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Nr. 75 - Sommer 2020

Provence: Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal Bretagne: Pont-Aven Burgund: eine Rundfahrt zum Auftanken Koch und Pasteur: ein ekonstruktive Rivalität Am Tag als... Die Mona Lisa gestohlen wurde Chantals Rezept: Cassolettes de la mer

Provence: Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal
Bretagne: Pont-Aven
Burgund: eine Rundfahrt zum Auftanken
Koch und Pasteur: ein ekonstruktive Rivalität
Am Tag als... Die Mona Lisa gestohlen wurde
Chantals Rezept: Cassolettes de la mer

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>75</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong><br />

NOUVELLE-AQUITAINE · PROVENCE · BRETAGNE · BURGUND · PARIS<br />

Talmont-sur-Gironde<br />

Zwischen Himmel und Fluss am Ende der Welt<br />

Provence<br />

Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal<br />

Pont-Aven<br />

Inspirierende Bretagne<br />

Burgund<br />

Eine Rundfahrt zum Auftanken<br />

Château La Coste<br />

Ein Hauch von Verrücktheit zwischen<br />

provenzalischen Reben<br />

Geschichte Koch und Pasteur: eine konstruktive Rivalität<br />

Am Tag als … die Mona Lisa gestohlen wurde<br />

Rezept Cassolettes de la mer<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe<br />

Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

welch eine Freude, Sie wiederzutreffen!<br />

Endlich! Ihnen ist bestimmt aufgefallen,<br />

dass diese Ausgabe von<br />

Frankreich erleben aufgrund der Coronaviruskrise<br />

einen Monat später als geplant<br />

erscheint. Diese Zeit war notwendig, um uns im Rahmen<br />

der Ausgangssperre zu organisieren und mit unseren<br />

treuen Partnern (Druckerei, Vertrieb, Händler,<br />

Post) den optimalen Erscheinungstermin<br />

abzustimmen. Doch nun ist es soweit, Sie<br />

halten das aktuelle Heft in den Händen!<br />

Ich möchte diese erfreuliche Gelegenheit<br />

nutzen, um einer Sache Anerkennung zu<br />

zollen, die uns in der letzten Zeit<br />

diskret begleitet hat, aber für viele<br />

wichtig war: das geschriebene Wort.<br />

Wie so oft in widrigen Zeiten hatte<br />

es – und logischerweise auch sein<br />

Gegenpart, das Lesen – mehr<br />

denn je seine Berechtigung. Es<br />

hat die Fähigkeit bewiesen, uns<br />

mit anderen zu verbinden, uns<br />

Momente der Flucht zu ermöglichen,<br />

uns in eine Traumwelt<br />

mitzunehmen. Ich glaube, dies ist<br />

eine der Lehren, die wir aus dieser<br />

so speziellen Zeit ziehen können.<br />

Diese Zeit hat uns aber auch in einem<br />

grundlegenden Wert bestärkt, der uns in<br />

der Redaktion schon immer wichtig war:<br />

die journalistische Arbeit. Nachforschungen,<br />

Reportagen vor Ort, Abgleich von Quellen,<br />

Unabhängigkeit, kritisches<br />

Hinterfragen:<br />

Dem haben<br />

wir uns immer<br />

verpflichtet gefühlt<br />

und sind es nach dieser<br />

Zeit umso mehr. Denn dies ist<br />

die Basis für unsere Glaubwürdigkeit und<br />

das großartige Vertrauensverhältnis, das uns mit<br />

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, verbindet. Das haben<br />

uns auch die vielen Solidaritätsbekundungen gezeigt, die<br />

wir von Ihnen erhalten haben. Herzlichen Dank dafür!<br />

Sie können versichert sein, dass wir auch in Zukunft<br />

uneingeschränkt zu diesen Werten stehen werden!<br />

Wir nehmen also unsere Reise wieder auf und<br />

setzen unser – manchmal verrücktes, aber immer<br />

von Neugier getriebenes – Abenteuer durch das<br />

Hexagon entschlossener denn je fort! Machen<br />

wir uns mit dieser Ausgabe auf an die<br />

Mündung der Gironde, um dort eines<br />

der schönsten Dörfer Frankreichs zu<br />

erkunden. Wandeln wir in der Bretagne<br />

auf den Spuren eines großen Malers<br />

auf der Suche nach Inspiration. Entdecken<br />

wir gemeinsam in der Provence<br />

Château La Coste, ein unglaubliches Freilichtmuseum<br />

für zeitgenössische Kunst. Interessieren<br />

wir uns für zwei Inseln im Var, die mit dem<br />

beeindruckenden Lebensweg von Paul Ricard<br />

verbunden sind. Schöpfen wir auf den Straßen<br />

von Burgund neue Kraft. Hinterfragen wir die<br />

letztendlich konstruktive Rivalität zwischen den<br />

Wissenschaftlern Koch und Pasteur. Setzen wir uns<br />

mit dem Schicksal eines Dorfes auseinander, das<br />

auszusterben droht, weil ein reicher Mann Häuser<br />

sammelt wie andere Briefmarken. Es gibt viel zu tun!<br />

Viel Spaß beim Lesen und bleiben Sie<br />

vor allem gesund!<br />

Titelbild: Blick auf die Mündung der Gironde, Talmont-sur-Gironde<br />

(Charente-Maritime) und einige Carrelets.<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 3


INHALT<br />

Bretagne · 24<br />

Geschichte · 66<br />

Nouvelle-Aquitaine · 52<br />

Château<br />

La Coste · 58<br />

Burgund · 40<br />

Paris · 86<br />

Îles Paul Ricard · 32<br />

Rezept · 92<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


24 · Pont Aven<br />

Nantes<br />

Bordeaux<br />

Lille<br />

Rouen<br />

Tours<br />

86 · PARIS<br />

52 · Talmont-sur-Gironde<br />

Dijon<br />

40 · Burgund<br />

Lyon<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

24 Bretagne<br />

Pont-Aven: inspirierende Bretagne!<br />

Die kleine Gemeinde Pont-Aven liegt am Ufer des Flusses Aven, der<br />

große Granitfelsen umspült und von den Gezeiten des nahe gelegenen<br />

Meeres bestimmt wird. Ab 1850 zog der Ort viele Künstler an, die<br />

auf der Suche nach Inspirationsquellen waren. Unter dem Einfluss<br />

von Paul Gauguin (1848-1903) entstand dort innerhalb kurzer Zeit<br />

ein neuer Stil, der zur Entstehung der modernen Malerei beitrug.<br />

32 Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal<br />

Dies ist die unglaubliche Geschichte von zwei Felsbrocken, die<br />

einige Bootsminuten vor der Küste des Departements Var im<br />

Meer liegen und in den 50er-Jahren Paul Ricard, in der ganzen<br />

Welt bekannt für das berühmte Anisgetränk, ins Auge stachen.<br />

Er kaufte die beiden Inseln und kreierte dort ein kleines Universum,<br />

dem nur seine Träume Grenzen setzen konnten.<br />

40 Burgund<br />

Eine Rundfahrt zum Auftanken!<br />

Frische Luft, Weite, Natur, Pflanzen, Tiere, Freiheit, Ausgeglichenheit ...<br />

Wie hat uns das alles gefehlt! Begleiten Sie uns auf einer Rundfahrt, die<br />

in sechs Etappen über eine Distanz von 300 Kilometern durch Burgund<br />

führt und unseres Erachtens ideal ist, um neue Kraft zu schöpfen.<br />

52 Nouvelle-Aquitaine<br />

Talmont-sur-Gironde: zwischen Himmel und Fluss am Ende der Welt<br />

Der Anblick von Talmont-sur-Gironde, wie es sich auf einem Felsvorsprung<br />

oberhalb der Fluten der Girondemündung zierlich gen Himmel<br />

reckt, ist unverwechselbar. Seit seiner Gründung im Jahr 1284 zieht<br />

das kleine Dorf, das Wind und Wetter ausgesetzt ist und fast zwischen<br />

Himmel und Wasser zu schweben scheint, die Blicke auf sich.<br />

58 Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

Château La Coste: ein Hauch von Verrücktheit<br />

zwischen provenzalischen Reben<br />

Der Trend, dass große – und wohlhabende – Weingüter sich für<br />

Kunst und Architektur interessieren, ist vor einigen Jahren von<br />

Südafrika und Spanien auch nach Frankreich übergeschwappt.<br />

Besuchen Sie mit uns das Château La Coste, das in der Nähe<br />

von Aix-en-Provence liegt und ein Musterbeispiel dafür ist.<br />

Straßburg<br />

72 · Lacoste 58 · Château La Coste<br />

Toulouse<br />

Marseille<br />

32 · Îles Paul Ricard<br />

Frankreich heute<br />

66 Geschichte<br />

Koch und Pasteur: eine konstruktive Rivalität<br />

als Hoffnungsträger<br />

Ende des 19. Jahrhunderts lieferten sich die beiden herausragenden<br />

Gelehrten Robert Koch und Louis Pasteur einen<br />

unbarmherzigen Wettstreit. Dennoch war diese Rivalität<br />

letztendlich ein konstruktiver Ansporn, der zu wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen führte und Millionen Leben rettete.<br />

72 Coup de Cœur<br />

Cyril gegen Goliath:<br />

der Film, der ein provenzalisches Dorf retten soll<br />

Der Modeschöpfer Pierre Cardin kauft in Lacoste ein Haus nach<br />

dem anderen, restauriert es, um es dann leer stehen zu lassen.<br />

Cyril Montana stammt aus dem Ort und weigert sich zu akzeptieren,<br />

dass das Leben dort vollständig zum Erliegen kommt. Mit<br />

einem Dokumentarfilm ruft er nun zur Rettung von Lacoste auf.<br />

76 Kultur<br />

Glücklich wie eine Deutsche in Frankreich<br />

Unterhaltung mit einer jungen Deutschen, die 1991 Junioren-<br />

Weltmeisterin im Rudern war und heute als Illustratorin in Frankreich<br />

lebt und arbeitet. In ihrem aktuellen Comic setzt sie sich<br />

liebevoll und mit Humor mit ihrer Vergangenheit auseinander.<br />

86 Städteplanung<br />

Champs-Élysées: eine Aufforderung zum Träumen?<br />

Im Herzen vieler ist sie nach wie vor « die schönste Straße<br />

der Welt ». Aber wie lange noch? Die Avenue des Champs-<br />

Élysées, die sich über eine Länge von 2,5 Kilometern vom<br />

Place de la Concorde bis zum Arc de Triomphe erstreckt, ist<br />

heute laut und verschmutzt. Über ein Projekt für ihre Umgestaltung,<br />

ein komplett neues Konzept für diese Straße.<br />

Art de vivre<br />

92 Chantals Rezept<br />

Cassolettes de la mer sous leurs chapeaux<br />

de pâte feuilletée<br />

94 Produkt<br />

Savon de Marseille<br />

Über das Schicksal einer Seife auf rein pflanzlicher Basis, die<br />

aufgrund ihrer desinfizierenden Eigenschaften in der jüngsten<br />

Krise um das Coronavirus plötzlich wieder im Rampenlicht steht.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

18 On regarde<br />

20 Am Tag als …<br />

23 On écoute<br />

51 On surfe<br />

82 Nachbestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

97 Abonnement<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

Wird die weiße Lupine bald umfassend in Frankreich kultiviert?<br />

Die weiße Lupine (Lupinus albus) könnte in den kommenden Jahren die französische<br />

Landschaft erhellen: Dieses einjährige Kraut, das in seiner wilden Form im östlichen<br />

Mittelmeerraum und auf Korsika vorkommt, wird beispielsweise in Afrika und Zentraleuropa<br />

bereits kultiviert. In Frankreich laufen diesbezüglich nun ebenfalls interessante Studien. Dass<br />

sich mehrere Forschungszentren – darunter das Nationale Zentrum für wissenschaftliche<br />

Forschung (CNRS) und das Nationale Institut für landwirtschaftliche Forschung (INRAE)<br />

– mit der Pflanze befassen, liegt am besonders hohen Proteingehalt ihrer Samen. Bei der<br />

weißen Lupine liegt dieser nämlich bei 30 bis 40 %, im Gegensatz zu einem Wert von 15 bis<br />

20 % bei anderen Hülsenfrüchten (Linsen, Kichererbsen …). Vielleicht ist dies ein Ansatz, der<br />

in Zukunft bei der Ernährung der Weltbevölkerung helfen könnte. Aktuell wird die weiße Lupine<br />

in Frankreich nur auf einer Fläche von 3000 Hektar angebaut, das könnte jedoch sehr schnell mehr<br />

werden. Die Entwicklung sollte man im Auge behalten.<br />

AUFSCHWUNG<br />

Großer Andrang in den Jachthäfen von Cannes<br />

Die Stadt Cannes musste zwar aufgrund des Coronavirus das berühmte<br />

Kinofestival und zahlreiche wichtige Fachmessen absagen, doch nun erlebt<br />

sie eine schöne Überraschung: Die fünf städtischen Häfen werden ganz<br />

unerwartet von einem regelrechten Reservierungsboom für die Liegeplätze<br />

im <strong>Sommer</strong> überrannt. Bei Drucklegung ist im größten Hafen Port Canto<br />

(553 Liegeplätze) zwischen dem 1. Juni und dem 26. August bereits kein<br />

einziger Platz mehr frei. Die Gebühren für eine Woche betragen dort, je nach<br />

Länge des Bootes, zwischen 115,20 € (bis 7,49 m lang und 2,70 m breit) und<br />

8670,00 € (über 80 m lang und über 14 m breit). Die Anfragen kommen zu<br />

95 % von Booten, die unter ausländischer Flagge fahren.<br />

JUSTIZ<br />

Ehemaliger französischer Staatspräsident<br />

wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt<br />

Die deutsche Journalistin Ann-Kathrin Stracke hat im März<br />

dieses Jahres bei der Pariser Staatsanwaltschaft Anklage<br />

erhoben. Ihr Vorwurf an den ehemaligen (1974-1981) französischen Staatspräsidenten<br />

Valéry Giscard d‘Estaing: sexuelle Belästigung. Der heute 94-Jährige soll ihr im Dezember<br />

2018 bei Fotoaufnahmen im Anschluss an ein Interview in seinem Büro am Boulevard<br />

Saint-Germain in Paris mehrfach an das Gesäß gefasst haben. Eine Aussage, die ein<br />

ebenfalls anwesender Kameramann bestätigt. Das Umfeld des ehemaligen Präsidenten hat<br />

sich bisher lediglich dahingehend geäußert, dass dieser « sich an die Begegnung überhaupt<br />

nicht erinnern » könne und dass es ihm sehr leid tue, wenn die Vorwürfe stimmen sollten.<br />

Nichtsdestotrotz wird er sich nun vor Gericht dafür verantworten müssen.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


IMAGE<br />

Zukünftige Gebietskörperschaft<br />

Elsass wird auf Fahrzeugen abgebildet<br />

Am 1. Januar 2021 entsteht aus der Fusion der<br />

Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin die Collectivité<br />

Européenne d’Alsace (CEA), die weiterhin Teil der Region Grand-<br />

Est bleibt. Ein Detail, das aber für die Elsässer in diesem Zusammenhang<br />

einen hohen Stellenwert hat: Die Gebietskörperschaft hat nun vom französischen<br />

Staat die Genehmigung erhalten, dass das Elsass-Logo, wie das der 13 anderen<br />

Gebietskörperschaften auch, offiziell auf den französischen Nummernschildern abgebildet<br />

werden kann. Das Problem ist nur, dass es dieses Logo bis dato überhaupt noch nicht<br />

gibt. In Kürze werden die Elsässer daher im Rahmen einer Onlinebefragung über mehrere<br />

Vorschläge abstimmen können.<br />

KULTUR<br />

Französische Museen erteilen Google eine Abfuhr<br />

In der Zeit der Ausgangsbeschränkungen hat das Angebot der virtuellen Museumsbesuche auf der<br />

ganzen Welt zugenommen. Auch Frankreich ist dabei keine Ausnahme. So kann man heute von seinem<br />

Computer oder Smartphone aus kostenlos und rund um die Uhr beispielsweise den Spiegelsaal im<br />

Schloss Versailles, das Musée d‘Orsay und die Grotte Chauvet virtuell besichtigen. Der Haken: Die meisten<br />

dieser Besichtigungen sind möglich, weil der amerikanische Gigant Google die Werke digitalisiert hat.<br />

Er macht dies im Rahmen von Vereinbarungen mit den Museen zwar gratis, unklar ist jedoch, welche<br />

Vorteile das Unternehmen letztendlich daraus ziehen kann. Angesichts dieser Ungewissheit und des<br />

« Digitalisierungsmonopols », das Google sich gerade weltweit verschaffen will, haben einige französische<br />

Museen beschlossen, eigene Digitalisierungstools zu entwickeln. Dies ist beispielsweise beim Musée du<br />

Louvre und bei Paris Musées (dem Zusammenschluss von 14 Pariser Museen) der Fall. Die Arbeit scheint<br />

sich gelohnt zu haben, denn die « hausgemachten » Digitalisierungen sind mittlerweile online, und der<br />

Traffic auf den Websites nimmt seitdem unaufhörlich zu.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

ERÖFFNUNG<br />

Bassins de Lumières treten in Bordeaux aus dem Schatten<br />

Die offizielle Eröffnung der Bassins de Lumières in der<br />

ehemaligen, während des Zweiten Weltkriegs von den<br />

Nazis erbauten Unterwasserbasis in Bordeaux musste<br />

aufgrund des Coronavirus um zwei Monate verschoben<br />

werden. Am 10. Juni <strong>2020</strong> war es dann endlich so weit.<br />

Culturespaces, das private Unternehmen, das mit der<br />

Verwaltung des Ortes betraut ist, knüpft damit an<br />

die Erfolge des Atelier des Lumières in Paris und der<br />

Carrières de Lumières in Les Baux-de-Provence an. Nun<br />

erhält die Hauptstadt der Gironde also « das größte<br />

Zentrum digitaler Kunst », in dem zunächst die Werke<br />

von Gustav Klimt und Paul Klee projiziert werden. In der<br />

beeindruckenden Unterwasserbasis wurden dafür auf<br />

einer Fläche von 12 000 m² 95 Videoprojektoren und 120<br />

km Glasfaserkabel installiert.<br />

Reservierung empfohlen unter: www.bassins-lumieres.com<br />

MUSEUM<br />

Im Museum an Bord<br />

einer A380 gehen!<br />

In einer Zeit, in der mehrere<br />

Fluggesellschaften die Stilllegung<br />

ihrer A380 ankündigen, bietet das<br />

Luftfahrtmuseum Aeroscopia in Blagnac<br />

bei Toulouse (Haute-Garonne) die<br />

Möglichkeit, an Bord eines solchen<br />

Flugzeugs zu gehen. Eine Boeing A380<br />

ergänzt nämlich nun die beeindruckende<br />

Sammlung von mehr als 30 Flugzeugen.<br />

Der Besucher betritt dieses ehemalige<br />

Testflugzeug über das Oberdeck, wo<br />

er die Kabinenausstattung entdecken<br />

kann, bevor er im Unterdeck hinter die<br />

technischen Kulissen blickt. Dort kann<br />

er sich einen Eindruck vom Cockpit<br />

verschaffen und bekommt – dank<br />

Scheiben – eine Vorstellung von der<br />

Verkabelung eines solchen Flugzeuges.<br />

Information: www.musee-aeroscopia.fr<br />

INITIATIVE<br />

Schöner Erfolg für bretonischen Pastis<br />

Die Familie Jouffe hat zwar eine langjährige<br />

Destilliertradition, doch als sie vor einem Jahr<br />

in Dinan (Côtes-d‘Armor) ihren « Brastis » – eine<br />

Kontraktion von « Breizh », dem bretonischen Wort<br />

für Bretagne, und « Pastis » – lancierte, konnte sie<br />

sich trotzdem nicht vorstellen, dass dieser Pastis<br />

breton ein solcher Renner werden würde! Nach<br />

dem Absatz zehntausender Flaschen – vorwiegend<br />

in bretonischen Supermärkten – wird das<br />

Unternehmen nun in dieser vordergründig eher<br />

« verschlafenen » Branche zweifellos erneut von sich<br />

reden machen, wenn es demnächst den Pastis in<br />

einer sogenannten Bag-in-Box-Verpackung mit drei<br />

Liter Inhalt lanciert. Diese kann zudem wiederbefüllt<br />

werden, was den Verbrauch an Flaschen reduzieren<br />

soll. Man kann davon ausgehen, dass sich die<br />

Marseiller dadurch erneut auf den Schlips getreten<br />

fühlen …<br />

(Informationen über den Brastis: www.jouffe.fr)<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


GEBURT<br />

Der erste kleine Bär<br />

des Jahres in den<br />

Pyrenäen<br />

Es ist die Saisonpremiere:<br />

In einem Wald im Osten des<br />

Departements Ariège wurde<br />

Ende Mai ein kleiner Bär in<br />

Begleitung seiner Mutter<br />

beobachtet. Fachleuten<br />

zufolge dürfte er im Januar im Bau der Familie zur Welt gekommen und<br />

in sehr guter Verfassung sein. Eine positive Nachricht für alle diejenigen,<br />

die die Wiedereingliederung der Bären in den Pyrenäen verfechten.<br />

2019 wurden dort bereits 52 Tiere erfasst. Eine weniger gute Nachricht<br />

für die Gegner dieser Wiedereingliederung, zu denen vor allem<br />

Schafzüchter gehören.<br />

LEGEHENNEN<br />

Eine nie dagewesene Begeisterung<br />

Die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich haben unter anderem<br />

das Verdienst, dass den Franzosen der Nutzen von Legehennen<br />

bewusst wurde. Zahlreiche Privatpersonen haben sich, aus Angst vor<br />

einem Mangel an Eiern, Hühner<br />

zugelegt. Das Phänomen breitete<br />

sich auch jenseits der Grenzen<br />

des Hexagons aus: In Belgien,<br />

Spanien und Kanada konstatierte<br />

man eine ähnliche Begeisterung.<br />

Während der Ausgangssperre<br />

haben sich die Absätze zahlreicher<br />

Hühnerzüchter verdrei- oder<br />

sogar vervierfacht. Doch so richtig<br />

darüber freuen können sich die<br />

Züchter nicht, denn sie haben<br />

verständlicherweise Angst, dass<br />

die armen Hennen nach der<br />

Lockerung der Beschränkungen<br />

feige ausgesetzt werden …<br />

SCHNAPP-<br />

SCHÜSSE<br />

5764 ++ Laut einer<br />

Studie von WeWard, einer<br />

Applikation, welche die pro Tag<br />

zurückgelegten Schritte der<br />

Nutzer finanziell belohnt, legen<br />

die Bewohner der Île-de-France<br />

täglich so viele Schritte zurück.<br />

Damit sind sie die größten<br />

Marschierer des Hexagons, vor<br />

den Bewohnern von Straßburg<br />

(5471 Schritte) und Nizza (5458<br />

Schritte). Allerdings sind alle<br />

dabei weit von den empfohlenen<br />

10 000 Schritten entfernt.<br />

76 % ++ Um diesen Prozentsatz<br />

hat sich der Umsatz im<br />

E-Commerce in der Zeit vom<br />

16. März bis zum 10. Mai, also<br />

während der Ausgangssperre,<br />

erhöht. Um das Gedränge in<br />

Geschäften zu vermeiden,<br />

bevorzugten die Menschen<br />

Drive-in-Angebote und<br />

Lieferungen.<br />

178 % ++ Dies entspricht der<br />

Steigerung des Absatzes an<br />

Haushaltshandschuhen in<br />

Frankreich im Vergleich zum<br />

selben Zeitraum vor einem<br />

Jahr. Dieses Produkt profitierte<br />

daher am meisten von der<br />

Ausgangssperre, gefolgt von<br />

Hefe und aromatisiertem Zucker<br />

(148 %), Mehl (135 %), Produkten<br />

aus dem Bereich Parapharmazie<br />

(81 %) und Eau de Javel (73 %).<br />

-69 % ++ Im Gegensatz dazu<br />

sank der Absatz von Sandwiches<br />

während der Ausgangssperre<br />

in Frankreich um diesen Wert.<br />

Auf den nächsten Plätzen liegen<br />

Make-up (-57 %), Champagner<br />

(-54 %), Kaugummi (-51 %),<br />

kleine Süßwarenprodukte<br />

(-50 %) und Haarpflegeprodukte<br />

(-49 %).<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

FLUGVERKEHR<br />

Sukzessive Wiederaufnahme des Flugverkehrs bei Air France<br />

Seit Ende März hat die französische Fluggesellschaft ihre<br />

Flüge um bis zu 97 % reduziert. Wie bei vielen anderen<br />

Gesellschaften auf der ganzen Welt stehen nahezu<br />

alle Flugzeuge am Boden. Nun hat das Unternehmen<br />

angekündigt, ab sofort seine Airbus A380 aus dem<br />

Verkehr zu ziehen, da der Kerosinverbrauch zu hoch und<br />

das Flugzeug damit nicht rentabel genug sei. Sofern die<br />

Reisebeschränkungen Ende Juni aufgehoben werden,<br />

soll jedoch der Flugverkehr ab diesem Zeitpunkt<br />

nach und nach wieder aufgenommen werden. Es ist<br />

vorgesehen, die Flüge und Zielflughäfen sukzessive<br />

zu steigern, vor allem innerhalb des französischen<br />

Mutterlandes, zu den Überseegebieten sowie innerhalb<br />

von Europa. Dies betrifft unter anderem Flüge von Paris<br />

Charles de Gaulle nach Berlin, Düsseldorf, Frankfurt,<br />

Genf, Hamburg, Hannover, München, Wien und Zürich.<br />

Ende Juni sollen dann rund 15 % der in dieser Jahreszeit<br />

üblichen Flüge angeboten werden. Eingesetzt werden<br />

dafür <strong>75</strong> Flugzeuge der Flotte, die 224 Maschinen<br />

umfasst.<br />

KONSUM<br />

Ausbreitung des kontaktlosen Zahlens<br />

Es ist bekannt, dass die Franzosen seit Langem Anhänger von<br />

Kartenzahlungen sind. In den letzten Jahren haben sie<br />

sich demzufolge auch mit dem kontaktlosen<br />

Zahlen angefreundet. Das gilt selbst<br />

für Kleinstbeträge, beispielsweise<br />

für ein Baguette, das rund einen<br />

Euro kostet. Bisher lag die Grenze<br />

für diese Art des Zahlens bei 20<br />

Euro. Auch in diesem Bereich<br />

hatte die Coronavirus-Krise ihre<br />

Auswirkungen, denn dieser Betrag<br />

wurde in Frankreich nun auf 50 Euro<br />

erhöht.<br />

WETTER<br />

Bretagne hat gute<br />

Beziehungen zur Sonne<br />

Das dürfte einige meteorologische<br />

Vorurteile über die Bretagne aus dem<br />

Weg räumen: Im Mai <strong>2020</strong> war die<br />

Bretagne die sonnenreichste Region<br />

Frankreichs. Einigen Wetterstationen<br />

zufolge brach der Westen Frankreichs<br />

in den letzten Monaten mehrere<br />

Sonnenstundenrekorde und soll in<br />

dieser Beziehung den Süden weit<br />

übertroffen haben.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


EINWEIHUNG<br />

La Samaritaine eröffnet<br />

im Februar 2021!<br />

Das Kaufhaus La Samaritaine, eines der<br />

legendärsten und geschichtsträchtigsten<br />

von Paris, wird seit 15 Jahren umgebaut.<br />

Die Wiedereinweihung soll nun nicht<br />

wie vorgesehen in diesem Jahr, sondern<br />

voraussichtlich erst im Februar 2021<br />

erfolgen. Die 20 000 m 2 Verkaufsfläche in<br />

dem historischen Gebäude im Herzen der<br />

Hauptstadt (rechtes Seine-Ufer, gegenüber<br />

der Brücke Pont Neuf) wurden von Grund auf<br />

renoviert. Der Luxusartikelkonzern LVMH, dem<br />

das Geschäft gehört, will damit wohlhabende<br />

Touristen, namentlich aus China, ansprechen.<br />

RADTOURISMUS<br />

Radfahren hat Zukunft<br />

4<br />

Das Fahrrad ist ebenfalls ein « Gewinner » der aktuellen<br />

Situation, genauer gesagt der durch das Coronavirus<br />

ausgelösten Hygienemaßnahmen. In zahlreichen französischen<br />

Städten (Paris, Lyon, Toulouse, Marseille …) wurde man sich des<br />

Nutzens dieses Fortbewegungsmittels noch mehr bewusst und beschloss eine Ausweitung der Radwege.<br />

Vor allem Vororte sollen zukünftig besser an die Radwegenetze angebunden werden. Was die touristische<br />

Seite angeht, so könnte Vélomaritime - EuroVélo4 der große Gewinner der französischen Radstrecken sein.<br />

Dieser Radweg erstreckt sich über 1500 Kilometer von Dünkirchen über die Côte d’Opale, die Baie de<br />

Somme, die Felsen von Étretat, die Strände der Alliierten-Landung, die Bucht des Mont-Saint-Michel und die<br />

Côte de Granit rose bis Roscoff. Mehr als 90 % der Strecke sind ausgebaut und der Radweg scheint zu den<br />

präferierten Urlaubsplänen der Franzosen zu gehören.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 11


ON LIT<br />

GRAPHIC NOVEL<br />

Der Araber von morgen (Bände 1-4)<br />

Riad Sattouf, Originaltitel: L’Arabe du Futur,<br />

übersetzt von Andreas Platthaus, Knaus Verlag.<br />

Riad Sattouf, geboren 1978 in Paris, ist Comiczeichner und<br />

Filmemacher. Aufgewachsen in Libyen und Syrien kehrte er mit 13<br />

Jahren nach Frankreich zurück. Er studierte Animation und wurde<br />

bald zu einem der bekanntesten zeitgenössischen Comic-Künstler.<br />

Die große autobiografische Erzählung « Der Araber von morgen »<br />

handelt von Riad Sattoufs Kindheit im Nahen Osten und wird fünf<br />

Bände umfassen. Band 1 (2015) geht von seiner Geburt bis zum 6.<br />

Lebensjahr: Der kleine Riad und seine Familie leben mal in Libyen,<br />

mal in Frankreich, mal in Syrien. Band 2 (2016) berichtet von Riads<br />

erstem Schuljahr in der syrischen Dorfschule. In Band 3 (2017) ist<br />

Riad zwischen sechs und neun Jahre alt und beginnt, langsam die<br />

Besonderheiten der Gesellschaft, in der er aufwächst, zu verstehen.<br />

Band 4, mit 288 Seiten Sonderlänge, steuert auf einen dramatischen<br />

Höhepunkt und Coup des Vaters zu …<br />

Die Serie « Der Araber von morgen »<br />

ist international ein phänomenaler<br />

Erfolg und wurde in 21 Sprachen<br />

übersetzt. Neu: Die vier Bände<br />

der Serie gibt es jetzt auch im<br />

Taschenbuchformat.<br />

ROMAN<br />

Alma<br />

Jean-Marie<br />

Gustave Le Clézio,<br />

Originaltitel: Alma,<br />

Übersetzung von<br />

Uli Wittmann,<br />

Kiepenheuer &<br />

Witsch, 360 Seiten,<br />

ISBN 978-3462052268<br />

In diesem Roman<br />

kehrt der Träger des Literaturnobelpreises<br />

2008, J. M. G. Le Clézio durch die Geschichte<br />

einer verarmten Familie auf die Insel seiner<br />

Vorfahren zurück: die Insel Mauritius. In<br />

den oft erschütternden Beschreibungen<br />

findet der Leser die wichtigsten Themen<br />

des schriftstellerischen Werks Le Clézios<br />

wieder: das Meer, die Natur, die Verbindung<br />

von Wörtern und Sprache, Unterdrückung.<br />

Gleichzeitig führt der Autor zurück in die<br />

oft vergessene Sklavenvergangenheit des<br />

heutigen Touristenparadieses.<br />

KRIMI<br />

Vollmond über der Côte d’Azur<br />

Christine Cazon, Kiepenheuer & Witsch, 300 Seiten, ISBN 978-3462053838<br />

Dieser Krimi spielt in Frankreich, genauer gesagt an der Côte d‘Azur und<br />

wird Anhänger dieses Genres einmal mehr beglücken: Im siebten Band<br />

der Abenteuer des mittlerweile berühmt gewordenen Kommissar Duval<br />

nutzt Christine Cazon alle inzwischen gut eingespielten Techniken, um<br />

die Spannung der Handlung aufrecht zu erhalten: Meer, Sonne, Apéros<br />

und einen Mord … Das ist zwar a priori nichts Neues, dennoch lässt man sich einmal mehr gefangen<br />

nehmen und taucht sprichwörtlich in die wirkungsvolle und abwechslungsreiche Spannung ein.<br />

Große Kunst in diesem Bereich!<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


ESSAY<br />

Unter den Stollen der Strand -<br />

Fußball und Politik - Mein Leben<br />

Daniel Cohn-Bendit mit Patrick Lemoine,<br />

Originaltitel: Sous les crampons… la plage<br />

- Foot et politique : mes deux passions,<br />

übersetzt von Frank Sievers, Kiepenheuer &<br />

Witsch, 270 Seiten, ISBN 978- 3462052633<br />

In diesem originellen Buch lässt der<br />

Politiker Daniel Cohn-Bendit seiner<br />

Leidenschaft für Fußball freien Lauf:<br />

vom jungen Mann, der sich 1958 für die<br />

brasilianische Mannschaft begeisterte, bis<br />

zum Mann, der das Fußballbusiness der<br />

heutigen Zeit anprangert. Der Leser lernt<br />

bei dieser Gelegenheit eine ganz andere<br />

Facette des Menschen kennen, ohne dass<br />

er zwangsläufig – darin liegt die Stärke<br />

– selbst ein Fußballfan sein muss. « Sage<br />

mir, wie du spielst, und ich sage dir, wer<br />

du bist », möchte man am Ende festhalten.<br />

Schließlich beginnt Daniel Cohn-Bendit<br />

sein Buch bereits<br />

mit dem Zitat von<br />

Albert Camus (1913-<br />

1960): « Wirklich, das<br />

wenige, das ich weiß,<br />

habe ich auf den<br />

Fußballplätzen und<br />

den Theaterbühnen<br />

gelernt. Das sind<br />

meine wahren<br />

Universitäten … »<br />

ROMAN<br />

Die Leben unter deinem<br />

Mérine Céco, Originaltitel: D’autres vies sous la<br />

tienne, übersetzt von Peter Trier, Litradukt Verlag<br />

Trier, 216 Seiten, ISBN 978-3940435347<br />

Mérine Céco – mit richtigem Namen Corinne<br />

Mencé-Caster –, geboren 1970 auf Martinique,<br />

studierte Philosophie und Literatur. Mit 22<br />

Jahren war sie Lehrerin und Hochschuldozentin<br />

für Spanisch, promovierte in der Folge in<br />

Sprachwissenschaften und erhielt eine Professur<br />

an der Université des Antilles-Guyane. Sie übernahm die Leitung dieser<br />

Universität und klärte in dieser Funktion einen Korruptionsskandal<br />

auf. Diese Vorgänge, die sie zeitweilig dazu zwangen, Polizeischutz in<br />

Anspruch zu nehmen, verarbeitete sie in dem Schlüsselroman Le talisman<br />

de la Présidente (2018), der sie als Schriftstellerin bekannt machte.<br />

Mittlerweile lehrt sie an der Sorbonne. Dieser Roman beschäftigt sich mit<br />

den persönlichen Fragestellungen zweier Frauen: Mutter und Tochter.<br />

Céline, die Mutter, lebt in Paris, weil sie sich auf ihrer Heimatinsel als Opfer<br />

eines Fluchs fühlte. Anita, die Tochter, ist in einer humanitären Mission<br />

auf gerade diese Insel aufgebrochen und macht sich dort auf die Suche<br />

nach ihren Wurzeln. Céline sendet ihr daraufhin einen langen Brief, in<br />

dem sie ihr die Geschichte ihrer Familie und ihrer Herkunft erklärt. Es ist<br />

die Geschichte der anderen « Leben unter [ihren] ». Mérine Céco bleibt<br />

ihrem Stil treu und weicht keinem Thema aus. Sie erinnert uns daran,<br />

dass sich hinter der Postkartenidylle von Martinique Schmerzen, Dramen<br />

und Gewalt verbergen können. Doch Céline weiß aus eigener Erfahrung<br />

nur zu gut, dass Rassismus und Diskrimination im französischen<br />

Mutterland ebenfalls an der Tagesordnung sind. Auch hier ist das Leben<br />

kein Honigschlecken. Durch die Konfrontation mit Übeln, die letztendlich<br />

gar nicht so unterschiedlich sind, kommen sich die beiden Frauen<br />

näher denn je. Können die gemeinsamen Wurzeln und die gemeinsame<br />

Vergangenheit dabei helfen, Traumata zu überwinden? Der Versuch, diese<br />

Frage zu beantworten, zeichnet dieses schöne Buch aus …<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

Aktuell in der Revue de la Presse:<br />

Rendez-vous… sur nos balcons<br />

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Mai <strong>2020</strong><br />

