierten.<br />

Nicolas: Die erste EM 2<strong>01</strong>6, an der ich mit<br />

Alexandra erstmals für die Schweiz startete.<br />

Das ist schon speziell.<br />

Nicolas. Warum laufen Sie mit Alexandra?<br />

Nicolas: Ich erinnere mich nicht mehr. (Beide<br />

lachen.) Wir waren im Leben zusammen, bevor<br />

wir ein Paarlaufpaar wurden. Ich bin nicht der<br />

beste Eisläufer. Aber ich versuche immer, mein<br />

Bestes zu geben. Von Alexandra habe ich viel im<br />

Eislauf gelernt. Ich bewundere ihre Leidenschaft.<br />

Darum.<br />

Alexandra, warum laufen Sie mit Nicolas?<br />

Alexandra: Beinahe aus den gleichen Gründen.<br />

Ich erinnere mich, wie ich Nicolas das erste Mal<br />

sah - er war großgewachsen, kräftig. Ich sah,<br />

welchen Aufwand er betrieb. Das suchte ich.<br />

Im Training – wer ist strenger?<br />

Nicolas: Sie (sie nickt).<br />

Welche Reaktionen erleben Sie bei den jungen<br />

Schülerinnen und Schülern im Unterricht?<br />

Alexandra: Viele der Kleinen wissen nicht, dass<br />

ich Paarläuferin bin. Als mich einige im Fernsehen<br />

an der EM gesehen haben, zeigten sie irgendwie<br />

mehr Respekt im Unterricht und hörten<br />

besser zu, was ich sagte (lacht).<br />

Was schreiben Sie bei Autogrammen?<br />

Nicolas: Alexandra schreibt die Texte. Ich unterschreibe<br />

nur.<br />

Alexandra: Immer etwas Persönliches. Sicher<br />

den Namen von jemandem, einfach was dann<br />

gerade so passt.<br />

Alexandra, im Kurzprogramm zur Musik aus<br />

«Chicago» - was werden Sie für ein Kleid<br />

tragen?<br />

Ein leuchtend rotes Dress.<br />

Mit dem Paar sprach Albert René Kolb.<br />

Alexandra und Nicolas 2<strong>01</strong>9<br />

•••<br />

27<br />

Alexandra Herbrikova & Nicolas Roulet<br />

Interview<br />

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<strong>Pirouette</strong> auf Facebook


28<br />

Nathalie Péchalat<br />

Buchrezension<br />

Eine Buchrezension<br />

Im Prinzip fasst die zwei Tage vor Weihnachten<br />

37 Jahre alt gewordene Péchalat im Buch ihre<br />

bisherige Karriere zusammen. Aber sie verwendet<br />

einen Kunstgriff und bringt immer wieder<br />

ihren ständigen Begleiter ins Spiel, den „Monsieur<br />

Doute“. Dieser „Herr Zweifel“ begleitet sie<br />

durch ihr Leben und bremst sie manchmal, andererseits<br />

verhindert er auch manche spontane<br />

Dummheit. Im hinteren Teil des Buches geht sie<br />

recht ausführlich auf den „Herrn Zweifel“ ein,<br />

was für die Leser nicht immer sehr interessant<br />

zu lesen ist. Aber Schwerpunkt des Buches ist<br />

dennoch ihr Leben.<br />

Ihre Eislaufkarriere beginnt mit sieben Jahren in<br />

der nordfranzösischen Stadt Rouen als Tochter<br />

einer Radiologin und eines Wirtschaftsingenieurs<br />

und dauerte 23 Jahre. Die Eistanzgeschwister<br />

Duchesnay sind ihre ersten Vorbilder. Als sie<br />

elf Jahre alt ist, ziehen die Eltern nach Caen<br />

um, aber sie bleibt wegen des Eistanzens in<br />

Rouen und geht in ein Internat. Sie hängt ein<br />

Poster von Katarina Witt in ihr Zimmer, ist oft<br />

allein und wird von Klassenkameraden gemobbt,<br />

weil sie ein leistungsorientiertes Hobby hat.<br />

Aber sie beißt die Zähne zusammen und<br />

schreibt nüchtern, so sei eben die Karriere eines<br />

Menschen, der etwas Ungewöhnliches erreichen<br />

will. 15mal ist sie in ihrem Leben umgezogen.<br />

Nathalie Péchalat:<br />

Les bénéfices du doute<br />

Die neue französische Verbandspräsidentin Nathalie Péchalat hat Ende Oktober<br />

2020 ein Buch mit dem Titel „Les bénéfices du doute“ veröffentlicht, wörtlich<br />

übersetzt „Der Nutzen des Zweifels“. Der Untertitel: „Oder wie Herr Zweifel mein<br />

Verbündeter wurde“. In mehreren Interviews sagte sie, dass sie fast den gesamten<br />

