Nr. 75 - Sommer 2020
Provence: Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal Bretagne: Pont-Aven Burgund: eine Rundfahrt zum Auftanken Koch und Pasteur: ein ekonstruktive Rivalität Am Tag als... Die Mona Lisa gestohlen wurde Chantals Rezept: Cassolettes de la mer
Provence: Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal
Bretagne: Pont-Aven
Burgund: eine Rundfahrt zum Auftanken
Koch und Pasteur: ein ekonstruktive Rivalität
Am Tag als... Die Mona Lisa gestohlen wurde
Chantals Rezept: Cassolettes de la mer
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>75</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong><br />
NOUVELLE-AQUITAINE · PROVENCE · BRETAGNE · BURGUND · PARIS<br />
Talmont-sur-Gironde<br />
Zwischen Himmel und Fluss am Ende der Welt<br />
Provence<br />
Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal<br />
Pont-Aven<br />
Inspirierende Bretagne<br />
Burgund<br />
Eine Rundfahrt zum Auftanken<br />
Château La Coste<br />
Ein Hauch von Verrücktheit zwischen<br />
provenzalischen Reben<br />
Geschichte Koch und Pasteur: eine konstruktive Rivalität<br />
Am Tag als … die Mona Lisa gestohlen wurde<br />
Rezept Cassolettes de la mer<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe<br />
Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
welch eine Freude, Sie wiederzutreffen!<br />
Endlich! Ihnen ist bestimmt aufgefallen,<br />
dass diese Ausgabe von<br />
Frankreich erleben aufgrund der Coronaviruskrise<br />
einen Monat später als geplant<br />
erscheint. Diese Zeit war notwendig, um uns im Rahmen<br />
der Ausgangssperre zu organisieren und mit unseren<br />
treuen Partnern (Druckerei, Vertrieb, Händler,<br />
Post) den optimalen Erscheinungstermin<br />
abzustimmen. Doch nun ist es soweit, Sie<br />
halten das aktuelle Heft in den Händen!<br />
Ich möchte diese erfreuliche Gelegenheit<br />
nutzen, um einer Sache Anerkennung zu<br />
zollen, die uns in der letzten Zeit<br />
diskret begleitet hat, aber für viele<br />
wichtig war: das geschriebene Wort.<br />
Wie so oft in widrigen Zeiten hatte<br />
es – und logischerweise auch sein<br />
Gegenpart, das Lesen – mehr<br />
denn je seine Berechtigung. Es<br />
hat die Fähigkeit bewiesen, uns<br />
mit anderen zu verbinden, uns<br />
Momente der Flucht zu ermöglichen,<br />
uns in eine Traumwelt<br />
mitzunehmen. Ich glaube, dies ist<br />
eine der Lehren, die wir aus dieser<br />
so speziellen Zeit ziehen können.<br />
Diese Zeit hat uns aber auch in einem<br />
grundlegenden Wert bestärkt, der uns in<br />
der Redaktion schon immer wichtig war:<br />
die journalistische Arbeit. Nachforschungen,<br />
Reportagen vor Ort, Abgleich von Quellen,<br />
Unabhängigkeit, kritisches<br />
Hinterfragen:<br />
Dem haben<br />
wir uns immer<br />
verpflichtet gefühlt<br />
und sind es nach dieser<br />
Zeit umso mehr. Denn dies ist<br />
die Basis für unsere Glaubwürdigkeit und<br />
das großartige Vertrauensverhältnis, das uns mit<br />
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, verbindet. Das haben<br />
uns auch die vielen Solidaritätsbekundungen gezeigt, die<br />
wir von Ihnen erhalten haben. Herzlichen Dank dafür!<br />
Sie können versichert sein, dass wir auch in Zukunft<br />
uneingeschränkt zu diesen Werten stehen werden!<br />
Wir nehmen also unsere Reise wieder auf und<br />
setzen unser – manchmal verrücktes, aber immer<br />
von Neugier getriebenes – Abenteuer durch das<br />
Hexagon entschlossener denn je fort! Machen<br />
wir uns mit dieser Ausgabe auf an die<br />
Mündung der Gironde, um dort eines<br />
der schönsten Dörfer Frankreichs zu<br />
erkunden. Wandeln wir in der Bretagne<br />
auf den Spuren eines großen Malers<br />
auf der Suche nach Inspiration. Entdecken<br />
wir gemeinsam in der Provence<br />
Château La Coste, ein unglaubliches Freilichtmuseum<br />
für zeitgenössische Kunst. Interessieren<br />
wir uns für zwei Inseln im Var, die mit dem<br />
beeindruckenden Lebensweg von Paul Ricard<br />
verbunden sind. Schöpfen wir auf den Straßen<br />
von Burgund neue Kraft. Hinterfragen wir die<br />
letztendlich konstruktive Rivalität zwischen den<br />
Wissenschaftlern Koch und Pasteur. Setzen wir uns<br />
mit dem Schicksal eines Dorfes auseinander, das<br />
auszusterben droht, weil ein reicher Mann Häuser<br />
sammelt wie andere Briefmarken. Es gibt viel zu tun!<br />
Viel Spaß beim Lesen und bleiben Sie<br />
vor allem gesund!<br />
Titelbild: Blick auf die Mündung der Gironde, Talmont-sur-Gironde<br />
(Charente-Maritime) und einige Carrelets.<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 3
INHALT<br />
Bretagne · 24<br />
Geschichte · 66<br />
Nouvelle-Aquitaine · 52<br />
Château<br />
La Coste · 58<br />
Burgund · 40<br />
Paris · 86<br />
Îles Paul Ricard · 32<br />
Rezept · 92<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
24 · Pont Aven<br />
Nantes<br />
Bordeaux<br />
Lille<br />
Rouen<br />
Tours<br />
86 · PARIS<br />
52 · Talmont-sur-Gironde<br />
Dijon<br />
40 · Burgund<br />
Lyon<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
24 Bretagne<br />
Pont-Aven: inspirierende Bretagne!<br />
Die kleine Gemeinde Pont-Aven liegt am Ufer des Flusses Aven, der<br />
große Granitfelsen umspült und von den Gezeiten des nahe gelegenen<br />
Meeres bestimmt wird. Ab 1850 zog der Ort viele Künstler an, die<br />
auf der Suche nach Inspirationsquellen waren. Unter dem Einfluss<br />
von Paul Gauguin (1848-1903) entstand dort innerhalb kurzer Zeit<br />
ein neuer Stil, der zur Entstehung der modernen Malerei beitrug.<br />
32 Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />
Paul Ricard: zwei Inseln, ein Schicksal<br />
Dies ist die unglaubliche Geschichte von zwei Felsbrocken, die<br />
einige Bootsminuten vor der Küste des Departements Var im<br />
Meer liegen und in den 50er-Jahren Paul Ricard, in der ganzen<br />
Welt bekannt für das berühmte Anisgetränk, ins Auge stachen.<br />
Er kaufte die beiden Inseln und kreierte dort ein kleines Universum,<br />
dem nur seine Träume Grenzen setzen konnten.<br />
40 Burgund<br />
Eine Rundfahrt zum Auftanken!<br />
Frische Luft, Weite, Natur, Pflanzen, Tiere, Freiheit, Ausgeglichenheit ...<br />
Wie hat uns das alles gefehlt! Begleiten Sie uns auf einer Rundfahrt, die<br />
in sechs Etappen über eine Distanz von 300 Kilometern durch Burgund<br />
führt und unseres Erachtens ideal ist, um neue Kraft zu schöpfen.<br />
52 Nouvelle-Aquitaine<br />
Talmont-sur-Gironde: zwischen Himmel und Fluss am Ende der Welt<br />
Der Anblick von Talmont-sur-Gironde, wie es sich auf einem Felsvorsprung<br />
oberhalb der Fluten der Girondemündung zierlich gen Himmel<br />
reckt, ist unverwechselbar. Seit seiner Gründung im Jahr 1284 zieht<br />
das kleine Dorf, das Wind und Wetter ausgesetzt ist und fast zwischen<br />
Himmel und Wasser zu schweben scheint, die Blicke auf sich.<br />
58 Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />
Château La Coste: ein Hauch von Verrücktheit<br />
zwischen provenzalischen Reben<br />
Der Trend, dass große – und wohlhabende – Weingüter sich für<br />
Kunst und Architektur interessieren, ist vor einigen Jahren von<br />
Südafrika und Spanien auch nach Frankreich übergeschwappt.<br />
Besuchen Sie mit uns das Château La Coste, das in der Nähe<br />
von Aix-en-Provence liegt und ein Musterbeispiel dafür ist.<br />
Straßburg<br />
72 · Lacoste 58 · Château La Coste<br />
Toulouse<br />
Marseille<br />
32 · Îles Paul Ricard<br />
Frankreich heute<br />
66 Geschichte<br />
Koch und Pasteur: eine konstruktive Rivalität<br />
als Hoffnungsträger<br />
Ende des 19. Jahrhunderts lieferten sich die beiden herausragenden<br />
Gelehrten Robert Koch und Louis Pasteur einen<br />
unbarmherzigen Wettstreit. Dennoch war diese Rivalität<br />
letztendlich ein konstruktiver Ansporn, der zu wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen führte und Millionen Leben rettete.<br />
72 Coup de Cœur<br />
Cyril gegen Goliath:<br />
der Film, der ein provenzalisches Dorf retten soll<br />
Der Modeschöpfer Pierre Cardin kauft in Lacoste ein Haus nach<br />
dem anderen, restauriert es, um es dann leer stehen zu lassen.<br />
Cyril Montana stammt aus dem Ort und weigert sich zu akzeptieren,<br />
dass das Leben dort vollständig zum Erliegen kommt. Mit<br />
einem Dokumentarfilm ruft er nun zur Rettung von Lacoste auf.<br />
76 Kultur<br />
Glücklich wie eine Deutsche in Frankreich<br />
Unterhaltung mit einer jungen Deutschen, die 1991 Junioren-<br />
Weltmeisterin im Rudern war und heute als Illustratorin in Frankreich<br />
lebt und arbeitet. In ihrem aktuellen Comic setzt sie sich<br />
liebevoll und mit Humor mit ihrer Vergangenheit auseinander.<br />
86 Städteplanung<br />
Champs-Élysées: eine Aufforderung zum Träumen?<br />
Im Herzen vieler ist sie nach wie vor « die schönste Straße<br />
der Welt ». Aber wie lange noch? Die Avenue des Champs-<br />
Élysées, die sich über eine Länge von 2,5 Kilometern vom<br />
Place de la Concorde bis zum Arc de Triomphe erstreckt, ist<br />
heute laut und verschmutzt. Über ein Projekt für ihre Umgestaltung,<br />
ein komplett neues Konzept für diese Straße.<br />
Art de vivre<br />
92 Chantals Rezept<br />
Cassolettes de la mer sous leurs chapeaux<br />
de pâte feuilletée<br />
94 Produkt<br />
Savon de Marseille<br />
Über das Schicksal einer Seife auf rein pflanzlicher Basis, die<br />
aufgrund ihrer desinfizierenden Eigenschaften in der jüngsten<br />
Krise um das Coronavirus plötzlich wieder im Rampenlicht steht.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 On lit<br />
14 On lit en France<br />
18 On regarde<br />
20 Am Tag als …<br />
23 On écoute<br />
51 On surfe<br />
82 Nachbestellungen<br />
96 Guéwen a testé<br />
97 Abonnement<br />
98 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 5
ON EN PARLE<br />
LANDWIRTSCHAFT<br />
Wird die weiße Lupine bald umfassend in Frankreich kultiviert?<br />
Die weiße Lupine (Lupinus albus) könnte in den kommenden Jahren die französische<br />
Landschaft erhellen: Dieses einjährige Kraut, das in seiner wilden Form im östlichen<br />
Mittelmeerraum und auf Korsika vorkommt, wird beispielsweise in Afrika und Zentraleuropa<br />
bereits kultiviert. In Frankreich laufen diesbezüglich nun ebenfalls interessante Studien. Dass<br />
sich mehrere Forschungszentren – darunter das Nationale Zentrum für wissenschaftliche<br />
Forschung (CNRS) und das Nationale Institut für landwirtschaftliche Forschung (INRAE)<br />
– mit der Pflanze befassen, liegt am besonders hohen Proteingehalt ihrer Samen. Bei der<br />
weißen Lupine liegt dieser nämlich bei 30 bis 40 %, im Gegensatz zu einem Wert von 15 bis<br />
20 % bei anderen Hülsenfrüchten (Linsen, Kichererbsen …). Vielleicht ist dies ein Ansatz, der<br />
in Zukunft bei der Ernährung der Weltbevölkerung helfen könnte. Aktuell wird die weiße Lupine<br />
in Frankreich nur auf einer Fläche von 3000 Hektar angebaut, das könnte jedoch sehr schnell mehr<br />
werden. Die Entwicklung sollte man im Auge behalten.<br />
AUFSCHWUNG<br />
Großer Andrang in den Jachthäfen von Cannes<br />
Die Stadt Cannes musste zwar aufgrund des Coronavirus das berühmte<br />
Kinofestival und zahlreiche wichtige Fachmessen absagen, doch nun erlebt<br />
sie eine schöne Überraschung: Die fünf städtischen Häfen werden ganz<br />
unerwartet von einem regelrechten Reservierungsboom für die Liegeplätze<br />
im <strong>Sommer</strong> überrannt. Bei Drucklegung ist im größten Hafen Port Canto<br />
(553 Liegeplätze) zwischen dem 1. Juni und dem 26. August bereits kein<br />
einziger Platz mehr frei. Die Gebühren für eine Woche betragen dort, je nach<br />
Länge des Bootes, zwischen 115,20 € (bis 7,49 m lang und 2,70 m breit) und<br />
8670,00 € (über 80 m lang und über 14 m breit). Die Anfragen kommen zu<br />
95 % von Booten, die unter ausländischer Flagge fahren.<br />
JUSTIZ<br />
Ehemaliger französischer Staatspräsident<br />
wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt<br />
Die deutsche Journalistin Ann-Kathrin Stracke hat im März<br />
dieses Jahres bei der Pariser Staatsanwaltschaft Anklage<br />
erhoben. Ihr Vorwurf an den ehemaligen (1974-1981) französischen Staatspräsidenten<br />
Valéry Giscard d‘Estaing: sexuelle Belästigung. Der heute 94-Jährige soll ihr im Dezember<br />
2018 bei Fotoaufnahmen im Anschluss an ein Interview in seinem Büro am Boulevard<br />
Saint-Germain in Paris mehrfach an das Gesäß gefasst haben. Eine Aussage, die ein<br />
ebenfalls anwesender Kameramann bestätigt. Das Umfeld des ehemaligen Präsidenten hat<br />
sich bisher lediglich dahingehend geäußert, dass dieser « sich an die Begegnung überhaupt<br />
nicht erinnern » könne und dass es ihm sehr leid tue, wenn die Vorwürfe stimmen sollten.<br />
Nichtsdestotrotz wird er sich nun vor Gericht dafür verantworten müssen.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
IMAGE<br />
Zukünftige Gebietskörperschaft<br />
Elsass wird auf Fahrzeugen abgebildet<br />
Am 1. Januar 2021 entsteht aus der Fusion der<br />
Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin die Collectivité<br />
Européenne d’Alsace (CEA), die weiterhin Teil der Region Grand-<br />
Est bleibt. Ein Detail, das aber für die Elsässer in diesem Zusammenhang<br />
einen hohen Stellenwert hat: Die Gebietskörperschaft hat nun vom französischen<br />
Staat die Genehmigung erhalten, dass das Elsass-Logo, wie das der 13 anderen<br />
Gebietskörperschaften auch, offiziell auf den französischen Nummernschildern abgebildet<br />
werden kann. Das Problem ist nur, dass es dieses Logo bis dato überhaupt noch nicht<br />
gibt. In Kürze werden die Elsässer daher im Rahmen einer Onlinebefragung über mehrere<br />
Vorschläge abstimmen können.<br />
KULTUR<br />
Französische Museen erteilen Google eine Abfuhr<br />
In der Zeit der Ausgangsbeschränkungen hat das Angebot der virtuellen Museumsbesuche auf der<br />
ganzen Welt zugenommen. Auch Frankreich ist dabei keine Ausnahme. So kann man heute von seinem<br />
Computer oder Smartphone aus kostenlos und rund um die Uhr beispielsweise den Spiegelsaal im<br />
Schloss Versailles, das Musée d‘Orsay und die Grotte Chauvet virtuell besichtigen. Der Haken: Die meisten<br />
dieser Besichtigungen sind möglich, weil der amerikanische Gigant Google die Werke digitalisiert hat.<br />
Er macht dies im Rahmen von Vereinbarungen mit den Museen zwar gratis, unklar ist jedoch, welche<br />
Vorteile das Unternehmen letztendlich daraus ziehen kann. Angesichts dieser Ungewissheit und des<br />
« Digitalisierungsmonopols », das Google sich gerade weltweit verschaffen will, haben einige französische<br />
Museen beschlossen, eigene Digitalisierungstools zu entwickeln. Dies ist beispielsweise beim Musée du<br />
Louvre und bei Paris Musées (dem Zusammenschluss von 14 Pariser Museen) der Fall. Die Arbeit scheint<br />
sich gelohnt zu haben, denn die « hausgemachten » Digitalisierungen sind mittlerweile online, und der<br />
Traffic auf den Websites nimmt seitdem unaufhörlich zu.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 7
ON EN PARLE<br />
ERÖFFNUNG<br />
Bassins de Lumières treten in Bordeaux aus dem Schatten<br />
Die offizielle Eröffnung der Bassins de Lumières in der<br />
ehemaligen, während des Zweiten Weltkriegs von den<br />
Nazis erbauten Unterwasserbasis in Bordeaux musste<br />
aufgrund des Coronavirus um zwei Monate verschoben<br />
werden. Am 10. Juni <strong>2020</strong> war es dann endlich so weit.<br />
Culturespaces, das private Unternehmen, das mit der<br />
Verwaltung des Ortes betraut ist, knüpft damit an<br />
die Erfolge des Atelier des Lumières in Paris und der<br />
Carrières de Lumières in Les Baux-de-Provence an. Nun<br />
erhält die Hauptstadt der Gironde also « das größte<br />
Zentrum digitaler Kunst », in dem zunächst die Werke<br />
von Gustav Klimt und Paul Klee projiziert werden. In der<br />
beeindruckenden Unterwasserbasis wurden dafür auf<br />
einer Fläche von 12 000 m² 95 Videoprojektoren und 120<br />
km Glasfaserkabel installiert.<br />
Reservierung empfohlen unter: www.bassins-lumieres.com<br />
MUSEUM<br />
Im Museum an Bord<br />
einer A380 gehen!<br />
In einer Zeit, in der mehrere<br />
Fluggesellschaften die Stilllegung<br />
ihrer A380 ankündigen, bietet das<br />
Luftfahrtmuseum Aeroscopia in Blagnac<br />
bei Toulouse (Haute-Garonne) die<br />
Möglichkeit, an Bord eines solchen<br />
Flugzeugs zu gehen. Eine Boeing A380<br />
ergänzt nämlich nun die beeindruckende<br />
Sammlung von mehr als 30 Flugzeugen.<br />
Der Besucher betritt dieses ehemalige<br />
Testflugzeug über das Oberdeck, wo<br />
er die Kabinenausstattung entdecken<br />
kann, bevor er im Unterdeck hinter die<br />
technischen Kulissen blickt. Dort kann<br />
er sich einen Eindruck vom Cockpit<br />
verschaffen und bekommt – dank<br />
Scheiben – eine Vorstellung von der<br />
Verkabelung eines solchen Flugzeuges.<br />
Information: www.musee-aeroscopia.fr<br />
INITIATIVE<br />
Schöner Erfolg für bretonischen Pastis<br />
Die Familie Jouffe hat zwar eine langjährige<br />
Destilliertradition, doch als sie vor einem Jahr<br />
in Dinan (Côtes-d‘Armor) ihren « Brastis » – eine<br />
Kontraktion von « Breizh », dem bretonischen Wort<br />
für Bretagne, und « Pastis » – lancierte, konnte sie<br />
sich trotzdem nicht vorstellen, dass dieser Pastis<br />
breton ein solcher Renner werden würde! Nach<br />
dem Absatz zehntausender Flaschen – vorwiegend<br />
in bretonischen Supermärkten – wird das<br />
Unternehmen nun in dieser vordergründig eher<br />
« verschlafenen » Branche zweifellos erneut von sich<br />
reden machen, wenn es demnächst den Pastis in<br />
einer sogenannten Bag-in-Box-Verpackung mit drei<br />
Liter Inhalt lanciert. Diese kann zudem wiederbefüllt<br />
werden, was den Verbrauch an Flaschen reduzieren<br />
soll. Man kann davon ausgehen, dass sich die<br />
Marseiller dadurch erneut auf den Schlips getreten<br />
fühlen …<br />
(Informationen über den Brastis: www.jouffe.fr)<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
GEBURT<br />
Der erste kleine Bär<br />
des Jahres in den<br />
Pyrenäen<br />
Es ist die Saisonpremiere:<br />
In einem Wald im Osten des<br />
Departements Ariège wurde<br />
Ende Mai ein kleiner Bär in<br />
Begleitung seiner Mutter<br />
beobachtet. Fachleuten<br />
zufolge dürfte er im Januar im Bau der Familie zur Welt gekommen und<br />
in sehr guter Verfassung sein. Eine positive Nachricht für alle diejenigen,<br />
die die Wiedereingliederung der Bären in den Pyrenäen verfechten.<br />
2019 wurden dort bereits 52 Tiere erfasst. Eine weniger gute Nachricht<br />
für die Gegner dieser Wiedereingliederung, zu denen vor allem<br />
Schafzüchter gehören.<br />
LEGEHENNEN<br />
Eine nie dagewesene Begeisterung<br />
Die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich haben unter anderem<br />
das Verdienst, dass den Franzosen der Nutzen von Legehennen<br />
bewusst wurde. Zahlreiche Privatpersonen haben sich, aus Angst vor<br />
einem Mangel an Eiern, Hühner<br />
zugelegt. Das Phänomen breitete<br />
sich auch jenseits der Grenzen<br />
des Hexagons aus: In Belgien,<br />
Spanien und Kanada konstatierte<br />
man eine ähnliche Begeisterung.<br />
Während der Ausgangssperre<br />
haben sich die Absätze zahlreicher<br />
Hühnerzüchter verdrei- oder<br />
sogar vervierfacht. Doch so richtig<br />
darüber freuen können sich die<br />
Züchter nicht, denn sie haben<br />
verständlicherweise Angst, dass<br />
die armen Hennen nach der<br />
Lockerung der Beschränkungen<br />
feige ausgesetzt werden …<br />
SCHNAPP-<br />
SCHÜSSE<br />
5764 ++ Laut einer<br />
Studie von WeWard, einer<br />
Applikation, welche die pro Tag<br />
zurückgelegten Schritte der<br />
Nutzer finanziell belohnt, legen<br />
die Bewohner der Île-de-France<br />
täglich so viele Schritte zurück.<br />
Damit sind sie die größten<br />
Marschierer des Hexagons, vor<br />
den Bewohnern von Straßburg<br />
(5471 Schritte) und Nizza (5458<br />
Schritte). Allerdings sind alle<br />
dabei weit von den empfohlenen<br />
10 000 Schritten entfernt.<br />
76 % ++ Um diesen Prozentsatz<br />
hat sich der Umsatz im<br />
E-Commerce in der Zeit vom<br />
16. März bis zum 10. Mai, also<br />
während der Ausgangssperre,<br />
erhöht. Um das Gedränge in<br />
Geschäften zu vermeiden,<br />
bevorzugten die Menschen<br />
Drive-in-Angebote und<br />
Lieferungen.<br />
178 % ++ Dies entspricht der<br />
Steigerung des Absatzes an<br />
Haushaltshandschuhen in<br />
Frankreich im Vergleich zum<br />
selben Zeitraum vor einem<br />
Jahr. Dieses Produkt profitierte<br />
daher am meisten von der<br />
Ausgangssperre, gefolgt von<br />
Hefe und aromatisiertem Zucker<br />
(148 %), Mehl (135 %), Produkten<br />
aus dem Bereich Parapharmazie<br />
(81 %) und Eau de Javel (73 %).<br />
-69 % ++ Im Gegensatz dazu<br />
sank der Absatz von Sandwiches<br />
während der Ausgangssperre<br />
in Frankreich um diesen Wert.<br />
Auf den nächsten Plätzen liegen<br />
Make-up (-57 %), Champagner<br />
(-54 %), Kaugummi (-51 %),<br />
kleine Süßwarenprodukte<br />
(-50 %) und Haarpflegeprodukte<br />
(-49 %).<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 9
ON EN PARLE<br />
FLUGVERKEHR<br />
Sukzessive Wiederaufnahme des Flugverkehrs bei Air France<br />
Seit Ende März hat die französische Fluggesellschaft ihre<br />
Flüge um bis zu 97 % reduziert. Wie bei vielen anderen<br />
Gesellschaften auf der ganzen Welt stehen nahezu<br />
alle Flugzeuge am Boden. Nun hat das Unternehmen<br />
angekündigt, ab sofort seine Airbus A380 aus dem<br />
Verkehr zu ziehen, da der Kerosinverbrauch zu hoch und<br />
das Flugzeug damit nicht rentabel genug sei. Sofern die<br />
Reisebeschränkungen Ende Juni aufgehoben werden,<br />
soll jedoch der Flugverkehr ab diesem Zeitpunkt<br />
nach und nach wieder aufgenommen werden. Es ist<br />
vorgesehen, die Flüge und Zielflughäfen sukzessive<br />
zu steigern, vor allem innerhalb des französischen<br />
Mutterlandes, zu den Überseegebieten sowie innerhalb<br />
von Europa. Dies betrifft unter anderem Flüge von Paris<br />
Charles de Gaulle nach Berlin, Düsseldorf, Frankfurt,<br />
Genf, Hamburg, Hannover, München, Wien und Zürich.<br />
Ende Juni sollen dann rund 15 % der in dieser Jahreszeit<br />
üblichen Flüge angeboten werden. Eingesetzt werden<br />
dafür <strong>75</strong> Flugzeuge der Flotte, die 224 Maschinen<br />
umfasst.<br />
KONSUM<br />
Ausbreitung des kontaktlosen Zahlens<br />
Es ist bekannt, dass die Franzosen seit Langem Anhänger von<br />
Kartenzahlungen sind. In den letzten Jahren haben sie<br />
sich demzufolge auch mit dem kontaktlosen<br />
Zahlen angefreundet. Das gilt selbst<br />
für Kleinstbeträge, beispielsweise<br />
für ein Baguette, das rund einen<br />
Euro kostet. Bisher lag die Grenze<br />
für diese Art des Zahlens bei 20<br />
Euro. Auch in diesem Bereich<br />
hatte die Coronavirus-Krise ihre<br />
Auswirkungen, denn dieser Betrag<br />
wurde in Frankreich nun auf 50 Euro<br />
erhöht.<br />
WETTER<br />
Bretagne hat gute<br />
Beziehungen zur Sonne<br />
Das dürfte einige meteorologische<br />
Vorurteile über die Bretagne aus dem<br />
Weg räumen: Im Mai <strong>2020</strong> war die<br />
Bretagne die sonnenreichste Region<br />
Frankreichs. Einigen Wetterstationen<br />
zufolge brach der Westen Frankreichs<br />
in den letzten Monaten mehrere<br />
Sonnenstundenrekorde und soll in<br />
dieser Beziehung den Süden weit<br />
übertroffen haben.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
EINWEIHUNG<br />
La Samaritaine eröffnet<br />
im Februar 2021!<br />
Das Kaufhaus La Samaritaine, eines der<br />
legendärsten und geschichtsträchtigsten<br />
von Paris, wird seit 15 Jahren umgebaut.<br />
Die Wiedereinweihung soll nun nicht<br />
wie vorgesehen in diesem Jahr, sondern<br />
voraussichtlich erst im Februar 2021<br />
erfolgen. Die 20 000 m 2 Verkaufsfläche in<br />
dem historischen Gebäude im Herzen der<br />
Hauptstadt (rechtes Seine-Ufer, gegenüber<br />
der Brücke Pont Neuf) wurden von Grund auf<br />
renoviert. Der Luxusartikelkonzern LVMH, dem<br />
das Geschäft gehört, will damit wohlhabende<br />
Touristen, namentlich aus China, ansprechen.<br />
RADTOURISMUS<br />
Radfahren hat Zukunft<br />
4<br />
Das Fahrrad ist ebenfalls ein « Gewinner » der aktuellen<br />
Situation, genauer gesagt der durch das Coronavirus<br />
ausgelösten Hygienemaßnahmen. In zahlreichen französischen<br />
Städten (Paris, Lyon, Toulouse, Marseille …) wurde man sich des<br />
Nutzens dieses Fortbewegungsmittels noch mehr bewusst und beschloss eine Ausweitung der Radwege.<br />
Vor allem Vororte sollen zukünftig besser an die Radwegenetze angebunden werden. Was die touristische<br />
Seite angeht, so könnte Vélomaritime - EuroVélo4 der große Gewinner der französischen Radstrecken sein.<br />
Dieser Radweg erstreckt sich über 1500 Kilometer von Dünkirchen über die Côte d’Opale, die Baie de<br />
Somme, die Felsen von Étretat, die Strände der Alliierten-Landung, die Bucht des Mont-Saint-Michel und die<br />
Côte de Granit rose bis Roscoff. Mehr als 90 % der Strecke sind ausgebaut und der Radweg scheint zu den<br />
präferierten Urlaubsplänen der Franzosen zu gehören.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 11
ON LIT<br />
GRAPHIC NOVEL<br />
Der Araber von morgen (Bände 1-4)<br />
Riad Sattouf, Originaltitel: L’Arabe du Futur,<br />
übersetzt von Andreas Platthaus, Knaus Verlag.<br />
Riad Sattouf, geboren 1978 in Paris, ist Comiczeichner und<br />
Filmemacher. Aufgewachsen in Libyen und Syrien kehrte er mit 13<br />
Jahren nach Frankreich zurück. Er studierte Animation und wurde<br />
bald zu einem der bekanntesten zeitgenössischen Comic-Künstler.<br />
Die große autobiografische Erzählung « Der Araber von morgen »<br />
handelt von Riad Sattoufs Kindheit im Nahen Osten und wird fünf<br />
Bände umfassen. Band 1 (2015) geht von seiner Geburt bis zum 6.<br />
Lebensjahr: Der kleine Riad und seine Familie leben mal in Libyen,<br />
mal in Frankreich, mal in Syrien. Band 2 (2016) berichtet von Riads<br />
erstem Schuljahr in der syrischen Dorfschule. In Band 3 (2017) ist<br />
Riad zwischen sechs und neun Jahre alt und beginnt, langsam die<br />
Besonderheiten der Gesellschaft, in der er aufwächst, zu verstehen.<br />
Band 4, mit 288 Seiten Sonderlänge, steuert auf einen dramatischen<br />
Höhepunkt und Coup des Vaters zu …<br />
Die Serie « Der Araber von morgen »<br />
ist international ein phänomenaler<br />
Erfolg und wurde in 21 Sprachen<br />
übersetzt. Neu: Die vier Bände<br />
der Serie gibt es jetzt auch im<br />
Taschenbuchformat.<br />
ROMAN<br />
Alma<br />
Jean-Marie<br />
Gustave Le Clézio,<br />
Originaltitel: Alma,<br />
Übersetzung von<br />
Uli Wittmann,<br />
Kiepenheuer &<br />
Witsch, 360 Seiten,<br />
ISBN 978-3462052268<br />
In diesem Roman<br />
kehrt der Träger des Literaturnobelpreises<br />
2008, J. M. G. Le Clézio durch die Geschichte<br />
einer verarmten Familie auf die Insel seiner<br />
Vorfahren zurück: die Insel Mauritius. In<br />
den oft erschütternden Beschreibungen<br />
findet der Leser die wichtigsten Themen<br />
des schriftstellerischen Werks Le Clézios<br />
wieder: das Meer, die Natur, die Verbindung<br />
von Wörtern und Sprache, Unterdrückung.<br />
Gleichzeitig führt der Autor zurück in die<br />
oft vergessene Sklavenvergangenheit des<br />
heutigen Touristenparadieses.<br />
KRIMI<br />
Vollmond über der Côte d’Azur<br />
Christine Cazon, Kiepenheuer & Witsch, 300 Seiten, ISBN 978-3462053838<br />
Dieser Krimi spielt in Frankreich, genauer gesagt an der Côte d‘Azur und<br />
wird Anhänger dieses Genres einmal mehr beglücken: Im siebten Band<br />
der Abenteuer des mittlerweile berühmt gewordenen Kommissar Duval<br />
nutzt Christine Cazon alle inzwischen gut eingespielten Techniken, um<br />
die Spannung der Handlung aufrecht zu erhalten: Meer, Sonne, Apéros<br />
und einen Mord … Das ist zwar a priori nichts Neues, dennoch lässt man sich einmal mehr gefangen<br />
nehmen und taucht sprichwörtlich in die wirkungsvolle und abwechslungsreiche Spannung ein.<br />
Große Kunst in diesem Bereich!<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
ESSAY<br />
Unter den Stollen der Strand -<br />
Fußball und Politik - Mein Leben<br />
Daniel Cohn-Bendit mit Patrick Lemoine,<br />
Originaltitel: Sous les crampons… la plage<br />
- Foot et politique : mes deux passions,<br />
übersetzt von Frank Sievers, Kiepenheuer &<br />
Witsch, 270 Seiten, ISBN 978- 3462052633<br />
In diesem originellen Buch lässt der<br />
Politiker Daniel Cohn-Bendit seiner<br />
Leidenschaft für Fußball freien Lauf:<br />
vom jungen Mann, der sich 1958 für die<br />
brasilianische Mannschaft begeisterte, bis<br />
zum Mann, der das Fußballbusiness der<br />
heutigen Zeit anprangert. Der Leser lernt<br />
bei dieser Gelegenheit eine ganz andere<br />
Facette des Menschen kennen, ohne dass<br />
er zwangsläufig – darin liegt die Stärke<br />
– selbst ein Fußballfan sein muss. « Sage<br />
mir, wie du spielst, und ich sage dir, wer<br />
du bist », möchte man am Ende festhalten.<br />
Schließlich beginnt Daniel Cohn-Bendit<br />
sein Buch bereits<br />
mit dem Zitat von<br />
Albert Camus (1913-<br />
1960): « Wirklich, das<br />
wenige, das ich weiß,<br />
habe ich auf den<br />
Fußballplätzen und<br />
den Theaterbühnen<br />
gelernt. Das sind<br />
meine wahren<br />
Universitäten … »<br />
ROMAN<br />
Die Leben unter deinem<br />
Mérine Céco, Originaltitel: D’autres vies sous la<br />
tienne, übersetzt von Peter Trier, Litradukt Verlag<br />
Trier, 216 Seiten, ISBN 978-3940435347<br />
Mérine Céco – mit richtigem Namen Corinne<br />
Mencé-Caster –, geboren 1970 auf Martinique,<br />
studierte Philosophie und Literatur. Mit 22<br />
Jahren war sie Lehrerin und Hochschuldozentin<br />
für Spanisch, promovierte in der Folge in<br />
Sprachwissenschaften und erhielt eine Professur<br />
an der Université des Antilles-Guyane. Sie übernahm die Leitung dieser<br />
Universität und klärte in dieser Funktion einen Korruptionsskandal<br />
auf. Diese Vorgänge, die sie zeitweilig dazu zwangen, Polizeischutz in<br />
Anspruch zu nehmen, verarbeitete sie in dem Schlüsselroman Le talisman<br />
de la Présidente (2018), der sie als Schriftstellerin bekannt machte.<br />
Mittlerweile lehrt sie an der Sorbonne. Dieser Roman beschäftigt sich mit<br />
den persönlichen Fragestellungen zweier Frauen: Mutter und Tochter.<br />
Céline, die Mutter, lebt in Paris, weil sie sich auf ihrer Heimatinsel als Opfer<br />
eines Fluchs fühlte. Anita, die Tochter, ist in einer humanitären Mission<br />
auf gerade diese Insel aufgebrochen und macht sich dort auf die Suche<br />
nach ihren Wurzeln. Céline sendet ihr daraufhin einen langen Brief, in<br />
dem sie ihr die Geschichte ihrer Familie und ihrer Herkunft erklärt. Es ist<br />
die Geschichte der anderen « Leben unter [ihren] ». Mérine Céco bleibt<br />
ihrem Stil treu und weicht keinem Thema aus. Sie erinnert uns daran,<br />
dass sich hinter der Postkartenidylle von Martinique Schmerzen, Dramen<br />
und Gewalt verbergen können. Doch Céline weiß aus eigener Erfahrung<br />
nur zu gut, dass Rassismus und Diskrimination im französischen<br />
Mutterland ebenfalls an der Tagesordnung sind. Auch hier ist das Leben<br />
kein Honigschlecken. Durch die Konfrontation mit Übeln, die letztendlich<br />
gar nicht so unterschiedlich sind, kommen sich die beiden Frauen<br />
näher denn je. Können die gemeinsamen Wurzeln und die gemeinsame<br />
Vergangenheit dabei helfen, Traumata zu überwinden? Der Versuch, diese<br />
Frage zu beantworten, zeichnet dieses schöne Buch aus …<br />
Französisch lernen am Puls der Zeit<br />
Aktuell in der Revue de la Presse:<br />
Rendez-vous… sur nos balcons<br />
