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DAS CANNABIS-MAGAZIN<br />
HIGHWAY-MAGAZIN.DE<br />
<strong>02</strong>/<strong>21</strong> # 31<br />
MÄRZ/APRIL 2<strong>02</strong>1<br />
DE 2,60 €<br />
AT 2,99 €<br />
CH 4,20 SFR<br />
SO GIBTS ENDLICH<br />
DAS REZEPT<br />
CANNABIS-ARGUMENTE,<br />
um den Hausarzt<br />
zu überzeugen<br />
LEGAL HIGHS<br />
SPICE, GO gain & co. –<br />
EIN INSIDER PACKT im<br />
Interview AUS<br />
PINEAPPLE<br />
PUNCH AUTO<br />
GROW-REPORT<br />
TRIPBERICHT<br />
MALANA, Indien:<br />
EIN GANZES DORF<br />
ROLLT HASCHISCH<br />
Liberty Haze / Barney´s Farm<br />
FAKTENCHECK: THC AUS HARMLOSEM HANF-TEE GEWINNEN?
2 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong><br />
Samenwahl
Alternativ-Cover und Lesetipps<br />
März/April 2<strong>02</strong>1<br />
Paddy Schmidt<br />
Chefredakteur<br />
S. 24 | PINEAPPLE PUNCH AUTO<br />
S. 28 | THC AUS CBD GEWINNEN?<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
was für ein Scheiß: Corona geht ins zweite Jahr und ein Ende<br />
ist noch lange nicht in Sicht. Was für ein Glück, dass wir Kiffer<br />
sind! Nicht nur sind wir leere Worte und unsinnige Handlungen<br />
von Politikern schon längst gewohnt und können daher<br />
besser das Gequatsche und die Taten von Totalversagern wie<br />
Jens Spahn oder Ursula von der Leyen verkraften, nein, auch<br />
fällt es uns vielleicht ein wenig leichter, uns zu Hause – mehr<br />
oder weniger eingesperrt – zu beschäftigen. Der Hundertste<br />
Netflix-Film ist dicht vielleicht einfach etwas besser zu ertragen.<br />
In Amerika haben die Weed-Verkäufe dank Corona im<br />
Jahr 2<strong>02</strong>0 gegenüber dem Vorjahr sogar um zwei Drittel zugelegt.<br />
Das legale Cannabusiness ist einer der eher wenigen Profiteure<br />
der Pandemie, vor allem die Weed-Verkäufer jeder Art.<br />
In Europa sieht das Ganze etwas anders aus. Klar, die legale<br />
Homegrow-Industrie, also Dünger, Zelte und dergleichen, hat<br />
in diesen Zeiten schon Zuwächse zu vermelden, aber die lokalen<br />
Head- und Growshops? Die Cannabismessen? Die jungen<br />
Geschäftsleute, die sich vor Kurzem selbstständig gemacht haben<br />
und sich auf diesen Messen oder in ihren neu eingerichteten<br />
Ladengeschäften präsentieren wollen? Schwere Zeiten...<br />
Für die CBD-Industrie in Deutschland sowieso, schon ganz<br />
ohne Covid-19, denn nach wie vor werden Läden wie etwa die<br />
HANF-Filialen in Bayern beinahe im Wochentakt von völlig<br />
von der Realität losgelösten und offenbar überhaupt nicht an<br />
Recht und Gesetz gebundenen Staatsanwaltschaften heimgesucht,<br />
die dort etwa Hanftee beschlagnahmen, der im Rossmann<br />
nebenan auch verkauft wird. Immerhin wurde bislang<br />
dabei niemand niedergeknüppelt oder „versehentlich“ erschossen.<br />
Die Legalisierung in Deutschland kann also maximal nur<br />
noch ein paar Jahrhunderte weg sein.<br />
Doch in Amerika (ja, das ist halt unser Lieblingsthema in fast<br />
jedem <strong>Highway</strong>-Editorial) ist die Marschrichtung klar – jetzt<br />
unter Präsident Joe Biden umso mehr. Dort wird noch in diesem<br />
Jahr die vollständige, bundesweite Legalisierung angekündigt<br />
– so zumindest schätzt es es Stoner-Legende Tommy<br />
Chong ein, wie er der <strong>Highway</strong>-Redaktion Anfang Februar<br />
in einem zweistündigen Zoom-Call verriet. Das komplette<br />
Interview veröffentlichen wir in der kommenden April-Ausgabe.<br />
Die Zwischenzeit (bis zur nächsten <strong>Highway</strong>-Ausgabe<br />
und bis zur Legalisierung) müssen wir leider die immer weiter<br />
ausufernde Schwemme der potentiell tödlichen synthetischen<br />
Cannabinoide ertragen, die nicht nur wie bisher an daran interessierte<br />
Konsumenten verkauft werden, sondern neuerdings<br />
auch, aufgetragen auf schlechtes, wirkstoffarmes Cannabis,<br />
ganz normalen Gras-Käufern angedreht werden, die so etwas<br />
niemals freiwillig konsumieren (oder freiwillig daran sterben)<br />
würden. Danke, Ludwig!<br />
Eure <strong>Highway</strong>-Redaktion<br />
S. 42 | SO GIBT es das Rezept<br />
Das <strong>Highway</strong>-Team bedankt sich bei dem<br />
Patron der Ausgabe <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>1: NikoLAi W.<br />
A<br />
ZAHLEN, BITTE!<br />
32,66 1,34<br />
US-Dollar kostet ein Gramm<br />
Cannabis umgerechnet in<br />
Tokio, Japan. Teurer ist<br />
Marihuana nirgendwo<br />
US-Dollar kostet das Gramm<br />
umgerechnet in Quito,<br />
Ecuador. Billiger wird es<br />
weltweit nirgendwo<br />
Quelle: www.weedindex.io<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 3
INHALT <strong>02</strong>/<strong>21</strong> März/April 2<strong>02</strong>1<br />
GROW-REPORT<br />
PINEAPPLE PUNCH AUTO<br />
Seite 24<br />
Seite 36<br />
Grow-Report<br />
DO-YA-OWN –<br />
Seite 18<br />
DER DR. OETKER<br />
DER EDIBLES?<br />
Seite 38<br />
CANNABIS<br />
AUS DEM<br />
ROYAL GORILLA Seite 24<br />
SO GIBT ES ENDLICH<br />
DAS REZEPT<br />
Seite 42<br />
THC<br />
AUS<br />
CBD<br />
GEWIN-<br />
NEN?<br />
BLICK-<br />
PUNKT:<br />
ISOMER-<br />
ISIERUNG<br />
Seite 28<br />
KÜHL-<br />
SCHRANK?<br />
Seite 28<br />
SEITE 32<br />
EIN LEGAL-HIGH-INSIDER<br />
PACKT AUS<br />
Seite 48<br />
BESUCH IN<br />
MALANA<br />
4 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong><br />
Nachrichten<br />
2 Kiffer, 2 Meinungen<br />
Zugestellt!<br />
High & Low<br />
Comic<br />
Sortenportrait<br />
Goodies, Watchlist<br />
Zitate, PinNwand<br />
Impressum, Bildnachweise<br />
06<br />
08<br />
10<br />
12<br />
12<br />
22<br />
54<br />
56<br />
58<br />
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Nachrichten-Überblick <strong>02</strong>/<strong>21</strong> (auswahl)<br />
Seite 08 – CDU-Politiker spricht sich für Legalisierung aus<br />
Seite 09 – CannaTrade und Spannabis erneut verschoben<br />
Seite 10 – Fremdscham pur: Ludwigs „Mach dich schlau“- Kampagne<br />
Seite 11 – Undercover-Staats-Schikane gegen Hanfläden in Bayern<br />
Seite 12 – Corona: legale Cannabis-Verkäufe in den USA explodieren<br />
Seite 13 – Amsterdam: kein Weed mehr für Touristen?<br />
Seite 14 – Corona: Shop verschenkt Joints gegen Impfnachweis<br />
Seite 14 – Legaler Cannabisverkauf in Zürich ab 2<strong>02</strong>2
HIGH with a VIEW<br />
FOTO DER<br />
AUSGABE<br />
Beispielmotiv aus einer<br />
Präventionskampagne<br />
der Gesundheitsdirektion<br />
des Schweizer Kantons<br />
Zürich. Es exisitieren<br />
weitere Motive für Alkohol<br />
und Zigaretten.<br />
In der Stadt Zürich soll<br />
noch 2<strong>02</strong>2 der legale<br />
THC-Cannabisverkauf<br />
auf Probe begonnen<br />
werden (siehe Seite 14)<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 7
Politik<br />
CDU-Politiker spricht<br />
sich für Legalisierung<br />
aus – und wirbt für<br />
Purize-Filter<br />
Drebkau – Ups, was ist denn da los?<br />
Wenn es einen Grund dafür gibt,<br />
dass Cannabis hierzulande noch<br />
immer nicht legal ist, dann dürfte<br />
das wohl die CDU/CSU sein.<br />
Seien es die verkrusteten ideologischen<br />
Scheuklappen (schlimm)<br />
oder simple Lobbyhörigkeit (noch<br />
schlimmer) – Marihuana gilt unter<br />
Unionspolitikern nach wie vor als<br />
„Teufelskraut“, fast so, als befände<br />
man sich noch immer in den miefigen<br />
Sechzigerjahren. Wenn es<br />
dann doch mal einen Querschläger<br />
in den eigenen Reihen gibt,<br />
dann ist das zumindest erfreulich<br />
zu hören, auch wenn es an der<br />
Gesamtsituation vorerst freilich<br />
nichts ändern wird. Einer der wenigen<br />
Andersdenkenden in dieser<br />
Sache ist Julian Brüning, seines<br />
Zeichens CDU-Landtagsabgeordneter<br />
und Vorsitzender der Jungen<br />
Union Brandenburg, der sich<br />
durch eine unübliche Sichtweise<br />
unter seinesgleichen auszeichnet,<br />
mit der er glücklicherweise auch<br />
nicht hinter dem Berg hält. Der<br />
<strong>21</strong>-Jährige beweist nicht nur, dass<br />
niemand so schnell altert wie Mitglieder<br />
der JU (siehe Bild), sondern<br />
vor allem, dass es innerhalb der<br />
CDU offenbar doch noch ein paar<br />
Stimmen der Vernunft gibt. Nicht<br />
nur verriet er im Gespräch mit<br />
der Deutschen Presse-Agentur<br />
dpa, dass er Cannabis als ein für<br />
die kommende Bundestagswahl<br />
wichtiges Thema ansieht, er plädiert<br />
für staatlich kontrollierten<br />
Anbau und ein Coffeshop-System<br />
nach Vorbild der Niederlande.<br />
Nur hoffentlich dann ohne deren<br />
Schattenwirtschaft, möchte<br />
man als Cannabisfreund sogleich<br />
ergänzen. Brüning schlägt dazu<br />
sogar ein Pilotprojekt in seiner<br />
Heimat Lausitz vor, um verlorene<br />
Braunkohle-Jobs aufzufangen.<br />
Auf seinem Facebook-Account<br />
findet sich darüber hinaus ein verkappter<br />
Werbe-Post für den angesagten<br />
Aktivkohlefilter-Hersteller<br />
Purize, dessen Firmensitz sich<br />
ebenfalls in der Lausitz befindet:<br />
„Purize verfolgt die Vision, genussorientierten<br />
RaucherInnen –<br />
mit Hilfe eines Aktivkohlefilters –<br />
ein deutlich schadstoffreduziertes<br />
und angenehmeres Raucherlebnis<br />
aufzuzeigen. Für Tabak- und<br />
auch Cannabiskonsum. Letzteres<br />
müsste natürlich noch legalisiert<br />
werden“, so der Wortlaut des Beitrags.<br />
Da platzt CDU-Oberhetzer<br />
Alexander Krauß („Bei einem<br />
Gang durch die Straßen von San<br />
Francisco hat es überall nach<br />
Cannabis und Urin gerochen.<br />
In dieser Stadt lagen Hunderte<br />
Obdachlose herum. Dieses Menschenbild<br />
und diese Auswirkungen<br />
der Drogenpolitik möchte ich<br />
in Deutschland nicht.“) doch sicherlich<br />
glatt die Hutschnur!<br />
2 KIFFER, 2 Meinungen<br />
THEMA: SELBSTANZEIGE<br />
PRO – Ja, ich bin pro Selbstanzeige.<br />
Nein, ich bin kein Polizeispitzel. Die<br />
Idee ist mir nicht als erstem gekommen<br />
und sie wird immer wieder mal<br />
von begeisterten Legalisierern ins<br />
Feld geführt. Ich wäre dabei. Der<br />
Grundgedanke ist, dass man sich zu<br />
Tausenden, Zehntausenden, Hunderttausenden<br />
Cannabisfreunden zusammenschließt<br />
und sich alle gleichzeitig<br />
mit einer minimalen Menge<br />
Marihuana oder Haschisch bei der<br />
Polizei selbst anzeigen. Dadurch wird<br />
das System zur Überlastung gebracht,<br />
denn durch die Flut der Anzeigen<br />
werden Polizeistationen, Staatsanwaltschaften<br />
und Gerichte nicht nur<br />
an die Grenze der Belastbarkeit gebracht,<br />
sondern weit darüber hinaus.<br />
Und dazu die Symbolwirkung!<br />
Im Idealfall Hunderttausende<br />
normale, gesetzestreue Bundesbürger<br />
zeigen sich an – und zeigen damit<br />
auf, dass Cannabis ein ganz normales,<br />
gesundes Rauschmittel ist und<br />
eine schöne Alternative zu Aspirin<br />
und Alkohol. Die Gesellschaft und<br />
mit ihr die Politik muss dann einfach<br />
einsehen, dass die Strafverfolgung<br />
von mündigen Bürgern und Mitmenschen<br />
nichts, aber auch wirklich<br />
nichts Positives hat und überdies Zeit,<br />
Geld und Energie vernichtet.<br />
Es ist schön, dass Menschen<br />
Monate und Jahre ihres<br />
Lebens investieren, um sich für gerechte<br />
Dinge einzusetzen, um sich<br />
beispielsweise im Hambacher Forst<br />
in schwindelerregender Höhe in die<br />
Bäume zu ketten. In Russland gehen<br />
gerade Zehntausende Menschen<br />
für den Oppositionspolitiker Alexej<br />
Nawalny auf die Straße, Tausende<br />
werden dabei niedergeknüppelt und<br />
ohne Rechtsgrundlage in die Knäste<br />
gesteckt. Die Leute haben Angst und<br />
sie tun es trotzdem. Weil es sein muss.<br />
Und auch die Kriminalisierung von<br />
Pflanzenfreunden muss enden, weil<br />
die Auswirkungen auf die Gesellschaft<br />
katastrophal sind. Eine kleine<br />
Geldstrafe wegen einem Gramm<br />
Cannabis, mehr müssten die meisten<br />
bei einer Selbstanzeige wohl nicht<br />
erwarten. Das sollte es einem jeden<br />
Cannabisfreund wert sein! Nur mal<br />
bei Twitter seine Meinung zur Legalisierung<br />
kundtun, wird nicht ausreichen,<br />
um etwas zu bewirken. Also,<br />
wann und wo starten wir alle die Aktion?<br />
Schreibt mir gerne eine Mail an<br />
die <strong>Highway</strong>-Redaktion.<br />
CONTRA – Nein, nein, nein. Das<br />
die Idee der Selbstanzeige eine<br />
schlechte ist, sieht man schon daran,<br />
wie erfolgreich sie ist: gar nicht.<br />
Ja, vorgeschlagen wurde die Idee<br />
öfter mal, aber wenn sich schon der<br />
harte Kern der Legalisierungsbewegung<br />
nicht dazu aufraffen kann,<br />
zu ein paar Hunderten medienwirksam<br />
und mit RTL im Gepäck<br />
in eine Polizeiwache zu laufen, um<br />
dort jeder einzeln einen Joint oder<br />
ein Stück Piece hinzulegen und<br />
sich selbst anzuzeigen, wer soll es<br />
dann tun?<br />
Deswegen sind Träumereien<br />
von Zehn- oder gar Hunderttausenden<br />
Selbstanzeigen für<br />
mich der reinste Quatsch. Auch das<br />
Pro-Argument, dass die Staatsanwaltschaften<br />
oder Gerichte durch<br />
eine Flut an zeitgleichen Selbstanzeigen<br />
überlastet werden würden,<br />
ist doch mit zwei Minuten googeln<br />
ruckzuck entkräftet. Im Jahr 2019<br />
kam es in Deutschland laut cannabisfakten.de<br />
zu 225.120 Strafverfahren<br />
wegen Cannabis, ein<br />
Großteil davon richtete sich dabei<br />
einfach nur gegen Konsumenten<br />
mit Kleinstmengen. Also selbst,<br />
wenn sich eine halbe Million Menschen<br />
gleichzeitig anzeigen würden,<br />
ja dann müssen sie halt aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach einfach nur ein<br />
paar Monate länger auf ihre Verurteilung<br />
warten. Und was, wenn es<br />
dann auch noch schief geht? Jeder<br />
bekommt seine kleine Strafe, die<br />
großen Medien machen dann ein<br />
paar Witze, wie dumm „die Kiffer“<br />
eigentlich nur sein können, und alles<br />
geht weiter wie gehabt?<br />
Außerdem glaube ich,<br />
wenn so eine Aktion Erfolg hätte,<br />
dann wegen perfekter Planung,<br />
Koordinierung und massenhaft<br />
Rezipienten, nicht zwangsläufig<br />
massenhaft Teilnehmern. Selbst<br />
Eintausend Selbstanzeigen könnten<br />
auch schon sehr effektiv sein, wenn<br />
es richtig vermarktet werden würde.<br />
Aber um Eintausend Menschen zu<br />
finden, die dazu bereit wären, müsste<br />
man vermutlich mindestens eine<br />
Million fragen. Was hält eigentlich<br />
der Deutsche Hanfverband von der<br />
Idee? Wenn jemand genügend Leute<br />
zusammenkriegen würde, dann der<br />
DHV. Denn natürlich lasse ich mich<br />
sehr gerne eines Besseren belehren.<br />
Mitmachen tu ich aber nicht.<br />
Julian Brüning, CDU<br />
- Christian Fromm<br />
- Gregor Fröhlich<br />
8 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
Cannabusiness<br />
CannaTrade und Spannabis<br />
erneut verschoben<br />
Bern/Barcelona – Corona geht ins<br />
zweite Jahr – und fast niemand<br />
freut sich. Ganz sicherlich nicht<br />
die vielen Event-Veranstalter dieser<br />
Erde, denn auch für 2<strong>02</strong>1 sieht<br />
es bereits jetzt ganz, ganz schlecht<br />
für riesige Massenveranstaltungen<br />
aus. Messen auf der ganzen Welt<br />
verschieben bereits ihren Termin<br />
erneut, oft um ein weiteres Jahr.<br />
Und auch die fürs erste Halbjahr<br />
2<strong>02</strong>1 angesetzten Cannabismessen<br />
Spannabis (Barcelona, Spanien,<br />
ursprünglich im April) und<br />
die CannaTrade (Bern, Schweiz,<br />
ursprünglich im Mai) haben die<br />
Termine bereits wieder verschoben.<br />
Die Spannabis will es für dieses<br />
Jahr offenbar noch nicht ganz<br />
einsehen und möchte nun, vom 8.<br />
bis 10. Oktober 2<strong>02</strong>1 die Messe abhalten.<br />
Für den 26. und 27. März<br />
wurde eine „virtuelle Spannabis“<br />
angekündigt, was böse Vorahnungen<br />
und Erinnerungen an die Online-Messe<br />
Hempsfair weckt, die<br />
im April 2<strong>02</strong>0 im Web stattfand<br />
und nicht nur wegen mangelnden<br />
Ausstellern und mangelnden Besuchern<br />
als voller Misserfolg betrachtet<br />
werden kann.<br />
Die CannaTrade aus<br />
der Schweiz will den Ausstellern<br />
hingegen offenbar weder nicht<br />
funktionierende Online-Messen<br />
noch auf Hoffnungen basierende<br />
Verschiebungen nach Salami-Taktik<br />
antun und verschiebt<br />
ihre Messe wie auch schon im<br />
vergangenen Jahr direkt um ein<br />
weiteres Jahr in die Zukunft.<br />
„Nach Rücksprache mit unseren<br />
Sponsoren, verschiedenen<br />
Kunden aus aller Welt sowie<br />
unseren wichtigsten Lieferanten<br />
haben wir uns entschieden, die<br />
CannaTrade als große Fach- und<br />
Besuchermesse um ein weiteres<br />
Jahr auf 20. bis 22. Mai 2<strong>02</strong>2<br />
zu verschieben. Zu ungewiss ist<br />
die Lage im Moment, ob allenfalls<br />
im Sommer oder im Herbst<br />
wieder Events in dieser Größenordnung<br />
stattfinden können, und<br />
wie bis dahin die internationale<br />
Reisefreiheit wiedergegeben<br />
ist. Gleichzeitig wollen wir die<br />
Gesundheit unserer Aussteller<br />
und Besucher in keiner Art und<br />
Weise gefährden“, ließen die<br />
Veranstalter verlautbaren. Stattdessen<br />
sollen in diesem Jahr verschiedene<br />
kleinere Events in der<br />
Schweiz durchgeführt werden,<br />
sofern möglich, über die<br />
wir in nebenstehendem<br />
Kasten informieren.<br />
Der CannabisSwissCup<br />
2<strong>02</strong>0/<strong>21</strong><br />
ist hingegen nicht in<br />
Gefahr, werden die<br />
Samples sowieso zu<br />
großen Teilen postalisch an die<br />
Jury-Mitglieder verschickt und<br />
auch daheim verkostet – immerhin<br />
wollen 35 CBD-Sorten ausprobiert<br />
werden. Die Jury-Boxen<br />
sind seit Monatsanfang für alle<br />
Interessierten in Hanffachgeschäften<br />
in der ganzen Schweiz<br />
und auf cannaswisscup.ch erhältlich.<br />
In einem zertifiziertem<br />
Labor wurden von allen eingereichten<br />
Sorten die CBD-, CBGund<br />
THC-Werte evaluiert, und<br />
zum ersten Mal nebst Pestizidund<br />
Mykotoxin-Analyse auch<br />
eine Kontrolle auf synthetische<br />
Cannabinoide durchgeführt.<br />
Die Gewinner des Cups sollten<br />
eigentlich auf der nun um ein<br />
Jahr verschobenen CannaTrade<br />
bekanntgegeben werden, in welcher<br />
Form die Gewinner nun<br />
stattdessen gekürt werden, steht<br />
bislang noch nicht fest. In Österreich<br />
ist die gesetzlich zulässige<br />
CBD-Grenze mit 0,3 Prozent<br />
zwar deutlich niedriger als in der<br />
Schweiz, wo ein ganzes Prozent<br />
erlaubt ist, aber auch dort blüht<br />
das Geschäft mit CBD-Blüten<br />
und so ist nun auch in Österreich<br />
KALENDER<br />
CB Club<br />
www.cb-club.ch<br />
Switzerlands b2b Cannabis Meeting<br />
geplant: April, Mai oder Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Erwartete Besucher: 200-300<br />
Ort: Romandie (Schweiz)<br />
Neu: 20 Years CT<br />
www.cannatrade.ch<br />
20 Jahre CannaTrade-Fest<br />
geplant: Juli / August 2<strong>02</strong>1<br />
Aussteller & Besucher:<br />
je nach aktueller Lage<br />
Ort: Bern (Schweiz)<br />
Neu: CB Expo<br />
www.cb-expo.ch<br />
Cannabis Business Messe<br />
geplant: 11.-12. September 2<strong>02</strong>1<br />
Erwartete Aussteller: 100<br />
Erwartete Besucher: 1000<br />
Ort: Zürich (Schweiz)<br />
für dieses Jahr ein eigener CBD-<br />
Cup angekündigt worden, der<br />
jedoch nichts mit der Veranstaltung<br />
aus der Schweiz zu tun hat.<br />
BUST<br />
„Lenas Bioladen“ in Bayern:<br />
51 Kilo Marihuana im<br />
Darknet verkauft<br />
Bamberg – Die deutsche Serie „How<br />
to Sell Drugs Online (Fast)“ erfreut<br />
sich beim Streaming-Dienst Netflix<br />
großer Beliebtheit. Was einige bisher<br />
vielleicht nicht wussten: die Erlebnisse<br />
der jugendlichen Hauptfigur<br />
beruhen auf dem spektakulären<br />
„Shiny Flakes“-Fall, in dem es um<br />
einen florierenden Drogen-Shop<br />
im Darknet ging, der aus Deutschland<br />
betrieben wurde. Nun sorgt<br />
der Drogenverkauf im dunklen<br />
Teil des Netzes erneut für Schlagzeilen:<br />
der Gerichtsprozess gegen<br />
die Betreiber des Cannabis-Shops<br />
„Lenas Bioladen“ startete vergangenen<br />
Monat mit dem Verlesen der<br />
Anklageschrift. Den drei mutmaßlichen<br />
Tätern, zwei Männern und<br />
einer Frau im mittleren Alter, wird<br />
vorgeworfen, im Zeitraum<br />
zwischen 2017 und 2<strong>02</strong>0<br />
mehr als 51 Kilogramm<br />
Marihuana in knapp<br />
9.000 Einzelverkäufen<br />
online an den Mann<br />
und die Frau gebracht<br />
zu haben. Täglich sollen<br />
zwischen 16 und 48 Marihuana-Sendungen<br />
vom<br />
Lager aus versendet worden<br />
sein. Insgesamt sollen<br />
die Darknet-Dealer so<br />
über 740.000 Euro eingenommen<br />
haben, behauptet<br />
die Staatsanwaltschaft<br />
Bamberg, die in enger<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
Zentralstelle Cybercrime<br />
Bayern ermittelte. Die<br />
zwei männlichen Hauptverdächtigen<br />
befinden<br />
sich bereits seit vergangenem<br />
Sommer in Untersuchungshaft,<br />
es drohen<br />
hohe Haftstrafen zwischen<br />
fünf und 15 Jahren.
