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Stahlmarkt 01/2021

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Branche im Fokus<br />

Industrie & Technologie<br />

tember hätten nur noch<br />

24,6 Prozent der Unternehmen<br />

die aktuelle<br />

Lage als »unbefriedigend«<br />

beurteilt. Auch<br />

der Anteil der Werkzeughersteller<br />

mit Kurzarbeit<br />

sei in dem aktuellen<br />

Berichtszeitraum von<br />

zwischenzeitlich 70 auf<br />

etwa 51 Prozent gefallen.<br />

Fachmessen werden vermisst<br />

Trotz der positiven Entwicklung weist<br />

der FWI darauf hin, dass die Krise noch<br />

nicht überstanden sei. Schließlich seien<br />

die Erwartungen der Unternehmen<br />

an die künftige Geschäftsentwicklung<br />

im September wieder schlechter als im<br />

Vormonat gewesen. Nur noch 20,6<br />

Prozent der Unternehmen erwarten<br />

dem FWI zufolge eine Konjunkturerholung<br />

in den nächsten sechs Monaten.<br />

Über 60 Prozent erwarten keine<br />

Veränderungen und rund 18 Prozent<br />

rechnen mit einer Verschlechterung<br />

der Geschäftslage. »Hierzu tragen sicher<br />

auch weitere Verunsicherungen<br />

durch politische Einflüsse in wichtigen<br />

Exportmärkten wie den USA und<br />

Großbritannien bei«, meint Horst.<br />

Auch fehle mit den 2020 ausgefallenen<br />

oder verschobenen Fachmessen<br />

ein wichtiges Marketinginstrument.<br />

So wurde etwa die Eisenwarenmesse<br />

in Köln abgesagt, auf welcher der FWI<br />

traditionell breite Präsenz zeigt. Für<br />

das vergangene Jahr hätten diese<br />

Wege der Kundenansprache vor allem<br />

jene kleineren Unternehmen vermisst,<br />

»die oft nicht in der Lage sind, eigene<br />

Angebote wie Hausmessen erfolgreich<br />

durchzuführen«, berichtet<br />

Horst. Zudem sei die konjunkturelle<br />

Situation der Unternehmen<br />

stark von der Situation in den<br />

jeweiligen Zielbranchen bestimmt.<br />

Besonders litten aktuell<br />

und mittelfristig Werkzeughersteller,<br />

die sich auf die Automobil-<br />

und Luftfahrtbranche spezialisiert<br />

haben. »Zulieferer des Handwerks<br />

Stefan Horst, Geschäftsführer<br />

des<br />

Fachverbands Werkzeugindustrie<br />

(FWI)<br />

Foto: FWI<br />

und der Bauwirtschaft halten sich dagegen<br />

besser«, fügt Horst<br />

hinzu.<br />

US-Strafzölle wirken<br />

weiterhin belastend<br />

Nach Hochrechnungen des<br />

FWI erreichten die Werkzeugausfuhren<br />

im Jahr<br />

2<strong>01</strong>9 noch den Wert von<br />

rund 4 Milliarden Euro und<br />

lagen damit um 1 Prozent<br />

höher als im Vorjahr. Die<br />

Werkzeugeinfuhren hingegen<br />

beliefen sich im Jahr 2<strong>01</strong>9 auf 2,4<br />

Milliarden Euro und überstiegen das<br />

Vorjahresniveau um 2,8 Prozent. Im<br />

ersten Halbjahr 2020 gingen sie um 10<br />

Prozent zurück. Vor allem aufgrund<br />

der Pandemie hätten die Ausfuhren<br />

im ersten Halbjahr 2020 den Vorjahreswert<br />

um 13 Prozent unterschritten,<br />

teilt der Verband mit. Die Exporte in<br />

das für die Mitglieder des FWI wichtigste<br />

Ausfuhrland, die USA, sind<br />

demnach im ersten Halbjahr 2020 um<br />

15 Prozent zurückgegangen. Im Vergleichszeitraum<br />

2<strong>01</strong>9 seien diese noch<br />

um 10 Prozent gestiegen. Maßgeblich<br />

an dieser Entwicklung beteiligt sind<br />

laut FWI die seit Oktober 2<strong>01</strong>9 eingeführten<br />

Strafzölle der USA auf einige<br />

Kernsortimente wie Zangen, Schraubendreher<br />

und Äxte. Damit hatten die<br />

USA im Oktober des vergangenen<br />

Jahres auf die EU-Subventionen für<br />

den Flugzeughersteller Airbus reagiert,<br />

die von der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) als unzulässig erklärt<br />

»Die Verhängung<br />

der Strafzölle gegen Branchen,<br />

die von der Subventionierung<br />

von Airbus durch die EU nicht<br />

profitiert haben, verstößt gegen<br />

den Geist des freien und<br />

fairen Welthandels.«<br />

Stefan Horst, Geschäftsführer des<br />

Fachverbands Werkzeugindustrie<br />

(FWI)<br />

wurden. Letztere Entscheidung erlaubte<br />

es den USA, die EU-Wirtschaft<br />

mit Strafzöllen zu sanktionieren. »Die<br />

Verhängung der Strafzölle gegen<br />

Branchen, die von der Subventionierung<br />

von Airbus durch die EU nicht<br />

profitiert haben, insbesondere jedoch<br />

deren Beschränkung auf deutsche<br />

Werkzeuge, verstößt gegen den Geist<br />

des freien und fairen Welthandels«,<br />

meint Horst dazu. Er betont, dass die<br />

Zölle zu einem deutlichen Rückgang<br />

der Exporte in die USA sowie zu finanziellen<br />

Einbußen der Werkzeughersteller<br />

geführt hätten, »die angesichts<br />

der sonstigen Unsicherheiten auf den<br />

Märkten und der Pandemie umso<br />

stärker ins Gewicht fallen«. Ein baldiges<br />

Ende der Strafzölle sei aus Sicht<br />

der Werkzeughersteller derzeit nicht<br />

absehbar, sagt der Verbandschef auf<br />

Nachfrage. Mit Blick auf den jüngsten<br />

Wahlausgang in den USA und der bevorstehenden<br />

Präsidentschaftskandidatur<br />

Joe Bidens erwarte er aber, dass<br />

beide Parteien künftig zu konstruktiven<br />

Gesprächen an den Verhandlungstisch<br />

zurückkehrten.<br />

Brexit schafft Unsicherheit<br />

Großbritannien ist nach Verbandsangaben<br />

innerhalb der vergangenen<br />

zehn Jahre von Platz zehn auf Platz<br />

sechs der wichtigsten Exportpartner<br />

für die deutschen Werkzeughersteller<br />

geklettert. Der Anteil von Exportgütern<br />

nach Großbritannien an der Gesamtausfuhr<br />

beträgt demnach 5,2 Prozent.<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>9 seien die Werkzeugexporte<br />

im Vergleich zum Vorjahr um<br />

9,5 Prozent gestiegen und hätten einen<br />

Wert von 209 Millionen Euro erreicht.<br />

»Dieser Anstieg ist zum Teil<br />

damit zu erklären, dass die Unternehmen<br />

die dortigen Lagerbestände<br />

erhöht haben, um Abwicklungsprobleme<br />

nach einem ungeordneten<br />

Brexit zu überbrücken«, erklärt<br />

Horst. Im ersten Halbjahr<br />

2020 seien die Ausfuhren nach<br />

Großbritannien um 23 Prozent<br />

gesunken – und damit deutlicher<br />

als die gesamten Ausfuhren. •<br />

www.werkzeug.org<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

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