¤ 2,50 [d]<br />

AC T UA L I T É<br />

B1–C2<br />

• Human Rights Watch :<br />

« Si la police devient libre de<br />

nous surveiller…»<br />

Page 2<br />

E N V I RO N N E M E N T<br />

• Régions : en Normandie,<br />

des ambassadeurs pour<br />

réimplanter les haies dans le<br />

paysage<br />

ge 5<br />

| Photo : Getty Images<br />

Ar tikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

S p r a c h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s m at e r i a l<br />

Le P r Raoult,<br />

infectiologue de renom, prône la<br />

chloroquine pour traiter les malades<br />

du coronavirus… traitement miracle<br />

ou faux espoir ?<br />

Lire l’article en page 3<br />

• N o 5 | 6 7 º A n n é e •<br />

Voici Maurice,<br />

un sanglier adopté il y a près de six ans<br />

par un couple de Corréziens qui n’ont<br />

aujourd’hui qu’un objectif : sauver<br />

l’animal menacé d’euthanasie.<br />

Lire l’article en page 16<br />

Édi tor i a l – L e Soir<br />

Vous êtes les héros au quotidien<br />

d’une drôle de guerre<br />

le<br />

| Photo : Getty Images


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern,<br />

über die man zurzeit in<br />

Frankreich spricht<br />

ROMAN<br />

Les Fleurs de l’ombre<br />

Tatiana de Rosnay, Robert Laffont - Héloïse<br />

d’Ormesson, 332 Seiten, ISBN 978-2221240779<br />

Tatiana de Rosnay ist einfach unglaublich! Die<br />

beliebte, in Paris lebende britisch-französische<br />

Schriftstellerin hat sich bereits einige Zeit vor<br />

der Coronavirus-Krise eine seltsame Art der<br />

Abkapselung ausgedacht. Eine Romanautorin auf<br />

der Suche nach Ruhe bekommt das Angebot, sich als « Artist in<br />

Residence » in einem ultramodernen Umfeld mit Blick über Paris<br />

niederzulassen. Die Gelegenheit kommt für sie wie gerufen, zumal<br />

der Ort vordergründig inspirierend zu sein scheint … Schnell fühlt<br />

sich die Schriftstellerin jedoch eingeschlossen und von diversen<br />

vernetzten Objekten beobachtet und überwacht. Objekte, die bei<br />

genauem Hinsehen bereits zu unserem Alltag gehören. Zwischen<br />

Realität und Science-Fiction, zwischen begründetem Misstrauen<br />

und Paranoia wirft dieser fesselnde Roman Fragen über unsere<br />

Beziehung zum Privatleben und zu den aktuellen Ereignissen auf.<br />

ROMAN<br />

Sur les balcons du ciel<br />

Sophie Henrionnet, Éditions du Rocher,<br />

208 Seiten, ISBN 978-2268103556<br />

Die Geschichte zweier einsamer Menschen<br />

in Paris. Die dreißigjährige Alma und der<br />

Jugendliche Vadim wohnen im selben Haus, wo<br />

sie sich zwar begegnen, allerdings ohne sich zu<br />

kennen. Bis zu dem Tag, an<br />

dem sich nach einem Sturz<br />

ihre Schicksale unter dem<br />

unendlich weiten Himmel von<br />

Paris kreuzen. Eine schöne<br />

Begegnung, bei der man Lust<br />

darauf verspürt, gemeinsam<br />

mit den Protagonisten voller<br />

Optimismus auf diesem Dach<br />

in Paris zu sitzen.<br />

ROMAN<br />

Le libraire de Cologne<br />

Catherine Ganz-Muller, Scrineo, 278 Seiten, ISBN 978-2367407685<br />

Catherine Ganz-Muller hat eine Leidenschaft für Literatur. In ihrem Arbeitsleben<br />

führte sie unter anderem eine eigene Buchhandlung in Paris und arbeitete als<br />

Bibliothekarin. Heute lebt die Rentnerin in Valence (Drôme) und hat sich für diesen<br />

Roman, der geschickt Fiktion und historische Wahrheit vermischt, von ihrer eigenen<br />

Familiengeschichte inspirieren lassen. Bewegt entdeckt man den Alltag eines<br />

engagierten deutschen Buchhändlers, der eng mit Frankreich verbunden ist und im<br />

Herzen des Nazideutschlands versucht, unter Einsatz seines Lebens eine als « jüdisches Geschäft »<br />

klassifizierte Buchhandlung zu retten. Seine Liebe zu Büchern ist letztendlich stärker als der Hass,<br />

denn am Ende erfährt man, dass die Buchhandlung nicht nur den Krieg überlebt hat, sondern trotz<br />

mehrerer Umzüge nach wie vor eine der renommiertesten in Köln ist. Catherine Ganz-Muller beschreibt<br />

die außergewöhnlichen Charaktere der Protagonisten dieser unbekannten Geschichte sehr präzise und<br />

dokumentarisch belegt. Eine schöne und bemerkenswerte Hommage.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


BERÜHMTE TEXTE<br />

ROMAN<br />

Le pays des autres<br />

Leïla Slimani, Gallimard, 368 Seiten, ISBN 978-2072887994<br />

Dieser dritte Roman von Leïla Slimani (Preisträgerin des Prix<br />

Goncourt 2016), einer der meistgelesenen zeitgenössischen<br />

Autorinnen Frankreichs, ist der erste Band einer Familientrilogie.<br />

Die Handlung lehnt sich an die Geschichte ihrer eigenen<br />

Großeltern an: Mathilde, eine junge Elsässerin, und Amine,<br />

ein Marokkaner, der während des Zweiten Weltkriegs in der<br />

französischen Armee kämpft. Nach dem Krieg lässt sich<br />

das Paar in Marokko nieder. Die bewegende und lehrreiche<br />

Geschichte erzählt vom Exil einer Frau und davon, wie diese<br />

sowohl ein fremdes Land als auch ihren eigenen Mann<br />

entdeckt, den sie letzten Endes gar nicht<br />

kannte. Gleichzeitig zeichnet sie ein<br />

treffendes Porträt der französischen<br />

Kolonialisierung in Marokko. Es ist eines<br />

der meistgelesenen Bücher der letzten<br />

Monate im Hexagon. Die Rechte für<br />

die deutsche Übersetzung von Leïla<br />

Slimani liegen beim Traditionsverlag<br />

Luchterhand, der demnächst die<br />

deutsche Ausgabe herausbringen wird.<br />

ROMAN<br />

Les cinq livres<br />

François Rabelais, Übersetzung von Claude Pinganaud,<br />

Arléa, 920 Seiten, ISBN 978-2363082053<br />

Das Buch ist eine regelrechte « Bibel », die sich an<br />

alle diejenigen richtet – und es sind nicht wenige<br />

–, die Mühe haben, die französische Sprache des<br />

16. Jahrhunderts zu lesen und zu erfassen. Der Autor<br />

hat das Werk eines der berühmtesten humanistischen<br />

Schriftsteller der Renaissance, François Rabelais<br />

(je nach Quelle 1483/1494-1553) in ein modernes<br />

Französisch übersetzt und dadurch verständlich<br />

gemacht. Claude Pinganaud, dem wir bereits die<br />

Übersetzung der Essais von Montaigne (1533-1592)<br />

verdanken, gelingt es mit dieser kolossalen Arbeit<br />

(mehr als 900 Seiten), die Texte von Rabelais für die<br />

breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei<br />

wird dem Leser bewusst, wie lebendig und nahezu<br />

verstörend aktuell das Werk ist. Pinganaud geht mit<br />

seiner Arbeit weit über eine<br />

reine « Modernisierung »<br />

von Orthografie und Syntax<br />

hinaus, sondern hat eine<br />

hervorragende Übersetzung<br />

erstellt, die den Esprit der<br />

ursprünglichen Fassung<br />

voll und ganz wiedergibt.<br />

Großartig! Rabelais hätte das<br />

Buch geliebt!<br />

Le livre des départs<br />

Velibor Colic, Gallimard, 186<br />

Seiten, ISBN 978-2072878244<br />

Velibor Colic kam 1992 nach<br />

Frankreich, nachdem er von der<br />

bosnischen Armee zwangsrekrutiert<br />

worden war und desertierte. Das Buch zeigt, dass sich<br />

hinter der kräftigen Statur des politischen Flüchtlings<br />

und Schriftstellers eine poetische Seele verbirgt. Mit<br />

viel Sensibilität und Humor erzählt er von seinem<br />

Exil und der Integration in Frankreich: Um sich in<br />

die französische Gesellschaft einzufügen, musste er<br />

« schrumpfen, von 1,95 m auf die Durchschnittsgröße<br />

von 1,<strong>75</strong> m hier ». Er erläutert, wie er zu einem Mann<br />

wurde, « der sprechen kann, der versteht und dem es<br />

relativ einfach gelingt, sich verständlich zu machen ».<br />

Ein Mann, der erneut « in der Lage ist, aufrecht zu<br />

stehen » und ein neues Leben in Angriff zu nehmen,<br />

ein Leben mit einem « wiederentdeckten aufrechten<br />

Gang » wie er auf wunderschöne Art beschreibt.<br />

ROMAN<br />

Le Sans Maître<br />

Virginie Caillé-Bastide, Éditions Héloïse<br />

d’Ormesson, 256 Seiten, ISBN 978-2350877259<br />

Virginie Caillé-Bastide nimmt den Leser<br />

mit in ein Leben voller unerwarteter<br />

Entwicklungen, das in der Bretagne<br />

um 1720 spielt. In ihrem zweiten Roman<br />

erzählt die Autorin die Geschichte des Feudalherrn Côme<br />

de Plancoët, der sich für Reiten, Wissenschaft und Kultur<br />

begeistert und die Aufklärungs- und Bildungsfeindlichkeit<br />

seiner Zeit mit verschiedenen Mitteln bekämpft: dem<br />

Briefwechsel mit zahlreichen Gelehrten in Europa, der<br />

Begegnung mit einem Druiden mit erstaunlichen Kräften und<br />

der Liebe zu einer Reiterin, die sein Leben über den Haufen<br />

wirft … Hinweis für die Leser: Dieser Abenteuerroman auf<br />

bretonischem Boden ist ein Genuss!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 15


ON LIT EN FRANCE<br />

ROMAN<br />

Quitter Paris<br />

Stéphanie Arc, Payot et Rivages, 106<br />

Seiten, ISBN 978-2743649340<br />

In ihrem ersten Roman, der zwar kurz,<br />

aber voller Lebenslust ist, konfrontiert<br />

uns Stéphanie Arc gekonnt und humorvoll<br />

mit Fragen, die sich viele Pariser stellen: Wenn man in der<br />

Hauptstadt in einem winzigen Appartement wohnt, kann<br />

man sich da guten Gewissens wünschen, einen Hund<br />

zu haben und von der Natur zu profitieren? Die Autorin<br />

amüsiert sich über solche Gegensätze. Sie beobachtet<br />

präzise und beschreibt humorvoll das Leben ihrer<br />

Zeitgenossen, zum Beispiel « eine junge Frau, die sich<br />

erschöpft auf einer Bank im Friedhof Père-Lachaise<br />

ausstreckt und vom kräftigen Pfiff eines Wärters zur<br />

Ordnung gerufen wird, der noch hinzufügt: ‚Gnädige Frau,<br />

hier legt man sich nicht hin!‘ ». Worauf Stéphanie Arc sich<br />

fragt: « Wäre es anders gewesen, wenn die Frau geantwortet<br />

hätte: ‚Ganz im Gegenteil, gnädiger Herr, hier liegen alle‘? »<br />

Erfrischend, amüsant, ein wahres Lesevergnügen!<br />

Und was die Bücher deutscher Schriftsteller angeht, die ins<br />

Französische übersetzt wurden (und die Sie beispielsweise<br />

Ihren französischen Freunden empfehlen können …), haben<br />

wir folgende Tipps:<br />

ROMAN<br />

ROMAN<br />

La maison<br />

allemande<br />

Annette Hess, Übersetzung<br />

von Stéphanie Lux, Éditions<br />

Actes Sud, 400 Seiten,<br />

ISBN 978-2330126957<br />

(Originaltitel: Deutsches Haus,<br />

2018 bei Ullstein erschienen)<br />

Franzosen, die die ausgezeichneten<br />

Fernsehserien von Annette Hess –<br />

Weissensee (2010), Berlin 56 (2016), und<br />

Berlin 59 (2018), die vor allem auf Arte<br />

ausgestrahlt wurden – nicht gesehen<br />

haben, können nun mit der<br />

französischen Übersetzung von<br />

Deutsches Haus die Bekanntschaft<br />

der aus Hannover stammenden,<br />

groß artigen Schriftstellerin machen.<br />

Der Ro man, eine Mischung aus Geschich<br />

te und Fiktion, hat sich seit<br />

dem Er scheinen in Deutschland zu<br />

einem wahren Bestseller entwickelt.<br />

Er bietet die Gelegenheit, sich mit<br />

dem Auf begehren und dem Trauma<br />

einer Generation von Deutschen zu<br />

beschäftigen, die in den 60er-Jahren 20<br />

Jahre alt war und sich mit der heiklen<br />

Frage der Aufarbeitung von Erinnerungen<br />

an die Kriegszeit kon frontiert sah. Die<br />

Autorin geht diese The ma tik, die in<br />

Frankreich nur selten ver arbeitet wird,<br />

fesselnd und mit großer Sensibilität an.<br />

Le cauchemar<br />

Hans Fallada, neue Übersetzung von Laurence Courtois,<br />

Éditions Denoël, 316 Seiten, ISBN 978-2207144282<br />

(Originaltitel: Der Alpdruck, in Deutschland 1947<br />

erschienen und seither von mehreren Verlagen<br />

herausgegeben, z. B. Gröls-Verlag und Aufbau-Verlag)<br />

Hans Fallada war das Pseudonym von Rudolf Ditzen<br />

(1893-1947). Dieser ist in Frankreich vor allem für sein<br />

Werk Seul dans Berlin (Jeder stirbt für sich allein) bekannt, das oft im<br />

Schulunterricht behandelt wird. Le Cauchmar ist zwar eines seiner<br />

persönlichsten Werke, es ist jedoch seit der letzten Übersetzung (vor<br />

mehr als 60 Jahren) ungerechtfertigt in Vergessenheit geraten. Diese neue<br />

Ausgabe behebt den Mangel, sodass die Franzosen sich einem wichtigen<br />

Werk der deutschen Literatur in einer aktuellen Sprache nähern können.<br />

ROMAN<br />

Le Roman de Tyll Ulespiègle<br />

Daniel Kehlmann, Übersetzung von Juliette Aubert, Éditions<br />

Actes Sud, 405 Seiten, ISBN 978-2330130879 (Originaltitel:<br />

Tyll, in Deutschland 2017 bei Rowohlt erschienen)<br />

2007 erschien in Frankreich die Übersetzung des Buches<br />

Die Vermessung der Welt (2005) des Münchner Schriftstellers<br />

Daniel Kehlmann, eines der herausragendsten Phänomene<br />

der deutschen Literatur nach Das Parfum, die Geschichte<br />

eines Mörders (1985) von Patrick Süskind. Auch im Hexagon war<br />

Kehlmanns Werk ein voller Erfolg. Mit Tyll, einem unkonventionellen Zeitgemälde,<br />

tauchen die Leser nun mitten in den Dreißigjährigen Krieg (1616-1648) ein und<br />

entdecken eine ungewöhnliche Figur der europäischen Kultur. Die moderne und<br />

humorvolle Art des Autors zu schreiben eignet sich ganz besonders für diese<br />

Zeitreise, von der im Übrigen nicht nur die Deutschen und Franzosen angetan<br />

sind: Der amerikanische Konzern Netflix hat bereits angekündigt, auf der Basis<br />

der Romanvorlage eine Serie zu produzieren …<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


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ON REGARDE<br />

ROMANZE<br />

Wenn man liebt, ist man immer schön.<br />

53 Jahre nach Ein Mann und eine Frau (Originaltitel: Un homme<br />

et une femme) vereint Claude Lelouch mit Anouk Aimée und<br />

Jean-Louis Trintignant eines der unvergesslichsten Paare<br />

des französischen Kinos erneut vor der Kamera. Das Spiel ist<br />

gewagt, denn der Film gilt als einer der absoluten Mythen in<br />

der Kinogeschichte Frankreichs und als eine der schönsten<br />

Hymnen an die Liebe, die jemals gedreht wurde. Der Versuch,<br />

Jahre später solche Emotionen erneut wieder aufleben zu<br />

lassen, ist riskant. Und doch ist er mehr als geglückt! Gleich<br />

mit den ersten Bildern ist die so besondere Atmosphäre<br />

von Ein Mann und eine Frau wieder da, wirkt die Magie ein<br />

weiteres Mal. Man spürt dies besonders durch die einfachen<br />

Gesten, das Lächeln, die Blicke voller Emotionen, wenn Anouk<br />

Aimée und Jean-Louis Trintignant sich erneut am Strand<br />

von Deauville begegnen, wie in der berühmt gewordenen<br />

Szene, deren Musik « Chabadabada-daba-dabada » nach wie<br />

vor in allen Köpfen herumspukt. Der Film ist nicht nur eine<br />

wunderschöne Hommage an das Kino und seine Schauspieler,<br />

sondern ein echtes Intermezzo, das verzaubert. Er ist ein<br />

kleiner Glücksmoment, in dem uns klar wird, dass die Zeit, die<br />

vergangen ist, die Falten im Gesicht nicht zählen, denn wenn<br />

man verliebt ist, ist man immer schön, berührend und heiter.<br />

Dies ist umso unverfälschter, wenn der Film, wie in diesem<br />

Fall, von einem Regisseur stammt, der seine Schauspieler von<br />

ganzem Herzen liebt. Großer, sehr großer Lelouch!<br />

Die schönsten Jahre eines<br />

Lebens • Frankreich, 2019, 130 min •<br />

Originaltitel: Les plus belles années<br />

d’une vie • Ein Film von Claude<br />

Lelouch, mit Anouk Aimée, Jean-Louis<br />

Trintignant, Marianne Denicourt, u.<br />

a. • Vorgesehener Filmstart (unter<br />

dem Vorbehalt der Wiedereröffnung<br />

der Kinos) 18. Juni <strong>2020</strong><br />

DRAMA/KOMÖDIE<br />

Zwei einsame Leben in<br />

Paris<br />

Cédric Klapisch, dem man<br />

Filme wie L’Auberge espagnole,<br />

Wiedersehen in St. Petersburg und<br />

So ist Paris verdankt, ist es immer<br />

gelungen, liebevoll und mit viel<br />

Sensibilität die Entwicklungen<br />

unserer heutigen Zeit aufzuzeigen. In diesem dynamischen<br />

Film voller Lebenslust, seinem dreizehnten, beschäftigt<br />

er sich mit einem großen Klassiker des Lebens in großen<br />

Städten: Ehelosigkeit und Einsamkeit. Rémy und Mélanie<br />

sind beide in den Dreißigern und leben im selben Pariser<br />

Stadtviertel. Obwohl sie Nachbarn und beide auf der<br />

Suche nach der verwandten Seele sind, ahnen sie nichts<br />

vom anderen. Dabei trennen sie nur einige Wände,<br />

und sie wären dafür prädestiniert, sich zu begegnen,<br />

sich ineinander zu verlieben. Mit Unterstützung der<br />

sozialen Netzwerke und mehr oder weniger nützlichen<br />

Therapiesitzungen gehen beide einigermaßen erfolgreich<br />

mit ihrer Einsamkeit um. Das könnte so weitergehen,<br />

doch eines Tages treffen sie sich tatsächlich und<br />

endlich wird alles möglich. Der Film tut der Seele gut<br />

und lässt uns, selbst nach einer Zeit der Isolation und<br />

Kontaktbeschränkungen, die Einsamkeit humorvoll und<br />

mit Lebensfreude entdecken. « Vertrauen Sie dem Leben,<br />

Sie haben das Recht, glücklich zu sein », lässt Cédric<br />

Klapisch seine Protagonisten sagen. Eine sehr schöne<br />

Lektion fürs Leben!<br />

Einsam Zweisam • Frankreich, 2019, 106 min •<br />

Originaltitel: Deux moi • Ein Film von Cédric Klapisch,<br />

mit François Civil, Ana Girardot, Camille Cottin, François<br />

Berléand, Pierre Niney, u. a. • Bereits im Handel.<br />

MUSIKFILM/DRAMA<br />

Lebensfreude garantiert!<br />

In einer idealen Welt müssten die Filme von<br />

Jacques Demy (1931-1990) von der Krankenkasse<br />

übernommen werden! Egal, wie wir uns fühlen,<br />

ob wir von Zweifeln geplagt werden oder<br />

schwermütig sind, sie rufen bei uns sofort<br />

Lächeln und Zärtlichkeit hervor. Beim Anblick der<br />

Kultszenen voller Verrücktheit und Lebensfreude,<br />

die von unglaublichen Schauspielern gespielt<br />

werden (Catherine Deneuve, Marcello Mastroianni, François<br />

Dorléac, Michel Piccoli …), bekommt man unweigerlich Lust,<br />

mitzusingen und mitzutanzen. Natürlich sind die<br />

üppigen Dekors und Kostüme, die schreienden<br />

Farben und die unwahrscheinlichen Situationen<br />

überzogen. Das macht aber nichts, denn der Film<br />

tut einfach gut! Arthaus und StudioCanal hatten<br />

die ausgezeichnete Idee, die mitreißenden<br />

Musicals Die Regenschirme von Cherbourg (1964)<br />

und Die Mädchen von Rochefort (1967), sowie den<br />

wunderschönen Märchenfilm Eselshaut (1970)<br />

und die nicht weniger bekannte Filmkomödie<br />

Die Umstandshose (1973) neu aufzulegen. Die Garantie für<br />

mehrere Stunden pure Lebensfreude!<br />

Jacques Demy - Catherine Deneuve • Frankreich, Filme in der Edition: Die Regenschirme von Cherbourg (1964), Die Mädchen<br />

von Rochefort (1967), Eselshaut (1970), Die Umstandshose (1973) • Originaltitel: Les parapluies de Cherbourg, Les Demoiselles<br />

de Rochefort, Peau d’âne, L’évènement le plus important depuis que l’homme a marché sur la lune • Bereits im Handel.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


DOKUMENTATION<br />

Marseille - Eine<br />

Stadt in Not<br />

Marseille, <strong>Sommer</strong><br />

2019: In La Butte<br />

Bellevue, dem<br />

ärmsten Stadtteil Frankreichs, droht ein Bauprojekt alles<br />

zu verändern. Die Einwohner sind besorgt und versuchen,<br />

trotz sozialer und interkultureller Unterschiede, trotz aller<br />

Spannungen und Schwierigkeiten gemeinsam Front zu<br />

machen. Der Dokumentarfilm erzählt von persönlichen<br />

Schicksalen und von einem gemeinsamen Kampf gegen<br />

eine weitere städtebauliche Verelendung. Und von der<br />

Geschichte eines armen, aber bunten Viertels, in dem Tag<br />

für Tag menschliches Miteinander gelebt wird – mit all<br />

seinen Konflikten, aber auch all seinen positiven Seiten.<br />

Dokumentarfilm von Philippe Pujo, Frankreich 2019, 56 Min.<br />

Mittwoch, 24. Juni <strong>2020</strong> um 22.05 Uhr,<br />

online vom 17. Juni bis 14. Juni <strong>2020</strong> auf arte.tv<br />

DOKUMENTATION<br />

Renault 12<br />

Mit dokumentarischen Mitteln erzählt der Filmemacher<br />

Mohamed El Khatib, wie er seiner verstorbenen Mutter<br />

von Frankreich nach Tanger folgt. In einem alten<br />

Renault 12 – das Auto war in den 1970er Jahren das<br />

Transportmittel vieler Marokkaner – durchquerte er<br />

Frankreich und Spanien, um in Marokko sein Erbe<br />

anzutreten. Der Dokumentarfilm ist das bewegte und<br />

bewegende Roadmovie eines Mannes auf der Suche<br />

nach seinen Wurzeln<br />

und nach sich selbst.<br />

Dokumentarfilm von<br />

Mohamed El Khatib,<br />

Frankreich 2017, 79 Min.<br />

Mittwoch, 15. Juli <strong>2020</strong><br />

um 02.00 Uhr, online vom<br />

8. Juli bis 13. September<br />

<strong>2020</strong> auf arte.tv<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

DOKUMENTATION<br />

Hotel Legenden: das Bristol in Paris<br />

Die Geschichte des Hotels Le Bristol ist eng verbunden mit<br />

dem Schicksal seines Gründers. Hippolyte Jammet musste<br />

während der 1930er und 1940er Jahre viele Rückschläge<br />

ertragen, bevor er das erreichte, wovon er immer träumte:<br />

eines der besten Luxus-Hotels in Paris zu schaffen. Bis<br />

heute gehört das Bristol zu den ersten Adressen, wegen<br />

seiner Diskretion auch « Hotel des Schweigens » genannt.<br />

Während des Zweiten Weltkriegs war es in Paris das<br />

einzige Hotel, das nicht von den Deutschen besetzt wurde.<br />

Das brachte Hippolyte Jammet später den Vorwurf der<br />

Kollaboration ein, obwohl<br />

er über Jahre den jüdischen<br />

Architekten Léo Lerman in<br />

Zimmer 106 versteckt hielt.<br />

Dokumentation von Susanne<br />

Brand, Deutschland <strong>2020</strong>, 52 Min.<br />

Sonntag, 2. August <strong>2020</strong> um 16.20<br />

Uhr, online vom 02. August bis<br />

01. September <strong>2020</strong> auf arte.tv<br />

SPIELFILM<br />

Die fabelhafte<br />

Welt<br />

der Amelie<br />

Der Film, der<br />

Audrey Tautou zum Weltstar machte und in Deutschland<br />

über 3,2 Millionen Kinozuschauer verzauberte. Amélie<br />

lebt in ihrer eigenen fabelhaften Welt. Sie hat ein Auge<br />

für Details, die anderen entgehen, und einen Blick<br />

für magische Momente, die flüchtiger sind als ein<br />

Wimperschlag. Als sie beschließt, als gute Fee in das<br />

Leben ihrer Mitmenschen zu treten, schickt sie einen<br />

Gartenzwerg auf Weltreise, zaubert jahrzehntelang<br />

verschollene Liebesbriefe wieder herbei und wird zum<br />

Schutz- und Racheengel in einer Person. Nur wenn es<br />

um ihr eigenes Glück geht, steht Amélie sich selbst im<br />

Weg – bis ihr ein guter Geist auf die Sprünge hilft ...<br />

Spielfilm von Jean-Pierre Jeunet, mit: Audrey Tautou,<br />

Mathieu Kassovitz, Rufus u. a., Frankreich 2000, 120<br />

Min. Sonntag, 2. August <strong>2020</strong> um 20.15 Uhr<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 19


AM TAG ALS …<br />

Es gibt Tage, die anders sind. Sie erscheinen zunächst ganz<br />

« banal », doch dann ereignet sich etwas, das angesichts der<br />

Geschichte eines Landes zwar oft anekdotenhaft wirkt, das<br />

die Menschen dennoch so bewegt, dass sie sich noch lange<br />

daran erinnern. Über solche Tage, die im Gedächtnis der<br />

Franzosen haften geblieben sind, wollen wir in dieser neuen<br />

Rubrik zukünftig berichten.<br />

… die Mona Lisa<br />

gestohlen wurde<br />

Das nennt man Pech: Als der aus Lyon stammende<br />

Maler Louis Béroud (1852-1930) am Morgen des<br />

21. August 1911, einem Montag, im Musée du<br />

Louvre ankommt, weiß er noch nicht, dass dieser Tag vollkommen<br />

anders verlaufen wird, als geplant. Béroud ist zwar<br />

ein talentierter Künstler, die Nachwelt wird sich aber an<br />

ihn vor allem aufgrund dessen erinnern, was er an diesem<br />

Tag entdeckt. Ausgestattet mit Staffelei, Leinwand, Stiften,<br />

Pinseln, Farben sowie einer besonderen Genehmigung betritt<br />

er gemächlich das Museum, um dort im offiziellen<br />

Auftrag eine Kopie des berühmten Gemäldes Mona Lisa<br />

von Leonardo da Vinci (1452-1519) anzufertigen. Die<br />

Lichtverhältnisse im Inneren des Museums sind an diesem<br />

schönen <strong>Sommer</strong>tag ausgesprochen gut. Alles scheint also<br />

zu passen … Als Louis Béroud jedoch den Saal betritt, in<br />

dem das Gemälde normalerweise hängt, stellt er fest, dass<br />

der Platz an der Wand leer ist. Als regelmäßiger Besucher<br />

des Museums erstaunt ihn das zunächst nicht übermäßig,<br />

er spricht sogar mit dem anwesenden Wärter darüber. Beide<br />

Männer gehen davon aus, dass der Museumsfotograf<br />

sich das Gemälde ausgeliehen hat, um Fotos davon zu machen.<br />

Da dies in der Vergangenheit schon öfter vorgekommen<br />

ist, sind sie nicht beunruhigt. Man muss sich nur ein<br />

wenig gedulden. Louis Béroud beschließt, sich die Wartezeit<br />

mit einem Rundgang durch das Museum zu vertreiben.<br />

Als er gegen 11 Uhr zurückkehrt, ist die Mona Lisa<br />

jedoch immer noch nicht an ihrem Platz! Jetzt regt sich bei<br />

ihm Besorgnis, und er bittet den Wärter, die Angelegenheit<br />

mit dem Fotografen zu klären. Doch dieser hat das berühmte<br />

Gemälde nicht ausgeliehen. Plötzlich sind alle<br />

alarmiert: Die Mona Lisa wurde gestohlen! Und ganz gegen<br />

seinen Willen geht Louis Béroud als derjenige in die<br />

Geschichte ein, durch den diese Tatsache bekannt wurde.<br />

Im Museum herrscht nun Panik. Man schließt alle<br />

Türen, benachrichtigt den Direktor, der wiederum den<br />

Kultusminister informiert; der Präfekt von Paris in Person<br />

begibt sich in Begleitung einer kleinen Armee von Ermittlungsbeamten<br />

vor Ort. Eine ganze Woche lang durchsuchen<br />

sie jeden Winkel des Louvre, befragen alle 257<br />

Mitarbeiter und nehmen dabei von allen die Fingerabdrücke,<br />

eine für die französische Polizei ganz neue Technik.<br />

Sie werden mit den Abdrücken verglichen, die auf dem<br />

Schaukasten gefunden wurden, den man vor nicht allzu<br />

langer Zeit zum Schutz des Gemäldes installieren ließ.<br />

Leider finden die Beamten keine Übereinstimmung …<br />

Gleichzeitig geht die Affäre durch die gesamte Presse<br />

und wird zu DEM Thema, das in Frankreich in aller<br />

Munde ist. Nach der Wiedereröffnung drängen unglaublich<br />

viele Neugierige in den Louvre, um sich davon zu<br />

überzeugen, dass das berühmte Gemälde tatsächlich abhandengekommen<br />

ist. Die Gemüter erhitzen sich mehr<br />

und mehr, die verrücktesten Thesen machen die Runde.<br />

Man spricht beispielsweise davon, dass der deutsche<br />

Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) der Drahtzieher des<br />

Diebstahls sei, um Frankreich in den politisch unruhigen<br />

Zeiten zu destabilisieren … Auch ohne soziale Netzwerke<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


AM TAG ALS …<br />

verbreiten sich in Windeseile die unglaublichsten Theorien<br />

im ganzen Land.<br />

Die besten Ermittler Frankreichs werden in dieser Angelegenheit<br />

mobilisiert, doch ohne Erfolg: Die Mona Lisa<br />

ist und bleibt verschwunden. Dann nimmt die an sich bereits<br />

unfassbare Geschichte eine noch abenteuerlichere Wendung:<br />

Der Verdacht richtet sich auf Guillaume Apollinaire<br />

(1880-1918). Am 7. September findet bei ihm eine Hausdurchsuchung<br />

statt. In der Wohnung des berühmten<br />

Dichters entdeckt man zwar nicht die Mona Lisa, allerdings<br />

einige kleine Statuen, die mehrere Jahre zuvor im<br />

Louvre gestohlen wurden. Dies bringt Apollinaire eine<br />

Woche im Pariser Gefängnis La Santé ein, eine Erfahrung,<br />

die im Leben und Werk des Dichters ihre Spuren<br />

hinterlässt. Die Ermittlungen fördern zutage, dass es<br />

Géry Pieret (1884 - ca. 1918) war, sein Freund und Sekretär,<br />

der ihm die kleinen Statuen verkauft hat. Pieret ist<br />

ein seltsamer Typ, Dieb und Fabulierer in einer Person.<br />

Er hat die Kunstwerke in der Tat im Louvre gestohlen,<br />

was er gegenüber Apollinaire sogar zugab. Dieser glaubte<br />

jedoch an einen Scherz und kaufte ihm die Figuren für<br />

einen bescheidenen Betrag ab. Was die Geschichte noch<br />

pikanter macht: Ein Freund von Apollinaire, der Maler<br />

Pablo Picasso (1881-1973), tat es ihm gleich. Letzterer hat<br />

sich sogar von einer der Statuen zu einem seiner berühmtesten<br />

Gemälde inspirieren lassen, das er 1907 realisierte:<br />

Les Demoiselles d’Avignon. Aufgrund der Fakten hätte<br />

man die beiden Künstler für die Hehlerei dieser Kunstgegenstände<br />

– die sie jedoch schlussendlich an den Louvre<br />

zurückgeben – anklagen können, doch der Polizei wird<br />

schnell klar, dass sie mit dem Diebstahl der Mona Lisa<br />

nichts zu tun haben. Angesichts der Proteste des Volkes<br />

bezüglich der Verhaftung von Apollinaire, wird auf<br />

höchster Ebene entschieden, die Angelegenheit ad acta<br />

zu legen. Was aber aus der Mona Lisa geworden ist, weiß<br />

man zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht …<br />

Es dauert zwei Jahre, bis das Geheimnis endlich gelüftet<br />

wird: Ein italienischer Kunsthändler in Florenz<br />

erhält im Dezember 1913 ein Schreiben mit einem gelinde<br />

gesagt unerwarteten Angebot. Ein gewisser Vincenzo<br />

Leonard bietet ihm darin nicht mehr und nicht weniger<br />

als den Kauf der Mona Lisa an, die sich angeblich in seinem<br />

Besitz befindet. Der Kunsthändler wird neugierig<br />

und vereinbart ein Treffen, bei dem ihm der Verkäufer zur<br />

größten Überraschung tatsächlich das berühmte Gemälde<br />

anbietet. Der Händler benachrichtigt die Polizei, der Verkäufer<br />

wird verhaftet. Dieser gibt<br />

zu, dass er in Wirklichkeit<br />

Vincenzo Peruggia (1881-<br />

1925) heißt und Italiener<br />

ist. Er hat mehrere Jahre<br />

in Paris gelebt und 1911<br />

im Musée du Louvre den<br />

Glaskasten zum Schutz<br />

der Mona Lisa installiert,<br />

auf dem man einen Fingerabdruck<br />

gefunden hat … Obwohl die Polizei Peruggia<br />

1911 zweimal zur Abnahme der Fingerabdrücke vorgeladen<br />

hatte, war dieser den Aufforderungen nicht gefolgt<br />

und die Polizei hatte es nicht für notwendig befunden,<br />

ihn dazu zu zwingen. Schließlich ergibt ein Vergleich der<br />

Fingerabdrücke, dass diese tatsächlich übereinstimmen.<br />

Vincenzo Peruggia erklärt den italienischen Polizeibeamten<br />

ganz gelassen, dass er den Morgen des 21. August<br />

1911 abgewartet habe, da der Louvre montags für die<br />

Öffentlichkeit geschlossen ist. Er habe dann das Gemälde<br />

einfach abgehängt und diskret mitgenommen. Zur großen<br />

Überraschung der Ermittler gesteht Peruggia, die Mona<br />

Lisa zwei Jahre lang unter dem Bett in seinem Zimmer<br />

im Dachgeschoss eines bescheidenen Gebäudes in der<br />

Rue de l’hôpital Saint-Louis <strong>Nr</strong>. 5 (X. Arrondissement)<br />

versteckt zu haben. Erst 1913, bei seiner Rückkehr nach<br />

Italien, habe er sich entschlossen, es zu verkaufen. Dieses<br />

Geständnis ist eine regelrechte Blamage für die Pariser<br />

Polizei, da diese Peruggia einige Tage nach dem Diebstahl<br />

sogar bei sich zu Hause verhört hatte!<br />

Als Erklärung für seine Tat liefert Vincenzo Peruggia<br />

mehrere Versionen, unter anderem die Tatsache, dass<br />

die Mona Lisa einer Jugendliebe ähnlich sehe, sowie den<br />

Wunsch, seinem Land durch einen « politischen » Akt<br />

das Meisterwerk von Leonardo da Vinci wiederzugeben.<br />

Das Gemälde war 1518 vom französischen König<br />

Franz I. (1494-1547) gekauft und zunächst auf Schloss<br />

Fontainebleau (Seine-et-Marne) installiert worden, bevor<br />

Ludwig XIV. (1643-1715) es dann nach Paris überführte.<br />

Die italienische Justiz verurteilt Vincenzo Peruggia für<br />

die unglaubliche Tat zu einer Gefängnisstrafe von einem<br />

Jahr. Da seine verrückte Handlung letztendlich aber die<br />

Herzen der Italiener rührt, wird er bereits nach wenigen<br />

Monaten wieder entlassen.<br />

Die Mona Lisa wird zunächst unter stürmischem Jubel<br />

von Florenz über Rom bis nach Mailand transportiert und<br />

schließlich am 30. Dezember 1913 sorgsam im Schlafwagenabteil<br />

eines Zuges nach Paris verstaut. Am nächsten<br />

Tag nimmt der französische Regierungschef Gaston<br />

Doumergue (1863-1937) sie um 14.38 Uhr höchstpersönlich<br />

am Pariser Gare de Lyon unter dem Applaus Hunderter<br />

Pariser in Empfang.<br />

Diese Geschichte spukt nach wie vor in den Köpfen<br />

der Menschen herum. So informierte die amerikanische<br />

Schauspielerin und Produzentin Jodie Foster, die perfekt<br />

Französisch spricht, im Februar dieses Jahres über<br />

ihre Pläne, einen Kinofilm<br />

nach dem historischen<br />

Roman von Seymour Reit<br />

(1918-2001) « The day they<br />

stole the Mona Lisa » zu<br />

produzieren und dabei<br />

selbst hinter der Kamera<br />

zu stehen. Die Dreharbeiten<br />

in Frankreich sollen<br />

zwei Monate dauern.<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


ON ÉCOUTE<br />

KLASSIK<br />

Komponistinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

Interpretinnen: Juliette Hurel und Hélène Couvert<br />

Was bei dieser CD durch die beeindruckend flüssige<br />

Interpretation zuerst auffällt, ist eine große Vertrautheit. Die<br />

Vertrautheit zweier Frauen, die sich gut kennen und zu den<br />

größten französischen Interpretinnen klassischer Musik zählen:<br />

Juliette Hurel (Flöte) und Hélène Couvert (Klavier). Als nächstes<br />

wird man sich bewusst, dass diese beiden Musikerinnen<br />

vor ihren männlichen Geschlechtsgenossen (aber ist das so<br />

erstaunlich?) auf eine ausgezeichnete Idee kamen und diese<br />

erfolgreich umsetzten. Sie haben nämlich ein ganzes Album<br />

fünf talentierten Komponistinnen gewidmet, die zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts in Frankreich lebten: Mel Bonis (1858-<br />