Text schon vor ihrer Wahl zur Präsidentin geschrieben hat. Zwar hatte sie mehrfach,<br />

auch der <strong>Pirouette</strong>, zu ihrer aktiven Zeit gesagt, dass sie sich vorstellen könne, später<br />

einmal Aufgaben im Verband zu übernehmen. Aber dass das so plötzlich und so<br />

früh kam, sei nicht geplant gewesen, denn sie wollte nicht gegen Didier Gailhaguet<br />

antreten. Dieser war zunächst bis Sommer 2022 gewählt und hätte sich wiederwählen<br />

lassen können. Aber sein Rücktritt im Februar 2020, so schreibt sie jetzt,<br />

habe eine Lücke aufgerissen und da habe sie sich nach einigem Zögern und Beratung<br />

mit Vertrauten entschlossen zu kandidieren.<br />

Mit 15 kommt sie in den Nationalkader in Lyon<br />

zu Trainerin Muriel Zazoui. Ihr dortiger Tanzpartner<br />

teilt ihr nach einigen Monaten mit, dass er<br />

aufhören und sich auf sein Studium konzentrieren<br />

will. Nach vielem Hin und Her veranstaltet<br />

die Trainerin einen kleinen Wettbewerb für Fabian<br />

Bourzat mit zwei Mädchen und er wählt Péchalat<br />

als seine neue Partnerin. Die Bedingungen<br />

in Lyon sind zwar nicht optimal, aber sie verstehen<br />

sich gut und werden auf Anhieb französische<br />

Juniorenmeister. Das eigentlich geplante<br />

Vollzeit-Jurastudium mit dem dazugehörenden<br />

Studentenleben kommt etwas zu kurz, weil es<br />

zeitlich nicht mit dem Vormittagstraining ab 6<br />

Uhr sogar samstags vereinbar ist. Stattdessen<br />

schließt sie ein Studium in Sportmanagement ab<br />

und besteht so nebenbei die Aufnahmeprüfung<br />

an der renommierten Wirtschaftshochschule in<br />

Lyon. 2006 qualifizieren die Tänzer sich erstmals<br />

für die Olympischen Spiele (Platz 18). Dank der<br />

Schaulaufeinnahmen ist Péchalat von den Eltern<br />

jetzt unabhängig. Aber so richtig voran kommen<br />

sie sportlich nicht und wechseln daher, nach einem<br />

Sommertraining 2007 bei Alexander Zhulin<br />

im Sommer 2008 ganz nach Russland. Zunächst<br />

hausen sie, obwohl privat nicht liiert, zu zweit in<br />

einem schäbigen Appartement von ganzen neun<br />

Quadratmetern ohne Küche und ohne Internet,<br />

nur eine McDonald-Filiale ist in der Nähe. Nach<br />

einiger Zeit zieht Bourzat zusammen mit dem<br />

deutschen Eistänzer Alexander Gazsi in ein besseres<br />

Appartement und Péchalat zu einer Familie,<br />

die ihr neue Bekannte und viel russische Kultur<br />

vermittelt. Sie findet einen Teilzeitjob in der<br />

Moskauer Filiale einer französischen Firma, wieder<br />

mit interessanten Leuten, die ihr dank Beziehungen<br />

öfter Karten für das Bolschoi-Ballett und<br />

vieles andere besorgen können. Zhulin verhilft<br />

dem Paar zu besserem Ausdruck und motiviert


29<br />

sie durch seine Selbstvertrauen schaffenden Äußerungen<br />

über ihre Leistung.<br />

Es geht aufwärts und bei den Olympischen<br />

Spielen 2<strong>01</strong>0 landen sie auf dem siebten Platz.<br />

Ist das nun ein Erfolg oder eine Niederlage?<br />

Herr Zweifel meldet sich. Bei der Nebelhorn Trophy<br />

2<strong>01</strong>0 merken sie, dass ihre modernen Programme<br />

nicht gut ankommen und Herr Zweifel<br />

überzeugt sie, neue einzustudieren. Diese, vor<br />

allem die Kür zur Filmmusik Doktor Schiwago,<br />

werden ein großer Erfolg und in der eiskalten<br />

Eishalle von Bern werden sie 2<strong>01</strong>1 erstmals Europameister.<br />

Die grauen uralten stinkenden Armeewolldecken,<br />

die man verteilte, sind ihr noch<br />

in unangenehmer Erinnerung. Als die WM wegen<br />

des Tsunami von Tokio nach Moskau verlegt<br />

wird, freuen sie sich zunächst, weil sie in ihrer<br />

eigenen Trainingshalle stattfindet. Aber die erhoffte<br />

Bronzemedaille gewinnen sie nach einem<br />

Sturz bei einer Schrittfolge nicht. Außerdem<br />

deutet ihr hochgelobter Trainer Zhulin an, dass<br />

der russische Staat bis zu den Olympischen<br />

Spielen 2<strong>01</strong>4 nicht mehr gerne sieht, wenn ausländische<br />

Spitzensportler von russischen Trainern<br />

im Lande betreut werden.<br />

Ausführlich erzählt sie von den drei Schaulauf-<br />

Besuchen in <strong>No</strong>rdkorea 2008, 2009 und 2<strong>01</strong>1,<br />