Gesellschaft<br />
Fremdscham pur: Ludwigs<br />
„Mach dich schlau“-<br />
Präventions-Kampagne<br />
Berlin – Deutschland hat eine neue<br />
Cannabis-Präventionskampagne<br />
für Jugendliche. Dabei handelt<br />
es sich nicht um irgendein aufgewärmtes<br />
Angebot aus den Untiefen<br />
der behördlichen Archive, sondern<br />
um ein echtes Prestigeobjekt<br />
der Bundesdrogenbeauftragten<br />
Daniela Ludwig, das mit einigem<br />
Presserummel angekündigt<br />
wurde und das die Adressaten<br />
diesmal wirklich „abholen“ soll.<br />
„Es ist das erste Mal, dass auf<br />
Bundesebene so umfangreiche<br />
und vielseitige Infos über Cannabis<br />
publiziert werden“, so die<br />
vollmundige Ankündigung Ludwigs.<br />
Das klingt aus ihrem Mund<br />
nur leider fast unmittelbar wie<br />
eine Drohung. Denn wenn eine<br />
Bundesdrogenbeauftragte und<br />
ihr Team versuchen, Jugendliche<br />
anzusprechen, dann ist normalerweise<br />
Fremdschämen vorprogrammiert.<br />
Doch dieses Mal wurde<br />
eigens ein Kreativwettbewerb<br />
ausgerufen, um am Ende nur die<br />
besten Fachleute und Konzepte<br />
für das Anliegen zu gewinnen.<br />
Na, na, dann kann es ja am Ende<br />
doch nicht so schlimm geworden<br />
sein, oder? Das Gegenteil trifft zu.<br />
Vor allem die Social-Media-Kampagne<br />
„Mach dich schlau“, neben<br />
der Website „cannabisprävention.<br />
de“ und einem Instagram-Account<br />
eine der drei Säulen der<br />
Kampagne, macht regelrecht fassungslos.<br />
Als Herzstück umfasst<br />
sie eine Handvoll kurzer Clips,<br />
die den Jugendlichen die Gefahren<br />
von Cannabis in Form von<br />
Impressionen einer<br />
Weihnachtsfeier<br />
Sketchen (puh) vor Augen führen<br />
sollen. Aber wie das in die Hose<br />
geht, das muss man wohl gesehen<br />
haben, um es zu glauben! Grottige<br />
Produktionsqualität, dämliche<br />
Plots – das Ganze kommt rüber<br />
wie eine Gruppenarbeit aus der<br />
Sekundarstufe 1, bei der der Video-Nerd<br />
blau gemacht hat, bloß<br />
mit dem Unterschied, dass dieser<br />
Videomüll insgesamt wohl viele<br />
zehntausend Euro Steuergeld gekostet<br />
haben dürfte. Der Ansatz,<br />
die Jugendlichen, an die sich die<br />
Botschaft richtet, miteinzubeziehen,<br />
mag ja durchaus legitim sein<br />
– darf aber keine Entschuldigung<br />
für ein lächerliches Ergebnis wie<br />
nun vorliegendem sein. Wenn das<br />
das Bestmögliche ist, das Deutschland<br />
in Sachen Präventionskampagne<br />
auf die Beine stellen kann,<br />
dann sollte Daniela Ludwig den<br />
Mund diesbezüglich besser nicht<br />
so voll nehmen.<br />
Wenn etwa in einem<br />
der Videos der von der letzten<br />
Session noch etwas verpeilte Maxim<br />
vor verschlossener Schultür<br />
steht, verdutzt seinen Lehrer anruft<br />
und erfährt (Achtung Pointe),<br />
dass doch Samstag sei und<br />
dementsprechend die Schule<br />
geschlossen, dann bleibt wahrlich<br />
kein Auge trocken – ob jung<br />
oder alt, ob Cannabisfreund oder<br />
nicht, die unfreiwillige Komik<br />
entgeht hier niemandem. Das ist<br />
das Niveau, um das es hier geht<br />
und auf dem sich auch die weiteren<br />
Filmchen bewegen. Möglicherweise<br />
würden sich, wenn<br />
überhaupt, Grundschüler von<br />
dem Gezeigten beeindrucken<br />
lassen – nur sind die eben nicht<br />
Ziel der Bemühungen, sondern<br />
Pubertierende, die bekanntlich<br />
einen besonders feinen Radar<br />
haben, um Anbiederung und Be-<br />
„Ich atme, also trink ich.<br />
Prost Weihnachten, Kinder“<br />
vormundung aus meilenweiter<br />
Entfernung zu erkennen. Kurz<br />
gesagt: viele Jugendliche dürften<br />
sich von dem Angebot schlicht<br />
und ergreifend verarscht fühlen<br />
und sich beim nächsten Joint mit<br />
ihren Freunden über die Kampagne<br />
kaputtlachen, so sie sie denn<br />
überhaupt wahrnehmen – denn<br />
die Kampagne, die beispielsweise<br />
bei Instagram lächerliche 1.300<br />
Abonnenten hat, von denen,<br />
schaut man in den Kommentarbereich,<br />
wohl 99 Prozent dem<br />
Cannabis-Legalisierungs-Lager<br />
angehören, die dort mal nach<br />
dem Rechten sehen wollen. Die<br />
einzelnen Videos haben wenige<br />
Tausend Aufrufe. Wer sich selbst<br />
auch ein Bild machen will, kann<br />
sich eine Kotztüte schnappen und<br />
bei Instagram unter dem Kanal<br />
@mach.dich.schlau.tipps reinschnuppern<br />
(ja, richtig: auch der<br />
Name spricht für Medienprofis,<br />
es ist halt alles aus einem Guss...)<br />
Einen mehr als faden<br />
Beigeschmack hinterlassen<br />
übrigens auch die vielen biergeschwängerten<br />
Social-Media-Posts<br />
des „coolen“ Neuköllner<br />
Lehrers (und Mediensau)<br />
Robin Grimm, der auch in den<br />
Mach-dich-schlau-Clips der Bundesdrogenbeauftragten<br />
die Rolle<br />
des Lehrers und mahnenden<br />
Aufklärers übernimmt – zwei<br />
dieser zahlreichen Fotos haben<br />
wir hier als Beispiel abgedruckt.<br />
Wer aber nun glaubt, wir hätten<br />
uns bloß die Rosinen aus seinen<br />
zahlreichen Posts herausgepickt,<br />
ist herzlich eingeladen,<br />
mal selbst durch seinen Instagram-Feed<br />
(@herr.grimm) zu<br />
scrollen. Das kühle Blonde spielt<br />
in vielen von Grimms Posts eine<br />
präsente Rolle. Ist ja auch nicht<br />
verboten, aber als Saubermann<br />
– und vor allem<br />
als für Kinder<br />
und Jugendliche<br />
geeignete Ansprechperson<br />
in<br />
Dingen Drogen<br />
– sollte man sich<br />
dann vielleicht<br />
auch nicht unbedingt<br />
aufspielen,<br />
oder? Bezeichnend,<br />
dass<br />
Daniela Ludwig<br />
und ihr Team<br />
bei der Vergabe<br />
des Kampagnen-Zuschlags<br />
wohlwollend<br />
darüber hinweggesehen<br />
haben.<br />
Zugestellt!<br />
Lieber<br />
Julian Brüning,<br />
Sie sehen aus wie<br />
der klassische CDU-<br />
Mann: wenig Haare,<br />
viel Bauch, das Hemd<br />
gebügelt und gestärkt,<br />
ein gedeckter Anzug.<br />
Niemand altert so früh<br />
wie der CDU-Nachwuchs.<br />
CDU-Jahre<br />
sind Hundejahre. Auch<br />
Ihnen kann man den<br />
schlechten Umgang<br />
schon ansehen.<br />
Und das mit gerade<br />
mal Anfang zwanzig.<br />
Doch im Gegensatz zu<br />
Ihren Parteikollegen<br />
haben Sie offenbar<br />
das Herz am rechten<br />
Fleck. Kiffer diskriminieren<br />
liegt Ihnen<br />
nicht.<br />
Neulich haben Sie<br />
„Purize“ einen Besuch<br />
abgestattet: Sie wurden<br />
freundlich, mit<br />
Offenheit und Toleranz<br />
empfangen.<br />
Bitte setzen Sie sich<br />
dafür ein, dass Ihre<br />
Partei Menschen,<br />
die einen Joint dem<br />
klassischen „Rentnergedeck“<br />
vorziehen,<br />
ebenso behandelt.<br />
Oder, wie wär´s, Sie<br />
treten einfach aus der<br />
CDU aus?<br />
Herzlichst,<br />
<strong>Highway</strong><br />
10 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
CBD & Hanf<br />
Undercover-Staats-<br />
Schikane gegen<br />
Hanfläden in Bayern<br />
Landshut/Ingolstadt – Die Schikane<br />
gegen die bayerischen Hanfläden<br />
geht weiter. Nach offensichtlich<br />
längeren verdeckten<br />
Ermittlungen hat die bayrische<br />
Justiz Anfang Februar in Landshut<br />
und Ingolstadt zugeschlagen<br />
und mehrere Beutel Hanfblütentee<br />
beschlagnahmt. „Polizei und<br />
Justiz scheren sich nicht um die<br />
Rechtslage in der EU. Wir werden<br />
Beschwerde gegen den rechtswidrigen<br />
Durchsuchungsbeschluss<br />
einreichen“, kritisiert Wenzel<br />
Cerveny, Betreiber der Ladenkette<br />
Hanf – der etwas andere Bioladen<br />
den Polizeieinsatz. Die Ermittlungsbehörden<br />
rüsten inzwischen<br />
sogar eigentlich schon etwas ab:<br />
statt wie zuletzt mit Rammbock<br />
und geballter Blaulichtpräsenz haben<br />
dieses Mal jeweils vier Beamte<br />
in Zivil und eine Staatsanwältin<br />
den Hanfläden in der Landshuter<br />
Theaterstraße 61 und in der Ingolstädter<br />
Theresienstraße 26 einen<br />
Besuch abgestattet. Vorausge-<br />
Cerveny bei der Mailaktion<br />
Beschlagnahmter Hanftee in der Landshuter Filliale von<br />
HANF – Der etwas andere Bioladen<br />
gangen sind Undercover-Ermittlungen.<br />
So hatte zuvor ein nicht<br />
öffentlich ermittelnder Polizeibeamter,<br />
wie es im Durchsuchungsbeschluss<br />
heißt, im Hanfladen in<br />
der Landshuter Theaterstraße 61,<br />
150 Gramm Hanfblüten zum Preis<br />
von 31,40 Euro eingekauft. Nach<br />
Auffassung des Ermittlungsrichters,<br />
der den Untersuchungsbeschluss<br />
unterzeichnet hat, handelt<br />
es sich bei den Tees um Cannabispflanzen-Teile,<br />
„deren Verkauf<br />
nicht gewerblichen oder wissenschaftlichen<br />
Zwecken dient, sondern<br />
dem Konsum durch den Endverbraucher“.<br />
Vorgeworfen wird<br />
Mitarbeitern der Ladenkette „unerlaubtes<br />
Handeltreiben mit Betäubungsmitteln“<br />
nach §29 Abs. 1<br />
Ziff. 1 Betäubungsmittelgesetz<br />
(BtMG). Der Richter am Amtsgericht<br />
kommt zum Ergebnis, dass<br />
die Maßnahmen „in angemessenem<br />
Verhältnis zur Schwere der<br />
Tat und Stärke des Tatverdachts<br />
sind“.<br />
Hanfaktivist Wenzel<br />
Cerveny wirft den Ermittlungsbehörden<br />
Schikane und Verschwendung<br />
von Steuermitteln vor. Bei<br />
den beschlagnahmten Hanfteeblüten<br />
im Wert von 1.000 Euro<br />
pro Laden handelt es sich um<br />
Importware, die auf Basis von in<br />
der EU-zugelassenen Hanfsorten<br />
aufbereitet wurde. Deren Gehalt<br />
an der psychoaktiven Substanz<br />
Tetrahydrocannabinol (THC)<br />
überschreite nie den erlaubten<br />
Grenzwert von 0,2 Prozent, so<br />
Wenzel Cerveny – „Polizei und<br />
Justiz im Freistaat handeln gegen<br />
EU-Recht.“. Er hatte Anfang Januar<br />
an die 205 bayrischen Landtagsabgeordneten<br />
appelliert, eine<br />
neue Linie bei nicht-psychoaktiven<br />
Hanf- und Cannabidiol<br />
(CBD)-Produkten auf Basis von<br />
Nutzhanf zu finden. Bayrische<br />
Staatsanwälte und Polizisten gehen<br />
laut Cerveny selbst bei Produkten<br />
mit der nicht-psychoaktiven<br />
Substanz Cannabidiol (CBD)<br />
entweder aus Unkenntnis oder in<br />
vollem Bewusstsein von „Marihuana“<br />
aus und unterstellen ein<br />
Drogendelikt. Er verweist auf ein<br />
aktuelles Urteil des Gerichtshofes<br />
der Europäischen Union vom<br />
19. November 2<strong>02</strong>0. „CBD ist<br />
kein Suchtmittel“, stellt der Europäische<br />
Gerichtshof dort unmissverständlich<br />
fest (wir berichteten).<br />
Perfide werde es dadurch,<br />
so Cerveny, dass CBD-Produkte<br />
in den Hanfläden sichergestellt<br />
werden, aber zur gleichen Zeit in<br />
den Regalen der Drogeriemärkte<br />
von DM, Rossmann, Müller oder<br />
Reformhaus stehen. Denn auf diesem<br />
Auge scheint die bayrische<br />
Staatsanwaltschaft blind zu sein.<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 11
USA<br />
Corona: legale<br />
Cannabis-Verkäufe in<br />
den USA explodieren<br />
USA/New York – In Zeiten der<br />
globalen Corona-Pandemie müssen<br />
viele Unternehmen (und deren<br />
Angestellte) um ihre Existenz<br />
kämpfen. Doch die Lasten der<br />
Maßnahmen sind ungleich verteilt:<br />
denn neben den Verlieren<br />
gibt es doch auch einige Branchen,<br />
die 2<strong>02</strong>0 große Gewinnzuwächse<br />
verzeichnen konnten. Zu diesen<br />
Gewinnern zählen zweifellos auch<br />
große Teile der legalen Cannabisindustrie.<br />
Klar, Lockdown und kiffen,<br />
das passt eben gut zusammen.<br />
Diese nahestehende Vermutung<br />
belegen nun auch erste Zahlen aus<br />
den USA: im (ersten) Krisenjahr<br />
2<strong>02</strong>0 kauften amerikanische Konsumenten<br />
stolze 67 Prozent mehr<br />
Andrew Cuomo<br />
HIGH<br />
LOW<br />
HIGH & LOW – Gewinner & Verlierer<br />
Claus Dieter Clausnitzer<br />
Seit 20<strong>02</strong> versüßt der beliebte<br />
Münster-Tatort mit Prahl und<br />
Liefers Krimi-Fans den Sonntagabend.<br />
Immer mit dabei: Publikumsliebling<br />
Clausnitzer als<br />
kiffender Senior mit Ecken und<br />
Kanten. Ob klischeehaft oder nicht<br />
– so bringt man Cannabis einem<br />
Millionenpublikum von Ü-60ern<br />
nahe und hilft, Berührungsängste<br />
abzubauen.<br />
Staat Luxemburg<br />
Bis zum Herbst 2<strong>02</strong>1 soll der Luxemburger<br />
Justizminister einen Gesetzentwurf<br />
für die Cannabislegalsierung,<br />
die Premierminister Bettel<br />
für 2<strong>02</strong>3 versprochen hat, erabeitet<br />
haben. Nun gerät der ganze Zeitplan<br />
aufgrund der Corona-Pandemie<br />
jedoch ins Wanken. Man<br />
sehe derzeit keine Vordringlichkeit<br />
für die Cannabis-Problematik und<br />
müsse sich die nötige Ruhe für die<br />
Ausarbeitung der entsprechenden<br />
Gesetze gönnen...<br />
Cannabisprodukte als noch 2019.<br />
Nach einem kleinen Einbruch im<br />
März vergangenen Jahres kam der<br />
heftige Ausbruch im April, worauf<br />
eine Stagnation auf sehr hohem<br />
Niveau folgte, die mehr oder weniger<br />
bis heute anhält. Möglich wurde<br />
dieser geschäftliche Erfolg vor<br />
allem durch die Entscheidung der<br />
staatlichen Behörden, Cannabis<br />
als systemrelevant einzustufen und<br />
den Shopbetreibern dementsprechend<br />
eine durchgehende Öffnung<br />
zu erlauben. Tja, so kann’s gehen –<br />
nach einem Jahrhundert teils erbitterter<br />
Dämonisierung ist Weed nun<br />
also auf einmal eine der tragenden<br />
Säulen der US-Gesellschaft. Nicht<br />
nur in den USA hatte man sich<br />
dazu entschieden, das Cannabusiness<br />
laufen zu lassen, auch in den<br />
Niederlanden hatte man schnell<br />
erkannt, dass es Vorteile haben<br />
könnte, die Coffeeshops von den<br />
Beschränkungen auszunehmen.<br />
Vielleicht auch unter anderem<br />
deswegen lässt<br />
der Gouverneur von<br />
New York, Andrew<br />
Cuomo, in Sachen<br />
Cannabis-Legalisierung<br />
nicht locker. In einem<br />
Tweet Anfang des<br />
Jahres kündigte der Demokrat<br />
einen (Gesetzes-)Vorschlag<br />
für eine<br />
Freizeit-Regulierung<br />
von Cannabis auch im<br />
Bundesstaat New York<br />
an, der mit knapp 20<br />
Millionen Einwohnern<br />
an vierter Stelle der<br />
bevölkerungsreichsten<br />
US-Bundesstaaten<br />
steht. „Ich kündige einen<br />
Vorschlag an, Cannabis<br />
zu legalisieren<br />
und ein gerechtes Cannabis-Programm<br />
für Erwachsene<br />
im Staat New York zu schaffen.<br />
Dieses Programm wird dringend<br />
benötigte Einnahmen generieren,<br />
während es uns erlaubt, diejenigen<br />
zu unterstützen, die durch<br />
Jahrzehnte einer gescheiterten<br />
Cannabis-Prohibition am meisten<br />
geschädigt wurden.“ Was<br />
würden hiesige Cannabis-Enthusiasten<br />
bloß dafür geben, diesen<br />
Satz aus dem Mund eines<br />
deutschen Regierungspolitikers<br />
zu hören? Cuomos Vorschlag<br />
beinhaltet den legalen Verkauf<br />
von Cannabisprodukten in lizenzierten<br />
Shops an Erwachsene ab<br />
<strong>21</strong> Jahren und stellt Steuereinnahmen<br />
in Höhe von 300 Millionen<br />
Dollar (umgerechnet etwa<br />
244 Millionen Euro) pro Jahr<br />
in Aussicht. Schon seit ein paar<br />
Jahren hat sich Cuomo in das<br />
Cannabis-Thema „verbissen“<br />
und konnte auch durchaus schon<br />
Erfolge auf dem Feld verbuchen.<br />
Dank seines Engagements wurden<br />
kleinere Cannabis-Delikte<br />
2019 in New York zur Ordnungswidrigkeit<br />
heruntergestuft.<br />
12 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
COFFEESHOPS<br />
Amsterdam: kein Weed<br />
mehr für Touristen?<br />
Amsterdam – Die niederländische<br />
Hauptstadt Amsterdam ist rund<br />
um den Globus als Kiffer-Mekka<br />
bekannt. Aus aller Herren Länder<br />
reisen Cannabisfreunde an, um<br />
sich an den Marihuana-Beständen<br />
der tatsächlich auch im aktuellen<br />
niederländischen Lockdown<br />
momentan noch 166 geöffneten<br />
Coffeeshops, gütlich zu tun.<br />
Doch jeder, der der Grachtenstadt<br />
schon einmal einen Besuch<br />
abgestattet hat, weiß, wie sehr<br />
die Metropole unter den Menschenmassen<br />
ächzt. Das kann<br />
man auch als Cannabisfreund<br />
und Legalisierungsbefürworter<br />
durchaus anerkennen. Die inkonsequenten<br />
niederländische<br />
Cannabisgesetze tragen ihren<br />
Teil dazu bei, die Situation durch<br />
die völlig unnötige Kriminalisierung<br />
der Cannabisproduzenten<br />
noch zu verschlimmern. Das<br />
Triumvirat aus Bürgermeisterin,<br />
Staatsanwalt und Polizei will<br />
dem ausufernden Treiben in der<br />
Stadt, das – zumindest bis vor<br />
Kurzem noch – vor allem auf<br />
touristische Vergnügungen zurückzuführen<br />
war, nun endgültig<br />
einen Riegel vorschieben, indem<br />
Coffeeshop-Produkte nur noch<br />
an Personen abgegeben werden<br />
sollen, deren dauerhafter Wohnsitz<br />
sich in den Niederlanden<br />
befindet.<br />
Dementsprechend würden<br />
viele Shops, die schon lange<br />
gute Geschäfte machen, überflüssig.<br />
Laut „De Telegraaf“ steht<br />
eine Zahl von nur noch 68 Coffeeshops<br />
im Raum, die Studien<br />
zufolge voll und ganz ausreichen<br />
würden, die Einwohner sowie<br />
die inländischen niederländischen<br />
Touristen mit Cannabis zu<br />
versorgen, was sozusagen für 98<br />
Shops das Aus bedeuten würde.<br />
Auch soll die Schattenseite des<br />
halblegalen Coffeeshop-Businesses<br />
endlich transparent gestaltet<br />
werden. Gleichzeitig soll ein<br />
Gütesiegel nach dem Vorbild der<br />
Stadt Haarlem eingeführt werden:<br />
Coffeeshops, die bestimmte<br />
Kriterien erfüllen bzw. übertreffen,<br />
können mit bevorzugter Behandlung<br />
seitens der Behörden<br />
rechnen. Die Initiatoren des<br />
Vorstoßes verschweigen allerdings<br />
auch nicht die Nachteile<br />
Coffeeshop in Amsterdam<br />
des Umbruchs: so wird, zumindest<br />
kurzfristig, ein starkes Aufflammen<br />
des unkontrollierten<br />
Straßenverkaufs befürchtet, der<br />
die Bedürfnisse der Touristen<br />
während der Übergangszeit mit<br />
Sicherheit nicht ignorieren wird.<br />
Dem Stadtparlament wird es nun<br />
obliegen, die Vor- und Nachteile<br />
der Planungen abzuwägen. In<br />
Anbetracht der Restriktionen,<br />
die die Hauptstadt-Coffeeshops<br />
bereits im Laufe des vergangenen<br />
Jahrzehnts über sich ergehen<br />
lassen mussten, ist es durchaus<br />
im Bereich des Möglichen,<br />
dass Amsterdams Tage als Kiffer-Mekka<br />
bald gezählt sind.<br />
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CORONA<br />
Corona-Aktion: Shop<br />
verschenkt Joints gegen<br />
Impfnachweis<br />
Michigan – Eine Dispensary in<br />
Michigan in den USA hat sich<br />
etwas Besonderes einfallen lassen,<br />
um der Impf-Skepsis der<br />
US-Amerikaner ein Schnippchen<br />
zu schlagen und so dabei mitzuhelfen,<br />
die Corona-Pandemie<br />
einzudämmen. Nun gut, vielleicht<br />
mögen auch monetäre Eigeninteressen<br />
eine Rolle gespielt<br />
haben, schließlich eignet sich die<br />
Aktion nicht nur zur Werbung<br />
für die Impfung, sondern auch<br />
hervorragend zur Promotion<br />
des eigenen Geschäfts. Dementsprechend<br />
schmissig ist auch der<br />
Name geraten: „Pot for Shots“<br />
(„Shot“ bedeutet hier Impfdosis).<br />
Darum geht’s im Detail:<br />
The Greenhouse of Walled Lake,<br />
so der Name des legalen Cannabis-Shops,<br />
verspricht jedem<br />
seiner Kunden, der mit einem<br />
schriftlichen COIVD-19-Impfbeweis<br />
anrückt, einen kostenlosen<br />
vorgedrehten Joint. Wie informierte<br />
Cannabisfreunde wissen dürften,<br />
ist es in Nordamerika üblich, Marihuana<br />
pur zu rauchen, dementsprechend<br />
(und mit Blick auf das<br />
Bild) gibt’s wohl grob ein Gramm<br />
Weed pro Joint und geimpftem<br />
Kunden. Ganz schön spendabel!<br />
Der Betreiber der Dispensary,<br />
Jerry Millen, kommentiert den<br />
medienwirksamen Aufruf so:<br />
„Unser Ziel ist es, das Bewusstsein<br />
dafür zu schärfen, wie wichtig die<br />
COVID-19-Impfung ist, während<br />
wir als Gemeinschaft gegen diese<br />
schreckliche Pandemie kämpfen.<br />
„Pot for Shots“ ist unsere Art, unser<br />
Engagement zu zeigen, um<br />
der Gemeinschaft zu helfen, zur<br />
Normalität zurückzukehren.“<br />
Gäbe es eine vergleichbare Aktion<br />
auch in in Deutschland, Österreich<br />
oder der Schweiz, würde<br />
der ein oder andere skeptische<br />
Cannabisfreund seine Abneigung<br />
gegen den Pieks vielleicht<br />
noch einmal überdenken...<br />
Modellprojekt<br />
Legaler Cannabisverkauf<br />
in Zürich ab 2<strong>02</strong>2<br />
IN VORBEREITUNG<br />
Zürich – In der Schweiz wird es<br />
konkret! Worum nämlich deutsche<br />
Regierungsparteien schon<br />
seit Jahren herumtänzeln – die<br />
ohne Anpassung des deutschen<br />
Betäubungsmittelgesetzes kaum<br />
umsetzbaren Cannabis-Modellprojekte<br />
–, bringt die Stadt Zürich<br />
so langsam aber sicher in die<br />
heiße Phase. Gut, jetzt könnte<br />
man natürlich fragen, wozu es<br />
denn überhaupt unbedingt so ein<br />
Modellprojekt braucht, wenn es<br />
doch inzwischen weltweit genug<br />
Staaten gibt, die die Legalisierung<br />
nicht nur am Modell erprobt,<br />
sondern einfach mal eiskalt<br />
umgesetzt haben. Aber das<br />
ist wohl eine andere Baustelle,<br />
man nimmt ja, was man kriegen<br />
kann. Die Stadt Zürich jedenfalls<br />
bereitet sich nun gemeinsam mit<br />
ihrer Universität auf das Projekt<br />
und die dazugehörige Studie<br />
vor, die das Konsumverhalten<br />
von (Schweizer) Cannabisfreunden<br />
unter legalen Bedingungen<br />
ein für allemal durchleuchten<br />
soll. Hauptstadt Bern sowie die<br />
Großstädte Genf und Basel, die<br />
ebenfalls bereits entsprechende<br />
Projekte in der Schublade haben,<br />
schielen schon ganz gespannt<br />
auf die kommenden Entwicklungen.<br />
Der geplante Verkaufsstart<br />
des legalen Cannabis soll in der<br />
ersten Jahreshälfte 2<strong>02</strong>2 liegen,<br />
als Verkaufsstellen sind Apotheken<br />
wahrscheinlich. Dort soll<br />
dann jeder, der als Studienteilnehmer<br />
angenommen wird, unter<br />
Angabe seiner persönlichen<br />
Daten und unter medizinischer<br />
Überwachung Cannabisprodukte<br />
kaufen können. Experten gehen<br />
von maximal 5.000 Personen<br />
aus, die für das Projekt als Teilnehmer<br />
gesucht werden sollen.<br />
Jedoch steht interessanterweise<br />
noch längst nicht fest, ob sich<br />
überhaupt genug Freiwillige finden<br />
werden, denen die behördliche<br />
und medizinische Erfassung<br />
der Teilnehmer nicht die Lust am<br />
Weed verdirbt: eine erste Umfrage<br />
aus dem Jahr 2016 ergab nur<br />
ein paar Hundert potenzielle<br />
Teilnehmer in Zürich, die sich<br />
unter solchen Voraussetzungen<br />
bereit erklären würden, mitzumachen.<br />
Duisburg – Angesichts der andauernden<br />
Gegenüberstellung von Alkohol<br />
und Cannabis, die sowohl<br />
gleichdick. von Legalisierungsbefürwortern<br />
Raucherzubehör auf hohem Niveau<br />