1937), Augusta Holmès (1847-1903), Clémence de Grandval<br />

(1828-1907), Cécile Chaminade (1857-1944) und Lili Boulanger<br />

(1893-1918). Namen, die heute den meisten Menschen<br />

vermutlich nicht viel sagen. Umso aufschlussreicher, wenn<br />

man beispielsweise weiß, das Cécile Chaminade schon in<br />

jungen Jahren ein<br />

außerordentliches<br />

Talent offenbarte,<br />

dass sogar Georges<br />

Bizet sie als Mon petit Mozart bezeichnete. Oder dass Mel<br />

Bonis, die für die Weltausstellung von 1889 ein monumentales<br />

Werk für mehr als tausend Musiker komponierte, Komponisten<br />

wie Liszt, Wagner und Saint-Saëns beeindruckte. Ihr richtiger<br />

Name war zwar Mélanie Bonis, doch mit Mel Bonis konnte sie<br />

einen gewissen Zweifel über ihr Geschlecht im Raum stehen<br />

lassen … Man kann sich gut vorstellen, dass diese Frauen es<br />

nicht leicht hatten, sich einen Platz in der vorwiegend von<br />

Männern beherrschten Welt der Musik zu erobern. Ein großer<br />

Dank an Juliette Hurel und Hélène Couvert, dass sie uns<br />

diese Frauen entdecken lassen und ihnen eine wohlverdiente<br />

Hommage erweisen.<br />

CHANSON<br />

Julie Lagarrigue: Amours sorcières<br />

CHANSON<br />

Louise<br />

Verneuil:<br />

Lumière<br />

noire<br />

Dieses Erstlingswerk<br />

einer gerade dreißigjährigen Texterin und<br />

Komponistin erstaunt durch seine Reife und<br />

ist eindeutig unser Coup de cœur! Louise<br />

Verneuil stammt aus Antibes (Alpes-Maritimes)<br />

und ist nicht nur in der Lage, von tiefster<br />

Melancholie (A mort amant) zu einer lebhaften<br />

Musik, die in die Beine geht (Le Beau Monde), zu<br />

wechseln, sondern auch problemlos zwischen<br />

Französisch und Englisch (Blue Sunday).<br />

Dabei erzählt sie genauso objektiv von einer<br />

toxischen Liebe (Nicotine) wie von ihrer<br />

Urgroßmutter (Emerancia). Am 10. April <strong>2020</strong>,<br />

dem Erscheinungstag ihrer CD in Frankreich,<br />

wandte sie sich sichtlich bewegt ans Publikum:<br />

« Ich hoffe, dass die Chansons euer Herz<br />

berühren, dass sie Teil eures Lebens werden. »<br />

Die Hoffnung hat sich voll erfüllt, Louise,<br />

möchte man ihr sagen! Vielen Dank und bravo!<br />

Davon möchten wir noch mehr hören!<br />

Lauscht man Julie Lagarrigue, ist es, als höre<br />

man einer Freundin zu, mit der man im <strong>Sommer</strong><br />

in einem schönen Garten unter einem schattigen<br />

Baum fröhlich beim Aperitif zusammensitzt. Die<br />

Musik der jungen Frau aus Bordeaux erscheint<br />

abwechselnd heiter, bewegend, poetisch,<br />

manchmal auch frivol. Es ist, als flüstere sie uns<br />

etwas ins Ohr, als vertraue sie uns persönliche<br />

Gedanken an, vom lauen Wind, der um ihre<br />

Schultern streicht (Le vent du sud), von der<br />

Erwartung, dass man ihr etwas Liebevolles sagt<br />

(Dis le moi), von den Gedanken, die sie sich über<br />

sich selbst macht (Je parle comme je pense) oder<br />

vom Mann ihres Lebens, den sie auf eine sehr<br />

lustige Art beschreibt (Mon mec est un scientifique).<br />

Ein nahezu verzauberndes Album, das gekonnt die<br />

Seele des französischen Chansons und den Stil<br />

von Anne Sylvestre verkörpert, deren Workshops<br />

Julie Lagarrigue besuchte. Es lässt den Texten<br />

Raum, spielt mit Worten<br />

und gibt einer<br />

ausgesprochen<br />

aufmunternden<br />

Stimme, die uns<br />

sprichwörtlich<br />

hinreißt, die<br />

Möglichkeit, sich<br />

auszudrücken.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne/Finistère<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Pont-Aven<br />

Inspirierende Bretagne!<br />

Die kleine Gemeinde Pont-Aven (Finistère) bildet mit ihrer ruhigen<br />

und idyllischen Ausstrahlung einen erstaunlichen Kontrast zu den<br />

grandiosen Bildern eines ungestümen Meeres, das gegen zerklüftete<br />

Felsen peitscht, wie man sie von der nördlichen Bretagne im Kopf<br />

hat. Sie liegt am Ufer des Flusses Aven, der große Granitfelsen umspült<br />

und von den Gezeiten des nahe gelegenen Meeres bestimmt<br />

wird. Ab 1850 zog der Ort viele Künstler an, die auf der Suche nach<br />

Inspirationsquellen waren. Unter dem Einfluss von Paul Gauguin<br />

(1848-1903) entstand dort innerhalb kurzer Zeit ein neuer Stil, die<br />

« Schule von Pont-Aven », die zur Entstehung der modernen Malerei<br />

beitrug.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne/Finistère<br />

Für Austern-Liebhaber,<br />

die Überraschungen lieben<br />

Der Aven führt Brackwasser, das<br />

gezeitenbedingt aus einer im Tagesverlauf<br />

schwankenden Mischung aus dem<br />

Süßwasser des Flusses und salzigem<br />

Meerwasser besteht. Diese Charakteristik<br />

hat einige Austernzüchter dazu veranlasst,<br />

sich in Pont-Aven niederzulassen.<br />

Sie produzieren dort eine in ihrer Art<br />

einzigartige Auster namens Huître plate du<br />

Bélon, die bei Kennern besonders wegen<br />

ihres zarten, nussigen Geschmacks begehrt<br />

ist. Die Austernzüchter haben meist<br />

kleine Terrassen oberhalb des Flusses<br />

eingerichtet, auf denen man angenehm<br />

sitzt und die Austern mit einem Glas<br />

Muscadet aus dem Pays Nantais verkosten<br />

kann. Die Garantie für einen angenehmen<br />

Augenblick der Entspannung!<br />

Kein Zweifel, das Fremdenverkehrsamt von<br />

Pont-Aven hätte auch heute nichts gegen<br />

einen Botschafter wie Paul Gauguin, der<br />

im März 1888 zur Feder griff und einem seiner<br />

Pariser Freunde, dem Maler Claude-Emile<br />

Schuffenecker (1851-1934), folgende Zeilen<br />

schrieb: « Ich liebe die Bretagne, dort finde ich<br />

das Wilde, das Primitive. Wenn meine Holzschuhe<br />

auf diesem Granitboden widerhallen,<br />

dann höre ich den schweren und matten Ton, den<br />

ich in der Malerei suche. » Er wusste nur zu gut,<br />

dass diese Worte mit Sicherheit Neugier wecken<br />

und Lust darauf machen würden, die authentische<br />

Gegend zu entdecken! Es war nicht der einzige<br />

Brief, den er schrieb. Gauguin hatte sich in die Bretagne<br />

verliebt, das gedachte er, seine Künstlerfreunde,<br />

vor allem diejenigen in Paris, wissen zu<br />

lassen. Zumal das kleine Dorf praktischerweise<br />

ganz in der Nähe der neuen Eisenbahnlinie lag, also<br />

von Paris aus gut erreichbar war.<br />

Gewiss, Gauguin war nicht der Erste, der<br />

dem Charme von Pont-Aven verfallen war. Doch<br />

aufgrund seiner Berühmtheit, die er 1888 bereits<br />

erlangt hatte, sollte er sich für den Ort als sehr<br />

wichtig erweisen. Schon seit 1850 hatten sich<br />

Ob im Dorf oder im Wäldchen Bois d‘Amour,<br />

das Wasser des Flusses Aven war eine<br />

Inspirationsquelle für die Künstler. Paul<br />

Gauguin bildete da keine Ausnahme,<br />

wie man an dem Bild rechts Moulin à<br />

Pont-Aven aus dem Jahr 1894 sieht.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne/Finistère<br />

immer mehr « Fremde » in dieses bretonische « Nest »<br />

vorgewagt. Die meisten davon waren Ausländer: viele<br />

Engländer und Holländer, einige Deutsche und Amerikaner.<br />

Das Besondere daran war, dass es sich dabei fast<br />

ausschließlich um Künstler handelte – Maler und Schriftsteller<br />

– und dass alle sofort hingerissen waren, wenn sie<br />

diese ruhige und erholsame Gemeinde am Ufer des Aven<br />

entdeckten. Pont-Aven war der ideale Ort, um günstig den<br />

<strong>Sommer</strong> zu verbringen. Gauguin konnte davon ein Lied<br />

singen: Seitdem er seinen gut bezahlten Beruf als Makler<br />

an der Pariser Börse aufgegeben hatte, um sich voll und<br />

ganz der Malerei zu widmen, hatte er quasi keinen Sou<br />

mehr in der Tasche. Einige Monate außerhalb von Paris<br />

zu verbringen, war daher aus finanzieller Sicht gar nicht<br />

so einfach. Aber wie er feststellte, war das in Pont-Aven<br />

durchaus möglich, zumal das Dorf sich als erstaunliche<br />

Inspirationsquelle erwies.<br />

Im Laufe der Jahre entstand in Pont-Aven – vor allem<br />

im <strong>Sommer</strong> – eine regelrechte kleine « Künstlerkolonie ».<br />

Zunächst wohnten alle Künstler in Privatunterkünften.<br />

Die Einwohner, waren über den Zustrom zwar erstaunt,<br />

andererseits aber auch froh, denn die einst florierenden<br />

Mühlen schlossen eine nach der anderen, und so hatten sie<br />

Gelegenheit, durch das Angebot von Unterkunft, manchmal<br />

auch Verpflegung, ein paar Francs zu verdienen. Angesichts<br />

der Nachfrage eröffneten mit der Zeit die ersten<br />

Pensionen und Hotels. In dem winzigen, bretonischen<br />

Dorf entstanden – wer hätte es jemals gedacht – mehr<br />

oder weniger international ausgerichtete und wohlhabende<br />

Viertel: Engländer und Amerikaner stiegen im Hôtel<br />

des Voyageurs ab, die wohlhabendsten Franzosen im Hôtel<br />

du Lion d‘Or, während sich bescheidenere Menschen mit<br />

der Pension Gloanec zufriedengaben, wo auch Gauguin<br />

wohnte.<br />

Zwischen 1886 und 1894 kam der Maler insgesamt fünf<br />

Mal nach Pont-Aven. Wie die anderen Künstler in seinem<br />

Umfeld war auch er besonders sensibel für das Licht und<br />

die Farben des Ortes. Die Bretagne war bei Malern eher<br />

für ihren schönen Himmel und die zerklüftete, ursprüngliche<br />

Küste bekannt. Ein Dorf wie Pont-Aven, das sich an<br />

die Windungen eines Flusses schmiegt, stellte daher ein<br />

unerwartetes Intermezzo dar. Alles strahlte Sanftheit und<br />

Ruhe aus. Es war in gewisser Weise eine ruhige Bretagne,<br />

in der die Maler im <strong>Sommer</strong> nicht das Risiko eingingen,<br />

dass ihre Staffelei von einer der berühmten bretonischen<br />

Windböen weggeblasen wurde. Das war nicht zu verachten.<br />

Wie viele andere bekam auch Gauguin nach seiner Ankunft<br />

aus Paris sofort Lust, die Natur und die Landschaft dieser<br />

Gegend zu malen. Dazu musste er gar nicht weit gehen, er<br />

konnte sich einfach an das Fenster seines Zimmers setzen,<br />

denn von dort blickte er direkt auf das Tal des Aven, das bis<br />

zum Ozean führt. Oder er installierte sich auf einem der<br />

schattigen Wege im Wäldchen mit dem hübschen Namen<br />

Bois d‘Amour.<br />

Abends saß Gauguin gerne in der Pension Gloanec mit<br />

anderen Künstlern zusammen. Bei einem guten Essen und<br />

einer Schale Cidre – auch Wein wurde von vielen geschätzt<br />

– erzählte dann jeder von seinen Erlebnissen des Tages. Man<br />

gab sich gegenseitig Tipps für Orte, an denen es sich lohnt,<br />

die Staffelei aufzustellen, tauschte Eindrücke von dieser oder<br />

jener Landschaft aus. Die Atmosphäre war sehr gesellig, die<br />

in Paris übliche Konkurrenz zwischen den Künstlern suchte<br />

man hier vergeblich. Das war besonders schätzenswert.<br />

Schnell wurde der Einfluss Gauguins auf die Künstlergemeinschaft<br />

in Pont-Aven spürbar. Man muss wissen,<br />

dass er ein Genießer war, gerne Reden schwang und es<br />

mochte, wenn man ihm zuhörte. Die Aufenthalte in<br />

Pont-Aven waren für ihn die Gelegenheit, viele Künstler<br />

zu treffen, die wesentlich jünger waren als er – manchmal<br />

bis zu zwanzig Jahre – und denen er Ratschläge geben<br />

konnte. So umgab sich Gauguin schließlich jedes Mal mit<br />

Für Leckermäuler: Galettes de Pont-Aven<br />

Die Galettes de Pont-Aven sind nach den Malern unbestritten die Stars des Dorfes. Sie<br />

zeugen von einer Zeit, als die bretonischen Bauern ihren Weizen in einer der zahlreichen<br />

Mühlen am Ufer des Flusses Aven mahlen ließen. Dieses Gebäck mit dem guten Geschmack<br />

bretonischer Butter wird hier häufiger zu warmen Getränken und als Dessert gegessen, als<br />

die sonst in der Bretagne so beliebten Crêpes. Im Dorf gibt es zahlreiche Geschäfte, die sich<br />

auf Galettes spezialisiert haben. Eine der bekanntesten Marken ist Traou Mad (« gute Sache »<br />

auf Bretonisch). Ein Tipp: In den Supermärkten der Umgebung sind die Preise in der Regel<br />

günstiger als in den zahlreichen Boutiquen im Ort, während man im Dorf dagegen eine<br />

größere Auswahl hat, vor allem was die typischen Metalldosen angeht, in denen die Galettes de<br />

Pont-Aven vor Feuchtigkeit geschützt sind und länger frisch bleiben.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Blick auf den Fluss<br />

Aven. Carnet de<br />

voyage von Anselmo<br />

Bucchi, 1913, Musée<br />

de Pont-Aven.<br />

L‘attente von Afred<br />

Delobbe, 1885,<br />

Musée de Pont-Aven<br />

mehreren Schülern und wurde de facto zum führenden Kopf einer Künstlerbewegung, die als École<br />

de Pont-Aven bekannt wurde. Zwei Gemälde, die beide im August 1888 dort entstanden, illustrieren<br />

den kreativen und innovativen Geist dieser Strömung besonders gut: Le Sermon ou la Lutte de Jacob<br />

avec l ’Ange von Gauguin und Les Bretonnes dans la prairie des jungen Emile Bernard (1868-1941). Die<br />

beiden auf ein Minimum reduzierten Bilder – denen vor allem die Perspektive fehlt – stellten eine<br />

tiefgreifende Veränderung der Kunstwelt dar und gehörten zu den ersten Vorboten der Moderne.<br />

Einen Monat später traf der junge Maler Paul Sérusier (1864-1927) im Bois d‘Amour, dem beliebten<br />

Treffpunkt der Künstler, auf Gauguin. Sérusier hielt sich zum ersten Mal in Pont-Aven auf, am<br />

folgenden Tag musste er abreisen. Doch kurz vorher kam er noch in den Genuss eines Meisterkurses<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne/Finistère<br />

von Gauguin. Quasi nach Anleitung des großen Malers schuf Sérusier<br />

dort, mitten im Wald, auf einer kleinen Tafel aus Pappelholz<br />

ein Bild, das für sich allein die Ideen und jüngsten Erkenntnisse<br />

der École de Pont-Aven perfekt zusammenfasst: Le Talisman. Die<br />

Ratschläge, die Gauguin dem jungen Mann gab, sind schriftlich<br />

festgehalten und wurden berühmt, formten sie doch die Basis für<br />

eine neue Bewegung, den Synthetismus, der einen tiefgreifenden<br />

künstlerischen Bruch darstellte. Gauguin ermutigte Sérusier, sich<br />

aufs Wesentliche zu konzentrieren, die Farben so zu malen, wie er<br />

sie fühlte, nicht nur, wie er sie sah: « Wie sehen Sie diesen Baum »,<br />

fragte er Sérusier und fuhr fort: « Ist er richtig grün? Dann nehmen<br />

Sie Grün, das schönste Grün Ihrer Palette; und dieser Schatten<br />

eher blau? Dann haben Sie keine Angst, ihn so blau wie möglich zu<br />

malen! » Als Sérusier mit seinem Bild nach Paris zurückkehrte, war<br />

das Erstaunen angesichts dieses neuen künstlerischen Ansatzes so<br />

groß, dass es in der Tat zum Talisman für eine neue Kunstströmung<br />

wurde. Die entstandene Künstlergruppe gab sich später den Namen<br />

Links: Breton au bol von Jacques Vaillant, 1913, Musée de Pont-Aven.<br />

Unten: Portrait de femme von Allan Deacon, undatiert, Musée de Pont-Aven.<br />

Rechts: Zu den Werken im Musée de Pont-Aven gehört auch die Buste de Janedik<br />

Cueff von Louis-Henri Nicot, 1928. Es war ein vorbereitendes Werk für ein<br />

Monument, das heute in der Grünanlage Théodore Botrel in Pont-Aven steht.<br />

Für Kinofreunde<br />

Der Film Les Galettes de<br />

Pont-Aven gehört zu den<br />

großen Klassikern des<br />

französischen Kinos. Es<br />

ist eine liebevolle, lustige<br />

und oft schräge Komödie ganz im Stil<br />

des « Freigeistes » der 68er-Bewegung.<br />

Der Film hat die Franzosen vor allem<br />

durch die Darstellung von Jean-Pierre<br />

Marielle (1932-2019) geprägt, der die<br />

Rolle eines Regenschirmverkäufers<br />

spielte, der von der Schönheit der<br />

Frauen besessen und oft schelmisch<br />

und anzüglich war.<br />

Les Galettes de Pont-Aven, Frankreich<br />

19<strong>75</strong>, 105 min, ein Film von Joël Séria,<br />

mit Jean-Pierre Marielle, Andréa Ferréol,<br />

Claude Piéplu, Romain Bouteile,<br />

Dominique Lavanant, u. a. Als DVD in<br />

französischer Sprache erhältlich.


« Nabis », der hebräische Begriff für<br />

« die Propheten ».<br />

Dieses Werk ist heute Teil einer<br />

vielfältigen Sammlung, die der École<br />

de Pont-Aven gewidmet und im Museum<br />

des Ortes zu besichtigen ist.<br />

Das lange Zeit bescheidene örtliche<br />

Museum hat sich dank ambitionierter<br />

Bewohner und einer couragierten<br />

Stadtverwaltung zu einem der<br />

fesselndsten Museen Frankreichs<br />

entwickelt. Ob vor oder nach einem<br />

Spaziergang entlang des Flusses<br />

Aven oder im Bois d‘Amour: Ein Besuch<br />

dort tut gut, denn man kann<br />

dabei heute noch das nachvollziehen,<br />

was die Künstler im 19. Jahrhundert<br />

in diesem Ort angezogen hat. Kein<br />

Zweifel: Die Magie von Pont-Aven<br />

wirkt auch heute noch!<br />

Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />

Pont-Aven …<br />

… Berlin 1578 km … Hamburg 1430 km<br />

… Köln 1014 km … Frankfurt 1099 km<br />

… München 1357 km … Wien 1763 km<br />

… Zürich 1085 km … Paris 533 km<br />

… Brest 100 km … Quimper 35 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Nantes-Atlantique<br />

(203 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Quimper (33 km).<br />

Office de Tourisme de Pont-Aven<br />

3, rue des Meunières<br />

29930 Pont-Aven<br />

Telefon: +33 (0)2 98 06 87 90<br />

www.bretagne-cornouaille-ocean.<br />

com<br />

Musée de Pont-Aven<br />

Place Julia<br />

29930 Pont-Aven<br />

Telefon: +33 (0)2 98 06 14 43<br />

www.museepontaven.fr<br />

Eintritt 5 €, ermäßigt 3 €<br />

Ile de Sein<br />

Brest<br />

Quimper<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N164<br />

Pont-Aven<br />

N165/E60<br />

D768<br />

Lorient<br />

Vannes<br />

Quiberon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 73:<br />

Pays bigouden, die Bretagne in<br />

konzentrierter Form (20 km entfernt)<br />

Im äußersten Westen der<br />

Bretagne bilden 20 Gemeinden<br />

eine kleine Region: das<br />

Pays bigouden. Hier wird<br />

die wilde Schönheit der<br />

bretonischen Landschaft in<br />

besonderem Maße durch die<br />

Entschlossenheit und den<br />

Mut der Menschen ergänzt, Eigenschaften, welche die Femme<br />

bigoudène mit ihrer Tracht und der berühmten Spitzenhaube<br />

seit Generationen verkörpert.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66:<br />

Locronan, die bretonische Seele par excellence<br />

(50 km entfernt)<br />

Im Süden des Departements Finistère, rund 15<br />

Kilometer nordwestlich von Quimper und nur<br />

fünf Kilometer vom Meer entfernt, liegt das<br />

Dorf Locronan,eines « der schönsten Dörfer<br />

Frankreichs ». Es ist nicht von der Hand zu<br />

weisen, dass Locronan ein wenig die Seele der<br />

ganzen Bretagne widerspiegelt. Und das Dorf<br />

ist vor allem auch deshalb einen Besuch wert,<br />

weil seine Bewohner es verstanden haben, eine Authentizität<br />

zu wahren, die man in Dörfern mit einem derartigen<br />

Bekanntheitsgrad nur selten findet.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

Dies ist die unglaubliche Geschichte<br />

von zwei Felsbrocken,<br />

die einige Bootsminuten vor der<br />

Küste des Departements Var im<br />

Meer liegen. Bendor und Les<br />

Embiez. Zwei kleine Inseln, Luftlinie<br />

sechs Kilometer voneinander<br />

entfernt. In den 50er-Jahren<br />

stachen sie einem Franzosen mit einem bemerkenswerten Werdegang<br />

ins Auge. Dieser Mann war Paul Ricard (1909-1997), in der<br />

ganzen Welt bekannt für das berühmte Anisgetränk, mit dem er sein<br />

Vermögen machte. Er kaufte die beiden Inseln und kreierte dort ein<br />

kleines Universum, dem nur seine Träume Grenzen setzen konnten.<br />

Besichtigt man heute Bendor und Les Embiez, dann taucht man nicht<br />

nur in eine Postkartenidylle mit türkisfarbenem Wasser ein, sondern<br />

auch in das bemerkenswerte Schicksal dieses Menschen.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ihre<br />

Wünsche auf elementare Art befriedigen<br />

« wollen; ich habe weder einen prunkvollen<br />

Wohnsitz noch eine Sammlung mit Meisterwerken,<br />

weder eine Prinzenjacht noch einen<br />

spektakulären Lebensstil […] Mein Glück<br />

liegt darin, andere das entdecken zu lassen,<br />

was ich selbst entdeckt habe, sie von schönen<br />

Dingen profitieren zu lassen, die mir geschenkt<br />

wurden, und von den Gelegenheiten, die ich<br />

aufgespürt habe. » So drückt sich Paul Ricard<br />

1983, im Alter von 74 Jahren, in seinem Buch<br />

La passion de créer aus, das er seinen zahlreichen<br />

Enkeln widmete. Eine derartige Aussage<br />

von einem der reichsten französischen<br />

Unternehmer des letzten Jahrhunderts, dem<br />

Gründer und Inhaber eines richtiggehenden<br />

Imperiums: dem Ricard-Konzern? Das Bild<br />

eines einfachen, großzügigen und altruistischen<br />

Menschen erscheint beinahe zu<br />

schmeichelhaft, um wahr zu sein. Auf jeden<br />

Fall ist diese Facette von Paul Ricard für den<br />

Touristen, der heute die Inseln Bendor und<br />

Les Embiez besucht, nicht einfach zu erkennen.<br />

Seien wir ehrlich, die beiden Inseln können<br />

auf den ersten Blick eher abschreckend<br />

wirken.<br />

Dies liegt bereits an ihrem Status: Wie<br />

der andere offizielle Name – Les îles Paul<br />

Ricard – aussagt, sind sie in Privatbesitz. In<br />

einem Land wie Frankreich, das auf einen<br />

1985 in Kraft getretenen Gesetzestext zum<br />

Schutz seiner Küsten besonders stolz ist, liegt<br />

so eine Bezeichnung heute nicht wirklich<br />

« im Trend ». Im Loi littoral ist nämlich das<br />

fundamentale Prinzip, das jedermann einen<br />

freien Zugang zum gesamten französischen<br />

Küstengebiet garantiert, juristisch abgesichert.<br />

Die Privatisierung von Küstengebieten<br />

ist daher in Frankreich eine Ausnahme<br />

und kommt bei den Menschen<br />

eher negativ an. Andererseits kann<br />

sich ein Besucher aber auch von einem<br />

anderen Aspekt abgeschreckt fühlen:<br />

Wenn er nämlich feststellt, dass er<br />

die Insel ausschließlich mit den Booten<br />

der Compagnie Paul Ricard erreichen<br />

kann, die – aufgrund ihrer Monopolstellung<br />

– nicht gerade günstig<br />

sind. Die fünfminütige Fahrt zur<br />

nur einige Hundert Meter entfernten<br />

Insel Bendor – man hat fast den<br />

Eindruck, hinüberschwimmen zu<br />

können –, kostet von Bandol aus hin und zurück<br />

stolze 17 Euro. Touristen und Bewohner<br />

der Region sind sich einig, dass dies sehr<br />

teuer ist. Umso mehr, wenn man weiß, dass<br />

alle Ausgaben auf Bendor und Les Embiez<br />

(Restaurants, Hotels, Geschäfte, Museen …)<br />

in ein und dieselbe Tasche fließen, nämlich<br />

ebenfalls in die des Unternehmens Paul Ricard.<br />

Soll man deshalb auf den Besuch der<br />

Inseln verzichten? Auf keinen Fall! Jede für<br />

sich bietet den Rahmen für einen wunderschönen<br />

und fesselnden Tagesausflug oder<br />

sogar für einen mehrtägigen Aufenthalt. Um<br />

das Erlebnis allerdings richtig auskosten zu<br />

können, sollte man zunächst die Dinge etwas<br />

distanzierter angehen und in die spannende<br />

Geschichte dessen eintauchen, der die Inseln<br />

zu dem gemacht hat, was sie heute sind: Paul<br />

Ricard.<br />

Paul Ricard –<br />

das Schicksal eines Unternehmers<br />

Paul Ricard wird am 9. Juli 1909 in Marseille,<br />

im Viertel Sainte-Marthe (14. Arrondissement)<br />

geboren. Wie in der damaligen<br />

Zeit üblich, ist er ausersehen, den väterlichen<br />

Weinhandel weiterzuführen. Als braver Sohn<br />

beugt sich der junge Paul dem Willen seines<br />

Vaters und wird Weinhändler. In seinem<br />

tiefsten Inneren schlägt jedoch eine Künstlerseele,<br />

und er träumt davon, sich den schönen<br />

Künsten zu widmen. Vor allem erscheint<br />

ihm das Familienunternehmen sehr schnell<br />

viel zu klein. « Ich kam zu der niederschmetternden<br />

Erkenntnis, dass man durch den<br />

Verkauf von Wein, vor allem von gewöhnlichem<br />

Wein, nur schwer berühmt wird »,<br />

schreibt er später. Und ergänzt: « Um<br />

den ‹ normalen Rahmen › zu sprengen,<br />

war es notwendig, etwas zu erfinden,<br />

zum Beispiel ein neues Produkt. » Auf<br />

der Suche nach Inspiration beobachtet<br />

Paul aufmerksam die Kunden seines<br />

Vaters, hört ihnen zu, besucht Bars<br />

und Lebensmittelgeschäfte. Er entwickelt<br />

schließlich die Idee, einen<br />

neuen Wein zu lancieren, für den<br />

er selbst « ein originelles Etikett »<br />

entwirft und einen Namen erfindet:<br />

Canto-Agasso. Er wird Vorreiter im<br />

Bereich Werbung, lässt Plakate drucken<br />

und vertreibt dieses Produkt im<br />

Bendor, die Erste der beiden Inseln, die Paul Ricard kauft, wird sein erster « Tummelplatz ». Neben einer<br />

Promenade für Fußgänger und zwei Museen, von denen eines Werbeartikeln der Marke Ricard gewidmet ist,<br />

richtet er dort mehrere Häuser ein, deren provenzalischer Stil eher einem Kinodekor ähnelt.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

Paul Ricard begeistert sich zeit seines Lebens für Kunst und malt in seiner Freizeit selbst zahlreiche Bilder. Viele davon sind heute<br />

auf Bendor ausgestellt. Auf diese Insel lädt er regelmäßig Künstler ein, wie hier Salvador Dali und Joséphine Baker.<br />

Rahmen der Reisen, bei denen er bereits die Weine seines<br />

Vaters verkauft. Der Erfolg ist mäßig. Paul gesteht sich<br />

selbst ein, dass sein Wein sich nicht genügend von anderen<br />

abhebt. Er beginnt über ein Anisgetränk nachzudenken.<br />

Obwohl Absinth und ähnliche Getränke seit 1915<br />

verboten sind, wird eine solche Spirituose in Marseille<br />

heimlich zubereitet und ist sehr verbreitet: der Pastis. Die<br />

Herstellung ist einfach, man muss lediglich Kräuter in<br />

Alkohol mazerieren lassen. Paul bemerkt, dass jeder seine<br />

eigene Mischung fabriziert und jeder Pastis daher anders<br />

schmeckt. Wieder entwickelt er ein neues Konzept: Er<br />

will ein Produkt kreieren, das dem Geschmack vieler Anhänger<br />

entspricht und, sobald Pastis erneut legal verkauft<br />

werden darf, mit diesem den Markt erobern. Diskret richtet<br />

er sich im Haus der Familie ein Labor ein und beginnt<br />

zu experimentieren. Raffiniert nutzt er die täglichen Besuche<br />

bei den Kunden seines Vaters, um diese probieren<br />

zu lassen und aufgrund derer Bemerkungen sein Getränk<br />

zu verbessern. Schließlich hat er einen « maßgeschneiderten<br />

» Pastis entwickelt. Am 7. April 1932, als das Verbot<br />

für Anisgetränke aufgehoben wird, gründet er sein Unternehmen<br />

und produziert nach dem von ihm entwickelten<br />

Rezept eine Spirituose, die er als den vrai Pastis de Marseille,<br />

den echten Pastis aus Marseille, bewirbt. Und dieses<br />

Mal ist er erfolgreich: Bereits im ersten Jahr verkauft er<br />

300 000 Flaschen!<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Pionier in Sachen Werbung und Marketing<br />

Die Marke Ricard in den Köpfen der Menschen zu<br />

verankern, wird bald eines der wichtigsten Anliegen des<br />

jungen Unternehmers. Zunächst lässt er unzählige Plakate<br />

drucken und seinen Namen auf die Fahrzeuge malen,<br />

mit denen das Getränk in Marseille ausgeliefert wird.<br />

Den Wirten stellt er Gläser, Krüge und Aschenbecher mit<br />

dem Aufdruck Ricard zur Verfügung. Und diese Objekte<br />

sind teilweise richtiggehend ausgeklügelt: Für Bistros entwickelt<br />

Paul Ricard beispielsweise einen Krug mit einem<br />

Ausguss, der die Eiswürfel zurückhält, damit diese « den<br />

Pastis nicht verwässern ». Eine für die damalige Zeit innovative<br />

Idee! Die Absicht, die er damit verfolgt, ist klar:<br />

Er will schlicht und ergreifend erreichen, dass der Name<br />

Ricard das Wort Pastis ersetzt!<br />

Im nächsten Schritt nimmt Paul Ricard die Eroberung<br />

des Pariser Marktes in Angriff und zeigt sich auch<br />

hier sehr einfallsreich in Sachen Marketing. Als einer der<br />

Ersten nutzt er das Kino, um sich bekannt zu machen.<br />

Er lanciert richtiggehende « Kommunikationskampagnen<br />

», die in den Köpfen der Menschen haften bleiben.<br />

Ein Beispiel ist seine berühmte Caravane Ricard, in deren<br />

Rahmen Ende der 50er-Jahre Mitarbeiter von Ricard die<br />

Pastisbestellungen der Wirte auf den Pariser Champs-<br />

Élysées, auf der Cannebière in Marseille oder in den Allées<br />

de Tourny in Bordeaux auf dem Rücken von Kamelen<br />

ausliefern. Alle diese Aktivitäten werden umgehend von<br />

Zeitungen und vom Fernsehen aufgegriffen, ebenso wie<br />

später die unglaubliche Präsenz der Marke Ricard bei<br />

der Tour de France. Wiederum ist Paul Ricard einer der<br />

Ersten, der dieses beliebte Sportereignis nutzt, um sein<br />

Produkt bekannt zu machen, indem er Hunderttausende<br />

Werbeartikel kostenlos verteilt. Auf der Insel Bendor, gibt<br />

es gegenüber der Anlegestelle ein kleines Museum, das einen<br />

großen Teil davon in einem zwar etwas antiquierten,<br />

aber trotzdem berührenden Durcheinander zeigt. Etwas<br />

weiter ist ein anderes Museum alkoholhaltigen Getränken<br />

aus der ganzen Welt gewidmet, da Paul Ricard dafür eine<br />

Sammelleidenschaft hegte.<br />

anderer Stelle gibt er in einer Mischung aus Humor und<br />

Realitätssinn zu: « Das, was ich meinen Größenwahnsinn<br />

genannt habe, sollte mich schließlich nicht gerade in dem<br />

Moment verlassen, in dem ich Eigentümer einer Insel<br />

wurde! » Paul Ricard kann dieses Bestreben nach « immer<br />

mehr » in der Tat nicht unterdrücken, und sein Plan von<br />

einem Rückzugsort für die Familie wird durch den Bau<br />

eines Hafens, von Häusern im provenzalischen Stil, von<br />

Hotels, Restaurants, Bars, Museen, einem Tennisplatz,<br />

einem Hubschrauberlandeplatz, einem Rundweg und<br />

vielem mehr erweitert. Kurz: Es entsteht ein regelrechtes<br />

kleines « Fürstentum », das die Neugier der Bewohner auf<br />

dem Kontinent weckt. Paul Ricard beschließt, Bendor für<br />

die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, die Insel wird<br />

schnell zu einem beliebten Ziel für Touristen. Sowohl<br />

Prominente aus der ganzen Welt als auch Unbekannte<br />

verbringen dort ihren Urlaub, und immer mehr Unternehmen<br />

– natürlich auch der Konzern Ricard – veranstalten<br />

dort Seminare.<br />

Selbstverständlich kann man heute nicht abstreiten,<br />

dass der kommerzielle Aspekt auf der Insel dominiert,<br />

dennoch hat sie ihren Charme, der den Besuch interessant<br />

macht. Vielleicht ist dafür dieser leicht antiquierte Touch<br />

verantwortlich, der über allem schwebt. Vom architektonischen<br />

Stil der Gebäude über die Innendekoration bis<br />

zu den zahlreichen über die Insel verstreuten Statuen und<br />

Kunstwerken ist zwar alles in einem perfekten Zustand,<br />

alles scheint aber aus der Vergangenheit zu stammen.<br />

Beim Spaziergang über die Insel muss man manchmal<br />

etwas schmunzeln, denn das Bild der Provence, die man<br />

hier nachbilden wollte, erscheint zum Teil überholt. Doch<br />

dieses Schmunzeln hat nichts Spöttisches. Eher einen<br />

Hauch von Nostalgie. Die Nostalgie einer Zeit, wo eine<br />

solche « Verrücktheit », eine Insel zu kaufen und nach<br />

Das Institut océanographique Paul Ricard wurde 1966 auf der Insel Les<br />

Embiez gegründet, um gegen die Verschmutzung des Mittelmeers durch<br />

die Einleitung von sogenannten Boues rouges (Rückständen aus der<br />

Bauxiterzeugung) in die Bucht von Cassis zu kämpfen. Noch heute führt<br />

das Institut zahlreiche Aktionen zum Schutz der Meeresumwelt durch.<br />

Bendor – « die Welt im Miniaturformat »<br />

Betrachtet man die Insel Bendor mit ihren viereinhalb<br />

Hektar von Bandol aus, so erscheint sie nicht wirklich beeindruckend.<br />

Jedes Mal, wenn Paul Ricard jedoch von der<br />

Küste aus diesen Felsbrocken erspäht, bleibt sein Blick an<br />

ihm hängen. Als er 1950 erfährt, dass Bendor zu verkaufen<br />

ist, macht er sich sofort auf, um die Insel zu besichtigen<br />

und schließlich zu kaufen. Zunächst hat er vor, dort einen<br />

Rückzugsort für sich und seine Familie zu schaffen. Nach<br />

dem Beginn der ersten Arbeiten gibt er den Gedanken an<br />

eine rein persönliche Nutzung jedoch auf: « Der Ort war<br />

zu schön; ich wollte ein paar Häuser bauen, in denen meine<br />

Freunde auf Wunsch übernachten und ebenfalls davon<br />

profitieren konnten », schreibt er in La passion de créer. An<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