der Diktatur („Computer und Handy wurden bei<br />

der Einreise konfisziert“) und der Rückständigkeit<br />

der Einwohner, die 2<strong>01</strong>1 nicht einmal wissen,<br />

wer der gerade gestorbene Michael Jackson<br />

ist. Im Frühsommer 2<strong>01</strong>1 ziehen sie nach Detroit<br />

(Péchalat: „Nicht gerade eine sexy Stadt“) zu<br />

Pasquale Camerlengo. Von diesem Zeitpunkt an<br />

befasst sich Péchalat recht kurz mit der weiteren<br />

Karriere. Positiv ist, dass sie ihren neuen<br />

Freund Tomas Verner nun regelmäßig sehen<br />

kann, der im nur 400 Kilometer entfernten<br />

Großraum Toronto trainiert. 2<strong>01</strong>2 werden sie erneut<br />

Europameister, obwohl Péchalat vorher<br />

Angstzustände hatte. Aber sie lobt Partner<br />

Bourzat, der sie noch während der Kür ganz<br />

cool mit ein paar Worten beruhigen konnte. Außerdem<br />

gewinnen sie ihre erste WM-Medaille<br />

(Bronze). 2<strong>01</strong>3 wechseln sie 40 Kilometer weiter<br />

zu Igor Shpilband, weil sie und der Verbandspräsident<br />

ihn für besser halten als Camerlengo.<br />

Die Beziehung mit Tomas Verner beendet sie im<br />

Sommer 2<strong>01</strong>3 „aus geografischen Gründen“,<br />

denn er will sich in Oberstdorf auf Olympia<br />

2<strong>01</strong>4 vorbereiten, sie aber in der 7.000 Kilometer<br />

entfernten Region Detroit.<br />

Bei der Teilnahme an den Olympischen Spielen<br />

2<strong>01</strong>4 verlässt die Franzosen die Hoffnung auf<br />

eine Medaille, als sie die Zusammensetzung der<br />

Jury sehen. Dort werden sie tatsächlich nur<br />

Vierte und verlieren gegen Ilinykh und Katsalapov<br />

den Kampf um Bronze. Der Herr Zweifel<br />

kommt wieder, aber immerhin gewinnen sie<br />

zum Abschluss ihrer Karriere bei der nacholympischen<br />

WM 2<strong>01</strong>4 noch einmal Bronze, nur 0.06<br />

Punkte fehlen zu Gold. Gefallen hat Péchalat<br />

die Teilnahme bei der französischen TV-Version<br />

von „Dancing with the Stars“ ein paar Monate<br />

später, anschließend beginnt sie mit Lehrgängen<br />

für französische Nachwuchstänzer und engagiert<br />

sich als Läufersprecherin in mehreren französischen<br />

Gremien. Sie freut sich, dass sie endlich<br />

bei jeder Krankheit normale Medikamente<br />

nehmen darf und nicht stets auf die Dopingliste<br />

blicken muss. 2<strong>01</strong>6 beginnt sie als TV-Kommentatorin<br />

für Eurosport.<br />

Mehrfach springt sie vor allem im letzten Viertel<br />

des Buches zwischen verschiedenen Jahren<br />

hin und her und bleibt nicht chronologisch. Dies<br />

kann für Leser, die keine Insider sind, das Verständnis<br />

erschweren. Sie ist sich unsicher, was<br />

sie nach der Eislaufkarriere tun soll, aber ein<br />

neuer Mann tritt in ihr Leben, der sehr bekannte<br />

und vermögende Schauspieler Jean Dujardin,<br />

der ihr viel ehrenamtliches Engagement ermöglicht,<br />

ohne überall Geld verdienen zu müssen.<br />

So gut wie gar nicht kommt ihre gemeinsame<br />

Tochter im Buch vor. Klaus-Reinhold Kany<br />

Fazit: Insgesamt ist das Buch interessant für<br />

Leser, die an ihrer Karriere interessiert sind.<br />

Es ist zwar relativ einfach geschrieben, aber<br />

erfordert dennoch sehr gute Französisch-<br />

Kenntnisse. Eine deutsche oder englischsprachige<br />

Ausgabe ist vermutlich nicht geplant.<br />

Das Taschenbuch ist beim Verlag Hachette<br />

mit der ISBN-978-2-5<strong>01</strong>-14952-5 erschienen<br />

und kostet 17,90 EUR.<br />

Nathalie Péchalat<br />

Buchrezension<br />

US-Trainer und Windsor<br />

in Dubai<br />

Carolina Hermann<br />

DEU-Psychologin<br />

Tanja Szewczenko und<br />

<strong>No</strong>rman Jeschke und Tochter<br />

Jona Valentina<br />

Der Amerikaner Timothy McKernan, der bis<br />

2008 mit Piper Gilles lief, dann bei Marina Zueva<br />

und Igor Shpilband in Canton bei Detroit<br />

trainierte und seit 2<strong>01</strong>0 als Tanztrainer von<br />

kleineren Läufern aktiv ist, kündete im Facebook<br />

an, dass er nach Dubai geflogen ist, um<br />

dort für mindestens eine Saison als Trainer zu<br />

arbeiten. Denn Nachwuchsläufer dürfen auch in<br />

den USA wegen Corona oft gar nicht trainieren<br />

und er habe in den USA zurzeit kaum Arbeit.<br />

Ebenfalls in Dubai hält sich seit neuestem der<br />

weiterhin aktive australische Paarläufer Harley<br />

Windsor auf, den die <strong>Pirouette</strong> im Sommer in<br />

Frankreich angetroffen hatte. Dort trainierte er<br />

vorübergehend in der Schule von Florent Amodio<br />

und wartete auf eine Einreiseerlaubnis für<br />

Russland. Denn dort wollte er mit einer Russin<br />

eine neue Paarlaufkarriere beginnen. Im Herbst<br />

war er dann drei Monate in Schottland, aber<br />

auch dort konnte er ohne Visum nicht länger<br />

bleiben und erhielt noch immer keine Einreiseerlaubnis<br />

nach Russland. Jetzt postete er im<br />

Facebook, er sei nun in Dubai.<br />

skate‘n roll<br />

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Die Eistänzerin Carolina Hermann, die mit ihrem<br />