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Mai <strong>2020</strong><br />
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AC T UA L I T É<br />
B1–C2<br />
• Human Rights Watch :<br />
« Si la police devient libre de<br />
nous surveiller…»<br />
Page 2<br />
E N V I RO N N E M E N T<br />
• Régions : en Normandie,<br />
des ambassadeurs pour<br />
réimplanter les haies dans le<br />
paysage<br />
ge 5<br />
| Photo : Getty Images<br />
Ar tikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
S p r a c h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s m at e r i a l<br />
Le P r Raoult,<br />
infectiologue de renom, prône la<br />
chloroquine pour traiter les malades<br />
du coronavirus… traitement miracle<br />
ou faux espoir ?<br />
Lire l’article en page 3<br />
• N o 5 | 6 7 º A n n é e •<br />
Voici Maurice,<br />
un sanglier adopté il y a près de six ans<br />
par un couple de Corréziens qui n’ont<br />
aujourd’hui qu’un objectif : sauver<br />
l’animal menacé d’euthanasie.<br />
Lire l’article en page 16<br />
Édi tor i a l – L e Soir<br />
Vous êtes les héros au quotidien<br />
d’une drôle de guerre<br />
le<br />
| Photo : Getty Images
ON LIT EN FRANCE<br />
Unsere Auswahl an Büchern,<br />
über die man zurzeit in<br />
Frankreich spricht<br />
ROMAN<br />
Les Fleurs de l’ombre<br />
Tatiana de Rosnay, Robert Laffont - Héloïse<br />
d’Ormesson, 332 Seiten, ISBN 978-2221240779<br />
Tatiana de Rosnay ist einfach unglaublich! Die<br />
beliebte, in Paris lebende britisch-französische<br />
Schriftstellerin hat sich bereits einige Zeit vor<br />
der Coronavirus-Krise eine seltsame Art der<br />
Abkapselung ausgedacht. Eine Romanautorin auf<br />
der Suche nach Ruhe bekommt das Angebot, sich als « Artist in<br />
Residence » in einem ultramodernen Umfeld mit Blick über Paris<br />
niederzulassen. Die Gelegenheit kommt für sie wie gerufen, zumal<br />
der Ort vordergründig inspirierend zu sein scheint … Schnell fühlt<br />
sich die Schriftstellerin jedoch eingeschlossen und von diversen<br />
vernetzten Objekten beobachtet und überwacht. Objekte, die bei<br />
genauem Hinsehen bereits zu unserem Alltag gehören. Zwischen<br />
Realität und Science-Fiction, zwischen begründetem Misstrauen<br />
und Paranoia wirft dieser fesselnde Roman Fragen über unsere<br />
Beziehung zum Privatleben und zu den aktuellen Ereignissen auf.<br />
ROMAN<br />
Sur les balcons du ciel<br />
Sophie Henrionnet, Éditions du Rocher,<br />
208 Seiten, ISBN 978-2268103556<br />
Die Geschichte zweier einsamer Menschen<br />
in Paris. Die dreißigjährige Alma und der<br />
Jugendliche Vadim wohnen im selben Haus, wo<br />
sie sich zwar begegnen, allerdings ohne sich zu<br />
kennen. Bis zu dem Tag, an<br />
dem sich nach einem Sturz<br />
ihre Schicksale unter dem<br />
unendlich weiten Himmel von<br />
Paris kreuzen. Eine schöne<br />
Begegnung, bei der man Lust<br />
darauf verspürt, gemeinsam<br />
mit den Protagonisten voller<br />
Optimismus auf diesem Dach<br />
in Paris zu sitzen.<br />
ROMAN<br />
Le libraire de Cologne<br />
Catherine Ganz-Muller, Scrineo, 278 Seiten, ISBN 978-2367407685<br />
Catherine Ganz-Muller hat eine Leidenschaft für Literatur. In ihrem Arbeitsleben<br />
führte sie unter anderem eine eigene Buchhandlung in Paris und arbeitete als<br />
Bibliothekarin. Heute lebt die Rentnerin in Valence (Drôme) und hat sich für diesen<br />
Roman, der geschickt Fiktion und historische Wahrheit vermischt, von ihrer eigenen<br />
Familiengeschichte inspirieren lassen. Bewegt entdeckt man den Alltag eines<br />
engagierten deutschen Buchhändlers, der eng mit Frankreich verbunden ist und im<br />
Herzen des Nazideutschlands versucht, unter Einsatz seines Lebens eine als « jüdisches Geschäft »<br />
klassifizierte Buchhandlung zu retten. Seine Liebe zu Büchern ist letztendlich stärker als der Hass,<br />
denn am Ende erfährt man, dass die Buchhandlung nicht nur den Krieg überlebt hat, sondern trotz<br />
mehrerer Umzüge nach wie vor eine der renommiertesten in Köln ist. Catherine Ganz-Muller beschreibt<br />
die außergewöhnlichen Charaktere der Protagonisten dieser unbekannten Geschichte sehr präzise und<br />
dokumentarisch belegt. Eine schöne und bemerkenswerte Hommage.<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
BERÜHMTE TEXTE<br />
ROMAN<br />
Le pays des autres<br />
Leïla Slimani, Gallimard, 368 Seiten, ISBN 978-2072887994<br />
Dieser dritte Roman von Leïla Slimani (Preisträgerin des Prix<br />
Goncourt 2016), einer der meistgelesenen zeitgenössischen<br />
Autorinnen Frankreichs, ist der erste Band einer Familientrilogie.<br />
Die Handlung lehnt sich an die Geschichte ihrer eigenen<br />
Großeltern an: Mathilde, eine junge Elsässerin, und Amine,<br />
ein Marokkaner, der während des Zweiten Weltkriegs in der<br />
französischen Armee kämpft. Nach dem Krieg lässt sich<br />
das Paar in Marokko nieder. Die bewegende und lehrreiche<br />
Geschichte erzählt vom Exil einer Frau und davon, wie diese<br />
sowohl ein fremdes Land als auch ihren eigenen Mann<br />
entdeckt, den sie letzten Endes gar nicht<br />
kannte. Gleichzeitig zeichnet sie ein<br />
treffendes Porträt der französischen<br />
Kolonialisierung in Marokko. Es ist eines<br />
der meistgelesenen Bücher der letzten<br />
Monate im Hexagon. Die Rechte für<br />
die deutsche Übersetzung von Leïla<br />
Slimani liegen beim Traditionsverlag<br />
Luchterhand, der demnächst die<br />
deutsche Ausgabe herausbringen wird.<br />
ROMAN<br />
Les cinq livres<br />
François Rabelais, Übersetzung von Claude Pinganaud,<br />
Arléa, 920 Seiten, ISBN 978-2363082053<br />
Das Buch ist eine regelrechte « Bibel », die sich an<br />
alle diejenigen richtet – und es sind nicht wenige<br />
–, die Mühe haben, die französische Sprache des<br />
16. Jahrhunderts zu lesen und zu erfassen. Der Autor<br />
hat das Werk eines der berühmtesten humanistischen<br />
Schriftsteller der Renaissance, François Rabelais<br />
(je nach Quelle 1483/1494-1553) in ein modernes<br />
Französisch übersetzt und dadurch verständlich<br />
gemacht. Claude Pinganaud, dem wir bereits die<br />
Übersetzung der Essais von Montaigne (1533-1592)<br />
verdanken, gelingt es mit dieser kolossalen Arbeit<br />
(mehr als 900 Seiten), die Texte von Rabelais für die<br />
breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei<br />
wird dem Leser bewusst, wie lebendig und nahezu<br />
verstörend aktuell das Werk ist. Pinganaud geht mit<br />
seiner Arbeit weit über eine<br />
reine « Modernisierung »<br />
von Orthografie und Syntax<br />
hinaus, sondern hat eine<br />
hervorragende Übersetzung<br />
erstellt, die den Esprit der<br />
ursprünglichen Fassung<br />
voll und ganz wiedergibt.<br />
Großartig! Rabelais hätte das<br />
Buch geliebt!<br />
Le livre des départs<br />
Velibor Colic, Gallimard, 186<br />
Seiten, ISBN 978-2072878244<br />
Velibor Colic kam 1992 nach<br />
Frankreich, nachdem er von der<br />
bosnischen Armee zwangsrekrutiert<br />
worden war und desertierte. Das Buch zeigt, dass sich<br />
hinter der kräftigen Statur des politischen Flüchtlings<br />
und Schriftstellers eine poetische Seele verbirgt. Mit<br />
viel Sensibilität und Humor erzählt er von seinem<br />
Exil und der Integration in Frankreich: Um sich in<br />
die französische Gesellschaft einzufügen, musste er<br />
« schrumpfen, von 1,95 m auf die Durchschnittsgröße<br />
von 1,<strong>75</strong> m hier ». Er erläutert, wie er zu einem Mann<br />
wurde, « der sprechen kann, der versteht und dem es<br />
relativ einfach gelingt, sich verständlich zu machen ».<br />
Ein Mann, der erneut « in der Lage ist, aufrecht zu<br />
stehen » und ein neues Leben in Angriff zu nehmen,<br />
ein Leben mit einem « wiederentdeckten aufrechten<br />
Gang » wie er auf wunderschöne Art beschreibt.<br />
ROMAN<br />
Le Sans Maître<br />
Virginie Caillé-Bastide, Éditions Héloïse<br />
d’Ormesson, 256 Seiten, ISBN 978-2350877259<br />
Virginie Caillé-Bastide nimmt den Leser<br />
mit in ein Leben voller unerwarteter<br />
Entwicklungen, das in der Bretagne<br />
um 1720 spielt. In ihrem zweiten Roman<br />
erzählt die Autorin die Geschichte des Feudalherrn Côme<br />
de Plancoët, der sich für Reiten, Wissenschaft und Kultur<br />
begeistert und die Aufklärungs- und Bildungsfeindlichkeit<br />
seiner Zeit mit verschiedenen Mitteln bekämpft: dem<br />
Briefwechsel mit zahlreichen Gelehrten in Europa, der<br />
Begegnung mit einem Druiden mit erstaunlichen Kräften und<br />
der Liebe zu einer Reiterin, die sein Leben über den Haufen<br />
wirft … Hinweis für die Leser: Dieser Abenteuerroman auf<br />
bretonischem Boden ist ein Genuss!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 15
ON LIT EN FRANCE<br />
ROMAN<br />
Quitter Paris<br />
Stéphanie Arc, Payot et Rivages, 106<br />
Seiten, ISBN 978-2743649340<br />
In ihrem ersten Roman, der zwar kurz,<br />
aber voller Lebenslust ist, konfrontiert<br />
uns Stéphanie Arc gekonnt und humorvoll<br />
mit Fragen, die sich viele Pariser stellen: Wenn man in der<br />
Hauptstadt in einem winzigen Appartement wohnt, kann<br />
man sich da guten Gewissens wünschen, einen Hund<br />
zu haben und von der Natur zu profitieren? Die Autorin<br />
amüsiert sich über solche Gegensätze. Sie beobachtet<br />
präzise und beschreibt humorvoll das Leben ihrer<br />
Zeitgenossen, zum Beispiel « eine junge Frau, die sich<br />
erschöpft auf einer Bank im Friedhof Père-Lachaise<br />
ausstreckt und vom kräftigen Pfiff eines Wärters zur<br />
Ordnung gerufen wird, der noch hinzufügt: ‚Gnädige Frau,<br />
hier legt man sich nicht hin!‘ ». Worauf Stéphanie Arc sich<br />
fragt: « Wäre es anders gewesen, wenn die Frau geantwortet<br />
hätte: ‚Ganz im Gegenteil, gnädiger Herr, hier liegen alle‘? »<br />
Erfrischend, amüsant, ein wahres Lesevergnügen!<br />
Und was die Bücher deutscher Schriftsteller angeht, die ins<br />
Französische übersetzt wurden (und die Sie beispielsweise<br />
Ihren französischen Freunden empfehlen können …), haben<br />
wir folgende Tipps:<br />
ROMAN<br />
ROMAN<br />
La maison<br />
allemande<br />
Annette Hess, Übersetzung<br />
von Stéphanie Lux, Éditions<br />
Actes Sud, 400 Seiten,<br />
ISBN 978-2330126957<br />
(Originaltitel: Deutsches Haus,<br />
2018 bei Ullstein erschienen)<br />
Franzosen, die die ausgezeichneten<br />
Fernsehserien von Annette Hess –<br />
Weissensee (2010), Berlin 56 (2016), und<br />
Berlin 59 (2018), die vor allem auf Arte<br />
ausgestrahlt wurden – nicht gesehen<br />
haben, können nun mit der<br />
französischen Übersetzung von<br />
Deutsches Haus die Bekanntschaft<br />
der aus Hannover stammenden,<br />
groß artigen Schriftstellerin machen.<br />
Der Ro man, eine Mischung aus Geschich<br />
te und Fiktion, hat sich seit<br />
dem Er scheinen in Deutschland zu<br />
einem wahren Bestseller entwickelt.<br />
Er bietet die Gelegenheit, sich mit<br />
dem Auf begehren und dem Trauma<br />
einer Generation von Deutschen zu<br />
beschäftigen, die in den 60er-Jahren 20<br />
Jahre alt war und sich mit der heiklen<br />
Frage der Aufarbeitung von Erinnerungen<br />
an die Kriegszeit kon frontiert sah. Die<br />
Autorin geht diese The ma tik, die in<br />
Frankreich nur selten ver arbeitet wird,<br />
fesselnd und mit großer Sensibilität an.<br />
Le cauchemar<br />
Hans Fallada, neue Übersetzung von Laurence Courtois,<br />
Éditions Denoël, 316 Seiten, ISBN 978-2207144282<br />
(Originaltitel: Der Alpdruck, in Deutschland 1947<br />
erschienen und seither von mehreren Verlagen<br />
herausgegeben, z. B. Gröls-Verlag und Aufbau-Verlag)<br />
Hans Fallada war das Pseudonym von Rudolf Ditzen<br />
(1893-1947). Dieser ist in Frankreich vor allem für sein<br />
Werk Seul dans Berlin (Jeder stirbt für sich allein) bekannt, das oft im<br />
Schulunterricht behandelt wird. Le Cauchmar ist zwar eines seiner<br />
persönlichsten Werke, es ist jedoch seit der letzten Übersetzung (vor<br />
mehr als 60 Jahren) ungerechtfertigt in Vergessenheit geraten. Diese neue<br />
Ausgabe behebt den Mangel, sodass die Franzosen sich einem wichtigen<br />
Werk der deutschen Literatur in einer aktuellen Sprache nähern können.<br />
ROMAN<br />
Le Roman de Tyll Ulespiègle<br />
Daniel Kehlmann, Übersetzung von Juliette Aubert, Éditions<br />
Actes Sud, 405 Seiten, ISBN 978-2330130879 (Originaltitel:<br />
Tyll, in Deutschland 2017 bei Rowohlt erschienen)<br />
2007 erschien in Frankreich die Übersetzung des Buches<br />
Die Vermessung der Welt (2005) des Münchner Schriftstellers<br />
Daniel Kehlmann, eines der herausragendsten Phänomene<br />
der deutschen Literatur nach Das Parfum, die Geschichte<br />
eines Mörders (1985) von Patrick Süskind. Auch im Hexagon war<br />
Kehlmanns Werk ein voller Erfolg. Mit Tyll, einem unkonventionellen Zeitgemälde,<br />
tauchen die Leser nun mitten in den Dreißigjährigen Krieg (1616-1648) ein und<br />
entdecken eine ungewöhnliche Figur der europäischen Kultur. Die moderne und<br />
humorvolle Art des Autors zu schreiben eignet sich ganz besonders für diese<br />
Zeitreise, von der im Übrigen nicht nur die Deutschen und Franzosen angetan<br />
sind: Der amerikanische Konzern Netflix hat bereits angekündigt, auf der Basis<br />
der Romanvorlage eine Serie zu produzieren …<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
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ON REGARDE<br />
ROMANZE<br />
Wenn man liebt, ist man immer schön.<br />
53 Jahre nach Ein Mann und eine Frau (Originaltitel: Un homme<br />
et une femme) vereint Claude Lelouch mit Anouk Aimée und<br />
Jean-Louis Trintignant eines der unvergesslichsten Paare<br />
des französischen Kinos erneut vor der Kamera. Das Spiel ist<br />
gewagt, denn der Film gilt als einer der absoluten Mythen in<br />
der Kinogeschichte Frankreichs und als eine der schönsten<br />
Hymnen an die Liebe, die jemals gedreht wurde. Der Versuch,<br />
Jahre später solche Emotionen erneut wieder aufleben zu<br />
lassen, ist riskant. Und doch ist er mehr als geglückt! Gleich<br />
mit den ersten Bildern ist die so besondere Atmosphäre<br />
von Ein Mann und eine Frau wieder da, wirkt die Magie ein<br />
weiteres Mal. Man spürt dies besonders durch die einfachen<br />
Gesten, das Lächeln, die Blicke voller Emotionen, wenn Anouk<br />
Aimée und Jean-Louis Trintignant sich erneut am Strand<br />
von Deauville begegnen, wie in der berühmt gewordenen<br />
Szene, deren Musik « Chabadabada-daba-dabada » nach wie<br />
vor in allen Köpfen herumspukt. Der Film ist nicht nur eine<br />
wunderschöne Hommage an das Kino und seine Schauspieler,<br />
sondern ein echtes Intermezzo, das verzaubert. Er ist ein<br />
kleiner Glücksmoment, in dem uns klar wird, dass die Zeit, die<br />
vergangen ist, die Falten im Gesicht nicht zählen, denn wenn<br />
man verliebt ist, ist man immer schön, berührend und heiter.<br />
Dies ist umso unverfälschter, wenn der Film, wie in diesem<br />
Fall, von einem Regisseur stammt, der seine Schauspieler von<br />
ganzem Herzen liebt. Großer, sehr großer Lelouch!<br />
Die schönsten Jahre eines<br />
Lebens • Frankreich, 2019, 130 min •<br />
Originaltitel: Les plus belles années<br />
d’une vie • Ein Film von Claude<br />
Lelouch, mit Anouk Aimée, Jean-Louis<br />
Trintignant, Marianne Denicourt, u.<br />
a. • Vorgesehener Filmstart (unter<br />
dem Vorbehalt der Wiedereröffnung<br />
der Kinos) 18. Juni <strong>2020</strong><br />
DRAMA/KOMÖDIE<br />
Zwei einsame Leben in<br />
Paris<br />
Cédric Klapisch, dem man<br />
Filme wie L’Auberge espagnole,<br />
Wiedersehen in St. Petersburg und<br />
So ist Paris verdankt, ist es immer<br />
gelungen, liebevoll und mit viel<br />
Sensibilität die Entwicklungen<br />
unserer heutigen Zeit aufzuzeigen. In diesem dynamischen<br />
Film voller Lebenslust, seinem dreizehnten, beschäftigt<br />
er sich mit einem großen Klassiker des Lebens in großen<br />
Städten: Ehelosigkeit und Einsamkeit. Rémy und Mélanie<br />
sind beide in den Dreißigern und leben im selben Pariser<br />
Stadtviertel. Obwohl sie Nachbarn und beide auf der<br />
Suche nach der verwandten Seele sind, ahnen sie nichts<br />
vom anderen. Dabei trennen sie nur einige Wände,<br />
und sie wären dafür prädestiniert, sich zu begegnen,<br />
sich ineinander zu verlieben. Mit Unterstützung der<br />
sozialen Netzwerke und mehr oder weniger nützlichen<br />
Therapiesitzungen gehen beide einigermaßen erfolgreich<br />
mit ihrer Einsamkeit um. Das könnte so weitergehen,<br />
doch eines Tages treffen sie sich tatsächlich und<br />
endlich wird alles möglich. Der Film tut der Seele gut<br />
und lässt uns, selbst nach einer Zeit der Isolation und<br />
Kontaktbeschränkungen, die Einsamkeit humorvoll und<br />
mit Lebensfreude entdecken. « Vertrauen Sie dem Leben,<br />
Sie haben das Recht, glücklich zu sein », lässt Cédric<br />
Klapisch seine Protagonisten sagen. Eine sehr schöne<br />
Lektion fürs Leben!<br />
Einsam Zweisam • Frankreich, 2019, 106 min •<br />
Originaltitel: Deux moi • Ein Film von Cédric Klapisch,<br />
mit François Civil, Ana Girardot, Camille Cottin, François<br />
Berléand, Pierre Niney, u. a. • Bereits im Handel.<br />
MUSIKFILM/DRAMA<br />
Lebensfreude garantiert!<br />
In einer idealen Welt müssten die Filme von<br />
Jacques Demy (1931-1990) von der Krankenkasse<br />
übernommen werden! Egal, wie wir uns fühlen,<br />
ob wir von Zweifeln geplagt werden oder<br />
schwermütig sind, sie rufen bei uns sofort<br />
Lächeln und Zärtlichkeit hervor. Beim Anblick der<br />
Kultszenen voller Verrücktheit und Lebensfreude,<br />
die von unglaublichen Schauspielern gespielt<br />
werden (Catherine Deneuve, Marcello Mastroianni, François<br />
Dorléac, Michel Piccoli …), bekommt man unweigerlich Lust,<br />
mitzusingen und mitzutanzen. Natürlich sind die<br />
üppigen Dekors und Kostüme, die schreienden<br />
Farben und die unwahrscheinlichen Situationen<br />
überzogen. Das macht aber nichts, denn der Film<br />
tut einfach gut! Arthaus und StudioCanal hatten<br />
die ausgezeichnete Idee, die mitreißenden<br />
Musicals Die Regenschirme von Cherbourg (1964)<br />
und Die Mädchen von Rochefort (1967), sowie den<br />
wunderschönen Märchenfilm Eselshaut (1970)<br />
und die nicht weniger bekannte Filmkomödie<br />
Die Umstandshose (1973) neu aufzulegen. Die Garantie für<br />
mehrere Stunden pure Lebensfreude!<br />
Jacques Demy - Catherine Deneuve • Frankreich, Filme in der Edition: Die Regenschirme von Cherbourg (1964), Die Mädchen<br />
von Rochefort (1967), Eselshaut (1970), Die Umstandshose (1973) • Originaltitel: Les parapluies de Cherbourg, Les Demoiselles<br />
de Rochefort, Peau d’âne, L’évènement le plus important depuis que l’homme a marché sur la lune • Bereits im Handel.<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
DOKUMENTATION<br />
Marseille - Eine<br />
Stadt in Not<br />
Marseille, <strong>Sommer</strong><br />
2019: In La Butte<br />
Bellevue, dem<br />
ärmsten Stadtteil Frankreichs, droht ein Bauprojekt alles<br />
zu verändern. Die Einwohner sind besorgt und versuchen,<br />
trotz sozialer und interkultureller Unterschiede, trotz aller<br />
Spannungen und Schwierigkeiten gemeinsam Front zu<br />
machen. Der Dokumentarfilm erzählt von persönlichen<br />
Schicksalen und von einem gemeinsamen Kampf gegen<br />
eine weitere städtebauliche Verelendung. Und von der<br />
Geschichte eines armen, aber bunten Viertels, in dem Tag<br />
für Tag menschliches Miteinander gelebt wird – mit all<br />
seinen Konflikten, aber auch all seinen positiven Seiten.<br />
Dokumentarfilm von Philippe Pujo, Frankreich 2019, 56 Min.<br />
Mittwoch, 24. Juni <strong>2020</strong> um 22.05 Uhr,<br />
online vom 17. Juni bis 14. Juni <strong>2020</strong> auf arte.tv<br />
DOKUMENTATION<br />
Renault 12<br />
Mit dokumentarischen Mitteln erzählt der Filmemacher<br />
Mohamed El Khatib, wie er seiner verstorbenen Mutter<br />
von Frankreich nach Tanger folgt. In einem alten<br />
Renault 12 – das Auto war in den 1970er Jahren das<br />
Transportmittel vieler Marokkaner – durchquerte er<br />
Frankreich und Spanien, um in Marokko sein Erbe<br />
anzutreten. Der Dokumentarfilm ist das bewegte und<br />
bewegende Roadmovie eines Mannes auf der Suche<br />
nach seinen Wurzeln<br />
und nach sich selbst.<br />
Dokumentarfilm von<br />
Mohamed El Khatib,<br />
Frankreich 2017, 79 Min.<br />
Mittwoch, 15. Juli <strong>2020</strong><br />
um 02.00 Uhr, online vom<br />
8. Juli bis 13. September<br />
<strong>2020</strong> auf arte.tv<br />
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DOKUMENTATION<br />
Hotel Legenden: das Bristol in Paris<br />
Die Geschichte des Hotels Le Bristol ist eng verbunden mit<br />
dem Schicksal seines Gründers. Hippolyte Jammet musste<br />
während der 1930er und 1940er Jahre viele Rückschläge<br />
ertragen, bevor er das erreichte, wovon er immer träumte:<br />
eines der besten Luxus-Hotels in Paris zu schaffen. Bis<br />
heute gehört das Bristol zu den ersten Adressen, wegen<br />
seiner Diskretion auch « Hotel des Schweigens » genannt.<br />
Während des Zweiten Weltkriegs war es in Paris das<br />
einzige Hotel, das nicht von den Deutschen besetzt wurde.<br />
Das brachte Hippolyte Jammet später den Vorwurf der<br />
Kollaboration ein, obwohl<br />
er über Jahre den jüdischen<br />
Architekten Léo Lerman in<br />
Zimmer 106 versteckt hielt.<br />
Dokumentation von Susanne<br />
Brand, Deutschland <strong>2020</strong>, 52 Min.<br />
Sonntag, 2. August <strong>2020</strong> um 16.20<br />
Uhr, online vom 02. August bis<br />
01. September <strong>2020</strong> auf arte.tv<br />
SPIELFILM<br />
Die fabelhafte<br />
Welt<br />
der Amelie<br />
Der Film, der<br />
Audrey Tautou zum Weltstar machte und in Deutschland<br />
über 3,2 Millionen Kinozuschauer verzauberte. Amélie<br />
lebt in ihrer eigenen fabelhaften Welt. Sie hat ein Auge<br />
für Details, die anderen entgehen, und einen Blick<br />
für magische Momente, die flüchtiger sind als ein<br />
Wimperschlag. Als sie beschließt, als gute Fee in das<br />
Leben ihrer Mitmenschen zu treten, schickt sie einen<br />
Gartenzwerg auf Weltreise, zaubert jahrzehntelang<br />
verschollene Liebesbriefe wieder herbei und wird zum<br />
Schutz- und Racheengel in einer Person. Nur wenn es<br />
um ihr eigenes Glück geht, steht Amélie sich selbst im<br />
Weg – bis ihr ein guter Geist auf die Sprünge hilft ...<br />
Spielfilm von Jean-Pierre Jeunet, mit: Audrey Tautou,<br />
Mathieu Kassovitz, Rufus u. a., Frankreich 2000, 120<br />
Min. Sonntag, 2. August <strong>2020</strong> um 20.15 Uhr<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 19
AM TAG ALS …<br />
Es gibt Tage, die anders sind. Sie erscheinen zunächst ganz<br />
« banal », doch dann ereignet sich etwas, das angesichts der<br />
Geschichte eines Landes zwar oft anekdotenhaft wirkt, das<br />
die Menschen dennoch so bewegt, dass sie sich noch lange<br />
daran erinnern. Über solche Tage, die im Gedächtnis der<br />
Franzosen haften geblieben sind, wollen wir in dieser neuen<br />
Rubrik zukünftig berichten.<br />
… die Mona Lisa<br />
gestohlen wurde<br />
Das nennt man Pech: Als der aus Lyon stammende<br />
Maler Louis Béroud (1852-1930) am Morgen des<br />
21. August 1911, einem Montag, im Musée du<br />
Louvre ankommt, weiß er noch nicht, dass dieser Tag vollkommen<br />
anders verlaufen wird, als geplant. Béroud ist zwar<br />
ein talentierter Künstler, die Nachwelt wird sich aber an<br />
ihn vor allem aufgrund dessen erinnern, was er an diesem<br />
Tag entdeckt. Ausgestattet mit Staffelei, Leinwand, Stiften,<br />
Pinseln, Farben sowie einer besonderen Genehmigung betritt<br />
er gemächlich das Museum, um dort im offiziellen<br />
Auftrag eine Kopie des berühmten Gemäldes Mona Lisa<br />
von Leonardo da Vinci (1452-1519) anzufertigen. Die<br />
Lichtverhältnisse im Inneren des Museums sind an diesem<br />
schönen <strong>Sommer</strong>tag ausgesprochen gut. Alles scheint also<br />
zu passen … Als Louis Béroud jedoch den Saal betritt, in<br />
dem das Gemälde normalerweise hängt, stellt er fest, dass<br />
der Platz an der Wand leer ist. Als regelmäßiger Besucher<br />
des Museums erstaunt ihn das zunächst nicht übermäßig,<br />
er spricht sogar mit dem anwesenden Wärter darüber. Beide<br />
Männer gehen davon aus, dass der Museumsfotograf<br />
sich das Gemälde ausgeliehen hat, um Fotos davon zu machen.<br />
Da dies in der Vergangenheit schon öfter vorgekommen<br />
ist, sind sie nicht beunruhigt. Man muss sich nur ein<br />
wenig gedulden. Louis Béroud beschließt, sich die Wartezeit<br />
mit einem Rundgang durch das Museum zu vertreiben.<br />
Als er gegen 11 Uhr zurückkehrt, ist die Mona Lisa<br />
jedoch immer noch nicht an ihrem Platz! Jetzt regt sich bei<br />
ihm Besorgnis, und er bittet den Wärter, die Angelegenheit<br />
mit dem Fotografen zu klären. Doch dieser hat das berühmte<br />
Gemälde nicht ausgeliehen. Plötzlich sind alle<br />
alarmiert: Die Mona Lisa wurde gestohlen! Und ganz gegen<br />
seinen Willen geht Louis Béroud als derjenige in die<br />
Geschichte ein, durch den diese Tatsache bekannt wurde.<br />
Im Museum herrscht nun Panik. Man schließt alle<br />
Türen, benachrichtigt den Direktor, der wiederum den<br />
Kultusminister informiert; der Präfekt von Paris in Person<br />
begibt sich in Begleitung einer kleinen Armee von Ermittlungsbeamten<br />
vor Ort. Eine ganze Woche lang durchsuchen<br />
sie jeden Winkel des Louvre, befragen alle 257<br />
Mitarbeiter und nehmen dabei von allen die Fingerabdrücke,<br />
eine für die französische Polizei ganz neue Technik.<br />
Sie werden mit den Abdrücken verglichen, die auf dem<br />
Schaukasten gefunden wurden, den man vor nicht allzu<br />
langer Zeit zum Schutz des Gemäldes installieren ließ.<br />
Leider finden die Beamten keine Übereinstimmung …<br />
Gleichzeitig geht die Affäre durch die gesamte Presse<br />
und wird zu DEM Thema, das in Frankreich in aller<br />
Munde ist. Nach der Wiedereröffnung drängen unglaublich<br />
viele Neugierige in den Louvre, um sich davon zu<br />
überzeugen, dass das berühmte Gemälde tatsächlich abhandengekommen<br />
ist. Die Gemüter erhitzen sich mehr<br />
und mehr, die verrücktesten Thesen machen die Runde.<br />
Man spricht beispielsweise davon, dass der deutsche<br />
Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) der Drahtzieher des<br />
Diebstahls sei, um Frankreich in den politisch unruhigen<br />
Zeiten zu destabilisieren … Auch ohne soziale Netzwerke<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
AM TAG ALS …<br />
verbreiten sich in Windeseile die unglaublichsten Theorien<br />
im ganzen Land.<br />
Die besten Ermittler Frankreichs werden in dieser Angelegenheit<br />
mobilisiert, doch ohne Erfolg: Die Mona Lisa<br />
ist und bleibt verschwunden. Dann nimmt die an sich bereits<br />
unfassbare Geschichte eine noch abenteuerlichere Wendung:<br />
Der Verdacht richtet sich auf Guillaume Apollinaire<br />
(1880-1918). Am 7. September findet bei ihm eine Hausdurchsuchung<br />
statt. In der Wohnung des berühmten<br />
Dichters entdeckt man zwar nicht die Mona Lisa, allerdings<br />
einige kleine Statuen, die mehrere Jahre zuvor im<br />
Louvre gestohlen wurden. Dies bringt Apollinaire eine<br />
Woche im Pariser Gefängnis La Santé ein, eine Erfahrung,<br />
die im Leben und Werk des Dichters ihre Spuren<br />
hinterlässt. Die Ermittlungen fördern zutage, dass es<br />
Géry Pieret (1884 - ca. 1918) war, sein Freund und Sekretär,<br />
der ihm die kleinen Statuen verkauft hat. Pieret ist<br />
ein seltsamer Typ, Dieb und Fabulierer in einer Person.<br />
Er hat die Kunstwerke in der Tat im Louvre gestohlen,<br />
was er gegenüber Apollinaire sogar zugab. Dieser glaubte<br />
jedoch an einen Scherz und kaufte ihm die Figuren für<br />
einen bescheidenen Betrag ab. Was die Geschichte noch<br />
pikanter macht: Ein Freund von Apollinaire, der Maler<br />
Pablo Picasso (1881-1973), tat es ihm gleich. Letzterer hat<br />
sich sogar von einer der Statuen zu einem seiner berühmtesten<br />
Gemälde inspirieren lassen, das er 1907 realisierte:<br />
Les Demoiselles d’Avignon. Aufgrund der Fakten hätte<br />
man die beiden Künstler für die Hehlerei dieser Kunstgegenstände<br />
– die sie jedoch schlussendlich an den Louvre<br />
zurückgeben – anklagen können, doch der Polizei wird<br />
schnell klar, dass sie mit dem Diebstahl der Mona Lisa<br />
nichts zu tun haben. Angesichts der Proteste des Volkes<br />
bezüglich der Verhaftung von Apollinaire, wird auf<br />
höchster Ebene entschieden, die Angelegenheit ad acta<br />
zu legen. Was aber aus der Mona Lisa geworden ist, weiß<br />
man zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht …<br />
Es dauert zwei Jahre, bis das Geheimnis endlich gelüftet<br />
wird: Ein italienischer Kunsthändler in Florenz<br />
erhält im Dezember 1913 ein Schreiben mit einem gelinde<br />
gesagt unerwarteten Angebot. Ein gewisser Vincenzo<br />
Leonard bietet ihm darin nicht mehr und nicht weniger<br />
als den Kauf der Mona Lisa an, die sich angeblich in seinem<br />
Besitz befindet. Der Kunsthändler wird neugierig<br />
und vereinbart ein Treffen, bei dem ihm der Verkäufer zur<br />
größten Überraschung tatsächlich das berühmte Gemälde<br />
anbietet. Der Händler benachrichtigt die Polizei, der Verkäufer<br />
wird verhaftet. Dieser gibt<br />
zu, dass er in Wirklichkeit<br />
Vincenzo Peruggia (1881-<br />
1925) heißt und Italiener<br />
ist. Er hat mehrere Jahre<br />
in Paris gelebt und 1911<br />
im Musée du Louvre den<br />
Glaskasten zum Schutz<br />
der Mona Lisa installiert,<br />
auf dem man einen Fingerabdruck<br />
gefunden hat … Obwohl die Polizei Peruggia<br />
1911 zweimal zur Abnahme der Fingerabdrücke vorgeladen<br />
hatte, war dieser den Aufforderungen nicht gefolgt<br />
und die Polizei hatte es nicht für notwendig befunden,<br />
ihn dazu zu zwingen. Schließlich ergibt ein Vergleich der<br />
Fingerabdrücke, dass diese tatsächlich übereinstimmen.<br />
Vincenzo Peruggia erklärt den italienischen Polizeibeamten<br />
ganz gelassen, dass er den Morgen des 21. August<br />
1911 abgewartet habe, da der Louvre montags für die<br />
Öffentlichkeit geschlossen ist. Er habe dann das Gemälde<br />
einfach abgehängt und diskret mitgenommen. Zur großen<br />
Überraschung der Ermittler gesteht Peruggia, die Mona<br />
Lisa zwei Jahre lang unter dem Bett in seinem Zimmer<br />
im Dachgeschoss eines bescheidenen Gebäudes in der<br />
Rue de l’hôpital Saint-Louis <strong>Nr</strong>. 5 (X. Arrondissement)<br />
versteckt zu haben. Erst 1913, bei seiner Rückkehr nach<br />
Italien, habe er sich entschlossen, es zu verkaufen. Dieses<br />
Geständnis ist eine regelrechte Blamage für die Pariser<br />
Polizei, da diese Peruggia einige Tage nach dem Diebstahl<br />
sogar bei sich zu Hause verhört hatte!<br />
Als Erklärung für seine Tat liefert Vincenzo Peruggia<br />
mehrere Versionen, unter anderem die Tatsache, dass<br />
die Mona Lisa einer Jugendliebe ähnlich sehe, sowie den<br />
Wunsch, seinem Land durch einen « politischen » Akt<br />
das Meisterwerk von Leonardo da Vinci wiederzugeben.<br />
Das Gemälde war 1518 vom französischen König<br />
Franz I. (1494-1547) gekauft und zunächst auf Schloss<br />
Fontainebleau (Seine-et-Marne) installiert worden, bevor<br />
Ludwig XIV. (1643-1715) es dann nach Paris überführte.<br />
Die italienische Justiz verurteilt Vincenzo Peruggia für<br />
die unglaubliche Tat zu einer Gefängnisstrafe von einem<br />
Jahr. Da seine verrückte Handlung letztendlich aber die<br />
Herzen der Italiener rührt, wird er bereits nach wenigen<br />
Monaten wieder entlassen.<br />
Die Mona Lisa wird zunächst unter stürmischem Jubel<br />
von Florenz über Rom bis nach Mailand transportiert und<br />
