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Mind-Mag 140

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

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SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

In unserem Fall sehe ich fast nur<br />

Vorteile. Man muss aber dazu<br />

sagen, dass „Unterricht zu Hause”,<br />

so wie er jetzt in vielen Ländern<br />

den Eltern aufgezwungen<br />

wird, nicht das Gleiche ist<br />

wie Homeschooling. Natürlich<br />

hat jeder seine eigene Methode,<br />

aber im Großen und Ganzen<br />

geht es nicht darum, Kinder nur<br />

zu unterrichten.<br />

Wir sehen uns eher als Wegbegleiter.<br />

Dieser Prozess hat<br />

sich aber über die Jahre entwickelt<br />

und verändert sich immer<br />

noch. Ich konnte ganz auf die<br />

Hochbegabung eingehen und<br />

auch viele Situationen vermeiden,<br />

welche von nicht Hochbegabten<br />

nur schwer nachzuvollziehen<br />

sind.<br />

Hochbegabten Kindern kann<br />

man die Chance geben, dass<br />

sie voll und ganz ungestört ihren<br />

Interessen nachgehen können,<br />

die oft weit entfernt von<br />

denen ihrer gleichaltrigen Klassenkameraden<br />

liegen. Die einzige<br />

Gefahr besteht in meinen Augen<br />

darin, dass es nicht funktioniert,<br />

wenn es nicht auf freiwilliger<br />

Basis passiert, so wie es<br />

jetzt aktuell in den meisten Familien<br />

der Fall ist.<br />

Unsere Kinder haben das<br />

Recht, jederzeit zurück zur<br />

Schule zu gehen, wenn sie dies<br />

möchten.<br />

Homeschooling besteht größtenteils<br />

aus Kommunikation<br />

und viel Vertrauen. Vertrauen<br />

in die Fähigkeiten der Kinder<br />

und deren Entscheidungen,<br />

was ihre eigene Person angeht.<br />

Denn Kinder, und vor allem<br />

hochbegabte Kinder, sind von<br />

Natur aus neugierig und wollen<br />

lernen.<br />

Schule<br />

geht auch<br />

zu Hause<br />

(nicht nur<br />

in Corona-<br />

Zeiten).<br />

Wie wählt man den Lernstoff<br />

aus? Wird er von der Schule oder<br />

dem Ministerium vorgegeben?<br />

Wir sollen uns an dem vorgegebenen<br />

Lernstoffplan des Ministeriums<br />

orientieren, welcher der<br />

gleiche ist wie der für die Schulen.<br />

Dort sind Kompetenzsockel<br />

angegeben, auf die man hinarbeiten<br />

sollte. Mittlerweile ist<br />

das freie Lernen jedoch erlaubt,<br />

wenn man ein gutes pädagogisches<br />

Konzept vorlegen kann.<br />

„Unsere Kinder haben das<br />

Recht, jederzeit zurück<br />

zur Schule zu gehen,<br />

wenn sie dies möchten.“<br />

Woher bekommt man die<br />

Materialien dafür? Oder<br />

darf/muss man sich das<br />

selbst zusammenstellen?<br />

Das hängt von der jeweiligen<br />

Bezirksinspektion ab. Aber die<br />

meisten stellen ihr Material<br />

selbst zusammen. Es gibt einige<br />

Übungsbücher, die von unseren<br />

Lehrergewerkschaften auf<br />

den Markt gebracht wurden, die<br />

sich am gängigen Schulstoff orientieren,<br />

das ist eine kleine Hilfestellung.<br />

Wie viel Zeitaufwand ist es<br />

für dich pro Tag etwa?<br />

Das Material für die Grundschule<br />

suche ich mir für jedes Jahr in<br />

den Sommerferien zusammen,<br />

so brauche ich nicht jeden Tag<br />

etwas Neues vorzubereiten. Das<br />

nimmt dann schon einen Monat<br />

in Anspruch. Meine Tochter bekommt<br />

den Schulstoff, den sie<br />

braucht, von der Fernschule.<br />

Wie planst du den Tag? Gibst du<br />

deinen Kindern klare Vorgaben,<br />

was sie durcharbeiten sollen,<br />

oder können sie wählen, was<br />

sie bearbeiten wollen?<br />

Für meinen Sohn, der in der dritten<br />

Klasse ist, habe ich jeden Tag<br />

eine Aufgabe in den jeweiligen<br />

Hauptfächern (bei uns Deutsch,<br />

Mathe und Französisch) vorbereitet.<br />

Meine Tochter hat ihre<br />

Fächer selbst ausgewählt, die<br />

sie über Fernstudium absolviert.<br />

Für den Rest des Tages können<br />

sie ihren Interessen nachgehen.<br />

Ob sie ihre Aufgaben morgens<br />

oder abends machen, ist ihnen<br />

überlassen. Hauptsache, sie haben<br />

Spaß daran.<br />

Wenn ich richtig verstanden<br />

habe, erklärst du deinen Kindern<br />

nichts wie eine Lehrerin, sondern<br />

lässt sie mit dem Material<br />

allein arbeiten. Wie übst du mit<br />

ihnen, mündliche Antworten zu<br />

geben und ihre Gedankengänge<br />

verbal auszudrücken?<br />

Erklären tue ich das erste Mal<br />

schon, meistens, indem ich sage,<br />

so habe ich es gelernt oder so<br />

wird es einem in der Schule beigebracht<br />

(zum Beispiel Mathe).<br />

Danach frage ich, ob sie es ver-<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 27

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