Bruder Daniel von 2006 bis 2<strong>01</strong>2 internationale<br />

Wettbewerbe bestritt, ist inzwischen Psychologin<br />

mit längst abgeschlossenem Studium. Ihre<br />

größten Erfolge als Eistänzerin waren die Plätze<br />

17 und 22 bei den Weltmeisterschaften 2009<br />

und 2<strong>01</strong>0 und ein Deutscher Meistertitel im<br />

Jahr 2009. Am Rande der Deutschen Meisterschaften<br />

in Dortmund erzählte die inzwischen<br />

33 Jahre alte Ex-Läuferin, dass sie auch für die<br />

DEU als Psychologin tätig ist. <br />

Abitbol unter den<br />

50 einflussreichsten Frauen<br />

Frankreichs<br />

Die französische Ausgabe der Zeitschrift Vanity<br />

Fair hat die einstige französische Paarläuferin<br />

Sarah Abitbol zu den 50 einflussreichsten französische<br />

Frauen des Jahres 2020 gezählt. Mit<br />

ihrem Buch „Ein so langes Schweigen“ (siehe<br />

<strong>Pirouette</strong> Maiheft 2020, Seite 25) hatte sie das<br />

Schweigen über den Missbrauch an Sportlerinnen<br />

gebrochen, den auch sie als minderjährige<br />

Paarläuferin erleiden musste. Damit hat sie in<br />

Frankreich eine grundsätzliche Debatte über<br />

Missbrauch in vielen Sportarten angestoßen,<br />

die weite Kreise zog, sogar das Parlament beschäftigte<br />

und viele Trainer und Funktionäre in<br />

Sommer- wie in Wintersportarten zum Rücktritt<br />

zwang.<br />

Tanja Szewczenko<br />

schwanger<br />

Die ehemalige deutsche Spitzenläuferin und nun<br />

Schauspielerin und „Influencerin“ Tanja Szewczenko<br />

(43) kündigte Ende Dezember im Facebook<br />

an, dass sie im fünften Monat schwanger<br />

sei. Szweczenkos größte Erfolge waren Silber<br />

beim Grand Prix Finale 1997, Bronze bei der WM<br />

1994 und Platz sechs bei den Olympischen Winterspielen<br />

1994. Bis 2009 trat sie in Eisshows<br />

auf. Seit 20<strong>01</strong> ist sie als Schauspielerin tätig, unter<br />

anderem von 2006 bis 2009 mit einer Hauptrolle<br />

in der noch immer laufenden RTL Soap Opera<br />

„Alles was zählt“. Privat ist sie seit etwa 15<br />

Jahren mit dem früheren Berliner Paarläufer <strong>No</strong>rman<br />

Jeschke liiert und seit einigen Monaten<br />

auch verheiratet. Das Paar hat bereits eine neun<br />

Jahre alte Tochter namens Jona Valentina. krk


30<br />

Paul Kreckow<br />

Eislaufgeschichte<br />

Der Erfinder des „Harr<br />

1915 engagierte Charles Dillingham (1868-<br />

1934) das Ensemble mit dessen Programm<br />

„Flirt in St. Moritz“ für den zweiten Akt seiner<br />

ersten Musical-Revue „Hip-Hop-Hooray“ im<br />

New Yorker „Hippodrome“ am Broadway. Star<br />

der Berliner Compagnie war Charlotte Oelschlägel<br />

(1898-1984). Der Erfolg des deutschen<br />

Importprodukts Eisballett sollte der Eisrevue<br />

in <strong>No</strong>rdamerika zum Durchbruch und zu<br />

einem ungeahnten Publikumserfolg verhelfen.<br />

Kreckow bekam im März 1917 erstmals eine<br />

Hauptrolle als „Faun“ in „Abrakadabra“. Sein<br />

Auftritt mit der vierfachen deutschen Meisterin<br />

und späteren Bundestrainerin Thea Frenssen<br />

(1895-1980) als Paar beim Wohltätigkeitsfest<br />

des Berliner Schlittschuhclubs im<br />

Dezember 1917 stellt einen der wenigen öffentlichen<br />

Kontakte zum Amateurkunstlaufen<br />

dar. Im März 1918 folgte eine zweite Hauptrolle<br />

als Soldat in „Die Prinzessin von Tragant“.<br />

Am 28.05.1919 heiratete Kreckow die<br />

18jährige Helene Frieda Jordy. Die Familie<br />

Kreckow wohnte in der Nazarethkirchstraße<br />

36 in Berlin-Wedding. Im <strong>No</strong>vember 1920<br />

übernahm er als „Prinz Iwan“ die Hauptrolle<br />