schließlich am 30. Dezember 1913 sorgsam im Schlafwagenabteil<br />
eines Zuges nach Paris verstaut. Am nächsten<br />
Tag nimmt der französische Regierungschef Gaston<br />
Doumergue (1863-1937) sie um 14.38 Uhr höchstpersönlich<br />
am Pariser Gare de Lyon unter dem Applaus Hunderter<br />
Pariser in Empfang.<br />
Diese Geschichte spukt nach wie vor in den Köpfen<br />
der Menschen herum. So informierte die amerikanische<br />
Schauspielerin und Produzentin Jodie Foster, die perfekt<br />
Französisch spricht, im Februar dieses Jahres über<br />
ihre Pläne, einen Kinofilm<br />
nach dem historischen<br />
Roman von Seymour Reit<br />
(1918-2001) « The day they<br />
stole the Mona Lisa » zu<br />
produzieren und dabei<br />
selbst hinter der Kamera<br />
zu stehen. Die Dreharbeiten<br />
in Frankreich sollen<br />
zwei Monate dauern.<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
ON ÉCOUTE<br />
KLASSIK<br />
Komponistinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
Interpretinnen: Juliette Hurel und Hélène Couvert<br />
Was bei dieser CD durch die beeindruckend flüssige<br />
Interpretation zuerst auffällt, ist eine große Vertrautheit. Die<br />
Vertrautheit zweier Frauen, die sich gut kennen und zu den<br />
größten französischen Interpretinnen klassischer Musik zählen:<br />
Juliette Hurel (Flöte) und Hélène Couvert (Klavier). Als nächstes<br />
wird man sich bewusst, dass diese beiden Musikerinnen<br />
vor ihren männlichen Geschlechtsgenossen (aber ist das so<br />
erstaunlich?) auf eine ausgezeichnete Idee kamen und diese<br />
erfolgreich umsetzten. Sie haben nämlich ein ganzes Album<br />
fünf talentierten Komponistinnen gewidmet, die zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts in Frankreich lebten: Mel Bonis (1858-<br />
1937), Augusta Holmès (1847-1903), Clémence de Grandval<br />
(1828-1907), Cécile Chaminade (1857-1944) und Lili Boulanger<br />
(1893-1918). Namen, die heute den meisten Menschen<br />
vermutlich nicht viel sagen. Umso aufschlussreicher, wenn<br />
man beispielsweise weiß, das Cécile Chaminade schon in<br />
jungen Jahren ein<br />
außerordentliches<br />
Talent offenbarte,<br />
dass sogar Georges<br />
Bizet sie als Mon petit Mozart bezeichnete. Oder dass Mel<br />
Bonis, die für die Weltausstellung von 1889 ein monumentales<br />
Werk für mehr als tausend Musiker komponierte, Komponisten<br />
wie Liszt, Wagner und Saint-Saëns beeindruckte. Ihr richtiger<br />
Name war zwar Mélanie Bonis, doch mit Mel Bonis konnte sie<br />
einen gewissen Zweifel über ihr Geschlecht im Raum stehen<br />
lassen … Man kann sich gut vorstellen, dass diese Frauen es<br />
nicht leicht hatten, sich einen Platz in der vorwiegend von<br />
Männern beherrschten Welt der Musik zu erobern. Ein großer<br />
Dank an Juliette Hurel und Hélène Couvert, dass sie uns<br />
diese Frauen entdecken lassen und ihnen eine wohlverdiente<br />
Hommage erweisen.<br />
CHANSON<br />
Julie Lagarrigue: Amours sorcières<br />
CHANSON<br />
Louise<br />
Verneuil:<br />
Lumière<br />
noire<br />
Dieses Erstlingswerk<br />
einer gerade dreißigjährigen Texterin und<br />
Komponistin erstaunt durch seine Reife und<br />
ist eindeutig unser Coup de cœur! Louise<br />
Verneuil stammt aus Antibes (Alpes-Maritimes)<br />
und ist nicht nur in der Lage, von tiefster<br />
Melancholie (A mort amant) zu einer lebhaften<br />
Musik, die in die Beine geht (Le Beau Monde), zu<br />
wechseln, sondern auch problemlos zwischen<br />
Französisch und Englisch (Blue Sunday).<br />
Dabei erzählt sie genauso objektiv von einer<br />
toxischen Liebe (Nicotine) wie von ihrer<br />
Urgroßmutter (Emerancia). Am 10. April <strong>2020</strong>,<br />
dem Erscheinungstag ihrer CD in Frankreich,<br />
wandte sie sich sichtlich bewegt ans Publikum:<br />
« Ich hoffe, dass die Chansons euer Herz<br />
berühren, dass sie Teil eures Lebens werden. »<br />
Die Hoffnung hat sich voll erfüllt, Louise,<br />
möchte man ihr sagen! Vielen Dank und bravo!<br />
Davon möchten wir noch mehr hören!<br />
Lauscht man Julie Lagarrigue, ist es, als höre<br />
man einer Freundin zu, mit der man im <strong>Sommer</strong><br />
in einem schönen Garten unter einem schattigen<br />
Baum fröhlich beim Aperitif zusammensitzt. Die<br />
Musik der jungen Frau aus Bordeaux erscheint<br />
abwechselnd heiter, bewegend, poetisch,<br />
manchmal auch frivol. Es ist, als flüstere sie uns<br />
etwas ins Ohr, als vertraue sie uns persönliche<br />
Gedanken an, vom lauen Wind, der um ihre<br />
Schultern streicht (Le vent du sud), von der<br />
Erwartung, dass man ihr etwas Liebevolles sagt<br />
(Dis le moi), von den Gedanken, die sie sich über<br />
sich selbst macht (Je parle comme je pense) oder<br />
vom Mann ihres Lebens, den sie auf eine sehr<br />
lustige Art beschreibt (Mon mec est un scientifique).<br />
Ein nahezu verzauberndes Album, das gekonnt die<br />
Seele des französischen Chansons und den Stil<br />
von Anne Sylvestre verkörpert, deren Workshops<br />
Julie Lagarrigue besuchte. Es lässt den Texten<br />
Raum, spielt mit Worten<br />
und gibt einer<br />
ausgesprochen<br />
aufmunternden<br />
Stimme, die uns<br />
sprichwörtlich<br />
hinreißt, die<br />
Möglichkeit, sich<br />
auszudrücken.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 23
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne/Finistère<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Pont-Aven<br />
Inspirierende Bretagne!<br />
Die kleine Gemeinde Pont-Aven (Finistère) bildet mit ihrer ruhigen<br />
und idyllischen Ausstrahlung einen erstaunlichen Kontrast zu den<br />
grandiosen Bildern eines ungestümen Meeres, das gegen zerklüftete<br />
Felsen peitscht, wie man sie von der nördlichen Bretagne im Kopf<br />
hat. Sie liegt am Ufer des Flusses Aven, der große Granitfelsen umspült<br />
und von den Gezeiten des nahe gelegenen Meeres bestimmt<br />
wird. Ab 1850 zog der Ort viele Künstler an, die auf der Suche nach<br />
Inspirationsquellen waren. Unter dem Einfluss von Paul Gauguin<br />
(1848-1903) entstand dort innerhalb kurzer Zeit ein neuer Stil, die<br />
« Schule von Pont-Aven », die zur Entstehung der modernen Malerei<br />
beitrug.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne/Finistère<br />
Für Austern-Liebhaber,<br />
die Überraschungen lieben<br />
Der Aven führt Brackwasser, das<br />
gezeitenbedingt aus einer im Tagesverlauf<br />
schwankenden Mischung aus dem<br />
Süßwasser des Flusses und salzigem<br />
Meerwasser besteht. Diese Charakteristik<br />
hat einige Austernzüchter dazu veranlasst,<br />
sich in Pont-Aven niederzulassen.<br />
Sie produzieren dort eine in ihrer Art<br />
einzigartige Auster namens Huître plate du<br />
Bélon, die bei Kennern besonders wegen<br />
ihres zarten, nussigen Geschmacks begehrt<br />
ist. Die Austernzüchter haben meist<br />
kleine Terrassen oberhalb des Flusses<br />
eingerichtet, auf denen man angenehm<br />
sitzt und die Austern mit einem Glas<br />
Muscadet aus dem Pays Nantais verkosten<br />
kann. Die Garantie für einen angenehmen<br />
Augenblick der Entspannung!<br />
Kein Zweifel, das Fremdenverkehrsamt von<br />
Pont-Aven hätte auch heute nichts gegen<br />
einen Botschafter wie Paul Gauguin, der<br />
im März 1888 zur Feder griff und einem seiner<br />
Pariser Freunde, dem Maler Claude-Emile<br />
Schuffenecker (1851-1934), folgende Zeilen<br />
schrieb: « Ich liebe die Bretagne, dort finde ich<br />
das Wilde, das Primitive. Wenn meine Holzschuhe<br />
auf diesem Granitboden widerhallen,<br />
dann höre ich den schweren und matten Ton, den<br />
ich in der Malerei suche. » Er wusste nur zu gut,<br />
dass diese Worte mit Sicherheit Neugier wecken<br />
und Lust darauf machen würden, die authentische<br />
Gegend zu entdecken! Es war nicht der einzige<br />
Brief, den er schrieb. Gauguin hatte sich in die Bretagne<br />
verliebt, das gedachte er, seine Künstlerfreunde,<br />
vor allem diejenigen in Paris, wissen zu<br />
lassen. Zumal das kleine Dorf praktischerweise<br />
ganz in der Nähe der neuen Eisenbahnlinie lag, also<br />
von Paris aus gut erreichbar war.<br />
Gewiss, Gauguin war nicht der Erste, der<br />
dem Charme von Pont-Aven verfallen war. Doch<br />
aufgrund seiner Berühmtheit, die er 1888 bereits<br />
erlangt hatte, sollte er sich für den Ort als sehr<br />
wichtig erweisen. Schon seit 1850 hatten sich<br />
Ob im Dorf oder im Wäldchen Bois d‘Amour,<br />
das Wasser des Flusses Aven war eine<br />
Inspirationsquelle für die Künstler. Paul<br />
Gauguin bildete da keine Ausnahme,<br />
wie man an dem Bild rechts Moulin à<br />
Pont-Aven aus dem Jahr 1894 sieht.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 27
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne/Finistère<br />
immer mehr « Fremde » in dieses bretonische « Nest »<br />
vorgewagt. Die meisten davon waren Ausländer: viele<br />
Engländer und Holländer, einige Deutsche und Amerikaner.<br />
Das Besondere daran war, dass es sich dabei fast<br />
ausschließlich um Künstler handelte – Maler und Schriftsteller<br />
– und dass alle sofort hingerissen waren, wenn sie<br />
diese ruhige und erholsame Gemeinde am Ufer des Aven<br />
entdeckten. Pont-Aven war der ideale Ort, um günstig den<br />
<strong>Sommer</strong> zu verbringen. Gauguin konnte davon ein Lied<br />
singen: Seitdem er seinen gut bezahlten Beruf als Makler<br />
an der Pariser Börse aufgegeben hatte, um sich voll und<br />
ganz der Malerei zu widmen, hatte er quasi keinen Sou<br />
mehr in der Tasche. Einige Monate außerhalb von Paris<br />
zu verbringen, war daher aus finanzieller Sicht gar nicht<br />
so einfach. Aber wie er feststellte, war das in Pont-Aven<br />
durchaus möglich, zumal das Dorf sich als erstaunliche<br />
Inspirationsquelle erwies.<br />
Im Laufe der Jahre entstand in Pont-Aven – vor allem<br />
im <strong>Sommer</strong> – eine regelrechte kleine « Künstlerkolonie ».<br />
Zunächst wohnten alle Künstler in Privatunterkünften.<br />
Die Einwohner, waren über den Zustrom zwar erstaunt,<br />
andererseits aber auch froh, denn die einst florierenden<br />
Mühlen schlossen eine nach der anderen, und so hatten sie<br />
Gelegenheit, durch das Angebot von Unterkunft, manchmal<br />
auch Verpflegung, ein paar Francs zu verdienen. Angesichts<br />
der Nachfrage eröffneten mit der Zeit die ersten<br />
Pensionen und Hotels. In dem winzigen, bretonischen<br />
Dorf entstanden – wer hätte es jemals gedacht – mehr<br />
oder weniger international ausgerichtete und wohlhabende<br />
Viertel: Engländer und Amerikaner stiegen im Hôtel<br />
des Voyageurs ab, die wohlhabendsten Franzosen im Hôtel<br />
du Lion d‘Or, während sich bescheidenere Menschen mit<br />
der Pension Gloanec zufriedengaben, wo auch Gauguin<br />
wohnte.<br />
Zwischen 1886 und 1894 kam der Maler insgesamt fünf<br />
Mal nach Pont-Aven. Wie die anderen Künstler in seinem<br />
Umfeld war auch er besonders sensibel für das Licht und<br />
die Farben des Ortes. Die Bretagne war bei Malern eher<br />
für ihren schönen Himmel und die zerklüftete, ursprüngliche<br />
Küste bekannt. Ein Dorf wie Pont-Aven, das sich an<br />
die Windungen eines Flusses schmiegt, stellte daher ein<br />
unerwartetes Intermezzo dar. Alles strahlte Sanftheit und<br />
Ruhe aus. Es war in gewisser Weise eine ruhige Bretagne,<br />
in der die Maler im <strong>Sommer</strong> nicht das Risiko eingingen,<br />
dass ihre Staffelei von einer der berühmten bretonischen<br />
Windböen weggeblasen wurde. Das war nicht zu verachten.<br />
Wie viele andere bekam auch Gauguin nach seiner Ankunft<br />
aus Paris sofort Lust, die Natur und die Landschaft dieser<br />
Gegend zu malen. Dazu musste er gar nicht weit gehen, er<br />
konnte sich einfach an das Fenster seines Zimmers setzen,<br />
denn von dort blickte er direkt auf das Tal des Aven, das bis<br />
zum Ozean führt. Oder er installierte sich auf einem der<br />
schattigen Wege im Wäldchen mit dem hübschen Namen<br />
Bois d‘Amour.<br />
Abends saß Gauguin gerne in der Pension Gloanec mit<br />
anderen Künstlern zusammen. Bei einem guten Essen und<br />
einer Schale Cidre – auch Wein wurde von vielen geschätzt<br />
– erzählte dann jeder von seinen Erlebnissen des Tages. Man<br />
gab sich gegenseitig Tipps für Orte, an denen es sich lohnt,<br />
die Staffelei aufzustellen, tauschte Eindrücke von dieser oder<br />
jener Landschaft aus. Die Atmosphäre war sehr gesellig, die<br />
in Paris übliche Konkurrenz zwischen den Künstlern suchte<br />
man hier vergeblich. Das war besonders schätzenswert.<br />
Schnell wurde der Einfluss Gauguins auf die Künstlergemeinschaft<br />
in Pont-Aven spürbar. Man muss wissen,<br />
dass er ein Genießer war, gerne Reden schwang und es<br />
mochte, wenn man ihm zuhörte. Die Aufenthalte in<br />
Pont-Aven waren für ihn die Gelegenheit, viele Künstler<br />
zu treffen, die wesentlich jünger waren als er – manchmal<br />
bis zu zwanzig Jahre – und denen er Ratschläge geben<br />
konnte. So umgab sich Gauguin schließlich jedes Mal mit<br />
Für Leckermäuler: Galettes de Pont-Aven<br />
Die Galettes de Pont-Aven sind nach den Malern unbestritten die Stars des Dorfes. Sie<br />
zeugen von einer Zeit, als die bretonischen Bauern ihren Weizen in einer der zahlreichen<br />
Mühlen am Ufer des Flusses Aven mahlen ließen. Dieses Gebäck mit dem guten Geschmack<br />
bretonischer Butter wird hier häufiger zu warmen Getränken und als Dessert gegessen, als<br />
die sonst in der Bretagne so beliebten Crêpes. Im Dorf gibt es zahlreiche Geschäfte, die sich<br />
auf Galettes spezialisiert haben. Eine der bekanntesten Marken ist Traou Mad (« gute Sache »<br />
auf Bretonisch). Ein Tipp: In den Supermärkten der Umgebung sind die Preise in der Regel<br />
günstiger als in den zahlreichen Boutiquen im Ort, während man im Dorf dagegen eine<br />
größere Auswahl hat, vor allem was die typischen Metalldosen angeht, in denen die Galettes de<br />
Pont-Aven vor Feuchtigkeit geschützt sind und länger frisch bleiben.<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Blick auf den Fluss<br />
Aven. Carnet de<br />
voyage von Anselmo<br />
Bucchi, 1913, Musée<br />
de Pont-Aven.<br />
L‘attente von Afred<br />
Delobbe, 1885,<br />
Musée de Pont-Aven<br />
mehreren Schülern und wurde de facto zum führenden Kopf einer Künstlerbewegung, die als École<br />
de Pont-Aven bekannt wurde. Zwei Gemälde, die beide im August 1888 dort entstanden, illustrieren<br />
den kreativen und innovativen Geist dieser Strömung besonders gut: Le Sermon ou la Lutte de Jacob<br />
avec l ’Ange von Gauguin und Les Bretonnes dans la prairie des jungen Emile Bernard (1868-1941). Die<br />
beiden auf ein Minimum reduzierten Bilder – denen vor allem die Perspektive fehlt – stellten eine<br />
tiefgreifende Veränderung der Kunstwelt dar und gehörten zu den ersten Vorboten der Moderne.<br />
Einen Monat später traf der junge Maler Paul Sérusier (1864-1927) im Bois d‘Amour, dem beliebten<br />
Treffpunkt der Künstler, auf Gauguin. Sérusier hielt sich zum ersten Mal in Pont-Aven auf, am<br />
folgenden Tag musste er abreisen. Doch kurz vorher kam er noch in den Genuss eines Meisterkurses<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 29
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne/Finistère<br />
von Gauguin. Quasi nach Anleitung des großen Malers schuf Sérusier<br />
dort, mitten im Wald, auf einer kleinen Tafel aus Pappelholz<br />
ein Bild, das für sich allein die Ideen und jüngsten Erkenntnisse<br />
der École de Pont-Aven perfekt zusammenfasst: Le Talisman. Die<br />
Ratschläge, die Gauguin dem jungen Mann gab, sind schriftlich<br />
festgehalten und wurden berühmt, formten sie doch die Basis für<br />
eine neue Bewegung, den Synthetismus, der einen tiefgreifenden<br />
künstlerischen Bruch darstellte. Gauguin ermutigte Sérusier, sich<br />
aufs Wesentliche zu konzentrieren, die Farben so zu malen, wie er<br />
sie fühlte, nicht nur, wie er sie sah: « Wie sehen Sie diesen Baum »,<br />
fragte er Sérusier und fuhr fort: « Ist er richtig grün? Dann nehmen<br />
Sie Grün, das schönste Grün Ihrer Palette; und dieser Schatten<br />
eher blau? Dann haben Sie keine Angst, ihn so blau wie möglich zu<br />
malen! » Als Sérusier mit seinem Bild nach Paris zurückkehrte, war<br />
das Erstaunen angesichts dieses neuen künstlerischen Ansatzes so<br />
groß, dass es in der Tat zum Talisman für eine neue Kunstströmung<br />
wurde. Die entstandene Künstlergruppe gab sich später den Namen<br />
Links: Breton au bol von Jacques Vaillant, 1913, Musée de Pont-Aven.<br />
Unten: Portrait de femme von Allan Deacon, undatiert, Musée de Pont-Aven.<br />
Rechts: Zu den Werken im Musée de Pont-Aven gehört auch die Buste de Janedik<br />
Cueff von Louis-Henri Nicot, 1928. Es war ein vorbereitendes Werk für ein<br />
Monument, das heute in der Grünanlage Théodore Botrel in Pont-Aven steht.<br />
Für Kinofreunde<br />
Der Film Les Galettes de<br />
Pont-Aven gehört zu den<br />
großen Klassikern des<br />
französischen Kinos. Es<br />
ist eine liebevolle, lustige<br />
und oft schräge Komödie ganz im Stil<br />
des « Freigeistes » der 68er-Bewegung.<br />
Der Film hat die Franzosen vor allem<br />
durch die Darstellung von Jean-Pierre<br />
Marielle (1932-2019) geprägt, der die<br />
Rolle eines Regenschirmverkäufers<br />
spielte, der von der Schönheit der<br />
Frauen besessen und oft schelmisch<br />
und anzüglich war.<br />
Les Galettes de Pont-Aven, Frankreich<br />
19<strong>75</strong>, 105 min, ein Film von Joël Séria,<br />
mit Jean-Pierre Marielle, Andréa Ferréol,<br />
Claude Piéplu, Romain Bouteile,<br />
Dominique Lavanant, u. a. Als DVD in<br />
französischer Sprache erhältlich.
« Nabis », der hebräische Begriff für<br />
« die Propheten ».<br />
Dieses Werk ist heute Teil einer<br />
vielfältigen Sammlung, die der École<br />
de Pont-Aven gewidmet und im Museum<br />
des Ortes zu besichtigen ist.<br />
Das lange Zeit bescheidene örtliche<br />
Museum hat sich dank ambitionierter<br />
Bewohner und einer couragierten<br />
Stadtverwaltung zu einem der<br />
fesselndsten Museen Frankreichs<br />
entwickelt. Ob vor oder nach einem<br />
Spaziergang entlang des Flusses<br />
Aven oder im Bois d‘Amour: Ein Besuch<br />
dort tut gut, denn man kann<br />
dabei heute noch das nachvollziehen,<br />
was die Künstler im 19. Jahrhundert<br />
in diesem Ort angezogen hat. Kein<br />
Zweifel: Die Magie von Pont-Aven<br />
wirkt auch heute noch!<br />
Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />
Pont-Aven …<br />
… Berlin 1578 km … Hamburg 1430 km<br />
… Köln 1014 km … Frankfurt 1099 km<br />
… München 1357 km … Wien 1763 km<br />
… Zürich 1085 km … Paris 533 km<br />
… Brest 100 km … Quimper 35 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen wird, ist Nantes-Atlantique<br />
(203 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
befindet sich in Quimper (33 km).<br />
Office de Tourisme de Pont-Aven<br />
3, rue des Meunières<br />
29930 Pont-Aven<br />
Telefon: +33 (0)2 98 06 87 90<br />
www.bretagne-cornouaille-ocean.<br />
com<br />
Musée de Pont-Aven<br />
Place Julia<br />
29930 Pont-Aven<br />
Telefon: +33 (0)2 98 06 14 43<br />
www.museepontaven.fr<br />
Eintritt 5 €, ermäßigt 3 €<br />
Ile de Sein<br />
Brest<br />
Quimper<br />
Lannion<br />
N12/E50<br />
Saint-Brieuc<br />
N164<br />
Pont-Aven<br />
N165/E60<br />
D768<br />
Lorient<br />
Vannes<br />
Quiberon<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 73:<br />
Pays bigouden, die Bretagne in<br />
konzentrierter Form (20 km entfernt)<br />
Im äußersten Westen der<br />
Bretagne bilden 20 Gemeinden<br />
eine kleine Region: das<br />
Pays bigouden. Hier wird<br />
die wilde Schönheit der<br />
bretonischen Landschaft in<br />
besonderem Maße durch die<br />
Entschlossenheit und den<br />
Mut der Menschen ergänzt, Eigenschaften, welche die Femme<br />
bigoudène mit ihrer Tracht und der berühmten Spitzenhaube<br />
seit Generationen verkörpert.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66:<br />
Locronan, die bretonische Seele par excellence<br />
(50 km entfernt)<br />
Im Süden des Departements Finistère, rund 15<br />
Kilometer nordwestlich von Quimper und nur<br />
fünf Kilometer vom Meer entfernt, liegt das<br />
Dorf Locronan,eines « der schönsten Dörfer<br />
Frankreichs ». Es ist nicht von der Hand zu<br />
weisen, dass Locronan ein wenig die Seele der<br />
ganzen Bretagne widerspiegelt. Und das Dorf<br />
ist vor allem auch deshalb einen Besuch wert,<br />
weil seine Bewohner es verstanden haben, eine Authentizität<br />
zu wahren, die man in Dörfern mit einem derartigen<br />
Bekanntheitsgrad nur selten findet.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 31
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />
Dies ist die unglaubliche Geschichte<br />
von zwei Felsbrocken,<br />
die einige Bootsminuten vor der<br />
Küste des Departements Var im<br />
Meer liegen. Bendor und Les<br />
Embiez. Zwei kleine Inseln, Luftlinie<br />
sechs Kilometer voneinander<br />
entfernt. In den 50er-Jahren<br />
stachen sie einem Franzosen mit einem bemerkenswerten Werdegang<br />
ins Auge. Dieser Mann war Paul Ricard (1909-1997), in der<br />
ganzen Welt bekannt für das berühmte Anisgetränk, mit dem er sein<br />
Vermögen machte. Er kaufte die beiden Inseln und kreierte dort ein<br />
kleines Universum, dem nur seine Träume Grenzen setzen konnten.<br />
Besichtigt man heute Bendor und Les Embiez, dann taucht man nicht<br />
nur in eine Postkartenidylle mit türkisfarbenem Wasser ein, sondern<br />
auch in das bemerkenswerte Schicksal dieses Menschen.<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />
Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ihre<br />
Wünsche auf elementare Art befriedigen<br />
« wollen; ich habe weder einen prunkvollen<br />
Wohnsitz noch eine Sammlung mit Meisterwerken,<br />
weder eine Prinzenjacht noch einen<br />
spektakulären Lebensstil […] Mein Glück<br />
liegt darin, andere das entdecken zu lassen,<br />
was ich selbst entdeckt habe, sie von schönen<br />
Dingen profitieren zu lassen, die mir geschenkt<br />
wurden, und von den Gelegenheiten, die ich<br />
aufgespürt habe. » So drückt sich Paul Ricard<br />
1983, im Alter von 74 Jahren, in seinem Buch<br />
La passion de créer aus, das er seinen zahlreichen<br />
Enkeln widmete. Eine derartige Aussage<br />
von einem der reichsten französischen<br />
Unternehmer des letzten Jahrhunderts, dem<br />
Gründer und Inhaber eines richtiggehenden<br />
Imperiums: dem Ricard-Konzern? Das Bild<br />
eines einfachen, großzügigen und altruistischen<br />
Menschen erscheint beinahe zu<br />
schmeichelhaft, um wahr zu sein. Auf jeden<br />
Fall ist diese Facette von Paul Ricard für den<br />
Touristen, der heute die Inseln Bendor und<br />
Les Embiez besucht, nicht einfach zu erkennen.<br />
Seien wir ehrlich, die beiden Inseln können<br />
auf den ersten Blick eher abschreckend<br />
wirken.<br />
Dies liegt bereits an ihrem Status: Wie<br />
der andere offizielle Name – Les îles Paul<br />
Ricard – aussagt, sind sie in Privatbesitz. In<br />
einem Land wie Frankreich, das auf einen<br />
1985 in Kraft getretenen Gesetzestext zum<br />
Schutz seiner Küsten besonders stolz ist, liegt<br />
so eine Bezeichnung heute nicht wirklich<br />
« im Trend ». Im Loi littoral ist nämlich das<br />
fundamentale Prinzip, das jedermann einen<br />
freien Zugang zum gesamten französischen<br />
Küstengebiet garantiert, juristisch abgesichert.<br />
Die Privatisierung von Küstengebieten<br />
ist daher in Frankreich eine Ausnahme<br />
und kommt bei den Menschen<br />
eher negativ an. Andererseits kann<br />
sich ein Besucher aber auch von einem<br />
anderen Aspekt abgeschreckt fühlen:<br />
Wenn er nämlich feststellt, dass er<br />
die Insel ausschließlich mit den Booten<br />
der Compagnie Paul Ricard erreichen<br />
kann, die – aufgrund ihrer Monopolstellung<br />
– nicht gerade günstig<br />
sind. Die fünfminütige Fahrt zur<br />
nur einige Hundert Meter entfernten<br />
Insel Bendor – man hat fast den<br />
Eindruck, hinüberschwimmen zu<br />
können –, kostet von Bandol aus hin und zurück<br />
stolze 17 Euro. Touristen und Bewohner<br />
der Region sind sich einig, dass dies sehr<br />
teuer ist. Umso mehr, wenn man weiß, dass<br />
alle Ausgaben auf Bendor und Les Embiez<br />
(Restaurants, Hotels, Geschäfte, Museen …)<br />
in ein und dieselbe Tasche fließen, nämlich<br />
ebenfalls in die des Unternehmens Paul Ricard.<br />
Soll man deshalb auf den Besuch der<br />
Inseln verzichten? Auf keinen Fall! Jede für<br />
sich bietet den Rahmen für einen wunderschönen<br />
und fesselnden Tagesausflug oder<br />
sogar für einen mehrtägigen Aufenthalt. Um<br />
das Erlebnis allerdings richtig auskosten zu<br />
können, sollte man zunächst die Dinge etwas<br />
distanzierter angehen und in die spannende<br />
Geschichte dessen eintauchen, der die Inseln<br />
zu dem gemacht hat, was sie heute sind: Paul<br />
Ricard.<br />
Paul Ricard –<br />
das Schicksal eines Unternehmers<br />
Paul Ricard wird am 9. Juli 1909 in Marseille,<br />
im Viertel Sainte-Marthe (14. Arrondissement)<br />
geboren. Wie in der damaligen<br />
Zeit üblich, ist er ausersehen, den väterlichen<br />
Weinhandel weiterzuführen. Als braver Sohn<br />
beugt sich der junge Paul dem Willen seines<br />
Vaters und wird Weinhändler. In seinem<br />
tiefsten Inneren schlägt jedoch eine Künstlerseele,<br />
und er träumt davon, sich den schönen<br />
Künsten zu widmen. Vor allem erscheint<br />
ihm das Familienunternehmen sehr schnell<br />
viel zu klein. « Ich kam zu der niederschmetternden<br />
Erkenntnis, dass man durch den<br />
Verkauf von Wein, vor allem von gewöhnlichem<br />
Wein, nur schwer berühmt wird »,<br />
schreibt er später. Und ergänzt: « Um<br />
den ‹ normalen Rahmen › zu sprengen,<br />
war es notwendig, etwas zu erfinden,<br />
zum Beispiel ein neues Produkt. » Auf<br />
der Suche nach Inspiration beobachtet<br />
Paul aufmerksam die Kunden seines<br />
Vaters, hört ihnen zu, besucht Bars<br />
und Lebensmittelgeschäfte. Er entwickelt<br />
schließlich die Idee, einen<br />
neuen Wein zu lancieren, für den<br />
er selbst « ein originelles Etikett »<br />
entwirft und einen Namen erfindet:<br />
Canto-Agasso. Er wird Vorreiter im<br />
Bereich Werbung, lässt Plakate drucken<br />
und vertreibt dieses Produkt im<br />
Bendor, die Erste der beiden Inseln, die Paul Ricard kauft, wird sein erster « Tummelplatz ». Neben einer<br />
Promenade für Fußgänger und zwei Museen, von denen eines Werbeartikeln der Marke Ricard gewidmet ist,<br />
richtet er dort mehrere Häuser ein, deren provenzalischer Stil eher einem Kinodekor ähnelt.<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 35
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />
Paul Ricard begeistert sich zeit seines Lebens für Kunst und malt in seiner Freizeit selbst zahlreiche Bilder. Viele davon sind heute<br />
auf Bendor ausgestellt. Auf diese Insel lädt er regelmäßig Künstler ein, wie hier Salvador Dali und Joséphine Baker.<br />
Rahmen der Reisen, bei denen er bereits die Weine seines<br />
Vaters verkauft. Der Erfolg ist mäßig. Paul gesteht sich<br />
selbst ein, dass sein Wein sich nicht genügend von anderen<br />
abhebt. Er beginnt über ein Anisgetränk nachzudenken.<br />
Obwohl Absinth und ähnliche Getränke seit 1915<br />
verboten sind, wird eine solche Spirituose in Marseille<br />
heimlich zubereitet und ist sehr verbreitet: der Pastis. Die<br />
Herstellung ist einfach, man muss lediglich Kräuter in<br />
Alkohol mazerieren lassen. Paul bemerkt, dass jeder seine<br />
eigene Mischung fabriziert und jeder Pastis daher anders<br />
schmeckt. Wieder entwickelt er ein neues Konzept: Er<br />
will ein Produkt kreieren, das dem Geschmack vieler Anhänger<br />
entspricht und, sobald Pastis erneut legal verkauft<br />
werden darf, mit diesem den Markt erobern. Diskret richtet<br />
er sich im Haus der Familie ein Labor ein und beginnt<br />
zu experimentieren. Raffiniert nutzt er die täglichen Besuche<br />
bei den Kunden seines Vaters, um diese probieren<br />
zu lassen und aufgrund derer Bemerkungen sein Getränk<br />
zu verbessern. Schließlich hat er einen « maßgeschneiderten<br />
» Pastis entwickelt. Am 7. April 1932, als das Verbot<br />
für Anisgetränke aufgehoben wird, gründet er sein Unternehmen<br />
und produziert nach dem von ihm entwickelten<br />
Rezept eine Spirituose, die er als den vrai Pastis de Marseille,<br />
den echten Pastis aus Marseille, bewirbt. Und dieses<br />
Mal ist er erfolgreich: Bereits im ersten Jahr verkauft er<br />
300 000 Flaschen!<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Pionier in Sachen Werbung und Marketing<br />
Die Marke Ricard in den Köpfen der Menschen zu<br />
verankern, wird bald eines der wichtigsten Anliegen des<br />
jungen Unternehmers. Zunächst lässt er unzählige Plakate<br />
drucken und seinen Namen auf die Fahrzeuge malen,<br />
mit denen das Getränk in Marseille ausgeliefert wird.<br />
Den Wirten stellt er Gläser, Krüge und Aschenbecher mit<br />
dem Aufdruck Ricard zur Verfügung. Und diese Objekte<br />
sind teilweise richtiggehend ausgeklügelt: Für Bistros entwickelt<br />
Paul Ricard beispielsweise einen Krug mit einem<br />
Ausguss, der die Eiswürfel zurückhält, damit diese « den<br />
Pastis nicht verwässern ». Eine für die damalige Zeit innovative<br />
Idee! Die Absicht, die er damit verfolgt, ist klar:<br />
Er will schlicht und ergreifend erreichen, dass der Name<br />
Ricard das Wort Pastis ersetzt!<br />
Im nächsten Schritt nimmt Paul Ricard die Eroberung<br />
des Pariser Marktes in Angriff und zeigt sich auch<br />
hier sehr einfallsreich in Sachen Marketing. Als einer der<br />
Ersten nutzt er das Kino, um sich bekannt zu machen.<br />
Er lanciert richtiggehende « Kommunikationskampagnen<br />
», die in den Köpfen der Menschen haften bleiben.<br />
Ein Beispiel ist seine berühmte Caravane Ricard, in deren<br />
Rahmen Ende der 50er-Jahre Mitarbeiter von Ricard die<br />
Pastisbestellungen der Wirte auf den Pariser Champs-<br />
Élysées, auf der Cannebière in Marseille oder in den Allées<br />
de Tourny in Bordeaux auf dem Rücken von Kamelen<br />
ausliefern. Alle diese Aktivitäten werden umgehend von<br />
Zeitungen und vom Fernsehen aufgegriffen, ebenso wie<br />
später die unglaubliche Präsenz der Marke Ricard bei<br />
der Tour de France. Wiederum ist Paul Ricard einer der<br />
Ersten, der dieses beliebte Sportereignis nutzt, um sein<br />
Produkt bekannt zu machen, indem er Hunderttausende<br />
Werbeartikel kostenlos verteilt. Auf der Insel Bendor, gibt<br />
es gegenüber der Anlegestelle ein kleines Museum, das einen<br />
großen Teil davon in einem zwar etwas antiquierten,<br />
aber trotzdem berührenden Durcheinander zeigt. Etwas<br />
weiter ist ein anderes Museum alkoholhaltigen Getränken<br />
aus der ganzen Welt gewidmet, da Paul Ricard dafür eine<br />
Sammelleidenschaft hegte.<br />
anderer Stelle gibt er in einer Mischung aus Humor und<br />
Realitätssinn zu: « Das, was ich meinen Größenwahnsinn<br />
genannt habe, sollte mich schließlich nicht gerade in dem<br />
Moment verlassen, in dem ich Eigentümer einer Insel<br />
wurde! » Paul Ricard kann dieses Bestreben nach « immer<br />
mehr » in der Tat nicht unterdrücken, und sein Plan von<br />
einem Rückzugsort für die Familie wird durch den Bau<br />
eines Hafens, von Häusern im provenzalischen Stil, von<br />
Hotels, Restaurants, Bars, Museen, einem Tennisplatz,<br />
einem Hubschrauberlandeplatz, einem Rundweg und<br />
vielem mehr erweitert. Kurz: Es entsteht ein regelrechtes<br />
kleines « Fürstentum », das die Neugier der Bewohner auf<br />
dem Kontinent weckt. Paul Ricard beschließt, Bendor für<br />
