Stahlmarkt 01/2021
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Marktbericht<br />
Handel & Service<br />
neuen Jahr könnten damit die wirtschaftliche<br />
Erholung gefährden.<br />
Aus aktuellen Wirtschaftsdaten ist<br />
ersichtlich, dass die Zugewinne bei<br />
den Flachstahlpreisen durch die starke<br />
Verhandlungsmacht der Stahlproduzenten<br />
erklärbar sind. Die Auftragseingänge<br />
in der deutschen Industrie<br />
stiegen im Oktober im Vergleich<br />
zum Vormonat um 2,9 Prozent. Die<br />
Industrieproduktion wuchs zum September<br />
um 3,2 Prozent, damit konnte<br />
der größte Zuwachs seit vier Monaten<br />
verzeichnet werden, und das Plus liegt<br />
damit also weiterhin über den Auftragseingängen.<br />
Jedoch ist diese Entwicklung im<br />
Bereich Eisen, Stahl und Ferrolegierungen<br />
weiterhin konträr. Hier stiegen<br />
die Auftragseingänge auf unbereinigter<br />
Basis um 19,6 Prozent und<br />
saison- und kalenderbereinigt um<br />
15,5 Prozent, wohingegen sich die<br />
Stahlproduktion jedoch nur um 11,8<br />
Prozent unbereinigt und auf saison-<br />
und kalenderbereinigter Basis um 9,9<br />
Prozent veränderte.<br />
Somit besteht auch weiterhin eine<br />
große Diskrepanz zwischen Auftragseingang<br />
und tatsächlicher Produktion,<br />
was den Stahlproduzenten<br />
aller Voraussicht nach ermöglicht,<br />
höhere Preise durchsetzen zu können.<br />
Hohe Stahlproduktion auf<br />
globaler Ebene<br />
In China setzt sich der Pfad der Erholung<br />
weiterhin deutlich fort. Die Industrieproduktion<br />
ist im November<br />
um 7,0 Prozent zum Vorjahr gewachsen<br />
und damit um 0,1 Punkte im Vergleich<br />
zum Vormonat. Die vom chinesischen<br />
Statistikamt erhobenen Daten<br />
zur Stahlproduktion lagen im November<br />
jedoch mit 87,7 Millionen Tonnen<br />
um 4,7 Prozent unter denen vom Vormonat,<br />
im Vorjahresvergleich ist jedoch<br />
ein Plus von 8,0 Prozent ersichtlich.<br />
Dies unterstreicht die stark gestiegene<br />
Nachfrage nach Stahl, was<br />
sich im Zuge dessen auch auf der<br />
Preisseite niederschlägt.<br />
Auch in Deutschland war die Stahlproduktion<br />
laut den Zahlen der World<br />
Index<br />
US D/Tonne<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
Steel Association gestiegen. Im November<br />
konnte im Vergleich zum Vorjahr<br />
ein kräftiges Plus von 14,8 Prozent<br />
bei der Stahlerzeugung hierzulande<br />
festgestellt werden. Insgesamt<br />
stieg die weltweite Stahlproduktion<br />
im November im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />
um 6,6 Prozent.<br />
Die solide Auftragslage spiegelt sich in der<br />
Verhandlungsmacht der Stahlkonzerne wider<br />
2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020<br />
Index Auftragseingang Stahl<br />
Höhere Eisenerzpreise beeinflussen<br />
Produktionskosten<br />
Der internationale Benchmark-Kontrakt<br />
auf Eisenerz an der Singapur-Börse<br />
(SGX) legte in den vergangenen<br />
Wochen deutlich zu. Die Eisenerzpreise<br />
bewegen sich in der Nähe<br />
des Rekordniveaus, da ein Erdrutsch<br />
in einer brasilianischen Eisenerzmine<br />
die Sorgen um das Angebot verstärkt<br />
haben und die chinesische Nachfrage<br />
sich weiterhin auf hohem Niveau befindet.<br />
Aufgrund dessen ist auch der<br />
Baltic Dry Index, der die Frachtraten<br />
auf den wichtigsten Schifffahrtsrouten<br />
misst, im Berichtszeitraum um<br />
10,7 Prozent auf 1 325 Punkte gestiegen.<br />
Die Frachtraten für den »Capesize«-Schiffstyp,<br />
der bei der Verschiffung<br />
von Eisenerz dominiert, stiegen<br />
sogar im selben Zeitraum um 18,6 Prozent.<br />
Der Index von MBI Research für<br />
die Produktionskosten über das<br />
BOF-Verfahren, welches das primäre<br />
Verfahren zur Stahlerzeugung mittels<br />
Eisenerz und Kokskohle ist, wuchs um<br />
6,9 Prozent und profitierte dabei<br />
deutlich von der Entwicklung bei Eisenerz.<br />
Index Stahlproduktion<br />
Starker Anstieg der Eisenerzpreise führt zu höheren Produktionskosten<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020<br />
Eisenerz SGX-Frontmonat (l.S.)<br />
Produktionskostenindex (r.S.)<br />
*Der Autor ist Analyst beim Informationsdienstleister<br />
MBI Infosource.<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Index<br />
Index<br />
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<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
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