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krümmen, jedoch in Wirklichkeit schüttelte er sich innerlich vor
Lachen, als er die Offenbarung des Spitznamens vom Pfleger
hörte.
„Kann mal jemand kommen, bitte? Der Typ, der den Verletzten
hierhergebracht hat, spricht offenbar nur arabisch und ich verstehe
ihn nicht.“ Der Pfleger begann ungeniert in der Nase zu bohren.
Offenbar fühlte sich Gottfried ob der Sprachbarriere nun völlig
unbeobachtet.
Leute gibt’s, dachte Hasan. Trotzdem war er erleichtert. Wenn
Gottfried, Gott möge sich seines Kleingeists erbarmen, sein
Türkisch mit Arabisch verwechselte, standen die Chancen gut, dass
Gottfried einen marokkanischen oder einen arabischen Kollegen
zu Hilfe kommen ließ. Das würde ihm die Zeit verschaffen, um im
Trubel dann zu verschwinden.
„Entschuldigen Sie“, erklang es nun plötzlich hinter Hasan und
das tiefe Timbre in der Stimme des Neuankömmlings ließ Hasans
Hoffnung fahren.
Der Pfleger sah auf und blickte zu dem Mann hinter Hasan. Er
war groß und hager, seine grauen Locken standen wirr von seinem
Kopf ab.
„Ja bitte?“, sagte der Pfleger und schob sein Handy zurück in seine
Tasche.
„Das, was der junge Mann da spricht, ist Türkisch, nicht Arabisch
und er sagte, dass er nicht Deutsch sprechen kann.“ Der Mann
schlenderte vorsichtig zu Hasan, der immer noch auf seinen Knien
inmitten der Eingangshalle hockte, und legte sachte beide Hände
um Hasans Schulter. „Alles wird gut. Her şey iyi olacak.“
Eine Mischung aus Angst, dass er nun auffliegen würde, und
schlechtem Gewissen legte sich wie eine kratzige Decke über
Hasan und ein Notfallplan nahm nur schleppend Gestalt an.
Gottfried, der Pfleger mit dem für Hasan ältesten Vornamen der
Welt, seufzte erleichtert: „Vielen Dank. Können Sie mir beim
Übersetzen helfen? Ich muss immerhin später der Polizei erzählen,
was mit dem Verletzten passiert ist und wo er überhaupt
herkommt.“
„Kein Problem, ich kümmere mich um den jungen Mann.“, sagte
der alte Mann und sah Hasan liebevoll an. „Benimle gel. Kommen
Sie, mein Freund.“
Es gab für Hasan nur eine Chance.
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