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Bildrausch Filmfest Basel 9, Katalog 2019

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7<br />

9. BILDRAUSCH<br />

FILMFEST BASEL<br />

19.06.—23.06.19<br />

1<br />

2<br />

8<br />

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9<br />

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20<br />

19


PROGRAMMÜBERSICHT 2<br />

EDITORIAL 4<br />

CUTTING EDGE 5<br />

INTERNATIONALER<br />

WETTBEWERB<br />

NACHHALL: 32<br />

MIT RENI MERTENS<br />

& WALTER MARTI<br />

IN DIE ZUKUNFT<br />

GIANFRANCO 54<br />

ROSI<br />

DER WAHRHEITS­<br />

SUCHER<br />

SPECIALS<br />

ERDE 68<br />

MAKINO TAKASHIS ELEKTRISCHE MAGIE 70<br />

SINNESRAUSCH 74<br />

THEY SHALL NOT GROW OLD 78<br />

TALKS, EVENTS UND PODIEN 80<br />

RUND UM BILDRAUSCH 89<br />

DANK 120<br />

FESTIVALINFORMATIONEN 124<br />

IMPRESSUM 126


DIE<br />

VERMESSUNG<br />

DER WELT<br />

Das Kino als Vermessung der Welt, der Film als<br />

Topografie unseres Lebens. Der neunte <strong>Bildrausch</strong> führt<br />

uns mitten in die vibrierenden Zentren von Klasse,<br />

Identität oder Geschlecht, erkundet die Landschaften<br />

unserer Seele ebenso wie die Halden der Geschichte und<br />

entwirft freihändig eine kunstvolle Karte der Wirklichkeit.<br />

Deren besonderes Augenmerk gilt dem Dokumentarfilm,<br />

steht doch unsere Hommage an das Autorenpaar<br />

Reni Mertens und Walter Marti für einen eigenen Kinokontinent.<br />

Die Pioniere des Jungen Schweizer Films<br />

schufen ein avantgardistisches, zutiefst humanistisches<br />

Œ uvre, dessen Formenvielfalt, Dringlichkeit und Schönheit<br />

bis heute inspirieren. Das politische Wesen ihres<br />

Werks schlägt eine Brücke zu Gianfranco Rosi. Als<br />

Reisender in Sachen Wahrheit kratzt er beharrlich an<br />

der Oberfläche der Welt. Wir zoomen mit einer umfassenden<br />

Retrospektive und im Gedanken/Raum auf die<br />

unverhohlen subjektiven und doch zutiefst universellen<br />

Porträts des preisgekrönten Italieners. «(...) dass man sich<br />

mit dem Film auf die Äste hinauswagt, ganz weit hinaus<br />

in einen Bereich wo es tatsächlich ungemütlich werden<br />

könnte», hat sich der Filmemacher Peter Liechti<br />

(1951– 2014) einst von Kino und Publikum gewünscht.<br />

Wir freuen uns sehr, dass der neue Peter-Liechti-Preis<br />

einen Wettbewerbsfilm ehren wird, der in Form oder<br />

Narration besondere Risikofreude beweist. Sie sind herzlich<br />

eingeladen, sich ohne Netz und doppelten Boden<br />

ganz und gar dem diesjährigen <strong>Bildrausch</strong> hinzugeben!<br />

Nicole Reinhard, Beat Schneider<br />

4<br />

Am 23. Juni vergibt die Jury den <strong>Bildrausch</strong>-Ring<br />

der Filmkunst in Verbindung mit einer Preissumme<br />

von CHF 5000 an den Schöpfer oder die Schöpferin des<br />

besten <strong>Bildrausch</strong>-Films. Zum ersten Mal wird auch<br />

der neu geschaffene Peter-Liechti-Preis in Höhe in von<br />

CHF 2000 an ein Werk verliehen, das sich durch besonderen<br />

narrativen oder visuellen Mut auszeichnet. Der<br />

Preis für einen Film, der aufs Ganze geht, wird von der<br />

Tweaklab AG und Reck Filmproduktion gestiftet.<br />

RAMELL ROSS (*1982, Frankfurt a.M.)<br />

studierte Englisch und Soziologie an der<br />

Georgetown University und Kunst an der<br />

Rhode Island School of Design. Er lebt und<br />

arbeitet als Fotograf, Autor und Filmemacher<br />

in Rhode Island und Alabama und<br />

lehrt aktuell am Visual Art Departement<br />

der Brown University in Providence. Seine vielbeachteten<br />

fotografischen Arbeiten und Texte erschienen<br />

unter anderem in der «New York Times», im «Harper’s<br />

Magazine», in «Aperture», «TIME», «Oxford American»<br />

und dem Walker Arts Center. 2018 feierte sein Regiedebüt<br />

Hale County This Morning, This Evening am<br />

Sundance Festival Premiere, wo es mit dem Special Jury<br />

Award for Creative Vision ausgezeichnet wurde. Bei<br />

den diesjährigen Academy Awards war sein Erstling<br />

gar für einen Oscar für den Besten Dokumentarfilm<br />

nominiert. In der lyrischen Dokumentation über die<br />

afroamerikanische Lebenswelt im südlichen Alabama<br />

fing RaMell Ross deren atmosphärische Dichte mit<br />

beeindruckender visueller Erzählkunst ein und trat<br />

damit in die Fussstapfen von Charles Burnett, den er<br />

neben Andrei Tarkowski und Toni Morrison als Inspiration<br />

für sein Schaffen nennt. Letztes Jahr war RaMell<br />

Ross mit Hale County bei <strong>Bildrausch</strong> zu Gast und wurde<br />

von der Jury mit einer lobenden Erwähnung bedacht.<br />

5<br />

CUTTING EDGE


6<br />

7<br />

GERWIN TAMSMA (*1964, Franeker)<br />

war lange Jahre als Filmkritiker und Herausgeber<br />

unter anderem für das «NRC<br />

Handelsblad» und das «Dutch Film Yearbook»<br />

tätig, ehe er 1996 zum International<br />

Film Festival Rotterdam (IFFR) kam.<br />

Hier ist er für die Programmierung der<br />

Spielfilme aus Lateinamerika, China, Korea, Skandinavien,<br />

Italien, Spanien und Portugal verantwortlich<br />

und leitet die Sektion «Bright Future» für junge Filmemacher.<br />

Er ist zudem Teil des Auswahlkomitees für<br />

den Tiger-Awards-Wettbewerb und Mitglied des Komitees<br />

des Hubert Bals Fund, der innovatives und<br />

engagiertes Filmschaffen unterstützt. In seiner Zeit<br />

beim IFFR hat er verschiedenste Retrospektiven und<br />

Spezialprogramme kuratiert und sass schon in diversen<br />

internationalen Jurys wie beim Vancouver International<br />

Film Festival, beim Bafici Festival in Buenos<br />

Aires, beim CPH: DOX in Kopenhagen oder beim<br />

Cinema Digital Festival in Seoul. Sein Herz schlägt<br />

für Filme, die inspiriert wie inspirierend sind, sich mit<br />

frischem Blick und einer kreativen Einstellung zum<br />

professionellen Filmemachen und zur Welt an ihre<br />

Themen wagen und gerne auch unbequem und fordernd<br />

sein dürfen.<br />

ARAMI ULLÓN (*1978 Asunción): Die<br />

seit 2011 in <strong>Basel</strong> lebende Filmemacherin<br />

ist schon 25 Jahre im audiovisuellen Bereich<br />

tätig. Ihre Erfahrungen als Produzentin<br />

umfassen Musik-Videos, TV-Programme<br />

und Werbefilme überwiegend<br />

für paraguayische und einige europäische<br />

Produktionshäuser. Im Bereich Fiktion arbeitete sie<br />

für die Spielfilme El toque del Oboe (Paraguay/Brasilien,<br />

1997), Miami Vice (USA, 2006) und 18 cigarrillos y medio<br />

(Paraguay/Mexiko/Spanien, 2011). Letzteren hat sie<br />

selbst produziert. Nach zwei Kurzfilmen (Ausencia de<br />

un nombre propio (1998) und Beckon (2000)) feierte sie<br />

2014 mit El tiempo nublado ihr Regiedebüt. Die zutiefst<br />

persönliche, feinfühlige Dokumentation über ihre seit<br />

langen Jahren an Epilepsie und Parkinson erkrankte,<br />

in Paraguay lebende Mutter wurde auf über 70 internationalen<br />

<strong>Filmfest</strong>ivals gezeigt und unter anderem<br />

mit dem Regards Neufs Award for Best First Film am<br />

Dokumentarfilmfestival Visions du Réel, dem SIGNIS-<br />

Preis, dem Prix du Lycéen Documentaire in Cinélatino<br />

– Rencontres de Toulouse und dem Basler Filmpreis<br />

für den besten Film ausgezeichnet. Aktuell arbeitet<br />

sie an ihrem zweiten Langfilm Nothing But the Sun,<br />

einer Untersuchung der komplexen Bedeutung von<br />

Identität und Zugehörigkeitsgefühl, basierend auf der<br />

Situation der Ayoreo-Ureinwohner in Paraguay.<br />

CUTTING EDGE


Ein Staatsstreich ist nicht viel wert, wenn keiner<br />

etwas davon mitbekommt – weshalb ein irregulärer<br />

Machtwechsel gemeinhin medial annonciert wird.<br />

Die Verkündung eines Militärputsches ist im Mai 1963<br />

denn auch die Aufgabe der Protagonisten von Mahmut<br />

Fazıl Coskuns drittem Film Anons: Während die Kollegen<br />

in Ankara die Regierung stürzen, sollen sie im<br />

Radio Istanbul die diesbezügliche Ansage machen.<br />

Nur leider befindet sich der dazu benötigte Radiotechniker<br />

nicht an seinem Arbeitsplatz, und auch sonst<br />

kommt mancherlei dazwischen. Eine Weile wähnt<br />

man sich in einer Deadpan-Komödie des Scheiterns,<br />

bis das erste Opfer hinreichend verdeutlicht, dass es<br />

sich hier um eine bierernste Sache handelt und zumindest<br />

keiner der auf der Leinwand Agierenden die<br />

Scherze lustig findet, die das Leben sich in jener schicksalhaften<br />

Nacht für sie hat einfallen lassen. Doch nicht<br />

nur die Tonlage des Films zeugt von der Experimentierfreudigkeit<br />

des 1973 in der Türkei geborenen, in<br />

Los Angeles und Istanbul ausgebildeten Regisseurs,<br />

auch visuell-stilistisch wagt er den Bruch mit Konventionen.<br />

So lässt er die Handlung wiederholt aus dem<br />

Bildrahmen treten und vermittelt das Geschehen über<br />

das Hör-, nicht das Sichtbare. Dabei macht er spielerisch<br />

und zwanglos klar, dass das Gefilmte immer lediglich<br />

ein Ausschnitt einer viel komplexeren Realität ist. (as)<br />

ANONS<br />

· Anons (The Announcement)<br />

· Türkei, Bulgarien 2018<br />

· 94 Min. Farbe. DCP. Türk/e<br />

· Regie: Mahmut Fazıl Coskun<br />

· Buch: Mahmut Fazıl Coskun,<br />

Ercan Kesal<br />

· Kamera: Krum Rodriguez<br />

· Schnitt: Çiçek Kahraman<br />

· Musik: Okan Kaya<br />

· Mit Ali Seçkiner Alici,<br />

Tarhan Karagöz, Murat Kiliç<br />

· Produzenten: Halil Kardas,<br />

Tarik Tufan<br />

· Kontakt: Heretic Outreach, Athen,<br />

www.heretic.gr<br />

9<br />

MI 19.6. 21:15<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von<br />

Mahmut Fazıl Coskun<br />

SA 22.6. 19:15<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von<br />

Mahmut Fazıl Coskun


Im Frühjahr 2016 bekommen es die österreichischen<br />

Politiker mit der Angst zu tun. Sie fürchten, die «Flüchtlingsströme»,<br />

die über die Balkanroute unterwegs in<br />

die EU sind, könnten die kleine Alpenrepublik unter<br />

sich begraben. Präventiv und populistisch werden<br />

Gegenmassnahmen ergriffen beziehungsweise vorgesehen<br />

respektive geplant oder immerhin überlegt. Ausgerechnet<br />

am Brenner, einer geo-ethno-politisch hochsensiblen<br />

Grenze, die dennoch schon immer relativ<br />

durchlässig war, soll ein Zaun errichtet werden. Der<br />

Aufruhr ist entsprechend. Mit gewohnter Ruhe aber<br />

begibt sich der österreichische Dokumentarist Geyrhalter<br />

ins Getümmel und schaut sich um und zeichnet auf.<br />

Entlang des Brennerpasses wandert er zwischen Nordund<br />

Südtirol, zwischen Österreich und Italien hin und<br />

her, spricht mit Jägern, Hüttenwirten, senegalesischen<br />

Bauarbeitern, Milchfahrern und Biobauern. Aus der<br />

Vielzahl der Stimmen und aus den vielfältigen Meinungen<br />

entsteht ein Bild, das weit mehr umfasst als die<br />

überschaubare Region, die es hervorbringt: Nicht nur<br />

von Europas Abschottungspolitik handelt Die bauliche<br />

Massnahme, sondern von den globalen Machtverhältnissen<br />

und vom Wesen der Humanität. Und das alles ausgehend<br />

von ein paar Metern Maschendrahtzaun … ein<br />

typisch Geyrhalter’sches Kunststück. (as)<br />

· Die bauliche Massnahme<br />

(The Border Fence)<br />

· Österreich 2018<br />

· 112 Min. Farbe. DCP. D/e<br />

· Regie, Buch, Kamera: Nikolaus<br />

Geyrhalter<br />

· Schnitt: Emily Artmann, Gernot Grassl<br />

· Produzenten: Markus Glaser, Wolfgang<br />

Widerhofer, Michael Kitzberger,<br />

Nikolaus Geyrhalter<br />

· Kontakt: Austrian Films, Wien,<br />

www.austrianfilms.com<br />

11<br />

DO 20.6. 14:15<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

SA 22.6. 15:15<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Nikolaus Geyrhalter<br />

DIE BAULICHE MASSNAHME


Das Schaffen des dominikanisch-mexikanischen<br />

Regiegespanns Laura Amelia Guzmán & Israel Cárdenas<br />

hat sich auf eine ziemlich unvorhersehbare<br />

Weise entwickelt: Von der flüchtigen, stark neorealistisch<br />

geprägten Poesie von Cochochi (2007) und Jean<br />

Gentil (2010) zu dem stilisiert-labyrinthischen Delirium<br />

ihres aktuellen Meisterwerks, La fiera y la fiesta .<br />

Man käme kaum darauf, dass auch dieses eine nonfiktionale<br />

Erdung hat: Der Filmschaffende, um dessen<br />

Bilder- wie Geisteswelt sich alles dreht, Jean-Louis<br />

Jorge, war ein Verwandter Guzmáns; viele seiner<br />

Weggefährten tauchen im Film auf; und zu sehen<br />

bekommt man auch einiges aus seinen Werken, allen<br />

voran La serpiente de la luna de los piratas (1973) und<br />

Mélodrame (1976). Geraldine Chaplin nun gibt eine<br />

Filmemacherin, die einem Freund einen Gefallen tun<br />

soll: Regie übernehmen bei einer Produktion, die auf<br />

Jorges letztem Buch basiert – und bald von einer Katastrophe<br />

in die nächste schlittert ... La fiera y la fiesta<br />

ist etwas Ausserordentliches: Einerseits kann man sich<br />

gut treiben lassen in diesem campigen Kinorausch –<br />

andererseits, entsprechend gelesen, funktioniert er<br />

perfekt als filmhistorischer Essay, bei dem man viel<br />

über einen obskuren Auteur lernt. Das gabs so wirklich<br />

noch nie! (om)<br />

· La fiera y la fiesta (Holy Beasts)<br />

· DR, ARG, MEX <strong>2019</strong><br />

· 90 Min. Farbe. DCP. Sp/E/F/e<br />

· Regie, Buch: Laura Amelia Guzmán,<br />

Israel Cárdenas<br />

· Kamera: Israel Cárdenas<br />

· Schnitt: Andrea Kleinman,<br />

Israel Cárdenas, Pablo Chea<br />

· Musik: Leandro de Loredo<br />

· Mit Geraldine Chaplin, Udo Kier,<br />

Luis Ospina, Jaime Piña<br />

· ProduzentInnen: Rafael Elías Muños,<br />

Laura Amelia Guzmán, Israel Cárdenas<br />

· Kontakt: Latido Films, Madrid,<br />

www.latidofilms.com<br />

13<br />

FR 21.6. 10:00<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Laura Amelia<br />

Guzmán und Israel Cárdenas<br />

SA 22.6. 17:00<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Laura Amelia<br />