Die Insel Les Embiez ist zwar sehr auf den Tourismus ausgerichtet – vor allem rund um den Hafen –, dennoch gibt es ausgedehnte<br />

Gebiete, in denen die Natur geschützt ist. Man kann die Insel zu Fuß oder mit dem kleinen elektrischen Zug durchstreifen.<br />

seinen Vorstellungen zu gestalten, noch möglich war.<br />

Im Grunde würde man sich gerne mit Paul Ricard unterhalten,<br />

da er vermutlich der Einzige ist, der den Sinn<br />

all dieser Konstruktionen erklären kann. Da dies nicht<br />

möglich ist, versucht man, mithilfe seines Buches besser<br />

zu verstehen: « Bendor hat mich begeistert, weil es eine Insel<br />

war und weil ich dort eine Miniaturwelt bauen konnte,<br />

weil dort alles für mich erlaubt war, und weil die einzigen<br />

Grenzen für meine Träume, die ich berücksichtigen musste,<br />

lediglich die Fläche des Ortes, der Himmel und das<br />

Meer waren. »<br />

Les Embiez – Natur als Dreingabe<br />

1958 kauft Paul Ricard die Île des<br />

Embiez, die rund sechs Kilometer<br />

Luftlinie von Bendor entfernt liegt und<br />

zwanzig Mal so groß ist. Dies lässt bei<br />

dem Investor unweigerlich neue Träume<br />

entstehen, die noch gigantischer ausfallen:<br />

« Ich wollte eine Hochburg für den<br />

internationalen Tourismus daraus machen<br />

», schreibt er. Um das zu erreichen,<br />

bietet Paul Ricard enorme Mittel auf. So<br />

lässt er beispielsweise 1963 den ersten<br />

Jachthafen im Mittelmeer bauen, der<br />

eine Kapazität für insgesamt 1000 Boote<br />

hat, davon 400 große Jachten. Hinzu<br />

kommen ein Hotel mit 400 Zimmern,<br />

mehrere Restaurants, ein Einkaufszentrum,<br />

ein Theater. Wie immer mangelt es<br />

Lesetipp:<br />

Paul Ricard, La passion de<br />

créer, 1983 (Neuauflage<br />

2009), Éditions Albin Michel,<br />

ISBN 978-2226192936<br />

Paul Ricard nicht an Ambitionen, in seinem Kopf scheint<br />

nichts zu schön für Les Embiez zu sein. Und die Besucher<br />

lassen nicht auf sich warten: Die Insel wird zu einem<br />

beliebten Ziel, die neuen Angebote ziehen Gäste an, die<br />

Rentabilität der Investitionen ist gegeben.<br />

Durchquert der Besucher heute die Insel zu Fuß<br />

oder mit dem kleinen Elektrozug, stellt er fest, dass<br />

man bei ihrer Gestaltung durchaus respektvoll mit der<br />

Umwelt umgegangen ist. Neben zahlreichen Anpflanzungen<br />

und der Erweiterung vorhandener Rebflächen<br />

wurden ausgedehnte Naturgebiete bewahrt.<br />

In der ehemaligen Festung der<br />

Insel wurde ein Meeresobservatorium<br />

eingerichtet, das heute an zahlreichen<br />

wissenschaftlichen Forschungsprojekten<br />

auf internationaler Ebene mitarbeitet.<br />

Während Bendor der Kunst<br />

und Kultur gewidmet ist, scheint Les<br />

Embiez eher natur- und umweltorientiert<br />

zu sein. Ist dies vielleicht der<br />

Grund, weshalb sich dort auch die<br />

letzte Ruhestätte von Paul Ricard<br />

befindet? Dieser starb am 7. November<br />

1997 im Alter von 88 Jahren und<br />

wollte hier unter einem schlichten<br />

Stein begraben werden.<br />

Am Ende seines Werkes La passion<br />

de créer schreibt er, er « hätte seine ganze<br />

Kraft der Malerei widmen » können,<br />

seine Vorgehensweise sei dieselbe wie<br />

die eines Malers gewesen. « Er muss<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


E5/A10<br />

7<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

e<br />

au<br />

Angoulême<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Limoges<br />

Le Pescher<br />

Souillac sur<br />

Lesetipps Dordogne & Reiseinfos<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Îles Paul Ricard (Bendor Payrac und Les Rocamadour<br />

Embiez) …<br />

… Berlin 1513 km … Hamburg A20/E9 1557 km<br />

… Köln 1083 km … Frankfurt 1071 km<br />

… München 970 km … Wien 1332 km<br />

… Zürich <strong>75</strong>5 km … Paris 834 km<br />

… Marseille 54 km … Toulon 15 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Toulon-Hyères<br />

(38 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Toulon (15 km). Toulouse<br />

Les Îles Paul Ricard<br />

Île des Embiez<br />

83140 Six-Fours-les-Plages<br />

Telefon: +33 (0)4 94 10 65 20<br />

www.lesilespaulricard.com<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

<br />

Die Überfahrt auf die Inseln erfolgt mit<br />

den Booten der Société Paul Ricard.<br />

Andorra<br />

Saillac<br />

Zur Insel Bendor: ab der Anlegestelle<br />

gegenüber dem Fremdenverkehrsamt<br />

in Bandol<br />

Allée Alfred Vivien<br />

83150 Bandol<br />

Telefon: +33 (0)4 94 29 41 35<br />

www.bandoltourisme.fr<br />

Die Überfahrt dauert rund 7 Minuten<br />

und ist ganzjährig möglich, in der<br />

Hochsaison wird eine Fahrt pro Stunde<br />

A89/E70<br />

A71/E11<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A<strong>75</strong>/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Puy de Dôme<br />

Aurillac<br />

angeboten.<br />

Hin- und Rückfahrt: 17 €, 14 € auf<br />

der Website (www.lesilespaulricard.<br />

com/horaires-tarifs-bandol-bendor).<br />

Aufpreis bei Mitnahme eines Fahrrads<br />

oder Hundes.<br />

Zur Insel Les Embiez: ab der<br />

Anlegestelle in Six-Fours-les-Plages<br />

Quai Saint Pierre<br />

Le Brusc<br />

A<strong>75</strong>/E11<br />

83140 Six-Fours-les-Plages<br />

A72/E70<br />

Lyon<br />

nichts erklären, mit seinem Pinsel hilft er, besser zu sehen,<br />

besser zu spüren, er lässt alle diejenigen, die seine Werke<br />

betrachten, an seiner nuancierten Wahrnehmung des Universums<br />

teilhaben. » Eines ist auf Tulle jeden Fall sicher: Ein Besuch<br />

der beiden Inseln hilft dabei, diesen herausragenden<br />

Chambéry<br />

Menschen, der Zeit St.-Etienne seines Lebens sowohl Unternehmer,<br />

Erfinder und auf seine Art auch Künstler war, besser kennenzulernen.<br />

Valence<br />

Nîmes<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

A43/E70<br />

A49/E713<br />

Crest<br />

Orange<br />

Saillans<br />

Avignon<br />

Die Überfahrt dauert rund 10<br />

Minuten und ist ganzjährig Lodève möglich,<br />

in der Hochsaison gibt es Montpellier mehrere<br />

Überfahrten pro Stunde. A9/E15<br />

Hin- und Rückfahrt: 18 €, 15 € auf der<br />

Bézier<br />

Website (www.lesilespaulricard.com/<br />

horaires-tarif-lebrusc-embiez). Narbonne<br />

Aufpreis<br />

bei A81/E80 Mitnahme eines Fahrrads oder<br />

Limoux Hundes.<br />

Hinweis: In den Monaten Juli und<br />

A9/E15<br />

France August bietet die Société Paul Ricard<br />

auch eine Verbindung von Sanary-sur-<br />

Mer nach Les Embiez an. Informationen<br />

Perpignan<br />

auf der Website.<br />

Collioure<br />

Céret<br />

Das<br />

<br />

Unternehmen Paul Ricard hat<br />

an alles gedacht:<br />

AP7/E15<br />

Auf jeder der Inseln<br />

Spanien<br />

gibt es Übernachtungsgelegenheiten<br />

in Ferienwohnungen, Ferienhäusern<br />

und 4-Sterne-Hotels (Delos auf der<br />

Insel Bendor, Hélios auf der Insel Les<br />

Embiez). Preise und Reservierung über<br />

die Website der Îles Paul Ricard.<br />

Selbstverständlich kann man auch auf<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Marseille<br />

A52<br />

Grenoble<br />

A50<br />

Îles Paul Ricard<br />

Gap<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

Toulon<br />

dem Kontinent ein Zimmer mieten. Das<br />

2-Sterne-Hotel Key Largo in Bandol<br />

bietet beispielsweise einen schönen<br />

Ausblick auf die Insel Bendor und ein<br />

gutes Preis-/Leistungsverhältnis (19<br />

corniche Bonaparte – 83150 Bandol –<br />

Telefon: +33 (0)4 94 29 46 93 –<br />

www.hotel-key-largo.com).<br />

Annecy<br />

Briançon<br />

A57<br />

It<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54:<br />

Antibes, die Überraschung an der<br />

französischen Riviera (15 km entfernt)<br />

Bevor Nizza zu Frankreich kam, war das<br />

unweit der damaligen Landesgrenze<br />

gelegene Antibes militärisch von<br />

strategischer Bedeutung. Davon zeugt<br />

die von Vauban ausgebaute markante<br />

Festung. Heute liegt die französische<br />

Staatsgrenze nicht nur weiter<br />

östlich, sondern sind kämpferische<br />

Auseinandersetzungen auch dank eines vereinten Europas<br />

undenkbar geworden. Strategisch wichtig ist Antibes<br />

trotzdem noch, zwar nicht mehr für das Militär, aber für den<br />

Tourismus. Die <strong>75</strong> 000 Einwohner zählende Kommune, deren<br />

Bevölkerungszahl in der Hochsaison stark anschwillt, ist<br />

einer der Hauptferienorte entlang der Côte d’Azur, der sich<br />

überraschend positiv von seiner Konkurrenz unterscheidet.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47:<br />

Monaco, die unglaubliche Saga eines kleines<br />

Fürstentums (56 km entfernt)<br />

Auf einem engen Streifen zwischen Bergen<br />

und Meer befindet sich der nach dem<br />

Vatikan zweitkleinste Staat der Erde:<br />

Monaco. Das Land ist Vollmitglied der<br />

Vereinten Nationen und des Europarates.<br />

Regiert wird es seit dem 13. Jahrhundert<br />

fast ununterbrochen von einer Familie:<br />

den Grimaldis. Das Fürstentum ist bekannt<br />

als Heimat des internationalen Jetsets und Zufluchtsort für<br />

Millionäre, die keine Steuern zahlen wollen. Es ist aber auch ein<br />

Land, das in den letzten 150 Jahren wie kaum ein anderes eine<br />

spektakuläre Entwicklung durchlaufen hat. Zu Besuch in einer<br />

Welt, die an Frankreich erinnert, ohne es zu sein.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund<br />

Frische Luft, Weite, Natur, Pflanzen, Tiere, Freiheit, Ausgeglichenheit … Wie hat uns das alles<br />

gefehlt! Die Einschränkungen in unserer Bewegungsfreiheit durch das Coronavirus, die – je<br />

nach Region – mehr oder weniger stark waren, haben ihre Spuren hinterlassen, und das umso<br />

mehr, je kleiner der Wohnraum war. Alle haben wir daher in den letzten Monaten von obigen<br />

Dingen geträumt. Nachdem in Frankreich Reisen Schritt für Schritt wieder möglich zu werden<br />

scheint, möchten wir Ihnen eine ideale Rundfahrt für die Zeit nach den Ausgangsbeschränkungen<br />

vorstellen. Sie führt in sechs Etappen über eine Distanz von 300 Kilometern durch Burgund<br />

und ist unseres Erachtens ideal, um neue Kraft zu schöpfen. Los geht‘s auf eine Rundfahrt,<br />

die einfach guttut!<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Antwerpen<br />

Calais Dunkerque<br />

Gent<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

Bruxel<br />

Lille<br />

Liege<br />

Arras<br />

Charlroi<br />

en<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

A29/E44<br />

A131<br />

Le Havre<br />

Jumièges<br />

Rouen<br />

Amiens<br />

A1/E15-E19<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

A26/E17<br />

A34/E46<br />

Charleville-Mézières<br />

A4/E25<br />

Luxembourg<br />

A28/E402<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Dreux<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

A4/E50<br />

Reims<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A4/E50<br />

Metz<br />

A4<br />

Saarbrücken<br />

Bitche<br />

Sarreguemines<br />

A4/E25<br />

A31/E21-E23<br />

Grauf<br />

ençon<br />

Chartres<br />

/E501<br />

A28/E502<br />

86/E60<br />

A10/E5<br />

A11/E50<br />

A10/E5-E60<br />

A6/E15<br />

A10/E5<br />

Le Mans<br />

Orléans<br />

Monts<br />

Blois<br />

Tours Chenonceau<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

A71/E9<br />

A85<br />

A71/E11<br />

Bourges<br />

A5/E54<br />

Auxerre<br />

Vézelay<br />

A26/E17<br />

A5/E17-E54<br />

Parc national<br />

des forêts<br />

Fontenay<br />

A6/E15 A31/E17-E21<br />

Flavigny<br />

A38<br />

Dijon<br />

A31/E21-E23<br />

Nancy<br />

Strasbourg<br />

France<br />

Colmar<br />

Mulhouse<br />

A36/E60<br />

A35<br />

A5<br />

A35/E25<br />

Belfort<br />

Basel<br />

Besançon<br />

Fre<br />

D<br />

itiers<br />

A20/E9<br />

Bibracte<br />

Beaune<br />

A6/E15<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Bern<br />

Schweiz<br />

Montluçon<br />

A71/E11<br />

Solutré-Pouilly<br />

Cluny<br />

Genève<br />

Lausanne<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 41<br />

Limoges<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A72/E70<br />

Annecy


UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund<br />

Im neuen Waldnationalpark<br />

die Natur erleben<br />

Die Nachricht wurde in Frankreich mitten im Winter<br />

veröffentlicht und blieb nahezu unbemerkt. Heute ist sie<br />

jedoch wichtiger denn je, denn das Bedürfnis nach Natur<br />

und Wald war vermutlich bei vielen bisher selten so stark.<br />

Seit dem 7. November 2019 gibt es an der Grenze von Côte<br />

d’Or (Burgund) und Haute-Marne (Grand Est) einen ganz<br />

Parc national de forêts<br />

4, ruelle du monument<br />

21290 Leuglay<br />

Telefon: +33 (0)3 80 93 10 92<br />

www.forets-parcnational.fr<br />

Abbaye du Val des Choues<br />

Musée-Opéra de la vénerie -<br />

Hébergement « Gites de France »<br />

21400 Villiers-le-Duc<br />

Telefon: +33 (0)3 80 81 01 09<br />

www.abbayeduvaldeschoues.com<br />

neuen Nationalpark – den elften –, der den schlichten Namen Parc national des forêts trägt. Er<br />

ist in seiner Art unvergleichlich, denn es ist der einzige französische Nationalpark, der ausschließlich<br />

dem Wald gewidmet ist. Sein Gebiet umfasst 240 000 Hektar Landwirtschaftsfläche<br />

und Wälder, von denen 80 % bereits zur Zeit der Französischen Revolution existierten,<br />

also mehr als 200 Jahre alt sind. Die Waldgebiete bedecken im Übrigen<br />

die Hälfte der Fläche und fast das ganze Zentrum des Nationalparks. Sie<br />

bestehen hauptsächlich aus Laubbäumen (Eichen, Buchen, Weißbuchen,<br />

Espen) und sind ein natürlicher Lebensraum für wilde Tiere wie Hirsche,<br />

Hirschkühe und Wildschweine. Auch zahlreiche scheue und geschützte<br />

Tierarten – z. B. Wildkatzen und wunderschöne Raufußkäuze – sind dort<br />

zuhause. Einige Schwarzstorchpaare mit ihren leuchtend roten Schnäbeln<br />

haben sich ebenfalls den Park als Nistplatz ausgesucht.<br />

Es gibt zwar mehrere « Eingangspforten » in dieses immense Gebiet,<br />

das ideal zum Wandern ist (Karten siehe Website des Parks), die interessanteste<br />

in unseren Augen ist jedoch bei Weitem die Abbaye du Val<br />

des Choues. Das Anwesen befindet sich in Privatbesitz, ist aber für Besichtigungen<br />

geöffnet und bietet hochwertige Unterkünfte mit dem Label<br />

Gîtes de France. Es ist eine richtiggehende Oase des Friedens, die seit dem<br />

12. Jahrhundert am Ende eines einmalig schönen Tales mitten im Wald liegt<br />

und weitgehend unbekannt ist. Obwohl die Abtei nur wenige Kilometer<br />

von Châtillon-sur-Seine – der einzigen Stadt im Umfeld des Parks – entfernt<br />

liegt und mit dem Auto gut erreichbar ist, erweckt sie den Eindruck,<br />

isoliert in der Natur zu liegen und « von der Welt abgeschnitten »<br />

zu sein. In der Abtei, wo man morgens<br />

dem Gesang der Vögel und abends dem<br />

Röhren der Hirsche lauschen kann, fühlt<br />

man sich wie in einer anderen Welt.<br />

An diesem Ort befindet sich auch das<br />

beeindruckende und modern gestaltete<br />

Musée-Opéra de la Vénerie, in dem man<br />

sich mit der Geschichte der Hetzjagd<br />

auseinandersetzen kann. Diese Praxis ist<br />

natürlich umstritten, die Besitzer der Abtei<br />

verstehen es jedoch, einerseits mit Leidenschaft,<br />

andererseits aber auch mit dem<br />

notwendigen Abstand darüber zu sprechen.<br />

Der Austausch, bei dem die Ansichten aller<br />

respektiert werden, ist sehr bereichernd. Es<br />

ist eine andere Art, dem Alltag zu entfliehen<br />

und sich Fragen zur Verbindung zwischen<br />

Mensch, Wald und Waldbewohnern zu stellen.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


In der Abbaye de Fontenay<br />

mit sich ins Reine kommen<br />

(42 km, ca. 50 Min. Fahrzeit von der<br />

Abbaye du Val des Choues entfernt)<br />

Abbaye de Fontenay<br />

21500 Montbard<br />

Telefon: +33 (0)3 80 92 15 00<br />

www.abbayedefontenay.com<br />

Welch Meisterwerk der Harmonie! Weder zu groß noch zu klein, weder zu prunkvoll<br />

noch zu schmucklos, weder zu viel Stein noch zu viele Pflanzen, weder zu privat<br />

noch zu öffentlich … Die Abbaye de Fontenay, einige Kilometer nordöstlich der<br />

kleinen Stadt Montbard (Côte d’Or), ist ein Ort, an dem man<br />

sich sofort wohlfühlt. Einerseits, weil man dort eine unglaubliche<br />

Ruhe findet, die sofort besänftigend wirkt: Die Zufahrt zur<br />

Abtei führt allmählich in ein grünes Tal und fordert geradezu<br />

dazu auf, allen Stress hinter sich zu lassen. Andererseits aber<br />

auch, weil diese 1118 gegründete Abtei eines der ältesten und<br />

besterhaltenen Zisterzienserklöster ist. Die 1862 als Monument<br />

historique klassifizierte Abbaye de Fontenay gehört seit 1820 ein<br />

und derselben Familie. Das hervorragend erhaltene Gebäude<br />

wurde 1981 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes<br />

aufgenommen, der Park trägt seit 2004 das Label Jardin remarquable.<br />

Alles hier – von der romanischen Architektur der Gebäude<br />

(Abteikirche, Schlafsaal der Mönche, Kreuzgang, Kapitelhaus …)<br />

bis zum Park, der zu angenehmen Spaziergängen einlädt – trägt<br />

durch Schönheit und Ruhe<br />

dazu bei, dass der Besucher mit<br />

sich selbst und der Umgebung<br />

ins Reine kommt. Ein Ort, der<br />

verzaubert!


UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund<br />

Auf dem « ewigen Hügel »<br />

in Vézelay dem Himmel ein<br />

Stück näher kommen<br />

(68 km, ca. 1,5 Std. Fahrzeit von der<br />

Abbaye de Fontenay entfernt)<br />

Office de Tourisme du Grand Vézelay<br />

12, rue Saint-Etienne<br />

89450 Vézelay<br />

Telefon: +33 (0)3 86 33 23 69<br />

www.vezelaytourisme.com<br />

Ob man nun Pilger ist oder nicht, ein Besuch von Vézelay (Yonne) und der Basilika Sainte-Marie-<br />

Madeleine lassen niemanden unberührt. Die Kirche ist ein Meisterwerk des romanischen Stils. Sie wurde<br />

von Viollet-le-Duc (1814-1879) im 19. Jahrhundert restauriert und ist Teil des UNESCO-<br />

Weltkulturerbes. Besucher verfallen zwangsläufig der Magie des Ortes. Vézelay wird<br />

zwar seit mehr als 1000 Jahren von Pilgern aus ganz Europa besucht, doch um sich für<br />

dieses Dorf, das zu den schönsten Frankreichs zählt, zu begeistern, muss man nicht gläubig<br />

sein. Je höher man über die gepflasterten Straßen zur Basilika hinaufsteigt, desto<br />

mehr hat man das Gefühl, zu wachsen, den Gipfel einer persönlichen – oder gar einer<br />

spirituellen – Suche zu erreichen. Auf jeden Fall hat man den Eindruck,<br />

dass der Hügel, den man hier den « ewigen<br />

Hügel » nennt, etwas Besonderes hat. Sitzt man dann<br />

auf einer Bank zu Fuße der Basilika, um die unendlich<br />

weite Landschaft zu betrachten und die totale<br />

Stille um sich herum zu genießen, dann fühlt man<br />

sich irgendwie dem Himmel ein Stück näher.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


In Bibracte vor<br />

seltsam geformten<br />

Bäumen<br />

träumen<br />

(83 km, rund 2 Std.<br />

Fahrzeit von<br />

Vézelay entfernt)<br />

Bibracte<br />

Mont Beuvray<br />

71990 Saint-Léger-sous-<br />

Beuvray<br />

Telefon: +33 (0)3 85 86 52 35<br />

www.bibracte.fr<br />

Info: Der Wald des Mont<br />

Beuvray ist das ganze<br />

Jahr über zugänglich.<br />

Aus Gründen des<br />

Umweltschutzes ist er<br />

in den Monaten Juli und<br />

August für motorisierte<br />

Fahrzeuge gesperrt. Es<br />

wird jedoch ein kostenloser<br />

Shuttlebus vom Museum<br />

aus angeboten.<br />

Auf den Wanderwegen<br />

des Mont Beuvray (Saôneet-Loire/Nièvre),<br />

der das<br />

Label Grand Site de France<br />

trägt, gibt es herrliche Aussichtspunkte<br />

auf die geschützten Landschaften der Region<br />

Morvan im südlichen Burgund. Sie gehören zu den<br />

schönsten dieser Gegend. Gleichzeitig betreten die Füße<br />

einen historischen Boden, denn hier errichteten die Gallier<br />

vor 2000 Jahren ihre Hauptstadt Bibracte. Die Stadt geriet<br />

dann zwei Jahrtausende in Vergessenheit und verschwand<br />

unter einer Vegetation, die allmählich die Oberhand gewann.<br />

Archäologen erweckten sie zu neuem Leben: Der<br />

Ort wurde ein erstrangiges europäisches Ausgrabungsund<br />

Forschungszentrum mit einem ultramodernen Museum,<br />

das der keltischen Archäologie gewidmet ist. Über<br />

diese intensive wissenschaftliche und kulturelle Aktivität<br />

hinaus, sind die Menschen hier jedoch zweifellos von<br />

dem altehrwürdigen Wald des Mont Beuvray vor den<br />

Toren des Museums fasziniert. Der Anblick der von<br />

Moos bewachsenen Bäume mit ihren bizarren Formen<br />

wirft bei Groß und Klein Fragen auf, beunruhigt<br />

vielleicht sogar. Die einen meinen, den Umriss<br />

von Tieren zu erkennen, die anderen von Personen,<br />

Göttern oder sogar von mehr oder weniger befremdlichen<br />

Monstern. Alle – oder fast alle – lassen<br />

sich dazu verführen, die Gedanken schweifen zu<br />

lassen, eine Verbindung zur gallischen Geschichte<br />

der Region herzustellen. Dabei haben diese Formen,<br />

diese Queules, wie man sie hier nennt, überhaupt<br />

nichts mit Gallien oder den Galliern zu tun.<br />

Sie sind Zeitzeugen einer bäuerlichen Tradition aus<br />

dem 19. Jahrhundert, als man aus jungen Schösslingen<br />

Hecken für die<br />

Umzäunung flocht …<br />

Wie auch immer.<br />

Diese seltsamen Formen<br />

verführen den<br />

Betrachter noch immer<br />

zum Träumen.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund<br />

Sich gegenüber der<br />

riesigen Abbaye de<br />

Cluny ganz klein fühlen<br />

(101 km, rund 2 Std. 15 Min. Fahrzeit<br />

von Bibracte entfernt)<br />

Abbaye de Cluny<br />

Office de Tourisme de Cluny<br />

Sud Bourgogne<br />

6, rue Mercière<br />

71250 Cluny<br />

Telefon: +33 (0)3 85 59 05 34<br />

www.cluny-tourisme.com<br />

Die Abbaye de Cluny wurde im 11. Jahrhundert erbaut, um zu beeindrucken.<br />

Bis zur Vollendung des Petersdoms in Rom im 16. Jahrhundert war sie die<br />

größte Kirche der westlichen Christenheit. Es lag auf der Hand: Cluny sollte<br />

sich im Mittelalter als spirituelle Hauptstadt der Christen behaupten. Um dies<br />

zu erreichen, war nichts zu schön oder zu groß. Man baute eine<br />

Abtei jenseits aller Normen, mit einer Länge von 200 Metern,<br />

mit 300 Fenstern, einem Gewölbe, dessen Scheitelpunkt in einer Höhe von 30<br />

Metern lag, fünf Kirchenschiffen, zwei Türmen, fünf Glockentürmen … Kriege<br />

und die Französische Revolution bereiteten dem ganzen Luxus ein Ende. 1789 wurde<br />

die Abtei Nationalgut, 1798 wurde sie verkauft, die Fassade und das große Portal<br />

wurden zerstört und bis 1823 diente sie dann als Steinbruch … Heute existieren nur<br />

noch 8 % der ehemaligen Abteikirche. Dennoch ist der Ort mit seinen zahlreichen<br />

Klostergebäuden nicht weniger imposant. Dank digitaler Technik kann der Besucher<br />

mit einem Tablet heute in die virtuelle Realität der mittelalterlichen Abbaye<br />

de Cluny eintauchen und die immense Größe erfassen. Dabei fühlt man sich sofort<br />

klein, ganz klein. Das hilft dabei, manche Dinge zu relativieren …<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Wie ein Präsident den Felsen<br />

von Solutré erklimmen<br />

(24 km, rund 40 Min. Fahrzeit<br />

von der Abbaye de Cluny entfernt)<br />

Solutré Pouilly Vergisson<br />

Maison du Grand Site<br />

71960 Solutré-Pouilly<br />

Telefon: +33 (0)3 85 35 82 81<br />

www.rochedesolutre.com<br />

Im äußersten Süden von Burgund bieten die beiden spektakulären Felsen Solutré und Vergisson<br />

(Saône-et-Loire) Wanderern die Möglichkeit, die wunderschöne weitläufige Landschaft<br />

der Umgebung zu bewundern. Ganz oben hat man unvergessliche Ausblicke auf die nahe gelegenen<br />

Reben der Weinbaugebiete Pouilly-Fuissé und Saint-Véran. Der Felsen von Solutré<br />

wurde bei den Franzosen vor allem dadurch bekannt, dass François Mitterrand (1916-1996)<br />

regelmäßig dorthin pilgerte. Jedes Jahr an Pfingsten erklomm der ehemalige Staatspräsident<br />

– mit Dutzenden von Journalisten im Gefolge – zu Fuß den Felsen von Solutré. Seitdem stieg<br />

das Interesse der Öffentlichkeit für diese außergewöhnliche geologische Stätte mit zahlreichen<br />

Wandermöglichkeiten unaufhörlich. Sie trägt inzwischen<br />

das Label Grand Site de France, Solutré Pouilly Vergisson und ist<br />

ein beliebtes Ziel von Menschen, die Natur und spektakuläre<br />

Landschaften lieben. Egal, ob oben auf dem Gipfel der Felsen<br />

oder unten inmitten der Reben: Ein Tapetenwechsel ist garantiert.<br />

Ideal zum Sauerstofftanken!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 47


ADVERTORIAL<br />

Burgund-Franche-Comté...<br />

Kann man sich einen<br />

Frankreich-Urlaub ohne den<br />

Genuss von Spezialitäten,<br />

und ausgezeichneten Weinen<br />

vorstellen? Ganz bestimmt<br />

nicht! Für Burgund-Franche-<br />

Comté gilt das vielleicht noch<br />

mehr als anderswo. Ein Blick auf<br />

die Landkarte genügt um in der<br />

ganzen Region Ortsnamen mit<br />

köstlichen, kulinarischen Reizen<br />

in Verbindung zu bringen.<br />

Folgen Sie uns zu einem<br />

genießerischen Spaziergang:<br />

...natürlich<br />

genießerisch<br />

Im „Fort Saint Antoine“ ist alles Käse. 100.000 Comté-Laibe reifen hier in<br />

dem ehemaligen Militärbunker im französischen Juragebirge auf 1085<br />

Meter Höhe. Das Fort sollte nach dem Deutsch-Französischen Krieg von<br />

1870/71 zur Sicherung der französischen Ostgrenze beitragen. Jedoch nicht<br />

lange. Dann stand es viele Jahre leer, bis es Marcel Petite, ein Spezialist für<br />

Käseveredelung, ab 1966 in einen gigantischen Reifekeller umwandelte.<br />

Heute kann man dort während einer Betriebsführung, die Geheimisse der<br />

Käseveredelung erleben. Deutschsprachige Führungen sind bei vorheriger<br />

Anmeldung in den Touristinfos von Métabief und Malbuisson möglich.<br />

Ein starker Geruch von Ammoniak empfängt die Besucher beim Betreten<br />

der Festung. Sie werden in den Bann der 100.000 Käselaibe gezogen, die<br />

in hohen Regalen lagern. Jeder von ihnen wiegt etwa 40 Kilo. Doch das<br />

regelmäßige Wenden der Laibe übernehmen heutzutage Roboter. Auch das<br />

wöchentliche Bürsten mit Salzwasser geht jetzt automatisch vonstatten.<br />

450 Liter Milch werden für einen Käselaib benötigt, erklärt der Käse-<br />

Affineur. Seine Arbeit besteht darin, mit einem Bohrer und Hämmerchen<br />

über die gute Qualität des Produktes zu wachen. Unumgänglich ist eine<br />

Kostprobe zum Abschluss der Besichtigung mit einer Einführung in die<br />

unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Aromen.


ADVERTORIAL<br />

Ganz in der Nähe sind Touristen auch in der französischschweizerischen<br />

Grenzregion auf der „Straße des Absinth“ gern<br />

gesehen. Sie können die Destillationsapparaturen bestaunen, Absinth<br />

probieren und kaufen und viel über die Geschichte dieses mythischen<br />

Elixiers lernen. Dabei werden auch manchmal Geheimnisse wie die<br />

Existenz der „kalten Quellen“ gehandelt. An diesen geheimnisvollen<br />

Orten sind Absinth-Flaschen versteckt, und kundige Wanderer trüben<br />

dort eine „grüne Fee“ mit frischem Quellwasser ein. Absinth wurde<br />

am Ende des 18. Jahrhunderts im Schweizer Tal Val-de-Travers<br />

erfunden: Wermut, Anis, Fenchel, Melisse und Ysop, mazeriert und<br />

destilliert. Absinth hat sich im 19. Jahrhundert zum Aperitif-Getränk<br />

schlechthin entwickelt. Er erlebte eine Hochkonjunktur um das<br />

Jahr 1900, als es in Pontarlier 25 Brennereien, 111 Bistros, Cafés<br />

und Stehkneipen gab, und 15 Millionen Liter Absinth hergestellt<br />

wurden. Seit Mai 2011 darf die Spirituose nach langem Verbot<br />

wieder unter ihrem legendären Namen „absinthe“ verkauft werden.<br />

Seitdem feiert das Getränk ein Comeback, und auch die 2009<br />

gegründete touristische Straße „Route de l’Absinthe“ verzeichnet<br />

einen wachsenden Erfolg.<br />

Auf vollem Erfolgskurs ist auch Dijon, seit 2016 Hauptstadt<br />

der neuen Großregion Burgund-Franche-Comté. Wer schon<br />

länger nicht dort war wird staunen. Neue Straßenbahn, neue<br />

Fußgängerzonen und das kürzlich neueröffnete Museum der schönen<br />

Künste haben das Aussehen der Stadt völlig erneuert. Zudem nimmt<br />

der Gastronomietempel „Cité internationale de la gastronomie et du<br />

vin“ Gestalt an und soll Ende 2021 eingeweiht werden. Denn Dijon ist<br />

nicht nur Verwaltungssitz sondern auch Hauptstadt in Bezug auf gute<br />

Küche und Lebensart. Bekannt sind kulinarische Spezialitäten wie<br />

Senf, Schnecken, Crème de Cassis, Schokolade und Lebkuchen. Fünf<br />

Sternerestaurants und ein internationaler Gastronomiejahrmarkt<br />

zeichnen die Stadt aus. Um die Belle-Epoque-Markthallen finden sich<br />

Brasserien, Cafés und attraktive Markstände. Das Tourismusamt<br />

bietet, zusammen mit der traditionellen Senfmanufaktur Fallot, die<br />

Möglichkeit seinen eigenen Senf herzustellen. Aber auch in Sachen<br />

Wein ist Dijon Extraklasse: seit 2015 gehören die „Climats“ Burgunds<br />

zum UNESCO-Welterbe. Das sind mehr als 1000 Weinparzellen, die<br />

sich auf einem schmalen Band von Dijon nach Santenay im Süden<br />

von Beaune erstrecken. Einige haben so klingende Namen wie<br />

Chambertin, Romanée-Conti, Clos de Vougeot, Montrachet, Corton,<br />

Musigny...