im Eisballett „Die roten Schuhe“. Erstmals<br />

führte er zudem Regie. Als 1921 das Ensemble<br />

des Admiralspalasts mit dem Programm<br />

„Die roten Schuhe“ ein zweites Engagement<br />

von Dillingham für sein neues Musical „Get<br />

Together“ nach New York erhielt, war Paul<br />

Kreckow Teil der Compagnie. Nach Auslaufen<br />

der Show am 22. April 1922 gründete „Charlotte“,<br />

so ihr Künstlername, (Oelschlägel) mit<br />

dem „Ballet Sobré Hielo“ ein eigenes Ensemble<br />

und engagierte Paul Kreckow als ihren Eislauf-<br />

Partner. Mit einer transportablen Eisersatz-Anlage<br />

der Eisopal-Gesellschaft Berlin gastierten<br />

sie in Mexiko, Kuba und Spanien. Nachdem<br />

Charlottes Ehemann, der Komponist und Dirigent<br />

Dr. Anselm Götzl, den sie in „Get Together“<br />

kennenlernte, zwei Tage vor der Premiere ihrer<br />

Show 1923 in Barcelona plötzlich verstarb,<br />

wurden sämtliche weitere Engagements abgesagt<br />

und die Compagnie aufgelöst.<br />

Bis 1975 gehörte der „Harris-Tango“<br />

zu den gelisteten Pflichttänzen von<br />

ISU-Meisterschaften. Heute ist er ein<br />

möglicher Pflichttanz in der Kategorie<br />

Intermediate <strong>No</strong>vice. Der eigentliche<br />

Erfinder des Tanzes ist der deutsche Berufseisläufer<br />

Paul Kreckow.<br />

Solist im Eisballett des Berliner<br />

Admiralspalasts<br />

Paul Kreckow (links) mit Hilde Rückert und Howard Nicholson<br />

1927 in St. Moritz, Quelle: Privatarchiv<br />

Heinrich Karl Paul Kreckow wurde am<br />

23.06.1896 als Sohn von Karl Rudolf Ernst Kreckow<br />

(1869-1920) und Emilie Albertine Marie<br />

Schmidt (1873-1951) geboren. Zu seiner Kindheit<br />

und eisläuferischen Ausbildung – wahrscheinlich<br />

im Berliner Schlittschuhclub - ist<br />

nichts bekannt. Sein Name taucht erstmals im<br />

Dezember 1913 als jugendlicher Teilnehmer des<br />

Schaulaufens anlässlich der Wiedereröffnung<br />

des Eispalasts in der Lutherstraße auf. 1917 gab<br />

Kreckow eine Darbietung als Meisterläufer im<br />

sportlichen Teil des Eisballetts „Der Prophet“ im<br />

Berliner Admiralspalast. Im gleichen Jahr brachten<br />

die Süddeutschen Filmwerke eine Reportage<br />

mit dem Titel „Meisterschaftsläufer Paul Kreckow“.<br />

Bereits ab 1908 fanden im „Berliner Eispalast<br />

an der Lutherstraße“ und ab 1911 im<br />

„Admiralspalast“ erste Eisballette statt. Der Direktor<br />

des „Admiralspalasts“, Leo Bartuschek<br />

(1856-1930) stellte ein Ensemble von ca. zwanzig<br />

Läufer(innen) zusammen. Die Musiken zu<br />

diesen Ausstattungsballetten komponierte der<br />

Leiter des Hausorchesters, Kapellmeister Julius<br />

Einödshofer (1863-1930). Die Choreografien<br />

lieferte Mariette Lorette.<br />

Eislauflehrer und Showläufer<br />

in St. Moritz<br />

Nach Berlin konnte Kreckow nicht zurückkehren,<br />

weil die Kunsteisbahn im Admiralspalast<br />

am 23. April 1922 schloss und in ein Varieté<br />

umgebaut wurde. Deshalb wich er nach St. Moritz<br />

aus, wo er vom Kurverein eine Anstellung<br />

als Eislauflehrer und Showläufer annahm. Er erhielt<br />

dort seit 1921 Kurzzeit-Verträge. In den<br />

Sommermonaten verdiente er seinen Lebensunterhalt<br />

mit Tennisunterricht. Es ist bekannt, dass<br />

er in diesem Zeitraum auch vom Palazzo del<br />

Ghiaccio in Mailand ein Engagement erhielt. Er<br />

soll wesentlich an der Ausarbeitung der Technik<br />

des Lutz und zu dessen Popularisierung im<br />

Amateur-Eiskunstlaufen beigetragen haben. In<br />

dem zwölfminütigen Ufa-Kulturfilm „Der weiße<br />

Sport“ aus dem Jahr 1925 über die Wintersportangebote<br />

