Mind-Mag 140
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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Man spricht im Rahmen der<br />
Tantra-Massage üblicherweise<br />
nicht von „Massierer/-in“ und<br />
„Massierter/Massiertem“, sondern<br />
von „Geber/Geberin“ und<br />
„Empfänger/Empfängerin“ oder<br />
in der Verlaufsform von „Gebenden“<br />
und „Empfangenden“. Tantra-Massagen<br />
werden üblicherweise<br />
auf einer Matte oder Matratze<br />
von etwa zwei mal zwei<br />
Metern gegeben, welche mit Decken<br />
und einem großen Handtuch<br />
so abgedeckt wird, dass<br />
kein Öl oder dergleichen auf die<br />
Unterlage kommt. Insgesamt<br />
bereitet man sich damit ein „Lager“.<br />
Eine Temperatur von etwa<br />
28 Grad Celsius fühlt sich in der<br />
Regel für beide Beteiligten gut<br />
an, doch am Ende ist immer das<br />
Wohlbefinden des Empfangenden<br />
hier die Maßgabe.<br />
Foto: mcu1st0 auf pixabay<br />
Ausstreichen des Körpers und<br />
ein Variieren der Geschwindigkeit<br />
reizvoll sein, aber gerade in<br />
den empfindlichen Bereichen<br />
(Yin-Seite – also Front- und Innenseiten<br />
von Körper und Gliedmaßen)<br />
und insbesondere im<br />
Intimbereich ist Langsamkeit<br />
die oberste Regel, um dem Empfangenden<br />
überhaupt das vertrauensvolle<br />
Spüren zu ermöglichen.<br />
Wenn du dir vorstellst,<br />
du schubberst achtlos mit einer<br />
Hand über eine Katze, dann<br />
wird sie bestenfalls schleunigst<br />
weglaufen, im schlechteren Fall<br />
hinterlässt sie noch tiefe Furchen<br />
in deiner Haut – und womit?<br />
Mit Recht!<br />
Die beiden letzten Punkte<br />
(Achtsamkeit, Fließen/Langsamkeit)<br />
stellen mithin wohl<br />
den stärksten Unterschied zu<br />
dem dar, was unter missbräuchlicher<br />
Verwendung als Tantra-Massage<br />
zugemutet wird: Es<br />
geht bei dieser Art um die Liebe,<br />
Fürsorge und um die Hingabe,<br />
man „verschenkt“ sich als<br />
Gebender dem Empfangenden,<br />
legt alle eigene Liebe in die Berührungen,<br />
die man gibt.<br />
Unter dem Strich hat nur die<br />
Person etwas zu „melden“, welche<br />
die Massage empfängt, um<br />
deren Wohlergehen dreht sich<br />
die Tantra-Massage. Und schon<br />
gar nicht hat eine solche Massage<br />
etwas mit Sex zu tun, auch<br />
wenn der oder die Massierende<br />
(allein) Hände und Körper einsetzt.<br />
Es geht hier ausnahmslos<br />
um ein liebevolles, selbstloses<br />
(Hin-)Geben und um nichts<br />
Wechselseitiges.<br />
Gebende/<br />
Empfangende<br />
und das „Lager“<br />
Grenzen wahren<br />
– Kommunikation<br />
in der Massage<br />
In dem obligatorischen Vorgespräch<br />
zur Tantra-Massage, in<br />
dem es auch darum geht, eventuelle<br />
körperliche Vorschädigungen<br />
abzuklären, wird der<br />
letzte Punkt aus den Grundsätzen<br />
sicherlich immer erwähnt:<br />
Es geht nicht um ein Liebesspiel,<br />
die Grenzen zwischen Geber<br />
und Empfänger sind klar definiert.<br />
Sinnlich und erotisierend<br />
kann und darf eine solche<br />
Massage sein, aber es geht alleine<br />
um das eigene Erleben der<br />
Empfangenden und niemals um<br />
ein „wir machen hier etwas zusammen“.<br />
Natürlich kann die<br />
Massage auch für die Gebende<br />
erotisierend wirken und gerade<br />
bei männlichen Wesen ist eine<br />
Erregung dann klar erkennbar.<br />
Aber: Das vergeht auch wieder.<br />
Der Massierende hält in dem<br />
Fall den passenden Abstand und<br />
sorgt gewissenhaft dafür, dass<br />
mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 47