als auch -gegnern immer wieder<br />
vorgebracht wird (mit unterschiedlichen<br />
Stoßrichtungen freilich)<br />
und die man durchaus als absurde<br />
Substanz-Rivalität bezeichnen<br />
Designed and Made in Austria<br />
Custom Logos and könnte, Designs entbehrt es nicht einer<br />
gewissen Ironie wie nah Cannabis-<br />
Grinder<br />
und Hopfengewächse sich ver-<br />
Design your own<br />
wandtschaftlich eigentlich stehen:<br />
denn botanisch gesehen sind sie<br />
sozusagen „Geschwister“ unter<br />
Wir von gleichdick. designen und produzieren unsere<br />
Grinder selbst. Deshalb können wir in kürzester<br />
14 Zeit HIGHWAY alle <strong>02</strong>/<strong>21</strong> eure Custom-Wünsche erfüllen.<br />
Cut don't Grind<br />
Die Grindermanufaktur
Bust<br />
Flüchtiger Grower<br />
hängt Polizei ab –<br />
auf dem Traktor<br />
Lana – Ein ungewöhnliches Vehikel<br />
wählte ein Mann aus Lana,<br />
Südtirol, um der Polizei zu entkommen.<br />
Der bereits wegen<br />
mehrerer Drogendelikte vorbestrafte<br />
Mann bekam Panik, als<br />
Polizeibeamte Zutritt zu seiner<br />
Wohnung forderten und rannte<br />
zunächst in Richtung Stadtzentrum.<br />
Dort fiel die Wahl seines<br />
Fluchtfahrzeugs, möglicherweise<br />
in Ermangelung an Alternativen,<br />
ausgerechnet auf den Traktor<br />
seines Bruders. Und tatsächlich<br />
konnte der Flüchtige den Beamten<br />
fürs Erste ein Schnippchen<br />
schlagen und davontuckern,<br />
tauchte am folgenden Tag aber<br />
freiwillig wieder auf und konnte<br />
sich seine Anzeige(n) abholen.<br />
Die gab es nicht nur für etwa<br />
800 Gramm Marihuana und Haschisch<br />
sowie mehrere Cannabispflanzen,<br />
die in der Wohnung<br />
des Manns gefunden wurden,<br />
sondern auch wegen des Besitzes<br />
einer Armbrust sowie zweier<br />
Luftgewehre. Übrigens waren es<br />
mal wieder die lieben Nachbarn,<br />
die die Polizei überhaupt erst auf<br />
die Spur des Ausreißers gebracht<br />
hatten. Wahrscheinlich ist in<br />
Lana ansonsten eher wenig los.<br />
US-STUDIE<br />
Legalisierung: Kaliforniens<br />
Jugend kifft nicht<br />
mehr als vorher<br />
Sacramento – Gut drei Jahre nach<br />
der vollständigen Legalisierung<br />
von Cannabis im US-Bundesstaat<br />
Kalifornien wurde nun die<br />
erste Studie veröffentlicht, die<br />
eine Veränderungen des Marihuana-Konsums<br />
infolge der<br />
Freigabe im Westküstenstaat<br />
untersucht. Der Schwerpunkt<br />
der im wissenschaftlichen Magazin<br />
„Addictive Behaviours“<br />
erschienen Forschungsarbeit<br />
liegt dabei auf Jugendlichen.<br />
Im Rahmen einer Sekundäranalyse<br />
einer Längsschnittstudie<br />
zum Tabak-Konsum wurden<br />
auch die Cannabis-Gewohnheiten<br />
von 563 jungen Erwachsenen<br />
im Alter von 18 bis 24<br />
über eine Periode von drei<br />
Jahren durchleuchtet. Das Ergebnis<br />
dürfte Daniela Ludwig<br />
und Co. mal wieder gar nicht<br />
schmecken, denn die Wissenschaftler<br />
der Universität San<br />
Diego fanden heraus, dass sich<br />
der Konsum in der fraglichen<br />
Gruppe überhaupt nicht signifikant<br />
änderte. Von einem „zu<br />
vernachlässigenden“ Effekt der<br />
Legalisierung auf die Jugend<br />
ist in der Zusammenfassung<br />
der Ergebnisse gar die Rede.<br />
Da fragt man sich doch, woher<br />
die CDU/CSU-Hetzer immer<br />
ihre ominösen Zahlen ausbuddeln,<br />
die das Gegenteil belegen<br />
sollen. Die neuen Resultate decken<br />
sich mit ähnlichen Studien<br />
aus anderen US-Bundesstaaten<br />
mit Legalisierungen und im<br />
Groben übrigens auch mit den<br />
Erkenntnissen der Wissenschaftlichen<br />
Dienste des Bundestags.<br />
Denn bereits vor einem<br />
Jahr veröffentlichten diese<br />
ein Dokument, das den beiden<br />
„Verbotsparteien“ CDU/CSU<br />
und AfD so gar nicht in den<br />
Kram gepasst haben dürfte. Die<br />
Wissenschaftlichen Dienste<br />
haben die Aufgabe, den vielbeschäftigten<br />
Abgeordneten aufwendige<br />
Recherchearbeit abzunehmen<br />
und sie unparteiisch<br />
und objektiv zu informieren.<br />
Bei der erwähnten Veröffentlichung<br />
handelt es sich um eine<br />
Faktensammlung, die um die<br />
vieldiskutierte Frage kreist, ob<br />
eine Cannabis-Legalisierung<br />
die Konsumentenzahlen in die<br />
Höhe schnellen lässt. Und eigentlich<br />
wurde im Zuge dessen<br />
der Bundestag informiert,<br />
dass „einige der Länder mit<br />
den strengsten gesetzlichen Regelungen<br />
einige der höchsten<br />
Prävalenzraten im Hinblick auf<br />
den Drogenkonsum auf[weisen],<br />
während Länder, die eine<br />
Liberalisierungspolitik verfolgen,<br />
einige der niedrigsten Prävalenzraten<br />
aufweisen“ – und<br />
weiter: „Zusammenfassend<br />
kommen die Autoren zu dem<br />
Schluss, dass die Verfolgung einer<br />
strikten Drogenpolitik wenig<br />
bis keinen Einfluss auf das<br />
Konsumverhalten hat.“ Warum<br />
nur hat das die deutsche Bundesdrogenbeauftragte<br />
Daniela<br />
Lügwig nicht gelesen? Will sie<br />
nicht? Darf sie nicht? Kann sie<br />
nicht? Was macht sie eigentlich<br />
den ganzen Tag?<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 15
Aktivismus<br />
Offener Brief an Daniela<br />
Ludwig von #MyBRAINMY-<br />
CHOICE<br />
Sehr geehrte Bundesdrogenbeauftragte<br />
und CSU-Bundestagsabgeordnete<br />
Daniela<br />
Ludwig,<br />
Sie unterstellen mir in<br />
einer Antwort auf Abgeordnetenwatch.de<br />
vom 27.1.2<strong>02</strong>1, dass ich<br />
über unseren Gesprächstermin im<br />
September 2<strong>02</strong>0 Fake News verbreitet<br />
hätte. An diesem Termin<br />
hatten Zhana Jung und ich von<br />
der #mybrainmychoice-Initiative,<br />
Sie und drei Mitarbeiter:innen<br />
Ihres Stabs teilgenommen, um<br />
unsere Petition für eine unabhängige<br />
Fachkommission zur Generalüberholung<br />
der deutschen Drogenpolitik<br />
zu überreichen bzw.<br />
entgegenzunehmen. Die Deutsche<br />
Aidshilfe hatte mich im Anschluss<br />
an den Termin interviewt und in<br />
diesem Artikel zitiert, dass ich<br />
enttäuscht gewesen sei, dass es<br />
„offenbar keinerlei Verständnis<br />
für die Sicht und Forderungen der<br />
Initiative und der unterstützenden<br />
Fachorganisationen gebe“. Sie<br />
stellen die Aussage in den Kontext<br />
von Fake News und markieren sie<br />
als Falschmeldung: „Die Aidshilfe<br />
in allen Ehren, aber es stimmt<br />
auch nicht immer alles, was an<br />
Meldungen kursiert.“<br />
Es ist alles andere als<br />
banal, wenn eine MdB und Bundesbeauftragte<br />
die Glaubwürdigkeit<br />
einer zivilgesellschaftlichen<br />
Initiative in Frage stellt. Daher<br />
beziehen wir Stellung und erläutern,<br />
warum wir zu diesem Urteil<br />
kamen:<br />
In dem 30-minütgen<br />
Übergabetermin ging es um nichts<br />
anderes, als dass Sie und Ihr Stabsleiter<br />
unseren Vorschlag, eine unabhängige<br />
und transdisziplinäre<br />
Fachkommission zu engagieren,<br />
aus diversen abstrusen Gründen<br />
abgewiesen haben. Als unnötig,<br />
nicht machbar, falscher Zeitpunkt,<br />
nicht zielführend, habe es vor 20<br />
Jahren schon gegeben, Sie seien<br />
schon ausreichend in Kontakt mit<br />
Zivilgesellschaft und Ihre Null-Toleranz<br />
bei Heroin und Kokain sei<br />
unverhandelbar. Sie und Ihr Team<br />
haben uns keinerlei Verständnis<br />
für unser Anliegen gezeigt, die<br />
deutsche Drogenpolitik von unabhängigen<br />
Expert:innen grundsätzlich<br />
neu zu bewerten und Empfehlungen<br />
erarbeiten zu lassen. Als<br />
ich auf die internationale Problematik<br />
der Gewalt im illegalen<br />
Drogenhandel und die steigenden<br />
Todeszahlen in Deutschland verwies,<br />
wurde ich von Ihrem Stabsleiter<br />
unterbrochen, der behauptete,<br />
dass da „sehr viel Meinung<br />
dabei“ sei.<br />
Hinter den Forderungen<br />
der Petition steht ein einmalig<br />
großes Bündnis sämtlicher<br />
zivilgesellschaftlicher, wissenschaftlicher<br />
und parteipolitischer<br />
Expert:innen, Aktivist:innen und<br />
Organisationen, die sich gegen<br />
die Kriminalisierung von Drogenkonsument:innen<br />
einsetzen und<br />
Schritte zu einer Drogenpolitik<br />
auf wissenschaftlichem Stand<br />
fordern – neben über 24.000 Unterzeichner:innen<br />
innerhalb eines<br />
Sommers.<br />
Das Gespräch hatten<br />
wir unsererseits damit beendet,<br />
zu betonen, dass wir trotz der Abweisung<br />
des Vorschlags weiterhin<br />
kontaktierbar sind, eben weil wir<br />
dieses enorme zivilgesellschaftliche<br />
Bündnis aufgebaut haben und<br />
zur Verfügung stehen wollen. Seitdem<br />
haben wir nichts von Ihnen<br />
gehört.<br />
Sie waren diejenige,<br />
die abgelehnt hatte, den Termin<br />
öffentlich zu machen und Sie waren<br />
diejenige, die keine Presse dabei<br />
haben wollte. Wir hätten das<br />
ganze Gespräch gerne transparent<br />
und für alle selbst nachvollziehbar<br />
gemacht. Aber Ihre (Nicht-)Taten<br />
sprechen auch unabhängig davon<br />
für sich und zeigen, wie wenig<br />
Verständnis Sie für unsere Sicht<br />
und Forderungen haben. Sie sind<br />
weder vor (z. B. unbeantworteter<br />
Offener Brief), noch initiativ, noch<br />
nach dem Gespräch auf die Anliegen<br />
der Petent:innen eingegangen.<br />
Der eigentlichen, von<br />
Martin Steldinger auf Abgeordnetenwatch.de<br />
gestellten Frage<br />
sind Sie (wie auch bei anderen<br />
Anfragen schon) ausgewichen und<br />
haben sie unbeantwortet gelassen.<br />
Die Frage ist: Wie gedenken Sie<br />
die in der EU-Drogenstrategie<br />
verbriefte Teilhabe der Zivilgesellschaft<br />
bei der Umsetzung der<br />
Drogenpolitik umzusetzen? Er hat<br />
seine Anfrage daher am 28.1.2<strong>02</strong>1<br />
wiederholt eingereicht.<br />
Wir werten Ihre Unterstellung<br />
als Angriff auf unser zivilgesellschaftliches<br />
Engagement<br />
und erwarten eine Klarstellung.<br />
Philine Edbauer und Zhana Jung<br />
#mybrainmychoice<br />
Die Drogenberaterin auf abgeordnetenwatch.de<br />
Frage an Daniela Ludwig von Martin Steldinger bezüglich<br />
Europapolitik und Europäische Union:<br />
Sehr geehrte Frau MdB Ludwig,<br />
die EU-Drogenstrategie 2<strong>02</strong>1-2<strong>02</strong>5 (siehe https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-14178-2<strong>02</strong>0-INIT/de/pdf<br />
) sieht<br />
unter Kapitel VI KOORDINIERUNG, STEUERUNG UND UMSET-<br />
ZUNG Absatz 10 vor, dass „die sinnvolle Teilhabe und Beteiligung<br />
der Zivilgesellschaft, einschließlich des Drogenforums<br />
der Zivilgesellschaft, [..] bei der Gestaltung und Umsetzung<br />
der Drogenpolitik auf nationaler Ebene, EU-Ebene und internationaler<br />
Ebene sichergestellt werden [sollte].“<br />
Dieses offizielle Dokument, welches alle europäischen Bürger<br />
betrifft, steht konträr zu Ihrer Ansage, dass die einfache Forderung<br />
nach einer Fachkommission nicht möglich wäre und bei<br />
Ihnen und Ihrem „Stab offenbar keinerlei Verständnis für die<br />
Sicht und Forderungen der Initiative und der unterstützenden<br />
Fachorganisationen gebe“ (siehe: https://www.aidshilfe.de/<br />
meldung/keine-neue-drogenpolitik-bundesregierung).<br />
Wie gedenken Sie die in der EU-Drogenstrategie verbriefte<br />
Teilhabe der Zivilgesellschaft bei der Umsetzung der Drogenpolitik<br />
umzusetzen?<br />
MfG,<br />
Martin Steldinger, 16. Januar 2<strong>02</strong>1<br />
Antwort von Daniela Ludwig:<br />
Sehr geehrter Herr Steldinger,<br />
die Aidshilfe in allen Ehren, aber es stimmt auch nicht immer<br />
alles, was an Meldungen kursiert.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Daniela Ludwig, 27. Januar 2<strong>02</strong>1<br />
www.mybrainmychoice.de<br />
#mybrainmychoice wurde 2017 von Philine Edbauer und Julia Meisner<br />
als ehrenamtliche Initiative ins Leben gerufen, um drogenpolitische<br />
Debatten zu vertiefen, Interessierte zu politisieren und drogenpolitischen<br />
Fortschritt zu unterstützen. Die Kampagne für eine neue<br />
Drogenpolitik ist ihre erste bundesweite Aktion. Ihre Aktivitäten gestalten<br />
sie zusammen mit einem losen Kreis an Mitstreiterinnen und<br />
Mitstreitern. 24.273 Menschen haben eine von der Initiative #mybrainmychoice<br />
gestartete Petition unterzeichnet, die Bundesregierung<br />
solle eine unabhängige und interdisziplinäre Fachkommission<br />
zur Erarbeitung einer zeitgemäßen Drogenpolitik einberufen. Ende<br />
September 2<strong>02</strong>0 haben sich Philine Edbauer und Zhana Jung als Vertreterinnen<br />
von #mybrainmychoice mit der Bundesdrogenbeauftragten<br />
Daniela Ludwig getroffen, um die Unterschriften zu überreichen<br />
und das Anliegen der Petition zu besprechen – das Engagement einer<br />
unabhängigen, transdisziplinären Fachkommission zur Generalüberholung<br />
der Drogenpolitik (wir berichteten in <strong>Highway</strong> 06/2<strong>02</strong>0). Die<br />
Zahl der Unterstützer, darunter viele Experten und Fachverbände<br />
wie akzept oder die Deutsche Aidshilfe, konnte Daniela Ludwig jedoch<br />
nicht beeindrucken.<br />
16 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
Schwarzmarkt<br />
DHV Warnt: Deutschland<br />
wird mit synthetisch<br />
kontaminiertem Cannabis<br />
überschwemmt<br />
Berlin – Der Deutsche Hanfverband<br />
(DHV) ruft in einer im Folgenden<br />
im Wortlaut abgedruckten Pressemitteilung<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn dazu auf, die<br />
Gesundheit von Millionen Cannabiskonsumenten<br />
zu schützen: Es<br />
gibt in den Medien alarmierende<br />
Berichte über Menschen, die sich<br />
unwissentlich mit synthetischen<br />
Cannabinoiden vergiftet haben.<br />
Viele Erfahrungsberichte, die beim<br />
DHV eingehen, bestätigen das.<br />
Synthetische Cannabinoide, die bis<br />
zu hundert Mal stärker als das in<br />
Cannabis enthaltene THC wirken<br />
und ein höheres Abhängigkeitspotential<br />
besitzen, werden auf CBD-<br />
Hanf oder minderwertige Cannabisblüten<br />
aufgetragen und sorgen<br />
so für zum Teil tödlichen Vergiftungen.<br />
Sie bergen unkalkulierbare<br />
gesundheitliche Gefahren, da<br />
die Konsumenten annehmen, sie<br />
würden herkömmliches Cannabis<br />
und keine hochpotenten synthetischen<br />
Cannabinoide konsumieren.<br />
Dadurch steigt die Gefahr einer<br />
Überdosierung, die unter anderem<br />
zu Bewusstseinsverlust, Herzrasen,<br />
verlangsamter Atmung, Krampfanfällen,<br />
Erbrechen, akuten Psychosen<br />
und aggressivem Verhalten führen<br />
kann. Alleine im vergangenen<br />
Jahr starben laut der Europäischen<br />
Drogenbeobachtungsstelle mindestens<br />
33 Menschen in Europa an<br />
Georg Wurth<br />
Stoffen wie MDMB-4en-PI-<br />
NACA und 4F-MDMB-BICA.<br />
Auch in Deutschland gab es bereits<br />
fünf Todesfälle, welche mit<br />
synthetischen Cannabinoiden<br />
in Verbindung gebracht werden.<br />
Deswegen warnen<br />
das BKA, die Polizei in Kiel sowie<br />
die Berliner Drogenbeauftragte<br />
Christine Köhler-Azara<br />
vor den Gefahren und der<br />
Verbreitung solcher mitunter<br />
tödlichen, als Cannabis getarnten<br />
Substanzen. Diese Entwicklung<br />
hat nichts mit „Kräutermischungen“<br />
wie „Spice“<br />
& Co. zu tun, bei denen sich<br />
Konsumenten bewusst für synthetische<br />
Substanzen entscheiden.<br />
Mit den üblichen Mitteln<br />
der Strafverfolgung wird sich<br />
das Problem nicht lösen lassen.<br />
Denn spottbillige, im Mikrogrammbereich<br />
wirksame<br />
synthetische Drogen aus China<br />
in Kombination mit minderwertigen<br />
Hanfblüten sorgen<br />
für Gewinnspannen, die es bei<br />
Cannabis noch nie gegeben<br />
hat. Nur ein legaler, regulierter<br />
Markt mit Qualitätskontrolle<br />
und Verbraucherschutz kann<br />
das Problem lösen. Als Sofortmaßnahme<br />
fordert der DHV<br />
die Legalisierung des Eigenanbaus<br />
einiger Hanfpflanzen für<br />
den Eigenbedarf, bis ein Gesetz<br />
zur Regulierung des Cannabismarktes<br />
verabschiedet werden<br />
kann. An jedem Tag, der untätig<br />
vergeht, laufen Millionen Cannabiskonsumenten<br />
in Deutschland<br />
Gefahr, sich mit synthetischen<br />
Cannabinoiden umzubringen. „Es<br />
ist eine absolute Katastrophe zu<br />
wissen, dass<br />
da draußen<br />
Menschen<br />
sind, die eigentlich<br />
nur<br />
einen Joint<br />
rauchen<br />
wollen und<br />
dabei ungewollt<br />
Russisch<br />
Roulette<br />
spielen<br />
– einfach<br />
nur, weil<br />
die Bundesregierung<br />
immer noch<br />
nicht Cannabis<br />
legalisiert<br />
hat“,<br />
so DHV-Geschäftsführer<br />
Georg<br />
Wurth.<br />
Justiz<br />
Richter Andreas Müller<br />
für nicht befangen<br />
erklärt - Beschwerde<br />
durch Staatsanwalt<br />
Bernau – Im Newsteil der vorherigen<br />
<strong>Highway</strong>-Ausgabe berichteten<br />
wir darüber, dass die<br />
Staatsanwaltschaft Frankfurt<br />
(Oder) beantragt hatte, den Jugendrichter<br />
und lautstarken<br />
Cannabisbefürworter Andreas<br />
Müller in einem Verfahren gegen<br />
einen Heranwachsenden wegen<br />
Cannabisbesitz für befangen zu<br />
erklären, weil er sich seit Jahren<br />
für die Legalisierung von Cannabis<br />
einsetzt. Die gute Nachricht<br />
zuerst: der Antrag wurde nun<br />
vom Amtsgericht Bernau abgelehnt.<br />
Am das auf die Entscheidung<br />
folgenden Wochenende<br />
nahm die Twitter-Community<br />
den abgelehnten Befangenheitsantrag<br />
gegen Richter Müller<br />
zum Anlass, unter dem Hashtag<br />
#RichterMüller stundenlang<br />
die deutschen Twittercharts zu<br />
dominieren. Doch die schlechte<br />
Nachricht gleich hinterher: die<br />
Staatsanwaltschaft hat jetzt Beschwerde<br />
gegen die Ablehnung<br />
des Befangenheitsantrags gestellt,<br />
über die dann das Landgericht<br />
entscheiden muss.<br />
Dies nahm nun die<br />
Linksfraktion im Brandenburger<br />
Landtag zum Anlass, Landesjustizministerin<br />
Susanne Hoffmann<br />
aufzufordern, im Konflikt<br />
zwischen der Staatsanwaltschaft<br />
und Andreas Müller einzuschreiten.<br />
Die Landesregierung<br />
müsse dem Eindruck entgegentreten,<br />
dass in Brandenburg<br />
versucht werde, Einfluss auf die<br />
Zuständigkeit von Richtern für<br />
bestimmte Verfahren zu nehmen,<br />
sagte die rechtspolitische<br />
Sprecherin der Linksfraktion,<br />
Marlen Block, am Mittwoch:<br />
„Ich erwarte eine eindeutige<br />
Erklärung von Ministerin Hoffmann<br />
für eine unabhängige Justiz<br />
und gegen ein weiteres Vorgehen<br />
der Staatsanwaltschaft<br />
Frankfurt (Oder) in diesem<br />
Fall.“<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 17
Bust<br />
Feuerwehr entdeckt 700<br />
Pflanzen in Mettmann<br />
Mettmann – In Mettmann hat die<br />
Polizei bereits Anfang Februar eine<br />
ansehnliche Cannabis-Anlage entdeckt.<br />
Die Nachbarn trifft diesmal<br />
allerdings keine Schuld – nicht sie<br />
hatten wie sonst so häufig die Polizei<br />
auf die richtige Spur gebracht, nein,<br />
diesmal hat der berühmte Kommissar<br />
Zufall die anstrengende Ermittlungsarbeit<br />
übernommen. Denn der<br />
Fehlalarm der automatischen Brandanlage<br />
einer Lagerhalle hatte die<br />
Feuerwehr auf den Plan gerufen, die<br />
sich trotz offenkundiger Systemstörung<br />
dazu entschied, sich das Innere<br />
des Gebäudes einmal näher anzusehen.<br />
Sicher ist sicher! Etwa 700<br />
Cannabispflanzen in professioneller<br />
Zuchtumgebung wurden dann dort<br />
entdeckt, unter anderem auch zahlreiche<br />
Jungpflanzen. Die Gewächse<br />
befanden sich allesamt hinter einer<br />
neu eingezogenen Wand, die sozusagen<br />
den Weg in die Anbauräumlichkeiten<br />
freigab. Insgesamt waren<br />
an der Aktion rund 50 Beamte von<br />
Polizeifoto<br />
Feuerwehr und Polizei etwa zwei<br />
Tage lang beschäftigt. Die Betreiber<br />
der Anlage konnten allerdings bisher<br />
nicht ausfindig gemacht werden.<br />
Bust<br />
Cannabispatient erhält<br />
Geldstrafe für „zu provokantes“<br />
kiffen<br />
Fürth – In Bayern ist die Welt, zumindest<br />
cannabistechnisch, noch<br />
in Ordnung. Die sogenannte geringe<br />
Menge ist quasi nicht existent<br />
und wehe, wenn eine Streife auf<br />
dem Kontrollgang durchs Quartier<br />
mal ein süßes Wölkchen erschnuppert.<br />
Dann wird nicht lange<br />
gefackelt, was im besten Fall mit<br />
einer behandschuhten Anus-Untersuchung<br />
im Verhörzimmer und im<br />
schlimmsten mit einem tödlichen<br />
Kopfschuss im Leichenschauhaus<br />
endet. Wenn man im Freistaat seinerzeit<br />
2017 ein Wörtchen mehr<br />
mitzureden gehabt hätte, dann gäbe<br />
es wohl bis heute noch kein Marihuana<br />
auf Rezept. Gut, man konnte<br />
das Medizin-Gesetz damals zwar<br />
nicht verhindern, aber das heißt ja<br />
noch lange nicht, dass man es jetzt<br />
auch wirklich respektieren muss.<br />
Schließlich kann man ja so tun,<br />
als gäbe es die Regelung gar nicht<br />
und Cannabispatienten einfach<br />
trotzdem auf alle möglichen Arten<br />
drangsalieren. Und wenn man sich<br />
dabei für den Richter eine hanebüchene<br />
Begründung zurechtschneidern<br />
muss, ja mei, dann ist das eben<br />
so. Und wenn einem einmal partout<br />
so gar nichts Besseres einfallen will,<br />
dann hat der betroffene Patient<br />
eben „zu provokativ“ am Joint gezogen.<br />
Zack, so einfach ist das –<br />
Medizin-Gesetz ausgehebelt. Man<br />
müsste lachen, wäre nicht genau so<br />
ein Fall gerade in Fürth passiert –<br />
und vor Gericht gelandet. Das Bayerische<br />
Oberste Landesgericht bestätigte<br />
eine Geldbuße von fünfzig<br />
Euro wegen provokanten Cannabiskonsums.<br />
Der verurteilte Cannabispatient<br />
hatte im März 2<strong>02</strong>0 auf<br />
einem Bauernmarkt in Fürth ganz<br />
öffentlich sein Marihuana konsumiert<br />
– mit Berechtigungsschein<br />
in der Tasche wohlgemerkt. Einem<br />
der anwesenden Bauern schmeckte<br />
das wohl nicht: er beschwerte sich<br />
kurzerhand bei der Polizei über<br />
das Verhalten. Aber, aber, was sind<br />
schon 50 Euro? Der „provokante<br />
Patient“ kann immerhin von<br />
Glück sagen, dass die Schusswaffe<br />
der Ordnungshüter im Holster geblieben<br />
ist.<br />
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Berlin – Nachdem die geschichtsträchtige<br />
Einfuhr der ersten<br />
inländischen Ernteladung Medizinalcannabis<br />
in Deutschland<br />
verzögert hatte – die Verschiebung<br />
war angeblich auf Corona zurückzuführen<br />
– wird man dieses Jahr<br />
aber nun tatsächlich erstmals legales<br />
Medizinalcannabis auf deutschem<br />
Boden ernten, weiterverarbeiten<br />
und an deutsche Patienten<br />
ausliefern. Im Zuge einer Anfrage<br />
des FDP-Bundestagsabgeordneten<br />
und Legalisierungsbefürworters<br />
Wieland Schinnenburg erhält die<br />
Öffentlichkeit nun einen Einblick<br />