Guzmán und Israel Cárdenas<br />

LA FIERA Y LA FIESTA


Angela Schanelec macht ein hochsensibles Kino<br />

der nicht verheilten Narben. Ein Kino, dem man<br />

ausgeliefert ist. In Ich war zuhause, aber, für den die<br />

deutsche Filmemacherin auf der Berlinale mit dem<br />

Preis für die Beste Regie ausgezeichnet wurde, entfaltet<br />

sich in jedem Bild das dringliche Gefühl einer<br />

Versehrtheit. Elliptisch zwischen Vergangenheit und<br />

Gegenwart oszillierend, werden Menschen gezeigt,<br />

die sich brauchen, und Menschen, die allein sein müssen.<br />

So auch eine nach der eigenen Lebendigkeit suchende<br />

Mutter (wie oft bei Schanelec grandios: Maren<br />

Eggert). Sie leidet am Verlust ihres Mannes und der<br />

Unmöglichkeit, ihren Kindern gerecht zu werden.<br />

Jedes Bild im Film ist die Wiedergabe einer verzweifelten<br />

inneren Stimme. Jedes Fragment deutet auf<br />

etwas, was man nicht sehen kann. Sei es im behutsamen<br />

Rascheln von Blättern, einem zittrigen Schrei<br />

oder beim nächtlichen Liegen im Friedhofsmoos, begleitet<br />

von einer Wachtel und der traurigsten Coverversion<br />

von «Let’s Dance» ... Dagegen hält nur die<br />

reine und lebensbejahende Präsenz von Kindern und<br />

Tieren. Man spürt, dass dieser Film auch lange nach<br />

dem Abspann kein Ende findet. (ph)<br />

· Ich war zuhause, aber<br />

(I Was at Home, But)<br />

· Deutschland, Serbien <strong>2019</strong><br />

· 105 Min. Farbe. DCP. D/e<br />

· Regie, Buch, Schnitt: Angela Schanelec<br />

· Kamera: Ivan Markovic<br />

· Mit Maren Eggert, Jakob Lasalle,<br />

Clara Möller, Franz Rogowski<br />

· Produzentin: Angela Schanelec<br />

· Kontakt: Deutsche Kinemathek, Berlin,<br />

www.deutsche-kinemathek.de<br />

15<br />

DO 20.6. 12:00<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

FR 21.6. 18:45<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Maren Eggert<br />

ICH WAR ZUHAUSE, ABER


Es ginge um Authentizität, um Lebhaftigkeit,<br />

bekräftigt die junge Regisseurin, die im Auftrag<br />

der Stadt ein patriotisches Freilichttheater inszenieren<br />

soll. Und so frontal, wie sie eingangs ihrem<br />

Publikum gegenübertritt, geht sie schliesslich<br />

auch ihr Thema an – das 1941 von rumänischen<br />

Besatzungstruppen begangene Massaker an<br />

25 000 Juden in Odessa. In einer provokanten<br />

Versuchsanordnung stellt die engagierte Aktivistin<br />

die historischen Ereignisse mit Laiendarstellern<br />

auf einem zentralen Platz in Bukarest nach und<br />

erregt damit nicht nur die Aufmerksamkeit der<br />

Öffentlichkeit, sondern auch den Unmut von<br />

Zuschauern und staatlichen Zensoren. Mit präziser<br />

Beobachtungsgabe, erfrischendem Humor und<br />

einem leidenschaftlichen Mut zur Auseinandersetzung<br />

– mit der Vergangenheit wie mit seinen<br />

Figuren – verfolgt der rumänische Regisseur<br />

Radu Jude in seinem jüngsten Werk die Dreharbeiten<br />

um das Projekt mitsamt den Konversationen<br />

und Konfrontationen, die sich daraus ergeben.<br />

Nach seiner vorangegangenen Trilogie vergrabener<br />

Geschichte(n) in Aferim!, Scarred Hearts<br />

und der Dokumentation The Dead Nation gelingt<br />

es Jude diesmal, Fakten und Fiktion in einem<br />

elegant verspielten und zugleich angriffslustigem<br />

Drama zu verbinden, das seine Wut im Bauch<br />

und sein Herz auf der Brust trägt. (pj)<br />

· Îmi este indiferent daca în<br />

istorie vom intra ca barbari<br />

(I Do Not Care If We Go Down<br />

in History as Barbarians)<br />

· RUM, D, BUL, F, CS 2018<br />

· 140 Min. Farbe. DCP. Rum/e<br />

· Regie, Buch: Radu Jude<br />

· Kamera: Marius Panduru<br />

· Schnitt: Catalin Cristutiu<br />

· Mit Ioana Iacob, Alex Bogdan,<br />

Alexandru Dabija, Ion Rizea<br />

· Produzentin: Ada Solomon<br />

· Kontakt: Beta Cinema GmbH,<br />

Oberhaching/München,<br />

www.betacinema.com<br />

17<br />

DO 20.6. 21:15<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Ioana Iacob<br />

SO 23.6. 11:30<br />

kult.kino atelier<br />

ÎMI ESTE INDIFERENT DACA ÎN<br />

ISTORIE VOM INTRA CA BARBARI


Die Sonne ein gleissendes Gelb, der Himmel ein<br />

gestochenes Blau, und irgendwann sehen alle nur noch<br />

rot. Es ist eine Tragödie biblischen Ausmasses, die sich<br />

in Love Me Not nicht zwischen Tempeln und heiligen<br />

Stätten abspielt, sondern in der ausgedörrten Wüste<br />

des Vorderen Orients. Hier wird der mysteriöse Prophet<br />

Yokanaan aufgrund seiner unkonformen Vorhersagen<br />

von der herrschenden Armee als Terrorist in einem<br />

Kerker gefangen gehalten. Als jedoch Salome, die<br />

Stieftochter des Obersten Befehlshabers Antipas, von<br />

dem geheimnisvollen Häftling erfährt, ist sie ihm bald<br />

verfallen, und ein zunehmend absurder und intriganter<br />

Reigen der Lust, Gier, Gewalt und verletzten Eitelkeit<br />

nimmt seinen Lauf. Für seinen zweiten Spielfilm<br />

hat sich der spanische Filmemacher und Produzent<br />

Lluís Miñarro mit seiner stilisierten Version von Oscar<br />

Wildes «Salome» auf ein narratives und visuelles Wagnis<br />

eingelassen. In einer fatal gewundenen Spirale aus<br />

Politik und Gewalt findet er Schönheit in einer von<br />

messerscharfen Bildern eingefangenen Landschaft<br />

und den lustvoll gefilmten Körpern, die sich darin bewegen.<br />

Beflügelt von seiner kühnen Leidenschaft für<br />

aufregendes, mutiges und sinnliches Kino entwirft<br />

der multitalentierte Filmrebell Miñarro ein brisantes<br />

Konglomerat aus Mythologie und Moderne. (ph)<br />

· Love Me Not<br />

· Spanien, Mexiko <strong>2019</strong><br />

· 82 Min. Farbe. DCP. Sp/Cat/e<br />

· Regie: Lluís Miñarro<br />

· Buch: Lluís Miñarro, Sergi Belbel<br />

· Kamera: Santiago Racaj<br />

· Schnitt: Núria Esquerra, Gemma Cabello<br />

· Musik: Esteban Aldrete<br />

· Mit Ingrid García-Jonsson, Oliver Laxe,<br />

Francesc Orella, Lola Dueñas<br />

· Produzenten: Lluís Miñarro,<br />

Julio Chavezmontes<br />

· Kontakt: Reel Suspects, Paris,<br />

www.reelsupects.com<br />

19<br />

DO 20.6. 19:15<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Lluís Miñarro<br />

FR 21.6. 15:00<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Lluís Miñarro<br />

LOVE ME NOT


Die Grossstädterin der Gegenwart hat es nicht<br />

leicht; hip soll sie sein und emanzipiert, sowohl cool als<br />

auch informiert, hart im Nehmen, zart im Austeilen,<br />

vielseitig interessieren soll sie sich, präsent sein, aber nicht<br />

aufdringlich – das alles und noch viel mehr. Angesichts<br />

dessen kann ein Mädchen dann schon mal melancholisch<br />

werden. In ihrem an der dffb entstandenen essayistischen<br />

Spielfilm hält die 1985 bei Leipzig geborene, bislang<br />

als Schriftstellerin tätige Heinrich dem neoliberalpostmodernen<br />

Rollen-Overkill zwischen Konsumismus<br />

und Ökoterror den passiven Widerstand der Titelfigur<br />

entgegen. Das melancholische Mädchen fungiert in 16<br />

Episoden, die von Ausstattung bis Diktion antinaturalistischen<br />

Prinzipien gehorchen, als Projektionsfläche;<br />

die, gerade weil an ihr alle Posen und alles Blendwerk<br />

scheinbar abprallen, am Ende eine authentische Figur<br />

der permanenten Überforderung ergibt. Eine Tour<br />

d’ennui für Marie Rathscheck in der Hauptrolle, die<br />

sich in ihrer Eigenschaft als Frau ohne Eigenschaften<br />

wenig anmerken lassen darf und die wie zum Ausgleich<br />

dafür schliesslich zu angemessen pompöser Bigband-<br />

Musik einen derart fulminanten Abgang hinlegt, dass<br />

selbst die Strandfototapete sich in Pixel auflöst. Eine<br />

frische Brise, die beim diesjährigen Max Ophüls Festival<br />

mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. (as)<br />

· Das melancholische Mädchen<br />

(Aren’t You Happy?)<br />

· Deutschland <strong>2019</strong><br />

· 80 Min. Farbe. DCP. D/e<br />

· Regie, Buch: Susanne Heinrich<br />

· Kamera: Agnesh Pakozdi<br />

· Schnitt: Susanne Heinrich, B. Mirguet<br />

· Musik: Moritz Sembritzki, Mathias Bloech<br />

· Mit Marie Rathscheck, Nicolo Pasetti,<br />

Monika Wiedemer, Yann Grouhel<br />

· ProduzentInnen: Jana Kreissl,<br />

Till Gerstengeber, Philippe Bober<br />

· Kontakt: Coproduction Office, Berlin,<br />

www.coproducionoffice.eu<br />

21<br />

MI 19.6. 18:00<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Susanne Heinrich<br />

MI 19.6. 18:45<br />

kult.kino atelier<br />

DO 20.6. 16:45<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Susanne Heinrich<br />

DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN


Guerillas im Nebel, stationiert im Nirgendwo einer<br />

kolumbianischen Hochebene. Die acht Teenagersoldaten,<br />

die sich über Kampfnamen wie Rambo, Dog und<br />

Smurf identifizieren, sollen in der Abgeschiedenheit<br />

des Hinterlandes eine paramilitärische Einheit bilden.<br />

Sie trainieren intensiv und geben sich Mühe, neben einer<br />

kostbaren Milchkuh auch die US-Amerikanerin Doctora<br />

zu bewachen, die sie im Auftrag ihrer «Organisation»<br />

gefangen halten. Doch es dauert nicht lang, bis die<br />

prekäre Situation eskaliert und die Truppe mitsamt<br />

ihrer Geisel zum Rückzug in die Tiefe des Dschungels<br />

gezwungen wird. Aufbauend auf diesem minimalen<br />

Handlungsgerüst hat der brasilianische Regisseur<br />

Alejandro Landes ein surreales, optisch wie akustisch<br />

überwältigendes Überlebenskampfszenario geschaffen,<br />

das die psychologische Dichte von William Goldings<br />

Inseltrauma «Herr der Fliegen» in den Horror<br />

moderner Kriegsführung überträgt. Vor allem eine<br />

imposante Bildsprache und der oszillierende Soundtrack<br />

von Mica Levi machen Monos zu einer höchst<br />

eindringlichen Erfahrung der Sinne, Emotionen und<br />

Instinkte. Hierarchien lösen sich auf, Machtverhältnisse<br />

verschieben sich, doch Landes behält auch in seinem<br />

dritten Spielfilm stets die Oberhand eines jungen Auteurs,<br />

der seiner Ausdruckskraft keine Grenzen setzt. (pj)<br />

· Monos<br />

· COL, ARG, NL, DK, S, D, UR, USA <strong>2019</strong><br />

· 102 Min. Farbe. DCP. Sp/e<br />

· Regie: Alejandro Landes<br />

· Buch: Alejandro Landes, A. Dos Santos<br />

· Kamera: Jasper Wolf<br />

· Schnitt: Yorgos Mavropsaridis,<br />

Ted Guard, Santiago Otheguy<br />

· Musik: Mica Levi<br />

· Mit Julianne Nicholson, Moisés Arias,<br />

Sofía Buenaventura, Karen Quintero<br />

· ProduzentInnen: Alejandro Landes,<br />

Fernando Epstein, Santiago Zapata,<br />

Cristina Landes<br />

· Kontakt: Le Pacte, Paris,<br />

www.le-pacte.com<br />

23<br />

DO 20.6. 09:30<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Alexis Dos Santos<br />

SA 22.6. 21:30<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Alexis Dos Santos<br />

MONOS


Julie, Filmstudentin, kommt aus gutem Hause<br />

und wuchs offenbar in wohlbehüteten Verhältnissen<br />

auf – selbst Punk hat etwas irritierend Unschuldiges,<br />

wenn er durch ihr Apartment rauscht. Eines Tages<br />

lernt sie Anthony kennen und verliebt sich Hals über<br />

Kopf in den elegant-kultivierten Charmeur, der für<br />

das Aussenministerium tätig und deshalb stets von<br />

einer Aura des Geheimnisses umgeben ist. Dabei hat<br />

er aber auch etwas Halbseidenes – eine weitere, weniger<br />

glamouröse verborgene Seite ... Julie entscheidet<br />

sich, nur den Mann zu sehen, den sie liebt. Joanna<br />

Hogg hat sich nach Unwanted (2008), Archipelago (2010)<br />

und Exhibition (2013) erneut der Malaise und Melancholie<br />

unter den sozial wie finanziell Bessergestellten<br />

Grossbritanniens zugewandt, wenn auch diesmal aus<br />

einem verblüffenden Blickwinkel: dem der eigenen<br />

Erinnerung. Doch man hüte sich vor der Sackgasse<br />

«Geständnisse und Autobiografisches»: The Souvenir<br />

ist vor allem eine Amour fou, die den Zuschauer in<br />

einen der Sinnlichkeit geweihten Alltag hineinzieht,<br />

die innere Wirklichkeit eines einander Verstehens, die<br />

sich vor allem in gemeinsamen Rhythmen und zueinander<br />

passenden Kleidungsstücken ausdrückt. Ein<br />

Meisterwerk des modernistischen Melodrams. (om)<br />

· The Souvenir<br />

· Grossbritannien <strong>2019</strong><br />

· 119 Min. Farbe. DCP. E/e<br />

· Regie, Buch: Joanna Hogg<br />

· Kamera: David Raedeker<br />

· Schnitt: Helle le Fevre<br />

· Mit Honor Swinton Byrne,<br />

Tom Burke,Tilda Swinton<br />

· ProduzentInnen: Luke Schiller,<br />

Joanna Hogg<br />

· Kontakt: Universal Pictures<br />

International, London,<br />

www.universalpicturesinternational.com<br />

25<br />

FR 21.6. 12:15<br />

kult.kino atelier<br />

SA 22.6. 20:00<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

THE SOUVENIR


Mit Wundern ist das so eine Sache: Sie sind<br />

vor allem eine Frage der Interpretation. Vielleicht<br />

passt der Titel, den Syllas Tzoumerkas für sein<br />

raffiniert verschachteltes, schwer greifbares Psychodrama<br />

gewählt hat, genau deshalb so gut.<br />

Denn was als rauer Thriller um die abgebrühte<br />

Polizistin Elisabeth beginnt, wird bald zu einem<br />

sich immer unaufhaltsamer verdüsternden Figurenspiel<br />

im griechischen Hinterland, in dem sich<br />

Elisabeths Einsamkeit auf seltsame Weise mit<br />

dem Schicksal von Rita, der Schwester des lokalen<br />

Nachtclubsängers und Drogenenthusiasten<br />

Manolis, überschneidet, nachdem dessen plötzlicher<br />

Tod das verschlafene Städtchen Mesolongi<br />

in helle Aufregung versetzt. Wie bereits in seinen<br />

ersten beiden Spielfilmen Homeland (2010) und A<br />

Blast (2014) arbeitet Tzoumerkas auch in seinem<br />

neuesten Werk gekonnt von innen heraus, um<br />

seine Herzthemen wie Identität, Zugehörigkeit<br />

und Familie, das Private und das Politische gleichermassen<br />

metaphorisch wie direkt anzugehen.<br />

Das Wasser, die See ist dabei nie weit und schnürt<br />

sich wie ein Korsett immer fester um die rätselhafte<br />

Handlung, die bei aller Ausweglosigkeit<br />

dennoch Raum für Erlösung lässt. (pj)<br />

· To thávma tis thálassas ton Sargassón<br />

(The Miracle of the Sargasso Sea)<br />

· GR, D, NL, S <strong>2019</strong><br />

· 121 Min. Farbe. DCP. Gr/e<br />

· Regie: Syllas Tzoumerkas<br />

· Buch: Youla Boudali, Syllas Tzoumerkas<br />

· Kamera: Petrus Sjövik<br />

· Schnitt: Andreas Wodraschke<br />

· Musik: Jean-Paul Wall,<br />

drog_A_tek, Phoebus<br />

· Mit Angeliki Papoulia, Youla Boudali,<br />

Christos Passalis, Argyris Xafis<br />

· Produzentin: Maria Drandaki<br />

· Kontakt: New Europe Film Sales, Warschau,<br />

www.neweuropefilmsales.com<br />

27<br />

FR 21.6. 21:15<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Syllas Tzoumerkas<br />

SO 23.6. 14:30<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Syllas Tzoumerkas<br />

