Mind-Mag 140
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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Persönlichkeit und<br />
Hochbegabung<br />
Manche Vorurteile kann man getrost<br />
und fundiert ablegen.<br />
MENSA FORSCH(T)<br />
Mensa unterstützt Forschung zu Intelligenz und<br />
Hochbegabung. Über die „Externe-Studien“-Mailingliste,<br />
die ihr im eMVZ abonnieren könnt, laufen regelmäßig<br />
Befragungen. In der Reihe „Mensa forsch(t)“ stellen die<br />
Autorinnen und Autoren ihre Ergebnisse vor.<br />
Autor: Jonas Kosak<br />
Titel der Arbeit: Zusammenhänge<br />
zwischen Persönlichkeit<br />
und Hochbegabung<br />
Jahr der Abgabe: 2020<br />
Worum ging es? Es ging um<br />
die Überprüfung des Zusammenhangs<br />
zwischen ausgewählten<br />
Persönlichkeitseigenschaften<br />
und einer Hochbegabung.<br />
Die hierbei betrachteten Eigenschaften<br />
waren Neurotizismus,<br />
Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit,<br />
Offenheit und Extraversion.<br />
Wen hast du untersucht? Untersucht<br />
wurden 122 Mensamitglieder.<br />
Zwar hätten theoretisch<br />
auch hochbegabte Nichtmitglieder<br />
teilnehmen können, aber da<br />
die Umfrage über das Mensa-<br />
Netzwerk verteilt wurde, nahmen<br />
sehr wahrscheinlich nur<br />
Ms teil.<br />
Wie hast du das gemacht?<br />
Über meine Passauer LocSec-Koordinatorin<br />
wurde der Link der<br />
Umfrage per E-Mail verschickt,<br />
woraufhin die jeweiligen Personen<br />
die Onlinebefragung absolvieren<br />
konnten. Der Fragebogen<br />
beinhaltete neben ein paar<br />
demographischen Fragen einen<br />
fundierten Persönlichkeitstest<br />
aus der Psychologie, den „NEO-<br />
FFI“. Dieser fragt die unter „Worum<br />
ging es?“ erwähnten Persönlichkeitseigenschaft<br />
valide und<br />
reliabel ab.<br />
Am Ende meiner Befragung<br />
habe ich die Ergebnisse unter<br />
anderem mit einer weiteren großen<br />
Studie zu dem Thema verglichen.<br />
Diese Vergleichsstudie<br />
wurde an 1908 Personen in ganz<br />
Deutschland durchgeführt und<br />
beinhaltete ebenfalls die Bearbeitung<br />
des „NEO-FFI“.<br />
Bei der „Deutschlandstichprobe“<br />
wurden nicht explizit Hochbegabte<br />
befragt, sondern zufällig<br />
ausgewählte Menschen im<br />
Alter von 18 bis 96 Jahren, was<br />
auch das Altersspektrum meiner<br />
Studie recht gut abdeckte<br />
(14 bis über 65 Jahre).<br />
Was kam heraus? Das Ergebnis<br />
meiner Studie bestätigte den<br />
allgemeinen Konsens professioneller<br />
Untersuchungen: Hochbegabte<br />
sind pauschal weder besonders<br />
ausgeprägt in bestimmten<br />
Persönlichkeitseigenschaften<br />
noch sind sie in manchen<br />
als unterdurchschnittlich zu betrachten.<br />
Einzig in der Offenheit (für<br />
neue Erfahrungen) zeigten sich<br />
durchgehend Werte, welche<br />
mehr als eine Standardabweichung<br />
über denen der deutschlandweiten<br />
Befragung lagen. Ob<br />
Hochbegabte nun generell offener<br />
als andere Menschen sind<br />
oder ob das nur für uns Ms gilt,<br />
bleibt offen.<br />
Was lief schief ? Es war schwierig,<br />
ausreichend viele Teilnehmer<br />
zu gewinnen. Für die 122<br />
Teilnehmer war die Verteilung<br />
des Links in drei LocSec-Gebieten<br />
notwendig.<br />
Was bedeuten die Ergebnisse<br />
praktisch? Manche Vorurteile,<br />
die man Hochbegabten gegenüber<br />
eventuell hat, kann man<br />
getrost und fundiert ablegen.<br />
Kontakt: jonas_kosak@web.de<br />
mind magazin 139/dezember 2020 | 65