in die Preisgestaltung des Bundesinstituts<br />
für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
(BfArM), das den<br />
FDP-Mann Wieland Schinnenburg<br />
Sucht<br />
Cannabis kann Alkoholkonsum<br />
reduzieren<br />
Colorado – Forscher des Institute<br />
for Cognitive Science der Universität<br />
von Colorado in Boulder,<br />
USA, schlossen 96 Cannabiskonsumenten,<br />
die schwere<br />
Alkoholiker sind, in eine Beobachtungsstudie<br />
ein. Die Ergebnisse<br />
dieser Studie zeigen, dass<br />
schwere Alkoholtrinker durch<br />
Cannabiskonsum ihren Alkoholkonsum<br />
reduzieren. Die Teilnehmer<br />
tranken etwa 29 Prozent weniger<br />
alkoholische Getränke und<br />
hatten an Tagen, an denen Can-<br />
drei Produzenten Aphria, Aurora<br />
und Demecan, die sich den Cannabis-Zuschlag<br />
in Deutschland sichern<br />
konnten, das medizinische<br />
Marihuana zur Verteilung an die<br />
Apotheken abkaufen wird. Die Unternehmen<br />
werden für ihre Produktion<br />
im Durchschnitt 2,20 Euro pro<br />
Gramm Marihuana vom BfArM<br />
erhalten, so Staatssekretärin Sabine<br />
Weiss vom Gesundheitsministerium.<br />
Welchen Preis die Apotheken<br />
zu zahlen haben werden, ist hingegen<br />
bisher nicht bekannt. Klar ist<br />
jedenfalls: dem BfArM geht es nicht<br />
darum, Gewinne zu erzielen, eine<br />
reine Kostendeckung ist anvisiert.<br />
Dennoch dürften solche Preise<br />
bei Selbstzahlern, die ihre Kosten<br />
nicht von der Krankenkasse übernommen<br />
bekommen und die ein<br />
Vielfaches für ihre Medizin zahlen<br />
müssen, eventuell für einigen Unmut<br />
sorgen. 2,6 Tonnen Marihuana pro<br />
Jahr wurden von der Behörde für die<br />
deutschen Cannabispatienten angefordert.<br />
Eine Zahl,<br />
die Experten in Anbetracht<br />
der hohen<br />
Nachfrage für deutlich<br />
zu niedrig halten.<br />
Anstatt den Restbedarf<br />
der hiesigen Patienten<br />
über Exporte<br />
aus dem Ausland zu<br />
decken, solle lieber<br />
direkt die heimische<br />
Wirtschaft gestärkt<br />
werden, so der FDP-<br />
Mann Schinnenburg.<br />
Er forderte somit<br />
Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU)<br />
auf, für eine Ausweitung<br />
der Produktion<br />
in Deutschland zu<br />
sorgen.<br />
nabis konsumiert wurde, im Vergleich<br />
zu Tagen, an denen kein<br />
Cannabis konsumiert wurde,<br />
eine zweimal geringere Wahrscheinlichkeit<br />
einer sogenannten<br />
Binge-Drinking-Episode. Diese<br />
Muster wurden bei Männern,<br />
Frauen und den Gruppen mit<br />
seltenem sowohl auch mit häufigem<br />
Cannabiskonsum beobachtet.<br />
Die Autoren schrieben,<br />
dass „starke Trinker, die sich in<br />
Behandlung befinden, um ihren<br />
Alkoholkonsum zu reduzieren,<br />
und die auch Cannabis konsumieren,<br />
ihren Cannabiskonsum<br />
an Tagen zu erhöhen scheinen,<br />
an denen sie ihren Alkoholkonsum<br />
reduzieren.“<br />
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22 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
Bei dem hier vorgestellten<br />
Strain Liberty Haze<br />
mit 60-prozentigen<br />
Sativa-Anteilen handelt<br />
es sich um einen<br />
High-Times-Cannabis-Cup-Winner<br />
(im Jahr 2011) aus dem Hause<br />
Barney’s Farm aus Amsterdam.<br />
Gekreuzt wurde Liberty<br />
Haze aus einer männlichen G13<br />
und einer schnellblühenden<br />
ChemDawg 91, die sich dabei<br />
zu einem wahren THC-Monster<br />
verbunden haben, das nicht selten<br />
THC-Werte über 20 Prozent<br />
und mehr erreicht. Der CBD-Gehalt<br />
dieses Strains wird von Barney’s<br />
Farm mit durchschnittlich<br />
1,8 Prozent angegeben, was mal<br />
eine schöne Ausnahme von den<br />
zahlreichen High-THC-Sorten<br />
ist, die von den verschiedensten<br />
Samenbanken angeboten werden,<br />
die praktisch keinerlei CBD<br />
produzieren. So heftig die allgemeine<br />
Cannabinoid-Produkt<br />
ausfällt, so kräftig ist auch der<br />
Wuchs von Liberty Haze, der allerdings<br />
sowohl indoor wie outdoor<br />
die Meter-Marke nicht wesentlich<br />
übersteigt. Draußen darf<br />
in hiesigen Breitengraden in der<br />
ersten oder zweiten Woche des<br />
Oktobers geerntet werden, drinnen<br />
kann mit etwa neun Wochen<br />
Blütezeit für diese ausschließlich<br />
feminisiert angebotene Sorte gerechnet<br />
werden. Beides führt zu<br />
den erhofften Ergebnissen: dicke,<br />
lange Buds mit glizernden Kristallen<br />
und zahlreichen rötlichen<br />
Härchen, die mit zitronenartigen<br />
Gerüchen und erdig-würzigen<br />
Aromen aufwarten – im Idealfall<br />
indoor pro Quadratmeter jenseits<br />
der Halb-Kilo-Marke. Das<br />
High ist für eine solch potente<br />
Sorte wenig überraschend recht<br />
eindrucksvoll und darüber hinaus<br />
schnell kommend und lang<br />
bleibend und somit vor allem für<br />
regelmäßige Marihuana-Konsumenten<br />
eine gute Wahl für Einsatzzwecke<br />
jeder Art.<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 23
Grow-Report<br />
PINEAPPLE<br />
PUNCH AUTO<br />
Nachdem <strong>Highway</strong>-Autor Chuck Lore<br />
schlechtes Gras in einem Coffeeshop erworben<br />
hatte, freute er sich um so mehr<br />
auf seinen nächsten Grow – Pineapple<br />
Punch von Auto Seeds stand auf dem Programm<br />
und wollte ausgetestet werden.<br />
Wie so häufig hat er dabei die Progressionen<br />
und Ergebnisse des Anbaus schriftlich<br />
festgehalten, um sie mit der Leserschaft zu<br />
teilen. Nur das Gras an sich darf leider aus<br />
rechtlichen Gründen (noch) nicht geteilt<br />
werden. Trotzdem viel Spaß beim Lesen.<br />
Getrocknete Pineapple-Punch-Blüte<br />
Nach einem Besuch in<br />
einem schlecht geführten<br />
niederländischen<br />
Coffeeshop waren wir<br />
entsetzt: wir hatten<br />
dort probeweise etwas Marihuana<br />
gekauft und hätten vorher<br />
nicht gedacht, dass man dort so<br />
minderwertiges Gras erwerben<br />
kann. Weder Geschmack noch<br />
85 Tage alte Pineapple-Punch-Pflanze (Symbolbild)<br />
Wirkung waren das Geld wert,<br />
das wir leichtfertig ausgegeben<br />
hatten. Allerdings muss auch<br />
angemerkt werden, dass wir<br />
schon seit Langem unseren Bedarf<br />
aus eigenem Anbau decken.<br />
Darum, so unsere Vermutung,<br />
sind wir vielleicht kritischer als<br />
Kiffer ohne Eigenversorgung.<br />
Wie auch immer, wir wollten<br />
zum Ausgleich eine besonders<br />
wohlschmeckende Sorte aufziehen<br />
und stießen auf Saatgut<br />
der Firma Auto Seeds. Der Anbieter<br />
pries den Geschmack seiner<br />
Züchtung Pineapple Punch<br />
in den höchsten Tönen und wir<br />
entschlossen uns, es mit diesem<br />
Saatgut zu versuchen. Auffällig<br />
war, dass der Hersteller keinen<br />
festen Zeitpunkt für die Ernte<br />
vorgibt, sondern einen zwei Wochen<br />
umfassenden Bereich vorschlägt.<br />
Da wir aber dank eines<br />
Mikroskops in der Lage sind, die<br />
exakte Reife genau bestimmen zu<br />
können, waren wir also gespannt,<br />
wie sich die Pflanze entwickeln<br />
würde. An einem entspannten<br />
Sonntagnachmittag pflanzten<br />
wir also in einem Land der Europäischen<br />
Union, in dem der<br />
Anbau von Cannabispflanzen für<br />
den Eigenbedarf toleriert wird,<br />
ein Samenkorn in einen 20 Liter<br />
fassenden Topf und stellten ihn<br />
unter eine LED-Spezialleuchte.<br />
Weil uns die letzte Anzucht mit<br />
24 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
GROW-PROTOKOLL<br />
9.2.<br />
Tag der Aussaat<br />
15.2.<br />
Keimling durchbricht das Erdreich<br />
22.2.<br />
Keimling ist vier Zentimeter hoch<br />
und spannt fünf Zentimeter auf<br />
29.2.<br />
Keimling ist sechs Zentimeter hoch<br />
und spannt nun 15 Zentimeter auf<br />
7.3.<br />
Pflanze ist nun zehn Zentimeter<br />
hoch und misst 34 Zentimeter von<br />
Blattspitze zu Blattspitze<br />
14.3.<br />
Zwölf Zentimeter Höhe,<br />
42 Zentimeter Spannweite,<br />
kräftiger Gesamteindruck<br />
25.4.<br />
Höhe unverändert, Trichome zum<br />
Teil milchig, Stigmen zu einem<br />
Drittel verfärbt. Die Ernte der oberen<br />
Blütenstände steht unmittelbar<br />
bevor, die unteren Blüten sind zumeist<br />
noch unterentwickelt<br />
1.5.<br />
Stigmen zur Hälfte verfärbt, Trichome<br />
zum Großteil milchig. Pflanze<br />
wurde wie geplant zum Großteil<br />
geerntet. Die kleineren Blütenstände<br />
im unteren Teil der Pflanze blieben<br />
vorerst unangetastet<br />
8.5.<br />
Auch die kleineren Blüten waren nun<br />
reif, Pflanze wurde komplett geerntet<br />
14.4. bis 2.5.<br />
Errechneter Zeitraum der Ernte laut<br />
Hersteller<br />
der stärkeren Leuchte und längerer<br />
täglicher Lichtzufuhr keinen<br />
erkennbaren Vorteil gebracht<br />
hatte, griffen wir auf die bewährten<br />
Werte zurück, also auf eine<br />
120 Watt starke Pflanzleuchte,<br />
die sechzehn Stunden täglich<br />
leuchtete. Die Dunkelphase war<br />
lang genug, um den Calvin-Zyklus<br />
vollständig abzuschließen. In<br />
Bodenhöhe maßen wir die photosynthetisch<br />
aktive Strahlung<br />
von etwa 450 µmol/(s·m²), das<br />
ist ein guter Wert für Cannabispflanzen,<br />
die nicht mit Kohlenstoffdioxid<br />
begast werden.<br />
Sechs Tage später erblickte<br />
eine neue Pflanze das<br />
Licht der Erde und entwickelte<br />
sich tagtäglich gut weiter. Bereits<br />
nach einer Woche war sie vier<br />
Zentimeter hoch und spannte<br />
fünf Zentimeter auf. Gedüngt<br />
wurde sie mit biologischem,<br />
durch Kompostierung gewonnenem<br />
Dünger für schnellwachsende<br />
Pflanzen nach Angabe des<br />
Pineapple Punch in der Vegetationsphase<br />
Herstellers. Das tat dem jungen<br />
Gewächs offensichtlich gut, weil<br />
es schon nach nur einer weiteren<br />
Woche auf sechs Zentimeter<br />
Höhe und 15 Zentimetern<br />
Durchmesser angewachsen war.<br />
Geradezu erschrocken waren<br />
wir, als das kleine Gewächs eine<br />
Woche später 34 Zentimeter von<br />
Blattspitze zu Blattspitze maß<br />
und zehn Zentimeter hoch war.<br />
Der Zuwachs an Pflanzenmasse<br />
war bislang phänomenal und<br />
setzte sich auch in der Folgezeit<br />
fort. Einen Monat nach der<br />
Keimung war die kleine Königin<br />
zwölf Zentimeter hoch und<br />
spannte 42 Zentimeter auf, ihre<br />
Blätter waren kräftig-grün und<br />
alles in allem entwickelte sie sich<br />
fantastisch. Auch in der folgenden<br />
Woche wuchs die Pflanze<br />
gut. Sie maß nun 17 Zentimeter<br />
in der Höhe und 46 Zentimeter<br />
von Blattspitze zu Blattspitze der<br />
größten Blätter. Von oben betrachtet<br />
war der Blumentopf nur<br />
<strong>21</strong>.3.<br />
17 Zentimeter hoch, 46 Zentimeter<br />
Spannweite, weiterhin kräftiger<br />
Wuchs<br />
28.3.<br />
26 Zentimeter hoch, 48 Zentimeter<br />
Spannweite, einige Blätter zeigen<br />
gelbe Spitzen. Erste Zeichen der<br />
Blüte erkennbar<br />
4.4.<br />
36 Zentimeter hoch, Durchmesser<br />
unverändert, etliche Blätter zeigen<br />
gelbe Verfärbungen, einige sind bereits<br />
welk, Blütenbildung unerwartet<br />
stark fortgeschritten<br />
11.4.<br />
38 Zentimeter hoch, Blütenbildung<br />
weitet sich aus, untere Blätter zum<br />
Teil verwelkt. Trichome angelegt,<br />
aber noch nicht gefüllt<br />
18.4.<br />
40 Zentimeter hoch, Blütenstände<br />
werden dichter, Trichome füllen<br />
sich mit Harz und glänzen in Blütennähe<br />
silbern, erste Narben verfärben<br />
sich<br />
1.5.<br />
Geschätzter Tag der Ernte aufgrund<br />
eigener Beobachtung<br />
1.5. bis 8.5.<br />
Zeitraum der tatsächlichen Ernte<br />
Zeit von Einsaat bis zur Ernte:<br />
82 Tage<br />
Zeit von sichtbarer Keimung bis zur<br />
Ernte: 76 Tage<br />
Erntevolumen<br />
(frisch, erste Wahl): 48,1 Gramm<br />
Erntevolumen<br />
(frisch, zweite Wahl): 45,4 Gramm<br />
Erntevolumen<br />
(getrocknet, erste Wahl):<br />
14,2 Gramm<br />
Erntevolumen<br />
(getrocknet, zweite Wahl):<br />
10,5 Gramm<br />
Gesamtertrag<br />
je Tag Wachstum seit Keimung:<br />
0,325 Gramm<br />
noch an ganz wenigen Stellen zu<br />
erkennen. Die Pflanze bedeckte<br />
rund einen sechstel Quadratmeter<br />
und war weiterhin gesund<br />
und kräftig. Dieser Eindruck<br />
blieb auch in der nächsten Woche<br />
bestehen, obwohl sich die<br />
Blattspitzen einiger Blätter gelblich<br />
verfärbten. Wir beschlossen,<br />
das Phänomen im Auge zu behalten,<br />
und machten uns keine<br />
weiteren Sorgen. Das Wachstum<br />
war mit fast zehn gewonnenen<br />
Zentimetern Höhe weiterhin<br />
gut, der Durchmesser blieb mit<br />
48 Zentimeter nahezu konstant.<br />
Auch die Blütenbildung hatte<br />
eingesetzt, hier und da waren<br />
erste zarte Stigmen erkennbar.<br />
Aus Erfahrung wussten wir, dass<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 25
26 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
es nun noch etwa 35 Tage bis zur<br />
Ernte waren. Wir notierten also,<br />
abweichend von den Herstellerangaben,<br />
den 1. Mai als Tag der<br />
Arbeit, an dem wir die Blüten<br />
ernten und maniküren wollten.<br />
Nur sieben Tage später<br />
hatte sich das Erscheinungsbild<br />
deutlich geändert. Die Größe<br />
hatte sich erneut um zehn Zentimeter<br />
erhöht und die Gute<br />
maß nun 36 Zentimeter. Der<br />
Durchmesser war unverändert,<br />
allerdings waren fast alle Blätter<br />
an den Spitzen und Rändern<br />
gelb verfärbt. Auch erste welke<br />
Blätter waren zu erkennen, die<br />
Pflanze schien in der letzten<br />
Phase ihres Lebens angekommen<br />
zu sein. Dazu passte auch die<br />
unerwartet weit fortgeschrittene<br />
Blütenbildung. Waren bei der<br />
letzten Kontrolle lediglich erste<br />
Ansätze erkennbar, bot sich jetzt<br />
ein üppiger Besatz mit zahlreichen<br />
Blüten. Wir waren sehr<br />
gespannt, was uns die Schönheit<br />
in den nächsten Wochen noch<br />
zeigen würde. Kurz vor dem vom<br />
Hersteller angegebenen Erntetermin<br />
war sie lediglich um zwei<br />
weitere Zentimeter gewachsen.<br />
Allerdings wurden die Blütenstände<br />
immer dichter. Zahlreiche<br />
noch völlig weiße Narben zierten<br />
den Hauptstamm und auch<br />
die Nebenäste waren mit Blüten<br />
besetzt. Dazu wurden mehr und<br />
mehr Blätter welk, einige waren<br />
bereits abgefallen. Tatsächlich<br />
schien der vorgegebene Zeitraum<br />
für die Ernte annähernd korrekt<br />
zu sein, wir waren zum einen verwirrt<br />
und zum anderen angetan.<br />
Eine zusätzliche Untersuchung<br />
unter dem Mikroskop zeigte uns,<br />
dass die Pflanze zahlreiche Trichome<br />
auf den Blüten und blütennahen<br />
Blättern angelegt hatte.<br />
Diese waren noch nicht mit Harz<br />
gefüllt und wir waren fast aufgeregt<br />
zu sehen, wie sich das Bild<br />
in naher Zukunft verändern würde.<br />
Sieben Tage später waren die<br />
Trichome dann zum Teil gefüllt,<br />
die kleinen Blätter um die Blüten<br />
herum glänzten silbrig. Dazu<br />
kam, dass sich bereits erste Stigmen<br />
verfärbt hatten, bis zur Ernte<br />
war es also nicht mehr weit.<br />
Gewachsen war die Gute nicht<br />
mehr sonderlich, es waren wie in<br />
der Woche zuvor lediglich zwei<br />
Zentimeter. Eine Woche vor dem<br />
von uns errechneten Erntetermin<br />
waren rund ein Drittel der Stigmen<br />
verfärbt und ebenso viele<br />
Trichome milchig. Etliche welke<br />
Blätter zeigten uns zudem, dass<br />
BluRail<br />
> Grow Spectrum<br />
> Massiges Wachstum in der vegetativen Phase<br />
RAIL+<br />
> Full Spectrum+<br />
> Hoher Wirkungsgrad in der Blüte<br />
SOLaris<br />
> Full Spectrum<br />
> Der Sonne nachempfunden<br />
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der große Tag nahte, die Scheren<br />
und Messer konnten geschliffen<br />
werden! Leider hatte die Pflanze<br />
im unteren Bereich sehr viele<br />
kleine Blüten ausgebildet und<br />
wir vermuteten, dass eine Ernte<br />
in Etappen sinnvoll und nötig<br />
war. Bemerkenswert war auch<br />
der Geruch. Ein angenehmes,<br />
untypisches Aroma durchzog<br />
den Raum. Weder im Flur noch<br />
sonst wo in der Wohnung roch<br />
es nach Gras, obwohl die Ernte<br />
unmittelbar bevorstand. Aus diesem<br />
Grunde eignet sich die Sorte<br />
unserer Meinung nach für eine<br />
unauffällige Aufzucht offenbar<br />
besonders gut.<br />
Genau am geplanten<br />
Tag war es dann so weit. Die<br />
Stigmen waren zur Hälfte verfärbt,<br />
die Trichome zum Großteil<br />
milchig und alles in allem<br />
machten wir uns bester Laune an<br />
die Ernte. Das Aroma der Pflanze<br />
war ungewöhnlich fruchtig<br />
und unsere Vorfreude auf die<br />
anstehende Verkostung wuchs.<br />
Leider waren im unteren Bereich<br />
der Pflanze zahlreiche Popcorn-Buds<br />
zu finden, also kleine,<br />
in diesem Fall dazu auch noch<br />
LED SYSTEME<br />
FÜR LICHTINTENSIVE PFLANZEN<br />
unreife Blüten. Wir hatten versäumt,<br />
diese herauszuschneiden,<br />
das rächte sich jetzt. Rund 15<br />
Prozent der Blütenstände ließen<br />
wir also in der Hoffnung unbehelligt,<br />
dass sie in der nachfolgenden<br />
Woche fertig reiften. So<br />
wie wir es geplant hatten, kam es<br />
dann auch: ein paar Tage später<br />
waren auch die kleinen Blüten so<br />
weit und wir ernteten den Rest.<br />
Allerdings gaben wir den Großteil<br />
dieser Blüten in die Kiste mit<br />
der zweiten Wahl, weil uns die<br />
Trennung und der Beschnitt zu<br />
aufwändig waren. Immerhin hatten<br />
wir am Ende im frischen Zustand<br />
48,1 Gramm Qualität der<br />
ersten Wahl und 45,4 Gramm<br />
der zweiten Wahl. Getrocknet<br />
blieben dann 14,2 Gramm bzw.<br />
10,5 Gramm übrig, kein schlechtes<br />
Ergebnis, aber auch kein sonderlich<br />
gutes. Die Wirkung war<br />
wie erwartet erhebend und erfrischend,<br />
genauso wie der exzellente<br />
Geschmack, der besonders<br />
hervorzuheben ist. Es kann als<br />
Fazit gezogen werden, dass die<br />
Pflanze ideal für Hobbygrower<br />
geeignet ist. Eine pflegeleichte<br />
Aufzucht ist in Kombination<br />
GROWKING<br />
R<br />
LED LIGHTING TECHNOLOGY<br />
mit dem unauffälligen Geruch<br />
ein guter Grund, diese Sorte<br />
zu kultivieren. Der Ertrag war<br />
zwar nur moderat, die Qualität<br />
allerdings hervorragend. Alles in<br />
allem hat die Aufzucht 10 Euro<br />
für das Saatgut, rund 37 Euro an<br />
Stromkosten, 15 Euro anteilig<br />
für die LED-Spezialleuchte und<br />
noch einmal drei Euro für Erde<br />
und Dünger gekostet. Somit liegen<br />
die Kosten pro Gramm erster<br />
Qualität noch unter fünf Euro,<br />
da kann keiner klagen. Rechnet<br />
man die durchaus genießbare<br />
zweite Qualität mit dazu, dann<br />
kostet das Gramm noch nicht<br />
einmal drei Euro, was dann wirklich<br />
günstig ist.<br />
Do-it-yourself-Experte<br />
Chuck Lore<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 27
Cannabis-Alchemie: THC AUS CBD<br />
ISOMERISIERUNG<br />
FÜR JEDERMANN?<br />
Spätestens im Zuge der zahlreichen Hanftee-<br />
Beschlagnahmungen hört man öfter davon: scheinbar<br />
wäre es ein Kinderspiel, so die Staatsanwaltschaft unberauschendes<br />
CBD in berauschendes THC umzuwandeln.<br />
Handelt es sich dabei bloß um ein Ammenmärchen von<br />
Legalisierungsgegnern oder baut tatsächlich bald jeder<br />
Cannabisfreund dicke Joints aus einem Beutel Hanftee?<br />
Wohl kaum.<br />
Cannabisblüten mit geringem<br />
Anteil an Tetrahydrocannabinol<br />
(THC,<br />
Summenformel C <strong>21</strong> H 30 O 2 )<br />
werden derzeit in Deutschland<br />
frei verkäuflich angeboten. Sei<br />
es im Headshop oder im Internet,<br />
Bezugsquellen gibt es reichlich.<br />
Diese Blüten enthalten typischerweise<br />
große Mengen Cannabidiol<br />
(CBD, Summenformel ebenso<br />
C <strong>21</strong> H 30 O 2 ), das im Gegensatz<br />
zum THC legal ist. Beide Substanzen<br />
haben je Molekül die gleiche<br />
Anzahl an Atomen, sie sind sich<br />
also sehr ähnlich. Die Vorstellung,<br />
diese legalen Blüten zu erwerben<br />
und durch einen chemischen Trick<br />
das CBD zu THC zu wandeln, ist<br />
dementsprechend für manchen<br />
verlockend. Und tatsächlich gibt es<br />
ein Verfahren, mit dem dies praktizierbar<br />
ist. Möglich ist dies durch<br />
Isomerisierung, also die Wandlung<br />
einer Substanz in eine andere mit<br />
gleicher Summenformel und Molekülgröße.<br />
Im Folgenden werden<br />
zum einen die nötigen Hintergründe<br />
beleuchtet und zum anderen ein<br />
zumindest theoretisch gangbarer<br />
Weg aufgezeigt, diese Umwandlung<br />
herbeizuführen. Beginnen<br />
wir also mit einem Vergleich des<br />
Molekülaufbaus der beiden Ver-<br />
CBD-Razzia im Cannamigo Teahouse in Sonthofen (oben),<br />
bei Hanf im Glück in Stuttgart<br />
Struktur des CBD-Moleküls<br />
bindungen. Dazu wurden in den<br />
Grafiken zu diesem Artikel die<br />
Wasserstoffatome bläulich, die<br />
Sauerstoffatome rötlich und die<br />
Kohlenstoffatome gräulich eingezeichnet.<br />
Wie auf den Bildern<br />
auf dieser Seite und auf Seite 31<br />
schnell zu erkennen ist, liegt der<br />
Unterschied zwischen den beiden<br />
Molekülen in der Teilstruktur unten<br />
links.<br />
Die große Grafik auf<br />
Seite 31 zeigt, dass um nun CBD<br />
zu THC zu wandeln, sich chemisch<br />
gesehen das Wasserstoffatom, das<br />
mit dem unteren Sauerstoffatom<br />
verbunden ist, mit dem Kohlenstoffatom<br />
links über dem Sauerstoffatom<br />
verbinden muss (1.).<br />
Danach ist nach einer Umorientierung<br />
der Atome der Weg frei<br />
(2. und 3.) und das Sauerstoffatom<br />
kann durch Zusammenschluss mit<br />
dem Kohlenstoffatom, das sich<br />
noch weiter links oben befindet,<br />
eine Ringstruktur bilden (4.). Diesen<br />
Vorgang nennt man Cyclisierung<br />
oder auch Ringschluss. Soweit<br />
zu den chemischen Abläufen<br />
auf Molekülebene. In der Praxis<br />
gibt es mehrere Verfahren, mit<br />
denen dies bewerkstelligt werden<br />
kann. Die meisten erfordern Chemikalien,<br />
deren Beschaffung Aufmerksamkeit<br />
erregen wird. Darum<br />
wird hier eine Methode vorgestellt,<br />
die für Privatpersonen theoretisch<br />
noch machbar ist, bei der die notwendige<br />
Decarboxylierung gleich<br />
mitvollzogen wird und bei der die<br />
nötige Säure problemlos im Internet<br />
bestellt werden kann. Eine Decarboxylierung<br />
ist bei frischen Blüten<br />
unabdingbar, weil in diesen sowohl<br />
CBD als auch THC überwiegend in<br />
ihrer Vorstufe als Säure vorliegen.<br />
28 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
„Quer“, ein erfreulich kritisches TV-Magazin des bayrischen Rundfunks<br />
rechnete aus: für den THC-Gehalt eines handelsüblichen Fünf-<br />
Euro-Joints würde man Hanftee im Wert von etwa 150 Euro extrahieren<br />
müssen. Hinzu kämen dann noch die Anschaffungskosten für die<br />
Gerätschaften, die man für den Extraktionsprozess benötigt. Das lohnt<br />
sich nun wirklich nicht!