TO THÁVMA TIS THÁLASSAS<br />

TON SARGASSÓN


Das Abenteuer akzeptieren, die Welt erkunden<br />

und sich ein Bild von ihr machen, das war<br />

der Plan, mit dem Jiro Koretzky in den Siebzigern<br />

als junger Mann von dreissig Jahren zu einer<br />

Reise um den Globus aufbrach. Die zahlreichen<br />

Fotos und Notizen, die dabei entstanden, hat der<br />

spätere Landschaftsarchitekt bis ins Alter wie<br />

einen Schatz aufbewahrt. Ein Schatz, den seine<br />

Tochter nun für ihren Film ausgegraben und in<br />

ein liebevoll filmisch nachkonstruiertes Reisetagebuch<br />

verwandelt hat. Der Vater mit seinem<br />

unermüdlichen Erkundungssinn für Orte und<br />

Menschen sowie die kleinen und grossen Wunder<br />

der Natur ist darin stets omnipräsent. Für ihn<br />

und mit ihm hat die in Portugal aufgewachsene<br />

und heute zwischen Lissabon und Tokio pendelnde<br />

Regisseurin Vergangenheit und Gegenwart,<br />

Geschichtliches und Privates anhand der<br />

historischen Bilder und modernen Super-8-Aufnahmen<br />

zu einem komplexen Mosaik der Erinnerung<br />

zusammenfügt, das von der Magie flüchtiger<br />

Momente ebenso lebt wie von der eindringlichen<br />

Stimme und Gedankenwelt eines<br />

Mannes, der nicht nur die verschiedensten Länder<br />

gesehen, sondern im Laufe seines Lebens auch<br />

tief in sich selbst hineingeschaut hat. (pj)<br />

· A volta ao mundo quando tinhas<br />

30 anos (Around the World When<br />

You Were My Age)<br />

· Portugal 2018<br />

· 110 Min. Farbe. DCP. Jap/e<br />

· Regie, Kamera: Aya Koretzky<br />

· Buch: Aya Koretzky, Jiro Koretzky<br />

· Schnitt: Tomás Baltazar<br />

· Mit Jiro Koretzky, Aya Koretzky,<br />

Anna Koretzky<br />

· Produzentinnen: Joana Ferreira,<br />

Isabel Machado<br />

· Kontakt: C.R.I.M., Lissabon,<br />

www.crim-productions.com<br />

29<br />

FR 21.6. 16:45<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Aya Koretzky<br />

SO 23.6. 17:00<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Aya Koretzky<br />

A VOLTA AO MUNDO QUANDO<br />

TINHAS 30 ANOS


Die Ausgangssituation: Eine Künstlerin und ein<br />

Schauspieler begeben sich in einem Filmstudio in<br />

Klausur. Die Aufgabe: Sie wollen in der Auseinandersetzung<br />

mit den Projektionen und Erwartungen, die<br />

sich an ihre jeweiligen öffentlichen Images angelagert<br />

haben, ihrer je eigentlichen (vor allem auch Geschlechts-)Identität<br />

auf den Grund gehen. Die Mittel:<br />

totale Aufrichtigkeit und schonungslose Selbstentäusserung,<br />

ermöglicht durch den Einsatz von je drei<br />

Alter Egos, die distinktive Charakterzüge sowie unterschiedliche<br />

Gender verkörpern und von weiteren<br />

SchauspielerInnen dargestellt werden. Ergebnis: Beim<br />

Frühstück sitzen zwei Personen in Gestalt von acht<br />

Persönlichkeiten beieinander und im Studio geht es<br />

alsbald absehbar rund. Die schwedische Künstlerin<br />

Anna Odell, Jahrgang 1973, deren provokantes Werk<br />

die eigene Person am wenigsten schont, hat eine hochkarätige<br />

Riege skandinavischer MimInnen versammelt,<br />

um in vielfach oszillierenden Spiegelungen Rollenmodelle<br />

an Wesenszügen zu brechen. Zwischen<br />

Angststörung, Profilneurose und Kunstwollen verhandeln<br />

Alphamann und Alphafrau den Fortgang der<br />

Ereignisse, die Verführerin mit dem Kinderwunsch<br />

zwingt das allzeit bereite Sexsymbol in die Knie, doch<br />

es sind am Ende auf beiden Seiten die Duckmäuser,<br />

die die Riesenegos zu Fall bringen. Grosses Theater! (as)<br />

X&Y<br />

· X&Y<br />

· Schweden, Dänemark 2018<br />

· 112 Min. Farbe. DCP. S/Dän/e<br />

· Regie, Buch: Anna Odell<br />

· Kamera: Daniel Takács<br />

· Schnitt: Kristin Grundström,<br />

Hanna Lejonqvist<br />

· Musik: Gustaf Berger,<br />

Markus Hasselblom<br />

· Mit Anna Odell, Mikael Persbrandt,<br />

Vera Vitali, Trine Dyrholm<br />

· Produzentinnen: Mattias Nohrborg,<br />

Frida Bargo<br />

· Kontakt: Outside The Box,<br />

Délémont, www.outside-thebox.ch<br />

31<br />

FR 21.6. 21:15<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Anna Odell<br />

SA 22.6. 12:00<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Anna Odell


NACHHALL:<br />

MIT RENI<br />

MERTENS &<br />

WALTER MARTI<br />

IN DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Erinnerungen werden eine zentrale Rolle spielen,<br />

wenn bei <strong>Bildrausch</strong> <strong>2019</strong> das Schaffen von Reni Mertens<br />