ADVERTORIAL<br />

Weiter östlich feiert Fougerolles zu Beginn des <strong>Sommer</strong>s in<br />

herzerfrischend bunt es Kirsch-Fest (4. und 5. Juli <strong>2020</strong> unter<br />

Vorbehalt). Im Umland des Ortes zählt man 35.000 Kirschbäume,<br />

und seit dem 16. Jahrhundert wird hier Kirschwasser gebrannt, das<br />

seit 2010 eine AOC (kontrollierte Herkunftsbezeichnung) besitzt.<br />

Eine Miss-Wahl, Umzüge, Spezialitäten- und Genießer-Märkte und<br />

natürlich Kostproben sorgen für gute Stimmung. In Fougerolles<br />

gibt es auch ein sehr modernes Ökomuseum, das anschaulich<br />

erklärt wie aus einer landwirtschaftlichen Beschäftigung eine<br />

wahre Industrie wurde. Im alten Destilliergebäude kann man eine<br />

außerordentliche Sammlung von Destillierkolben bestaunen.<br />

Eine autofahrergerechte Minimalverkostung ist ein Muss bevor<br />

man sich auf die Weiterreise macht. Ganz in der Nähe kann man<br />

eine Kostbarkeit ganz ohne alkoholische Prozente probieren:<br />

das Wasser von Velleminfroy. Die wohltuende Wirkung des<br />

Wassers wurde erstmals 1826 von DocteurJacquez entdeckt.<br />

Heute wird garantiert, dass das Wasser weder Nitrate, Pestizide,<br />

Medikamentenrückstände noch Plastikpartikel enthält, dafür aber<br />

reich an Mineralstoffen ist, die unter velleminfroy.fr verständlich<br />

aufgeschlüsselt werden.<br />

Im Norden der Region befindet sich im kleinen Dorf Passavantla-Rochère,<br />

eine der ältesten Kristallglasmanufakturen<br />

Frankreichs, die noch heute in Betrieb ist. Sie geht auf Simon de<br />

Thysac, Edelmann und Glaser aus Böhmen zurück. Er ließ sie<br />

an einem Ort anlegen, der alle für die Glasherstellung nötigen<br />

Grundstoffe besitzt. Seit 14<strong>75</strong> bläst und bearbeitet man dort Glas.<br />

Neben industriellen Produkten werden vor allem Tafelgeschirr und<br />

Dekorationsartikel hergestellt, wobei eine gelungene Kombination<br />

aus Tradition und Design angestrebt wird. Der Stil und die zeitlose<br />

Schönheit der hergestellten Objekte steigern noch den Genuss<br />

eines festlichen Diners. Die Fertigkeit der Glasbläser bietet<br />

ebenfalls spannende optische Reize. Mehr als 120.000 Besucher<br />

kommen daher jährlich, um die Glasherstellung direkt zu erleben.<br />

Passavant-la-Rochère gehört somit zu den von Touristen am<br />

meisten besuchten Sehenswürdigkeiten der ganzen Region. Die<br />

Werkstätten, die Glasmacherhalle aus dem 17. Jahrhundert,<br />

Kunstgalerien und japanische Gärten sind zu besichtigen.<br />

Die Manufaktur ist mit dem Gütesiegel „Lebendes Kulturerbe“<br />

ausgezeichnet.<br />

Weitere Infos unter: kulturerbe.bourgognefranchecomte.com<br />

Konzept: S. Fornerot (Bourgogne-Franche-Comté Tourisme) / Einleitungstext: J. Hartwig / Fotos: Bourgogne-Franche-Comté Tourime: A. Doire, Ecomusée du Pays de la Cerise, G. Perret, La Rochère


ON SURFE<br />

KUNST<br />

&<br />

PRAKTISCH<br />

Idealer Strand gesucht<br />

Bevorzugen Sie einen Sand- oder eher einen<br />

Kieselstrand? Mit guten Park möglichkeiten,<br />

in der Nähe eines Stadtzentrums oder<br />

lieber unberührt und abgelegenen?<br />

Vielleicht sogar einen FKK-Strand? Diese<br />

gut gemachte App mit präziser GPS-Ortung<br />

und zahlreichen<br />

Suchoptionen<br />

erfasst mehr als<br />

2500 Strände und<br />

kleine Buchten an<br />

den französischen<br />

Küsten. Es sind zwar<br />

nicht alle aufgeführt,<br />

doch die Auswahl<br />

ist beeindruckend<br />

groß. Mit der App<br />

können Sie schöne<br />

Strände entdecken,<br />

die manchmal fast<br />

ein Geheimtipp sind.<br />

Nützlich!<br />

APP (kostenlos)<br />

PlagesTV<br />

Kunstwerke hoch<br />

aufgelöst<br />

Um den Pinselstrich eines<br />

Künstlers oder ein bestimmtes<br />

Detail eines Werkes ganz genau<br />

unter die Lupe nehmen zu<br />

können, musste man dieses<br />

bisher immer « in natura » sehen.<br />

Da aber davon auszugehen ist,<br />

dass nicht jeder die Möglichkeit<br />

hat, Museen zu besuchen – vor<br />

allem in Zeiten der jüngsten<br />

Ausgangssperre –, hat die<br />

Stadt Paris die hochaufgelöste<br />

Digitalisierung der in ihren<br />

Museen ausgestellten Werke<br />

beschleunigt. Das Ergebnis,<br />

das man in einer für diesen<br />

Zweck kreierten App und<br />

auf der Website bewundern<br />

kann, ist verblüffend: Da<br />

man die gescannten Kunstwerke wie niemals zuvor<br />

vergrößern kann, sind kleinste Details ohne jede visuelle<br />

Beeinträchtigung sichtbar. Welch ein Vergnügen,<br />

beispielsweise in die tiefblauen Augen der berühmten<br />

Femme aux yeux bleus von Amedeo Modigliani<br />

sprichwörtlich einzutauchen! (Musée d’art moderne de la<br />

ville de Paris)<br />

App (kostenlos) Paris Musées Second Canvas<br />

www.parismuseescollections.paris.fr/fr/parcoursthematiques/les-oeuvres-de-paris-musees-en-treshaute-definition<br />

SPIEL<br />

Gute Orientierung gefragt<br />

Die Idee ist einfach, aber man muss darauf kommen! Saute canton ist ein<br />

kostenloses Onlinespiel, mit dem Sie testen können, ob Sie in der Lage sind<br />

(oder auch nicht), sich in Frankreich zu orientieren. Das Prinzip: Man wird in<br />

einer der 36 000 Gemeinden des Hexagons ausgesetzt und muss über die<br />

umliegenden Dörfer zu einer im Voraus definierten Großstadt gelangen. Dies<br />

soll natürlich mit so wenig Klicks wie möglich, also auf dem direktesten Weg<br />

erfolgen. Sie meinen, das sei einfach? Wir versichern Ihnen, dass dies nicht<br />

immer der Fall ist! Achtung: Suchtgefahr!<br />

www.sautecanton.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Talmont-sur-Gironde<br />

z w i s c h en Himmel und Flus s am Ende der Welt<br />

Der Anblick von Talmont-sur-Gironde, wie es sich auf einem Felsvorsprung oberhalb<br />

der Fluten der Girondemündung zierlich gen Himmel reckt, ist unverwechselbar.<br />

Seit seiner Gründung im Jahr 1284 zieht das kleine Dorf, das Wind und Wetter ausgesetzt<br />

ist und fast zwischen Himmel und Wasser zu schweben scheint, die Blicke auf sich.<br />

Sofern man nicht gerade zur Hochsaison kommt, kann man dort den Alltag hinter<br />

sich lassen und unvergessliche Momente erleben.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Bei der Ankunft in Talmont-sur-Gironde hat man<br />

zwangsläufig das Gefühl, das Ende der Welt erreicht<br />

zu haben. Nähert man sich mit dem Auto und sieht<br />

am Horizont die Silhouette des Dorfes auftauchen, wird<br />

die Straße plötzlich enger und enger, sie scheint im wahrsten<br />

Sinne des Wortes ins Wasser zu führen. Ein Wasser,<br />

das erstaunlich trüb ist, von einem mehr oder weniger<br />

dunk len Braunton, den die Bewohner der Region gut kennen.<br />

Man darf sich nicht von der offensichtlichen Ruhe<br />

täuschen lassen, denn die wahren Meister hier sind Fluss,<br />

Wind, Strömungen und Gezeiten. Gemeinsam schaffen sie<br />

es, in jeder Sekunde Tonnen von Schlick aufzuwirbeln und<br />

im Laufe der Jahrhunderte den Landschaften ein neues<br />

Gesicht zu verleihen. Während man weiterfährt, fühlt man<br />

sich unweigerlich bescheiden. Zu beiden Seiten der Straße<br />

erstreckt sich diese riesige Flussmündung – eine der ausgedehntesten<br />

Westeuropas – und das Ufer gegenüber, das zur<br />

Region Médoc gehört, befindet sich immerhin mehr als<br />

zehn Kilometer entfernt! Doch plötzlich stehen da Schilder<br />

und eine Schranke, die Straße ist nun so schmal, dass<br />

man das Auto auf einem Parkplatz abstellen und zu Fuß<br />

weitergehen muss. Talmont erkundet man zu Fuß, da führt<br />

kein Weg daran vorbei. Die Halbinsel, die früher einmal<br />

eine Insel war, ist klein, die Straßen sind eng. Idealerweise<br />

sollte man sie nicht während der touristischen Hochsaison<br />

im <strong>Sommer</strong> besuchen, denn dann sind alle Gassen verstopft.<br />

Im Rest des Jahres jedoch verströmen sie Ruhe und<br />

ein besonderes Flair. Empfehlenswert sind vor allem die<br />

Monate Mai und September, denn dann kann man an allen<br />

Ecken und Enden unzählige wunderschöne Stockrosen<br />

bewundern.<br />

Auf den ersten Blick besitzt Talmont denselben gut<br />

bekannten, diskreten Charme wie viele Dörfer in der<br />

Charente: den Charme eines kleinen Dorfes mit niedrigen,<br />

bescheiden wirkenden Häusern, die sich durch sanfte<br />

Formen, weiß getünchte Wände und farbige – meist<br />

blaue – Fensterläden auszeichnen. Doch der Schein trügt:<br />

Bei Sonnenschein könnte man sich fast in Griechenland<br />

wähnen, wäre da nicht die Gironde, die am Ende eines<br />

Gässchens zu sehen ist und uns in die Realität zurückholt.<br />

Das Flusswasser hat nicht viel mit der riesigen blauen<br />

Weite des Mittelmeers gemein. Aber das ist im Grunde<br />

genommen gar nicht so wichtig, denn der wahre Charme<br />

von Talmont liegt ganz woanders. Um diesen zu erfassen,<br />

sollte man zunächst mit einem Besuch des berührenden,<br />

kleinen Musée de l’Histoire locale et de la Pêche beginnen.<br />

Dort entdeckt man ein dreidimensionales Modell des ursprünglichen<br />

Dorfes im 13. Jahrhundert. Es war damals<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


eine richtiggehende Festung, vollkommen geschlossen,<br />

von einer Befestigungsmauer umgeben, um es vor Angreifern<br />

zu schützen. Beim Bummel durch das Museum erfährt<br />

man, dass die Spanier 1652 einen großen Teil dieses<br />

Schutzes zerstörten und dass Stürme im Laufe der Jahrhunderte<br />

ihr Übriges taten, sodass die Befestigung nahezu<br />

ganz verschwunden ist. Lediglich ein paar Mauerstücke<br />

sowie die Überreste des mittelalterlichen Tour blanche sind<br />

letzte Zeugen dieser Vergangenheit.<br />

Beim Verlassen des Museums zieht es einen zwangsläufig<br />

zur Église Sainte-Radegonde, einer der schönsten<br />

romanischen Kirchen der Region. Sie überragt die Dächer<br />

der Häuser. Je mehr man sich der Kirche und damit der<br />

Mündung nähert, umso stärker bläst der Wind und erinnert<br />

daran, dass der Ozean nur wenige Kilometer entfernt<br />

ist. Jetzt versteht man auch, warum die Gebäude bewusst<br />

niedrig gehalten sind: um dieser Naturgewalt so wenig wie<br />

möglich ausgesetzt zu sein. Beim Gang zur Église Sainte-<br />

Radegonde wird man sich einer weiteren Besonderheit<br />

bewusst: Im Gegensatz zu vielen anderen religiösen Tempeln<br />

steht sie nämlich nicht in der Dorfmitte, sondern am<br />

Rand, « am äußersten Ende », dort, wo sie symbolisch die<br />

Mündung beherrschen kann. Vor dem Portalvorbau hat<br />

man den Eindruck, oberhalb der Gironde zu schweben!<br />

Ein ergreifendes Gefühl! Die Fassade des Baus zeugt davon,<br />

wie Stürme und salzige Luft ihr zugesetzt haben: Der<br />

Stein ist wie ausgewaschen, von der Kraft der Elemente<br />

poliert. Diese sind manchmal so gewalttätig, dass sie sogar<br />

einen Teil der Kirche zerstörten. Im 15. Jahrhundert<br />

wurde bei einem starken Sturm ein Joch von Sainte-Radegonde<br />

– oder auch zwei, die Historiker sind sich da nicht<br />

einig – weggerissen und von der Mündung verschluckt.<br />

Bei jedem starken Sturm befürchten die Bewohner nun,<br />

dass sich dies wiederholt. Die öffentliche Hand musste<br />

bereits mehrfach den Felsvorsprung befestigen. Dieser<br />

hält heute zwar den Naturgewalten stand, doch man fragt<br />

sich zwangsläufig, wie lange das angesichts der offensichtlichen<br />

Vergänglichkeit des Ortes wohl noch so sein wird.<br />

Direkt neben der Kirche befindet sich ein kleiner<br />

Seemannsfriedhof. Dort wird man eher an die Vergänglichkeit<br />

der menschlichen Existenz erinnert. Die meisten<br />

Gräber erinnern an Sarkophage. Und doch sind es keine.<br />

Sie « stehen auf Füßen » und bestehen nur aus einem<br />

einzigen schweren Monolith, der aber nicht hohl ist und<br />

keinen Leichnam enthält. Hier können die Familien eines<br />

Angehörigen gedenken, der auf dem Meer verschollen ist,<br />

dessen Körper niemals gefunden wurde. Der Ort erinnert<br />

also an das seltsame Schicksal dieses Dorfes, das am Ufer<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />

eines Flusses liegt, aber eine sehr spezielle und starke<br />

Beziehung zum Ozean hat. Beim Verlassen des Friedhofs<br />

sagt man sich, dass diese Kirche, wie auch das Leben der<br />

Seeleute, gewissermaßen seit jeher den Fluten ausgeliefert<br />

und dadurch immer vergänglich war – so wie im Übrigen<br />

unser aller Leben vergänglich ist.<br />

Und doch hat sie standgehalten, immer und immer<br />

wieder. Nicht nur den Elementen, sondern auch den<br />

Menschen: Engländern, Basken, Franzosen, Spaniern,<br />

Katholiken und Protestanten. Alle haben hier Spuren<br />

ihrer Kämpfe, ihrer Auseinandersetzungen hinterlassen.<br />

Manchmal sogar ganz erstaunliche. Im Juli 1917 traten<br />

die Amerikaner in den Ersten Weltkrieg ein und fanden<br />

das tiefe Wasser, das zu Füßen der Felsen sofort eine Wassertiefe<br />

von 20 Metern erreicht, ideal, um einen Hafen<br />

zu bauen. Sie begannen mit umfangreichen Arbeiten für<br />

die Konstruktion eines Marinestützpunkts, der am Ende<br />

über Landungsbrücken in einer Länge von 1,5 Kilometern<br />

verfügen sollte! Mehr als 4000 « Boys » machten sich an<br />

die Arbeit, unterstützt von 1500 deutschen Gefangenen.<br />

Am Ende machte der Waffenstillstand die Fortführung<br />

der gigantischen Baustelle überflüssig, deren zahlreichen<br />

Sprengungen den Felsvorsprung jedoch bereits um 15<br />

Meter reduziert hatten. Welch unglaubliches Schicksal<br />

also für dieses Dorf, das ursprünglich als eine Art Schiff<br />

konzipiert war, das den Stürmen trotzen sollte …<br />

Heute wird Talmont regelmäßig mit neuen Tourismuslabels<br />

ausgezeichnet: Les plus beaux Villages de France,<br />

Petite Cité de Caractère, Village de Pierres et d’Eau, Village<br />

fleuri … Die Gemeinde überzeugt immer wieder. Oft<br />

prägt sie die Menschen auch. Der französische Schriftsteller<br />

und Journalist Jean-Paul Kauffmann, dessen Name<br />

im Hexagon unter anderem dafür bekannt ist, dass er drei<br />

Jahre lang (1985-1988) im Libanon als Geisel festgehalten<br />

wurde, wollte seine erste Woche in Freiheit unbedingt in<br />

Talmont verbringen, da er dieses außergewöhnliche Dorf<br />

seit jeher bewunderte: « Orte wie Talmont waren es, die<br />

es mir möglich gemacht haben, durchzuhalten », schreibt<br />

er im Vorwort eines kollektiven Werkes, das dem Dorf<br />

gewidmet ist (Talmont-sur-Gironde de A à Z, Éditions<br />

François Baudez, 141 Seiten, ISBN 978-2846686025).<br />

Wenn man sich nach dem Bummel durch Talmont wieder<br />

auf dem Rückweg befindet, wird einem die Tragweite<br />

dieser Worte klar. Auch wir sind von diesem Dorf am<br />

Ende der Welt berührt, das zwischen Himmel und Fluss<br />

zu schweben scheint …<br />

Stockrosen (Alcea rosea) fühlen sich<br />

in Talmont besonders wohl und<br />

wachsen sogar wild. Die bunten<br />

Farben der Blüten lockern im<br />

<strong>Sommer</strong> das Straßenbild auf. Die<br />

erhöhten Grabsteine auf dem kleinen<br />

Friedhof neben der Kirche Sainte-<br />

Radegonde erinnern auf berührende<br />

Art an verschollene Seeleute.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Saint-Lô<br />

N13<br />

Caen<br />

Le A29 Ha<br />

A<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

A84/E401<br />

Lannion<br />

Saint-Malo<br />

Dinard<br />

Avranches<br />

A28/E<br />

Ile de Sein<br />

Brest<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N164<br />

N12/E50<br />

N176/E401<br />

Mont-Saint-Michel<br />

A84<br />

Alençon<br />

Quimper<br />

Pont-Aven<br />

N165/E60<br />

D768<br />

Lorient<br />

Vannes<br />

N24<br />

Rennes<br />

Le Mans<br />

A11/E501<br />

A28/E<br />

Quiberon<br />

N165/E60<br />

La Baule<br />

St. Nazaire<br />

A11/E60<br />

Nantes<br />

Clisson<br />

A87<br />

Cholet<br />

Angers<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Lesetipps & Reiseinfos<br />

A83<br />

Talmont-sur-Gironde …<br />

… Berlin 1553 km … Hamburg 1405 km<br />

… Köln 990 km … Frankfurt 1076 km<br />

… München 1304 km … Wien 1706 km<br />

… Zürich 926 km … Paris 505 km<br />

… Bordeaux 108 km … Royan 16 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen wird, ist Bordeaux-<br />

Mérignac (114 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Saintes (37 km).<br />

www.talmont-sur-gironde.webnode.fr<br />

Musée de l’Histoire locale et de la<br />

Pêche<br />

Place de la Priauté<br />

17120 Talmont-sur-Gironde<br />

Telefon: +33 (0)5 46 90 43 87<br />

Täglich geöffnet außer montags.<br />

Am Wochenende und während der<br />

Schulferien:<br />

11.00 - 13.00 Uhr und 14.30 - 17.30 Uhr.<br />

In der übrigen Zeit: 14.30 - 17.30 Uhr.<br />

Eintritt: 2,50 €, Kinder unter 12 Jahren<br />

haben freien Eintritt.<br />

A83<br />

E602/A837<br />

Niort<br />

E5/A10<br />

Talmont-sur-<br />

Gironde<br />

Poitiers<br />

Angoulême<br />

Touristisches Informationszentrum von<br />

Talmont-sur-Gironde<br />

Rue de l’école<br />

17120 Talmont-sur-Gironde<br />

Telefon: +33 (0)5 46 08 17 62<br />

Die Besichtigung von Talmont ist nur<br />

zu Fuß möglich. Am Eingang des Dorfes<br />

befindet sich ein großer Parkplatz.<br />

Parkgebühren: Pkw 2 €, Wohnmobil 6 €<br />

Bordeaux<br />

E5/A10<br />

A89/E7<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 74<br />

Coup de cœur:<br />

Carrelets, poetische Fischerhütten aus einer anderen Zeit<br />

Betrachtet man die Carrelets, diese Fischerhäuschen mit ihren<br />

zierlichen Holzkonstruktionen, hat man fast den Eindruck, in eine<br />

andere Zeit versetzt zu sein. Dort ging man früher einer Art der<br />

Fischerei nach, die ohne Köder auskommt und somit ganz dem<br />

Zufall unterliegt...<br />

Cap-Ferret<br />

Mimizan<br />

E5-E70/A63<br />

A52/E72<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

Hossegor<br />

Biarritz<br />

Hendaye<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Sare<br />

France<br />

Bayonne<br />

Frankreich A64/E80 erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 57<br />

Pau


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Den Trend, dass große – und wohlhabende – Weingüter sich<br />

für Kunst und Architektur interessieren, kennt man in Südafrika<br />

und Spanien bereits seit Langem, vor allem seit der<br />

Stararchitekt Frank Gehry im Weinbaugebiet Rioja beeindruckende<br />

Gebäude konstruierte. Seit einigen Jahren ist dieser<br />

Trend auch nach Frankreich übergeschwappt. Château<br />

La Coste, rund 20 Minuten von Aix-en-Provence entfernt, ist<br />

unbestritten ein Musterbeispiel dafür, denn dort hat sich im<br />

Laufe der Jahre eine völlig neue Form des Weintourismus<br />

entwickelt. Wir haben uns vor Ort davon überzeugt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Paddy MacKillen ist ein diskreter Mensch. Sogar sehr<br />

diskret. Bei ihm einen Interviewtermin zu erhalten,<br />

ist fast unmöglich. Er gibt nur sehr wenige Interviews,<br />

und wenn er es tut, äußert er sich in Bezug auf seine<br />

tatsächlichen Pläne immer sehr geheimnisvoll. Über ihn ist<br />

im Wesentlichen bekannt, dass er irischer Abstammung ist,<br />

1955 in einem Vorort von Belfast geboren wurde, sein Vermögen<br />

mit Immobilien und Luxushotels machte und heute<br />

einer der reichsten Geschäftsleute seines Landes ist. Im<br />

Rahmen eines im November 2016 in der Zeitung Le Figaro<br />

veröffentlichten Interviews, das er anlässlich der Eröffnung<br />

des neuen 5-Sterne-Hotels auf Château La Coste<br />

gab, erfährt man etwas mehr über seine Person, besonders<br />

über seine Beziehung zu Frankreich. Paddy MacKillen<br />

liebt Frankreich und hält damit nicht hinter dem Berg:<br />

« Wir Iren beten die Franzosen an. Als ich Jugendlicher<br />

war, begannen wir, in die Provence zu fahren. Wir kamen<br />

im Minivan und baggerten junge Französinnen an. » Darüber<br />

hinaus mag er Wein, und Weinbau ist für ihn « die nobelste<br />

Form der Landwirtschaft », obwohl er zugibt, in diesem<br />

Bereich kein Fachmann zu sein. « Mein erstes Glas<br />

habe ich mit 49 Jahren getrunken, das ist für einen Iren<br />

ziemlich außergewöhnlich », amüsierte er sich anlässlich<br />

des Interviews im Figaro. Der Artikel gibt zudem darüber<br />

Auskunft, dass Paddy MacKillen der Provence und der Region<br />

um Aix sehr verbunden ist und dass diese Verbundenheit<br />

eng mit einer seiner anderen Leidenschaften zusammenhängt:<br />

Malerei und moderne Kunst. « Cézanne ist hier<br />

in den Feldern spazieren gegangen. Picasso liegt in Vauvenargues<br />

begraben. Matisse hat hier gemalt. Van Gogh<br />

ebenfalls, in der Nähe von Arles. Wenn es etwas gibt, was<br />

die Künstler hier anzieht, ist es das Licht, das Licht, das<br />

Licht. Das Licht der Provence ist einzigartig. » Einige Hinweise<br />

also, um die Persönlichkeit etwas klarer zu erfassen.<br />

Natürlich hätten wir uns gerne mit ihm unterhalten und<br />

ihn direkt danach gefragt, aber es ist naheliegend, dass die­<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Vorherige<br />

Doppelseite: Pavillon<br />

de musique von Frank<br />

O. Gehry, 2008.<br />

Der Besucher kann die<br />

auf der ganzen Fläche<br />

des Château La Coste<br />

verstreuten Werke<br />

in seinem eigenen<br />

Rhythmus entdecken,<br />

zum Beispiel Wild<br />

Time Flowers von<br />

Tatsuo Miyajima, 2009<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays Provence-Alpes-Côte de la Loire d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Der Eingang des Pavillon<br />

d’exposition, den Renzo Piano 2017<br />

kreierte; Foxes von Michael Stipe,<br />

2008; Psicopompos von Tunga, 2011.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


ses Licht, das in der Tat viele Künstler in den Bann zog, an<br />

der Entscheidung von Paddy MacKillen, 2003 die 180<br />

Hektar – davon 130 Hektar Reben – von Château La<br />

Coste zu kaufen, nicht unbeteiligt war.<br />

Ob es den, vor allem in den ersten Jahren zahlreichen<br />

Gegnern des Projektes nun gefällt oder nicht, das kann<br />

nicht nur eine Frage des Geldes gewesen sein. Besucht<br />

man heute den Ort, dann ist offensichtlich, dass die Investitionen<br />

von Paddy MacKillen auf Château La Coste, das<br />

auf dem Gebiet der winzigen Gemeinde Le Puy-Sainte<br />

Réparade liegt, kolossal gewesen sein müssen. Jemand,<br />

der ausschließlich auf Rentabilität aus ist, hätte ein solches<br />

Unterfangen niemals in Angriff genommen. Da war<br />

schon eine gewisse Verrücktheit notwendig, wie nur ein<br />

Investor sie besitzt, für den Geld nicht die wichtigste Rolle<br />

spielt. Es scheint, als sei nichts zu teuer gewesen, um<br />

den sowohl verrückten, als auch großzügigen – denn die<br />

Domaine ist für die Öffentlichkeit zugänglich – Traum<br />

von Paddy MacKillen zu verwirklichen. Inmitten von<br />

Weinbergen in der Provence einen erstaunlichen Komplex<br />

konstruieren zu lassen, der sowohl dem Wein als auch der<br />

Malerei, Bildhauerei und Architektur gewidmet ist, das<br />

war Grund genug, um 2003 die kleine, behäbige Welt des<br />

französischen Weinbaus in Aufruhr zu versetzen.<br />

Paddy MacKillen beschränkte sich dabei offensichtlich<br />

nicht darauf, nur sein Scheckheft zu zücken, sondern ließ<br />

vermutlich auch seine umfangreichen Beziehungen spielen.<br />

Da ihm ein Kunstparcours durch die Reben, Eichenwälder<br />

und Obstgärten des Anwesens vorschwebte, lud er<br />

namhafte Vertreter von Architektur und bildender Kunst<br />

ein. Sie sollten sich vor Ort ein Bild machen, einen Platz<br />

wählen, der ihnen zusagte und der sie zu einem Gebäude<br />

oder einem Kunstwerk inspirierte. War es letztendlich<br />

das Licht der Gegend, die legendäre Anziehungskraft der<br />

Provence oder der finanzielle Aspekt? Keiner kennt die<br />

Details der mit den Künstlern ausgehandelten Vereinbarungen<br />

– sofern es welche gab –, doch Vorschläge kamen<br />

zuhauf. Allein im Bereich Architektur leisteten nicht weniger<br />

als fünf Träger des Pritzker-Preises dem Aufruf Folge:<br />

der Engländer Norman Foster, der Amerikaner Frank<br />

Gehry, der Italiener Renzo Piano, der Japaner Tadao<br />

Ando und der Franzose Jean Nouvel! Letzterer, für Paddy<br />

MacKillen « der beste französische Architekt », durfte ein<br />

besonders zentrales Element des Projektes realisieren: ein<br />

hypermodernes Kellergebäude, das « den besten Rosé der<br />

Welt » beherbergen soll, wie sich der Besitzer nicht gerade<br />

bescheiden ausdrückte. In der nächsten Ausgabe werden<br />

wir noch näher auf diesen erstaunlichen Bau eingehen,<br />

der nach biodynamischen Prinzipien gebaut und wirklich<br />

sehenswert ist.<br />

Auch was die Kunst anging, nahmen einige weltweit<br />

bekannte Künstler Paddy MacKillens Angebot an. Der<br />

Parcours « Kunst und Architektur », den man auf dem<br />

Weingut begehen kann, ist wie die Besichtigung eines<br />

der beeindruckendesten Freilichtmuseen für zeitgenössische<br />

Kunst. Außer der schon von weitem erkennbaren,<br />

wunderschönen Bronzeskulptur Crouching Spider von<br />

Louise Bourgeois, die gegenüber dem Eingangsbereich<br />

über dem Wasser zu schweben scheint, häufen sich die<br />

Überraschungen in einer erstaunlichen Mischung aus Architektur,<br />

Kunst und Weinbau, denn auch die Reben sind<br />

fester Bestandteil des Rundgangs. Die Erfahrungen, die<br />

man dabei macht, sprechen alle Sinne an. Abgesehen von<br />

den für die Provence so typischen Aromen, die einem im<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 63


int-Lô<br />

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E5/A10<br />

A837<br />

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aint-Sigismond<br />

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E5/A10<br />

A52/E72<br />

Pau<br />

Caen<br />

Alençon<br />

A13/E46<br />

Le Mans<br />

A28/E402<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A10/E5<br />

A13/E5<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

A10/E5<br />

Blois<br />

Chambord<br />

A10/E5-E60<br />

Angers<br />

Im Inneren des Pavillon d’exposition und Small Cheverny<br />

Crinkly A86/E60 von Alexander Calder,<br />

Tours Chenonceau<br />

1976.<br />

A71/E9<br />

A85<br />

Niort<br />

Cluny Im Herzen der Haute-<br />

Provence, nicht weit von<br />

Forcalquier entfernt, liegt in<br />

Genève<br />

einer sehr ursprünglichen<br />

A71/E11<br />

Umgebung ein Ort, der trotz<br />

seiner Einzigartigkeit relativ<br />

Annecy<br />

unbekannt ist: Salagon. Diese vielfältige Stätte<br />

Clermont-<br />

ist A72/E70 eine Verbindung aus Monument historique,<br />

Ferrand<br />

Museum und mehreren LyonGärten. Alle drei Bereiche<br />

A89/E70 Puy de Dômegreifen ineinander und helfen dem Besucher<br />

A<strong>75</strong>/E11<br />

A43/E70<br />

dabei, zu verstehen, wie die Achtung der Umwelt, Chambéry<br />

le Mont-Dore<br />

das Wissen über die Natur und die bäuerliche Welt<br />

St.-Etienne<br />

mont-surironde<br />

UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays Provence-Alpes-Côte<br />

Evreux<br />

de la Loire d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Monts<br />

A6/E15<br />

A5/E54<br />

Gebäuden, Kunstwerken und Natur A20/E9 gelangt man immer wieder<br />

A71/E11<br />

Tulle<br />

hat Château Périgueux La Coste sich im Bereich Brive-la-Gaillarde Kunst und Architektur<br />

einen Namen A89/E70 gemacht. Doch Le das Pescher ist nicht alles: Auch der Wein<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac Rocamadour<br />

verleihen, wie es nur selten der A20/E9 Fall ist. Das macht neugierig,<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Orléans<br />

Bourges<br />

Verlauf des Weges durch Reben und Unterholz oder über Hügel<br />

in die Nase steigen, ist der Sehsinn ebenfalls gefragt: Zwischen<br />

an Orte, die plötzlich dunkler sind, an denen man den Augen<br />

zunächst Zeit geben muss, um sich an diese Veränderung der<br />

Lichtverhältnisse Poitiers zu gewöhnen. Gerade dieser Kontrast macht<br />

einem das besondere Licht, das auch Paddy MacKillen so liebt<br />

und dem er auf diese Weise die gebührende Ehre erweist, noch<br />

Montluçon<br />

deutlicher bewusst. Die Erfahrung ist zugegebenermaßen nicht<br />

nur fesselnd, sie ist oft auch verstörend, wenn die Kunstwerke<br />

erst im letzten Moment hinter einer Kurve, einem Hügel, einem<br />

Baum oder einem Wäldchen auftauchen. Auf jeden Fall sind die<br />

Besucher begeistert, denn sie kommen jedes Jahr immer zahlreicher,<br />

oft mit der gesamten Familie, verbringen einen ganzen Tag<br />

Limoges<br />

Angoulême<br />

dort und entdecken dabei eine neue Art von Weintourismus.<br />

Paddy MacKillen agiert nach wie vor diskret im Hintergrund.<br />

Nach wie vor lässt er jedes Jahr neuen Künstlern freie<br />

Hand, auf seinem Weingut ihre Werke zu installieren. Dadurch<br />

hat dem Ort seinen Stempel aufgedrückt, Saillac wird er doch im Bestreben<br />

erzeugt, die Dinge « anders » zu machen und dabei der<br />

Aurillac<br />

biologisch-dynamischen Bewirtschaftung einen Stellenwert zu<br />

erzeugt aber auch Neid und Kritik. Doch das ist eine andere<br />

Geschichte, auf die wir in der nächsten Ausgabe eingehen. Der<br />

Hauch von Verrücktheit, der von Château La Coste ausgeht,<br />

weht noch immer durch die Provence …<br />

Toulouse<br />

Narbonne<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

A4/E50<br />

Sens<br />

A<strong>75</strong>/E11<br />

Lodève<br />

Bézier<br />

Epernay<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

A26/E17<br />

A4/E50<br />

A4<br />

Metz Sarreguem<br />

A31/E21-E23<br />

A6/E15<br />

A31/E17-E21<br />

erschien. Als Leser<br />

Vézelay Avallon Flavigny ist man heute noch von der<br />

zutiefst menschlichen Sichtweise berührt, mit der<br />

Dijon<br />

er das Porträt der Stadt A38zeichnete. Ein Porträt, das Besançon<br />

A9/E15<br />

Reims<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

Troyes<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70:<br />

Marseille, eine fast<br />

hundertjährige Liebeserklärung<br />

A5/E17-E54<br />

ist noch immer aktuell<br />

(45 km entfernt) A31/E21-E23<br />

1926 realisierte der<br />

Journalist Albert Londres<br />

Auxerre<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

(1884-1932) eine Artikelreihe<br />

über Marseille, die in der<br />

Zeitung Le Petit Parisien<br />

erstaunlicherweise immer noch aktuell zu sein<br />

scheint.<br />

A49/E713<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />

Valence<br />

FINDEN SIE AUF SEITE A7/E1582.<br />

Crest<br />

Montpellier<br />

Beaune<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66:<br />

Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />

A6/E15<br />

die Hochprovence zu verstehen<br />

(55 km entfernt)<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Orange<br />

Saillans<br />

Avignon<br />

A7/E15<br />

A55<br />

Marseille<br />

A50<br />

Nancy<br />

Grenoble<br />

Gap<br />

A51/E712<br />

Le Puy-Sainte-Réparade<br />

Toulon<br />

France<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A8/E80<br />

A52<br />

im Laufe der Jahrhunderte sowohl Landschaft als<br />

auch Kultur der Provence geprägt haben.<br />

A57<br />

S<br />

A<br />

M<br />

Lausanne<br />

Briançon<br />

France<br />

A9/E15<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong><br />

Andorra<br />

Céret<br />

Perpignan<br />

Collioure


G<br />

14<br />

15<br />

G<br />

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17<br />

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20 21 22<br />

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25<br />

24<br />

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CS CABERNET SAUVIGNON<br />

G GRENACHE<br />

S SAUVIGNON BLANC<br />

Ch CHARDONNAY<br />

Sy SYRAH<br />

V VERMENTINO<br />

C CINSAUT<br />

A AGLANDAU<br />

9<br />

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1<br />

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26<br />

V<br />

S<br />

G<br />

Sy<br />

1 Tadao ANDO; GATE, 2011<br />

2 Tadao ANDO; CENTRE D’ART, 2011<br />

3 Louise BOURGEOIS;<br />

CROUCHING SPIDER 6695, 2003<br />

4 Hiroshi SUGIMOTO; Mathematical Model 012<br />

Surface of revolution with constant negative<br />

curvature, 2010<br />

5 Alexander CALDER; SMALL CRINKLY, 1976<br />

6 Larry NEUFELD; DONEGAL, 2013<br />

7 Sean SCULLY; WALL OF LIGHT CUBED, 2007<br />

8 Tadao ANDO; ORIGAMI BENCHES, 2011<br />

9 TUNGA; Psicopompos, 2011<br />

10 Andy GOLDSWORTHY; OAK ROOM, 2009<br />

11 Lee UFAN; HOUSE OF AIR, 2014<br />

12 Franz WEST; FAUX-PAS, 2006<br />

13 Canal XVIIe siècle<br />

14 Jean-Michel OTHONIEL;<br />

La grande Croix rouge, 2007-2008<br />

15 Tadao ANDO; LA CHAPELLE, 2011<br />

16 Michael STIPE; FOXES, 2008<br />

17 Tracey EMIN; SELF-PORTRAIT :<br />

CAT INSIDE A BARREL, 2013<br />

18 Liam GILLICK; MULTIPLIED RESISTANCE<br />

SCREENED, 2010<br />

19 Richard SERRA; AIX, 2008<br />

20 Tadao ANDO; PAVILLON “FOUR CUBES TO<br />

CONTEMPLATE OUR ENVIRONMENT”,<br />

2008-2011<br />

21 Paul MATISSE; MEDITATION BELL, 2012<br />

22 Tatsuo MIYAJIMA;<br />

WILD TIME FLOWERS, 2009 nb<br />

23 Tom SHANNON; DROP, 2009<br />

24 GUGGI; CALIX MEUS INEBRIANS, 2009<br />

25 Frank O. GEHRY; PAVILLON DE MUSIQUE, 2008<br />

26 Jean NOUVEL; CHAIS DE VINIFICATION, 2008<br />

Château La Coste …<br />

… Berlin 1516 km … Hamburg 1467 km<br />

… Köln 993 km … Frankfurt 979 km<br />

… München 930 km … Wien 1297 km<br />

… Zürich 648 km … Paris 747 km<br />

… Marseille 45 km … Aix-en-Pce 17 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Marseille-Provence<br />