die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, die Insel wird<br />
schnell zu einem beliebten Ziel für Touristen. Sowohl<br />
Prominente aus der ganzen Welt als auch Unbekannte<br />
verbringen dort ihren Urlaub, und immer mehr Unternehmen<br />
– natürlich auch der Konzern Ricard – veranstalten<br />
dort Seminare.<br />
Selbstverständlich kann man heute nicht abstreiten,<br />
dass der kommerzielle Aspekt auf der Insel dominiert,<br />
dennoch hat sie ihren Charme, der den Besuch interessant<br />
macht. Vielleicht ist dafür dieser leicht antiquierte Touch<br />
verantwortlich, der über allem schwebt. Vom architektonischen<br />
Stil der Gebäude über die Innendekoration bis<br />
zu den zahlreichen über die Insel verstreuten Statuen und<br />
Kunstwerken ist zwar alles in einem perfekten Zustand,<br />
alles scheint aber aus der Vergangenheit zu stammen.<br />
Beim Spaziergang über die Insel muss man manchmal<br />
etwas schmunzeln, denn das Bild der Provence, die man<br />
hier nachbilden wollte, erscheint zum Teil überholt. Doch<br />
dieses Schmunzeln hat nichts Spöttisches. Eher einen<br />
Hauch von Nostalgie. Die Nostalgie einer Zeit, wo eine<br />
solche « Verrücktheit », eine Insel zu kaufen und nach<br />
Das Institut océanographique Paul Ricard wurde 1966 auf der Insel Les<br />
Embiez gegründet, um gegen die Verschmutzung des Mittelmeers durch<br />
die Einleitung von sogenannten Boues rouges (Rückständen aus der<br />
Bauxiterzeugung) in die Bucht von Cassis zu kämpfen. Noch heute führt<br />
das Institut zahlreiche Aktionen zum Schutz der Meeresumwelt durch.<br />
Bendor – « die Welt im Miniaturformat »<br />
Betrachtet man die Insel Bendor mit ihren viereinhalb<br />
Hektar von Bandol aus, so erscheint sie nicht wirklich beeindruckend.<br />
Jedes Mal, wenn Paul Ricard jedoch von der<br />
Küste aus diesen Felsbrocken erspäht, bleibt sein Blick an<br />
ihm hängen. Als er 1950 erfährt, dass Bendor zu verkaufen<br />
ist, macht er sich sofort auf, um die Insel zu besichtigen<br />
und schließlich zu kaufen. Zunächst hat er vor, dort einen<br />
Rückzugsort für sich und seine Familie zu schaffen. Nach<br />
dem Beginn der ersten Arbeiten gibt er den Gedanken an<br />
eine rein persönliche Nutzung jedoch auf: « Der Ort war<br />
zu schön; ich wollte ein paar Häuser bauen, in denen meine<br />
Freunde auf Wunsch übernachten und ebenfalls davon<br />
profitieren konnten », schreibt er in La passion de créer. An<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 37
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />
Die Insel Les Embiez ist zwar sehr auf den Tourismus ausgerichtet – vor allem rund um den Hafen –, dennoch gibt es ausgedehnte<br />
Gebiete, in denen die Natur geschützt ist. Man kann die Insel zu Fuß oder mit dem kleinen elektrischen Zug durchstreifen.<br />
seinen Vorstellungen zu gestalten, noch möglich war.<br />
Im Grunde würde man sich gerne mit Paul Ricard unterhalten,<br />
da er vermutlich der Einzige ist, der den Sinn<br />
all dieser Konstruktionen erklären kann. Da dies nicht<br />
möglich ist, versucht man, mithilfe seines Buches besser<br />
zu verstehen: « Bendor hat mich begeistert, weil es eine Insel<br />
war und weil ich dort eine Miniaturwelt bauen konnte,<br />
weil dort alles für mich erlaubt war, und weil die einzigen<br />
Grenzen für meine Träume, die ich berücksichtigen musste,<br />
lediglich die Fläche des Ortes, der Himmel und das<br />
Meer waren. »<br />
Les Embiez – Natur als Dreingabe<br />
1958 kauft Paul Ricard die Île des<br />
Embiez, die rund sechs Kilometer<br />
Luftlinie von Bendor entfernt liegt und<br />
zwanzig Mal so groß ist. Dies lässt bei<br />
dem Investor unweigerlich neue Träume<br />
entstehen, die noch gigantischer ausfallen:<br />
« Ich wollte eine Hochburg für den<br />
internationalen Tourismus daraus machen<br />
», schreibt er. Um das zu erreichen,<br />
bietet Paul Ricard enorme Mittel auf. So<br />
lässt er beispielsweise 1963 den ersten<br />
Jachthafen im Mittelmeer bauen, der<br />
eine Kapazität für insgesamt 1000 Boote<br />
hat, davon 400 große Jachten. Hinzu<br />
kommen ein Hotel mit 400 Zimmern,<br />
mehrere Restaurants, ein Einkaufszentrum,<br />
ein Theater. Wie immer mangelt es<br />
Lesetipp:<br />
Paul Ricard, La passion de<br />
créer, 1983 (Neuauflage<br />
2009), Éditions Albin Michel,<br />
ISBN 978-2226192936<br />
Paul Ricard nicht an Ambitionen, in seinem Kopf scheint<br />
nichts zu schön für Les Embiez zu sein. Und die Besucher<br />
lassen nicht auf sich warten: Die Insel wird zu einem<br />
beliebten Ziel, die neuen Angebote ziehen Gäste an, die<br />
Rentabilität der Investitionen ist gegeben.<br />
Durchquert der Besucher heute die Insel zu Fuß<br />
oder mit dem kleinen Elektrozug, stellt er fest, dass<br />
man bei ihrer Gestaltung durchaus respektvoll mit der<br />
Umwelt umgegangen ist. Neben zahlreichen Anpflanzungen<br />
und der Erweiterung vorhandener Rebflächen<br />
wurden ausgedehnte Naturgebiete bewahrt.<br />
In der ehemaligen Festung der<br />
Insel wurde ein Meeresobservatorium<br />
eingerichtet, das heute an zahlreichen<br />
wissenschaftlichen Forschungsprojekten<br />
auf internationaler Ebene mitarbeitet.<br />
Während Bendor der Kunst<br />
und Kultur gewidmet ist, scheint Les<br />
Embiez eher natur- und umweltorientiert<br />
zu sein. Ist dies vielleicht der<br />
Grund, weshalb sich dort auch die<br />
letzte Ruhestätte von Paul Ricard<br />
befindet? Dieser starb am 7. November<br />
1997 im Alter von 88 Jahren und<br />
wollte hier unter einem schlichten<br />
Stein begraben werden.<br />
Am Ende seines Werkes La passion<br />
de créer schreibt er, er « hätte seine ganze<br />
Kraft der Malerei widmen » können,<br />
seine Vorgehensweise sei dieselbe wie<br />
die eines Malers gewesen. « Er muss<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
E5/A10<br />
7<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
e<br />
au<br />
Angoulême<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Limoges<br />
Le Pescher<br />
Souillac sur<br />
Lesetipps Dordogne & Reiseinfos<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Îles Paul Ricard (Bendor Payrac und Les Rocamadour<br />
Embiez) …<br />
… Berlin 1513 km … Hamburg A20/E9 1557 km<br />
… Köln 1083 km … Frankfurt 1071 km<br />
… München 970 km … Wien 1332 km<br />
… Zürich <strong>75</strong>5 km … Paris 834 km<br />
… Marseille 54 km … Toulon 15 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen wird, ist Toulon-Hyères<br />
(38 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
befindet sich in Toulon (15 km). Toulouse<br />
Les Îles Paul Ricard<br />
Île des Embiez<br />
83140 Six-Fours-les-Plages<br />
Telefon: +33 (0)4 94 10 65 20<br />
www.lesilespaulricard.com<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
<br />
Die Überfahrt auf die Inseln erfolgt mit<br />
den Booten der Société Paul Ricard.<br />
Andorra<br />
Saillac<br />
Zur Insel Bendor: ab der Anlegestelle<br />
gegenüber dem Fremdenverkehrsamt<br />
in Bandol<br />
Allée Alfred Vivien<br />
83150 Bandol<br />
Telefon: +33 (0)4 94 29 41 35<br />
www.bandoltourisme.fr<br />
Die Überfahrt dauert rund 7 Minuten<br />
und ist ganzjährig möglich, in der<br />
Hochsaison wird eine Fahrt pro Stunde<br />
A89/E70<br />
A71/E11<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A<strong>75</strong>/E11<br />
le Mont-Dore<br />
Puy de Dôme<br />
Aurillac<br />
angeboten.<br />
Hin- und Rückfahrt: 17 €, 14 € auf<br />
der Website (www.lesilespaulricard.<br />
com/horaires-tarifs-bandol-bendor).<br />
Aufpreis bei Mitnahme eines Fahrrads<br />
oder Hundes.<br />
Zur Insel Les Embiez: ab der<br />
Anlegestelle in Six-Fours-les-Plages<br />
Quai Saint Pierre<br />
Le Brusc<br />
A<strong>75</strong>/E11<br />
83140 Six-Fours-les-Plages<br />
A72/E70<br />
Lyon<br />
nichts erklären, mit seinem Pinsel hilft er, besser zu sehen,<br />
besser zu spüren, er lässt alle diejenigen, die seine Werke<br />
betrachten, an seiner nuancierten Wahrnehmung des Universums<br />
teilhaben. » Eines ist auf Tulle jeden Fall sicher: Ein Besuch<br />
der beiden Inseln hilft dabei, diesen herausragenden<br />
Chambéry<br />
Menschen, der Zeit St.-Etienne seines Lebens sowohl Unternehmer,<br />
Erfinder und auf seine Art auch Künstler war, besser kennenzulernen.<br />
Valence<br />
Nîmes<br />
A7/E15<br />
A9/E15<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
A43/E70<br />
A49/E713<br />
Crest<br />
Orange<br />
Saillans<br />
Avignon<br />
Die Überfahrt dauert rund 10<br />
Minuten und ist ganzjährig Lodève möglich,<br />
in der Hochsaison gibt es Montpellier mehrere<br />
Überfahrten pro Stunde. A9/E15<br />
Hin- und Rückfahrt: 18 €, 15 € auf der<br />
Bézier<br />
Website (www.lesilespaulricard.com/<br />
horaires-tarif-lebrusc-embiez). Narbonne<br />
Aufpreis<br />
bei A81/E80 Mitnahme eines Fahrrads oder<br />
Limoux Hundes.<br />
Hinweis: In den Monaten Juli und<br />
A9/E15<br />
France August bietet die Société Paul Ricard<br />
auch eine Verbindung von Sanary-sur-<br />
Mer nach Les Embiez an. Informationen<br />
Perpignan<br />
auf der Website.<br />
Collioure<br />
Céret<br />
Das<br />
<br />
Unternehmen Paul Ricard hat<br />
an alles gedacht:<br />
AP7/E15<br />
Auf jeder der Inseln<br />
Spanien<br />
gibt es Übernachtungsgelegenheiten<br />
in Ferienwohnungen, Ferienhäusern<br />
und 4-Sterne-Hotels (Delos auf der<br />
Insel Bendor, Hélios auf der Insel Les<br />
Embiez). Preise und Reservierung über<br />
die Website der Îles Paul Ricard.<br />
Selbstverständlich kann man auch auf<br />
A7/E15<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A55<br />
Marseille<br />
A52<br />
Grenoble<br />
A50<br />
Îles Paul Ricard<br />
Gap<br />
A51/E712<br />
A8/E80<br />
Toulon<br />
dem Kontinent ein Zimmer mieten. Das<br />
2-Sterne-Hotel Key Largo in Bandol<br />
bietet beispielsweise einen schönen<br />
Ausblick auf die Insel Bendor und ein<br />
gutes Preis-/Leistungsverhältnis (19<br />
corniche Bonaparte – 83150 Bandol –<br />
Telefon: +33 (0)4 94 29 46 93 –<br />
www.hotel-key-largo.com).<br />
Annecy<br />
Briançon<br />
A57<br />
It<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54:<br />
Antibes, die Überraschung an der<br />
französischen Riviera (15 km entfernt)<br />
Bevor Nizza zu Frankreich kam, war das<br />
unweit der damaligen Landesgrenze<br />
gelegene Antibes militärisch von<br />
strategischer Bedeutung. Davon zeugt<br />
die von Vauban ausgebaute markante<br />
Festung. Heute liegt die französische<br />
Staatsgrenze nicht nur weiter<br />
östlich, sondern sind kämpferische<br />
Auseinandersetzungen auch dank eines vereinten Europas<br />
undenkbar geworden. Strategisch wichtig ist Antibes<br />
trotzdem noch, zwar nicht mehr für das Militär, aber für den<br />
Tourismus. Die <strong>75</strong> 000 Einwohner zählende Kommune, deren<br />
Bevölkerungszahl in der Hochsaison stark anschwillt, ist<br />
einer der Hauptferienorte entlang der Côte d’Azur, der sich<br />
überraschend positiv von seiner Konkurrenz unterscheidet.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47:<br />
Monaco, die unglaubliche Saga eines kleines<br />
Fürstentums (56 km entfernt)<br />
Auf einem engen Streifen zwischen Bergen<br />
und Meer befindet sich der nach dem<br />
Vatikan zweitkleinste Staat der Erde:<br />
Monaco. Das Land ist Vollmitglied der<br />
Vereinten Nationen und des Europarates.<br />
Regiert wird es seit dem 13. Jahrhundert<br />
fast ununterbrochen von einer Familie:<br />
den Grimaldis. Das Fürstentum ist bekannt<br />
als Heimat des internationalen Jetsets und Zufluchtsort für<br />
Millionäre, die keine Steuern zahlen wollen. Es ist aber auch ein<br />
Land, das in den letzten 150 Jahren wie kaum ein anderes eine<br />
spektakuläre Entwicklung durchlaufen hat. Zu Besuch in einer<br />
Welt, die an Frankreich erinnert, ohne es zu sein.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 39
UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund<br />
Frische Luft, Weite, Natur, Pflanzen, Tiere, Freiheit, Ausgeglichenheit … Wie hat uns das alles<br />
gefehlt! Die Einschränkungen in unserer Bewegungsfreiheit durch das Coronavirus, die – je<br />
nach Region – mehr oder weniger stark waren, haben ihre Spuren hinterlassen, und das umso<br />
mehr, je kleiner der Wohnraum war. Alle haben wir daher in den letzten Monaten von obigen<br />
Dingen geträumt. Nachdem in Frankreich Reisen Schritt für Schritt wieder möglich zu werden<br />
scheint, möchten wir Ihnen eine ideale Rundfahrt für die Zeit nach den Ausgangsbeschränkungen<br />
vorstellen. Sie führt in sechs Etappen über eine Distanz von 300 Kilometern durch Burgund<br />
und ist unseres Erachtens ideal, um neue Kraft zu schöpfen. Los geht‘s auf eine Rundfahrt,<br />
die einfach guttut!<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Antwerpen<br />
Calais Dunkerque<br />
Gent<br />
Boulogne<br />
Roubaix<br />
Bruxel<br />
Lille<br />
Liege<br />
Arras<br />
Charlroi<br />
en<br />
Honfleur<br />
A13/E46<br />
A29/E44<br />
A131<br />
Le Havre<br />
Jumièges<br />
Rouen<br />
Amiens<br />
A1/E15-E19<br />
Guyencourt-Saulcourt<br />
A26/E17<br />
A34/E46<br />
Charleville-Mézières<br />
A4/E25<br />
Luxembourg<br />
A28/E402<br />
A13/E5<br />
Evreux<br />
Dreux<br />
A16<br />
PARIS<br />
Versailles<br />
A4/E50<br />
Reims<br />
Epernay Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A4/E50<br />
Metz<br />
A4<br />
Saarbrücken<br />
Bitche<br />
Sarreguemines<br />
A4/E25<br />
A31/E21-E23<br />
Grauf<br />
ençon<br />
Chartres<br />
/E501<br />
A28/E502<br />
86/E60<br />
A10/E5<br />
A11/E50<br />
A10/E5-E60<br />
A6/E15<br />
A10/E5<br />
Le Mans<br />
Orléans<br />
Monts<br />
Blois<br />
Tours Chenonceau<br />
Chambord<br />
Cheverny<br />
A71/E9<br />
A85<br />
A71/E11<br />
Bourges<br />
A5/E54<br />
Auxerre<br />
Vézelay<br />
A26/E17<br />
A5/E17-E54<br />
Parc national<br />
des forêts<br />
Fontenay<br />
A6/E15 A31/E17-E21<br />
Flavigny<br />
A38<br />
Dijon<br />
A31/E21-E23<br />
Nancy<br />
Strasbourg<br />
France<br />
Colmar<br />
Mulhouse<br />
A36/E60<br />
A35<br />
A5<br />
A35/E25<br />
Belfort<br />
Basel<br />
Besançon<br />
Fre<br />
D<br />
itiers<br />
A20/E9<br />
Bibracte<br />
Beaune<br />
A6/E15<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Bern<br />
Schweiz<br />
Montluçon<br />
A71/E11<br />
Solutré-Pouilly<br />
Cluny<br />
Genève<br />
Lausanne<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 41<br />
Limoges<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A72/E70<br />
Annecy
UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund<br />
Im neuen Waldnationalpark<br />
die Natur erleben<br />
Die Nachricht wurde in Frankreich mitten im Winter<br />
veröffentlicht und blieb nahezu unbemerkt. Heute ist sie<br />
jedoch wichtiger denn je, denn das Bedürfnis nach Natur<br />
und Wald war vermutlich bei vielen bisher selten so stark.<br />
Seit dem 7. November 2019 gibt es an der Grenze von Côte<br />
d’Or (Burgund) und Haute-Marne (Grand Est) einen ganz<br />
Parc national de forêts<br />
4, ruelle du monument<br />
21290 Leuglay<br />
Telefon: +33 (0)3 80 93 10 92<br />
www.forets-parcnational.fr<br />
Abbaye du Val des Choues<br />
Musée-Opéra de la vénerie -<br />
Hébergement « Gites de France »<br />
21400 Villiers-le-Duc<br />
Telefon: +33 (0)3 80 81 01 09<br />
www.abbayeduvaldeschoues.com<br />
neuen Nationalpark – den elften –, der den schlichten Namen Parc national des forêts trägt. Er<br />
ist in seiner Art unvergleichlich, denn es ist der einzige französische Nationalpark, der ausschließlich<br />
dem Wald gewidmet ist. Sein Gebiet umfasst 240 000 Hektar Landwirtschaftsfläche<br />
und Wälder, von denen 80 % bereits zur Zeit der Französischen Revolution existierten,<br />
also mehr als 200 Jahre alt sind. Die Waldgebiete bedecken im Übrigen<br />
die Hälfte der Fläche und fast das ganze Zentrum des Nationalparks. Sie<br />
bestehen hauptsächlich aus Laubbäumen (Eichen, Buchen, Weißbuchen,<br />
Espen) und sind ein natürlicher Lebensraum für wilde Tiere wie Hirsche,<br />
Hirschkühe und Wildschweine. Auch zahlreiche scheue und geschützte<br />
Tierarten – z. B. Wildkatzen und wunderschöne Raufußkäuze – sind dort<br />
zuhause. Einige Schwarzstorchpaare mit ihren leuchtend roten Schnäbeln<br />
haben sich ebenfalls den Park als Nistplatz ausgesucht.<br />
Es gibt zwar mehrere « Eingangspforten » in dieses immense Gebiet,<br />
das ideal zum Wandern ist (Karten siehe Website des Parks), die interessanteste<br />
in unseren Augen ist jedoch bei Weitem die Abbaye du Val<br />
des Choues. Das Anwesen befindet sich in Privatbesitz, ist aber für Besichtigungen<br />
geöffnet und bietet hochwertige Unterkünfte mit dem Label<br />
Gîtes de France. Es ist eine richtiggehende Oase des Friedens, die seit dem<br />
12. Jahrhundert am Ende eines einmalig schönen Tales mitten im Wald liegt<br />
und weitgehend unbekannt ist. Obwohl die Abtei nur wenige Kilometer<br />
von Châtillon-sur-Seine – der einzigen Stadt im Umfeld des Parks – entfernt<br />
liegt und mit dem Auto gut erreichbar ist, erweckt sie den Eindruck,<br />
isoliert in der Natur zu liegen und « von der Welt abgeschnitten »<br />
zu sein. In der Abtei, wo man morgens<br />
dem Gesang der Vögel und abends dem<br />
Röhren der Hirsche lauschen kann, fühlt<br />
man sich wie in einer anderen Welt.<br />
An diesem Ort befindet sich auch das<br />
beeindruckende und modern gestaltete<br />
Musée-Opéra de la Vénerie, in dem man<br />
sich mit der Geschichte der Hetzjagd<br />
auseinandersetzen kann. Diese Praxis ist<br />
natürlich umstritten, die Besitzer der Abtei<br />
verstehen es jedoch, einerseits mit Leidenschaft,<br />
andererseits aber auch mit dem<br />
notwendigen Abstand darüber zu sprechen.<br />
Der Austausch, bei dem die Ansichten aller<br />
respektiert werden, ist sehr bereichernd. Es<br />
ist eine andere Art, dem Alltag zu entfliehen<br />
und sich Fragen zur Verbindung zwischen<br />
Mensch, Wald und Waldbewohnern zu stellen.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
In der Abbaye de Fontenay<br />
mit sich ins Reine kommen<br />
(42 km, ca. 50 Min. Fahrzeit von der<br />
Abbaye du Val des Choues entfernt)<br />
Abbaye de Fontenay<br />
21500 Montbard<br />
Telefon: +33 (0)3 80 92 15 00<br />
www.abbayedefontenay.com<br />
Welch Meisterwerk der Harmonie! Weder zu groß noch zu klein, weder zu prunkvoll<br />
noch zu schmucklos, weder zu viel Stein noch zu viele Pflanzen, weder zu privat<br />
noch zu öffentlich … Die Abbaye de Fontenay, einige Kilometer nordöstlich der<br />
kleinen Stadt Montbard (Côte d’Or), ist ein Ort, an dem man<br />
sich sofort wohlfühlt. Einerseits, weil man dort eine unglaubliche<br />
Ruhe findet, die sofort besänftigend wirkt: Die Zufahrt zur<br />
Abtei führt allmählich in ein grünes Tal und fordert geradezu<br />
dazu auf, allen Stress hinter sich zu lassen. Andererseits aber<br />
auch, weil diese 1118 gegründete Abtei eines der ältesten und<br />
besterhaltenen Zisterzienserklöster ist. Die 1862 als Monument<br />
historique klassifizierte Abbaye de Fontenay gehört seit 1820 ein<br />
und derselben Familie. Das hervorragend erhaltene Gebäude<br />
wurde 1981 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes<br />
aufgenommen, der Park trägt seit 2004 das Label Jardin remarquable.<br />
Alles hier – von der romanischen Architektur der Gebäude<br />
(Abteikirche, Schlafsaal der Mönche, Kreuzgang, Kapitelhaus …)<br />
bis zum Park, der zu angenehmen Spaziergängen einlädt – trägt<br />
durch Schönheit und Ruhe<br />
dazu bei, dass der Besucher mit<br />
sich selbst und der Umgebung<br />
ins Reine kommt. Ein Ort, der<br />
verzaubert!
UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund<br />
Auf dem « ewigen Hügel »<br />
in Vézelay dem Himmel ein<br />
Stück näher kommen<br />
(68 km, ca. 1,5 Std. Fahrzeit von der<br />
Abbaye de Fontenay entfernt)<br />
Office de Tourisme du Grand Vézelay<br />
12, rue Saint-Etienne<br />
89450 Vézelay<br />
Telefon: +33 (0)3 86 33 23 69<br />
www.vezelaytourisme.com<br />
Ob man nun Pilger ist oder nicht, ein Besuch von Vézelay (Yonne) und der Basilika Sainte-Marie-<br />
Madeleine lassen niemanden unberührt. Die Kirche ist ein Meisterwerk des romanischen Stils. Sie wurde<br />
von Viollet-le-Duc (1814-1879) im 19. Jahrhundert restauriert und ist Teil des UNESCO-<br />
Weltkulturerbes. Besucher verfallen zwangsläufig der Magie des Ortes. Vézelay wird<br />
zwar seit mehr als 1000 Jahren von Pilgern aus ganz Europa besucht, doch um sich für<br />
dieses Dorf, das zu den schönsten Frankreichs zählt, zu begeistern, muss man nicht gläubig<br />
sein. Je höher man über die gepflasterten Straßen zur Basilika hinaufsteigt, desto<br />
mehr hat man das Gefühl, zu wachsen, den Gipfel einer persönlichen – oder gar einer<br />
spirituellen – Suche zu erreichen. Auf jeden Fall hat man den Eindruck,<br />
dass der Hügel, den man hier den « ewigen<br />
Hügel » nennt, etwas Besonderes hat. Sitzt man dann<br />
auf einer Bank zu Fuße der Basilika, um die unendlich<br />
weite Landschaft zu betrachten und die totale<br />
Stille um sich herum zu genießen, dann fühlt man<br />
sich irgendwie dem Himmel ein Stück näher.<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
In Bibracte vor<br />
seltsam geformten<br />
Bäumen<br />
träumen<br />
(83 km, rund 2 Std.<br />
Fahrzeit von<br />
Vézelay entfernt)<br />
Bibracte<br />
Mont Beuvray<br />
71990 Saint-Léger-sous-<br />
Beuvray<br />
Telefon: +33 (0)3 85 86 52 35<br />
www.bibracte.fr<br />
Info: Der Wald des Mont<br />
Beuvray ist das ganze<br />
Jahr über zugänglich.<br />
Aus Gründen des<br />
Umweltschutzes ist er<br />
in den Monaten Juli und<br />
August für motorisierte<br />
Fahrzeuge gesperrt. Es<br />
wird jedoch ein kostenloser<br />
Shuttlebus vom Museum<br />
aus angeboten.<br />
Auf den Wanderwegen<br />
des Mont Beuvray (Saôneet-Loire/Nièvre),<br />
der das<br />
Label Grand Site de France<br />
trägt, gibt es herrliche Aussichtspunkte<br />
auf die geschützten Landschaften der Region<br />
Morvan im südlichen Burgund. Sie gehören zu den<br />
schönsten dieser Gegend. Gleichzeitig betreten die Füße<br />
einen historischen Boden, denn hier errichteten die Gallier<br />
vor 2000 Jahren ihre Hauptstadt Bibracte. Die Stadt geriet<br />
dann zwei Jahrtausende in Vergessenheit und verschwand<br />
unter einer Vegetation, die allmählich die Oberhand gewann.<br />
Archäologen erweckten sie zu neuem Leben: Der<br />
Ort wurde ein erstrangiges europäisches Ausgrabungsund<br />
Forschungszentrum mit einem ultramodernen Museum,<br />
das der keltischen Archäologie gewidmet ist. Über<br />
diese intensive wissenschaftliche und kulturelle Aktivität<br />
hinaus, sind die Menschen hier jedoch zweifellos von<br />
dem altehrwürdigen Wald des Mont Beuvray vor den<br />
Toren des Museums fasziniert. Der Anblick der von<br />
Moos bewachsenen Bäume mit ihren bizarren Formen<br />
wirft bei Groß und Klein Fragen auf, beunruhigt<br />
vielleicht sogar. Die einen meinen, den Umriss<br />
von Tieren zu erkennen, die anderen von Personen,<br />
Göttern oder sogar von mehr oder weniger befremdlichen<br />
Monstern. Alle – oder fast alle – lassen<br />
sich dazu verführen, die Gedanken schweifen zu<br />
lassen, eine Verbindung zur gallischen Geschichte<br />
der Region herzustellen. Dabei haben diese Formen,<br />
diese Queules, wie man sie hier nennt, überhaupt<br />
nichts mit Gallien oder den Galliern zu tun.<br />
Sie sind Zeitzeugen einer bäuerlichen Tradition aus<br />
dem 19. Jahrhundert, als man aus jungen Schösslingen<br />
Hecken für die<br />
Umzäunung flocht …<br />
Wie auch immer.<br />
Diese seltsamen Formen<br />
verführen den<br />
Betrachter noch immer<br />
zum Träumen.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund<br />
Sich gegenüber der<br />
riesigen Abbaye de<br />
Cluny ganz klein fühlen<br />
(101 km, rund 2 Std. 15 Min. Fahrzeit<br />
von Bibracte entfernt)<br />
Abbaye de Cluny<br />
Office de Tourisme de Cluny<br />
Sud Bourgogne<br />
6, rue Mercière<br />
71250 Cluny<br />
Telefon: +33 (0)3 85 59 05 34<br />
www.cluny-tourisme.com<br />
Die Abbaye de Cluny wurde im 11. Jahrhundert erbaut, um zu beeindrucken.<br />
Bis zur Vollendung des Petersdoms in Rom im 16. Jahrhundert war sie die<br />
größte Kirche der westlichen Christenheit. Es lag auf der Hand: Cluny sollte<br />
sich im Mittelalter als spirituelle Hauptstadt der Christen behaupten. Um dies<br />
zu erreichen, war nichts zu schön oder zu groß. Man baute eine<br />
Abtei jenseits aller Normen, mit einer Länge von 200 Metern,<br />
mit 300 Fenstern, einem Gewölbe, dessen Scheitelpunkt in einer Höhe von 30<br />
Metern lag, fünf Kirchenschiffen, zwei Türmen, fünf Glockentürmen … Kriege<br />
und die Französische Revolution bereiteten dem ganzen Luxus ein Ende. 1789 wurde<br />
die Abtei Nationalgut, 1798 wurde sie verkauft, die Fassade und das große Portal<br />
wurden zerstört und bis 1823 diente sie dann als Steinbruch … Heute existieren nur<br />
noch 8 % der ehemaligen Abteikirche. Dennoch ist der Ort mit seinen zahlreichen<br />
Klostergebäuden nicht weniger imposant. Dank digitaler Technik kann der Besucher<br />
mit einem Tablet heute in die virtuelle Realität der mittelalterlichen Abbaye<br />
de Cluny eintauchen und die immense Größe erfassen. Dabei fühlt man sich sofort<br />
klein, ganz klein. Das hilft dabei, manche Dinge zu relativieren …<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Wie ein Präsident den Felsen<br />
von Solutré erklimmen<br />
(24 km, rund 40 Min. Fahrzeit<br />
von der Abbaye de Cluny entfernt)<br />
Solutré Pouilly Vergisson<br />
Maison du Grand Site<br />
71960 Solutré-Pouilly<br />
Telefon: +33 (0)3 85 35 82 81<br />
www.rochedesolutre.com<br />
Im äußersten Süden von Burgund bieten die beiden spektakulären Felsen Solutré und Vergisson<br />
(Saône-et-Loire) Wanderern die Möglichkeit, die wunderschöne weitläufige Landschaft<br />
der Umgebung zu bewundern. Ganz oben hat man unvergessliche Ausblicke auf die nahe gelegenen<br />
Reben der Weinbaugebiete Pouilly-Fuissé und Saint-Véran. Der Felsen von Solutré<br />
wurde bei den Franzosen vor allem dadurch bekannt, dass François Mitterrand (1916-1996)<br />
regelmäßig dorthin pilgerte. Jedes Jahr an Pfingsten erklomm der ehemalige Staatspräsident<br />
– mit Dutzenden von Journalisten im Gefolge – zu Fuß den Felsen von Solutré. Seitdem stieg<br />
das Interesse der Öffentlichkeit für diese außergewöhnliche geologische Stätte mit zahlreichen<br />
Wandermöglichkeiten unaufhörlich. Sie trägt inzwischen<br />
das Label Grand Site de France, Solutré Pouilly Vergisson und ist<br />
ein beliebtes Ziel von Menschen, die Natur und spektakuläre<br />
Landschaften lieben. Egal, ob oben auf dem Gipfel der Felsen<br />
oder unten inmitten der Reben: Ein Tapetenwechsel ist garantiert.<br />
Ideal zum Sauerstofftanken!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 47
ADVERTORIAL<br />
Burgund-Franche-Comté...<br />
Kann man sich einen<br />
Frankreich-Urlaub ohne den<br />
Genuss von Spezialitäten,<br />
und ausgezeichneten Weinen<br />
vorstellen? Ganz bestimmt<br />
nicht! Für Burgund-Franche-<br />
Comté gilt das vielleicht noch<br />
mehr als anderswo. Ein Blick auf<br />
die Landkarte genügt um in der<br />
ganzen Region Ortsnamen mit<br />
köstlichen, kulinarischen Reizen<br />
in Verbindung zu bringen.<br />
Folgen Sie uns zu einem<br />
genießerischen Spaziergang:<br />
...natürlich<br />
genießerisch<br />
Im „Fort Saint Antoine“ ist alles Käse. 100.000 Comté-Laibe reifen hier in<br />
dem ehemaligen Militärbunker im französischen Juragebirge auf 1085<br />
Meter Höhe. Das Fort sollte nach dem Deutsch-Französischen Krieg von<br />
1870/71 zur Sicherung der französischen Ostgrenze beitragen. Jedoch nicht<br />
lange. Dann stand es viele Jahre leer, bis es Marcel Petite, ein Spezialist für<br />
Käseveredelung, ab 1966 in einen gigantischen Reifekeller umwandelte.<br />
Heute kann man dort während einer Betriebsführung, die Geheimisse der<br />
Käseveredelung erleben. Deutschsprachige Führungen sind bei vorheriger<br />
Anmeldung in den Touristinfos von Métabief und Malbuisson möglich.<br />
Ein starker Geruch von Ammoniak empfängt die Besucher beim Betreten<br />
der Festung. Sie werden in den Bann der 100.000 Käselaibe gezogen, die<br />
in hohen Regalen lagern. Jeder von ihnen wiegt etwa 40 Kilo. Doch das<br />
regelmäßige Wenden der Laibe übernehmen heutzutage Roboter. Auch das<br />
wöchentliche Bürsten mit Salzwasser geht jetzt automatisch vonstatten.<br />
450 Liter Milch werden für einen Käselaib benötigt, erklärt der Käse-<br />
Affineur. Seine Arbeit besteht darin, mit einem Bohrer und Hämmerchen<br />
über die gute Qualität des Produktes zu wachen. Unumgänglich ist eine<br />
Kostprobe zum Abschluss der Besichtigung mit einer Einführung in die<br />
unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Aromen.
ADVERTORIAL<br />
Ganz in der Nähe sind Touristen auch in der französischschweizerischen<br />
Grenzregion auf der „Straße des Absinth“ gern<br />
gesehen. Sie können die Destillationsapparaturen bestaunen, Absinth<br />
probieren und kaufen und viel über die Geschichte dieses mythischen<br />
Elixiers lernen. Dabei werden auch manchmal Geheimnisse wie die<br />
Existenz der „kalten Quellen“ gehandelt. An diesen geheimnisvollen<br />
Orten sind Absinth-Flaschen versteckt, und kundige Wanderer trüben<br />
dort eine „grüne Fee“ mit frischem Quellwasser ein. Absinth wurde<br />
am Ende des 18. Jahrhunderts im Schweizer Tal Val-de-Travers<br />
erfunden: Wermut, Anis, Fenchel, Melisse und Ysop, mazeriert und<br />
destilliert. Absinth hat sich im 19. Jahrhundert zum Aperitif-Getränk<br />
schlechthin entwickelt. Er erlebte eine Hochkonjunktur um das<br />
Jahr 1900, als es in Pontarlier 25 Brennereien, 111 Bistros, Cafés<br />
und Stehkneipen gab, und 15 Millionen Liter Absinth hergestellt<br />
wurden. Seit Mai 2011 darf die Spirituose nach langem Verbot<br />
wieder unter ihrem legendären Namen „absinthe“ verkauft werden.<br />
Seitdem feiert das Getränk ein Comeback, und auch die 2009<br />
gegründete touristische Straße „Route de l’Absinthe“ verzeichnet<br />
einen wachsenden Erfolg.<br />
Auf vollem Erfolgskurs ist auch Dijon, seit 2016 Hauptstadt<br />
der neuen Großregion Burgund-Franche-Comté. Wer schon<br />
länger nicht dort war wird staunen. Neue Straßenbahn, neue<br />
Fußgängerzonen und das kürzlich neueröffnete Museum der schönen<br />
Künste haben das Aussehen der Stadt völlig erneuert. Zudem nimmt<br />
der Gastronomietempel „Cité internationale de la gastronomie et du<br />
vin“ Gestalt an und soll Ende 2021 eingeweiht werden. Denn Dijon ist<br />
nicht nur Verwaltungssitz sondern auch Hauptstadt in Bezug auf gute<br />
Küche und Lebensart. Bekannt sind kulinarische Spezialitäten wie<br />
Senf, Schnecken, Crème de Cassis, Schokolade und Lebkuchen. Fünf<br />
Sternerestaurants und ein internationaler Gastronomiejahrmarkt<br />
zeichnen die Stadt aus. Um die Belle-Epoque-Markthallen finden sich<br />
Brasserien, Cafés und attraktive Markstände. Das Tourismusamt<br />
bietet, zusammen mit der traditionellen Senfmanufaktur Fallot, die<br />
Möglichkeit seinen eigenen Senf herzustellen. Aber auch in Sachen<br />
Wein ist Dijon Extraklasse: seit 2015 gehören die „Climats“ Burgunds<br />
zum UNESCO-Welterbe. Das sind mehr als 1000 Weinparzellen, die<br />
sich auf einem schmalen Band von Dijon nach Santenay im Süden<br />
von Beaune erstrecken. Einige haben so klingende Namen wie<br />
Chambertin, Romanée-Conti, Clos de Vougeot, Montrachet, Corton,<br />
Musigny...
