Stahlmarkt 01/2021
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China<br />
Special<br />
Hintergrund<br />
BRI – Die Neue Seidenstraße<br />
Die Belt and Road Initiative (BRI) ist ein Großprojekt<br />
Chinas zur Integration der Wirtschaftsräume Asien,<br />
Europa und Afrika. Die auch unter dem Namen<br />
»Neue Seidenstraße« bekannte Initiative verfolgt<br />
den Auf- und Ausbau interkontinentaler Handelsund<br />
Infrastruktur-Netze zwischen China und mehr<br />
als 60 weiteren Ländern. Sie beinhaltet ebenso den<br />
Bau von Straßen, Bahnstrecken und Häfen wie von<br />
Pipelines, Energienetzen und Glasfaserleitungen.<br />
Die »Neue Seidenstraße« knüpft an die alten Han-<br />
mittels der Entwicklung von vornehmlich landgestützter<br />
Infrastruktur eine bessere Anbindung an die Absätzmärkte<br />
in Europa und Vorderasien schaffen soll, garantiert eine<br />
langfristige Nachfrage nach Stahlprodukten durch die<br />
beteiligte chinesische Bauindustrie (siehe Hintergrund:<br />
»BRI – Die Neue Seidenstraße«). Mit dem neuen, ab kommenden<br />
Jahr geltenden Fünfjahresplan hat Peking auch<br />
ein neues Wirtschaftskonzept implementiert: »Die Zwei<br />
Kreisläufe«. Knapp formuliert soll hier künftig der chinesische<br />
Binnenkonsum als Treiber der chinesischen Wirtschaft<br />
fungieren (erster Kreislauf). Innovationskraft und<br />
Leistungsfähigkeit der Konzerne sollen sich so erhöhen<br />
und diesen neue Exportstärke verleihen (zweiter Kreislauf).<br />
Für Chinas Stahlkonzerne bedeutet dies, dass sie künftig<br />
delswege Chinas zum Westen an. phi<br />
mehr Wert auf qualititiv hochwertige Edel- und Spezialstähle<br />
legen werden, was auch den Einsatz von EAFs<br />
beschleunigen würde. Mit weiteren Initiativen<br />
Zwar ist es bereits dank besserer Technologien<br />
bei den Hochöfen sowie einem<br />
effizienteren Management gelungen,<br />
»Eine weitere Reduktion<br />
wie »Made in China 2025« und »Chi-<br />
na Standards 2035« wird zudem einerseits<br />
eine konstant hohe Bin-<br />
die Umweltverschmutzung der Emissionen und des Energienennachfrage<br />
nach eigenen<br />
deutlich zu reduzieren, allerdings<br />
Stahlprodukten generiert und<br />
verbrauchs wird der chinesischen<br />
hat man hier die Grenzen des<br />
zum anderen eine Vereinheitlichung<br />
der Indus triestandards<br />
technisch Machbaren inzwischen<br />
Stahlindustrie nur gelingen, wenn<br />
mehr oder weniger aus-<br />
gereizt.<br />
sie verstärkt auf Lichtbogenöfen<br />
setzt. Bisher kommen diese in<br />
befördert werden – ganz im<br />
Sinne der von Peking angestrebten<br />
Konsolidierung. •<br />
Eine weitere Reduktion der<br />
China nur sehr begrenzt zum<br />
Emissionen und des Energieverbrauchs<br />
wird der chinesischen<br />
Stahlindustrie nur gelingen, wenn<br />
Einsatz, was nicht zuletzt dem<br />
Mangel an Stahlschrott<br />
*Der Autor ist Edelmetallexperte<br />
und schreibt regelmäßig für<br />
sie verstärkt auf Lichtbogenöfen<br />
unterschiedliche Finanz- und Wirtschaftspublikationen.<br />
Er lebt in Gu-<br />
geschuldet ist.«<br />
(Electric Arc Furnace – EAF) setzt. Bisher<br />
kommen diese in China nur sehr begrenzt<br />
angzhou, China.<br />
zum Einsatz, was nicht zuletzt dem Mangel an<br />
Stahlschrott geschuldet ist. Während in China weniger als<br />
10 Prozent des Stahls aus EAFs stammen, sind es im Rest der<br />
Welt rund 45 Prozent. Mit zunehmender Verfügbarkeit von<br />
Stahlschrott – jüngst hob China bestehende Importbeschränkungen<br />
auf – wird sich die Industrie auch dort anpassen.<br />
Der Prozess dürfte allerdings nur schrittweise stattfinden.<br />
Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen<br />
werden die in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen<br />
in moderne, klassische Hochofen-Anlagen nicht<br />
einfach abschreiben wollen und können.<br />
Flankierende Initiativen<br />
So steht die chinesische Stahlindustrie unbestritten vor<br />
Herausforderungen. Zeitgleich bleiben die Aussichten aber<br />
gut. Zwar wird mit dem Handelsabkommen RCEP mehr<br />
Konkurrenz ins Land kommen, aber es eröffnen sich auch<br />
neue Absatzmärkte, insbesondere in der Boomregion<br />
Südostasien. Auch liefert die Politik zahlreiche Vorlagen,<br />
die förderlich wirken. Die Belt & Road Intiative (BRI), die<br />
Bislang stammen weniger als 10 Prozent des Stahls in China<br />
aus Lichtbogenöfen, im Rest der Welt sind es hingegen rund<br />
45 Prozent.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
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