der Sporthotels im Engadin erscheint<br />

Kreckow als Eiskunstläufer. In einem weiteren<br />

Kurzfilm der FOX Movietone News vom<br />

26.12.1928 ist er mit einer Eis-Pantomime, als<br />

Paarläufer sowie mit Elementen des Extreme


is-Tango“: Die Paul Kreckow-Story<br />

Paul Kreckow auf Postkarten aus dem<br />

Eisballett Admiralspalast Berlin<br />

Skating zu sehen. Er trat bei den Schaulaufen<br />

der Sporthotels im Winter 1924/25 mit Katie<br />

(Käthe) Schmidt sowie bis 1929/30 mit Hilda<br />

(Hildegard) Rückert (1897-1960) größtenteils<br />

als Trio mit Howard Nicholson (USA) auf. Die<br />

Damen waren ehemalige Mitglieder des Berliner<br />

Eisballetts, die Solokarrieren als Berufseisläuferinnen<br />

starteten. Nicholson war Teil der Compagnie<br />

in „Get Together“. Sie demonstrierten Aufsehen<br />

erregende Trage- und Schleuderfiguren<br />

wie „Bottoms Up“, den „Head Banger“ oder die<br />

„Neck-Spin“. Vom Zoo in Cincinnati (USA) erhielt<br />

Kreckow in den Jahren 1924 und 1927 lukrative<br />

Engagements für deren Sommer-Eisshow<br />

im „Zoo-Garden“.<br />

Heirat mit Melitta Brunner<br />

1930 lernte er Melitta Brunner in St. Moritz näher<br />

kennen. Diese war von 1926 bis 1930 fünfmalige<br />

Österreichische Vizemeisterin. Sie scheiterte<br />

zuerst an der dominanten Herma Szabo.<br />

Nach deren Rücktritt in Folge der skandalösen<br />

Niederlage gegen Sonja Henie bei den WM 1927<br />

in Oslo war sie Fritzi Burger unterlegen. Obwohl<br />

Szabo ihre Solokarriere aufgab, ließ sie die Fortsetzung<br />

ihrer Laufbahn im Paarlaufen mit Ludwig<br />

Wrede offen, mit dem sie 1925 und 1927<br />

Weltmeisterin war. Erst zwei Wochen vor den<br />

Olympischen Spielen 1928 in St. Moritz verzichtete<br />

Szabo auf ihre Teilnahme und Melitta Brunner<br />

sprang ein. Der dritte Platz des neu zusammengestellten<br />

Paares Brunner/Wrede galt als<br />

Sensation. Bei den anschließenden WM in London<br />

konnten sie den 3. Platz bestätigen. Höhepunkt<br />

der Amateurkarriere Melitta Brunners bildeten<br />

die WM 1929 in Budapest. Im Einzellauf<br />

wurde sie WM-Dritte und im Paarlauf Zweite.<br />

Nach dem Rücktritt der Weltmeister Scholz/Kaiser<br />

und dem erstmaligen Gewinn der Landesmeisterschaften<br />

reisten sie 1930 mit großen<br />

Hoffnungen zu den WM nach New York. Mit<br />

dem 2. Platz erfüllten sich ihre Goldträume<br />

nicht, worauf Melitta Brunner resigniert zu den<br />

Professionals wechselte und einen Vertrag in St.<br />

Moritz annahm. Durch ihr Studium an der Hellerau-Laxenburg-Schule<br />

für modernen Tanz von<br />

Emile Jaques-Dalcroze strebte sie als Berufseisläuferin<br />

eine Weiterentwicklung des künstlerischen<br />

Tanzes auf dem Eis an. In diesem Zusammenhang<br />

stellte die Begegnung mit dem 10 Jahre<br />

älteren Kreckow, der über reichhaltige Bühnenerfahrung<br />

und Charme verfügte, eine faszinierende<br />

Inspiration dar. Nachdem seine erste<br />

Ehe am 06.07.1931 geschieden wurde, wechselten<br />

beide als Eislauflehrer, Entertainer und<br />

Showläufer nach London. Kreckow arbeitete im<br />

„Hammersmith Ice Drome“ und „Westminster Ice<br />

Rink“. Am 17. 12.1932 heirateten Melitta Brunner<br />

und Paul Kreckow in London. In meinem<br />

1997 in Philadelphia geführten Interview sagte<br />

Melitta Brunner zu dieser Verbindung: „Kreckow<br />

hatte eine faszinierende Eislauftechnik. Ich verliebte<br />

mich mehr in den perfekten Eisläufer<br />

als in die Person.“ 1933 reichte sie die Scheidung<br />

ein.<br />

Der „Harris-Tango“<br />

Zu den von ihm betreuten Sportlerinnen im<br />