ADVERTORIAL<br />
Weiter östlich feiert Fougerolles zu Beginn des <strong>Sommer</strong>s in<br />
herzerfrischend bunt es Kirsch-Fest (4. und 5. Juli <strong>2020</strong> unter<br />
Vorbehalt). Im Umland des Ortes zählt man 35.000 Kirschbäume,<br />
und seit dem 16. Jahrhundert wird hier Kirschwasser gebrannt, das<br />
seit 2010 eine AOC (kontrollierte Herkunftsbezeichnung) besitzt.<br />
Eine Miss-Wahl, Umzüge, Spezialitäten- und Genießer-Märkte und<br />
natürlich Kostproben sorgen für gute Stimmung. In Fougerolles<br />
gibt es auch ein sehr modernes Ökomuseum, das anschaulich<br />
erklärt wie aus einer landwirtschaftlichen Beschäftigung eine<br />
wahre Industrie wurde. Im alten Destilliergebäude kann man eine<br />
außerordentliche Sammlung von Destillierkolben bestaunen.<br />
Eine autofahrergerechte Minimalverkostung ist ein Muss bevor<br />
man sich auf die Weiterreise macht. Ganz in der Nähe kann man<br />
eine Kostbarkeit ganz ohne alkoholische Prozente probieren:<br />
das Wasser von Velleminfroy. Die wohltuende Wirkung des<br />
Wassers wurde erstmals 1826 von DocteurJacquez entdeckt.<br />
Heute wird garantiert, dass das Wasser weder Nitrate, Pestizide,<br />
Medikamentenrückstände noch Plastikpartikel enthält, dafür aber<br />
reich an Mineralstoffen ist, die unter velleminfroy.fr verständlich<br />
aufgeschlüsselt werden.<br />
Im Norden der Region befindet sich im kleinen Dorf Passavantla-Rochère,<br />
eine der ältesten Kristallglasmanufakturen<br />
Frankreichs, die noch heute in Betrieb ist. Sie geht auf Simon de<br />
Thysac, Edelmann und Glaser aus Böhmen zurück. Er ließ sie<br />
an einem Ort anlegen, der alle für die Glasherstellung nötigen<br />
Grundstoffe besitzt. Seit 14<strong>75</strong> bläst und bearbeitet man dort Glas.<br />
Neben industriellen Produkten werden vor allem Tafelgeschirr und<br />
Dekorationsartikel hergestellt, wobei eine gelungene Kombination<br />
aus Tradition und Design angestrebt wird. Der Stil und die zeitlose<br />
Schönheit der hergestellten Objekte steigern noch den Genuss<br />
eines festlichen Diners. Die Fertigkeit der Glasbläser bietet<br />
ebenfalls spannende optische Reize. Mehr als 120.000 Besucher<br />
kommen daher jährlich, um die Glasherstellung direkt zu erleben.<br />
Passavant-la-Rochère gehört somit zu den von Touristen am<br />
meisten besuchten Sehenswürdigkeiten der ganzen Region. Die<br />
Werkstätten, die Glasmacherhalle aus dem 17. Jahrhundert,<br />
Kunstgalerien und japanische Gärten sind zu besichtigen.<br />
Die Manufaktur ist mit dem Gütesiegel „Lebendes Kulturerbe“<br />
ausgezeichnet.<br />
Weitere Infos unter: kulturerbe.bourgognefranchecomte.com<br />
Konzept: S. Fornerot (Bourgogne-Franche-Comté Tourisme) / Einleitungstext: J. Hartwig / Fotos: Bourgogne-Franche-Comté Tourime: A. Doire, Ecomusée du Pays de la Cerise, G. Perret, La Rochère
ON SURFE<br />
KUNST<br />
&<br />
PRAKTISCH<br />
Idealer Strand gesucht<br />
Bevorzugen Sie einen Sand- oder eher einen<br />
Kieselstrand? Mit guten Park möglichkeiten,<br />
in der Nähe eines Stadtzentrums oder<br />
lieber unberührt und abgelegenen?<br />
Vielleicht sogar einen FKK-Strand? Diese<br />
gut gemachte App mit präziser GPS-Ortung<br />
und zahlreichen<br />
Suchoptionen<br />
erfasst mehr als<br />
2500 Strände und<br />
kleine Buchten an<br />
den französischen<br />
Küsten. Es sind zwar<br />
nicht alle aufgeführt,<br />
doch die Auswahl<br />
ist beeindruckend<br />
groß. Mit der App<br />
können Sie schöne<br />
Strände entdecken,<br />
die manchmal fast<br />
ein Geheimtipp sind.<br />
Nützlich!<br />
APP (kostenlos)<br />
PlagesTV<br />
Kunstwerke hoch<br />
aufgelöst<br />
Um den Pinselstrich eines<br />
Künstlers oder ein bestimmtes<br />
Detail eines Werkes ganz genau<br />
unter die Lupe nehmen zu<br />
können, musste man dieses<br />
bisher immer « in natura » sehen.<br />
Da aber davon auszugehen ist,<br />
dass nicht jeder die Möglichkeit<br />
hat, Museen zu besuchen – vor<br />
allem in Zeiten der jüngsten<br />
Ausgangssperre –, hat die<br />
Stadt Paris die hochaufgelöste<br />
Digitalisierung der in ihren<br />
Museen ausgestellten Werke<br />
beschleunigt. Das Ergebnis,<br />
das man in einer für diesen<br />
Zweck kreierten App und<br />
auf der Website bewundern<br />
kann, ist verblüffend: Da<br />
man die gescannten Kunstwerke wie niemals zuvor<br />
vergrößern kann, sind kleinste Details ohne jede visuelle<br />
Beeinträchtigung sichtbar. Welch ein Vergnügen,<br />
beispielsweise in die tiefblauen Augen der berühmten<br />
Femme aux yeux bleus von Amedeo Modigliani<br />
sprichwörtlich einzutauchen! (Musée d’art moderne de la<br />
ville de Paris)<br />
App (kostenlos) Paris Musées Second Canvas<br />
www.parismuseescollections.paris.fr/fr/parcoursthematiques/les-oeuvres-de-paris-musees-en-treshaute-definition<br />
SPIEL<br />
Gute Orientierung gefragt<br />
Die Idee ist einfach, aber man muss darauf kommen! Saute canton ist ein<br />
kostenloses Onlinespiel, mit dem Sie testen können, ob Sie in der Lage sind<br />
(oder auch nicht), sich in Frankreich zu orientieren. Das Prinzip: Man wird in<br />
einer der 36 000 Gemeinden des Hexagons ausgesetzt und muss über die<br />
umliegenden Dörfer zu einer im Voraus definierten Großstadt gelangen. Dies<br />
soll natürlich mit so wenig Klicks wie möglich, also auf dem direktesten Weg<br />
erfolgen. Sie meinen, das sei einfach? Wir versichern Ihnen, dass dies nicht<br />
immer der Fall ist! Achtung: Suchtgefahr!<br />
www.sautecanton.fr<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 51
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Talmont-sur-Gironde<br />
z w i s c h en Himmel und Flus s am Ende der Welt<br />
Der Anblick von Talmont-sur-Gironde, wie es sich auf einem Felsvorsprung oberhalb<br />
der Fluten der Girondemündung zierlich gen Himmel reckt, ist unverwechselbar.<br />
Seit seiner Gründung im Jahr 1284 zieht das kleine Dorf, das Wind und Wetter ausgesetzt<br />
ist und fast zwischen Himmel und Wasser zu schweben scheint, die Blicke auf sich.<br />
Sofern man nicht gerade zur Hochsaison kommt, kann man dort den Alltag hinter<br />
sich lassen und unvergessliche Momente erleben.<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 53
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Bei der Ankunft in Talmont-sur-Gironde hat man<br />
zwangsläufig das Gefühl, das Ende der Welt erreicht<br />
zu haben. Nähert man sich mit dem Auto und sieht<br />
am Horizont die Silhouette des Dorfes auftauchen, wird<br />
die Straße plötzlich enger und enger, sie scheint im wahrsten<br />
Sinne des Wortes ins Wasser zu führen. Ein Wasser,<br />
das erstaunlich trüb ist, von einem mehr oder weniger<br />
dunk len Braunton, den die Bewohner der Region gut kennen.<br />
Man darf sich nicht von der offensichtlichen Ruhe<br />
täuschen lassen, denn die wahren Meister hier sind Fluss,<br />
Wind, Strömungen und Gezeiten. Gemeinsam schaffen sie<br />
es, in jeder Sekunde Tonnen von Schlick aufzuwirbeln und<br />
im Laufe der Jahrhunderte den Landschaften ein neues<br />
Gesicht zu verleihen. Während man weiterfährt, fühlt man<br />
sich unweigerlich bescheiden. Zu beiden Seiten der Straße<br />
erstreckt sich diese riesige Flussmündung – eine der ausgedehntesten<br />
Westeuropas – und das Ufer gegenüber, das zur<br />
Region Médoc gehört, befindet sich immerhin mehr als<br />
zehn Kilometer entfernt! Doch plötzlich stehen da Schilder<br />
und eine Schranke, die Straße ist nun so schmal, dass<br />
man das Auto auf einem Parkplatz abstellen und zu Fuß<br />
weitergehen muss. Talmont erkundet man zu Fuß, da führt<br />
kein Weg daran vorbei. Die Halbinsel, die früher einmal<br />
eine Insel war, ist klein, die Straßen sind eng. Idealerweise<br />
sollte man sie nicht während der touristischen Hochsaison<br />
im <strong>Sommer</strong> besuchen, denn dann sind alle Gassen verstopft.<br />
Im Rest des Jahres jedoch verströmen sie Ruhe und<br />
ein besonderes Flair. Empfehlenswert sind vor allem die<br />
Monate Mai und September, denn dann kann man an allen<br />
Ecken und Enden unzählige wunderschöne Stockrosen<br />
bewundern.<br />
Auf den ersten Blick besitzt Talmont denselben gut<br />
bekannten, diskreten Charme wie viele Dörfer in der<br />
Charente: den Charme eines kleinen Dorfes mit niedrigen,<br />
bescheiden wirkenden Häusern, die sich durch sanfte<br />
Formen, weiß getünchte Wände und farbige – meist<br />
blaue – Fensterläden auszeichnen. Doch der Schein trügt:<br />
Bei Sonnenschein könnte man sich fast in Griechenland<br />
wähnen, wäre da nicht die Gironde, die am Ende eines<br />
Gässchens zu sehen ist und uns in die Realität zurückholt.<br />
Das Flusswasser hat nicht viel mit der riesigen blauen<br />
Weite des Mittelmeers gemein. Aber das ist im Grunde<br />
genommen gar nicht so wichtig, denn der wahre Charme<br />
von Talmont liegt ganz woanders. Um diesen zu erfassen,<br />
sollte man zunächst mit einem Besuch des berührenden,<br />
kleinen Musée de l’Histoire locale et de la Pêche beginnen.<br />
Dort entdeckt man ein dreidimensionales Modell des ursprünglichen<br />
Dorfes im 13. Jahrhundert. Es war damals<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
eine richtiggehende Festung, vollkommen geschlossen,<br />
von einer Befestigungsmauer umgeben, um es vor Angreifern<br />
zu schützen. Beim Bummel durch das Museum erfährt<br />
man, dass die Spanier 1652 einen großen Teil dieses<br />
Schutzes zerstörten und dass Stürme im Laufe der Jahrhunderte<br />
ihr Übriges taten, sodass die Befestigung nahezu<br />
ganz verschwunden ist. Lediglich ein paar Mauerstücke<br />
sowie die Überreste des mittelalterlichen Tour blanche sind<br />
letzte Zeugen dieser Vergangenheit.<br />
Beim Verlassen des Museums zieht es einen zwangsläufig<br />
zur Église Sainte-Radegonde, einer der schönsten<br />
romanischen Kirchen der Region. Sie überragt die Dächer<br />
der Häuser. Je mehr man sich der Kirche und damit der<br />
Mündung nähert, umso stärker bläst der Wind und erinnert<br />
daran, dass der Ozean nur wenige Kilometer entfernt<br />
ist. Jetzt versteht man auch, warum die Gebäude bewusst<br />
niedrig gehalten sind: um dieser Naturgewalt so wenig wie<br />
möglich ausgesetzt zu sein. Beim Gang zur Église Sainte-<br />
Radegonde wird man sich einer weiteren Besonderheit<br />
bewusst: Im Gegensatz zu vielen anderen religiösen Tempeln<br />
steht sie nämlich nicht in der Dorfmitte, sondern am<br />
Rand, « am äußersten Ende », dort, wo sie symbolisch die<br />
Mündung beherrschen kann. Vor dem Portalvorbau hat<br />
man den Eindruck, oberhalb der Gironde zu schweben!<br />
Ein ergreifendes Gefühl! Die Fassade des Baus zeugt davon,<br />
wie Stürme und salzige Luft ihr zugesetzt haben: Der<br />
Stein ist wie ausgewaschen, von der Kraft der Elemente<br />
poliert. Diese sind manchmal so gewalttätig, dass sie sogar<br />
einen Teil der Kirche zerstörten. Im 15. Jahrhundert<br />
wurde bei einem starken Sturm ein Joch von Sainte-Radegonde<br />
– oder auch zwei, die Historiker sind sich da nicht<br />
einig – weggerissen und von der Mündung verschluckt.<br />
Bei jedem starken Sturm befürchten die Bewohner nun,<br />
dass sich dies wiederholt. Die öffentliche Hand musste<br />
bereits mehrfach den Felsvorsprung befestigen. Dieser<br />
hält heute zwar den Naturgewalten stand, doch man fragt<br />
sich zwangsläufig, wie lange das angesichts der offensichtlichen<br />
Vergänglichkeit des Ortes wohl noch so sein wird.<br />
Direkt neben der Kirche befindet sich ein kleiner<br />
Seemannsfriedhof. Dort wird man eher an die Vergänglichkeit<br />
der menschlichen Existenz erinnert. Die meisten<br />
Gräber erinnern an Sarkophage. Und doch sind es keine.<br />
Sie « stehen auf Füßen » und bestehen nur aus einem<br />
einzigen schweren Monolith, der aber nicht hohl ist und<br />
keinen Leichnam enthält. Hier können die Familien eines<br />
Angehörigen gedenken, der auf dem Meer verschollen ist,<br />
dessen Körper niemals gefunden wurde. Der Ort erinnert<br />
also an das seltsame Schicksal dieses Dorfes, das am Ufer<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 55
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />
eines Flusses liegt, aber eine sehr spezielle und starke<br />
Beziehung zum Ozean hat. Beim Verlassen des Friedhofs<br />
sagt man sich, dass diese Kirche, wie auch das Leben der<br />
Seeleute, gewissermaßen seit jeher den Fluten ausgeliefert<br />
und dadurch immer vergänglich war – so wie im Übrigen<br />
unser aller Leben vergänglich ist.<br />
Und doch hat sie standgehalten, immer und immer<br />
wieder. Nicht nur den Elementen, sondern auch den<br />
Menschen: Engländern, Basken, Franzosen, Spaniern,<br />
Katholiken und Protestanten. Alle haben hier Spuren<br />
ihrer Kämpfe, ihrer Auseinandersetzungen hinterlassen.<br />
Manchmal sogar ganz erstaunliche. Im Juli 1917 traten<br />
die Amerikaner in den Ersten Weltkrieg ein und fanden<br />
das tiefe Wasser, das zu Füßen der Felsen sofort eine Wassertiefe<br />
von 20 Metern erreicht, ideal, um einen Hafen<br />
zu bauen. Sie begannen mit umfangreichen Arbeiten für<br />
die Konstruktion eines Marinestützpunkts, der am Ende<br />
über Landungsbrücken in einer Länge von 1,5 Kilometern<br />
verfügen sollte! Mehr als 4000 « Boys » machten sich an<br />
die Arbeit, unterstützt von 1500 deutschen Gefangenen.<br />
Am Ende machte der Waffenstillstand die Fortführung<br />
der gigantischen Baustelle überflüssig, deren zahlreichen<br />
Sprengungen den Felsvorsprung jedoch bereits um 15<br />
Meter reduziert hatten. Welch unglaubliches Schicksal<br />
also für dieses Dorf, das ursprünglich als eine Art Schiff<br />
konzipiert war, das den Stürmen trotzen sollte …<br />
Heute wird Talmont regelmäßig mit neuen Tourismuslabels<br />
ausgezeichnet: Les plus beaux Villages de France,<br />
Petite Cité de Caractère, Village de Pierres et d’Eau, Village<br />
fleuri … Die Gemeinde überzeugt immer wieder. Oft<br />
prägt sie die Menschen auch. Der französische Schriftsteller<br />
und Journalist Jean-Paul Kauffmann, dessen Name<br />
im Hexagon unter anderem dafür bekannt ist, dass er drei<br />
Jahre lang (1985-1988) im Libanon als Geisel festgehalten<br />
wurde, wollte seine erste Woche in Freiheit unbedingt in<br />
Talmont verbringen, da er dieses außergewöhnliche Dorf<br />
seit jeher bewunderte: « Orte wie Talmont waren es, die<br />
es mir möglich gemacht haben, durchzuhalten », schreibt<br />
er im Vorwort eines kollektiven Werkes, das dem Dorf<br />
gewidmet ist (Talmont-sur-Gironde de A à Z, Éditions<br />
François Baudez, 141 Seiten, ISBN 978-2846686025).<br />
Wenn man sich nach dem Bummel durch Talmont wieder<br />
auf dem Rückweg befindet, wird einem die Tragweite<br />
dieser Worte klar. Auch wir sind von diesem Dorf am<br />
Ende der Welt berührt, das zwischen Himmel und Fluss<br />
zu schweben scheint …<br />
Stockrosen (Alcea rosea) fühlen sich<br />
in Talmont besonders wohl und<br />
wachsen sogar wild. Die bunten<br />
Farben der Blüten lockern im<br />
<strong>Sommer</strong> das Straßenbild auf. Die<br />
erhöhten Grabsteine auf dem kleinen<br />
Friedhof neben der Kirche Sainte-<br />
Radegonde erinnern auf berührende<br />
Art an verschollene Seeleute.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
Saint-Lô<br />
N13<br />
Caen<br />
Le A29 Ha<br />
A<br />
Honfleur<br />
A13/E46<br />
A84/E401<br />
Lannion<br />
Saint-Malo<br />
Dinard<br />
Avranches<br />
A28/E<br />
Ile de Sein<br />
Brest<br />
N12/E50<br />
Saint-Brieuc<br />
N164<br />
N12/E50<br />
N176/E401<br />
Mont-Saint-Michel<br />
A84<br />
Alençon<br />
Quimper<br />
Pont-Aven<br />
N165/E60<br />
D768<br />
Lorient<br />
Vannes<br />
N24<br />
Rennes<br />
Le Mans<br />
A11/E501<br />
A28/E<br />
Quiberon<br />
N165/E60<br />
La Baule<br />
St. Nazaire<br />
A11/E60<br />
Nantes<br />
Clisson<br />
A87<br />
Cholet<br />
Angers<br />
A86/E60<br />
Monts<br />
Lesetipps & Reiseinfos<br />
A83<br />
Talmont-sur-Gironde …<br />
… Berlin 1553 km … Hamburg 1405 km<br />
… Köln 990 km … Frankfurt 1076 km<br />
… München 1304 km … Wien 1706 km<br />
… Zürich 926 km … Paris 505 km<br />
… Bordeaux 108 km … Royan 16 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
direkt angeflogen wird, ist Bordeaux-<br />
Mérignac (114 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
befindet sich in Saintes (37 km).<br />
www.talmont-sur-gironde.webnode.fr<br />
Musée de l’Histoire locale et de la<br />
Pêche<br />
Place de la Priauté<br />
17120 Talmont-sur-Gironde<br />
Telefon: +33 (0)5 46 90 43 87<br />
Täglich geöffnet außer montags.<br />
Am Wochenende und während der<br />
Schulferien:<br />
11.00 - 13.00 Uhr und 14.30 - 17.30 Uhr.<br />
In der übrigen Zeit: 14.30 - 17.30 Uhr.<br />
Eintritt: 2,50 €, Kinder unter 12 Jahren<br />
haben freien Eintritt.<br />
A83<br />
E602/A837<br />
Niort<br />
E5/A10<br />
Talmont-sur-<br />
Gironde<br />
Poitiers<br />
Angoulême<br />
Touristisches Informationszentrum von<br />
Talmont-sur-Gironde<br />
Rue de l’école<br />
17120 Talmont-sur-Gironde<br />
Telefon: +33 (0)5 46 08 17 62<br />
Die Besichtigung von Talmont ist nur<br />
zu Fuß möglich. Am Eingang des Dorfes<br />
befindet sich ein großer Parkplatz.<br />
Parkgebühren: Pkw 2 €, Wohnmobil 6 €<br />
Bordeaux<br />
E5/A10<br />
A89/E7<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 74<br />
Coup de cœur:<br />
Carrelets, poetische Fischerhütten aus einer anderen Zeit<br />
Betrachtet man die Carrelets, diese Fischerhäuschen mit ihren<br />
zierlichen Holzkonstruktionen, hat man fast den Eindruck, in eine<br />
andere Zeit versetzt zu sein. Dort ging man früher einer Art der<br />
Fischerei nach, die ohne Köder auskommt und somit ganz dem<br />
Zufall unterliegt...<br />
Cap-Ferret<br />
Mimizan<br />
E5-E70/A63<br />
A52/E72<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />
Hossegor<br />
Biarritz<br />
Hendaye<br />
Donostia-<br />
S. Sebastian<br />
Sare<br />
France<br />
Bayonne<br />
Frankreich A64/E80 erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 57<br />
Pau
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Den Trend, dass große – und wohlhabende – Weingüter sich<br />
für Kunst und Architektur interessieren, kennt man in Südafrika<br />
und Spanien bereits seit Langem, vor allem seit der<br />
Stararchitekt Frank Gehry im Weinbaugebiet Rioja beeindruckende<br />
Gebäude konstruierte. Seit einigen Jahren ist dieser<br />
Trend auch nach Frankreich übergeschwappt. Château<br />
La Coste, rund 20 Minuten von Aix-en-Provence entfernt, ist<br />
unbestritten ein Musterbeispiel dafür, denn dort hat sich im<br />
Laufe der Jahre eine völlig neue Form des Weintourismus<br />
entwickelt. Wir haben uns vor Ort davon überzeugt.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 59
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Paddy MacKillen ist ein diskreter Mensch. Sogar sehr<br />
diskret. Bei ihm einen Interviewtermin zu erhalten,<br />
ist fast unmöglich. Er gibt nur sehr wenige Interviews,<br />
und wenn er es tut, äußert er sich in Bezug auf seine<br />
tatsächlichen Pläne immer sehr geheimnisvoll. Über ihn ist<br />
im Wesentlichen bekannt, dass er irischer Abstammung ist,<br />
1955 in einem Vorort von Belfast geboren wurde, sein Vermögen<br />
mit Immobilien und Luxushotels machte und heute<br />
einer der reichsten Geschäftsleute seines Landes ist. Im<br />
Rahmen eines im November 2016 in der Zeitung Le Figaro<br />
veröffentlichten Interviews, das er anlässlich der Eröffnung<br />
des neuen 5-Sterne-Hotels auf Château La Coste<br />
gab, erfährt man etwas mehr über seine Person, besonders<br />
über seine Beziehung zu Frankreich. Paddy MacKillen<br />
liebt Frankreich und hält damit nicht hinter dem Berg:<br />
« Wir Iren beten die Franzosen an. Als ich Jugendlicher<br />
war, begannen wir, in die Provence zu fahren. Wir kamen<br />
im Minivan und baggerten junge Französinnen an. » Darüber<br />
hinaus mag er Wein, und Weinbau ist für ihn « die nobelste<br />
Form der Landwirtschaft », obwohl er zugibt, in diesem<br />
Bereich kein Fachmann zu sein. « Mein erstes Glas<br />
habe ich mit 49 Jahren getrunken, das ist für einen Iren<br />
ziemlich außergewöhnlich », amüsierte er sich anlässlich<br />
des Interviews im Figaro. Der Artikel gibt zudem darüber<br />
Auskunft, dass Paddy MacKillen der Provence und der Region<br />
um Aix sehr verbunden ist und dass diese Verbundenheit<br />
eng mit einer seiner anderen Leidenschaften zusammenhängt:<br />
Malerei und moderne Kunst. « Cézanne ist hier<br />
in den Feldern spazieren gegangen. Picasso liegt in Vauvenargues<br />
begraben. Matisse hat hier gemalt. Van Gogh<br />
ebenfalls, in der Nähe von Arles. Wenn es etwas gibt, was<br />
die Künstler hier anzieht, ist es das Licht, das Licht, das<br />
Licht. Das Licht der Provence ist einzigartig. » Einige Hinweise<br />
also, um die Persönlichkeit etwas klarer zu erfassen.<br />
Natürlich hätten wir uns gerne mit ihm unterhalten und<br />
ihn direkt danach gefragt, aber es ist naheliegend, dass die<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Vorherige<br />
Doppelseite: Pavillon<br />
de musique von Frank<br />
O. Gehry, 2008.<br />
Der Besucher kann die<br />
auf der ganzen Fläche<br />
des Château La Coste<br />
verstreuten Werke<br />
in seinem eigenen<br />
Rhythmus entdecken,<br />
zum Beispiel Wild<br />
Time Flowers von<br />
Tatsuo Miyajima, 2009<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 61
UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays Provence-Alpes-Côte de la Loire d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Der Eingang des Pavillon<br />
d’exposition, den Renzo Piano 2017<br />
kreierte; Foxes von Michael Stipe,<br />
2008; Psicopompos von Tunga, 2011.<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
ses Licht, das in der Tat viele Künstler in den Bann zog, an<br />
der Entscheidung von Paddy MacKillen, 2003 die 180<br />
Hektar – davon 130 Hektar Reben – von Château La<br />
Coste zu kaufen, nicht unbeteiligt war.<br />
Ob es den, vor allem in den ersten Jahren zahlreichen<br />
Gegnern des Projektes nun gefällt oder nicht, das kann<br />
nicht nur eine Frage des Geldes gewesen sein. Besucht<br />
man heute den Ort, dann ist offensichtlich, dass die Investitionen<br />
von Paddy MacKillen auf Château La Coste, das<br />
auf dem Gebiet der winzigen Gemeinde Le Puy-Sainte<br />
Réparade liegt, kolossal gewesen sein müssen. Jemand,<br />
der ausschließlich auf Rentabilität aus ist, hätte ein solches<br />
Unterfangen niemals in Angriff genommen. Da war<br />
schon eine gewisse Verrücktheit notwendig, wie nur ein<br />
Investor sie besitzt, für den Geld nicht die wichtigste Rolle<br />
spielt. Es scheint, als sei nichts zu teuer gewesen, um<br />
den sowohl verrückten, als auch großzügigen – denn die<br />
Domaine ist für die Öffentlichkeit zugänglich – Traum<br />
von Paddy MacKillen zu verwirklichen. Inmitten von<br />
Weinbergen in der Provence einen erstaunlichen Komplex<br />
konstruieren zu lassen, der sowohl dem Wein als auch der<br />
Malerei, Bildhauerei und Architektur gewidmet ist, das<br />
war Grund genug, um 2003 die kleine, behäbige Welt des<br />
französischen Weinbaus in Aufruhr zu versetzen.<br />
Paddy MacKillen beschränkte sich dabei offensichtlich<br />
nicht darauf, nur sein Scheckheft zu zücken, sondern ließ<br />
vermutlich auch seine umfangreichen Beziehungen spielen.<br />
Da ihm ein Kunstparcours durch die Reben, Eichenwälder<br />
und Obstgärten des Anwesens vorschwebte, lud er<br />
namhafte Vertreter von Architektur und bildender Kunst<br />
ein. Sie sollten sich vor Ort ein Bild machen, einen Platz<br />
wählen, der ihnen zusagte und der sie zu einem Gebäude<br />
oder einem Kunstwerk inspirierte. War es letztendlich<br />
das Licht der Gegend, die legendäre Anziehungskraft der<br />
Provence oder der finanzielle Aspekt? Keiner kennt die<br />
Details der mit den Künstlern ausgehandelten Vereinbarungen<br />
– sofern es welche gab –, doch Vorschläge kamen<br />
zuhauf. Allein im Bereich Architektur leisteten nicht weniger<br />
als fünf Träger des Pritzker-Preises dem Aufruf Folge:<br />
der Engländer Norman Foster, der Amerikaner Frank<br />
Gehry, der Italiener Renzo Piano, der Japaner Tadao<br />
Ando und der Franzose Jean Nouvel! Letzterer, für Paddy<br />
MacKillen « der beste französische Architekt », durfte ein<br />
besonders zentrales Element des Projektes realisieren: ein<br />
hypermodernes Kellergebäude, das « den besten Rosé der<br />
Welt » beherbergen soll, wie sich der Besitzer nicht gerade<br />
bescheiden ausdrückte. In der nächsten Ausgabe werden<br />
wir noch näher auf diesen erstaunlichen Bau eingehen,<br />
der nach biodynamischen Prinzipien gebaut und wirklich<br />
sehenswert ist.<br />
Auch was die Kunst anging, nahmen einige weltweit<br />
bekannte Künstler Paddy MacKillens Angebot an. Der<br />
Parcours « Kunst und Architektur », den man auf dem<br />
Weingut begehen kann, ist wie die Besichtigung eines<br />
der beeindruckendesten Freilichtmuseen für zeitgenössische<br />
Kunst. Außer der schon von weitem erkennbaren,<br />
wunderschönen Bronzeskulptur Crouching Spider von<br />
Louise Bourgeois, die gegenüber dem Eingangsbereich<br />
über dem Wasser zu schweben scheint, häufen sich die<br />
Überraschungen in einer erstaunlichen Mischung aus Architektur,<br />
Kunst und Weinbau, denn auch die Reben sind<br />
fester Bestandteil des Rundgangs. Die Erfahrungen, die<br />
man dabei macht, sprechen alle Sinne an. Abgesehen von<br />
den für die Provence so typischen Aromen, die einem im<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 63
int-Lô<br />
1<br />
s<br />
el<br />
1<br />
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elle<br />
E5/A10<br />
A837<br />
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N13<br />
aint-Sigismond<br />
nce<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
Pau<br />
Caen<br />
Alençon<br />
A13/E46<br />
Le Mans<br />
A28/E402<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
A10/E5<br />
A13/E5<br />
Dreux<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
A10/E5<br />
Blois<br />
Chambord<br />
A10/E5-E60<br />
Angers<br />
Im Inneren des Pavillon d’exposition und Small Cheverny<br />
Crinkly A86/E60 von Alexander Calder,<br />
Tours Chenonceau<br />
1976.<br />
A71/E9<br />
A85<br />
Niort<br />
Cluny Im Herzen der Haute-<br />
Provence, nicht weit von<br />
Forcalquier entfernt, liegt in<br />
Genève<br />
einer sehr ursprünglichen<br />
A71/E11<br />
Umgebung ein Ort, der trotz<br />
seiner Einzigartigkeit relativ<br />
Annecy<br />
unbekannt ist: Salagon. Diese vielfältige Stätte<br />
Clermont-<br />
ist A72/E70 eine Verbindung aus Monument historique,<br />
Ferrand<br />
Museum und mehreren LyonGärten. Alle drei Bereiche<br />
A89/E70 Puy de Dômegreifen ineinander und helfen dem Besucher<br />
A<strong>75</strong>/E11<br />
A43/E70<br />
dabei, zu verstehen, wie die Achtung der Umwelt, Chambéry<br />
le Mont-Dore<br />
das Wissen über die Natur und die bäuerliche Welt<br />
St.-Etienne<br />
mont-surironde<br />
UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays Provence-Alpes-Côte<br />
Evreux<br />
de la Loire d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Monts<br />
A6/E15<br />
A5/E54<br />
Gebäuden, Kunstwerken und Natur A20/E9 gelangt man immer wieder<br />
A71/E11<br />
Tulle<br />
hat Château Périgueux La Coste sich im Bereich Brive-la-Gaillarde Kunst und Architektur<br />
einen Namen A89/E70 gemacht. Doch Le das Pescher ist nicht alles: Auch der Wein<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Payrac Rocamadour<br />
verleihen, wie es nur selten der A20/E9 Fall ist. Das macht neugierig,<br />
A16<br />
PARIS<br />
Versailles<br />
Orléans<br />
Bourges<br />
Verlauf des Weges durch Reben und Unterholz oder über Hügel<br />
in die Nase steigen, ist der Sehsinn ebenfalls gefragt: Zwischen<br />
an Orte, die plötzlich dunkler sind, an denen man den Augen<br />
zunächst Zeit geben muss, um sich an diese Veränderung der<br />
Lichtverhältnisse Poitiers zu gewöhnen. Gerade dieser Kontrast macht<br />
einem das besondere Licht, das auch Paddy MacKillen so liebt<br />
und dem er auf diese Weise die gebührende Ehre erweist, noch<br />
Montluçon<br />
deutlicher bewusst. Die Erfahrung ist zugegebenermaßen nicht<br />
nur fesselnd, sie ist oft auch verstörend, wenn die Kunstwerke<br />
erst im letzten Moment hinter einer Kurve, einem Hügel, einem<br />
Baum oder einem Wäldchen auftauchen. Auf jeden Fall sind die<br />
Besucher begeistert, denn sie kommen jedes Jahr immer zahlreicher,<br />
oft mit der gesamten Familie, verbringen einen ganzen Tag<br />
Limoges<br />
Angoulême<br />
dort und entdecken dabei eine neue Art von Weintourismus.<br />
Paddy MacKillen agiert nach wie vor diskret im Hintergrund.<br />
Nach wie vor lässt er jedes Jahr neuen Künstlern freie<br />
Hand, auf seinem Weingut ihre Werke zu installieren. Dadurch<br />
hat dem Ort seinen Stempel aufgedrückt, Saillac wird er doch im Bestreben<br />
erzeugt, die Dinge « anders » zu machen und dabei der<br />
Aurillac<br />
biologisch-dynamischen Bewirtschaftung einen Stellenwert zu<br />
erzeugt aber auch Neid und Kritik. Doch das ist eine andere<br />
Geschichte, auf die wir in der nächsten Ausgabe eingehen. Der<br />
Hauch von Verrücktheit, der von Château La Coste ausgeht,<br />
weht noch immer durch die Provence …<br />
Toulouse<br />
Narbonne<br />
A81/E80<br />
Limoux<br />
A4/E50<br />
Sens<br />
A<strong>75</strong>/E11<br />
Lodève<br />
Bézier<br />
Epernay<br />
Reiseinfos & Lesetipps<br />
A26/E17<br />
A4/E50<br />
A4<br />
Metz Sarreguem<br />
A31/E21-E23<br />
A6/E15<br />
A31/E17-E21<br />
erschien. Als Leser<br />
Vézelay Avallon Flavigny ist man heute noch von der<br />
zutiefst menschlichen Sichtweise berührt, mit der<br />
Dijon<br />
er das Porträt der Stadt A38zeichnete. Ein Porträt, das Besançon<br />
A9/E15<br />
Reims<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
Troyes<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70:<br />
Marseille, eine fast<br />
hundertjährige Liebeserklärung<br />
A5/E17-E54<br />
ist noch immer aktuell<br />
(45 km entfernt) A31/E21-E23<br />
1926 realisierte der<br />
Journalist Albert Londres<br />
Auxerre<br />
Châtillon-sur-Seine<br />
(1884-1932) eine Artikelreihe<br />
über Marseille, die in der<br />
Zeitung Le Petit Parisien<br />
erstaunlicherweise immer noch aktuell zu sein<br />
scheint.<br />
A49/E713<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />
DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />
Valence<br />
FINDEN SIE AUF SEITE A7/E1582.<br />
Crest<br />
Montpellier<br />
Beaune<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66:<br />
Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />
A6/E15<br />
die Hochprovence zu verstehen<br />
(55 km entfernt)<br />
A9/E15<br />
Nîmes<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
Orange<br />
Saillans<br />
Avignon<br />
A7/E15<br />
A55<br />
Marseille<br />
A50<br />
Nancy<br />
Grenoble<br />
Gap<br />
A51/E712<br />
Le Puy-Sainte-Réparade<br />
Toulon<br />
France<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A8/E80<br />
A52<br />
im Laufe der Jahrhunderte sowohl Landschaft als<br />
auch Kultur der Provence geprägt haben.<br />
A57<br />
S<br />
A<br />
M<br />
Lausanne<br />
Briançon<br />
France<br />
A9/E15<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong><br />
Andorra<br />
Céret<br />
Perpignan<br />
Collioure
G<br />
14<br />
15<br />
G<br />
Sy<br />
17<br />
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18<br />
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16<br />
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20 21 22<br />
23<br />
CS<br />
A<br />
V<br />
25<br />
24<br />
S<br />
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S<br />
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CS CABERNET SAUVIGNON<br />
G GRENACHE<br />
S SAUVIGNON BLANC<br />
Ch CHARDONNAY<br />
Sy SYRAH<br />
V VERMENTINO<br />
C CINSAUT<br />
A AGLANDAU<br />
9<br />
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1<br />
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4<br />
2<br />
3<br />
S<br />
CS<br />
G<br />
26<br />
V<br />
S<br />
G<br />
Sy<br />
1 Tadao ANDO; GATE, 2011<br />
2 Tadao ANDO; CENTRE D’ART, 2011<br />
3 Louise BOURGEOIS;<br />
CROUCHING SPIDER 6695, 2003<br />
4 Hiroshi SUGIMOTO; Mathematical Model 012<br />
Surface of revolution with constant negative<br />
curvature, 2010<br />
5 Alexander CALDER; SMALL CRINKLY, 1976<br />
6 Larry NEUFELD; DONEGAL, 2013<br />
7 Sean SCULLY; WALL OF LIGHT CUBED, 2007<br />
8 Tadao ANDO; ORIGAMI BENCHES, 2011<br />
9 TUNGA; Psicopompos, 2011<br />
10 Andy GOLDSWORTHY; OAK ROOM, 2009<br />
11 Lee UFAN; HOUSE OF AIR, 2014<br />
12 Franz WEST; FAUX-PAS, 2006<br />
13 Canal XVIIe siècle<br />
14 Jean-Michel OTHONIEL;<br />
La grande Croix rouge, 2007-2008<br />
15 Tadao ANDO; LA CHAPELLE, 2011<br />
16 Michael STIPE; FOXES, 2008<br />
17 Tracey EMIN; SELF-PORTRAIT :<br />
CAT INSIDE A BARREL, 2013<br />
18 Liam GILLICK; MULTIPLIED RESISTANCE<br />
SCREENED, 2010<br />
19 Richard SERRA; AIX, 2008<br />
20 Tadao ANDO; PAVILLON “FOUR CUBES TO<br />
CONTEMPLATE OUR ENVIRONMENT”,<br />
2008-2011<br />
21 Paul MATISSE; MEDITATION BELL, 2012<br />
22 Tatsuo MIYAJIMA;<br />
WILD TIME FLOWERS, 2009 nb<br />
23 Tom SHANNON; DROP, 2009<br />
24 GUGGI; CALIX MEUS INEBRIANS, 2009<br />
25 Frank O. GEHRY; PAVILLON DE MUSIQUE, 2008<br />
26 Jean NOUVEL; CHAIS DE VINIFICATION, 2008<br />
Château La Coste …<br />
… Berlin 1516 km … Hamburg 1467 km<br />
… Köln 993 km … Frankfurt 979 km<br />
… München 930 km … Wien 1297 km<br />
… Zürich 648 km … Paris 747 km<br />
… Marseille 45 km … Aix-en-Pce 17 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen wird, ist Marseille-Provence<br />
(41 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
befindet sich in Aix-en-Provence<br />
(17 km).<br />
<br />
Château La Coste<br />
2<strong>75</strong>0 Route de la Cride<br />
13610 Le Puy-Sainte-Réparade<br />
Telefon: +33 (0)4 42 61 92 92<br />
www.chateau-la-coste.com<br />
Montag bis Freitag: 10 - 17 Uhr.<br />
Samstag, Sonn- und Feiertag:<br />
10 - 19 Uhr.<br />
<br />
Besichtigung « Kunst und<br />
Architektur »: ein interessanter<br />
und angenehmer Programmpunkt.<br />
Man kann sich frei über das Weingut<br />
bewegen und dabei die Kunstwerke<br />
und Installationen von Künstlern und<br />
Architekten entdecken. Planen Sie<br />
mindestens zwei Stunden Zeit für den<br />
Rundgang ein, der eher einer « kleinen<br />
Wanderung » ähnelt. Der Weg ist gut<br />
ausgeschildert, mit dem Eintrittsticket<br />
erhalten Sie einen Plan. Er weist keine<br />
besonderen Schwierigkeiten auf,<br />
allerdings sind Wanderschuhe und eine<br />
gute Kondition empfehlenswert, da es<br />
zahlreiche Steigungen gibt. Vergessen<br />
Sie auch nicht, Wasser mitzunehmen.<br />
Preis: 15 €, ermäßigt 12 €.<br />
Es ist möglich – und in der Hochsaison<br />
empfehlenswert – auf der Website<br />
von Château La Coste Tickets zu<br />
reservieren.<br />
<br />
Besichtigung des Weinkellers mit<br />
Verkostung: Dabei kann man sich von<br />
der Originalität des beeindruckenden,<br />
von Jean Nouvel konzipierten<br />
Weinkellers selbst überzeugen. Der<br />
Besuch wird durch die Verkostung<br />
einiger Weine ergänzt.<br />
Preis: 12 €, ermäßigt 10 €.<br />
Darüber hinaus ist der Zugang zum<br />
Verkaufsraum natürlich kostenlos<br />
möglich. Dort erhalten sie die<br />
verschiedenen Weine des Weinguts<br />
(weiß, rosé, rot, etwa 11 - 30 € pro<br />
Flasche)<br />
Restaurants:<br />
<br />
Das Restaurant Chez<br />
Francis Mallmann (traditionelle<br />
argentinische Küche, vom Grill,<br />
im Tonofen oder in Asche gegart)<br />
und das Restaurant de Tadao Ando<br />
(provenzalische und mediterrane<br />
Küche) sowie La Terrasse (Café-<br />
Brasserie) bieten alle drei eine<br />
hochwertige Küche. Eine Reservierung<br />
ist auf jeden Fall empfehlenswert, denn<br />
die hervorragenden Restaurants sind<br />
in der ganzen Region bekannt.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 65
FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Koch und Pasteur<br />
Eine konstruktive Rivalität als Hoffnungsträger<br />
In der aktuellen Krise, die das Virus Covid-19 ausgelöst hat, liegen unser aller Hoffnungen<br />
auf der wissenschaftlichen Forschung und Medizin. Ein Blick in die Geschichtsbücher<br />
gibt Aufschluss darüber, dass die Welt regelmäßig mit verheerenden Epidemien<br />
zu kämpfen hatte, noch dazu in Zeiten, in denen Kommunikation und Kooperation<br />
zwischen Ländern, Forschern und Laboratorien weit weniger entwickelt waren als<br />
heutzutage. Ende des 19. Jahrhunderts lieferten sich zwei herausragende Gelehrte, der<br />
Deutsche Robert Koch (1843-1910) und der Franzose Louis Pasteur (1822-1895) einen<br />
unbarmherzigen Wettstreit, wie man ihn bis dato in den deutsch-französischen Beziehungen<br />
selten gesehen hatte. Dennoch war diese Rivalität letztendlich ein konstruktiver<br />
Ansporn, der zu wissenschaftlichen Erkenntnissen führte und Millionen Leben rettete.<br />
Könnte dieses Beispiel heute, in einer Zeit, in der die internationale Zusammenarbeit<br />
zwischen Forschern im Kampf gegen Covid-19 mehr als je zuvor notwendig ist,<br />
