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Lebenshilfe aktuell Nr. 92.pmd - Lebenshilfe Viersen eV

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Recht<br />

Das Kindergeld darf nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen<br />

auf die Leistungen der Grundsicherung angerechnet werden.<br />

Das Oberverwaltungsgericht<br />

Schleswig-Holstein und der<br />

Bayerische Verwaltungsgerichtshof<br />

hatten die Nichtanrechnung<br />

des Kindergeldes auf<br />

die Grundsicherung bestätigt.<br />

Nach Ansicht des VG Augsburg<br />

ist das Kindergeld Einkommen<br />

des Kindergeldberechtigten, also<br />

der Eltern und nicht des Kindes,<br />

das möglicherweise einen Anspruch<br />

auf Leistungen der Grundsicherung<br />

hat. Es werde nur<br />

dann Einkommen des Kindes,<br />

wenn es die Eltern zweckorientiert<br />

durch einen weiteren<br />

Zuwendungsakt an das Kind weiter<br />

gebe. Eine solche zweckorientierte<br />

Leistung liege noch<br />

nicht dann vor, wenn die Eltern<br />

bestätigen, dass das Kindergeld<br />

wie anderes Einkommen der Familie<br />

in eine Haushaltskasse fließe,<br />

aus der in erster Linie alle für<br />

den Lebensunterhalt der Familienangehörigen<br />

erforderliche Aufwendungen<br />

bestritten würden.<br />

Das Kindergeld könne nur dann<br />

als Einkommen des Kindes angerechnet<br />

werden, wenn es als<br />

Geldbetrag an das Kind weitergeleitet<br />

werde, da nur tatsächliche<br />

Zuflüsse angerechnet werden<br />

könnten. Eine Mutter hatte angegeben,<br />

das Kindergeld ihrem<br />

Sohn nicht direkt zuzuwenden,<br />

es aber für ihn zu verwenden. So<br />

wurden Aufwendungen für Besuche<br />

aus dem Kindergeld bestritten.<br />

Diese Verwendung des Kindergelds<br />

entspreche damit dem<br />

Familienlastenausgleich. Nur<br />

wenn die Mutter sich überhaupt<br />

nicht um den Sohn kümmerte<br />

und das Geld ausschließlich für<br />

sich selbst verwende, sei an eine<br />

Auszahlung an das Kind nach §<br />

74 Abs. 1 EStG zu denken. Ob<br />

dies dann rechtmäßig sei, sei von<br />

den Finanzgerichten zu überprüfen.<br />

Zum 01.01.05 sind Leistungen<br />

der Grundsicherung Teil des SGB<br />

XII. Auch nach den dort enthaltenen<br />

Regelungen ist eine Anrechnung<br />

des Kindergelds auf die<br />

Grundsicherung nicht vorgesehen.<br />

Nach § 82 SGB XII ist nur<br />

bei Minderjährigen das Kindergeld<br />

dem jeweiligen Kind als Einkommen<br />

anzurechnen, soweit es bei<br />

diesem zur Deckung des notwendigen<br />

Lebensunterhalts benötigt<br />

wird. Da die Grundsicherung<br />

erst ab Volljährigkeit<br />

gewährt wird, greift diese Regelung<br />

deshalb dort nicht. In den<br />

Rechtsvorschriften über die<br />

Grundsicherung (§ 41 ff) ist in §<br />

43 Abs. 1 SGB XII vorgesehen,<br />

dass die Vermutung der Bedarfsdeckung<br />

im Rahmen der<br />

Haushaltsgemeinschaft (§ 36)<br />

nicht anzuwenden ist. Daraus<br />

folgt, dass das Kindergeld als Einkommen<br />

der Eltern anrechnungsfrei<br />

verbleibt, weil für<br />

sie die Regelung des § 43 Abs. 2<br />

SGB XII gilt. Erst ab einem Elterneinkommen<br />

von mehr als<br />

100.000 Euro gibt es einen<br />

Unterhaltsanspruch gegen die<br />

Eltern.<br />

In Anbetracht dieser (hier gekürzt<br />

wieder gegebenen) Rechtslage<br />

ist davon auszugehen, dass sich<br />

die Tendenz der Rechtsprechung<br />

festigen wird, das Kindergeld bei<br />

der Berechnung der Leistung der<br />

Grundsicherung unberücksichtigt<br />

zu lassen. Bei weiteren Fragen,<br />

wenden Sie sich bitte an Ihren<br />

Steuerberater. Kindergeld ist heute<br />

Steuerrecht!<br />

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der Urteile der Gerichte zu diesem<br />

Thema (Merkblatt GS 7 c ).<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>, Raiffeisenstr.18,<br />

35043 Marburg,<br />

Tel. 0 64 21 - 491 - 0.<br />

E-Mail: Recht@lebenshilfe.de,<br />

Internet:<br />

http://www.lebenshilfe.de<br />

Horst Bessel<br />

Damit das Mögliche<br />

entsteht, muss immer<br />

wieder das Unmögliche<br />

versucht werden.<br />

A K T I O N G R U N D G E S E T Z<br />

Eine Initiative der Aktion Mensch und der<br />

Verbände und Organisationen der<br />

Behindertenhilfe und -selbsthilfe<br />

Reform, die, - , -en (frz.<br />

réformer, reformieren): planmäßige<br />

Neuordnung, Umgestaltung,<br />

Verbesserung des<br />

Bestehenden (ohne Bruch mit<br />

den wesentlichen geistigen und<br />

kulturellen Grundlagen); politische,<br />

soziale -en:<br />

Sozialreform, die: Reform der<br />

gesellschaftlichen Ordnung<br />

zugunsten sozial schwächerer<br />

Schichten.<br />

A K T I O N G R U N D G E S E T Z<br />

Eine Initiative der Aktion Mensch und der<br />

Verbände und Organisationen der<br />

Behindertenhilfe und -selbsthilfe<br />

18 <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Viersen</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>Nr</strong>. 92 - Juni 2005

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