THC-Gewinnung aus harmlosen Hanf-<br />
Produkten wie Tee – ein Thema mit<br />
Sprengkraft<br />
Bevor der eigentliche Prozess in<br />
Gang gesetzt wird, ist zu überlegen,<br />
ob man das Pflanzenmaterial<br />
zusammen mit dem Lösungsmittel<br />
in den Kessel gibt, oder ob vorher<br />
ein Auszug gemacht werden<br />
soll. Ich selbst plädiere dafür, dass<br />
den Blüten erst die Inhaltsstoffe<br />
entzogen werden, ehe mit der<br />
Isomerisierung begonnen wird.<br />
Dies erleichtert die Reinigung von<br />
unerwünschten Stoffen wie zum<br />
Beispiel dem Chlorophyll. Der<br />
Vorteil, wenn der Kessel parallel<br />
mit Marihuana und Lösungsmittel<br />
befüllt wird, ist lediglich eine<br />
gewisse Arbeitserleichterung. Das<br />
gewonnene Öl wird dann übrigens<br />
zum Teil an den Blättern kleben<br />
bleiben. Darum ist eine weitere<br />
Zugabe von Lösungsmittel am<br />
Ende des Verfahrens notwendig,<br />
um das anhaftende Öl aufzulösen<br />
und weiterverarbeiten zu können.<br />
Benötigt werden neben dem<br />
Pflanzenmaterial ein ausreichend<br />
großes Gefäß mit Rückflusskühler.<br />
Alternativ kann ein Kessel, der<br />
im Wasserbad erhitzt wird, mit<br />
einem Topf mit aufgesetzter und<br />
mit Gummidichtung abgedichteter<br />
Schüssel, am besten aus Kunststoff<br />
30 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
Die Isomerisierung<br />
oder Edelstahl, bestückt werden.<br />
Die Schüssel wird mit Eis befüllt,<br />
darum kondensiert an ihr das Lösungsmittel<br />
und tropft zurück in<br />
den Kessel. Der Topf in der Mitte<br />
wird mit dem vorgefertigten alkoholischen<br />
Extrakt (oder mit den<br />
Blüten samt Lösungsmittel)<br />
und der Säure<br />
zu einem Viertel gefüllt.<br />
Höher sollte der Topf<br />
nicht gefüllt werden,<br />
damit möglichst nichts<br />
überkochen kann! Der<br />
große Kessel unten enthält<br />
Wasser und wird<br />
moderat beheizt. Die<br />
Flüssigkeit in ihm soll<br />
nur leicht sieden, nicht<br />
kräftig kochen.<br />
Als Lösungsmittel<br />
kann der Einfachheit<br />
halber Ethanol<br />
(Trinkalkohol) verwendet<br />
werden, obwohl<br />
die Ergebnisse mit anderen<br />
Lösungsmitteln<br />
teilweise besser sind. Je<br />
nach Mittel, müssten<br />
zusätzlich aber auch<br />
selten verlangte Säuren<br />
eingesetzt werden. Ein<br />
alkoholischer Auszug<br />
erlaubt hingegen den<br />
Einsatz von Salz- oder<br />
Schwefelsäure. Weil<br />
Schwefelsäure gemeinhin<br />
leichter erhältlich<br />
ist, wählen wir diese.<br />
Dazu werden, natürlich<br />
in Schutzkleidung,<br />
30 Milliliter konzentrierte<br />
Schwefelsäure<br />
langsam zugegossen<br />
und in einem Liter<br />
Wasser aufgelöst. Von<br />
dieser Lösung werden<br />
je 200 Milliliter Extrakt<br />
bzw. Ethylalkohol<br />
zwei Milliliter zugefügt.<br />
Diese Menge reicht für<br />
ungefähr 100 Gramm<br />
erntefeuchtes Blütenmaterial, was<br />
ungefähr 25 Gramm getrockneter<br />
Pflanzenmasse entspricht. Nach<br />
rund 60 bis 90 Minuten sind etwa<br />
60 Prozent des CBD zu THC geworden,<br />
immerhin. Bei einer längeren<br />
Dauer des Prozesses zersetzt<br />
sich das THC zunehmend, darum<br />
ist nach rund einer Stunde ein Optimum<br />
erreicht. Die enthaltene Säure<br />
wird dann noch mit Natriumhydrogencarbonat<br />
(Handelsname:<br />
Natron) neutralisiert. Auch hier ist<br />
Vorsicht angebracht, weil bei der<br />
Neutralisation Kohlenstoffdioxid<br />
frei wird – die noch stark saure<br />
Lösung kann heftig aufschäumen.<br />
Am Ende muss der pH-Wert über<br />
sieben liegen, das ist mit Teststreifen<br />
zu kontrollieren. Abschließend<br />
wird der Alkohol verdampft und<br />
es bleibt ein zähes, klebriges Harz<br />
zurück, das voller Cannabinoide<br />
steckt. Dieses hat dann allerdings<br />
leider noch einige gesundheitlich<br />
bedenkliche Beimengungen. Diese<br />
bekommt man durch das Lösen des<br />
Harzes in Petrolether mit anschließendem<br />
Waschen in Wasser entfernt.<br />
Nach dem Eindampfen des<br />
Lösungsmittels bleibt ein leidlich<br />
reines Haschöl zurück, das theoretisch<br />
konsumiert werden kann.<br />
Schlussgedanken:<br />
Obwohl das vorgestellte Verfahren<br />
wirklich das einfachste mir<br />
bekannte ist, kommen auf den<br />
Cannabisfreund etliche Arbeitsgänge<br />
zu. Die Handhabung von<br />
Schwefelsäure ist gefährlich, ihre<br />
Dämpfe können das Atemsystem<br />
dauerhaft schädigen. Dazu werden<br />
etliche Geräte und Chemika-<br />
Struktur des THC-Moleküls<br />
lien benötigt, die für den Erfolg<br />
unabdingbar sind. Die Qualität<br />
des Endergebnis ist fraglich und<br />
ohne eine Chromatographie, für<br />
die weitere Reagenzien benötigt<br />
werden, nicht überprüfbar. Von<br />
großem Nachteil ist auch, dass<br />
lediglich die Wirkstoffe erhalten<br />
bleiben. Die meisten Aromen gehen<br />
bei der Herstellung verloren,<br />
zudem erhält der Konsument allein<br />
das sogenannte Haschöl, das<br />
lediglich zum Dabben oder für<br />
die Weiterverarbeitung geeignet<br />
ist. Selbstverständlich stellt sich<br />
auch die Frage nach den Kosten.<br />
CBD-Blüten sind derzeit ähnlich<br />
teuer wie reguläres Cannabis vom<br />
Schwarzmarkt, in dem sich das<br />
THC auf ganz natürliche Art und<br />
Weise gebildet hat. Neben den<br />
Kosten für das Pflanzenmaterial<br />
fallen noch Energiekosten sowie<br />
der Aufwand für Lösungsmittel<br />
und Chemikalien an. Alles in allem<br />
kann man also sagen: es lohnt<br />
die Mühe keinesfalls. Die gesundheitlichen<br />
Gefahren sind relativ<br />
hoch, sowohl während der Herstellung<br />
als auch beim Konsum.<br />
Dazu kommen die Kosten, die<br />
nicht zu unterschätzen sind. Am<br />
Ende erhält der Privatanwender<br />
völlig überteuertes Haschöl, von<br />
dem er weder die Qualität, noch<br />
die Potenz benennen kann.<br />
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32 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
lick in die Legal-HIgh-Szene<br />
EIN AUSSTEIGER<br />
REDET KLARTEXT<br />
Spice und<br />
Co. dürften<br />
jedem<br />
Cannabisfreund<br />
zumindest<br />
ein Begriff<br />
sein,<br />
da diese<br />
Produkte<br />
oftmals<br />
synthetische Cannabinoide beinhalten und daher – zu<br />
Unrecht – mit Cannabis in Verbindung gebracht werden.<br />
Immer wieder geistern zudem Meldungen von Todesfällen<br />
und „Spice-Zombies“ durch die Presse. Doch was ist dran<br />
an den Horrornachrichten? Wie steht es mit der angeblichen<br />
Legalität der Substanzen? Woher beziehen Konsumenten<br />
ihre Ware? Und wie kommt man überhaupt auf die<br />
Idee, sich so etwas reinzupfeifen? Um Antworten auf diese<br />
und weitere Fragen zu erhalten, hat sich <strong>Highway</strong> mit einem<br />
auskunftswilligen Szene-Aussteiger zum Interview getroffen.<br />
Wie bist du dazu gekommen,<br />
Spice und<br />
andere sogenannte<br />
Legal Highs zu verkaufen?<br />
Ich war jahrelang als Leiharbeiter<br />
für verschiedene Unternehmen<br />
tätig, was wirklich unmenschlich<br />
war, aber das ist eine ganz<br />
andere Geschichte. Als ich dann<br />
damals von NRW in die Pfalz<br />
gezogen bin, hatte ich durch eine<br />
Bekannte die Möglichkeit, mich<br />
als Subunternehmer in dieser<br />
Branche selbständig zu machen.<br />
Ich wollte so etwas eigentlich<br />
nie machen, da es gegen meine<br />
Moral verstößt, aber ich hatte<br />
Verpflichtungen und musste<br />
mich, auch finanziell, um meine<br />
schwerkranke Frau kümmern.<br />
Wieso gehst du mit deiner Story<br />
jetzt an die Öffentlichkeit?<br />
Das hat viele Gründe, schlechtes<br />
Gewissen einerseits, aber ich<br />
habe auch eine Vision und möchte<br />
etwas verändern, denn zu allem<br />
Überfluss werden diese synthetischen<br />
Cannabinoide auch<br />
immer stärker. Ich will eine kontrollierte<br />
Abgabe von sauberem<br />
Cannabis. Denn gäbe es den Legal-High-Markt<br />
nicht, hätten wir<br />
eine gesündere Drogenpolitik<br />
und würden viele Todesfälle vermeiden.<br />
Ich will etwas bewirken<br />
in diesem Land und versuchen,<br />
wieder etwas von meiner Vergangenheit<br />
gutzumachen. Irgendwie<br />
bin ich das den Leuten schuldig.<br />
Daher setze ich mich nun auch<br />
für die Cannabis-Legalisierung,<br />
aber auch sehr stark den normalen<br />
Verkauf von CBD-Gras ein.<br />
Wie lange hast also bei so einem<br />
Online-Shop für Räuchermischungen<br />
alias Legal Highs<br />
gearbeitet? Gibt es viele solcher<br />
Online-Shops?<br />
Wie lang es genau war, weiß<br />
ich ehrlich gesagt nicht mehr<br />
genau. Meine Gesundheit hat<br />
sehr drunter gelitten, da ich auch<br />
selbst konsumiert habe und ich<br />
habe immer noch mit den Nebenwirkungen<br />
zu kämpfen, die<br />
mich mein Leben lang begleiten<br />
werden. Ich schätze, ich habe<br />
etwa sechs Jahre für einen Online-Shop<br />
gearbeitet – bis letztes<br />
Jahr dann das LKA bei mir<br />
vor Ort war. Es gibt sehr, sehr,<br />
sehr viele dieser Shops, allein<br />
in Deutschland, in Sekundenschnelle<br />
bei Google gefunden.<br />
Kannst du uns einen groben<br />
Überblick über die Legal-High-Szene<br />
in Deutschland<br />
geben?<br />
Das würde hier, selbst nur ganz<br />
grob erläutert, den Rahmen<br />
sprengen. Die Szene ist allein<br />
in Deutschland seit fast zwei<br />
Jahrzehnten zugange und erwirtschaftet<br />
monatlich Beträge in<br />
Millionenhöhe, die größtenteils<br />
über Offshore-Firmen abgewickelt<br />
werden, um Steuern zu sparen<br />
oder gar nicht zu bezahlen.<br />
Sogar Politiker sind mit involviert<br />
und Angestellte des Bun-<br />
Oben: K2 Summit,<br />
unten: Spice Diamond<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 33
desgesundheitsministeriums –<br />
und das sage ich nicht aus Spaß.<br />
Ein sehr komplex aufgebautes<br />
System, mit dem ich mich offiziell<br />
nicht anlegen möchte, da ich<br />
keine Lust auf Zeugenschutzprogramm<br />
habe, falls es überhaupt<br />
helfen würde.<br />
Wie hoch würdest du die Zahl<br />
der Konsumenten von Spice und<br />
Co. deutschlandweit schätzen?<br />
Ich würde diese leider auf ein<br />
paar Hunderttausend schätzen.<br />
Inwieweit spielen die Niederlande<br />
eine Rolle im Business?<br />
Die Niederlande spielen keine<br />
große Rolle mehr, da die Wirkstoffe<br />
meist aus Asien bezogen<br />
werden, direkt wo die Labore<br />
stehen, oder aber aus dem Osten.<br />
Die Niederlande als Zulieferer<br />
sind lange Vergangenheit,<br />
da bezieht man großteils echtes<br />
Cannabis. Früher war das anders.<br />
Der Markt ist jetzt aber<br />
in ganz andere Welten aufgestiegen.<br />
Wie viel kostet ein Gramm<br />
Spice und wie lange kommt<br />
man damit etwa aus?<br />
Unterschiedlich, je nach Stärkegrad<br />
und natürlich nach Größe<br />
der Bestellung, von 2,50 bis<br />
6 Euro. Fünf Gramm kosten je<br />
nach Shop etwa 30 Euro zuzüglich<br />
Versand, in der Regel per<br />
Nachname. Eine Packung reicht<br />
bei vielen nur ein bis zwei Tage,<br />
je nach Konsument.<br />
Wie sah dein Durchschnittskunde<br />
aus und wie groß war<br />
dein Kundenkreis etwa?<br />
Ich habe von 18 bis 65 Jahren<br />
alle Alterststufen erlebt, auch<br />
was die Berufe angeht, war alles<br />
querbeet dabei, Arbeiter, Ärzte,<br />
Lehrer... Ich bediente alleine bis<br />
zu 250 unterschiedliche Käufer<br />
täglich, aber es gab auch Tage<br />
mit weniger Zulauf. Und der<br />
Shop, für den ich gearbeitet<br />
habe, war noch relativ klein. Ich<br />
habe als Subunternehmer fast<br />
alles alleine machen müssen,<br />
für die Entlohnung eines gut bezahlten<br />
Angestellten, mehr war<br />
es nicht nach Steuern und so<br />
weiter. Ich weiß, ich war dumm.<br />
Wie sah dein Arbeitsalltag für<br />
den Online-Shop denn im Detail<br />
aus?<br />
Knallig: Website eines deutschsprachigen Legal-High-Shops<br />
Spice-Konsumenten am Rande der Ohnmacht, von der<br />
Presse gern als „Zombies“ verunglimpft<br />
Es war eigentlich wie ein komplettes<br />
Unternehmen, bloß dass<br />
ich der einzige Angestellte war<br />
und alle Positionen übernehmen<br />
musste. Täglich mussten<br />
erst mal die E-Mails und Anfragen<br />
beantwortet werden,<br />
die Bestellungen ausgedruckt,<br />
täglich Inventur, anschließend<br />
dann der Versand vorbereitet<br />
und zur Post gebracht werden.<br />
Zwischendurch bzw. recht häufig<br />
klingelte es und ich musste in<br />
den Live-Chat, ansonsten weiter<br />
Bestellungen ausdrucken und<br />
packen. Aber auch die Produktion<br />
und Herstellung von der<br />
Ware war meine Aufgabe – abwiegen,<br />
abfüllen, verschweißen,<br />
etwa zweimal die Woche. Auch<br />
das Bestellen der Wirkstoffe, des<br />
Trägermaterials, der Aromen,<br />
aber auch des Office-Krams,<br />
also Druckerpatronen, Briefmarken<br />
und so weiter, gehörte<br />
zum Job. Zweimal die Woche<br />
musste ich außerdem das Postfach<br />
überprüfen fahren, einmal<br />
die Woche Postkisten abholen.<br />
Zusätzlich habe ich auch die<br />
Website-Pflege übernommen,<br />
Rechnungen und die Bilanz erstellt.<br />
Eigentlich war das ein Job<br />
für vier Personen, wie ich das<br />
alles geschafft habe, weiß ich<br />
selbst kaum, ich habe mich eindeutig<br />
ausnutzen lassen.<br />
Konsumierst du selbst noch<br />
Spice und Co.?<br />
Hatte ich und musste ich, sozusagen<br />
auch wegen der Herstellung.<br />
Lieber, ich stehe nicht<br />
mehr auf, als jemand anders, das<br />
war meine Einstellung. Aber ich<br />
bin davon zum Glück komplett<br />
weg, habe allerdings heftigste<br />
Schäden davon getragen.<br />
Kannst du uns beschreiben, wie<br />
sich das High von Räuchermischungen<br />
vom Weed-High unterscheidet?<br />
Es ist sehr gefährlich und unberechenbar,<br />
es kann ein angenehmes<br />
High bringen, aber auch<br />
Aggression, Ohnmacht, Trips<br />
ähnlich wie auf LSD – oder den<br />
Tod. Synthetische Cannabinoide<br />
können hundertmal stärker<br />
als das beste Cannabis sein und<br />
noch stärker. Ich kann aber sagen,<br />
obwohl ich nicht stolz auf<br />
meine Vergangenheit als Händ-<br />
34 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
Große Auswahl an Legal Highs in<br />
einem Geschäft in Großbritannien<br />
ler von Legal Highs bin, bin ich<br />
immerhin überzeugt davon, dass<br />
niemals jemand durch meine<br />
Ware gestorben ist, da ich immer<br />
einen niedrigeren Prozentsatz<br />
des Wirkstoffs beigemischt<br />
habe, als vom Auftraggeber vorgegeben<br />
war, und die Ware vor<br />
Verkauf wie gesagt selbst getestet<br />
habe.<br />
Hast du denn von gesundheitlichen<br />
Zwischenfällen deiner<br />
Käufer erfahren?<br />
Ja, ich habe alles erlebt und<br />
gehört, ich war quasi wie ein<br />
Psychologe für viele meiner<br />
Kunden, nicht nur Verkäufer,<br />
da ich mit allen wie Freunden<br />
gesprochen bzw. geschrieben<br />
habe. Mein Kopf ist voll mit den<br />
ganzen Geschichten der letzten<br />
Jahre, da könnte man eine ganze<br />
Serie draus drehen.<br />
Was schätzt du: sind deinen<br />
Kunden die Gesundheitsrisiken<br />
des Konsums überhaupt bekannt<br />
gewesen? Warum kaufen<br />
sie kein richtiges Weed?<br />
Ich persönlich habe die Kunden<br />
alle aufgeklärt, soweit es mir<br />
möglich war. Zum Glück wusste<br />
meine Auftraggeberin nichts davon,<br />
sonst hätte ich große Probleme<br />
bekommen, aber ich konnte<br />
nicht anders. Ich war immer<br />
ehrlich, was die Leute auch zu<br />
schätzen wussten. Daher wussten<br />
auch alle, dass es Gift ist, aber<br />
trotzdem haben sie es gekauft, ob<br />
wegen des Führerscheins, der Arbeit<br />
oder weil sie keine Kontakte<br />
für richtiges Gras haben. Es gibt<br />
viele Gründe. Jetzt kaufen sie es<br />
garantiert einfach woanders.<br />
Denkt also keiner nach dem<br />
Motto „legal = harmlos“?<br />
Doch, doch. Viele haben das<br />
gedacht, bis sie dann mit mir in<br />
Kontakt waren. Einige konnte<br />
ich umlenken, aber die meisten<br />
sind trotzdem geblieben. Es waren<br />
so viele Kunden und ich bekam<br />
meinen Sold, egal wie viel<br />
bei den Verkäufen herumkam,<br />
daher konnte ich mir erlauben,<br />
zu versuchen, die Leute aufzuklären<br />
oder sogar vom Konsum<br />
abzuhalten. Die Shop-Besitzer<br />
haben so oder so mehr als genug<br />
verdient.<br />
Kannst du uns etwas über das<br />
Legalitäts-Wirrwarr bei den<br />
Legal Highs berichten? Sind<br />
Spice und so weiter nicht eigentlich<br />
seit einigen Jahren illegal?<br />
Oder gibt es nach wie vor<br />
Schlupflöcher?<br />
Diesen Mist wird es auch in<br />
Hundert Jahren noch geben,<br />
völlig legal. Die Moleküle und<br />
die atomare Struktur werden<br />
immer wieder neu so verändert,<br />
dass sie wieder nicht bekannt<br />
sind und somit nicht im Arzneimittelgesetz<br />
oder dem Betäu-<br />
Legal Highs richten sich nicht<br />
nur an Cannabisfreunde<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 35
Neben den bekannten Kräutermischungen,<br />
die als Cannabis-Ersatz fungieren sollen,<br />
sind auch vermeintlich legale Kokainund<br />
Ecstasy-Imitationen erhältlich<br />
bungsmittelgesetz geführt werden.<br />
Der größte Witz ist aber<br />
das NpSG, das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz.<br />
Und es wird<br />
immer schlimmer und gefährlicher,<br />
da die Inhalte nicht mal<br />
an Tieren ausprobiert werden,<br />
bevor sie auf den Markt geworfen<br />
werden.<br />
Welche Rolle spielt also der<br />
Aspekt, dass die Kräutermischungen<br />
legal sind, bei der<br />
Entscheidung der Kunden, diese<br />
zu kaufen – und eben nicht<br />
Marihuana?<br />
Es ist zu 2.000 Prozent die<br />
Schuld genau dieser Politik,<br />
denn ohne dieses gestörte, verfassungswidrige<br />
Cannabis-Verbot<br />
hätten wir das Problem<br />
nicht. Sehr viele Menschen sind<br />
gestorben oder sind bis Ende ihres<br />
Lebens geschädigt. Auch ich<br />
selbst bin sehr angeschlagen, sowohl<br />
physisch als auch physisch.<br />
Was würdest du unserer Drogenbeauftragten<br />
Daniela Ludwig<br />
gerne ins Gesicht sagen,<br />
wenn du die Chance dazu hättest?<br />
Ich müsste mich vermutlich ganz<br />
schön zusammenreißen. Aber<br />
was ich ihr definitiv sagen würde,<br />
ist, dass ihre Vorgänger die<br />
Hände voller Blut haben und sie<br />
sehr viele Menschen ins Verderben<br />
geschickt haben, dass die<br />
Legal Highs ein Ergebnis dieser<br />
Drogenpolitik sind – und ich<br />
würde sie fragen, ob sie es wirklich<br />
verantworten kann, diesen<br />
36 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
Niemals habe ich so etwas gemacht<br />
und hätte das auch nicht.<br />
Ich finde, es ist eine Sauerei,<br />
was jetzt hier los ist, und dass<br />
Leute normales oder CBD-<br />
Gras mit dem Shit mischen.<br />
Bei Kräutermischungen, Legal<br />
Highs und so weiter weiß man<br />
im besten Fall, auf was man<br />
sich einlässt – ein Pokerspiel<br />
mit dem Teufel ums eigene<br />
Leben. Aber bei so versetztem<br />
Gras ist es mehr als fahrlässig,<br />
da man es dem Gras nicht ansieht,<br />
dass es einen umbringen<br />
kann. Man denkt, es sei normales,<br />
gutes Ganja. Ein Punkt<br />
mehr, warum ich nun versuche,<br />
etwas zu bewegen und zu verändern,<br />
damit dieser Schwachsinn<br />
mit dem Cannabis-Verbot endlich<br />
ein Ende findet.<br />
,<br />
Hast du Tipps, wie man eine<br />
Verunreinigung von Gras mit<br />
synthetischen Cannabinoiden<br />
auch ohne Labor erkennen<br />
kann?<br />
Man kann es äußerlich einfach<br />
nicht erkennen, leider erst wenn<br />
man es konsumiert hat und es<br />
zu spät ist. Es werden leider<br />
noch viele daran sterben oder<br />
einen lebenslangen Schaden<br />
erleiden, ich selbst kenne einen<br />
Fall, der auf der Intensivstation<br />
gelandet ist, weil das Gras<br />
gepanscht war. Es gibt leider<br />
keinerlei Alarmsignale bezüglich<br />
Geruch, Konsistenz oder<br />
Aussehen von kontaminierten<br />
Blüten, wenn es Profis gemacht<br />
haben.<br />
Glaubst du, dass eine vollständige<br />
Cannabis-Legalisierung<br />
schlecht für das Business mit<br />
den Legal Highs wäre?<br />
Weg genauso weiter zu gehen.<br />
Hattest du auch mit Pseudo-Marihuana<br />
zu tun, also<br />
regulärem, aber schwachem<br />
oder minderwertigem Weed,<br />
das mit synthetischen Cannabinoiden<br />
sozusagen „getuned“<br />
wird?<br />
Und wie! Das wäre mein<br />
Traum, denn es würde Spice<br />
und dergleichen fast komplett<br />
vom Markt schaffen. Kaum jemand<br />
würde noch den Scheiß<br />
kaufen, wenn geprüftes, sauberes,<br />
legales Cannabis zur Verfügung<br />
stehen würde.<br />
Und wann kommt deiner Einschätzung<br />
gemäß die Legalisierung<br />
in Deutschland?<br />
Ganz ehrlich? Gar nicht. Wenn<br />
wir nicht richtig was dafür unternehmen,<br />
sehe ich mehr als<br />
schwarz.<br />
Herzlichen Dank für deine offenen<br />
Worte!<br />
Bestellen Sie bei Ihrem<br />
Buchhändler, Growshop<br />
oder unter<br />
www.mrjose.eu<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 37
Cannabusiness & Innovation<br />
Mr. Haze Amaze<br />
Was können die DO-YA-OWN-Produkte?<br />
Wie DR. OETKER<br />
Für EDIBLES?<br />
Joint über Joint über Joint... für<br />
viele Cannabisfreunde ist dies die<br />
bevorzugte – oder zumindest meist<br />
genutzte – Konsumart, ob mit Tabak<br />
vermengt oder pur. Doch dabei gibt<br />
es neben den dampfigen Varianten,<br />
die ebenfalls über die Lunge aufgenommen<br />
werden, vor allem aus dem<br />
Reich der Edibles, den Nahrungsmitteln,<br />
sozusagen unzählige Variationen<br />
des Konsums, die ebenfalls<br />
zur Verfügung stehen. Gerade in<br />
den Legalisierungs-Staaten der USA,<br />
wo Cannabisprodukte frei verkauft<br />
werden dürfen, sind Edibles in den<br />
letzten Jahren ein absoluter Trend<br />
geworden und stellen ein guten Anteil<br />
an den Verkäufen. Bis man sich jedoch<br />
hierzulande einen Cannabiskuchen<br />
kaufen darf, ist man vermutlich<br />
schon längst im Altenheim. Was also<br />
tun, wenn man Lust auf Edibles hat?<br />
Na, selbst machen, natürlich! Und<br />
wenn die Kochkünste nicht über das<br />
Belegen des Butterbrots hinausgehen<br />
oder man vielleicht auch beispielsweise<br />
eigene Bonbons herstellen<br />
möchte und nicht weiß wie? Dann<br />
kann man neuerdings unter anderem<br />
auf die Produkte des Deutschen Herstellers<br />
Do-Ya-Own zurückgreifen.<br />
<strong>Highway</strong>-Autor Mr. Haze Amaze hat<br />
sie sich für uns angeschaut und sich<br />
in die Küche gewagt.<br />
Ach ja, Edibles. Viele sind<br />
schon in den Genuss eines<br />
Haschbrownies oder<br />
Spakecakes gekommen.<br />
Den einen hat es dabei<br />
komplett aus den Socken gehauen,<br />
weil er dachte, 17 Gramm für<br />
16 Stückchen sollten wohl erst mal<br />
langen, ein anderer war vielleicht<br />
enttäuscht, da auch nach dem fünften<br />
Brownie keine Wirkung eingetreten<br />
ist. Im Internet kursieren<br />
unzählige Rezepte und Anleitungen<br />
zu Edibles in sämtlichen Varianten.<br />
Dabei werden nicht nur die<br />
typischen Muffins oder Brownies<br />
hergestellt, sondern auch Getränke,<br />
Süßigkeiten und sogar ganze<br />
Gerichte. Doch wie das so bei<br />
Kochrezepten im Internet ist, gibt<br />
es darunter viele, die nicht ordentlich<br />
getestet wurden und mehrfach<br />
mit unterschiedlichen Angaben im<br />
World Wide Web kursieren. So<br />
schreibt einer, man soll die Muffins<br />
bei 180 Grad für zehn Minuten backen,<br />
der nächste spricht von 130<br />
Grad und 20 Minuten. Da passiert<br />
es natürlich schnell, dass man etwas<br />
falsch macht und nicht die optimalen<br />
Ergebnisse erzielt. Daher stellt<br />
sich die Frage: wäre es nicht cool,<br />
wenn es zusätzlich zu den verfügbaren<br />
typischen Backmischungen<br />
von Dr. Oetker und Co. auch eine<br />
Art Fertig-Mischung für den spacigen<br />
Teil der Rezepte gäbe? So oder<br />
so ähnlich ist wohl auch die Idee<br />
hinter der Produktlinie Do-Ya-<br />
Own entstanden, Komplettsets für<br />
die Herstellung von Edibles (Cannabis<br />
ist natürlich nicht enthalten).<br />
Erfunden und produziert wurde<br />
und wird das Ganze nicht etwa<br />
CannaCaps<br />
in den Vereinigten Staaten, sondern<br />
in Schleswig-Holstein. Und<br />
dabei geht es nicht um die ewigen<br />
Haschbrownies, sondern um Sets<br />
zur Herstellung von Kapseln, Bonbons,<br />
CannaBars (Knusperriegeln)<br />
und CannaLean (Sirup). Enthalten<br />
sind darin Dinge wie Kokosöl, Pipetten<br />
oder leere Kapseln für die<br />
sogenannten CannaCaps, alles<br />
bereits für die benötigten Mengen<br />
fertig portioniert. Doch verbessert<br />
es die Ergebnisse meiner Edibles,<br />
wenn ich die Zutaten in einer Box<br />
mit Rezept kaufe? Das wollte ich<br />
herausfinden und habe Till, den<br />
Gründer und Inhaber von Do-Ya-<br />
Own, kontaktiert. Dazu befragt<br />
versichert er mir, dass alle Rezepte<br />
unzählige Male von ihm selbst getestet<br />
und verfeinert wurden, um<br />
ein perfektes Ergebnis zu erzielen.<br />
Vermutlich also der erste große<br />
Unterschied zwischen Do-Ya-Own<br />
und Rezepten aus dem Internet.<br />
Freundlicherweise hat mir Till<br />
dann gleich ein Testpaket all seiner<br />
Produkte zusammengestellt und<br />
zugeschickt.<br />
Voller Vorfreude öffnete<br />
ich also am Tag der Ankunft das<br />
Paket und fand vier ansprechend<br />
designte Pappboxen vor. Die gesamte<br />
Aufmachung gefiel mir<br />
schon sehr gut und ich beschloss,<br />
als erstes die CannaCaps herzustellen.<br />
Da ich die Kapseln medizinisch<br />
nutzen wollte, habe ich mich<br />
für eine CBD-Sorte als Hauptzutat<br />
entschieden. Auf einem Zettel in<br />
der Box wird auf die Wichtigkeit<br />
hingewiesen, „göttliche Kräuter“<br />
vor der Verarbeitung zu Edibles<br />
zu decarboxylieren. Dabei geht es<br />
38 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
CannaLean-Sirup in der Anwendung<br />
Edibles erfreuen sich in Nordamerika<br />
zunehmender Beliebtheit<br />
darum, das Cannabis beispielsweise<br />
im Backofen bis an den Punkt<br />
zu erhitzen, an dem sich der nicht<br />
psychoaktive Stoff THC-A in das<br />
gewünschte THC verwandelt, was<br />
beim „normalen“ Konsum durch<br />
das Rauchen oder Verdampfen und<br />
die dabei vorherrschenden Temperaturen<br />
automatisch geschieht.<br />
Nach der Decarboxylierung geht<br />
es dann weiter mit der Extraktion,<br />
die bei allen Sets ähnlich läuft:<br />
das Cannabis wird zusammen mit<br />
einem Trägermaterial, in meinem<br />
Fall Kokosöl, in einem Gefäß erhitzt.<br />
So geht das THC oder CBD<br />
in das Trägermaterial über und<br />
macht die Edibles überhaupt erst<br />
potent. Damit man sich das spätere<br />
Herausfiltern des Cannabis sparen<br />
kann, sind im Set kleine feinporige<br />
Stoffbeutel beigelegt, in die<br />
das Cannabis gepackt wird. Doch<br />
dieser Prozess ist leider auch der<br />
schlimmste für jemanden mit viel<br />
Vorfreude und wenig Geduld, denn<br />
es heißt warten, warten, warten.<br />
Wenn man eine wirklich potente<br />
Mischung erhalten will, muss man<br />
sich bis zu 24 Stunden und länger<br />
gedulden können. Auch wenn<br />
es mir schwerfiel, habe ich die<br />
24 Stunden eingehalten, denn in jeder<br />
Stunde, in der das Cannabis im<br />
Trägermaterial erwärmt wird, werden<br />
mehr Wirkstoffe übertragen.