ein Hoffnungsschimmer sein?<br />
2014 veröffentlichten Annick Perrot, Honorarkonservatorin<br />
des Musée Pasteur in Paris (XV. Arrondissement),<br />
und der Molekularbiologe Maxime<br />
Schwartz in Frankreich ihr Buch Pasteur et Koch, un duel de<br />
géants dans le monde des microbes*. Das extrem gut dokumentierte<br />
Werk weckte sogleich die Neugier von Studenten,<br />
Forschern und Ärzten. Ganz unerwartet begeisterten<br />
sich jedoch auch viele Leser, die ganz und gar keine<br />
Spezialisten für Mikroben und deren Erforschung sind, für<br />
den unbarmherzigen Wettstreit, den sich die beiden wissenschaftlichen<br />
Größen diesseits und jenseits des Rheins<br />
lieferten. Vor zwei Jahren strahlte der deutsch-französische<br />
Fernsehsender ARTE in Anlehnung an das Buch einen<br />
Dokumentarfilm von Mathieu Schwartz aus (Koch und Pasteur<br />
- Duell im Reich der Mikroben, 2018, 90 Min.). Mithilfe<br />
einer präzisen historischen Rekonstruktion sowie mittels<br />
Erläuterungen deutscher und französischer Wissenschaftler<br />
zeigt der Film die wesentlichen Etappen des unglaublichen<br />
Konkurrenzkampfs zwischen demjenigen, der unter<br />
anderem den Tuberkelbazillus entdeckte, und demjenigen,<br />
dem wir die Tollwutimpfung verdanken. Die Dokumentation<br />
kam beim Publikum ebenfalls sehr gut an und wurde<br />
im Übrigen im Frühjahr dieses Jahres, mitten in der Krise<br />
um das Coronavirus, erneut ausgestrahlt. Das Interesse der<br />
Fernsehzuschauer war größer denn je. Sowohl das Buch<br />
von Annick Perrot und Maxime Schwartz als auch der danach<br />
erstellte Dokumentarfilm können in der Tat eine gewisse<br />
Hoffnung keimen lassen, dass Wissenschaftler in der<br />
Lage sein werden, auch gegen Covid-19 rasch einen Impfstoff<br />
oder zumindest ein wirksames Medikament zu finden<br />
… Die Aufgabe ist mit Sicherheit nicht einfach, doch<br />
das Beispiel von Koch und Pasteur zeigt, dass der Mensch<br />
mit Entschlossenheit und hartnäckiger Arbeit zu ganz außerordentlichen<br />
Entdeckungen fähig ist. Selbst wenn, wie<br />
im Fall der beiden Wissenschaftler, der Ansporn in einem<br />
unerbittlichen Konkurrenzkampf lag, der auf beiden Seiten<br />
durch ein überdimensionales Ego genährt wurde. Hinzu<br />
kamen auf der Seite von Pasteur ein übersteigerter Nationalismus<br />
nach der französischen Niederlage im Krieg von<br />
1870 und auf der Seite von Koch die Schwierigkeit, sich<br />
gegenüber dem 21 Jahre älteren französischen Gelehrten<br />
durchzusetzen, der bereits über ein internationales Renommee<br />
verfügte. Was wissen wir jedoch wirklich über die beiden<br />
Männer?<br />
Zwei Ikonen der Wissenschaft<br />
In Deutschland und in Frankreich stehen die Namen<br />
Koch und Pasteur unbestritten für zwei Ikonen der<br />
Wissenschaft. Bohrt man jedoch etwas tiefer, stellt man<br />
schmunzelnd fest, dass die Wahrnehmung der Arbeit von<br />
Pasteur auf deutscher Seite in der Öffentlichkeit ebenso<br />
eingeschränkt ist, wie die der Arbeit von Koch auf der<br />
französischen. Wir alle haben zwar in der Schule gelernt,<br />
dass beide Gelehrte der Menschheit viel Gutes getan<br />
haben, wobei sich das konkrete Wissen über ihre Arbei<br />
* Éditions Odile Jacob, 236 Seiten, ISBN 978-2738131782<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 67
FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />
ten im Wesentlichen auf die Entdeckung des<br />
Tuberkelbazillus und die Tollwutimpfung beschränkt.<br />
Viele Deutsche wissen nicht, dass wir Pasteur<br />
außer den grundlegenden Arbeiten, die<br />
zur Entdeckung des Impfstoffs geführt haben,<br />
auch bedeutende Erkenntnisse über Gärungsprozesse<br />
(den Ursprung für die Mikrobiologie),<br />
über die Gründe von Weinfehlern sowie über<br />
die Rolle von Keimen und ihren Anteil an der<br />
Übertragung von Krankheiten verdanken. In<br />
Frankreich ist es dagegen weitgehend unbekannt,<br />
dass Koch nicht nur den Erreger der<br />
Tuberkulose (der im Französischen übrigens<br />
bacille de Koch heißt) entdeckte, sondern auch<br />
den Erreger der Cholera, dass er mit der Mikroskopie<br />
die Grundlagen für die Bakteriologie<br />
legte, sehr nützliche Techniken der mikroskopischen<br />
Fotografie entwickelte, die Bedeutung<br />
von Desinfektion und Sterilisierung bekanntmachte<br />
sowie die Züchtung von Bakterien<br />
auf festen Nährmedien ermöglichte – die sein<br />
Assistent Julius Richard Petri (1852-1921)<br />
dann durch die Erfindung der berühmten<br />
Petrischalen weiterentwickelte. All diese Entdeckungen<br />
bestätigen, dass jeder der beiden<br />
Männer auf seine Weise grundlegende Seiten<br />
im Geschichtsbuch der Medizin geschrieben<br />
hat. Diese Fortschritte sind zwar im Wesentlichen<br />
ihrer Genialität zu verdanken, darüber<br />
hinaus aber auch einer enormen Rivalität, die<br />
zwischen ihnen herrschte …<br />
Ein unbarmherziger Wettstreit<br />
Annick Perrot und Maxime Schwartz<br />
berichten in ihrem Buch von einem unglaublichen<br />
Konkurrenzkampf zwischen Koch und<br />
Pasteur. Während ihrer ganzen Laufbahn als<br />
Forscher – und durch ihre Schüler sogar noch darüber<br />
hinaus – versuchen die beiden Männer, sich gegenseitig zu<br />
übertrumpfen, was oft sehr heftige Formen annimmt. Im<br />
August 1881 begegnen sich Koch und Pasteur bei einem<br />
internationalen Medizinkongress in London zum ersten<br />
Mal persönlich. Koch ist damals 38 Jahre alt, Pasteur 59.<br />
Der Franzose weiß im Übrigen diesen Altersunterschied<br />
immer auszunutzen, da ihm dies seiner Ansicht nach in<br />
den Augen vieler eine gewisse « Ehrwürdigkeit » verleiht.<br />
Die beiden Männer kennen sich zwar durch ihre diversen<br />
Publikationen bereits gut und respektieren sich, betrachten<br />
sich aber dennoch als große Konkurrenten.<br />
Für Pasteur ist dieser Kongress die Gelegenheit, die<br />
Welt von der Gültigkeit seiner Theorien über das Impfen<br />
zu überzeugen. Nach der relativ diskret verlaufenen<br />
Entwicklung eines ersten Impfstoffs gegen Geflügelcholera<br />
hatte er sich in der Folge mit dem Milzbranderreger<br />
Louis Pasteur<br />
beschäftigt und am 4. Mai 1881 die Presse in das kleine<br />
Dorf Pouilly-le-Fort im Großraum Paris eingeladen. Die<br />
anwesenden Journalisten konstatierten verblüfft, dass alle<br />
25 Schafe, denen der Gelehrte zuvor eine « abgeschwächte<br />
und immunisierende » Form des Milzbranderregers<br />
gespritzt hatte, noch am Leben waren, während die 25<br />
Schafe einer Kontrollgruppe, die ebenfalls der Bakterie<br />
ausgesetzt waren, aber keine Impfung erhalten hatten, alle<br />
verendet waren. Auf dem Londoner Kongress wird Pasteur<br />
folglich wie ein Held empfangen. « Applaus brandete<br />
auf. Von allen Seiten erschallten Hurra- und Hochrufe »,<br />
bezeugt später sein Schwiegersohn, René Vallery-Radot,<br />
der ihn begleitet. Nur in der ersten Reihe, direkt vor<br />
Pasteur, kann ein Mann seine Erregung kaum unterdrücken:<br />
Koch ist sprichwörtlich « am Kochen ». Nicht nur,<br />
weil er vom Begriff der « Attenuierung », wie Pasteur ihn<br />
präsentiert, absolut nicht überzeugt ist, sondern vor allem<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
de l’Office sanitaire impérial allemand) schreibt,<br />
dass « die Erfahrung von Pasteur […], abgesehen<br />
davon, dass sie keine Bedeutung hat, sogar<br />
von einer gewissen Naivität gezeichnet ist ».<br />
Solch heftige Äußerungen sind in der sonst so<br />
diskreten Welt der Forschung selten! Als Pasteur<br />
von dieser harschen Kritik erfährt, bleibt<br />
er zunächst ruhig, doch das Kriegsbeil ist ausgegraben<br />
…<br />
In seiner Ehre getroffen akzeptiert Pasteur,<br />
dass in Deutschland ein öffentlicher Versuch<br />
mit seinem Impfstoff durchgeführt wird.<br />
Dieser wird auf diplomatischem Weg nach<br />
Deutschland geschickt und auf einem Hof<br />
rund 100 Kilometer südlich von Berlin 250<br />
Schafen injiziert. Die Impfung ist ein Erfolg.<br />
Sehr erfreut über dieses Ergebnis verleiht die<br />
deutsche Regierung sogar dem Pasteur nahestehenden<br />
Biologen Louis Thuillier (1856-<br />
1883), der die Impfungen vorgenommen hat,<br />
eine Auszeichnung. Koch seinerseits schweigt<br />
und weigert sich anzuerkennen, dass er Unrecht<br />
hatte, an der Wirksamkeit von Pasteurs<br />
Methode zu zweifeln. Diese wird innerhalb<br />
kurzer Zeit auf der ganzen Welt angewendet<br />
und rettet Millionen von Tieren vor dem Tod<br />
durch Milzbrand. Doch Koch hat sein letztes<br />
Wort noch nicht gesprochen. Ganz im Gegenteil.<br />
Er beschließt, sich nun einer Krankheit<br />
zu widmen, die Menschen befällt und eine der<br />
gefürchtetsten Geißeln auf der ganzen Welt<br />
darstellt: die Tuberkulose. 1882 gelingt es ihm,<br />
den Erreger erfolgreich zu isolieren.<br />
Eine immer heftiger werdende<br />
Auseinandersetzung<br />
Robert Koch<br />
deshalb, weil der Franzose nicht den geringsten Bezug auf<br />
seine eigenen Arbeiten nimmt. Denn Koch ist – mit vollem<br />
Recht – der Ansicht, dass es ihm und keinem anderen<br />
Forscher als Erstem gelungen ist, den Milzbranderreger zu<br />
kultivieren und die Krankheit auf Mäuse zu übertragen.<br />
Er war es, der bewiesen hat, dass diese Bakterie sehr widerstandsfähige<br />
Sporen erzeugt, die vermutlich ihrerseits<br />
die Krankheit übertragen können. Dies wäre zumindest<br />
eine Erwähnung in den Äußerungen Pasteurs wert gewesen!<br />
Der Franzose hat ihn zwar zitiert, doch einzig und<br />
allein, um « besser daran zu erinnern, dass er, Pasteur, es<br />
war, der Bakteriensporen im Rahmen seiner Forschungen<br />
zu den Krankheiten der Seidenspinnerraupe zum ersten<br />
Mal beschrieben hat », wie Annick Perrot und Maxime<br />
Schwartz festhalten. Koch ist daher beleidigt und äußert<br />
dies offen am Ende des Jahres, als er in den Mitteilungen<br />
aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt (Recueil des travaux<br />
Angesichts dieser denkwürdigen Entdeckung<br />
plant Koch, sich für die 1881 in London<br />
ausschließlich Pasteur zugedachte Anerkennung zu revanchieren.<br />
Vom 5. bis 9. September 1882 findet in Genf<br />
der Internationale Kongress für Hygiene und Demografie<br />
statt. Die kleine internationale Forschergemeinschaft wartet<br />
mit Ungeduld auf das angekündigte Duell zwischen<br />
Koch und Pasteur auf der Rednertribüne. Doch alles läuft<br />
anders ab, als vorgesehen. Pasteur ergreift als Erster das<br />
Wort. Logischerweise geht er auf seine jüngsten Erfolge<br />
in einem Bereich ein, den er aus dem Effeff beherrscht: die<br />
Attenuierung von Viren. Doch der französische Gelehrte<br />
beschränkt sich nicht auf die Vorstellung seiner Arbeiten,<br />
sondern nutzt die Gelegenheit, um auf den knapp ein Jahr<br />
zuvor in den Mitteilungen aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt<br />
von Koch veröffentlichten Angriff zu reagieren.<br />
Dafür greift Pasteur seinen deutschen Konkurrenten, der<br />
ihm wiederum in der ersten Reihe genau gegenübersitzt,<br />
öffentlich direkt an. Er verlangt eine Erklärung und lädt<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 69
FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />
Louis Pasteur, gespielt von Patrick Bonnel, im Dokumentarfilm<br />
von Mathieu Schwartz. Außenansicht des Institut Pasteur<br />
in Paris im Jahr 1889. In der Wohnung von Louis Pasteur im<br />
rechten Flügel befindet sich heute ein Museum. Mikroskop<br />
von Louis Pasteur in seinem Haus in Arbois (Jura).<br />
ihn ein, ihm auf der Rednertribüne Rede und Antwort zu<br />
stehen. Sichtlich verärgert erhebt sich Koch und äußert<br />
sich wie folgt. « Ich glaube nicht, dass es etwas bringt,<br />
auf den Angriff von Herrn Pasteur hier zu erwidern, und<br />
zwar aus zwei Gründen: Zum einen haben die Streitpunkte<br />
nur indirekt etwas mit Hygiene im eigentlichen<br />
Sinne zu tun und zum anderen spreche ich weder ausreichend<br />
gut Französisch noch Herr Pasteur ausreichend gut<br />
Deutsch, als dass wir eine fruchtbare Diskussion führen<br />
könnten. Ich behalte mir daher vor, Herrn Pasteur im<br />
Rahmen der medizinischen Zeitschriften zu antworten. »<br />
Im Publikum erhebt sich ein Getöse. Allen ist klar, dass<br />
Koch der Auseinandersetzung ausweicht. Annick Perrot<br />
und Maxime Schwartz erläutern in ihrem Buch, « dass<br />
man erst 1925 durch einen Zeugen der damaligen Veranstaltung<br />
den Grund für diese Haltung verstehen wird. Als<br />
Pasteur mehrfach vom Recueil allemand spricht, verstehen<br />
Koch und Lichtheim (Anm. d. Red.: ein mit Koch befreundeter<br />
Professor) beide die Worte Orgueil allemand (Anm. d.<br />
Red.: deutscher Stolz)! Koch fühlt sich dadurch gekränkt<br />
und versucht, sich dagegen zu verwahren. Als Lichtheim<br />
am folgenden Tag wieder zurück in Bern ist, erstattet er<br />
etwas konfus Bericht über den Irrtum und gesteht das unerfreuliche<br />
und ungeschickte Verhalten des Vortages ein. »<br />
Pasteur geht aus dem Kongress einmal mehr gestärkt<br />
hervor und Koch sieht den Wert seiner Arbeiten nach wie<br />
vor nicht gewürdigt, obwohl er doch unter anderem die<br />
Tuberkelbazille entdeckt hat …<br />
Für den deutschen Wissenschaftler ist es unerträglich,<br />
im Schatten von Pasteur zu stehen. Drei Monate vergehen,<br />
bis er dem Franzosen antwortet. Wie angekündigt<br />
veröffentlicht er einen Artikel in einer medizinischen<br />
Fachzeitschrift (Über die Milzbrandimpfung. Eine Entgegnung<br />
auf den von Pasteur in Genf gehaltenen Vortrag,<br />
Leipzig, Georg Thieme Verlag, 1882). Er verwendet harte<br />
Worte, niemals zuvor waren die Angriffe so direkt. Das<br />
Zerwürfnis ist offensichtlich: « Alles, was wir zum Thema<br />
Milzbrand gehört haben waren vollkommen uninteressante<br />
Ergebnisse von Tausenden von Tieren, die geimpft<br />
wurden […] das alles diente nur dem Zwecke einer heftigen<br />
Polemik gegen mich […] Herr Pasteur gefällt sich<br />
mit allgemeingültigen Phrasen, die selbstverständlich an<br />
der Sache an sich nichts ändern. In der Wissenschaft setzen<br />
sich Fakten durch und nicht schöne, gut durchdachte<br />
Reden. » Die Schlussfolgerung Kochs ist noch verletzender:<br />
« Obwohl Pasteur auf dem Kongress in Genf wie ein<br />
zweiter Jenner (Anm. d. Red.: Edward Jenner (1749-1823),<br />
ein britischer Arzt, der als Vater der Immunitätsforschung und<br />
als Erfinder der Pockenimpfung gilt) gefeiert wurde, sollten<br />
die Kongressteilnehmer daran denken, dass der Triumph<br />
Jenners nicht Schafe, sondern Menschen betraf … »<br />
Die Antwort von Pasteur lässt nicht auf sich warten.<br />
An Weihnachten 1882 erscheint in La Revue scientifique<br />
ein Artikel, in dem er die scharfen Angriffe von Koch<br />
Punkt für Punkt widerlegt. Es ist nun an ihm, sich beleidigt<br />
zu zeigen. Dazu nutzt Pasteur ein nicht sehr diplomatisches,<br />
im Grunde genommen auch wenig elegantes<br />
Argument: Kochs Alter. Der Franzose erinnert daran,<br />
dass, als er, Pasteur, von 1856 bis 1876, während « dieses<br />
langen Lebensabschnitts » bereits studierte, Koch « für die<br />
Wissenschaft noch nicht geboren war » … Dieses wenig<br />
stichhaltige Argument sagt viel über die bissige Auseinandersetzung<br />
aus, die sich zwischen den beiden Gelehrten<br />
entwickelt hat.<br />
Das konstruktive Ende<br />
eines Wettstreits<br />
Koch und Pasteur suchen bis ans Ende ihrer Karrieren<br />
weiterhin Streit. Immer wirft einer dem anderen vor, ihm<br />
seine Forschungsergebnisse gestohlen zu haben oder deren<br />
Wert nicht anzuerkennen. Doch man kommt um die<br />
Feststellung nicht umhin, dass die lebhaften Auseinandersetzungen<br />
und die erkennbare gegenseitige « Abneigung »<br />
für beide die Quelle für einen konstruktiven Wettstreit ist.<br />
Ab 1883 ist Koch wesentlich daran beteiligt, in Ägypten<br />
den Erreger der Cholera zu isolieren und die Rolle des<br />
Wassers bei der Ausbreitung der Krankheit offenzulegen.<br />
Es gibt nur wenige, die sich der Identifizierung des Cholerabazillus<br />
gegenüber skeptisch zeigen. Einer davon ist<br />
logischerweise Pasteur. Diesem missfällt es im Übrigen<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
sehr, dass Frankreich 1884, bei Ausbruch der Krankheit in<br />
Toulon, nicht ihn, sondern den deutschen Wissenschaftler<br />
holen lässt. Dass der französische Außenminister dann<br />
auch noch so weit geht, den « Feind » für seine Entdeckungen<br />
und die Bewältigung der Krise auszuzeichnen, macht<br />
ihn wütend. Doch Pasteur, weit davon entfernt, sich geschlagen<br />
zu geben, wird sich mit seiner Entdeckung des<br />
Tollwutimpfstoffs erneut bald revanchieren. Im Juli 1885<br />
impft er damit den neunjährigen Joseph Meister aus dem<br />
Elsass, der von einem tollwutbefallenen Hund gebissen<br />
wurde. Die Behandlung dauert elf Tage und ist von<br />
Erfolg gekrönt. Das Kind kann gerettet werden. Dieser<br />
Triumph ist für Pasteur die willkommene Revanche für<br />
den jüngsten Erfolg seines deutschen Widersachers bei<br />
der Identifizierung des Choleraerregers. Annick Perrot<br />
und Maxime Schwartz weisen darauf hin, dass Pasteurs<br />
Erfolg in gewisser Weise auch dessen nationalistischer<br />
Einstellung schmeichelt. « Joseph Meister ist Elsässer …<br />
also seit 1871 Deutscher. » Pasteur drückte sich so aus:<br />
« Ich bin glücklich, dass dieser erneute Erfolg Frankreich<br />
zu verdanken ist und dass der erste Mensch, der nach einem<br />
Biss von der Tollwut verschont blieb, aus dem Elsass<br />
kommt … » Angesichts des internationalen Erfolgs seines<br />
Impfstoffs gegen Tollwut wird in Frankreich im November<br />
1888 ein Institut zu Ehren Pasteurs gegründet: das Institut<br />
Pasteur. Es ist nicht nur mit dem Bereich der Tollwutprophylaxe<br />
betraut, sondern auch mit der Forschung<br />
und Entwicklung im Bereich von Infektionskrankheiten.<br />
Jenseits des Rheins tobt Koch. Für ihn ist Pasteurs Erfolg<br />
im Kampf gegen die Tollwut ein blasses Abbild seines<br />
eigenen Sieges über die Tuberkulose, eine Krankheit, die<br />
viel häufiger auftritt. Doch auch er erhält letzten Endes<br />
sein eigenes Institut: 1891 wird in Berlin das Königlich<br />
Preußische Institut für Infektionskrankheiten eröffnet,<br />
das heutige Robert-Koch-Institut.<br />
So haben sich die Lebenswege von Koch und Pasteur<br />
immer wieder gekreuzt, waren von kleinlichen Streitigkeiten,<br />
spektakulären Wortgefechten und leicht wahrnehmbaren<br />
egozentrischen Krisen geprägt, haben aber<br />
letztendlich sowohl beim einen als auch beim anderen<br />
zu einem gesunden Wettstreit geführt. Das deutschfranzösische<br />
Forscherduo konnte zwar nie wirklich miteinander<br />
kooperieren – noch dazu in einer Zeit, in der<br />
zwischen Frankreich und Deutschland Krieg herrschte<br />
–, es ist ihm dennoch gelungen, sich gegenseitig zu beobachten,<br />
voneinander zu lernen und die offene Rivalität<br />
als Motor für einige der größten Fortschritte in der Geschichte<br />
der Medizin zu nutzen. Im heutigen Europa ist<br />
die Kommunikation zwischen Forschern einfacher, als je<br />
zuvor. Kann dies vielleicht in uns die Hoffnung auf baldige<br />
Ergebnisse in der Bekämpfung der Pandemie durch<br />
Covid-19 keimen lassen?
COUP DE CŒUR<br />
Cyril gegen Goliath: der Film, der<br />
ein provenzalisches Dorf retten soll<br />
Es ist fast unglaublich. Mitten im regionalen Naturpark<br />
Luberon verwandelt sich das wunderschöne mittelalterliche<br />
400-Seelen-Dorf Lacoste (Vaucluse) in ein Geisterdorf. Und<br />
in diesem Fall ist nicht einmal die Landflucht daran schuld.<br />
Verantwortlich ist der wohlhabende Modeschöpfer Pierre<br />
Cardin, der Anfang der 2000er-Jahre eine seltsame Sammlung<br />
begann: Er beschloss, in Lacoste ein Haus nach dem anderen<br />
zu kaufen, zu restaurieren und … leer stehen zu lassen. Cyril<br />
Montana stammt aus dem Ort und weigert sich zu akzeptieren,<br />
dass das Leben dort vollständig zum Erliegen kommt. Mit<br />
einem mutigen Dokumentarfilm, der kürzlich veröffentlicht<br />
wurde, ruft er zur Rettung von Lacoste auf.<br />
Manche sammeln Briefmarken,<br />
ich sammle Häuser. » Diese in<br />
« gewisser Weise surreale Äußerung,<br />
die Pierre Cardin in einem Interview<br />
machte, hat Cyril Montana in seinem<br />
Dokumentarfilm Cyril contre Goliath*<br />
aufgenommen. Cardin, der am 2. Juli seinen<br />
98. Geburtstag feiert, weiß nur zu<br />
gut, dass er in seiner Branche ein wahres<br />
Genie ist: ein großer Modeschöpfer, der<br />
in den 60er-Jahren die Beatles einkleidete,<br />
in Frankreich die Prêt-à-porter-Mode<br />
einführte und der Erste war, der seinen<br />
Namen durch Lizenzen vermarktete, und<br />
ihn dadurch zu einer weltweit bekannten<br />
Marke machte. Er besitzt eines der größten<br />
Vermögen Frankreichs und herrscht<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
über ein kleines Imperium, das er selbst auf eine Milliarde<br />
Euro schätzt. Genug also, um in der Tat « Häuser zu sammeln<br />
». Warum auch nicht, im Grunde genommen ist es ja<br />
sein Recht. Das Problem liegt jedoch darin, dass diese Leidenschaft<br />
sich im Laufe der Zeit zu einer Art « Zwangshandlung<br />
» entwickelt hat, die schlicht und ergreifend dazu<br />
führt, dass ein Dorf nach und nach verödet.<br />
Das Dorf heißt Lacoste, liegt im Luberon und ist ein<br />
echtes Juwel. Ein klassisches Postkartenmotiv mit gepflasterten<br />
Gassen, mittelalterlichen Häusern und, ganz oben,<br />
einem Schloss, das im 18. Jahrhundert immerhin dem<br />
berühmten Marquis de Sade gehörte! Ein Dorf, dessen<br />
Vergangenheit eng mit der Kultur verbunden war: In den<br />
50er-Jahren trafen sich dort nicht nur Picasso, André<br />
Breton, Max Ernst, Man Ray und René Char, sondern<br />
noch viele andere Maler, Dichter, Choreografen und Bildhauer<br />
aus der ganzen Welt, um sich auszutauschen, zu diskutieren,<br />
zu kreieren. Kurz: ein Dorf, in dem immer ein<br />
starker Wind von Kreation und Freiheit wehte.<br />
Zu Beginn dieses Jahrtausends war Pierre Cardin im<br />
Übrigen für diese außergewöhnliche kulturelle Vitalität<br />
durchaus empfänglich. 2001 kaufte er das, was noch von<br />
dem einstigen Schloss des Marquis übrig geblieben war.<br />
Bürgermeister und Bewohner waren darüber sehr erfreut,<br />
sahen sie darin die nahezu prophetische Ankunft des<br />
dringend benötigten Mäzens. Zumal der Modeschöpfer<br />
mit seinen fast unbegrenzten Mitteln große Pläne für die<br />
Restauration hatte. Doch abgesehen vom Schloss begann<br />
er bald, sich für das Dorf selbst zu interessieren. Auch hier<br />
waren seine Ambitionen ungezügelt: Nach eigener Aussage<br />
wollte er aus Lacoste das « Saint-Tropez der Kultur »<br />
machen. Nicht mehr und nicht weniger! Und da große<br />
Übel starke Mittel erfordern, begann Cardin ein Haus<br />
nach dem anderen zu kaufen und zu restaurieren. Auch<br />
damit hätten die Bewohner grundsätzlich zufrieden sein<br />
können. Zumal das gut gefüllte Portemonnaie des reichen<br />
Couturiers selbst Widerspenstige vom Verkauf überzeugen<br />
konnte. Inzwischen besitzt Cardin rund 40 Häuser<br />
im Zentrum von Lacoste, ein Dutzend Geschäfte und<br />
40 Hektar Land! Warum auch nicht? Er restauriert sie,<br />
verschönert damit das Dorf, könnte man sich sagen …<br />
Das Problem besteht jedoch darin, dass der Modeschöpfer<br />
anschließend nichts damit macht. Er weigert sich, etwas<br />
zu vermieten oder zu verpachten. Und so hat sich dieses<br />
* Cyril contre Goliath, ein Dokumentarfilm von Thomas Bornot und<br />
Cyril Montana, Frankreich <strong>2020</strong>, 86 Min., französische Originalfassung.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 73
COUP DE CŒUR<br />
zu Beginn so vielversprechend angekündigte « Kulturprojekt<br />
» im Laufe der Jahre für die Einwohner von Lacoste<br />
in ein Desaster verwandelt. Die Mehrheit der Häuser des<br />
Dorfes ist heute Eigentum von Cardin, sie sind zwar<br />
renoviert, stehen aber leer. Die meisten Geschäfte sind<br />
geschlossen, und bei einem Spaziergang durch die malerischen<br />
Gassen von Lacoste hat man schnell das seltsame<br />
Gefühl, durch ein Geisterdorf zu gehen.<br />
Der Schriftsteller Cyril Montana ist Anfang fünfzig,<br />
stammt aus Lacoste, lebt aber seit dem Studium in Paris.<br />
Nie hätte er sich träumen lassen, dass sein Heimatdorf eines<br />
Tages von einem Milliardär aufgekauft würde. Voller<br />
Empörung beschloss er, sich zu wehren. Er arbeitete fünf<br />
Jahre lang an der Realisierung von Cyril contre Goliath, einem<br />
engagierten und mutigen Dokumentarfilm. Mit einer<br />
einzigen Frage im Kopf: Wie ist Lacoste zu retten?<br />
Interview:<br />
Cyril Montana, Co-Autor und<br />
Hauptdarsteller des Dokumentarfilms<br />
Cyril contre Goliath<br />
Wie kann man den Film<br />
Cyril contre Goliath ansehen?<br />
Der Film wurde in Frankreich am<br />
22. April <strong>2020</strong>, also genau während der<br />
Ausgangssperre, erstmals ausgestrahlt.<br />
Möglich wurde dies durch ein neuartiges<br />
Angebot namens La Vingt-Cinquième<br />
Heure (www.25eheure.com), dem ersten<br />
« virtuellen Kinosaal » in Frankreich.<br />
Kleine Kinos können auf diese Weise<br />
die Auswirkungen der durch das<br />
Coronavirus ausgelösten Schließung<br />
etwas abmildern, indem sie virtuelle<br />
Vorstellungen anbieten. Teilnehmen<br />
können daran Personen, die in einem<br />
Radius von bis zu 50 Kilometern wohnen. Eine Vorstellung<br />
kostet fünf Euro. Die Ausstrahlung erfolgt live und zu einer<br />
bestimmten Uhrzeit, wie eine richtige Kinovorstellung,<br />
nur dass man dabei zu Hause bleibt. Es ist möglich, den<br />
Dokumentarfilm anzusehen, auch wenn man nicht in der<br />
Nähe eines Kinos wohnt, das den Film im Programm hat.<br />
Wir haben es selbst getestet. Man muss zunächst den<br />
Film Cyril contre Goliath aus der Liste auswählen, dann<br />
die Geolokalisierung akzeptieren und anschließend auf<br />
Corriger klicken. Dann gibt man eine Adresse in der Nähe<br />
des entsprechenden Kinos ein (Kinoliste auf der Website),<br />
wählt die gewünschte Vorstellung aus und zahlt seinen<br />
Platz. Die Einnahmen werden zwischen dem Kino, dem<br />
Filmverleiher und der Website, die das virtuelle Angebot<br />
zur Verfügung stellt, aufgeteilt.<br />
Und hatten Sie eine Rückmeldung von Pierre Cardin?<br />
Nein, nichts. Doch ehrlich gesagt, in den fünf Jahren,<br />
in denen ich mich mit ihm über Lacoste unterhalten wollte,<br />
hat er nie auf meine Interviewanfragen geantwortet.<br />
Machen wir uns nichts vor, ich weiß, dass ihm das vollkommen<br />
egal ist. Wie er selbst sagt, sind wir in seinen<br />
Augen « kleine Leute, die niemals aus ihrem Nest herausgekommen<br />
sind ». Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf,<br />
dass doch noch ein Dialog zustande kommt. Ich reiche<br />
ihm weiterhin die Hand und hoffe, dass wir gemeinsam<br />
ein Mittel finden, um das Dorf nicht vollständig vor die<br />
Hunde gehen zu lassen …<br />
Cyril Montana, trotz der Ausgangssperre konnte Ihr Dokumentarfilm<br />
dank der neu entstandenen « virtuellen Vorführungen<br />
» auf der Website « La Vingt-Cinquième Heure » ausgestrahlt<br />
werden. Wie sind die ersten Reaktionen der Zuschauer?<br />
Die Rückmeldungen sind sehr positiv, das tut gut, man<br />
fühlt sich nicht mehr so allein! Die Menschen sagen, dass<br />
sie die fünfjährige Arbeit schätzen, dass sie uns unterstützen<br />
und dass sie ebenfalls möchten, dass etwas geschieht.<br />
Das Schöne daran ist, dass diese Reaktion nicht neu ist.<br />
Vor der Ausgangssperre konnten wir noch eine Vorpremiere<br />
in der Nähe von Lacoste, in Apt, organisieren. Es<br />
kamen viele Menschen aus der Gegend. Und bereits da<br />
wurde uns klar, dass das Thema Reaktionen hervorruft.<br />
Ist die Mobilisierung über die Veröffentlichung des Dokumentarfilms<br />
hinaus noch aktuell?<br />
Ja, mehr denn je! Durch den Film spricht man über<br />
Lacoste, das Schicksal des Dorfes wird publik. Auf diese<br />
Weise wird immer mehr Menschen bewusst, dass man<br />
Lacoste retten und dafür mit Pierre Cardin eine Lösung<br />
suchen muss. Ich hoffe, er erhört uns. Auf jeden Fall<br />
werden wir weiterhin alles dafür tun, vor allem kulturelle<br />
Aktionen sind in den nächsten Monaten im Dorf geplant.<br />
Cyril Montana, viel Erfolg! Wir werden die Entwicklung auf<br />
jeden Fall weiterverfolgen und unsere Leser darüber informieren.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
FRANKREICH HEUTE Kultur<br />
Im Jahr 1989 ist Wiebke Petersen 16 Jahre alt. Sie wohnt in Westdeutschland, ihr Leben spielt sich zwischen<br />
ihrem Elternhaus, dem Gymnasium und ihrem Ruderklub ab. Weit entfernt von den ersten Anzeichen<br />
der Unruhen, die im Osten des Landes zu gären beginnen. 1991 wird die junge Frau in die erste<br />
Mannschaft des vereinigten Deutschlands für die Junioren-Weltmeisterschaft im Rudern aufgenommen.<br />
Bei dieser Gelegenheit begegnet sie den « anderen » Deutschen, die so gleich und doch so verschieden<br />
sind. Alle müssen jetzt ihre Vorurteile und Ressentiments über Bord werfen, um eine eingeschworene<br />
Mannschaft zu bilden. Eine Mannschaft, mit der Wiebke schließlich den WM-Titel im Rudern<br />
(Zweier ohne Steuermann) holt. Heute ist Wiebke Petersen Illustratorin und lebt in Frankreich. Vor<br />
Kurzem erschien im Hexagon ihr Album Dans le même bateau, in dem sie sich liebevoll und mit Humor<br />
mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Während des letzten Comicfestivals in Angoulême hatten wir<br />
Gelegenheit, uns mit ihr über ihr Verhältnis zu Frankreich und zum Comic zu unterhalten.<br />
Guten Tag Wiebke! Zunächst eine Frage: Möchten Sie als<br />
Wiebke oder lieber als Zelba angesprochen werden?<br />
Guten Tag! Ich kann Sie beruhigen, beides ist möglich!<br />
Zelba ist mein Pseudonym. Ich habe es angenommen, als<br />
ich merkte, dass mich die Leser bei Signierstunden oft als<br />
Erstes danach gefragt haben, wie man meinen Vornamen<br />
eigentlich ausspricht. So konnte das nicht weitergehen.<br />
Deshalb habe ich nach einem Pseudonym gesucht, wie es<br />
viele im Bereich des Comics machen, und mich für Zelba<br />
entschieden. Der Name passt zu mir, ich finde, er<br />
klingt nicht schlecht, und Franzosen können<br />
ihn sich besser merken und viel besser aussprechen!<br />
Wir sind in Angoulême, dem französischen<br />
« Mekka » des Comics, das<br />
Festival ist in vollem Gange. Direkt<br />
nach unserem Interview werden<br />
Sie am Stand Ihres Verlags<br />
Futuropolis zahlreichen Lesern<br />
Ihr Album « Dans le même bateau » signieren. Hätte sich die<br />
1973 in Deutschland geborene Jugendliche mit blondem Pferdeschwanz,<br />
pfiffig und voller Lebensfreude, aber auch schüchtern<br />
– so wie Sie sich darin selbst beschreiben –, einen derartigen<br />
Werdegang vorstellen können?<br />
(Lacht) Nein, ganz sicher nicht! Eines Tages zeichnen,<br />
meinen eigenen Comic produzieren, der dann in Frankreich<br />
veröffentlicht wird und noch dazu dort leben: Das<br />
hätte ich mir überhaupt nicht vorstellen können!<br />
Wie kamen Sie auf den Gedanken, nach Frankreich zu gehen?<br />
Als ich nach Frankreich kam, war ich 25 Jahre alt, und<br />
es hat sich eher per Zufall ergeben. Während meines Grafikdesignstudiums<br />
in Aachen fiel eines Tages mein Blick<br />
in der Cafeteria auf ein Plakat. Dort wurde ein Erasmus-<br />
Projekt jenseits des Rheins, in Saint-Etienne, vorgestellt.<br />
Ich kannte diese Stadt nicht, ich wusste nicht einmal,<br />
wo sie genau liegt. Doch wie man es als junger Mensch<br />
manchmal macht, quasi als Herausforderung, sagte ich<br />
zu einer Freundin: « Los, da werde ich mich bewerben! »<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
FRANKREICH HEUTE Kultur<br />
Und das habe ich getan! Einige Zeit später fand ich mich<br />
in Saint-Etienne wieder, als Studentin an der École des<br />
Beaux-Arts.<br />
Kannten Sie Frankreich bereits ein wenig?<br />
Frankreich war für mich vor allem das Synonym für<br />
Urlaub und Sonne. Von klein auf fuhr ich mit meiner Familie<br />
regelmäßig in den Süden des Landes. Frankreich,<br />
das stand für mich aber auch für eine Sprache, die ich immer<br />
geliebt habe. Das habe ich einer außergewöhnlichen<br />
Französischlehrerin am Gymnasium zu verdanken. Ich<br />
erinnere mich noch daran, dass sie uns Camus lesen ließ.<br />
Vor allem aber gelang es ihr, uns Lust auf die französische<br />
Sprache zu machen, fast wie auf einen Leckerbissen. Dank<br />
ihr habe ich den Französischunterricht nie als Pflicht angesehen,<br />
sondern als Tor in eine andere Kultur.<br />
Wie lief Ihre Ankunft in<br />
Saint-Etienne ab?<br />
Sehr gut. Vor allem<br />
die Menschen haben mich<br />
geprägt. Die allermeisten<br />
waren offen und mir gegenüber<br />
sehr freundlich. Vor<br />
allem einer von ihnen …<br />
Mit ihm bin ich heute verheiratet.<br />
Wir haben zwei<br />
Kinder, die perfekt Deutsch<br />
und Französisch sprechen.<br />
« Erasmus-Kinder » eben,<br />
ein richtiger Klassiker! In<br />
Am Anfang und bei jeder Wiederaufnahme<br />
nach einer Pause ist Rudern<br />
Saint-Etienne habe ich<br />
mich spontan wohlgefühlt.<br />
Die Stadt ist sehr « grün »,<br />
für die Hände sehr schmerzhaft,<br />
genau wie die ganze Region.<br />
Und darüber hinaus ist<br />
da überall Blutblasen entstehen<br />
… Rudern ist im Grunde der sie eine der Städte Frankreichs<br />
mit den niedrigsten<br />
perfekte Sport für Masochisten!<br />
Lebenshaltungskosten,<br />
sodass es heute für meinen<br />
Mann und mich – obwohl wir beide Künstler sind – möglich<br />
ist, mit unseren beiden Kindern in einem großen<br />
Haus mit Garten zu leben. Ein echter Glücksfall!<br />
War die Beziehung zu den Franzosen von Anfang an gut?<br />
Ja wirklich. Das hat mich im Übrigen in der Meinung<br />
bestätigt, die ich bereits hatte: Wir Deutschen und Franzosen<br />
sind nicht nur Nachbarn, sondern uns letztendlich<br />
sehr ähnlich. Es gibt zwar Unterschiede – das sollte ich<br />
ebenfalls bald entdecken –, doch gerade diese machen den<br />
Charme der deutsch-französischen Beziehungen aus. Im<br />
Grunde genommen wird es niemals langweilig. Nehmen<br />
wir unsere Charaktere als einfaches Beispiel: Man sagt<br />
oft, die Franzosen seien eher Nörgler, würden sich immer<br />
beklagen. Wie ich feststellen musste, ist das gar nicht so<br />
falsch. Mir wurde aber schnell klar, dass ich gerade diesen<br />
Charakterzug mag. Dieses<br />
typisch französische « Ich lasse<br />
mir nicht alles gefallen » ist<br />
manchmal gerechtfertigt. Und<br />
vor allem ist es oft amüsant!<br />
In Frankreich machten Sie dann eine entscheidende<br />
Entdeckung: den Comic …<br />
Genau! Natürlich wusste ich, was ein Comic<br />
ist. Aber in Deutschland hat er sich nicht so weiterentwickelt<br />
wie in Frankreich. Noch heute fragen sich viele<br />
Deutsche ernsthaft, welcher Erwachsene denn wirklich<br />
ein « Bilderbuch » lesen soll. Mein Vater gehört übrigens<br />
auch dazu. In ihren Augen ist das nicht « seriös ». In<br />
Frankreich dagegen habe ich eine ganz andere Situation<br />
vorgefunden. Hier ist der Comic eine eigene Kunstform<br />
und nicht nur Kindern vorbehalten. Seit mehreren Jahren<br />
trägt er einen nicht unbeträchtlichen Teil zum Umsatz<br />
der Verlage bei. Man nimmt ihn wirklich ernst, denn er<br />
erzählt auch Geschichten für « große Menschen ».<br />
War es für Sie einfach, mit dieser Entdeckung umzugehen?<br />
Am Anfang nicht. Mir wurde bewusst, dass ich, im<br />
Gegensatz zu den Franzosen, nicht mit Comics groß geworden<br />
war. Folglich kannte ich die Regeln des Comics<br />
nicht. Das mag vielleicht idiotisch erscheinen, aber ich<br />
wusste nicht, wie man einen Comic genau liest: Was soll<br />
man zuerst ansehen? Den Text oder die Bilder? Auf was<br />
soll man sich konzentrieren? Auf die ganze Seite oder auf<br />
die einzelnen Panels? In welcher Reihenfolge? In dieser<br />
Beziehung musste ich eine regelrechte Ausbildung durchlaufen.<br />
Doch ich fand das spannend, und letztendlich ging<br />
es sehr schnell!<br />
Was haben Sie als Erstes gelesen? Und wie kam es, dass Sie<br />
dann selbst begonnen haben, Comics zu machen?<br />
Ich glaube, der erste Comic, den ich gelesen habe, war<br />
Persepolis von Marjane Satrapi. Er hat mich sehr erschüttert.<br />
Er war so ganz anders als die Vorstellung, die ich<br />
von Comics hatte. Ich habe eine unglaubliche Freiheit des<br />
Schreibens entdeckt; alles ist möglich. Die Zeichnungen<br />
sind einfach, es ist überhaupt nicht notwendig, zu übertreiben.<br />
Ich fühlte mich in der Lage, mich ebenfalls auf diese<br />
Art auszudrücken. Es machte mir Lust, und ich begann,<br />
ein paar Hefte vollzukritzeln. Ein kleiner gemeinnütziger<br />
Verlag in der Region hat mir dann angeboten, meine Geschichten<br />
als Buch zu veröffentlichen, und so kam es, dass<br />
ich mich in die Welt des französischen Comics stürzte!<br />
Vereinfachtes Schema der deutschen Wiedervereinigung:<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Los,<br />
nur noch 3!<br />
Gut so.<br />
Achtung,<br />
deine Handgelenke<br />
knicken<br />
ein!<br />