& Walter Marti wiederentdeckt wird, sind die<br />

beiden Filmschaffenden doch schon vor rund zwei<br />

Dekaden verstorben, zuerst er am 22. Dezember 1999<br />

(*10.7.1923), dann sie, kein Jahr darauf, am 26. September<br />

2000 (*8.4.1918). Viele Weggefährten, Freunde und<br />

Kollegen, darunter Fredi Murer, Moritz de Hadeln<br />

und Erich Langjahr, werden kommen und davon<br />

berichten, wie das Leben und Arbeiten mit diesen<br />

Ausnahmegestalten des internationalen Kinos war.<br />

Und um es gleich zu sagen: kein einfaches, gehörte<br />

das Duo doch zu den streitwilligsten Persönlichkeiten<br />

ihrer Zeit und Welt – vor allem Marti war gefürchtet<br />

für den Furor seiner Worte.<br />

Womit man schon bei der wichtigsten Qualität<br />

ihres Kinos wäre: Es mag stets von Engagement und<br />

Kampfgeist getrieben sein – die Formen, zu denen<br />

Mertens & Marti in ihrer Arbeit Film für Film fanden,<br />

sind aber so nüchtern in der Darlegung der Belange<br />

wie ergreifend in den Bildern und Klängen, Stimmungen.<br />

Da ist nichts hitzköpfig Hingeschludertes: Sei es<br />

eine grosse, über Jahre entstandene Arbeit wie ihr wohl<br />

berühmtestes Werk, Ursula oder das unwerte Leben (1966),<br />

32<br />

sei es ein schnell aus dem Augenblick auf Dritt-Anfrage<br />

hin geschaffener Film wie Gebet für die Linke (1974)<br />

– jede ihrer Arbeiten charakterisiert eine ganz strenge,<br />

dabei ästhetisch direkt ansprechende formale Durchgestaltung.<br />

Selbst ein offenbar streitbares Werk wie<br />

Im Schatten des Wohlstandes (1961), der nach seiner<br />

Erstausstrahlung von den Zürcher Behörden verboten<br />

wurde, gibt sich inszenatorisch kühl und ein wenig<br />

didaktisch. Sinnvollerweise, denn: Gerade weil der Film<br />

so exemplarisch Zusammenhänge aufweist zwischen<br />

asozialen Verhaltensformen von Kleinkindern und<br />

dem Dauerstress des kapitalistischen Lebens, ist er so<br />

bezwingend. Man kann sich der Argumentation von Im<br />

Schatten des Wohlstandes verschliessen, aber nur schwer<br />

deren Herleitung widerlegen – auch, weil Mertens &<br />

Marti ein brillantes Gleichgewicht gefunden haben<br />

zwischen Informationen und Gefühlen. Und das ist<br />

wichtig: Kulturell hätten wirs gerne, wenn Argumentationen<br />

eine rein intellektuelle Leistung wären – aber<br />

da wir Menschen sind, müssen wir die Dinge auch<br />

fühlend nachvollziehen können.<br />

Um etwas zu bewegen, muss es bewegen; doch<br />

um zu bewegen, braucht es sinnvolle Argumente,<br />

Bilder und Worte und Klänge, welche man erst einmal<br />

finden muss; und jede neue Sache bedarf einer anderen<br />

Herangehensweise. Alle Filme von Mertens & Marti<br />

sind zwar Dokumentationen, doch inszenatorisch<br />

haben sie sich nie wiederholt, selbst wenn es ästhetische<br />

und/oder methodische Nahverhältnisse zwischen<br />

einzelnen Filmen gibt, z.B. in der Art, wie<br />

Ursula oder das unwerte Leben und Gebet für die Linke in<br />

Kapitel unterteilt sind, oder wie Héritage (1980) und<br />

Requiem (1992), aber auch Krippenspiel (1953 & 1962)<br />

ohne Sprache auskommen. Totale inszenatorische<br />

Antithesen gehören letztlich auch dazu, siehe allen<br />

voran die beiden Porträts Die Selbstzerstörung des<br />

Walter Matthias Diggelmann (1973) und Héritage: Ersteres<br />

ist ein Monolog, bei dem man dem Schriftsteller<br />

33<br />

RENI MERTENS & WALTER MARTI


W. M. Diggelmann eine Stunde ununterbrochen zuhört<br />

und -schaut, sich ihm so ausliefert, wie er sich der<br />

Kamera aussetzt – Letzteres eine wortfreie Montage,<br />

bei der einem der Künstler und Komponist Peter Mieg<br />

allein über seine Musik sowie Bilder seiner Privaträume<br />

näherkommt. Ob in diesen komplett gegensätzlichen<br />

Zugängen ein Klassenantagonismus formuliert wird?<br />

Zumindest ward Diggelmann in ärmste Verhältnisse<br />

geboren und blieb in besseren Kreisen anscheinend<br />

immer ein Fremder, alldieweil sich Miegs gutbürgerliche<br />

Herkunft in seiner Lebenswelt widerspiegelt ...<br />

Mertens & Marti erwiesen sich als angenehm<br />

undogmatisch offen für alle möglichen Gestaltungsformen,<br />

ganz im Einklang mit ihrer Rolle als Mentoren,<br />

gerade in den 1960ern: Mit Alain Tanners Les<br />

apprentis (1964) produzierten sie z.B. ein Meisterwerk<br />

des Direct Cinema, ein Idiom, das ihnen selber fernlag<br />

(und dessen Ästhetik sie 1977 in ihrer eigenen kritischen<br />

Fortschreibung des Unterfangens À propos des<br />

apprentis so subtil wie klug kommentierten); während<br />

sie mit Rolf Lyssys verschrobenem Eugen heisst wohlgeboren<br />

(1968) auch einen Spielfilm aus der Taufe hoben<br />

(parenthetisch erwähnt sei, dass zu ihren vielen unrealisierten<br />

Projekten ein Animationsfilm gehörte).<br />

Um es ganz direkt zu sagen: Die Werke von Mertens<br />

& Marti sind ungeheuer schön. Und sie sind sehr<br />

klug, freigeistig, grosszügig, dem Menschen als kleinstem<br />

und doch einzig wichtigem Baustein des Kollektivs<br />

Gesellschaft in Nächstenliebe zugewandt. Darin<br />

sind sie ganz dicht bei ihren Lehrmeistern: Bertolt<br />

Brecht, Ignazio Silone und Cesare Zavattini (ein Dramatiker/Lyriker,<br />

ein Romancier und ein Drehbuchautor),<br />

die sie alle in Zürich im Debattierklub von Reni<br />

Mertens kennengelernt hatten – und wo sich auch<br />

Marti und Mertens zum ersten Mal begegnet waren.<br />

Anlässlich von Gib’ mir ein Wort (1988) brachte Reni<br />

Mertens ihrer beider Zugang zur Welt einmal so auf<br />

den Punkt: « Unsere ist die Haltung derjenigen, die<br />

34<br />

es nicht besser wissen, sondern wissen wollen. Ich<br />

glaube, es ist sehr wichtig, dass man diese Neugier, dieses<br />

kindliche Staunen mit dem Alter nicht verliert. Darin<br />

liegt das Mysterium unseres Schaffens und die Qualität<br />

einer dokumentarischen Arbeit, die poetisch ist.»<br />

Dazu passt, dass ihr berühmtestes Werk, Ursula<br />

oder das unwerte Leben, einen Lernprozess erzählt, und<br />

wie schwer es ist, sich Wissen anzueignen, also Eindrücke<br />

zusammenhängend zu verarbeiten. Der Weg<br />

dahin war lang: 1953 hatten Mertens & Marti einen<br />

ersten Film mit der Rhythmikerin und Heilpädagogin<br />

Mimi Scheiblauer realisiert: Krippenspiel. Neun Jahre<br />

darauf folgt eine neue Version desselben Stoffes bzw.<br />

Vorgangs: ein von Scheiblauer inszeniertes Krippenspiel<br />

mit Gehörlosen; dazwischen entstand Rhythmik<br />

(1956), der Scheiblauers Methode vorstellt. Ursula oder<br />

das unwerte Leben dann ist die Synthese ihrer aller<br />

Bemühungen: Der Film zeigt anhand der taub-blinden<br />

und geistig behinderten Ursula Bodmer, wie sich mit<br />

Scheiblauers Prinzipien und Praxis ein Mensch weiterentwickeln,<br />

lernen kann. Was heute vielleicht am<br />

meisten erstaunt an Ursula oder das unwerte Leben , ist das<br />

Kristalline der Bilder, deren Nacktheit, überhaupt das<br />

Skulpturale des gesamten Films (zu dem auch der<br />

Kommentar, gesprochen von Helene Weigel, einen<br />

Beitrag leistet). Eine solche Ästhetik würde man bei<br />

einem Unterfangen dieser Art nicht erwarten, und sei<br />

es nur, weil es etwas implizit Undramatisches hat.<br />

Mertens & Marti sind aber auch nicht an einem Drama<br />

interessiert, weil es dem Lernen seine Selbstverständlichkeit<br />

nähme. Und um die geht es hier: Jeder Mensch<br />

kann lernen, wenn man einen Artikulationsweg zu ihm<br />

findet. Die Suche nach solchen Wegen: Das ist das<br />

Kino von Mertens & Marti.<br />

Aber dazu braucht es auch eine Zeit und einen<br />

Raum, in dem solche Versuche wertgeschätzt werden.<br />

Auf der Berlinale 1993 lief als Sondervorführung ein<br />

Doppelprogramm, bestehend aus Mertens & Martis<br />

35<br />

RENI MERTENS & WALTER MARTI


Requiem und Alain Ferrari & Thierry Ravalets Un jour<br />

dans la mort de Sarajevo (1992), gezeigt in dieser Reihenfolge.<br />

Kurz nach Beginn von Requiem waren erste<br />

Unmutsäusserungen zu hören, die bis zum Ende des<br />

Films lauter und lauter wurden. Was machte so erschreckend<br />

viele Zuschauer derart aggressiv an diesem<br />

Filmgedicht über Soldatenfriedhöfe, das Gedenken<br />

an die Abermillionen von Kriegsopfern – und über<br />

jenes merkwürdige Wunder namens Kultur, das<br />

Schönheit zu schaffen vermag aus dem Unsagbarsten<br />

an Leiden? Der Kontext war sicherlich ein Grund: Den<br />

aktuellen Krieg wollte man, die neuen Bilder sehen,<br />

die prononcierte Meinung eines Bernard-Henri Lévy<br />

hören – Requiem sprach hingegen von der Vergangenheit,<br />

evozierte Gefühle und Erinnerungen, machte<br />

nachdenklich statt mobil. Auf seine sehr eigene Weise<br />

will Requiem gestrig sein, weil er sich ein Morgen<br />

ohne diese Bauten ersehnt. Implizit macht er klar, dass<br />

schon alles zu spät ist, wenn die Un jour dans la mort de<br />

Sarajevos kommen. Dann ist da die Form: Requiem<br />

besteht nur aus Bildern und Klängen, funktioniert frei<br />

von Sprache, bietet keine Erklärungen oder Deutungen<br />

an. Zu sehen sind Reihen um Reihen von Grabsteinen,<br />

arrangiert zu gewaltigen Mustern in der<br />

Landschaft; nur manchmal kommen auch Friedhöfe<br />

ins Bild, die kleiner sind, fast intim, und weniger<br />

strukturversessen in ihrer Anlage. Dazu stets Musik,<br />

die man mal kommentierend wahrnehmen kann und<br />

mal als etwas Eigenständiges, das neben den Bildern<br />

für sich selbst existiert, einen manchmal dazu verführt,<br />

sich in dem Taumel der Eindrücke zu verlieren, doch<br />

dann auch wieder rausstösst, so dafür sorgt, dass man<br />

immer wieder neu sich zu den Gräbern verhalten muss.<br />

Etwas war zerbrochen in der Welt, dass man Requiem<br />

so begegnete. Nicht überall, bewahre! Dieser<br />

Abend war bestimmt eine Ausnahme. Und dennoch<br />

blieb er in Erinnerung, weil sich darin zeigte, wie<br />

zerbrechlich dieses Kino ist.<br />

36<br />

Ein Kommentar Walter Martis zu Gebet für die<br />

Linke öffnet hier vielleicht Wege. Er sagte: «Mit ‹beten›<br />

meine ich, die Dinge anschauen und sich besinnen,<br />

ein konzentriertes In-sich-Gehen aus dem Bedürfnis,<br />

das scheinbar Unlösbare zu lösen. In diesem Sinne ist<br />

der ganze Film ein Gebet.» Wenig wirkt unlösbarer<br />

als das, was sich in den Soldatenfriedhöfen offenbart<br />

über unsere Zivilisation; oder ein taub-blinder und<br />

geistig behinderter Mensch, dessen Innenleben sich<br />

allem entzieht, was wir uns vorstellen können; oder<br />

ein Mensch allein vor einer Kamera, der sich zeigt und<br />

spricht, mit Worten ringt und mit der Zeit, die ihm<br />

bei dieser Gelegenheit bleibt, und der dieser Situation<br />

ähnlich hilflos gegenübersteht wie all die Menschen,<br />

welche das Dokument später sehen werden – was kann<br />

ein Einzelner sein für andere? Aber man muss sich auf<br />

den Weg machen, sich dem Unlösbaren hingeben.<br />

Walter Matthias Diggelmann tat das, als er das Angebot<br />

von Reni Mertens & Walter Marti annahm, eine<br />

Stunde ununterbrochen vor Kamera und Mikrofon<br />

zu sprechen, und Mertens & Marti, als sie ihm dieses<br />

Angebot machten. Nur so findet man manchmal dann<br />

doch eine Lösung. Das Schaffen von Mertens & Marti<br />

ist vergleichsweise klein geblieben – aber jeder Film,<br />

den sie geschaffen haben, enthält die Ahnung einer<br />

Lösung. Das ist sehr, sehr viel.<br />

Olaf Möller<br />

37<br />

RENI MERTENS & WALTER MARTI


Der Titel ist wie ein Schlag vor den Kopf:<br />

unwertes Leben? Der Titel des Durchbruchswerks<br />

von Mertens & Marti rekurriert auf eine von Karl<br />

Binding (Rechtswissenschaftler) und Alfred<br />

Hoche (Psychiater) 1920 veröffentlichte Schrift:<br />

«Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten<br />

Lebens. Ihr Mass und ihre Form», welche den<br />

NS-Ideologen als Grundlage für ihre Euthanasieprogramme<br />

diente. Ursula Bodmer, blind und<br />

taub und geistig behindert, wäre danach vernichtungswert<br />

gewesen. Doch selbst in der Schweiz<br />

hatte es das Kind zuerst schwer, weil ihr nach<br />

ersten Untersuchungen alle Lernfähigkeit abgesprochen<br />

wurde – sie demnach als nicht finanziell<br />

unterstützungswürdig angesehen wurde, ergo<br />

vor sich hin vegetieren hätte sollen. Ihre Ziehmutter<br />

Anita Utzinger glaubte aber daran, dass<br />

Ursula sich entwickeln könnte; die Rhythmikerin<br />

und Heilpädagogin Mimi Scheiblauer fand<br />

einen Weg dahin. Mertens & Marti begleiteten<br />

sie dabei. Entstanden ist so ein Film, der vor allem<br />

durch seine gestalterische Strenge, die aufs Allernötigste<br />

entschlackte Formensprache besticht –<br />

und so zeigt, dass Scheiblauers eine Bühnenarbeit<br />

ist, eine gestalterische, welche heilt. (om)<br />

· Ursula oder das unwerte Leben<br />

· Schweiz 1966<br />

· 88 Min. sw. 35mm. D/Dialekt/e<br />

· Regie, Buch: Reni Mertens, Walter Marti<br />

· Kamera: Rolf Lyssy, Hans-Peter Roth<br />

· Schnitt: Rolf Lyssy<br />

· Mit Ursula Bodmer, Mimi Scheiblauer,<br />

Anita Utzinger, Helene Weigel<br />

· ProduzentInnen: Teleproduction,<br />

Zürich, Reni Mertens, Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH,<br />

Root, www.langjahr-film.ch<br />

DO 20.6.<br />

18:45<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Rolf Lyssy<br />

39<br />

URSULA<br />

ODER DAS UNWERTE LEBEN


Der vielleicht enigmatischste Film von Mertens<br />

& Marti, und seis auch nur, weil er einen so<br />

auf sich selbst zurückwirft, dass es einen narrisch<br />

macht. Folgende Setzungen: Der Schriftsteller<br />

Walter Matthias Diggelmann bekommt eine<br />

Stunde Zeit, sich vor der Kamera bei laufendem<br />

Tonaufzeichnungsgerät mitten ins Mikro auszulassen.<br />

Es wird nichts geschnitten. Alles bleibt,<br />

wie es ist. Diggelmann hätte auch einfach eine<br />

Stunde lang nichts sagen können, oder in Mundart<br />

sprechen, was ihm leichtgefallen wäre, will<br />

einem scheinen, wenn man ihn da mit dem Hochdeutschen<br />

ringen hört/sieht. Diggelmann jedoch<br />

lässt sich aus zu den Dingen. Aber zerstört er sich<br />

dabei? Was ist das eigentlich: eine Selbstzerstörung?<br />

Kann man im Auge der Öffentlichkeit je<br />

hart genug mit sich selbst umgehen? Und was<br />

nützt alle Ehrlichkeit, wenn man – mit bestem<br />

Wissen und Gewissen wie im Beichtstuhl unter<br />

den Augen des Himmlischen Vaters – alles so<br />

sagt, wie es ist, und es entspricht nicht dem, was<br />

von einem erwartet wird, was die anderen in<br />

einem sehen? Wie viel Mensch kann einem das<br />

Kino vermitteln? Kann es das überhaupt? Ein<br />

angewandter Beitrag zur Filmphilosophie. (om)<br />

· Die Selbstzerstörung des<br />

Walter M. Diggelmann<br />

· Schweiz 1973<br />

· 69 Min. Farbe. 16 mm. D/e<br />

· Regie, Buch: Reni Mertens, Walter Marti<br />

· Kamera: Hans-Peter Roth<br />

· Schnitt: Hanka Kaminska<br />

· Musik: Jehoshua Lakner<br />

· Mit Walter Matthias Diggelmann<br />

· ProduzentInnen: Teleproduction,<br />

Zürich, Reni Mertens, Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH,<br />

Root, www.langjahr-film.ch<br />

SO 23.6.<br />

11:25<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Clara Obermüller<br />

41<br />

DIE SELBSTZERSTÖRUNG DES<br />

WALTER M. DIGGELMANN


Mertens & Marti hochverdichtet: Als Mentoren<br />

wie Gestaltende; damit: als Freunde der rabiaten Satire<br />

wie als Praktiker einer weltweisen und genauen Poesie<br />

des Klangs, des Lichtes, der Farben. In Do It Yourself<br />

zeigen der Debütant Erich Langjahr & Walter Marti,<br />

wie man dem Fernseh- und damit Konsumexzess<br />

handgreiflich begegnen kann: durch das Schrotten,<br />

Verbrennen oder Zerhacken von TV-Geräten. Was<br />

man dabei (auch an europäischen Idealen ...) entsorgt,<br />

vom Aktuellen Frühschoppen bis zum Edelfernsehspiel,<br />

schwebt geistergleich durch den Raum. Schnöde<br />

neue Welt ... Und dann Héritage: ein Film darüber,<br />

wie ein Einzelner das Fortbestehen von Idealen verkörpert<br />

– ganz intim, innerlich. Dieser Einzelne ist<br />

der Komponist und Maler Peter Mieg, zu sehen in<br />

seinen vier Wänden plus Garten: ein Stillleben mit<br />

Musik, ein Versuch, einen Menschen aus seiner Umgebung<br />

heraus zu erzählen. Miegs Ideenwelt vermitteln<br />

Mertens & Marti durch seine zu hörende Musik<br />

sowie jene Welt, welche er über Dekaden um sich<br />

herum errichtet hatte, quasi als Projektion seines Innenlebens.<br />

Was Mertens & Marti in Formen und<br />

Strukturen zerlegen, ironisch das Pathos bürgerlicher<br />

Kultur und Traditionsbemühungen konterkarierend,<br />

mit leichter Hand und liebevoller Zugewandtheit. (om)<br />

· Héritage<br />

· Schweiz 1980<br />

· 60 Min. Farbe. 16 mm. Ohne Dialog<br />

· Regie, Konzeption: Reni Mertens,<br />

Walter Marti<br />

· Kamera: Urs Thoenen, Erich Langjahr<br />

· Schnitt: Edwige Ochsenbein<br />

· Musik: Peter Mieg<br />

· Mit Peter Mieg<br />

· ProduzentInnen: Teleproduction,<br />

Zürich, Reni Mertens, Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH,<br />

Root, www.langjahr-film.ch<br />

43<br />

Vorfilm<br />

· Do It Yourself<br />

· Schweiz 1982. 9 Min. Farbe. DCP. D/e<br />

· Regie: Erich Langjahr, Walter Marti<br />

Weltpremiere der restaurierten<br />

und digitalisierten Fassung<br />

SO 23.6. 16:00<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Urs Thoenen,<br />

Erich Langjahr<br />

HÉRITAGE


Tote. Millionen und Abermillionen von Toten.<br />

Genaugenommen: was von ihnen übrigbleibt, wenn<br />

die Natur das Ihrige getan hat, der Körper Nährstoff<br />

werden, sich auflösen, schliesslich verschwinden durfte.<br />

Was bleibt da? Die Erinnerung bzw. der Versuch<br />

einer Erinnerung; und wenn selbst die ausgelöscht ist:<br />

das Ritual und das Register – die Erinnerung daran,<br />

dass dieses Leben existierte. Requiem singt von einer<br />

Kultur der Erinnerung, welche uns immer fremder<br />

wird: die des Soldatenfriedhofs. Reihen um Reihen<br />

um Reihen identischer Kreuze, durchfahren, umfahren,<br />

erforscht und dann mit tiefstem Respekt aus der<br />

Ferne als Form kontempliert. Massen an Namen, die<br />

man nie gehört hat, alle «Mort pour la France», «Killed<br />

in action», «Presente», oder was auch immer so auf<br />

diesen meist schlichten Grabsteinen steht als Formel;<br />

welche dem vermasst-, quasi industriellen Krepieren<br />

einen höheren Sinn verleihen soll. Friedhöfe um Friedhöfe,<br />

einer schöner wie kälter als der nächste, fliessen<br />

hier ineinander zu einer gewaltigen filmischen Form<br />

aus Bildern und Musik. Letztere kann einen manchmal<br />

wahnsinnig machen – wie viel einfacher schaute sich<br />

das alles stumm, weil dann käme es einem nicht so<br />

brutal nahe, wie’s die (Dis-)Harmonien Léon Franciolis<br />

schaffen. Ein Monument. (om)<br />

· Requiem<br />

· Schweiz 1992<br />

· 81 Min. Farbe. 35 mm. Ohne Dialog<br />

· Regie, Buch: Reni Mertens,<br />

Walter Marti<br />

· Kamera: Urs Thoenen<br />

· Schnitt: Edwige Ochsenbein<br />

· Musik: Léon Francioli<br />

· ProduzentInnen: Teleproduction,<br />

Zürich, Reni Mertens, Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH, Root,<br />

www.langjahr-film.ch<br />

FR 21.6.<br />

19:15<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Urs Thoenen,<br />

Michael Pilz<br />

45<br />

REQUIEM


46<br />

Eine Vermessung des Kontinents Mertens &<br />

Marti durch ihr Kurzfilmschaffen: Jour de pêche<br />

sollte man ein Idyll nennen, wenn das Wort<br />

heute nicht so einen Ruch hätte: Bilder eines<br />

Fischers, der Wind, der das Wasser sich kräuseln<br />

lässt, aber weiter draussen auch Fabriken – Alltag,<br />

ganz einfach, und doch komplex in dem vergleichenden<br />

Nebeneinander von Land- und Stadtarbeit.<br />

Krippenspiel II dann ist gestalterisch fundamental<br />

anders: Gehörlose Kinder (geleitet von<br />

der Heilpädagogin Mimi Scheiblauer) stellen die<br />

Weihnachtsgeschichte nach Lukas dar. Ganz<br />

streng ist das alles, sehr theatralisch, darin reines<br />

Kino von unermesslicher Schönheit. Auch Im<br />

Schatten des Wohlstandes dreht sich um Kinder,<br />

doch deren Krankheiten, wenn man es denn so<br />

nennen will, sind zivilisatorischer Natur: Ihre<br />

Eltern müssen sie vernachlässigen, um im Beruf<br />

mithalten zu können; Frustration ist der Kern<br />

des Kapitalismus. Gebet für die Linke war der letzte<br />

Kurzfilm von Mertens & Marti, was gut passt<br />

zu einem Werk, das sich wie eine Summe schaut:<br />

einerseits Bilder aus Oerlikon, wo am Rande der<br />

Stadt Gastarbeiter und Waffenindustrie angesiedelt<br />

sind. Andererseits die Worte des Erzbischofs<br />

von Olinda e Recife und damals weltberühmten<br />

Befreiungstheologen Dom Hélder Câmara, der<br />

nach einem Vortrag in der Züspa-Halle auf<br />

Wunsch Walter Martis ein Gebet für die Linke<br />

sprach. Der Film war in jenen Tagen ein Nachwort<br />

zur Bührle-Affäre – heute ist er ein Paradebeispiel<br />

für religiöses und politisches Kino. (om)<br />

47<br />

KURZFILMPROGRAMM: DER<br />

KONTINENT MERTENS & MARTI


48<br />

Im Schatten des Wohlstands<br />

· Schweiz 1961<br />

· 28 Min. sw. 16 mm. D/e<br />

· Regie, Buch: Reni Mertens,<br />

Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH,<br />

Root, www.langjahr-film.ch<br />

Jour de pêche<br />

· Schweiz 1955–1958<br />

· 15 Min. sw. 16 mm. Ohne Dialog<br />

· Regie, Buch: Reni Mertens,<br />

Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH,<br />

Root, www.langjahr-film.ch<br />

Gebet für die Linke<br />

· Schweiz 1974<br />

· 28 Min. Farbe. 16 mm. D/e<br />

· Regie, Buch: Reni Mertens,<br />

Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH,<br />

Root, www.langjahr-film.ch<br />

Krippenspiel II<br />

· Schweiz 1962<br />

· 27 Min. sw. 35 mm. Ohne Dialog<br />

· Regie, Buch: Reni Mertens,<br />

Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH,<br />

Root, www.langjahr-film.ch<br />

49<br />

FR 21.6. 14:15<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Fredi Murer,<br />

Erich Langjahr<br />

KURZFILMPROGRAMM: DER<br />

KONTINENT MERTENS & MARTI


Seit 1935, inspiriert von dem Vorbild des katholischen<br />

Schriftsteller-Lyriker-Essayisten und Opfer des<br />

Ersten Weltkriegs, Charles Péguy, begeben sich Studenten<br />

(ursprünglich nur der Sorbonne) auf eine Pilgerwanderung<br />

gen Chartre, zur Kathedrale. Der Weg<br />

dauert circa zwei bis drei Tage, Moritz de Hadelns<br />

Dokumentation der knapp Le Pèlé genannten Wallfahrt<br />

gerade mal eine Stunde. Vier Aufnahmegruppen<br />

verfolgten die Trosse – denn es führen viele Wege<br />

nach Chartre – auf ihrem Zug durch die Landschaft.<br />

1935 zogen nur ein paar wenige los – in den 1960ern<br />

waren jedes Mal rund 10.000 dabei. Die meisten sind<br />

gläubig, einige wenige würde man vielleicht als intellektuelle<br />

Katholiken bezeichnen; einige wenige Atheisten<br />

versuchen subversiv zu wirken. Diese Massen<br />

von Menschen, die sich da durch die Landschaft bewegen,<br />

haben durchaus etwas Widerzeitiges – so stellt<br />

man sich die 60er nicht vor: mit wehenden Wimpeln<br />

und Gonfanons auf dem Weg wenn schon nicht zu<br />

Gott dann doch zumindest einem ernsteren Selbst.<br />

Die Bilder sind spröde, streng; der von Walter Marti<br />

gesprochene Kommentar bleibt trocken. Nach Le Pèlé<br />

weiss man: Aus dem Debütanten de Hadeln hätte ein<br />

grosser Filmemacher werden können. (om)<br />

· Le Pèlé<br />

· Schweiz 1963<br />

· 57 Min. sw. 16 mm. D/e<br />

· Regie: Moritz de Hadeln, Walter Marti,<br />

Sandro Bertossa<br />

· Kamera: Ernest Artaria, Richard Clifton-<br />

Dey, Hervé Hesnard, Jan Oonk,<br />

Jean-Charles Meunier<br />

· Schnitt: Ernest Artaria<br />

· Musik: Rev. Père Deiss, J. Samson,<br />

Rev. Père Gelineau<br />

· ProduzentInnen: Teleproduction,<br />

Zürich, Reni Mertens, Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH, Root,<br />

www.langjahr-film.ch<br />

SA 22.6.<br />

13:30<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Moritz de Hadeln<br />

