Lebenshilfe aktuell Nr. 92.pmd - Lebenshilfe Viersen eV
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Aus dem Wohnverbund<br />
Die Mehrzahl der von uns Betreuten<br />
besucht tagsüber eine Werkstatt<br />
für behinderte Menschen.<br />
Leider zeigte sich in den Jahren<br />
seit 1977, der Eröffnung unserer<br />
ersten Wohnstätte, dass manche<br />
Bewohner vorübergehend oder<br />
auf Dauer aufgrund von psychischer<br />
Erkrankung und / oder<br />
Verhaltensproblemen, nicht in der<br />
Lage waren, die Werkstatt zu besuchen.<br />
Zum Teil sind sie in der Lage, ihre<br />
Not sprachlich auszudrücken und<br />
verweigern den Werkstattbesuch.<br />
Andere „trödeln“ morgens,<br />
schaffen es nicht den Bus<br />
zu bekommen, klagen über<br />
Bauchschmerzen und anderes<br />
Unwohlsein. Wieder andere<br />
schlagen Mitarbeiter der Werkstatt<br />
oder nachmittags den Taxifahrer.<br />
Auch die Mitarbeiter der Werkstatt<br />
beschreiben einige Bewohner als<br />
nicht arbeitsfähig oder –willig, da<br />
sie sich nicht in den Arbeitsrhythmus<br />
einpassen können oder<br />
wollen. Einige der Menschen ziehen<br />
sie sich häufig in den Ruheraum<br />
zurück, lenken ab, streiten<br />
mit den Kollegen oder verweigern<br />
die Arbeit. Auch aggressive Handlungen<br />
wie: Werfen von Gegenständen<br />
und Schlagen der Mitarbeiter<br />
sind Zeichen dafür, dass einige<br />
Bewohner unseres Wohnverbundes,<br />
warum auch immer,<br />
nicht in der Lage sind eine Werkstatt<br />
für behinderte Menschen zu<br />
besuchen.<br />
Für derzeit acht Bewohner bieten<br />
wir im Rahmen eines Projektes<br />
seit Ende 2004 in unserem „<strong>Lebenshilfe</strong>-Haus“Tagesstrukturierende<br />
Maßnahme für Menschen<br />
mit psychosozialen Auffälligkeiten<br />
an.<br />
Für die Maßnahme wird vom Träger<br />
aus einem Zuschuss der „Stiftung<br />
<strong>Lebenshilfe</strong>“ insgesamt eine<br />
Tagesstrukturierende Maßnahme<br />
Planstelle zur Verfügung gestellt.<br />
Diese wird aufgeteilt in vier Mitarbeiter<br />
mit jeweils 0,25 Prozent<br />
Stellenanteil, den sie neben ihrer<br />
Beschäftigung im Wohnverbund<br />
leisten. Begleitet wird die Maßnahme<br />
von einem Psychologen<br />
Das Angebot findet zunächst an<br />
drei Werktagen in der Zeit von<br />
10:00 Uhr bis 12:00 Uhr statt.<br />
Danach nehmen die Teilnehmer<br />
an der Mittagsverpflegung der<br />
Nachbarwohnstätte teil.<br />
An den anderen Tagen und im<br />
Anschluss an die Maßnahme,<br />
werden die Bewohner des Wohnverbundes<br />
in ihren jeweiligen<br />
Wohnstätten betreut.<br />
Das Beschäftigungsangebot findet<br />
im <strong>Lebenshilfe</strong>-Haus statt.<br />
Wir gehen davon aus, dass die<br />
Maßnahme auf Dauer über den<br />
Landschaftsverband Rheinland finanziert<br />
wird.<br />
In diesem Tagesangebot haben<br />
die Gefühle Vorrang oder die Probleme<br />
des Einzelnen. Ausdrücklich<br />
erhalten die Teilnehmer im<br />
Schonraum der Gruppe zunächst<br />
die Möglichkeit ihre Wertigkeit als<br />
Person erfahren dürfen. Sie werden<br />
darin unterstützt über Kommunikation<br />
in Beziehung zu treten.<br />
Die Teilnehmer lernen ihre<br />
Bedürfnisse zu formulieren. Im<br />
Weiteren besteht das Angebot,<br />
dass jeder bei einer sinnvollen<br />
Beschäftigung erfährt wie man in<br />
einer Gemeinschaft arbeitet, Leistung<br />
erbringt. Die Gruppe erfährt<br />
keinen Leistungsdruck, es muss<br />
nichts produziert werden. Diejenigen,<br />
die in absehbarer Zeit<br />
wieder in die WfbM gehen möchten,<br />
erhalten die Möglichkeit, dort<br />
geforderte Fähigkeiten zu erlernen.<br />
In Begleitungsgesprächen wird<br />
mit jedem Einzelnen seine persönliche<br />
Zielsetzung erarbeitet.<br />
Folgende Angebote sind auf<br />
Wunsch der Teilnehmer zustande<br />
gekommen: Kochgruppe, Malen,<br />
Basteln,Tonarbeit, Holzarbeit,<br />
sowie Arbeiten am Computer.<br />
Diese Beschäftigmöglichkeiten<br />
werden wöchentlich in verschiedenen<br />
Gruppengrößen angeboten.<br />
Die Angebote werden abgerundet<br />
durch Spaziergänge,<br />
Gesprächsrunden sowie Auflockerungsübungen,Eintspannungsübungen,Wahrnehmungsübungen<br />
verschiedenster<br />
Art.<br />
Bei der Umsetzung der Angebote<br />
wird der Stimmungslage der<br />
Teilnehmer Rechnung getragen.<br />
Sie haben die Möglichkeit den<br />
Rhytmus ihrer Tätigkeit selbst zu<br />
bestimmen. Es ist alles eher Prozess<br />
denn Ergebnis orientiert.<br />
Damit dabei das persönliche Ziel<br />
jeder Einzelne nicht aus den Augen<br />
verliert, hat jeder Teilnehmer<br />
einen Arbeitsbegleiter der ihn<br />
darin unterstützt die persönlichen<br />
Ziele hinsichtlich persönlicher<br />
Arbeitsgestaltung zu erreichen.<br />
Der gesamte Prozess wird von<br />
einem Prozessbegleiter begleitet.<br />
Der Teilnehmer führt mit dem<br />
Arbeitsbegleiter und mit dem<br />
Prozessbegleiter jeweils in einem<br />
3-wöchigen Rhythmus Einzelgespräche<br />
durch, um eine<br />
individulle Angebotsstruktur zu<br />
gewährleisten und dem Teilnehmer<br />
die Sicherheit zu geben sein<br />
persöniches Zeil zu erreichen.<br />
Ausdrückliches Ziel der Maßnahme<br />
ist es, mit den Menschen zu<br />
erreichen, dass sie in der Lage<br />
sind oder wieder in der Lage sind,<br />
eine Werkstatt für behinderte<br />
Menschen zu besuchen. Damit<br />
einher geht die Annahme, dass<br />
die Teilnahme an der Maßnahme<br />
nur vorübergehend ist.<br />
Tönisvorst, 21. April 2005<br />
Marianne Philipzig<br />
28 <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Viersen</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>Nr</strong>. 92 - Juni 2005