(41 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Aix-en-Provence<br />

(17 km).<br />

<br />

Château La Coste<br />

2<strong>75</strong>0 Route de la Cride<br />

13610 Le Puy-Sainte-Réparade<br />

Telefon: +33 (0)4 42 61 92 92<br />

www.chateau-la-coste.com<br />

Montag bis Freitag: 10 - 17 Uhr.<br />

Samstag, Sonn- und Feiertag:<br />

10 - 19 Uhr.<br />

<br />

Besichtigung « Kunst und<br />

Architektur »: ein interessanter<br />

und angenehmer Programmpunkt.<br />

Man kann sich frei über das Weingut<br />

bewegen und dabei die Kunstwerke<br />

und Installationen von Künstlern und<br />

Architekten entdecken. Planen Sie<br />

mindestens zwei Stunden Zeit für den<br />

Rundgang ein, der eher einer « kleinen<br />

Wanderung » ähnelt. Der Weg ist gut<br />

ausgeschildert, mit dem Eintrittsticket<br />

erhalten Sie einen Plan. Er weist keine<br />

besonderen Schwierigkeiten auf,<br />

allerdings sind Wanderschuhe und eine<br />

gute Kondition empfehlenswert, da es<br />

zahlreiche Steigungen gibt. Vergessen<br />

Sie auch nicht, Wasser mitzunehmen.<br />

Preis: 15 €, ermäßigt 12 €.<br />

Es ist möglich – und in der Hochsaison<br />

empfehlenswert – auf der Website<br />

von Château La Coste Tickets zu<br />

reservieren.<br />

<br />

Besichtigung des Weinkellers mit<br />

Verkostung: Dabei kann man sich von<br />

der Originalität des beeindruckenden,<br />

von Jean Nouvel konzipierten<br />

Weinkellers selbst überzeugen. Der<br />

Besuch wird durch die Verkostung<br />

einiger Weine ergänzt.<br />

Preis: 12 €, ermäßigt 10 €.<br />

Darüber hinaus ist der Zugang zum<br />

Verkaufsraum natürlich kostenlos<br />

möglich. Dort erhalten sie die<br />

verschiedenen Weine des Weinguts<br />

(weiß, rosé, rot, etwa 11 - 30 € pro<br />

Flasche)<br />

Restaurants:<br />

<br />

Das Restaurant Chez<br />

Francis Mallmann (traditionelle<br />

argentinische Küche, vom Grill,<br />

im Tonofen oder in Asche gegart)<br />

und das Restaurant de Tadao Ando<br />

(provenzalische und mediterrane<br />

Küche) sowie La Terrasse (Café-<br />

Brasserie) bieten alle drei eine<br />

hochwertige Küche. Eine Reservierung<br />

ist auf jeden Fall empfehlenswert, denn<br />

die hervorragenden Restaurants sind<br />

in der ganzen Region bekannt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 65


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Koch und Pasteur<br />

Eine konstruktive Rivalität als Hoffnungsträger<br />

In der aktuellen Krise, die das Virus Covid-19 ausgelöst hat, liegen unser aller Hoffnungen<br />

auf der wissenschaftlichen Forschung und Medizin. Ein Blick in die Geschichtsbücher<br />

gibt Aufschluss darüber, dass die Welt regelmäßig mit verheerenden Epidemien<br />

zu kämpfen hatte, noch dazu in Zeiten, in denen Kommunikation und Kooperation<br />

zwischen Ländern, Forschern und Laboratorien weit weniger entwickelt waren als<br />

heutzutage. Ende des 19. Jahrhunderts lieferten sich zwei herausragende Gelehrte, der<br />

Deutsche Robert Koch (1843-1910) und der Franzose Louis Pasteur (1822-1895) einen<br />

unbarmherzigen Wettstreit, wie man ihn bis dato in den deutsch-französischen Beziehungen<br />

selten gesehen hatte. Dennoch war diese Rivalität letztendlich ein konstruktiver<br />

Ansporn, der zu wissenschaftlichen Erkenntnissen führte und Millionen Leben rettete.<br />

Könnte dieses Beispiel heute, in einer Zeit, in der die internationale Zusammenarbeit<br />

zwischen Forschern im Kampf gegen Covid-19 mehr als je zuvor notwendig ist,<br />

ein Hoffnungsschimmer sein?<br />

2014 veröffentlichten Annick Perrot, Honorarkonservatorin<br />

des Musée Pasteur in Paris (XV. Arrondissement),<br />

und der Molekularbiologe Maxime<br />

Schwartz in Frankreich ihr Buch Pasteur et Koch, un duel de<br />

géants dans le monde des microbes*. Das extrem gut dokumentierte<br />

Werk weckte sogleich die Neugier von Studenten,<br />

Forschern und Ärzten. Ganz unerwartet begeisterten<br />

sich jedoch auch viele Leser, die ganz und gar keine<br />

Spezialisten für Mikroben und deren Erforschung sind, für<br />

den unbarmherzigen Wettstreit, den sich die beiden wissenschaftlichen<br />

Größen diesseits und jenseits des Rheins<br />

lieferten. Vor zwei Jahren strahlte der deutsch-französische<br />

Fernsehsender ARTE in Anlehnung an das Buch einen<br />

Dokumentarfilm von Mathieu Schwartz aus (Koch und Pasteur<br />

- Duell im Reich der Mikroben, 2018, 90 Min.). Mithilfe<br />

einer präzisen historischen Rekonstruktion sowie mittels<br />

Erläuterungen deutscher und französischer Wissenschaftler<br />

zeigt der Film die wesentlichen Etappen des unglaublichen<br />

Konkurrenzkampfs zwischen demjenigen, der unter<br />

anderem den Tuberkelbazillus entdeckte, und demjenigen,<br />

dem wir die Tollwutimpfung verdanken. Die Dokumentation<br />

kam beim Publikum ebenfalls sehr gut an und wurde<br />

im Übrigen im Frühjahr dieses Jahres, mitten in der Krise<br />

um das Coronavirus, erneut ausgestrahlt. Das Interesse der<br />

Fernsehzuschauer war größer denn je. Sowohl das Buch<br />

von Annick Perrot und Maxime Schwartz als auch der danach<br />

erstellte Dokumentarfilm können in der Tat eine gewisse<br />

Hoffnung keimen lassen, dass Wissenschaftler in der<br />

Lage sein werden, auch gegen Covid-19 rasch einen Impfstoff<br />

oder zumindest ein wirksames Medikament zu finden<br />

… Die Aufgabe ist mit Sicherheit nicht einfach, doch<br />

das Beispiel von Koch und Pasteur zeigt, dass der Mensch<br />

mit Entschlossenheit und hartnäckiger Arbeit zu ganz außerordentlichen<br />

Entdeckungen fähig ist. Selbst wenn, wie<br />

im Fall der beiden Wissenschaftler, der Ansporn in einem<br />

unerbittlichen Konkurrenzkampf lag, der auf beiden Seiten<br />

durch ein überdimensionales Ego genährt wurde. Hinzu<br />

kamen auf der Seite von Pasteur ein übersteigerter Nationalismus<br />

nach der französischen Niederlage im Krieg von<br />

1870 und auf der Seite von Koch die Schwierigkeit, sich<br />

gegenüber dem 21 Jahre älteren französischen Gelehrten<br />

durchzusetzen, der bereits über ein internationales Renommee<br />

verfügte. Was wissen wir jedoch wirklich über die beiden<br />

Männer?<br />

Zwei Ikonen der Wissenschaft<br />

In Deutschland und in Frankreich stehen die Namen<br />

Koch und Pasteur unbestritten für zwei Ikonen der<br />

Wissenschaft. Bohrt man jedoch etwas tiefer, stellt man<br />

schmunzelnd fest, dass die Wahrnehmung der Arbeit von<br />

Pasteur auf deutscher Seite in der Öffentlichkeit ebenso<br />

eingeschränkt ist, wie die der Arbeit von Koch auf der<br />

französischen. Wir alle haben zwar in der Schule gelernt,<br />

dass beide Gelehrte der Menschheit viel Gutes getan<br />

haben, wobei sich das konkrete Wissen über ihre Arbei­<br />

* Éditions Odile Jacob, 236 Seiten, ISBN 978-2738131782<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

ten im Wesentlichen auf die Entdeckung des<br />

Tuberkelbazillus und die Tollwutimpfung beschränkt.<br />

Viele Deutsche wissen nicht, dass wir Pasteur<br />

außer den grundlegenden Arbeiten, die<br />

zur Entdeckung des Impfstoffs geführt haben,<br />

auch bedeutende Erkenntnisse über Gärungsprozesse<br />

(den Ursprung für die Mikrobiologie),<br />

über die Gründe von Weinfehlern sowie über<br />

die Rolle von Keimen und ihren Anteil an der<br />

Übertragung von Krankheiten verdanken. In<br />

Frankreich ist es dagegen weitgehend unbekannt,<br />

dass Koch nicht nur den Erreger der<br />

Tuberkulose (der im Französischen übrigens<br />

bacille de Koch heißt) entdeckte, sondern auch<br />

den Erreger der Cholera, dass er mit der Mikroskopie<br />

die Grundlagen für die Bakteriologie<br />

legte, sehr nützliche Techniken der mikroskopischen<br />

Fotografie entwickelte, die Bedeutung<br />

von Desinfektion und Sterilisierung bekanntmachte<br />

sowie die Züchtung von Bakterien<br />

auf festen Nährmedien ermöglichte – die sein<br />

Assistent Julius Richard Petri (1852-1921)<br />

dann durch die Erfindung der berühmten<br />

Petrischalen weiterentwickelte. All diese Entdeckungen<br />

bestätigen, dass jeder der beiden<br />

Männer auf seine Weise grundlegende Seiten<br />

im Geschichtsbuch der Medizin geschrieben<br />

hat. Diese Fortschritte sind zwar im Wesentlichen<br />

ihrer Genialität zu verdanken, darüber<br />

hinaus aber auch einer enormen Rivalität, die<br />

zwischen ihnen herrschte …<br />

Ein unbarmherziger Wettstreit<br />

Annick Perrot und Maxime Schwartz<br />

berichten in ihrem Buch von einem unglaublichen<br />

Konkurrenzkampf zwischen Koch und<br />

Pasteur. Während ihrer ganzen Laufbahn als<br />

Forscher – und durch ihre Schüler sogar noch darüber<br />

hinaus – versuchen die beiden Männer, sich gegenseitig zu<br />

übertrumpfen, was oft sehr heftige Formen annimmt. Im<br />

August 1881 begegnen sich Koch und Pasteur bei einem<br />

internationalen Medizinkongress in London zum ersten<br />

Mal persönlich. Koch ist damals 38 Jahre alt, Pasteur 59.<br />

Der Franzose weiß im Übrigen diesen Altersunterschied<br />

immer auszunutzen, da ihm dies seiner Ansicht nach in<br />

den Augen vieler eine gewisse « Ehrwürdigkeit » verleiht.<br />

Die beiden Männer kennen sich zwar durch ihre diversen<br />

Publikationen bereits gut und respektieren sich, betrachten<br />

sich aber dennoch als große Konkurrenten.<br />

Für Pasteur ist dieser Kongress die Gelegenheit, die<br />

Welt von der Gültigkeit seiner Theorien über das Impfen<br />

zu überzeugen. Nach der relativ diskret verlaufenen<br />

Entwicklung eines ersten Impfstoffs gegen Geflügelcholera<br />

hatte er sich in der Folge mit dem Milzbranderreger<br />

Louis Pasteur<br />

beschäftigt und am 4. Mai 1881 die Presse in das kleine<br />

Dorf Pouilly-le-Fort im Großraum Paris eingeladen. Die<br />

anwesenden Journalisten konstatierten verblüfft, dass alle<br />

25 Schafe, denen der Gelehrte zuvor eine « abgeschwächte<br />

und immunisierende » Form des Milzbranderregers<br />

gespritzt hatte, noch am Leben waren, während die 25<br />

Schafe einer Kontrollgruppe, die ebenfalls der Bakterie<br />

ausgesetzt waren, aber keine Impfung erhalten hatten, alle<br />

verendet waren. Auf dem Londoner Kongress wird Pasteur<br />

folglich wie ein Held empfangen. « Applaus brandete<br />

auf. Von allen Seiten erschallten Hurra- und Hochrufe »,<br />

bezeugt später sein Schwiegersohn, René Vallery-Radot,<br />

der ihn begleitet. Nur in der ersten Reihe, direkt vor<br />

Pasteur, kann ein Mann seine Erregung kaum unterdrücken:<br />

Koch ist sprichwörtlich « am Kochen ». Nicht nur,<br />

weil er vom Begriff der « Attenuierung », wie Pasteur ihn<br />

präsentiert, absolut nicht überzeugt ist, sondern vor allem<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


de l’Office sanitaire impérial allemand) schreibt,<br />

dass « die Erfahrung von Pasteur […], abgesehen<br />

davon, dass sie keine Bedeutung hat, sogar<br />

von einer gewissen Naivität gezeichnet ist ».<br />

Solch heftige Äußerungen sind in der sonst so<br />

diskreten Welt der Forschung selten! Als Pasteur<br />

von dieser harschen Kritik erfährt, bleibt<br />

er zunächst ruhig, doch das Kriegsbeil ist ausgegraben<br />

…<br />

In seiner Ehre getroffen akzeptiert Pasteur,<br />

dass in Deutschland ein öffentlicher Versuch<br />

mit seinem Impfstoff durchgeführt wird.<br />

Dieser wird auf diplomatischem Weg nach<br />

Deutschland geschickt und auf einem Hof<br />

rund 100 Kilometer südlich von Berlin 250<br />

Schafen injiziert. Die Impfung ist ein Erfolg.<br />

Sehr erfreut über dieses Ergebnis verleiht die<br />

deutsche Regierung sogar dem Pasteur nahestehenden<br />

Biologen Louis Thuillier (1856-<br />

1883), der die Impfungen vorgenommen hat,<br />

eine Auszeichnung. Koch seinerseits schweigt<br />

und weigert sich anzuerkennen, dass er Unrecht<br />

hatte, an der Wirksamkeit von Pasteurs<br />

Methode zu zweifeln. Diese wird innerhalb<br />

kurzer Zeit auf der ganzen Welt angewendet<br />

und rettet Millionen von Tieren vor dem Tod<br />

durch Milzbrand. Doch Koch hat sein letztes<br />

Wort noch nicht gesprochen. Ganz im Gegenteil.<br />

Er beschließt, sich nun einer Krankheit<br />

zu widmen, die Menschen befällt und eine der<br />

gefürchtetsten Geißeln auf der ganzen Welt<br />

darstellt: die Tuberkulose. 1882 gelingt es ihm,<br />

den Erreger erfolgreich zu isolieren.<br />

Eine immer heftiger werdende<br />

Auseinandersetzung<br />

Robert Koch<br />

deshalb, weil der Franzose nicht den geringsten Bezug auf<br />

seine eigenen Arbeiten nimmt. Denn Koch ist – mit vollem<br />

Recht – der Ansicht, dass es ihm und keinem anderen<br />

Forscher als Erstem gelungen ist, den Milzbranderreger zu<br />

kultivieren und die Krankheit auf Mäuse zu übertragen.<br />

Er war es, der bewiesen hat, dass diese Bakterie sehr widerstandsfähige<br />

Sporen erzeugt, die vermutlich ihrerseits<br />

die Krankheit übertragen können. Dies wäre zumindest<br />

eine Erwähnung in den Äußerungen Pasteurs wert gewesen!<br />

Der Franzose hat ihn zwar zitiert, doch einzig und<br />

allein, um « besser daran zu erinnern, dass er, Pasteur, es<br />

war, der Bakteriensporen im Rahmen seiner Forschungen<br />

zu den Krankheiten der Seidenspinnerraupe zum ersten<br />

Mal beschrieben hat », wie Annick Perrot und Maxime<br />

Schwartz festhalten. Koch ist daher beleidigt und äußert<br />

dies offen am Ende des Jahres, als er in den Mitteilungen<br />

aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt (Recueil des travaux<br />

Angesichts dieser denkwürdigen Entdeckung<br />

plant Koch, sich für die 1881 in London<br />

ausschließlich Pasteur zugedachte Anerkennung zu revanchieren.<br />

Vom 5. bis 9. September 1882 findet in Genf<br />

der Internationale Kongress für Hygiene und Demografie<br />

statt. Die kleine internationale Forschergemeinschaft wartet<br />

mit Ungeduld auf das angekündigte Duell zwischen<br />

Koch und Pasteur auf der Rednertribüne. Doch alles läuft<br />

anders ab, als vorgesehen. Pasteur ergreift als Erster das<br />

Wort. Logischerweise geht er auf seine jüngsten Erfolge<br />

in einem Bereich ein, den er aus dem Effeff beherrscht: die<br />

Attenuierung von Viren. Doch der französische Gelehrte<br />

beschränkt sich nicht auf die Vorstellung seiner Arbeiten,<br />

sondern nutzt die Gelegenheit, um auf den knapp ein Jahr<br />

zuvor in den Mitteilungen aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt<br />

von Koch veröffentlichten Angriff zu reagieren.<br />

Dafür greift Pasteur seinen deutschen Konkurrenten, der<br />

ihm wiederum in der ersten Reihe genau gegenübersitzt,<br />

öffentlich direkt an. Er verlangt eine Erklärung und lädt<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 69


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Louis Pasteur, gespielt von Patrick Bonnel, im Dokumentarfilm<br />

von Mathieu Schwartz. Außenansicht des Institut Pasteur<br />

in Paris im Jahr 1889. In der Wohnung von Louis Pasteur im<br />

rechten Flügel befindet sich heute ein Museum. Mikroskop<br />

von Louis Pasteur in seinem Haus in Arbois (Jura).<br />

ihn ein, ihm auf der Rednertribüne Rede und Antwort zu<br />

stehen. Sichtlich verärgert erhebt sich Koch und äußert<br />

sich wie folgt. « Ich glaube nicht, dass es etwas bringt,<br />

auf den Angriff von Herrn Pasteur hier zu erwidern, und<br />

zwar aus zwei Gründen: Zum einen haben die Streitpunkte<br />

nur indirekt etwas mit Hygiene im eigentlichen<br />

Sinne zu tun und zum anderen spreche ich weder ausreichend<br />

gut Französisch noch Herr Pasteur ausreichend gut<br />

Deutsch, als dass wir eine fruchtbare Diskussion führen<br />

könnten. Ich behalte mir daher vor, Herrn Pasteur im<br />

Rahmen der medizinischen Zeitschriften zu antworten. »<br />

Im Publikum erhebt sich ein Getöse. Allen ist klar, dass<br />

Koch der Auseinandersetzung ausweicht. Annick Perrot<br />

und Maxime Schwartz erläutern in ihrem Buch, « dass<br />

man erst 1925 durch einen Zeugen der damaligen Veranstaltung<br />

den Grund für diese Haltung verstehen wird. Als<br />

Pasteur mehrfach vom Recueil allemand spricht, verstehen<br />

Koch und Lichtheim (Anm. d. Red.: ein mit Koch befreundeter<br />

Professor) beide die Worte Orgueil allemand (Anm. d.<br />

Red.: deutscher Stolz)! Koch fühlt sich dadurch gekränkt<br />

und versucht, sich dagegen zu verwahren. Als Lichtheim<br />

am folgenden Tag wieder zurück in Bern ist, erstattet er<br />

etwas konfus Bericht über den Irrtum und gesteht das unerfreuliche<br />

und ungeschickte Verhalten des Vortages ein. »<br />

Pasteur geht aus dem Kongress einmal mehr gestärkt<br />

hervor und Koch sieht den Wert seiner Arbeiten nach wie<br />

vor nicht gewürdigt, obwohl er doch unter anderem die<br />

Tuberkelbazille entdeckt hat …<br />

Für den deutschen Wissenschaftler ist es unerträglich,<br />

im Schatten von Pasteur zu stehen. Drei Monate vergehen,<br />

bis er dem Franzosen antwortet. Wie angekündigt<br />

veröffentlicht er einen Artikel in einer medizinischen<br />

Fachzeitschrift (Über die Milzbrandimpfung. Eine Entgegnung<br />

auf den von Pasteur in Genf gehaltenen Vortrag,<br />

Leipzig, Georg Thieme Verlag, 1882). Er verwendet harte<br />

Worte, niemals zuvor waren die Angriffe so direkt. Das<br />

Zerwürfnis ist offensichtlich: « Alles, was wir zum Thema<br />

Milzbrand gehört haben waren vollkommen uninteressante<br />

Ergebnisse von Tausenden von Tieren, die geimpft<br />

wurden […] das alles diente nur dem Zwecke einer heftigen<br />

Polemik gegen mich […] Herr Pasteur gefällt sich<br />

mit allgemeingültigen Phrasen, die selbstverständlich an<br />

der Sache an sich nichts ändern. In der Wissenschaft setzen<br />

sich Fakten durch und nicht schöne, gut durchdachte<br />

Reden. » Die Schlussfolgerung Kochs ist noch verletzender:<br />

« Obwohl Pasteur auf dem Kongress in Genf wie ein<br />

zweiter Jenner (Anm. d. Red.: Edward Jenner (1749-1823),<br />

ein britischer Arzt, der als Vater der Immunitätsforschung und<br />

als Erfinder der Pockenimpfung gilt) gefeiert wurde, sollten<br />

die Kongressteilnehmer daran denken, dass der Triumph<br />

Jenners nicht Schafe, sondern Menschen betraf … »<br />

Die Antwort von Pasteur lässt nicht auf sich warten.<br />

An Weihnachten 1882 erscheint in La Revue scientifique<br />

ein Artikel, in dem er die scharfen Angriffe von Koch<br />

Punkt für Punkt widerlegt. Es ist nun an ihm, sich beleidigt<br />

zu zeigen. Dazu nutzt Pasteur ein nicht sehr diplomatisches,<br />

im Grunde genommen auch wenig elegantes<br />

Argument: Kochs Alter. Der Franzose erinnert daran,<br />

dass, als er, Pasteur, von 1856 bis 1876, während « dieses<br />

langen Lebensabschnitts » bereits studierte, Koch « für die<br />

Wissenschaft noch nicht geboren war » … Dieses wenig<br />

stichhaltige Argument sagt viel über die bissige Auseinandersetzung<br />

aus, die sich zwischen den beiden Gelehrten<br />

entwickelt hat.<br />

Das konstruktive Ende<br />

eines Wettstreits<br />

Koch und Pasteur suchen bis ans Ende ihrer Karrieren<br />

weiterhin Streit. Immer wirft einer dem anderen vor, ihm<br />

seine Forschungsergebnisse gestohlen zu haben oder deren<br />

Wert nicht anzuerkennen. Doch man kommt um die<br />

Feststellung nicht umhin, dass die lebhaften Auseinandersetzungen<br />

und die erkennbare gegenseitige « Abneigung »<br />

für beide die Quelle für einen konstruktiven Wettstreit ist.<br />

Ab 1883 ist Koch wesentlich daran beteiligt, in Ägypten<br />

den Erreger der Cholera zu isolieren und die Rolle des<br />

Wassers bei der Ausbreitung der Krankheit offenzulegen.<br />

Es gibt nur wenige, die sich der Identifizierung des Cholerabazillus<br />

gegenüber skeptisch zeigen. Einer davon ist<br />

logischerweise Pasteur. Diesem missfällt es im Übrigen<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


sehr, dass Frankreich 1884, bei Ausbruch der Krankheit in<br />

Toulon, nicht ihn, sondern den deutschen Wissenschaftler<br />

holen lässt. Dass der französische Außenminister dann<br />

auch noch so weit geht, den « Feind » für seine Entdeckungen<br />

und die Bewältigung der Krise auszuzeichnen, macht<br />

ihn wütend. Doch Pasteur, weit davon entfernt, sich geschlagen<br />

zu geben, wird sich mit seiner Entdeckung des<br />

Tollwutimpfstoffs erneut bald revanchieren. Im Juli 1885<br />

impft er damit den neunjährigen Joseph Meister aus dem<br />

Elsass, der von einem tollwutbefallenen Hund gebissen<br />

wurde. Die Behandlung dauert elf Tage und ist von<br />

Erfolg gekrönt. Das Kind kann gerettet werden. Dieser<br />

Triumph ist für Pasteur die willkommene Revanche für<br />

den jüngsten Erfolg seines deutschen Widersachers bei<br />

der Identifizierung des Choleraerregers. Annick Perrot<br />

und Maxime Schwartz weisen darauf hin, dass Pasteurs<br />

Erfolg in gewisser Weise auch dessen nationalistischer<br />

Einstellung schmeichelt. « Joseph Meister ist Elsässer …<br />

also seit 1871 Deutscher. » Pasteur drückte sich so aus:<br />

« Ich bin glücklich, dass dieser erneute Erfolg Frankreich<br />

zu verdanken ist und dass der erste Mensch, der nach einem<br />

Biss von der Tollwut verschont blieb, aus dem Elsass<br />

kommt … » Angesichts des internationalen Erfolgs seines<br />

Impfstoffs gegen Tollwut wird in Frankreich im November<br />

1888 ein Institut zu Ehren Pasteurs gegründet: das Institut<br />

Pasteur. Es ist nicht nur mit dem Bereich der Tollwutprophylaxe<br />

betraut, sondern auch mit der Forschung<br />

und Entwicklung im Bereich von Infektionskrankheiten.<br />

Jenseits des Rheins tobt Koch. Für ihn ist Pasteurs Erfolg<br />

im Kampf gegen die Tollwut ein blasses Abbild seines<br />

eigenen Sieges über die Tuberkulose, eine Krankheit, die<br />

viel häufiger auftritt. Doch auch er erhält letzten Endes<br />

sein eigenes Institut: 1891 wird in Berlin das Königlich<br />

Preußische Institut für Infektionskrankheiten eröffnet,<br />

das heutige Robert-Koch-Institut.<br />

So haben sich die Lebenswege von Koch und Pasteur<br />

immer wieder gekreuzt, waren von kleinlichen Streitigkeiten,<br />

spektakulären Wortgefechten und leicht wahrnehmbaren<br />

egozentrischen Krisen geprägt, haben aber<br />

letztendlich sowohl beim einen als auch beim anderen<br />

zu einem gesunden Wettstreit geführt. Das deutschfranzösische<br />

Forscherduo konnte zwar nie wirklich miteinander<br />

kooperieren – noch dazu in einer Zeit, in der<br />

zwischen Frankreich und Deutschland Krieg herrschte<br />

–, es ist ihm dennoch gelungen, sich gegenseitig zu beobachten,<br />

voneinander zu lernen und die offene Rivalität<br />

als Motor für einige der größten Fortschritte in der Geschichte<br />

der Medizin zu nutzen. Im heutigen Europa ist<br />

die Kommunikation zwischen Forschern einfacher, als je<br />

zuvor. Kann dies vielleicht in uns die Hoffnung auf baldige<br />

Ergebnisse in der Bekämpfung der Pandemie durch<br />

Covid-19 keimen lassen?


COUP DE CŒUR<br />

Cyril gegen Goliath: der Film, der<br />

ein provenzalisches Dorf retten soll<br />

Es ist fast unglaublich. Mitten im regionalen Naturpark<br />

Luberon verwandelt sich das wunderschöne mittelalterliche<br />

400-Seelen-Dorf Lacoste (Vaucluse) in ein Geisterdorf. Und<br />

in diesem Fall ist nicht einmal die Landflucht daran schuld.<br />

Verantwortlich ist der wohlhabende Modeschöpfer Pierre<br />

Cardin, der Anfang der 2000er-Jahre eine seltsame Sammlung<br />

begann: Er beschloss, in Lacoste ein Haus nach dem anderen<br />

zu kaufen, zu restaurieren und … leer stehen zu lassen. Cyril<br />

Montana stammt aus dem Ort und weigert sich zu akzeptieren,<br />

dass das Leben dort vollständig zum Erliegen kommt. Mit<br />

einem mutigen Dokumentarfilm, der kürzlich veröffentlicht<br />

wurde, ruft er zur Rettung von Lacoste auf.<br />

Manche sammeln Briefmarken,<br />

ich sammle Häuser. » Diese in<br />

« gewisser Weise surreale Äußerung,<br />

die Pierre Cardin in einem Interview<br />

machte, hat Cyril Montana in seinem<br />

Dokumentarfilm Cyril contre Goliath*<br />

aufgenommen. Cardin, der am 2. Juli seinen<br />

98. Geburtstag feiert, weiß nur zu<br />

gut, dass er in seiner Branche ein wahres<br />

Genie ist: ein großer Modeschöpfer, der<br />

in den 60er-Jahren die Beatles einkleidete,<br />

in Frankreich die Prêt-à-porter-Mode<br />

einführte und der Erste war, der seinen<br />

Namen durch Lizenzen vermarktete, und<br />

ihn dadurch zu einer weltweit bekannten<br />

Marke machte. Er besitzt eines der größten<br />

Vermögen Frankreichs und herrscht<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


über ein kleines Imperium, das er selbst auf eine Milliarde<br />

Euro schätzt. Genug also, um in der Tat « Häuser zu sammeln<br />

». Warum auch nicht, im Grunde genommen ist es ja<br />

sein Recht. Das Problem liegt jedoch darin, dass diese Leidenschaft<br />

sich im Laufe der Zeit zu einer Art « Zwangshandlung<br />

» entwickelt hat, die schlicht und ergreifend dazu<br />

führt, dass ein Dorf nach und nach verödet.<br />

Das Dorf heißt Lacoste, liegt im Luberon und ist ein<br />

echtes Juwel. Ein klassisches Postkartenmotiv mit gepflasterten<br />

Gassen, mittelalterlichen Häusern und, ganz oben,<br />

einem Schloss, das im 18. Jahrhundert immerhin dem<br />

berühmten Marquis de Sade gehörte! Ein Dorf, dessen<br />

Vergangenheit eng mit der Kultur verbunden war: In den<br />

50er-Jahren trafen sich dort nicht nur Picasso, André<br />

Breton, Max Ernst, Man Ray und René Char, sondern<br />

noch viele andere Maler, Dichter, Choreografen und Bildhauer<br />

aus der ganzen Welt, um sich auszutauschen, zu diskutieren,<br />

zu kreieren. Kurz: ein Dorf, in dem immer ein<br />

starker Wind von Kreation und Freiheit wehte.<br />

Zu Beginn dieses Jahrtausends war Pierre Cardin im<br />

Übrigen für diese außergewöhnliche kulturelle Vitalität<br />

durchaus empfänglich. 2001 kaufte er das, was noch von<br />

dem einstigen Schloss des Marquis übrig geblieben war.<br />

Bürgermeister und Bewohner waren darüber sehr erfreut,<br />

sahen sie darin die nahezu prophetische Ankunft des<br />

dringend benötigten Mäzens. Zumal der Modeschöpfer<br />

mit seinen fast unbegrenzten Mitteln große Pläne für die<br />

Restauration hatte. Doch abgesehen vom Schloss begann<br />

er bald, sich für das Dorf selbst zu interessieren. Auch hier<br />

waren seine Ambitionen ungezügelt: Nach eigener Aussage<br />

wollte er aus Lacoste das « Saint-Tropez der Kultur »<br />

machen. Nicht mehr und nicht weniger! Und da große<br />

Übel starke Mittel erfordern, begann Cardin ein Haus<br />

nach dem anderen zu kaufen und zu restaurieren. Auch<br />

damit hätten die Bewohner grundsätzlich zufrieden sein<br />

können. Zumal das gut gefüllte Portemonnaie des reichen<br />

Couturiers selbst Widerspenstige vom Verkauf überzeugen<br />

konnte. Inzwischen besitzt Cardin rund 40 Häuser<br />

im Zentrum von Lacoste, ein Dutzend Geschäfte und<br />

40 Hektar Land! Warum auch nicht? Er restauriert sie,<br />

verschönert damit das Dorf, könnte man sich sagen …<br />

Das Problem besteht jedoch darin, dass der Modeschöpfer<br />

anschließend nichts damit macht. Er weigert sich, etwas<br />

zu vermieten oder zu verpachten. Und so hat sich dieses<br />

* Cyril contre Goliath, ein Dokumentarfilm von Thomas Bornot und<br />

Cyril Montana, Frankreich <strong>2020</strong>, 86 Min., französische Originalfassung.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 73


COUP DE CŒUR<br />

zu Beginn so vielversprechend angekündigte « Kulturprojekt<br />

» im Laufe der Jahre für die Einwohner von Lacoste<br />

in ein Desaster verwandelt. Die Mehrheit der Häuser des<br />

Dorfes ist heute Eigentum von Cardin, sie sind zwar<br />

renoviert, stehen aber leer. Die meisten Geschäfte sind<br />

geschlossen, und bei einem Spaziergang durch die malerischen<br />

Gassen von Lacoste hat man schnell das seltsame<br />

Gefühl, durch ein Geisterdorf zu gehen.<br />

Der Schriftsteller Cyril Montana ist Anfang fünfzig,<br />

stammt aus Lacoste, lebt aber seit dem Studium in Paris.<br />

Nie hätte er sich träumen lassen, dass sein Heimatdorf eines<br />

Tages von einem Milliardär aufgekauft würde. Voller<br />

Empörung beschloss er, sich zu wehren. Er arbeitete fünf<br />

Jahre lang an der Realisierung von Cyril contre Goliath, einem<br />

engagierten und mutigen Dokumentarfilm. Mit einer<br />

einzigen Frage im Kopf: Wie ist Lacoste zu retten?<br />

Interview:<br />

Cyril Montana, Co-Autor und<br />

Hauptdarsteller des Dokumentarfilms<br />

Cyril contre Goliath<br />

Wie kann man den Film<br />

Cyril contre Goliath ansehen?<br />

Der Film wurde in Frankreich am<br />

22. April <strong>2020</strong>, also genau während der<br />

Ausgangssperre, erstmals ausgestrahlt.<br />

Möglich wurde dies durch ein neuartiges<br />

Angebot namens La Vingt-Cinquième<br />

Heure (www.25eheure.com), dem ersten<br />

« virtuellen Kinosaal » in Frankreich.<br />

Kleine Kinos können auf diese Weise<br />

die Auswirkungen der durch das<br />

Coronavirus ausgelösten Schließung<br />

etwas abmildern, indem sie virtuelle<br />

Vorstellungen anbieten. Teilnehmen<br />

können daran Personen, die in einem<br />

Radius von bis zu 50 Kilometern wohnen. Eine Vorstellung<br />

kostet fünf Euro. Die Ausstrahlung erfolgt live und zu einer<br />

bestimmten Uhrzeit, wie eine richtige Kinovorstellung,<br />

nur dass man dabei zu Hause bleibt. Es ist möglich, den<br />

Dokumentarfilm anzusehen, auch wenn man nicht in der<br />

Nähe eines Kinos wohnt, das den Film im Programm hat.<br />

Wir haben es selbst getestet. Man muss zunächst den<br />

Film Cyril contre Goliath aus der Liste auswählen, dann<br />

die Geolokalisierung akzeptieren und anschließend auf<br />

Corriger klicken. Dann gibt man eine Adresse in der Nähe<br />

des entsprechenden Kinos ein (Kinoliste auf der Website),<br />

wählt die gewünschte Vorstellung aus und zahlt seinen<br />

Platz. Die Einnahmen werden zwischen dem Kino, dem<br />

Filmverleiher und der Website, die das virtuelle Angebot<br />

zur Verfügung stellt, aufgeteilt.<br />

Und hatten Sie eine Rückmeldung von Pierre Cardin?<br />

Nein, nichts. Doch ehrlich gesagt, in den fünf Jahren,<br />

in denen ich mich mit ihm über Lacoste unterhalten wollte,<br />

hat er nie auf meine Interviewanfragen geantwortet.<br />

Machen wir uns nichts vor, ich weiß, dass ihm das vollkommen<br />

egal ist. Wie er selbst sagt, sind wir in seinen<br />

Augen « kleine Leute, die niemals aus ihrem Nest herausgekommen<br />

sind ». Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf,<br />

dass doch noch ein Dialog zustande kommt. Ich reiche<br />

ihm weiterhin die Hand und hoffe, dass wir gemeinsam<br />

ein Mittel finden, um das Dorf nicht vollständig vor die<br />

Hunde gehen zu lassen …<br />

Cyril Montana, trotz der Ausgangssperre konnte Ihr Dokumentarfilm<br />

dank der neu entstandenen « virtuellen Vorführungen<br />

» auf der Website « La Vingt-Cinquième Heure » ausgestrahlt<br />

werden. Wie sind die ersten Reaktionen der Zuschauer?<br />

Die Rückmeldungen sind sehr positiv, das tut gut, man<br />

fühlt sich nicht mehr so allein! Die Menschen sagen, dass<br />

sie die fünfjährige Arbeit schätzen, dass sie uns unterstützen<br />

und dass sie ebenfalls möchten, dass etwas geschieht.<br />

Das Schöne daran ist, dass diese Reaktion nicht neu ist.<br />

Vor der Ausgangssperre konnten wir noch eine Vorpremiere<br />

in der Nähe von Lacoste, in Apt, organisieren. Es<br />

kamen viele Menschen aus der Gegend. Und bereits da<br />

wurde uns klar, dass das Thema Reaktionen hervorruft.<br />

Ist die Mobilisierung über die Veröffentlichung des Dokumentarfilms<br />

hinaus noch aktuell?<br />

Ja, mehr denn je! Durch den Film spricht man über<br />

Lacoste, das Schicksal des Dorfes wird publik. Auf diese<br />

Weise wird immer mehr Menschen bewusst, dass man<br />

Lacoste retten und dafür mit Pierre Cardin eine Lösung<br />

suchen muss. Ich hoffe, er erhört uns. Auf jeden Fall<br />

werden wir weiterhin alles dafür tun, vor allem kulturelle<br />

Aktionen sind in den nächsten Monaten im Dorf geplant.<br />

Cyril Montana, viel Erfolg! Wir werden die Entwicklung auf<br />

jeden Fall weiterverfolgen und unsere Leser darüber informieren.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Im Jahr 1989 ist Wiebke Petersen 16 Jahre alt. Sie wohnt in Westdeutschland, ihr Leben spielt sich zwischen<br />

ihrem Elternhaus, dem Gymnasium und ihrem Ruderklub ab. Weit entfernt von den ersten Anzeichen<br />

der Unruhen, die im Osten des Landes zu gären beginnen. 1991 wird die junge Frau in die erste<br />