„Hammersmith Ice Drome“ gehörte Trudy Harris,<br />

mit der er am 04.03.1932 an dem „British Open<br />

Professional Competition“ im Oxford Ice Rink im<br />

Paarlaufen teilnahm. Dieser Wettbewerb wurde<br />

nachträglich als erste Profi-WM anerkannt. Für<br />

ihre Tango-Kreation erhielten sie den zweiten<br />

Platz. Dies bildete die einzige dokumentierte<br />

Wettkampfteilnahme Paul Kreckows. Mit Vorführungen<br />

ihres Tangos gastierten sie im April<br />

1932 im Westover Ice Rink Bournemouth und im<br />

<strong>No</strong>vember 1932 beim Fancy Dress Ice Carnival in<br />

Birmingham. Die Eispaläste gaben „Dance Intervalls“<br />

und veranstalteten Eisbälle, bei denen sie<br />

auch neue Tänze vorstellten. Die über das Sportliche<br />

hinausgehende Verbindung Kreckows zu<br />

Trudy Harris schien ein wesentlicher Scheidungsgrund<br />

gewesen zu sein. 1933 reiste Kreckow<br />

nach Deutschland zurück. Trudy Harris setzte ihre<br />

Karriere mit Kay Watkins als Damenpaar fort.<br />

1934 wurde der „Harris-Tango“ von der National<br />

Skating Association in die neu eingeführte, dreistufige<br />

Teststruktur als Silber-Tanz integriert. Als<br />

der 23. ISU-Kongress 1949 in Paris die Regeln,<br />

Ausführungsstandards und Spurenbilddiagramme<br />

von dreizehn zukünftigen Pflichttänzen annahm<br />

und diese in vier Gruppen zusammenfasste, gehörte<br />

der „Harris-Tango“ in die vierte Gruppe<br />

„Langsame Tänze“. Im Eistanz-Testwettbewerb im<br />

Rahmen der WM 1950 in London-Wembley wurde<br />

der „Harris-Tango“ bereits abgefordert. Als der<br />

32. ISU-Kongress 1969 die Einführung des Spurenbildtanzes<br />

beschloss, wurden die Pflichttanzgruppen<br />

neu zusammengestellt. Der „Harris-Tango“<br />

wurde der Gruppe 2 zugeordnet. Als der 36.<br />

ISU-Kongress 1975 neue Pflichttänze wie den<br />

von Liudmila Pakhomova/Alexandr Gorshkov kreierten<br />

„Tango Romantica“ in das Regelwerk aufnahm,<br />

um dem gestiegenen technischen Niveau<br />

gerecht zu werden, wurde der „Harris-Tango“ aus<br />

dem Meisterklasse-Programm gestrichen.<br />

Spurloses Verschwinden<br />

Im September 1934 wurde Kreckow im „Daily<br />

Mirror“ als einer der Stars angekündigt, die im<br />

Sports Drome Richmond Showdarbietungen geben<br />

werden. Sein letzter dokumentierter öffentlicher<br />

Auftritt erfolgte 1936 als Bühnenmeister<br />

und Co-Produzent der „Marina Ice Extravaganza“<br />

in Brighton. Danach verliert sich seine Spur.<br />

Der kanadische Eiskunstlauf-Historiker Ryan<br />

Stevens schreibt in seinem Blog, dass Kreckow<br />

von in zivil gekleideten Polizisten als mutmaßlicher<br />

deutscher Spion festgenommen und nie<br />

mehr gesehen worden sei. Im Gegensatz zu seinen<br />

Berufskollegen wie Helmut Rolle oder Erich<br />

Erdös ist Kreckow nicht im britischen Verzeichnis<br />

von zivilen Kriegsgefangenen „Civilian Internees<br />

of Enemy Nationality“ gelistet. Es ist deshalb<br />

zu vermuten, dass der Erfinder des „Harris-<br />

Tango“ den II. Weltkrieg nicht überlebte. Mit<br />

seiner Tanzschöpfung hat sich Paul Kreckow ein<br />

bleibendes Denkmal in der Eiskunstlaufgeschichte<br />

gesetzt. Dr. Matthias Hampe<br />

Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

Ende Februar <strong>2021</strong><br />

Im <strong>Januar</strong> findet außer den US-Meisterschaften<br />

weltweit kein größeres Eiskunstlauf-<br />

Event statt. Daher erscheint das Februarheft<br />

erst Ende Februar oder Anfang März.<br />

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Eislaufgeschichte Paul Kreckow