Die CannaLean-Sets gibt es in drei verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen: Limette, Blaubeere und Kirsche<br />
Nach dieser langen Zeit wurden<br />
dann noch mal die Reste aus dem<br />
Beutelchen gedrückt und es konnte<br />
weitergehen – etwas abkühlen<br />
lassen, leere Kapseln öffnen und<br />
Pipette bereitlegen. Mit dem Fingerspitzengefühl<br />
eines Apothekers<br />
schwang ich die Pipette und befüllte<br />
eine Kapsel nach der anderen<br />
mit der grünen Flüssigkeit. Hier<br />
darf erwähnt werden, dass Pipette<br />
und Kapseln gut aufeinander abgestimmt<br />
sind. Es passte perfekt und<br />
ich habe kaum gekleckert. Innerhalb<br />
von wenigen Minuten hatte<br />
ich fast alle 50 Kapseln befüllt und<br />
benutze sie seitdem jeden Morgen.<br />
Damit versuche ich meine oft auftretende<br />
Übelkeit und „Morgenmuffeligkeit“<br />
zu reduzieren. Bisher<br />
kann ich sagen, funktioniert es<br />
ganz gut, die Wirkung ist besser als<br />
bei gekauften Pillen und ich weiß<br />
ganz genau, was drinsteckt.<br />
Doch genug vom Medizinischen.<br />
Als nächstes hatte ich<br />
mir die Bonbons vorgenommen.<br />
Einfach nur einen Drops lutschen<br />
und high werden, das klingt nach<br />
einer perfekten Methode für den unbemerkten<br />
Konsum. Vor allem war<br />
ich sehr auf die Wirkung gespannt,<br />
da ich Edibles sonst nicht wirklich<br />
gut verarbeiten kann. Damit meine<br />
ich nicht, dass ich total breit werde,<br />
ganz im Gegenteil: ich spüre teilweise<br />
auch nach dem x-ten Brownie<br />
kein High-Gefühl, wo meine Freunde<br />
schon nach einem durchs Weltall<br />
fliegen. Seltsamerweise habe ich bei<br />
gerauchtem/verdampften Cannabis<br />
eher eine durchschnittliche Toleranzgrenze,<br />
sprich ein Joint ist definitiv<br />
spürbar. Die Herstellung der<br />
Bonbons war dann leider deutlich<br />
anspruchsvoller als die der CannaCaps.<br />
Allerdings war dieses Rezept<br />
auch sehr interessant, da mir<br />
am Anfang nicht klar war, wie das<br />
THC/CBD überhaupt in die Bonbons<br />
gelangen soll, aber dank der<br />
Box konnte ich ja alle Arbeitsschritte<br />
unter Anleitung durchführen.<br />
Das Endprodukt war leider von der<br />
Konsistenz nicht gleichmäßig, weshalb<br />
mir einige Bonbons zerbröselt<br />
sind. Aber das ist abgesehen vom<br />
Optischen nicht weiter schlimm,<br />
denn die Wirkung bleibt natürlich<br />
auch in diesen Krümeln bestehen.<br />
Wer möchte, kann die Masse auch<br />
einfach wieder „einschmelzen“ und<br />
neu formen. Mir selbst gefällt besonders<br />
an der Produktpalette, dass<br />
jedes der Edibles anders konsumiert<br />
und somit auch unterschiedlich<br />
verstoffwechselt wird. Die Canna-<br />
Bons geben ihre Wirkstoffe in die<br />
Schleimhäute im Mundraum ab,<br />
die CannaBars und CannaCaps<br />
entfalten ihr Potenzial erst im Verdauungstrakt<br />
und der CannaLean<br />
40 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
www.do-ya-own.com<br />
ist eine Mischung von beidem. Insbesondere<br />
der CannaLean ist vielseitig<br />
einsetzbar: als Beimischung<br />
in einem leckeren (alkoholfreien)<br />
Cocktail, Joghurt oder mit Alkohol<br />
verdünnt auch als Mundspray.<br />
Nach dem ganzen Kochen,<br />
Backen und Decarboxylieren<br />
wollte ich natürlich auch wissen,<br />
wie Till überhaupt auf die Idee für<br />
Do-Ya-Own gekommen ist und<br />
bekomme sogleich Antwort: „Eigentlich<br />
wollte ich schon immer<br />
in der Cannabisbranche arbeiten.<br />
Ich selbst bin Cannabispatient und<br />
konsumiere daher Cannabis aus<br />
der Apotheke. Irgendwann habe ich<br />
dann mal in einem US-Rap-Video<br />
Cannabis-Lean gesehen, eine Flüssigkeit,<br />
die THC enthält. Danach<br />
habe ich recherchiert und herumprobiert,<br />
um selbst einen perfekten<br />
Lean herzustellen. Und dabei ist<br />
mir dann aufgefallen, dass genau<br />
der richtige Zeitpunkt gekommen<br />
war, um mich in die Branche zu<br />
integrieren. Und vor nicht allzu<br />
langer Zeit habe ich dann noch die<br />
anderen Rezepte ausgetestet und<br />
optimiert.“ Gerade, wenn es um das<br />
Optimieren geht, bin ich neugierig,<br />
wie oft so ein Rezept wohl getestet<br />
wurde. Till lacht, als ich ihn dazu<br />
frage: „Na ja, ich weiß nicht, das<br />
ist ganz unterschiedlich. Manchmal<br />
hat es nach dem 15. Mal schon<br />
perfekt hingehauen, manchmal erst<br />
nach dem 50. Mal. Meine Freunde<br />
finden die Entwicklungsphasen<br />
natürlich super, denn es entstehen<br />
ja haufenweise Testprodukte.“<br />
Mmmh, vielleicht sollte auch ich<br />
mich mal seiner Freundesliste hinzufügen.<br />
Aber wie genau werden<br />
eigentlich die Preise der Boxen<br />
ab 29,90 Euro gerechtfertigt, das<br />
möchte ich auch noch in Erfahrung<br />
bringen – und dafür liefert mir Till<br />
gleich vier gute Gründe: er und seine<br />
Frau packen all diese Boxen in<br />
Handarbeit, die Rezepte sind ausgefeilt<br />
und idiotensicher, man hat<br />
alles in der passenden Menge parat<br />
und die Box sieht einfach klasse<br />
aus, eignet sich somit beispielsweise<br />
auch prima als Geschenk. Und<br />
wie sehen die Zukunftsperspektiven<br />
von Do-Ya-Own aus? „Ich<br />
habe ein großes Ziel und das werde<br />
ich schrittweise angehen: ich<br />
möchte irgendwann mal sämtliche<br />
Cannabisprodukte, die es auf der<br />
Welt gibt, als Do-Ya-Own-Box<br />
zur Verfügung stellen können.<br />
Ein paar neue Produktideen sind<br />
schon in der Entwicklungsphase.<br />
Man kann also gespannt bleiben.“<br />
Das nenne ich mal ein ambitioniertes<br />
Ziel! Darauf gönne ich mir<br />
eines meiner selbst hergestellten<br />
CannaBons! Und wirken sie bei<br />
mir? Na, aber hallo!
LESEPROBE: „CANNABIS ALS MEDIZIN“<br />
SO Gibt Es das rezept–<br />
ARGUMENTe FÜR DEN<br />
Hausarzt<br />
Gerade für chronische Patienten ist es auf Dauer eine<br />
Belastung, eine Vielzahl von Pillen einnehmen zu müssen.<br />
Warum also nicht mal Cannabis versuchen?<br />
42 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
Seit ziemlich genau vier Jahren gibt es nun das „Cannabis als<br />
Medizin“-Gesetz, doch tatsächlich sind die Schwierigkeiten für<br />
Patienten nach wie vor zahlreich und oft auch sehr ärgerlich<br />
und kräftezehrend. Die Vorurteile sind groß, die Ärzte schlecht<br />
informiert und die Krankenkassen verschreiben nach wie vor<br />
lieber kostenlose Massagen oder Heroin anstatt Cannabis, das<br />
für Eigenzahler absurd teuer ist. Die Unsicherheiten und die<br />
Hürden sind auf allen Seiten groß, bei Patienten, Angehörigen<br />
und Ärzten. Um Beistand zu leisten, wurde der Ratgeber „Cannabis<br />
als Medizin“ von Maximilian Plenert und Heino Stöver<br />
verfasst, der inzwischen in der zweiten Auflage vorliegt. Neben<br />
Basiswissen zur Pflanze, zahlreichen Informationen zum Einsatz<br />
als Medikament, Informationen zu Gesetzeslage und zur Sozialbürokratie,<br />
Hilfreiches für den Patientenalltag und wichtige<br />
Informationen zur Arztsuche und zum Umgang mit Ärzten – zu<br />
diesem Thema präsentieren wir hier einen Auszug.<br />
In diesem Kapitel werden Fragen<br />
behandelt, denen Patienten<br />
täglich begegnen, nur weil sie<br />
Cannabis als Medizin nutzen<br />
oder nutzen wollen. Theoretisch<br />
kann man mit seinem Hausarzt oder<br />
jedem anderen fachlich geeigneten<br />
Arzt eine Therapie mit Cannabis<br />
versuchen. Praktisch gibt es diverse,<br />
gute und schlechte Gründe, warum<br />
es nicht einfach ist, einen Arzt zu<br />
finden. Ebenso ist die rechtliche Situation<br />
für einen Cannabis-Patienten<br />
theoretisch die gleiche wie bei einem<br />
Menschen, der opioide Schmerzmittel<br />
oder Methylphenidat als Medikament<br />
nutzt. In der Praxis ist die Situation<br />
meist komplexer und deutlich<br />
von einer Normalität entfernt.<br />
„Mit Cannabis will ich nichts zu<br />
tun haben“<br />
Das Thema Vorurteile von Ärzten<br />
gegenüber Cannabis ist Dauerthema<br />
unter Patienten. In unserer<br />
Cannabis-Patientengruppe Berlin<br />
bekamen wir folgende beispielhafte<br />
Aussagen. Mit diesen Vorurteilen<br />
und Mythen müssen Sie also rechnen<br />
und sich vorbereiten.<br />
„Der Patient ist abhängig von Cannabis<br />
und/oder könnte es bei einer<br />
Therapie werden.“<br />
tun und kenne mich mit dem Thema<br />
auch nicht aus.“<br />
„Wenn ich Ihnen das verschreibe,<br />
kommen morgen Hunderte Kiffer<br />
zu mir und ich bin als Hanfarzt verschrien.“<br />
„Sie wollen doch nur kostenlos kiffen.“<br />
„Ich weiß nicht, wie ich Ihnen Medizinalcannabis<br />
verordnen kann. Es ist<br />
ein hoher bürokratischer Aufwand.“<br />
„Ich verschreibe keine Betäubungsmittel<br />
und habe nicht einmal die Voraussetzungen<br />
dafür.“<br />
„Ich fürchte Regress der Krankenkasse<br />
bei einer solch teuren Therapie.“<br />
„Medizinalcannabis kann meinen<br />
Patienten schizophren machen oder<br />
andere psychische Probleme verursachen.“<br />
„Ich darf Ihnen gar kein Medizinalcannabis<br />
verschreiben. Hanf ist eine<br />
illegale Droge.“<br />
„Die meisten Patienten sind gar nicht<br />
krank.“<br />
„Damit möchte ich nichts zu tun haben.“<br />
entfernt, noch lange nicht normal für<br />
Ärzte. Die Reaktionen zahlreicher<br />
Ärzte, die ihren Patienten verpflichtet<br />
sind, sind zurückhaltend bis fragwürdig.<br />
Patienten erfahren bei ihrer<br />
Frage nach Cannabis pauschale Ablehnung,<br />
Telefonate werden einfach<br />
beendet, einige Patienten erleben<br />
verbale Verurteilungen oder es wird<br />
eine Cannabisabhängigkeit unterstellt.<br />
Patienten müssen erleben, dass<br />
ihr langjähriger Arzt sie mehr oder<br />
weniger freundlich rauswirft. Die<br />
Suche nach einem Arzt ist ein Spießrutenlauf.<br />
Die Bedenken von Ärzten<br />
muss man respektieren. Ein Arzt<br />
sollte nach bestem Wissen und Gewissen<br />
handeln und sich zudem an<br />
die gesetzlichen Regeln halten. Tut<br />
er dies nicht, drohen ihm berufliche<br />
und finanzielle Strafen. Daher<br />
macht es keinen Sinn, seinen Arzt<br />
zu einer Therapie mit Cannabis zu<br />
nötigen oder sie allein aufgrund von<br />
Gefälligkeit oder Gnade zu erhalten.<br />
Patienten und Ärzte müssen im gegenseitigen<br />
Respekt zusammenarbeiten,<br />
anders funktioniert es nicht.<br />
Verkehrte Welten – Patienten müssen<br />
Ärzte informieren<br />
Die meisten Ärzte müssen<br />
erst selbst zum Thema<br />
informiert werden,<br />
auch weil es aktuell<br />
noch wenig Aus- und<br />
Weiterbildungsangebote<br />
zum Thema „Cannabis<br />
als Medizin“ gibt.<br />
Daher informieren sich<br />
viele Patienten selbst<br />
ausführlich. Den Arzt<br />
sollte man damit nicht<br />
überhäufen, sondern<br />
häppchenweise dazu<br />
bringen, sich dem Thema<br />
zu öffnen. Nicht<br />
ganz einfach ist die<br />
Umkehrung der gewohnten<br />
Verhältnisse.<br />
Normalerweise weiß<br />
der Arzt mehr als der<br />
Patient. Bei Cannabis<br />
kann es gerade andersherum<br />
sein, was auf der<br />
zwischenmenschlichen<br />
Ebene zu Problemen<br />
führen kann.<br />
Argument: „Ich weiß<br />
nicht, wie ich Ihnen<br />
Medizinalcannabis verordnen<br />
kann. Es ist ein hoher bürokratischer<br />
Aufwand.“<br />
Cannabis-Patienten sind zeitintensiv.<br />
Sie haben meist schon einen<br />
langen Weg hinter sich mit Aktenordnern<br />
voller Diagnosen und<br />
Arztberichten. Ebenso ist die Therapie<br />
mit Cannabis inklusive Begleiterhebung,<br />
Kostenantrag und<br />
Hilfe beim Kampf gegen die Krankenkasse<br />
tatsächlich ein Aufwand.<br />
Zeit ist ein wertvolles Gut und ausführliche<br />
Gespräche mit den Patienten<br />
werden von den Kassen nicht<br />
bzw. nur teilweise erstattet. Jeder<br />
Patient, dem mehr Zeit eingeräumt<br />
wird, schmälert das Zeitfenster der<br />
anderen. Wenn Patienten dann mit<br />
dem ungewöhnlichen Anliegen<br />
Cannabis-Therapie kommen, muss<br />
sich der Arzt – egal wie aufgeschlossen<br />
er gegenüber dem Thema<br />
ist – genau überlegen, ob er dafür<br />
die Kapazitäten hat. Das Gleiche<br />
gilt für die Zeit eines Arztes, die er<br />
für Fortbildungen hat.<br />
Haftung und Regress<br />
Argument: „Ich fürchte Regress der<br />
Krankenkasse bei einer solch teuren<br />
Therapie.“<br />
„Cannabis ist eine Einstiegsdroge.“<br />
„Muss der Patient am Ende der Therapie<br />
einen Entzug machen?“<br />
„Ich als Arzt habe nichts damit zu<br />
Mit Fakten und Verständnis für den<br />
Arzt gegen Mythen und Vorurteile<br />
Noch ist Cannabis als Medizin in der<br />
Praxis von der Regelversorgung weit<br />
Faktor Zeit für Patienten<br />
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44 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong><br />
„Cannabis ist eine Einstiegsdroge“ –<br />
Diese bittere Pille sollte kein Patient schlucken
Für jede Therapie und damit jedes<br />
Rezept haftet der Arzt. Im Streitfall<br />
reicht es nicht, nach bestem Wissen<br />
und Gewissen gehandelt zu haben.<br />
Normalerweise verschreiben Ärzte<br />
Medikamente, die in medizinischen<br />
Leitlinien empfohlen werden<br />
und diese Medikamente haben einen<br />
Beipackzettel sowie sind für<br />
die jeweilige Diagnose zugelassen.<br />
Für Cannabisblüten fehlen Leitlinien<br />
und Beipackzettel. Der Arzt<br />
kann sich aber mit einem ausführlichen<br />
und dokumentierten Aufklärungsgespräch<br />
rechtlich absichern.<br />
Verschreibt ein Arzt<br />
Medikamente und überschreitet<br />
mit den Kosten das ihm zur Verfügung<br />
stehende Budget, muss er<br />
dies gegenüber den Krankenkassen<br />
rechtfertigen. Falls Cannabis nicht<br />
wie andere teure Medikamente<br />
vom Budget ausgenommen wird,<br />
drohen Ärzten, die Cannabisblüten<br />
an viele Patienten verschreiben,<br />
Regressforderungen. Im Extremfall<br />
haften sie mit ihrem privaten<br />
Vermögen und müssen Privatinsolvenz<br />
anmelden.<br />
Patienten auf Arztsuche<br />
Viele Menschen, denen Medizinalcannabis<br />
helfen könnte, haben Probleme<br />
einen Arzt zu finden, welcher<br />
bereit ist, eine Therapie mit<br />
Medizinalcannabis in Erwägung<br />
zu ziehen. Medizinalcannabis ist<br />
für viele Ärzte noch Neuland. Zur<br />
Zeit ihres Studiums haben Mediziner<br />
in der Regel noch nichts über<br />
Medizinalcannabis gelernt. Zum<br />
Einsatz von Medizinalcannabis<br />
gibt es einige Vorurteile. Viele Mediziner<br />
lehnen deswegen eine Behandlung<br />
mit Medizinalcannabis<br />
zunächst oder grundsätzlich ab.<br />
Das Internet ist für viele<br />
Patienten, die einen Arzt suchen,<br />
eine Hilfe. Weltweit gibt es mehr<br />
und mehr Cannabis-Patientengruppen<br />
oder Organisationen zum<br />
Thema Medizinalcannabis. Diese<br />
können beim Finden eines aufgeklärten<br />
Arztes hilfreich sein. Ansprechpartner<br />
in Deutschland sind<br />
die Arbeitsgemeinschaft Cannabis<br />
als Medizin e.V. (ACM) und das<br />
dazugehörige Selbsthilfenetzwerk<br />
Cannabis-Medizin (SCM).<br />
Reden Sie mit Ihrem Arzt<br />
Der erste Ansprechpartner für Medizinalcannabis<br />
als Therapieform<br />
ist der bisher behandelnde Arzt.<br />
Im Vorhinein sollte man sich auf<br />
diese Gespräche gut vorbereiten.<br />
Es werden vermutlich mehrere<br />
Gespräche nötig sein. Den Arzt<br />
sollte man behutsam auf das Thema<br />
ansprechen. Der Patient kann<br />
zuallererst seine Krankheits- und<br />
Leidensgeschichte darlegen und<br />
erklären, warum er vermutet, dass<br />
Medizinalcannabis helfen könnte.<br />
Sie können hier nur „Vermutungen“<br />
äußern, auch wenn Sie es<br />
eigentlich besser wissen. Medienberichte<br />
und Fachartikel über<br />
andere Patienten können hier sehr<br />
hilfreich sein. Eigene Versuche mit<br />
Cannabis sollte man vorsichtig erwähnen.<br />
Es ist wichtig, Ihrem<br />
Arzt gute und fachliche Informationen<br />
über Medizinalcannabis und<br />
Gesetzeslage sowie Ihrem Leiden<br />
vorzulegen. Fachlich hochwertige<br />
Informationen helfen dabei, Vorurteile<br />
aus dem Weg zu schaffen.<br />
Seien Sie offen gegenüber den Reaktionen<br />
und möglichen Alternativvorschlägen.<br />
Tolerieren Sie Berührungsängste<br />
und tasten Sie sich<br />
gemeinsam an das Thema heran.<br />
Überfordern Sie Ihren Arzt nicht.<br />
Wie auch sonst im Leben gilt: Niemand<br />
gibt gerne zu, dass er wenig<br />
weiß. Fordern Sie nicht, sondern<br />
lassen Sie Ihren Arzt Vorschläge<br />
machen.<br />
Fruchten die Gespräche<br />
nicht oder parallel, können weitere<br />
Ärzte aufgesucht werden. Auch<br />
diese sind geduldig mit Informationen<br />
zu versorgen. Hilfreich können<br />
Zeitungsartikel über Patienten<br />
und Ärzte sein. Achten Sie auf die<br />
Seriosität der Informationen, um<br />
von ihrem Arzt ernst genommen<br />
zu werden. Wenn Sie andere Patienten<br />
kennen, die Erfahrungen mit<br />
Cannabis als Medizin haben oder<br />
die bereits eine Therapie mit Cannabis<br />
erhalten, nehmen Sie sie zu<br />
Ihrem Arzt mit.<br />
Ad-hoc-Tipps für die Arztsuche<br />
Ärzte mit folgenden Fachgebieten<br />
dürften eher offen für Cannabis<br />
sein: Suchtmedizin, Neurologie,<br />
Schmerzmedizin, Naturheilkunde,<br />
HIV-Schwerpunktpraxen, Onkologie.<br />
Die lokale Kassenärztliche<br />
Vereinigung, Fachverbände, gesundheitliche<br />
Beratungsstellen vor<br />
Ort und Selbsthilfegruppen sind<br />
gute Anlaufstellen für die Arztsuche.<br />
Das Wichtigste ist, dass man<br />
sich auf den Weg macht. Es gibt<br />
genug Ärzte, die einer Therapie<br />
mit Cannabis offen gegenüberstehen.<br />
Fangen Sie bei Ihrem Hausarzt<br />
an, der kennt sie am besten.<br />
Bei Problemen und Fragen: Fragen<br />
Sie Ihre Krankenkasse, die zuständige<br />
Kassenärztliche Vereinigung<br />
und Ärztekammer, die oberste<br />
Gesundheitsbehörde des Landes<br />
und ggf. Bezirks und Landkreises,<br />
die Rechts- und Dienstaufsicht der<br />
Problemstelle, lokale Politiker, zuständige<br />
Minister und Bundestagsabgeordnete<br />
sowie Patientenbeauftragte<br />
sowie die diversen weiteren<br />
Beauftragten des Landes und sonstiger<br />
Stellen.<br />
Aussagen von Ärzten<br />
im Faktencheck<br />
„Das kann nur ein Schmerztherapeut<br />
verschreiben“, ein Rheumatologe<br />
„Ich verschreibe keine Betäubungsmittel<br />
und habe nicht einmal die Voraussetzungen<br />
dafür.“<br />
Bewertung: 95 % Mythos, 5 % Aufwand.<br />
Jeder Arzt, ob Allgemeinmediziner<br />
oder Facharzt darf ein<br />
Rezept für Cannabis als Medizin<br />
ausstellen. Die Allgemeinmedizin<br />
ist ein Fachgebiet in der Medizin.<br />
Für zahlreiche Erkrankungen ist<br />
der Allgemeinmediziner erste und<br />
oft einzige Anlaufstelle. In Sachen<br />
Cannabis als Medizin kann ein Allgemeinmediziner<br />
ebenso Cannabis<br />
einsetzen wie jeder Facharzt. Es<br />
gibt wie bei anderen Medikamenten<br />
keine besonderen Einschränkungen.<br />
Der Arzt benötigt hierfür<br />
Betäubungsmittelrezepte, die von<br />
der Bundesopiumstelle bereitgestellt<br />
und bestellt werden. Nicht jeder<br />
Arzt hat BtM-Rezepte. Die meisten<br />
Psychiater und Schmerzmediziner<br />
benötigen sie im Alltag, andere<br />
Fachärzte aber praktisch nie.<br />
„Ich darf Ihnen gar kein Medizinalcannabis<br />
verschreiben. Hanf ist eine<br />
illegale Droge.“<br />
Bewertung: 100 % falsch. Auch<br />
heute gibt es noch Ärzte, die das<br />
neue „Cannabis als Medizin“-Gesetz<br />
nicht oder nur vage kennen.<br />
Daher gehört ein Ausdruck des<br />
Gesetzes zur „Grundausstattung“<br />
von Patienten für die Arztsuche.<br />
Zu finden ist es im Bundesgesetzblatt,<br />
2017, Teil I Nr. 11., Seite 403.<br />
Es gibt nicht nur unwissende Ärzte,<br />
sondern auch andere Berufsgruppen,<br />
die Bescheid wissen sollten,<br />
wie Krankenhausmitarbeiter und<br />
Polizisten, die hier Wissenslücken<br />
in mannigfaltigen Situationen in<br />
der Praxis haben.<br />
ÜBER DIE AUTOREN<br />
Maximilian Plenert<br />
Maximilian Plenert ist Cannabispatient.<br />
Seit 2014 behandelt er seine erst<br />
spät diagnostizierte ADHS-Erkrankung<br />
legal mit Cannabis. Im Rahmen<br />
einer ärztlich begleiteten Selbsttherapie<br />
erhielt er eine Erlaubnis zum<br />
Erwerb von Cannabisblüten aus der<br />
Apotheke. In Berlin koordiniert er<br />
eine Selbsthilfegruppe zum Thema<br />
Cannabis als Medizin. Im Rahmen<br />
der Entstehung des Gesetzes wurde<br />
er als Sachverständiger im Bundestag<br />
gehört. Informationen von Patienten<br />
für Patienten findet man auf seiner<br />
Website besserlebenmitcannabis.de,<br />
auf deren Grundlage der Ratgeber<br />
entstanden ist. Maximilian ist Geschäftsführer<br />
der Kompetenzzentrum<br />
Cannabis GmbH.<br />
Heino Stöver<br />
Heino Stöver ist seit 2009 Professor<br />
für sozialwissenschaftliche Suchtforschung<br />
an der Frankfurt University<br />
of Applied Sciences. Er ist geschäftsführender<br />
Direktor des Instituts für<br />
Suchtforschung Frankfurt und Vorstandsvorsitzender<br />
von akzept e.V.<br />
(Bundesverband für akzeptierende<br />
Drogenarbeit und humane Drogenpolitik).<br />
Schwerpunkt seiner Arbeit<br />
sind: Gesundheitsförderung für marginalisierte<br />
Menschen, Evaluationen<br />
der Wirksamkeit von Hilfsangeboten<br />
und die Entwicklung neuer Interventionskonzepte.<br />
ÜBER DAS BUCH<br />
Mit dem Anfang März 2017 in Kraft<br />
getretenen Gesetz „Cannabis als Medizin“<br />
ist das therapeutische Potential<br />
von Cannabis anerkannt und wieder<br />
nutzbar gemacht worden. Viele<br />
gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />
sollen mithilfe von Cannabis geheilt<br />
oder wenigstens gelindert werden.<br />
Doch das Gesetz wirft viele Fragen bei<br />
Patienten, Ärzten, Familienangehörigen,<br />
Krankenkassen und Juristen auf,<br />
zum Beispiel zu Indikationen zur Verschreibung,<br />
Preisen, Bezug, Qualitäten,<br />
Kostenübernahme, Widerstand<br />
bei Ärzten oder Krankenkassen. Der<br />
Ratgeber nimmt diese Fragen und<br />
Verunsicherungen auf und gibt Orientierungs-<br />
und Entscheidungshilfen.<br />
Auf aktuellen Stand gebracht wurde<br />
die kürzlich herausgegebene zweite<br />
Auflage des Ratgebers unter anderem<br />
durch die Darstellung der ersten<br />
Ergebnisse einer Begleiterhebung sowie<br />
einer aktuellen Gesetzesänderung<br />
und wichtiger Urteile.<br />
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„Sie wollen doch nur kostenlos kiffen!“ –<br />
Dann doch lieber eine Handvoll Big Pharma,<br />
findet zumindest so mancher Doc
„Sie wollen doch nur kostenlos kiffen!“<br />
Bewertung: Denkbar, aber in der<br />
Praxis höchst unwahrscheinlich.<br />
Dass Patienten sich ein Rezept<br />
erschleichen wollen, ist kein Cannabis-spezifisches<br />
Problem. Insbesondere<br />
Psychiater und Schmerzmediziner<br />
kennen das Phänomen<br />
nur zu gut und setzen ihren Rezeptblock<br />
verantwortungsvoll ein,<br />
insbesondere bei einem Betäubungsmittel.<br />
Ohne wirklich krank<br />
zu sein, wird man keine Kostenerstattung<br />
durch die Krankenkasse<br />
genehmigt bekommen.<br />
„Der Patient ist abhängig von Cannabis<br />
oder könnte es bei einer Therapie<br />
werden.“<br />
„Muss der Patient am Ende der Therapie<br />
einen Entzug machen?“<br />
Bewertung: Cannabis, das von<br />
einem Arzt verschrieben wird,<br />
macht bei einem bestimmungsgemäßen<br />
Gebrauch nicht abhängig.<br />
Die Fachinformationen der beiden<br />
Cannabis-Medikamente<br />
Dronabinol und<br />
„Sativex“ sprechen<br />
hier eine eindeutige<br />
Sprache: Das Abhängigkeitspotenzial<br />
von<br />
Dronabinol ist gering<br />
und praktisch ohne<br />
Bedeutung. Ein plötzliches<br />
Absetzen von<br />
„Sativex“ kann zu<br />
Problemen bei Schlaf,<br />
Appetit oder Gefühlen<br />
führen.<br />
müssen nicht mehr mit Patienten<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet<br />
rechnen.<br />
„Cannabis ist eine Einstiegsdroge.“<br />
Bewertung: Mythos. Diese Behauptung<br />
hält sich leider beharrlich.<br />
Empirische Beweise konnten<br />
über Jahrzehnte nicht gefunden<br />
werden.<br />
„Medizinalcannabis kann meinen<br />
Patienten schizophren machen oder<br />
andere psychische Probleme verursachen.“<br />
Bewertung: Wie bei vielen Medikamenten<br />
gibt es bei Cannabis<br />
Gegenanzeigen bei psychischen<br />
Erkrankungen. Besondere Vorsicht<br />
ist bei einer Schizophrenie-Erkrankung<br />
oder anderen<br />
psychotischen Erkrankungen<br />
beim Patienten oder in der Familie<br />
notwendig. Eine strenge<br />
Indikationsstellung sollte beim<br />
Vorliegen einer Abhängigkeitserkrankung<br />
oder bei erheblichen<br />