51<br />

LE PÈLÉ


Zu den Eigenarten des Jungen Schweizer Films<br />

gehörte auch das Interesse an der kritischen Bestandsaufnahme:<br />

Wer sind die Menschen, welche in der<br />

Schweiz leben, warum sind sie hier, was macht sie aus?<br />

Man sollte das im Hinterkopf behalten, wenn man Les<br />

apprentis sieht, vielleicht erinnern, dass zur gleichen<br />

Zeit Alexander J. Seiler & June Kovach & Rob Gnant<br />

sich in Siamo italiani (1964) mit einer anderen Gruppe<br />

von Arbeitern im Land beschäftigten. Quer- und<br />

Längsschnitte werden gemacht, es gilt, die Schweiz<br />

neu zu entdecken – bzw.: eine junge Schweiz sichtbar<br />

zu machen, welche im alten Film nur verzerrt vorkam,<br />

wenn überhaupt. Tanners erste long metrage, entstanden<br />

für die Expo 64, eine Porträtsammlung junger<br />

Auszubildender (Uhrmacher, Feinmechaniker, bautechnische<br />

Zeichner ...), schaut sich an, wie sie leben,<br />

hört ihnen zu, wenn sie über die Verhältnisse am<br />

Arbeitsplatz sprechen – macht kenntlich, was an ihnen<br />

typisch ist für jene Zeit, jenen Ort. Der Rest, dem eigentlich<br />

viel eingeräumt wird, das sind sie selbst, gezeigt<br />

mit jenem Pathos des Flüchtigen, welche Zierde<br />

ist und Würde des Direct Cinema. Les apprentis liegt<br />

nun als digitale Restauration vor, welche der körnigen<br />

Poesie des Originals zur Ehre gereicht. (om)<br />

· Les apprentis<br />

· Schweiz 1964<br />

· 73 Min. sw. DCP. F/e<br />

· Regie, Buch: Alain Tanner<br />

· Kamera: Ernest Artaria<br />

· Schnitt: Ernest Artaria, Alain Tanner<br />

· Musik: Victor Fenigstein<br />

· ProduzentInnen: Teleproduction,<br />

Zürich, Reni Mertens, Walter Marti<br />

· Kontakt: Langjahr Film GmbH, Root,<br />

www.langjahr-film.ch<br />

Weltpremiere der restaurierten<br />

und digitalisierten Fassung<br />

SA 22.6.<br />

18:00<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Rolf Lyssy<br />

und Pierre-Emmanuel Jacques<br />

(Cinémathèque suisse)<br />

53<br />

LES APPRENTIS


IM WASSER<br />

FILMEN:<br />

DAS KINO DES<br />

GIANFRANCO<br />

ROSI<br />

«Achtung, fall nicht ins Wasser!», wird Gianfranco<br />

Rosi in seiner ersten Arbeit Boatman von seinem Protagonisten<br />

gewarnt. Es ist eine Warnung, die vieles<br />

beschreibt, was den in Eritrea geborenen Filmemacher,<br />

der sowohl die italienische als auch die amerikanische<br />

Staatsbürgerschaft besitzt, zu einer der aufregendsten<br />

und provokantesten Stimmen des politischen Dokumentarfilms<br />

macht. Ganz wörtlich genommen, fällt<br />

auf, dass Rosi häufig am oder auf dem Wasser dreht.<br />

Von seinem Debüt Boatman in den Strömungen des<br />

Ganges bis zum Mittelmeer vor Lampedusa in seinem<br />

Fuocoammare spielt das Wasser in seinen natürlichen,<br />

unberechenbaren, politischen und metaphorischen<br />

Zuständen eine entscheidende Rolle für den Filmemacher.<br />

Dort gerät etwas in Bewegung, Tod und<br />

Leben treffen sich. Das Wasser verkörpert und verstärkt<br />

die Direktheit, nach der Rosi sucht. Seine Filme<br />

sind geschult am Direct Cinema, also einer Auffassung<br />

des Dokumentarfilms, die mit möglichst wenig Künstlichkeit<br />

und Erklärungen eine unmittelbare Beziehung<br />

zwischen Kamera und Welt herstellen will. Er wolle<br />

unsichtbar sein, sagt Rosi immer wieder. In seinen<br />

Filmen gibt es keine kommentierenden Erzählstimmen,<br />

kaum Selbstverweise des Filmemachers. Die zum<br />

Teil hochbrisanten und politischen Themen seiner<br />

Filme, etwa die Drogenkartelle in Mexiko oder die<br />

54<br />

«Flüchtlingskrise», werden weder erklärt, noch formuliert<br />

Rosi eine wirkliche Haltung zu ihnen. Stattdessen<br />

zeigt er schlicht das, was er mit seinen Augen sieht.<br />

Die Struktur für seine Filme, so sagt er, finde er,<br />

während er drehe, in der Begegnung mit den Menschen<br />

und Orten. Statt intellektueller Distanz setzt er<br />

auf Erfahrung: Oft verbringt er lange Zeit an einem<br />

Ort, um seine Geschichten zu finden – ein Jahr auf<br />

Lampedusa, jüngst mehrere Monate in den kurdischen<br />

Grenzgebieten zur Türkei im Nordirak, in Nordsyrien<br />

und im Iran für den neuen Film Notturno. Mit<br />

diesem Eintauchen zusammen hängt auch eine immense<br />

Körperlichkeit, die sich etwa an den häufig<br />

halbnackt gefilmten männlichen Körpern und zahlreichen<br />

Tieren in seinen Filmen entzündet. Oft begibt<br />

sich Rosi, der all seine Filme selbst dreht, in Situationen,<br />

die er nicht mehr kontrollieren kann. Er liefert<br />

sich aus. Trotzdem wahrt er eine erstaunliche Distanz.<br />

Seine Kamera wackelt nicht, seine Bilder wirken bestimmt.<br />

Es kommt keine Hektik auf, weil er sich dem<br />

verschrieben hat, was im Bild sichtbar wird. Rosis<br />

Kino glaubt daran, dass man auf der Leinwand mehr<br />

sieht als während des Drehens. Sein zusammen mit<br />

Jean Sébastien Lallemand und Carlos Martinez Casas<br />

realisierter Kurzfilm Afterwords ist zugespitzter Ausdruck<br />

dieser entwaffnenden Körperlichkeit. Gezeigt<br />

wird ein nackter Mann in abstrakten, zerstörten Zimmern.<br />

Der Versuch des Films ist es, durch den Körper<br />

des Mannes und die Umgebung in dessen Innenleben<br />

einzudringen. Rosi versucht mit der Kamera aufzusprengen,<br />

was allzu gut versiegelt scheint.<br />

Den italienischen Dokumentaristen interessieren<br />

die unter den glättenden Bestrebungen der westlichen<br />

Welt versteckten Auswüchse und Verformungen;<br />

sowohl ganz konkret an den Körpern als auch in Bezug<br />

auf gesellschaftliche Tendenzen, also in all dem, was<br />

an den Rand gedrängt wird, die Ausgestossenen und<br />

Unterdrückten. Er betreibt ein Konfrontationskino,<br />

55<br />

GIANFRANCO ROSI


das sich äusserst zaghaft und poetisch, aber auch mit<br />

nachdrücklicher Vehemenz manifestiert. Und wie er<br />

die Protagonisten mit der Kamera konfrontiert, konfrontiert<br />

er die Zuseher mit den Bildern. Dabei bewegt<br />

er sich häufig auf einem schmalen Grad filmischer<br />

Ethik. Gerade in einem Film wie Below Sea Level, einer<br />

Annäherung an die Bewohner von Slab City, einer<br />

Wohnwagensiedlung jenseits staatlicher Überwachung<br />

in Kalifornien, gibt es eine brisante Wechselwirkung<br />

zwischen zärtlicher Nähe und dem Instrumentalisieren<br />

der Menschen als Protagonisten. Es ist ein<br />

bewusster Ritt auf der Rasierklinge zwischen Humanismus<br />

und Zurschaustellung. So ist man etwa ganz<br />

nahe an der Transfrau Cindy, als diese abends und<br />

versteckt vor dem Rest der Welt ihre Perücke abnimmt,<br />

oder an einem fluchenden Mann, der gerade sexuell<br />

befriedigt wird. Rosi zeigt Menschen, wenn sie am<br />

verletzlichsten sind. Letztlich führt er uns jene Unsicherheiten<br />

gegenüber dem Fremden und Unbekannten<br />

vor Augen, die nur allzu leicht verdrängt werden<br />

oder unter dem Schutzmantel einer politischen Korrektheit<br />

unentdeckt bleiben. Er sucht nach einer eigenen<br />

Position zu den Dingen, er will sie nicht lediglich<br />

behaupten. Die Kamera zeigt bei ihm nicht 24-mal in<br />

der Sekunde die Wahrheit, sondern stellt eher 24<br />

Fragen in der Sekunde. Fragen an sich selbst, an uns<br />

und die Welt. Ein oftmals ungenannter Protagonist<br />

oder vielmehr Antagonist ist dabei der Kapitalismus.<br />

Die touristischen Verrücktheiten am Ganges, die<br />

neuen Schuhe, die den Narcos-Killer motivieren, ein<br />

Massenmörder zu werden, die prekären Bedingungen<br />

in Slab City, die auf dem Meer gestoppten Migranten<br />

oder die Reste römischer Aristokratie entlang der<br />

Ringautobahn in Sacro GRA sind letztlich alle Kehrseiten<br />

des Kapitalismus. Der Kosmopolit Rosi zeigt<br />

sie wie Wucherungen, um die ganze Welt reichend.<br />

Oft kreiert er in seinen Filmen einen Mikrokosmos,<br />

kleine, in sich zusammenhängende Welten, in denen<br />

56<br />

Utopien und Dystopien gleichermassen sichtbar und<br />

hinterfragt werden.<br />

Rosi leistet immer wieder investigative Arbeit.<br />

Passend dazu gehört der Filmemacher auch zu den<br />

Verfechtern digitaler Kameras, die es ihm erlauben,<br />

unbemerkt und spontan an schwer zugänglichen<br />

Orten zu filmen. In seinem El Sicario, Room 164 lässt er<br />

einen ehemals für mexikanische Drogenbosse mordenden<br />

Mann mit Maske verdeckt vor der Kamera<br />

von seinen Taten erzählen. Es ist kein dezidiert filmisches<br />

Vorgehen, sondern eines, das sich komplett der<br />

Suche nach Wahrheit verschreibt. In all seinen Filmen<br />

gibt es eine ungestillte Neugier auf die tiefere Wahrheit<br />

hinter der Fassade. Geheimnisse kommen ans Licht.<br />

Doch die Wahrheit bei Rosi existiert auch jenseits<br />

der journalistischen Bestrebungen nach Information<br />

und Aufdeckung. Es ist eine filmische Wahrheit, die sich<br />

vor allem in seinem Sacro GRA , der als erster sogenannter<br />

Dokumentarfilm überhaupt den Goldenen<br />

Löwen in Venedig gewann, zeigt: als eine sinnliche<br />

Wahrnehmung der Welt, die Raum und Zeit lässt für<br />

alles, was zwischen den Erzählungen passiert. Ein<br />

Abendhimmel, ein Wind in den Ästen oder die plötzliche<br />

Stille einer Friedlichkeit. Hierbei offenbart sich das<br />

Filmen als eine Suche nach etwas Ursprünglichem. Es<br />

ist die widersprüchliche, hoffnungslose, inspirierende<br />

und notwendige Suche nach dem Menschlichen durch<br />

alle Unmenschlichkeiten hindurch.<br />

Patrick Holzapfel<br />

Gianfranco Rosi ist Gast im Gedanken/Raum, der<br />

am Samstag, 22. Juni (10:00–13:00) im Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