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Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

Ende Februar <strong>2021</strong><br />

oder Anfang März<br />

Im <strong>Januar</strong> findet außer den<br />

US-Meister schaften weltweit kein größeres<br />

Eiskunstlauf-Event statt. Daher erscheint<br />

das Februarheft erst Ende Februar<br />

oder Anfang März.<br />

WIR TRAUERN 2020 UM<br />

ÄGYPTEN: 13. Juli Mohamed Monir, Printjournalist | AFGHANISTAN: 30. Mai<br />

Amiri Samir, Fernsehjournalist | 30. Mai Sabih Schafik, Fernsehmitarbeiter |<br />

12. <strong>No</strong>vember Daji Alijas, Radiojournalist | 10. Dezember Malalai Maiwand,<br />

Fernsehjournalistin | 10. Dezember Taher Chan, Fernsehmitarbeiter/Fahrer |<br />

BANGLADESCH: 11. Oktober Iliyas Hossain, Zeitungsreporter | HONDURAS:<br />

1. Juli Jorge Posas, Fernsehjournalist | 1. Juli German Gerardo Vallecillo, Fernsehjournalist<br />

| 28. September Luis Almendares, freier Journalist | INDIEN: 19. Juni<br />

Shubham Mani Tripathi, Zeitungsreporter | 8. <strong>No</strong>vember Isravel Moses, Fernsehjournalist<br />

| 12. <strong>No</strong>vember Parag Bhuyan, Print-/Fernsehjournalist | 28. <strong>No</strong>vember<br />

Rakesh Singh »Nirbhik«, Printjournalist | IRAK: 10. <strong>Januar</strong> Safaa Ghali, Kameramann |<br />

10. <strong>Januar</strong> Ahmad Abdelsamad, Fernsehreporter | 20. <strong>Januar</strong> Jussef Satar,<br />

Fotojournalist | 11. Februar Nisar Thanun, Fernsehgeschäftsführer | 6. Juli Hischam<br />

al-Haschimi, Publizist | 12. August Huner Rasul, Fernsehjournalist | IRAN:<br />

12. Dezember Ruhollah Sam, Blogger | JEMEN: 2. Juni Nabil Hassan, Foto-/Videojournalist<br />

| KOLUMBIEN: 13. August Abelardo Liz, Radioreporter | MEXIKO:<br />

1. Februar Víctor Fernando Álvarez Chávez, Onlinejournalist | 30. März Maria Elena<br />

Ferral Hernández, Zeitungsreporterin | 16. Mai Jorge Miguel Armenta Ávalos,<br />

Printjournalist | 2. August Pablo Morrugares, Onlinejournalist | 9. September Julio<br />

Valdivia Rodríguez, Polizeireporter | 29. Oktober Arturo Alba Medina, Fernsehjournalist<br />

| 9. <strong>No</strong>vember Israel Vázquez Rangel, Onlinejournalist | 9. Dezember Jaime<br />

Castaño Zacarías, Fotojournalist | NIGERIA: 21. <strong>Januar</strong> Alex Ogbu, Korrespondent |<br />

24. Oktober Onifade Pelumi, Fernsehjournalist | PAKISTAN: 15. Februar Aziz Memon,<br />

Print-/Fernsehjournalist | 26. Mai Zulfiqar Mandrani, Printjournalist | 23. Juli Anwar Jan<br />

Kethran, Printjournalist | 25. September Abid Hussain Abidi, Printjournalist |<br />

PARAGUAY: 12. Februar Lourenço »Léo« Veras, Onlinejournalist | PHILIPPINEN:<br />

5. Mai Rex Cornelio, Radiojournalist | 14. September Jobert Bercasio, Fernsehjournalist<br />

| 10. <strong>No</strong>vember Virgilio »Vir« Maganes, Radiojournalist | RUSSLAND:<br />

9. <strong>No</strong>vember Alexander Tolmatschew, Printjournalist | SAUDI-ARABIEN: 19. Juli<br />

Saleh al-Schehi, Printjournalist | SOMALIA: 16. Februar Abdulwali Ali Hassan,<br />

Reporter | 4. Mai Said Yusuf Ali, Fernsehjournalist | SYRIEN: 5. Februar Amdschad<br />

Aktalati, Fotograf | 20. Februar Abdel Nasser Hadsch Hamdan, Fotograf |<br />

26. Oktober Raschid Bakr, Reporter/Kameramann | 12. Dezember Hussein Chattab,<br />

Fernsehjournalist | VENEZUELA: 18. August José Carmelo Bislick, Radiojournalist<br />

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