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Prima Magazin - Ausgabe Februar 2021

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Transgender<br />

Feminine Burschen und burschikose Mädchen, die gab es schon immer. Die Gesellschaft ist längst<br />

von der sinnbildlichen rosa/blau Trennung abgewichen. Auch bei der Berufswahl und anderen Vorlieben<br />

achtet man immer stärker auf Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Was ist aber,<br />

wenn man tatsächlich mit dem falschen Geschlecht geboren ist? prima! hat mit Tom gesprochen.<br />

Einem jungen Mann, der als Mädchen auf die Welt gekommen ist und sich nun mitten in einem<br />

medizinischen Prozess für die körperliche „Angleichung“ zu sich selbst befindet. Eva Maria Kamper<br />

Tom ist 19 Jahre alt und<br />

durchlebt den klassischen Alltag<br />

wie alle Jugendlichen, deren<br />

große Herausforderungen gerade<br />

das Social-Distancing ist.<br />

6 FEBER <strong>2021</strong><br />

Anmeldungen<br />

für <strong>2021</strong>/22<br />

Online bis spätestens<br />

SO 28.02.<strong>2021</strong> auf:<br />

www.gym-os.at<br />

Am Land aufgewachsen, ist er<br />

nach der Matura für sein Studium<br />

nach Wien gezogen und<br />

besucht seither nur mehr an<br />

den Wochenenden seine Heimatgemeinde<br />

im Bezirk Oberwart.<br />

Er trägt einen modernen<br />

Kurzhaarschnitt, der manchmal<br />

auch bunt eingefärbt sein kann<br />

und widmet seine Freizeit seinen<br />

Freunden, der Musik und<br />

auch gerne der Kunst. Ein ganz<br />

normaler Jugendlicher also, nur<br />

eines unterscheidet Tom: Er ist<br />

transgender.<br />

„Ich habs eigentlich schon im<br />

Kindergarten gemerkt, dass ich<br />

lieber ein Junge sein wollte. Ich<br />

hab mich beim Spielen eher<br />

mit männlichen Charakteren<br />

identifiziert und hab mich bei<br />

den Mädchen nicht zugehörig<br />

gefühlt“, erinnert sich Tom. In<br />

gemischten Gruppen hätte es<br />

ihn weniger gestört, erst als es<br />

vermehrt Trennungen in weibliche<br />

und männliche Bereiche<br />

in der Schule gab, fühlte er sich<br />

in Gesellschaft der Mädchen<br />

mehr und mehr am verlorenen<br />

Posten: „Ich wollte immer viel<br />

lieber ein Junge sein.“<br />

Zuerst war die Panik<br />

„Mit 14 bin ich dann zufällig<br />

auf den Begriff „transgender“<br />

gestoßen. Ich hab dann gerätselt,<br />

ob es das sein kann, was<br />

ich bin und hab viel darüber<br />

gelesen. Als ich mir sicher<br />

war, bekam ich zuerst Panik!<br />

Ich wollte es ignorieren oder<br />

verstecken, bis ich 18 bin, aber<br />

so leicht ist das nicht. Da ist<br />

in mir ein Bewusstsein gewachsen,<br />

ich hatte den Grund<br />

bzw. die Antwort gefunden,<br />

warum es mir oft schlecht ging.<br />

Ich wollte mich so gerne auch<br />

outen“, schildert Tom über das<br />

Gefühlschaos, das in seinem<br />

Inneren getobt hat.<br />

Kurzhaarschnitt und<br />

Männerhosen<br />

Also begann er kleine Schritte<br />

zu setzen, er sprach zuerst mit<br />

seinem Umfeld darüber, ob es<br />

okay wäre, wenn er sich die<br />

Haare kurz schneiden würde.<br />

Dann begann er in der Burschen-Abteilung<br />

der Kleidungsgeschäfte<br />

einzukaufen.<br />

Trotz allem waren stets große<br />

Unsicherheiten und auch eine<br />

Depression, die ihn hartnäckig<br />

begleiteten. Immer unter dem<br />

beklemmenden Gefühl, dass<br />

er sich nirgendwo zugehörig<br />

fühlen könne.<br />

Schulwechsel und Therapie<br />

Als er 15 Jahre alt war, war der<br />

Leidensdruck schon so hoch,<br />

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