Uff, kann<br />
jemand ein Fenster<br />
öffnen?<br />
Ach Mist, es<br />
gibt ja gar keins!<br />
Ha ha!<br />
Die Auszüge aus dem Comic wurde mit Genehmigung des Verlags durch uns übersetzt.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 79
FRANKREICH HEUTE Kultur<br />
Kamen Sie schnell auf den Gedanken, Ihr erstes eigenes Album<br />
zu schreiben?<br />
Nein, das war erst relativ spät der Fall. Zunächst war es<br />
nicht einfach, mich wirklich für diesen Beruf legitimiert<br />
zu fühlen. Ich betrachtete mich zwar als Illustratorin, aber<br />
von da bis zu dem Punkt, mich als Autorin einzustufen,<br />
war es ein weiter Weg. Und obendrein einen Comic in<br />
Frankreich zu veröffentlichen, obwohl Französisch nicht<br />
meine Muttersprache ist … Aber durch den Kontakt mit<br />
Franzosen fielen nach und nach die Hemmungen, und<br />
mit der Zeit sagte ich mir, dass es an der Zeit ist, das zu<br />
erzählen, was ich als Deutsche erlebt und<br />
gefühlt habe. Je mehr ich darüber nachdachte,<br />
desto mehr wurde mir bewusst,<br />
dass ich im Grunde genommen – wie<br />
im Übrigen viele junge Deutsche meiner<br />
Generation – im tiefsten Inneren einen<br />
Schmerz in mir spürte, einen Schmerz,<br />
der zunächst mit der Vergangenheit meines<br />
Landes verbunden war. Doch nicht<br />
nur. Eine Art von Schuldgefühl: das einer<br />
jungen Frau, die zum Zeitpunkt des<br />
Mauerfalls nicht in der Lage gewesen<br />
war, die Tragweite des Ereignisses zu<br />
erfassen. Zu jung, zu unbeschwert vermutlich.<br />
Im Grunde genommen wurde<br />
mir klar, dass mich dieses Ereignis ganz<br />
einfach überfordert hatte. Und aus diesem<br />
Grund wollte ich mich erneut damit<br />
befassen.<br />
Zelba: dans le même<br />
bateau · Futuropolis ·<br />
168 Seiten · ISBN<br />
978-2<strong>75</strong>4828529<br />
Und dabei haben Ihnen Kalender unheimlich geholfen …<br />
Ja. Zu meinem Glück bin ich auf meine Schulkalender<br />
der Jahre 1989 bis 1991 gestoßen! Mit deren Hilfe konnte<br />
ich meine damaligen Aktivitäten Tag für Tag nachvollziehen<br />
und einen Zusammenhang zwischen der Geschichte<br />
und kleinen Geschichten herstellen. So war beispielsweise<br />
der 20. Dezember 1989 in meinem Gedächtnis als<br />
Tag haften geblieben, an dem ich in Essen im Krupp-<br />
Krankenhaus am Knöchel operiert wurde. Das ist alles.<br />
Doch mittlerweile weiß ich, dass genau an diesem Tag der<br />
französische Präsident François Mitterand in<br />
Ostberlin landete, um zum allerersten<br />
Mal die DDR zu besuchen … Solche<br />
Verbindungen haben dazu beigetragen,<br />
dass ich meine Geschichte<br />
unbeschwerter erzählen konnte.<br />
Und Ihre Geschichte ist wirklich keine<br />
ganz banale Geschichte, denn in<br />
Ihrem Comic erfährt man, dass<br />
die Autorin, also Sie, zunächst<br />
Junioren-Weltmeisterin im Rudern<br />
war!<br />
Tja … das ist ein Teil meiner<br />
Vergangenheit … und es ist<br />
richtig, dass ich früher nicht viel darüber geredet habe.<br />
Doch durch das Album war es mir möglich, mich nicht<br />
nur mit der Geschichte meines Landes zu versöhnen, sondern<br />
auch mit meiner eigenen. Mir wurde klar, dass ich<br />
zwar als junger Mensch viele Dinge versäumt hatte und<br />
dass mein Wissen über die deutsche Geschichte große Lücken<br />
aufwies, doch nun konnte ich eine Brücke zwischen<br />
meiner Vergangenheit, dem Rudern und der Geschichte<br />
bauen. Und der Comic bietet die notwendige Freiheit,<br />
auf leichte Art und wohlwollend über ernste Dinge zu<br />
sprechen. Ich habe mein Alltagsleben – das einer jungen<br />
Deutschen Ende der 80er-Jahre – illustriert<br />
und dabei nicht verhehlt, dass ich<br />
damals nicht erfassen konnte, wie sich<br />
die Welt um mich herum veränderte.<br />
Sie gehen in diesem Comic ausgesprochen<br />
freimütig mit sich selbst um. Das spürt man<br />
beispielsweise, wenn Sie erklären, wie Sie<br />
zum Rudern gekommen sind …<br />
Natürlich, das war mir wichtig. Ich<br />
musste aufrichtig sein. Und streng genommen<br />
habe ich nie ein Geheimnis<br />
daraus gemacht: Ich habe Rudern nur aus<br />
dem Grund als Sport gewählt, weil ich da<br />
Jungs treffen konnte! Ich ging in eine reine<br />
Mädchenschule, das Rudern war für mich<br />
die einzige Möglichkeit, etwas vom Leben<br />
zu entdecken … Und wie ich im Album<br />
erkläre, ist Rudern ganz und gar kein<br />
spielerischer Sport. Ich habe viel durchgemacht.<br />
Es ist körperlich sehr anstrengend, sehr monoton<br />
und repetitiv. Beim Rudern leidet der Körper enorm. Aber<br />
es bietet auch großartige, lehrreiche Momente im Leben.<br />
Fühlen Sie sich heute besonders mit Frankreich verbunden?<br />
Ja natürlich. Hier arbeite ich, hier lebe ich, hier bin ich<br />
von Menschen umgeben, die ich mag. Ich bin aber niemand,<br />
der einem bestimmten Ort mehr verbunden ist, als<br />
einem anderen. Für mich ist wichtig, was ich im Herzen<br />
spüre: Wenn das Herz irgendwo glücklich ist, ist alles gut.<br />
Und bei mir ist es in der Tat so, dass mein Herz seit mehreren<br />
Jahren in Frankreich glücklich ist. Hier gibt es eine<br />
Lebensqualität, die ich besonders schätze: Man isst und<br />
trinkt gut, man genießt das Leben. Ich glaube, die Franzosen<br />
sind sich der schönen Dinge, der kleinen Glücksmomente<br />
im Leben auf eine besondere Art bewusst. So<br />
nehme ich es auf jeden Fall wahr. Ich weiß nicht, ob das<br />
nur für sie charakteristisch ist. Schließlich habe ich niemals<br />
in Spanien, England oder anderswo gewohnt. Aber<br />
für mich verkörpert Frankreich die Fähigkeit eines ganzen<br />
Volkes, sich zur Apérozeit mit Freunden zu treffen, ein<br />
Glas Wein zu trinken, leckere Sachen zu knabbern und<br />
sich zu unterhalten. Das Leben ganz einfach zu genießen.<br />
Wiebke, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
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Landesweite Themen<br />
6<br />
11<br />
1 2<br />
3<br />
10<br />
13<br />
5<br />
14<br />
16<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Die schönsten Küstenwege 67<br />
Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />
Strecken entlang der Küsten<br />
Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />
noch authentisch zu?<br />
Winterurlaub – Romantische<br />
Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />
Künstlerdörfer – 10<br />
54<br />
Künstlerdörfer zum Verlieben<br />
Kultur – Museumseröffnungen 54<br />
wie am Fließband<br />
Brücken – Frankreichs<br />
53<br />
bemerkenswerteste Brücken<br />
Wellness in den Bergen – Nach 43<br />
dem Sport die Erholung<br />
10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />
Naturwunder – Die 10 schönsten 33<br />
Naturwunder Frankreichs<br />
1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />
Coup de cœur – Die<br />
65<br />
Straßenbuchhändler an den<br />
Seine-Quais in Paris<br />
Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />
als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />
Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />
Restaurant noch immer einen<br />
Besuch wert ?<br />
Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />
– ein ungewöhnliches Museum im<br />
Herzen der Hauptstadt<br />
Pariser Rathaus – Ein Palast für 53<br />
die Hauptstädter<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />
Institution feiert ihren 160.<br />
Geburtstag<br />
Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />
Militär-Versailles mitten in Paris<br />
Avenue des Champs-Elysées 36<br />
– Wie steht es um den Glanz des<br />
Prachtboulevards?<br />
Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte 31<br />
entsprang ein Fluss<br />
Serie: Restaurants<br />
31<br />
und Brasserien der<br />
französischen Hauptstadt (6):<br />
Designrestaurants<br />
HOTELS<br />
Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />
4<br />
15<br />
17<br />
18<br />
La Belle Juliette – Paris 54<br />
Hotel Lutetia – Paris 32<br />
2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />
Ecouen – Ein Museum für die<br />
Renaissance<br />
Saint-Denis – Ruhestätte der<br />
Könige<br />
50<br />
33<br />
3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Hauts-de-France – Familistère de 64<br />
Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />
zum bewohnten Museum<br />
Baie de Somme – Eine<br />
63<br />
beeindruckende Reise (Teil 2):<br />
Le parc du Marquenterre<br />
Baie de Somme – Eine<br />
62<br />
beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />
Abbaye de Saint-Riquier<br />
Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />
eines großen französischen<br />
Architekten<br />
Marais Audomarois – Ein<br />
58<br />
Sumpfgebiet für Kenner<br />
Lille – Die unterschätzte<br />
54<br />
Metropole<br />
Musée Matisse – Kunstgenuss auf 47<br />
dem platten Land<br />
Pays de Condé – Eine<br />
43<br />
Bergbaugegend erfindet sich neu<br />
Marne – In der Heimat des<br />
40<br />
Champagners<br />
10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai – Riesen für den 36<br />
Kleinen<br />
Jardin Mosaic – Ein Spaziergang 33<br />
wird zur Reise<br />
HOTELS<br />
Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />
Gosnay<br />
Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />
4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />
Elsass / Grand Est – Mit dem<br />
Hausboot 100% elektrisch durchs<br />
Elsass<br />
Meuse – Wandern mal anders – Die<br />
Begegnung von zeitgenössischer<br />
Kunst und ländlichem Raum<br />
Elsass – Kaysersberg,eines der<br />
Lieblingsdörfer der Franzosen<br />
Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />
unter freiem Himmel im Herzen<br />
der Vogesen<br />
Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />
der poetische Aufstieg von 456<br />
Heißluftballons<br />
Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />
zur Zeit der Streichhölzer<br />
Kirrwiller – 520 Einwohner<br />
und die drittgrößte Music Hall<br />
Frankreichs<br />
Weihnachtskugeln aus<br />
Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />
sondern Objekte voller Sinn<br />
Château de Lunéville – Wie<br />
Phoenix aus der Asche<br />
74<br />
70<br />
69<br />
68<br />
65<br />
64<br />
62<br />
61<br />
52<br />
Abbaye de Murbach – Es steht ein 47<br />
Kloster im Walde<br />
Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />
an die Glasmacherkunst<br />
10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />
im Elsass<br />
Haut-Koenigsbourg – Ein<br />
40<br />
wahrhaft deutsch-französisches<br />
Kulturerbe<br />
Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />
Zitadelle<br />
Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />
Erbe der lothringischen Kumpel<br />
HOTELS<br />
Le Chambard – Kaysersberg 69<br />
Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />
Gérardmer<br />
La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />
Roche<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />
La Petite-Pierre<br />
5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Châteauneuf-en-Auxois: Die 74<br />
Verbindung von Kulturerbe,<br />
Modernität und Lebendigkeit<br />
«Unsere Vorfahren, die Gallier»: 73<br />
Eine Reise ins Land von Asterix<br />
Morvan – Eine Geschichte von 71<br />
Ammen und Pflegekindern<br />
Jura – Weihnachten im Jura: vom 69<br />
Rosenkranz zum Spielzeugland<br />
Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />
in Ronchamp: eine<br />
69<br />
Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />
Ostfrankreich – Vorreiter bei der 68<br />
Abschaffung der Sklaverei<br />
Jura – Salins-les-Bains: Salz, 67<br />
das weiße Gold prägt eine ganze<br />
Region<br />
Saône-et-Loire – Tournus, ein 66<br />
Zwischenstopp für Neugierige auf<br />
dem Weg in den Süden<br />
Côte d’Or – Vill’Art, das zweite 66<br />
Leben eines Steinbruchs<br />
Belfort – Die wiederentdeckte 64<br />
Genialität eines Künstlers<br />
Bourgogne-Franche-Comté – 63<br />
Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />
Route des Grands Crus – Die 61<br />
Champs-Elysées von Burgund<br />
Montbéliard – 30 Jahre<br />
61<br />
Lumières de Noël<br />
Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />
Genuss – Die AOC der Franche- 47<br />
Comté<br />
Maison de Louis Pasteur – Ein 43<br />
Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />
Hospices de Beaune – Ein<br />
41<br />
Krankenhaus mit Weinbergen<br />
Lac de Pannecière – Spaziergang 41<br />
durch die Ruinen eines<br />
untergegangenen Dorfes<br />
Montbéliard – Die Farben einer 41<br />
Stadt<br />
Peugeot-Museum – Mehr als ein 39<br />
Automobilmuseum<br />
Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />
HOTELS<br />
Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />
Sabine<br />
Relais Bernard Loiseau –<br />
Seaulieu<br />
74<br />
71<br />
6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />
Die kulturelle Revanche<br />
74<br />
eines kleinen Dorfes an der Loire<br />
Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />
«das schönste Dorf des<br />
Universums!»<br />
Pays de la Loire – Die schöne 70<br />
Geschichte des größten<br />
japanischen Gartens Europas<br />
Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />
Reise ins Land der Troglodyten<br />
Mayenne – Mit dem Hausboot auf 66<br />
der Mayenne<br />
Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />
Garten<br />
La grange de Meslay: Von der 60<br />
Holzkathedrale zum Musiktempel<br />
Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />
Chambord – Mehr als nur ein 58<br />
beeindruckendes Schloss<br />
Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />
und Struppi<br />
Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />
Bitte zeichne mir ein Schloss<br />
Blois – Ein Schloss der<br />
36<br />
Geheimnisse und Intrigen<br />
Le Mans – Unerwartet anders 33<br />
HOTELS<br />
Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />
7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Normandie – Biennale La Forêt 74<br />
Monumentale: Wenn Kunst den<br />
Wald verschönert<br />
Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />
in Granville: Wo für Christian Dior<br />
alles gegann<br />
Normandie – An Bord der Marité 71<br />
von Granville zu den Chausey-<br />
Inseln<br />
Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />
gefeiert werden !<br />
Cherbourg – Dem Meer<br />
53<br />
zugewandt<br />
Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />
Mémorial Caen – Ein Museum für 31<br />
den Frieden<br />
HOTELS<br />
Domaine de la Corniche –<br />
36<br />
Rolleboise<br />
8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />
konzentrierter Form<br />
Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />
de cœur für die größte bretonische<br />
Insel<br />
Finistère – Locronan, die<br />
66<br />
bretonische Seele par excellence<br />
Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />
Saints, die bretonische Osterinsel
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Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />
zwei Gärten<br />
Bretagne – Umfriedete<br />
61<br />
Pfarrbezirke<br />
Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />
Leben<br />
Montagnes Noires – Wo die 54<br />
Bretagne in die Höhe wächst<br />
Vitré, Fougères, Combourg, 47<br />
Château des Rochers-Sévigné<br />
– Mittelalterliche Festungen und<br />
literarische Vermächtnisse<br />
Brest – Die unterschätzte<br />
41<br />
Hafenstadt am Ende der Welt<br />
Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />
Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />
Kultur und der Heilpflanzen<br />
Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />
HOTELS<br />
Castel Clara – Port Goulphar, 70<br />
Belle-Île-en-Mer<br />
Château de Sable – Porspoder 58<br />
9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Coup de cœur – Carrelets:<br />
74<br />
poetische Fischerhütten aus einer<br />
anderen Zeit<br />
Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />
eine Inspiration für den<br />
Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />
Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />
Naturismus<br />
Nouvelle-Aquitaine – Coup de 66<br />
cœur: Parc de Majolan<br />
Nouvelle-Aquitaine – Die<br />
64<br />
Metamorphose von Bordeaux,<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />
Taubenschlag von Pouzay<br />
Bordeaux 60<br />
Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />
Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />
Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />
46<br />
Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />
Reif für die Insel(n)<br />
Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />
Bordelais<br />
Radfernweg – Velodyssey, immer 41<br />
am Atlantik entlang<br />
Klöster – Abteien, die sogar 40<br />
Kinder begeistern<br />
Marais Poitevin – Die grünen 38<br />
Kanäle des Marais Poitevin<br />
Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />
aus einer Heilpflanze<br />
Gironde – Wie Vauban eine<br />
36<br />
Flussmündung abriegelte<br />
HOTELS<br />
Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />
Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />
10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />
Corrèze – Das Gefühl, in der 68<br />
Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />
Nouvelle-Aquitaine – Les Pans 63<br />
de Travassac, eine Spektakuläre<br />
Reise in das Land des Schiefers<br />
Clermont-Ferrand – Aufbruch 47<br />
aus schwieriger Position<br />
Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />
HOTELS<br />
Domaine Saint Estève – Millau 53<br />
11 Périgord & Midi-<br />
Pyrénées<br />
Vallée de la Dordogne: Wo man<br />
« wie Gott in Frankreich lebt »<br />
Rodez – In der Heimat von Pierre<br />
Soulages<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
60<br />
54<br />
Tradition – Toulouse im Zeichen 47<br />
des Veilchens<br />
Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />
Airbus in Toulouse<br />
Gouffre de Padirac – Der<br />
44<br />
Erdmitte ein Stückchen<br />
näherkommen<br />
Pastell – Das blaue Gold 43<br />
Genuss – Diskrete Früchtchen, 33<br />
Backpflaumen aus Agen<br />
HOTELS<br />
Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />
Vallée de la Dordogne<br />
Grand Hôtel Le Turenne –<br />
47<br />
Beaulieu-sur-Dordogne<br />
12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Le Train Jaune – Ein Zug als<br />
Wahrzeichen<br />
13 Languedoc-<br />
Roussillon<br />
Aude – Die große Höhle von<br />
Cabrespine, ein unterirdisches<br />
Abenteuer<br />
Occitanie – Assignan,Das<br />
unglaubliche Schicksal eines<br />
französischen Dorfes<br />
Sigean: das Reservat der<br />
glücklichen Tiere<br />
Languedoc-Roussillon –<br />
Überraschende Mittelmeerregion<br />
Carcassonne – Imponierende<br />
Festungsstadt des Mittelalters<br />
Côte Vermeille – Paulilles, wenn<br />
die Hölle zum Paradies wird<br />
Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />
ein Krieger zum Klosterbruder<br />
wird<br />
Stadtentwicklung – Montpellier,<br />
ein Synonym für Dynamik<br />
Pont du Gard – Altes Aquädukt<br />
erfrischend jung<br />
Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant<br />
aus dem Süden<br />
45<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
65<br />
64<br />
60<br />
59<br />
57<br />
57<br />
47<br />
47<br />
41<br />
33<br />
14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />
Premier-Film<br />
Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />
der Hugenotten<br />
Lyon – Die Metamorphose<br />
61<br />
eines Arbeiterviertels in ein<br />
Freilichtmuseum<br />
Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />
Flussufer zurück<br />
Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />
Reise zwischen gestern und<br />
morgen<br />
Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />
aus Lyon<br />
Wein – Clairette de Die 42<br />
Genuss – Die AOC von Rhône- 41<br />
Alpes<br />
Grignan – Im Land der schönen 40<br />
Briefe: eine Reise nach Grignan<br />
Wein – Lirac, das « mediterranste » 40<br />
Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />
Jardin Zen d’Erik Borja – Auf 39<br />
der Suche nach dem verlorenen<br />
Garten<br />
Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />
der Luxus der Simplizität<br />
Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />
aus Nyons<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval – 33<br />
Die Kraft eines Traumes<br />
HOTELS<br />
Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />
15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />
Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: 71<br />
das Gedächtnis des Wassers<br />
Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />
16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />
Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />
Provence – Coup de cœur: le 71<br />
Moulin de Daudet, Fontvieille<br />
Marseille – Eine fast<br />
70<br />
hundertjährige Liebeserklärung ist<br />
noch immer atuell<br />
Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />
in der Camargue<br />
Provence – Lavendel: eine<br />
67<br />
überraschende deutschfranzösische<br />
Geschichte.<br />
Provence – Mit Giono auf dem 67<br />
Berg der Schäfer<br />
Alpes-de-Haute-Provence – 66<br />
Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />
die Hochprovence zu verstehen<br />
Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />
berühmteste Quelle Frankreichs<br />
Arles – Römische Pracht und 53<br />
prachtvolle Kunstvorlage<br />
Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />
in Gefahr<br />
10 Ideen… für die Provence 39<br />
Saint-Rémy-de-Provence – Die 33<br />
provenzalische Idylle von Saint-<br />
Rémy<br />
Avignon – Ein Tag in der Stadt der 31<br />
Päpste<br />
HOTELS<br />
B Design & Spa – Le Paradou 39<br />
Attrap’Rêves – Allauch 33<br />
17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />
Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />
Teppichs» von Cannes<br />
Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />
– Géoparc de Haute-Provence,<br />
eine erstaunliche Reise in die<br />
Vergangenheit der Erde<br />
Hyères – eine authentische Ecke<br />
am Mittelmeer<br />
Antibes – Die Überraschung an<br />
der französischen Riviera<br />
Monaco – Internationales<br />
Zirkusfestival von Monte Carlo<br />
Monaco – Die unglaubliche Saga<br />
eines kleines Fürstentums<br />
Bormes-les-Mimosas – Wo<br />
Blumen wie Königinnen verehrt<br />
werden<br />
Ile de Port-Cros – Kleine<br />
Trauminsel im Mittelmeer<br />
Domaine du Rayol – Die<br />
Geschichte eines ungewöhnlichen<br />
Parks<br />
Nizza – Frühlingsgefühle einer<br />
Diva<br />
HOTELS<br />
La Bonne Etape – Château-<br />
Arnoux-Saint-Auban<br />
Clarion Grand Hôtel Aston –<br />
Nizza<br />
Château de la Messardière –<br />
Saint-Tropez<br />
74<br />
65<br />
63<br />
54<br />
53<br />
47<br />
39<br />
38<br />
36<br />
32<br />
65<br />
41<br />
35<br />
18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />
Überseegebiete<br />
(DOM/TOM)<br />
Französisch-Guayana – Natur,<br />
Geschichte, Raumfahrt<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
37<br />
Martinique – Entdeckungen in<br />
einer Postkartenidylle<br />
Ti’Punch & Planteur – Der<br />
Charme der Antillen in zwei<br />
Cocktails<br />
Weitere Themen<br />
Chantals Rezepte<br />
31<br />
31<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
APPETITANREGER<br />
Gratin de légumes du jardin 47<br />
SUPPEN<br />
Gaspacho de tomates et fraises 46<br />
Gaspacho de tomate 40<br />
Velouté de laitue 38<br />
SALATE<br />
Spinatsalat mit harten Eiern und 66<br />
knusprigen Hähnchenflügeln<br />
QUICHES & TARTES<br />
Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />
camembert<br />
Tourte Printanière aux<br />
70<br />
champignons de Paris<br />
Tarte d’automne aux champignons 60<br />
et à la farine de châtaignes<br />
Quiche Lorraine 33<br />
GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />
Camembert rôti au four 57<br />
Croque Monsieur & Croque<br />
54<br />
Madame<br />
Parmentier de canard 31<br />
FLEISCHGERICHTE<br />
Poulet fermier basse température 62<br />
à l’ail<br />
Rôti de porc aux pruneaux 59<br />
Coq au vin 43<br />
FISCHGERICHTE<br />
Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />
Encornets à la Sétoise 69<br />
Blanquette de saumon 65<br />
Millefeuille de crabe au saumon 63<br />
fumé<br />
Sole meunière 61<br />
FONDUES UND SAUCEN<br />
Die echte hausgemachte<br />
68<br />
Mayonnaise<br />
DESSERTS<br />
Le Gâteau basque 71<br />
Le Far Breton 64<br />
Profiteroles au chocolat chaud 58<br />
Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />
GEBÄCK<br />
La Tarte Bourdaloue 67<br />
Les petits sablés de Noël 53<br />
Cannelés 41<br />
GETRÄNKE<br />
Liqueur d’estragon 36<br />
Weine & Alkoholika<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />
aus Tannennadeln<br />
Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />
Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />
Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />
Wein/Portrait – Glucklich wie 64<br />
Sabine und Jörg in Frankreich<br />
Wein – Crémant, ein kleiner<br />
63<br />
Schaumwein mausert sich<br />
Wein – Der elsässische Winzer 61<br />
Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />
Reben näher denn je<br />
Alkoholische Getränke –<br />
60<br />
Frankreich, das neue Eldorado für<br />
Bierliebhaber
Wein – Der neue Trend beim<br />
Aperitif à la française<br />
Wein – Warum wird Wein nicht<br />
grundsätzlich im Holzfass<br />
gelagert?<br />
Champagner – Was Sie schon<br />
immer über Champagner wissen<br />
wollten<br />
Produktpiraterie – Wenn<br />
Weinflaschen gefälscht sind<br />
Weltkulturerbe – Frankreichs<br />
Winzer greifen zum Welterbe titel:<br />
Les coteaux, maisons et caves de<br />
Champagne (Teil 2)<br />
Jurade de Saint-Emilion – Mehr<br />
als Folklore: eine Tradition, die<br />
lebt!<br />
Peter Kwok – Ein asiatischer<br />
Winzer im Bordelais<br />
Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />
plaît »<br />
Lagerung – Tipps zum<br />
Aufbewahren von Wein<br />
Bier – Schattendasein oder<br />
Geheimtipp?<br />
Lirac – Das « mediterranste »<br />
Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />
Wein & Gesundheit – Vive le vin!<br />
Vive la santé!<br />
Angélique de Niort – Likor aus<br />
einer Heilpflanze<br />
Cognac – Eine ungewöhnliche<br />
Erfolgsgeschichte<br />
AOC Fitou – Qualitätsgarant aus<br />
dem Süden<br />
Ti’Punch & Planteur – Der<br />
Charme der Antillen in zwei<br />
Cocktails<br />
Genuss<br />
59<br />
58<br />
57<br />
54<br />
53<br />
47<br />
46<br />
43<br />
41<br />
40<br />
40<br />
39<br />
38<br />
36<br />
33<br />
31<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Gastronomie – Champignons: 70<br />
Jacky Roulleau, der Gärtner der<br />
Nacht<br />
Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />
der Rolls-Royce unter den<br />
französischen Muscheln<br />
Gastronomie – Das beste aller 66<br />
Baguettes<br />
Gastronomie – Kaviar von der 65<br />
französischen Atlantikküste,<br />
der neue Star<br />
Gilles Choukroun – Ein<br />
62<br />
Sternekoch, der die Pariser an den<br />
Flughafen zieht<br />
Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />
Koch einen Michelin-Stern erhält<br />
Spitzengastronomie – Fabian 53<br />
Feldmann, ein deutscher<br />
Sternekoch im Land der<br />
Feinschmecker<br />
Produkte – Orangina 53<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 49<br />
Aquitaniens<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 47<br />
der Franche-Comté<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />
Burgunds<br />
Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />
Korsikas<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 41<br />
von Rhône-Alpes<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />
der Bretagne<br />
Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />
der Luxus der Simplizität<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 39<br />
der Normandie<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />
der Auvergne<br />
L’O Provençale – Olivenöl aus 36<br />
Nyons<br />
Backpflaumen aus Agen –<br />
Diskrete Früchtchen<br />
Ti’Punch & Planteur – Der<br />
Charme der Antillen in zwei<br />
Cocktails<br />
Politik & Wirtschaft<br />
Wirtschaft – Die Revision<br />
der Gebietsgrenzen der<br />
AOC Champagne: ein neuer<br />
Goldrausch?<br />
Politik – Sind die Regionen das<br />
Erfolgsrezept für den Tourismus ?<br />
Wirtschaft – Frankreich-<br />
Deutschland: der Krieg der<br />
Gummibärchen ist erklärt!<br />
Initiative – Die deutschfranzösische<br />
Freundschaft: welch<br />
eine Energie!<br />
Politik – Präsidentschaftswahlen<br />
2017, Präsidiale Orte<br />
Wirtschaft – Atomkraft in<br />
Frankreich: der Niedergang eines<br />
Systems, das sich zu sicher fühlte<br />
Regionen – Auf der Suche nach<br />
neuen Namen<br />
Kindergeld – Ist eine Reform<br />
überhaupt möglich?<br />
Pestizide – Marie-Lys Bibeyran,<br />
eine Frau kämpft gegen Pestizide<br />
Verkehrspolitik – Die<br />
Wiederentdeckung der<br />
Langsamkeit<br />
Monnaie de Paris – Pessac,<br />
hinter den Kulissen der Euro-<br />
Münzprägung<br />
Hochschulpolitik – Teaching in<br />
English? Oh mon Dieu!<br />
Umwelt – Lavendel der Provence<br />
in Gefahr<br />
Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />
und Frankreich<br />
Machtverhältnisse – Alles nach<br />
links<br />
Medien – Die politische<br />
Ausrichtung französischer Medien<br />
Tourismus – Hauptsache<br />
außergewöhnlich<br />
Volksabstimmungen –<br />
Modethema im Wahlkampf<br />
Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />
Bilanz<br />
Umweltschutz –<br />
Kettensägenmassaker am<br />
Welterbe Canal du Midi<br />
Bistrosterben – Naht das Ende<br />
des Bistros?<br />
Reiseziele der Politiker – Plages<br />
de gauche, plages de droite,<br />
Urlaub in politischen Farben<br />
Gesellschaft & Alltag<br />
Kulturschock – Die Königin von<br />
Arles<br />
Geschichte – Montaigne: Ist die<br />
«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />
Gesellschaft – Literaturszene: das<br />
Ende eines zu langen Schweigens<br />
Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />
der Deutsche, der den Hafen von<br />
Bordeaux rettete<br />
Gesellschaft – Demografie: mehr<br />
Franzosen, aber nicht überall …<br />
Gesellschaft – Der unglaubliche<br />
Streit im das Erbe von Saint-<br />
Exupéry<br />
Interview – Serie «Quand on aime<br />
la France» (2)<br />
René Martin, der französische<br />
Steve Jobs der Musik<br />
33<br />
31<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
73<br />
70<br />
69<br />
65<br />
63<br />
59<br />
54<br />
53<br />
53<br />
47<br />
47<br />
46<br />
46<br />
43<br />
41<br />
40<br />
40<br />
39<br />
38<br />
36<br />
33<br />
28<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
74<br />
74<br />
74<br />
71<br />
70<br />
69<br />
69<br />
Interview – Serie «Quand on aime<br />
la France»<br />
Roger Diederen, Direktor der<br />
Kunsthalle München<br />
Ernährung – Vorsicht vor<br />
triploiden Austern!<br />
Gesellschaft – Le Mondial la<br />
Marseillaise à pétanque, der<br />
größte Boule-Wettkampf der Welt<br />
Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />
der vergessenen Sklaven<br />
Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />
Elyx, des Botschafters der guten<br />
Laune<br />
David Ken – Der Fotograf, der das<br />
Glück fotografiert<br />
Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />
die Umwandlung des Seine-Ufers<br />
in eine Fußgängerzone geht weiter<br />
Geschichte: Die Johnnies, die<br />
Lieblingsfranzosen der Engländer<br />
Frauen und Männer, die sich<br />
für die deutsch-französische<br />
Freundschaft einsetzen:<br />
Barbara Barberon-Zimmermann,<br />
Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />
Kulturfestivals<br />
arabesques<br />
Brexit: Wie denken Briten, die in<br />
Frankreich leben, darüber?<br />
Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />
warten auf die Fussballfans<br />
Integration – die Schwächen des<br />
französischen Systems<br />
Erfolgsgeschichten aus<br />
Frankreich –<br />
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />
Geschichte – 300. Todestag<br />
von Ludwig XIV. in Versailles:<br />
Begräbnisrituale leben länger als<br />
Könige<br />
Gesellschaft – Hinter den<br />
Kulissen des CROSS Corsen.<br />
Erinnerungskultur – Passen<br />
Gedenken und Tourismus<br />
zusammen?<br />
EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />
Nantes und Marseille werden<br />
europäische Hauptstädte<br />
Winterschlussverkauf – Der<br />
andere Wintersport<br />
Jean Viard – Der Mann, der<br />
Frankreich beobachtet<br />
Simone Hérault – Die Stimme<br />
Frankreichs<br />
Berühmtheiten – Die 100<br />
bekanntesten Franzosen<br />
Frankreichbild – Frankreichs<br />
Image in der Welt<br />
Académie Française – Die<br />
Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />
französischen Sprache<br />
Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />
des Zentralismus<br />
Tourismus – Trends für den<br />
Winterurlaub 2011/12<br />
Gardienne – Félisa, Gardienne<br />
in Paris<br />
Ehrenlegion – Geht es noch um<br />
Verdienste?<br />
Mona Ozouf – Bretonin, Französin<br />
und Europäerin<br />
Kunst & Kultur<br />
Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />
und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />
l’Aquarius<br />
Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />
und Pierre Van Hove: Algues<br />
vertes, l’histoire interdite<br />
Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />
Krug: Heimat, ein deutsches<br />
Familienalbum<br />
68<br />
67<br />
63<br />
63<br />
62<br />
62<br />
61<br />
60<br />
60<br />
60<br />
59<br />
58<br />
58<br />
57<br />
57<br />
52<br />
43<br />
43<br />
41<br />
40<br />
39<br />
39<br />
39<br />
38<br />
36<br />
36<br />
33<br />
31<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
73<br />
72<br />
71<br />
Kultur – Amüsante Geschichten<br />
rund um die französische<br />
Nationalhymne «La Marseillaise»<br />
Kultur – Festival de Piano de La<br />
Roque d’Anthéron<br />
Geschichte – Der Neandertaler:<br />
Unser Urahn erhält ein neues<br />
Image<br />
Portrait – Auf den Spuren von<br />
Jacques Prévert<br />
Sprache – Aussprache,<br />
Kartografie eines Systems à la<br />
française<br />
Kultur – 1977-2017: Centre<br />
Pompidou, 40 Jahre und immer<br />
noch überraschend<br />
Musik: Das unglaubliche<br />
Vermächtnis von Maurice Ravel<br />
Neue Museen –<br />
Museumseröffnungen wie am<br />
Fließband<br />
Künstlerdörfer – 10<br />
Künstlerdörfer zum Verlieben<br />
Musée Soulages Rodez – In der<br />
Heimat von Pierre Soulages<br />
Musée Matisse – Kunstgenuss auf<br />
dem platten Land<br />
Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />
in Paris<br />
Museen – Frankreichs Museen auf<br />
der Überholspur<br />
ST-ART – Eine Kunstmesse<br />
zwischen den Welten<br />
Französisches Historisches<br />
Museum – Ein Projekt schlägt<br />
hohe Wellen<br />
Pariser Philharmonie – Wenn<br />
Politik von der Realität eingeholt<br />
wird<br />
Lebensart<br />
68<br />
67<br />
67<br />
64<br />
64<br />
61<br />
60<br />
54<br />
54<br />
54<br />
47<br />
46<br />
45<br />
38<br />
31<br />
31<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Produkte – La Hulotte, «das 74<br />
meistgelesene Magazin im<br />
Tierbau»<br />
Produkte – Les Herbes de<br />
71<br />
Provence<br />
Produkte – Das<br />
70<br />
Gemüsepassiergerät aus Edelstahl<br />
namens Moulinex<br />
Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />
eine kulturelle Revolution<br />
Produkte – Châteldon:<br />
68<br />
der Champagner unter den<br />
französischen Mineralwässern<br />
Produkte – Revolution in Sachen 67<br />
Aperitif!<br />
Produkte – Les boules Quies 66<br />
Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />
aus Glas von Luminarc<br />
Produkte – La Pléiade 64<br />
Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />
Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />
Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />
der Post<br />
Produkte – Der Bistrostuhl<br />
60<br />
« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />
Produkte – Bol à prénom 59<br />
Produkte – Eau de Javel 58<br />
Produkte – Sophie la girafe 57<br />
Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />
Produkte – Duralex-Gläser 53<br />
Tradition – Toulouse im Zeichen 47<br />
des Veilchens<br />
Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />
Institution feiert ihren 160.<br />
Geburtstag<br />
Bunte Töpfe – Keramik aus<br />
28<br />
Vallauris
FRANKREICH HEUTE Städteplanung<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
Im Herzen vieler ist sie nach wie vor « die schönste<br />
Straße der Welt ». Aber wie lange noch? Die Avenue<br />
des Champs-Élysées, die sich über<br />
eine Länge von 2,5 Kilometern vom<br />
Place de la Concorde bis<br />
zum Arc de Triomphe erstreckt,<br />
ist heute laut und<br />
verschmutzt. Sie ist nicht<br />
mehr das, was sie einmal<br />
war. Die Pariser meiden sie inzwischen, sie wird fast<br />
nur noch von Touristen frequentiert und diese haben<br />
