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Prima Magazin - Ausgabe Februar 2021

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PORTRAIT<br />

Erwin Hochwarter aus<br />

Kemeten hat ein weltweit<br />

tätiges Unternehmen<br />

für die Entwicklung<br />

von Teilen im Schienenverkehr<br />

aufgebaut.<br />

Partnerschaften sind für<br />

ihn das A und O in der<br />

Geschäftswelt.<br />

Sein Netzwerk ist<br />

international<br />

Bremsleitung. Er setzte sich bei<br />

der Ausschreibung gegen einen<br />

Konzern mit 12.000 Mitarbeitern<br />

durch und bekam den Auftrag.<br />

Bis zum heutigen Tag hat<br />

die H&P Trading etwa 13.000<br />

Produkte entwickelt. „Daraus<br />

sind rund 5.000 Teile entstanden,<br />

die am Markt eingeführt<br />

wurden“, erklärt der Unternehmer.<br />

Die Entwicklungskosten<br />

trägt er immer selbst. Oft gehen<br />

diese in die Hunderttausende<br />

Euro und oft steckt darin eine<br />

Arbeitszeit von Hunderten<br />

Stunden. Die Vorleistungen<br />

sind enorm. „Aber dafür<br />

bleibt das Patent bei uns“, sagt<br />

Hochwarter. Bei Neuaufträgen<br />

ist er immer involviert. Auch<br />

wenn er ein Team hat, das auch<br />

ohne ihn funktioniert, wie er<br />

sagt. Aber ihn reizt die Herausforderung,<br />

Neues zu entwickeln.<br />

„Technik ist Logik“, sagt er.<br />

Und die funktioniert bei ihm<br />

auch im Schlaf. „Ich glaube,<br />

manchmal entwickle ich auch<br />

beim Träumen.“<br />

Auf die Heimat bauen<br />

An Kemeten hält er fest. „Von<br />

hier stamme ich ab. Hier bleibe<br />

ich“, sagt er. Dass ihm aber<br />

genau hier nicht jeder seinen<br />

Erfolg gönnt, stört ihn heute<br />

nicht mehr. „Jeder hat die<br />

Möglichkeit, etwas aufzubauen,<br />

das Risiko einzugehen und aus<br />

eigener Kraft zu versuchen,<br />

etwas zu schaffen“, sagt er<br />

emotionslos.<br />

Im Gewerbegebiet baut er<br />

gerade zum zweiten Mal aus.<br />

Forschung, Entwicklung,<br />

Lagerung und Büros werden<br />

dann dort untergebracht. Eine<br />

Abwanderung wäre für ihn<br />

nicht in Frage gekommen. Die<br />

Kommunalsteuer zahlt er lieber<br />

seiner Heimatgemeinde. Etwas<br />

zurückzugeben, ist ihm wichtig,<br />

deshalb unterstützt er auch die<br />

Vereine im Ort, wo er kann.<br />

Die Überdachung am Sportplatz<br />

etwa hat er gesponsert.<br />

Für die Bevölkerung hat er<br />

kürzlich 1.600 Schutzmasken<br />

zur Verfügung gestellt. Bei all<br />

seinen Zielen will er immer<br />

Rücksicht auf andere nehmen<br />

und helfen. Das hat er sich<br />

selbst versprochen.<br />

Hinfallen und mutig sein<br />

Visionen sind wichtig, sagt<br />

er. Manchmal geht alles gut,<br />

manchmal eben nicht. Das gehört<br />

dazu. Wenn er von Rückschlägen<br />

erzählt, dann denkt er<br />

vor allem an seine Autounfälle.<br />

Der erste 1998 um vier Uhr<br />

morgens. Auf der A2 ist es<br />

Mit dem Standort direkt an der Ortseinfahrt<br />

Kemeten (von Oberwart kommend) hat Erwin<br />

Hochwarter die H&P Trading im Jahr 2003<br />

