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Stahlmarkt 01/2021

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Seitenblick<br />

Menschen & Events<br />

mehr. Der technologische Fortschritt<br />

erfordert lebenslanges Lernen.<br />

Nach der alle drei Jahre vom Institut<br />

der Deutschen Wirtschaft Köln<br />

(IW) durchgeführten IW-Weiterbildungserhebung<br />

betrieben 2<strong>01</strong>9<br />

knapp 88 Prozent aller Unternehmen<br />

in Deutschland Weiterbildung. Dafür<br />

investierten sie 41,3 Milliarden Euro,<br />

etwa 23 Prozent mehr als drei Jahre<br />

zuvor. Im Durchschnitt bildete sich<br />

jeder Mitarbeitende 18,3 Stunden<br />

weiter, ein Plus von einer Stunde gegenüber<br />

2<strong>01</strong>6. Dabei gab es allerdings<br />

erhebliche Unterschiede: Während<br />

die Beschäftigten unternehmensnaher<br />

Dienstleister 22,4 Stunden aufwendeten,<br />

betrug der Lernumfang in<br />

der Industrie gerade einmal 14,3<br />

Stunden.<br />

Grad der Digitalisierung ist<br />

wichtiger Einflussfaktor<br />

Wie findet Weiterbildung statt? Den<br />

größten Zuwachs registrierten die<br />

IW-Forscher beim sogenannten Lernen<br />

im Prozess der Arbeit. Gemeint<br />

sind damit vor allem Unterweisungen<br />

durch Kollegen, Vorgesetzte oder externe<br />

Trainer, Mentoringprogramme,<br />

Workshops und Einweisungen in neue<br />

Hard- und Software oder Maschinen.<br />

Durch diese informellen Weiterbildungen<br />

gewinnen die Beschäftigten<br />

häufig Kompetenzen hinzu, die sie<br />

direkt an ihrem Arbeitsplatz einsetzen<br />

können. Deutlich zugenommen<br />

hat in den vergangenen zehn Jahren<br />

auch das selbstgesteuerte Lernen mit<br />

Medien, etwa mit computer- oder<br />

webbasierten Selbstlernprogrammen.<br />

Insgesamt macht diese Form der Qualifizierung<br />

jedoch noch den geringsten<br />

Teil am gesamten Weiterbildungsprogramm<br />

aus. Nach wie vor wird<br />

berufliches Wissen meistens klassisch<br />

vermittelt – in Seminaren, Kursen sowie<br />

auf Lehrgängen.<br />

Das Engagement der Unternehmen<br />

in Sachen Weiterbildung hängt<br />

von vielen Faktoren ab. Ein wichtiger<br />

Einflussfaktor ist, natürlich, der Grad<br />

der Digitalisierung. Wenn Unternehmen<br />

neue digitale Technologien einführen,<br />

etwa die Vernetzung und<br />

Steuerung ihrer Maschinen über das<br />

Internet, geht das in der Regel mit<br />

veränderten Anforderungen an die<br />

Kompetenzen der Mitarbeiter einher.<br />

Entsprechend aktiv sind diese Firmen<br />

beim Thema Weiterbildung. Auf der<br />

anderen Seite kümmern sich Betriebe,<br />

die keine oder nur eine digitale Technologie<br />

(etwa einen digitalen Datenaustausch<br />

mit Lieferanten oder Kunden)<br />

nutzen, vergleichsweise wenig<br />

um die Qualifizierung ihrer Beschäftigten.<br />

Fast jedes dritte dieser Unternehmen<br />

unternimmt auf diesem Feld<br />

der IW-Untersuchung zufolge wenig<br />

bis nichts.<br />

Die Digitalisierung<br />

ist der Grund, weshalb die<br />

Unternehmen sich ganz<br />

grundsätzlich stärker mit dem<br />

Thema der zusätzlichen<br />

Qualifizierung ihrer<br />

Beschäftigten auseinander<br />

setzen müssen.<br />

Weiterbildungskosten:<br />

Unternehmen zahlen den<br />

Löwenanteil<br />

Auch wenn die konkrete Aufteilung<br />

der Weiterbildungskosten in der Regel<br />

von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

ausgehandelt wird, so übernehmen<br />

Unternehmen in der Regel den<br />

Löwenanteil. Knapp 90 Prozent der<br />

betrieblichen Weiterbildung erfolgt<br />

während der bezahlten Arbeitszeit.<br />

Das zeigt, dass Betriebe Qualifizierung<br />

als Investition betrachten,<br />

von der sie mittel- bis langfristig<br />

profitieren. Sie statten ihre Beschäftigten<br />

mit den Kompetenzen<br />

aus, die sie für ihre zukünftige Tätigkeit<br />

im Unternehmen benötigen. Je<br />

höher der Anteil gering qualifizierter<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

ist, umso mehr wünschen sich Betriebe<br />

eine staatliche Förderung<br />

ihrer Maßnahmen, etwa in Form<br />

von steuerlichen Erleichterungen.<br />

Im Allgemeinen verweisen Unternehmen<br />

jedoch nur selten auf fehlende<br />

finanzielle Mittel, wenn sie<br />

begründen sollen, warum sie nicht<br />

mehr in Weiterbildung investieren.<br />

Als größtes Hemmnis nennen sie fehlende<br />

Zeit – sowohl für die Freistellung<br />

als auch für die Organisation der<br />

entsprechenden Maßnahmen. Auch<br />

häufig angeführt – insbesondere von<br />

Industrieunternehmen – wird das<br />

mangelnde Interesse der Mitarbeiter<br />

sowie ein fehlender Bedarf für Weiterbildung.<br />

Wie lassen sich diese Hürden überwinden?<br />

Das IW plädiert für mehr<br />

Beratungsangebote für Unternehmen<br />

und Beschäftigte. »Informationen<br />

über zu erwartende Veränderungen<br />

von Tätigkeiten und über das Entstehen<br />

neuer Tätigkeitsfelder können<br />

das Interesse an Weiterbildung erhöhen<br />

und potenzielle Bedarfe ebenso<br />

sichtbar machen wie die Beratung zu<br />

künftig benötigten Kompetenzen«,<br />

heißt es in der Weiterbildungserhebung<br />

des Instituts. Es muss ja nicht<br />

noch einmal ein Ereignis vom Kaliber<br />

Covid-19 sein, das die Wirtschaft<br />

wachrüttelt, mehr in die (digitale)<br />

Kompetenz ihrer Mitarbeitenden zu<br />

investieren.<br />

•<br />

Als größtes<br />

Weiterbildungs-Hemmnis<br />

nennen die Unternehmen<br />

fehlende Zeit – sowohl für die<br />

Freistellung als auch für die<br />

Organisation der entsprechenden<br />

Maßnahmen.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

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