Mannschaft des vereinigten Deutschlands für die Junioren-Weltmeisterschaft im Rudern aufgenommen.<br />

Bei dieser Gelegenheit begegnet sie den « anderen » Deutschen, die so gleich und doch so verschieden<br />

sind. Alle müssen jetzt ihre Vorurteile und Ressentiments über Bord werfen, um eine eingeschworene<br />

Mannschaft zu bilden. Eine Mannschaft, mit der Wiebke schließlich den WM-Titel im Rudern<br />

(Zweier ohne Steuermann) holt. Heute ist Wiebke Petersen Illustratorin und lebt in Frankreich. Vor<br />

Kurzem erschien im Hexagon ihr Album Dans le même bateau, in dem sie sich liebevoll und mit Humor<br />

mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Während des letzten Comicfestivals in Angoulême hatten wir<br />

Gelegenheit, uns mit ihr über ihr Verhältnis zu Frankreich und zum Comic zu unterhalten.<br />

Guten Tag Wiebke! Zunächst eine Frage: Möchten Sie als<br />

Wiebke oder lieber als Zelba angesprochen werden?<br />

Guten Tag! Ich kann Sie beruhigen, beides ist möglich!<br />

Zelba ist mein Pseudonym. Ich habe es angenommen, als<br />

ich merkte, dass mich die Leser bei Signierstunden oft als<br />

Erstes danach gefragt haben, wie man meinen Vornamen<br />

eigentlich ausspricht. So konnte das nicht weitergehen.<br />

Deshalb habe ich nach einem Pseudonym gesucht, wie es<br />

viele im Bereich des Comics machen, und mich für Zelba<br />

entschieden. Der Name passt zu mir, ich finde, er<br />

klingt nicht schlecht, und Franzosen können<br />

ihn sich besser merken und viel besser aussprechen!<br />

Wir sind in Angoulême, dem französischen<br />

« Mekka » des Comics, das<br />

Festival ist in vollem Gange. Direkt<br />

nach unserem Interview werden<br />

Sie am Stand Ihres Verlags<br />

Futuropolis zahlreichen Lesern<br />

Ihr Album « Dans le même bateau » signieren. Hätte sich die<br />

1973 in Deutschland geborene Jugendliche mit blondem Pferdeschwanz,<br />

pfiffig und voller Lebensfreude, aber auch schüchtern<br />

– so wie Sie sich darin selbst beschreiben –, einen derartigen<br />

Werdegang vorstellen können?<br />

(Lacht) Nein, ganz sicher nicht! Eines Tages zeichnen,<br />

meinen eigenen Comic produzieren, der dann in Frankreich<br />

veröffentlicht wird und noch dazu dort leben: Das<br />

hätte ich mir überhaupt nicht vorstellen können!<br />

Wie kamen Sie auf den Gedanken, nach Frankreich zu gehen?<br />

Als ich nach Frankreich kam, war ich 25 Jahre alt, und<br />

es hat sich eher per Zufall ergeben. Während meines Grafikdesignstudiums<br />

in Aachen fiel eines Tages mein Blick<br />

in der Cafeteria auf ein Plakat. Dort wurde ein Erasmus-<br />

Projekt jenseits des Rheins, in Saint-Etienne, vorgestellt.<br />

Ich kannte diese Stadt nicht, ich wusste nicht einmal,<br />

wo sie genau liegt. Doch wie man es als junger Mensch<br />

manchmal macht, quasi als Herausforderung, sagte ich<br />

zu einer Freundin: « Los, da werde ich mich bewerben! »<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Und das habe ich getan! Einige Zeit später fand ich mich<br />

in Saint-Etienne wieder, als Studentin an der École des<br />

Beaux-Arts.<br />

Kannten Sie Frankreich bereits ein wenig?<br />

Frankreich war für mich vor allem das Synonym für<br />

Urlaub und Sonne. Von klein auf fuhr ich mit meiner Familie<br />

regelmäßig in den Süden des Landes. Frankreich,<br />

das stand für mich aber auch für eine Sprache, die ich immer<br />

geliebt habe. Das habe ich einer außergewöhnlichen<br />

Französischlehrerin am Gymnasium zu verdanken. Ich<br />

erinnere mich noch daran, dass sie uns Camus lesen ließ.<br />

Vor allem aber gelang es ihr, uns Lust auf die französische<br />

Sprache zu machen, fast wie auf einen Leckerbissen. Dank<br />

ihr habe ich den Französischunterricht nie als Pflicht angesehen,<br />

sondern als Tor in eine andere Kultur.<br />

Wie lief Ihre Ankunft in<br />

Saint-Etienne ab?<br />

Sehr gut. Vor allem<br />

die Menschen haben mich<br />

geprägt. Die allermeisten<br />

waren offen und mir gegenüber<br />

sehr freundlich. Vor<br />

allem einer von ihnen …<br />

Mit ihm bin ich heute verheiratet.<br />

Wir haben zwei<br />

Kinder, die perfekt Deutsch<br />

und Französisch sprechen.<br />

« Erasmus-Kinder » eben,<br />

ein richtiger Klassiker! In<br />

Am Anfang und bei jeder Wiederaufnahme<br />

nach einer Pause ist Rudern<br />

Saint-Etienne habe ich<br />

mich spontan wohlgefühlt.<br />

Die Stadt ist sehr « grün »,<br />

für die Hände sehr schmerzhaft,<br />

genau wie die ganze Region.<br />

Und darüber hinaus ist<br />

da überall Blutblasen entstehen<br />

… Rudern ist im Grunde der sie eine der Städte Frankreichs<br />

mit den niedrigsten<br />

perfekte Sport für Masochisten!<br />

Lebenshaltungskosten,<br />

sodass es heute für meinen<br />

Mann und mich – obwohl wir beide Künstler sind – möglich<br />

ist, mit unseren beiden Kindern in einem großen<br />

Haus mit Garten zu leben. Ein echter Glücksfall!<br />

War die Beziehung zu den Franzosen von Anfang an gut?<br />

Ja wirklich. Das hat mich im Übrigen in der Meinung<br />

bestätigt, die ich bereits hatte: Wir Deutschen und Franzosen<br />

sind nicht nur Nachbarn, sondern uns letztendlich<br />

sehr ähnlich. Es gibt zwar Unterschiede – das sollte ich<br />

ebenfalls bald entdecken –, doch gerade diese machen den<br />

Charme der deutsch-französischen Beziehungen aus. Im<br />

Grunde genommen wird es niemals langweilig. Nehmen<br />

wir unsere Charaktere als einfaches Beispiel: Man sagt<br />

oft, die Franzosen seien eher Nörgler, würden sich immer<br />

beklagen. Wie ich feststellen musste, ist das gar nicht so<br />

falsch. Mir wurde aber schnell klar, dass ich gerade diesen<br />

Charakterzug mag. Dieses<br />

typisch französische « Ich lasse<br />

mir nicht alles gefallen » ist<br />

manchmal gerechtfertigt. Und<br />

vor allem ist es oft amüsant!<br />

In Frankreich machten Sie dann eine entscheidende<br />

Entdeckung: den Comic …<br />

Genau! Natürlich wusste ich, was ein Comic<br />

ist. Aber in Deutschland hat er sich nicht so weiterentwickelt<br />

wie in Frankreich. Noch heute fragen sich viele<br />

Deutsche ernsthaft, welcher Erwachsene denn wirklich<br />

ein « Bilderbuch » lesen soll. Mein Vater gehört übrigens<br />

auch dazu. In ihren Augen ist das nicht « seriös ». In<br />

Frankreich dagegen habe ich eine ganz andere Situation<br />

vorgefunden. Hier ist der Comic eine eigene Kunstform<br />

und nicht nur Kindern vorbehalten. Seit mehreren Jahren<br />

trägt er einen nicht unbeträchtlichen Teil zum Umsatz<br />

der Verlage bei. Man nimmt ihn wirklich ernst, denn er<br />

erzählt auch Geschichten für « große Menschen ».<br />

War es für Sie einfach, mit dieser Entdeckung umzugehen?<br />

Am Anfang nicht. Mir wurde bewusst, dass ich, im<br />

Gegensatz zu den Franzosen, nicht mit Comics groß geworden<br />

war. Folglich kannte ich die Regeln des Comics<br />

nicht. Das mag vielleicht idiotisch erscheinen, aber ich<br />

wusste nicht, wie man einen Comic genau liest: Was soll<br />

man zuerst ansehen? Den Text oder die Bilder? Auf was<br />

soll man sich konzentrieren? Auf die ganze Seite oder auf<br />

die einzelnen Panels? In welcher Reihenfolge? In dieser<br />

Beziehung musste ich eine regelrechte Ausbildung durchlaufen.<br />

Doch ich fand das spannend, und letztendlich ging<br />

es sehr schnell!<br />

Was haben Sie als Erstes gelesen? Und wie kam es, dass Sie<br />

dann selbst begonnen haben, Comics zu machen?<br />

Ich glaube, der erste Comic, den ich gelesen habe, war<br />

Persepolis von Marjane Satrapi. Er hat mich sehr erschüttert.<br />

Er war so ganz anders als die Vorstellung, die ich<br />

von Comics hatte. Ich habe eine unglaubliche Freiheit des<br />

Schreibens entdeckt; alles ist möglich. Die Zeichnungen<br />

sind einfach, es ist überhaupt nicht notwendig, zu übertreiben.<br />

Ich fühlte mich in der Lage, mich ebenfalls auf diese<br />

Art auszudrücken. Es machte mir Lust, und ich begann,<br />

ein paar Hefte vollzukritzeln. Ein kleiner gemeinnütziger<br />

Verlag in der Region hat mir dann angeboten, meine Geschichten<br />

als Buch zu veröffentlichen, und so kam es, dass<br />

ich mich in die Welt des französischen Comics stürzte!<br />

Vereinfachtes Schema der deutschen Wiedervereinigung:<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Los,<br />

nur noch 3!<br />

Gut so.<br />

Achtung,<br />

deine Handgelenke<br />

knicken<br />

ein!<br />

Uff, kann<br />

jemand ein Fenster<br />

öffnen?<br />

Ach Mist, es<br />

gibt ja gar keins!<br />

Ha ha!<br />

Die Auszüge aus dem Comic wurde mit Genehmigung des Verlags durch uns übersetzt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Kamen Sie schnell auf den Gedanken, Ihr erstes eigenes Album<br />

zu schreiben?<br />

Nein, das war erst relativ spät der Fall. Zunächst war es<br />

nicht einfach, mich wirklich für diesen Beruf legitimiert<br />

zu fühlen. Ich betrachtete mich zwar als Illustratorin, aber<br />

von da bis zu dem Punkt, mich als Autorin einzustufen,<br />

war es ein weiter Weg. Und obendrein einen Comic in<br />

Frankreich zu veröffentlichen, obwohl Französisch nicht<br />

meine Muttersprache ist … Aber durch den Kontakt mit<br />

Franzosen fielen nach und nach die Hemmungen, und<br />

mit der Zeit sagte ich mir, dass es an der Zeit ist, das zu<br />

erzählen, was ich als Deutsche erlebt und<br />

gefühlt habe. Je mehr ich darüber nachdachte,<br />

desto mehr wurde mir bewusst,<br />

dass ich im Grunde genommen – wie<br />

im Übrigen viele junge Deutsche meiner<br />

Generation – im tiefsten Inneren einen<br />

Schmerz in mir spürte, einen Schmerz,<br />

der zunächst mit der Vergangenheit meines<br />

Landes verbunden war. Doch nicht<br />

nur. Eine Art von Schuldgefühl: das einer<br />

jungen Frau, die zum Zeitpunkt des<br />

Mauerfalls nicht in der Lage gewesen<br />

war, die Tragweite des Ereignisses zu<br />

erfassen. Zu jung, zu unbeschwert vermutlich.<br />

Im Grunde genommen wurde<br />

mir klar, dass mich dieses Ereignis ganz<br />

einfach überfordert hatte. Und aus diesem<br />

Grund wollte ich mich erneut damit<br />

befassen.<br />

Zelba: dans le même<br />

bateau · Futuropolis ·<br />

168 Seiten · ISBN<br />

978-2<strong>75</strong>4828529<br />

Und dabei haben Ihnen Kalender unheimlich geholfen …<br />

Ja. Zu meinem Glück bin ich auf meine Schulkalender<br />

der Jahre 1989 bis 1991 gestoßen! Mit deren Hilfe konnte<br />

ich meine damaligen Aktivitäten Tag für Tag nachvollziehen<br />

und einen Zusammenhang zwischen der Geschichte<br />

und kleinen Geschichten herstellen. So war beispielsweise<br />

der 20. Dezember 1989 in meinem Gedächtnis als<br />

Tag haften geblieben, an dem ich in Essen im Krupp-<br />

Krankenhaus am Knöchel operiert wurde. Das ist alles.<br />

Doch mittlerweile weiß ich, dass genau an diesem Tag der<br />

französische Präsident François Mitterand in<br />

Ostberlin landete, um zum allerersten<br />

Mal die DDR zu besuchen … Solche<br />

Verbindungen haben dazu beigetragen,<br />

dass ich meine Geschichte<br />

unbeschwerter erzählen konnte.<br />

Und Ihre Geschichte ist wirklich keine<br />

ganz banale Geschichte, denn in<br />

Ihrem Comic erfährt man, dass<br />

die Autorin, also Sie, zunächst<br />

Junioren-Weltmeisterin im Rudern<br />

war!<br />

Tja … das ist ein Teil meiner<br />

Vergangenheit … und es ist<br />

richtig, dass ich früher nicht viel darüber geredet habe.<br />

Doch durch das Album war es mir möglich, mich nicht<br />

nur mit der Geschichte meines Landes zu versöhnen, sondern<br />

auch mit meiner eigenen. Mir wurde klar, dass ich<br />

zwar als junger Mensch viele Dinge versäumt hatte und<br />

dass mein Wissen über die deutsche Geschichte große Lücken<br />

aufwies, doch nun konnte ich eine Brücke zwischen<br />

meiner Vergangenheit, dem Rudern und der Geschichte<br />

bauen. Und der Comic bietet die notwendige Freiheit,<br />

auf leichte Art und wohlwollend über ernste Dinge zu<br />

sprechen. Ich habe mein Alltagsleben – das einer jungen<br />

Deutschen Ende der 80er-Jahre – illustriert<br />

und dabei nicht verhehlt, dass ich<br />

damals nicht erfassen konnte, wie sich<br />

die Welt um mich herum veränderte.<br />

Sie gehen in diesem Comic ausgesprochen<br />

freimütig mit sich selbst um. Das spürt man<br />

beispielsweise, wenn Sie erklären, wie Sie<br />

zum Rudern gekommen sind …<br />

Natürlich, das war mir wichtig. Ich<br />

musste aufrichtig sein. Und streng genommen<br />

habe ich nie ein Geheimnis<br />

daraus gemacht: Ich habe Rudern nur aus<br />

dem Grund als Sport gewählt, weil ich da<br />

Jungs treffen konnte! Ich ging in eine reine<br />

Mädchenschule, das Rudern war für mich<br />

die einzige Möglichkeit, etwas vom Leben<br />

zu entdecken … Und wie ich im Album<br />

erkläre, ist Rudern ganz und gar kein<br />

spielerischer Sport. Ich habe viel durchgemacht.<br />

Es ist körperlich sehr anstrengend, sehr monoton<br />

und repetitiv. Beim Rudern leidet der Körper enorm. Aber<br />

es bietet auch großartige, lehrreiche Momente im Leben.<br />

Fühlen Sie sich heute besonders mit Frankreich verbunden?<br />

Ja natürlich. Hier arbeite ich, hier lebe ich, hier bin ich<br />

von Menschen umgeben, die ich mag. Ich bin aber niemand,<br />

der einem bestimmten Ort mehr verbunden ist, als<br />

einem anderen. Für mich ist wichtig, was ich im Herzen<br />

spüre: Wenn das Herz irgendwo glücklich ist, ist alles gut.<br />

Und bei mir ist es in der Tat so, dass mein Herz seit mehreren<br />

Jahren in Frankreich glücklich ist. Hier gibt es eine<br />

Lebensqualität, die ich besonders schätze: Man isst und<br />

trinkt gut, man genießt das Leben. Ich glaube, die Franzosen<br />

sind sich der schönen Dinge, der kleinen Glücksmomente<br />

im Leben auf eine besondere Art bewusst. So<br />

nehme ich es auf jeden Fall wahr. Ich weiß nicht, ob das<br />

nur für sie charakteristisch ist. Schließlich habe ich niemals<br />

in Spanien, England oder anderswo gewohnt. Aber<br />

für mich verkörpert Frankreich die Fähigkeit eines ganzen<br />

Volkes, sich zur Apérozeit mit Freunden zu treffen, ein<br />

Glas Wein zu trinken, leckere Sachen zu knabbern und<br />

sich zu unterhalten. Das Leben ganz einfach zu genießen.<br />

Wiebke, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


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8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />

Künstlerdörfer – 10<br />

54<br />

Künstlerdörfer zum Verlieben<br />

Kultur – Museumseröffnungen 54<br />

wie am Fließband<br />

Brücken – Frankreichs<br />

53<br />

bemerkenswerteste Brücken<br />

Wellness in den Bergen – Nach 43<br />

dem Sport die Erholung<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

Naturwunder – Die 10 schönsten 33<br />

Naturwunder Frankreichs<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Coup de cœur – Die<br />

65<br />

Straßenbuchhändler an den<br />

Seine-Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />

als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für 53<br />

die Hauptstädter<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées 36<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte 31<br />

entsprang ein Fluss<br />

Serie: Restaurants<br />

31<br />

und Brasserien der<br />

französischen Hauptstadt (6):<br />

Designrestaurants<br />

HOTELS<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

La Belle Juliette – Paris 54<br />

Hotel Lutetia – Paris 32<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die<br />

Renaissance<br />

Saint-Denis – Ruhestätte der<br />

Könige<br />

50<br />

33<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Lille – Die unterschätzte<br />

54<br />

Metropole<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf 47<br />

dem platten Land<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

Marne – In der Heimat des<br />

40<br />

Champagners<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

Jardin Mosaic – Ein Spaziergang 33<br />

wird zur Reise<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Meuse – Wandern mal anders – Die<br />

Begegnung von zeitgenössischer<br />

Kunst und ländlichem Raum<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen<br />

der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />

zur Zeit der Streichhölzer<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner<br />

und die drittgrößte Music Hall<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus<br />

Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie<br />

Phoenix aus der Asche<br />

74<br />

70<br />

69<br />

68<br />

65<br />

64<br />

62<br />

61<br />

52<br />

Abbaye de Murbach – Es steht ein 47<br />

Kloster im Walde<br />

Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />

an die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />

im Elsass<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein<br />

40<br />

wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />

Roche<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />

La Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die 74<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»: 73<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von 71<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom 69<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

69<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der 68<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz, 67<br />

das weiße Gold prägt eine ganze<br />

Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein 66<br />

Zwischenstopp für Neugierige auf<br />

dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite 66<br />

Leben eines Steinbruchs<br />

Belfort – Die wiederentdeckte 64<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté – 63<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die 61<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre<br />

61<br />

Lumières de Noël<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Genuss – Die AOC der Franche- 47<br />

Comté<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein 43<br />

Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />

Hospices de Beaune – Ein<br />

41<br />

Krankenhaus mit Weinbergen<br />

Lac de Pannecière – Spaziergang 41<br />

durch die Ruinen eines<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard – Die Farben einer 41<br />

Stadt<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein 39<br />

Automobilmuseum<br />

Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />

Sabine<br />

Relais Bernard Loiseau –<br />

Seaulieu<br />

74<br />

71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />

Die kulturelle Revanche<br />

74<br />

eines kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des<br />

Universums!»<br />

Pays de la Loire – Die schöne 70<br />

Geschichte des größten<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />

Reise ins Land der Troglodyten<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf 66<br />

der Mayenne<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />

Garten<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein 58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />

und Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />

Bitte zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der<br />

36<br />

Geheimnisse und Intrigen<br />

Le Mans – Unerwartet anders 33<br />

HOTELS<br />

Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie – Biennale La Forêt 74<br />

Monumentale: Wenn Kunst den<br />

Wald verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />

in Granville: Wo für Christian Dior<br />

alles gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité 71<br />

von Granville zu den Chausey-<br />

Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />

gefeiert werden !<br />

Cherbourg – Dem Meer<br />

53<br />

zugewandt<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

Mémorial Caen – Ein Museum für 31<br />

den Frieden<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

36<br />

Rolleboise<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />

de cœur für die größte bretonische<br />

Insel<br />

Finistère – Locronan, die<br />

66<br />

bretonische Seele par excellence<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel


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Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete<br />

61<br />

Pfarrbezirke<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

Montagnes Noires – Wo die 54<br />

Bretagne in die Höhe wächst<br />

Vitré, Fougères, Combourg, 47<br />

Château des Rochers-Sévigné<br />

– Mittelalterliche Festungen und<br />

literarische Vermächtnisse<br />

Brest – Die unterschätzte<br />

41<br />

Hafenstadt am Ende der Welt<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />

Kultur und der Heilpflanzen<br />

Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />

HOTELS<br />

Castel Clara – Port Goulphar, 70<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />

Naturismus<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de 66<br />

cœur: Parc de Majolan<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />

46<br />

Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Radfernweg – Velodyssey, immer 41<br />

am Atlantik entlang<br />

Klöster – Abteien, die sogar 40<br />

Kinder begeistern<br />

Marais Poitevin – Die grünen 38<br />

Kanäle des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />

aus einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der 68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans 63<br />

de Travassac, eine Spektakuläre<br />

Reise in das Land des Schiefers<br />

Clermont-Ferrand – Aufbruch 47<br />

aus schwieriger Position<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Rodez – In der Heimat von Pierre<br />

Soulages<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

60<br />

54<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen 47<br />

des Veilchens<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der<br />

44<br />

Erdmitte ein Stückchen<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

Genuss – Diskrete Früchtchen, 33<br />

Backpflaumen aus Agen<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne –<br />

47<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

13 Languedoc-<br />

Roussillon<br />

Aude – Die große Höhle von<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der<br />

glücklichen Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn<br />

die Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />

ein Krieger zum Klosterbruder<br />

wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier,<br />

ein Synonym für Dynamik<br />

Pont du Gard – Altes Aquädukt<br />

erfrischend jung<br />

Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant<br />

aus dem Süden<br />

45<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

65<br />

64<br />

60<br />

59<br />

57<br />

57<br />

47<br />

47<br />

41<br />

33<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und<br />

morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – Die AOC von Rhône- 41<br />

Alpes<br />

Grignan – Im Land der schönen 40<br />

Briefe: eine Reise nach Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf 39<br />

der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />

aus Nyons<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval – 33<br />

Die Kraft eines Traumes<br />

HOTELS<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: 71<br />

das Gedächtnis des Wassers<br />

Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le 71<br />

Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

Marseille – Eine fast<br />

70<br />

hundertjährige Liebeserklärung ist<br />

noch immer atuell<br />

Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />

in der Camargue<br />

Provence – Lavendel: eine<br />

67<br />

überraschende deutschfranzösische<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem 67<br />

Berg der Schäfer<br />

Alpes-de-Haute-Provence – 66<br />

Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />

die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Arles – Römische Pracht und 53<br />

prachtvolle Kunstvorlage<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

Saint-Rémy-de-Provence – Die 33<br />

provenzalische Idylle von Saint-<br />

Rémy<br />

Avignon – Ein Tag in der Stadt der 31<br />

Päpste<br />

HOTELS<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke<br />

am Mittelmeer<br />

Antibes – Die Überraschung an<br />

der französischen Riviera<br />

Monaco – Internationales<br />

Zirkusfestival von Monte Carlo<br />

Monaco – Die unglaubliche Saga<br />

eines kleines Fürstentums<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo<br />

Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine<br />

Trauminsel im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die<br />

Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer<br />

Diva<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-<br />

Arnoux-Saint-Auban<br />

Clarion Grand Hôtel Aston –<br />

Nizza<br />

Château de la Messardière –<br />

Saint-Tropez<br />

74<br />

65<br />

63<br />

54<br />

53<br />

47<br />

39<br />

38<br />

36<br />

32<br />

65<br />

41<br />

35<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

Martinique – Entdeckungen in<br />

einer Postkartenidylle<br />

Ti’Punch & Planteur – Der<br />

Charme der Antillen in zwei<br />

Cocktails<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

31<br />

31<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

APPETITANREGER<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

SUPPEN<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

SALATE<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und 66<br />

knusprigen Hähnchenflügeln<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />

camembert<br />

Tourte Printanière aux<br />

70<br />

champignons de Paris<br />

Tarte d’automne aux champignons 60<br />

et à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

Croque Monsieur & Croque<br />

54<br />

Madame<br />

Parmentier de canard 31<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon 63<br />

fumé<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte<br />

68<br />

Mayonnaise<br />

DESSERTS<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

GEBÄCK<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

Cannelés 41<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie 64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

63<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer 61<br />

Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

60<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber


Wein – Der neue Trend beim<br />

Aperitif à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht<br />

grundsätzlich im Holzfass<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon<br />

immer über Champagner wissen<br />

wollten<br />

Produktpiraterie – Wenn<br />

Weinflaschen gefälscht sind<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs<br />

Winzer greifen zum Welterbe titel:<br />

Les coteaux, maisons et caves de<br />

Champagne (Teil 2)<br />

Jurade de Saint-Emilion – Mehr<br />

als Folklore: eine Tradition, die<br />

lebt!<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer<br />

Winzer im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />

plaît »<br />

Lagerung – Tipps zum<br />

Aufbewahren von Wein<br />

Bier – Schattendasein oder<br />

Geheimtipp?<br />

Lirac – Das « mediterranste »<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin!<br />

Vive la santé!<br />

Angélique de Niort – Likor aus<br />

einer Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte<br />

AOC Fitou – Qualitätsgarant aus<br />

dem Süden<br />

Ti’Punch & Planteur – Der<br />

Charme der Antillen in zwei<br />

Cocktails<br />

Genuss<br />

59<br />

58<br />

57<br />

54<br />

53<br />

47<br />

46<br />

43<br />

41<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

33<br />

31<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Champignons: 70<br />

Jacky Roulleau, der Gärtner der<br />

Nacht<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />

der Rolls-Royce unter den<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Das beste aller 66<br />

Baguettes<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein<br />

62<br />

Sternekoch, der die Pariser an den<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher<br />

Sternekoch im Land der<br />

Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 49<br />

Aquitaniens<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 47<br />

der Franche-Comté<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 41<br />

von Rhône-Alpes<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />

der Bretagne<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 39<br />

der Normandie<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus 36<br />

Nyons<br />

Backpflaumen aus Agen –<br />

Diskrete Früchtchen<br />

Ti’Punch & Planteur – Der<br />

Charme der Antillen in zwei<br />

Cocktails<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Wirtschaft – Die Revision<br />

der Gebietsgrenzen der<br />

AOC Champagne: ein neuer<br />

Goldrausch?<br />

Politik – Sind die Regionen das<br />

Erfolgsrezept für den Tourismus ?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutschfranzösische<br />

Freundschaft: welch<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Regionen – Auf der Suche nach<br />

neuen Namen<br />

Kindergeld – Ist eine Reform<br />

überhaupt möglich?<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran,<br />

eine Frau kämpft gegen Pestizide<br />

Verkehrspolitik – Die<br />

Wiederentdeckung der<br />

Langsamkeit<br />

Monnaie de Paris – Pessac,<br />

hinter den Kulissen der Euro-<br />

Münzprägung<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Machtverhältnisse – Alles nach<br />

links<br />

Medien – Die politische<br />

Ausrichtung französischer Medien<br />

Tourismus – Hauptsache<br />

außergewöhnlich<br />

Volksabstimmungen –<br />

Modethema im Wahlkampf<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am<br />

Welterbe Canal du Midi<br />

Bistrosterben – Naht das Ende<br />

des Bistros?<br />

Reiseziele der Politiker – Plages<br />

de gauche, plages de droite,<br />

Urlaub in politischen Farben<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Kulturschock – Die Königin von<br />

Arles<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Demografie: mehr<br />

Franzosen, aber nicht überall …<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche<br />

Streit im das Erbe von Saint-<br />

Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France» (2)<br />

René Martin, der französische<br />

Steve Jobs der Musik<br />

33<br />

31<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

73<br />

70<br />

69<br />

65<br />

63<br />

59<br />

54<br />

53<br />

53<br />

47<br />

47<br />

46<br />

46<br />

43<br />

41<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

33<br />

28<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

74<br />

74<br />

74<br />

71<br />

70<br />

69<br />

69<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor<br />

triploiden Austern!<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

Marseillaise à pétanque, der<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />

der vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />

Elyx, des Botschafters der guten<br />

Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers<br />

in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den<br />

Kulissen des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />

Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der<br />

andere Wintersport<br />

Jean Viard – Der Mann, der<br />

Frankreich beobachtet<br />

Simone Hérault – Die Stimme<br />

Frankreichs<br />

Berühmtheiten – Die 100<br />

bekanntesten Franzosen<br />

Frankreichbild – Frankreichs<br />

Image in der Welt<br />

Académie Française – Die<br />

Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />

des Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne<br />

in Paris<br />

Ehrenlegion – Geht es noch um<br />

Verdienste?<br />

Mona Ozouf – Bretonin, Französin<br />

und Europäerin<br />

Kunst & Kultur<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues<br />

vertes, l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

68<br />

67<br />

63<br />

63<br />

62<br />

62<br />

61<br />

60<br />

60<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

41<br />

40<br />

39<br />

39<br />

39<br />

38<br />

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36<br />

33<br />

31<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

73<br />

72<br />

71<br />

Kultur – Amüsante Geschichten<br />

rund um die französische<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La<br />

Roque d’Anthéron<br />

Geschichte – Der Neandertaler:<br />

Unser Urahn erhält ein neues<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache,<br />

Kartografie eines Systems à la<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Neue Museen –<br />

Museumseröffnungen wie am<br />

Fließband<br />

Künstlerdörfer – 10<br />

Künstlerdörfer zum Verlieben<br />

Musée Soulages Rodez – In der<br />

Heimat von Pierre Soulages<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf<br />

dem platten Land<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />

in Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse<br />

zwischen den Welten<br />

Französisches Historisches<br />

Museum – Ein Projekt schlägt<br />

hohe Wellen<br />

Pariser Philharmonie – Wenn<br />

Politik von der Realität eingeholt<br />

wird<br />

Lebensart<br />

68<br />

67<br />

67<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

54<br />

54<br />

54<br />

47<br />

46<br />

45<br />

38<br />

31<br />

31<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Produkte – La Hulotte, «das 74<br />

meistgelesene Magazin im<br />

Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de<br />

71<br />

Provence<br />

Produkte – Das<br />

70<br />

Gemüsepassiergerät aus Edelstahl<br />

namens Moulinex<br />

Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />

eine kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon:<br />

68<br />

der Champagner unter den<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen 67<br />

Aperitif!<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />

aus Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />

Produkte – Duralex-Gläser 53<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen 47<br />

des Veilchens<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Bunte Töpfe – Keramik aus<br />

28<br />

Vallauris


FRANKREICH HEUTE Städteplanung<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