stattfindet.<br />

57<br />

GIANFRANCO ROSI


Gleich in seinem Debüt praktiziert Gianfranco<br />

Rosi ganz wörtlich jenes vom Direct Cinema inspirierte,<br />

mitreissende Eintauchen in eine Umgebung,<br />

die seine Arbeit bis heute kennzeichnet. In Varanasi<br />

am Ganges folgt er den Linien des heiligen Flusses<br />

gemeinsam mit dem Bootsführer Gopal. Entlang des<br />

Ufers treibend entblösst Rosi eine geschlossene und<br />

sich doch in alle Richtungen hin öffnende Welt: mit<br />

wild schaukelnden Touristenbooten voller auf das<br />

Spektakel des Heiligtums gaffender Augen, im Wasser<br />

schwimmenden Leichen von Menschen, die nicht<br />

genug Geld für ein ordentliches hinduistisches Ritual<br />

hatten, spirituellen Bädern, spielenden Kindern und<br />

unzähligen Tieren in und um den Fluss. Es ist ein<br />

bizarres und wildes Bild dieses Ortes. Rosi fängt flüchtige<br />

Bilder und Töne ein, ohne sie besitzen zu wollen.<br />

Der Film hinterfragt den westlichen Blick auf diese<br />

Welt genauso wie die hinduistischen Rituale am Ganges<br />

selbst. Urteile fällt er dabei nicht. Stattdessen liefert<br />

er einen sinnlichen Eindruck einer Welt, in der alles<br />

gleichzeitig zu passieren scheint. Die Inder hätten ein<br />

verrücktes Herz, sagt Gopal einmal in Richtung der<br />

beständig surrenden Kamera. Es scheint, als würde<br />

Rosi genau dieses Herz filmen. (ph)<br />

· Boatman<br />

· Italien 1993<br />

· 55 Min. sw. DCP. Hindi/E/I/e<br />

· Regie, Buch, Kamera: Gianfranco Rosi<br />

· Schnitt: Jacopo Quadri<br />

· Produzent: Gianfranco Rosi<br />

· Kontakt: Doc & Film International, Paris,<br />

www.docandfilm.com<br />

FR 21.6.<br />

17:15<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Gianfranco Rosi<br />

59<br />

BOATMAN


«Derjenige, der findet, dass diese Menschen am<br />

Rand der Gesellschaft leben, ist jemand, der sich dafür<br />

verantwortlich fühlt», sagte Rosi in einem Interview<br />

zu diesem Porträt von Slab City, einem jenseits staatlicher<br />

Normen existierenden Wohnwagenrefugium<br />

im südlichen Kalifornien. Er nähert sich den dort<br />

unter dem Wüstenhimmel lebenden Menschen auf<br />

Augenhöhe, sitzt mit ihnen in Campingstühlen vor<br />

oder in den unaufgeräumten, beschädigten Wohnwagen<br />

und lässt sie sprechen – schon vor dem Dreh hat<br />

Rosi lange Zeit mit ihnen verbracht. Alle haben ihr<br />

eigenes Territorium abgesteckt, man kennt sich, aber<br />

nur langsam kommt man sich näher. Für viele ist der<br />

Ort nur eine Durchgangsstation. Sie hören auf seltsame<br />

Namen wie Bulletproof, Insane Wayne oder Bus<br />

Kenny. Dahinter verbergen sich tragische Lebensgeschichten,<br />

die zwischen dem täglichen Philosophieren,<br />

Herumhängen, Beziehungskrisen und kleineren Jobs<br />

zutage treten. Eine starke Auseinandersetzung mit<br />

den Möglichkeiten und Grenzen der Freiheit. (ph)<br />

· Below Sea Level<br />

· USA, Italien 2008<br />

· 110 Min. Farbe. DCP. E/e<br />

· Regie, Kamera, Musik: Gianfranco Rosi<br />

· Schnitt: Jacopo Quadri<br />

· Produzent: Gianfranco Rosi<br />

· Kontakt: Doc & Film International, Paris,<br />

www.docandfilm.com<br />

SA 22.6.<br />

14:45<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Gianfranco Rosi<br />

61<br />

BELOW SEA LEVEL


Basierend auf Charles Bowdens Essay «The Sicario»<br />

wagt sich Rosi in eine Situation, die zunächst wenig<br />

Potenzial für das Kino bereitzuhalten scheint. Ein<br />

Hotelzimmer an der Grenze zwischen Mexiko und<br />

den USA sowie ein Mann mit einem schwarzen Tuch<br />

über dem Kopf. Das sind die minimalen Zutaten des<br />

Films. Dass man dennoch weder Augen noch Ohren<br />

von der Leinwand nehmen will, hängt mit dem Mann<br />

zusammen, den Rosi da filmt. Er arbeitete für ein<br />

mexikanisches Drogenkartell und erzählt von seinem<br />

Werdegang vom Polizeioffizier zum Kriminellen. Er<br />

berichtet von zahlreichen Morden und unvorstellbaren<br />

Gräueltaten. Während er spricht, zeichnet er einfache<br />

Skizzen auf einen Block, die das Gesagte visualisieren<br />

oder vereinfachen. Manchmal spielt er gar<br />

etwas vor. Es ist eine nüchterne und heftige Konfrontation<br />

mit schockierenden Geschehnissen und Taten.<br />

Der Mann lebt versteckt in Ciudad Juarez, das lange<br />

Zeit als die Stadt mit der höchsten Gewaltrate der Welt<br />

galt. Inzwischen hat er sein Leben aufgegeben und<br />

hofft auf göttliche Vergebung. In seiner Schilderung<br />

offenbart sich ein brutales und korruptes System, das<br />

Rosi dadurch aufdeckt, dass er schlicht zuhört. (ph)<br />

· El Sicario, Room 164<br />

· Frankreich, USA 2010<br />

· 80 Min. Farbe. DCP. Sp/e<br />

· Regie, Kamera: Gianfranco Rosi<br />

· Buch: Gianfranco Rosi nach einer Vorlage<br />

von Charles Bowden<br />

· Schnitt: Jacopo Quadri<br />

· Produzenten: Serge Lalou, Gianfranco Rosi<br />

· Kontakt: Doc & Film International, Paris,<br />

www.docandfilm.com<br />

SO 23.6.<br />

09:45<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

63<br />

EL SICARIO, ROOM 164


In Sacro GRA nähert sich Rosi Menschen, die an<br />

den Ausfallstrassen der Autostrada del Grande Raccordo<br />

Anulare wohnen. Er trifft dabei auf schräge<br />

Vögel und Aussenseiter, die um ihre Existenz kämpfen.<br />

Seine mal kuriosen, mal heftigen, mal herzerwärmenden<br />

Geschichten hängen nur dadurch zusammen, dass<br />

sie alle entlang der kreisförmigen Verkehrsader, dem<br />

sogenannten GRA, spielen. Aus der scheinbar ziellosen<br />

Entdeckungsreise in die Peripherie entwickelt sich so<br />

ein faszinierender Mikrokosmos, der poetisches und<br />

komisches Potenzial zugleich entfaltet. So begegnet<br />

man einem schrullig-romantischen Naturforscher,<br />

der die Bäume entlang der Autobahn auf Käferbefall<br />

inspiziert, zwei Prostituierten, die zynisch einen Zwischenfall<br />

mit der Polizei diskutieren, oder einem<br />

Aristokraten, der von seinem Fenster aus die gegenüberliegende<br />

Villa beobachtet. Das Alltägliche wird<br />

zum Politischen erklärt, und so wagt sich Rosi weit<br />

hinein in die Ambivalenzen und Unklarheiten der<br />

Post-Berlusconi-Gesellschaft. Sacro GRA ist der erste<br />

Dokumentarfilm, der den Goldenen Löwen der <strong>Filmfest</strong>spiele<br />

von Venedig gewann. (ph)<br />

· Sacro GRA<br />

· Italien, Frankreich 2013<br />

· 95 Min. Farbe. DCP. I/e<br />

· Regie, Kamera: Gianfranco Rosi<br />

· Buch: Gianfranco Rosi nach einer Idee von<br />

Niccolò Bassetti<br />

· Schnitt: Jacopo Quadri<br />

· ProduzentInnen: Roberta Ballarini,<br />

Marco Visalberghi<br />

· Kontakt: Doc & Film International, Paris,<br />

www.docandfilm.com<br />

DO 20.6.<br />

21:15<br />

kult.kino atelier<br />

In Anwesenheit von Gianfranco Rosi<br />

65<br />

SACRO GRA


Mitten hinein in eines der grossen Themen unserer<br />

Zeit und doch auf der Suche nach ganz anderen<br />

Bildern ist Rosis Berlinale-Gewinner. Fuocoammare<br />

offenbart eine aufklaffende Lücke zweier Welten, die<br />

der Film strukturell aufeinanderprallen lässt: Hier die<br />

beinahe entspannt gefilmte Coming-of-Age-Geschichte<br />

des jungen Samuele auf der Insel, der auf Uferfelsen<br />

klettert, mit seiner Schleuder auf Büsche und Vögel<br />

schiesst oder am Hafen umherstreift. Dort der auf den<br />

Booten gefilmte Überlebenskampf der ankommenden<br />

Flüchtlinge. Der grosse politische Konflikt wird so<br />

durch die Augen eines Kindes betrachtet. Mit ihm<br />

lernt man das Sehen, der Blick verändert sich. Rosi,<br />

der über ein Jahr auf der Mittelmeerinsel Lampedusa<br />

verbrachte, zeigt, was man nur im Kino sichtbar machen<br />

kann: die kleinen Alltäglichkeiten und Schönheiten<br />

inmitten einer politischen Krise, das einfache<br />

Leben im Angesicht des Sterbens von Tausenden. Das<br />

Politische im Unpolitischen? Man kann und muss<br />

darüber streiten. Ein Film, der keine Gewissheiten<br />

behauptet, sondern Ungewissheiten bestärkt. (ph)<br />

· Fuocoammare (Fire at Sea)<br />

· Italien, Frankreich 2016<br />

· 114 Min. Farbe. DCP. I/F/d/e<br />

· Regie, Kamera: Gianfranco Rosi<br />

· Buch: Gianfranco Rosi<br />

nach einer Idee von Carla Cattani<br />

· Schnitt: Jacopo Quadri<br />

· Mit Samuele Pucillo, Mattias Cucina,<br />

Samuele Caruana, Pietro Bartolo<br />

· ProduzentInnen: Roberto Cicutto,<br />

Paolo Del Brocco, Camille Laemlé,<br />

Serge Lalou, Gianfranco Rosi,<br />

Martine Saada<br />

· Kontakt: Doc & Film International, Paris,<br />

www.docandfilm.com<br />

FR 21.6.<br />

10:00<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

67<br />

FUOCOAMMARE


Dass der Mensch sich die Erde untertan macht –<br />

was bedeutet das eigentlich? Nikolaus Geyrhalter,<br />

bedeutender österreichischer Dokumentarist globaler<br />

Phänomene, besucht an verschiedenen Orten Europas<br />

und Nordamerikas Stätten des Tief- und des Tagebaus,<br />

Räume der Entwicklung und der Umwälzung, Schauplätze<br />

der fundamentalen Veränderung und der unwiderruflichen<br />

Vernichtung. Erde hat den Charakter<br />

einer nüchternen Bestandsaufnahme in grandiosen<br />

Tableaus. Sie zeigen Maschinen, die in sich auflösenden<br />

Landschaften ein unermüdliches Wühlwerk immensen<br />

Ausmasses verrichten und offene Wunden in die<br />

Erdkruste reissen. Und sie verzeichnen, was die dort<br />

Tätigen über ihre Arbeit und deren mögliche Bedeutung<br />

zu sagen haben. Geyrhalters Blick zeichnet sich<br />

durch Geduld und Genauigkeit aus. Seine vorurteilsfreie<br />

Aufmerksamkeit wird von der Offenheit und den<br />

immer wieder überraschenden Überlegungen seiner<br />

GesprächspartnerInnen belohnt. Die Montage der<br />

Vignetten verdichtet sich zu einer Dramaturgie des<br />

Katastrophischen. In den Optimismus gesellschaftlichen<br />

Unternehmertums schleicht sich zunehmend<br />

das Bewusstsein seines hohen Preises. Bis am Ende<br />

der Profitmaximierung die buchstäblich verbrannte<br />

Erde steht. Eine schmerzliche Aussicht als Fluchtpunkt<br />

einer unsentimentalen Reise. (as)<br />

· Erde (Earth)<br />

· Österreich <strong>2019</strong><br />

· 115 Min. Farbe. DCP.<br />

E/D/Sp/I/Ung/e<br />

· Regie, Buch, Kamera:<br />

Nikolaus Geyrhalter<br />

· Schnitt: Niki Mossböck<br />

· Produzenten: Michael Kitzberger,<br />

Nikolaus Geyrhalter, Markus Glaser,<br />

Wolfgang Widerhofer<br />

· Kontakt: Austrian Films, Wien,<br />

www.austrianfilms.com<br />

SO 23.6.<br />

13:20<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Nikolaus Geyrhalter<br />

69<br />

ERDE


Die drei Werke dieser Hommage an den japanischen<br />

Künstler und Experimentalfilm-Zauberer<br />

Makino Takashi (geb. 1978) werden <strong>Bildrausch</strong><br />

elektrifizieren. Objekte, Naturphänomene,<br />

Menschen und Städte verschmelzen in seinen<br />

Arbeiten zu wahrhaft rauschhaften filmischen<br />

Exzessen, die aufgrund zigfacher Schichtung<br />

und Mehrfachbelichtung vom konkreten Bild<br />

zum abstrakten Gemälde mutieren, die Leinwand<br />

manchmal zum Verschwinden bringen<br />

und den Betrachter in Bann ziehen. In langjähriger<br />

Zusammenarbeit mit Musikern und Musikerinnen<br />

wie Jim O’Rourke oder Inconsolable<br />

Ghost erschafft Makino Kunstwerke, die nicht<br />

nur visuell, sondern ebenso auditiv das mediale<br />

Verschwimmen von abstrakten und konkreten<br />

Bildern sinnlich erfahrbar machen. Makino fasziniert,<br />

dass das, was auf der Leinwand erscheint,<br />

mit der emotionalen Landschaft jedes einzelnen<br />

Betrachters kollidiert und ein völlig neues Bild<br />

im Kopf entstehen lässt. Was bereits für seinen<br />

ersten Film Eve (2002) gilt, über den er sagt: «Ich<br />

stelle Licht und Leben dar, das aus der Dunkelheit<br />

kommt, in einer Fusion von Animation und visueller<br />

Überlagerung.» Sein mehrfach ausgezeichnetes<br />

Meisterwerk On Generation and Corruption<br />

(2017) findet seinen Antrieb wiederum<br />

zwischen Hell und Dunkel und schöpft seinen<br />

Rhythmus aus den zyklischen Wiederholungen,<br />

die die Säulen des Lebens und der Zivilisation<br />

sind. Seine bislang letzte Arbeit Memento Stella<br />

(2018), die er an <strong>Bildrausch</strong> exklusiv und live<br />

vertonen wird, überwältigt aufs Neue mit unzähligen<br />

Bildern und Flächen, teils abstrakt, teils<br />

figurativ, die lange nachhallen, «auf dass wir nie<br />

vergessen, dass auch wir zwischen den Sternen<br />

wohnen». (bb)<br />

71<br />

MAKINO TAKASHIS<br />

ELEKTRISCHE MAGIE


72<br />

Memento Stella<br />

· Japan, Hongkong 2018<br />

· 60 Min. Farbe. DCP. Lat/E<br />

· Regie, Buch: Makino Takashi<br />

· Kontakt: Makino Takashi, Tokio,<br />

www.makinotakashi.net<br />

Mit Live­Performance von Makino<br />

Takashi<br />

Eve<br />

· Japan 2002<br />

· 3 Min. Farbe. HD File. Ohne Dialog<br />

· Regie, Buch: Makino Takashi<br />

· Kontakt: Makino Takashi, Tokio,<br />

www.makinotakashi.net<br />

On Generation and Corruption<br />

· Japan 2017<br />

· 26 Min. Farbe. HD File. Ohne Dialog<br />

· Regie, Buch: Makino Takashi<br />

· Kontakt: Makino Takashi, Tokio,<br />

www.makinotakashi.net<br />

73<br />

SA 22.6.<br />

23:00<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit und mit Live­Performance<br />

von Makino Takashi<br />

MAKINO TAKASHIS<br />

ELEKTRISCHE MAGIE


75<br />

Die vier neusten Arbeiten der <strong>Bildrausch</strong>-Freunde<br />

Anya Tsyrlina, Johan Lurf, Apichatpong Weerasethakul<br />

und Teresa Villaverde verführen zu genauem<br />

Hinhören, Hinschauen und Eintauchen. «Six, zéro,<br />

vingt-et-un ...», beginnt in horizon eine hypnotisierende<br />

Stimme zu zählen. Das Knistern analoger Tonspuren<br />

von Siebzigerjahre-Wochenschau-Sprengseln mit<br />

fliegenden Raumkörpern und mit Blumen beschenkten<br />

jungen Menschen führt in eine verflossene Zeit.<br />

Die Bilder stammen aus Sibirien, wo die in <strong>Basel</strong> lebende<br />

Künstlerin und Filmemacherin Anya Tsyrlina<br />

geboren wurde. Irrlichternd verdichtet sich der Film<br />

zu einer Reflektion über Erinnerung, Vergänglichkeit<br />

und Erfahrung. Der österreichische Experimentalfilmer<br />

Johan Lurf, dessen visuelles Feuerwerk am letzten<br />

<strong>Bildrausch</strong> bereits zu entdecken war, spielt in seinem<br />

neusten Streich Cavalcade erneut mit Wahrnehmung.<br />

In der nächtlichen Szenerie eines idyllisch plätschernden<br />

Bachs sirrt ein künstliches Wasserrad, das Lurf<br />

bei Stroboskoplicht und durch Akzeleration zu einem<br />

wunderbaren Crescendo antreibt. In Blue von <strong>Bildrausch</strong>-Ringträger<br />