immer mehr Mühe, auch nur die kleinste Spur<br />
einer pariserischen Authentizität zu finden. Auf Initiative<br />
des Comité Champs-Élysées, in dem sich seit<br />
1916 die wichtigsten wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Akteure der Prachtstraße zusammengeschlossen<br />
haben, wird den Einwohnern von Paris aktuell<br />
ein Projekt für ihre Umgestaltung präsentiert. Es<br />
sieht ein komplett neues Konzept für diese Straße<br />
vor. Wow!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 87
FRANKREICH HEUTE Städteplanung<br />
Die Champs-Élysées sind am Ende, es ist Zeit, dass<br />
etwas passiert! Eine derartige Bilanz ist schrecklich,<br />
umso mehr, wenn sie von den Mitgliedern des<br />
Comité Champs-Élysées kommt, die diese berühmte Straße<br />
besser als alle anderen kennen, da sie täglich dort arbeiten.<br />
Und da weder Stadtverwaltung noch Land darüber besonders<br />
beunruhigt zu sein scheinen, hat diese ehrwürdige<br />
Kommission beschlossen, sich selbst des Problems anzunehmen.<br />
Dafür hat das Comité Champs-Élysées bereits vor<br />
rund fünf Jahren auf eigene Kosten eine erste Studie erstellen<br />
lassen, die mit der Durchführung zweier Kolloquien<br />
sowie mehrerer Veröffentlichungen endete. Die Arbeiten<br />
wurden in der Folge vom Architekten Philippe Chiambaretta,<br />
dem Gründer des Büros PCA-Stream, aufgenommen<br />
und konkretisiert. Die Schlussfolgerungen und Vorschläge<br />
wurden im Februar <strong>2020</strong> in einem umfangreichen Werk<br />
veröffentlicht (Champs-Élysées, Histoire et Perspectives,<br />
PCA-Stream, Éditions du Pavillon de l’Arsenal, 336 Seiten,<br />
ISBN 978-2354870539) und werden darüber hinaus seit<br />
dem 14. Februar <strong>2020</strong> im Pariser Pavillon de l’Arsenal im<br />
Rahmen einer Ausstellung offiziell präsentiert. Sie soll ein<br />
Anstoß zum Nachdenken für die Pariser sein. Im Rahmen<br />
der Coronavirus-Krise musste die Ausstellung zwar vorübergehend<br />
geschlossen werden, seit April ist sie jedoch auf<br />
einer Website online zugänglich (www.expochampselysees.<br />
com). Nach einer Analyse dieser Arbeiten kommt man um<br />
die Feststellung nicht umhin, dass das Image der « schönsten<br />
Avenue der Welt », gelinde gesagt, getrübt ist.<br />
Für die Pariser ist das keine Sensationsmeldung. Seit<br />
Jahren läuten viele von ihnen die Alarmglocke, äußern<br />
sich eindeutig dahingehend, dass sie « ihre » Champs-<br />
Élysées absolut nicht mehr wiedererkennen. Aus der veröffentlichten<br />
Studie geht hervor, dass sie die Straße praktisch<br />
überhaupt nicht mehr nutzen: Nur 5 % der 100 000<br />
Passanten pro Tag sind Pariser, die dort spazieren gehen,<br />
68 % sind Touristen. Schlimmer noch: Laut einer Studie<br />
des IFOP-Instituts (Institut Français d’Opinion Publique)<br />
vom Februar 2019 werden die Champs-Élysées zum<br />
überwiegenden Teil mit negativen Eigenschaften belegt.<br />
Die Straße wird als « touristisch » (71 % der Antworten),<br />
« laut » (26 %), « künstlich » (19 %) oder stressig (13 %)<br />
wahrgenommen. Positive Aussagen (wie « Grund, um<br />
stolz zu sein », « authentisch », « fröhlich » oder « gesellig »)<br />
kommen nur bei 16 % der geäußerten Meinungen vor …<br />
Ein sehr trauriges Ergebnis für einen Ort, der auf internationaler<br />
Ebene immer noch als « Star » der Pariser Straßen<br />
präsentiert wird!<br />
Was aber werfen die Pariser den Champs-Élysées vor?<br />
Auch hier ist die Bilanz, die Philippe Chiambaretta und<br />
sein Büro ziehen, unmissverständlich: « Nachdem die<br />
Champs-Élysées bis Ende der 60er-Jahre die französische<br />
Eleganz und die intellektuelle Avantgarde verkörperten,<br />
wobei sie gleichzeitig eine populäre Facette bewahrten […]<br />
konzentrieren sich heute dort alle Beeinträchtigungen, die<br />
man gestern als Fortschritt ansah: zu viel Autoverkehr, zu<br />
viel Tourismus, zu viel Konsum, zu viel Stein ». Laut dem<br />
Architekten sind diese ganzen Exzesse eine Erklärung<br />
dafür, dass die Straße ihre Identität verloren hat und die<br />
Pariser sich von ihr abwenden. Um seine Schlussfolgerungen<br />
zu unterstützen, führt Philippe Chiambaretta aktuelle<br />
Statistiken an, die ihm in der Tat Recht zu geben scheinen.<br />
So kann man seiner Arbeit beispielsweise entnehmen,<br />
dass auf den acht Fahrspuren der Avenue pro Tag 64 000<br />
Fahrzeuge gezählt werden, die für einen Rekordausstoß<br />
an Stickstoffdioxid innerhalb von Paris sorgen, der eine<br />
Höhe von 80 μg/m 3 erreicht. Dies ist doppelt so hoch, wie<br />
der von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegte<br />
Grenzwert und bietet nicht gerade ein angenehmes<br />
Umfeld für einen Spaziergang. Umso mehr, als dass die<br />
Pariser letzten Endes gar nicht mehr wissen, was sie dort<br />
tun sollen. Die Geschäfte, die sich heute auf den Champs-<br />
Élysées befinden, sind fast ausschließlich Filialen großer<br />
internationaler Markenartikelunternehmen. Dies regt eher<br />
zu übermäßigem Konsum an, als dass es zum Bummeln<br />
einlädt. Angesichts der stark angestiegenen Quadratmeterpreise<br />
(die Avenue ist eine der teuersten der Welt) sind<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
kleine Läden und kulturelle Orte quasi komplett verschwunden.<br />
Folglich ziehen die Pariser es vor, an anderen<br />
Orten zu flanieren, zum Beispiel im Marais-Viertel, das<br />
mit seinen ruhigen Straßen und kleinen Geschäften viel<br />
mehr geschätzt wird. Die Studie zeigt aber vor allem einen<br />
Punkt auf, der schon seit Langem auf der Hand liegt:<br />
Die Pariser haben die Lust als solche verloren, auf den<br />
Champs-Élysées spazieren zu gehen. Diese wird als eine<br />
Art Stadtautobahn wahrgenommen, ein Fußgänger fühlt<br />
sich dort verloren. Oft wagt er es nicht einmal mehr, sie<br />
zu überqueren, zumal er gar nicht weiß, wo er hingehen<br />
sollte. Am oberen Ende der Straße, Richtung Place de<br />
l’Étoile, konzentrieren sich die Symbole der Globalisierung:<br />
« Dieser Teil der Avenue ist ein Einkaufszentrum<br />
am Rande einer Autobahn », fasst Philippe<br />
Chiambaretta zusammen. Das untere Ende,<br />
vom Rond-point des Champs-Élysées Richtung<br />
Place de la Concorde, ist nach Aussage<br />
des Architekten nicht viel mehr wert: « Nach<br />
der Opulenz kommt das Vakuum. Ein 24<br />
Hektar großer, unglaublich verlassener Garten<br />
», dem der Zugang fehlt, stellt der Architekt<br />
fest. Es ist traurig, wie unattraktiv die<br />
Prachtstraße geworden ist!<br />
Werden die Champs-Élysées also aufgegeben?<br />
Die Frage provoziert, das weiß das<br />
Comité Champs-Élysées genau. Aus diesem<br />
Grund wollte man mit der Veröffentlichung<br />
der Arbeiten die Debatte lostreten. Jean-Noël<br />
Reinhardt, der Präsident des Gremiums, hält<br />
am Ende der Studie realistisch « die gesunkene<br />
Attraktivität und den Identitätsverlust »<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 89
FRANKREICH HEUTE Städteplanung<br />
der berühmten Straße fest. Er hat niemals versucht, das<br />
zu verbergen, ganz im Gegenteil. Dabei ist er weit davon<br />
entfernt, fatalistisch zu sein. Es ist noch Zeit, zu reagieren,<br />
« es ist noch möglich, ihr wieder einen Zauber zu verleihen<br />
», schätzt er heute. Dazu sollen die Vorschläge von<br />
Philippe Chiambaretta ihren Beitrag leisten. Nach Meinung<br />
der Kommission sind sie es wert, in den kommenden<br />
Monaten von Parisern, Franzosen und Politikern unter die<br />
Lupe genommen und diskutiert zu werden.<br />
Was aber schlägt der Architekt nun vor, um die<br />
Champs-Elysées wieder « neu zu verzaubern »? Was bei<br />
der Ausstellung im Pavillon de l’Arsenal und bei dem<br />
Buch, das die Ergebnisse des Architekturbüros von Philippe<br />
Chiambaretta präsentiert, am meisten ins Auge<br />
sticht, sind die Darstellungen, wie diese Straße in der Zukunft<br />
aussehen könnte. Man stellt fest, dass das Konzept<br />
anstatt der bisher acht Fahrspuren nur noch vier enthält,<br />
dafür aber eine doppelte Reihe von Bäumen, deren Äste<br />
sich frei entfalten können, anstatt der bisher millimetergenau<br />
gestutzten Bäume, die in Reih und Glied stehen. Zu<br />
ihren Füßen sind geräumige « Pflanzenzimmer » vorgesehen,<br />
in denen Spaziergänger wie in einer Art « kleinem<br />
Stadtwald » den Schatten genießen können. Am Boden<br />
ist, statt der traditionellen Pariser Pflastersteine, ein moderner<br />
Belag zu sehen, der hell und porös erscheint und<br />
sowohl die Zirkulation des Wassers verbessern als auch<br />
für mehr Frische sorgen soll. Überall sieht man Bänke<br />
und Brunnen mit Trinkwasser. Am Place de l’Étoile soll<br />
diesen Visionen zufolge der Raum für den Verkehr ebenfalls<br />
reduziert und ein grüner Ring um den Vorplatz des<br />
Triumphbogens angelegt werden. Sowohl der Place de la<br />
Concorde als auch der Place de l’Étoile sind in den Darstellungen<br />
zur Hälfte Fußgängerzone, und beide Plätze<br />
sind durch einen ausgedehnten Radweg verbunden, der<br />
sich geschickter Weise auf der schattigen (linken) Seite<br />
der Avenue befindet. Fußgänger können sich dagegen<br />
quasi überall bewegen, sogar in der Mitte, zwischen den<br />
Fahrspuren, wo ebenfalls ein Fußgängerbereich vorgesehen<br />
ist. Am oberen Ende der Champs-Elysées, gegenüber<br />
dem Triumphbogen, enthalten die Vorschläge sogar eine<br />
« Anhöhe für Selfies », einen sicheren Ort für alle, die sich<br />
dort fotografieren möchten. Offensichtlich hat Philippe<br />
Chiambaretta an alles gedacht, um mit seinem Projekt die<br />
Pariser zu überzeugen.<br />
Der Architekt versucht auf jeden Fall, vorausschauend<br />
zu sein. Über die « reine » Umgestaltung hinaus möchte<br />
er mit Zustimmung der Hauptstadtbewohner mit seinem<br />
Konzept « die Verwendungszwecke neu definieren ». Für<br />
ihn geht es nicht nur um die Umgestaltung des Ortes,<br />
sondern er will, wie er sich ausdrückt, « eine philosophische<br />
und wissenschaftliche Revolution in unserem<br />
Verständnis vom Leben [schaffen], das überdacht werden<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
muss […], bei dem die Natur zur aktiven Komponente der<br />
städtischen Infrastruktur wird ». Nicht mehr und nicht<br />
weniger. Ein ambitioniertes Projekt also, das zweifellos<br />
zu Debatten führen wird. Aber genau das wollen die<br />
Initiatoren: dass die Pariser diesen Vorgang selbst in die<br />
Hand nehmen und die Zukunft ihrer Champs-Élysées<br />
aktiv mitbestimmen. Auch wenn die Gegner des Projektes<br />
es als Utopie einstufen. Das Comité Champs-Élysées<br />
weiß genau, dass zur Stunde absolut unklar ist, wer die<br />
auf 150 Millionen Euro geschätzten Kosten finanzieren<br />
könnte, und – ein weiteres Fragezeichen – ob die als sehr<br />
pingelig eingestuften Architekten der Bâtiments de France<br />
ihre Zustimmung zu den Arbeiten geben würden, denn<br />
die Avenue steht immerhin teilweise unter Denkmalschutz<br />
… Doch Jean-Noël Reinhardt gibt zu, dass das<br />
Wichtigste ist, Reaktionen auszulösen, Neugier zu<br />
wecken, Diskussionen loszutreten. Im Übrigen hat er<br />
nur einen Wunsch: dass dem Comité Champs-Élysées<br />
« letzten Endes diese Aufgabe abgenommen wird »,<br />
was, wie er sagt, « ein Zeichen dafür wäre, dass jemand<br />
die Verantwortung übernommen hat und dass<br />
ein ehrgeiziges Projekt für die Avenue und das Viertel<br />
» entstehen könnte … Die Zukunft wird zeigen, ob<br />
die Pariser sensibel für eine letztendlich großzügige<br />
und demokratische Geste sind, die zum Träumen auffordert.<br />
Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten:<br />
Ludivine Bantigny, La plus belle avenue du monde: Une<br />
histoire sociale et politique des Champs-Elysées, 288<br />
Seiten, Éditions La Découverte, ISBN 978-2348054570.<br />
Ludivine Bantigny ist Hochschullehrerin und Historikerin<br />
und für ihre zahlreichen Arbeiten über soziale<br />
Bewegungen und politisches Engagement bekannt.<br />
In ihrem im März <strong>2020</strong> erschienenen Werk wirft sie auf<br />
präzise und gut belegte Art einen neuartigen Blick auf<br />
die Champs-Élysées. Dabei schaut sie hinter die Kulissen<br />
der legendären Avenue und beschreibt eine unbekannte,<br />
aber reale Welt: Armut, Unsicherheit und schlecht<br />
bezahlte « Näherinnen », die in den<br />
Hinterzimmern von Grandhotels und<br />
anderen prestigeträchtigen Orten<br />
dieser Prachtstraße arbeiten. Ein<br />
Einblick, der weit von den gängigen<br />
Klischees entfernt ist und hilft, die<br />
Zweischneidigkeit der heutigen<br />
Champs-Élysées zu erfassen. Eine<br />
aufschlussreiche Darstellung,<br />
die kompetent den Unterschied<br />
zwischen Postkartenidylle und<br />
Realität anprangert.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 91
ART DE VIVRE Rezept<br />
Dieses ausgefallene Gericht mit Fisch und Meeresfrüchten unter einem<br />
knusprigen Teigdeckel schmeckt wie das Meer in konzentrierter<br />
Form und eignet sich sowohl als Vorspeise als auch als Hauptgang.<br />
Es ist wirklich schmackhaft und dabei ganz einfach vorzubereiten.<br />
Darüber hinaus ist das Rezept sehr praktisch: Ich persönlich bereite<br />
meine Cassolettes rechtzeitig zu, stelle sie bis kurz vor dem Essen<br />
in den Kühlschrank und kann mich dann unbeschwert meinen<br />
Gästen widmen. Die Cassolettes müssen nur noch 20 Minuten im<br />
Ofen gebacken werden, fertig! Sie werden sehen, die Gäste sind überrascht<br />
und sparen nicht mit Komplimenten. Ein wahres Vergnügen! Ein Tipp: Die<br />
Teigdeckel können ebenfalls verzehrt werden, sie sind der ideale Ersatz für Brot.<br />
Cassolettes de la mer<br />
sous leurs chapeaux de pâte feuilletée<br />
Für 4 Personen • Zubereitungszeit: 30 Minuten<br />
Backzeit: 20 Minuten bei 180° im vorgeheizten Ofen
Zutaten:<br />
1-2 Blätterteige (je nach<br />
Größe der Gefäße)<br />
200 g Kabeljaufilet ohne Haut<br />
200 g Lachs<br />
8 Jakobsmuscheln ohne Corail<br />
8 gekochte und geschälte<br />
Riesengarnelen (oder<br />
normale Garnelen)<br />
400 g Hummersuppe (idealerweise<br />
selbst gemacht, doch mit<br />
einer fertigen aus der Dose<br />
schmeckt es ebenfalls gut)<br />
1 Eigelb<br />
• das Weiße einer großen<br />
Lauchstange<br />
2 Karotten<br />
3 EL Crème fraîche<br />
2 EL Olivenöl<br />
1 Bund Dill (oder andere frische<br />
Kräuter nach Wahl: Thymian,<br />
glatte Petersilie …)<br />
•<br />
Salz, Pfeffer und idealerweise<br />
gemahlener Piment<br />
d‘Espelette (Pfeffer aus dem<br />
baskischen Ort Espelette,<br />
etwas milder als Cayennepfeffer,<br />
aber viel aromatischer)<br />
• ein paar Mohn- oder<br />
Leinsamen<br />
Notwendiges Zubehör:<br />
4 ofenfeste Schalen<br />
Zubereitung:<br />
• Karotten und das Weiße vom<br />
Lauch waschen beziehungsweise<br />
schälen. Beides in feine<br />
Stifte (Julienne) schneiden.<br />
• Olivenöl in einer Pfanne erhitzen<br />
und Gemüse dazugeben. Salzen,<br />
pfeffern und bei mittlerer Hitze 5<br />
bis 6 Minuten andünsten. Das Gemüse<br />
soll noch etwas knackig sein.<br />
• Kabeljau und Lachs in mittelgroße<br />
Würfel, Garnelen und<br />
Jakobsmuscheln (je nach Größe)<br />
in 3-4 Teile schneiden.<br />
• Crème fraîche in die Hummersuppe<br />
einrühren, klein gehackten Dill<br />
und etwas Piment d‘Espelette<br />
zugeben. Abschmecken.<br />
• Gemüse, Fisch, Garnelen und<br />
Jakobsmuscheln auf die vier<br />
Schalen verteilen. Hummersuppe<br />
darüber geben, die Zutaten sollen<br />
aber nicht ganz bedeckt sein.<br />
• Blätterteig aufrollen und vier<br />
Kreise ausschneiden (ggf. eine<br />
Schale zu Hilfe nehmen), deren<br />
Durchmesser größer als der der<br />
verwendeten Cassolettes ist. Jede<br />
Schale mit einem Blätterteigkreis<br />
bedecken und am äußeren Rand<br />
gut andrücken. Den Blätterteigdeckel<br />
vollständig mit Eigelb<br />
bepinseln (auch an der Seite). Mit<br />
Mohn- oder Leinsamen bestreuen.<br />
• In diesem Stadium können Sie die<br />
Cassolettes in den Kühlschrank<br />
stellen. Sie müssen vor dem Servieren<br />
nur noch 20 Minuten bei 180°<br />
(Ofen vorheizen!) gebacken werden.<br />
• Anschließend sofort servieren.<br />
Für die Gäste ist es eine schöne<br />
Überraschung, wenn sie selbst den<br />
Deckel abnehmen und den Inhalt<br />
darunter entdecken können.<br />
• Als Begleiter eignet sich Weißwein.<br />
Ich habe dazu bereits einen<br />
Chablis aus Burgund oder einen<br />
Savennières aus dem Pays de Loire<br />
serviert. Beide waren perfekt!<br />
Bon appétit!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 93
ART DE VIVRE Produkt<br />
Serie: Typisch französische Produkte (25)<br />
Savon de Marseille<br />
Die Savon de Marseille kann einem leidtun!<br />
Werden wir ihr eines Tages die Aufmerksamkeit<br />
schenken, die sie verdient? Werden wir<br />
eines Tages damit aufhören, ihr im Namen eines hemmungslosen<br />
Konsums mithilfe von Chemie die unwahrscheinlichsten<br />
Farben – von Bonbonrosa bis<br />
Grellgelb – zu verleihen? Werden wir eines Tages verstehen,<br />
dass es absolut unnötig ist, sie in einen « seltsam<br />
riechenden Würfel » zu transformieren, der weniger<br />
zur Reinigung dient, als dazu, selbst verschnupften<br />
Nasen den Duft eines provenzalischen Lavendelfelds<br />
vorzugaukeln, obwohl dieser Geruch mit Sicherheit<br />
jede Biene in die Flucht schlagen würde? Werden wir<br />
sie irgendwann wieder als das betrachten, für das sie in<br />
ihrer ursprünglichen Form und Rezeptur stand: nämlich<br />
für ein einfaches und authentisches Produkt? Hoffen<br />
wir es, denn die Zeit drängt. Wir wagen sogar zu<br />
schreiben, dass der Begriff Savon de Marseille in unserer<br />
heutigen Zeit leider nicht mehr viel aussagt …<br />
Dieser Seife auf rein pflanzlicher Basis widerfuhr<br />
ein seltsames Schicksal. Seit dem Mittelalter stellt<br />
man sie in der Provence her, da diese Region schon<br />
immer in großen Mengen über die notwendigen Rohstoffe<br />
(Olivenöl, Soda, Meersalz aus der Camargue)<br />
verfügte. Schnell setzte sie sich als ein für die Hygiene<br />
unverzichtbares Produkt durch, das einige sogar<br />
als « Wundermittel » bezeichneten. Es ist daher nicht<br />
erstaunlich, dass die politische Macht ebenfalls darauf<br />
aufmerksam wurde: Ludwig XIV. (1643-1715) witterte<br />
1688 den strategischen Stellenwert dieser Seife,<br />
um das hygienische Niveau in seinem Königreich zu<br />
verbessern (und seine Finanzen gleich dazu). Er erließ<br />
daher ein Edikt, das Qualitätskriterien für die Produktion<br />
vorschrieb. Die echte Savon de Marseille, so<br />
entschied der Sonnenkönig, darf nur aus reinem Olivenöl<br />
bestehen – sie darf also keine tierischen Fette<br />
enthalten – und muss zwingend nach bestimmten Regeln<br />
gekocht werden. In gewisser Weise war dies der<br />
erste Ansatz eines Qualitätslabels. Jahrhundertelang<br />
verlief alles zufriedenstellend. Es entstanden immer<br />
mehr Seifenfabriken, die das Produkt respektierten<br />
und nach einem von Generation zu Generation weitergegebenen<br />
Know-how arbeiteten. Der gesamte<br />
Herstellungsprozess, für den ausschließlich hochwertige<br />
regionale Rohstoffe verwendet werden dürfen,<br />
dauert zwischen einer Woche und zehn Tagen. Er<br />
besteht aus fünf großen Etappen: Das pflanzliche<br />
Öl wird zunächst in einem Kessel mithilfe von Soda<br />
und Wärme erhitzt, wobei es sich allmählich in Seife<br />
verwandelt (Verseifung). Durch Zugabe von Meersalz<br />
lagert sich dann das überschüssige Soda am Boden<br />
des Kessels ab. Beim eigentlichen Kochen werden<br />
die pflanzlichen Öle vollständig in Seife umgewandelt.<br />
Anschließend wird die Masse gewaschen, um<br />
Unreinheiten und nicht verseifte Fettsäuren zu extrahieren.<br />
Es folgt ein letzter Waschprozess mit klarem<br />
Wasser, um eine glatte und reine Seife zu erhalten.<br />
So gesehen, könnte man meinen, dass es das<br />
Schicksal gut mit der Marseiller Seife meinte. Der<br />
bewährte Herstellungsprozess garantiert ein qualitativ<br />
hochwertiges Produkt mit sehr guten reinigenden<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
und hautpflegenden Eigenschaften, das quasi nicht verdirbt,<br />
vollkommen biologisch abbaubar ist und mit dem<br />
man sowohl den Boden als auch die Wäsche waschen<br />
kann. Kurz: die ideale Seife! Umso mehr, als dass man<br />
durch den Fortschritt von Wissenschaft und Medizin entdeckte,<br />
dass sie zudem keimtötend wirkt, was aus ihr eines<br />
der Hygieneprodukte machte, die in Frankreich im Laufe<br />
der Jahrhunderte am meisten zum Rückgang von Infektionskrankheiten<br />
beigetragen haben. Durch die aktuellen<br />
Ereignisse erinnerte man sich plötzlich wieder an die Reinigungswirkung<br />
dieser traditionellen Seife. Als im Zuge<br />
der Ausbreitung von Covid-19 hydroalkoholische Gele<br />
schnell Mangelware wurden, stürzten sich alle auf die<br />
Savon de Marseille. Innerhalb weniger Wochen verdoppelte<br />
sich deren Umsatz. Man muss wissen, dass zahlreiche<br />
Ärzte immer wieder die unvergleichlichen antibakteriellen<br />
Eigenschaften dieser Seife gegenüber synthetisch hergestellten<br />
Konkurrenzprodukten hervorgehoben hatten.<br />
Die Wissenschaftler sind sich darin einig, dass die Savon<br />
de Marseille aufgrund ihres hohen pH-Werts (8-10) Hände<br />
besonders gut desinfiziert! Eine Tatsache, die die Franzosen<br />
ganz einfach vergessen hatten …<br />
Arme Savon de Marseille! Zwar steht sie heute ganz<br />
plötzlich wieder im Rampenlicht, doch die Situation der<br />
Branche ist schwierig. Schlimmer noch, der überwiegenden<br />
Mehrheit der Franzosen ist dies überhaupt nicht<br />
bewusst. Während früher mehr als hundert solcher traditionellen<br />
Fabriken authentische Seifen aus Marseille<br />
herstellten, haben bis heute nur einige Dutzend davon<br />
überlebt, wovon sich lediglich vier ganz genau an die<br />
Originalrezeptur halten: die Seifenfabrik Marius Fabre in<br />
Salon-de-Provence sowie die Seifenfabriken Fer à Cheval,<br />
Midi und Sérail in Marseille, wobei letztere in der Union<br />
des Professionnels du Savon de Marseille (UPSM) zusammengefasst<br />
sind. Vier kleine handwerklich arbeitende<br />
Unternehmen also, die beherzt zu der altüberlieferten<br />
Rezeptur stehen und es kategorisch ablehnen, diese zu<br />
ändern oder im Namen der Rentabilität den Namen Savon<br />
de Marseille auf Produkte zu stempeln, die anderswo produziert<br />
wurden, tierische Fette oder aus Asien stammende<br />
Rohstoffen enthalten beziehungsweise sogar parfümiert<br />
und gefärbt sind. Ein absoluter Nonsens für diese unbeugsamen<br />
Verfechter der echten Seife aus Marseille!<br />
Zugegeben, ganz so einseitig darf man die Angelegenheit<br />
auch nicht betrachten. Es gibt nicht nur auf der<br />
einen Seite die « guten Produzenten », die die authentische<br />
Seife zu 100 % respektieren, und auf der anderen Seite<br />
die « schlechten », die ihre Seife « aus Marseille » in Asien<br />
fertigen lassen. Neben den vier zweifellos mustergültig<br />
arbeitenden Seifenfabriken gibt es noch andere Hersteller,<br />
oft Familienbetriebe, denen ebenfalls ein gutes Produkt<br />
am Herzen liegt. Einige gehören einer Vereinigung an,<br />
die sich bemüht, den Berufsstand zusammenzuschließen:<br />
die Association des Fabricants de Savon de Marseille (AFSM).<br />
Auch diese prangert den unlauteren Wettbewerb durch<br />
in Asien gefertigte und zu Unrecht als Savon de Marseille<br />
deklarierte Seifen an. Die Vereinigung ist jedoch andererseits<br />
pragmatisch und erkennt an, dass die Hersteller<br />
sich in gewisser Weise dem Zeitgeist anpassen müssen,<br />
zumal wenn dahinter eine entsprechende Nachfrage steht:<br />
Wenn eben heutzutage ein großer Teil der Konsumenten<br />
eine farbige und parfümierte Savon de Marseille kaufen<br />
möchte, sollte man in der Lage sein, ein solches Produkt<br />
anzubieten, also die authentische Seife in gewisser Weise<br />
anzupassen. Man ist sich bewusst, dass dies die Gefahr<br />
birgt, dadurch die Seele des Produkts aufs Spiel zu setzen,<br />
wie die in der UPSM zusammengeschlossenen Hersteller<br />
nicht müde werden zu erinnern. So findet man heute<br />
also viele Seifen « aus Marseille », die dem heutigen Trend<br />
entsprechen und nicht nur in Souvenirgeschäften und auf<br />
Märkten, sondern auch in Supermärkten und sogar in<br />
Apotheken verkauft werden. Seifen, die – mangels eines<br />
anderen Qualitätslabels – ebenfalls die Auszeichnung<br />
Savon de Marseille tragen. Ein « Markenzeichen » also, das<br />
letzten Endes nicht viel aussagt …<br />
Was tun? Muss man sich damit abfinden, dass sich<br />
das traditionelle Stück Savon de Marseille ändert, seltsame<br />
Formen, grelle Farben und exotische Düfte annimmt?<br />
Oder sollte man im Gegenteil auf die authentische Version<br />
bestehen und bereit sein, den entsprechenden Preis<br />
zu bezahlen? Können beide Varianten nebeneinander<br />
existieren? Das kann heute niemand sagen. Eines ist jedoch<br />
sicher: Letzten Endes haben wir Konsumenten das<br />
Schicksal dieser unglaublichen Seife sprichwörtlich in der<br />
Hand. Daran sollten wir denken, wenn wir uns die Hände<br />
waschen!<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer<br />
sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />
(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der<br />
gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas von<br />
Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät<br />
Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70), Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72), L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73) und La Hulotte, « das meistgelesene Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74).<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> · 95
GUÉWEN A TESTÉ<br />
… Angeln in französischen Binnengewässern<br />
Wenn Sie, wie ich, Geduld haben und die Natur lieben, dann begeistern Sie sich vielleicht ebenfalls<br />
für das Angeln. Das trifft sich gut, denn Frankreich ist mit mehr als 500 000 Flusskilometern und<br />
1,5 Millionen Petrijüngern ein kleines Paradies für Freizeitangler. Doch aufgepasst! Für diesen Sport<br />
gibt es genaue Vorschriften. Bevor Sie sich also mit der Angelrute irgendwo niederlassen, sollten Sie<br />
die Regeln kennen.<br />
Wer darf angeln?<br />
In Frankreich unterscheidet man zwischen dem Droit de pêche<br />
(in etwa das Angelrecht) und dem Droit de pêcher (in etwa das<br />
Recht, zu angeln). Um im Hexagon angeln zu dürfen, braucht<br />
man beides. Das grundlegende Angelrecht erteilt in Frankreich<br />
entweder der Staat oder der Grundstückseigentümer. Besitzt<br />
jemand ein geschlossenes Gewässer (eau close), das keine Verbindung<br />
zu einem anderen natürlichen Gewässer hat, ist dabei<br />
alles klar: Er hat sowohl das Angelrecht als auch das Recht, zu<br />
angeln. Ein Eigentümer, dessen Grund und Boden jedoch von<br />
einem Fluss durchquert wird, ist zwar Eigentümer des Bodens<br />
und hat daher das Angelrecht, er ist jedoch nicht Eigentümer<br />
der Fische, die im Fluss schwimmen. Diese werden als res nullius,<br />
als Niemandes Sache, bezeichnet. Um in « seinem Fluss »<br />
angeln zu dürfen, benötigt der Grundstücksbesitzer daher eine<br />
sogenannte Carte de pêche (oder Permis de pêche), eine Angelkarte<br />
oder Angelerlaubnis. Da die meisten Angler in Frankreich<br />
kein eigenes Gewässer besitzen, erwerben sie mit einer Carte de<br />
pêche, die zwingend vorgeschrieben ist, sowohl das Angelrecht<br />
als auch gleichzeitig das Recht, zu angeln. Ohne Angelkarte<br />
ist das Angeln im Hexagon verboten. Verstöße sind strafbar.<br />
Wo kann man angeln?<br />
Das Angelrecht liegt also entweder beim Staat (vor allem für<br />
Flüsse und schiffbare Kanäle) oder bei den Grundstücksbesitzern,<br />
auf deren Grund und Boden sich ein See, Tümpel, Bach<br />
oder Fluss befindet. Der Eigentümer kann das Angelrecht auf<br />
seinem Grundstück für sich behalten, er kann es aber auch an<br />
einen Angelverein abtreten. Davon gibt es in Frankreich 3900,<br />
die sogenannten Associations Agréées de Pêche et de Protection du<br />
Milieu Aquatique (AAPPMA). Diese übernehmen den Unterhalt<br />
des Gewässers, für das sie das Droit de pêche besitzen. Die<br />
Mitglieder dieser Vereine können dann mit der Carte de pêche<br />
dort angeln. Je nach der Ausdehnung des Vereins (Gemeinde,<br />
Departement …) ist das Angelrevier mehr oder weniger groß.<br />
Wo erhält man die Carte de pêche?<br />
Bei den örtlichen Angelvereinen (AAPPMA) und den Vereinigungen,<br />
denen sie angehören. Das Einfachste ist, dazu auf die<br />
Website www.cartedepeche.fr zu gehen. In den meisten Fällen<br />
kann man dort bei dem Verein, der dem gewünschten Angelort<br />
am nächsten liegt, eine solche Angelkarte online erwerben.<br />
Diese druckt man direkt aus oder lässt sie sich per Post zusenden.<br />
Der zuständige Angelverein lässt sich auf der Website über eine<br />
geografische Suchfunktion ermitteln. Für die Karte benötigt<br />
man ein Passfoto. Die Bezahlung erfolgt mit Kreditkarte.<br />
Wie viel kostet eine Angelkarte?<br />
Es ist schwierig, diese Frage allgemeingültig zu beantworten, da<br />
es eine Vielzahl von Karten gibt und die Preise je nach der Größe<br />
des Angelgebietes und des Vereins stark variieren. Zudem gibt<br />
es unterschiedliche Genehmigungen: Für Gelegenheitsangler<br />
ist eine Tageskarte zum Preis von ein paar Euro die günstigste<br />
Lösung. Darüber hinaus gibt es Wochen- und Jahreskarten sowie<br />
Ermäßigungen. Bei Jahreskarten gibt es eine Option, um das<br />
Angelgebiet auf mehrere Departements auszudehnen. Eine Jahreskarte,<br />
die in der Region Straßburg beantragt wird und auf 91<br />
Departements ausgedehnt ist, kostet beispielsweise 100 Euro.<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>
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ISSN: 1861-4256<br />
Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />
Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 <strong>75</strong> 439 440 · Fax: +33 (0)1 <strong>75</strong> 434 549<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />
Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />
Serge Robin, Sabine Schmitt<br />
Layout: Zauberhaus.eu<br />
Anzeigen Frankreich:<br />
Isabelle Schmidt<br />
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Samuel Péchin<br />
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Gültige Anzeigenpreisliste: 18/<strong>2020</strong><br />
Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />
Vetrieb:<br />
VU Verlagsunion KG · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />
Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />
Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />
Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />
nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />
Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />
Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />
Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />
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sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />
Verlags.<br />
Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />
Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />
Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />
Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />
10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />
Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />
37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />
Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />
© <strong>2020</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />
nach unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc<br />
Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Pca Stream • S.6: Serge Robin,<br />
Ajc Presse; Jacques-Henri Lartique, la Documentation Française ; Pixabay<br />
OpenClipart Vectors, Falconp4 • S.8: Culturespaces, DR; Maison Jouffe,<br />
DR • S.9: Pixabay; Alain Lardière, Ajc Presse • S.10: Air France, DR •<br />
S.11: Cédric Brown, Ajc Presse; Vélomaritime, DR • S.12-16: DR • S.18 :<br />
DR • S.19: Arte, DR • S.20-23: Léonard de Vinci, Musée du Louvre, DP;<br />
Pixabay • S. 23: DR • S.24-26: Serge Robin, Ajc Presse; Pixabay • S.27:<br />
Serge Robin, Ajc Presse; Paul Gauguin, DP • S.28: Pixabay • S.29: Serge<br />
Robin, Ajc Presse; Laurent Bruneau, Musée de Pont-Aven - procolor-29gle,<br />
DR • Isabelle Guégan, Musée de Pont-Aven; Bernard Galéron, Musée de<br />
Pont-Aven; DR; Pixabay • S.31: Bodolec, Musée de Pont-Aven • S.30-39:<br />
Jc Albert, Ajc Presse • S.40-41: Cédric Brown, Ajc Prese • S.42: Alain<br />
Doire, Bourgogne-France-Comté Tourisme; Abbaye du Val des Choues, DR<br />
• S.43: Cédric Brown, Ajc Presse • S.44: Alain Doire, Bourgogne-France-<br />
Comté Tourisme • S.45: Alain Doire, Bourgogne-France-Comté Tourisme •<br />
S.46: Alain Doire, Bourgogne-France-Comté Tourisme S.47: Cédric Brown,<br />
Ajc Presse; Alain Doire, Bourgogne-France-Comté Tourisme • S.48-50:<br />
DR • S.51: DR • S.52-57: Serge Robin, Ajc Presse • S.58-64: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.65: Château La Cote, DR • S.66: Cédric Brown, Ajc Presse<br />
• S.68-69: DP • S.70: Arte, DR; Serge Robin, Ajc Presse • S.71: Cédric<br />
Brown, Ajc Presse • S.72-74: Logique Nouvelle et Jhr Films, DR • S.76:<br />
Serge Robin, Ajc Presse; Futuropolis, DR • S.77-80: Futuropolis, DR •<br />
S.86-91: Pca Stream, DR; Salem Mostefaoui, DR ; A. Grignard, DR • S.92-<br />
93: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.94: Mikelange, Pixabay • S.96: Serge<br />
Robin, Ajc Presse, Pixabay • S.98: Alain Lardière, Ajc presse; DP; Cédric<br />
Brown, Ajc Presse.<br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong><br />
Und schon sind wir wieder am Ende angelangt! Doch das ist kein<br />
Grund zur Traurigkeit, denn die nächste Ausgabe wird bereits ab<br />
dem 18. August <strong>2020</strong> im Handel erhältlich sein beziehungsweise<br />
etwas früher bei unseren Abonnenten im Briefkasten stecken!<br />
Es ist mittlerweile schon fast ein kleiner Brauch, dass wir Ihnen<br />
einige Hinweise geben, anhand derer Sie auf spielerische Art einige<br />
Themen der Ausgabe 76 von Frankreich erleben erraten können.<br />
Zunächst drei Fotos:<br />
Und dann drei Hinweise, von denen jeder eine<br />
Verbindung zu einem der Fotos hat:<br />
• Ich gehöre, bescheiden gesagt, zu den Großen der französischen<br />
Malerei. Man kennt mich vor allem für Die Freiheit führt das Volk.<br />
Am Ende meines Lebens schuf ich im Auftrag der Stadt Paris ein<br />
rätselhaftes Gemälde in einer berühmten und geheimnisvollen<br />
Kirche des Quartier latin.<br />
• Ich trage das Label Sehenswerter Garten und komme in den Genuss<br />
eines einzigartigen Mikroklimas. Dadurch besitze ich eine der<br />
bedeutendsten botanischen Sammlungen der Bretagne. Man sagt,<br />
dass meine Besucher ganz besonders am Herbstanfang begeistert<br />
sind.<br />
• Man bezeichnet mich als monumental und durch mein<br />
« Spitzenkleid aus Stein » gleichzeitig grazil. Seit mehr als tausend<br />
Jahren ziehe ich in Straßburg alle Blicke auf mich. Wussten Sie<br />
schon, dass die Deutschen mich im 19. Jahrhundert mit einem<br />
zweiten Turm ausstatten wollten?<br />
Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />
indem Sie die folgenden Namen vervollständigen:<br />
N _ T R _ D _ _ E D _ S T _ A _ _ _ _ G<br />
P _ R C B O T A _ _ Q _ E D E C _ R _ O U A I _ _ E<br />
E _ _ _ N _<br />
D _ _ A _ _ O _ X<br />
Bis zur nächsten Ausgabe, dann erfahren Sie mehr! Bis dahin einen<br />
schönen <strong>Sommer</strong>!<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 76 – Herbst <strong>2020</strong><br />
Erscheint am 18. August <strong>2020</strong>
Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />
mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />
professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />
und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />
mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />
Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />
Gager im UNESCOBiosphärenreservat SüdostRügen verspricht zudem<br />
Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />
vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />
www.moenchgut-living.de
Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />
Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />
Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks Lubéron,<br />
nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser atemberaubende<br />
Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />
Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />
und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im<br />
Ort mit. Die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen Design bilden<br />
eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence finden<br />
werden. Der beheizte Infinity-Pool und 2.600 qm große Garten sind Garant für einen<br />
erholsamen Urlaub. Die Villa verfügt über Platz für bis zu zehn Personen, doch durch<br />
den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />
www.provence-living.fr