Im Herzen vieler ist sie nach wie vor « die schönste<br />

Straße der Welt ». Aber wie lange noch? Die Avenue<br />

des Champs-Élysées, die sich über<br />

eine Länge von 2,5 Kilometern vom<br />

Place de la Concorde bis<br />

zum Arc de Triomphe erstreckt,<br />

ist heute laut und<br />

verschmutzt. Sie ist nicht<br />

mehr das, was sie einmal<br />

war. Die Pariser meiden sie inzwischen, sie wird fast<br />

nur noch von Touristen frequentiert und diese haben<br />

immer mehr Mühe, auch nur die kleinste Spur<br />

einer pariserischen Authentizität zu finden. Auf Initiative<br />

des Comité Champs-Élysées, in dem sich seit<br />

1916 die wichtigsten wirtschaftlichen und kulturellen<br />

Akteure der Prachtstraße zusammengeschlossen<br />

haben, wird den Einwohnern von Paris aktuell<br />

ein Projekt für ihre Umgestaltung präsentiert. Es<br />

sieht ein komplett neues Konzept für diese Straße<br />

vor. Wow!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 87


FRANKREICH HEUTE Städteplanung<br />

Die Champs-Élysées sind am Ende, es ist Zeit, dass<br />

etwas passiert! Eine derartige Bilanz ist schrecklich,<br />

umso mehr, wenn sie von den Mitgliedern des<br />

Comité Champs-Élysées kommt, die diese berühmte Straße<br />

besser als alle anderen kennen, da sie täglich dort arbeiten.<br />

Und da weder Stadtverwaltung noch Land darüber besonders<br />

beunruhigt zu sein scheinen, hat diese ehrwürdige<br />

Kommission beschlossen, sich selbst des Problems anzunehmen.<br />

Dafür hat das Comité Champs-Élysées bereits vor<br />

rund fünf Jahren auf eigene Kosten eine erste Studie erstellen<br />

lassen, die mit der Durchführung zweier Kolloquien<br />

sowie mehrerer Veröffentlichungen endete. Die Arbeiten<br />

wurden in der Folge vom Architekten Philippe Chiambaretta,<br />

dem Gründer des Büros PCA-Stream, aufgenommen<br />

und konkretisiert. Die Schlussfolgerungen und Vorschläge<br />

wurden im Februar <strong>2020</strong> in einem umfangreichen Werk<br />

veröffentlicht (Champs-Élysées, Histoire et Perspectives,<br />

PCA-Stream, Éditions du Pavillon de l’Arsenal, 336 Seiten,<br />

ISBN 978-2354870539) und werden darüber hinaus seit<br />

dem 14. Februar <strong>2020</strong> im Pariser Pavillon de l’Arsenal im<br />

Rahmen einer Ausstellung offiziell präsentiert. Sie soll ein<br />

Anstoß zum Nachdenken für die Pariser sein. Im Rahmen<br />

der Coronavirus-Krise musste die Ausstellung zwar vorübergehend<br />

geschlossen werden, seit April ist sie jedoch auf<br />

einer Website online zugänglich (www.expochampselysees.<br />

com). Nach einer Analyse dieser Arbeiten kommt man um<br />

die Feststellung nicht umhin, dass das Image der « schönsten<br />

Avenue der Welt », gelinde gesagt, getrübt ist.<br />

Für die Pariser ist das keine Sensationsmeldung. Seit<br />

Jahren läuten viele von ihnen die Alarmglocke, äußern<br />

sich eindeutig dahingehend, dass sie « ihre » Champs-<br />

Élysées absolut nicht mehr wiedererkennen. Aus der veröffentlichten<br />

Studie geht hervor, dass sie die Straße praktisch<br />

überhaupt nicht mehr nutzen: Nur 5 % der 100 000<br />

Passanten pro Tag sind Pariser, die dort spazieren gehen,<br />

68 % sind Touristen. Schlimmer noch: Laut einer Studie<br />

des IFOP-Instituts (Institut Français d’Opinion Publique)<br />

vom Februar 2019 werden die Champs-Élysées zum<br />

überwiegenden Teil mit negativen Eigenschaften belegt.<br />

Die Straße wird als « touristisch » (71 % der Antworten),<br />

« laut » (26 %), « künstlich » (19 %) oder stressig (13 %)<br />

wahrgenommen. Positive Aussagen (wie « Grund, um<br />

stolz zu sein », « authentisch », « fröhlich » oder « gesellig »)<br />

kommen nur bei 16 % der geäußerten Meinungen vor …<br />

Ein sehr trauriges Ergebnis für einen Ort, der auf internationaler<br />

Ebene immer noch als « Star » der Pariser Straßen<br />

präsentiert wird!<br />

Was aber werfen die Pariser den Champs-Élysées vor?<br />

Auch hier ist die Bilanz, die Philippe Chiambaretta und<br />

sein Büro ziehen, unmissverständlich: « Nachdem die<br />

Champs-Élysées bis Ende der 60er-Jahre die französische<br />

Eleganz und die intellektuelle Avantgarde verkörperten,<br />

wobei sie gleichzeitig eine populäre Facette bewahrten […]<br />

konzentrieren sich heute dort alle Beeinträchtigungen, die<br />

man gestern als Fortschritt ansah: zu viel Autoverkehr, zu<br />

viel Tourismus, zu viel Konsum, zu viel Stein ». Laut dem<br />

Architekten sind diese ganzen Exzesse eine Erklärung<br />

dafür, dass die Straße ihre Identität verloren hat und die<br />

Pariser sich von ihr abwenden. Um seine Schlussfolgerungen<br />

zu unterstützen, führt Philippe Chiambaretta aktuelle<br />

Statistiken an, die ihm in der Tat Recht zu geben scheinen.<br />

So kann man seiner Arbeit beispielsweise entnehmen,<br />

dass auf den acht Fahrspuren der Avenue pro Tag 64 000<br />

Fahrzeuge gezählt werden, die für einen Rekordausstoß<br />

an Stickstoffdioxid innerhalb von Paris sorgen, der eine<br />

Höhe von 80 μg/m 3 erreicht. Dies ist doppelt so hoch, wie<br />

der von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegte<br />

Grenzwert und bietet nicht gerade ein angenehmes<br />

Umfeld für einen Spaziergang. Umso mehr, als dass die<br />

Pariser letzten Endes gar nicht mehr wissen, was sie dort<br />

tun sollen. Die Geschäfte, die sich heute auf den Champs-<br />

Élysées befinden, sind fast ausschließlich Filialen großer<br />

internationaler Markenartikelunternehmen. Dies regt eher<br />

zu übermäßigem Konsum an, als dass es zum Bummeln<br />

einlädt. Angesichts der stark angestiegenen Quadratmeterpreise<br />

(die Avenue ist eine der teuersten der Welt) sind<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


kleine Läden und kulturelle Orte quasi komplett verschwunden.<br />

Folglich ziehen die Pariser es vor, an anderen<br />

Orten zu flanieren, zum Beispiel im Marais-Viertel, das<br />

mit seinen ruhigen Straßen und kleinen Geschäften viel<br />

mehr geschätzt wird. Die Studie zeigt aber vor allem einen<br />

Punkt auf, der schon seit Langem auf der Hand liegt:<br />

Die Pariser haben die Lust als solche verloren, auf den<br />

Champs-Élysées spazieren zu gehen. Diese wird als eine<br />

Art Stadtautobahn wahrgenommen, ein Fußgänger fühlt<br />

sich dort verloren. Oft wagt er es nicht einmal mehr, sie<br />

zu überqueren, zumal er gar nicht weiß, wo er hingehen<br />

sollte. Am oberen Ende der Straße, Richtung Place de<br />

l’Étoile, konzentrieren sich die Symbole der Globalisierung:<br />

« Dieser Teil der Avenue ist ein Einkaufszentrum<br />

am Rande einer Autobahn », fasst Philippe<br />

Chiambaretta zusammen. Das untere Ende,<br />

vom Rond-point des Champs-Élysées Richtung<br />

Place de la Concorde, ist nach Aussage<br />

des Architekten nicht viel mehr wert: « Nach<br />

der Opulenz kommt das Vakuum. Ein 24<br />

Hektar großer, unglaublich verlassener Garten<br />

», dem der Zugang fehlt, stellt der Architekt<br />

fest. Es ist traurig, wie unattraktiv die<br />

Prachtstraße geworden ist!<br />

Werden die Champs-Élysées also aufgegeben?<br />

Die Frage provoziert, das weiß das<br />

Comité Champs-Élysées genau. Aus diesem<br />

Grund wollte man mit der Veröffentlichung<br />

der Arbeiten die Debatte lostreten. Jean-Noël<br />

Reinhardt, der Präsident des Gremiums, hält<br />

am Ende der Studie realistisch « die gesunkene<br />

Attraktivität und den Identitätsverlust »<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 89


FRANKREICH HEUTE Städteplanung<br />

der berühmten Straße fest. Er hat niemals versucht, das<br />

zu verbergen, ganz im Gegenteil. Dabei ist er weit davon<br />

entfernt, fatalistisch zu sein. Es ist noch Zeit, zu reagieren,<br />

« es ist noch möglich, ihr wieder einen Zauber zu verleihen<br />

», schätzt er heute. Dazu sollen die Vorschläge von<br />

Philippe Chiambaretta ihren Beitrag leisten. Nach Meinung<br />

der Kommission sind sie es wert, in den kommenden<br />

Monaten von Parisern, Franzosen und Politikern unter die<br />

Lupe genommen und diskutiert zu werden.<br />

Was aber schlägt der Architekt nun vor, um die<br />

Champs-Elysées wieder « neu zu verzaubern »? Was bei<br />

der Ausstellung im Pavillon de l’Arsenal und bei dem<br />

Buch, das die Ergebnisse des Architekturbüros von Philippe<br />

Chiambaretta präsentiert, am meisten ins Auge<br />

sticht, sind die Darstellungen, wie diese Straße in der Zukunft<br />

aussehen könnte. Man stellt fest, dass das Konzept<br />

anstatt der bisher acht Fahrspuren nur noch vier enthält,<br />

dafür aber eine doppelte Reihe von Bäumen, deren Äste<br />

sich frei entfalten können, anstatt der bisher millimetergenau<br />

gestutzten Bäume, die in Reih und Glied stehen. Zu<br />

ihren Füßen sind geräumige « Pflanzenzimmer » vorgesehen,<br />

in denen Spaziergänger wie in einer Art « kleinem<br />

Stadtwald » den Schatten genießen können. Am Boden<br />

ist, statt der traditionellen Pariser Pflastersteine, ein moderner<br />

Belag zu sehen, der hell und porös erscheint und<br />

sowohl die Zirkulation des Wassers verbessern als auch<br />

für mehr Frische sorgen soll. Überall sieht man Bänke<br />

und Brunnen mit Trinkwasser. Am Place de l’Étoile soll<br />

diesen Visionen zufolge der Raum für den Verkehr ebenfalls<br />

reduziert und ein grüner Ring um den Vorplatz des<br />

Triumphbogens angelegt werden. Sowohl der Place de la<br />

Concorde als auch der Place de l’Étoile sind in den Darstellungen<br />

zur Hälfte Fußgängerzone, und beide Plätze<br />

sind durch einen ausgedehnten Radweg verbunden, der<br />

sich geschickter Weise auf der schattigen (linken) Seite<br />

der Avenue befindet. Fußgänger können sich dagegen<br />

quasi überall bewegen, sogar in der Mitte, zwischen den<br />

Fahrspuren, wo ebenfalls ein Fußgängerbereich vorgesehen<br />

ist. Am oberen Ende der Champs-Elysées, gegenüber<br />

dem Triumphbogen, enthalten die Vorschläge sogar eine<br />

« Anhöhe für Selfies », einen sicheren Ort für alle, die sich<br />

dort fotografieren möchten. Offensichtlich hat Philippe<br />

Chiambaretta an alles gedacht, um mit seinem Projekt die<br />

Pariser zu überzeugen.<br />

Der Architekt versucht auf jeden Fall, vorausschauend<br />

zu sein. Über die « reine » Umgestaltung hinaus möchte<br />

er mit Zustimmung der Hauptstadtbewohner mit seinem<br />

Konzept « die Verwendungszwecke neu definieren ». Für<br />

ihn geht es nicht nur um die Umgestaltung des Ortes,<br />

sondern er will, wie er sich ausdrückt, « eine philosophische<br />

und wissenschaftliche Revolution in unserem<br />

Verständnis vom Leben [schaffen], das überdacht werden<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


muss […], bei dem die Natur zur aktiven Komponente der<br />

städtischen Infrastruktur wird ». Nicht mehr und nicht<br />

weniger. Ein ambitioniertes Projekt also, das zweifellos<br />

zu Debatten führen wird. Aber genau das wollen die<br />

Initiatoren: dass die Pariser diesen Vorgang selbst in die<br />

Hand nehmen und die Zukunft ihrer Champs-Élysées<br />

aktiv mitbestimmen. Auch wenn die Gegner des Projektes<br />

es als Utopie einstufen. Das Comité Champs-Élysées<br />

weiß genau, dass zur Stunde absolut unklar ist, wer die<br />

auf 150 Millionen Euro geschätzten Kosten finanzieren<br />

könnte, und – ein weiteres Fragezeichen – ob die als sehr<br />

pingelig eingestuften Architekten der Bâtiments de France<br />

ihre Zustimmung zu den Arbeiten geben würden, denn<br />

die Avenue steht immerhin teilweise unter Denkmalschutz<br />

… Doch Jean-Noël Reinhardt gibt zu, dass das<br />

Wichtigste ist, Reaktionen auszulösen, Neugier zu<br />

wecken, Diskussionen loszutreten. Im Übrigen hat er<br />

nur einen Wunsch: dass dem Comité Champs-Élysées<br />

« letzten Endes diese Aufgabe abgenommen wird »,<br />

was, wie er sagt, « ein Zeichen dafür wäre, dass jemand<br />

die Verantwortung übernommen hat und dass<br />

ein ehrgeiziges Projekt für die Avenue und das Viertel<br />

» entstehen könnte … Die Zukunft wird zeigen, ob<br />

die Pariser sensibel für eine letztendlich großzügige<br />

und demokratische Geste sind, die zum Träumen auffordert.<br />

Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten:<br />

Ludivine Bantigny, La plus belle avenue du monde: Une<br />

histoire sociale et politique des Champs-Elysées, 288<br />

Seiten, Éditions La Découverte, ISBN 978-2348054570.<br />

Ludivine Bantigny ist Hochschullehrerin und Historikerin<br />

und für ihre zahlreichen Arbeiten über soziale<br />

Bewegungen und politisches Engagement bekannt.<br />

In ihrem im März <strong>2020</strong> erschienenen Werk wirft sie auf<br />

präzise und gut belegte Art einen neuartigen Blick auf<br />

die Champs-Élysées. Dabei schaut sie hinter die Kulissen<br />

der legendären Avenue und beschreibt eine unbekannte,<br />

aber reale Welt: Armut, Unsicherheit und schlecht<br />

bezahlte « Näherinnen », die in den<br />

Hinterzimmern von Grandhotels und<br />

anderen prestigeträchtigen Orten<br />

dieser Prachtstraße arbeiten. Ein<br />

Einblick, der weit von den gängigen<br />

Klischees entfernt ist und hilft, die<br />

Zweischneidigkeit der heutigen<br />

Champs-Élysées zu erfassen. Eine<br />

aufschlussreiche Darstellung,<br />

die kompetent den Unterschied<br />

zwischen Postkartenidylle und<br />

Realität anprangert.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 91


ART DE VIVRE Rezept<br />

Dieses ausgefallene Gericht mit Fisch und Meeresfrüchten unter einem<br />

knusprigen Teigdeckel schmeckt wie das Meer in konzentrierter<br />

Form und eignet sich sowohl als Vorspeise als auch als Hauptgang.<br />

Es ist wirklich schmackhaft und dabei ganz einfach vorzubereiten.<br />

Darüber hinaus ist das Rezept sehr praktisch: Ich persönlich bereite<br />

meine Cassolettes rechtzeitig zu, stelle sie bis kurz vor dem Essen<br />

in den Kühlschrank und kann mich dann unbeschwert meinen<br />

Gästen widmen. Die Cassolettes müssen nur noch 20 Minuten im<br />

Ofen gebacken werden, fertig! Sie werden sehen, die Gäste sind überrascht<br />

und sparen nicht mit Komplimenten. Ein wahres Vergnügen! Ein Tipp: Die<br />

Teigdeckel können ebenfalls verzehrt werden, sie sind der ideale Ersatz für Brot.<br />

Cassolettes de la mer<br />

sous leurs chapeaux de pâte feuilletée<br />

Für 4 Personen • Zubereitungszeit: 30 Minuten<br />

Backzeit: 20 Minuten bei 180° im vorgeheizten Ofen


Zutaten:<br />

1-2 Blätterteige (je nach<br />

Größe der Gefäße)<br />

200 g Kabeljaufilet ohne Haut<br />

200 g Lachs<br />

8 Jakobsmuscheln ohne Corail<br />

8 gekochte und geschälte<br />

Riesengarnelen (oder<br />

normale Garnelen)<br />

400 g Hummersuppe (idealerweise<br />

selbst gemacht, doch mit<br />

einer fertigen aus der Dose<br />

schmeckt es ebenfalls gut)<br />

1 Eigelb<br />

• das Weiße einer großen<br />

Lauchstange<br />

2 Karotten<br />

3 EL Crème fraîche<br />

2 EL Olivenöl<br />

1 Bund Dill (oder andere frische<br />

Kräuter nach Wahl: Thymian,<br />

glatte Petersilie …)<br />

•<br />

Salz, Pfeffer und idealerweise<br />

gemahlener Piment<br />

d‘Espelette (Pfeffer aus dem<br />

baskischen Ort Espelette,<br />

etwas milder als Cayennepfeffer,<br />

aber viel aromatischer)<br />

• ein paar Mohn- oder<br />

Leinsamen<br />

Notwendiges Zubehör:<br />

4 ofenfeste Schalen<br />

Zubereitung:<br />

• Karotten und das Weiße vom<br />

Lauch waschen beziehungsweise<br />

schälen. Beides in feine<br />

Stifte (Julienne) schneiden.<br />

• Olivenöl in einer Pfanne erhitzen<br />

und Gemüse dazugeben. Salzen,<br />

pfeffern und bei mittlerer Hitze 5<br />

bis 6 Minuten andünsten. Das Gemüse<br />

soll noch etwas knackig sein.<br />

• Kabeljau und Lachs in mittelgroße<br />

Würfel, Garnelen und<br />

Jakobsmuscheln (je nach Größe)<br />

in 3-4 Teile schneiden.<br />

• Crème fraîche in die Hummersuppe<br />

einrühren, klein gehackten Dill<br />

und etwas Piment d‘Espelette<br />

zugeben. Abschmecken.<br />

• Gemüse, Fisch, Garnelen und<br />

Jakobsmuscheln auf die vier<br />

Schalen verteilen. Hummersuppe<br />

darüber geben, die Zutaten sollen<br />

aber nicht ganz bedeckt sein.<br />

• Blätterteig aufrollen und vier<br />

Kreise ausschneiden (ggf. eine<br />

Schale zu Hilfe nehmen), deren<br />

Durchmesser größer als der der<br />

verwendeten Cassolettes ist. Jede<br />

Schale mit einem Blätterteigkreis<br />

bedecken und am äußeren Rand<br />

gut andrücken. Den Blätterteigdeckel<br />

vollständig mit Eigelb<br />

bepinseln (auch an der Seite). Mit<br />

Mohn- oder Leinsamen bestreuen.<br />

• In diesem Stadium können Sie die<br />

Cassolettes in den Kühlschrank<br />

stellen. Sie müssen vor dem Servieren<br />

nur noch 20 Minuten bei 180°<br />

(Ofen vorheizen!) gebacken werden.<br />

• Anschließend sofort servieren.<br />

Für die Gäste ist es eine schöne<br />

Überraschung, wenn sie selbst den<br />

Deckel abnehmen und den Inhalt<br />

darunter entdecken können.<br />

• Als Begleiter eignet sich Weißwein.<br />

Ich habe dazu bereits einen<br />

Chablis aus Burgund oder einen<br />

Savennières aus dem Pays de Loire<br />

serviert. Beide waren perfekt!<br />

Bon appétit!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 93


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische Produkte (25)<br />

Savon de Marseille<br />

Die Savon de Marseille kann einem leidtun!<br />

Werden wir ihr eines Tages die Aufmerksamkeit<br />

schenken, die sie verdient? Werden wir<br />

eines Tages damit aufhören, ihr im Namen eines hemmungslosen<br />

Konsums mithilfe von Chemie die unwahrscheinlichsten<br />

Farben – von Bonbonrosa bis<br />

Grellgelb – zu verleihen? Werden wir eines Tages verstehen,<br />

dass es absolut unnötig ist, sie in einen « seltsam<br />

riechenden Würfel » zu transformieren, der weniger<br />

zur Reinigung dient, als dazu, selbst verschnupften<br />

Nasen den Duft eines provenzalischen Lavendelfelds<br />

vorzugaukeln, obwohl dieser Geruch mit Sicherheit<br />

jede Biene in die Flucht schlagen würde? Werden wir<br />

sie irgendwann wieder als das betrachten, für das sie in<br />

ihrer ursprünglichen Form und Rezeptur stand: nämlich<br />

für ein einfaches und authentisches Produkt? Hoffen<br />

wir es, denn die Zeit drängt. Wir wagen sogar zu<br />

schreiben, dass der Begriff Savon de Marseille in unserer<br />

heutigen Zeit leider nicht mehr viel aussagt …<br />

Dieser Seife auf rein pflanzlicher Basis widerfuhr<br />

ein seltsames Schicksal. Seit dem Mittelalter stellt<br />

man sie in der Provence her, da diese Region schon<br />

immer in großen Mengen über die notwendigen Rohstoffe<br />

(Olivenöl, Soda, Meersalz aus der Camargue)<br />

verfügte. Schnell setzte sie sich als ein für die Hygiene<br />

unverzichtbares Produkt durch, das einige sogar<br />

als « Wundermittel » bezeichneten. Es ist daher nicht<br />

erstaunlich, dass die politische Macht ebenfalls darauf<br />

aufmerksam wurde: Ludwig XIV. (1643-1715) witterte<br />

1688 den strategischen Stellenwert dieser Seife,<br />

um das hygienische Niveau in seinem Königreich zu<br />

verbessern (und seine Finanzen gleich dazu). Er erließ<br />

daher ein Edikt, das Qualitätskriterien für die Produktion<br />

vorschrieb. Die echte Savon de Marseille, so<br />

entschied der Sonnenkönig, darf nur aus reinem Olivenöl<br />

bestehen – sie darf also keine tierischen Fette<br />

enthalten – und muss zwingend nach bestimmten Regeln<br />

gekocht werden. In gewisser Weise war dies der<br />

erste Ansatz eines Qualitätslabels. Jahrhundertelang<br />

verlief alles zufriedenstellend. Es entstanden immer<br />

mehr Seifenfabriken, die das Produkt respektierten<br />

und nach einem von Generation zu Generation weitergegebenen<br />

Know-how arbeiteten. Der gesamte<br />

Herstellungsprozess, für den ausschließlich hochwertige<br />

regionale Rohstoffe verwendet werden dürfen,<br />

dauert zwischen einer Woche und zehn Tagen. Er<br />

besteht aus fünf großen Etappen: Das pflanzliche<br />

Öl wird zunächst in einem Kessel mithilfe von Soda<br />

und Wärme erhitzt, wobei es sich allmählich in Seife<br />

verwandelt (Verseifung). Durch Zugabe von Meersalz<br />

lagert sich dann das überschüssige Soda am Boden<br />

des Kessels ab. Beim eigentlichen Kochen werden<br />

die pflanzlichen Öle vollständig in Seife umgewandelt.<br />

Anschließend wird die Masse gewaschen, um<br />

Unreinheiten und nicht verseifte Fettsäuren zu extrahieren.<br />

Es folgt ein letzter Waschprozess mit klarem<br />

Wasser, um eine glatte und reine Seife zu erhalten.<br />

So gesehen, könnte man meinen, dass es das<br />

Schicksal gut mit der Marseiller Seife meinte. Der<br />

bewährte Herstellungsprozess garantiert ein qualitativ<br />

hochwertiges Produkt mit sehr guten reinigenden<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


und hautpflegenden Eigenschaften, das quasi nicht verdirbt,<br />

vollkommen biologisch abbaubar ist und mit dem<br />

man sowohl den Boden als auch die Wäsche waschen<br />

kann. Kurz: die ideale Seife! Umso mehr, als dass man<br />

durch den Fortschritt von Wissenschaft und Medizin entdeckte,<br />

dass sie zudem keimtötend wirkt, was aus ihr eines<br />

der Hygieneprodukte machte, die in Frankreich im Laufe<br />

der Jahrhunderte am meisten zum Rückgang von Infektionskrankheiten<br />

beigetragen haben. Durch die aktuellen<br />

Ereignisse erinnerte man sich plötzlich wieder an die Reinigungswirkung<br />

dieser traditionellen Seife. Als im Zuge<br />

der Ausbreitung von Covid-19 hydroalkoholische Gele<br />

schnell Mangelware wurden, stürzten sich alle auf die<br />

Savon de Marseille. Innerhalb weniger Wochen verdoppelte<br />

sich deren Umsatz. Man muss wissen, dass zahlreiche<br />

Ärzte immer wieder die unvergleichlichen antibakteriellen<br />

Eigenschaften dieser Seife gegenüber synthetisch hergestellten<br />

Konkurrenzprodukten hervorgehoben hatten.<br />

Die Wissenschaftler sind sich darin einig, dass die Savon<br />

de Marseille aufgrund ihres hohen pH-Werts (8-10) Hände<br />

besonders gut desinfiziert! Eine Tatsache, die die Franzosen<br />

ganz einfach vergessen hatten …<br />

Arme Savon de Marseille! Zwar steht sie heute ganz<br />

plötzlich wieder im Rampenlicht, doch die Situation der<br />

Branche ist schwierig. Schlimmer noch, der überwiegenden<br />

Mehrheit der Franzosen ist dies überhaupt nicht<br />

bewusst. Während früher mehr als hundert solcher traditionellen<br />

Fabriken authentische Seifen aus Marseille<br />

herstellten, haben bis heute nur einige Dutzend davon<br />

überlebt, wovon sich lediglich vier ganz genau an die<br />

Originalrezeptur halten: die Seifenfabrik Marius Fabre in<br />

Salon-de-Provence sowie die Seifenfabriken Fer à Cheval,<br />

Midi und Sérail in Marseille, wobei letztere in der Union<br />

des Professionnels du Savon de Marseille (UPSM) zusammengefasst<br />

sind. Vier kleine handwerklich arbeitende<br />

Unternehmen also, die beherzt zu der altüberlieferten<br />

Rezeptur stehen und es kategorisch ablehnen, diese zu<br />

ändern oder im Namen der Rentabilität den Namen Savon<br />

de Marseille auf Produkte zu stempeln, die anderswo produziert<br />

wurden, tierische Fette oder aus Asien stammende<br />

Rohstoffen enthalten beziehungsweise sogar parfümiert<br />

und gefärbt sind. Ein absoluter Nonsens für diese unbeugsamen<br />

Verfechter der echten Seife aus Marseille!<br />

Zugegeben, ganz so einseitig darf man die Angelegenheit<br />

auch nicht betrachten. Es gibt nicht nur auf der<br />

einen Seite die « guten Produzenten », die die authentische<br />

Seife zu 100 % respektieren, und auf der anderen Seite<br />

die « schlechten », die ihre Seife « aus Marseille » in Asien<br />

fertigen lassen. Neben den vier zweifellos mustergültig<br />

arbeitenden Seifenfabriken gibt es noch andere Hersteller,<br />

oft Familienbetriebe, denen ebenfalls ein gutes Produkt<br />

am Herzen liegt. Einige gehören einer Vereinigung an,<br />

die sich bemüht, den Berufsstand zusammenzuschließen:<br />

die Association des Fabricants de Savon de Marseille (AFSM).<br />

Auch diese prangert den unlauteren Wettbewerb durch<br />

in Asien gefertigte und zu Unrecht als Savon de Marseille<br />

deklarierte Seifen an. Die Vereinigung ist jedoch andererseits<br />

pragmatisch und erkennt an, dass die Hersteller<br />

sich in gewisser Weise dem Zeitgeist anpassen müssen,<br />

zumal wenn dahinter eine entsprechende Nachfrage steht:<br />

Wenn eben heutzutage ein großer Teil der Konsumenten<br />

eine farbige und parfümierte Savon de Marseille kaufen<br />

möchte, sollte man in der Lage sein, ein solches Produkt<br />

anzubieten, also die authentische Seife in gewisser Weise<br />

anzupassen. Man ist sich bewusst, dass dies die Gefahr<br />

birgt, dadurch die Seele des Produkts aufs Spiel zu setzen,<br />

wie die in der UPSM zusammengeschlossenen Hersteller<br />

nicht müde werden zu erinnern. So findet man heute<br />

also viele Seifen « aus Marseille », die dem heutigen Trend<br />

entsprechen und nicht nur in Souvenirgeschäften und auf<br />

Märkten, sondern auch in Supermärkten und sogar in<br />

Apotheken verkauft werden. Seifen, die – mangels eines<br />

anderen Qualitätslabels – ebenfalls die Auszeichnung<br />

Savon de Marseille tragen. Ein « Markenzeichen » also, das<br />

letzten Endes nicht viel aussagt …<br />

Was tun? Muss man sich damit abfinden, dass sich<br />

das traditionelle Stück Savon de Marseille ändert, seltsame<br />

Formen, grelle Farben und exotische Düfte annimmt?<br />

Oder sollte man im Gegenteil auf die authentische Version<br />

bestehen und bereit sein, den entsprechenden Preis<br />

zu bezahlen? Können beide Varianten nebeneinander<br />

existieren? Das kann heute niemand sagen. Eines ist jedoch<br />

sicher: Letzten Endes haben wir Konsumenten das<br />

Schicksal dieser unglaublichen Seife sprichwörtlich in der<br />

Hand. Daran sollten wir denken, wenn wir uns die Hände<br />

waschen!<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer<br />

sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />

(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der<br />

gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas von<br />

Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät<br />

Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70), Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72), L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73) und La Hulotte, « das meistgelesene Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74).<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… Angeln in französischen Binnengewässern<br />

Wenn Sie, wie ich, Geduld haben und die Natur lieben, dann begeistern Sie sich vielleicht ebenfalls<br />

für das Angeln. Das trifft sich gut, denn Frankreich ist mit mehr als 500 000 Flusskilometern und<br />

1,5 Millionen Petrijüngern ein kleines Paradies für Freizeitangler. Doch aufgepasst! Für diesen Sport<br />

gibt es genaue Vorschriften. Bevor Sie sich also mit der Angelrute irgendwo niederlassen, sollten Sie<br />

die Regeln kennen.<br />

Wer darf angeln?<br />

In Frankreich unterscheidet man zwischen dem Droit de pêche<br />

(in etwa das Angelrecht) und dem Droit de pêcher (in etwa das<br />

Recht, zu angeln). Um im Hexagon angeln zu dürfen, braucht<br />

man beides. Das grundlegende Angelrecht erteilt in Frankreich<br />

entweder der Staat oder der Grundstückseigentümer. Besitzt<br />

jemand ein geschlossenes Gewässer (eau close), das keine Verbindung<br />

zu einem anderen natürlichen Gewässer hat, ist dabei<br />

alles klar: Er hat sowohl das Angelrecht als auch das Recht, zu<br />

angeln. Ein Eigentümer, dessen Grund und Boden jedoch von<br />

einem Fluss durchquert wird, ist zwar Eigentümer des Bodens<br />

und hat daher das Angelrecht, er ist jedoch nicht Eigentümer<br />

der Fische, die im Fluss schwimmen. Diese werden als res nullius,<br />

als Niemandes Sache, bezeichnet. Um in « seinem Fluss »<br />

angeln zu dürfen, benötigt der Grundstücksbesitzer daher eine<br />

sogenannte Carte de pêche (oder Permis de pêche), eine Angelkarte<br />

oder Angelerlaubnis. Da die meisten Angler in Frankreich<br />

kein eigenes Gewässer besitzen, erwerben sie mit einer Carte de<br />

pêche, die zwingend vorgeschrieben ist, sowohl das Angelrecht<br />

als auch gleichzeitig das Recht, zu angeln. Ohne Angelkarte<br />

ist das Angeln im Hexagon verboten. Verstöße sind strafbar.<br />

Wo kann man angeln?<br />

Das Angelrecht liegt also entweder beim Staat (vor allem für<br />

Flüsse und schiffbare Kanäle) oder bei den Grundstücksbesitzern,<br />

auf deren Grund und Boden sich ein See, Tümpel, Bach<br />

oder Fluss befindet. Der Eigentümer kann das Angelrecht auf<br />

seinem Grundstück für sich behalten, er kann es aber auch an<br />

einen Angelverein abtreten. Davon gibt es in Frankreich 3900,<br />

die sogenannten Associations Agréées de Pêche et de Protection du<br />

Milieu Aquatique (AAPPMA). Diese übernehmen den Unterhalt<br />

des Gewässers, für das sie das Droit de pêche besitzen. Die<br />

Mitglieder dieser Vereine können dann mit der Carte de pêche<br />

dort angeln. Je nach der Ausdehnung des Vereins (Gemeinde,<br />

Departement …) ist das Angelrevier mehr oder weniger groß.<br />

Wo erhält man die Carte de pêche?<br />

Bei den örtlichen Angelvereinen (AAPPMA) und den Vereinigungen,<br />

denen sie angehören. Das Einfachste ist, dazu auf die<br />

Website www.cartedepeche.fr zu gehen. In den meisten Fällen<br />

kann man dort bei dem Verein, der dem gewünschten Angelort<br />

am nächsten liegt, eine solche Angelkarte online erwerben.<br />

Diese druckt man direkt aus oder lässt sie sich per Post zusenden.<br />

Der zuständige Angelverein lässt sich auf der Website über eine<br />

geografische Suchfunktion ermitteln. Für die Karte benötigt<br />

man ein Passfoto. Die Bezahlung erfolgt mit Kreditkarte.<br />

Wie viel kostet eine Angelkarte?<br />

Es ist schwierig, diese Frage allgemeingültig zu beantworten, da<br />

es eine Vielzahl von Karten gibt und die Preise je nach der Größe<br />

des Angelgebietes und des Vereins stark variieren. Zudem gibt<br />

es unterschiedliche Genehmigungen: Für Gelegenheitsangler<br />

ist eine Tageskarte zum Preis von ein paar Euro die günstigste<br />

Lösung. Darüber hinaus gibt es Wochen- und Jahreskarten sowie<br />

Ermäßigungen. Bei Jahreskarten gibt es eine Option, um das<br />

Angelgebiet auf mehrere Departements auszudehnen. Eine Jahreskarte,<br />

die in der Region Straßburg beantragt wird und auf 91<br />

Departements ausgedehnt ist, kostet beispielsweise 100 Euro.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>


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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>75</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong><br />

Talmont-sur-Gironde<br />

Zwischen Himmel und Fluss am Ende der Welt<br />

Provence<br />

Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal<br />

Pont-Aven<br />

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Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

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zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

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ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 <strong>75</strong> 439 440 · Fax: +33 (0)1 <strong>75</strong> 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />

Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 <strong>75</strong> 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Anzeigen Deutschland:<br />

Samuel Péchin<br />

Telefon Frankreich: + 33 (0)6 31 54 64 93<br />

spechin@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 18/<strong>2020</strong><br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2020</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />

nach unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Pca Stream • S.6: Serge Robin,<br />

Ajc Presse; Jacques-Henri Lartique, la Documentation Française ; Pixabay<br />

OpenClipart Vectors, Falconp4 • S.8: Culturespaces, DR; Maison Jouffe,<br />

DR • S.9: Pixabay; Alain Lardière, Ajc Presse • S.10: Air France, DR •<br />

S.11: Cédric Brown, Ajc Presse; Vélomaritime, DR • S.12-16: DR • S.18 :<br />

DR • S.19: Arte, DR • S.20-23: Léonard de Vinci, Musée du Louvre, DP;<br />

Pixabay • S. 23: DR • S.24-26: Serge Robin, Ajc Presse; Pixabay • S.27:<br />

Serge Robin, Ajc Presse; Paul Gauguin, DP • S.28: Pixabay • S.29: Serge<br />

Robin, Ajc Presse; Laurent Bruneau, Musée de Pont-Aven - procolor-29gle,<br />

DR • Isabelle Guégan, Musée de Pont-Aven; Bernard Galéron, Musée de<br />

Pont-Aven; DR; Pixabay • S.31: Bodolec, Musée de Pont-Aven • S.30-39:<br />

Jc Albert, Ajc Presse • S.40-41: Cédric Brown, Ajc Prese • S.42: Alain<br />

Doire, Bourgogne-France-Comté Tourisme; Abbaye du Val des Choues, DR<br />

• S.43: Cédric Brown, Ajc Presse • S.44: Alain Doire, Bourgogne-France-<br />

Comté Tourisme • S.45: Alain Doire, Bourgogne-France-Comté Tourisme •<br />

S.46: Alain Doire, Bourgogne-France-Comté Tourisme S.47: Cédric Brown,<br />

Ajc Presse; Alain Doire, Bourgogne-France-Comté Tourisme • S.48-50:<br />

DR • S.51: DR • S.52-57: Serge Robin, Ajc Presse • S.58-64: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.65: Château La Cote, DR • S.66: Cédric Brown, Ajc Presse<br />

• S.68-69: DP • S.70: Arte, DR; Serge Robin, Ajc Presse • S.71: Cédric<br />

Brown, Ajc Presse • S.72-74: Logique Nouvelle et Jhr Films, DR • S.76:<br />

Serge Robin, Ajc Presse; Futuropolis, DR • S.77-80: Futuropolis, DR •<br />

S.86-91: Pca Stream, DR; Salem Mostefaoui, DR ; A. Grignard, DR • S.92-<br />

93: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.94: Mikelange, Pixabay • S.96: Serge<br />

Robin, Ajc Presse, Pixabay • S.98: Alain Lardière, Ajc presse; DP; Cédric<br />

Brown, Ajc Presse.<br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong><br />

Und schon sind wir wieder am Ende angelangt! Doch das ist kein<br />

Grund zur Traurigkeit, denn die nächste Ausgabe wird bereits ab<br />

dem 18. August <strong>2020</strong> im Handel erhältlich sein beziehungsweise<br />

etwas früher bei unseren Abonnenten im Briefkasten stecken!<br />

Es ist mittlerweile schon fast ein kleiner Brauch, dass wir Ihnen<br />

einige Hinweise geben, anhand derer Sie auf spielerische Art einige<br />

Themen der Ausgabe 76 von Frankreich erleben erraten können.<br />

Zunächst drei Fotos:<br />

Und dann drei Hinweise, von denen jeder eine<br />

Verbindung zu einem der Fotos hat:<br />

• Ich gehöre, bescheiden gesagt, zu den Großen der französischen<br />

Malerei. Man kennt mich vor allem für Die Freiheit führt das Volk.<br />

Am Ende meines Lebens schuf ich im Auftrag der Stadt Paris ein<br />

rätselhaftes Gemälde in einer berühmten und geheimnisvollen<br />

Kirche des Quartier latin.<br />

• Ich trage das Label Sehenswerter Garten und komme in den Genuss<br />

eines einzigartigen Mikroklimas. Dadurch besitze ich eine der<br />

bedeutendsten botanischen Sammlungen der Bretagne. Man sagt,<br />

dass meine Besucher ganz besonders am Herbstanfang begeistert<br />

sind.<br />

• Man bezeichnet mich als monumental und durch mein<br />

« Spitzenkleid aus Stein » gleichzeitig grazil. Seit mehr als tausend<br />

Jahren ziehe ich in Straßburg alle Blicke auf mich. Wussten Sie<br />

schon, dass die Deutschen mich im 19. Jahrhundert mit einem<br />

zweiten Turm ausstatten wollten?<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Namen vervollständigen:<br />

N _ T R _ D _ _ E D _ S T _ A _ _ _ _ G<br />

P _ R C B O T A _ _ Q _ E D E C _ R _ O U A I _ _ E<br />

E _ _ _ N _<br />

D _ _ A _ _ O _ X<br />

Bis zur nächsten Ausgabe, dann erfahren Sie mehr! Bis dahin einen<br />

schönen <strong>Sommer</strong>!<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 76 – Herbst <strong>2020</strong><br />

Erscheint am 18. August <strong>2020</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks Lubéron,<br />

nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser atemberaubende<br />

Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im<br />

Ort mit. Die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen Design bilden<br />

eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence finden<br />

werden. Der beheizte Infinity-Pool und 2.600 qm große Garten sind Garant für einen<br />

erholsamen Urlaub. Die Villa verfügt über Platz für bis zu zehn Personen, doch durch<br />

den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />

www.provence-living.fr

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