Apichatpong Weerasethakul gehen<br />

ebenfalls zwei Geräuschkulissen ineinander über: Im<br />

nächtlichen Zirpen und Rauschen eines Waldes in<br />

Thailand breitet sich zusehends das Lodern von Feuer<br />

aus, versucht eine Frau in einem magischen Porträt<br />

zwischen Traum und Wirklichkeit zu schlafen. Ausgangspunkt<br />

für Six Portraits of Pain von Teresa Villaverde,<br />

auch sie trägt den <strong>Bildrausch</strong>-Ring der Filmkunst,<br />

ist das gleichnamige musikalische Werk des<br />

portugiesischen Komponisten António Pinho Vargas,<br />

das auf der Tonspur zu hören ist und dessen durchdringende<br />

Wucht Villaverde in ihrem eigenen filmischen<br />

Nachdenken über Schmerz aufnimmt. (bs)<br />

SINNESRAUSCH


76<br />

Cavalcade<br />

· Österreich <strong>2019</strong><br />

· 5 Min. Farbe. 35 mm. Ohne Dialog<br />

· Regie, Produzent: Johann Lurf<br />

· Kamera: Martin Putz<br />

· Kontakt: sixpackfilm, Wien,<br />

www.sixpackfilm.com<br />

horizon<br />

· Schweiz, Russland, USA <strong>2019</strong><br />

· 7 Min. Farbe. DCP. Ohne Dialog<br />

· Regie: Sid Iandovka, Anya Tsyrlina<br />

· Musik: Sid Iandovka<br />

· Produzentin: Anya Tsyrlina<br />

· Kontakt: Anya Tsyrlina, <strong>Basel</strong><br />

Six Portraits of Pain<br />

· Portugal <strong>2019</strong><br />

· 25 Min. Farbe. DCP. Ohne Dialog<br />

· Regie, Buch: Teresa Villaverde<br />

· Musik: António Pinho Vargas<br />

· Kontakt: Filmes do Tejo, Lissabon,<br />

www.filmesdotejo.pt<br />

Blue<br />

· Frankreich 2018<br />

· 12 Min. Farbe. HD File.<br />

Ohne Dialog<br />

· Regie, Schnitt: Apichatpong<br />

Weerasethakul<br />

· Kamera: Chatchai Suban<br />

· Mit Jenjira Pongpas Widner<br />

· Produzenten: Philippe Martin,<br />

Laurent Metivier<br />

· Kontakt: Les Films Pelléas, Paris,<br />

www.lesfilmspelleas.com<br />

77<br />

SO 23.6. 18:00<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

In Anwesenheit von Anya Tsyrlina<br />

SINNESRAUSCH


Im Prinzip erzählt They Shall Not Grow Old eine<br />

bekannte Geschichte: die des Frontsoldaten im Ersten<br />

Weltkrieg. Angefangen beim sich freiwillig melden<br />

über die Grundausbildung hin zur Front, von der<br />

ersten Kampferfahrung bis zur Erschütterung, als<br />

Ende ’18 alles vorbei ist und man nicht weiss, wohin<br />

im Frieden mit dem Menschen, der man im Laufgraben<br />

geworden ist. Aber wie Peter Jackson das hier<br />

erzählt, so hat man das noch nie gesehen und gehört<br />

– alles andere hätte einen aber auch schwer verwirrt<br />

beim Regisseur von u.a. The Lord of the Rings (2001–03)!<br />

Jackson bekam alles an Bild- und Tonmaterial aus dem<br />

Imperial War Museum zur Verfügung gestellt, welches<br />

er dann massiv bearbeitete: Die zweite Hälfte<br />

des Films wurde komplett koloriert in einem Stil, der<br />

mehr malerisch als realistisch ist; eine unendliche,<br />

komplexe Klangebene wurde erarbeitet, für die man<br />

per Lippenleser u.a. herausfand, was die Soldaten in<br />

den stummen Bildern sagten; und das dann alles noch<br />

konvertiert zu 3D. Das macht den Film einerseits zu<br />

einem genuinen Spektakel, andererseits zu einer hochintelligenten<br />

Revision des Materials unter Berücksichtigung<br />

von Techniken und ästhetischen Vorlieben<br />

jener Jahre, in denen das 19. Jahrhundert starb und das<br />

20. geboren wurde. (om)<br />

· They Shall Not Grow Old<br />

· Grossbritannien, Neuseeland 2018<br />

· 99 Min. Farbe. DCP. 3D. E<br />

· Regie: Peter Jackson<br />

· Schnitt: Jabez Olssen<br />

· Musik: John Neill<br />

· Produzenten: Peter Jackson, Clare Olssen<br />

· Kontakt: Warner Bros. Entertainment<br />

Switzerland GmbH, Zürich,<br />

www.warnerbros.ch<br />

SO 23.6.<br />

16:30<br />

kult.kino atelier<br />

79<br />

THEY SHALL NOT GROW OLD


SCHULVORSTELLUNGEN<br />

DO 20. 6. – FR 21. 6., Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

Wie erzählen Filmschaffende die Geschichten<br />

ihrer Filme? Welchen Ausschnitt von Wirklichkeit<br />

wählen sie? <strong>Bildrausch</strong> sensibilisiert junge Erwachsene<br />

in seinen Schulvorstellungen für die Filmkunst und<br />

ermöglicht ihnen den Austausch mit Regieführenden.<br />

Das Gespräch nach dem Film wird von <strong>Bildrausch</strong>-<br />

Moderatoren geführt, aber auch von SchülerInnen,<br />

die sich auf diese spannende Aufgabe vorbereiten. Auf<br />

dem Programm stehen der Urwald-Thriller Monos<br />

über acht jugendliche Paramilitärs (DO 20. 6., 9:30, mit<br />

Alexis Dos Santos), der Dokumentarfilm Die bauliche<br />

Massnahme (DO 20. 6., 14:15, mit Nikolaus Geyrhalter<br />

via Skype), der beim Thema Migration die totale<br />

Differenzierung statt Populismus wagt, Fuocoammare<br />

(FR 21. 6., 10:00, Gespräch mit Jean Perret), in dem die<br />

Welten von Bewohnern Lampedusas und Menschen<br />

auf der Flucht kollidieren, und A volta ao mundo (FR 21.<br />

6., 16:45, mit Aya Koretzky), ein filmisches Tagebuch<br />

über eine Initiationsreise. Mehr Infos erhalten Lehrpersonen<br />

von: Valerio Bonadei, valerio@filmbuero.ch.<br />

80<br />

ABOVE US ONLY SKY<br />

VON ARTHUR KLEINJAN<br />

Dreikanal-Videoinstallation, 27:30 Min., 2018<br />

DO 20. 6, 18:00–20:00, balzer projects (Vernissage)<br />

DO 20. 6. – SA 29. 6., 13:00–18:00, balzer projects<br />

Ein Erzähler reist ins heutige Prag, um einen<br />

Flugzeugunfall (1972) zu recherchieren, bei dem eine<br />

einzige Frau den Fall aus tausenden Metern Höhe<br />

überlebte. Er entdeckt überraschende und unheimliche<br />

Beziehungen zwischen der kommunistischen Vergangenheit<br />

und Gegenwärtigem, beginnt, die Macht<br />

der Logik zu hinterfragen, und beschliesst, Zufälle<br />

und Hinweise aus der Vergangenheit zu untersuchen<br />

und so eine Geschichte zu erschaffen, die vollständig<br />

auf realen Zufallsereignissen basiert. Akribisch und<br />

spielerisch zugleich verwischt Above Us Only Sky die<br />

Grenzen, die uns von der Vergangenheit trennen, und<br />

ersetzt sie durch eine Gegenwart, die sich zwischen<br />

Realität, Imagination und Spekulation bewegt. Eine<br />

mehrschichtige visuelle und narrative Allegorie des<br />

individuellen und kollektiven Gedächtnisses. Arthur<br />

Kleinjan ist Künstler und Filmemacher in Rotterdam.<br />

81<br />

TALKS, EVENTS, PODIEN


THE ORACLE VON PETER METTLER<br />

VERNISSAGE DECKENPROJEKTION<br />

DO 20. 6., 20:45, Stadtkino Bar<br />

«Vor langer Zeit, als ich noch ein Teenager war,<br />

schlich ich mich nachts mit zwei Freunden in das<br />

Orakel von Delphi, um unter freiem Himmel auf den<br />

antiken Steinen zu schlafen. Am nächsten Morgen<br />

stellten meine Freunde fest, dass sie beide die gleichen<br />

Traumbilder hatten: eine überbordende, bacchantische<br />

Prozession unserer Vorfahren. Ich hingegen<br />

konnte mich an nichts erinnern ... Vielleicht suche ich<br />

auch deshalb seit Jahrzenten nach den Zeichen und<br />

dem Wesen unserer Zukunft im Rausch von Bildern<br />

und Tönen – in jenen, die ich selber kreiere, und in<br />

denen, die uns umgeben und auf uns einwirken.» Der<br />

Kanada-Schweizer Peter Mettler verbindet in seinem<br />

dokumentarischen Πuvre Intuition mit Drama und<br />

Experiment zu einer ganz eigenen sinnlichen Essay-<br />

Form. Für <strong>Bildrausch</strong> bannt er seine Suche nach den<br />

wahren und tiefen Bildern auf die Deckenprojektion<br />

des Stadtkino <strong>Basel</strong>, wo sie während des kommenden<br />

Jahres zum Sinnes- und <strong>Bildrausch</strong> einladen.<br />

82<br />

FILMSCHAFFENDE AN DEN<br />

KOCHTÖPFEN<br />

FR 21. 6., 18:00–21:00, Monika Willi, Piazza<br />

SA 22. 6., 18:00–21:00, Christoph Schaub, Piazza<br />

«I’m quite convinced that cooking is the only alternative<br />

to filmmaking», sagt Werner Herzog, während<br />

er seinen Schuh isst. Jeder, der kochen kann, könne<br />

auch Filme machen, sagt der Filmemacher und Exzentriker<br />

Peter Kubelka. So weit wollen wir nicht gehen.<br />

Aber dass beides plastische Formen sind, die im Kopf<br />

des Beschauers oder Essers Gedanken auslösen, darin<br />

stimmen wir mit ihm überein. Die Beherrschung<br />

des Handwerks, Kreativität, Mut und Intuition sind<br />

nötig, um in der Küche wie am Set Überraschendes<br />

und Stimmiges zu kreieren. Kein Wunder, steckt in so<br />

manchem Filmschaffenden ein begnadeter Koch: Der<br />

Schweizer Regisseur Christoph Schaub nähert sich dem<br />

Set wie dem Suppentopf mit Neugierde, Gespür und<br />

Meisterschaft. Und die österreichische Schnittmeisterin<br />

Monika Willi beweist, dass die kunstvolle Balance perfekter<br />

Ingredienzien auch beim Kochen entscheidend ist.<br />

Beide stehen für <strong>Bildrausch</strong> am Herd! CHF 10/Menu<br />

83<br />

TALKS, EVENTS, PODIEN


FORMEL-SUPER-8-PROJEKTORENRENNEN<br />

DER GROSSE PREIS VON BASEL<br />

FR 21. 6., 22:00, Theaterplatz (bei jedem Wetter)<br />

Das verrückteste Rennen, seit es Kino gibt. Vier<br />

Teams mit ihren heissen Maschinen treten gegeneinander<br />

an. Es gilt die unglaubliche Strecke von 15 m<br />

(die Länge einer Super-8-Filmrolle) heil hinter sich<br />

zu bringen. Die auf Rädern montierten Kisten aus<br />

(Gross-)Papas Heimkino ziehen sich selbst an ihren der<br />

Länge nach abgewickelten Filmstreifen vorwärts und<br />

projizieren gemeinsam einen wahren Bilderrausch.<br />

Aufregung und Karambolage garantiert. Hält der<br />

Film? Welcher getunte Bolide geht als erster ins Ziel?<br />

Ekstase! Das Publikum wettet bis zum letzten Rappen.<br />

Echte Stadionatmosphäre garantiert! Das Wettbüro<br />

öffnet um 22.00 Uhr. Der Startschuss fällt um 22.30<br />

Uhr. Unsere Moderatorenstimme im Projektorengeratter<br />

ist Mario Fuchs.<br />

84<br />

GEDANKEN/RAUM MIT<br />

GIANFRANCO ROSI<br />

SA 22. 6., 10:00–13:00, Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

Der Gedanken/Raum, in dem Jean Perret von<br />

Neugier und Wertschätzung geleitet in den «Werkzeugkasten»<br />

von Filmschaffenden schaut, ist heuer<br />

Gianfranco Rosi gewidmet. Während Monaten liess<br />

sich der italienische Dokumentarist ein auf die Begegnungen<br />

mit Menschen in den kurdischen Grenzgebieten<br />

zur Türkei im Nordirak, in Nordsyrien und<br />

im Iran, um daraus seinen neuen Film Notturno zu<br />

drehen. Für Bild und Ton zeichnete er gleichermassen<br />

verantwortlich, was ihm ermöglichte, sehr eigene, oft<br />

unbequeme Wege zu verfolgen, die sich kein Konzept<br />

oder Drehbuch vorher hätten ausdenken können.<br />

Es war eine unbedingte Suche nach ungesehenen<br />

Geschichten bei zunehmender Ernüchterung über<br />

die allgegenwärtige Gewalt. Anhand von exklusiven<br />

Filmsequenzen lotet Jean Perret mit Gianfranco Rosi<br />

ein Schaffen aus, das auf bemerkenswerte Weise tief<br />

in unserer Gegenwart verankert ist. In Kooperation<br />

mit FOCAL. Im Anschluss lädt Aesop zum Apéro.<br />

85<br />

TALKS, EVENTS, PODIEN


«GEGEN DEN WIND» – PODIUMSGE-<br />

SPRÄCH ZUM SCHAFFEN VON RENI<br />

MERTENS UND WALTER MARTI<br />

SA 22. 6., 15:30, <strong>Bildrausch</strong>-Salon<br />

Sie waren die Pioniere des Neuen Schweizer Films.<br />

Sie verbanden politische Haltung mit avantgardistischer<br />

Formensuche. Jeder Film, jedes Thema verlangte<br />

für sie nach einer anderen Herangehensweise – dennoch<br />

waren all ihre Werke gleichermassen radikal,<br />

klarsichtig, poetisch und zutiefst humanistisch. 20<br />

Jahre nach ihrem Tod machen wir uns auf die Suche<br />

nach Reni Mertens und Walter Marti, Autoren und<br />

Produzenten sowie Mentoren einer ganzen Generation<br />

junger Schweizer Filmschaffender. Im Gespräch<br />

mit dem Filmemacher und Nachlassbetreuer von<br />

Mertens und Marti Erich Langjahr, dem Journalisten<br />

und ehemaligen Chef der Sektion Film des Bundesamtes<br />

für Kultur Alex Bänninger, dem österreichischen<br />

Filmemacher Michael Pilz und Marina Mertens fragt<br />

Christian Jungen (Biograf von Moritz de Hadeln) nach<br />

der Bedeutung ihres Schaffens damals und nach seiner<br />

Botschaft heute. In Kooperation mit Balimage.<br />

86<br />

PETER-LIECHTI-PREIS<br />

SO 23. 6., 20:15, Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

Mit dem neugeschaffenen Peter-Liechti-Preis erinnert<br />

<strong>Bildrausch</strong> an den Schweizer Filmemacher und<br />

Autor Peter Liechti (1951–2014). Die Auszeichnung soll<br />

einen mutigen Film ehren, «der aufs Ganze geht». Der<br />

Peter-Liechti-Preis in Höhe von CHF 2000 wird von<br />

der Jury des internationalen Wettbewerbs im Rahmen<br />

der Preisverleihung vergeben und wird in den kommenden<br />

drei Jahren von der Basler Firma Tweaklab<br />

AG und Reck Filmproduktion, Zürich, gestiftet. Peter<br />

Liechtis Werk verkörpert die Idee des radikal Eigenen.<br />

Risikobereitschaft war sein Credo, und die verlangte<br />

der grosszügige, humorvolle Autor und Filmemacher<br />

nicht nur sich selber ab, sondern auch vom Publikum:<br />

«(...) dass man sich mit dem Film auf die Äste<br />

hinauswagt, ganz weit hinaus in einen Bereich, wo<br />

es tatsächlich ungemütlich werden könnte» war für<br />

ihn die einzige konsequente Herangehensweise. Peter<br />

Liechti amtete am ersten <strong>Bildrausch</strong> im Jahre 2011 als<br />

Juror des Internationalen Wettbewerbs und blieb dem<br />

Festival Zeit seines Lebens verbunden.<br />

87<br />

TALKS, EVENTS, PODIEN


DIE BILDRAUSCH FESTIVAL-TASCHE<br />

MI 19. 6. – SO 23. 6.<br />

Seit 2017 präsentiert <strong>Bildrausch</strong> in Kooperation<br />

mit der Fachmaturitätsschule (FMS) eine eigens für<br />

das Festival kreierte Tasche. Jedes Jahr ändert sich der<br />

Look, was bleibt, ist das coole Design, das die Taschen<br />

zum «objet du désir» gemacht hat. Auch <strong>2019</strong> wollen<br />

wir unsere Gäste wieder mit einer original <strong>Bildrausch</strong>-<br />

Tasche beglücken. Die Abschlussklasse 3E Gestaltung/<br />

Kunst der FMS <strong>Basel</strong> hat in der Auseinandersetzung<br />

mit den Bedürfnissen der Festivalbesuchenden und<br />

mit bekannten Festivaltaschen eine neue Form entwickelt,<br />

kritisch diskutiert, mittels Prototypen erprobt<br />

und in einer Auflage von 80 Exemplaren produziert.<br />

Als Ausgangsmaterial dienten wieder alte Festival-<br />

Plakate. Deren Steifheit in Kombination mit einer<br />

leichten Transparenz erzeugen eine ungewöhnliche<br />

Wirkung. Durch die Materialwahl ist zudem jede<br />

Tasche ein Unikat. Tanja Maria Stoller und Stephanie<br />

Wagner-Büttiker haben das Projekt begleitet. Zu kaufen<br />

gibt es die Taschen nicht, wir werden aber jeden<br />

Abend zwei Exemplare verlosen.<br />

88<br />

FEIERLICHE ERÖFFNUNG<br />

MI 19. 6., 17:30–2:00, Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

Mit einem Glas Sekt und Sounds von<br />

DJ Tai Share werden die Gäste in der<br />

charmanten Gartenlandschaft vor<br />

dem Stadtkino <strong>Basel</strong> begrüsst. Um<br />

18 Uhr geht es ins Stadtkino <strong>Basel</strong>.<br />

Nach einem Grusswort von Catherine Ann Berger,<br />

Direktorin von Swiss Films, eröffnet Das melancholische<br />

Mädchen (<strong>2019</strong>) in Anwesenheit der Regisseurin<br />

Susanne Heinrich den Internationalen Wettbewerb<br />

und damit auch das Festival. Anschliessend an die<br />

Filmvorführung und das Q&A laden <strong>Bildrausch</strong> und<br />

tibits zum Apéro riche. Um 21.15 Uhr folgt der zweite<br />

Wettbewerbsbeitrag Anons, eine bitterböse Politsatire<br />

um einen Staatsstreich, dessen Absurdität alleine von<br />

der Realität übertroffen wird. DJ Tai Share lädt derweil<br />

auf der Piazza ein, das Tanzbein zu schwingen.<br />

89<br />

RUND UM BILDRAUSCH


BAR UND GRILL<br />

MI 19. 6. – SO 23. 6., Piazza<br />

Die Bar im Stadtkino <strong>Basel</strong> und die<br />

Piazza öffnen jeweils eine halbe<br />

Stunde vor dem ersten Screening<br />

und bleiben bis um 2 Uhr offen (am<br />

Freitag und Samstag bis 4 Uhr). Die<br />

lauschige Piazza vor dem Kino lädt zum Verweilen<br />

und Diskutieren ein. Der <strong>Bildrausch</strong>-Salon in der<br />

Werkstatt der Kunsthalle <strong>Basel</strong> ist heuer wieder geöffnet<br />

und bietet sich tagsüber als charmanter Rückzugsort,<br />

abends als Tanzfläche an. Für das leibliche<br />

Wohl ist auch gesorgt: Kleine Snacks und türkische<br />

Spezialitäten gibt es den ganzen Tag an der Bar, gegen<br />

Abend ist der Grill mit Gemüse-Spiessen und den<br />

legendären Würsten von Pippo in Betrieb. Zudem<br />

locken ab 18:00 Uhr die «Filmschaffenden an den<br />

Kochtöpfen» mit ihren kulinarischen Künsten (siehe<br />

S. 83), Schnittmeisterin Monika Willi am 21.6. und<br />

Regisseur Christoph Schaub am 22.6.<br />

DJS IM BILDRAUSCH-SALON UND AUF<br />

DER PIAZZA – LET’S DANCE!<br />

MI 19. 6. – SO 23. 6., 21:00–2:00 (FR/SA bis 4:00)<br />

Piazza, <strong>Bildrausch</strong>-Salon<br />

· MI 19. 6. ab 21:00<br />

DJ Tai Share<br />

Quer durch die 60er, 70er und<br />

80er: psychedelische Filmmusik,<br />

Bollywood, Krautrock und mehr<br />

· DO 20. 6. ab 21:00<br />

DJ Kukuruz<br />

Antidisco-Musik aus der ganzen Welt und immer<br />

tanzbar<br />

· FR 21. 6. ab 21:00<br />

DJ B-Seite & Monaco Bertrand<br />

Beats und Swing aus München und Berlin –<br />

eine beflügelnde Symbiose<br />

· SA 22. 6. ab 21:00<br />

DJ Tom Best<br />

Rock ’n’ Roll, Rhythm ’n’ Blues, Early Soul<br />

· SO 23. 6. ab 21:00<br />

DJ Fröhlein & Rumspringa<br />

Here comes the summermusic<br />

RUND UM BILDRAUSCH<br />

90<br />

91


FRÖHLICHE TAFELRUNDE<br />

MIT DEN FILMSCHAFFENDEN<br />

SA 22. 6., 17:45, Piazza<br />

<strong>Bildrausch</strong> lädt auch heuer zum traditionellen<br />

Filmemacher-Essen, an<br />

dem auf der Piazza alle teilnehmen<br />

können. Setzen Sie sich an die grosse<br />

Tafel zu unseren Filmschaffenden<br />

aus der ganzen Welt – mit einem Glas Wein von<br />

der Bar, einer Wurst vom Grill oder auch einfach so<br />

zum Reden. Für Feinschmecker gibt es den leckeren<br />

3-Gänger vom Restaurant Kunsthalle inkl. Wein für<br />

CHF 80. Anmeldungen für das Menu werden an der<br />

Stadtkino-Kasse bis zum 20. 6. <strong>2019</strong> um 15.00 Uhr<br />

entgegengenommen. Achtung: Die Plätze sind beschränkt.<br />

Bei schlechtem Wetter findet das Essen im<br />

Panton-Saal der Kunsthalle statt.<br />

BEAT THE ARTISTS<br />

SO 23. 6., 13:00, Piazza<br />

Beim Töggeli-Turnier fordern sich<br />

Journalisten, Jury und Filmschaffende<br />

von nah und fern zum sportlichen<br />

Wettbewerb heraus. Fünf Festival-<br />

Besucher haben die Chance, per Los<br />

einen Turnierplatz zu ergattern. Tischfussballerinnen<br />

und -fussballer melden sich bis zum 21. 6. <strong>2019</strong> um 18.00<br />

Uhr unter: turnier@bildrausch-basel.ch an.<br />

PREISVERLEIHUNG<br />

SO 23. 6., 20:15, Stadtkino <strong>Basel</strong><br />

Am Sonntagabend prämiert die internationale<br />

Jury den besten <strong>Bildrausch</strong>-Film<br />

mit einer Preissumme<br />

von CHF 5000 und überreicht den<br />

<strong>Bildrausch</strong>-Ring der Filmkunst.<br />

Zum ersten Mal wird auch der neu geschaffene Peter-Liechti-Preis<br />

in Höhe von CHF 2000 an ein Werk<br />

verliehen, das sich durch besonderen narrativen oder<br />

visuellen Mut auszeichnet. Der Preis für einen Film, der<br />

aufs Ganze geht, wird von der Basler Firma Tweaklab<br />

AG und Reck Filmproduktion, Zürich, gestiftet. Die<br />

Preisverleihung moderiert Brigitte Häring. Im Anschluss<br />

laden <strong>Bildrausch</strong> und tibits zu einem Apéro<br />

ein. Die beiden Gewinnerfilme werden um 21.15 Uhr<br />

im Stadtkino <strong>Basel</strong> und im kult.kino atelier gezeigt.<br />

RUND UM BILDRAUSCH<br />

92<br />

93


Flimmern in<br />

Winterthur.<br />

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© <strong>2019</strong>: Rebecca Horn/ProLitteris, Zürich<br />