psychischen Störungen erfolgen.<br />
Dies gilt explizit nicht für Depressionen<br />
aufgrund der Grunderkrankung.<br />
„Die meisten Patienten sind gar nicht<br />
ernsthaft krank.“<br />
Bewertung: Nicht allen sieht man<br />
es an. Viele langjährige Patienten<br />
haben einen Umgang mit ihrer<br />
Krankheit erlernt. Andere setzen<br />
Cannabis gar nicht bewusst, sondern<br />
unterbewusst als Selbstmedikation<br />
ein und dies für Krankheiten,<br />
die mitunter noch gar nicht<br />
diagnostiziert wurden. Wer einmal<br />
einer Gruppe offizieller Patienten<br />
zugehört hat, weiß, wie sehr Cannabis<br />
helfen kann und wie viel<br />
größer das Leid ohne Cannabis ist.<br />
Eine Apothekerin aus Hannover<br />
meinte dazu: „Ich habe noch nie<br />
in meinem Berufsleben so kranke<br />
Menschen gesehen wie die Cannabis-Patienten.“<br />
„Damit möchte ich nichts zu tun haben.“<br />
Bewertung: So etwas von einem<br />
Arzt stelle man sich mal bei einem<br />
anderen Medikament vor. Eine solche<br />
Aussage sagt einiges über das<br />
Selbstverständnis des Arztes aus.<br />
Hier gilt es, den Arzt an die moralischen<br />
und ethischen Grundsätze<br />
seines Berufsstands zu erinnern.<br />
Wir verlosen zwei Exemplare<br />
von „Cannabis als Medizin“.<br />
Wer teilnehmen möchte, bitte<br />
einfach eine Mail mit dem<br />
Betreff „Medizin“ an<br />
cannaquiz@highway-magazin.de<br />
schreiben.<br />
„Wenn ich Ihnen das<br />
verschreibe, kommen<br />
morgen Hunderte Kiffer<br />
zu mir und ich bin als<br />
Hanfarzt verschrien.“<br />
Bewertung: Das kann<br />
kaum ein Argument<br />
sein, einem Patienten,<br />
den man unter anderen<br />
Umständen behandeln<br />
würde, abzulehnen. In<br />
der Vergangenheit gab<br />
es das Problem, dass<br />
sich einzelne Ärzte als<br />
Cannabis-offen geoutet<br />
haben und diese danach<br />
quasi überrannt<br />
wurden. Inzwischen<br />
ist die Zahl der Ärzte,<br />
die Cannabis-Therapien<br />
verschreiben,<br />
stark gestiegen. Allgemeinmediziner<br />
und<br />
Schmerztherapeuten
Wie ich inmitten des<br />
indischen Himalajas<br />
Malana Cream, Shiva und<br />
Alexander den Großen fand<br />
Zu Besuch in<br />
Malana<br />
Text:<br />
Rochssare Neromand-Soma<br />
www.mortenundrochssare.de<br />
Auch wenn der Haschisch-Hype vergangener Jahrzehnte durch Marihuana<br />
in allen Farben und Formen ersetzt wurde (und in Amerika sogar<br />
zu großen Teilen durch Extrakte, Öle, Bonbons und Getränke), gibt es<br />
erfreulicherweise noch ganze Regionen, wo man dies ganz energisch<br />
bestreiten würde. Eine der Hauptstädte des Haschischs ist mit Sicherheit<br />
das Dorf Malana in Nordindien. Wer einmal das Glück hatte,<br />
handgerolltes Hasch von dort zu kosten, wird dies mit Sicherheit<br />
unterschreiben. Noch größeres Glück hatte Autorin Rochssare<br />
Neromand-Soma, die das Dorf auf eigene Faust besucht hat und uns<br />
an dieser Stelle davon berichtet.<br />
Ohne den widrigen Straßenverhältnissen<br />
im Geringsten<br />
gewachsen zu sein,<br />
ruckelt unser Auto durch<br />
das nächste Schlagloch<br />
hindurch, über den nächsten Felsbrocken<br />
rüber und um die nächste<br />
Kurve herum. Dutzende enge Kurven<br />
haben wir schon unnötig laut<br />
hupend passiert, Dutzende warten<br />
noch auf uns. Kurve um Kurve,<br />
Schlagloch für Schlagloch. Das<br />
48 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
monotone Ruckeln zerrt mich in einen<br />
erschöpften Dämmerzustand,<br />
aus dem ich mich immer wieder zu<br />
entreißen versuche. Ich blicke aus<br />
dem Fenster, schaue lächelnd auf<br />
die nackten, kargen Felswände um<br />
mich herum. Das kleine Seitental,<br />
durch das wir uns schlängeln, ist<br />
sonnenverwöhnt. Der Himmel<br />
ist eisig blau und hebt sich kontrastreich<br />
vom Grau der Gipfel ab.<br />
Es ist ein typischer Berghimmel.<br />
Der Weg nach Malana<br />
Ich hatte ihn vermisst. Die Luft ist<br />
dünn hier oben auf fast 3.000 Metern<br />
Höhe. Ich schlucke und befreie<br />
mit einem lauten Knacken meine<br />
Ohren vom Druck. Unter uns<br />
rauscht der Malana, hier nur noch<br />
ein mickriges Flüsschen, durch ein<br />
viel zu weites Flussbett. Ein hässlicher<br />
Staudamm, weiter oben im<br />
Tal, hält den Fluss im Zaum und<br />
beschert den 7.000 Einwohnern<br />
im gleichnamigen Dorf für die<br />
nächsten 30 Jahre kostenfreie Elektrizität.<br />
Ich frage mich, ob das ein<br />
guter Deal war und ob man nicht<br />
immerhin hätte 50 Jahre herausholen<br />
können, während ich schläfrig<br />
die imposanten Kiefern ins Auge<br />
fasse, die sich oben auf dem Bergkamm<br />
eng aneinanderreihen wie<br />
die erste Reihe eines Demonstrationszugs.<br />
Hinter ihnen ein ganzer<br />
Wald als treue Gefolgschaft. Malana,<br />
ein kleines, isoliertes Bergdorf<br />
im indischen Himalaja, ist mein<br />
Ziel. Doch der Weg dorthin ist<br />
weit und beschwerlich. Die asphaltierte,<br />
nicht minder kurvenreiche<br />
Straße im weiter unten gelegenen<br />
und deutlich größeren Parvati-Tal<br />
haben wir vor fast drei Stunden<br />
hinter uns gelassen. Um das Parvati-Tal<br />
selbst ranken sich zahlreiche<br />
skurrile Mythen: die einen berichten<br />
vom hinduistischen Götterpantheon<br />
und die anderen erzählt man<br />
sich in den Coffeeshops in Amsterdam,<br />
während ein duftender Joint<br />
von einer Hand in die nächste wandert.<br />
Schon seit einigen Tagen<br />
bin ich im Parvati-Tal unterwegs.<br />
Parvati, so heißt nicht nur<br />
der Fluss, der sich eiskalt und<br />
umgeben von mächtigen Sechstausendern<br />
durch das gleichnamige<br />
Tal windet. Parvati, so heißt auch<br />
die hinduistische Göttin der Liebe,<br />
Fruchtbarkeit und Harmonie. Parvati<br />
ist mächtig, liebend, verspielt.<br />
Sie ist die Tochter Himavats, dem<br />
Gott des Himalajas, und die kleine<br />
Schwester Gangas, der Göttin, die<br />
als heiligster Fluss Indiens auf die<br />
Erde niederging. Parvati ist eine<br />
Schönheit und ihrem Esprit ist sogar<br />
Shiva, Gott der Zerstörung und<br />
leidenschaftlicher Kiffer mit sehr<br />
kurzem Geduldsfaden, erlegen. Er<br />
verliebt sich in Parvati und meditiert<br />
daraufhin als Zeichen seiner<br />
Verehrung knapp 3.000 Jahre hier<br />
im Parvati-Tal. Ich vermute ja, dass<br />
das auch am berauschend guten<br />
Cannabis lag, das im Parvati-Tal<br />
überall wild am Ufer des Flusses<br />
und an den Berghängen wächst.<br />
Shiva, der größte Pothead Indiens,<br />
ist fasziniert vom Charas, das er in<br />
seinem Shillum raucht. Es tut ihm<br />
gut, denn er hat seit jeher ein kleines<br />
Problem mit Wutausbrüchen<br />
und reißt in einem unbedachten<br />
Moment sogar seinem Sohn Ganesha<br />
den Kopf ab (und ersetzt ihn<br />
nach einem Anschiss von Parvati<br />
direkt mit dem Kopf eines Elefanten).<br />
Das ist aber eine andere Geschichte.<br />
Wie auch immer. Shiva<br />
kifft gerne. Das hilft ihm bei der<br />
Meditation und bei der Entspannung.<br />
Es sei ihm gegönnt; als Gott<br />
der Zerstörung ist man sicher auch<br />
ständig im Stress.<br />
Die Mythen, die man<br />
sich in Amsterdam über das Parvati-Tal<br />
erzählt, scheinen nicht<br />
minder aus einer anderen Welt.<br />
Das Parvati-Tal, so heißt es, sei Indiens<br />
Kifferparadies; und quasi die<br />
Wiege des Cannabis. Hier wächst<br />
es, unberührt von Menschenhand<br />
und in herausragender Qualität,<br />
wild und frei im Himalaja. Hier<br />
wuchert es zwischen den einfachen<br />
Häusern der Bauern, die sich<br />
an die Berghänge schmiegen. Hier<br />
gehört es seit Tausenden von Jahren<br />
fest zur kulturellen Identität.<br />
Traditionell wird die Pflanze in<br />
der gesamten Region als wertvoller<br />
Rohstoff genutzt. Jedes Dorf<br />
hat eigene Plantagen. Aus den Fasern<br />
der Pflanze werden Kleidung,<br />
aber auch Schuhe, Seile und Körbe<br />
hergestellt. Die Blüten werden geraucht,<br />
die Samen gegessen, das Öl<br />
als Medizin verwendet. Zugleich<br />
ist Cannabis religiöses Heilmittel,<br />
Medizin, Nutzpflanze, Lebenserwerb<br />
und ab und an auch Rauschmittel.<br />
Zwar ist Cannabis als Droge<br />
im Himalaja wie überall in Indien<br />
per Gesetz verboten, doch ist die<br />
Pflanze so eng mit der Lebenswelt<br />
in dieser Region verwoben, dass<br />
den Autoritäten gewissermaßen<br />
die Hände gebunden sind. Cannabis<br />
wächst hier an manchen Stellen<br />
wie Unkraut. Die Natur lässt sich<br />
nichts vorschreiben.<br />
Charas im Parvati-Tal<br />
Die gute Qualität der sonnenverwöhnten<br />
Blüten, die hier im<br />
Parvati-Tal und den Seitentälern<br />
in stundenlanger Handarbeit<br />
zum weltbesten Haschisch,<br />
zu Charas, gerieben werden,<br />
hat das Bewusstsein über die<br />
vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten<br />
der Pflanze dann aber<br />
doch etwas in den Hintergrund<br />
rücken lassen. Die Touristen,<br />
die seit den 1980er-Jahren hierher<br />
strömen, um sich am aromatischen<br />
Charas zu berauschen,<br />
haben den Tal-Bewohnern ein<br />
neues finanzielles Standbein<br />
ermöglicht. Das zu cremig weichen<br />
Kugeln geformte Charas<br />
ist im Parvati-Tal deshalb vor<br />
allem Eines: ein gewinnbringendes<br />
Geschäft. Seit Jahrzehnten<br />
eilt sein betörender Ruf hinaus<br />
in die Welt. Hier, wo sich herausragendes,<br />
handgeriebenes<br />
Charas im feinen Geschmack<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 49
Foto: Rochssare Neromand-Soma<br />
Cannabispflanzen wachsen überall im Dorf (siehe auch Bild rechts)<br />
Dorfbewohnerin beim Haschischrollen<br />
Foto: Rochssare Neromand-Soma<br />
und in den farblichen Schattierungen<br />
bereits von Dorf zu Dorf<br />
unterscheidet, werden Obst und<br />
Gemüse, Kartoffeln und Mais nur<br />
noch für den Eigenbedarf angebaut.<br />
Cannabisplantagen bringen<br />
den größeren Profit. Im Parvati-Tal<br />
wird Charas in fast jedem Café,<br />
in jedem Restaurant und in jedem<br />
Shop unter der Hand verkauft. Jeder<br />
Taxifahrer, jeder Hotelbesitzer,<br />
ja sogar jeder Chai Wallah kann<br />
Charas besorgen oder kennt jemanden,<br />
der es kann. Die Nachfrage<br />
ist weiterhin ungebrochen. Besucher<br />
aus aller Welt kommen auf<br />
der Suche nach dem besonderen<br />
Rausch und die wenigsten werden<br />
enttäuscht.<br />
Malana und die Legende um das<br />
Heer Alexanders<br />
Wenn das Parvati-Tal ein Mythos<br />
ist, dann ist das kleine Dorf Malana<br />
eine Legende. Denn in Malana,<br />
so heißt es, finde man das beste<br />
Charas im ganzen Parvati-Tal<br />
und damit das beste Charas der<br />
Welt: Malana Cream; ölig schwarz<br />
von außen, sattgrün im Inneren,<br />
biegsam wie Kaugummi, aromatisch<br />
und potent. Der THC-Anteil<br />
von Malana Cream liegt bei etwa<br />
40 Prozent. Das elastische Malana<br />
Cream gehört in den Coffeeshops<br />
Amsterdams zu den teuersten Haschischsorten.<br />
Die Crème de la<br />
Crème, das Beste vom Besten. Ein<br />
Gramm kostet dort etwa 20 Euro.<br />
Doch mit diesen Kleinsteinheiten<br />
rechnet hier niemand. Indiens<br />
Dealer nutzen die historische<br />
Maßeinheit Tola. Ein Tola Charas,<br />
also 11,6 Gramm, wird hier an<br />
den Hängen des Parvati-Tals für<br />
weniger als 11 Euro verkauft. Ein<br />
Schnäppchen für den kiffenden<br />
Besucherzirkus, der hier jedes Jahr<br />
Einzug erhält.<br />
Ich bin immer noch auf<br />
dem beschwerlichen Weg nach<br />
Malana, auf der Suche nach Malana<br />
Cream. Das kleine Dorf, abgelegen<br />
in einem Seitenarm Parvatis,<br />
ist auf den letzten Kilometern nur<br />
noch zu Fuß erreichbar. Das Hin<br />
und Her auf der Piste hatte mich<br />
letztendlich doch in den unausweichlichen<br />
Kurzschlaf gejuckelt<br />
und nun brauche ich eine kleine<br />
Verschnaufpause und einen heißen<br />
Chai, bevor ich den steilen<br />
Hang hochkraxele, der mich nach<br />
Malana bringt. Malana ist ein spezielles<br />
Dorf und gleiches gilt für<br />
die Bewohner. Sie reiben mit ihren<br />
Händen nicht nur ausgezeichnetes<br />
Charas, sondern sehen sich<br />
– ungelogen – als die Nachfahren<br />
einiger Soldaten aus dem Heer<br />
Alexanders des Großen. In ihrem<br />
Selbstverständnis sind sie keine Inder,<br />
sondern Arier und heben sich<br />
mit ihren Traditionen und Vorstellungen<br />
von allen anderen Einheimischen<br />
der Region ab. Vor gut<br />
50 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
im Notfall auch über den Erdboden<br />
stattfindet. Die Dorfbewohner<br />
Malanas sträuben sich vehement,<br />
Fremden etwas mit der Hand zu<br />
reichen.<br />
Bei schnellen oder unerwarteten<br />
Bewegungen weichen<br />
sie zurück, schrecken zusammen,<br />
machen einen kleinen verzweifelten<br />
Sprung nach hinten, begleitet<br />
von einem entsetzten Gesichtsausdruck<br />
und einem panischen<br />
Ausruf. Es ist bizarr. Ich versuche<br />
mir vorzustellen, wie es sein muss,<br />
wenn man Angst vor Körperkontakt<br />
mit Außenstehenden hat, wie<br />
angespannt der Alltag ist, wie sehr<br />
der Gang in die nächste Ortschaft<br />
vermieden wird, wie offen man gegenüber<br />
neuen Eindrücken, neuen<br />
Erlebnissen, neuem Wissen und<br />
neuen Perspektiven sein kann?<br />
Was macht die permanente Anspannung<br />
in der Anwesenheit Dritter<br />
mit den Menschen? Und wie ist<br />
man gestrickt, wenn man denkt,<br />
der Kontakt mit Ortsfremden trage<br />
zur eigenen Verunreinigung bei?<br />
Neben all der Angst und der Unsicherheit;<br />
wie viel Arroganz, wie<br />
viel Abscheu und wie viel Rassismus<br />
vereint diese Idee der eigenen<br />
Abstammung? Unter diesen Bedingungen<br />
ist meine Suche nach einem<br />
frisch geriebenen Tola Malana<br />
Cream gespickt mit Fettnäpfchen.<br />
Verlegen lächelnd stehe ich vor einem<br />
windschiefen Haus mit zwei<br />
Etagen. Die Wände bestehen aus<br />
Holzbalken und groben Steinen,<br />
die mit Lehm zusammengehalten<br />
und von einem rostigen Wellblechdach<br />
geschützt werden. Feuerholz<br />
stapelt sich auf der knarrenden Terrasse,<br />
bunte Wäsche trocknet auf<br />
einer Leine, schmale, provisorisch<br />
gezimmerte Leitern führen durch<br />
das Haus, eine Satellitenschüssel<br />
gibt den Anschein von Moderne.<br />
Charas aus Malana<br />
2.500 Jahren, so sagt man, fand in<br />
der Nähe eine Schlacht zwischen<br />
dem indischen König Porus und<br />
dem makedonischen Heer statt.<br />
Ein paar verwundeten Soldaten<br />
aus dem Heer Alexanders war das<br />
Gemetzel aber zu anstrengend und<br />
da es ihnen im grünen Parvati-Tal<br />
ganz gut gefiel, ließen sie sich dort<br />
nieder. Diese Soldaten sind laut der<br />
Legende die Urahnen der Bewohner<br />
Malanas. Diese sind stolz auf<br />
ihre Geschichte, fühlen sich besonders<br />
und wünschen deshalb keinen<br />
Körperkontakt mit Menschen, die<br />
nicht aus ihrem Dorf stammen. In<br />
ihrer Selbstwahrnehmung ist Ihnen<br />
selbst die flüchtigste Berührung mit<br />
Fremden untersagt. Ob das nun ein<br />
ziemlich hohes Ego ist oder in den<br />
Bewohner Malanas die Attitüde<br />
der makedonischen Soldaten weiterlebt,<br />
sei dahin gestellt. Doch die<br />
geforderte Distanz macht den Besuch<br />
Malanas und die Begegnung<br />
mit seinen Einwohnern zu einem<br />
speziellen Erlebnis. Auf schmalen<br />
Pfaden quetschen sie sich betont<br />
eng mit dem Rücken an die Bergwand,<br />
auf freiem Feld machen sie<br />
einen unnötig großen Bogen um<br />
jeden, der nicht aus ihrer kleinen<br />
Gemeinschaft stammt. Läden darf<br />
man nicht betreten, das Anfassen<br />
einer Ware verpflichtet zum Kauf,<br />
während die Bezahlung und die<br />
Übergabe der Waren nur mit einem<br />
Umweg über einen Tisch und<br />
Junge vor Cannabispflanzen<br />
Auf der oberen Terrasse sitzen<br />
zwei Frauen in der Sonne im<br />
Schneidersitz und rollen große<br />
Cannabisblüten zwischen ihren<br />
Händen. Um das Haschisch aus<br />
der Pflanze zu gewinnen, werden<br />
die Blüten, die eine dunkle, pflaumenblaue<br />
Färbung aufweisen, für<br />
etwa fünf Sekunden leicht zwischen<br />
den Handballen gerieben,<br />
ja beinahe massiert. Die klebrigen,<br />
frischen Kristalle bleiben an den<br />
Handflächen haften, bevor die<br />
Frauen bereits zur nächsten Blüte<br />
greifen. Es herrscht Überfluss und<br />
das merkt man den Einheimischen<br />
im Umgang mit der Pflanze an.<br />
Die Frauen auf der Terrasse sitzen<br />
um Berge frisch abgeernteter Cannabispflanzen<br />
herum. Ihre weite,<br />
bunte Kleidung und die wollenen<br />
Strickjacken sind mit hellgrünen<br />
Blätterresten übersät. Sie sind fröhlich<br />
im Gespräch vertieft, während<br />
sie mit lässiger Leichtigkeit ihrer<br />
kunstvollen Arbeit nachgehen. Ein<br />
süßlicher Duft umgibt sie.<br />
Ich grüße freundlich,<br />
frage, ob ich ein Tola kaufen könne.<br />
Verunsichertes Gekicher ist<br />
die Antwort, doch schon bald ruft<br />
eine der Frauen nach einem jungen<br />
Mann aus dem Nachbarhaus,<br />
der Englisch spricht. Sie überreicht<br />
ihm eine große Plastikhülle mit<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 51
Das Rollen des Haschischs<br />
hinterlässt Spuren<br />
Pfund Charas<br />
in meinen<br />
Händen, wahrscheinlich<br />
ihre<br />
Arbeit der gesamten<br />
letzten<br />
Woche. Und<br />
ihr größtes<br />
Problem: Sie<br />
können mich<br />
nicht berühren.<br />
Was machen<br />
also die<br />
Frauen, wenn<br />
ich ihnen jetzt<br />
einfach den<br />
Rücken kehre<br />
und davonrenne?<br />
Können sie<br />
mir hinterherkommen,<br />
mich<br />
an der Jacke<br />
zupfen und<br />
mir die Tüte<br />
Charas entreißen,<br />
ohne dass<br />
Malana Cream<br />
ich sie mit meinem<br />
Körper<br />
verunreinige?<br />
etwa 20 Kugeln Charas, die der Die gesamte Dorfgemeinschaft<br />
junge Mann wortlos und immer<br />
auf die sichere Distanz achtend<br />
auf den Boden legt. Ich begutachte<br />
die Handarbeit, verhandle mit dem<br />
jungen Mann über einen angemessenen<br />
Preis. Die Damen auf der<br />
Terrasse werden unruhig, glucksen<br />
etwas auf Hindi und lassen mich<br />
über den jungen Mann wissen,<br />
dass ich die Plastikhülle wieder auf<br />
den Boden legen solle. Als ich hinauf<br />
in die bedrückten Gesichter der<br />
Frauen blicke, wird mir ihre Misere<br />
bewusst. Ich halte etwa ein halbes<br />
in Malana lebt vom Charasverkauf<br />
und jetzt zur Erntesaison ist<br />
jeder Haushalt mit der Charasproduktion<br />
beschäftigt. Nun, da<br />
die mühsame Ernte fast beendet<br />
ist, kann die einfache Handarbeit<br />
meist ganz nebenbei erledigt werden.<br />
Überall sehe ich Männer und<br />
Frauen jeden Alters, die die Blüten<br />
der Pflanze reiben, bis daraus eine<br />
schwarze, ölige, süßlich riechende<br />
Masse wird, die an den Händen<br />
kleben bleibt. Auf einer grob betonierten<br />
Dachterrasse – aus der<br />
rostige Metallstreben herausragen<br />
und von unvollendeten Plänen eines<br />
nie errichteten weiteren Stockwerks<br />
erzählen – sitzt ein rüstiger<br />
alter Mann mit stolzem, grauen<br />
Schnurrbart. Auf seinem Kopf,<br />
einer Krone gleich, trägt er einen<br />
bunt leuchtenden Kullu-Hut, die<br />
traditionelle Kopfbedeckung der<br />
Region. In seinen Händen klebt<br />
ein großer Klumpen schwarzes<br />
Charas, um ihn herum stapeln sich<br />
die bereits verwendeten Pflanzen<br />
in penibler Ordnung. Meist werden<br />
diese Überreste getrocknet und als<br />
Marihuana mittlerer Qualität weiterverkauft.<br />
Und wer im Süden<br />
Indiens, in der Party- und Drogenhochburg<br />
Goa zum Beispiel,<br />
gerolltes Marihuana kauft, raucht<br />
sehr wahrscheinlich das Beiwerk<br />
der Charasproduktion aus den Bergen<br />
und ist qualitativ immer noch<br />
ganz gut versorgt.<br />
Handarbeit im Vorbeigehen<br />
Eine steile Kurve weiter unten<br />
lehnt ein klappriger Opa am Holzpfeiler<br />
eines Hauses. Auch in seinen<br />
Handflächen klebt Charas.<br />
Neben ihm liegt ein vergleichsweise<br />
kleiner Haufen Cannabis. Eigentlich<br />
ist auch das eine ziemliche<br />
Menge. Doch im Parvati-Tal und<br />
insbesondere hier in Malana gelten<br />
andere Maßstäbe und ich gewöhne<br />
mich schnell daran. Schon der Weg<br />
ins Dorf ist gesäumt von Cannabis.<br />
Ich laufe an kleinen und größeren<br />
Plantagen vorbei, aber auch an<br />
wilden Pflanzen, die am Wegrand<br />
wachsen. Dasselbe Bild bietet sich<br />
mir im Dorf. Eine kleine Plantage<br />
ist zentral gelegen und wird von<br />
der kräftigen Höhensonne genährt.<br />
Doch auch zwischen den Häusern<br />
ragen die Pflanzen hinauf in den<br />
Himmel. Die meisten Arme sind<br />
gestutzt und so konzentriert sich<br />
die ganze Energie auf die obersten<br />
Blüten. Die Tratschtanten im<br />
Dorf reiben ihr Charas am liebsten<br />
gehend, stehend und mit den<br />
Nachbarn klönend. Dabei schieben<br />
sie kurzerhand eine besonders<br />
mächtige Pflanze unter die Achsel,<br />
bevor sie ihren Rundgang durch<br />
die Nachbarschaft starten. Mal im<br />
Gespräch und mal in Gedanken<br />
versunken, lassen sie die bereits<br />
verarbeiteten Blüten zu Boden<br />
plumpsen. Dann zupfen sie die<br />
nächste Blüte vom Stängel und befreien<br />
sie von den Blättern, bevor<br />
sie zwischen den schon schwarzen<br />
Händen behandelt wird. Die<br />
erdigen Böden und Wege im Dorf<br />
sind daher übersät mit Pflanzenresten<br />
und Samen. Viele Pflanzen<br />
im Dorf wachsen unbeachtet und<br />
werden nicht einmal abgeerntet.<br />
Sie sind die Mühe nicht wert. Die<br />
großen Plantagen des Dorfes befinden<br />
sich im Waichin-Tal, zwei<br />
Stunden Fußweg von Malana entfernt.<br />
Es ist das hochgepriesene<br />
Magic Valley.<br />
Mein Erkundungsgang<br />
führt mich weiter durch das Dorf.<br />
Vor einem weiteren Haus sitzt<br />
eine Großfamilie in der Sonne,<br />
fröhlich im Schnack vertieft. Die<br />
ohnehin gelöste Atmosphäre wird<br />
untermalt von ohrenbetäubender<br />
Bollywoodmusik aus hauseigenen<br />
Boxen. Bereits den Kleinkindern<br />
der Familie kleben dicke Klumpen<br />
Charas zwischen den winzigen<br />
Fingern. Dabei sind sie stolz wie<br />
Bolle, es den Erwachsenen gleichtun<br />
zu können. Ein hosenloses<br />
Krabbelkind sitzt auf einem Haufen<br />
Cannabis, ein anderes schiebt<br />
eifrig brabbelnd bereits verarbeitete<br />
Pflanzen vor sich her. Malana<br />
wirkt auf den ersten Blick wie<br />
ein beliebiges Dorf im indischen<br />
Himalaja. Die Bauern leben mit<br />
der Sonne und der Regenzeit. Sie<br />
pflanzen, düngen, ernten den Ertrag<br />
ihrer Arbeit und veredeln diesen.<br />
Sie konsumieren in der Regel<br />
das Charas nicht selbst und ihnen<br />
fehlt jegliches Verständnis, mit<br />
ihrer Arbeit eine Droge herzustellen<br />
oder eine Straftat zu begehen.<br />
Sie pflegen ihre Traditionen und<br />
ihr Handwerk, so wie es ihre Eltern<br />
und Großeltern bereits taten.<br />
Tagein, tagaus. Jahr für Jahr. Das<br />
indische Betäubungsmittelgesetz<br />
52 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
wird mit Bestechungsgeldern außer<br />
Kraft gesetzt. Wenn Polizisten die<br />
Gegend um Malana kontrollieren,<br />
begnügen sie sich regelmäßig mit<br />
den ersten kleinen Plantagen auf<br />
dem weiten Weg zum Dorf, deren<br />
Ernte sie beschlagnahmen und<br />
weiterverkaufen. Den schweißtreibenden<br />
Fußmarsch bis nach<br />
Malana und weiter zu den großen<br />
Plantagen hinter dem Dorf unternehmen<br />
sie gar nicht erst.<br />
Lediglich ein paar<br />
zerstörte Gestalten, die auf dem<br />
heiligen Dorfplatz herumliegen<br />
und so gar keinen guten Eindruck<br />
machen, lassen vermuten, dass<br />
Malana anders ist. Einige weniger<br />
zerstörte Gestalten, die aber auch<br />
keinen besonders guten Eindruck<br />
machen, lungern um den Platz herum,<br />
der von Außenstehenden natürlich<br />
nicht betreten werden darf,<br />
und rufen jeden der etwa ein Dutzend<br />
indischen Touristen zu sich,<br />
die gerade im Dorf eingetroffen<br />
sind. Sie verkaufen Charas schlechter<br />
Qualität und die mit Kameras<br />
behangenen Großstädter, in der<br />
Regel junge Männergruppen aus<br />
der indischen Oberschicht, sind<br />
gute Kunden. Es ist beinahe siebzehn<br />
Uhr. Die schwache Sonne des<br />
Nachmittags wärmt kaum noch<br />
und auch der heiße Chai im einzigen<br />
Teeladen des Dorfes kann der<br />
Kälte, die langsam in meinen Körper<br />
kriecht, nichts entgegensetzen.<br />
Auf dem Dorfplatz sitzen einige<br />
Männer um kleine Feuer herum,<br />
verbrennen Holz und Plastik. Es ist<br />