gegründet. Derzeit baut er bereits in zweiter<br />

Phase im Gewerbegebiet Kemeten eine Halle.<br />

Sein Unternehmen hat dann eine Größe von<br />

insgesamt 4.200m 2<br />

passiert, auf dem Weg zu<br />

einem Termin. Wie aus dem<br />

Nichts stand plötzlich der<br />

Tankwagen vor ihm – quer<br />

über die Autobahn. Der Fahrer,<br />

ein junger Italiener war eingeschlafen<br />

und gegen einen<br />

Brückenpfeiler gedonnert.<br />

Er war auf der Stelle tot. Als<br />

Erwin Hochwarter daherkam,<br />

waren wohl zehn Schutzengel<br />

mit ihm im Auto. Er rutschte<br />

mehr oder weniger unter<br />

der Achse durch und kam 20<br />

Meter weiter mit sämtlichen<br />

Brüchen – aber lebend – zum<br />

Stehen.<br />

Fünf Jahre später raste wenige<br />

Meter außerhalb von Kemeten<br />

ein junger Bursche frontal in<br />

sein Auto. Wieder war Erwin<br />

Hochwarter dabei völlig<br />

unschuldig. Der junge Mann<br />

kam von seiner eigenen Geburtstagsfeier.<br />

Er starb noch<br />

am Unfallort. Erwin Hochwarter<br />

konnte sich aus seinem<br />

brennenden Auto retten und<br />

überlebte ein zweites Mal.<br />

Die Bilder haben ihn lange<br />

verfolgt. „Es sind nur Bruchteile<br />

einer Sekunde bis zum Aufprall.<br />

Aber in dem Moment<br />

Erwin Hochwarter<br />

Er ist in Kemeten geboren<br />

und hat die Ausbildung zum<br />

Schlosser absolviert. In den<br />

1980er-Jahren hat er Teile<br />

für Kameras gebaut und ist<br />

damit sogar bis nach Hollywood<br />

gekommen. Später hat<br />

Erwin Hochwarter Nachtsichtgeräte<br />

für das Militär<br />

gebaut und einen Maschinenhandel<br />

betrieben. 2003<br />

hat er in Kemeten die H&P<br />

Trading GmbH gegründet.<br />

Seit Kurzem ist das Unternehmen<br />

ECM zertifiziert und<br />

ist damit eines der wenigen,<br />

das berechtigt ist, jegliche<br />

Arbeiten an Schienenfahrzeugen<br />

durchzuführen.<br />

Neben der H&P Trading hat<br />

Erwin Hochwarter auch die<br />

H&P Care gegründet. Im Zuge<br />

dessen hat er eine Bettdusche<br />

für bettlägerige Menschen<br />

auf den Markt gebracht.<br />

Im Vorjahr hat er ein Gerät<br />

zur Abtötung von Viren und<br />

Keimen in Räumen (auch<br />

Coronaviren) entwickelt.<br />

Erwin Hochwarter hat neben<br />

dem Obsoleszenzmanagement<br />

im Schienenverkehr<br />

unter anderem ein Gerät zu<br />

Erkennung von gefälschten<br />

Banknoten im Auftrag der<br />

Nationalbank und ein Gerät<br />

zur Identifizierung gefälschter<br />

Medikamente entwickelt.<br />

Seine Frau und seine beiden<br />

Söhne – beide Wirtschaftsingenieure<br />

– sind ebenfalls im<br />

Unternehmen tätig.<br />

bis zum Aufschlag, kommt<br />

es dir wie eine Ewigkeit vor.<br />

Du siehst dein Leben an dir<br />

vorbeiziehen“, sagt er.<br />

Sein größter Erfolg? Erwin<br />

Hochwarter lächelt. „Ich lebe“,<br />

sagt er „und ich kann etwas<br />

bewegen.“ Weil er immer wieder<br />

mutig ist. Weil er immer<br />

wieder aufsteht und weitermacht.<br />

FEBER <strong>2021</strong><br />

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