99


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Gute Unterhaltung.<br />

Alles Wichtige zu Politik, Kultur, Wirtschaft<br />

und Sport aus dem In- und Ausland –<br />

übersichtlich gegliedert in zwei Bünde.<br />

Informative Berichte rund um die Stadt<br />

und die Region <strong>Basel</strong>.<br />

Basler Kultur mit umfassender Wochenvorschau<br />

am Donnerstag.<br />

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Kurzfilmtage<br />

Séance d’information sur le court métrage pour<br />

la branche suisse / Swiss Industry Information<br />

16 Juin <strong>2019</strong><br />

10h à 11h15, Alte Kaserne Winterthur<br />

Vendredi 9 novembre 2018, 10h à 11h15,<br />

Alte Kaserne Winterthur<br />

Le court métrage est souvent oublié dans les discussions sur la<br />

production, la distribution et l’exploitation des films. Cette fois, il est<br />

au centre : différents institutions et organismes publics font le point<br />

sur les préoccupations actuelles de la branche suisse par rapport au<br />

court métrage. Politique du cinéma, stratégies actuelles et futures<br />

pour l’encouragement et financement sont au programme du débat.<br />

Intervenants : Matthias Bürcher (Office fédéral de la culture),<br />

Patrizia Pesko (Cinéforom), Sven Wälti (SRG SSR),<br />

Daniel Waser (Zürcher Filmstiftung).<br />

INSPIRIEREND, ATTRAKTIV<br />

UND STETS AKTUELL.<br />

Modération : Lucie Bader (Cinébulletin)<br />

Entrée gratuite, nombre de places limité !<br />

Informations détaillées et inscriptions jusqu’au lundi 29 octobre 2018 sur<br />

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RADIO<br />

Im Juni:<br />

Retrospektive<br />

Youssef<br />

Chahine<br />

Der Spatz<br />

Die Erde<br />

Hauptbahnhof<br />

Tödliche Rache<br />

Alexandria, warum?<br />

Der sechste Tag<br />

Die Rückkehr<br />

des verlorenen Sohnes<br />

Adieu Bonaparte<br />

Das ganze Programm:<br />

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Was macht einen<br />

guten Film aus?<br />

Was einen<br />

missglückten?<br />

Sind die Kriterien bei einem Schweizer Film andere als bei<br />

einem aus Österreich oder aus Hollywood? Welche Rolle<br />

spielt dabei die Filmkritik, die Filmbildung oder gar die<br />

Zensur? Mit welchen Mitteln versucht die Filmförderung,<br />

die Qualität der geförderten Filme sicherzustellen? Mit<br />

welchen Filmschulen oder Festivals? Fragen, auf die die<br />

neue Ausgabe des Jahrbuchs Cinema Antworten sucht.<br />

Und wie jedes Jahr: Ein Rückblick auf das Schweizer<br />

Filmschaffen<br />

Jahrbuch Cinema | Qualität | 216 S. | Pb.<br />

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Untertitelungen<br />

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LiveSubtitling<br />

sous-titrage virtuel<br />

118<br />

119


UNTERSTÜTZUNG<br />

<strong>Bildrausch</strong> gäbe es nicht ohne die Menschen, die an uns<br />

glauben. An erster Stelle sei hier den Kulturabteilungen und<br />

den Swisslos­Fonds beider <strong>Basel</strong> gedankt. Der Dank gilt auch<br />

allen Stiftungen, Institutionen und Firmen sowie weiteren<br />

Donatoren, die nicht genannt sein wollen:<br />

• Swisslos­Fonds <strong>Basel</strong>­Stadt<br />

• Swisslos­Fonds <strong>Basel</strong>­Landschaft<br />

• GGG <strong>Basel</strong><br />

• Sulger Stiftung<br />

• Isaac Dreyfus­Bernheim Stiftung<br />

• Doms Stiftung<br />

• Scheidegger­Thommen­Stiftung<br />

• Istituto Italiano di Cultura Zurigo<br />

• Aesop<br />

• Bogen 33<br />

• Burckhardt+Partner AG<br />

• Creaplot AG<br />

• Delinat<br />

• FedEx<br />

• Gremper AG<br />

• Hotel Krafft<br />

• Mineralquelle Eptinger AG<br />

• Reck Filmproduktion<br />

• Stadtgärtnerei <strong>Basel</strong><br />

• SUBS Subtitling<br />

• tibits<br />

• Tweaklab AG, <strong>Basel</strong><br />

120<br />

PARTNERSCHAFT<br />

• Balimage<br />

• balzer projects<br />

• <strong>Basel</strong> Tourismus<br />

• Basler Kunstverein<br />

• Cécile Grieder<br />

• Christa Wegener<br />

• Fachmaturitätsschule <strong>Basel</strong><br />

• FOCAL<br />

• Fondation Beyeler<br />

• GGG Stadtbibliothek <strong>Basel</strong><br />

• kult.kino<br />

• Kulturbox<br />

• Kunsthalle <strong>Basel</strong><br />

• Maya Rikli<br />

• point de vue – audiovisuelle Produktionen<br />

• Pro Innerstadt/<strong>Basel</strong>Live<br />

• Restaurant Kunsthalle<br />

• Seminar für Medienwissenschaft der Universität <strong>Basel</strong><br />

• Theater <strong>Basel</strong><br />

• Verein Le Bon Film<br />

121<br />

DANK


MEDIENPARTNER<br />

• Basler Zeitung<br />

• Cinébulletin<br />

• cinefile<br />

• Filmbulletin<br />

• Filmexplorer<br />

• Kulturjoker <br />

• ProgrammZeitung <br />

• Radio X <br />

• ray Filmmagazin<br />

• WOZ Die Wochenzeitung<br />

DANK<br />

<strong>Bildrausch</strong> dankt den folgenden Personen und<br />

Institutionen für ihren Beitrag zum <strong>Filmfest</strong>:<br />

Till Brockmann, Zürich. Cécile Grieder, <strong>Basel</strong>. Ute Holl,<br />

<strong>Basel</strong>. Pamela Jahn, London. Erich Langjahr, Root.<br />

Marina Mertens, Zürich. Claudia Mertens, Winterthur.<br />

Primo Mazzoni, Zürich. Luis Miñarro, Barcelona.<br />

Jean Perret, Genf. Ursula Pfander, Bern. Maya Rikli, <strong>Basel</strong>.<br />

Christa Wegener, <strong>Basel</strong>.<br />

Fachmaturitätsschule <strong>Basel</strong> (Tanja Maria Stoller,<br />

Stephanie Wagner-Büttiker). kult.kino, <strong>Basel</strong> (Romy Gysin,<br />

Tobias Faust, Roman Weiss). Kulturbüro, <strong>Basel</strong>.<br />

Kunsthalle <strong>Basel</strong> (Elena Filipovic, Beatrice Hatebur, Rudi<br />

Pelger). Kunsthalle Restaurant, <strong>Basel</strong> (Claudia Danuser).<br />

Sound & Light Pool, <strong>Basel</strong> (Regine Wetterwald),<br />

Stadtgärtnerei, <strong>Basel</strong> (Mareike Holluba). Subs, Hamburg<br />

(Thorsten Birk). Theater <strong>Basel</strong> (Mario Fuchs, Beat<br />

122<br />

Weissenberger). Verein Le Bon Film (David Glauser,<br />

Isabel Heiniger, Elisabeth Metzger, Catherine Reinau,<br />

Christoph Stratenwerth).<br />

Austrian Films, Wien (Anne Laurent). Balthus, Paris<br />

(Malena Pellion). Beta Cinema GmbH, Oberhaching/<br />

München (Cosima Finkbeiner). Cinémathèque Suisse,<br />

Lausanne (Frédéric Maire, Caroline Fournier, André<br />

Schäublin). Coproduction Office, Berlin (Christina<br />

Demetriou). C.R.I.M., Lissabon (Joana Ferreira, Isabel<br />

Machado). Deutsche Kinemathek, Berlin (Anke Hahn).<br />

Doc & Film International, Paris (Théo Lionel). Filmes do<br />

Tejo, Lissabon (Marie João Mayer). Heretic Outreach,<br />

Athen (Christina Liapi). Latido Films, Madrid (Marta<br />

Hernando). Langjahr-Film GmbH , Root (Erich Langjahr).<br />

New Europe Film Sales, Warschau (Ewa Bojanowska),<br />

Outside the Box, Renens (Christian Ströhle). Protagonists<br />

Pictures, London (Mounia Wissinger). Reel Suspects,<br />

Paris (A. Alvarez Aguilera). sixpackfilm, Wien (Gerald<br />

Weber). Makino Takashi, Tokio. trigon-film, Ennetbaden<br />

(Walter Ruggle, Martin Aeschbach). Universal Pictures<br />

International, London (Kate Wyhowska). Warner Bros.<br />

Entertainment Switzerland GmbH, Zürich (Marcel<br />

Lanthemann).<br />

Und nicht zuletzt danken wir unseren Mitarbeitenden,<br />

Moderierenden, Helferinnen und Helfern, die mit ihrer<br />

Begeisterung und ihrem Engagement dieses Festival<br />

mitgestalten und -tragen.<br />

123<br />

DANK


TICKETPREISE<br />

• Einzeleintritt CHF 17/13 *<br />

• Early-Bird-Eintritt CHF 13/8 *<br />

(Vorstellungsbeginn vor 15:00)<br />

• Multipass CHF 56/44 *<br />

(4 Eintritte)<br />

• Festivalpass CHF 110/90*<br />

* Studierende, AHV, Stadtkino-Mitglieder<br />

mit Super-8-Karte oder Passepartout<br />

• Der Eröffnungsfilm ist für Passepartout-Mitglieder von<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong>/Landkino kostenlos.<br />

• Der Gedanken/Raum im Stadtkino kostet CHF 17/13*.<br />

Das Podium Mertens & Marti, das Formel-Super-8-<br />

Projektorenrennen, die Preisverleihung und sämtliche<br />

Veranstaltungen auf der Piazza sind kostenlos.<br />

TICKETVERKAUF<br />

Vorverkauf (ab 7.6.<strong>2019</strong>) online auf<br />

www.bildrausch-basel.ch und an der Kinokasse des<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong>. Der Verkauf von Festival- und<br />

Multipässen erfolgt exklusiv an der Kinokasse des<br />

Stadtkino <strong>Basel</strong>. Einzeleintritte für sämtliche<br />

Vorstellungen können im Stadtkino <strong>Basel</strong> oder im<br />

kult.kino atelier gekauft werden. <br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

• Die Bar des Stadtkino <strong>Basel</strong>, der <strong>Bildrausch</strong>-Salon<br />

und die Piazza öffnen jeweils eine halbe Stunde vor der<br />

ersten Vorstellung.<br />

• DJs legen bis 2 Uhr auf – am Freitag und Samstag<br />

bis 4 Uhr.<br />

124<br />

ANFAHRT<br />

• Ab Bahnhof SBB: in 7 Minuten zu Fuss oder mit<br />

Tram 2, 8, 10, 11 bis Haltestelle Bankverein<br />

• Ab Badischem Bahnhof: Tram 2 bis Haltestelle<br />

Bankverein oder Tram 6 bis Haltestelle Theater<br />

• Parkhäuser: Elisabethen, Steinen, Bahnhof<br />

SPIELSTELLEN UND SATELLITEN<br />

1 Stadtkino <strong>Basel</strong>, Piazza und <strong>Bildrausch</strong>-Salon,<br />

Festivalzentrum, Klostergasse 5, 4051 <strong>Basel</strong><br />

2 kult.kino atelier, Theaterstrasse 7, 4051 <strong>Basel</strong><br />

3 Formel-Super-8-Projektorenrennen,<br />

Theaterplatz, 4051 <strong>Basel</strong><br />

4 balzer projects, Wallstrasse 10, 4051 <strong>Basel</strong><br />

< BARFÜSSERPLATZ<br />

THEATERSTRASSE<br />

2<br />

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BRUNNEN<br />

THEATER-<br />

PLATZ<br />

3<br />

KLOSTERGASSE<br />

1<br />

KLOSTERBERG<br />

STEINENBERG<br />

KUNSTHALLE<br />

ELISABETHEN-<br />

KIRCHE<br />

125<br />

FREIE STRASSE<br />

4<br />

ELISABETHENSTRASSE<br />

HENRIC PETRI-<br />

STRASSE<br />

FESTIVALINFORMATIONEN


9. BILDRAUSCH<br />

FILMFEST BASEL<br />

· <strong>Bildrausch</strong> ist eine Initiative des Vereins <strong>Bildrausch</strong>,<br />

Theaterstrasse 22, 4051 <strong>Basel</strong>, Telefon: 061 205 98 81<br />

· Vorstand: Isabel Heiniger, Hanspeter Giuliani, Brigitte Häring<br />

· In Zusammenarbeit mit dem Verein Le Bon Film.<br />

· Vorstand: David Glauser, Isabel Heiniger, Elisabeth Metzger,<br />

Catherine Reinau, Christoph Stratenwerth<br />

· Direktion: Nicole Reinhard, Beat Schneider<br />

· Programmdelegierte: Olaf Möller, Susana Santos Rodrigues,<br />

Bernd Brehmer<br />

· Backoffice: Rebecca Szediwy<br />

· Formel­Super­8­Projektorenrennen: Primo Mazzoni,<br />

Nicole Reinhard, Mario Fuchs<br />

· Produktionsleitung/Technik: Fabian Frei<br />

· Praktikantin: Dolma Vanetti<br />

· Medienarbeit, Social Media: Valerio Bonadei<br />

· PR­ und Pressetexte: Ursula Pfander<br />

· Marketing: Waelti Content & PR, Christine Waelti<br />

· Gästebetreuung: Luzia Böni<br />

· Trailer: Lav Diaz<br />

· Website: Angela Reinhard (Gestaltung), Bütler BIZ,<br />

Bruno Bütler (Web­Programmierung)<br />

· Webmaster: Kaspar Aebi<br />

· Buchhaltung: IMAGO Treuhand<br />

· Kopientransport: Flavio Caldana<br />

· Team­Catering: Angela Knor<br />

· Gestaltung <strong>Bildrausch</strong>­Salon: Cécile Grieder<br />

· Blumenschmuck: Maya Rikli<br />

· Fotografen: Piotr Dzumala, Daria Kolacka, Nicholas Winter<br />

· <strong>Filmfest</strong>­Team: Adeline Sirlin (Barchefin), Johannes Wolfsperger<br />

(Chefoperateur), Sarah Amelie Bodner, Lucy Gmünder,<br />

Claudia Gruntz, Viktor Klima, Sandro Mazzoni, Catia dos Santos,<br />

Tobija Stuker, Axel Töpfer, Niggi Ullrich, Tobias Voss<br />

· AutorInnen: Bernd Brehmer (bb), Patricia Hinkelbein,<br />

Patrick Holzapfel (ph), Pamela Jahn (pj), Olaf Möller (om), Nicole<br />

Reinhard, Beat Schneider (bs), Alexandra Seitz (as)<br />

· Redaktion: Patricia Hinkelbein, Beat Schneider, Nicole Reinhard<br />

· Korrektorat: Dominik Süess<br />

· Übersetzung: Andrew Blackwell, Kate Whitebread (Lektorat)<br />

· Inserate: Barbara Keller­Bergheimer<br />

· Grafischer Auftritt: Ludovic Balland Typography Cabinet,<br />

Ludovic Balland mit Anna Bierler<br />

· Layout/Satz: Ludovic Balland Typography Cabinet, Anna Bierler<br />

· Prepress und Druck: Gremper AG<br />

126


7<br />

9. BILDRAUSCH<br />

FILMFEST BASEL<br />

19.06.—23.06.19<br />

1 2<br />

8<br />

3<br />

10<br />

9<br />

11<br />

6<br />

4<br />

5<br />

21<br />

22<br />

12<br />

13<br />

23<br />

24<br />

25 26 27 28<br />

18<br />

17<br />

16<br />

15 14<br />

20<br />

19

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