Zeit für mich, nach Hause zu gehen.<br />
Auf dem Weg hinunter ins Tal<br />
kommt mir das halbe Dorf entgegen.<br />
Männer und Frauen tragen kiloweise<br />
Cannabis, in große Decken<br />
und Tücher gewickelt, auf dem<br />
Rücken. Sie kommen geradewegs<br />
aus dem Magic Valley und schon<br />
jetzt, auf dem langen und steinigen<br />
Heimweg, reiben sie bereits etwas<br />
Charas zwischen den Händen.<br />
Blüte für Blüte fällt auf den Boden,<br />
während die schwarzen, cremigen<br />
Klumpen in ihren Händen immer<br />
weiter wachsen. Das Cannabis auf<br />
dem Rücken ist die Arbeit, die sie<br />
sich für den Abend mit nach Hause<br />
nehmen. Am nächsten Morgen gehen<br />
sie wieder auf die Plantagen.<br />
Magic Valley<br />
Ich besuche das Magic Valley einige<br />
Tage später. Das gesamte Tal ist<br />
eine riesige Plantage. Ich komme<br />
ein paar Wochen zu spät und die<br />
meisten Pflanzen sind bereits abgeerntet.<br />
An den steilen Hängen der<br />
Berge schmiegen sich die Kiefern<br />
noch dicht an dicht, doch weiter<br />
unten führen die wenigen schmalen<br />
Pfade geradewegs durch riesige<br />
Plantagen hindurch, die warm<br />
in der Abendsonne leuchten. Hier<br />
und da sind Häuschen zu sehen,<br />
die vor der Ernte im Grün der Cannabispflanzen<br />
mit Sicherheit nicht<br />
auszumachen gewesen wären.<br />
Man stelle sich nur den Duft vor,<br />
der vor Kurzem noch hier durch<br />
das Magic Valley geweht haben<br />
muss. Ganz weit in der Ferne sind<br />
die Gipfel der Berge mit Schnee<br />
bedeckt. Ab jetzt wandelt sich die<br />
Natur in den Bergen Himachal<br />
Pradeshs schnell und offensichtlich.<br />
Die Nächte werden deutlich<br />
spürbar von Tag zu Tag ein wenig<br />
kälter. In den letzten Wochen, die<br />
ich im Parvati-Tal verbracht habe,<br />
konnte ich dem Himmel, den Gipfeln<br />
und dem Fluss dabei zusehen,<br />
wie die Kälte langsam, aber sicher<br />
die Überhand über sie gewann.<br />
Anfang Oktober noch,<br />
als ich völlig übernächtigt nach<br />
einer erinnerungswürdigen Taxifahrt<br />
früh morgens mit einem<br />
großen Pott Chai auf der Dachterrasse<br />
meiner Unterkunft saß und<br />
die mich umschließenden Berge<br />
bewunderte, fiel mir der glasklare,<br />
eisigblaue Himmel ins Auge,<br />
der sich markant und scharf von<br />
dem Grau der Berge abhob. Mit<br />
zugekniffenen Augen deutete ich<br />
damals auf einen Gipfel in der Ferne,<br />
der leicht mit Schnee berieselt<br />
war und fragte ganz aufgeregt meinen<br />
Nebenmann, den ich gar nicht<br />
kannte, ob das da hinten wirklich<br />
schon Schnee sei. Zur heißen Mittagszeit<br />
saß ich mit geschlossenen<br />
Augen im T-Shirt in der Sonne,<br />
stand nachts auf der Dachterrasse<br />
und habe den Sternenhimmel beobachtet.<br />
Anfang November ist<br />
der kalte Dunst, der hier unten<br />
als feuchte Kälte in die Knochen<br />
zieht, deutlich am Himmel zu erkennen.<br />
Er umwabert die Sonne,<br />
die Gipfel, zieht langsam durch<br />
die Kiefernwälder und taucht alles<br />
in weißes Licht. Winter im<br />
Himalaja. Vor wenigen Tagen hat<br />
es oben in den Bergen geschneit<br />
und sämtliche Gipfel, die sich mir<br />
von der Dachterrasse aus zeigen,<br />
sind nun mit Schnee bedeckt. Der<br />
Fluss Parvati ist anmutig wie zuvor,<br />
doch zieht nun eine eisige Brise<br />
die Ufer entlang. Fünf Wochen<br />
nachdem ich hierhin gereist bin,<br />
stehe ich ein bisschen verloren,<br />
ein bisschen abseits – mit eisigen<br />
Fingern meinen heißen Chai umklammernd<br />
– in einem kleinen<br />
verbliebenen Quadrat, das von<br />
der Sonne beschienen wird und<br />
beschließe, dass es Zeit ist, in den<br />
Süden aufzubrechen.<br />
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für das optimale Vape-Erlebnis verwenden: das verhindert einerseits das<br />
Verrußen der Verschlusskappe und andererseits geht der Heizvorgang dann deutlich<br />
schneller vonstatten. Mikrodosierer haben mit der neuen Edition übrigens die<br />
Möglichkeit, das Fassungsvermögen der Hitzekammer nach Belieben zu justieren.<br />
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unter Freisetzung der enthaltenen Aroma- und Wirkstoffe in Sekundenschnelle<br />
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lange auf sich warten und hält darüber hinaus auch ziemlich lange an. Die<br />
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Wird Corona bald durch<br />
Impfungen eingedämmt<br />
werden können? Einiges Schutzmaske<br />
mag dafür sprechen und doch<br />
Hygiene<br />
kann es nicht schaden, sich in<br />
puncto Gesichtsmasken einen shop.spreadshirt.de/<br />
kleinen Vorrat anzulegen. Denn<br />
highway420<br />
die nächste Pandemie kommt<br />
bestimmt und selbst wenn erstmal<br />
ein paar Jahre Ruhe ist, wird die „Alltagsmaske“ wohl zumindest in<br />
den Wintermonaten leider weiterhin zum Straßenbild dazugehören. Umso<br />
besser also, wenn man eine Maske sein Eigen nennen kann, mit der man<br />
sich gerne draußen blicken lässt und unter der man auch mal husten kann,<br />
ohne, dass direkt alle Umstehenden vor Angst Reißaus nehmen. Die Maske<br />
besteht aus drei Schichten und lässt sich mithilfe von zwei Gummi-Stoppern<br />
an die individuelle Kopfform des Trägers anpassen.<br />
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Soja: es gibt nichts, aus dem man<br />
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nicht noch ein Quentchen trüber<br />
Flüssigkeit herauspressen könnte.<br />
Und wenn man das richtige Equipment<br />
besitzt, kann man das auch direkt in Eigenregie zuhause durchführen,<br />
denn die erwähnten Ersatzprodukte sind allesamt leider nicht gerade günstig.<br />
Ohne ein spezielles Press-Tuch geht allerdings gar nichts, umso besser, dass man<br />
im Shop von EcoYou auch an eine Alternative aus Hanf gedacht hat. Die kann<br />
aber natürlich nicht nur für Milch aus Hanfsamen verwenden, sondern auch für<br />
alle gängigen Alternativen.<br />
54 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong>
Echtes Handwerk<br />
schafft echte Qualität<br />
– dafür steht Unternehmer<br />
Ole von Puttka-<br />
SchmauchPipes<br />
Pfeifen<br />
men mit seinem Namen<br />
und seiner „Schmauchpipes“-Kollektion.<br />
Für<br />
schmauchpipes.com<br />
jedes Stück nimmt sich<br />
der Chef höchstpersönlich<br />
die Zeit, um beste Qualität und Langlebigkeit zu garantieren. Apropos<br />
Garantie: die wird dem Pfeifen-Käufer für zwei Jahre gewährt. Auch<br />
in puncto Produktion setzt der Hamburger Gründer auf Nachhaltigkeit.<br />
Kunststoff wird nur sehr sparsam eingesetzt, ein rücksichtsvoller<br />
Umgang mit Resourcen wie seltenen Hölzern wird gewährleistet. Der<br />
interessierte Pfeifenfreund hat im Shop die Möglichkeit aus vier verschiedenen<br />
Schmauchpipes verschiedener Form und Größe zu wählen,<br />
die zwischen 37 Euro (Poker Pipe, siehe Bild) und 70 Euro kosten. Wer<br />
übrigens im Norden Deutschlands wohnt und die Schmauchpipes-Werstatt<br />
einmal live vor Ort besichtigen möchte, kann über die Website ganz<br />
leicht einen Besichtigungstermin in Hamburg vereinbaren. Zumindest<br />
nach Corona...<br />
Die Gang unter sich<br />
So schlimm ist die Howard Apokalypse Marks’ scheinbar legendärer gar nicht Gastauftritt<br />
STONER WATCHLIST<br />
Im Fahrwasser des Megahits<br />
Trainspotting enstand zur<br />
Jahrtausendwende die Tragikomödie<br />
Human Traffic, die<br />
fünf feierwütige Freunde in<br />
ihrem Trott zwischen stumpfem<br />
Alltagsjob und hedonistischem<br />
Party-Wochenende begleitet. Im<br />
Zentrum befindet sich Jip, der<br />
sich unter der Woche durch einen<br />
Sackgassen-Job in einem<br />
Bekleidungsgeschäft kämpft, nur<br />
um am Wochenende mit seinen<br />
Freunden in den Pubs und Clubs<br />
Cardiffs so richtig die Sau rauszulassen.<br />
Insgeheim hat er ein Auge<br />
auf seine platonische Freundin<br />
Lulu geworfen, die ebenfalls Teil<br />
der Gang ist. Auch die vier anderen<br />
haben ihre eigenen Konflikte<br />
zu lösen, die sich im Endeffekt<br />
aber alle auf das Spannungsfeld<br />
zwischen Perspektivlosigkeit und<br />
Entfremdung reduzieren lassen.<br />
Wenn die zweieinhalb Tage zwischen<br />
Freitagnachmittag und<br />
Montagmorgen alles sind, wofür<br />
man lebt, dann muss unter der<br />
Woche etwas ganz gewaltig schief<br />
laufen. Als ernsthafte Kapitalismus-Kritik<br />
funktioniert der Film<br />
aufgrund seiner teilweise cartoonhaften<br />
Überzeichnungen zwar nur<br />
begrenzt, als Portrait der (englischen)<br />
Rave- und Party-Szene<br />
aber dafür umso besser.<br />
Der erhobene Zeigefinger<br />
bleibt zum Glück in der<br />
Tasche, ohne die Schattenseiten<br />
ausufernden Drogenkonsums<br />
unter den Tisch fallen zu lassen.<br />
Im Vergleich zum großen Bruder<br />
Trainspotting fällt das Treiben<br />
allerdings weit weniger drastisch<br />
aus, schließlich handelt es sich<br />
bei den Protagonisten auch nicht<br />
um Heroin-Junkies im Endstadium.<br />
Dafür dürften sich viele<br />
Zuschauer im Hinblick auf ihre<br />
eigene Jugendzeit in den sympathisch<br />
gezeichneten Figuren und<br />
ihren Erlebnissen wiederkennen.<br />
Human Traffic<br />
Tragikomödie<br />
USA<br />
Erscheinungsjahr: 1999<br />
Regie: Justin Kerrigan<br />
Länge: 99 Minuten<br />
Mit John Simm, Sean Parkes, Nicola<br />
Reynolds, Danny Dyer, Howard Marks<br />
Die Hauptdarsteller legen sich<br />
jeweils mächtig ins Zeug und<br />
schaffen es, diese ganz besondere<br />
Gefühlspalette zwischen himmelhochjauchzend<br />
(High) und<br />
zu Tode betrübt (Kater) glaubhaft<br />
und ungekünstelt rüberzubringen.<br />
Dabei mag es der Authentizität<br />
durchaus geholfen haben, dass<br />
Regisseur Justin Kerrigan bei<br />
den Dreharbeiten selbst erst Mitte<br />
zwanzig gewesen ist. Und auch,<br />
dass hier kaum jemand wie ein<br />
Topmodel aussieht, dessen Teint<br />
auch nach durchzechter Nacht<br />
immer noch porentief rein und<br />
strahlend aussieht.<br />
Und dann kommt, irgendwann<br />
im letzten Drittel, die<br />
Szene, die für sich allein genommen<br />
schon die Aufnahme in den<br />
<strong>Highway</strong>-Filmkanon rechtfertigt:<br />
der legendäre Gastauftritt von Howard<br />
Marks, seines Zeichens weltberühmter<br />
Haschisch-Schmuggler<br />
und Stoner-Ikone. Marks veredelte<br />
mit seiner Präsenz Zeit seines<br />
Lebens nur zwei Spielfilme. Kurz<br />
vor seinem Tod trat er im Finale<br />
der schwachen Komödie „Stoner<br />
Express“ in recht belangloser<br />
Weise auf, doch sein Stelldichein<br />
in Human Traffic ist im Gegensatz<br />
dazu wirklich sehenswert.<br />
Perfekt seziert er die zentralen<br />
hierarchischen Mechanismen, die<br />
jeder Kiffer-Runde innewohnen.<br />
So ziemlich jeder Cannabisfreund<br />
dürfte sich in Howards Erläuterungen<br />
zu den sogenannten<br />
„Spliff Politics“ wiederfinden<br />
und vielleicht sogar auch ein<br />
bisschen ertappt fühlen. Unbedingt<br />
erwähnenswert ist auch der<br />
Soundtrack des Films, der einige<br />
echte Perlen elektronischer Musik<br />
der Neunziger von Orbital bis<br />
Underworld bereithält, die den<br />
jeweiligen Szenen verdammt gut<br />
zu Gesicht stehen und den Film,<br />
auch als Zeitdokument, insgesamt<br />
deutlich aufwerten.<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 55
HÖRT, HÖRT!<br />
„Ich atme, also trink ich.<br />
Prost Weihnachten, Kinder“<br />
Facebook-Post aus dem Jahr 2<strong>02</strong>0 von Robin Grimm,<br />
zentrales Gesicht der Cannabis-Präventionskampagne „Mach dich schlau!“<br />
@kingbongbr<br />
PinNwand<br />
@daydream.society<br />
@broccoli_mag<br />
@oficialcannabis<br />
INSTAGRAM-<br />
„Demnach habe unter<br />
Teenagern die weitaus<br />
gefährlicheren Konsumarten<br />
des ‚Tupfens’<br />
und des Inhalierens<br />
(statt Rauchen) von<br />
‚ultrapotentem Marihuana’<br />
stark zugenommen:<br />
Mehr als die<br />
Hälfte der Schüler,<br />
die Marihuana konsumieren,<br />
berichteten,<br />
dass sie es tupfen,<br />
um high zu werden.“<br />
Redaktion,<br />
Die Tagespost<br />
„Es ist eine kleine<br />
Revolution, die sich<br />
da vollzieht – das<br />
stille Ende des ‚war<br />
on drugs’, des Kriegs<br />
gegen die Drogen, den<br />
US-Präsident Richard<br />
Nixon vor bald 50 Jahren<br />
ausgerufen hatte.<br />
Ein Krieg, der das Land<br />
Unsummen gekostet, zu<br />
einem massiven Ausbau<br />
des Gefängniswesens<br />
geführt und doch<br />
keine Drogenepidemie<br />
verhindert hat. Still<br />
endet der Krieg, weil<br />
es keine zentrale Entscheidung<br />
gegeben hat,<br />
ihn einzustellen. Doch<br />
in den Bundesstaaten<br />
entsteht – über die direkte<br />
Demokratie – eine<br />
neue Realität.“<br />
Alan Cassidy,<br />
tagenanzeiger.ch<br />
„Wir planen deutliche<br />
Änderungen im Gesetz.<br />
Zunächst einmal wollen<br />
wir den Export der Blüten<br />
erlauben, was im aktuellen<br />
Gesetz nicht klar geregelt<br />
ist. Andererseits wollen<br />
wir in der Gesellschaft<br />
eine Debatte über eine<br />
Strafbefreiung und Entkriminalisierung<br />
von Cannabis<br />
eröffnen und sicher auch<br />
in gewissem Maße über die<br />
Legalisierung der Nutzung<br />
sprechen.“<br />
Venko Filipce,<br />
Gesundheitsminister<br />
von Nordmazedonien<br />
„Bei YouTube haben sich<br />
viele Tausend Menschen<br />
bezüglich der Kampagne<br />
von Daniela Ludwig schlau<br />
gemacht und Tausende Menschen<br />
haben auch einen<br />
Kommentar hinterlassen.<br />
Die Drogenbeauftragte<br />
sollte diese Kommentare<br />
mal lesen, um sich schlau<br />
zu machen, denn die meisten<br />
Kommentatoren halten<br />
wenig bis gar nichts von<br />
Ludwigs Kampagne und/oder<br />
empfinden diese geradezu<br />
als grotesk.“<br />
Redaktion, TAZ Blogs<br />
„Ich komm mir vor wie der<br />
Pablo Escobar von Bayern.“<br />
Wenzel Cerveny,<br />
Besitzer der HANF-Bioläden<br />
„Man bräuchte Hanftee<br />
für 150 Euro und eine<br />
Extraktionsanlage für<br />
75.000 Euro, um das THC<br />
eines Fünf-Euro-Joints<br />
zu erhalten. Wem diese<br />
Rechnung aufgeht, dem<br />
sind die Sinne ordentlich<br />
benebelt.“<br />
Quer,<br />
Bayrischer Rundfunk,<br />
zu den Hanftee-Razzien<br />
„Viele Experten sind<br />
angesichts des neuen<br />
Amtsträgers in den USA<br />
davon überzeugt, dass<br />
Regulierungen in Zusammenhang<br />
mit ‚Recreational<br />
Marijuana’ aufgelockert<br />
und somit die<br />
flächendeckende Legalisierung<br />
vorangetrieben<br />
werden kann.“<br />
Redaktion,<br />
boerse-express.de<br />
„Cannabis ist laut internationalem<br />
Recht nämlich<br />
eine illegale Substanz.<br />
Wie Luxemburg dennoch den<br />
Verkauf und Konsum selbst<br />
unter strengen Bedingungen<br />
erlauben kann, sehen<br />
Experten als ‚juristisches<br />
Neuland’. Prosaischer<br />
ist dabei die Frage,<br />
wie der legale Joint<br />
dann besteuert wird, wenn<br />
es einmal so weit ist.“<br />
Redaktion, reporter.lu<br />
56 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong><br />
„Wenn ich endlich wieder im Dunst meines Gegenübers stehen darf – dann bitte<br />
nicht in psychoaktiven Rauchschwaden. Denn beim Kiffen schädigt der Raucher<br />
eben nicht nur sich selbst, sondern auch die Personen in seiner Nähe. Cannabis-Konsum<br />
erhöht das Risiko für lebenslange Psychosen. Das will doch keiner<br />
einem anderen antun!“<br />
Robin Peters,<br />
Nordkurier<br />
– Das –<br />
Kack-Zitat<br />
der Ausgabe
WORTSALAT<br />
In diesem Buchstabensalat verstecken sich fünf Begriffe<br />
mit Cannabis-Bezug. Um welche Wörter handelt es sich?<br />
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SUCHBILD<br />
Fünf Fehler haben sich im unteren Bild eingeschlichen.<br />
Wer hat ein gutes Auge und spürt sie alle auf ?<br />
Die Auflösungen gibt´s unten auf der nächsten Seite<br />
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Diese Wörter sind versteckt:<br />
Cannabis-Quiz<br />
1 Nordmazedonien 2 Nordmann 3 Clipper<br />
4 Klippundklar 5 Lungenvolumen 6 Junge<br />
7 Inhalator 8 inshallah 9 Ultrapotent<br />
10 ultras<br />
An dieser Stelle warten sieben knifflige Fragen zum<br />
Thema Cannabis auf die Leserschaft, mit denen das<br />
eigene Fachwissen unter Beweis gestellt werden kann.<br />
Quelle: http://suchsel.bastelmaschine.de<br />
Aus den richtigen Antworten ergibt sich dann das<br />
gesuchte Lösungswort. Viel Spaß!<br />
Welcher US-Gouverneur treibt die Legalisierung in New York an?<br />
g) A. Cuomo r) A. Schwarzenegger j) D. Trump l) J. Biden<br />
Welches Land plant die Legalisierung?<br />
a) Ghana d) Sudan v) Irak r) Nordmazedonien<br />
Wie heißt Daniela Ludwigs neue Cannabis-Präventionskampagne?<br />
j) Mach dich blau! o) Mach dich schlau! e) Schluck, du Sau! i) Sauf dich grau!<br />
Wie heißen die neuen CBD-Oral-Strips?<br />
h) Elevant w) Evita w) Elevar h) Elefalse<br />
Für welchen Monat ist die Plusmacher-Tour 2<strong>02</strong>1 angesetzt?<br />
a) Juli o) Juni f) Dezember b) September<br />
Wie viele Coffeeshops gibt es aktuell in Amsterdam?<br />
e) 420 s) 343 i) 166 t) <strong>21</strong>0<br />
Die nächste<br />
Ausgabe des <strong>Highway</strong>-Magazins<br />
ist ab dem 27. April 2<strong>02</strong>1<br />
am gut sortierten Kiosk und Im<br />
HEad-/Grow-Shop erhältlich!<br />
In welcher Stadt gab es zu Jahresbeginn Probleme mit giftigem Hasch?<br />
m) München z) Berlin t) Stuttgart p) Wien<br />
HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong> 57
FACHHäNDLER DEUtschland Growshop Headshop Grow- und Headshop<br />
PLZ (DE) Name Stadt Straße www.<br />
04105 Kif-Kif Leipzig Kurt-Schumacher-Str. 39 kif-kif.de<br />
06108 Ketama Damba Halle Ludwig-Wucherer-Str. 33 die-kraeuterhexe.de<br />
06110 Hanf-Box Halle Böllberger Weg 6 ak-seeds.com<br />
10178 Hanfmuseum Berlin Mühlendamm 5 hanfmuseum.de<br />
1<strong>02</strong>43 Udopea Berlin Berlin Warschauerstr. 72 udopea.de<br />
1<strong>02</strong>49 Klaus der Gärtner Berlin Strassmannstr. 1 klausdergärtner.de<br />
10317 Buschmann-Shop Berlin Archibaldweg 26 buschmannshop.de<br />
10437 Kaya Foundation Berlin Schliemannstr. 26 kayagrow.de<br />
10969 Gras Grün Berlin Ritterstr. 43 grasgruen.de<br />
12049 Pegasus Berlin Mahlowerstr. 2 pegasus-unleashed.com<br />
1<strong>21</strong>09 Greenlight-Shop Berlin Ullsteinstr. 73 greenlight-shop.de<br />
12435 Verdampftnochmal Berlin Karl-Kunger-Str. 28 verdampftnochmal.de<br />
13347 Sun Seed Bank Berlin Amsterdamer Str. 23 sun-seed-bank.de<br />
18057 Pegasus Rostock Barnstorfer Weg 23 pegasus-unleashed.com<br />
24114 Flower-Power-Kiel Kiel Sophienblatt 80 flower-power-kiel.de<br />
26112 Fantasia Oldenburg Staulinie 16/17 fantasia-ol.de<br />
26954 Black Sheep Nordenham Atenser Allee 20 nicht vorhanden<br />
32052 Chalice Herford Herford Steinstr. 22 chalice-grow.de<br />
37124 U-Farm Rosdorf Hambergstr. 1 u-farm.de<br />
4<strong>21</strong>03 Halloween-Store Wuppertal Neumarktstr. 35 halloween-stores.de<br />
45127 Krazy8 Essen Viehofer Str. 28 nicht vorhanden<br />
45127 Weedzz Recklinghausen Münsterstr. 13-15 weedzz.de<br />
45879 Cheech Gelsenkirchen Kirchstr. 37 cheech-headshop.de<br />
49090 Chalice Osnabrück Osnabrück Kirksweg 8 chalice-grow.de<br />
52076 Skilled Staff Aachen Werkstr. 30 shop.skilledstaff.rocks<br />
58135 Imagro Hagen Swolinzkystr. 3 imagro.de<br />
58706 Green Gates Menden Neumarkt 11 www.green-gates.de<br />
59348 GBK – Gärtnereibedarf Kortmann Lüdinghausen Olfener Str. 112 gbk-shop.de<br />
60311 Neutral Frankfurt am Main Fahrgasse 97 neutral-ffm.net<br />
60486 Mr. Nice Shop Frankfurt am Main Große Seestr. 36 mr-nice-shop.com<br />
60594 Bong Headshop Frankfurt am Main Elisabethenstr. <strong>21</strong> bong-headshop.de<br />
61348 Nasha Head- & Growshop Bad Homburg Obergasse 5 nasha-grow.de<br />
64283 Growshop Darmstadt Elisabethenstr. 34 growshopda.de<br />
65549 Green Life Limburg Limburg an der Lahn Frankfurter Straße 4a www.Green-Life.store<br />
66892 CBD K TOWN Bruchmühlbach-Miesau Kaiserstr. 109a nicht vorhanden<br />
68159 New Asia Headshop Mannheim F1, 10 (Nähe Paradeplatz) new-asia-headshop.de<br />
69254 Kalidad Malsch Am Bahnhof 6 kalidad.de<br />
70178 Ivory Stuttgart Marienstr. 32 ivory-stuttgart.de<br />
70178 Rauchbombe Stuttgart Tübinger Str. 85 rauchbombe-stuttgart.de<br />
73037 Glasshouse Göppingen Jahnstr. 86 ghouse.de<br />
73037 Nirwana Raucherladen Schrozberg Bahnhofstr. 13 nicht vorhanden<br />
76133 Glasgalerie Karlsruhe Zähringerstr. 49 nicht vorhanden<br />
76646 Planet Blunt Bruchsal Bannweideweg 4 planet-blunt.de<br />
76646 Das Gewächshaus Bruchsal Bannweideweg 4 sgwaechshaus.de<br />
77933 Hanfnah Lahr Werderstr. 28 hanfnah.de<br />
791<strong>02</strong> Hanfnah Freiburg Schützenallee 3 hanfnah.de<br />
79540 Hanfnah Lörrach Basler Str. 86 hanfnah.de<br />
81677 Hanf – der etwas andere Bioladen München Einsteinstr. 163 hanfbioladen.de<br />
85077 Smart City Garden Manching Weberstr. 2 smartcitygarden.de<br />
90439 my420gadgets Nürnberg Schweinauer Str. 56 my420gadgets.de<br />
93047 Hempy’s Shop Regensburg Wahlenstr. 23 hempy.de<br />
93055 GrowArt Profitechnik Regensburg Auweg 42a growartprofitechnik.de<br />
94032 Geko Passau Brunngasse 27 geko-garten.de<br />
94113 Geko Garten Tiefenbach Unterkaining 2 geko-garten.de<br />
94315 Hempy’s Shop Straubing Am Platzl 41 hempy.de<br />
97506 Karma Grafenrheinfeld Marktplatz 4 nicht vorhanden<br />
99734 Plantplanet Nordhausen Wallrothstr. 8b plantplanet.de<br />
BILDNACHWEISE HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong><br />
Titel: Liberty Haze, Barney´s Farm<br />
Seite 6-7: Adobe Stock/bestpixels,<br />
Stelle für Suchtprävention, Kanton Zürich<br />
Seite 8: Facebook, Julian Brüning<br />
Seite 10: Facebook, Robin Grimm<br />
Seite 11: Wenzel Cerveny<br />
Seite 12: Metropolitan Transportation Authority/Patrick Cashin<br />
Seite 13: Bachrach44<br />
Seite 14: The Greenhouse of Walled Lake<br />
Seite 17: DHV<br />
Seite 18: Polizeifoto<br />
Seite 19: Sandro Halank<br />
Seite 22, 23: Barney´s Farm<br />
Seite 28: Cannamigo, Hanf im Glück (unten)<br />
Seite 29: Adobe Stock/John, <strong>Highway</strong><br />
Seite 36-37: Adobe Stock/Busliq<br />
Seite 38, 39, 40-41: Do-Ya-Own Cannagoods<br />
Seite 42, 44, 46: Fotomontage: Adobe Stock/Lunatictm/Krafla/esoxx,<br />
<strong>Highway</strong><br />
48-49, 51: Flickr, The Travelling Slacker<br />
Seite 55: Metrodome Distribution<br />
Verlag<br />
Four Twenty Solutions GmbH<br />
Obergrünewalder Str. 3,<br />
4<strong>21</strong>03 Wuppertal<br />
Telefon: <strong>02</strong><strong>02</strong>/37909957<br />
Mail: info@highway-magazin.de<br />
Web: www.highway-magazin.de<br />
Chefredakteur<br />
Paddy Schmidt (ViSdPR)<br />
Ehren-Chefredakteurin der Ausgabe<br />
Chris D.<br />
Autoren<br />
Mr. Haze Amaze<br />
Jörg Auf dem Hövel<br />
Leonardo Bardelle<br />
Steffen Dietrich<br />
Christian Fromm<br />
Gregor Fröhlich<br />
Mr. José<br />
Chuck Lore<br />
Lorenz Minks<br />
Rochssare Neromand-Soma<br />
Iven Sohmann<br />
Fotografen<br />
siehe Bildnachweise auf dieser Seite<br />
Illustrationen & Layout<br />
John Ahrens<br />
Matthieu Lambert<br />
Paco Ramírez<br />
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Druck<br />
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Frankfurter Straße 168<br />
341<strong>21</strong> Kassel<br />
Erscheinungsweise<br />
zweimonatlich<br />
Wir möchten darauf hinweisen, dass Erwerb, Verkauf und<br />
Besitz von Cannabis in den meisten Staaten nach wie vor<br />
illegal ist. Ebenfalls ist der Anbau von Cannabis in den<br />
meisten Staaten verboten und kann ohne Ausnahmegenehmigung<br />
mit empfindlichen Strafen belegt werden. Vorliegendes<br />
Magazin dient der Aufklärung und Information und soll<br />
keine Anleitung oder Aufforderung zum Konsum, Erwerb,<br />
Verkauf oder Anbau von illegalen Drogen darstellen.<br />
IMPRESSUM<br />
Nachdruckgenehmigungen<br />
Nachdruckgenehigungen für Texte, Fotos<br />
und Grafiken und Aufnahme in elektronische<br />
Datenbanken und Mailboxen<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />
Verlags. Ausgenommen sind die links<br />
aufgeführten Fotos und Grafiken mit<br />
Creative-Commons-Lizenzen. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte, Bilder,<br />
Dateien und Datenträger übernimmt der<br />
Verlag keine Haftung. Kürzungen von<br />
Leserbriefen und Beiträgen vorbehalten.<br />
58 HIGHWAY <strong>02</strong>/<strong>21</strong><br />
Wortsalat: INHALATOR, LUNGENVOLUMEN, CLIPPER, NORDMAZEDONIEN, ULTRAPOTENT<br />
Quiz: growbiz<br />
Suchbild-Lösung
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